Risiko Nadelstichverletzung - Öffentlicher Gesundheitsdienst

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REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART Risiko Nadelstichverletzung Leitfaden zum Umgang mit Nadelstichverletzungen und Einsatz von Nadelschutztechniken Im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg

REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART<br />

<strong>Risiko</strong><br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

Leitfaden<br />

zum Umgang mit <strong>Nadelstichverletzung</strong>en und<br />

Einsatz von Nadelschutztechniken<br />

Im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg


REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART<br />

<strong>Risiko</strong><br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

Leitfaden zum Umgang mit<br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong>en und Einsatz<br />

von Nadelschutztechniken<br />

Im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg<br />

Verantwortlich<br />

Dr. Renate Müller-Barthelmeh<br />

Dipl. Ing. (FH) Ludger Brinker<br />

Autoren<br />

Dr. Christel Großmann (Klinik am Eichert, Göppingen)<br />

Dr. Andrea Swanson (Kliniken Landkreis Heidenheim)<br />

Dr. Lutz Buchholz (Universitätsklinikum Heidelberg)<br />

Dr. Jürgen Pietsch (Universitätsklinikum Freiburg)<br />

Dr. Elke Häberle (Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt)<br />

Dipl. Ing. (FH) Sabine Lettau (Unfallkasse Baden-Württemberg)<br />

Dr. Gerhard Bort (Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg)<br />

Dipl. Ing. (FH) Ludger Brinker (Unfallkasse Baden-Württemberg)<br />

Dr. Renate Müller-Barthelmeh (Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt)


Impressum<br />

Regierungspräsidium Stuttgart<br />

Unfallkasse Baden-Württemberg<br />

Landesgesundheitsamt Augsburger Straße 700<br />

Nordbahnhofstr. 135<br />

70329 Stuttgart<br />

70191 Stuttgart<br />

Tel. 0711 904-35000 Tel. 0711 9321-0<br />

Fax 0711 904-35010 Fax 0711 9321-500<br />

abteilung9@rps.bwl.de<br />

info@uk-bw.de<br />

www.rp-stuttgart.de<br />

www.uk-bw.de<br />

www.gesundheitsamt-bw.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Renate Müller-Barthelmeh<br />

Dipl. Ing. (FH) Ludger Brinker<br />

Tel. 0711 904-39610 Tel. 0721 6098-304<br />

renate.mueller-barthelmeh@rps.bwl.de ludger.brinker@uk-bw.de<br />

Dezember 2007<br />

Quelle der Fotografien:<br />

Archiv der Klinik am Eichert, Göppingen<br />

Stefan Seitz, Abt. Molekulare Virologie, Hygiene-Institut, Universität Heidelberg<br />

Danksagung<br />

Den beteiligten Betriebsärztinnen und Betriebsärzten ist für Ihr außerordentliches Engagement, Ihre Geduld und Unterstützung sehr zu<br />

danken. Sie haben mit Ihrem Fachwissen und mit beträchtlichem Zeitaufwand den Leitfaden entscheidend mitgestaltet.<br />

Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unfallkasse Baden-Württemberg und des Regierungspräsidiums Stuttgart, Landesgesundheitsamt<br />

haben die Entstehung des Leitfadens vielfältig unterstützt. Ein besonderer Dank gilt auch dem Ministerium für Arbeit und<br />

Soziales Baden-Württemberg für die Begleitung des Leitfadens.


Inhaltsverzeichnis<br />

Grußworte 5<br />

1. Einleitung 8<br />

2. Geltungsbereich 10<br />

2.1. Krankenhäuser 10<br />

2.2. Rettungsdienste 11<br />

2.3. Weitere Versorgungseinrichtungen 11<br />

3. Gesetzliche Grundlagen 12<br />

4. Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en 15<br />

4.1. Gefährdungsbeurteilung 15<br />

4.2. Technische Schutzmaßnahmen 26<br />

4.2.1 Abwurfbehälter 26<br />

4.2.2 Einsatz von Nadelschutztechniken 29<br />

4.3. Organisatorische Schutzmaßnahmen 30<br />

4.3.1 Meldesystem und Flussdiagramme differenziert nach Organisationsform 30<br />

Internes Meldeverfahren 30<br />

Meldung an den Betriebsarzt 30<br />

Meldung an den Unfallversicherer 31<br />

4.3.2 Unterweisungen, Betriebsanweisungen, Schulungen 32<br />

Unterweisungen 32<br />

Betriebsanweisungen 32<br />

Schulungen 32<br />

4.3.3 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen 34<br />

4.3.4 Impfangebot 34<br />

4.4. Persönliche Schutzmaßnahmen 35<br />

5. Vorgehen nach erfolgter <strong>Nadelstichverletzung</strong> 36<br />

5.1. Vorgehen und Sofortmaßnahmen seitens des Betroffenen 36<br />

5.2. Vorgehen und Sofortmaßnahmen seitens des Betriebsarztes, D-Arztes oder erstversorgenden Arztes 37<br />

5.2.1 Blutabnahme 37<br />

5.2.2 Serologische Diagnostik 37<br />

5.2.3 Kontrolle und Nachsorge 38<br />

5.2.4 Laborergebnis und Konsequenz 38


Anhänge<br />

Anhang I 40<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Anhang II 42<br />

TRBA 250: Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege, Abschnitt 4.2.4<br />

Anhang III 44<br />

Beispiel für eine hausinterne Unfallmeldung<br />

Anhang IV 45<br />

Schema der Gefährdungsbeurteilung nach TRBA 400<br />

Anhang V 46<br />

Flussdiagramme mit Vorschlägen zum Vorgehen nach <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

Anhang VI 49<br />

Musterbetriebsanweisung<br />

Anhang VII 51<br />

Literaturverzeichnis und Internetadressen<br />

Abkürzungen<br />

HBV: Hepatitis B Virus<br />

HCV: Hepatitis C Virus<br />

HIV: Humanes Immundefizienz Virus<br />

NST: Nadelschutztechniken, vgl. „sichere Arbeitsgeräte“ gemäß GUV-R 250/TRBA 250<br />

NSV: <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

PEP: Postexpositionsprophylaxe


<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Grußwort 5<br />

Grußwort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

in Baden-Württemberg arbeiten über 250.000 Menschen im<br />

Gesundheitswesen. Bei ca. 4,3 % der Beschäftigten werden<br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong>en gemeldet. Allerdings gibt es immer<br />

noch eine sehr hohe Dunkelziffer durch nicht erfasste Ver -<br />

letzungen. Der hier vorliegende Leitfaden ist eine gute Hilfe für<br />

den Umgang mit diesen Verletzungen und ihrem Gefährdungspotential.<br />

Er ist das Ergebnis einer erfreulichen und guten<br />

Kooperation zwischen Betriebsärzten, der Unfallkasse Baden-<br />

Württemberg und dem Landesgesundheitsamt.<br />

Detailliert werden Maßnahmen zur Prävention der <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

beschrieben sowie den Verantwortlichen und den<br />

Beschäftigten Wege aufgezeigt, wie diesen Verletzungen vor -<br />

gebeugt werden kann. Klar und präzise sind die Vorgehensweisen<br />

dargestellt, wie nach einer erfolgten Verletzung vor -<br />

zugehen ist und welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Als gefährlichste Erreger gelten das Hepatitis B-Virus<br />

(HBV), das Hepatitis C-Virus (HCV) und das Humane Immundefizienz-Virus (HIV). Die Spätfolgen beispielsweise<br />

einer Virushepatitis B mit Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom sind derart gravierend, dass die<br />

Notwendigkeit einer umfassenden Prävention nicht näher begründet werden muss.<br />

Ich wünsche dem Leitfaden eine weite Verbreitung und den Beschäftigten ein verletzungs- und infektionsfreies<br />

Arbeiten in unserem Gesundheitswesen.<br />

Dr. Monika Stolz MdL<br />

Ministerin für Arbeit und Soziales<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


6<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Grußwort<br />

Grußwort<br />

An alle Beschäftigte im <strong>Gesundheitsdienst</strong>!<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

kürzlich hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH)<br />

eine Studie zur Häufigkeit von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en und<br />

anschließenden Serokonversionen publiziert. Die Ergebnisse,<br />

basierend auf der Untersuchung von über 1400 Beschäftigten<br />

der MHH, legen den Schluss nahe, das <strong>Risiko</strong>, nach einer<br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong> (NSV) bspw. an einer Hepatitis B oder C<br />

zu erkranken, sei ziemlich niedrig. Gemessen nur an<br />

der Inzidenz solcher Ereignisse, mag dieser Schluss zutreffen.<br />

Dennoch besteht keine Veranlassung, eine <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

und deren mögliche Folgen zu bagatellisieren<br />

– im Gegenteil: 75% der Verletzungen mit potentiell<br />

infektiösem Material in dieser Studie waren Stichver -<br />

letzungen mit einer Kanüle; vor allem das Zurückstecken<br />

der Kappe auf die Kanüle erwies sich als verletzungsträchtig und sollte unbedingt vermieden werden.<br />

Auch in der angespannten Routine des Stationsalltages oder bei einem Notfalleinsatz des Rettungsdienstes darf<br />

die eigene Sicherheit und Gesundheit nicht außer Acht gelassen werden. Es ist gut zu wissen, dass mit dem<br />

vorliegenden Leitfaden leicht nachvollziehbare Maßnahmen zur Vorbeugung, sowie Handlungsanleitungen nach<br />

erfolgter NSV angeboten werden. Als besonders hilfreich sollten sich die Flussdiagramme erweisen. Wer ihnen<br />

folgt, befindet sich auch unter rechtlichen Gesichtspunkten auf der sicheren Seite.<br />

Herzlichen Dank den Angehörigen des Projektteams aus Unfallkasse Baden-Württemberg und Landesgesundheitsamt,<br />

sowie den beteiligten Betriebsärztinnen und Betriebsärzten, ohne deren praktische Erfahrung es nicht<br />

möglich gewesen wäre, das Erforderliche und Mögliche zur Vermeidung und Management einer <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

in so prägnanter Darstellung allen Beschäftigten im <strong>Gesundheitsdienst</strong> zur Verfügung zu stellen.<br />

Dr. Günter Schmolz<br />

Leiter der Abteilung Landesgesundheitsamt<br />

beim Regierungspräsidium Stuttgart<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Grußwort 7<br />

Grußwort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

der Unfallkasse Baden-Württemberg werden jährlich weit<br />

über 4000 <strong>Nadelstichverletzung</strong>en gemeldet. Damit gehören<br />

Kanülen und andere spitze, scharfe Arbeitsgeräte zu den<br />

unfallträchtigsten im <strong>Gesundheitsdienst</strong>. Da die unmittelbaren<br />

Verletzungsfolgen in der Regel minimal sind, werden <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

nach wie vor bagatellisiert. Einerseits werden<br />

sie häufig nicht gemeldet anderseits werden nicht immer alle<br />

notwendigen Präventionsmaßnahmen ausgeschöpft.<br />

Das mit einem Nadelstich verbundene Infektionsrisiko ist<br />

jedoch auf keinen Fall zu vernachlässigen. Landesgesundheitsamt<br />

Baden-Württemberg und UKBW wollen mit dieser<br />

Broschüre über die notwendigen Präventionsmaßnahmen bei<br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong>en informieren. Wir hoffen mit diesem<br />

Leitfaden sowohl Entscheidungsträger als auch Beschäftigte zu<br />

sensibilisieren und damit einen weiteren Beitrag zum besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz in unseren<br />

Mitgliedsbetrieben zu leisten.<br />

Die Unfallkasse Baden-Württemberg möchte nicht versäumen, sich auch bei den beteiligten BetriebsärztInnen<br />

aus unseren Mitgliedsbetrieben zu bedanken. Ohne sie wäre dieser Leitfaden nicht möglich gewesen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Manfred Hagelstein<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der UKBW<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


8<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Einleitung<br />

1. Einleitung<br />

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Ende 2004 im deutschen Gesundheitswesen rund 4,2<br />

Millionen Menschen beschäftigt. Etwa 1,4 Millionen davon waren zu diesem Zeitpunkt in der stationären<br />

Gesundheitsversorgung tätig. Mehr als 7% der Erwerbstätigen – überwiegend Frauen – arbeiteten 2005 in<br />

Baden-Württemberg im <strong>Gesundheitsdienst</strong> (über 250.000 Beschäftigte).<br />

Verschiedenen Untersuchungen<br />

zufolge ereignen sich im<br />

stationären, nicht operativen<br />

Versorgungsbereich unter<br />

mehr als 750.000 Beschäftigten<br />

über 500.000 Nadel -<br />

stichverletzungen (NSV) pro<br />

Jahr*. Nach Angaben von<br />

Safety First werden nur etwa<br />

13% solcher Vorfälle gemeldet.<br />

Bei einer Studie in Wuppertal<br />

wurde eine durchschnittliche<br />

Zahl von 0,98<br />

NSV pro Jahr und Beschäftigten<br />

ermittelt (Beie 2000),<br />

bei einer Befragung in Freiburg<br />

ergab sich eine durchschnittliche<br />

Rate von 0,41<br />

NSV pro Mitarbeiter und<br />

Jahr (Hasselhorn et al<br />

1995). Im Rahmen der Studie „Qualitäts sicherung bei Nadelschutztech niken“ an der Universitätsklinik Heidelberg<br />

wurden Beschäftigte dreier Gruppen zum Auftreten von NSV in den letzten 12 Monaten befragt (Müller-Barthelmeh,<br />

Buchholz, Nübling, Häberle 2005). Vor Beginn der Intervention (Schulung zu sicherheitsgerechtem Verhalten<br />

und Einsatz von Nadelschutztechniken) gaben die Beschäftigten der Gruppe I eine NSV-Rate von 0,10<br />

pro Mitarbeiter an (n=80), der Gruppe II eine Rate von 0,17 (n=94) und der Gruppe III von 0,08 (n=72).<br />

Der Unfallkasse Baden-Württemberg UKBW wurden im Jahr 2005 aus den versicherten Krankenhäusern über<br />

4300 NSV gemeldet bei einer Anzahl der Versicherten von etwa 100.000.<br />

In der Universitätsklinik Freiburg wird neben der Gesamtzahl gemeldeter NSV auch die Anzahl der seropositiven,<br />

infektiösen Index patienten erhoben. Zwischen 1998 und 2005 wurden jährlich zwischen 360 und 474 NSV<br />

gemeldet. Die Rate Hepatitis B positiver Indexpatienten lag in diesen Jahren zwischen 3,8% und 7,8%, für<br />

Hepatitis C wurde eine Rate zwischen 0,8% und 3,4% ermittelt, HIV positive Indexpatienten in diesem Zeitraum<br />

zwischen 0,4% und 2%.<br />

Von NSV sind entsprechend der Arbeitsunfallstatistik des Bundesverbandes der Unfallkassen 1999-2003 nicht<br />

nur Pflegekräfte und das ärztliche Personal betroffen, sondern auch weitere Beschäftigte, die im Rahmen ihrer<br />

Tätigkeit mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten in Berührung kommen können. Besonders risikobehaftet<br />

ist die Praxis, gebrauchte Kanülen in die Schutzkappe zurückzustecken (Recapping), aber auch die unzulässige<br />

Entsorgung spitzer und scharfer Gegenstände in nicht durchstichsicheren Behältern oder Müllsäcken.<br />

* gemäß Safety First, einer Gemeinschaftsinitiative der Universität Wuppertal – Fachgebiet für Arbeitsphysiologie, Arbeitsmedizin<br />

und Infektionsschutz, der Albert-Ludwig-Universität Freiburg – Abteilung für med. Soziologie und dt. Koordinierungsstelle für<br />

Gesundheitswiss./Public Health, der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e.V. (DVV) und der Deutschen<br />

Gesellschaft für Fachkrankenpflege e.V (DGF)<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Einleitung 9<br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong>en bergen in erster Linie die Gefahr der Übertragung von Infektionserkrankungen. Von den<br />

blutübertragbaren Erregern sind das Hepatitis B-Virus (HBV), das Hepatitis C-Virus (HCV) und das Humane<br />

Immundefizienz Virus (HIV) die bedeutendsten.<br />

Das Übertragungsrisiko ist je nach Erreger unterschiedlich: Literaturangaben zufolge beträgt das Über tragungsrisiko<br />

bei Verletzung einer nicht immunen Person an einem mit HBV kontaminierten Instrument etwa 30%.<br />

