Bericht als PDF herunterladen - Kantonales Laboratorium
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In beiden Fällen stellt sich die Frage, in wie weit sich die jeweils angewendeten<br />
Kultivierungsabläufe bzgl. Parallel- und Folgekulturen mit den Anforderungen an die gute<br />
Landwirtschaftliche Praxis vereinen lassen.<br />
Bemerkenswert sind die Rückstände des Insektizids Rotenon in je einer Probe biologisch<br />
produziertem Lollo rot (Spanien) und Eichblatt rot (Frankreich). Diese Befunde decken sich mit<br />
anderen aktuellen Meldungen zu Untersuchungen von Pestizidrückständen in Bio-Salaten.<br />
Rotenon ist im Bioanbau u.a. in der Schweiz im Gemüsebau z.B. zur Bekämpfung von<br />
Blattläusen und Spinnmilben zugelassen. Diese Resultate zeigen, dass der<br />
Schädlingsbefalldruck in diesem Zeitraum auch im Biolandbau sehr gross war.<br />
Rotenon ist ein Furocumarin-Derivat (vgl. Strukturformel) das aus der Wurzel von Barbasco<br />
(Deguelia utilis) oder der Tubawurzel (Derris elliptica), einem in Borneo heimischen<br />
Schmetterlingsblütler, gewonnen wird. Als Frass- und Kontaktgift findet die Substanz<br />
Verwendung <strong>als</strong> Insektizid/Akarizid und ist auch für Fische sehr giftig; für Säugetiere weist sie<br />
geringere Toxizität auf. Im Freien zersetzt sich Rotenon relativ schnell. Bei der Anwendung in<br />
Gemüsekulturen beträgt die Wartefrist eine Woche, bei Obst drei Wochen (gemäss FiBL<br />
Hilfsstoffliste 2008).<br />
Die im Hinblick auf den freien Warenverkehr anstehende EU-Harmonisierung der<br />
Pestizidhöchstwerte dürfte auch in der Schweiz zu einer Abnahme der Beanstandungsquote<br />
resp. Zunahme der Wirkstoffrückstände führen. Es ist zu erwarten, dass mit dem in Kraft treten<br />
der EU-Verordnung bzgl. Höchstgehalten an Pestizidrückständen in Lebensmitteln und<br />
Futtermitteln (EG Nr. 396/2005) und dem autonomen Nachvollzug der Schweiz <strong>als</strong> Nicht-EU-<br />
Mitglied verschiedene Höchstwerte im Vergleich zur aktuellen FIV steigen werden. Bereits mit<br />
der im April 2008 in Kraft getretenen Revision der FIV erfolgten diesbezüglich Anpassungen. So<br />
wurde z.B. der Toleranzwert für Propamocarb-Rückstände in Salat neu auf 15 mg/kg festgelegt<br />
(bisher: 10 mg/kg). Im Bereich der alten Wirkstoffe waren jedoch auch Verschärfungen zu<br />
verzeichnen. So wurde z.B. beim in die Kritik geratenen Procymidon (vgl. Abschnitt<br />
"Toxikologische Aspekte und Beurteilung") der bisherige Toleranzwert vom 5 mg/kg auf 2 mg/kg<br />
gesenkt und neu <strong>als</strong> Grenzwert definiert. Zudem kommt bei Folpet-Rückständen für alle im<br />
Rahmen dieser Kampagne untersuchten Salatarten, mit Ausnahme des Kopfsalats, neu der<br />
Toleranzwert für „übriges Gemüse“ von 0.02 mg/kg zur Anwendung (bisher: 2 mg/kg für<br />
„Salat“).<br />
Toxikologische Aspekte und Beurteilung<br />
Die teilweise überspitzten Schlagzeilen im April dieses Jahres zur angeblichen Giftigkeit von<br />
Salaten haben bei besorgten Konsumenten/innen unnötig die Angst vor einer möglichen<br />
Vergiftung beim Verzehr dieser beliebten Blattgemüsearten geschürt; diese Medienmitteilungen<br />
erfolgten aufgrund der Resultate der anlässlich unserer entsprechenden Kampagne im Vorjahr<br />
nachgewiesenen Pestizidrückstände. Vor diesem Hintergrund wurden alle 15 Salatproben mit<br />
Überschreitungen einer oder mehrerer Höchstkonzentrationen der diesjährigen Kampagne (vgl.<br />
obenstehende Tabellen) zwecks Beurteilung einer allenfalls möglichen gesundheitlichen<br />
Gefährdung einer näheren Betrachtung unterzogen.<br />
Vorab ist zu bemerken, dass Pflanzenbehandlungsmittel wohl zu den toxikologisch am besten<br />
geprüften Chemikalien gehören; die Prüf- und Bewertungsverfahren erfolgen nach international<br />
harmonisierten Richtlinien. In diesen Prozessen werden <strong>als</strong> gesundheitliche Referenzdosen<br />
eine akzeptierbare lebenslängliche tägliche Aufnahmemenge (ADI) und falls notwendig auch<br />
eine akute Referenzdosis (ARfD) abgeleitet. Diese gelten <strong>als</strong> konservativ, da ein grosser<br />
Abstand zu denjenigen Dosen besteht, die im Tierversuch Effekte gezeigt haben. Die ADI und<br />
Jahresbericht 2008 KL BS Seite 41 von 212