GERSTEL Aktuell Nr. 25 (pdf; 3,61 MB) - Gerstel GmbH & Co.KG
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<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Nachgefragt<br />
»Der Twister<br />
eignet sich für alle<br />
wässrigen Matrices<br />
zum Beispiel von<br />
Lebensmittel- und<br />
Umweltproben.«<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>: Ich weiß jetzt zwar, was der<br />
Twister kann. Ich weiß aber immer noch nicht, wie er<br />
funktioniert.<br />
Ralf Bremer: Der Twister ist ein winziges<br />
Rührstäbchen für Magnetrührer, eingekapselt in Glas<br />
und umhüllt mit einer dünnen, etwa 10 Millimeter langen<br />
Schicht PDMS, sprich Polydimethylsiloxan. Die<br />
Analyse beginnt, in dem man ein Fläschchen mit zum<br />
Beispiel zehn Millilitern Probenflüssigkeit füllt, den<br />
Twister dazu gibt, das Fläschchen verkapselt und auf<br />
eine Rührplatte stellt. Wenn sich das Rührstäbchen<br />
einige Zeit in der Probe gedreht hat, haben sich die<br />
zu bestimmenden Komponenten im PDMS-Mantel<br />
angereichert. Der Twister wird entnommen, in unser<br />
Thermodesorptionssystem TDS<br />
überführt und aufgeheizt, wobei<br />
die im PDMS sorbierten Komponenten<br />
freigesetzt werden.<br />
Gleichzeitig strömt ein inertes<br />
Trägergas über den Twister und<br />
transportiert die Komponenten<br />
auf die GC-Säule.<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>: Bei welchen<br />
Proben beziehungsweise<br />
welchen Komponenten funktioniert<br />
die Methode?<br />
Ralf Bremer: Der Twister<br />
eignet sich für alle wässrigen<br />
Matrices zum Beispiel von Lebensmittel-<br />
und Umweltproben.<br />
Bewährt hat er sich beim Aufspüren<br />
von Aroma-, Geschmacks-<br />
oder Schadstoffen<br />
wie PAK, PCB oder Pestizide.<br />
Hier haben wir bislang die meisten<br />
Erfahrungen sammeln können.<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>: Wenn ich Sie recht verstehe,<br />
kann man den Twister also in Getränken aber auch<br />
in pürierten Kartoffeln rotieren lassen. Und dabei<br />
bekommt er alle Stoffe zu packen?<br />
Ralf Bremer In der Hauptsache apolare und<br />
mittelpolare Stoffe. Aber auch organische, meist<br />
gesundheitsgefährdende Schwermetallverbindungen<br />
wie Organozinnverbindungen. Entscheidend ist<br />
der Oktanol-Wasser-Verteilungskoeffizient einer Substanz.<br />
Anhand dieses Wertes läßt sich die zu erwartende<br />
Wiederfindungsrate berechnen, so dass man<br />
schnell seine Erfolgsaussichten abschätzen kann.<br />
»Der Twister war, wenn<br />
Sie so wollen, im Kontext<br />
unserer Philosophie, ein<br />
logisches Zufallsprodukt.«<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>: Das klingt alles so simpel und<br />
einleuchtend, dass ich mich frage, warum ist nicht<br />
schon viel früher jemand auf die Idee mit dem Twister<br />
gekommen?<br />
Ralf Bremer: Ein Ziel von <strong>GERSTEL</strong> ist und war<br />
es immer schon, den Einsatz von Lösungsmitteln in<br />
der Analytik möglichst zu reduzieren oder zu vermeiden.<br />
Nehmen Sie Screening-Verfahren. Was macht<br />
das für einen Sinn, unzählige Proben zu vermessen,<br />
für jede Probe zum Teil hochtoxische Lösungsmittel<br />
zu verbrauchen, um nachher sagen zu müssen, die<br />
Proben waren bis auf einige weinige unbedenklich,<br />
dafür haben wir mit den verwendeten Lösungsmittelresten<br />
ein künstlich geschaffenes Umweltproblem.<br />
Der Twister war, wenn Sie so wollen, im Kontext<br />
unserer Philosophie ein logisches Zufallsprodukt.<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>: Wie sicher ist diese Methode?<br />
Ralf Bremer: Die Sorption der Komponenten in<br />
den PDMS-Mantel läßt sich mittels einer Gleichgewichtsberechnung<br />
kalkulieren, dafür gibt es einen<br />
Oktanol/Wasser-Koeffizienten. Das zeichnet im<br />
Übrigen die Sorption im Vergleich zur Adsorption<br />
aus. Deren Grad läßt sich nicht berechnen, sondern<br />
nur durch Experimente ermitteln. Mit anderen Worten:<br />
Wir brauchen keine langen Versuchsreihen, um<br />
festzustellen, ob und auf welche Komponente der<br />
Twister anwendbar ist. Eine Kalibrierkurve, die in der<br />
zu untersuchenden Matrix ermittelt wurde, genügt,<br />
um eine Aussage zu treffen.<br />
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<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> <strong>25</strong> / Oktober 2000