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Ausgabe 2/2009 - Ghorfa

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Editorial<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Leser,<br />

mit dem 12. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum,<br />

das wir in bewährter<br />

Weise zusammen mit dem Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertag und<br />

der Generalunion der Arabischen Kammern<br />

für Handel, Industrie und Landwirtschaft<br />

vom 24. bis 26. Juni in Berlin<br />

veranstalten werden, wird sich die<br />

Funktion der <strong>Ghorfa</strong> als Brückenbauerin<br />

erneut fortsetzen.<br />

Der Bundesminister für Wirtschaft und<br />

Technologie, Dr. Karl-Theodor Freiherr<br />

zu Guttenberg, hat dankenswerterweise<br />

die Schirmherrschaft übernommen.<br />

Syrien, das Partnerland des Forums, verkörpert<br />

ganz besonders die Diversifizierungs-<br />

und Privatisierungspolitik, die<br />

die Wirtschaftsreformen der arabischen<br />

Länder kennzeichnet. Mit durchschnittlichen<br />

Wachstumsraten laut IWF von<br />

durchschnittlich 4,75 Prozent von 2005<br />

bis 2008 und sogar 5,2 Prozent im vergangenen<br />

Jahr wird der Erfolg der<br />

Reformpolitik des Levantelandes unterstrichen.<br />

Auch für dieses, von der weltweiten<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise bestimmte<br />

Jahr werden 3,9 Prozent Wirtschaftswachstum<br />

für Syrien prognostiziert.<br />

Es erweist sich, dass die gegenwärtige<br />

beispiellose Weltwirtschaftskrise<br />

von den arabischen Ländern insgesamt<br />

vergleichsweise besser verkraftet wird.<br />

Die Finanzkraft einiger unter ihnen rückt<br />

sie gegenwärtig noch mehr als sonst als<br />

Investoren und strategische Partner in<br />

den Mittelpunkt des Interesses. Das ist<br />

gut so. Aber man sollte sich seiner<br />

Freunde und Partner nicht nur in den<br />

Momenten erinnern, wenn man sie<br />

braucht. Gute Partnerschaften wollen stetig<br />

und langfristig gepflegt werden.<br />

Hierfür wollen wir das Wirtschaftsforum<br />

erneut nutzen.<br />

Wirtschaft, das dürfen wir nicht vergessen,<br />

besteht allerdings nicht nur aus<br />

Märkten für Waren, Dienstleistungen<br />

und Investitionen. Strategische Partnerschaften<br />

dürfen sich nicht nur auf die Erschließung<br />

dieser Märkte beschränken.<br />

Wirtschaft lebt von den Fähigkeiten der<br />

Menschen, die sie gestalten. Eine florierende<br />

Wirtschaft kann nur in einem stabilen<br />

politischen und sozialen Umfeld<br />

gelingen. Dazu ist Bildung ein entscheidender<br />

Schlüssel.<br />

Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />

von <strong>Ghorfa</strong> und iMOVE hat diese<br />

Einschätzung mehr als bestätigt. Nicht<br />

nur die Teilnehmer, die mit ihrer eindrucksvoll<br />

großen Zahl ihr Interesse am<br />

Thema demonstriert haben, waren vom<br />

Verlauf und den Ergebnissen des Forums<br />

geradezu beflügelt. Auch die Pressere-<br />

sonanz, von deutscher und arabischer<br />

Seite, war noch besser als erwartet.<br />

Mit dem Thema Bildung hat die <strong>Ghorfa</strong><br />

ein wichtiges Zukunftsthema besetzt.<br />

Dazu ist mit iMOVE ein strategischer<br />

Partner gewonnen, der die in den arabischen<br />

Ländern gefragte Fachkompetenz<br />

in Aus- und Weiterbildungsfragen mitbringt<br />

– und die <strong>Ghorfa</strong> öffnet einmal<br />

mehr die Türen.<br />

Mit allen guten Wünschen<br />

Ihr<br />

Dr. Thomas Bach<br />

Präsident<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

1


Editorial<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Leser,<br />

mit dem 12. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum,<br />

das wir in bewährter<br />

Weise zusammen mit dem Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertag und<br />

