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Polihexanid - GFG

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Moderne Wundversorgung<br />

Jürgen Maurer<br />

Apotheker für Klinische Pharmazie<br />

Zentralapotheke der Lahn-Dill Kliniken GmbH<br />

Klinikum Wetzlar-Braunfels<br />

potheke


Qualität des Gesundheitssystems<br />

• Sektorale Versorgungsstrukturen mit fehlender<br />

Vernetzung und mangelhafter Koordination der<br />

unterschiedlichen Sektoren bzw. Leistungsanbieter<br />

(z.B. Hausärzte, Chirurgen, Internisten, Phlebologen,<br />

Dermatologen, Podologen, pflegerische<br />

Wundexperten)<br />

• Ineffizienzen durch Bruch- und Schnittstellen ⇒<br />

Wechsel der Versorgungsstufen (z. Bsp. Ambulant –<br />

stationär)<br />

• Durchorganisierte ganzheitliche Behandlungskette ?<br />

potheke


Qualität der Wundversorgung<br />

• Sehr unterschiedliche Versorgungskonzepte und –<br />

qualität von Patienten mit chronischen Wunden<br />

• Schlecht heilende und chronische Wunden häufig<br />

nach Gefühl<br />

• Fehlende Behandlungserfolge bei fehlendem<br />

Konzept Auslöser von Polypragmasie („alte<br />

Hausmittel“)<br />

• „Rituelle“ Verbandwechsel<br />

H. Lieser: Offene Wundbehandlung aus<br />

Akute und chronische Wundbehandlung –Konzepte, Probleme und Perspektiven<br />

LÄK Hessen, Akademie für ärztliche Fortbildung 1996<br />

potheke


Ökonomische Bedeutung der<br />

Wundversorgung<br />

• ca. 5% der Bevölkerung ist betroffen ⇒<br />

ca. 4 Mio. chronische Wunden<br />

• Lange Behandlungsperioden, hohe<br />

Rezidivrate, Arbeitsunfähigkeit<br />

• Mind. 4 Mrd. € Kosten für die GKV<br />

potheke


Zentralapotheke<br />

Empfehlungen<br />

zur<br />

Wundbehandlung<br />

Ein Leitfaden des QM-Zirkels<br />

Wundmanagement<br />

der<br />

Lahn-Dill-Kliniken GmbH<br />

2.Auflage Stand 01.02.2012<br />

potheke


Anforderungen an<br />

moderne Antiseptika<br />

• hohe Wirksamkeit<br />

• niedrige Toxizität<br />

• keine Wundheilungshemmung<br />

⇒Randomisierte klinisch kontrollierte Doppelblindstudien<br />

mit allgemein anerkannten Zielparametern?<br />

⇒In-vitro-Befunde zu Wirksamkeit und Verträglichkeit,<br />

klinische Erfahrung<br />

potheke


Antiseptika<br />

• Konsensusempfehlung zur Auswahl von<br />

Wirkstoffen für die Wundantiseptik<br />

Evidenzorientierte Empfehlungen von Experten<br />

verschiedener Disziplinen und Länder zum gezielten<br />

Einsatz antiseptischer Substanzen an akuten und<br />

chronischen Wunden<br />

Zeitschrift für Wundheilung Nr.3/2004<br />

potheke


Konsensusempfehlung zur Auswahl von<br />

Wirkstoffen für die Wundantiseptik<br />

potheke


Geeignete Wundantiseptika<br />

• Wirkstoffe zur kurzzeitigen Anwendung auf<br />

infizierten oder kolonisierten akuten Wunden<br />

– Octenidinhydrochlorid<br />

– PVP-Iod<br />

• Wirkstoffe zur wiederholten Anwendung auf<br />

chronisch schlecht heilenden Wunden<br />

– Polyhexanid<br />

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Octenidin<br />

In Kombination mit<br />

Phenoxyethanol: Octenisept ®<br />

• Breite antimikrobielle,<br />

mikrobizide Wirksamkeit:<br />

Bakterien inkl. MRSA,<br />

Chlamydien, Mykoplasmen,<br />

Pilze, Protozoen (Trichimonaden),<br />

Viren (Herpes simplex,<br />

HBV,HCV, HIV)<br />

• Keine Resorption über Magen-<br />

Darm-Trakt, Haut und<br />

Schleimhaut<br />

• Kein Übergang in die<br />

Muttermilch<br />

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Octenidin<br />

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Octenidin<br />

• Gegenanzeigen:<br />

– Nicht zu Spülungen in der Bauchhöhle und<br />

der Harnblase, nicht am Trommelfell<br />

– Unverträglichkeit gegen Inhaltsstoffe<br />

• Wechselwirkungen mit anderen AM:<br />

– Nicht mit Antiseptika auf PVP-Jod-Basis<br />

auf benachbarten Hautarealen anwenden<br />

(starke Verfärbungen)<br />

potheke


Octenidin<br />

potheke


Octenidin<br />

potheke


Octenidin<br />

potheke


Octenidin<br />

• Höhere Zyto- und Gewebetoxizität der<br />

handelsüblichen Kombination von Octenidin<br />

und Phenoxyethanol im Vergleich zu<br />

Iodophoren oder <strong>Polihexanid</strong> →<br />

differenzierter Einsatz in der Wundversorgung<br />

potheke


PVP-Iod<br />

z.B. Braunol®, Braunovidon®, Betaisodona®)<br />

