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Agrarraum der Erde

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

<strong>Agrarraum</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong><br />

Von Landfläche <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> wird ca. 1/3 landwirtschaftlich genutzt<br />

Davon 1/3 Acker- und Dauerkulturland und 2/3 extensiv genutztes Weideland<br />

Um zukünftige steigende Bevölkerung zu versorgen müssen neue Anbauflächen<br />

erschlossen werden (ohne ökologische Schäden nur in begrenztem Umfang möglich)<br />

und vor allem Produktivität <strong>der</strong> bestehenden Fel<strong>der</strong> erhöht werden (insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch verbesserte Bewässerung).<br />

Nach Sick hierarchische Unterscheidung zwischen Agrarbetrieben, Agrargebieten,<br />

Agrarregionen und dem <strong>Agrarraum</strong> <strong>Erde</strong><br />

Je nach Fragestellung gibt’s an<strong>der</strong>e Einflussfaktoren des <strong>Agrarraum</strong>es (nach<br />

Arnold)<br />

• Naturfaktoren (Gunst- /Ungunsträume, Tragfähigkeit,...)<br />

• Wirtschaftliche Faktoren<br />

• Individuelle und soziale Faktoren (Persönlichkeit des Betriebsleiters)<br />

• Politische Faktoren (staatl. Agrarpolitik)<br />

Strukturmerkmale des <strong>Agrarraum</strong>es<br />

Subsistenzbetriebe: weniger als 25% wird vermarktet<br />

• findet sich heute nur noch in entlegenen Gebirgsgebieten, Regenwald und<br />

Trockenräume<br />

• meist wegen Abgeschiedenheit vom nächsten Markt<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• In Lateinamerika ca. 40%<br />

• Beschränkt sich auf Anbau weniger Grundnahrungsmittel<br />

• Vorteile: keine Markt- und Preisabhängigkeit, Sicherung <strong>der</strong><br />

Existenzgrundlage, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> sozialen Stabilität, da keine Konkurrenz<br />

• Nachteile: einseitige Ernährung, Abhängigkeit von den örtlichen<br />

Naturgrundlagen<br />

Übergangsbetriebe: zwischen 25% und 50% wird vermarktet<br />

Marktorientierte Betrieben: mehr als 50% wird vermarktet<br />

Intensive LWS: hoher Aufwand von Arbeit, Dünger und an<strong>der</strong>en Bemühungen um<br />

eine Verbesserung <strong>der</strong> Bodennutzung (Kapitalintensität und Arbeitsintensität)<br />

Extensive LWS: geringer Arbeits- und Kapitalaufwand, aus ökonomischen o<strong>der</strong><br />

naturgegebenen Gründen sind keine ertragssteigernden Maßnahmen möglich o<strong>der</strong><br />

sinnvoll<br />

Produktivität: relatives Maß für den wirtschaftlichen Erfolg eines Agrarbetriebes<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

Zeitlicher Kulturartenwechsel<br />

1. Fruchtfolgen<br />

• Wegen Nährstoffansprüchen <strong>der</strong> Pflanzen<br />

• Reis, Mais, Baumwolle und Zuckerrohr sind selbstverträglich<br />

• Alle an<strong>der</strong>en Pflanzen müssen aber eine best. Fruchtfolge einhalten um<br />

möglichst hohe Erträge zu ernten<br />

• Dünger ersetzt teilweise den Fruchtwechsel (Prinzip des Düngerausgleichs)<br />

• Um Stallmist als Dünger zu gewährleisten ist Verbundbetrieb sinnvoll<br />

Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft<br />

• Drei Fel<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Anbau rotiert (z.B. Blattfrucht, Getreide, Hackfrüchte)<br />

Fruchtwechselwirtschaft<br />

• Z.B. Blattfrucht-Getreide-Blattfrucht-Getreide<br />

Feldgraswirtschaft<br />

• Wenn Feldgrasanbau in Fruchtfolge eingeschlossen wird<br />

2. Flächenwechselsysteme (Shifting cultivation)<br />

• Wan<strong>der</strong>feldbau (Anbauflächen und Siedlungen wan<strong>der</strong>n)<br />