der Generalunion der Arabischen Kammern<br />

für Handel, Industrie und Landwirtschaft<br />

vom 24. bis 26. Juni in Berlin<br />

veranstalten werden, wird sich die<br />

Funktion der <strong>Ghorfa</strong> als Brückenbauerin<br />

erneut fortsetzen.<br />

Der Bundesminister für Wirtschaft und<br />

Technologie, Dr. Karl-Theodor Freiherr<br />

zu Guttenberg, hat dankenswerterweise<br />

die Schirmherrschaft übernommen.<br />

Syrien, das Partnerland des Forums, verkörpert<br />

ganz besonders die Diversifizierungs-<br />

und Privatisierungspolitik, die<br />

die Wirtschaftsreformen der arabischen<br />

Länder kennzeichnet. Mit durchschnittlichen<br />

Wachstumsraten laut IWF von<br />

durchschnittlich 4,75 Prozent von 2005<br />

bis 2008 und sogar 5,2 Prozent im vergangenen<br />

Jahr wird der Erfolg der<br />

Reformpolitik des Levantelandes unterstrichen.<br />

Auch für dieses, von der weltweiten<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise bestimmte<br />

Jahr werden 3,9 Prozent Wirtschaftswachstum<br />

für Syrien prognostiziert.<br />

Es erweist sich, dass die gegenwärtige<br />

beispiellose Weltwirtschaftskrise<br />

von den arabischen Ländern insgesamt<br />

vergleichsweise besser verkraftet wird.<br />

Die Finanzkraft einiger unter ihnen rückt<br />

sie gegenwärtig noch mehr als sonst als<br />

Investoren und strategische Partner in<br />

den Mittelpunkt des Interesses. Das ist<br />

gut so. Aber man sollte sich seiner<br />

Freunde und Partner nicht nur in den<br />

Momenten erinnern, wenn man sie<br />

braucht. Gute Partnerschaften wollen stetig<br />

und langfristig gepflegt werden.<br />

Hierfür wollen wir das Wirtschaftsforum<br />

erneut nutzen.<br />

Wirtschaft, das dürfen wir nicht vergessen,<br />

besteht allerdings nicht nur aus<br />

Märkten für Waren, Dienstleistungen<br />

und Investitionen. Strategische Partnerschaften<br />

dürfen sich nicht nur auf die Erschließung<br />

dieser Märkte beschränken.<br />

Wirtschaft lebt von den Fähigkeiten der<br />

Menschen, die sie gestalten. Eine florierende<br />

Wirtschaft kann nur in einem stabilen<br />

politischen und sozialen Umfeld<br />

gelingen. Dazu ist Bildung ein entscheidender<br />

Schlüssel.<br />

Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />

von <strong>Ghorfa</strong> und iMOVE hat diese<br />

Einschätzung mehr als bestätigt. Nicht<br />

nur die Teilnehmer, die mit ihrer eindrucksvoll<br />

großen Zahl ihr Interesse am<br />

Thema demonstriert haben, waren vom<br />

Verlauf und den Ergebnissen des Forums<br />

geradezu beflügelt. Auch die Pressere-<br />

sonanz, von deutscher und arabischer<br />

Seite, war noch besser als erwartet.<br />

Mit dem Thema Bildung hat die <strong>Ghorfa</strong><br />

ein wichtiges Zukunftsthema besetzt.<br />

Dazu ist mit iMOVE ein strategischer<br />

Partner gewonnen, der die in den arabischen<br />

Ländern gefragte Fachkompetenz<br />

in Aus- und Weiterbildungsfragen mitbringt<br />

– und die <strong>Ghorfa</strong> öffnet einmal<br />

mehr die Türen.<br />

Mit allen guten Wünschen<br />

Ihr<br />

Dr. Thomas Bach<br />

Präsident<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

1


Inhalt<br />

1<br />

Editorial<br />

Dr. Thomas Bach<br />

8<br />

1. Deutsch-Arabisches<br />

Bildungsforum<br />

"Bildung und Wissenschaft sind<br />

die entscheidenden Schlüssel für<br />

Wohlstand und Entwicklung"<br />

3<br />

6<br />

8<br />

Nachrichten<br />

11. Deutsch-Arabisches Tourismusforum<br />

Der Optimismus überwiegt<br />

1. Deutsch-Arabisches Bildungsforum<br />

