GERSTEL Aktuell Nr.39 (pdf; 2,54 MB) - Gerstel GmbH & Co.KG
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Archäologie trifft Chemie<br />
Blick in die »Seele«<br />
altägyptischer Weine<br />
Messeaktivitäten<br />
Impressionen von der<br />
Analytica 2008 in München<br />
Umweltanalytik<br />
Luftgetragene POPs effizienter<br />
sammeln und sofort analysieren<br />
Nahrungsmittelanalytik<br />
Pestizidanalytik leicht gemacht:<br />
Wenn die Matrix keine Rolle spielt
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Editorial<br />
In dieser Ausgabe<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser !<br />
Guido Deußing,<br />
Redaktion<br />
»<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>«<br />
Applikation<br />
■ Umweltüberwachung: POPs effizienter<br />
sammeln und sofort analysieren 13<br />
■ Qualitätskontrolle: Pestizidanalytik<br />
in Lebensmitteln leicht gemacht 18<br />
Report<br />
■ Archäologie trifft Chemie:<br />
Pharaonen ins Weinglas geschaut 4<br />
■ EDC und Abwasser:<br />
Kein Schlam(m)assel im Klärwerk 22<br />
Service<br />
■ Unternehmensentwicklung:<br />
Die <strong>GERSTEL</strong>-Familie<br />
wächst weiter 16<br />
Innovation<br />
■ Automatisierte Gasmaus-Analytik:<br />
Autosamper der besonderen Art 12<br />
Pyramiden von Gizeh<br />
Schon die alten Ägypter liebten Wein, Weib<br />
und Gesang. Der große Pharao Ramses II.<br />
(1298-1213 v. Chr./Titelbild) etwa, zeugte<br />
in seinen 85 Lebensjahren mit einer Schar<br />
von Frauen angeblich 85 Kinder. Ob er dem<br />
Weine ebenso zusprach wie dem Weibe,<br />
ist denkbar, aber nicht überliefert. Man<br />
weiß jedoch, dass einer seiner Vorgänger,<br />
Tut-ench-Amun (1341-1323 v. Chr.), als er<br />
im Alter von 18 Jahren verstarb, bereits eine<br />
Vorliebe für den vergorenen Rebensaft entwickelt<br />
haben muss: In seinem Grab fanden<br />
sich zahlreiche leere Weinamphoren, ebenso<br />
im Grab von Skorpion, dem wohl ersten<br />
ägyptischen Pharao (um 3200). Chemische<br />
Analysen der buchstäblich staubtrockenen<br />
Überreste haben nun ergeben, dass die Gottkönige<br />
wohl nicht allein des Rausches wegen<br />
dem Wein zusprachen, sondern auch und vor<br />
allem aus medizinischen Gründen (ab S. 4).<br />
Ob es um die Analyse pflanzlicher Inhaltsstoffe<br />
oder biochemischer Vorgänge geht,<br />
um die Entwicklung neuer Medikamente<br />
oder Materialien – die instrumentelle Analytik<br />
entpuppt sich immer wieder aufs Neue als<br />
Allzweckwaffe im interdisziplinären Wissenschaftskanon.<br />
In alle Lebensbereiche wirkt<br />
sie hinein: in den Umweltschutz, etwa um den<br />
Verbleib langlebiger organischer Schadstoffe,<br />
so genannter POPs (S. 13), zu überwachen;<br />
in die Qualitätssicherung von Lebensmitteln<br />
(S. 18); in die Untersuchung dessen,<br />
was „hinten herauskommt“ (S. 22) oder, wie<br />
gesehen, um archäologische Detektivarbeit<br />
zu unterstützen. Eine Erkenntnis, die froh<br />
stimmen sollte – die Branche hat Zukunft.<br />
Und wenn wir schon lange nicht mehr<br />
sind, man wird uns auf die Spur kommen,<br />
so oder so!<br />
Viel Vergnügen bei der Lektüre<br />
wünscht Ihnen Ihr<br />
<strong>GERSTEL</strong> mit dem<br />
Industriepreis 2008 ausgezeichnet<br />
News<br />
■ Ehrung: <strong>GERSTEL</strong> mit dem<br />
Industriepreis 2008 ausgezeichnet 2<br />
■ Fettanalytik:<br />
BÜCHI und <strong>GERSTEL</strong> kooperieren 3<br />
Impressionen von<br />
der Analytica 2008 9<br />
Impressum 24<br />
Ausblick 24<br />
Welches sind die interessantesten<br />
und<br />
innovativsten Industrie-Lösungen?<br />
Die<br />
Initiative Mittelstand<br />
erwählte aus den<br />
mehr als 600 Bewerbern<br />
um den Industriepreis 2008 unter anderen<br />
<strong>GERSTEL</strong> und zeichnete das Unternehmen<br />
für seine Dynamische Headspace-Lösung<br />
(DHS) aus.<br />
Um die Qualität der Bewerber effizient<br />
differenzieren und bewerten zu können,<br />
mussten sie sich einer von 21 möglichen<br />
Kategorien zuordnen, die Auskunft gaben<br />
über Markt, Branche oder Arbeitsschwerpunkt<br />
des jeweiligen Unternehmens.<br />
Von einer unabhängigen Jury wurde<br />
aus dem Bewerberpool nicht nur ein Ge-<br />
samt-, sondern je ein Kategoriesieger bestimmt.<br />
Darüber hinaus wurden besonders<br />
sinnige und intelligente Industrie-Lösungen<br />
mit dem Industriepreis 2008 ausgezeichnet.<br />
<strong>GERSTEL</strong> überzeugte die Experten von<br />
der Leistungsfähigkeit seiner automatisierten<br />
Dynamischen Headspace-Lösung<br />
(<strong>GERSTEL</strong>-DHS) und dem praktischen<br />
Nutzen dieser Probenvorbereitungstechnik<br />
für den Anwender im Labor. Unter den Juroren<br />
befanden sich Professoren, Wissenschaftler,<br />
Fachredakteure und Branchenexperten.<br />
Mehr Infos über die<br />
<strong>GERSTEL</strong>-DHS finden Sie<br />
unter www.gerstel.de<br />
2<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> News<br />
BÜCHI und <strong>GERSTEL</strong> kooperieren<br />
Neue Komplettlösung für die Fettanalytik<br />
Um ihre patentierte Caviezel ® -Schnellmethode zur Bestimmung des Fettgehalts<br />
von Lebens- und Futtermitteln noch leistungsfähiger zu machen, kooperiert<br />
die Schweizer BÜCHI Labortechnik AG mit der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>.<br />
In der Fettanalyse von Lebens- und Futtermitteln<br />
spielt die BÜCHI Labortechnik<br />
AG eine gewichtige Rolle. Grund ist<br />
„unsere patentierte Caviezel-Methode, die<br />
zunehmend bei der Auslegung von Normverfahren<br />
zugrunde gelegt wird, etwa zur<br />
Bestimmung des Gesamtfettanteils, der bei<br />
Lebensmitteln deklariert werden muss, sowie<br />
zur Analyse des Milchfettanteils“, schildert<br />
Dr. Jochen Knecht, Geschäftsführer<br />
der BÜCHI Labortechnik <strong>GmbH</strong>, der in<br />
Essen niedergelassenen deutschen BÜ-<br />
CHI-Tochter.<br />
Bei der Caviezel-Methode wird das Fett<br />
unter Zugabe eines internen Standards aus<br />
der Probe extrahiert und alkalisch aufgeschlossen;<br />
die resultierenden Kalisalze werden<br />
in die freien Fettsäuren überführt, die<br />
sich chromatogra phieren und detektieren<br />
lassen. „<strong>GERSTEL</strong> besitzt das technische<br />
Die Komplettlösung von BÜCHI und <strong>GERSTEL</strong> für die<br />
Analyse von Fett aus Lebens- und Futtermitteln basiert<br />
auf der Exrtraktionseinheit B-815, einem Agilent-GC<br />
7890 mit Split/Splitless-Injektor und FID (nicht im<br />
Bild) sowie dem MultiPurposeSampler (MPS) samt<br />
Softwarepaket.<br />
und applikative Knowhow,<br />
um das Potenzial<br />
der Caviezel-Methode<br />
voll auszuschöpfen und<br />
den Anwender noch effizienter<br />
und flexibler zu<br />
machen“, betont Dr. Jochen<br />
Knecht.<br />
Ziel der Zusammenarbeit<br />
mit dem in Mülheim<br />
an der Ruhr ansässigen<br />
Chromatographie-<br />
Experten ist eine neue,<br />
flexible und anwenderfreundliche<br />
Komplettlösung,<br />
bestehend aus der<br />
BÜCHI-Extraktionseinheit<br />
B-815, einem Agilent-GC<br />
7890 mit Split/<br />
Splitless-Injektor und<br />
FID, dem <strong>GERSTEL</strong>-<br />
MultiPurposeSampler (MPS) sowie einer<br />
integrierten, anwenderfreundlichen Softwaresteuerung.<br />
<strong>GERSTEL</strong> hat die exklusiven<br />
Vertriebsrechte weltweit.<br />
MPS für hohen<br />
Probendurchsatz<br />
Optimierungsbedarf findet sich in der Automatisierung<br />
der Probenbehandlung und<br />
Probenaufgabe, Schritte, die künftig effizienter<br />
mit dem MultiPurposeSampler<br />
(MPS) von <strong>GERSTEL</strong> erfolgen werden.<br />
„Der MPS ist für den hohen Probendurchsatz<br />
ausgelegt, darüber hinaus kann der Anwender<br />
seine Analytik flexibel den Anforderungen<br />
anpassen, etwa durch Verschachtelung<br />
von Probenvorbereitung und Analysenlauf<br />
und die Möglichkeit, Proben nachzuschieben,<br />
auch wenn die Sequenz bereits<br />
läuft“, erklärt Ralf Bremer, Geschäftsführer<br />
bei <strong>GERSTEL</strong>. Bei Bedarf lasse sich<br />
der Autosampler zudem um die gängigen<br />
automatisier baren Probenvorbereitungsschritte<br />
und Aufgabetechniken erweitern.<br />
Verbessern lässt sich auch die Chromatographie<br />
der freien Fettsäuren, die bislang<br />
auf einer gepackten Säule erfolgt und deren<br />
Trennleistung weit hinter der einer Kapillarsäule<br />
zurückliegt. „Indem wir bei unserer<br />
Komplettlösung auf den GC 7890 von<br />
Agilent Technologies mit Kapillarsäulen<br />
Schulterschluss perfekt gemacht. Gemeinsam arbeiten BÜCHI und <strong>GERSTEL</strong><br />
an einer neuen Komplettlösung für die Fettanalytik. Im Bild von links:<br />
Eberhard G. <strong>Gerstel</strong>, Ralf Bremer (Geschäftsführer <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> &<br />
<strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>), Dr. Jochen Knecht (Geschäftsführer BÜCHI Labortechnik <strong>GmbH</strong>)<br />
und Dr. Heinrich Meyer (BÜCHI-Verkaufsleiter Deutschland)<br />
setzen“, schildert Ralf Bremer, „wird der<br />
Anwender seine Trennleistung steigern<br />
und die Peakflächen präzisier integrieren<br />
können.“<br />
Der GC 7890 lässt sich optional um einen<br />
zweiten Split/Splitless-Injektor und um<br />
eine zweite Säule erweitern. „Damit braucht<br />
die Trennsäule nicht mehr gewechselt zu<br />
werden, der Anwender spart Zeit und wird<br />
produktiver“, sagt Ralf Bremer. Durch den<br />
Einbau einer zweiten längeren Säule, ergänzt<br />
Dr. Jochen Knecht, lasse sich einerseits<br />
der Gesamtfettanteil bestimmen, andererseits<br />
auch ein Profil der Fettsäuren<br />
erstellen. „Und das mit einem Gerät, ohne<br />
Umbau“, freut sich der BÜCHI-Geschäftsführer,<br />
„das ist eine echte Verbesserung.“<br />
Derzeit arbeiten die Experten bei<br />
<strong>GERSTEL</strong> noch an einer neuen Softwaresteuerung,<br />
mit der sich das System leichter<br />
handhaben lässt und die eine Auswertung<br />
der Messergebnisse beschleunigt und<br />
vereinfacht. „Man muss kein GC-Spezialist<br />
sein, um erstklassige Ergebnisse zu produzieren“,<br />
versichert Ralf Bremer. „Der Anwender<br />
wird das System flexibel und nach<br />
individuellen Gesichtspunkten einsetzen,<br />
in der Routineanalytik oder zu Forschungsund<br />
Entwicklungszwecken, und ein Maximum<br />
an Leistung und Mehrwert erwarten<br />
können“, sagt Dr. Jochen Knecht.<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
3
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Report<br />
Archäologie trifft Chemie<br />
Pharaonen ins<br />
*<br />
-Glas geschaut<br />
* Altägyptisches Schriftzeichen für„Wein“<br />
Über den Weinbau im alten Ägypten wissen Altertumsforscher recht gut Bescheid.<br />
Doch was genau die Pharaonen im Trinkgefäß hatten, wenn sie dem Rebensaft<br />
zusprachen, und ob sie Wein als Rauschmittel, Aphrodisiakum oder Arznei schätzten,<br />
lag lange im Dunkeln – bis den Archäologen und Historikern unlängst Chemiker aus<br />
den USA zur Seite sprangen und mithilfe der Thermodesorption in Verbindung mit der<br />
GC/MS die Ingredienzen altägyptischen Weins detektierten.<br />
4<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Report<br />
Wein aus dem alten Ägypten soll<br />
honigsüß gewesen sein – und ist<br />
trotzdem staubtrocken. Kein Wunder,<br />
schließlich ist er mittlerweile komplett<br />
verduns- tet, zumindest aus<br />
den Jahrtausen- de alten Amphoren,<br />
