Selbstgesteuertes Lernen ... - Studienseminare Rheinland-Pfalz

Selbstgesteuertes Lernen ... - Studienseminare Rheinland-Pfalz Selbstgesteuertes Lernen ... - Studienseminare Rheinland-Pfalz

studienseminar.rlp.de
von studienseminar.rlp.de Mehr von diesem Publisher
25.10.2012 Aufrufe

Staatl. Studienseminar für das Lehramt an Grundschulen � Simmern Selbstgesteuertes Lernen – Eigenverantwortliches Lernen Lern- und Arbeitsmethoden Regula Schräder-Naef versteht unter Lern- und Arbeitsmethoden „Techniken, Einstellungen und Gewohnheiten, die der Auswahl, dem Erwerb, der Verarbeitung und dem Weitergeben von Wissensstoff dienen, dem selbstständigen und rationellen Arbeiten, der Zusammenarbeit und der sinnvollen Planung und Gestaltung der eigenen Zeit. Entwickelt werden soll die Fähigkeit, die zur Bewältigung neuer und unvorhergesehener Situationen erforderlichen Lernprozesse selbst kompetent organisieren zu können.“ Grundlegende Fertigkeiten und Fähigkeiten also, die bei jedem Lösen komplexer Aufgaben innerhalb und außerhalb von Schule beteiligt sind, es vorbereiten und erleichtern. Diese Techniken bilden die Grundlage für die Erarbeitung der verschiedensten fachspezifischen und fächerübergreifenden Lerngegenstände. Sie können nicht unabhängig von Lerninhalten und Lernzielen geübt werden, da sie sich an Gegenständen vollziehen und auf bestimmte Zwecke bezogen sind. Angesichts der sich ständig verändernden Umwelt werden neue Arbeitsformen gefordert, damit Schule den wachsenden Anforderungen gerecht werden kann. Bei Arbeitstechniken handelt es sich um relativ schlichte Techniken, die im Unterrichtsalltag eine große Rolle spielen, denn für die praktische Unterrichtsarbeit brauchen die Schüler sehr konkrete instrumental-handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die kleinschrittig eingeübt, reflektiert und gefestigt werden müssen. Wenn den Schülern entsprechende Arbeitstechniken und Methoden fehlen, sind offener Unterricht, Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Stationenarbeit, Gruppenarbeit, Projektarbeit, Planspiele und andere Arbeiten des eigenverantwortlichen Arbeitens nicht möglich. Das Arbeiten mit Methoden ist bei den meisten Schülern nicht ausreichend. Das gilt sowohl für die gängigen Lern- und Arbeitstechniken als auch für die immer bedeutsamer werden-den Kommunikations- und Kooperationsmethoden. Nach einer Befragung von Klippert an rheinland-pfälzischen Schulen fällt es der Mehrzahl der befragten Schüler eher schwer: den Lernstoff längerfristig zu behalten im Unterricht zielstrebig zu arbeiten sowie etwaige Schwierigkeiten beim Lernen zu überwinden umfangreiche Materialien/Texte konzentriert durchzuarbeiten und das Wesentliche daraus zu entnehmen wichtigen Lernstoff zusammenzufassen, zu gliedern und zu gestalten bei Diskussionen auf die Mitschüler einzugehen und so zu reden, dass diese zuhören trotz Unsicherheit einen mündlichen Beitrag leisten. Wozu Arbeitstechniken? Die vordringlichste Dimension des schulischen Auftrags ist es, den Bildungsprozess der Schüler in Gang zu setzen. Das bedeutet, die Kinder und Jugendlichen zur Mündigkeit zu erziehen. Die Schule und damit die Lehrer haben die Aufgabe, die Schüler auf das Leben in unserer Gesellschaft vorzubereiten. Um in dieser bestehen zu können, ist Fachkompetenz allein nicht ausreichend. Zunehmend gewinnen soziale und methodische Kompetenzen, ebenso wie personale Tugenden an Bedeutung. Es ist notwendig, diese abstrakten Begriffe zu konkretisieren. Menschen bringen unterschiedliche Voraussetzungen für das Lernen mit. Der Einsatz vielfältiger Methoden ermöglicht es den Schülern, die für sie richtigen Lerntechniken herauszufinden. Veränderte Schülergeneration: Verwöhnte Kinder, rezeptive Wissensvermittlung, gravierende Lern-, Leistungs-, Konzentrations- und Motivationsprobleme. Schüler müssen lernen, das Lernen zu lernen! Nur wer gelernt hat, seinen eigenen Lernprozess selbstständig zu organisieren, wird unabhängig werden von fremdbestimmten Lernprozessen und damit die notwendige Selbständigkeit in späteren Entscheidungs- und Handlungssituationen erlangen. Wirtschaft: Langfristig betrachtet hat das Methodenlernen auch Auswirkungen auf den beruflichen Werdegang der Schüler: In der Wirtschaft verliert die Fachkompetenz relativ zu Methoden- und Sozialkompetenz an Bedeutung. Lernbereitschaft/Engagement, Verantwortungsbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit, Team- 1

Staatl. Studienseminar für das Lehramt an Grundschulen � Simmern<br />

<strong>Selbstgesteuertes</strong> <strong>Lernen</strong> – Eigenverantwortliches <strong>Lernen</strong><br />