Dieses hohe Übertragungsrisiko von HBV kann darauf zurückgeführt werden, dass 1 ml Blut eines Infizierten<br />

bis zu 10 14 Viruskopien enthalten kann. Gemäß Safety First wird bei einem typischen Nadelstich mit einer blutgefüllten<br />

Hohlnadel eine Menge von 1 µl Blut übertragen. Geht man davon aus, dass nur jedes hundertste Virus<br />

vermehrungsfähig ist und 100 vermehrungsfähige Viruskopien für eine Infektion notwendig sind, so könnte<br />

theoretisch 1 µl Blut eines Hepatitis B-Infizierten ausreichen, um mehrere Tausend Menschen zu infizieren.<br />

Für HCV wird eine Übertragungshäufigkeit von ca. 3% angegeben und für HIV unbehandelt ca. 0,3% (Schmiechen,<br />

Beie, Hofmann 2001).<br />

Das Berufskrankheitengeschehen spiegelt die Infektionsgefährdung der Beschäftigten im Gesundheitswesen<br />

wider:<br />

So wurden im Jahr 2004 durch die Unfallkassen bundesweit 16 Fälle einer akuten Hepatitis B-Erkrankung,<br />

20 akute Hepatitis C-Erkrankungen, 53 chronische Hepatitis B/C Erkrankungen und 5 HIV-Erkrankungen als<br />

Berufskrankheit anerkannt.<br />

Der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG) erkannte im Jahr 2004 36 Fälle einer<br />

Hepatitis B-Erkrankung, 93 Hepatitis C-Erkrankungen und 3 HIV-Erkrankungen als Berufskrankheit an.<br />

Vergleicht man die Melderate von NSV einer Einrichtung des Gesundheitswesens mit der zu erwartenden Anzahl<br />

an NSV, so ergaben verschiedene Untersuchungen, dass die Melderate für NSV bei Beschäftigten im Gesundheitswesen<br />

weit unter 50% liegt (Beie 2000, Berger et al 2000). Als Grund dafür, eine NSV nicht zu melden, wird<br />

von Betroffenen z.B. angegeben, die Verletzung sei als unbedeutend eingeschätzt worden oder es habe Zeitnot<br />

vorgelegen (Beie 2000, Hasselhorn et al 1995). Bei der Studie an der Universitätsklinik Heidelberg gab die<br />

Hälfte der befragten Beschäftigten mit NSV im letzten Jahr an, diese gemeldet zu haben. Bei der zweiten Befragung<br />

nach der Interventionsphase waren es 62%, die angaben, ihre NSV gemeldet zu haben (Müller-Barthelmeh,<br />

Buchholz, Nübling, Häberle 2005).<br />

Die Rate der durch Unfallmeldungen belegten NSV ging bei dieser Studie in der Gruppe mit Nadelschutz -<br />

techniken auf 4% gegenüber vorher 12% zurück.<br />

Der Umgang mit <strong>Nadelstichverletzung</strong>en und der Einsatz von Nadelschutztechniken („sichere Arbeitsgeräte“<br />

gemäß TRBA 250) ist in vielen Bereichen von Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen noch nicht ausreichend<br />

geregelt. Dies war der Anlass für die Erstellung dieses Leitfadens, der auf die Notwendigkeit einer<br />

Regelung im Sinne eines standardisierten Meldesystems hinweist und eine entsprechende Handlungsanleitung<br />

gibt. Der Leitfaden stellt exemplarisch den geregelten Ablauf der Meldung und das Vorgehen bei <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

dar und beschreibt die Einsatzmöglichkeiten von Nadelschutztechniken.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


10<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Geltungsbereich<br />

2. Geltungsbereich<br />

Über 100.000 MitarbeiterInnen im Bereich des Krankenhauses sind im Land Baden-Württemberg bei ihren<br />

Tätigkeiten erheblich durch Stich- und Schnittverletzungen an benutzten Instrumenten oder durch sonstigen<br />

Kontakt mit potenziell infektiösem Material gefährdet. Daher müssen in Abhängigkeit von den beurteilten<br />

Gefährdungen innerbetrieblich Schutzmaßnahmen festgelegt werden. Diese Schutzmaßnahmen und vor allem<br />

die Maßnahmen nach Verletzung mit potenziell infektiösem Material sind stark abhängig von den inner -<br />

betrieblichen Strukturen.<br />

Dem Unternehmer, der die Verantwortung<br />

für den Arbeits- und Gesundheitsschutz der<br />

Beschäftigten hat, fällt es in der Regel<br />

schwer, geeignete innerbetriebliche Schutzmaßnahmen<br />

abzuleiten. Diese Broschüre ist<br />

eine Hilfestellung zur Abschätzung der Risiken<br />

an den einzelnen Arbeitsplätzen und<br />

gibt Empfehlungen zur Auswahl von geeigneten<br />

Schutzmaßnahmen. Darüber hinaus<br />

werden Vorschläge gemacht, wie in Abhängigkeit<br />

von der Betriebsgröße und der Art<br />

der arbeitsmedizinischen Betreuung Sofortmaßnahmen<br />

zur Abwendung und Eingrenzung<br />

einer Infektion aber auch Maßnahmen<br />

zur Postexpositionsprophylaxe festgelegt<br />

werden können.<br />

Angesprochen werden sollen in erster Linie die Krankenhäuser und Rettungsdienste im Land Baden-Württemberg.<br />

2.1. Krankenhäuser<br />

Im Land Baden-Württemberg sind 142 Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft mit knapp 45.000 Betten.<br />

Insgesamt stehen in Baden-Württemberg ca. 300 Krankenhäuser mit ca. 60.000 Betten zur Verfügung. Die<br />

Allgemeinkrankenhäuser in Baden-Württemberg lassen sich anhand der Behandlungsmöglichkeiten in 4 Versorgungsstufen<br />

einteilen.<br />

I. Versorgungsstufe (Krankenhaus der Grundversorgung)<br />

Krankenhäuser der Grundversorgung leisten einen Beitrag zur Grundversorgung der Bevölkerung. Sie verfügen<br />

entweder über eine Abteilung der Fachrichtung Innere Medizin oder Chirurgie. Eigene Abteilungen für Teilgebiete<br />

einer Fachrichtung werden nicht vorgehalten. Häufig sind hier auch Belegärzte tätig. Die Bettenzahl in<br />

Häusern der Grundversorgung beträgt etwa 80-250.<br />

II. Versorgungsstufe (Krankenhaus der Regelversorgung)<br />

Krankenhäuser der II. Versorgungsstufe stellen die Grundversorgung sicher. Sie müssen die Fachrichtungen<br />

Chirurgie und Innere Medizin umfassen, bei entsprechendem Bedarf auch die Fachrichtungen Gynäkologie und Geburtshilfe,<br />

HNO, Augenheilkunde und in besonderen Einzelfällen auch Urologie und Orthopädie. Unter abteilungen<br />

innerhalb einzelner Fachrichtungen werden, wie auch bei Krankenhäusern der Grundversorgung, nicht vorgehalten.<br />

Häufig sind hier auch Belegärzte tätig. Die Bettenzahl in Häusern der Regelversorgung beträgt etwa 300-350.<br />

III. Versorgungsstufe (Krankenhaus der Schwerpunktversorgung)<br />

Diese Krankenhäuser erfüllen in Diagnose und Therapie auch überörtliche Schwerpunktaufgaben. Ein Krankenhaus<br />

der Schwerpunktversorgung hat mindestens eine Abteilung für Innere Medizin, getrennte Abteilungen<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Geltungsbereich 11<br />

für Unfallchirurgie und Viszeralchirurgie sowie Radiologie und Anästhesie. Neben den Fachrichtungen der<br />

II. Versorgungsstufe können, sofern ein entsprechender Bedarf festgestellt wird, auch Pädiatrie, Neurologie und<br />

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vorgehalten werden. Die Bettenzahl in Häusern der Schwerpunktversorgung<br />

beträgt etwa 600-1000.<br />

IV. Versorgungsstufe (Krankenhaus der Maximalversorgung)<br />

Krankenhäuser der Maximalversorgung müssen im Rahmen des Bedarfs mit ihren Leistungsangeboten über<br />

Krankenhäuser der III. Versorgungsstufe wesentlich hinausgehen. Sie sollen die entsprechenden hoch differenzierten<br />

medizinisch-technischen Einrichtungen, zum Beispiel auch medizinische Großgeräte wie Computertomographie<br />

oder Kernspintomographie, vorhalten. Universitätskliniken und Berufsgenossenschaftliche<br />

Unfallkliniken (BG-Krankenhäuser) nehmen diese Aufgabe u.a. wahr. Die Bettenzahl in Häusern der Maximalversorgung<br />

liegt bei ca. 1000 oder mehr.<br />

2.2. Rettungsdienste<br />

Der Personalstand im Jahr 2003 an hauptamtlichen Beschäftigten in baden-württembergischen Rettungsdiensten<br />

umfasste ca. 3.200 Rettungsassistenten, Rettungssanitäter und Rettungshelfer. Zudem waren zu diesem Zeitpunkt<br />

in den Rettungsdiensten ca. 600 Zivildienstleistende tätig. Hinzu kommen zahlreiche ehrenamtlich Tätige.<br />

2.3. Weitere Versorgungseinrichtungen<br />

Zusätzlich gibt es im Land Baden-Württemberg noch ca. 220 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen mit<br />

knapp 29.000 Betten.<br />

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12<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Gesetzliche Grundlagen<br />

3. Gesetzliche Grundlagen<br />

Rechtsgrundlage für Arbeitschutzmaßnahmen zur Verhütung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en und zum Schutz vor<br />

Übertragung von Infektionen sind die folgenden Gesetze, Verordnungen und Technischen Regeln:<br />

ARBEITSSCHUTZGESETZ: Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung<br />

der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (Arbeitsschutzgesetz –<br />

ArbSchG) vom 7. August 1996 (BGBl. I S. 1246), zuletzt geändert am 23. Dezember 2003 (BGBl. I S. 2907)<br />

Adressat dieser rechtlichen<br />

Vorgaben ist in erster Linie<br />

der Arbeitgeber. Dieser ist<br />

nach §3 ArbSchG verpflichtet:<br />

„… die erforderlichen<br />

Maßnahmen des Arbeitsschutzes<br />

unter Berücksichtigung<br />

der Umstände zu treffen,<br />

die Sicherheit und Gesundheit<br />

der Beschäftigten<br />

bei der Arbeit beeinflussen.<br />

Er hat die Maßnahmen auf<br />

ihre Wirksamkeit zu überprüfen<br />

und erforderlichenfalls<br />

sich ändernden Gegebenheiten<br />

anzupassen.“<br />

Bei der Festlegung der erforderlichen<br />

Schutzmaßnahmen<br />

hat der Arbeitgeber<br />

gemäß §4 ArbSchG u.a. vom folgenden Grundsatz auszugehen: „…bei den Maßnahmen sind der Stand von<br />

Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu<br />

berücksichtigen.“<br />

Das ArbSchG definiert aber auch Pflichten in §15 und §16, die den Beschäftigten auferlegt sind. Diese sind<br />

verpflichtet, für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Sorge zu tragen und Arbeitsmittel sowie Schutzvorrichtungen<br />

bestimmungsgemäß anzuwenden.<br />

ARBEITSSICHERHEITSGESETZ: Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte<br />

für Arbeitssicherheit (Arbeitssicherheitsgesetz – ASiG) vom 12. Dezember 1973 (BGBl I S. 1885), zuletzt<br />

geändert am 19. Dezember 1998 (BGBl I S. 3843)<br />

Das Arbeitssicherheitsgesetz regelt die Verpflichtung zur betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen<br />

Betreuung von Betrieben. In §3 des ASiG sind die Aufgaben der Betriebsärzte aufgeführt. Betriebsärzte<br />

haben beispielsweise den Arbeitgeber bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen, der Beschaffung von<br />

technischen Arbeitsmitteln und bei der Organisation der Ersten Hilfe zu beraten. Außerdem gehört es zu<br />

ihren Aufgaben, die Arbeitnehmer zu untersuchen, arbeitsmedizinisch zu beurteilen und zu beraten. Die<br />

Aufgaben der Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind in §6 des ASiG genannt. Auch diese beraten den Arbeitgeber<br />

u. a. bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen, der Beschaffung von technischen Arbeitsmitteln und der<br />

Gestaltung der Arbeitsplätze, des Arbeitsablaufes, der Arbeitsumgebung sowie in sonstigen Fragen der<br />

Ergonomie.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Gesetzliche Grundlagen 13<br />

BIOSTOFFVERORDNUNG, Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit bio -<br />

logischen Arbeitsstoffen (Biostoffverordnung – BioStoffV) vom 27. Januar 1999 (BGBl. I S. 50), zuletzt geändert<br />

am 06. März 2007 (BGBl. I Nr. 8, S. 261)<br />

Sowohl ArbSchG als auch BioStoffV fordern vom Arbeitgeber eine Beurteilung der Arbeitsbedingungen bzw. eine<br />

Gefährdungsbeurteilung, die zu dokumentieren ist. Eine solche Beurteilung ist die Grundlage für die zu treffenden<br />

Schutzmaßnahmen. Soweit erforderlich, hat sich der Arbeitgeber gemäß BioStoffV bei der Gefährdungs -<br />

beurteilung fachkundig beraten zu lassen. Als fachkundige Personen werden insbesondere die Fachkraft für<br />

Arbeitssicherheit und der Betriebsarzt benannt. Eine Handlungsanleitung für die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung<br />

bietet die TRBA 400.<br />

Die Arbeitsmedizinische Vorsorge beim Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen ist in den §§15 und 15a sowie<br />

im Anhang IV der Biostoffverordnung geregelt. Auf der Grundlage der Gefährdungsbeurteilung berät der<br />

Betriebsarzt den Arbeitgeber, bei welchen Beschäftigten Vorsorgeuntersuchungen zu veranlassen oder anzubieten<br />

sind und welche Impfangebote den Beschäftigten gemacht werden müssen.<br />

INFEKTIONSSCHUTZGESETZ, Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim<br />

Menschen (Infektionsschutzgesetz – IfSG), Artikel 1 des Gesetzes zur Neuordnung seuchenrechtlicher Vorschriften<br />

(Seuchenrechtsneuordnungsgesetz – SeuchRNeuG (BGBI. I 2001 S. 2960)<br />

Ziel des IfSG ist es, übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen<br />

und ihre Weiterverbreitung zu verhindern.<br />

In §7 des IfSG sind Krankheitserreger aufgeführt, deren Nachweis meldepflichtig ist, so z.B. bei Hepatitis B,<br />

Hepatitis C und HIV. Bei Nachweis von Hepatitis B-Virus und Hepatitis C-Virus ist eine namentliche Meldung<br />

vorgeschrieben, sofern der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. Nichtnamentlich ist der Nachweis von<br />

HIV meldepflichtig.<br />

§20 des IfSG beschreibt die Aufgabe der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut, Empfehlungen<br />

zur Durchführung von Schutzimpfungen herauszugeben. Die obersten Landesgesundheitsbehörden sollen auf<br />

der Grundlage der jeweiligen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission öffentliche Empfehlungen für<br />

Schutzimpfungen oder andere Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe aussprechen.<br />

KREISLAUFWIRTSCHAFTS- UND ABFALLGESETZ, Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und<br />

Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen (KrW-/AbfG) vom 27. September 1994 (BGBl. I,<br />

S. 2705), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. Juli 2006 (BGBl. I, Nr. 34, S. 1619), in Kraft<br />

getreten am 21. Juli 2006<br />

Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz ist das zentrale Gesetz des deutschen Abfallrechts und regelt grundlegend<br />

den Umgang mit und die Entsorgung von Abfällen. Abfälle aus Krankenhäusern sind entsprechend den<br />

gesetzlichen Vorgaben ordnungsgemäß einzusammeln und zu entsorgen. Dabei sind besondere Anforderungen<br />

aus infektionspräventiver Sicht zu berücksichtigen und die Maßnahmen aus der „Richtlinie über die ordnungsgemäße<br />

Entsorgung von Abfällen aus Einrichtungen des <strong>Gesundheitsdienst</strong>es” der Länderarbeitsgemeinschaft<br />

