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Phys. Dirk Burghardt

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32 Kapitel 3. Verdrängung von Linienobjekten<br />

Da in der Praxis die vorgegebenen Werte f(t i ) oft Meßwerte und daher fehlerbehaftet sind, ist die<br />

Anwendung der Interpolationsforderung (3.1-1) nicht in jedem Falle sinnvoll. Vielmehr wird hier<br />

eine Extremalforderung mit Nebenbedingung angesetzt (in Form einer Lagrange-Funktion), so<br />

daß zum einen die Meßwerte und Interpolationspunkte nicht zwangsläufig zusammenfallen und<br />

andererseits die Glättungseigenschaften interpolierender Splines übernommen werden können.<br />

Diese approximierenden Splines ergeben sich nach Minimierung des Funktionals<br />

n∑<br />

[ ] s(ti ) − f(t i ) 2 ∫ b<br />

E = (1 − λ)<br />

+ λ [ s ′′ (t) ] 2 dt . (3.1-5)<br />

σ i a<br />

i=1<br />

Die Parameter σ i stellen die Standardabweichungen der Meßfehler dar, mit denen die Meßwerte<br />

f(t i ) behaftet sind. Der Glättungsparameter λ ɛ [0, 1] liefert im Spezialfall λ = 0 den kubischen<br />

Interpolations-Spline. Für größere λ erhält man eine glatte Näherungskurve und im Grenzfall<br />

λ = 1 ergibt sich die ausgleichende Gerade.<br />

Durch Konstruktion dieser Extremwertaufgabe mit Nebenbedingungen gelingt es demzufolge,<br />

die konkurrierenden Ziele, bestmögliche Approximation der Funktionswerte bei gleichzeitiger<br />

Gewährleistung eines glatten Splineverlaufs, miteinander zu verbinden. Dieser Gedanke wird im<br />

Snakes-Konzept aufgegriffen und für Anwendungen in der Bildverarbeitung fortgeführt.<br />

3.1.2 Energieminimierende Splines (Snakes)<br />

Bisher wurden Splines verwendet, um komplizierte Funktionsverläufe durch einfachere Funktionen<br />

auszudrücken oder vorgegebene Funktionswerte durch analytische Ausdrücke zu beschreiben.<br />

Zu allgemeineren Modellen führt die Anwendung energieminimierender Splines in der Bildverarbeitung;<br />

dort auch als Snakes bezeichnet. Dabei soll die Gestalt von Objekten aus Bildern<br />

extrahiert werden. Die Approximation bezieht sich damit nicht mehr auf vorgegebene Funktionswerte,<br />

sondern auf Objekte, deren Ausdehnung und Lage durch Hell-Dunkel-Unterschiede<br />

in Bildern beschrieben wird. Der Spline lagert sich dazu unter Erfüllung von Optimalitätskriterien<br />

der gesuchten Kontur an. Die wesentliche Eingangsinformation liefert hier die Bildintensität.<br />

Die erste fundamentale Arbeit stammt von Kass, Witkin und Terzopoulos (1987). In dieser<br />

wird die Zielfunktion der Gesamtenergie<br />

E ∗ snake =<br />

∫ 1<br />

0<br />

E snake ds =<br />

∫ 1<br />

0<br />

(E ext + E int ) ds (3.1-6)<br />

aus einem inneren und einem äußeren Anteil zusammengesetzt. Die interne Energie“<br />

(<br />

”<br />

E int = α(s) | v s (s) | 2 + β(s) | v ss (s) | 2) /2 (3.1-7)<br />

faßt die oben angeführten Forderungen an die Splinegestalt zusammen. Der erste Term steuert<br />

wieder die Dehnbarkeit in Längsrichtung (auch als Membranterm“ bezeichnet), der zweite beeinflußt<br />

die Krümmung bzw. Wölbung des Splines (vergleichbar den Biegeeigenschaften einer<br />

”<br />

” dünnen Metallplatte“). Die externe Energie“<br />

”<br />

E ext = −|grad I(x, y)| 2 (3.1-8)<br />

enthält die Information über die zu approximierenden Objekte in Form der Bildintensität I(x, y).<br />

Vielfach wird hier der Gradient der Bildintensität eingesetzt, da die Begrenzung eines Objektes<br />

durch große Hell-Dunkel-Unterschiede gekennzeichnet ist und so z.B. Kanten detektiert werden<br />

können.<br />

Schlußfolgernd ist anzumerken, daß es sich bei Snakes (dt. Schlangen) um verallgemeinerte<br />

Splines handelt, deren Name aus der Art und Weise resultiert, wie sich Splines während der<br />

Iteration den zu extrahierenden Objekten nähern.

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