• Landwechselwirtschaft (nur Anbaufläche wan<strong>der</strong>t)<br />

Kollektivwirtschaft<br />

• Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) in ehem. DDR<br />

• Kolchosen, Sowchosen in SU<br />

Haupterwerbsbetrieb: Haupteinkommen aus Betrieb<br />

• Unterglie<strong>der</strong>ung in Vollerwerbsbetriebe: Inhaberfamilie lebt von <strong>der</strong> LWS<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• Und Zuerwerbsbetriebe: Familienangehörige verdienen außerhalb <strong>der</strong> LWS<br />

hinzu<br />

Nebenerwerbsbetrieb: Haupteinkommen außerhalb <strong>der</strong> LWS<br />

Weitere soziale Strukturen<br />

Eigentumsordnung<br />

Privates Eigentum: Eigentümer verfügt frei über Boden (kann nutzen,<br />

verpachten, vererben,...)<br />

Gemeinschaftseigentum: Einzelner kann nicht frei über Boden verfügen,<br />

son<strong>der</strong>n erhält Nutzungsrechte o<strong>der</strong> Bewirtschaftung erfolgt durch Gruppe<br />

(Nomadismus)<br />

Zweige <strong>der</strong> Agrarwirtschaft<br />

Jagd und Sammelwirtschaft<br />

• Älteste und primitivste Art <strong>der</strong> Bodennutzung<br />

• Keine kultivierenden Maßnahmen<br />

• Ganz vom Naturangebot abhängig<br />

• Hoher Flächenbedarf<br />

• Geringe Bevölkerungsdichte<br />

Kultivierende Bodennutzung<br />

• Planmäßig organisiert<br />

• Flächenhaft reproduzieren<strong>der</strong> Anbau<br />

• Weniger Abhängigkeit vom Naturangebot<br />

• Sesshafte Lebensweise<br />

Grünlandwirtschaft<br />

• Weide- und Wiesenflächen zur Futtergewinnung<br />

Viehwirtschaft<br />

• Kann mit allen an<strong>der</strong>en Zweigen verbunden sein (z.B. Grünlandwirtschaft,<br />

Futterbauwirtschaft)<br />

• Reicht von extensiver Wan<strong>der</strong>viehhaltung bis zu Stallhaltung mit<br />

Futterveredlung<br />

Baum- und Strauchkulturen<br />

• Obstanlagen, Ölbaumpflanzungen, Kaffe, Kakao<br />

• Häufig spezialisierte Betriebe<br />

Waldwirtschaft<br />

• Ergänzen<strong>der</strong> Betriebszweig, auch von agrargeographischem Belang<br />

Methoden <strong>der</strong> Lan<strong>der</strong>schließung<br />

1. Rohdung<br />

• Entwe<strong>der</strong> mit mo<strong>der</strong>nen Maschinen o<strong>der</strong> als Brandrohdung<br />

• Vor Regenzeit anritzen <strong>der</strong> Bäume und abbrennen<br />

• Asche wird durch Regen dann als Dünger genutzt<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• Oft mit shifting cultivation verbunden<br />

• Gewonnene Fruchtbarkeit währt nur wenige Jahre<br />

• Danach Sekundärvegetation<br />

• Wenn Brachezeiten eingehalten werden, dann ökologisch vertretbar (dies<br />

allerdings nur möglich bei geringer Bevölkerungsdichte)<br />

2. Kultivierung von Grasland in Steppen<br />

• Humusschicht und Bodenfaune werden geschädigt durch Brände, die<br />

ebenfalls am Ende <strong>der</strong> Trockenzeit gelegt werden, um Neuausschlagen <strong>der</strong><br />

Gräser in Regenzeit zu beschleunigen<br />

3. Moorkultivierung<br />

4. Bewässerung<br />

5. Landgewinnung an Küsten<br />

Anbaugrenzen<br />

Jede Pflanze hat individuelle Standortanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Biologische Grenze:<br />

Absolute Anbaugrenze, die unverän<strong>der</strong>lich ist, wenn sich nicht das Standortangebot<br />

(Klimaän<strong>der</strong>ung, Bewässerung) o<strong>der</strong> die genetischen Eigenschaften <strong>der</strong> Pflanze<br />

(durch Züchtung) verän<strong>der</strong>t<br />

Rentabilitätsgrenze:<br />

• relative Grenze, Funktion aus Aufwand und Ertrag<br />

• Sie kann Richtung biologische Grenze wan<strong>der</strong>n wenn sich Aufwand verringern<br />

lässt (z.B. die Agrartechnologie) verbessert<br />

• sie zieht sich zurück, wenn <strong>der</strong> Aufwand steigt (z.B. Lohnerhöhung)<br />