Abfall (LAGA) sowie länderspezifische Regelungen zu beachten.<br />

TECHNISCHE REGEL FÜR BIOLOGISCHE ARBEITSSTOFFE GUV-R 250/ TRBA 250: Biologische<br />

Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege (BArbBl. 10/2003, zuletzt geändert BArbBl.<br />

07/2006)<br />

Die TRBA 250 konkretisiert die Vorgaben der BioStoffV für den Bereich des Gesundheitswesens und der Wohlfahrtspflege.<br />

Unter den Schutzmaßnahmen, die bei Tätigkeiten der Schutzstufe 2 vorgegeben sind, werden u.a.<br />

Instrumente mit Nadelschutztechnik aufgeführt.<br />

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14<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Gesetzliche Grundlagen<br />

Hier heißt es unter Punkt 4.2.4:<br />

„Um Beschäftigte vor Verletzungen bei Tätigkeiten mit spitzen oder scharfen medizinischen Instrumenten zu<br />

schützen, sind diese Instrumente unter Maßgabe der folgenden Ziffern 1 bis 7 – soweit technisch möglich –<br />

durch geeignete sichere Arbeitsgeräte zu ersetzen, bei denen keine oder eine geringere Gefahr von Stich- und<br />

Schnittverletzungen besteht.“ (Gesamttext siehe Anhang II).<br />

Die Pflicht zur Dokumentation und zur Meldung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en ist unter Punkt 4.5.4 aufgeführt:<br />

„Stich- bzw. Schnittverletzungen und sonstige Haut- oder Schleimhautkontakte zu potenziell infektiösem<br />

Material sind zu dokumentieren und der vom Arbeitgeber benannten Stelle zu melden. Benannte Stelle kann<br />

z.B. der Betriebsarzt oder der Arzt nach §15 Biostoffverordnung sein.“<br />

TECHNISCHE REGEL FÜR BIOLOGISCHE ARBEITSSTOFFE TRBA 400: Handlungsanleitung zur<br />

Gefährdungsbeurteilung und für die Unterrichtung der Beschäftigten bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen<br />

(BArbBl. 08/2001, zuletzt geändert BArbBl. 6/2006)<br />

Neu eingefügt wurde im Kapitel zur Gefährdungsbeurteilung ein Abschnitt über die Unterweisung (Unterrichtung)<br />

der Beschäftigten, die in §12 der neuen Biostoffverordnung aufgenommen wurde. Demnach hat der Arbeit -<br />

geber zusätzlich zur arbeitsplatzbezogenen Unterweisung für alle Beschäftigten, die Tätigkeiten mit biologischen<br />

Arbeitsstoffen durchführen, eine allgemeine arbeitsmedizinische Beratung zu gewährleisten. Hier ist der Arzt zu<br />

beteiligen, der mit der Arbeitsmedizinischen Vorsorge beauftragt und somit Facharzt für Arbeitsmedizin ist oder<br />

über die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin verfügt.<br />

TECHNISCHE REGEL FÜR GEFAHRSTOFFE TRGS 401: Gefährdung durch Hautkontakt – Ermittlung,<br />

Beurteilung, Maßnahmen (BArbBl. 05/2006)<br />

Gemäß TRGS 401 liegt eine Gefährdung der Haut nicht nur beim Umgang mit Gefahrstoffen, sondern auch bei<br />

Arbeiten in feuchtem Milieu bzw. bei häufigem Händewaschen vor. Technische, organisatorische und persön -<br />

liche Hautschutzmaßnahmen werden erläutert. Detailliert geht die TRGS auf die richtige Anwendung von Schutzhandschuhen<br />

und Hautmitteln ein.<br />

UNFALLVERHÜTUNGSVORSCHRIFT GRUNDSÄTZE DER PRÄVENTION GUV-V A1 (BGV A1),<br />

Januar 2004<br />

Dies ist die Grundlagenvorschrift für die Prävention der Unfallversicherungsträger. Sie enthält die wesentlichen<br />

Bestimmungen über die Organisation des Arbeitsschutzes und über die zu treffenden Schutzmaßnahmen. Im<br />

dritten Abschnitt ist die Organisation der Ersten Hilfe geregelt. Hier ist die Dokumentationspflicht festgelegt.<br />

In §24 Abs. 6 heißt es: „Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass jede Erste-Hilfe-Leistung dokumentiert und<br />

diese Dokumentation fünf Jahre lang verfügbar gehalten wird. Die Dokumente sind vertraulich zu behandeln.“<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

15<br />

4. Maßnahmen zur Vorbeugung<br />

von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

4.1 Gefährdungsbeurteilung<br />

Die Gefährdungsbeurteilung ist grund legende<br />

Voraussetzung für alle Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

und gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Nach dem Arbeitsschutzgesetz §5 hat der<br />

Arbeitgeber durch eine Beurteilung der für<br />

die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen<br />

Gefährdung zu ermitteln, welche<br />

Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich<br />

sind. Die Biostoffverordnung §8 verlangt<br />

ebenfalls die Durchführung der<br />

Gefährdungsbeurteilung.<br />

Es ergibt sich der folgende Ablauf:<br />

Identität des biologischen<br />

Arbeitsstoffes<br />

Tätigkeit Arbeitsmittel,<br />

Arbeitsverfahren<br />

Gefährdungsbeurteilung<br />

Schutzmaßnahmen<br />

Dokumentation<br />

Wirksamkeitsprüfung<br />

Abbildung 1: Ablauf der Gefährdungsbeurteilung<br />

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16<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

Die TRBA 400 gibt als Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung bei Tätigkeiten mit biologischen<br />

Arbeitsstoffen detailliert Hinweise (siehe Anhang IV).<br />

Die Gefährdung kann sich ergeben aus<br />

• der Art des Arbeitsplatzes<br />

• der biologischen Einwirkung<br />

• den zum Einsatz kommenden Arbeitsmitteln<br />

• den Arbeitsabläufen<br />

• der Qualifikation der Beschäftigten<br />

Die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung erfolgt vor Aufnahme der Tätigkeit und ist tätigkeitsbezogen<br />

vorzunehmen.<br />

Als fachkundige Berater gelten der Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit. Für die Gefährdungsbeurteilung<br />

hat sich der Arbeitgeber ausreichende Informationen zu beschaffen.<br />

Eine Gefährdung für Beschäftigte im Krankenhaus kann sich durch infektiöse, sensibilisierende oder toxische<br />

Wirkungen von biologischen Arbeitsstoffen ergeben. Humane Probenmaterialien sind immer als potenziell<br />

infektiös anzusehen. Dies sind Blut, Urin, Sekrete etc. (siehe Tabelle).<br />

Die in diesem potenziell infektiösen Material enthaltenen Krankheitserreger gelten als biologische Arbeitsstoffe.<br />

Diese können z.B. über die Haut oder Schleimhäute, die Atemwege, über Schmierinfektionen oder Schnitt- und<br />

Stichverletzungen aufgenommen werden. Diese Aufnahmewege sind bei der Gefährdungsbeurteilung zu beachten.<br />

Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht bei der Grund- und Behandlungspflege (allgemeine und spezielle<br />

Pflege), der ärztlichen Untersuchung und Behandlung, der Untersuchung von menschlichem Gewebe, Blut,<br />

Blutbestandteilen, Körpersekreten, Ausscheidungen sowie deren Entsorgung und bei der Aufbereitung von<br />

Instrumenten, Geräten und Wäsche.<br />

Beispiele ausgewählter biologischer Arbeitsstoffe:<br />

Mikroorganismus Übertragungsweg <strong>Risiko</strong>gruppe<br />

Mycobacterium tuberculosis Luftweg 3<br />

Hepatitis-B-Virus (HBV), Blut oder andere 3**<br />

Hepatitis-C-Virus (HCV), Körperflüssigkeiten<br />

Immundedizienzvirus des Menschen (HIV)<br />

Hepatitis-A-Virus (HAV) Schmierinfektion 2<br />

Biologische Arbeitsstoffe werden entsprechend dem von ihnen ausgehenden Infektionsrisiko in vier <strong>Risiko</strong>gruppen<br />

eingeteilt (siehe Anhang I).<br />

3**: Bei so gekennzeichneten biologischen Arbeitsstoffen ist das Infektionsrisiko für Arbeitnehmer begrenzt, da<br />

eine Infizierung über den Luftweg normalerweise nicht erfolgen kann.<br />

Im Krankenhausbereich liegen in der Regel nicht gezielte Tätigkeiten vor. Diese Tätigkeiten werden bestimmten<br />

Schutzstufen zugeordnet, die von 1 bis 4 reichen. Die Regelschutzstufe im Krankenhausbereich ist die<br />

Schutzstufe 2. Aus dieser leiten sich für Tätigkeiten mit Erregern der <strong>Risiko</strong>gruppen 2 bzw. 3** wiederum<br />

bestimmte Schutzmaßnahmen ab.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en 17<br />

So besagt der Abschnitt 4.2.4 der TRBA 250:<br />

Sichere Arbeitsgeräte müssen bei Tätigkeiten bzw. in Bereichen mit erhöhter Infektionsgefährdung oder<br />

Unfallgefahr eingesetzt werden. Dies ist der Fall bei<br />

• Behandlung und Versorgung von Patienten, die nachgewiesenermaßen durch Erreger der <strong>Risiko</strong>gruppe 3<br />

(einschließlich 3**) oder höher infiziert sind<br />

• Behandlung fremdgefährdender Patienten<br />

• Tätigkeiten im Rettungsdienst und in der Notfallaufnahme<br />

• Tätigkeiten in Gefängniskrankenhäusern (TRBA 250, Abschnitt 4.2.4 Nr. 1)<br />

Sichere Instrumente sind grundsätzlich dann einzusetzen, wenn Körperflüssigkeiten in infektionsrelevanter<br />

Menge (z.B. Blutentnahme, Punktion) übertragen werden können (TRBA 250, Abschnitt 4.2.4 Nr. 2).<br />

Abweichend hiervon dürfen herkömmliche Arbeitsgeräte weiter eingesetzt werden, wenn im Rahmen der<br />

Gefährdungsbeurteilung, die unter Beteiligung des Betriebsarztes zu erstellen ist, Arbeitsabläufe festgelegt<br />

werden, die das Verletzungsrisiko minimieren bzw. ein geringes Infektionsrisiko ermittelt wird (Abschnitt 4.2.4<br />

Nr. 3):<br />

„Das Verletzungsrisiko wird beispielsweise minimiert durch<br />

• festgelegte Arbeitsabläufe, die auch in Notfallsituationen nicht umgangen werden und<br />

• Schulungen und jährliche Unterweisung der Beschäftigten und<br />

• ein erprobtes Entsorgungssystem für verwendete Instrumente (…)<br />

Ein geringes Infektionsrisiko besteht, wenn der Infektionsstatus des Patienten HIV und HBV und HCV negativ ist.<br />

Das Ergebnis dieses Teils der Gefährdungsbeurteilung ist gesondert zu dokumentieren.“<br />

Für einen breiten Einsatz von Nadelschutztechniken im Krankenhaus über die in Abschnitt 4.2.4 Nr. 1 genannten<br />

Bereiche hinaus sprechen mehrere Faktoren:<br />

• Wenn man bedenkt, dass für die Übertragung einer Hepatitis B-Infektion geringste Blutmengen ausreichen<br />

(siehe Einleitung), so sind auch Subcutaninjektionen zu den Eingriffen zu zählen, bei denen Blut in infek -<br />

tionsrelevanter Menge übertragen werden kann. Die <strong>Nadelstichverletzung</strong>sstatistik der Universitätsklinik<br />

Heidelberg zeigt, dass sich 8% der gemeldeten NSV mit kontaminierten Instrumenten im Rahmen von<br />

Subcutaninjektionen und 9% beim Einsatz von Lanzetten ereignen. Demnach besteht auch bei diesen Tätigkeiten<br />

eine Indikation zur Umstellung auf NST.<br />

• Die TRBA 250 lässt nur unter bestimmten Voraussetzungen eine Ausnahme von der Pflicht zu, Nadelschutztechniken<br />

einzusetzen, wenn Körperflüssigkeiten in infektionsrelevanter Menge übertragen werden können.<br />

Alle drei unter 4.2.4 Nr. 3 genannten Voraussetzungen, die das Verletzungsrisiko minimieren sollen, müssen<br />

gleichzeitig erfüllt sein (Und-Verknüpfung).<br />

• Arbeitsabläufe, die tatsächlich auch in Notfallsituationen nicht umgangen werden können, sind schwerlich<br />

vorstellbar und definierbar. Auch intensiv und regelmäßig wiederkehrend eingeübte Verhaltensweisen können<br />

in Ausnahmesituationen unter Stressbelastung vergessen werden, so dass es zu Stichverletzungen kommen<br />

kann.<br />

• Ein negativer Infektionsstatus gegenüber Hepatitis B, Hepatitis C und HIV ist nur bei einem Bruchteil der<br />

behandelten Patienten bekannt. In der Regel ist der Infektionsstatus unbekannt, so dass der größte Anteil der<br />

Patienten als potenziell infektiös betrachtet werden muss.<br />

Die Nadelstich- und Kontaminationsstatistik der Universitätsklinik Freiburg belegt, dass bei durchschnittlich<br />

10% der Verletzungen die Spender tatsächlich gegenüber Hepatitis B, Hepatitis C oder HIV positiv waren<br />

(Abb. 2).<br />

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18<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

Jahr 2005<br />

Jahr 2004<br />

Jahr 2003<br />

Jahr 2002<br />

Jahr 2001<br />

Serostatus unbekannt/negativ<br />

HIV positiv<br />

HCV positiv<br />

HBV positiv<br />

Jahr 2000<br />

Jahr 1999<br />

Jahr 1998<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Abb. 2: Stich-/Kontaminationsverletzungen UKL Freiburg 1998-2005<br />

– Anteil seropositiver, infizierter Spender –<br />

Die Metaanalyse zur Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit präventiver Maßnahmen zur Vermeidung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

bei Beschäftigten in Gesundheitsberufen wurde vom Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

(HVBG) im September 2006 herausgegeben. In Kapitel 6 „Diskussion“ ziehen die Autoren auf<br />

der Grundlage ihrer Literaturrecherchen das Fazit, „dass technische Maßnahmen die Inzidenz von NSV im<br />

Allgemeinen wirkungsvoller reduzieren als Schulungen zur Veränderung der Arbeitsabläufe,…“.<br />

Im Rahmen der Studie „Qualitätssicherung bei Nadelschutztechniken“ setzten die Beschäftigten einer Studiengruppe<br />

– bestehend aus 6 Stationen verschiedener Fachbereiche der Universitätsklinik Heidelberg – über einen<br />

Zeitraum von 12 Monaten Nadelschutztechniken ein. Bei der vergleichenden Auswertung der NSV-Meldungen<br />

zum Einen aus der Zeit vor der Studie und zum Anderen aus diesem 12-Monatszeitraum zeigte sich in der<br />

Studiengruppe mit den Nadelschutztechniken ein signifikanter Rückgang der NSV-Meldungen unter Einsatz der<br />

sicheren Arbeitsgeräte. In den zwei Vergleichsgruppen war ein entsprechender Rückgang der NSV-Rate nicht zu<br />

verzeichnen.<br />

Zusammenfassend betrachtet bildet die TRBA 250 Abschnitt 4.2.4 Nr.1 und Nr. 2 hinsichtlich des Einsatzes von<br />

NST die Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung und den sich daraus ableitenden Einsatz von sicheren<br />

Arbeitsgeräten. Die oben angeführten Argumente sind bei der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen und<br />

Ausnahmeregelungen nur unter Beachtung der TRBA 250 Abschnitt 4.2.4 Nr. 3 zu treffen.<br />

Eine Übersicht über die einzelnen Bereiche in Krankenhäusern und die vorkommenden Gefährdungen gibt die<br />

folgende Tabelle.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

19<br />

Ärztliche und pflegerische Tätigkeiten auf Stationen, in Ambulanzen und in der Funktionsdiagnostik<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Blutentnahme Blut Kanülen, Stichverletzungen:<br />