die in Grab-<br />
bauten<br />
der alt ägyptischen<br />
Herrscher, der Pharaonen,<br />
gefunden wurden. Den<br />
Herrschern waren auf<br />
ihren Weg ins Totenreich<br />
neben Gold<br />
und allerlei Kostbarkeiten<br />
auch mit<br />
Wein gefüllte Krüge<br />
mitgegeben worden;<br />
auf manchem ist sogar<br />
der Name des Weinbauers<br />
und – mit dem Regierungsjahr<br />
des Herrschers – auch der<br />
Wein-Jahrgang vermerkt. Überdies<br />
zieren in einigen Grabkammern Malereien<br />
mit Szenen alt ägyptischen Winzerlebens<br />
die Wände (siehe Abbildung unten).<br />
Aus derlei bildlichen Darstellungen<br />
sowie dem Aufkommen einer Hieroglyphe<br />
für „Wein“ konnten Archäologen ermitteln,<br />
dass bereits um das Jahr 3000 v. Chr. im Nildelta<br />
(Unter ägypten) Weinbau betrieben<br />
wurde und eine königliche Wein herstellende<br />
Industrie entstanden war. Gepflanzt<br />
wurde der Weinstock in Gruben, die mit<br />
fruchtbarem Nilschlamm aufgefüllt waren;<br />
bei reichlicher Bewässerung gelang so der<br />
Anbau auch in Oasen.<br />
Opfergabe für die Götter<br />
Bekannt ist Altertumsforschern, dass<br />
Wein, wie zu erwarten, bei festlichen<br />
Anlässen als Getränk beliebt<br />
war, allerdings auch manch<br />
guter Tropfen den Göttern vorbehalten<br />
blieb, indem er ihnen<br />
geopfert wurde. Indes<br />
lässt sich nur spekulieren,<br />
was genau die alten<br />
Ägypter sich einverleibten,<br />
wenn sie dem Rebensaft<br />
zusprachen. Die<br />
Amphoren sind schließlich<br />
samt und sonders leer,<br />
die Weinbestände von damals<br />
seit Ewigkeiten verdunstet.<br />
Chemiker wurden auf den<br />
Plan gerufen, die die Tongefäße<br />
auf eventuelle Rückstände hin<br />
untersuchen sollten. Schließlich fand man<br />
in Weinkrügen aus dem Grab Tut-ench-<br />
Amuns den Farbstoff Malvidin-3-Gluko-<br />
sid – womit klar war, dass man dem kaum<br />
18-jährig verstorbenen Pharao Rotwein mit<br />
ins Grab gegeben hatte, vermutlich weil er<br />
für ihn zu Lebzeiten eine Vorliebe besaß<br />
(„Analytical Chemistry“, Vol. 76, No. 6 vom<br />
15. März 2004).<br />
Mindestens wissenschaftlich ebenso<br />
reiz voll erschien es, die im oberägyptischen<br />
Abydos entdeckten 700 Weinkrüge<br />
auf Weinrückstände zu analysieren. Sie<br />
waren auf 3150 v. Chr. datiert worden und<br />
damit gut 1800 Jahre älter als die Grabbeigaben<br />
für Tut-ench-Amun. Mehr noch:<br />
Sie entstammten dem Grab des wohl ersten<br />
ägyptischen Pharaos, Skorpion (Dynastie<br />
0). Eine Voruntersuchung hatte ergeben,<br />
dass es sich bei den in den Abydos-Krügen<br />
enthaltenen 4000 Litern Wein um Importware<br />
aus dem 600 Kilometer entfernten Jordantal<br />
handelte.<br />
Doch das Hauptinteresse US-amerikanischer<br />
Wissenschaftler des Alcohol and<br />
Tobacco Tax and Trade Bureau (TTB) am<br />
Beverage Alcohol Laboratory in Beltsville/Maryland<br />
sowie des Museums der University<br />
of Pennsylvania (MASCA) in Philadelphia<br />
galt nicht der Herkunft des Weins,<br />
sondern seinen Inhaltsstoffen. Die Aufgabe<br />
lautete, im Weinrückstand aus Abydos<br />
flüchtige und halbflüchtige Komponenten<br />
Wandbemalung in der Grabkammer des Nebamun, Soldat im Heer des Pharaos Thutmosis IV (Foto: Archiv)<br />
Um einem Wein in die Seele zu blicken, der gar<br />
keinen Körper mehr hat, blieb den Forschern<br />
nichts anderes übrig, als die tönernen Weinbehälter<br />
zu zermahlen und die vinotropen Substanzen<br />
aus dem Granulat zu extrahieren.<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
5
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Report<br />
zu detektieren. Nicht verzichten wollten die<br />
Forscher auf eine historisch differente Vergleichsprobe<br />
– und entschieden sich für eine<br />
dem vierten Jahrhundert nach Christus<br />
zugeordnete Weinamphore von der nubischen<br />
Stätte Djebel Adda.<br />
Tonscherben als Wein-Probe<br />
Um einem Wein in die Seele zu blicken, der<br />
gar keinen Körper mehr hat, blieb den Wissenschaftlern<br />
nichts anderes übrig, als die<br />
tönernen Weinbehälter zu zermahlen und<br />
die vinotropen Substanzen mittels saurer<br />
oder basischer Lösungen aus dem Granulat<br />
zu extrahieren. Diese Extrakte wurden<br />
filtriert und schließlich chromatographiert.<br />
Hier das Vorgehen und die Analysemethoden<br />
im Überblick:<br />
SPME-Totalionenchromatogramm (oben) der Probe aus Abydos und gespreizte (12,00-13,60 min) „Selected<br />
Ion“-Chromatogramme (Mitte), zusammen mit den experimentellen und Bibliotheksmassenspektren<br />
ausgewählter Komponenten (unten)<br />
Multiple reaction<br />
monitoring (MRM):<br />
LC/MS/MS-Spuren<br />
von L-Weinsäure-<br />
Standardlösung (oben),<br />
übereinstimmend<br />
mit m/z 149 87<br />
Molekülionfragment. Die<br />
mittlere und die untere<br />
Spur dokumentieren die<br />
Aufzeichnungen zu den<br />
wässrigen Extrakten der<br />
jeweiligen Proben aus<br />
Abydos bzw. Djebel Adda<br />
Festphasen-Mikroextraktion (SPME): Verwendet<br />
wurde eine 50/30 µm DVB/CAR/<br />
PDMS-Faser, die für 40 Minuten bei einer<br />
Temperatur von 80 °C in Gegenwart<br />
von wässriger Natriumchloridlösung in<br />
das Probenvial eingefahren wurde. Die<br />
angereicherten Analyten wurden dann<br />
für die Dauer von drei Minuten bei 250 °C<br />
desorbiert. Die SPME erfolgte automatisiert<br />
mit dem <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler.<br />
Gaschromatographie/Massenspektrometrie:<br />
Zum Einsatz kam ein GC/MS-System<br />
(6890/5973) von Agilent Technologies.<br />
Details der Trennung: Zum Einsatz<br />
kam eine HP-5MS-Säule 30 m x 0,25<br />
mm ID x 0,25 µm; die Injektion erfolgte<br />
splitlos, die massen selektive Detektion<br />
im „Scan Mode“ von m/z = 40 bis 400.<br />
GC-Ofen: 1 h, 60 °C auf 240 °C mit 3 °C/<br />
min, Flussrate: 1,2 mL/min. Die Komponenten<br />
wurden durch Übereinstimmung<br />
mit der Massenspektrenbibliothek<br />
und den Kovats-Retentionsindices,<br />
berechnet aus einer C 5 -C 22 -n-Alkanreihe,<br />
identifiziert.<br />
Thermodesorption (TD): Rückstände aus<br />
den Amphoren wurden auch mit dem<br />
ThermalDesorptionSystem (TDS) von<br />
<strong>GERSTEL</strong> untersucht. Die anfängliche<br />
Desorptionstemperatur betrug 50 °C<br />
und wurde mit 50 °C/min auf 250 °C<br />
gesteigert.<br />
Flüssigchromatographie-Tandem-Massenspektrometrie<br />
(LC/MS/MS): Acquity<br />
UPLC von Waters und Micromass<br />
Quattro Premier XE Dreifach-Quadrupol-Massenspektrometer.<br />
LC-Parameter:<br />
UPLC BEH C 18 -Säule. Isokratischer<br />
Fluss mit 0,20 mL/min, 98 % H 2 O :<br />
2 % MeCN, 0,1 % FA. MS/MS: ES-, Cap.<br />
4,50 KV, CV 20 V, CE 16 V.<br />
6<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Report<br />
Von Aufguss bis Umschlag: Zehn Heilkräuter<br />
und ihre traditionellen Anwendungen<br />
1 Basilikum (Ocimum basilicum): innerliche Anwendung (Teeaufguss)<br />
bei Völlegefühl, Verdauungsstörungen, Erkältung,<br />
Unterleibsentzündung, auch harntreibendes Mittel; äußerliche<br />
Anwendung bei Entzündungen des Mund- und Rachenraums<br />
(Gurgelwasser) sowie bei schlecht heilenden Wunden<br />
(Umschlag);<br />
2 Beifuß (Artemisia vulgaris): innerliche Anwendung (Teeaufguss)<br />
bei Verdauungsbeschwerden, Nervosität sowie bei ausbleibender<br />
oder schmerzhafter Menstruation;<br />
3 Fenchel (Foeniculum vulgare): innerliche Anwendung (Teeaufguss,<br />
Fenchelhonig) bei Erkältungskrankheiten, Völlegefühl,<br />
Blähungen, Appetitlosigkeit, Menstruationsbeschwerden,<br />
auch harntreibendes, entwässerndes Mittel;<br />
4 Minze (Mentha spicata): innerliche Anwendung (Teeaufguss)<br />
bei Magendrücken, Völlegefühl, Blähungen; äußere Anwendung<br />
(Inhalation) bei Erkältungskrankheiten;<br />
5 Oregano (Origanum vulgare): innerliche Anwendung (Teeaufguss)<br />
bei Erkältung, Verdauungsbeschwerden, Leibkrämpfen,<br />
Appetitlosigkeit; äußerliche Anwendung bei schlecht heilenden<br />
Wunden (Bad, Umschlag) oder Entzündungen im Mundund<br />
Rachenraum (Gurgelwasser);<br />
6 Pinie (Pinus sylvestris): innerliche Anwendung (Teeaufguß,<br />
Sirup) bei Erkältung, Husten, Heiserkeit, Erkrankungen der<br />
unteren Atemwege; äußerliche Anwendung bei Atemwegserkrankungen<br />
(Inhalation, Bad), Muskelschmerzen, Nervenentzündungen<br />
(Bad, Öl, Salbe), unterstützend bei Rheuma;<br />
7 Rosmarin (Rosmarinus officialis):<br />
innerliche Anwendung (Teeaufguss)<br />
als magenstärkendes, galleund<br />
harntreibendes Mittel; äußerliche<br />
Anwendung (Öl, Salbe) bei<br />
Muskel- und Gelenkrheuma,<br />
Nervenentzündungen; wirkt<br />
zudem desinfizierend und hält<br />
Insekten ab;<br />
8 Salbei (Salvia officinalis): innerliche<br />
Anwendung (Teeaufguss) gegen<br />
Nachtschweiß, bei Gallen- und Magenleiden sowie<br />
bei Entzündungen der oberen Atemwege; äußerliche Anwendung<br />
bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum (Gurgelwasser)<br />
sowie bei schlecht heilenden Wunden (Umschlag);<br />
9 Schafgarbe (Achillea millefolium): innerliche Anwendung<br />
(Teeaufguss) bei Verdauungsbeschwerden sowie als blutstillendes<br />
Mittel, auch bei zu starker Menstruation; äußerliche<br />
Anwendung bei Hautausschlägen (Umschlag) sowie bei entzündetem<br />
Zahnfleisch und Mundfäule (Gurgelwasser);<br />
10 Thymian (Thymus vulgaris): innerliche Anwendung (Teeaufguss,<br />
Tropfen, Sirup) bei Erkältung und Husten sowie bei<br />
Verdauungsstörungen; äußerliche Anwendung bei eiternden<br />
Wunden (Bad, Umschlag) sowie bei Entzündungen im Mundund<br />
Rachenraum (Gurgelwasser).<br />
Spuren von Baumharz<br />
und Kräutern<br />
Das Resultat: Die US-Wissenschaftler identifizierten<br />
in beiden Proben eine Reihe von<br />
Terpenoiden, Estern, Alkoholen, weitere<br />
flüchtige Komponenten und L-Weinsäure.<br />
Somit war definitiv bewiesen, dass die<br />
Tongefäße Wein enthielten. Zudem lassen<br />
die detektierten Substanzen darauf schließen,<br />
mutmaßen die Wissenschaftler, dass<br />
ihm Kräuter und Pinienharz zugesetzt wurden,<br />
sodass eine Art Retsina entstand. Die<br />
Untersuchung belegt mithin die Beliebtheit<br />
geharzter Kräuterweine am Hof der Pharaonen<br />
vom Anfang der altägyptischen<br />
Hochkultur (Abydos) bis zu ihrem Ausklang<br />
(Djebel Adda).<br />
Interpretieren lässt sich die Anwesenheit<br />
pflanzlicher Zusätze zum einen als Tribut<br />
an geschmackliche Präferenzen, zum<br />
anderen als medizinisch motiviert. Baumharz<br />
und Kräuter sind nämlich Bestandteile<br />
der altägyptischen Pharmakopoeia. Ein-<br />
Ausschnitt aus dem „Papyrus Ebers“,<br />
einer 20 Meter langen Rezeptliste – und<br />
damit der umfangreichsten medizinischen<br />
Handschrift, die aus dem alten Ägypten<br />
überliefert ist. Thematisch sind vor allem<br />
innere Krankheiten sowie deren Behandlung.<br />
Erworben wurde der Papyrus 1872 für die<br />
Universität Leipzig von dem dort lehrenden<br />
Ägyptologen Georg Ebers (1837-1898) und<br />
ist seither nach ihm benannt<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
7
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Report<br />
RT (min) Komponente Abydos Djebel Adda Mögliche Quelle<br />
3,75 1-Hexanol x Wein<br />
5,81 Benzaldehyd x x Wein<br />
5,62 Camphen x Pinie<br />
5,99 Heptanol x Wein<br />
6,27 Phenol x Minze<br />
6,48 Menthen x Minze<br />
7,68 p-Cymol x x Pinie, Rosmarin<br />
