Lesen - Golf Dornseif
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6.000 Franzosen jubelten am Hafen,. Der Oberbürgermeister gab sich die Ehre. Delegationen drängten<br />
an Bord zur Begrüßung. Sogar die Flagge der Buren stieg an einem Fahnenmast hoch. Eine Kapelle<br />
spielte die burische Nationalhymne am Kai. Das Volk rief „Vive Kruger! Vive les Boers!“ in<br />
Sprechchören. Dann stieg die Reisegesellschaft im Hotel NOAILLES ab. Die Hochrufe der Franzosen<br />
wollten kein Ende nehmen bis tief in die Nachtstunden.<br />
Am nächsten Morgen reiste man mit der Bahn nach Paris, und unterwegs winkten fast überall Sympathisanten<br />
in hellen Scharen längs der Strecke, warfen Blumensträuße. Nichts war organisiert, alles<br />
erfolgte spontan, um einen Helden zu ehren. Am Gare de Lyon hielt der Zug und eine berittene Ehrengarde<br />
eskortiere die Buren zum Hotel.<br />
Nach der Stippvisite auf französischem Boden ging die Fahrt weiter zu den deutschen Blutsbrüdern<br />
nach Köln. Überall wurden Souvenirartikel auf den Markt geworfen: Bierkrüge mit Krüger-Porträts (und<br />
andere Geschmacklosigkeiten) erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. Der Gruppe um Krüger war<br />
jedoch keineswegs bewusst, dass der europäische Jubel lediglich „Volkes Stimme“ aus sentimentalen<br />
Motiven repräsentierte, nicht aber die Reaktion der politischen bzw. herrschenden Klasse. Kein<br />
Staatsmann wollte die Briten verärgern und Krüger irgendeine Unterstützung zukommen lassen!<br />
Krügers Sekretär Dr. Leyds fühlte am Kaiserhof bei Wilhelm II. vor, ob der Buren-Präsident demnächst<br />
mit einer Audienz rechnen dürfe, was den Hofstaat in große Verlegenheit versetzte. Man wollte<br />
einfach nach Berlin abdampfen und nicht länger zögern. Die kalte Dusche kam überraschend: Wilhelm<br />
II. ließ telegraphieren, dass „zur Zeit leider keine Begegnung opportun erscheine“. Seine Majestät sei<br />
zu einem schon lange vorgesehenen Jagdausflug aufgebrochen und deshalb verhindert.<br />
Das bedeutete mit anderen Worten: Krüger war zum weltpolitischen Ärgernis geworden und taugte<br />
jetzt nicht mehr als Busenfreund der lieben Deutschen. „Der Kaiser hat uns verraten“, murmelte<br />
Krüger betrübt. Nun blieben nur die Niederlande übrig als nächster Fluchtpunkt. Am 6. Dezember<br />
verließ die Buren-Deputation Köln und reiste über Arnheim und Utrecht nach Den Haag.<br />
Franzosen umjubeln Krüger in Marseille