• ebenso Beeinflussung durch steigende/fallende Preise o<strong>der</strong> staatliche<br />

Subventionen für best. Produkt<br />

Effektive Grenze:<br />

• Tatsächliches Anbaugebiet<br />

• Abstand zu Rentabilitätsgrenze ist abhängig von Einkommenserwartung des<br />

Bauern (wenn hohes Einkommen erwartet wird, dann großer Abstand zwischen<br />

den Grenzen)<br />

Klimabedingte Grenzen haben folgende Merkmale<br />

• Abnehmende Zahl von Kulturpflanzen und Nutztieren und dementsprechend eine<br />

reduzierte Zahl an Betriebszweigen<br />

• Abnehmende Flächenerträge<br />

• Zunehmendes Ernterisiko (Ertragsschwankungen)<br />

• Je nach Pflanze verschieden<br />

Trockengrenze<br />

• Grenzen unzureichen<strong>der</strong> natürlicher Feuchtigkeit<br />

• Treten in allen Klimazonen auf, abhängig von gesamt-NS und NS-Verteilung<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• Je nach Pflanze verschieden<br />

• In Afrika durch dry-farming Erweiterung (Anbau auf Regenverdacht) möglich<br />

Naßgrenze<br />

Polargrenzen<br />

• Wärmemangelgrenzen<br />

• Kriterien sind Luft- und Bodentemperatur<br />

Höhengrenzen<br />

• Primär auch Wärmemangelgrenze<br />

• Beeinflusst auch durch NS-Angebot und Einstrahlung<br />

• Kleinräumig auch modifiziert durch Geologie, Hangneigung, Exposition zur Sonne<br />

und Hauptwindrichtung<br />

• Zusätzliche Risikofaktoren in Hochgebirgen sind erhöhte Erosionsgefahr,<br />

Hangrutschungen<br />

• Mit zunehmen<strong>der</strong> Hangneigung wächst <strong>der</strong> Aufwand (mehr Energie) und sinkt <strong>der</strong><br />

Ertrag<br />

• Terrassenanbau verbessert Bedingungen, aber extrem aufwendig<br />

• Höchste Anbauflächen liegen in Bolivien und Tibet<br />

Expansions- und Kontraktionsphasen des Ackerbaus<br />

Seit Neolithikum zwar ständige Ausweitung <strong>der</strong> Ackerbauflächen, bei genauerer<br />

Betrachtung aber zeitweise Stagnation und Regression<br />

Dies ist abhängig von:<br />

• Demographischen Faktoren (Bevölkerungswachstum)<br />

• Ökonomische Faktoren (je nach Marktbedingungen)<br />

• Politische und soziale Faktoren (Landesgrenzen)<br />

• Ökologische Faktoren (Klimaschwankungen, Dürren und anthropogene<br />

Umweltschäden)<br />

Klassifizierung <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

Abgrenzung unterschiedlicher landwirtschaftlicher Betriebssysteme aufgrund <strong>der</strong><br />

einzelnen Produktionsmerkmale und ihrer Kombination<br />

In D gibt es folgende Klassifizierung:<br />

Betriebsbereich (Landwirtschaft, Gartenwirtschaft, Forstwirtschaft),<br />

Betriebsart (Spezial- o<strong>der</strong> Verbundbetriebe),<br />

• Spezialbetrieb, wenn eine Produktionsrichtung 75% o<strong>der</strong> mehr ausmacht<br />

• Verbundbetrieb, wenn zwischen 50% und 75%<br />

• Erreicht keine Produktionsrichtung 50%, dann Gemischtbetrieb<br />

Betriebstyp (Intensivfrucht- Extensivfrucht- Milchviehbetriebe,<br />

Rin<strong>der</strong>mastbetriebe…) und<br />

Betriebsform<br />

• Marktfruchtbetriebe: z.B. Intensivfruchtbetriebe,<br />

Marktfruchtveredelungsbetriebe<br />

• Futterbaubetriebe: z.B. Milchvieh- o<strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>mastbetriebe<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• Veredelungsbetriebe: z.B. Schweine- o<strong>der</strong> Geflügelbetriebe<br />