Lern- und Arbeitsmethoden<br />

Regula Schräder-Naef versteht unter Lern- und Arbeitsmethoden „Techniken, Einstellungen und Gewohnheiten,<br />

die der Auswahl, dem Erwerb, der Verarbeitung und dem Weitergeben von Wissensstoff dienen, dem selbstständigen<br />

und rationellen Arbeiten, der Zusammenarbeit und der sinnvollen Planung und Gestaltung der eigenen<br />

Zeit. Entwickelt werden soll die Fähigkeit, die zur Bewältigung neuer und unvorhergesehener Situationen<br />

erforderlichen Lernprozesse selbst kompetent organisieren zu können.“<br />

Grundlegende Fertigkeiten und Fähigkeiten also, die bei jedem Lösen komplexer Aufgaben innerhalb und<br />

außerhalb von Schule beteiligt sind, es vorbereiten und erleichtern.<br />

Diese Techniken bilden die Grundlage für die Erarbeitung der verschiedensten fachspezifischen und fächerübergreifenden<br />

Lerngegenstände. Sie können nicht unabhängig von Lerninhalten und Lernzielen geübt werden,<br />

da sie sich an Gegenständen vollziehen und auf bestimmte Zwecke bezogen sind. Angesichts der sich ständig<br />

verändernden Umwelt werden neue Arbeitsformen gefordert, damit Schule den wachsenden Anforderungen<br />

gerecht werden kann.<br />

Bei Arbeitstechniken handelt es sich um relativ schlichte Techniken, die im Unterrichtsalltag eine große Rolle<br />

spielen, denn für die praktische Unterrichtsarbeit brauchen die Schüler sehr konkrete instrumental-handwerkliche<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten, die kleinschrittig eingeübt, reflektiert und gefestigt werden müssen. Wenn<br />

den Schülern entsprechende Arbeitstechniken und Methoden fehlen, sind offener Unterricht, Freiarbeit, Wochenplanarbeit,<br />

Stationenarbeit, Gruppenarbeit, Projektarbeit, Planspiele und andere Arbeiten des eigenverantwortlichen<br />

Arbeitens nicht möglich.<br />

Das Arbeiten mit Methoden ist bei den meisten Schülern nicht ausreichend. Das gilt sowohl für die gängigen<br />

Lern- und Arbeitstechniken als auch für die immer bedeutsamer werden-den Kommunikations- und Kooperationsmethoden.<br />

Nach einer Befragung von Klippert an rheinland-pfälzischen Schulen fällt es der Mehrzahl der befragten Schüler<br />

eher schwer:<br />

den Lernstoff längerfristig zu behalten<br />

im Unterricht zielstrebig zu arbeiten sowie etwaige Schwierigkeiten beim <strong>Lernen</strong> zu überwinden<br />

umfangreiche Materialien/Texte konzentriert durchzuarbeiten und das Wesentliche daraus zu entnehmen<br />

wichtigen Lernstoff zusammenzufassen, zu gliedern und zu gestalten<br />

bei Diskussionen auf die Mitschüler einzugehen und so zu reden, dass diese zuhören<br />

trotz Unsicherheit einen mündlichen Beitrag leisten.<br />

Wozu Arbeitstechniken?<br />

Die vordringlichste Dimension des schulischen Auftrags ist es, den Bildungsprozess der Schüler in Gang zu<br />

setzen. Das bedeutet, die Kinder und Jugendlichen zur Mündigkeit zu erziehen. Die Schule und damit die Lehrer<br />

haben die Aufgabe, die Schüler auf das Leben in unserer Gesellschaft vorzubereiten. Um in dieser bestehen<br />

zu können, ist Fachkompetenz allein nicht ausreichend. Zunehmend gewinnen soziale und methodische Kompetenzen,<br />

ebenso wie personale Tugenden an Bedeutung. Es ist notwendig, diese abstrakten Begriffe zu konkretisieren.<br />

Menschen bringen unterschiedliche Voraussetzungen für das <strong>Lernen</strong> mit. Der Einsatz vielfältiger Methoden<br />

ermöglicht es den Schülern, die für sie richtigen Lerntechniken herauszufinden.<br />

Veränderte Schülergeneration: Verwöhnte Kinder, rezeptive Wissensvermittlung, gravierende Lern-,<br />

Leistungs-, Konzentrations- und Motivationsprobleme. Schüler müssen lernen, das <strong>Lernen</strong> zu lernen! Nur<br />

wer gelernt hat, seinen eigenen Lernprozess selbstständig zu organisieren, wird unabhängig werden von<br />

fremdbestimmten Lernprozessen und damit die notwendige Selbständigkeit in späteren Entscheidungs- und<br />

Handlungssituationen erlangen.<br />

Wirtschaft: Langfristig betrachtet hat das Methodenlernen auch Auswirkungen auf den beruflichen Werdegang<br />

der Schüler: In der Wirtschaft verliert die Fachkompetenz relativ zu Methoden- und Sozialkompetenz<br />

an Bedeutung. Lernbereitschaft/Engagement, Verantwortungsbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit, Team-<br />

1


fähigkeit, Kommunikationsvermögen, logisches Denken, selbstständiges <strong>Lernen</strong> usw. sind nur einige der<br />

Schlüsselqualifikationen, die den Anforderungen des Marktes Erwartung tragen.<br />