7,82 Limonen x Minze, Pinie<br />
7,97 Benzylalkohol x Wein<br />
9,27 1-Octanol x Minze, Wein<br />
9,96 Fenchon x Rosmarin, Fenchel, Salbei<br />
10,09 2-Nonanon x<br />
10,91 Phenethylalkohol x Wein<br />
10,92 Fenchol x x Pinie<br />
12,17 Camphen x x Pinie, Minze, Wildfenchel, Salbei, Beifuß, Rosmarin<br />
12,53 g-Heptalacton x<br />
13,05 Borneol x x Pinie, Rosmarin, Minze, Oregano<br />
13,31 1-Nonanol x Minze<br />
13,42 L-Menthol x Minze<br />
14,12 a-Terpineol x Pinie, Minze, Wein<br />
14,46 Ethyloctanoat x Wein<br />
15,63 Cuminaldehyd x Rosmarin<br />
16,41 Carvon x Minze, Schafgarbe, Wildfenchel, Salbei, Beifuß<br />
17,57 Ethylsalicylat x Wein<br />
17,67 Decanol x Minze<br />
18,55 Thymol x Minze, Wildfenchel, Salbei, Basilikum, Thymian<br />
23,11 Ethyldecanoat x Wein<br />
23,13 Vanillin x Rosmarin, Thymian<br />
25,53 Geranylaceton x Rosmarin<br />
35,34 Farnesol x Pinie<br />
37,76 Benzylbenzoat x Pinie<br />
38,85 Ethylpalmitat x x Wein<br />
45,76 Ethylstearat x x Wein<br />
46,28 Manoyloxid x Pinie<br />
47,65 Biformen x Pinie<br />
56,24 Methyldehydroabietat x Pinie<br />
Mit SPME-GC/MS und TD-GC/MS identifizierte Komponenten in den Weinkrügen aus Abydos und<br />
aus Djebel Adda<br />
Guter Tropfen auf dem Weg ins Jenseits: Wein in Amphoren<br />
war bei den Ägyptern eine beliebte Grabbeigabe<br />
blick in die Heilkunst der Ägypter geben<br />
die insgesamt 13 überlieferten Papyri medizinischen<br />
Inhalts, teils meterlange Rezeptlisten<br />
wie der „Papyrus Smith“ (2500<br />
v. Chr.), der „Papyrus Ebers“ (1500 v. Chr.)<br />
oder der „Papyrus Hearst“ (1500 v. Chr.),<br />
sämtlich benannt nach ihren späteren Käufern.<br />
Im „Papyrus Smith“ werden sorgfältig<br />
nichtheilbare und heilbare Erkrankungen<br />
unterschieden und systematisch Be-<br />
handlungsanweisungen gegeben.<br />
Allerdings war das Wissen<br />
über Aufbau (Anatomie)<br />
und Funktionsweise des Organismus<br />
(Physiologie) im alten<br />
Ägypten noch dürftig, wodurch<br />
die Heilkunst unweigerlich<br />
an Grenzen stieß. In vielen Fällen behalfen<br />
die Ärzte sich mit der „Diagnose“,<br />
die Kranken seien von Dämonen besessen,<br />
und verordneten Gebete oder einen Gegenzauber.<br />
Empirie, Religion und Magie gingen<br />
so in der altägyptischen Medizin vielfach<br />
Hand in Hand.<br />
Fehlt noch ein Wörtchen zum Alkoholgehalt<br />
des Weines: Als Lösemittel und Trägerstoff<br />
spielt Alkohol in der Kräutermedizin<br />
eine nützliche Rolle, doch die berauschende<br />
Wirkung lässt sich nicht von der<br />
Hand weisen – und war wohl ein geschätzter<br />
Nebeneffekt. Zwar war nicht Wein, sondern<br />
Bier im alten Ägypten das Nationalgetränk;<br />
zubereitet aus Gerstenmalz, Emmerweizen<br />
und Dattelsaft galt es neben Brot<br />
sogar als Hauptnahrungsmittel. Doch sich<br />
zu betrinken, war Wein nicht weniger willkommen.<br />
Ein ägyptischer Lehrer beklagte<br />
jedenfalls vor fast vier Jahrtausenden, einer<br />
seiner Schüler führe ein liederliches Leben<br />
und fröne dem Suff: „Ach, könntest du erkennen,<br />
dass der Wein ein Gräuel ist, könntest<br />
du den Becher vergessen!“<br />
Ausgewähltes Ionenchromatogramm des Peaks bei<br />
23,13 min; Retentionszeit und Massenspektrum<br />
stimmen mit Vanillin überein<br />
Literatur<br />
Maria Rosa Guasch-Jané, Maite Ibern-Gómez, Cristina<br />
Andrés-Lacueva, Olga Jáuregui, and Rosa Maria Lamuela-<br />
Raventós: Liquid Chromatography with Mass Spectrometry<br />
in Tandem Mode Applied for the Identification of Wine<br />
Markers in Residues from Ancient Egyptian Vessels.<br />
Analytical Chemistry, Vol. 76, 2004 No. 6 vom 15. März<br />
2004, 1672 -1677.<br />
Armen Mirzoian, Gretchen R. Hall und Patrick E. McGovern:<br />
Chemical Identification of Ancient Egyptian Herbal Wines.<br />
Vortrag auf dem 58th Annual Meeting der American Society<br />
of Enology and Viticulture (ASEV), Juni 2007. Abstract im<br />
Internet: http://asev.org/docs/2007TechAbsBook.<strong>pdf</strong>;<br />
publiziert auch in: American Journal of Enology and<br />
Viticulture 58 (2007), S. 410-419.<br />
8<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Analytica 2008<br />
Impressionen von der Analytica 2008<br />
Die große Nachfrage nach Lösungen für die Flüssigchromatographie belegt: <strong>GERSTEL</strong> wird von den<br />
Anwendern als kompetenter Anbieter leistungsfähiger LC/MS-Komplettlösungen wahr- und angenommen.<br />
In die Vorbereitungen seines Auftritts auf<br />
der Analytica 2008 in München investierte<br />
das Unternehmen viel Zeit. Mit<br />
der Nachbereitung scheint es sich ähnlich<br />
zu verhalten, darauf zumindest lässt<br />
die rekordverdächtig hohe Zahl von Anfragen<br />
(Leads) schließen, die während der<br />
vier Messetage am Stand eingegangen sind:<br />
„Nie in den nun schon bald 30 Jahren, die<br />
<strong>GERSTEL</strong> auf der Analytica ausstellt, haben<br />
wir derart viele, vor allem hochwertige<br />
Gespräche geführt und Kundenwünsche<br />
zu erfüllen gehabt“, freut sich Eberhard<br />
G. <strong>Gerstel</strong>. Indes hätten die Kunden nicht<br />
zu befürchten, ewig auf eine entsprechend<br />
qualifizierte Antwort zu warten: „Zum jetzigen<br />
Zeitpunkt wurden bereits die meisten<br />
Anfragen als bearbeitet erklärt“, gibt der<br />
Geschäftsführer bekannt.<br />
Kompetenter Partner<br />
in der LC/MS<br />
Es zeichnet sich ab, dass <strong>GERSTEL</strong> als kompetenter<br />
Partner in der GC (GC/MS) und<br />
LC (LC/MS) wahrgenommen wird; erst vor<br />
drei Jahren hatte das Unternehmen seine<br />
Aktivitäten auf den Bereich der Flüssigchromatographie<br />
ausgeweitet und zum Beispiel<br />
entsprechende Lösungen für die automatisierte<br />
Probenvorbereitung und Probenaufgabe<br />
entwickelt. Vor allem die automatisierte<br />
Festphasenextraktions-(SPE)-Lösung,<br />
basierend auf dem <strong>GERSTEL</strong>-Multi-<br />
PurposeSampler (MPS) stand im Fokus des<br />
Besucherinteresses. Um ausführlich über<br />
sein applikatives Know-how im Bereich<br />
der Flüssigchromatographie zu berichten,<br />
hat das Unternehmen eine LC/MS-Sonderausgabe<br />
seines Kundenmagazins <strong>GERSTEL</strong><br />
<strong>Aktuell</strong> aufgelegt, das sich großer Nachfrage<br />
erfreute und das sich kostenlos anfordern<br />
lässt unter aktuell@gerstel.de.<br />
Überzeugende Leistung<br />
auf ganzer Linie<br />
Bei den GC-Lösungen für die automatisierte<br />
Probenvorbereitung dominierte die Dynamische<br />
Headspace (DHS) die Gespräche<br />
am Messestand. Große Aufmerksamkeit erregte<br />
auch die automatisierte Wäge option<br />
für den <strong>GERSTEL</strong>-MPS. Darüber hinaus<br />
spiegelten die Gespräche vor allem eines<br />
wider, berichtet Eberhard G. <strong>Gerstel</strong>: „Die<br />
Anwender legen nicht nur großen Wert auf<br />
eine erstklassige technische Unterstützung<br />
in applikativen Fragen, sondern auch auf<br />
eine bestmögliche Software- Lösung, wie<br />
sie in Form der <strong>GERSTEL</strong>- MAESTRO-<br />
Software existiert.“<br />
Mit der MAESTRO-Software lassen<br />
sich alle <strong>GERSTEL</strong>-Geräte und -Systeme<br />
ansteuern – ob als Stand-alone-Variante<br />
oder aus der ChemStation von Agilent<br />
Technologies heraus. Derzeit laufen Projekte,<br />
die MAESTRO-Software auch in andere<br />
Softwareplattformen zu integrieren.<br />
P.S. Das ganze Team der <strong>GERSTEL</strong><br />
<strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> bedankt sich bei allen<br />
Anwendern, Gästen und Besuchern<br />
für die große Resonanz am Messestand<br />
auf der Analytica 2008. Sollten<br />
Fragen offen geblieben sein, freut sich<br />
Ihr Ansprechpartner auf Ihren Anruf<br />
beziehungsweise Ihre E-Mail (Kontakt<br />
siehe Seite 16).<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
9
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Analytica 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Analytica 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Innovation<br />
Automatisierte Gasmaus-Analytik<br />
Autosampler<br />
der besonderen Art<br />
Andreas Koblitz bestückt das <strong>GERSTEL</strong>-PES<br />
Die Analyse von Proben aus Gasmäusen ist herkömmlicherweise<br />
sehr aufwändig. Die in der Regel manuelle Vorgehensweise setzt<br />
eine gewisse routinierte Handhabung voraus, will man sichere<br />
und reproduzierbare Ergebnisse in überschaubarer Zeit erzielen.<br />
Dauerhaft erstklassige Resultate auf denkbar einfache Weise liefert<br />
das <strong>GERSTEL</strong>-PressureEquilibrationSystem (PES), der weltweit erste<br />
kommerzielle Autosampler für die Gasmaus-Analytik.<br />
Zu Besuch im Zentrallabor der INEOS<br />
Köln <strong>GmbH</strong>, einem der führenden<br />
Hersteller petrochemischer Produkte<br />
und erdölbasierter Spezialchemikalien.<br />
Rund 30 bis 40 Gasmäuse finden jeden Tag<br />
den Weg in die Hände der Analytiker. Dabei<br />
handelt es sich meistens um Proben, deren<br />
Analyse selten lange warten kann, da das<br />
Messergebnis entscheidend ist, ob ein Produkt<br />
weiterverarbeitet oder an den Kunden<br />
ausgeliefert werden kann.<br />
Die Analyse der in den Gasmäusen gesammelten<br />
Proben erfolgt mittels der Gaschromatographie,<br />
die Probenaufgabe in der<br />
Regel manuell. „Ein aufwändiges Prozedere“,<br />
beklagt Andreas Koblitz, bei INEOS<br />
Teamleiter der Sonderanalytik, und beschreibt<br />
kurz die kritische Phase der Probenaufgabe:<br />
Über einen Kunststoffschlauch<br />
wird die Gasmaus mit der Probenschleife<br />
des GC verbunden. Um den flüchtigen Inhalt<br />
möglichst frei von Verschleppungen<br />
analysieren zu können, wird zunächst die<br />
Probenschleife des GC-Systems evakuiert<br />
und anschließend durch langsames Öffnen<br />
des Gasmaushahns mit Probe geflutet.<br />
„Bereits bei diesem, offensichtlich trivialen<br />
Prozedere, treten die größten Schwierigkeiten<br />
auf “, bilanziert der Teamleiter.<br />
Hintergrund: Die Menge der aufgegebenen<br />
Probe ist direkt proportional zum<br />
Druck; je nach dem, ob nur die Spurenverunreinigungen<br />
oder das gesamte Spektrum<br />
der enthaltenen flüchtigen Komponenten<br />
analysiert werden soll, wird ein Druck von<br />
80 Millibar oder darüber eingestellt. Diesen<br />
vergleichsweise niedrigen Wert von Hand<br />
einzustellen, erfordere Erfahrung und einiges<br />
Fingerspitzengefühl, betont Andreas<br />
Koblitz. Newcomer im Job brauche schon<br />
mal fünf, sechs Versuche, bis es klappt,<br />
und selbst erfahrenen Anwendern gelinge<br />
die Analyse häufig erst im zweiten Anlauf.<br />
„Das ist schon eine regelrechte Geduldsprobe“,<br />
weis der Teamleiter.<br />
Von Effizienz kann da also keine Rede<br />
sein. Wie sich herausgestellt hat, erweist<br />
sich das unterschiedliche Öffnen des Gasmaushahns<br />
obendrein als Schwachpunkt,<br />
12<br />
erklärt Koblitz, weil vor allem mehr Leichtals<br />
Hochsieder in die Probenschleife übertreten,<br />
was das Ergebnis noch verfälschen<br />
kann. Seit Einführung des PressureEquilibrationSystem<br />
(PES) jedoch, das nach Anregung<br />
von Andreas Koblitz bei <strong>GERSTEL</strong><br />
entwickelt und zur Marktreife geführt wurde,<br />
verläuft die Analyse des Gasmausinhalts<br />
ohne diese Schwierigkeiten: vollständig automatisiert,<br />
sicher und mit stets reproduzierbaren<br />
Ergebnissen; die Zahl möglicher<br />