• Eigenschaften/Wirkungen:<br />

• Iod → Halogen, primär als Komplex mit amphiphilen<br />

Polymeren, sog. Iodophoren, insbesondere<br />

in Form von Polyvinylpyrrolidon = Povidon<br />

(PVP)-Iod eingesetzt: wasserlöslicher Komplex<br />

mit 10% Iod, Iod-Konzentration in den häufig<br />

verwendeten Zubereitungsformen mit 10% PVP-<br />

Iod: 1%.<br />

• Zahlreiche galenische Formen: Salben, Lösungen,<br />

Gazen<br />

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PVP-Iod<br />

Eigenschaften/Wirkungen:<br />

• Verzögerte Freisetzung von Iod aus dem Komplex<br />

(Iod-Depot): mikrobizide Wirkung durch freies, nicht<br />

komplexgebundenes Iod<br />

• Oxidative Wirkung:<br />

Denaturierung von Proteinen, z.B. durch Zerstörung von<br />

Membran- und Enzymproteinen<br />

• bakterizide, sporozide, fungizide und viruzide<br />

Eigenschaften, Abtötung von Protozoen<br />

• Verringerte Wirksamkeit durch die Anwesenheit<br />

verschiedener organischer Substanzen wie Blut- und<br />

Eiterbestandteile<br />

• Fehlende Tiefenwirkung<br />

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PVP-Iod<br />

potheke


PVP-Iod<br />

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung:<br />

potheke


PVP-Iod<br />

Nebenwirkungen:<br />

Sehr selten (< 0,01%):<br />

• Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut , z.B.<br />

kontaktallergische Reaktionen vom Spättyp<br />

(Jucken,Rötung, Bläschen o.ä.)<br />

• Anaphylaktische Reaktionen<br />

• Mögliche Iod-Resorption (Art und Dauer der<br />

Anwendung, applizierte Menge, Zustand der<br />

behandelten Fläche)<br />

• Plazentagängig, Übertritt in die Muttermilch<br />

⇒ Überwachung der Schilddrüsenfunktion, während<br />

der Schwangersschaft und Stillzeit nur nach strengster<br />

Indikationsstellung und äußerst limitiert<br />

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PVP-Iod<br />

Wechselwirkungen:<br />

• Mit Eiweiß und verschiedenen anderen<br />

organischen Substanzen wie z.B. Blut,<br />

Eiterbestandteile → Wirksamkeit <br />

• Unverträglichkeit bei gleichzeitiger Anwendung<br />

mit enzymatischen Wundbehandlungsmitteln ,<br />

Wasserstoffperoxid, Taurolidin und silberhaltige<br />

Desinfektionsmittel (Bildung von Silberiodid)<br />

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<strong>Polihexanid</strong><br />

Desinfektionsreiniger (Lebensmittelindustrie), Konservierungsstoff (in Kosmetika)<br />

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<strong>Polihexanid</strong><br />

Eigenschaften/Wirkungen:<br />

• Lavasept-Ringer-Lösung 0,2% Wirkstoff: <strong>Polihexanid</strong> in<br />

einer farblosen, geruchlosen, wäßrigen Lösung, keine<br />

weiteren Wirkstoffe (Quecksilber, Jod, Aldehyde etc.)<br />

• Biguanid, kationisches Polymer<br />

• Breite antimikrobielle Wirksamkeit:<br />

Bakterien und Pilze einschließlich der Problemkeime,<br />

insbesondere Staphylokokken incl. MRSA,<br />

Enterokokken, Pseudomonas aeruginosa und E.coli<br />

(Nicht viruzid und sporozid)<br />

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<strong>Polihexanid</strong><br />

Eigenschaften/Wirkungen:<br />

• Wirkungsmechanismus:<br />

Erhöhung der Membranpermeabilität → Zelltod<br />

• sichere mikrobizide Wirksamkeit, auch unter Belastung<br />

mit Eiweiß und Blut<br />

• Relativ langsamer Wirkungseintritt (erreger- und<br />

konzentrationsabhängig) nach ca. 15 min<br />

• ausreichende Langzeitwirkung bis zur Verdünnung von<br />

0,006% und 10% Blutzusatz eine (zwischen 1 und 24 h<br />

Einwirkungszeit)<br />

potheke


<strong>Polihexanid</strong><br />

Eigenschaften/Wirkungen:<br />

• Gute Gewebeverträglichkeit (In-vitro und In-vivo)<br />

• In therapeutischen Konzentrationen kein irritatives und<br />

sensibilisierendes Potential, keine Augenreizung<br />

• Keine Wundheilungshemmung,<br />

Wundheilungsförderung?<br />

.<br />

potheke


<strong>Polihexanid</strong><br />

Anwendungsgebiete:<br />

• antiseptische Wundbehandlung<br />

• chirurgischen Versorgung drohender, akuter und<br />

chronischer Weichteilinfektionen z.Bsp. mittels<br />

Feuchtkompresse, Wundspülung und Saug-Spül-<br />

Drainage<br />

• Vorbeugung von Wundinfektionen während<br />

operativer Eingriffe<br />

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<strong>Polihexanid</strong><br />