Wissenschaft: Angesichts der anhaltenden Wissensexplosion (Halbwertzeiten) und der damit verbundenen<br />

Weiterbildungsnotwendigkeiten ist das Erlernen von Fähigkeiten, eine expandierende Informationsflut verfügbar<br />

zu machen, wichtiger als das Aneignen eines möglichst großen Quantums von Daten, Fakten. Me-<br />

thodenzentriertes Arbeiten und <strong>Lernen</strong> führt dazu, dass der behandelte Lernstoff besser verarbeitet und abgespeichert<br />

wird.<br />

Schule als lernende Organisation: Es genügt nicht mehr, wenn Schule sich auf die Vermittlung von Fachwissen<br />

beschränkt. Vielmehr erscheint es erforderlich, den Schülern das nötige Know-how für das <strong>Lernen</strong><br />

selbst zu vermitteln.<br />

Veränderung der schulischen Alltags - u.a.<br />

- Halbwertzeiten verringern sich<br />

- Kinder machen Erfahrungen meist aus zweiter Hand<br />

- Veränderung der Familie als Erziehungsinstitution<br />

- Mehr auffällige Kinder<br />

- Viele egoistische Kinder, die personale Zuwendung brauchen<br />

- Gering ausgebildetes Sozialverhalten<br />

- Konzentration fällt schwer.<br />

Selbständigkeitserziehung<br />

Am Anfang der Selbständigkeitserziehung eines Kindes steht als erstes die ICH-Findung. Im spielerischen Umgang<br />

mit seinem Umfeld lernt das Kind, das bin ICH, das kann ich oder das kann ich nicht. Es lernt seine<br />

Wünsche und Interessen zu benennen und wird dadurch zum selbsttätigen Menschen. Jedes Kind wird als ein<br />

eigenständiger Mensch anerkannt.<br />

Eine gute Selbständigkeitsentwicklung setzt eine funktionierende Eltern-Kind Beziehung voraus. Menschen sind<br />

von Natur aus soziale Wesen und aufeinander bezogen. Kinder suchen diese Bindung und sind bereit, eine<br />

Menge dafür zu tun. Sofern die Eltern-Kind Beziehung gut ist, verstehen Kinder auch, dass jedes Familienmitglied<br />

durch bestimmte Aufgaben und Pflichten zu dieser positiven Grundstimmung beträgt.<br />

Eine gute Bindung unterstützt das Neugierverhalten des Kindes. Sie entwickeln einen Drang, Neues zu erfahren<br />

und sie sind motiviert, Dinge selbstständig zu machen und zu erarbeiten. Eltern sollten das immer im Hinterkopf<br />

haben, denn oft sind sie es selbst, die ihre Kinder in dieser Entwicklung bremsen.<br />

In der Anfangszeit brauchen Kinder bei den vielen neuen Aufgaben natürlich noch die Begleitung der Eltern. Die<br />

Betonung liegt wohl bemerkt auf Begleitung. Es ist nicht Aufgabe der Eltern, die Hausaufgaben zu korrigieren<br />

oder womöglich die ganze Zeit neben dem Kind zu sitzen. Vielmehr ist es wichtig, die äußeren Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen. Wann sind die besten Zeiten? Wo ist ein geeigneter Arbeitsplatz und sind die Materialien<br />

vollständig? Natürlich gehört auch dazu, eine Auge darauf zu werfen, ob die Schularbeiten vollständig erledigt<br />

wurden.<br />

Jedes Kind hat eine eigene Persönlichkeit und schon allein daher ist es nicht möglich, Eltern einen einheitlichen<br />

Fahrplan für die optimale Selbständigkeitserziehung an die Hand zu geben.<br />

Wenn man merkt, dass das Kind noch sehr unselbstständig ist, sollte man lösungsorientiert an die Sache heran<br />

gehen. Eltern sollten sich gemeinsam an einen Tisch setzen und überlegen, was bislang für die Entwicklung<br />

ihrer Kinder kontraproduktiv und was hilfreich und förderlich war? Besonders durch die positiven Aspekte finden<br />

Eltern schnell heraus, wie sie Handeln entsprechend ändern können, damit es rund läuft.<br />

Je älter das Kind ist, desto mehr Schwierigkeiten hat es oft, sich von heute auf morgen auf etwas Neues<br />

einzulassen. War es gestern noch gewohnt, den ganzen Tag zu „vertrödeln“, kann es heute nicht mit Begeisterung<br />

Aufgaben - welcher Art auch immer - übernehmen – hier können sich die Eltern auf massiven<br />

Widerstand einstellen. Konsequenz und möglicherweise auch ein langer Atem sind jetzt erforderlich.<br />

Eigenverantwortliches <strong>Lernen</strong> und Arbeiten (EVA)<br />

Die Schule möchte das selbstgesteuerte eigenverantwortliche <strong>Lernen</strong> und die Vielfältigkeit des individuellen<br />

<strong>Lernen</strong>s verbinden. Das ist ein hoher Anspruch an die LehrerInnen und die Kinder. Er resultiert jedoch zwangsläufig<br />

aus dem Ziel, das einzelne Kind in den Mittelpunkt zu stellen und ihm die notwendigen Kompetenzen und<br />