Injektionen i.c., s.c., i.m., i.v. Dialysekanüle, – akzidentell<br />

Venenverweilkanüle, – Recapping<br />

ZVK,<br />

– manuelles Entfernen der Kanüle von der Spritze<br />

Portnadel<br />

– blindes Tasten nach Nadel<br />

– unachtsamer Umgang<br />

– unruhiger Patient (auch Kind)<br />

Legen von Gefäßzugängen Nahtnadel – Fehlabwurf (in Bett, in Becher, unter Tupfer,<br />

intravenös und intraarteriell<br />

in Müllsack oder Wäschesack, auf Essenstablett …)<br />

– schwingende Nahtnadel während des Verknotens<br />

des Fadens<br />

Punktionen Blut, Eiter, Erguss Punktionskanülen, – kriminelle Absicht (Patient)<br />

(Ascites, Pleura-, Biopsienadeln, – Abwurfbehälter: fällt um, kein durchstichsicheres<br />

Punktionen von Körperhöhlen Pericard-, Gelenks-) Stanznadeln, Material;<br />

und Gelenken Fäzes, Gewebe, Skalpell, Blutkontakt mangels Tragen von Handschuhen<br />

Fruchtwasser, Nahtnadel – Bei Blutentnahme, Injektion<br />

Beckenstanze Knochenmark, – Anhängen von Infusionen (Rücklauf in<br />

Liquor, Lymphe,<br />

Venenverweilkanüle)<br />

Biopsien Sekrete, Speichel, – spritzendes arterielles Gefäß<br />

Urin<br />

(Dialysekanüle, Angiographien)<br />

– Diskonnektion von Spritze und Nadel:<br />

3-Wegehahn-System<br />

Befüllen von Blutkulturflaschen<br />

Wundversorgung, Blut, Kanülen, Nahtnadel, – Recapping<br />

Katheterfixierung Wundflüssigkeiten, Fadenmesser, – unachtsamer Umgang<br />

Gewebe Skalpell – schwingende Nahtnadel während des Verknotens<br />

des Fadens<br />

– Fehlabwurf (in Bett, in Becher, unter Tupfer,<br />

in Müllsack oder Wäschesack, auf Essenstablett …)<br />

Absaugen respiratorischer Respiratorische Kontakt mit Sekreten, wenn kein Mundschutz,<br />

Sekrete Sekrete, Blut Schutzbrille und Handschuhe getragen werden<br />

Intubation<br />

Extubation<br />

Umgang mit aggressiven bzw. Blut, Eiter, Erguss Instrumente und Bissverletzungen<br />

unruhigen Patienten (Ascites, Pleura-, Kanülen s. unvorhersehbare Bewegungen<br />

Pericard-, Gelenks-) jeweiligen Abschnitt Abwehrbewegung des Patienten<br />

Fäzes, Gewebe,<br />

Fruchtwasser,<br />

Knochenmark,<br />

Liquor, Lymphe,<br />

Sekrete, Speichel,<br />

Urin<br />

Entsorgung von Bettpfanne Urin, Fäzes, Hautkontakt, wenn keine Handschuhe<br />

oder Urinflasche evtl. Blut getragen werden<br />

Pflege inkontinenter Patienten<br />

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20<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

Geriatrie, Psychiatrie<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Umgang mit aggressiven bzw. Blut, Eiter, Erguss Instrumente und Bissverletzungen<br />

unruhigen Patienten (Ascites, Pleura-, Kanülen s. unvorhersehbare Bewegungen<br />

Pericard-, Gelenks-) jeweiligen Abschnitt Abwehrbewegung des Patienten<br />

Fäzes, Gewebe,<br />

Fruchtwasser,<br />

Knochenmark,<br />

Liquor, Lymphe,<br />

Sekrete, Speichel,<br />

Urin<br />

Zahnheilkunde<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Umgang mit aggressiven bzw. Blut, Injektionskanülen, Bissverletzungen<br />

unruhigen Patienten Speichel, Nahtnadel, Skalpell, akzidentelle Stichverletzung<br />

Bohren, Injektionen, Wundsekrete Op-Instrumente manuelles Entfernen der Kanüle von der Spritze<br />

operieren (s. Operieren) unvorhersehbare Bewegungen<br />

Abrutschen mit Bohrer, Verletzung mit Op-Instrument,<br />

an Knochensplitter oder scharfkantiger Knochenkante<br />

Medizinische Diagnostik, Neurologie<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Endoskopieren Blut, Eiter, Fäzes, Sklerosierungs- akzidentelle Stichverletzung<br />

Gewebe, Speichel, kanüle, Kontakt mit Sekreten oder Blut durch Husten,<br />

respiratorische Biopsienadel, Erbrechen<br />

Sekrete, Urin Biopsiezange<br />

Physiologische Unter- Blut Nadelelektroden für Recapping<br />

suchungen, Schmerztherapie EEG, EMG, EP, akzidentelle Stichverletzung<br />

Akupunkturnadeln unruhiger Patient<br />

unachtsamer Umgang<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

21<br />

NMR, Nuklearmedizin, Radiologie<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Kontrastmittelinjektionen Blut, Kanülen, – Recapping<br />

Angiographien Gewebe, Liquor, Gefäßzugänge, – akzidentelle Stichverletzung<br />

Organpunktionen Lymphe Biopsienadeln, – unachtsamer Umgang<br />

Stanznadeln, – blindes Tasten nach Nadel<br />

Skalpell<br />

– unruhiger Patient (auch Kind)<br />

Anästhesie, Notfallambulanzen, Rettungsdienst<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Notfallversorgung Blut, Fäzes, Urin, Gefäßzugänge, – Recapping<br />

– in Hektik, Gewebe, Liquor, Injektionskanülen, – Fehlablage, -abwurf<br />

– in beengten Räumlichkeiten Fruchtwasser, Punktionskanülen, – blindes Tasten nach Nadel<br />

und Knochensplitter, Skalpell, Nahtnadel, – unruhiger Patient (auch Kind), Abwehrbewegung<br />

– unter ungewöhnlichen Lymphe, Sekrete, Op-Instrumente – akzidentelle Stichverletzung wegen Hektik,<br />

Umständen Pleura-, Pericard- (s. Operieren) aus Platzmangel<br />

erguss,<br />

Wundflüssigkeiten<br />

zusätzlich Blutkontakt<br />

mangels Tragen von Handschuhen, Schutzbrille,<br />

Mundschutz<br />

– z.B. bei spritzender Blutung<br />

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22<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

Geburtshilfe<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Geburtshilfe Blut, Sekrete Einmalrasierer, Stichverletzungen:<br />

Sectio (Zervicalsekret, Kanülen, Skalpell, – Notfallsectio, Hektik<br />

Wassergeburt Fruchwasser), Nahtnadel, Schere, – Recapping<br />

Liquor, Fäzes, Urin scharfe und spitze – unruhige Patientin (auch Kind)<br />

Op-Instrumente – unachtsamer Umgang mit Nadeln oder Instrumenten<br />

(s. Operieren), – Fehlabwurf (in Bett, in Becher, unter Tupfer,<br />

Periduralkatheter in Müllsack und Wäschesack, auf Essenstablett …)<br />

Kontakt Blut/Sekrete<br />

mangels Tragen von Handschuhen, Schutzbrille,<br />

Mundschutz<br />

– Austreibungsperiode,<br />

– Sturzgeburt (Pforte)<br />

– Wassergeburt,<br />

– Platzen der Fruchtblases<br />

Operativer Bereich<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Operieren Blut, Eiter, Erguss Scharfe und spitze – manuelle Führung der Nadel<br />

Instrumentieren (Ascites, Pleura-, Instrumente, z.B. – unachtsamer Umgang mit Nadeln<br />

Pericard-, Gelenks-) Amputationsmesser, – oder Instrumenten<br />

Fäzes, Gewebe, chir. Pinzetten, – Abrutschen<br />

Fruchtwasser, Fistelhaken, – Knochensplitter<br />

Knochenmark, Klammergerät, – Notfall, Hektik<br />

Knochensplitter, Knochenhaltezange,<br />

Liquor, Lymphe, Meisel, Nahtnadel, – Schleimhaut-/Augenkontakt bei arterieller Blutung<br />

Sekrete, Speichel, Myommesser,<br />

Urin Punktionskanüle, Cave: Gefährdung von Transport-, Reinigungspersonal<br />

Redonnadel, und Personal in Sterilisation durch Fehlabwurf in<br />

Säge, Spickdraht, Müll- und Wäschesäcke und nicht sachgemäßen<br />

Scharfe Klemmen, Abwurf von spitzen und scharfen Instrumenten<br />

Schere, Skalpell, in Entsorgungssiebe<br />

Spitze Wundhaken,<br />

Spreizer,<br />

Trokardorne, …<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

23<br />

Labor<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Untersuchen von mensch- Blut, Eiter, Liquor, Kanülen, – Recapping<br />

lichem Gewebe und Blut Fäzes, Urin, Kapillare, – unachtsamer Umgang mit Kanülen und Lanzetten<br />

Fruchtwasser, Lanzetten, – Bruch von Kapillaren und Objektträgern<br />

Knochenmark, Objektträger – Entnehmen von Blut aus Blutkulturflaschen<br />

Gewebe, Lymphe,<br />

Sekrete und Erguss<br />

(Ascites, Pericard-,<br />

Pleura-, Gelenks-),<br />

Speichel<br />

Pathologie<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Obduktionen Blut, Eiter, Fäzes, Kanülen, – Recapping<br />

Gewebsuntersuchungen Liquor, Urin, Objektträger, – unachtsamer Umgang mit Instrumenten<br />

Fruchtwasser, Skalpell, Sägen, – Abrutschen<br />

Knochenmark, Scheren – Knochensplitter<br />

Knochensplitter,<br />

Gewebe, Lymphe,<br />

Sekrete und Erguss,<br />

(Ascites, Pericard-,<br />

Pleura-, Gelenks-),<br />

Speichel<br />

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24<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

Bäderabteilung, phys. Therapie, Krankengymnastik<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Behandlung am Bett Blut, Eiter, Fäzes, Kanülen, Skalpell, Fehlabwurf von Kanülen oder Instrumenten ins Bett<br />

Gewebe, Liquor, scharfe und spitze<br />

Lymphe, Sekrete, Instrumente<br />

Erguss (Ascites,<br />

Pericard-, Pleura-,<br />

Gelenks-), Speichel<br />

Urin<br />

Versorgungsdienste<br />

Tätigkeiten Infektiöses Kanülen/ Beispiele für Unfallmechanismen<br />

(s. auch die folgenden Material Instrumente<br />

Anmerkungen)<br />

Küche Blut Kanülen Abgelegte Kanülen auf Tablett<br />

Abräumen der Tabletts<br />

Sterilgutversorgung Blut, Eiter, Fäzes, Kanülen, Skalpell, nicht sachgemäßer Abwurf scharfer und spitzer<br />

Kontrolle und Zerlegung von Erbrochenes, scharfe und spitze Instrumente in Entsorgungssiebe<br />

Instrumenten Fruchtwasser, Op-Instrumente<br />

Reinigungspersonal Sekrete, Erguss (s. Punktionen und Fehlabwurf von Kanülen und Instrumenten in<br />

Bettenzentrale: (Ascites, Pleura-, Operieren) Wäsche- und Müllsäcke, Ausgüsse und Siphons<br />

Reinigung und Desinfektion Pericard-, Gelenks-), von Waschbecken<br />

kontaminierter Flächen Liquor, Lymphe,<br />

und Gegenstände Speichel, Urin kontaminierte Flächen und Gegenstände<br />

Sanitärbereich, Medizintechnik,<br />

Werkstatt<br />

Reparatur, Wartung,<br />

Instandsetzung kontaminierter<br />

medizinischer Geräte<br />

Transportdienst, Wäscherei<br />

Entsorgung und Transport<br />

potenziell infektiöser Abfälle<br />

und Wäsche<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en 25<br />

Anmerkungen zu Tätigkeiten<br />

Bei den Tätigkeiten müssen zur Beurteilung der Gefährdung die jeweiligen örtlichen und situativen Bedingungen<br />

mit berücksichtigt werden.<br />

A<br />

A1<br />

Infektionsstatus<br />

bekannter Infektionsstatus<br />

Relevante Erkrankungen, die über Blut oder andere Sekrete übertragen werden können und deren Erreger der<br />

<strong>Risiko</strong>gruppen 2, 3 und 4 zugeordnet werden, sind z.B. Hepatitis B, C und D, HIV, Tollwut, exotische Erkrankungen<br />

wie virales hämorrhagisches Fieber, aber auch Sepsis und Miliartuberkulose. Patienten mit Infektionskrankheiten<br />

sind überall in einem Krankenhaus zu finden. In einigen Bereichen kann es zu einer Häufung<br />

kommen; dies sind insbesondere Infektionsstationen, Schwerpunktambulanzen für HIV und Hepatitis, Lungenfachkliniken<br />

mit Tuberkulose-Abteilungen, Suchtstationen und Gefängniskrankenhäuser.<br />

A2<br />

Patient mit unbekanntem Infektionsstatus<br />

Generell kann jeder Patient an Hepatitis B/C oder HIV erkrankt sein, ohne dies unbedingt zu wissen. Denken<br />

muss man an eine mögliche Infektion bei Patienten mit entsprechender Vorgeschichte oder <strong>Risiko</strong>faktoren.<br />

Hierzu gehören Bluter, frühere Gabe von Blutkonserven und Gerinnungsfaktoren etc., i.v.-Drogen, Prostitution,<br />

Personen aus Ländern mit hoher Durchseuchungsrate.<br />

B<br />

B1<br />

Fremdgefährdung beim Umgang mit nicht berechenbarem Patienten<br />

Erwachsener<br />

Beim Erwachsenen können Delirien auftreten z. B. bei Intoxikationen (Alkohol, Medikamente, Drogen) und<br />

Narkose- und Medikamentenunverträglichkeiten. Psychosyndrome finden sich bei psychischen Erkrankungen,<br />

demenziellen Entwicklungen, Hypoxie, Schock, diversen internistischen Erkrankungen wie Störungen des<br />

Wasser-/Elektrolythaushaltes, des Stoffwechsels, endokrinologischen Entgleisungen und nach einem Trauma.<br />

Diese Patienten können bei Durchführung verschiedener Maßnahmen vermehrt mit unvorhergesehenen<br />

Abwehrreaktionen reagieren.<br />

B2<br />

Kind<br />

Beim Kind ist altersabhängig bis ins Grundschulalter mit willkürlichen Bewegungen und Abwehrreaktionen zu<br />

rechnen. Unabhängig vom Alter können erkrankungsbedingt psychische Auffälligkeiten wie beim Erwachsenen<br />

auftreten.<br />

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26<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

B3<br />

Notfallpatient<br />

Bei Notfällen herrscht oft Hektik, die Räumlichkeiten können beengt und insbesondere im Rettungsdienst<br />

ungewöhnlich sein.<br />

Eine häufigere Fremdgefährdung<br />

findet sich demnach<br />

im Rettungsdienst, im<br />

Schockraum, in der Notaufnahme,<br />

bei Narkoseein -<br />

leitung und -ausleitung, auf<br />

den Intensivstationen, im<br />

Kreissaal, bei Notfällen im<br />

Patientenzimmer und bei<br />

Patienten der Inneren Medizin,<br />

Geriatrie Neurologie,<br />

Neurochirurgie, Psychiatrie,<br />

Pädiatrie.<br />

4.2. Technische Schutzmaßnahmen<br />

Um eine mögliche Infektionsgefährdung zu minimieren, hat der Arbeitgeber die erforderlichen technischen,<br />

baulichen, organisatorischen und hygienischen Schutzmaßnahmen, die sich aus der Gefährdungsbeurteilung<br />

ergeben, zu veranlassen. Zusätzlich ist in bestimmten Situationen der Einsatz von persönlichen Schutzaus -<br />

rüstungen erforderlich. In Bezug auf den Umgang mit spitzen und scharfen, infektionsverdächtigen Gegenständen<br />

sind wesentliche Punkte zu beachten. Insbesondere dürfen gebrauchte Kanülen nicht in die Plastikschutzhüllen<br />

zurückgesteckt werden, es sei denn, es wird ein Verfahren verwendet, das ein sicheres Zurückstecken<br />

der Kanüle in die Kanülenschutzkappe mit einer Hand möglich macht. Die Kanülen dürfen nicht verbogen oder<br />

abgeknickt werden.<br />

4.2.1. Abwurfbehälter<br />

Benutzte spitze, scharfe oder zerbrechliche Arbeitsmittel sind nach der Verwendung unmittelbar in bestimmten<br />