• Dauerkulturbetriebe: z.B. Obst-, Wein- o<strong>der</strong> Hopfenbaubetriebe, Dauerkultur-<br />

Marktfruchtbetriebe<br />

• Landwirtschaftliche Gemischtbetriebe: Abgrenzung nach Schwellenwerten<br />

des jeweiligen Standartdeckungsbeitrages des Betriebes (d.h. Bruttoleistung<br />

<strong>der</strong> Betriebszweige abzüglich variabler Spezialkosten)<br />

Thünens Standorts- und Intensitätsgesetze (1826)<br />

Wichtigste ökonomische Gesetzmäßigkeiten für die räumliche Ordnung <strong>der</strong> LWS<br />

Bedingungen<br />

• Existenz eines isolierten Staates, <strong>der</strong> keinerlei Verbinmdung zur übrigen Welt hat<br />

• Beherrschen dieses Staates durch eube einzuge Stadt, die <strong>der</strong> Landwirtschaft als<br />

Versorgungszentrum dient<br />

• Absolute Homogenität (gleichheit) des Staates bezüglich Naturpotential (keine<br />

Kostenvor-+nachteiledurch Klima und Boden)<br />

• Transortkosten proportional zur Entfernung des Produktionsstandorts vom<br />

Absatzort und zum gewicht des Produkts<br />

• Alle Bauern streben Gewinnmaximierung an und richten Erzeugnisse auf<br />

Bedürfnisse des Absatzmarktes aus<br />

Folgt:<br />

• Unterschiedliche Erzeugerpreise für gleiches Produkt durch unterschiedliche<br />

Entfernungen <strong>der</strong> Betriebe zum Markt (unterschiedliche Transportkosten)<br />

• Erzeugerpreis errechnet sich aus Marktpreis, <strong>der</strong> für alle Produzenten gleich ist<br />

und den Transportkosten.<br />

• Der Gewinn (Grundrente) des Betriebes errechnet sich, wenn man vom<br />

Marktpreis die variablen Transportkosten und die Produktionskosten abzieht.<br />

Die beim Anbau einer Frucht erzielte Rente errechnet sich so:<br />

R = E (p-a) – E * f * k<br />

• Unter <strong>der</strong> Annahme, dass E, p, a und f konstant sind ist R ausschließlich eine<br />

Funktion <strong>der</strong> Marktentfernung k<br />

• Mit zunehmenden Transportkosten sinkt die Rente, bei A ist sie gleich Null<br />

• Im internationalen Handel wirken Einfuhrzölle, Importabgaben, usw. als<br />

Transportkosten<br />

• Wenn mehrere Produkte angebaut werden, dann<br />

• Sollten in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Stadt Produkte angebaut werden, die leicht Ver<strong>der</strong>ben<br />

und die ein schweres gewicht haben, weil mit zunahmen <strong>der</strong> Entfernung ein<br />

Transportkostennachteil entstehen würde und sie in einiger Entfernung gar nicht<br />

mehr rentabel wären<br />

• Produkte, die im Verhältnis zu ihrem Wert geringe Transportkosten verursachen,<br />

sollten in größerer Entfernung zum Markt angebaut werden<br />

• Außerdem sollte mit zunehmen<strong>der</strong> Marktnähe eine Intensitätssteigerung<br />

(Arbeitsintensität und Kapitalintensität aber =/= Produktivität) also Steigerung des<br />

Arbeits- o<strong>der</strong> Kapitalaufwandes stattfinden. Mit einem ha gleichwertigen Boden<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

kann man so in Marktnähe mehr erwirtschaften als auf einem ha in entfernter<br />

Lage<br />

Ringschema <strong>der</strong> Thünenschen Kreise<br />

Heutige Bedeutung <strong>der</strong> Theorie<br />

• Neben <strong>der</strong> naturräumlichen Differenzierung und <strong>der</strong> Nichtexistenz eines<br />

<strong>der</strong>artigen Staates gibt es heutzutage viele technische und ökonomische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen<br />

• Unbebaute Landreserven sind meist aufgezehrt, aufgrund des<br />

Bevölkerungswachstums<br />

• Verkehrswesen (schnellere Transportmittel, Kühltechnik)<br />

• An<strong>der</strong>e Grenzen (Trockengrenze,etc…) anstatt Transportkostengrenze<br />