Fehlerquellen wurde auf einem Minimum<br />
reduziert, der Arbeitsablauf erleichtert und<br />
vereinfacht.<br />
„Das <strong>GERSTEL</strong>-PES basiert auf einer<br />
ausgeklügelten Ventilschaltung und Elektronik,<br />
die in den <strong>GERSTEL</strong>-<strong>Co</strong>ntroller 505<br />
integriert wurde, und ermöglicht die automatisierte<br />
Analyse von bislang vier Gasmäusen“,<br />
erklärt Dirk Bremer, der Leiter der<br />
Entwicklungsabteilung bei <strong>GERSTEL</strong>. Gesteuert<br />
wird das PES von einer Software, die<br />
<strong>GERSTEL</strong> eigens entwickelt hat und die –<br />
im Fall von INEOS – vollständig in die Varian-Galaxie-Software<br />
integriert wurde; bei<br />
dem angeschlossenen GC handelt es sich<br />
um das Modell CP 3800 von Varian (das<br />
PES kann an alle handelsüblichen GCs angeschlossen<br />
werden). „Die Gasmäuse werden<br />
über einen Kunststoffschlauch mit dem<br />
System verbunden (im Test befinden sich<br />
derzeit auch spezielle, in der HPLC gebräuchliche<br />
Peek-Kapillaren), der Anwender<br />
stellt am Rechner seine individuell erforderlichen<br />
Analysenparameter ein und<br />
alles weitere, übernimmt die Steuersoftware“,<br />
freut sich Dirk Bremer.<br />
Im Fall der INEOS werden die PES-<br />
Systeme vor dem Start der Analyse softwaregesteuert<br />
dreimal mit Probe gespült.<br />
Dabei wird jedesmal das gesamte Injektionssystem<br />
evakuiert und mit Probe gefüllt.<br />
Danach wird das Sytem erneut evakuiert<br />
und die Probenschleife softwaregesteuert<br />
mit Probe gefüllt. Dabei wird die Probenschleife<br />
nicht wie bisher einfach geflutet,<br />
sondern mit einem präzisen Druckgradienten<br />
von 150mbar/min auf den zur Analyse<br />
benötigten Aufgabedruck gebracht.<br />
Der Inhalt von bis zu 40 solcher Gasmäuse (Foto:<br />
Klaus Hofmann GmH) wird täglich im GC-Labor von<br />
INEOS analysiert<br />
Arbeiteten bei der Entwicklung des PES eng zusammen:<br />
<strong>GERSTEL</strong>-Entwicklungsleiter Dirk Bremer (li.) und der<br />
bei INEOS für analytische Spezialitäten zuständige<br />
Teamleiter Andreas Koblitz<br />
Dieser Aufgabedruck ist als Injektionsmenge<br />
in der Analysenmethode hinterlegt<br />
und kann bei Bedarf vor der Injektion verändert<br />
werden.Während der Analyse wird<br />
das PES-System mehrfach (methodenabhängig)<br />
mit Helium gespült, um einerseits<br />
eine Verschleppung in die nächste Probe zu<br />
verhindern, andererseits das System für die<br />
Analyse vorzubereiten.<br />
Seit sie das <strong>GERSTEL</strong>-PES im Einsatz<br />
hätten, sagt der Teamleiter von INEOS, gestalte<br />
sich die Analyse der Gasmäuse effizient,<br />
sicher und reproduzierbar. „Wir sind<br />
in der Lage, Druckgradienten einzustellen<br />
und unterschiedliche Gasproben hintereinander<br />
weg zu vermessen und mit qualitativ<br />
hochwertigen und sicheren Resultaten<br />
aufzuwarten. Besser geht’s nicht.“<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />
POPs effizienter sammeln und sofort analysieren<br />
Aus der Luft gegriffen<br />
Passivsammler lassen sich vergleichsweise leicht anwenden und<br />
einsetzen. Im Gegensatz dazu sind die Desorption des Sammelguts<br />
und seine Überführung in eine analysierbare Form überaus<br />
arbeits- und zeitintensiv. Dass es auch anders, sprich einfacher<br />
und auch schneller gehen kann, haben Wissenschaftler des GSF<br />
Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit kürzlich bei der<br />
Anreicherung und Analyse langlebiger organischer Schadstoffe<br />
(POPs) gezeigt.<br />
Freilandversuch: Einsatz der Twister-Technologie<br />
zum Nachweis luftgetragener POPs<br />
Es gibt Verbindungen, denen möchte<br />
der Mensch seinen Segen nicht mehr<br />
geben. Am 17. Mai 2004 unterzeichneten<br />
mehr als 150 Länder die Stockholmer<br />
Konvention mit dem Ziel, unter dem<br />
Akronym POP bekannt gewordene langlebige<br />
organische Schadstoffe (Persistent Organic<br />
Pollutants) aus der Welt zu schaffen.<br />
Keine leichte Aufgabe, nachdem man sie<br />
als vermeintliche Heilsbringer tonnenweise<br />
rund um den Erdball ausgebracht hat und<br />
es da und dort noch heute fortsetzt. Zu den<br />
POPs gehören bislang zwölf chemische Verbindungen<br />
beziehungsweise Verbindungsklassen,<br />
darunter neun vor allem chlorierte<br />
Pestizide, die zu den Industriechemikalien<br />
zählenden polychlorierten Biphenyle und<br />
zwei Gruppen unerwünschter Nebenprodukte,<br />
namentlich polychlorierte Dibenzofurane<br />
und Dibenzodioxin.<br />
Ihrer fatalen Wirkung auf Mensch und<br />
Umwelt wegen werden die POPs auch als<br />
das „Dreckige Dutzend“ bezeichnet. Klingt<br />
wie der Titel eines schlechten Spielfilms, hat<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
aber mit Fiktion nichts zu tun. Die bittere<br />
Wahrheit ist: POPs „reichern sich im Fettgewebe<br />
an, greifen in den Hormonhaushalt<br />
ein, können Krebs und Fehlbildungen<br />
verursachen und das Immunsystem schädigen“,<br />
heißt es in einer Broschüre der Pestizid-Aktion-Netzwerk<br />
e.V. (www.pan-germany.org/download/pops-konvention-dt.<br />
<strong>pdf</strong>). Betroffen sind vor allem die Lebewesen<br />
am Ende der Nahrungskette, allen voran<br />
der Mensch.<br />
Obgleich die Büchse der Pandora seit<br />
Stockholm nicht mehr sperrangelweit offen<br />
steht, ist das Problem noch lange nicht aus<br />
der Welt. Mit dem „Dreckigen Dutzend“<br />
werden sich noch Generationen nach uns<br />
beschäftigen müssen, so viel scheint sicher.<br />
Möglicherweise bekommt die Schadstofffamilie<br />
sogar noch weiteren Zuwachs. Ungeachtet<br />
lokaler Deponien und Altlasten:<br />
POPs sind schwer abbaubar und reichern<br />
sich in der Umwelt an. Einmal etwa in den<br />
Tropen ausgebracht – oft mit ungeschützter<br />
Hand und fatalen Folgen für die Bauern –,<br />
fanden und finden POPs im Zuge zahlreicher<br />
Kondensations- und Verdampfungsprozesse<br />
ihren Weg über die Nordsee bis<br />
zu den Inuit in der Nordpolarzone, mit anderen<br />
Worten: POPs sind ubiquitär. Selbst<br />
im letzten Winkel der Erde lassen sie sich<br />
nachweisen.<br />
Eine Frage der Sicherheit<br />
Um sich ein Bild davon zu machen, ob<br />
und inwieweit Maßnahmen greifen, die in<br />
Stockholm vereinbart wurden, bedarf es einer<br />
flächendeckenden Überwachung. Obgleich<br />
sich gängige Passivsammler auf Basis<br />
von semipermeablen Membranen (SPMDs)<br />
oder Polyurethanschaum bei der Überwachung<br />
gasförmiger Schadstoffe in der Luft<br />
bewährt haben, hafte ihnen ein Makel an,<br />
stellen die Wissenschaftler des Instituts für<br />
Ökologische Chemie am GSF Forschungszentrums<br />
für Umwelt und Gesundheit in<br />
Neuherberg fest: „Um die Konzentration<br />
der angereicherten Komponenten bestimmen<br />
zu können, bedarf es einer arbeits-<br />
13
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />
Das vom GSF Forschungszentrum verwendete GC/MS-System zum<br />
POP-Nachweis. Die Twister-Analytik erfolgte mittels <strong>GERSTEL</strong>-MPS<br />
und <strong>GERSTEL</strong>-TDU (rechts oben) vollständig automatisiert.<br />
und zeitintensiven Probenvorbereitung“,<br />
schildert Bernhard Henkelmann aus der<br />
Arbeitsgruppe Ökotoxikologie und Organische<br />
Spurenanalytik (www.gsf.de/ioec/<br />
oekotox/). Am Rande bemerkt: Das GSF<br />
Forschungszentrum firmiert seit 1. Januar<br />
2008 unter „Helmholtz Zentrum München,<br />
Deutsches Forschungszentrum für<br />
Gesundheit und Umwelt <strong>GmbH</strong>“.<br />
Auf der Suche nach einer sensitiven,<br />
einfach zu handhabenden und leicht zu automatisierenden<br />
Alternative stieß der Leiter<br />
der Arbeitsgruppe, Prof. Dr. Karl-Werner<br />
Schramm, auf den <strong>GERSTEL</strong>-Twister.<br />
Der Einsatz des Twisters, so viel sei vorweggenommen,<br />
erwies sich im Labor als überaus<br />
viel versprechend. Das Ergebnis ihrer<br />
Untersuchung von organochlorierten Pestiziden<br />
(OCPs) und polyzyklischen Kohlenwasserstoffverbindungen<br />
(PAKs), die sie<br />
in Zusammenarbeit mit Kollegen der Nationalen<br />
Technischen Universität in Athen<br />
durchgeführt hatten, publizierten die Wissenschaftler<br />
in Organohalogen <strong>Co</strong>mpounds<br />
Vol. 69 (2007).<br />
Beim Twister handelt es sich um ein<br />
spezielles Rührstäbchen für Magnetrührer,<br />
das mit Polydimethylsiloxan (PDMS)<br />
ummantelt ist und sich bisher erfolgreich<br />
bei der Extraktion organischer Komponen-<br />
Aufgabe einer POP-Standardlösung mit einer<br />
Mikroliterspritze auf den Twister<br />
TDU<br />
KAS<br />
HRGC<br />
„Der Twister<br />
erweist sich in<br />
mannigfaltiger<br />
Weise als viel<br />
versprechendes<br />
Tool bei der<br />
Überwachung<br />
luftgetragener organischer<br />
Schadstoffe.“<br />
Bernd Henkelmann<br />
HRMS<br />
Data processing<br />
Schematische Darstellung<br />
der GC/MS-Analyse der POPs<br />
ten aus wässrigen Matrices bewährt hat. „Es<br />
war zu vermuten“, sagt Henkelmann, „dass<br />
sich der Twister auch als Passivsammler bewähren<br />
würde.“ Was sich, wohl bemerkt,<br />
als revolutionär auf die Analyse luftgetragener<br />
POPs auswirken würde: Der Twister ist<br />
komponentenabhängig bis zu tausendmal<br />
empfindlicher als die SPME, und die extrahierten<br />
Komponenten lassen sich ganz ohne<br />
Probenvorbereitung vollautomatisiert<br />
thermodesorbieren und analysieren.<br />
Von der Theorie zur Praxis<br />
Ihre Vermutung überprüften die Wissenschaftler<br />
zunächst an organochlorierten<br />
Pestiziden sowie an den von der US-<br />
Umweltbundesbehörde (EPA) stellvertretend<br />
für eine Gruppe von mehreren hundert<br />
Einzelverbindungen<br />
ausgewählten polyzyklischen<br />
aromatischen<br />
Kohlenwasserstoffen<br />
(16 EPA-PAK).<br />
Henkelmann und Kollegen<br />
gingen dabei in<br />
zwei Schritten vor: Da<br />
die quantitative Bestimmung<br />
der sorbierten<br />
Substanzen mittels<br />
Isotopenverdünngung<br />
erfolgen sollte (isotopenmarkierte<br />
Verbindungen<br />
werden als interne Standards zugegeben),<br />
musste zunächst die Linearität der<br />
Methode überprüft werden. Dazu wurden<br />
die Twister mit unterschiedlichen Mengen<br />
der verschiedenen Analyten sowie einem<br />
konstanten Gehalt an isotopenmarkierten<br />
Standard benetzt.<br />
Als nächstes überprüften sie, wie sich<br />
der PDMS-Sorptionsmantel des Twisters<br />
als Extraktionsmedium in der Gasphase<br />
bewährt. Sie füllten nichtmarkierte Standardlösungen<br />
unterschiedlicher Konzentration<br />
in Vials und montierten den Twister<br />
im Innern des Glasfläschchens so, dass<br />
er nicht mit der Probenlösung in Berührung<br />
kommen konnte.<br />
Die Vials wurden verschlossen<br />
und fünf Tage<br />
bei Raumtemperatur<br />
gelagert. Die quantitative<br />
und qualitative Analyse<br />
erfolgte anschließend<br />
automatisiert auf<br />
einem GC 5890 Serie<br />
II von Agilent Technologies,<br />
der mit einem<br />
MultiPurposeSampler<br />
(MPS), der Thermal-<br />
DesorptionUnit (TDU)<br />
sowie dem KaltAufgabeSystem<br />
(KAS, alle<br />
drei Geräte von GERS-<br />
TEL) ausgestattet war.<br />
Kurz vor der Analyse<br />
wurden die Twister<br />
direkt mit einer isotopenmarkierten<br />
OCP/<br />
PAK-Standardlösung<br />
versetzt.<br />
Die technischen Details<br />
Mit dem Ziel, die Analyten möglichst vollständig<br />