Gegenanzeigen:<br />

• in den ersten 4 Monaten einer Schwangerschaft (danach<br />

nur unter strenger Nutzen/Risiko-Bewertung )<br />

• bei Allergie gegen <strong>Polihexanid</strong> oder einen der sonstigen<br />

Bestandteile der Lösung<br />

• im Bereich von Knorpeln und Gelenken<br />

im Bereich des zentralen Nervensystems und der<br />

Hirnhaut<br />

• im Mittel- und Innenohr<br />

• im Innenauge (geeignet jedoch am äußeren Auge)<br />

• intraperitoneal<br />

potheke


<strong>Polihexanid</strong><br />

Schwangerschaft und Stillzeit:<br />

• Keine ausreichenden Erfahrungen in der<br />

Schwangerschaft<br />

• Keine systemische Resorption in messbaren<br />

Mengen<br />

• Kein nenneswerter Übergang in die Muttermilch<br />

• Einsatz nur nach strenger Indikation eingesetzt<br />

werden.<br />

potheke


<strong>Polihexanid</strong><br />

Nebenwirkungen:<br />

• Allergische Reaktionen wie Urtikaria und Exanthem. Sehr<br />

selten (< 1.10000) allergische Schockreaktionen<br />

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:<br />

• Biguanide→ kationenaktive Substanzen: nicht kompatibel mit<br />

anionischen Verbindungen: Nicht zusammen mit Ringer-<br />

Lactat-Lösung, PVP-Jod-Präparaten, Enzymen, Alginat-<br />

Verbänden verwenden!<br />

• Nicht mit anderen Lösungen (Infusionslösungen,<br />

Desinfektions-mitteln) oder, sofern keine Kompatibilitätsdaten<br />

zur Verfügung stehen, mit Spezialverbänden (z.Bsp.<br />

Aktivkohle) gemischt/ verdünnt oder gleichzeitig angewendet<br />

werden ( chemische Veränderung des Wirkstoffes →<br />

unwirksam?)<br />

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<strong>Polihexanid</strong><br />

Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung:<br />

• Zur feuchten Abbdeckung die Wunde 2-4mal täglich mit<br />

durchtränkter Kompresse befeuchten, 10-15 min einwirken lassen<br />

bzw. zur Wundspülung (Lavage)<br />

• Lösung nur lokal und nur in Form der gebrauchsfertigen Lösung<br />

anwenden<br />

• längerfristige und großflächige Anwendung möglich<br />

Haltbarkeit nach Anbruch:<br />

• Sterile Spüllösung, Entnahme mit Spike.<br />

• Aufbrauchsfrist bei Entnahme unter aseptischen Bedingungen:<br />

innerhalb von 6 Wochen<br />

• Nicht aseptische Entnahmebedingungen (z.Bsp. nach Entfernen des<br />

Verschlusses): Lösung nach Anbruch sofort verwenden, Restmengen<br />

verwerfen<br />

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Lavasept-Wundsalbe<br />

• Rezeptur/Technologie<br />

Wasserfreie hydrophile Salbe auf der Basis von<br />

Polyethylenglykol<br />

– keine Behinderung des Gasaustausches<br />

– mit Wasser leicht abwaschbar<br />

– osmotische Aktivität (Wundsekretaufnahme)<br />

– bakterizide Eigenschaft, keine Konservierung nötig<br />

– sehr gut geeignete Grundlage für die Wundversorgung<br />

(siehe PVP-Iod-Salbe)<br />

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Abgrenzung<br />

<strong>Polihexanid</strong>, Octenidin, PVP-Jod<br />

• <strong>Polihexanid</strong>: Wirkstoff der Wahl zur antiseptischen<br />

Wundbehandlung akuter und chronischer Wunden,<br />

insbesondere bei längerfristiger Wundbehandlung,<br />

nicht zur Schnelldesinfektion auf Grund des verzögerten<br />

Wirkungseintritts<br />

• PVP-Jod: rasche Sofortwirkung, Wirkstoff der Wahl für<br />

oberflächliche Wunden, auch zur kurzfristigen Behandlung<br />

von chronischen Wunden sowie zur kurzfristigen Spülung<br />

tiefer Wunden. Nachteil: Wirkungsverlust in Gegenwart von<br />

Blut und Eiter, im Vergleich zu Polyhexanid schlechtere<br />

Gewebeverträglichkeit bei längerfristiger Exposition<br />

• Octenidin: wirkungsvolle Alternative zu PVP-Jod,<br />

Schnelldesinfektion, Anwendung in der wiederholten<br />

Behandlung chronischer Wunden aufgrund des zytotoxischen<br />

Potentials problematisch<br />

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Obsolete/Entbehrliche Wirkstoffe<br />

zur Wundantiseptik<br />

potheke


Obsolete/Entbehrliche Wirkstoffe<br />

zur Wundantiseptik<br />

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Wasserstoffperoxid 3%<br />

GEBRAUCHSINFORMATION (nach § 11 AMG)<br />

Stoff- oder Indikationsgruppe:<br />

Antiseptika<br />

Anwendungsgebiete:<br />

• Zur Reinigung verschmutzter, eiternder und fibrinös belegter Wunden<br />

• Als Munddesinfiziens und zum Spülen bei Zahnfleischblutungen und Mundschleimhautentzündungen<br />