Schlüsselqualifikationen zu vermitteln, um den vielfältigen Anforderungen der Gesellschaft gewachsen zu sein.<br />

2


Damit die Kinder sich Ziele setzen und diese auch erreichen können, brauchen sie neben „Handwerkszeug“<br />

auch Schlüsselqualifikationen. Dabei muss die Schule sie unterstützen.<br />

Eigenverantwortliches <strong>Lernen</strong> der Kinder verändert die Rolle der Lehrkräfte: Aus Wissensvermittlern werden<br />

Lernbegleiter. Die neue Lehrerrolle verändert auch die Unterrichts- und Arbeitsformen: Es entwickeln sich<br />

offene Unterrichtsformen, die eigenverantwortliches <strong>Lernen</strong> ermöglichen und Methodenvielfalt regelrecht<br />

herausfordern.<br />

Klippert versteht unter dem Eigenverantwortlichen Arbeiten und <strong>Lernen</strong> ein handlungsorientierter, schülerzentrierter<br />

Unterricht, der die Problemlösefähigkeit, die Selbsttätigkeit und die Eigenverantwortung des Kindes in<br />

den Vordergrund stellt. Die Entwicklung der Methodenkompetenz, der Aufbau von Kommunikations- und Teamfähigkeit<br />

sowie die Steigerung der Entscheidungskompetenz sind die Hauptsäulen dieses Ansatzes.<br />

Spätestens seit Einführung der Bildungsstandards ist klar geworden: Die SchülerInnen müssen nachhaltiger,<br />

vielseitiger, selbständiger und methodisch versierter lernen, als das traditionell der Fall ist.<br />

Sie brauchen ein Mehr an Kompetenzerwerb und eigenverantwortlichem Arbeiten!<br />

� Um dahin zu kommen, müssen Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein aufgebaut werden.<br />

WAS DIE KMK fordert:<br />

RECHERCHIEREN -> lesen, nachschlagen, exzerpieren, ...<br />

KONSTRUIEREN -> schreiben, strukturieren, modellieren, ...<br />

KOMMUNIZIEREN -> sprechen, zuhören, fragen, diskutieren, ...<br />

PRÄSENTIEREN -> visualisieren, vortragen, inszenieren, ...<br />

KOOPERIEREN -> unterstützen, regeln, mitarbeiten, ...<br />

PROBLEMLÖSEN -> brainstormen, planen, entscheiden, ...<br />

REFLEKTIEREN -> bilanzieren, beurteilen, kritisieren, ....<br />

EVA konkret: Mögliche Lernaktivitäten der SchülerInnen in den zentralen Tätigkeitsfeldern<br />

PRODUKTIVES HANDELN KOMMUNIKATIVES HANDELN EXPLORATIVES HANDELN<br />

* Informationen nachschlagen, exzer-<br />

pieren<br />

*Arbeitsblätter bearbeiten/herstellen<br />

*Struktogramme erstellen (Tabelle,<br />

Diagramm, Schaubild)<br />

*Rätsel lösen bzw. herstellen<br />

*Plakat, Wandzeitung, Flugblatt ge-<br />

stalten<br />

*Referat/Wochenbericht verfassen<br />

*Lernspiele durchführen bzw. her-<br />

stellen (Puzzle, Würfelspiel, etc.)<br />

*Kommentar, Brief, Bericht schreiben<br />

*Assoziationsbilder zeichnen<br />

...<br />

Den neuen Bildungsstandards zufolge sollen die Schüler möglichst<br />

oft und kompetent ....<br />

*Gruppengespräch/Partnergespräch<br />

*Kreis-bzw. Doppelkreisgespräch<br />

*Stationengespräch<br />

*Frage-Antwort-Spiel<br />

*freies/fiktives Erzählen bzw. Berichten<br />

*Argumentationsspiel<br />

*Plenardiskussion<br />

*Talkshow<br />

*Rollenspiel/Planspiel<br />

*Fishbowl-Gespräch<br />

*Pro- und Kontra-Debatte<br />

*Hearing/Tribunal<br />

*Vortrag/Rede halten<br />

*Mediengestützte Präsentation<br />

*Erkundung/Beobachtung<br />

*Expertenbefragung<br />

*Interview<br />

*Sozialstudie/Fallstudie<br />

*Recherche/Reportage/Film<br />

*Themenzentrierte Bibliotheksarbeit<br />

*Projektarbeit im kommunalen<br />

Umfeld der Schule<br />

*Betriebs-/Sozial-praktikum<br />

*Exkursionen<br />

� Die Lerntätigkeiten der SchülerInnen werden mit steigendem Alter und wachsender Routine<br />

zunehmend anspruchsvoller und komplexer.<br />

� Je versierter sie sind, desto mehr müssen sie selbst organisieren, recherchieren, entscheiden,<br />

planen, verantworten, konstruieren, reflektieren, diskutieren, kooperieren oder präsentieren.<br />

� Vom Einfachen zum Komplizierten, vom Überschaubaren zum Komplexen, vom lehrergelenkten<br />

Unterricht zum selbstgesteuerten Unterricht<br />

3


Elemente des eigenverantwortlichen <strong>Lernen</strong>s und Arbeitens<br />

Die Kinder sind als Handelnde im Unterricht in großem Maße aktiv (Sprechanlässe, Recherchen, Präsentati-<br />

onen …). Die LehrerInnen übernehmen in hohem Maße die Rolle eines Beraters, Partners und Arrangeurs von<br />