aus dem PDMS auf die GC-Säule<br />
zu überführen, sprich: optimale Analysebedingungen<br />
zu finden, experimentierten<br />
Henkelmann und Kollegen mit der Thermodesorptionstemperatur<br />
und -dauer sowie<br />
mit dem Trägergasfluss. Eine optimale<br />
OCP-Ausbeute resultierte bei einer Desorptionstemperatur<br />
von 280 °C, die acht<br />
Minuten aufrechterhalten wurde. Die Analyten<br />
wurden mit 70 mL/min Helium in das<br />
KAS überführt und bei minus 30 °C cryofokussiert.<br />
Die extrahierten PAK wurden<br />
ebenfalls bei 280 °C desorbiert, allerdings<br />
nur für die Dauer von sechs Minuten, dann<br />
mit 70 mL/min in das KAS gespült und bei<br />
minus 65 °C cryofokussiert.<br />
Die cryofokussierten<br />
Analyten<br />
wurden anschließend<br />
durch Aufheizen<br />
des KAS auf<br />
280 °C auf die Säule<br />
gebracht, wo sie<br />
temperaturprogrammiert<br />
aufgetrennt<br />
wurden. Für<br />
die OCP gestaltete<br />
sich das Prozedere<br />
folgendermaßen: Die Starttemperatur von 60<br />
°C wurde für zwei Minuten gehalten, dann<br />
mit 12 °C/min auf 140 °C und mit 6 °C/min<br />
weiter auf 300 °C gesteigert. Nach zehn Minuten<br />
wurde die Abkühlphase eingeleitet.<br />
Starttemperatur bei den PAK war ebenfalls<br />
60 °C. Nach zwei Minuten wurde aufgeheizt:<br />
zunächst mit 5 °C/min auf 160 °C, dann mit<br />
20 °C/min auf 160 °C, schließlich mit 5 °C/<br />
min auf 310 °C; die Endtemperatur wurde für<br />
die Dauer von 15 Minuten gehalten.<br />
Die Trennung der Analyten erfolgte auf<br />
einer Restek Rtx-CLPesticides2 Kapillarsäule<br />
(30 m, 0,25 mm I.D., 0,20 µm Filmdicke),<br />
die Messung mit einem hochauflösen-<br />
14<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />
den Sektorfeld-Massenspektrometer (Thermo<br />
Scientific MAT 95). Als Trägergas wurde<br />
Helium eingesetzt; der Druck betrug 16<br />
psi, umgerechnet also rund 1,1 bar. Das MS<br />
operierte im SIM-Modus mit einer Auflösung<br />
von >8000. Für die chlorierten Komponenten<br />
wurden die zwei intensivsten Ionen<br />
des Molekülionenclusters beziehungsweise<br />
des Fragment-Ions mit der größten<br />
Intensität beobachtet. Für die PAKs wurde<br />
ausschließlich die einzelne Masse des Molekülions<br />
aufgezeichnet.<br />
In einem dritten Schritt überprüften<br />
die Wissenschaftler schließlich, wie schnell<br />
die Chemikalien aus der Gasphase sorbiert<br />
werden, um einen Hinweis darauf zu erhalten,<br />
nach welcher Expositionszeit sich ein<br />
Konzentrationsgleichgewicht zwischen der<br />
PDMS-Sorptionsschicht des Twisters und<br />
der Luft einstellte. Dazu wurden erneut<br />
Standardlösungen (1000 pg) in Vials präpariert<br />
und der Twister wurde im Headspace<br />
über und ohne Kontakt mit der Probe montiert.<br />
Die erste Analyse erfolgte nach sechs<br />
Stunden, dann nach ein, zwei, drei und vier<br />
Tagen sowie nach acht und 14 Tagen. Vor<br />
der Analyse wurde der Twister mit einem<br />
isotopenmarkierten Standard versetzt.<br />
1 Pentachlorbenzol<br />
2 Hexachlorbenzol<br />
3 Pentachloranisol<br />
4 a-HCH<br />
5 g-HCH<br />
6 b-HCH<br />
7 d-HCH, Heptachlor<br />
8 e-HCH<br />
9 Aldrin<br />
10 Octachlorstyrol<br />
11 oxy-Chlordan<br />
12 cis-Heptachlorepoxid<br />
13 trans-Heptachlorepoxid<br />
14 trans-Chlordan<br />
15 2,4’-DDE<br />
16 cis-Chlordan<br />
17 Endosulfan-I<br />
18 4,4’-DDE<br />
19 Dieldrin<br />
20 2,4’-DDD<br />
Wiederfindung in %<br />
Expositionsdauer<br />
6 h 1 d 2 d 3 d 4 d 8 d 14 d<br />
a-HCH 114 110 109 108 101 108 102<br />
Hexachlorobenzol 105 96 102 105 91 101 101<br />
4,4‘-DDT 3.2 43 48 53 58 66 82<br />
4,4‘-DDE 45 72 75 78 78 86 93<br />
Endosulfan-I 37 87 97 98 104 95 101<br />
Endosulfan-II 0.3 1.1 4.6 2.0 12 12 70<br />
1 d 2 d 3 d 7 d 13 d<br />
Acenaphthen 105 127 101 96 110<br />
Pyren 85 120 102 97 109<br />
Chrysen 22 <strong>54</strong> 46 63 81<br />
Benzo(k)fluoranthen 8.1 20 31 50 94<br />
Benzo(a)pyren 0.1 3.6 5.3 18 33<br />
Benzo(g,h,i)perylen 0.1 0.2 0.2 0.1 0.5<br />
Die Simulation atmosphärischer Bedingungen im Vial ließ sich mithilfe des <strong>GERSTEL</strong>-Twisters<br />
gut reproduzieren. Der Twister überzeugte in seiner Funktion als Passivsammler<br />
Das Resultat<br />
Bernhard Henkelmann: „Nach Auswertung<br />
aller Versuche lässt sich mit Bestimmtheit<br />
sagen, wir lagen mit unserer Vermutung<br />
richtig: Der Twister erweist sich in<br />
mannigfaltiger Weise als viel versprechendes<br />
Werkzeug bei der Überwachung luftgetragener<br />
organischer Schadstoffe.“ Eine<br />
quantitative Bestimmung des Gehaltes<br />
der im PDMS-Mantel des Twisters sorbierten<br />
POPs ist laut dem Wissenschaftler mittels<br />
Isotopenverdünnung über einen weiten<br />
linearen Bereich möglich (10 bis 4000<br />
pg). Mit zunehmender simulierter Luftbeladung<br />
steige ebenfalls die auf dem Twister<br />
angereicherte Menge der Zielsubstanzen,<br />
und zwar linear, was vergleichende<br />
Studien über Luftbelastungen an verschiedenen<br />
Standorten möglich mache. „Die Experimente<br />
zur Expositionsdauer lassen vermuten“,<br />
stellt Henkelmann fest, „dass sich<br />
das Gleichgewicht leichter flüchtiger Verbindungen<br />
zwischen der PDMS-Sorptionsschicht<br />
des Twisters und der Luft bereits<br />
nach 24 Stunden einstellt. Bei manchen<br />
schwer flüchtigen Verbindungen war<br />
dieses Gleichgewicht auch nach 14 Tagen<br />
noch nicht erreicht.<br />
Der Wissenschaftler zeigt sich erfreut<br />
über die Resultate: „Die Twister-Technologie<br />
reduziert den Arbeits- und Zeitaufwand<br />
der herkömmlicherweise erforderlichen<br />
Probenvorbereitung auf ein absolutes<br />
Minimum. Obendrein lässt sich die Analyse<br />
automatisieren, was einen großen Probendurchsatz<br />
garantiert, beziehungsweise<br />
Raum für andere Arbeiten bietet.“ Ferner<br />
ließen sich die eingesetzten Extraktionsmedien<br />
wiederverwenden, und die Twister-Analyse<br />
bedürfe keinerlei organischer<br />
Lösemittel. Das sei nicht nur gut für die<br />
Umwelt, sondern spare auch Geld und erhöhe<br />
obendrein die Sicherheit am Arbeitsplatz,<br />
freut sich Henkelmann und ergänzt:<br />
„Wir testen gerade, wie sich der Twister als<br />
Passivsammler im Freilandversuch verhält.<br />
So, wie es aussieht, werden wir ähnlich<br />
gute Ergebnisse, wie wir sie im Labor<br />
erzielen konnten, zu erwarten haben. Allerdings“,<br />
schränkt er ein, „eine Rückrechnung<br />
auf die tatsächliche Luftkonzentration<br />
wird aufgrund der zu berücksichtigenden<br />
21 2,4’-DDT<br />
22 4,4’-DDD<br />
23 Endosulfan-II<br />
24 4,4’-DDT<br />
25 Methoxychlor<br />
26 Mirex<br />
komplexen Kinetik von Sorption/Desorption<br />
bei Passivsammlern in Luft nicht so einfach<br />
möglich sein, wohl aber ein ‚Fingerabdruck‘<br />
von lipophilen, organischen Schadstoffen<br />
und Vergleichsstudien. Damit sind<br />
wir auf jeden Fall in der Lage, auf elegante<br />
Art und Weise Schadstoffquellen ausfindig<br />
zu machen.“<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
15
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Service<br />
Expansion<br />
Die <strong>GERSTEL</strong>-Familie wächst weiter<br />
Die Entwicklungen der letzten Jahre und das eindrucksvolle Firmenwachstum haben<br />
das Unternehmen bewogen, weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen.<br />
undenzufriedenheit ist der Schlüssel zum<br />
K unternehmerischen Erfolg. Wie sie sich<br />
einstellt, beschreibt Roland Schütze in seinem<br />
Buch »Kundenzufriedenheit« sinngemäß so:<br />
Grundsätzlich entwickelt sich die Zufriedenheit<br />
eines Kunden aus dessen Erfahrungen mit dem<br />
Produkt oder der Dienstleistung beziehungsweise<br />
dem Unternehmen oder der Marke. Sie<br />
ist das Resultat eines Vergleichsprozesses zwischen<br />
der erhaltenen Leistung und den Erwartungen,<br />
die der Kunde im Zusammenhang mit<br />
dieser Leistung hat. Die Kundenzufriedenheit ist<br />
also das Ergebnis einer Beurteilung nach dem<br />
Konsum der Leistung in zeitlichem Sinne. In<br />
erster Linie ist sie von der Produktqualität und<br />
dem Preis-Leistungs-Verhältnis des Produktes<br />
abhängig, aber auch von den Leistungen des<br />
Kundendienstes, also der Freundlichkeit der<br />
Mitarbeiter, der telefonischen Erreichbarkeit,<br />
der Zuverlässigkeit der Leistungsaussagen, der<br />
Kulanz oder der Beschwerdezufriedenheit, falls<br />
es zu Reklamationen gekommen ist.<br />
Ob in der Produktion oder im unmittelbaren<br />
Dienst am Kunden – im Zentrum des Geschehens<br />
steht immer der Mensch, der seiner Aufgabe<br />
gemäß über entsprechende fachliche sowie<br />
eine mehr oder weniger stark ausgeprägte<br />
soziale Kompetenz verfügen sollte. Das diesbezügliche<br />
Potenzial der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern möglichst schon beim Bewerbungsgespräch<br />
zu erkennen, setzt Menschenkenntnis<br />
und Fingerspitzengefühl voraus.<br />
<strong>GERSTEL</strong> hat in den letzten zehn Jahren einiges<br />
an Erfahrung sammeln können – in einer<br />
Zeit, in der das Unternehmen eindrucksvoll<br />
expandierte und die <strong>GERSTEL</strong>-Familie von<br />
50 auf rund 150 Mitglieder angewachsen ist.<br />
Einige der letzten Neuzugänge sowie aktuelle<br />
personelle Veränderungen stellen wir Ihnen<br />
hier vor:<br />
Das analytische Handwerk hat<br />
Jan Garbe-Immel bei der Bayer<br />
AG in Wuppertal von der Pike<br />
auf gelernt. Anschließend<br />
wechselte der Chemielaborant<br />
zu Agilent Technologies in die<br />
Service- und Vertriebsabteilung,<br />
der er 15 Jahre lang angehörte. Seit Mai<br />
2007 ist Jan Garbe-Immel Teil unseres Vertriebsteams<br />
in Nordrhein-Westfalen (NRW).<br />
*<br />
Neu im Team der Verkaufsrepräsentanten<br />
in Norddeutschland<br />
ist seit September 2007<br />
Nuray Westerhoff. Nach Abschluss<br />
ihres Chemiestudiums<br />
an der Fachhochschule in<br />
Steinfurt war Nuray Westerhoff<br />
im HPLC-Labor des Chemischen Veterinäruntersuchungsamtes<br />
(CVUA) in Münster beschäftigt.<br />
Von dort wechselte sie zu <strong>GERSTEL</strong>.<br />
*<br />
Carsten van Bonn ist seit Juni<br />
2007 Teil des Service-Teams<br />
in NRW. Der Diplom-Ingenieur<br />
hat das analytische Handwerk<br />
ebenfalls von der Pike auf gelernt:<br />
Bei der Sachtleben Chemie<br />
<strong>GmbH</strong> wurde er zum Chemielaboranten<br />
ausgebildet, wechselte dann<br />
an die Hochschule Krefeld, an der er im Fachbereich<br />
Chemie, Schwerpunkt Instrumentelle<br />
Analytik, mit Erfolg diplomierte.<br />
Thomas Albinus gehört seit 1999<br />
dem Unternehmen an. Begonnen<br />
hat der Chemieingenieur<br />
nach seinem Studium an der<br />
damaligen FH Niederrhein im<br />
nationalen Service, wechselte<br />
von dort im Jahre 2002 in das<br />
international agierende Serviceteam. Ab sofort<br />
bringt Thomas Albinus seine Qualitäten in die<br />
Abteilung Analytical Services ein, um die Methodenentwicklung<br />
zu unterstützen.<br />
*<br />
Zu den „alten Hasen“ im Unternehmen<br />
zählt auch der Chemieingenieur<br />
Michael Hardacker,<br />
der seit 11 Jahren dem Unternehmen<br />
angehört. Zuerst war<br />
er als Serviceingenieur tätig,<br />
wechselte dann in den Support<br />
und von dort in die Entwicklungsabteilung. Im<br />
vergangenen Jahr führte ihn sein Weg zurück<br />
in die Serviceabteilung, die er nun dank seines<br />
