WikiPress 3: Hip Hop - Wikimedia
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Subkultur <strong>Hip</strong> <strong>Hop</strong> Subkultur <strong>Hip</strong> <strong>Hop</strong><br />
Den drogenähnlichen Rauschzustand, den Sprüher immer wieder erleben,<br />
hat man sonst nur bei Extremsportlern, wie z. B. Felskletterern festgestellt;<br />
er tritt überraschenderweise gleichermaßen bei legal (Ruhm und<br />
Leistung) als auch bei illegal (Grenzerfahrung) arbeitenden Writern auf.<br />
Gleichzeitig bedeutet illegales Malen jedoch auch ein hohes Maß an psychischem<br />
und physischem Stress. Dieser Stress kann ein Grund für einen<br />
Writer sein, auf legales Malen umzusteigen.<br />
Öffentliche Wahrnehmung<br />
Graffiti wird oft kontrovers eingeschätzt: Während Graffiti auf der Berliner<br />
Mauer weitgehend gesellschaftlich anerkannt wurde, empfinden weite<br />
Teile der Bevölkerung die kurzen Tags (Signaturkürzel) als Verunstaltung<br />
und puren Vandalismus. Die Bewertung hängt damit entscheidend von<br />
der Schönheit und Bedeutung des ursprünglichen Objektes und der Ästhetik<br />
des Graffiti ab. Daneben demonstrieren oder zelebrieren Teile der<br />
Szene ihr fehlendes Unrechtsbewusstsein und verstärken damit die Ablehnung<br />
der Öffentlichkeit.<br />
Strafrechtlich wird das unbefugte Bemalen<br />
von Wänden, Fensterscheiben, Zügen mit<br />
Sprühdosen als Sachbeschädigung eingestuft.<br />
Das Bemalen von Straßenschildern kann als<br />
gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr<br />
gewertet werden. Weitere Straftatbestände<br />
können aus dem unbefugten Betreten von<br />
Grundstücken und Bauwerken abgeleitet werden.<br />
Zivilrechtlich verpflichtet es die Schädiger<br />
zum Schadensersatz. Unerlaubte Graffiti<br />
an Gebäuden und öffentlichen Verkehrsmit-<br />
teln verursachen nach Angaben des Zentralverbandes<br />
der Deutschen Haus- und Grundeigentümer<br />
pro Jahr Schäden von bis zu 250<br />
Millionen Euro.<br />
Abb. 6: Graffiti in einem Berliner<br />
Hinterhof<br />
Nichtsdestotrotz wird Graffiti als Stil oft von der Werbebranche eingesetzt,<br />
um Jugendliche anzusprechen. In einigen Jugendkulturen genießen<br />
Graffiti Zustimmung. Graffiti gilt als illegale »Untergrundaktion«,<br />
und damit unter Jugendlichen natürlich auch als Mutprobe. Inzwischen<br />
werden gefasste Täter mehr und mehr selbst für die Beseitigung ihrer<br />
Schäden zur Verantwortung gezogen und zur Mitarbeit beim Entfernen<br />
der Farbe verpflichtet. Es wird behauptet, viele Täter kämen dadurch zur<br />
Einsicht und unterließen weitere Sachbeschädigungen dieser Art. Des<br />
weiteren kommt es immer wieder zu Verurteilungen und zu hohen Geldstrafen.<br />
Anders als bei legaler Kunst können bei illegalen Graffiti nicht die selben<br />
Maßstäbe für Detailtreue oder Akkuratheit angelegt werden. Dafür<br />
gewinnen Größe, unmögliche<br />
Erreichbarkeit (siehe Rooftops)<br />
und Einfachheit an Bedeutung.<br />
Um jugendliche Sprayer aus<br />
der Illegalität herauszuholen,<br />
wird Graffiti häufig auch als Jugendprojekt<br />
angeboten. Hier hat<br />
sich in den 1980er und 1990er<br />
Jahren besonders Barbara Uduwerella<br />
und ihr Verein <strong>Hip</strong> <strong>Hop</strong><br />
Hamburg e. V. hervorgetan. Ziel<br />
des Vereins ist es, Graffiti zu<br />
entkriminalisieren und außergerichtliche<br />
Einigungen zu finden.<br />
Abb. 7: Graffiti als städtische Auftragsarbeit,<br />
Freiberg am Neckar<br />
Graffitiforschung<br />
Die Graffitiforschung beschäftigt sich mit dem sozialen und kunstgeschichtlichen<br />
Aspekt von Wandmalereien.<br />
Dieser Forschungszweig sieht sich in der Tradition der Altertumsforscher,<br />
die vor ca. 300 Jahren begannen, antike Wandinschriften zu suchen,<br />
auszuwerten und zu publizieren. Der Begriff Graffitiforschung wurde erst<br />
ca. 1980 geprägt. Er setzte sich 1995 weltweit durch.<br />
Die Graffitiforscher gehen von der Annahme aus, dass Graffiti eine<br />
Menetekel-Funktion erfüllen und als politisches Thermometer angesehen<br />
werden können, sofern transpersonale Zusammenhänge eine Rolle spielen.<br />
Dies ist besonders in politisch unsicheren Zeiten von Bedeutung.<br />
Zitate<br />
Mit dem Graffiti bricht in einer Art von Aufstand der Zeichen das linguistische<br />
Ghetto in die Stadt ein. (…)<br />
Insurrektion, Einbruch in das Urbane als Ort der Reproduktion und des<br />
Codes – auf dieser Ebene zählt nicht mehr das Kräfteverhältnis, denn das<br />
Spiel der Zeichen beruht nicht auf Kraft, sondern auf Differenz; vermittels<br />
der Differenz also muss es attackiert werden. (…) Es genügen tausende mit<br />
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