• Stadtwald (siehe Ringschema) hat heute Naherholungsfunktion, Holz wird von<br />

weiter her transportiert<br />

Aber: Prinzipielle Gültigkeit bleibt unumstritten<br />

Formen <strong>der</strong> Fernweidewirtschaft<br />

Nomadismus<br />

• Wan<strong>der</strong>viehwirtschaft in Trockengebieten (nur in <strong>der</strong> alten Welt)<br />

• Enge Anpassung an die Naturgrundlagen<br />

• Wan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozialgruppe mit Herden über z.T 100e Km entfernte<br />

Weidegründe, <strong>der</strong>en Tragfähigkeit mit dem NS- und Temperaturgang<br />

jahreszeitlich wechselt<br />

• Keine Vorratshaltung, deswegen Wan<strong>der</strong>ung notwenig um genügend Futter zu<br />

haben<br />

• Produktionsziel: primär Selbstversorgung<br />

Vollnomadismus<br />

• Wan<strong>der</strong>ung mit gesamten Hab und Gut (Herden + Sozialgruppe)<br />

• Heute relativ selten<br />

Halbnomadismus<br />

• Neben Wan<strong>der</strong>ung auch Ackerbau mit fester Behausung, die zumindest<br />

zeitweise von <strong>der</strong> Sozialgruppe bewohnt wird<br />

Heute: Prozess <strong>der</strong> Auflösung des Nomadentums (Viele werden seßhaft) weil:<br />

• Umwandlung <strong>der</strong> besten Weiden in Ackerland<br />

• Überweidung<br />

• Gezwungenes Sesshaftmachen<br />

• Strikte Staatsgrenzen, die die Fernwan<strong>der</strong>ung einschränkt<br />

• Preisrückgang für Kamele und Pferde<br />

• ...<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungen angestrebt<br />

• Anpassung des Viehbestandes<br />

• Produktionssteigerung<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• Verringerung des Produktionsrisikos<br />

Transhumanz<br />

• Subtropische Gebiete (z.B. Mittelmeerlän<strong>der</strong>, wo jahreszeitliche Trockenheit die<br />

stationäre Weide- und wiesennutzung verhin<strong>der</strong>t<br />

• Herdenbesitzer bleiben sesshaft und betreiben Ackerbau<br />

• Futter reicht aber nicht aus, deswegen auch Wan<strong>der</strong>ung (nur) <strong>der</strong> Hirten mit den<br />

Herden zwischen zwei o<strong>der</strong> mehreren Weidegebieten<br />

• Heimsiedlungen meist im Tiefland (normale Transhumanz) manchmal im<br />

Hochland (inverse Transhumanz) und auf Übergangsweiden (komplexe<br />

Transhumanz)<br />

• Selten Einstallung<br />

Almwirtschaft<br />

• Im Winter Einstallung <strong>der</strong> Herde in Dauersiedlungen<br />

• Höhenweiden werden von Frühling bis Herbst besucht und sind im Besitz <strong>der</strong><br />

Hirten<br />

• Auf Almen gibt es ortsfeste Siedlungen für die hirten<br />

Agrarregionen <strong>der</strong> <strong>Erde</strong><br />

Schwierig zu glie<strong>der</strong>n<br />

Bspl. USA: ist geglie<strong>der</strong>t in eine Nord-Süd-Abfolge <strong>der</strong> Agrarregionen des general<br />

farming (gemischte LWS), hay and dairy belt (Milchwirtschaftsgürtel), corn belt<br />

(Maisgürtel), cotton belt (Baumwollgürtel) => Dies ist sehr vereinfacht. In<br />

Wirklichkeit noch weiter unterglie<strong>der</strong>t<br />

Agrargeographische Entwicklung und ökologische Probleme <strong>der</strong><br />

Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

Fast alle Entwicklungslän<strong>der</strong> liegen in den Tropen<br />

Daher lässt sich auf Zusammenhang zwischen „Entwicklungsstand“ und Naturraum<br />

schließen<br />

Tropen sind ökologisch benachteiligt<br />

• Naturgefahren (Wirbelstürme, Sturmfluten, Überschwemmungen, Dürren,<br />

Insektenschwärme,...)<br />

• Mensch destabilisiert das eigentlich stabile Ökosystem durch seine Eingriffe,<br />

deshalb verheerende Auswirkungen <strong>der</strong> Katastrophen<br />

• Anthropogen verursachte Probleme: Bodenerschöpfung, Brandrohdung,<br />

Desertifikation,...<br />

• Tropische Feuchtwäl<strong>der</strong> gehen jährlich um 1,2% zurück. Heute nur noch 58%<br />