reichen Erfahrungsschatzes um neue Perspektiven<br />
bereichert.<br />
*<br />
Um die Kommunikation mit dem<br />
Kunden zu verbessern, insbesondere<br />
die Online-Medien des<br />
Unternehmens stärker in den<br />
Fokus zu rücken, wurde die<br />
Marketingabteilung erweitert.<br />
Neuer Mann im Team von Marketingleiter<br />
Kaj Petersen ist Dr. Malte Reimold.<br />
Für die Aufgabe qualifiziert hat sich der Chemiker<br />
und Absolvent der Ruhr-Universität Bochum<br />
(RUB) im Zuge seiner Arbeit an der RUB.<br />
Der Schwerpunkt seiner Forschung lag auf dem<br />
Gebiet der bioorganischen Chemie.<br />
Service<br />
Analytical Services<br />
Applikation, Schulung und Support<br />
Walter Mertzen<br />
Serviceleiter<br />
(D/A/CH)<br />
Assistenz<br />
Udo Bornheim<br />
stellvertretender<br />
Serviceleiter,<br />
Telefon-Support<br />
Andreas Jötten<br />
Inhouse-<br />
Reparatur-Service<br />
Daniel Groß<br />
Inhouse-<br />
Reparatur-Service<br />
Andreas Hoffmann<br />
Manager<br />
Analytical Services<br />
Jochen Vandenberg<br />
Applikationsspezialist<br />
(GC, GC/MS)<br />
Friedhelm Rogies<br />
Applikationsspezialist<br />
Schulung (GC, GC/MS)<br />
Dr. Norbert Helle<br />
Applikationsspezialist,<br />
Schulung<br />
(LC, LC/MS),<br />
TeLA <strong>GmbH</strong><br />
Bremerhaven<br />
Wencke Pothmann<br />
Serviceassistentin<br />
Nicole Groß<br />
Serviceassistentin<br />
Andrea Hamm<br />
Vertriebsassistentin<br />
Daniela Purmann<br />
Zentrale und Empfang<br />
Carlos Gil<br />
Manager<br />
Analytical Services<br />
Dr. Oliver Lerch<br />
Applikationsspezialist<br />
R&D-Support<br />
Thomas Albinus<br />
Applikationsspezialist<br />
Schulung (GC, GC/MS)<br />
16<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Service<br />
Stammsitz<br />
Technisches Büro<br />
Mülheim an der Ruhr<br />
Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1<br />
4<strong>54</strong>73 Mülheim an der Ruhr<br />
(0208) 7 65 03-0<br />
(0208) 7 65 03-33<br />
service@gerstel.de<br />
Ihre kompetenten Partner<br />
für die GC (GC/MS) und LC (LC/MS) in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
Technisches Büro<br />
Bremen<br />
Parkallee 117<br />
28209 Bremen<br />
(0421) 3 47 56 24<br />
(0421) 3 47 56 42<br />
tb_bremen@gerstel.de<br />
Technisches Büro<br />
Berlin<br />
Marburger Straße 3<br />
10789 Berlin<br />
(030) 21 90 98 28<br />
(030) 21 90 98 27<br />
tb_berlin@gerstel.de<br />
Christian Gahmann<br />
Service-Ingenieur<br />
Mülheim<br />
an der Ruhr<br />
Michael Gröger<br />
Vertriebsleiter<br />
D-Nord<br />
Nuray Westerhoff<br />
Vertriebsbeauftragte<br />
Bremen<br />
Michael Witte<br />
Service-Ingenieur<br />
Gudrun Bölck<br />
Service-Ingenieurin<br />
Michael Hardacker<br />
Service-Ingenieur<br />
Berlin<br />
Technisches Büro<br />
Karlsruhe<br />
Greschbachstraße 6a<br />
76229 Karlsruhe<br />
(0721) 9 63 92 10<br />
(0721) 9 63 92 22<br />
tb_karlsruhe@gerstel.de<br />
Jan Garbe-Immel<br />
Vertriebsbeauftragter<br />
Carsten van Bonn<br />
Service-Ingenieur<br />
Patrick Krämer<br />
Service-Ingenieur<br />
Annett Reichlmair<br />
Vertriebsbeauftragte<br />
Wolfgang Benicke<br />
Service-Ingenieur<br />
Technisches Büro<br />
München<br />
Bayern/Österreich<br />
Stefan-George-Ring 29<br />
81929 München<br />
(089) 93 08 65 14<br />
(089) 93 08 61 09<br />
tb_muenchen@gerstel.de<br />
Karlsruhe<br />
Klaus Klöckner<br />
Vertriebsleiter<br />
D-Süd, A, CH<br />
Peter Neidig<br />
Service-Techniker<br />
München<br />
<strong>GERSTEL</strong> AG<br />
Schweiz<br />
Enterprise<br />
Surentalstrasse 10<br />
CH-6210 Sursee<br />
+41 41 9 21 97 23<br />
+41 41 9 21 97 25<br />
gerstel@ch.gerstel.com<br />
Sursee / CH<br />
Dr. Winfried Röder<br />
Gebietsleiter<br />
Vertrieb Schweiz<br />
Thomas Schnyder<br />
Service-Ingenieur<br />
Dr. Martin Schütz<br />
Vertriebsbeauftragter<br />
Thomas Wagner<br />
Service-Ingenieur<br />
Telefonsupport<br />
Erfahrene Ingenieure stehen Ihnen in allen<br />
Servicefragen zur Seite:<br />
Hotline: +49 208 76503-0<br />
werktags von 8 bis 17 Uhr.<br />
Oder schicken Sie uns eine E-Mail an<br />
service@gerstel.de.<br />
<strong>GERSTEL</strong> Inc., USA<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>,<br />
Deutschland<br />
<strong>GERSTEL</strong> K.K., Japan<br />
<strong>GERSTEL</strong> AG, Schweiz<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
17
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />
Lebensmittelanalytik<br />
Pestizidanalytik leicht gemacht<br />
oder: Wenn die Probenmatrix keine Rolle mehr spielt<br />
Applikationsexperten der TeLA <strong>GmbH</strong> haben eine neue Methode auf Basis der LC/MS<br />
entwickelt, die den bisherigen Arbeitsaufwand bei der Pestizidanalyse auf ein Minimum<br />
reduziert und die Güte des Ergebnisses von der Art und Komplexität der<br />
Probenmatrix unabhängig macht.<br />
Von Dr. Norbert Helle und Meike Baden (TeLA <strong>GmbH</strong>, Bremerhaven)<br />
18<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln dürfen die<br />
Gesundheit des Verbrauchers nicht beeinträchtigen,<br />
geschweige denn gefährden. Für die einzelnen<br />
Stoffe wurden daher Höchstmengen ermittelt, die<br />
nach Stand der Wissenschaft noch kein gesundheitliches<br />
Risiko für den Menschen bedeuten. Wird ein<br />
definierter Wert überschritten, darf das kontaminierte<br />
Lebensmittel nicht im Handel angeboten werden.<br />
Die Vorgabe entstammt höchster europäischer Jurisdiktion<br />
und ist von den Mitgliedsstaaten in nationales<br />
Recht umzuwandeln beziehungsweise bereits umgewandelt<br />
worden. In Deutschland finden sich die Einzelheiten<br />
der Vorgabe in der Rückstandshöchstmengen-Verordnung<br />
(RHmV) des Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände-<br />
und Futtermittelgesetzbuches (LFGB).<br />
Da aber Papier bekanntlich geduldig sein kann, genügt<br />
es nicht, darauf zu vertrauen, dass sich die Hersteller<br />
und Erzeuger an die Bestimmungen halten, es<br />
bedarf vielmehr eines flächendeckenden Netzes verlässlicher<br />
Laboratorien, die eine Einhaltung der nationalen<br />
und internationalen Vorgaben streng überwachen.<br />
Dass es sich hierbei um keine triviale Angelegenheit<br />
handelt, zeigen die Ergebnisse von Laborvergleichsmessungen.<br />
Dazu später mehr.<br />
Weltweit im Umlauf sind rund 700 verschiedene<br />
Pestizide; nur die wenigsten davon dürfen hierzulande<br />
eingesetzt werden. Die verschiedenen Verbindungen<br />
lassen sich klassifizieren, zeigen jedoch eine große<br />
chemische Divergenz, die von „hochpolar“ bis „unpolar“<br />
reicht und die eine rasche Analyse aller Stoffe, etwa<br />
in einem einzigen Analyseverfahren, unmöglich erscheinen<br />
lässt. Dennoch sind wirksame Multimethoden<br />
für den Nachweis von Pestiziden im Einsatz; ihrer<br />
braucht es auch, will man Gesundheitsrisiken sicher<br />
ausschließen. Bei der Untersuchung von Lebensmitteln<br />
auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln werden<br />
in Früchten und Gemüsen häufig die Rückstände<br />
gleich mehrerer Wirk- bzw. Schadstoffe gefunden.<br />
Und welche Wirkung ein solches Gemisch aus verschiedenen<br />
Wirkstoffen auf den Menschen hat, ist nur<br />
für wenige Substanzgruppen beschrieben.<br />
Rückständen mit GC und LC<br />
auf den Leib rücken<br />
Die klassische Pestizidanalyse erfolgt mit der Gaschromatographie<br />
(GC) in Verbindung mit einem Elektroneneinfang-<br />
(ECD) oder einem Stickstoff-Phosphor-<br />
Detektor (NPD). Heute gängig und üblich ist der massenselektive<br />
Detektor (MSD), zunehmend auch die<br />
MS/MS. Als Analyten im Fokus stehen vor allem Pestizide,<br />
die in der DFG S19, einer europäisch anerkannten<br />
Multimethode zur Bestimmung von Pflanzenschutzmitteln<br />
in Lebensmitteln, enthalten sind. Die<br />
Analyse der rund 270 Substanzen bedingt allerdings in<br />
der Regel eine arbeits- und zeitintensive Probenvorbereitung,<br />
die etwa eine gelchromatographische Abtrennung<br />
der Analyten von der Matrix einschließt.<br />
Die Flüssigchromatographie (LC) kommt zum<br />
Einsatz, um polare bis moderat unpolare Pestizide<br />
nachzuweisen; gemessen wird mit einem massenselektiven<br />
Detektor. Als Probenvorbereitung der Wahl<br />
etabliert hat sich sowohl in der GC als auch in der LC<br />
die QuEChERS-Methode, entwickelt von Dr. Michelangelo<br />
Anastassiades vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt<br />
(CVUA) in Stuttgart. Das Akronym<br />
QuEChERS steht für<br />
„Quick, Easy, Cheap, Effective,<br />
Rugged and Safe“ und<br />
beschreibt eine vergleichsweise<br />
neue, schnelle und<br />
kostengünstige Multirückstandsmethode<br />
zum Nachweis<br />
von Pestiziden in Lebensmitteln.<br />
Die mit QuE-<br />
ChERS erzielten Ergebnisse<br />
sind mit jenen der DFG<br />
S19-Methode vergleichbar;<br />
die Probenvorbereitung mit<br />
der QuEChERS-Methode<br />
umfasst allerdings weniger<br />
Arbeitsschritte, und Pestizid-SPE-HPLC-MS/MS-Multi-Methode.<br />
Kalibrierkurve von neun Pestiziden, analysiert mit der<br />
die Proben lassen sich mühe-<br />
und reibungslos ins GC/<br />
MS-System aufgeben, wenn die nicht verdampfbare<br />
Matrix über einen Liner automatisiert entfernt wird<br />
(<strong>GERSTEL</strong>-AutomatedLinerEXchange / ALEX).<br />
Bei der QuEChERS-Methode werden 10 g homogenisierte<br />
Probe mit 10 mL Acetonitril versetzt und<br />
extrahiert. Anschließend werden 4 g Magnesiumsulfat<br />
und 1 g Natriumchlorid zudosiert. Die Probe wird<br />
geschüttelt, mit dem internen Standard versetzt und<br />
erneut geschüttelt. Ein Aliquot des Überstandes wird<br />
entnommen, mit Magnesiumsulfat und einem Sorbens<br />
versetzt, das selektiv mitextrahierte Matrixbestandteile<br />
entfernt, geschüttelt, zentrifugiert und chromatographisch<br />
analysiert. (Vgl. <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> 33,<br />
Seite 20, „Dank ALEX Rückstände effizienter nachweisen<br />
... Bevor Lebensmittel krank machen“; www.<br />
gerstel.de/aktuell_33_20_23.<strong>pdf</strong>)<br />
Die Vorteile der QuEChERS-Methode gegenüber<br />
klassischen Verfahren zur Analyse von Pestiziden in<br />
Obst und Gemüse liegen im geringen Verbrauch teils<br />
toxischer Lösemittel, dem reduzierten manuellen Arbeitsaufwand,<br />
der schnellen Aufarbeitung der Probe<br />
sowie dem breiten Spektrum erfassbarer Pestizide. Der<br />
Probendurchsatz ist hoch, die Kosten für die zur Probenaufbereitung<br />
benötigten Materialien sind mit etwa<br />
einem Euro je Probe vergleichsweise gering. Alles in<br />
allem also eine wirklich effiziente Multimethode, die<br />
im Gegensatz zu herkömmlichen Vorgehensweisen eine<br />
schnelle Probenvorbereitung für die GC/MS- und<br />
LC/MS-Bestimmung aller gängigen Pestizide aus Lebensmitteln<br />
erlaubt. Die Analyse wird allerdings zur<br />
Herausforderung, handelt es sich bei den Proben um<br />
komplexe Matrices mit einem hohen Anteil an Störsubstanzen,<br />
wie sie etwa in Knoblauch, Zwiebeln, Artischocken<br />
oder Avocados enthalten sind. Hier kommt<br />
es häufig zu Problemen bei der Analyse, insbesondere<br />
bei der Quantifizierung.<br />
Festphasenextraktion (SPE)<br />
schließt die Lücke<br />
Um auch problematische Proben zuverlässig und unabhängig<br />
von ihrer Matrix auf Pestizide untersuchen<br />
zu können, haben wir uns auf die Suche nach einer alternativen,<br />