Behältnissen zu sammeln. Diese Abfallbehältnisse müssen stich- und bruchfest sein und den Abfall sicher<br />

umschließen. In Deutschland sind die Anforderungen an diese Behälter, im Gegensatz zu anderen europäischen<br />

Ländern, noch nicht genormt. Allerdings legt die TRBA 250 einige Eigenschaften für diese Behälter fest.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en 27<br />

Anmerkung:<br />

In der Regel garantieren Hersteller von Kanülenabwurf -<br />

behältern die Einhaltung dieser Kriterien. Sucht der Betrieb<br />

im <strong>Gesundheitsdienst</strong> selbst geeignete Leergebinde (z. B.<br />

leere Desinfektionsmittelbehälter) aus, so muss der Betrieb<br />

nachweisen können, dass die gewählten Leergebinde ebenfalls<br />

den Anforderungen genügen.<br />

Im Folgenden werden die Anforderungen an Kanülen -<br />

abwurfbehälter gemäß TRBA 250 genannt und kommentiert:<br />

• Sie sind verschließbare Einwegbehältnisse.<br />

Die Verwendung von Mehrwegbehältnissen bzw. das<br />

Umfüllen von kleineren in größere Behälter ist nicht<br />

zulässig. Insbesondere beim Umfüllen und bei der Reinigung<br />

der kleineren Behälter ist es immer wieder zu<br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong>en gekommen.<br />

• Sie geben den Inhalt, z. B. bei Druck, Stoß, Fall,<br />

nicht frei.<br />

Der Deckel des Kanülenabwurfbehälters rastet in der<br />

Regel ein oder ist mit dem Behälter verbunden. Der<br />

Deckel lässt sich nur mit erheblichem Kraftaufwand abtrennen.<br />

Der Verschluss der eigentlichen Abwurföffnung<br />

verfügt in der Regel über eine wieder zu öffnende Tagesarretierung<br />

und eine nicht mehr zu öffnende Endstellung.<br />

Beim Umkippen darf kein Inhalt aus dem Behälter austreten.<br />

Bei Stoß- oder Druckbelastung (z.B. manuelles Zusammendrücken<br />

des Behälters) platzt der Deckel nicht ab<br />

und der spitze Inhalt dringt nicht durch die Behälterwand.<br />

• Sie sind durchdringfest.<br />

Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch dringen keine<br />

spitzen und scharfen Gegenstände durch die Wandungen<br />

des Behälters.<br />

• Ihre Festigkeit wird durch Feuchtigkeit nicht<br />

beeinträchtigt.<br />

Kartonagebehälter sind unabhängig von der Wandstärke<br />

nicht zulässig.<br />

• Ihre Größe und Einfüllöffnung sind abgestimmt<br />

auf das zu entsorgende Gut.<br />

Z.B. Trokare lassen sich nur in hohen Behältern entsorgen.<br />

Butterflys brauchen in der Regel eine große Abwurföffnung.<br />

Anmerkung:<br />

Zu beachten ist, dass alle Behälter unabhängig von ihrer<br />

Form standsicher aufzustellen sind.<br />

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28<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

• Sie öffnen sich beim Abstreifen von Kanülen nicht.<br />

• Sie sind durch Farbe, Form oder Beschriftung eindeutig<br />

als Abfallbehältnisse zu erkennen.<br />

Sind die Behälter nicht eindeutig zuzuordnen, sind diese<br />

zusätzlich zu kennzeichnen.<br />

• Sie sind mit Benutzerhinweisen versehen, sofern<br />

ihre Verwendung nicht augenfällig ist.<br />

Benutzte spitze, scharfe oder zerbrechliche Arbeitsgeräte<br />

zur einmaligen Verwendung sind unmittelbar nach Gebrauch<br />

in diese Behältnisse zu sammeln.<br />

Dies bedeutet, dass diese Behältnisse mitgeführt werden<br />

müssen, wenn z.B. in Patientenzimmern mit spitzen und<br />

scharfen Gegenständen umgegangen wird. Daher müssen<br />

sie sicher transportierbar sein, also z.B. in eine Halterung<br />

auf dem Tablett passen oder dort fixiert werden. Gefahrlos<br />

tragen kann man diese Behälter, indem sie über einen<br />

„Tagesdeckel“, der sich wieder öffnen lässt, verfügen.<br />

Weitere Kriterien für die Auswahl der Behältnisse sollten<br />

sein<br />

• die Abstimmung auf die Entsorgungskonzeption,<br />

Die auch als „Sharps“ bezeichneten spitzen und scharfen<br />

Gegenstände sind Abfälle, deren Beseitigung in Abwurf<br />

behälter innerbetrieblich getrennt durchgeführt werden<br />

muss und überwachungsbedürftig ist (siehe LAGA-<br />

Richt linie). Die Behälter selbst können, nachdem sie verschlossen<br />

sind, in der Regel zu den hausmüllähnlichen<br />

Abfällen gegeben werden bzw. zu den Abfällen, an deren<br />

Sammlung und Entsorgung aus infektionspräventiver<br />

Sicht keine besonderen Anforderungen gestellt werden<br />

(z. B. Wäsche, Gipsverbände, Einwegkleidung) (siehe<br />

LAGA-Richtlinie und kommunale Abfallsatzung).<br />

• die Abstimmung auf die verwendeten Spritzen -<br />

systeme (Abstreifvorrichtung für verschiedene<br />

Kanülenanschlüsse),<br />

Verbindungen zwischen Kanüle und Spritzenkörper<br />

müssen ohne Manipulation mit der Hand am Anschluss<br />

zu trennen sein. Ist keine Abstreifvorrichtung vorhanden<br />

muss die Spritze ohne Trennung zwischen Kanüle und<br />

Spritzenkörper komplett entsorgt werden.<br />

• erkennbarer Füllgrad.<br />

Um <strong>Nadelstichverletzung</strong>en an herausstehenden Kanülen<br />

zu vermeiden, dürfen die Behälter nur bis zu einem<br />

bestimmten Füllgrad (i.d.R ¾ der Behälterhöhe) befüllt<br />

werden. Dieser Füllgrad muss deutlich sichtbar sein.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en 29<br />

4.2.2. Einsatz von Nadelschutztechniken<br />

Der höchste Schutz wird durch die Vermeidung der Gefahr des sich Stechens oder Schneidens erreicht. Dies ist<br />

gleichbedeutend mit der Anwendung der nadellosen Technik. Da dies für einen Großteil der Anwendungen nicht<br />

möglich ist, muss das Schutzziel sein, den Menschen vor der Gefahr einer <strong>Nadelstichverletzung</strong> zu schützen.<br />

Dies wird bei Nadeln nur dann umfassend erreicht, wenn eine zwangsläufig und zuverlässig wirkende Trennung<br />

von Nadelspitze und Mensch möglich ist.<br />

Ist dies wiederum ebenfalls aufgrund des verwendeten Systems nicht möglich, muss der Schutzmechanismus vom<br />

Menschen aktiviert werden. Hier wird dann durch den Schutz die Eintrittswahrscheinlichkeit einer <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

herabgesetzt. Zwingend dabei ist, dass die Aktivierung des Sicherheitsmechanismus so erfolgt, dass<br />

die auslösende Hand immer hinter der Nadelspitze bleibt. Dies bedeutet zwangsläufig, dass die Sicherung der<br />

Spitze einhändig ausgelöst werden kann.<br />

Zahlreiche Firmen haben in den letzten Jahren Nadelschutzsysteme entwickelt. Diese lassen sich in sogenannte<br />

passive und aktiv auszulösende Schutzmechanismen, die <strong>Nadelstichverletzung</strong>en verhindern sollen, einteilen.<br />

Eine Übersicht über die sicheren Arbeitsgeräte ist unter www.infektionsfrei.de einzusehen.<br />

Unter passiven Systemen versteht man diejenigen, bei denen spitze oder scharfe Instrumententeile ohne Zutun<br />

des Anwenders bei der normalen Handhabung abgedeckt werden, ehe eine Verletzung mit kontaminierten<br />

Instrumenten möglich wird. Der normale Arbeitsablauf wird hierbei nicht verändert. Je nach Konstruktion wird<br />

in der Regel durch das Herausziehen des Instrumentes ein automatischer Schutzmechanismus ausgelöst, der die<br />

Kanüle stumpf macht oder in eine Schutzhülse hineinzieht.<br />

Aktive Schutzmechanismen erfordern, dass der Anwender diese selbst auslöst. Es kommt dabei je nach Konstruktion<br />

zur Retraktion von Kanülen in eine Schutzhülse, zur Überdeckung von Kanülen mit einem Schutzschild<br />

oder einer Vorrichtung zum sicheren Abwurf von Kanülen. Da der Vorgang vom Anwender willentlich ausgelöst<br />

werden muss, besteht die Gefahr, dass der Arbeitnehmer dies vergisst. Es besteht unter Umständen auch die<br />

Gefahr, dass der Arbeitnehmer sich während des Auslösevorganges verletzt, wenn er dabei in Kanülenspitzennähe<br />

kommt bzw. sich bei Kontakt mit der Kanüle kontaminiert.<br />

Ob passives oder aktives System, der Sicherheitsmechanismus darf auf keinen Fall reversibel sein. Wichtig ist<br />

eine dauerhafte Abdeckung der Nadelspitze bzw. der Klinge, da hierdurch Unfallgefahren bei Fehlabwurf bzw.<br />

bei nachfolgend mit dem Instrument in Kontakt kommenden Beschäftigten vermieden werden.<br />

Kriterien für den Einsatz von NST ergeben sich aus der Gefährdungsbeurteilung (siehe Kapitel 4.1.).<br />

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30<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

4.3 Organisatorische Schutzmaßnahmen<br />

4.3.1. Meldesystem<br />

Die Unfallverhütungsvorschriften (u.a. BGV A1 Grundsätze der Prävention) schreiben die Dokumentation von<br />

Unfällen vor.<br />

Im Speziellen verpflichtet die TRBA 250 den Arbeitgeber, Stich- und Schnittverletzungen als auch sonstige Hautoder<br />

Schleimhautkontakte mit infektiösem Material zu dokumentieren und der vom Arbeitgeber benannten<br />

Stelle (z.B. dem Betriebsarzt) zu melden.<br />

Daher sollte jeder Arbeitgeber ein Meldesystem verbindlich festlegen.<br />

Es müssen folgende Meldeschritte berücksichtigt sein:<br />

Internes Meldeverfahren<br />

1. Bei Stich-/Schnittverletzungen mit nicht infektiösem Material z.B. mit spitzen bzw. scharfen Materialien<br />

die zum Aufziehen von Medikamenten oder Infusionslösungen bzw. Schneiden von nicht infektiösem<br />

Gewebematerial benutzt wurden, ist der Dokumentationspflicht Genüge getan, wenn ein Eintrag<br />

im Verbandbuch erfolgt<br />

(s. BGV A1 §24).<br />

2. Bei Stich-/Schnittverletzungen<br />

mit spitzen bzw.<br />

scharfen Materialien, die<br />

mit infektiösem oder potenziell<br />

infektiösem Blut<br />

oder Gewebsflüssigkeiten<br />

in Kontakt kamen (z.B.<br />

Nadeln zur Blutabnahme),<br />

ist prin zipiell eine Dokumentation<br />

des Unfallherganges<br />

mittels eines internen<br />

Meldebogens vorzunehmen.<br />

Ein Beispiel für eine hausinterne<br />

Unfallmeldung wird in<br />

Anhang III vorgestellt.<br />

Daten zum Meldeverfahren:<br />

• Personaldaten (Name, Vorname, Geburtsdatum, Adresse des Verletzten) und Aufgabenbereich, Tätigkeit<br />

• Verletzungsart/Gegenstand und Arbeitsbereich<br />

• Schilderung des Unfallhergangs<br />

• Kontaminationsmaterial<br />

• Name und Geburtsdatum des Indexpatienten<br />

• Infektionsstatus (infektiös, nicht infektiös, nicht bekannt) des Indexpatienten<br />

• veranlasste Erstmaßnahmen<br />

Meldung an den Betriebsarzt<br />

Zusätzlich zur internen Dokumentation von Nadelstich- und Schnittverletzungen bzw. Schleimhautkontaminationen<br />

mit potenziell infektiösem Material muss nach der TRBA 250 Absatz 4.5.4. auch der zuständige<br />

Betriebsarzt oder der Arzt nach § 15 der Biostoffverordnung von dem Unfall in Kenntnis gesetzt werden (z.B.<br />

Weiterleitung per Kopie des Meldebogens), sofern dieser Arzt die von dem Arbeitgeber dafür benannte Stelle ist.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en 31<br />

Meldung an den Unfallversicherer<br />

Die Meldung an den Unfallversicherer erfolgt durch die zuständige Klinikverwaltung oder den behandelnden<br />

Betriebsarzt (per o.g. Unfallmeldebogen im Original oder in Kopie), kann aber auch durch jeden erstversorgenden<br />

Arzt erfolgen.<br />

Sie hat den Zweck, zur Dokumentation des Unfalls zu dienen. Ferner dient sie auch als Grundlage für Ansprüche<br />

des Versicherten auf eventuelle Versicherungsleistungen durch den Unfallversicherer.<br />

Die Meldungen können ebenfalls mit dem im Internet zum „download“ verfügbaren Meldebogen der gesetz lichen<br />

Unfallversicherungen gemacht werden.<br />

Im Folgenden wird ein Vorschlag zum Vorgehen nach NSV vorgestellt, wenn der Betriebsarzt tagsüber vor Ort<br />

(z.B. Klinik) anwesend ist.<br />

Weitere Vorschläge zum Vorgehen nach einer <strong>Nadelstichverletzung</strong> differenziert nach der Organisationsform<br />

des Krankenhauses und für Rettungsdienstpersonal werden im Anhang V vorgestellt.<br />

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32<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

4.3.2 Unterweisungen, Betriebsanweisungen, Schulungen<br />

Unterweisungen<br />

Nach Arbeitsschutzgesetz §12 hat der Arbeitgeber die Beschäftigten über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei<br />

der Arbeit ausreichend und angemessen zu unterweisen. Die Unterweisung muss bei der Einstellung, bei<br />

Veränderungen im Aufgabenbereich, der Einführung neuer Arbeitsmittel oder einer neuen Technologie vor<br />

Aufnahme der Tätigkeit der Beschäftigten erfolgen.<br />

Konkretisiert wird dies in der Biostoffverordnung §12 und dem berufsgenossenschaftlichen Regelwerk TRBA 250<br />

Abschnitt 5.2.<br />

Der Unternehmer kann die Unterweisungspflicht z.B. an die jeweiligen Vorgesetzten, an Betriebsärzte oder<br />

Sicherheitsfachkräfte delegieren.<br />

Es hat sich bewährt, berufsgruppenbezogene Schulungseinheiten (Ärzte/Pflege/Reinigungskräfte/Wartungs- und<br />

Instandhaltungspersonal) durchzuführen.<br />

Sofern vorhanden, kann zur Organisation die innerbetriebliche Fortbildungsstelle eingebunden werden.<br />

Auch können Unterrichtseinheiten in Ausbildungsstätten, z.B. Schulen für Pflegeberufe, medizinisch technische<br />

Assistenten (MTAs), operationstechnische Assistenten (OTAs) zur Unterweisung genutzt werden.<br />

Zu den folgenden Themenbereichen haben Unterweisungen zu erfolgen:<br />

– Gefährdende Tätigkeiten, Infektionsgefahren, Übertragungswege<br />

– Benutzung von NST<br />

– Unfallmeldesystem und Dokumentation<br />

– Sofortmaßnahmen nach NSV<br />

– Technische, persönliche, organisatorische Schutzmaßnahmen<br />

– Impfungen<br />

– Arbeitsmedizinische Vorsorge<br />

– ggf. weitere, betriebsbezogene Themen<br />

Betriebsanweisungen<br />

In Bereichen der Patientenversorgung bzw. des Umgangs mit biologischen Arbeitsstoffen wird die Erstellung<br />

von Betriebsanweisungen durch die BioStoffV §12 vorgeschrieben und in der TRBA 250 Abschnitt 5.1 näher<br />

ausgeführt. Inhalte sind z. B. erforderliche Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln, Anweisungen über das<br />