Lernsituationen.<br />

Das <strong>Lernen</strong> erfolgt über alle Kanäle (auditiv, visuell, haptisch, sozial). Kommunikation und Kooperation zwischen<br />

SchülerInnen wird aufgebaut, dabei ist Partner- und Gruppenarbeit die vorherrschende Sozialform. Das<br />

Methodenlernen der Kinder wird in kleinen Schritten aufgebaut und forciert. Offene Aufgabenstellungen berücksichtigen<br />

die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Kinder. Das Ziel ist dabei, die Eigenverantwortung<br />

und Selbstständigkeit der Kinder zu stärken.<br />

Indikatoren guten Unterrichts<br />

Nach Befunden und Empfehlungen der Lernforschung:<br />

Aktives, selbstständiges <strong>Lernen</strong><br />

Verstärkte Schülerkooperation<br />

Wechselnde Sozialformen<br />

Angenehme Lernatmosphäre<br />

Intelligentes Üben<br />

Klare Regeln und Rituale<br />

Gut strukturierte Inputs<br />

Konsequentes Methodenlernen<br />

Vielfältige Motivierung<br />

Mitwirkung und Schülerfeedback<br />

Erfolgreiches <strong>Lernen</strong><br />

Braucht sowohl vielseitige Lern- und Konstruktionsaktivitäten der SchülerInnen als auch klare Instruktionen,<br />

Regeln, Rituale und Hilfestellungen der Lehrkräfte.<br />

� Lehrerlenkung und Schüleraktivierung müssen sich also ergänzen.<br />

� Entscheidend für die Lerneffizienz des Unterrichts ist, dass es gelingt in den Gehirnen der Lerner sinnstiftende<br />

Synapsen zwischen den unzähligen Nervenzellen entstehen zu lassen (� durch konstruktive<br />

Lernarbeiten nach EVA)<br />

� <strong>Lernen</strong> bedeutet gemäß der Erkenntnisse der Neurobiologen und Konstruktivisten (vgl. Spitzer und Siebert<br />

2003) Konstruktion von Bedeutungen und Erkenntnissen, von Wissensdomänen und Wissensstrukturen.<br />

� Wissen, das die SchülerInnen nicht selbst aufgebaut, verknüpft und angewandt haben, ist in der Regel<br />

höchst vergängliches Wissen.<br />

� „Träges Wissen“ (laut Lernforscher Franz E.Weinert 2000) austauschen durch intelligentes Wissen<br />

Die Kunst der Forderns und Förderns<br />

Die Forcierung des eigenverantwortlichen Arbeitens und <strong>Lernen</strong>s der SchülerInnen setzt mehrerlei voraus:<br />

1. anspruchsvollere Aufgabenstellungen<br />

2. kleinschrittige Vorgehensweisen<br />

3. klare Instruktionen der Lehrkräfte<br />

4. differenzierte Methodenschulung<br />

5. konsequente Schülerkooperation<br />

6. konzentriertes Lehrerverhalten<br />

7. schulinterne Unterstützung<br />

LERNSPIRALEN als Förderinstrumente<br />

� schüleraktivierendes, kompetenzorientiertes Lehren und <strong>Lernen</strong><br />

� mehrstufige Arbeitsprozesse zur intensiven Erschließung und Durchdringung des jeweiligen Lernstoffs.<br />

� Strukturierung des Unterrichtsverlaufs<br />

� Sicherung durch kleinschrittiges Fordern und Fördern<br />

4


� Methodenvielfalt und Schülerkooperation<br />

� Methoden-, Kommunikations- und Kooperationsschulung<br />

� Hohes Maß an Lernanstrengung, Lernförderung und Lerndisziplin<br />

BEGRIFF LERNSPIRALE<br />

� Lernarbeit der SchülerInnen vergleichbar mit der Bewegung eines Spiralbohrers.<br />

� Lernprozess, in dessen Verlauf sie sich in das jeweilige fachspezifische Thema/Material/Problem<br />

„hineinbohren“<br />

� = Lernkorridor mit integrierter Förderarbeit (insofern die SchülerInnen engagiert sind – ansonsten<br />

erfahren sie keine Unterstützung!)<br />

Das Haus des <strong>Lernen</strong>s (n. Klippert)<br />

Klippert erhebt den Anspruch einer grundlegenden Neuorientierung der Unterrichtsarbeit. Im "Neuen Haus des<br />

<strong>Lernen</strong>s" wird die Gleichwertigkeit der drei Kompetenzen: Fachkompetenz, Methodenkompetenz und Sozialkompetenz<br />

auch betont, die Schlüsselqualifikationen markieren sollen. Das "Eigenverantwortliche Arbeiten und<br />

<strong>Lernen</strong>" ("EVA") das zu den Schlüsselqualifikationen führen soll, umfasst unterschiedliche Lernarbeiten (Arbeitsblätter<br />

bearbeiten, Lernprodukte herstellen, Vortragen/Kommunizieren und Erkunden und Befragen), die<br />

differenzierten Organisationsformen wie Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Stationenarbeit und Projektarbeit zuzuordnen<br />

sind.<br />

Wir haben in verschiedenen Situationen erfahren, dass lehrerentlastendes Arbeiten einhergeht mit kompetenten<br />