ähnlich wirkungsvollen Probenvorbereitung<br />
gemacht. Fündig geworden sind wir von der TeLa<br />
<strong>GmbH</strong> in Bremerhaven bei der automatisierten Festphasenextraktion<br />
(SolidPhaseExtraction / SPE) mit<br />
dem <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler (MPS), mit der<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
19
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />
Norbert Helle und Meike Baden nutzten für die Pestizid-SPE-HPLC-MS/MS-Multi-<br />
Methode ein System bestehend aus dem für die automatisierte SPE erforderlichen<br />
<strong>GERSTEL</strong>-SPE, einem Agilent Serie LC 1200 sowie einem Agilent 6410 MS/MS<br />
(Triple Quadrupol).<br />
wir bereits bei der Analyse von Aflatoxinen, Chloramphenicol<br />
oder Malachitgrün in Lebensmitteln sehr gute<br />
Erfahrungen gemacht haben. So viel sei vorweggenommen:<br />
Unsere automatisierte Pestizid-SPE-HPLC-<br />
MS/MS-ESI-Multimethode reduziert die manuelle<br />
Arbeit auf ein Mindestmaß und steigert den Durchsatz.<br />
Die Ergebnisse sind sicher und reproduzierbar,<br />
bei hoher Sensitivität des Nachweisverfahrens.<br />
Technische Ausstattung: Der MultiPurposeSampler<br />
(MPS) verfügt über ein Injektionsventil; die Probenaufgabe<br />
erfolgte online in einen Agilent Serie LC<br />
1200; detektiert wurde mit einem Agilent 6410 MS/<br />
MS-Triple-Quadrupol-Gerät.<br />
Probenvorbereitung: Fünf Gramm einer Obst- oder<br />
Gemüseprobe wurden mit 15 mL einer Mischung von<br />
Acetonitril (ACN) und Wasser (80:20) versetzt und<br />
extrahiert. Die Konditionierung der SPE-Kartusche<br />
(Macherey & Nagel C-18ec, 6 mL, 1 g) erfolgte mit<br />
10 mL Methanol (MeOH) und 10 mL Wasser; alle<br />
Schritte der Probenvorbereitung einschließlich Probenaufgabe<br />
verliefen automatisiert. 5 mL Probe wurden<br />
auf die Säule gegeben, anschließend wurde mit 5<br />
mL Wasser gespült. Die Elution der Analyten erfolgte<br />
mit einem Acetonitril/Wasser-Gemisch mit einer Geschwindigkeit<br />
von 600 µL/min. Dabei wird die Elutionsgeschwindigkeit<br />
anders als bei manuellen Verfahren<br />
(hier wird in der Regel mit einem Unterdruck<br />
eluiert) durch den Druck einer Kolbenspritze erzeugt<br />
und ist unabhängig vom Gegendruck der Kartusche<br />
vollkommen reproduzierbar. Anschließend wurde das<br />
Eluat sechs Minuten lang bei 50 °C eingedampft und<br />
der Rückstand in 5 mL eines Gemisches Acetonitril/<br />
Ameisensäure (30:70) aufgenommen.<br />
Probenaufgabe und Trennung: 20 µL des aufbereiteten<br />
Extraktes wurden direkt in das LC/MS-MS-System<br />
injiziert. Die Temperatur der Säule (ZorbaxXDB<br />
C-18 100x2,1mm, 1,8 μm rapid resolution) betrug 50<br />
°C, die Flussrate 0,5 mL/min und der resultierende<br />
Druck 420 bar. Es wurde ein Lösemittelgemisch aus<br />
5mM Ameisensäure (A) und Acetonitril (B) mit folgendem<br />
Gradientenprogramm verwendet: 0 min (20<br />
% B); 5 min (20 % B), 30 min (90 % B).<br />
Detektion: Bestimmt wurde im positiven Elektrospray-Modus<br />
(ESI) mit der Elektrospray-Ionenquelle<br />
oder alternativ mit der Agilent-Multimode-<br />
Quelle. Dabei zeigte sich, dass mit der Multimode-<br />
Quelle einige Pestizide im Vergleich zur ESI-Quelle<br />
deutlich niedrigere Bestimmungsgrenzen aufwiesen,<br />
andere wiederum zeigten eine geringere Response als<br />
mit der Standardquelle. Die Einstellungen der Ionenquelle<br />
wurden an den Fluss beziehungsweise den Eluenten<br />
angepasst. Folgende Parameter wurden eingestellt:<br />
N 2 -Temperatur: 340 °C, Trägergas-Fluss (N 2 ):<br />
9 L/min; Zerstäuberdruck: 30 psi. Das Triple-Quadrupol-Instrument<br />
wurde im MRM-Modus betrieben,<br />
dabei wurden in fünf verschiedenen Zeitsegmenten<br />
jeweils zwei Übergänge für jedes Pestizid detektiert.<br />
In jedem Segment konnten somit simultan 40 bis 50<br />
Analyten gemessen werden.<br />
Was zu beweisen war<br />
Um es auf den Punkt zu bringen: Im Rahmen der QuE-<br />
ChERS-Methode ist es üblich und notwendig, die Probenaufreinigungsschritte<br />
(Clean-up) der zu untersuchenden<br />
Probe anzupassen. Es hat sich gezeigt, dass<br />
für „einfache“ Matrices wie Salat oder Gurken nach<br />
der Extraktion mit Acetonitril/Wasser im Prinzip keine<br />
weitere Aufreinigung des Probenextraktes notwendig<br />
ist. Dagegen bedarf es bei der Analyse komplizierter<br />
Matrices aufgrund der darin enthaltenen hohen<br />
Konzentrationen an Begleitstoffen eines weiteren<br />
Aufreinigungsschrittes.<br />
Wir haben zu diesem Zweck obligatorisch, das<br />
heißt für alle Proben, den MPS-Autosampler eingesetzt,<br />
wobei die Probenextrakte automatisch auf konventionelle<br />
SPE-Kartuschen gegeben und aufgereinigt<br />
wurden. Als gut geeignet erwies sich das C-18 Reversed<br />
Phase Material der Firma Macherey & Nagel. Die<br />
Aufreinigung dauerte insgesamt rund 20 min. Diese<br />
Zeit fällt jedoch nur bei der ersten Probe ins Gewicht,<br />
da alle späteren Aufarbeitungen in die HPLC-MS/MS-<br />
Methode mit dem Analysenlauf verschachtelt werden<br />
können, folglich die Probenaufarbeitung simultan mit<br />
der Messung der vorangehenden Probe erfolgt.<br />
Die HPLC wurde auf einer Agilent LC 1200 Rapid<br />
Resolution-Anlage durchgeführt, wobei wir zugunsten<br />
der Robustheit der Methodik sowie einer guten<br />
Trennleistung die Messzeit bewusst nur moderat<br />
verkürzt haben. Die gesamte Analyse der zurzeit erfassten<br />
rund 140 Komponenten dauert deshalb etwa<br />
35 Minuten; in dieser Zeit lässt sich die jeweils nachfolgende<br />
Probe „just in time“ für die Aufgabe mühe-<br />
20<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />
los aufreinigen und präparieren. Alle Proben werden<br />
somit exakt zum gleichen Zeitpunkt relativ zur Aufgabe<br />
vorbereitet, was das Resultat der Messung sicherer<br />
und reproduzierbar macht.<br />
Die Probenaufreinigung mittels MPS-SPE kommt<br />
nicht allein der Robustheit der Methode zugute, sondern<br />
verbessert auch ihre Reproduzierbarkeit und Linearität<br />
unabhängig von der Matrix. Als Beispiel wurde<br />
eine Paprikaprobe mit einer Pestizidmischung dotiert<br />
und analysiert.<br />
Ergebnis: Sowohl die Retentionszeiten als auch die resultierenden<br />
Peakflächen der Analyten zeigen extrem<br />
geringe Schwankungen. Die Linearität der Methode<br />
ist sowohl für polare Komponenten wie Carbendazim<br />
und Thiabendazol als auch für unpolare Pestizide<br />
wie Diazinon und Pirimiphosmethyl ausgezeichnet.<br />
Orangenöle wurden auf eine gegenüber dem vorangehenden<br />
Beispiel leicht abgeänderte Weise aufgereinigt.<br />
Deutlich ist der Reinigungseffekt der SPE-<br />
Behandlung bereits daran zu erkennen, dass die zunächst<br />
tiefgelb gefärbte Probe nach der Behandlung<br />
ein farbloses Eluat ergibt, während die gelbe Farbe<br />
auf der Kartusche verbleibt. Die Wiederfindungen der<br />
einzelnen Komponenten lagen bei dieser problematischen<br />
Matrix bei noch guten 70 bis 90 Prozent, während<br />
bei der Aufarbeitung von Obst- und Gemüseproben<br />
bei der überwiegenden Anzahl der Analyten 80<br />
bis 100 Prozent der Ausgangsmenge wiedergefunden<br />
wurden. Zu beachten ist auch die mit der eingesetzten<br />
Zorbax SB-C18 Rapid-Resolution-Säule erreichte<br />
gute Peaksymmetrie.<br />
Eine Bemerkung zu guter Letzt: Jede Methode<br />
muss sich in der Praxis bewähren, sonst taugt sie nicht<br />
viel. Die Probe aufs Exempel haben wir im Rahmen einer<br />
europaweiten Laborvergleichsuntersuchung an einem<br />
Gemüsehomogenat (Salat) gemacht, in der es da-<br />
Ausschnitt eines Chromatogramms: Separate Aufarbeitungen und<br />
Injektionen einer dotieren Paprikaprobe. Als Analyten sind die Peaks der<br />
in der Standardmischung enthaltenen Pestizide Terbutylazin, Cyprodinil,<br />
Prochloraz, Flusilazol, Epoxiconazol und Fenoxycarb (je 100 ng/mL) aus<br />
dem mittleren Polaritätsbereich des Chromatogrammes dargestellt.<br />
rum ging, Rückstände von Pestiziden, insgesamt 185<br />
verschiedene Analyten, zu identifizieren und zu quantifizieren.<br />
Die TeLA <strong>GmbH</strong> gehörte zu zwölf von 46<br />
teilnehmenden Laboratorien, die den Ringversuch mit<br />
Erfolg bestanden. 128 der gesuchten Pestizide konnten<br />
wir mit unserer Pestizid-SPE-HPLC-MS/MS-Multimethode<br />
bestimmen, 90 Substanzen mit der GC/MS<br />
(GC 6890 mit MSD 5973, beide Agilent Technologies,<br />
in Verbindung mit dem <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler<br />
MPS) unter Verwendung der Retention-Time Locking-Funktion.<br />
Carbendazim<br />
Beleg für die gute Linearität und<br />
Reproduzierbarkeit der Pestizid-<br />
SPE-HPLC-MS/MS-Multimethode<br />
beim Nachweis polarer und<br />
unpolarer Pestizide.<br />
Thiabendazol<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008<br />
21
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Report<br />
Seit die Klärschlammverordnung (Abf-<br />
KlärV) verschärft wurde, steht der sedimentierte<br />
Rückstand der Abwasseraufbereitung<br />
unter strenger Beobachtung<br />
und darf nur nach eingehender Prüfung<br />
und unter Einhaltung strenger Unbedenklichkeitskriterien<br />
auf deutschen Äckern als<br />
Dünger ausgebracht werden. Laut § 3 der<br />
Biostoffverordnung (BioStoffV) fällt Klärschlamm<br />
in die minderschwere Risikogruppe<br />
2 (von vier Gruppen). Dass von ihm ein<br />
Risiko für Mensch und Umwelt ausgeht, ist<br />
unstrittig, handelt es sich doch um eine Ansammlung<br />
keimbelasteter Rückstände, die<br />
zwar reich an wertvollen Pflanzennährstoffen,<br />
namentlich Stickstoff und Phosphor,<br />
sind, doch spült die Kanalisation noch anderes<br />
ins Klärbecken, das, einmal auf den<br />
Acker gebracht, sich im Boden anreichert,<br />
ins Grundwasser sickert oder Feldfrüchte<br />
kontaminieren könnte. Gemeint sind:<br />
Umweltanalytik<br />
Kein Schlam(m)assel<br />
im Klärwerk<br />
Wie gut eine Kläranlage arbeitet, lässt sich präzise nicht mit Augenmaß,<br />
sondern nur mit den Werkzeugen der analytischen Chemie bestimmen.<br />
Australische und neuseeländische Forscher gingen der Frage nach, wie<br />
sich Konzentration und Verbleib von im Abwasser enthaltenen hormonaktiven<br />
Substanzen (EDC) effizient und sensitiv untersuchen lassen.<br />
Statt Abwässer und Klärschlämme aufwändig zu extrahieren, setzen sie<br />
auf die StirBarSorptiveExtraktion (SBSE) mit dem <strong>GERSTEL</strong>-Twister und<br />
anschließender Thermodesorptions-GC/MS-Analyse.<br />
Klärwerk Emschermündung (Quelle: Wikipedia)<br />
Krankheitskeime, Arzneimittelrückstände,<br />
Inhaltsstoffe von Körperpflegeprodukten<br />
oder Chemikalien, die über Toilette und<br />
Abfluss entsorgt wurden, um nur einige Beispiele<br />
zu nennen.<br />
Die Herausforderungen sind hoch, und<br />
wie gut oder wie schlecht eine Abwasserreinigungsanlage<br />
(ARA) sämtliche Rückstände<br />
und Schadstoffe aus dem Abwasser zu entfernen<br />
in der Lage ist, lässt sich nicht ausschließlich<br />
durch Inaugenscheinnahme feststellen.<br />
Dafür bedarf es exakter analytischer<br />
Methoden. Benjamin Tan vom National Research<br />
Center for Environmental Toxicology<br />
in Queensland, Australien, und Kollegen<br />
haben anhand realer Abwasser- und Klärschlammproben<br />
untersucht, inwieweit sich<br />
hormonaktive Substanzen, so genannte endokrin<br />
disruptive Chemikalien (EDCs), abbauen<br />