Verhalten bei Unfällen und Betriebsstörungen sowie Anweisungen zur Ersten Hilfe.<br />

Schulungen<br />

Schulung im Gebrauch des Meldesystems<br />

Die Beschäftigten sollten über das im Hause eingeführte Meldesystem in Kenntnis gesetzt werden und unterwiesen<br />

werden, sich im Falle einer<br />

NSV auch tatsächlich an die<br />

vorgegebenen Stellen zur<br />

Dokumentation und ggf. zur<br />

Veranlassung weiterer Maßnahmen<br />

zu wenden.<br />

Ziel ist es, die bisher hohe<br />

Rate nicht gemeldeter NSV<br />

zu minimieren und die Beschäftigten<br />

zur Prophylaxe<br />

von NSV zu sensibilisieren.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en 33<br />

Schulung in der Anwendung der im Krankenhaus eingesetzten NST<br />

Verschiedene Hersteller bieten unterschiedliche Nadelschutztechniken/sichere Arbeitsgeräte an.<br />

Die TRBA 250 Abschnitt 4.2.4 schreibt in der Neufassung (BArbBl. 07/2006) den Einsatz von NST für explizit<br />

definierte Arbeitsbereiche (u.a. Behandlung infektiöser Patienten bei nachgewiesenen Erregern der <strong>Risiko</strong>gruppe<br />

3, 3** oder höher, Behandlung fremdgefährdender Patienten, Rettungsdienst, Notfallaufnahme) verbindlich<br />

vor und regelt ihn für Tätigkeiten (z.B. Blutentnahme und Punktionen).<br />

Ebenso fordert die TRBA, dass die Beschäftigten über die NST/sicheren Arbeitsgeräte informiert und ihnen die<br />

Handhabung derselben vermittelt wird.<br />

Dies geschieht am besten über allgemeine Infoveranstaltungen aller betroffenen Mitarbeitergruppen (Ärzte,<br />

Pflege, Reinigung, Wartung) wie auch über praktische Anweisungen einzelner Gruppen vor Ort, in welcher die<br />

für den jeweiligen Bereich und für bestimmte Tätigkeiten ausgewählten NST vorgeführt und die Handhabung derselben<br />

trainiert wird.<br />

Bei der Neueinführung von NST können ggf. auch die Vertreter der Herstellerfirmen zur Schulung des Handlings<br />

von NST herangezogen werden.<br />

Die Studie „Qualitätssicherung bei Nadelschutztechniken“ zeigte, dass durch Schulungen zum Umgang mit NST<br />

die Akzeptanz der neuen Instrumente bei den Beschäftigten erhöht werden kann: „Beschäftigte, die vor und<br />

während des Interventionszeitraumes mehrmalig geschult wurden, gaben eine positivere Bewertung ab als die<br />

selten oder nie geschulten Kolleginnen und Kollegen, die aus dienstlichen und/oder persönlichen Gründen nicht<br />

an der Schulung teilnahmen …“ (Der Interventionszeitraum umfasste 12 Monate, während der in einer<br />

Stu diengruppe NST eingesetzt wurden).<br />

Schulung im Umgang mit schneidenden und stechenden Instrumenten<br />

Trotz Einführung sicherer Arbeitsgeräte verbleiben Tätigkeiten, bei denen mangels geeigneter NST weiterhin<br />

scharfe, spitze Geräte verwendet werden müssen.<br />

In der Schulung sollten die Beschäftigten daher über den sachgemäßen Umgang mit diesen Instrumenten informiert<br />

werden.<br />

Außerdem muss dabei auch die korrekte Entsorgung thematisiert werden, z. B. kein Recapping, d. h. kein<br />

Zurückstecken von gebrauchten Kanülen in die Schutzhülle, Abwurf von allen Instrumenten – auch mit NST –<br />

in geeignete Entsorgungsbehälter gemäß TRBA 250 Abschnitt 4.1.1.4.<br />

Ebenso sollte auch auf allgemeine Maßnahmen hingewiesen werden, z.B. bei der Op-Vorbereitung für einen<br />

infektiösen Patienten im Zeitplan einen höheren Arbeitsaufwand zu berücksichtigen und für besonnene und<br />

konzentrierte Arbeitsweise zu sorgen.<br />

Schulung in der Durchführung der Sofortmaßnahmen<br />

Über die im Kapitel „Vorgehen nach erfolgter <strong>Nadelstichverletzung</strong>“ näher beschriebenen Punkte müssen die<br />

Beschäftigten in regelmäßigen Abständen informiert und geschult werden.<br />

Es geht vor allem darum, die Beschäftigten mit den Maßnahmen vertraut zu machen, um in der Hektik der<br />

Notfallsituation über die einzelnen Schritte Bescheid zu wissen und um empfohlene zeitliche Vorgaben (z.B. für<br />

die Ersteinnahme der HIV-PEP-Medikamente) einhalten zu können.<br />

Empfehlenswert ist auch, dass die Beschäftigen jeweils aktuell vor einem verletzungsträchtigen Eingriff bei einem<br />

infektiösen Patienten die Sofortmaßnahmen rekapitulieren.<br />

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34<br />

<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en<br />

4.3.3. Arbeitsmedizinische Vorsorge<br />

Sowohl das Arbeitsschutzgesetz (§11), die Biostoffverordnung (§§15 und 15a) als auch das Technische<br />

Regelwerk (TRBA 250) beschreiben entsprechende Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer betreffs<br />

Untersuchungen.<br />

Nach Biostoffverordnung §15 hat der Arbeitgeber bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen für eine angemessene<br />

arbeitsmedizinische Vorsorge zu sorgen.<br />

Die Vorsorge beinhaltet u.a. die Beurteilung der Gesundheitsgefährdungen, die Aufklärung und Beratung der<br />

Beschäftigten über die Gefährdungen und die speziellen arbeitsmedizinischen Vor sorgeuntersuchungen.<br />

In der Biostoffverordnung<br />

§15 Abs. 2 heißt es:<br />

„Die speziellen arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorgeuntersuchungen<br />

werden vom Arbeitgeber<br />

veranlasst oder angeboten<br />

und erfolgen als<br />

1. Erstuntersuchungen vor<br />

Aufnahme einer gefährdenden<br />

Tätigkeit,<br />

2. Nachuntersuchungen in<br />

regelmäßigen Abständen<br />

während dieser Tätigkeit,<br />

3. Nachuntersuchungen bei<br />

Beendigung dieser Tätigkeit,<br />

4. Untersuchungen aus besonderem<br />

Anlass.“<br />

4.3.4. Impfangebot<br />

Nach BiostoffV §15a (3) muss der Arbeitgeber den Beschäftigten beim Umgang mit Patienten/Erregern von<br />

impfpräventablen Erkrankungen entsprechende Impfungen anbieten.<br />

Dabei hat der Arzt die Beschäftigten über die zu verhütende Krankheit, über den Nutzen der Impfung und über<br />

mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen aufzuklären.<br />

Im Zusammenhang mit der Gefährdung durch eine NSV ist vorrangig die Hepatitis B-Impfung zu nennen.<br />

Ggf. ist auch eine Tetanus-Auffrischimpfung erforderlich.<br />

Das Robert Koch-Institut gibt jährlich die aktualisierten Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)<br />

samt Hinweisen zur Impfaufklärung und Empfehlungen zu erforderlichen Auffrischimpfungen heraus. Im<br />

Kompetenznetz Hepatitis sind auch entsprechende Empfehlungen zur Hepatitis finden.<br />

Sofern in einem Betrieb auch kurzfristig Beschäftigte (z.B. Praktikanten, Doktoranden, Gastärzte) tätig werden<br />

sollen, ist – in zur Durchführung einer Impfung ausreichendem Zeitabstand – vor Beginn der Tätigkeit auf die<br />

empfohlenen Impfungen hinzuweisen bzw. der Immunstatus überprüfen zu lassen.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Maßnahmen zur Vorbeugung von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en 35<br />

4.4 Persönliche Schutzmaßnahmen<br />

Die Biostoffverordnung §11 (1), ausführlich die TRBA 250 (4), die TRGS 401 „Gefährdung durch Hautkontakt<br />

– Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmen“ wie auch das GUV-Regelwerk (z.B.GUV-R 189 „Benutzung von Schutzkleidung“,<br />

GUV-R 192 „Augen- und Gesichtsschutz“, GUV-R 195 „Schutzhandschuhe“) schreiben vor, dass der<br />

Arbeitgeber persönliche Schutzausrüstungen vorhalten muss und dass die Beschäftigten die zur Verfügung<br />

gestellten Schutzausrüstungen zu benützen haben.<br />

Hierzu gehören insbesondere:<br />

• Schutzkleidung samt flüssigkeitsdichten Schürzen, wenn mit Durchnässen der Kleidung zu rechnen ist.<br />

• Schutzbrillen, Gesichtsschutz, Mund-Nasen-Schutz, wenn mit Verspritzen von infektiösen Materialien zu<br />

rechnen ist.<br />

• Beim Umgang mit aerogen übertragenen Erregern sind partikelfiltrierende Halbmasken FFP 1/2/3 je nach<br />

Erreger und Tätigkeit vorzuhalten.<br />

• Geeignete Schutzhandschuhe gemäß DIN EN 455 zum Schutz vor direkter Hautkontamination. Sie bieten zwar<br />

keinen Schutz vor NSV, jedoch kann die Menge des inokulierten Materials vermindert werden.<br />

• Hautmittel zur Prophylaxe von trockener, rissiger Haut (= Eintrittspforte für Keime).<br />

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36 <strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Vorgehen nach erfolgter <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

5. Vorgehen nach erfolgter <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

Nach dem Kontakt mit Blut oder einer anderen möglicherweise kontaminierten infektiösen Flüssigkeit, hat<br />

rasches und zielgerichtetes Handeln oberste Priorität, da es sich um einen immunologischen Notfall handelt. Im<br />

Hinblick auf das mögliche Infektionsrisiko ist prinzipiell der aktuelle serologische Befund des Indexpatienten<br />

(Spender) auf Hepatitis B und C sowie HIV zu berücksichtigen als auch die Expositionsart, die Menge der übertragenen<br />

infektiösen biologischen Flüssigkeit sowie die Zeitdauer nach der Exposition.<br />

5.1. Vorgehen und Sofortmaßnahmen seitens des Betroffenen<br />

Als Sofortmaßnahme nach einer Exposition sollte eine ausgiebige Desinfektion (>80% Ethanol-basierte Prä -<br />

parate, Alkohol-basierte Präparate oder gängige Händedesinfektionsmittel) der Stich- bzw. Verletzungsstelle<br />

erfolgen. Die Tupfer sollten satt mit viruzidem Antiseptikum (z. B. Isopropanol >80 Vol% ) benetzt und die<br />

verletzte Stelle feucht gehalten werden.<br />

Exponierte Schleimhautstellen sollten mit Wasser oder 5% PVP Lösung gespült und auffällige Fremdkörper<br />

entfernt werden.<br />

Der Blutfluss sollte gefördert werden und eventuell bei <strong>Nadelstichverletzung</strong>en zentrifugales Auspressen des<br />

Gefäßes oberhalb der Verletzung (sog. Ausmelken) durchgeführt werden, obgleich es bis dato keine eindeutigen<br />

wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit dieser Maßnahme zur Senkung des Infektionsrisikos gibt.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Vorgehen nach erfolgter <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

37<br />

5.2. Vorgehen und Sofortmaßnahmen seitens des Betriebsarztes,<br />

D-Arztes oder erstversorgenden Arztes<br />

5.2.1. Blutabnahme<br />

Sofortige Blutabnahme (je 10 ml Serum) beim Verletzten (Empfänger) und der Indexperson (Spender).<br />

Die Blutproben sollten mit Vermerk „ Eilig“ schnellstmöglich in das zuständige Labor gebracht werden.<br />

Eine umgehende Vorstellung beim D-Arzt (Durchgangsarzt) bzw. Betriebsarzt sollte grundsätzlich veranlasst<br />

werden!<br />

5.2.2. Serologische Diagnostik<br />

Zur Dokumentation einer bisher nicht vorhandenen Infektion auf HBV, HCV und HIV des Empfängers (Verletzter)<br />

als auch Spenders (Indexperson) sollte umgehend nach erfolgter Exposition das Blut auf diese drei Krankheitserreger<br />

untersucht werden. Der Laborleistungsbeleg<br />

muss daher nur bei HBsAg,<br />

Anti-HBc, Anti-HCV und Anti-HIVangekreuzt<br />

werden. Sofern der Empfänger früher bereits<br />

gegen Hepatitis B geimpft wurde, sollte<br />

auch der aktuelle Impftiter (Anti-HBs<br />

quant.) zusätzlich bestimmt werden. Es ist<br />

dafür Sorge zu tragen, dass das serologische<br />

Untersuchungsprofil im Rahmen des Notfallprogramms,<br />

innerhalb zwei Stunden<br />

nach Eintreffen im zuständigen Labor, dem<br />

zuweisenden bzw. behandelnden Arzt zur<br />

Verfügung steht, zumal die Impfung gegen<br />

Hepatitis B als auch eine eventuell notwendige<br />

Postexpositionsprophylaxe (PEP)<br />

gegen Hepatitis B und HIV als auch Frühtherapie<br />

bei Hepatitis C in einem festen Zeitrahmen<br />

erfolgen muss.<br />

HBsAg ist ein Marker der Virusreplikation<br />

und erscheint als erster serologischer<br />

Marker der HBV-Infektion bereits während<br />

der Inkubationszeit. Damit eignet sich<br />

HBsAg zusammen mit Anti-HBc-IgM zur<br />

Früherkennung einer HBV-Infektion.<br />

Da bei der notfallmäßigen Beurteilung einer<br />

berufsbedingten Exposition die fachgerechte<br />

Durchführung der Grundimmunisierung<br />

und der aktuelle Impftiter eine Schlüsselrolle<br />

spielen, sollten dem zuständigen<br />

Arzt diese Daten mittels Impfpass bzw. der<br />

letzt bekannte Hepatitis-B Impftiter zur<br />

Verfügung stehen bzw. beim zuständigen<br />

Betriebsarzt jederzeit abrufbar sein.<br />

Bei positiven serologischen Testergebnissen auf Hepatitis B, Hepatitis C und HIV des Spenders (Indexperson)<br />

sollte eine weitere Diagnostik im Hinblick auf die bestehende aktuelle Viruslast grundsätzlich veranlasst<br />

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38 <strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Vorgehen nach erfolgter <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

werden. Bei unbekanntem Indexpatienten, z.B. bei einer Verletzung mit einem entsorgten Gegenstand, sollte<br />

zur Evaluation des Transmissionsrisikos der Verletzungsgegenstand und die Umgebung, in welcher der Unfall<br />

passiert ist, für das weitere Vorgehen prinzipiell berücksichtigt werden.<br />

5.2.3. Kontrolle und Nachsorge<br />

Sind Spender und Empfänger HBV, HCV und HIV negativ, sollte vor dem Hintergrund der unterschiedlichen<br />

Inkubationszeiten, als auch dem Problem des „diagnostischen Fensters“, prinzipiell eine serologische<br />

Kontrolluntersuchung als auch eine Kontrolle der Transaminasen nach 3 Monaten durchgeführt werden. Diese<br />

Blutkontrollen sollten am besten beim zuständigen Betriebsarzt bzw. D-Arzt erfolgen. Kommt es im Rahmen der<br />

Routinekontrollen zu einem Anstieg der Transaminasen, oder werden Anti-HCV-Antikörper nachgewiesen<br />

(Serokonversion), sollte umgehend bei der exponierten Person eine Bestimmung der Viruslast mittels PCR<br />

(z.B. HCV-RNA) veranlasst werden.<br />

5.2.4. Laborergebnis und Konsequenz<br />

Hepatitis B:<br />

„Non-Responder“ (Anti-HBs < 10 IU/L), nicht geimpfte Personen bzw. Personen, deren Anti-HBs Titer nicht<br />

bekannt ist, müssen unmittelbar nach einer Exposition grundsätzlich eine Aktivimpfung mit einer Hepatitis<br />

B-Vaccine erhalten (1. Impfung Grundimmunisierung!). Bei HBsAg positiven/unbekannten Indexpatienten<br />

besteht zusätzlich die Indikation zur Einleitung einer passiven i.m. Injektion mit Hepatitis B – Immunglobulin.<br />