Schülern - diese von den Schülern zu erwerbenden Kompetenzen lassen sich verschiedenen Bereichen<br />

zuordnen.<br />

HAUS DES LERNENS – erweiterter Lernbegriff<br />

� Dreh- und Angelpunkt: EVA (eigenverantwortliches Arbeiten und <strong>Lernen</strong>)<br />

� Ziel: die im Dachgeschoss angesiedelten Schlüsselqualifikationen zu erreichen - dazu zählen:<br />

1. Fachkompetenz (Fachwissen, Strukturwissen, Kritik- und Urteilsfähigkeit, Problembewusstsein,<br />

Problemlösefähigkeit)<br />

2. Beherrschung elementarer Lern- und Arbeitstechniken<br />

5


3. Fähigkeiten zur überzeugenden Kommunikation und Argumentation<br />

4. Fähigkeit/ Bereitschaft zur konstruktiven, regelgebundenen Zusammenarbeit in Gruppen<br />

5. Aufbau spezifischer Persönlichkeitsmomente wie Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Eigen-<br />

initiative, Durchhaltevermögen<br />

Klippert unterscheidet grundsätzlich zwischen Makromethoden und Mikromethoden. Während die Schülerinnen<br />

und Schüler mit den sogenannten Makromethoden (Gruppenarbeit, Planspiel, Metaplanmethode, problemlösendes<br />

Vorgehen Projektmethode u.a.) "vertraut sein" sollen, heißt es über die Mikromethoden (zum einen die<br />

elementaren Lern- und Arbeitstechniken, wie Lesetechniken, Markieren, Exzerpieren, Strukturieren, Nachschlagen,<br />

Notizen machen, Kartei führen etc., zum anderen die elementaren Gesprächs-und Kooperationstechniken<br />

wie Freie Rede, Stichwortmethode, Rhetorik, Fragetechniken, Präsentationsmethoden etc.), dass ihre "Beherrschung"<br />

Kompetenz sei. Makromethoden werden als "relativ komplexe Methoden, die mit beträchtlichen strategischen<br />

und arbeitsorganisatorischen Anforderungen verbunden sind”, definiert, wie z.B. Projekt, Planspiel,<br />

Gruppenarbeit, Hearing, oder Schülerreferat. Diesen Methoden wird aber nur eine eingeschränkte Relevanz<br />

hinsichtlich des Unterrichts zugesprochen. Sie verlangten etwas vom Schüler, was dieser noch gar nicht beherrsche.<br />

Bevor er mit Makromethoden arbeiten könne, müssten ihm die "korrespondierenden Mikromethoden<br />

hinreichend geläufig” sein, weil sie zur Durchführung komplexer Methoden unabdingbare Voraussetzung seien.<br />

Von daher geht es im Trainingskonzept nicht um die Einübung von Makromethoden, sondern um Mikromethoden,<br />

die kleinschrittig geübt, reflektiert und gefestigt werden müssen.<br />

Mikromethoden bzw. deren Training beziehen sich auf die Beherrschung elementarer Lern- und Arbeitstechniken:<br />

rasches Lesen, Markieren, auswendig <strong>Lernen</strong>, Strukturieren oder Visualisieren sowie auf die Einübung<br />

elementarer Gesprächs-und Kooperationstechniken wie Reden in ganzen Sätzen, aktives Zuhören, Mitschülern<br />

helfen oder Teamregeln beachten. Zentrales Anliegen ist "einzig und allein [...] die Methodik der Schüler”<br />

. Sie sollen zu methodischer Sicherheit und Routine geführt werden, indem Basisstrategien systematisch<br />

trainiert werden ("Sockeltraining”) und deren Beherrschung die ständige Wiederholung erfordert ("Methodenpflege”),<br />

wie z.B. im Bereich der Teamentwicklung.<br />

Definition zu Methodentraining/ -kompetenz<br />

Klippert stellt sein Methodentraining in 4 Punkten zusammen:<br />

a) Inhaltlich-fachliches <strong>Lernen</strong> (Fakten, Regeln, Definitionen, Erklärungen, Thesen...)<br />

b) Methodisch-strategisches <strong>Lernen</strong> (Nachschlagen, Strukturieren, Planen, Gestalten, Ordnung halten,<br />

Visualisieren...<br />

c) Sozial-kommunikatives <strong>Lernen</strong>: Zuhören, Begründen, Fragen, Gespräche führen, Präsentieren...<br />

d) Affektives <strong>Lernen</strong>: Selbstvertrauen entwickeln, Spaß an einem Thema/ an einer Methode haben,<br />

Engagement entwickeln...<br />

Um das Ziel der erweiterten Methodenkompetenz zu erreichen, sind in allen Klassenstufen und Fächern drei<br />

Aspekte zu berücksichtigen:<br />

die Vermittlung der Methoden selbst<br />

die Reflexion über den eigenen Lernprozess und das eigene Arbeitsverhalten<br />

die Verknüpfung von Methodenlernen und fachlichem <strong>Lernen</strong>.<br />

Klippert unterscheidet folgende Bausteine des Methodentrainings im Unterricht:<br />