Gegenanzeigen:<br />

• Bei dem sehr selten auftretenden, genetisch bedingten Katalasemangel (Akatalasämie) ist die Wirkung von<br />

Wasserstoffperoxid-Lösung 3% vermindert.<br />

• Wasserstoffperoxid-Lösung 3% soll nicht in geschlossenen Körperhöhlen angewendet werden, um die Gefahr einer<br />

Gasembolie zu vermeiden.<br />

• Wasserstoffperoxid-Lösung 3% darf wegen ihrer granulationshemmenden Wirkung nur kurzzeitig in der<br />

Reinigungsphase eingesetzt werden. H 2 O 2 gehört nicht auf sauber granulierende Wunden.<br />

Nebenwirkungen:<br />

Reizungen und Irritationen der Mundschleimhaut bei längerfristiger Anwendung als Munddesinfizienz<br />

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:<br />

mit reaktivem organischem Material sowie oxidierenden und reduzierenden Substanzen<br />

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Chinosol-Lösung 0,1%<br />

GEBRAUCHSINFORMATION (nach § 11 AMG)<br />

Stoff- oder Indikationsgruppe:<br />

Antiseptika<br />

Anwendungsgebiete:<br />

Zur äußeren Anwendung als Antiseptikum für die Haut bei Infektionen mit Pilzen und Bakterien<br />

z.Bsp. für Umschläge und feuchte Verbände bei Verletzungen, Insektenstichen zur Verhütung von<br />

Infektionen, für Bäder bei Entzündungen an Fingern, Händen, Arme und Nagelbett sowie zur<br />

Unterstützung der Behandlung von Fußpilzerkrankungen<br />

Gegenanzeigen:<br />

• Bekannte Kontaktallergie gegen den Wirkstoff<br />

• Schwangerschaft und Stillzeit: Chinolinol und seine Derivate sind als potentiell mutagen<br />

einzuschätzen, teratogene Wirkungen können nicht ausgeschlossen werden.<br />

Nebenwirkungen:<br />

• Unspezifische, nicht allergische, irritative Reaktionen, Kontaktekzeme<br />

• Nebenwirkungen aufgrund von Überdosierung sind nicht bekannt.<br />

Nicht für die chronische Wunde!!<br />

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Topische Antibiotika<br />

Negative Beurteilung in der Literatur:<br />

• Kontaktsensibilisierung<br />

• lokal toxische Effekte auf die Wundheilung<br />

• resorptive Toxizität<br />

• Resistenzentwicklung<br />

⇒ z.T. hohe Nebenwirkungsrate, insbesondere bei<br />

chronischer Anwendung<br />

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Mercuchrom: Aus Alt macht Neu<br />

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Wundfibel<br />

Inhalt<br />

• Wundphysiologie<br />

• Wundantiseptika und Lokaltherapeutika<br />

• Prinzipien der Wundbehandlung<br />

• Kriterien für die Auswahl der Wundauflagen und<br />

Empfehlungen für ihre klinische Anwendung<br />

• Behandlungsschemata<br />

• Wunddokumentation<br />

• Forensische Gesichtspunkte<br />

• Literaturverzeichnis und Adressen<br />

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Wundheilungsphasen<br />

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Wundphysiologie<br />

3 dynamisch, zeitlich überlappende Phasen<br />

• Entzündungsphase (inflammatorische Phase,<br />

Exsudationsphase, Reinigungsphase)<br />

• Proliferations-/Granulationsphase<br />

• Organisations-/Epithelisierungsphase<br />

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Wundphysiologie<br />

Entscheidend für die Qualität der Wundheilung:<br />

Ungestörter Ablauf der einzelnen Phasen<br />

Ziele der Wundbehandlung:<br />

Regulation und Stimulierung der<br />

Wundheilungsphasen<br />

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Trockene versus feuchte<br />

Wundbehandlung<br />

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Trockene versus feuchte<br />

