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Phys. Dirk Burghardt

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14 Kapitel 2. Theoretische und praktische Grundlagen<br />

Anwendungszweck: Neben dem Maßstab bestimmen Thema und Zweck der Karte den Umfang<br />

der Generalisierung. Ist letzterer bekannt, müssen spezielle Bedingungen, die beim Kartenlesen<br />

mitbestimmend sind, berücksichtigt werden. Als Beispiel diene der Vergleich zwischen<br />

Straßenkarte und topographischer Karte. Beide geben die Landschaftsform in einem bestimmten<br />

Gebiet wieder. Da die Straßenkarte auf Fernwirkung abgestimmt ist, müssen wesentlich größere<br />

Signaturen als in der topographischen Karte verwendet werden. Andererseits können Informationen,<br />

die der Nutzer von Straßenkarten nicht benötigt, entfallen.<br />

Die Verwendung geeigneter Signaturen wird durch den Zeichenschlüssel festgelegt. Neben diesem<br />

ist auch die Farbwahl für den Grad der Generalisierung entscheidend. Blasse Farben verlangen<br />

kräftigere Linien und nicht zu kleine Farbflächen, wodurch wiederum die Signaturgröße beeinflußt<br />

wird.<br />

Wiedergabemedium: Nicht unerheblich für die Generalisierung ist die Wahl des Wiedergabemediums.<br />

So findet neben den vielfältigen Anwendungen der traditionellen Papierkarten (Wanderkarte,<br />

Straßenkarte, topographische Karte etc.) die Ausgabe am Bildschirm immer stärkere<br />

Verbreitung (Auskunftssysteme, Fahrzeugnavigation, GIS etc.). Ein Vergleich beider Medien<br />

zeigt einen deutlich höheren Generalisierungsbedarf für Bildschirmausgaben. Das liegt zum einen<br />

an der ca. zehnfach geringeren Auflösung der Graphikbildschirme gegenüber Plottern (Lutterbach,<br />

1997). Zum anderen ist die verfügbare Darstellungsfläche bei Bildschirmanwendungen<br />

wesentlich kleiner. Kompensiert werden diese Nachteile durch zusätzliche Funktionalitäten, wie<br />

Zoommöglichkeiten, Auswahl darzustellender Objekte und Informationen, Animationen etc. -<br />

Damit wird eine spezialisierte, sich stärker an den Nutzeranforderungen orientierende Darstellung<br />

möglich.<br />

2.1.2 Qualität der Kartendarstellung<br />

Die Bewertung kartographischer Darstellungen kann aus unterschiedlicher Blickrichtung vorgenommen<br />

werden. Einige Ansätze nach Wallmüller (1990) und Ehrliholzer (1995) werden<br />

im folgenden kurz skizziert. Eine erste Möglichkeit ist, die Qualität einer Karte nach dem Grad<br />

befriedigter Nutzeranforderungen festzulegen ( ”<br />

fitness for use“-Ansatz). Dabei müssen sowohl<br />

die unterschiedlichen Vorkenntnisse der Nutzer als auch die verschiedenen Anwendungszwecke<br />

berücksichtigt werden. Dieser Ansatz entspricht der Qualitätsdefinition des Deutschen Instituts<br />

für Normierung (DIN 55350, Teil 11). Darin heißt es :<br />

Qualität ist die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produkts oder einer Tätigkeit,<br />

die sich auf deren Eignung zur Erfüllung gegebener Erfordernisse<br />

”<br />

bezieht.“<br />

Für die Prüfung der Kartenqualität ist diese Definition zu allgemein. Konkreter wird hier der produktbezogene<br />

Ansatz, welcher eine Bewertung mit Hilfe von meßbaren Größen verlangt. Danach<br />

bestimmt sich die Güte einer Karte, durch die Einhaltung vorgegebener Fehlergrenzen. Dieser<br />

Ansatz erlaubt, eine Rangordnung von verschiedenen Produkten gleicher Kategorie anzugeben.<br />

Im Gegensatz dazu glauben die Vertreter des Erfahrungsansatzes, daß kartographisches Wissen<br />

nicht vollständig zu formalisieren ist und deshalb eine Bewertung durch Experten unerläßlich<br />

bleibt. Der Begriff der Qualität kann ihrer Meinung nach genauso wenig implizit definiert werden<br />

wie jener der ”<br />

Schönheit“.<br />

Mit dem Kosten-Nutzen-Ansatz wird schließlich die Qualität ins Verhältnis zum Zeitaufwand der<br />

Kartenherstellung gesetzt. Indirekt ist somit die Aktualität von Karten als weiterer Qualitätsparameter<br />

zu berücksichtigen. Die genannten Ansätze sind bezeichnend für die Vielfältigkeit der<br />

qualitativen Bewertung von Karten. Deshalb wird als Systematisierung versucht, die Prozesse der<br />

Kartengestaltung und -interpretation nach Abstraktionsgrad und Komplexität (low-level/highlevel)<br />

zu unterteilen (siehe Abbildung 2.1-1).

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