lassen. Ziel der Wissenschaftler war<br />
es, eine Methode zu entwickeln, ausgewählte<br />
EDCs, darunter Steroid-Sexualhormone,<br />
Phthalate, Alkylphenole und Tamoxifen,<br />
schnell und sensitiv nachzuweisen. Erschienen<br />
ist ihr Bericht im Fachmagazin Water<br />
Research (2008 Jan; 42(1-2):404-12).<br />
Zu den EDCs werden verschiedene<br />
Substanzen gerechnet u.a. bestimmte Pestizide<br />
und Chemikalien, polyzyklische aromatische<br />
Kohlenwasserstoffe (PAKs) und<br />
polychlorierte Biphenyle (PCBs). Sie stehen<br />
in dem Verdacht, biologische Funktionen<br />
natürlicher Hormone nachzuahmen beziehungsweise<br />
zu blockieren und Reproduktion,<br />
Wachstum und Entwicklung eines Organismus<br />
zu beeinträchtigen. Während der<br />
negative Einfluss von EDCs in der Fauna<br />
als belegt gilt, mangelt es an gesicherten Erkenntnissen<br />
über die Gefährdung des Menschen.<br />
Dessen ungeachtet postulieren Diskussionen<br />
über Unfruchtbarkeit, Prostata-,<br />
Hoden- und Brustkrebs, verlangsamte intellektuelle<br />
Entwicklung bei Kindern oder verfrühte<br />
Pubertät immer wieder auch den negativen<br />
Einfluss von EDCs, die über Trinkwasser<br />
und Nahrung in den Organismus<br />
gelangen.<br />
Hinweise auf eine eventuelle Gefährdung<br />
sollten genügen, Lebensmittel und Trinkwasser<br />
auf das Vorhandensein entsprechend<br />
eingestufter Substanzen genau zu überprüfen.<br />
Und es ist wichtig zu wissen, wie viele<br />
der verschiedenen EDCs im Wasserkreislauf<br />
bleiben beziehungsweise wie gut Kläranlagen<br />
nicht nur ihre Filterfunktion erfüllen,<br />
sondern auch EDCs abbauen. Was nämlich,<br />
wenn sie sich durch Adsorption an den<br />
Klärschlamm dem biologischen oder chemischen<br />
Abbau entziehen, anreichern und auf<br />
die Felder gelangen?<br />
Klärschlamm im Blick<br />
Zwar existierten zahlreiche analytische<br />
Methoden zur Bestimmung von EDCs<br />
aus wässrigen Matrices wie Abwasser und<br />
Flusswasser, bemerken Tan et al. jedoch seien<br />
bislang nur wenige Methoden veröffentlicht<br />
worden, die zugleich auf den Nachweis<br />
von EDCs aus Klärschlamm eingehen.<br />
Die Wissenschaftler beschlossen, eine<br />
Methode zu ent wickeln, um diese Lücke<br />
zu schließen. Auf Effizienz und Nachweisstärke<br />
bedacht, entschieden sie sich bei<br />
der Vorgehensweise für die StirBarSorptiveExtraction<br />
(SBSE) mit dem <strong>GERSTEL</strong>-<br />
Twister und anschließender Thermodesorptions-GC/MS-Analyse.<br />
Hauptvorteile<br />
dieser Kombination sind laut den Wissenschaftlern<br />
die hohe Empfindlichkeit und<br />
der Nachweis eines breiten Spektrums an<br />
Verbindungen, darunter flüchtige Aromaten,<br />
halogenierte Lösemittel, PAKs, PCBs,<br />
Pestizide, Konservierungsmittel, Geruchsverursacher<br />
und Organozinnverbindungen.<br />
Darüber hinaus lasse sich die SBSE<br />
durch In- situ-Acylierung mit Erfolg für die<br />
Bestimmung von Alkylphenolen und natürlichen<br />
Östrogenen in Flusswasser und biologischen<br />
Proben einsetzen. „Die Methode<br />
hat das Potenzial“, schreiben Tan et al., „die<br />
Extraktions- und Analysezeit im Vergleich<br />
mit der üblichen SPE oder Flüssig-flüssig-<br />
22<br />
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Juni 2008
<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Report<br />
Extraktion erheblich zu reduzieren.“ Darüber<br />
hinaus erfordere diese Methode zum einen<br />
keine organischen, teils toxischen Lösemittel,<br />
zum anderen nur geringe Probemengen<br />
– wenige Gramm Schlamm oder Milliliter<br />
wässriger Lösung genügen, um aussagekräftige<br />
Ergebnisse zu produzieren.<br />
Probenvorbereitung<br />
und Analyse<br />
Tan et al. wählten eine zweigleisige Vorgehensweise.<br />
Zum einen untersuchten sie mit<br />
EDC dotierte Klärschlamme. Sie verwendeten<br />
dafür Standardlösungen unter anderem<br />
von folgenden, zu den EDC gezählten<br />
Verbindungen: Benzylbutylphthalat, Dibutylphthalat,<br />
Diethylphthalat, di-(2-Ethylhexyl)Phthalat,<br />
4-tert-Octylphenol, Nonylphenol,<br />
4-Cumylphenol, Bisphenol A, Östron,<br />
17b-Östradiol, und Tamoxifen. Die<br />
Quantifizierung erfolgte mittels 4-n-Nonylphenol<br />
und 17b-Östradiol-2,4,16,16-<br />
d 4 als interne Standards, „weil sie ähnliche<br />
physikochemische Eigenschaften besitzen<br />
wie die interessierenden Verbindungen und<br />
nicht ohne weiteres in Umweltproben gefunden<br />
werden“, schreiben Tan et al. Und so<br />
gingen die Wissenschaftler bei der Probenvorbereitung<br />
vor: 1 g Klärschlamm wurde<br />
in einem 20 mL-Standard-Vial mit 10 mL<br />
Wasser verdünnt, mit den internen Standards<br />
sowie mit 5 g Natriumkarbonat und<br />
0,5 mL Essigsäureanhydrid als Derivatisierungsreagenz<br />
versetzt. Der Twister wurde<br />
nach Konditionierung in die präparierte<br />
Probenlösung gegeben, die er für die Dauer<br />
von fünf Stunden bei 24 °C und mit 500<br />
U/min durchmischte. Während dieser Zeit<br />
erfolgte die Extraktion der Analyten in den<br />
PDMS-Sorptionsmantel des Twisters. Der<br />
Twister wurde dem Vial entnommen, trockengetupft<br />
und im <strong>GERSTEL</strong>-Thermal-<br />
DesorptionSystem (TDS) ausgeheizt, wodurch<br />
die Analyten desorbierten, im Kalt-<br />
AufgabeSystem (KAS) cryofokussiert und<br />
endlich temperaturprogrammiert auf die<br />
Trennsäule überführt wurden. Die Analyse<br />
erfolgte auf einem Agilent GC 6890 mit<br />
MSD 5973.<br />
„Die SBSE-Methode überzeugt durch<br />
eine akzeptable Wiederfindungsrate und<br />
Reproduzierbarkeit, wobei die meisten relativen<br />
Standardabweichungen für die Zielverbindungen<br />
unter 15 Prozent lagen“, bilanzieren<br />
Tan et al. Deutlich sei geworden,<br />
dass sich die Wiederfindungsrate der EDCs<br />
durch Anhängen einer Acyl-Gruppe (Acylierung)<br />
steigern ließ. Die Reaktion der Acylierung<br />
mit Essigsäureanhydrid funktioniere<br />
gut unter alkalischen Bedingungen; ein<br />
entsprechender basischer pH-Wert (pH ><br />
11) sei mit Natriumkarbonat erreicht worden.<br />
Die Derivatisierung steigere den log<br />
K OW -Wert beziehungsweise verringere die<br />
Polarität der natürlichen Hormone und Alkylphenole<br />
durch Einfügen einer Acylgruppe<br />
in das Molekül. Die Forscher bemerkten,<br />
dass semi-polare Verbindungen wie Östrogene<br />
und Alkylphenole dahin tendierten, an<br />
die aktiven Oberflächen des GC/MS-Systems,<br />
was ihre Detektion beziehungsweise<br />
die Auswertung der Peaks erschwere. Die<br />
Derivatisierung reduziere die Adsorptionsneigung<br />
jedoch und verbessere Trennung<br />
und Detektion der Komponenten, schreiben<br />
Tan und Kollegen.<br />
Trennung einer Mischung ausgewählter EDCc nach SBSE mit dem <strong>GERSTEL</strong>-Twister. Zum Einsatz<br />
kam ein Agilent GC 6890 mit MSD 5973.<br />
Übertragen der Methode<br />
in die Praxis<br />
Um die Tauglichkeit ihrer Methode in der<br />
Praxis zu testen, analysierten Tan et al. ausgewählte<br />
EDCs in Wasser und Feststoffen<br />
aus dem Roheinfluss sowie Schlamm aus<br />
den anaeroben, aeroben und anoxischen<br />
Bereichen des Bioreaktors einer ARA in<br />
Südost-Queensland, Australien. Die Anlage<br />
verfüge laut den Forschern über eine<br />
moderne tertiäre Behandlungseinrichtung,<br />
zu der Einlass-Screening und Grobkornentfernung<br />
gehören, ferner ein alternierender<br />
Bioreaktor, Nach-Nitrierung/<br />
Entnitrierung, Klärung, tertiäre Sandfiltration,<br />
Ozonisierung, biologisch aktivierte<br />
Karbonfiltration und UV-Desinfektion.<br />
Die ARA beziehe ihre Eingänge aus<br />
Siedlungsabwässern und habe eine Kapazität<br />
von einem 5000-Menschen-Äquivalent<br />
oder 1300 m 3 pro Tag. Proben wurden<br />
zu zwei verschiedenen Zeitpunkten genommen<br />
(November 2004, März 2005).<br />
Ergebnis: „Bei den EDCs, die wir in<br />
Feststoffen und Schlamm der Abwasserreinigungsanlage<br />
gefunden haben, handelt es<br />
sich mehrheitlich um Phthalate, Alkylphenole<br />
und Hormone“, resümieren die Wissenschaftler.<br />
Wie zu erwarten, ließen sich<br />
in den Eingangswasser- und Eingangsschlammproben<br />
deutlich höhere Konzentrationen<br />
nachweisen, die infolge der verschiedenen<br />
Behandlungs- und Entfernungsprozesse<br />
in der ARA abnahmen. Die meisten<br />
der EDCs wurden im Vergleich mit der<br />
Schlammphase in höheren Konzentrationen<br />
in der Wasserphase gefunden. Das sei jedoch<br />
nicht überraschend, schreiben Tan et al., da<br />
die meisten der beobachteten Verbindungen<br />
von semipolarer Natur seien. Es zeigte<br />
sich ferner, dass die Mehrzahl der EDCs<br />
während der Schlammaktivierung entfernt<br />
werde. Mit der SBSE (<strong>GERSTEL</strong>-Twister),<br />
In-situ-Derivatisierung und anschließender<br />
Thermodesorptions-GC/MS-Analyse ließen<br />
sich östrogenartige Substanzen in Spuren<br />
sowohl in Wasser als auch in Schlamm<br />
nachweisen. Die Methode, resümieren die<br />
Wissenschaftler, habe vor allem zwei praktische<br />
Vorteile, nämlich kleine Probenvolumina<br />
(10 mL wässrige oder
<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> • Postfach 100626 • 4<strong>54</strong>06 Mülheim an der Ruhr<br />
Deutsche Post AG<br />
Entgelt bezahlt<br />
4<strong>54</strong>73 Mülheim<br />
Das lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe:<br />
Im Internet<br />
Unbedenklichkeit von Getränkedosen<br />
an der Produktionslinie prüfen<br />
In der Verpackung eines Lebens- oder Gebrauchsmittels steckt manchmal<br />
mehr, als dem Hersteller lieb ist – und was ihm nicht nur schlechte<br />
Laune, sondern auch palettenweise kontaminierte Ware bescheren<br />
kann. Gemeint sind flüchtige organische Verbindungen (englisch: „volatile organic compounds“,<br />
kurz: VOC), die bereits in Prozessnähe („at-line“) aufgespürt werden müssen, um<br />
eine Kontamination des Produkts frühzeitig abzuwenden und wirtschaftliche Verluste zu minimieren.<br />
Klingt simpel, ist es aber nicht. Doch ein neuartiger Headspace-Sampler erweist<br />
sich als ideale Lösung mit besonderem Plus.<br />
Die Qualität von Ölen<br />
und Fetten besser bewerten<br />
Die Qualität von lebensmitteltauglichen Ölen, Fetten und<br />
Fettsäure-haltigen Produkten zu bewerten, ist aufwändig,<br />
aber notwendig für die Qualitätskontrolle und den Verbraucherschutz.<br />
Bedacht, die Effizienz der Analyse zu steigern<br />
und das Kosten/Nutzen-Verhältnis zu optimieren, haben <strong>GERSTEL</strong>-Applikationsexperten den<br />
Nachweis geeigneter Qualitätsmarker, namentlich Oxidationsprodukte wie Aldehyde und Ketone,<br />
in ölhaltigen Matrices mittels automatisierter DHS-GC/MS- Methode verbessert.<br />
Aroma-Profiling für Experten<br />
Die Aufgabe definiert die Vorgehensweise: Welches Messinstrument<br />
zum Einsatz kommt, in welcher Weise eine Probe präpariert<br />
wird, hängt nicht zuletzt davon ab, welches Ziel der Anwender verfolgt.<br />
Auf der Suche nach dem Königsweg haben Wissenschaftler<br />
der Hochschule Anhalt untersucht, wie sich Kräuteraromen optimal<br />
bestimmen lassen.<br />
<strong>GERSTEL</strong> online<br />
Hinweise zu Produkten, Terminen,<br />
Veranstaltungen, Downloads sowie weitere<br />
Informationen über das Unternehmen und<br />
seine kundenorientierten Lösungen erhalten<br />
Sie im Internet unter www.gerstel.de<br />
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