Wundbehandlung<br />

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Hydroaktivverbände<br />

• Hydrokolloide<br />

• Alginate<br />

• Hydropolymer/Schaumstoffe<br />

• Hydrogele<br />

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Hydrokolloid<br />

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Hydrokolloid<br />

Bakterien<br />

Verdunstung<br />

Wasser<br />

Hydrokolloidmatrix<br />

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Hydrokolloide<br />

• Indikationen:<br />

– Wenig bis mittelstark exsudierende<br />

chronische Wunden und Wunden mit<br />

gestörtem Heilungsverlauf, z.Bsp.<br />

• Ulcus cruris<br />

• Dekubitalulcera<br />

• Brandwunden 1. und 2. Grades<br />

• Spalthautentnahmestellen<br />

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Hydrokolloide<br />

• Keine oder fragwürdige Indikationen<br />

– Dekubitusprophylaxe<br />

– Therapie des Dekubitusgrad 1 = Rötung!<br />

– Fixierung von Kathetern<br />

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Hydrokolloide<br />

• Gegenanzeigen<br />

– Wundinfektionen<br />

– Ulzera, die ausschließlich oder hauptsächlich auf<br />

arterieller Insuffizienz beruhen<br />

– Ischämische Wunden von Patienten mit Typ I-<br />

Diabetes<br />

– Bisswunden<br />

– Tiefe Wunden mit freiliegenden Knochen, Sehnen<br />

oder Muskeln<br />

– Allergien gegen Inhaltsstoffe<br />

– Tumor?<br />

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Hydrokolloide<br />

• Anwendungshinweise:<br />

– Verbandwechselintervalle so lange wie möglich, je<br />

nach Wundzustand bis zu 7 Tage<br />

– Typisch: Gelbildung, kein Eiter<br />

– Gelkissen nähert sich dem Verbandrand,<br />

Undichtigkeiten<br />

– Gelrückstände in der Wunde mit Spüllsöung<br />

(Ringer-Lösung oder NaCl 0,9%) entfernen,<br />

anschliessend Wundumgebung trocknen<br />

– Beurteilung der Wunde nach der Reinigung<br />

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Hydrokolloide<br />

• Anwendungshinweise:<br />

– Zusätzliche Fixierung des Verbandes:<br />

• Häufig unnötig<br />

• Versorgung von Bereichen mit hoher Beweglichkeit, mit<br />

starker Beanspruchung oder von anderen<br />

problematischen Zonen:<br />

Verstärkung der Klebekraft mit Schutzfilm (auf gesunde<br />

Haut)<br />

– Unter dem Verband charakteristischer Geruch<br />

– Anfängliche Vergrößerung des Wunddefektes in<br />

der Wundreinigungsphase<br />

– Cave: Zuschneiden bei Verbände mit<br />

abgeflachten Rändern<br />

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Hydrokolloide<br />

• Standardvariante<br />

z.Bsp. Comfeel plus flexibel<br />

• Dünne Variante<br />

z.Bsp. Comfeel plus transparent<br />

– Versorgung von trockenen bis leicht<br />

exsudierenden Wunden<br />

• Akute oder bereits epithelisierende Wunden wie z.Bsp.<br />

Postoperative Wunden, Spalthautentnahmestellen,<br />

geringgradrige Verbrennungen<br />

• Chronische Wunden im letzten Heilungsstadium<br />

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Alginate<br />

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Alginate<br />

• Indikationen:<br />

– stark sezernierende Wunden<br />

– Wunden in der Entzündungsphase<br />

– Klinisch infizierte Wunden<br />

z.Bsp. SeaSorb soft: Kompresse, Tamponade<br />

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Alginate<br />

• Nebenwirkungen:<br />

– Physiologisch unbedenklich<br />

– Gelegentlich leichtes Brennen bei<br />

Applikation auf wenig nässende Wunde<br />

(lokale Gewebsdehydratation): Anfeuchten<br />

des Verbandes mit NaCl 0,9% sofort nach<br />

der Applikation<br />

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Alginate<br />

• Gegenanzeigen:<br />

– Trockene Wunden<br />

– Allergie gegen einen oder mehrere der<br />

Inhaltsstoffe<br />

– Wunden mit hartem trockenen Belag und<br />

nekrotischen Gewebe oder Schorf<br />

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Alginate<br />

• Anwendungshinweise:<br />

– Alginatkompresse trocken auf die Wunde<br />

legen (siehe Herstellerangabe), je nach<br />

Größe der Wunde überlappend und über<br />

den Wundrand hinaus, ggf. Zerschneiden<br />

möglich<br />

– Tamponade nicht zu dick packen,<br />

gleichmäßig und lose in die Wunde<br />

einlegen (Volumenzunahme!)<br />

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Alginate<br />

• Anwendungshinweise:<br />

– Abdeckung mit sekundärem Verbandmaterial,<br />

z.Bsp. Mull oder semipermeablen<br />

Materialien<br />

– Initial scheinbare Vergrößerung der Wunde<br />

– Häufigkeit des Verbandwechsels in<br />

Abhängigkeit von individueller Wundsituation<br />

und Menge des Wundexsudates,<br />

bei infizierten Wunden täglich<br />

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• Trennung als eigenständige Produktklassen?<br />

(synthetische makromolekulare Stoffe,<br />

Polymere)<br />

• Weiterentwicklung der HCV<br />

• Strukturstabil<br />

Hydropolymer-/<br />

Schaumverbände<br />

• Aufsaugen des Wundexsudates (Prinzip<br />

wassergetränkter Schwamm)<br />

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Hydropolymer-/<br />

Schaumverbände<br />

• Vorteile gegenüber HCV:<br />

– Verbandwechsel einfacher, schneller,<br />

hygienischer<br />

– Erweiterung der Indikation gegenüber HCV<br />

(siehe infizierte Wunde, Wunden mit<br />

starker Sekretion)<br />

– Verlängerung der Verbandwechselintervalle<br />

(höheres Saugvermögen)<br />

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Schaumstoffverband<br />

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Kompatibilität von Antiseptika mit<br />

