Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis WS 02/03 - Institut für ...
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Hauptstudium<br />
21<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. Barbara Bauer<br />
„Ergötzende Bösewichter“. Verbrecher, Rebellen und Despoten auf der<br />
Bühne<br />
Zeit: Donnerstag 12-14<br />
Dauer: 31.10.20<strong>02</strong>-06.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7<br />
Anthropologie und empirische Psychologie wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu neuen<br />
Leitwissenschaften. Ihr Einfluss ist in den kriminalwissenschaftlichen und ästhetischen Diskursen besonders<br />
deutlich zu spüren. Friedrich Schiller, der sich an der Hohen Karlsschule zum Mediziner ausbilden<br />
ließ, war offen <strong>für</strong> die neuen wissenschaftlichen Tendenzen und experimentierte mit modischen<br />
Krankheitsbildern in seinen frühen Dichtungen. Die Psychopathologie der Macht faszinierte Schiller<br />
als Geschichtsprofessor und Verfasser historischer Dramen. Fiesco von Genua, der Marquis Posa, Maria<br />
Stuart und ihre englische Gegenspielerin Elisabeth, Wallenstein und der kaisertreue Verräter Octavio<br />
Piccolomini, Wilhelm Tell im Kampf gegen die Habsburger Fremdherrschaft und der falsche<br />
Thronprätendent Demetrius, den Schiller noch in seinem letzten Jahr dramaturgisch bearbeitete, zeugen<br />
von Schillers Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Erfahrungsseelenkunde und französischen<br />
und englischen Staatstheorien. Dazu entwickelte Schiller eine passende Dramentheorie, die ein Theater<br />
des Grauens sowohl ästhetisch als auch moralisch zu rechtfertigen versuchte.<br />
Die sukzessive Analyse von Schillers Erzählung „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“, „Die Verschwörung<br />
des Fiesko zu Genua“, „Wallenstein“ und „Wilhelm Tell“ soll uns zum Einstieg in die zeitgenössischen<br />
Diskurse über den neuen Menschen, die neue Ästhetik und den besten Staat dienen. Dieses<br />
Programm kann auch nach Vorschlägen der Teilnehmer geändert oder reduziert werden.<br />
Die Schiller-Texte können in beliebigen Ausgaben gelesen werden; zweckmäßig ist die Lektüre der<br />
Kommentare dazu in den entsprechenden Bänden der Schiller-Nationalausgabe und des Klassikerverlags!<br />
Literaturangaben:<br />
• Carsten Zelle: „Angehmes Grauen“. Literarhistorische Beiträge zur Ästhetik des Schrecklichen im 18. Jh. Hamburg<br />
1987<br />
• Hans-Jürgen Schings (Hg.): Der ganze Mensch. Anthropologie und Literatur im 18. Jh. Stuttgart/Weimar 1994.<br />
• Dieter Borchmeyer: Macht und Melancholie. Stuttgart 1988.<br />
• Wolfgang Riedel: Die Anthropologie des jungen Schiller. Würzburg 1985.<br />
• Kenneth Dewhurst/ Nigel Reeves: Friedrich Schiller. Medicine, Psychology and Literature. Oxford 1978.<br />
• Achim Aurnhammer u.a. (Hg.): Schiller und die höfische Welt. Tübingen 1990.<br />
• Helmut Koopmann (Hrsg.): Schillerhandbuch. Stuttgart 1998.<br />
• Peter-André Alt: Schiller. Leben - Werk -Zeit. Eine Biographie. 2 Bände. München 1999/2000.<br />
Hauptseminar: Prof. Dr. Barbara Bauer<br />
Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“. Erzählexperiment<br />
aufgrund der Revolutionserfahrung<br />
Zeit: Mittwoch 16-18<br />
Dauer: 30.10.20<strong>02</strong>-05.<strong>02</strong>.20<strong>03</strong><br />
ECTS-Punkte: 7