<strong>der</strong> Klimaxfläche<br />

• Anbaufläche für Eigenbedarf sollte nicht durch Anbau von Cash-Crops<br />

eingeschränkt werden<br />

• Forstwirtschaft in EL kaum entwickelt: selektive Entnahme von Nutzhölzern<br />

ohne Pflegemaßnahmen<br />

• Holzentnahme als Brennstoff in großem Umfang um Städte und Industrie zu<br />

versorgen. Alternative Energien fehlen häufig.<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• Kolonisation im östlichen Bolivien z.T. erfolgreich. Zwar traten nach Rohdung<br />

ökologische Störungen und infrastrukturelle Schwierigkeiten auf und<br />

Überbevölkerung des Hochlandes konnte nicht wirklich abgebaut werden,<br />

dennoch konnten einige Menschen einen höheren Lebensstandard als im<br />

Hochland erzielen<br />

Agrarreformen<br />

Komplex agrarpolitischer und agrarrechtlicher Maßnahmen, <strong>der</strong>en Ziel die För<strong>der</strong>ung<br />

des Wohlstandes <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Bevölkerung und die Ertragssteigerung <strong>der</strong><br />

LWS ist.<br />

Beachtet werden also soziale und wirtschaftliche Merkmale<br />

Zu erreichen durch Bodenbesitzreformen<br />

• Enteignung von Großgrundbesitzern (aber nur soweit, dass sie trotzdem noch<br />

existenzfähig bleiben und Binnen- und Weltmarkt versorgen können)<br />

Bewirtschaftungsreform<br />

Ausbildung und Beratung<br />

Desertifikation<br />

• Schädoigung o<strong>der</strong> Zerstörung des ökologischen Potentials in<br />

Wüstenrandzonen<br />

• Verstärkt den natürlichen, durch Klimawandel, Prozess <strong>der</strong> Desertion<br />

• Gründe:<br />

o Überweidung<br />

o Absenkung es Grundwasserspiegels durch Brunnen<br />

o Weidebrände und Abholzung zur Brennstoffgewinnung zerstörten<br />

Baum- und Strauchbestände<br />

o Vordringen des Ackerbaus schränkt Weideflächen ein<br />

• Folgen:<br />

o Gelichtete, degradierte und in ihrer Regenerationsfähigkeit vermin<strong>der</strong>te<br />

Vegetation<br />

o Dies för<strong>der</strong>t Erosion, Deflation, Dünenbildung<br />

o Erhöhte Verdunstung verstärkt die schon vorhandene Dürregefahr<br />

o Versalzung nimmt zu, da Grundwasserspiegel abgesenkt und<br />

Bodendurchspülung fehlt<br />

Oasen<br />

Hoher Grundwasserstand, Quellaustritte o<strong>der</strong> Wasser eines Fremdlingflusses<br />

Unterscheidung:<br />

• Flussoase,<br />

• Oase mit Grundwasseraustritt am Fuße eines Gebirges,<br />

• Quelloase (häufig mit artesisch gespanntem Grndwasserkörper)<br />

• Grundwasseroase (Pflanzen erreichen Grundwasser mit Wurzeln)<br />

• Oase mit tief liegendem fossilem o<strong>der</strong> regenerierbaren Wasser<br />

• Traditionelle Oasen leben von halbnomadischer Weisewirtschaft in <strong>der</strong><br />

angrenzenden Wüste und vom Karavanenhandel<br />

• Traditioneller Stockwerkbau sorgt für schattenspendende und die Verdunstung<br />

reduzierende Verhältnisse: Getreide/ Klee/ Gemüse unter Obststräuchern und<br />

diese unter Dattelpalmen)<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• Dieser wird aber in neuen Oasen durch unbeschattete Pflanzen mit höherer<br />