modernen Wundauflagen<br />

Einfluss auf antimikrobielle<br />

Wirksamkeit?<br />

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Wundanalyse I<br />

• Ist die Wunde hauptsächlich<br />

− nekrotisch u./o. schmierig belegt?<br />

− infiziert u./o. übelriechend?<br />

− rötlich granulierend?<br />

• In welcher Wundheilungsphase befindet sich die<br />

Wunde?<br />

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Wundanalyse II<br />

• Ist die Wunde<br />

− oberflächlich?<br />

− tief, unterhöhlt oder zerklüftet?<br />

• Sondert die Wunde<br />

− wenig, mäßig oder viel Exsudat<br />

• Zustand der Umgebungshaut: intakt oder<br />

vorgeschädigt?<br />

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Behandlungsstrategien<br />

chronischer Wunden (I)<br />

• Einteilung nach Wundstatus, nicht nach Wundtyp:<br />

– gleiche Behandlungsprinzipien des Wundstatus<br />

bei verschiedenen Wundtypen<br />

• nach Möglichkeit validierte Verfahren, Einsatz von<br />

Wundtherapeutika mit wissenschaftlich begründbarer<br />

und nachvollziehbarer Eignung<br />

– keine Farbstoffe wie Kristallviolett, Brillantgrün<br />

– keine Gefahrstoffe wie Merbromin (T + )<br />

– keine Lokalantibiotika wie Framycetin Neomycin<br />

etc.<br />

– keine Haus- und Lebensmittel wie Honig,<br />

Haushaltszucker<br />

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Wundtherapeutika???<br />

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Behandlungsstrategien<br />

chronischer Wunden (II)<br />

• Ersatz obsoleter und entbehrlicher Antiseptika durch<br />

moderne Wirkstoffe (Octenidin, Polyhexanid)<br />

• Klare Indikationsstellung für Antiseptika und<br />

Wundtherapeutika (Gebrauchsinformation nach<br />

AMG)<br />

• Einsatz moderner hydroaktiver Wundverbände<br />

(feuchte Wundbehandlung)<br />

• Auswahl der optimalen Wundauflage nur nach<br />

genauer Inspektion und Beurteilung der Wunde und<br />

der Wundverhältnisse<br />

• Schlüsselfragen für die Entscheidungsfindung<br />

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Auswahl des Wundverbandes<br />

Wann ist welcher<br />

Verband indiziert?<br />

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Phasengerechte Anwendung von<br />

Wundauflagen<br />

• Exsudationsphase:<br />

Unterstützung der körpereigenen Reinigungsmechanismen<br />

durch Absaugen von überschüssigem und<br />

keimbelastetem Exsudat → Infektionsprophylaxe<br />

• Granulationsphase:<br />

Förderung des Gewebeaufbaus durch ausbalanciertes<br />

Feuchtigkeitsniveau<br />

(Austrocknen, Keimbarriere, Schutz vor Irritation)<br />

• Epithelisierungsphase:<br />

Beschleunigung der Zeitteilung und- wanderung durch<br />

Erhalt des feuchten Milieus<br />

Verhinderung vorzeitiger Schorfbildung<br />

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Phasengerechte Anwendung von<br />

Wundauflagen<br />

Obwohl sich das geschilderte Auswahlprocedere für<br />

Wundverbände im klinischen Alltag bewährt hat,<br />

findet man im Gegensatz zu den Werbeaussagen<br />

vieler Firmen aufgrund der teilweise unbefriedigenden<br />

Studiensituation in Leitlinien keine ausreichende<br />

Evidenz dafür, die Bevorzugung irgendeiner<br />

speziellen Auflage für die Wundbehandlung zu<br />

unterstützen.<br />

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Effekt Wundauflage – Abheilgeschwindigkeit<br />

