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Lesen - Golf Dornseif

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Präsident Krüger und sein Stab mit der Eloff Familie zogen am 11. Dezember nach Utrecht um und<br />

mieteten dort zwei villenartige Gebäude nebeneinander. Krügers Residenz hieß ORANJELUST, und<br />

er verbrachte dort 10 Monate. Eifrig arbeitete Krüger an seinen Memoiren und fand dadurch<br />

Ablenkung. Immer häufiger „nervte“ er seine Umgebung mit langatmigen Bibel-Kommentaren. Es<br />

überrascht andererseits, dass drei seiner engsten Mitarbeiter, Heymans, van Boeschoten und Happé,<br />

der römisch-katholischen Kirche angehörten, was jedoch Krüger zu keiner Zeit störte. Enkelsohn<br />

Frikkie Eloff heiratete eine Güttmann Tochter aus jüdischer Familie.<br />

1901 ging der Burenkrieg langsam zu Ende, wenn auch nur schrittweise. Die Mediziner empfahlen<br />

Krüger ein wärmeres Klima, am besten die Riviera, wegen seiner Altersschwäche, aber er lehnte ab.<br />

Königin Wilhelmina bemühte sich intensiv um eine Vermittlung zwischen England und den letzten<br />

kämpfenden Buren-Einheiten. Am 14. Juni ließ Sekretär Bredell die Burenflaggen von den Masten vor<br />

den beiden Villen entfernen.<br />

Krüger wollte auf keinen Fall nach Südafrika heimkehren, weil er davon überzeugt war, dass er seinem<br />

Land in Europa wesentlich nützlicher sein konnte. Die Generäle Botha, De la Rey und De Wet<br />

reisten inzwischen nach Europa, um dort Hilfsaktionen für das geschlagene Burenvolk anzuregen. Die<br />

Männer wurden wie Helden empfangen, wohin sie auch kamen. General Reitz hatte eine Vortragsreise<br />

quer durch die USA im Sinn, zu der man ihn einlud. Sohn Denys Reiz wanderte nach Madagaskar<br />

aus, um dort zu siedeln.<br />

Alle waren sich einig, dass Präsident Krüger „in seiner Märtyrer-Rolle“ auf Europaposten bleiben<br />

musste. Sogar sein Tod in der Emigration würde dem Burenvolk noch dienen. Heymans und Bredell<br />

wollten sich demnächst vom Haushalt lösen und neue berufliche Pläne verfolgen, änderten dann aber<br />

doch ihre Überlegungen und harrten weiter aus, finanziell gut ausgestattet.<br />

Vier Tage nach seinem Geburtstag reist Krüger mit Gefolge nach Mentone an die französische<br />

Riviera, um dort zu überwintern, und ließ sich erneut in einer komfortablen Prachtvilla unter Palmen<br />

nieder. Man blieb dort bis zum Mai 1903 als „Großfamilie“ vereint.<br />

Fazit des Burenkriegs offiziell: 34.116 tote Afrikaaner, darunter 26.000 Frauen und Kinder. Britische<br />

Verluste: 22.000 Soldaten. Die meisten gingen durch Krankheiten und Seuchen zugrunde, wenige kamen<br />

im Gefecht um.<br />

Im Sommer 1904 entschloss sich Krüger zur „Ausreise“ nach Clarens in der Schweiz, weil er den<br />

Holländern immer lästiger geworden war und die Franzosen gleichfalls Unbehagen erkennen ließen.<br />

Man mietete wiederum zwei Villen nebeneinander mit der Eloff Familie. Die Adresse lautete: VILLA<br />

DUBOCHET No. 17 und Madame Blancpain sorgte als tüchtige Wirtschafterin für das Wohlergehen<br />

der Ausländer.<br />

General Louis Botha rückte jetzt in den Mittelpunkt des internationalen Interesses, nachdem Krüger<br />

praktisch verstummt war. Er verkörperte die Wiedergeburt des Afrikaanertums, denn er war nach wie<br />

vor eine Heldenfigur, vor allem für die jüngeren Generationen.<br />

Am 9. Juli erkrankte Paul Krüger an Lungenentzündung. Am frühen Morgen des 14. Juli 1904 gegen<br />

drei Uhr tat Krüger seinen letzten Atemzug, neben sich die Bibel als Trost. Leibarzt Dr. Heymans<br />

fotografiert den Präsidenten noch einmal im Totenbett mit gefalteten Händen über der Brust.<br />

Quellen<br />

Meintjes, J.: President Paul Krüger (Biography)<br />

(London 1974)<br />

Fisher, J.: Paul Krüger – His Life und Times<br />

(London 1974)

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