Selbständige Infogewinnung: Markieren, Nachschlagen, Filme, Tabellen, Referate mitschreiben, Com-<br />

puterdatei, diagonales/rasches Lesen, Archivieren, Erkundungen<br />

Produktive Infoverarbeitung: einfache Ordnungstechniken (Unterstreichen, Aufkleben, Ausschneiden),<br />

Visualisieren und Präsentieren (Wandzeitung, Tafel, Plakat), klar und verständlich schreiben, unfertige<br />

Arbeitsblätter fertigstellen,<br />

Argumentation und Kommunikation: nach Stichworten vortragen, Begründungstraining und -spiele,<br />

Frage-Antwort-Spiele, Rollenspiel, Gesprächsregeln einüben, Planspiel, Gespräche und Vorträge doku-<br />

mentieren und analysieren<br />

Systematisches Üben und Wiederholen: Lerntypentest durchführen, Spickzettel anlegen, Arbeit mit der<br />

Lernkartei, Notizen machen, Vorbereitung von Klassenarbeiten, Der Arbeitsplatz zu Hause / Hausaufga-<br />

ben erledigen, freies Arbeiten und Üben<br />

6


Thesen zum Eigenverantwortlichen <strong>Lernen</strong> in der Schule<br />

1. Schule hat die Aufgabe, Kinder zu Selbstständigkeit, Selbstverantwortung und Mitverantwortung zu erziehen.<br />

Ihre Bildungsarbeit muss nachdrücklich darauf gerichtet sein, die SchülerInnen zur „Selbst-Bildung“<br />

zu befähigen und bereit zu machen!<br />

2. Doch wie sieht die Realität oft aus? Statt eigenverantwortlichem Arbeiten herrscht in der Lebenswelt<br />

der Kinder weithin eine geradezu chronische „Erziehung zur Unselbstständigkeit“ vor.<br />

3. Nach wie vor dominieren immer noch rezeptive Wissensvermittlung, direktiver Unterricht und eine enge<br />

Führung/ Unterweisung.<br />

4. Ergebnisse diese Sozialisations- und Lernbedingungen sind die allenthalben zu beobachtenden<br />

Motivations-, Konzentrations- und sonstigen Lernprobleme, die Lehrer wie Schüler belasten.<br />

5. Umdenken tut not! (Pisa-Studie, Handwerk und Industrie) � Stichwort „Schlüsselqualifikationen.<br />

6. Eine offene Unterrichtssituation (Teamarbeit, Wochenplanarbeit) soll den Schülern verstärkt Raum geben,<br />

eigene Lerninteressen und Lernwege zu verfolgen.<br />

7. D.h.: Die SchülerInnen werden schrittweise dazu angeleitet, innerhalb vorgegebener oder selbst gewählter<br />

Aufgabenstellungen eigenverantwortlich zu arbeiten, zu planen, zu organisieren, zu kooperieren<br />

und zu kommunizieren sowie zu kontrollieren.<br />

8. Das eigenverantwortliche Arbeiten kann sich auf die Wahl des Zeitpunktes und des Inhaltes von Arbeit,<br />

auf die Zeit, auf die Sozialform, auf die Planung und Betreuung von Unterrichtsteilen ebenso beziehen<br />

wie auf das Herstellen von Arbeitsmaterial oder Produktions- und Erkundungsaufgaben.<br />

9. Wichtig ist nur, dass den SchülerInnen im Rahmen verabredeter und vereinbarter Sozialformen<br />

Eigenverantwortung und selbst verantwortetes Handeln zugemutet werden.<br />

10. Der Lehrer ist bei alledem vornehmlich Organisator von und Moderator und Berater in Lernsituationen.<br />

Er begleitet die SchülerInnen durch eine relativ offene Ziel- und Materialvorgabe und weniger durch<br />

Belehrung, Disziplinierung und Kontrolle.<br />

11. Dies ist kein „Wunderwerk“, kann aber gegen Frust auf beiden Seiten wirken - so es denn ausprobiert<br />

wird!<br />

Andreas Helmkes Credo:<br />

GUTER UNTERRICHT …<br />

� muss SchülerInnen vielseitig aktivieren, motivieren, qualifizieren<br />

� muss zugeleich angemessene Inhalte sowie klare Regeln, Rituale, Strukturen und Instruktionen bieten,<br />

die für die nötige Klarheit und Sicherheit im Lernprozess sorgen.<br />

� Muss Schülern Gelegenheit geben, grundlegende Methoden des intelligenten Arbeitens und Übens –<br />

gezielte Reflexions- und Feedbackverfahren zu erlernen.<br />

� Lehrerlenkung und Schülerselbsttätigkeit sind gleichermaßen vonnöten.<br />

(vgl. Helmke 2006)<br />

Formen offenen Unterrichts<br />

Ausgewählte Formen offenen Unterrichts: Diese Unterrichtsformen fördern selbstbestimmtes und soziales<br />

<strong>Lernen</strong>, erleichtern differenzierende und individualisierende Ansätze und stützen handlungsorientiertes und<br />

fächerübergreifendes <strong>Lernen</strong>. Sie setzen ein gezieltes Methodenlernen voraus.<br />