chronischer Wunden<br />

6958 Wunden bei 4109 Patienten in 10 Wundzentren mit vergleichbaren Therapiestandards<br />

8.Wundkongress Weimar 2004 Chir. Univ.-Klinik Freiburg<br />

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Behandlungsstrategien<br />

chronischer Wunden (III)<br />

• Infizierte Wunde<br />

− Chirurgische Infektsanierung<br />

− Mechanische Reinigung:<br />

in erster Linie mit Octenidin oder alternativ<br />

PVP-Iod<br />

− Antiseptische Behandlung:<br />

→nichtokklusive Bedingungen<br />

→semiokklusive Bedingungen<br />

→Vakuumversiegelung<br />

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Behandlungsstrategien<br />

chronischer Wunden (IV)<br />

• Infizierte Wunde<br />

− nichtokklusive Bedingungen:<br />

mit Polyhexanid nach und zwischen der Infektsanierung,<br />

bei Verbandwechsel (täglich) +<br />

Mullkompresse, ggf. wirkstofffreie<br />

Salbenkompresse<br />

Cave: Inkompatibilität von Polyhexanid mit<br />

anderen Wundtherapeutika und modernen<br />

Wundverbänden<br />

– semiokklusive Bedingungen:<br />

Alginate + Sekundärabdeckung (Mullkompresse,<br />

Hydropolymerverband)<br />

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Behandlungsstrategien<br />

chronischer Wunden (V)<br />

• Infizierte Wunde<br />

– Multiresistente Keime wie MRSA im Wirkungsspektum<br />

von Polyhexanid und Octenidin<br />

– Keine Hydrokolloide!<br />

– Desinfizierende Maßnahmen absetzen, wenn<br />

“saubere” Wundverhältnisse<br />

potheke


Behandlungsstrategien<br />

chronischer Wunden (VI)<br />

• Nekrosen und Beläge<br />

– Chirurgisches Debridement<br />

– Autolytisches Debridement mit Hydrogel +<br />

Sekundärabdeckung (Kompresse, hydroaktive<br />

Verbände)<br />

– Enzymatische Wundreinigung<br />

Biochirurgie mit aseptisch gezüchteten Larven von<br />

Lucilia sericata (Goldfliege) im 2. Larvenstadium<br />

potheke


Nasstherapie<br />

Inkompatibilität mit Polyhexanid!!<br />

Saug-Spüleffekt<br />

potheke


Behandlungsstrategien<br />

chronischer Wunden (VII)<br />

• Saubere Wunden<br />

Bevorzugt Einsatz hydroaktiver Verbände<br />

– Granulierende Wunde<br />

– Epithelisierende Wunde<br />

• Besonderheiten<br />

– Vorgeschädigte Haut<br />

– Verbandstoffe für spezielle anatomische<br />

Situationen<br />

– Hautschutz<br />

– Pflasterlöser<br />

potheke


Fersenverband<br />

z.Bsp. Allevyn Heel<br />

z.Bsp. Biatain Ferse<br />

Granulierende Wunden der Ferse oder entsprechende<br />

anatomische Konturen<br />

Bei fibrinös belegten oder nekrotischen Wunden zusammen mit<br />

Hydrogel<br />

potheke


Cavilon Reizfreier Hautschutz<br />

Schutz der Haut vor aggressiven Körperflüssigkeiten<br />

(Urin, Stuhl), Klebstoffen und Reibung<br />

• Schnell trocknende, reizfreie Flüssigkeit<br />

• Lang anhaltender (bis zu 72 Stunden), transparenter und<br />

atmungsaktiver Hautschutzfilm auf der Haut<br />

• Alkoholfrei ⇒ als einziger Hautschutz für die schmerzfreie<br />

Anwendung auch auf geschädigter Haut<br />

potheke


Cavilon Reizfreier Hautschutz<br />

Anwendungsbeispiele:<br />

• Primärschutz gegen Flüssigkeiten<br />

und Reizstoffe,z.B. bei Inkontinenz<br />

• Schutzbarriere gegen Klebstoffe<br />

• Hautschutz um Stomaanlagen<br />

• Wundrandschutz vor Exsudat und<br />

Mazeration z.Bsp. bei Ulcus cruris,<br />

Dekubitus, diabetisches Ulcus,<br />

andere chronische Wunden<br />

potheke


Schematische Darstellung der Wundbehandlung<br />

Nekrosen und/oder Beläge<br />

Wunde mit lokalen<br />

Entzündungszeichen<br />

zuerst chirurgisches Débridement<br />

dann unterstützend:<br />

autolytisches Débridement<br />

Abstrich/Erregernachweis<br />

INFEKTION<br />

KONTAMINATION<br />

systemische<br />

Antibiotikatherapie<br />

Wundsekretmenge<br />

Exsudatmanagement<br />

(Feuchte Wundversorgung<br />

Mechanische Reinigung<br />

+<br />

Antiseptische Wundbehandlung<br />

Saubere Wunde<br />

Feucht halten, Vermeidung von Schorfbildung<br />

Förderung der Granulation und der<br />

Epithelisierung<br />

potheke


Schema Produktauswahl<br />

Wundbehandlung nach chirurgischem Débridement<br />

Sekretmenge<br />

viel<br />

mäßig<br />

wenig<br />

Hydrokolloid (Standard) + Alginat<br />

alternativ:<br />

Schaumstoff + ggfs. Alginat<br />

Hydrokolloid oder Schaumstoff<br />

+ ggfs. Alginat<br />

Hydrokolloid (Dünn),<br />

Schaumstoff (Dünn)<br />

Versorgung bei Kavitäten erfolgt mit:<br />

Alginat, Hydrofaser oder unbeschichtetem Schaumstoff<br />

Tragezeiten: Die Verbände sollten mindestens 3 bis höchstens 7 Tage auf der Wunde verbleiben.<br />

Weitere Informationen siehe Empfehlungen zur Wundbehandlung, Kapitel 5<br />

potheke


Wetzlarer Wundfibel<br />

im Spiegel der neueren Literatur<br />

potheke


Literatur<br />

• Veröffentlichungen von Bundesbehörden: BGA-<br />

Monographien wie PVP-Iod,<br />

Aufbereitungsmonographien wie Chinosol,<br />

Standardzulassungen<br />

• Faktendatenbanken: Drugdex, Martindale<br />

• EG-Sicherheitsdatenblatt z.Bsp. Mercuchrom<br />

• Offizinelle Rezepturensammlungen wie das NRF<br />

• Linder,R. (Herausgeber): Akute und chronische<br />

Wundbehandlung -Konzepte, Problem, Perspektiven.<br />

Veröffentlichung der LAK Hessen Band 26,<br />

Akademie für Ärztliche Fortbildung. Verlag für<br />

Medizinische Publikationen, Hammah<br />

potheke


• Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften AWMF online:<br />

www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF<br />

• Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und<br />

Wundbehandlung:<br />

www.dgfw.de<br />

• www.werner-sellmer.de<br />

Literatur<br />

potheke


Literatur<br />

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potheke


AWMF online<br />

Arbeitsgemeinschaft der<br />

Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen<br />

Fachgesellschaften<br />

Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft<br />

AWMF-Leitlinien-Register Nr. 057/018k Entwicklungsstufe: 3<br />

Zitierbare Quelle:<br />

Diabetologie 2006; 1 Suppl 2: S224-S229 O Georg Thieme Verlag KG Stuttgart / New York<br />

