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WikiPress 3: Hip Hop - Wikimedia

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<strong>Hip</strong> <strong>Hop</strong> außerhalb der USA <strong>Hip</strong> <strong>Hop</strong> außerhalb der USA<br />

te Radiostationen spielen fast ausschließlich Bongo Flava. Nachdem die<br />

Musik anfangs für eine Form des Hooliganism gehalten wurde, wird sie<br />

mittlerweile fast quer durch alle sozialen und Alterrschichten gehört. Viele<br />

der frühen Rapper arbeiten bis heute bei Radios und spielen in ihren<br />

Sendungen Bongo Flava, und das Fernsehen zeigt entsprechende Musikvideos.<br />

Der Film Girlfriend von 2003 war ein großer Erfolg im tansanischen<br />

Kino. Der in Kiswahili aufgenommene Film zeigt eine große Zahl<br />

von Rappern, alle allerdings zur Eastcoast gehörig.<br />

Mittlerweile werden die Rapper sowohl von kommerziellen Firmen für<br />

Werbesports engagiert (beispielsweise für Kilimanjaro Pure Drinking Water<br />

oder Zigaretten der Marke Benson & Hedges) wie von NGOs zur Kampagnenwerbung<br />

(beispielsweise von der UNICEF zur AIDS-Aufklärung)<br />

und auch von politischen Parteien zur Wahlwerbung oder für politische<br />

Ziele. Mr. Ebbo arbeitete beispielsweise mit der Parastatal Sector Reform<br />

Commission (PSRC) zusammen, dessen Hauptanliegen es laut Mr. Ebbo<br />

ist, den Leuten zu zeigen, wie Privatisierungen der ökonomischen Entwicklung<br />

des Landes helfen.<br />

Stellung<br />

Die Bongo-Flava-Rapper möchten durch ihre Texte dazu beitragen, dass<br />

Tansania international besser wahrgenommen wird. So sorgen sie sich in<br />

den Lyrics um ihr Land, unterstützen Aidsaufklärungskampagnen der<br />

Regierung unter Präsident Mkapa und verbreiten Messages (ujumbe) als<br />

Werbung für ihr Land. Allerdings bleiben sie dabei überaus kritisch: Sie<br />

klagen die Korruption von Polizisten, die medizinische Versorgung oder<br />

nicht erfüllbare Wahlversprechen an und fordern Veränderungen zum<br />

Wohl von Gesellschaft und Staat.<br />

Die Musik des Bongo Flava ist, nach einigen Jahren, in denen der<br />

Sound möglichst US-amerikanisch klingen sollte, geprägt von pan- und<br />

ostafrikanischen musikalischen Einflüssen. Die Produzenten benutzen<br />

Marimbas, Filimbi (Flöten), Ngoma (Trommeln); sie legen die musikalischen<br />

Strukturen von Musik wie Bolingo (tansanische Version kongolesischer<br />

Musik) oder Taarab (Musik der islamischen Küste) zugrunde.<br />

So ist Bongo Flava heute nicht nur wegen der Textinhalte eine eigene<br />

Musik.<br />

Aus <strong>Hip</strong> <strong>Hop</strong> wurde Bongo Flava, und Bongo Flava hat sich weitgehend<br />

vom Vorbild und Auslöser US-<strong>Hip</strong>-<strong>Hop</strong> gelöst. Daher wird die Musik in<br />

der Ethnologie auch als ein Beispiel für kulturelle Globalisierung gehandelt:<br />

als Beispiel dafür, dass nicht die ganze Welt homogenisiert oder, wie<br />

es auch heißt, »mcdonaldisiert« und »coca-colaisiert« ist; sondern dass<br />

zwar möglicherweise auf der ganzen Welt ähnliche Konsumgüter zu kaufen<br />

sind und ähnliche kulturelle Konzepte Anwendung finden, aber diese<br />

haben auf der ganzen Welt unterschiedliche Bedeutung und werden kreativ<br />

und in einem dynamischen Prozess angeeignet und dabei modifiziert.<br />

Die wichtigsten Bongo-Flava-Künstler der Gegenwart<br />

Erster großer Star des Genres war Mr. II, der sich mittlerweile zwar nicht<br />

aus der aktiven Musikerkarriere zurückgezogen hat, aber unter dem Namen<br />

Sugu bei weitem nicht mehr den großen Erfolg hat wie einst. Dies<br />

hängt gewiss auch mit wachsender Konkurrenz zusammen. Ein großer<br />

Star in Tansania ist derzeit Professor Jay, der gelegentlich mit Rappern<br />

wie Juma Nature oder Mkoloni von Wagosi wa Kaya aufnimmt, aber<br />

auch ein Freund der Gruppe Daz Nundaz ist. Es gibt verschiedene Neighbourhoods<br />

in Dar es Salaam, die deutlich unterscheidbare <strong>Hip</strong>-<strong>Hop</strong>-Stile<br />

haben. Zu ihnen gehören das Eastcoastteam und die Temeke Family<br />

(TMK). Diese sind sehr bekannt, daneben gibt es aber natürlich weitere<br />

Hoods, etwa in Sinza (Daz Nundaz Foundation) oder Kinondoni (Big<br />

Dogg Posse).<br />

TMK ist ein Kürzel für Temeke, ein armes Viertel in Dar es Salaam, aus<br />

dem die musikalisch weniger eingängigen und textlich radikaleren Crews<br />

wie Juma Nature oder Gangwe Mobb (Mitglieder: Inspectah Haroun, Luten<br />

Karama) kamen. Gangwe Mobb haben sich mittlerweile aufgelöst, und<br />

Inspectah Haroun setzt nun auf eine Solo-Karriere.<br />

East Coast steht vor allem für das wohlhabendere Stadtviertel Upanga,<br />

ganz im Osten der Stadt. In Upanga sind unter dem Namen Eastcoastteam<br />

mittlerweile neun Rapper zusammen aktiv. Sie orientieren sich eher<br />

an Old-school-<strong>Hip</strong>-<strong>Hop</strong>-Formen und setzten auf eingängigere Musik und<br />

Themen. Das Eastcoastteam besteht aus GK, AY, Mwanafalsafa, Pauline<br />

Zongo, Buff G., Snare, O-Ten, Imam und Sharifu. Bekannte Rapperinnen<br />

sind vor allem Zay Bi und Sista P., zwischen denen allerdings ein harter<br />

Konkurrenzkampf herrschte – ganz im Sinn der <strong>Hip</strong>-<strong>Hop</strong>-Battles, die allerdings<br />

nicht im Sinn von tatsächlichem Kampf zu verstehen sind, sondern<br />

eher als inhaltliche und ästhetische <strong>Hip</strong>-<strong>Hop</strong>-Konvention.<br />

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