- Der Gesprächskreis<br />

- Das Stationenlernen<br />

- Die Arbeit nach Plänen<br />

- Der Werkstattunterricht<br />

- Phasen freier Arbeit<br />

- Projektorientiertes <strong>Lernen</strong><br />

- Kooperatives <strong>Lernen</strong><br />

- Individualisiertes <strong>Lernen</strong><br />

Lerntagebücher<br />

- <strong>Selbstgesteuertes</strong> <strong>Lernen</strong><br />

- Lerntheke<br />

- Wochenplan<br />

- Lernspirale<br />

- Fragend-entwickelnder Unterricht<br />

- Freiarbeit<br />

- Werkstattunterricht<br />

- Entdeckendes <strong>Lernen</strong>/Handlungsorientierung<br />

- Problemorientierter Unterricht<br />

- Versuche<br />

- Handlungs- und Produktionsorientierter Unterricht<br />

- Kreatives Schreiben<br />

7


Lernspiralen<br />

Lernspiralen dienen der Kompetenzförderung auf Seiten der Schüler im Sinne der Bildungsstandards und der<br />

Entlastung auf Seiten der Lehrer.<br />

Eine Lernspirale besteht aus einer Makro- und einer Mikrospirale. Was bedeutet das? Von einer Makrospirale<br />

ist dann die Rede, wenn ein komplexeres Unterrichtsthema in diverse Arbeitsinseln zerlegt wird, die – jede für<br />

sich – mehrschichtige eigenverantwortliche Arbeitsaktivitäten (kurz: EVA) auszulösen vermögen. Werden die<br />

Arbeitsinseln in einfache Arbeitsschritte untergliedert, so erhält man eine Mikrospirale. Die Mikrospirale zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass die Schülerinnen und Schüler eine je bestimmte Teilaufgabe mehrphasig bearbeiten<br />

und dabei sowohl inhaltliche als auch methodische, kommunikative und teamspezifische Kompetenzen<br />

erwerben.<br />

Eine Lernspirale ist in drei aufeinander aufbauende Entwicklungsschritte untergliedert, die eine intensive Auseinandersetzung<br />

mit dem Lerninhalt herausfordern. Schritt 1 aktiviert das Vorwissen, in Schritt 2 werden in Anknüpfung<br />

an das Vorwissen neue Kenntnisse und Verfahrensweisen erarbeitet, die dann in Schritt 3 in komplexere<br />

Anwendungs- und Transferaufgaben münden. Auf diese Art und Weise erschließen sich die SchülerInnen<br />

einen Lerngegenstand nachhaltig. Das <strong>Lernen</strong> ist geprägt durch eine hohe Eigenaktivität und Verantwortlichkeit<br />

für den eigenen Lernprozess und den der Mitschülerinnen und Mitschüler. Ihre Lernaktivitäten sind<br />

äußerst vielschichtig: Die SchülerInnen lesen, schreiben, zeichnen, schlagen nach, markieren, strukturieren,<br />

ordnen, diskutieren, experimentieren, kooperieren, präsentieren, lösen Probleme, evaluieren usw. Dies alles<br />

führt zu einer breiten Lernaktivität und zu wechselseitigem Helfen, Kontrollieren und Erziehen der SchülerInnen.<br />

Ein breites Methodenrepertoire auf Seiten der LehrerInnen begünstigt bei der Erstellung von Lernspiralen die<br />

Gestaltung eines interessanten, abwechslungsreichen, herausfordernden und differenzieren-den Unterrichts.<br />

Die SchülerInnen sollten die in der Lernspirale geforderten Methoden vorher in Form eines Methodentrainings<br />

zu Beginn des Schuljahres kennengelernt und im Unterricht angewandt haben, so dass sie die Methode<br />

anwenden können und ihren Sinn verstehen.<br />

Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit sind ein wesentliches Prinzip der Arbeit mit Lernspiralen; deshalb<br />

müssen gruppendynamische Prozesse bei der Planung unbedingt berücksichtigt werden. Lernspiralen passen<br />

sehr gut zur Konzeption des Kooperativen <strong>Lernen</strong>s, weil sie die Grundfigur des „Think-Pair-Share“ aufnehmen<br />

und in hohem Maße eine positive Abhängigkeit der Schülerinnen und Schüler beim Kompetenzerwerb erzeugen.<br />

Für eine Entlastung sorgen Lernspiralen allerdings erst, wenn diese Art des Arbeitens in einem Kollegium<br />

verbreitet ist.<br />

Literaturangaben:<br />

Beer, R.: Eigenverantwortliches Arbeiten und <strong>Lernen</strong> nach Heinz Klippert – eine empirische Untersuchung, Wien, 2003.<br />

Helmke, A.: Unterrichtsqualität: Erfassen, Bewerten, Verbessern, Seelze, 2006.<br />

Klippert, H.: Methodentraining, Übungsbausteine für den Unterricht, Weinheim und Basel, 1996.<br />

Klippert, H.: Das neue Haus des <strong>Lernen</strong>s. In: Erziehungswissenschaftliches Fort- und Weiterbildungsinstitut der Evangelischen<br />

Kirchen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (HG.): Neue Lernkultur, Netzwerkzeitung für pädagogische Schulentwicklung. Weinheim, 2002.<br />

Klippert, H.: Eigenverantwortliches Arbeiten und <strong>Lernen</strong>. Weinheim und Basel, 2001.<br />

Schräder-Naef, R.: Rationeller <strong>Lernen</strong> lernen, Weinheim und Basel, 2003.<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!