Diabetisches Fußsyndrom<br />

Erstellungsdatum: 05/2004 Letzte Überarbeitung: 03/2006<br />

potheke


Diabetisches Fußsyndrom<br />

Wunddébridement<br />

Das Wunddébridement ist bedeutsam für die Wirksamkeit sonstiger Behandlungsmaßnahmen.<br />

• Mechanisches Débridement: Entfernung nekrotischer Beläge im Wundbett, ggf. Débridement der Wundränder. Eine<br />

Narkose ist aufgrund der Neuropathie und streng aseptische Bedingungen aufgrund der bestehenden<br />

Keimbesiedlung in der Regel nicht erforderlich.<br />

• Enzymatisches Wunddébridement.<br />

• Biomechanisches Débridement: Verflüssigung von Wundbelägen und nekrotischem Gewebe durch Proteasen im<br />

Madensekret (Fliegenlarven)<br />

Lokale Wundbehandlung<br />

Allgemein anerkannt bei chronischen, nicht ischämischen Wunden ist die stadienorientierte Wundbehandlung. Die<br />

Auswahl der Wundauflage im individuellen Fall sollte anhand der Exsudatmenge, dem Vorliegen oder Fehlen von<br />

Infektionszeichen sowie anhand von Kosten-Effektivitätkriterien getroffen werden.<br />

Die Wundoberfläche ist bei jedem Verbandwechsel gründlich zu reinigen.<br />

potheke


Leitlinie<br />

Diabetisches Fußsyndrom 2004<br />

• Enzymatisches Debridement ohne<br />

wissenschaftlichen Wirksamkeitsbeweis<br />

• Anwendung feuchter Wundbehandlung bei<br />

chronisch-ischämischen Wunden allgemein<br />

anerkannt<br />

• Unübersichtliche Vielfalt der Produkte<br />

• Keine ausreichende Evidenz für die<br />

Bevorzugung irgendeiner speziellen Auflage<br />

potheke


Neue Kapitel 2<br />

• 3.7. Lokale Unterdrucktherapie<br />

potheke


Silberhaltige Wundverbände<br />

• mit Freisetzung von Silberionen in die<br />

Wunde<br />

• ohne Freisetzung von Silberionen in die<br />

Wunde<br />

potheke


Silberverbindungen<br />

Wirkung<br />

•oligodynamischer Effekt von<br />

metallischem Ag<br />

•Antiseptisch (grampositiv ,<br />

gramnegativ):<br />

konz.abhängig, nachweisbare<br />

Bakteriostase in Konz. ≥ 0,2%,<br />

in höheren Konz. bakterizid<br />

•Denaturierung von Proteinen<br />

→ eiweissfällend, adstingierend<br />

Nebenwirkungen<br />

•Konz >1% → oberflächlich<br />

ätzend, schorfbildend<br />

(Höllensteinstift!)<br />

•Gewebetoxisch: Hemmung der<br />

Wundheilung, Zerstörung neu<br />

gebildeter Epithelien<br />

•Schwarzfärbung der Haut<br />

(Ablagerung von reduziertem<br />

metallischem Silber), Argyrose<br />

Ag<br />

Auswahl<br />

Silberauflage<br />

?<br />

Pharmakokinetik<br />

(z.Bsp. Resorption,<br />

Metabolisierung<br />

Nebenwirkungen<br />

Studienkonzeption<br />

Valide<br />

Studien<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

potheke


• Arzneimittel:<br />

Erstattungsfähigkeit von<br />

Wundtherapeutika<br />

– Arzneimittel-Richtlinien des GBA<br />

– Grundsätzlicher Ausschluss apotheken-, nicht<br />

verschreibungspflichtiger AM<br />

– „Ausnahmeliste“: Antiseptika und Gleitmittel nur<br />

für Patienten mit Selbstkatheterisierung,<br />

Iodverbindungen nur zur Behandlung von Ulcera<br />

und Dekubitalgeschwüren<br />

• Medizinprodukte: erstattungsfähig<br />

potheke


Auswahl der Therapeutika<br />

• Behauptung des Fortschrittes mit allen Methoden der<br />

verführenden Werbung ohne Evidenz<br />

• Innovationsskepsis:<br />

Besinnung auf bewährte Basissubstanzen ist kein<br />

Zeichen von Fortschrittsfeindlichkeit, sondern von<br />

therapeutischer Sorgfalt.<br />

• Verzicht auf wenig erprobte „Neuheiten“<br />

• Dokumentation des Nutzens in klinischen Studien<br />

(randomisiert, doppelblind, plazebokontrolliert)<br />

⇔ „Erfahrungsberichte“<br />

→ Effizienter Einsatz, Kosten ????<br />

AT-telegramm 08/2001 Arzneimittelbrief 12/2006<br />

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