Die Passivimpfung sollte möglichst binnen 6 Stunden mindestens aber innerhalb von 24 Stunden nach Expo sition<br />

durchgeführt werden. Bei sicherer HBsAg-negativer Infektionsquelle ist eine Postexpositionsprophylaxe nicht<br />

erforderlich.<br />

Bei einer sog. niedrigen Anti-HBs Konzentration (>10IU/L bis 100 IU/L als Schutz.<br />

Hepatitis C:<br />

Für die Hepatitis C wird es trotz vielversprechender wissenschaftlicher Ergebnisse in Bezug auf die Herstellung<br />

einer Vaccine keine breitenwirksam einsetzbare Impfung in den nächsten Jahren geben. Bei einem positiven Anti-<br />

HCV Status des Spenders ist daher eine frühe Testung auf HCV-RNA nach 3 bzw. 6 Wochen sinnvoll, zumal<br />

HCV-RNA und HCV-Core-Ag bereits circa zehn Tage nach der Exposition im Serum nachgewiesen werden kann.<br />

Wenn diese Untersuchung positiv ausfällt und sich somit Antikörper gegen Hepatitis C (Serokonversion) ent -<br />

-wickeln, ist der Verletzte umgehend an einen zuständigen Facharzt zu überweisen mit der Bitte um Abklärung<br />

zwecks Einleitung einer Frühtherapie. Wie eine Studie am Universitätsklinikum Hannover (Jaeckel,E et al. N Engl<br />

J Med 2001) zeigte, kann die Therapie der akuten Hepatitis C mit Interferon alpha-2b die Entwicklung einer<br />

chronischen Infektion vermindern und ist daher bei entsprechender Konstellation grundsätzlich zu empfehlen.<br />

HIV:<br />

Bei der Interpretation eines HIV-Screening Tests ist stets das „serologische Fenster“ zu beachten. Wenn die HIV-<br />

Infektion erst kürzlich stattgefunden hat, kann der Antikörpertest negativ ausfallen. Daher sollte im Zweifelsfalle<br />

grundsätzlich ein Kombinationstest (HIV-Antikörper und p24-Antigen) durchgeführt werden.<br />

Bei tiefer Stich- oder Schnittverletzung bzw. einer percutanen Verletzung mit einer Hohlnadel, die zuvor in einer<br />

Vene oder Arterie eines HIVpositiven Spenders platziert war, ist eine medikamentöse Prophylaxe entsprechend<br />

den aktuell gültigen Vorgaben des Robert Koch-Institutes umgehend einzuleiten. Die besten Ergebnisse sind bei<br />

einem unverzüglichen Prophylaxebeginn innerhalb von 2 Stunden, mindestens aber binnen 24 Stunden zu<br />

erwarten. Bei dringendem Verdacht einer HIV Infektion sollte die Erstmedikation (1. Dosis) bereits vor dem endgültigen<br />

Laborresultat eingeleitet werden. Es wird empfohlen, die medikamentöse Erstdosis für eine HIV-PEP<br />

prinzipiell in den zuständigen Notfallambulanzen und Rettungswagen zur Verfügung zu stellen. Sofern bereits<br />

mehr als 72 Stunden zwischen der Exposition und dem möglichen Prophylaxebeginn bestehen, sollte nach<br />

derzeitigem Kenntnisstand eine Prophylaxe nicht mehr empfohlen werden.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Vorgehen nach erfolgter <strong>Nadelstichverletzung</strong><br />

39<br />

Prinzipiell müssen Personen, die eine PEP<br />

durchführen, über das <strong>Risiko</strong> von medikamentösen<br />

Interaktionen informiert werden.<br />

Die Betroffenen bedürfen im Falle einer PEP<br />

einer sorgfältigen ärztlichen Betreuung,<br />

nicht zuletzt um bekannte Medikamentennebenwirkungen<br />

wie Übelkeit, Müdigkeit,<br />

Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Muskelschmerz,<br />

Durchfall als auch Erbrechen<br />

rechtzeitig zu erfassen. Vor diesem Hintergrund<br />

sollten daher ohne Rücksprache mit<br />

einem Facharzt keine weiteren Medikamente<br />

eingenommen werden, zumal die Nebenwirkungen<br />

je nach Substanzgruppe unterschiedlich<br />

sein können. Die optimale<br />

Dauer einer HIV-PEP ist nicht bekannt. Die<br />

meisten Experten empfehlen vier Wochen.<br />

Wenn die Dauer wegen Nebenwirkungen<br />

verkürzt werden muss, sollte eine medikamentöse<br />

Postexpositionsprophylaxe von<br />

zwei Wochen möglichst nicht unterschritten<br />

werden.<br />

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40 <strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang I<br />

Anhang I: Begriffsbestimmungen<br />

Biologische Arbeitsstoffe<br />

Gemäß Biostoffverordnung handelt es sich bei biologischen Arbeitsstoffen um Mikroorganismen, einschließlich<br />

gentechnisch veränderter Mikroorganismen, Zellkulturen und humanpathogener Endoparasiten, die beim<br />

Menschen Infektionen, sensibilisierende oder toxische Wirkungen hervorrufen können. Ein biologischer<br />

Arbeitsstoff ist auch ein mit transmissibler, spongiformer Enzephalopathie assoziiertes Agens, das beim Menschen<br />

eine Infektion oder eine übertragbare Krankheit verursachen kann.<br />

Gefährliche Abfälle<br />

Gefährliche Abfälle sind die Abfälle, die durch die „Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis“ als gefährliche<br />

Abfälle bezeichnet werden. Demnach sind „spitze oder scharfe Gegenstände“ (Abfallschlüssel 18 01 01)<br />

keine gefährlichen Abfälle, jedoch sind „Abfälle, an deren Sammlung und Entsorgung aus infektionspräventiver Sicht<br />

besondere Anforderung gestellt werden“ (Abfallschlüssel 18 01 03) gefährliche Abfälle im Sinne der Verordnung.<br />

Indexpatient<br />

Der Indexpatient ist der Patient, von dem die potenziell infektiöse Körperflüssigkeit stammt.<br />

Meldesysteme<br />

Ein Meldesystem beschreibt die Reihenfolge der einzuleitenden Maßnahmen, bis hin zur Dokumentation,<br />

Meldung des Unfalls und Nachkontrolle, ob eine Infektion stattgefunden hat oder nicht.<br />

Neben der Pflicht zur Dokumentation von <strong>Nadelstichverletzung</strong>en ist in der TRBA 250 unter 4.5.4 auch die<br />

Pflicht zur Meldung der Verletzung an eine vom Arbeitgeber benannte Stelle aufgeführt, z.B. der Betriebsarzt.<br />

<strong>Nadelstichverletzung</strong> (NSV)<br />

Unter einer <strong>Nadelstichverletzung</strong> wird in dieser Informationsbroschüre jegliche Stich-, Schnitt- und Kratzverletzung<br />

der Haut durch Nadeln, Messer etc. verstanden, die mit potenziell infektiösem Material (Körperflüssigkeit)<br />

verunreinigt waren, unabhängig davon, ob die Wunde geblutet hat oder nicht. Eine augenscheinlich<br />

unblutige Kratzverletzung mit einem Skalpell zählt auch als <strong>Nadelstichverletzung</strong> im Sinne dieser Definition.<br />

NIOSH-Kriterien<br />

Das National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH) der USA hat an Instrumente mit Nadelschutztechnik<br />

die folgenden Anforderungen formuliert (NIOSH ALERT, 1999):<br />

1. Das Instrument ist nadellos.<br />

2. Der Sicherheitsmechanismus ist ein integraler Bestandteil des Produktes.<br />

3. Das Instrument sollte passiv arbeiten (d.h. es benötigt keine Aktivierung durch den Benutzer). Falls<br />

Aktivierung nötig ist, kann die Sicherheitseinrichtung mittels Einhandtechnik aktiviert werden und erlaubt es<br />

dem Benutzer, seine Hand hinter der exponierten Nadelspitze zu behalten.<br />

4. Der Benutzer kann leicht erkennen, ob die Sicherheitseinrichtung aktiviert ist.<br />

5. Die Sicherheitseinrichtung kann nicht deaktivert werden und gewährleistet Schutz während der Entsorgung.<br />

6. Das Instrument arbeitet zuverlässig.<br />

7. Das Instrument ist leicht und praktisch zu handhaben.<br />

8. Das Instrument ist sicher und effektiv bei der Behandlung und Pflege der Patienten.<br />

(Quelle der Übersetzung: Studienarbeit Schmiechen, Beie, Hofmann, 2001)<br />

Postexpositionsprophylaxe (PEP)<br />

Hierunter sind medizinische Maßnahmen zu verstehen, die nach (post) einer NSV oder Schleimhautkontakt<br />

(Exposition) eingeleitet oder durchgeführt werden, um nachträglich eine Infektionskrankheit zu vermeiden<br />

(Prophylaxe). Dies können Passivimpfungen (z.B. Gabe von HB-Hyperimmunglobulin) sein oder eine medikamentöse<br />

Behandlung. In der Regel wird eine PEP eingeleitet, ohne zu wissen, ob eine Infektion stattgefunden<br />

hat oder nicht.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang I<br />

41<br />

<strong>Risiko</strong>gruppen<br />

Biologische Arbeitsstoffe werden entsprechend dem von ihnen ausgehenden Infektionsrisiko in vier <strong>Risiko</strong>gruppen<br />

eingeteilt:<br />

1. <strong>Risiko</strong>gruppe 1: Biologische Arbeitsstoffe, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie beim Menschen eine<br />

Krankheit verursachen.<br />

2. <strong>Risiko</strong>gruppe 2: Biologische Arbeitsstoffe, die eine Krankheit beim Menschen hervorrufen können und eine<br />

Gefahr für Beschäftigte darstellen können; eine Verbreitung des Stoffes in der Bevölkerung ist unwahrscheinlich;<br />

eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung ist normalerweise möglich.<br />

3. <strong>Risiko</strong>gruppe 3: Biologische Arbeitsstoffe, die eine schwere Krankheit beim Menschen hervorrufen können<br />

und eine ernste Gefahr für Beschäftigte darstellen können; die Gefahr einer Verbreitung in der Bevölkerung<br />

kann bestehen, doch ist normalerweise eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung möglich.<br />

4. <strong>Risiko</strong>gruppe 4: Biologische Arbeitsstoffe, die eine schwere Krankheit beim Menschen hervorrufen und eine<br />

ernste Gefahr für Beschäftigte darstellen; die Gefahr einer Verbreitung in der Bevölkerung ist unter Umständen<br />

groß; normalerweise ist eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung nicht möglich.<br />

Schleimhautkontakt<br />

Schleimhautkontakt bezeichnet in dieser Informationsbroschüre den Kontakt potenziell infektiöser Körper -<br />

flüssigkeiten mit Schleimhäuten oder dem menschlichen Auge.<br />

Sofortmaßnahmen<br />

Maßnahmen, die sofort nach einer NSV durchgeführt werden müssen. Dazu zählen zum Beispiel das Ausspülen<br />

einer Wunde oder deren Desinfektion.<br />

Stich- und bruchfeste Behälter – Kanülenabwurfbehälter<br />

Die TRBA 250 beschreibt in Punkt 4.1.1.4 sogenannte stich- und bruchfeste Behälter für die Entsorgung von<br />

spitzen und scharfen Gegenständen.<br />

Verbandbuch<br />

Das Verbandbuch ist eine Möglichkeit, Erste-Hilfe-Leistungen zu dokumentieren. Es kann über die zuständige<br />

Berufsgenossenschaft bezogen werden.<br />

Zur Dokumentation können zum Beispiel auch ein individuelles Buch oder ein Formular in einem betriebs -<br />

internen Intranet verwendet werden, um geringfügige Verletzungen einzutragen. Auf jeden Fall dokumentiert<br />

werden müssen Name des Verletzten, Zeit und Ort des Unfalls, Hergang und Art der Verletzung, Zeugen des<br />

Unfalls, Art und Weise der Erste-Hilfe-Maßnahme und Namen der Personen, die Erste Hilfe geleistet haben. Die<br />

Dokumentationen sind fünf Jahre aufzubewahren und vertraulich zu behandeln.<br />

Anmerkung:<br />

Verletzungen mit potenziell infektiösem Material sollen nicht im Verbandbuch dokumentiert, sondern grundsätzlich<br />

über ein separates Meldesystem erfasst werden.<br />

Die Pflicht zur Dokumentation von Verletzungen ist in der TRBA 250 Punkt 4.5.4 und in der GUV-V A1 (BGV A1)<br />

verankert (siehe „Gesetzliche Grundlagen“).<br />

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42 <strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang II<br />

Anhang II: TRBA 250: Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen<br />

und in der Wohlfahrtspflege, Abschnitt 4.2.4<br />

4.2.4<br />

Um Beschäftigte vor Verletzungen bei Tätigkeiten mit spitzen oder scharfen medizinischen Instrumenten zu<br />

schützen, sind diese Instrumente unter Maßgabe der folgenden Ziffern 1 bis 7 – soweit technisch möglich –<br />

durch geeignete sichere Arbeitsgeräte zu ersetzen, bei denen keine oder eine geringere Gefahr von Stich- und<br />

Schnittverletzungen besteht.<br />

1. Sichere Arbeitsgeräte sind bei folgenden Tätigkeiten bzw. in folgenden Bereichen mit höherer Infektions -<br />

gefährdung oder Unfallgefahr einzusetzen:<br />

– Behandlung und Versorgung von Patienten, die nachgewiesenermaßen durch Erreger der <strong>Risiko</strong>gruppe<br />

3 (einschließlich 3**) oder höher infiziert sind<br />

– Behandlung fremdgefährdender Patienten<br />

– Tätigkeiten im Rettungsdienst und in der Notfallaufnahme<br />

– Tätigkeiten in Gefängniskrankenhäusern<br />

2. Grundsätzlich sind sichere Arbeitsgeräte ergänzend zu Nr. 1 bei Tätigkeiten einzusetzen, bei denen Körperflüssigkeiten<br />

in infektionsrelevanter Menge übertragen werden können. Zu diesen Tätigkeiten gehören<br />

insbesondere<br />

– Blutentnahmen<br />

– sonstige Punktionen zur Entnahme von Körperflüssigkeiten<br />

3. Abweichend von Nr. 2 dürfen herkömmliche Arbeitsgeräte weiter eingesetzt werden, wenn im Rahmen der<br />

Gefährdungsbeurteilung, die unter Beteiligung des Betriebsarztes zu erstellen ist, Arbeitsabläufe festgelegt<br />

werden, die das Verletzungsrisiko minimieren bzw. ein geringes Infektionsrisiko ermittelt wird.<br />

Das Verletzungsrisiko wird beispielsweise minimiert durch<br />

• festgelegte Arbeitsabläufe, die auch in Notfallsituationen nicht umgangen werden und<br />

• Schulungen und jährliche Unterweisung der Beschäftigten und<br />

• ein erprobtes Entsorgungssystem für verwendete Instrumente (siehe Abschnitt 4.1.2.8)<br />

Ein geringes Infektionsrisiko besteht, wenn der Infektionsstatus des Patienten HIV und HBV und HCV<br />

negativ ist.<br />

Das Ergebnis dieses Teils der Gefährdungsbeurteilung ist gesondert zu dokumentieren.<br />

4. Die Auswahl der sicheren Arbeitsgeräte hat anwendungsbezogen zu erfolgen, auch unter dem Gesichtspunkt<br />

der Handhabbarkeit und Akzeptanz durch die Beschäftigten. Arbeitsabläufe sind im Hinblick auf die<br />

Verwendung sicherer Systeme anzupassen.<br />

5. Es ist sicherzustellen, dass Beschäftigte in der Lage sind, sichere Arbeitsgeräte richtig anzuwenden. Dazu ist<br />

es notwendig über sichere Arbeitsgeräte zu informieren und die Handhabung sicherer Arbeitsgeräte zu<br />

vermitteln.<br />

6. Die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen ist zu überprüfen.<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang II<br />

43<br />

7. Sichere Arbeitsgeräte zur Verhütung von Stich- und Schnittverletzungen dürfen Patienten nicht gefährden.<br />

Darüber hinaus müssen sie folgende Eigenschaften haben:<br />

– Der Sicherheitsmechanismus ist Bestandteil des Systems und kompatibel mit anderem Zubehör.<br />

