Phys. Dirk Burghardt
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13<br />
2 Theoretische und praktische Grundlagen<br />
2.1 Grundlagen der Generalisierung<br />
2.1.1 Begriffsbildung<br />
Der Begriff Generalisierung ist vom lateinischen Wort ”<br />
generalis“ = allgemein abgeleitet und<br />
kann für kartographische Anwendungen etwa folgendermaßen definiert werden :<br />
Generalisierung umfaßt die Verallgemeinerungen und Abstraktionen bei der Erfassung der Umwelt<br />
im Modell bzw. ihrer kartographischen Darstellung als Funktion von Maßstab und Anwendungszweck<br />
mit dem Ziel einer optimalen Wiedergabe von Geometrie, Topologie und Semantik.<br />
Damit beinhaltet die Definition sowohl Generalisierungsschritte während der Objekterfassung<br />
und Modellierung als auch die kartographische Generalisierung (siehe 2.1.3). Bei der Interpretation<br />
interessieren vor allem die geometrischen und inhaltlichen Eigenschaften der Objekte (2.2.1).<br />
Diese werden nicht vollständig modelliert und in der Karte wiedergegeben, da für den Erkenntnisgewinn<br />
nur eine begrenzte Auswahl an Informationen hilfreich ist. Der Grad der Abstraktion<br />
wird entscheidend durch die Anwendung beeinflußt.<br />
Umgesetzt wird die Generalisierung durch verschiedene Elementarvorgänge (Vereinfachen, Zusammenfassen,<br />
Auswählen, Verdrängen etc.; siehe 2.1.4), wobei einerseits unwichtige Details<br />
weggelassen werden, aber auch Wesentliches zu betonen ist. Die Entscheidung, was Details sind,<br />
wird für verschiedene Maßstäbe unterschiedlich ausfallen.<br />
Maßstab: Der Kartenmaßstab gibt das lineare Verkleinerungsverhältnis zwischen realer Welt<br />
und Karte an. Er wird als Längenmaßstab M durch den Quotienten aus Kartenlänge l und<br />
tatsächlicher Länge L festgelegt :<br />
M = l/L . (2.1-1)<br />
Vielfach wird auch an Stelle des Maßstabes der reziproke Wert, die Maßstabszahl m = 1/M<br />
verwendet. Für das Verhältnis der Flächen zwischen realer Welt F und Fläche in der Karte f<br />
ergibt sich analog folgende Beziehung :<br />
m 2 = F/f . (2.1-2)<br />
Die Bedeutung für die Generalisierung wird besonders deutlich, wenn man sich den Platzbedarf<br />
in verschiedenen Maßstäben veranschaulicht. So steht z.B. bei einer Maßstabsverkleinerung um<br />
die Hälfte nur ein Viertel der Fläche zur Verfügung :<br />
m 1 /m 2 =<br />
(<br />
√f 2 /f 1 m 1 = 1 2 m 2 −→ f 2 = 1 )<br />
4 f 1<br />
. (2.1-3)<br />
Quantitative Untersuchungen in topographischen Karten zur Abhängigkeit des Generalisierungsgrades<br />
von der Maßstabszahl wurden u.a. von Töpfer (1979) durchgeführt. Dabei zeigte sich für<br />
verschiedene Generalisierungsmaßnahmen die Abhängigkeit von der Wurzel aus der Maßstabszahl<br />
(sog. Wurzelgesetz). Eine mögliche Anwendung bezieht sich auf die Anzahl n 2 der Objekte,<br />
die im Folgemaßstab darzustellen sind, wenn im Ausgangsmaßstab n 1 Objekte vorliegen :<br />
√<br />
n 2 = n 1 · m 1 /m 2 (Auswahlregel). (2.1-4)