Photosyntheserate und leichter Maschinenbearbeitbarkeit ersetzt<br />

• Typische Kulturpflanzen sind Dattelpalmen, Öl- und Obstbäume, Getreide,<br />

Knollenpflanzen und Gemüse<br />

• Stockwerkkultur ist weniger Ausdruck von Intensität des Anbaus, son<strong>der</strong>n von<br />

Besitzverhältnissen: Begünstigtes oberes Stockwerk ist für Besitzer reserviert,<br />

Unterkulturen sind für Pächter und Tagelöhner<br />

• Auf marktorientierten High-Tech-Oasen ist großflächiger Anbau von<br />

Futterpflanzen für benachbarte Schafhaltung o<strong>der</strong> Getreidebau typisch<br />

Wald- und Forstwirtschaftsgeographie<br />

• Keine eigenständige Forschungsrichtung innerhalb <strong>der</strong> Geographie<br />

• Lediglich Berührung bei zahlreichen Forschungen<br />

Grüne Revolution<br />

• Anwendung neuer landwirtschaftlicher Anbaumethoden zur Steigerung <strong>der</strong><br />

Agrarproduktion in Entwicklungslän<strong>der</strong>n ab Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre<br />

• Neue hochertragssorten von Weizen, Mais, Reis, die deutlcih höhere Erträge<br />

lieferten, wurden eingeführt<br />

• Für sie war aber ein erhöhter Bedarf an Wasser, Energie, Düngemittel,<br />

Pflanzenschutzmittel notwendig und dies war mit fortschreiten<strong>der</strong><br />

Mechanisierung verbunden<br />

• Zwar konnte eine Verbesserung <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion erzielt werden,<br />

jedoch kam es aber auch zu einer Verschärfung sozioökonomischer<br />

Disparitäten und zu einer weiteren Verarmung <strong>der</strong> Landbevölkerung<br />

• Nur die reichen Großgrundbesitzer konnten sich nämlich die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Investitionen leisten<br />

• Die relative Rückständigkeit <strong>der</strong> Kleinbauern nahm dadurch noch zu<br />

• Ausserdem kam es durch den intensiven Einsatz von Düngemitteln und<br />

Pestiziden zu Umweltverschmutzungen<br />

Entwicklung <strong>der</strong> LWS vor dem zweiten Weltkrieg<br />

Nach franz. Revolution kam es mit <strong>der</strong> Industrialisierung zu neuen Erfindungen in <strong>der</strong><br />

Agrarwirtschaft:<br />

• Kunstdünger<br />

• Bauernbefreiung (Bauern verloren meist ihr Land an Großgrundbesitze)<br />

• Allmendeteilungen (gemeinschaftlich genutztes Land privatisiert)<br />

• Abwan<strong>der</strong>ung in Industriezentren<br />

• Durch Eisenbahn verstärkte Marktorientierung<br />

• Erste Konservenfabriken<br />

Verän<strong>der</strong>ung des Bildes <strong>der</strong> Agrarlandschaft<br />

Mehr Wohlstand in ländlichen Gebieten<br />

Strukturverän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> LWS in <strong>der</strong> BRD / DDR nach 1945<br />

o Landwirtschaftliche Betriebe nahmen stark ab (um ca. 77%)<br />

o Tendenz zu weniger aber dafür größeren Betrieben<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

o Nach 2. WK kam es zu starker Mechanisierung und Einsparung an Arbeitskräften<br />

(Übergang von arbeitsintensiver zu kapitalintensiver LWS)<br />

o Verringerung <strong>der</strong> landwirtschaftlich genutzten Fläche durch Versiegelung<br />

o Verän<strong>der</strong>tes Ernährungsverhalten hat Auswirkungen auf Betriebe: Nachfrage<br />

nach Rindfleisch ging wegen BSE zurück, gesundheitsbewusste Ernährung<br />

för<strong>der</strong>t Obst und Gemüse<br />

o Leichte Zunahme des Ackerlandes<br />

o Rückgang des Dauergrünlandes<br />

o Beachtenswerte Zunahme <strong>der</strong> Dauerkulturen<br />

o Rin<strong>der</strong>haltung: Zwar Bestandsabbau, aber Leistungssteigerung <strong>der</strong> Milchkühe<br />

gleicht dies aus<br />

o Schweinehaltung: bis 80er Jahre stark zugenommen, seither stabil<br />

o Pferdehaltung: Pferd als Transportmittel nicht mehr nötig (nur noch für Sport),<br />

daher starker Rückgang<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

Oasen<br />

Hoher Grundwasserstand, Quellaustritte o<strong>der</strong> Wasser eines Fremdlingflusses<br />