– Seine Aktivierung muss mit einer Hand erfolgen können.<br />

– Seine Aktivierung muss sofort nach Gebrauch möglich sein.<br />

– Der Sicherheitsmechanismus schließt einen erneuten Gebrauch aus.<br />

– Das Sicherheitsprodukt erfordert keine Änderung der Anwendungstechnik.<br />

– Der Sicherheitsmechanismus muss durch ein deutliches Signal (fühlbar oder hörbar) gekennzeichnet<br />

sein.<br />

Dem Einsatz sicherer Arbeitsgeräte stehen auch Verfahren gleich, bei dem das sichere Zurückstecken der<br />

Kanüle in die Schützhülle mit einer Hand erfolgen kann, z.B. Lokalanästhesie in der Zahnmedizin oder bei der<br />

Injektion von Medikamenten (Pen).<br />

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44 <strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang III<br />

Anhang III: Beispiel für hausinterne Unfallmeldung<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang IV<br />

45<br />

Anhang IV<br />

Verkürztes Schema der Gefährdungsbeurteilung nach TRBA 400<br />

Erfassung der Arbeitsorganisation/-bereiche/Tätigkeiten<br />

Ermittlung von Gefährdungen durch biologische Arbeitsstoffe<br />

Biologischer Arbeitsstoff bekannt<br />

nein<br />

Ja<br />

Tätigkeit auf biologischen Arbeitsstoff ausgerichtet<br />

Ja<br />

Exposition bekannt<br />

Ja<br />

nein<br />

nein<br />

Nicht gezielte Tätigkeit<br />

Gezielte Tätigkeit<br />

Gefährdungsbeurteilung nach BioStoffV und TRBA 250<br />

Festlegung von Maßnahmen<br />

Dokumentation<br />

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46 <strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang V<br />

Anhang V<br />

Vorschlag zum Vorgehen nach <strong>Nadelstichverletzung</strong>/<br />

Betriebsarzt tagsüber vor Ort (z.B. Klinik)<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang V<br />

47<br />

Anhang V<br />

Vorschlag zum Vorgehen nach <strong>Nadelstichverletzung</strong>/<br />

Betriebsarzt nicht ständig vor Ort (z.B. Nachtdienst)<br />

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48 <strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang V<br />

Anhang V<br />

Vorschlag zum Vorgehen nach <strong>Nadelstichverletzung</strong>/<br />

Rettungsdienstpersonal (Sanitäter, Notarzt, Helfer, Ehrenamtliche)<br />

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<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang VI<br />

49<br />

Krankenhaus<br />

MUSTERBETRIEBSANWEISUNG<br />

für biologische Arbeitsstoffe stoffbezogen gemäß § 12(1) BiostoffV<br />

ARBEITSBEREICH:<br />

TÄTIGKEIT:<br />

Station<br />

Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen<br />

Stand<br />

Unterschrift:<br />

BIOLOGISCHER ARBEITSSTOFF<br />

Mikroorganismen ( Viren, Viroide, Bakterien, Pilze, Protozoen ), Zellkulturen, Humanpathogene Endoparasiten (z.B. Würmer<br />

), die beim Menschen Infektionen, sensibilisierende oder toxische Wirkungen hervorrufen können. Ferner Agenzien<br />

der übertragbaren spongiformen Enzephalopathien (z.B. BSE)<br />

GEFAHREN FÜR MENSCH UND UMWELT<br />

Eine Gefährdung für Beschäftigte kann sich durch infektiöse, sensibilisierende oder toxische Wirkungen von biologischen<br />

Arbeitsstoffen der <strong>Risiko</strong>gruppen 2-4 ergeben. Bei der Gefährdungseinschätzung sind die Austrittspforten biologischer<br />

Agenzien zu berücksichtigen. Dies sind Körpersekrete, Schleimhäute, offene Wunden oder Zellkulturen. Humane Probenmaterialien,<br />

deren Infektionsstatus nicht weiter charakterisiert ist, sind immer als potenziell infektiös anzusehen.<br />

SCHUTZMASSNAHMEN UND VERHALTENSREGELN<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

An Arbeitsplätzen mit Infektionsgefährdung darf nicht gegessen und getrunken oder geraucht werden.<br />

Pausen- oder Bereitschaftsräume bzw. Tagesunterkünfte dürfen nicht mit stark verschmutzter Schutzkleidung oder<br />

kontaminierter Arbeitskleidung betreten werden.<br />

Straßenkleidung ist getrennt von Arbeits- und Schutzkleidung aufzubewahren.<br />

Die zur Verfügung stehenden sicheren spitzen und scharfen Arbeitsgeräte (z.B. Safty-Needle- Systeme) sind bei der<br />

medizinischen Versorgung von Patienten einzusetzen.<br />

In Arbeitsbereichen mit Infektionsgefährdung dürfen an Händen und Unterarmen keine Schmuckstücke, Uhren und<br />

Eheringe getragen werden.<br />

Der innerbetriebliche Transport von biologischen Arbeitsstoffen hat außerhalb des Arbeitsbereiches in dicht verschlossenen,<br />

bruchsicheren, gekennzeichneten Behältern zu erfolgen. Dies gilt auch für kontaminierte Instrumente.<br />

Persönliche Schutzausrüstung/maßnahmen<br />

Persönliche Schutzausrüstungen haben u.a. die Aufgabe zu verhindern, dass Haut und/oder Kleidung der Beschäftigten<br />

durch Krankheitserreger kontaminiert werden und unkontrollierbare Gefahren durch Keimverschleppung entstehen. Je<br />

nach Beurteilung der Infektionsgefährdung muss die persönliche Schutzausrüstung gewählt werden.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Medizinische Einmalhandschuhe immer dann, wenn Kontaktmöglichkeit mit Blut, Körperflüssigkeiten, Ausscheidungen,<br />

Sekreten, Schleimhäuten, kontaminierten / infektiösen Körperarealen oder kontaminierten Gegenständen<br />

und Flächen besteht.<br />

Chemikalienbeständige Handschuhe immer dann, wenn Kontaktmöglichkeit mit kontaminierten Gegenständen,<br />

Flächen oder Instrumenten besteht und Chemikalien verwendet werden (z.B.: Instrumentenaufbereitung, ZSVA, Endoskopie,<br />

Labore).<br />

Feste und Flüssigkeitsdichte Handschuhe immer dann, wenn Kontaktmöglichkeit mit kontaminierten Gegenständen<br />

besteht und die mechanische Belastung sehr groß ist (z.B.: Müllentsorgung durch den Hol- und Bringedienst).<br />

Mund- Nasenschutz / Schutzbrille immer dann, wenn mit einem Verspritzen von Blut, Körperflüssigkeiten, Ausscheidungen,<br />

Sekreten gerechnet werden muss.<br />

Atemschutzmaske immer dann, wenn mit Aerosolen gerechnet werden muss.<br />

Schutzkleidung (Plastikschürzen oder textile Schutzkittel zusätzlich zur Dienst- oder Bereichskleidung) immer<br />

dann, wenn Kontaminationsmöglichkeit mit Blut, Körperflüssigkeiten, Ausscheidungen, Sekreten besteht und<br />

/oder zum Schutz vor Aerosolen.<br />

Händedesinfektion: vor invasiven Eingriffen, vor und nach Kontakt mit Eintrittstellen von Kathetern und Drainagen u.ä.,<br />

vor Kontakt mit abwehrgewächten Patienten, vor Tätigkeiten mit Kontaminationsgefahr, nach Kontakt mit infektiösen<br />

Patienten (z.B. MRSA), vor Kontakt mit Wunden, nach Kontakt mit kontaminierten, Geräten, Flächen, Instrumenten,<br />

Flüssigkeiten, nach Ablegen der Untersuchungshandschuhe, nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material (Blut,<br />

Sekreten, Exkreten)<br />

Händewaschen: nach sichtbarer Verschmutzung, nach Toilettenbenutzung, nach Naseputzen, vor dem Essen und vor<br />

der Essensverteilung.<br />

Die Entscheidung Händewaschen oder Händedesinfektion ist abhängig von Situation und <strong>Risiko</strong>. Die Kombination ist<br />

nur notwendig bei sichtbarer Verschmutzung.<br />

!!! Händedesinfektion ist weniger hautbelastend als Händewaschen !!!<br />

Nähere Angaben und Vorgaben sind in den Hygieneplänen der einzelnen Bereiche geregelt.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


50 <strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang VI<br />

Fortsetzung<br />

Krankenhaus<br />

MUSTERBETRIEBSANWEISUNG<br />

für biologische Arbeitsstoffe stoffbezogen gemäß § 12(1) BiostoffV<br />

ARBEITSBEREICH:<br />

TÄTIGKEIT:<br />

Station<br />

Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen<br />

VERHALTEN IM GEFAHRFALL<br />

Stand<br />

Unterschrift:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kontaminierte Kleidung ist unmittelbar zu wechseln und in ausreichend widerstandsfähigen und dichten Behältnissen<br />

zu sammeln und so zu transportieren, dass andere den Einwirkungen von Krankheitskeimen nicht ausgesetzt<br />

sind.<br />

Bei Stich oder Schnittverletzung ausgiebige Desinfektion mit vorhandenem Hände- oder Hautdesinfektionsmittel.<br />

Soweit möglich, den Blutfluss fördern.<br />

Bei Schleimhautkontakt mit erregerhaltigem Material sofortiges Spülen ca. 10 Min. mit reichlich kaltem Wasser oder<br />

5% PVP Jod Lösung, wenn vorhanden.<br />

Bei Kontamination der Augen sofortiges Spülen mit PVP-Jodlösung. Beim Spülen fließendes Wasser von der Nase<br />

weg über das kontaminierte Auge laufen lassen.<br />

Bei infektionsverdächtigen Stich- und Schnittverletzungen oder Kontaminationen zeitnah den Arbeitsplatz verlassen<br />

und Ambulanz bzw. Betriebsärztlichen Dienst aufsuchen<br />

Unfälle mit infektiösem Material sind mit gesondertem Meldebogen zu melden (siehe Nadelstichmerkblatt)<br />

Betriebsarzt<br />

Piepser:<br />

Ersthelfer:<br />

Piepser:<br />

Hygienefachkraft Piepser<br />

Notfallambulanz Tel.: 0***/<br />

Arbeitssicherheit Tel.: 0***<br />

Diensthabener Arzt Piepser: 230<br />

SACHGERECHTE ENTSORGUNG<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Mit gebrauchten Kanülen und Skalpellen darf nicht manipuliert werden. Insbesondere darf die Kanüle nicht in die<br />

Schutzhülle zurückgesteckt werden.<br />

Spitze scharfe Gegenstände sind in gekennzeichneten Behältern (Kanülenabwurfbehälter) zu entsorgen.<br />

Kanülen sind mittels der Abstreifvorrichtung am Kanülenabwurfbehälter vom Spritzenkörper zu trennen.<br />

Kanülenabwurfbehälter nicht überfüllen. Kanülen nicht nachstopfen.<br />

Gefüllte Behälter nur sicher verschlossen (Einrasten des Deckels beachten) in den Abfall geben<br />

Sonstige kontaminierte Abfälle in dafür vorgesehene Abfallbehälter geben. Die Entsorgung infektiöser Abfälle (ASN<br />

180103) ist im Entsorgungsplan geregelt.<br />

Abfallsäcke nicht stauchen.<br />

In Abfallsäcke oder -behälter nicht hineingreifen.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang VII<br />

51<br />

Anhang VII: Literaturverzeichnis und Internetadressen<br />

Literatur (Stand 7/07):<br />

ARBEITSSCHUTZGESETZ: Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der<br />

Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (Arbeitsschutzgesetz – ArbSchG) vom 7. August<br />

1996 (BGBl. I S. 1246), zuletzt geändert am 23. Dezember 2003 (BGBl. I S. 2907)<br />

ARBEITSSICHERHEITSGESETZ: Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure<br />

und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit (Arbeitssicherheits -<br />

gesetz – ASiG) vom 12. Dezember 1973 (BGBl I S. 1885), zuletzt geändert<br />

am 19. Dezember 1998 (BGBl. I S. 3843)<br />

BEIE M.: Technischer Infektionsschutz – Untersuchungen zum beruflichen<br />

<strong>Risiko</strong> durch blutübertragene Erreger für Beschäftigte des Gesundheits -<br />

wesens, edition FFAS, Freiburg 2000, 57-69<br />

BERGER D. et al: Bagatellverletzungen und Infektionsrisiko in: Arbeitsmedizin<br />

im <strong>Gesundheitsdienst</strong>, Hrsg. Hofmann F., edition FFAS, Freiburg 2000,<br />

13: 146-154<br />

BERUFSGENOSSENSCHAFT FÜR GESUNDHEITSDIENST UND WOHL-<br />

FAHRTSPFLEGE: <strong>Risiko</strong> Virusinfektion, M 612/613, 03/2006, 2. Auflage<br />

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Interventionsstudie zur Senkung der <strong>Nadelstichverletzung</strong>en durch Instrumente mit Nadelschutztechnik, Arbeitsmedizin –<br />

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REGEL FÜR SICHERHEIT UND GESUNDHEITSSCHUTZ GUV-R 192: Benutzung von Augen- und Gesichtsschutz, Juli 2002<br />

REGEL FÜR SICHERHEIT UND GESUNDHEITSSCHUTZ GUV-R 195: Benutzung von Schutzhandschuhen, Oktober 1995,<br />

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ROBERT KOCH INSTITUT: Postexpositionelle Prophylaxe der HIV-Infektion – deutsch-österreichische Empfehlungen, zuletzt<br />

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ROBERT KOCH INSTITUT: Hepatitis C: Informationen für Betroffene und Gefährdete, Stand: 10.05.2005<br />

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Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


<strong>Risiko</strong> <strong>Nadelstichverletzung</strong> – Anhang VII<br />

53<br />

ROBERT KOCH INSTITUT: Virushepatitis B, C und D: Situationsbericht 2004, Epidemiologisches Bulletin 46/2005<br />

ROBERT KOCH INSTITUT: RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte: Hepatitis B, Epidemiologisches<br />

Bulletin 33/2000, aktualisierte Fassung vom August 2004<br />

ROBERT KOCH INSTITUT: RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte: Hepatitis C, Bundesgesundheitsblatt<br />

12/1999, aktualisierte Fassung vom April 2004<br />

ROBERT KOCH INSTITUT: RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte: HIV/AIDS, Epidemiologisches Bulletin<br />

4/2006<br />

ROBERT KOCH INSTITUT: Zur Situation bei wichtigen Infektionskrankheiten in Deutschland: Virushepatitis B, C und D im<br />

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ROBERT KOCH INSTITUT: HIV/AIDS in Deutschland – Eckdaten und Trends. Epidemiologische Kurzinformation des AIDS-<br />

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TECHNISCHE REGEL FÜR BIOLOGISCHE ARBEITSSTOFFE GUV-R 250/TRBA 250: Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen<br />

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TECHNISCHE REGEL FÜR BIOLOGISCHE ARBEITSSTOFFE TRBA 400: Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung und<br />

für die Unterrichtung der Beschäftigten bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen (BArbBl. 08/2001, zuletzt geändert<br />

BArbBl. 6/2006)<br />

TECHNISCHE REGEL FÜR GEFAHRSTOFFE TRGS 401: Gefährdung durch Hautkontakt – Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmen<br />

(BArbBl. 05/2006)<br />

UNFALLKASSE BERLIN: SIGOS – Sicherheit und Gesundheit im Operationssaal. Projekt-Abschlussbericht 2005<br />

UNFALLVERHÜTUNGSVORSCHRIFT GRUNDSÄTZE DER PRÄVENTION, GUV-V A1 (BGV A1), Januar 2004<br />

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www.baua.de<br />

www.bgw-online.de<br />

www.dghm.de<br />

www.gesundheitsberufe.at<br />

www.infektionsfrei.de<br />

www.kompetenznetz-hepatitis.de<br />

www.nadelstichverletzung.de<br />

www.needlestick.org<br />

www.rki.de<br />

www.uk-bw.de<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt – Unfallkasse Baden-Württemberg


REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART<br />

LANDESGESUNDHEITSAMT

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