Unterscheidung:<br />

• Flussoase,<br />

• Oase mit Grundwasseraustritt am Fuße eines Gebirges,<br />

• Quelloase (häufig mit artesisch gespanntem Grndwasserkörper)<br />

• Grundwasseroase (Pflanzen erreichen Grundwasser mit Wurzeln)<br />

• Oase mit tief liegendem fossilem o<strong>der</strong> regenerierbaren Wasser<br />

• Traditionelle Oasen leben von halbnomadischer Weisewirtschaft in <strong>der</strong><br />

angrenzenden Wüste und vom Karavanenhandel<br />

• Traditioneller Stockwerkbau sorgt für schattenspendende und die Verdunstung<br />

reduzierende Verhältnisse: Getreide/ Klee/ Gemüse unter Obststräuchern und<br />

diese unter Dattelpalmen)<br />

• Dieser wird aber in neuen Oasen durch unbeschattete Pflanzen mit höherer<br />

Photosyntheserate und leichter Maschinenbearbeitbarkeit ersetzt<br />

• Typische Kulturpflanzen sind Dattelpalmen, Öl- und Obstbäume, Getreide,<br />

Knollenpflanzen und Gemüse<br />

• Stockwerkkultur ist weniger Ausdruck von Intensität des Anbaus, son<strong>der</strong>n von<br />

Besitzverhältnissen: Begünstigtes oberes Stockwerk ist für Besitzer reserviert,<br />

Unterkulturen sind für Pächter und Tagelöhner<br />

• Auf marktorientierten High-Tech-Oasen ist großflächiger Anbau von<br />

Futterpflanzen für benachbarte Schafhaltung o<strong>der</strong> Getreidebau typisch<br />

Wald- und Forstwirtschaftsgeographie<br />

• Keine eigenständige Forschungsrichtung innerhalb <strong>der</strong> Geographie<br />

• Lediglich Berührung bei zahlreichen Forschungen<br />

Grüne Revolution<br />

• Anwendung neuer landwirtschaftlicher Anbaumethoden zur Steigerung <strong>der</strong><br />

Agrarproduktion in Entwicklungslän<strong>der</strong>n ab Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre<br />

• Neue hochertragssorten von Weizen, Mais, Reis, die deutlcih höhere Erträge<br />

lieferten, wurden eingeführt<br />

• Für sie war aber ein erhöhter Bedarf an Wasser, Energie, Düngemittel,<br />

Pflanzenschutzmittel notwendig und dies war mit fortschreiten<strong>der</strong><br />

Mechanisierung verbunden<br />

• Zwar konnte eine Verbesserung <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion erzielt werden,<br />

jedoch kam es aber auch zu einer Verschärfung sozioökonomischer<br />

Disparitäten und zu einer weiteren Verarmung <strong>der</strong> Landbevölkerung<br />

• Nur die reichen Großgrundbesitzer konnten sich nämlich die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Investitionen leisten<br />

• Die relative Rückständigkeit <strong>der</strong> Kleinbauern nahm dadurch noch zu<br />

• Ausserdem kam es durch den intensiven Einsatz von Düngemitteln und<br />

Pestiziden zu Umweltverschmutzungen<br />

Entwicklung <strong>der</strong> LWS vor dem zweiten Weltkrieg<br />

Nach franz. Revolution kam es mit <strong>der</strong> Industrialisierung zu neuen Erfindungen in <strong>der</strong><br />

Agrarwirtschaft:<br />

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Agrargeographie für Vordiplom<br />

Volker Häring<br />

• Kunstdünger<br />

• Bauernbefreiung (Bauern verloren meist ihr Land an Großgrundbesitze)<br />

• Allmendeteilungen (gemeinschaftlich genutztes Land privatisiert)<br />

• Abwan<strong>der</strong>ung in Industriezentren<br />

• Durch Eisenbahn verstärkte Marktorientierung<br />

• Erste Konservenfabriken<br />

Verän<strong>der</strong>ung des Bildes <strong>der</strong> Agrarlandschaft<br />

Mehr Wohlstand in ländlichen Gebieten<br />

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