"Bildung und Wissenschaft sind die entscheidenden<br />

Schlüssel für Wohlstand und Entwicklung"<br />

Expertenbeträge<br />

Deutsch-Arabische<br />

Kooperationen in Bildung<br />

und Forschung<br />

9<br />

12<br />

Dokumentation<br />

Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung,<br />

Prof. Dr. Annette Schavan, anläßlich des 1. Deutsch-<br />

Arabischen Bildungsforums<br />

Expertenbeträge<br />

Dr. Jörn Sonnenburg, Koordinator des Internationalen<br />

Büros beim Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

12<br />

14<br />

Länderreport<br />

Syrien setzt auf Transformation und<br />

wirtschaftliche Diversifizierung<br />

14<br />

Länderreport<br />

Syrien - Partnerland des<br />

12. Deutsch-Arabischen<br />

Wirtschaftsforums<br />

24. bis 26. Juni <strong>2009</strong><br />

20<br />

24<br />

32<br />

33<br />

Interview<br />

S. E. Dr. Abdallah al-Dardari, Stellvertretender<br />

Ministerpräsident für Wirtschaftsangelegenheiten der<br />

Syrischen Arabischen Republik<br />

Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

Impressum<br />

German Technology Research and Technology Transfer<br />

20<br />

Interview<br />

S. E. Dr. Abdallah al-Dardari,<br />

Stellvertretender<br />

Ministerpräsident für<br />

Wirtschaftsangelegenheiten der<br />

Syrischen Arabischen Republik<br />

2<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Nachrichten - Wirtschaft<br />

KURZ KOMMENTIERT<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

Generalsekretär<br />

Partner müssen strategisch<br />

zusammenpassen<br />

Vergleichsweise glimpflich sind<br />

die arabischen Länder durch die<br />

gegenwärtige Finanzkrise gekommen.<br />

Ein Grund dafür ist ihre schariakonforme<br />

Finanzpraxis, die sie<br />

vor der Beteiligung am Suprime-<br />

Geschäft des US-Immobilenmarktes<br />

bewahrt hat. Infolgedessen<br />

kehren Anleger zu herkömmlichen<br />

Methoden der Finanzanlage zurück<br />

und interessieren sich mehr<br />

und mehr für das Islamic Banking.<br />

Hinzu kommt, dass nahezu alle<br />

Unternehmen und Banken in den<br />

arabischen Ländern Familien<br />

gehören und von ihnen geführt<br />

werden. Die persönliche Nähe<br />

zum eingesetzten Kapital lässt sie<br />

daher umsichtiger mit finanziellen<br />

Risiken umgehen.<br />

Ein weiterer Grund für die relativ<br />

geringen Erschütterungen infolge<br />

der Wirtschaftskrise ist die<br />

Kapitalkraft, die zumindest diejenigen<br />

arabischen Länder auszeichnet,<br />

die über hohe Einnahmen<br />

aus dem Erdöl- und -gasgeschäft<br />

verfügen. Auch hier gilt<br />

das konservative Wirtschaftsprinzip,<br />

dass es gut ist, Erspartes für<br />

schlechte Zeiten zurückzulegen.<br />

Aber im Wirtschaftsleben muss<br />

Geld arbeiten, das Ersparte soll<br />

nicht nur zurückgelegt, es muss<br />

angelegt werden. Da scheint es<br />

sich gut zu treffen, dass große<br />

Unternehmen in den Industrieländern<br />

Geld brauchen, weil sie durch<br />

die Finanzkrise in Not geraten<br />

sind. Was liegt da näher, als wohlhabende<br />

Staatsfonds als Retter in<br />

der Not zu sehen. Erfolgreiche<br />

Beispiele von Partnerschaften zwischen<br />

deutschen und arabischen<br />

Unternehmen mögen diesen<br />

Schluss nahe legen, wo sich<br />

Partner gefunden haben, die offenbar<br />

ideal zusammenpassen. Man<br />

denke an die Beteiligungen der<br />

Staatsfonds IPIC und Aabar aus<br />

Abu Dhabi an der MAN Ferrostaal<br />

AG oder der Daimler AG.<br />

Doch es reicht in der wirklichen<br />

Welt der Wirtschaft für eine<br />

Partnerschaft nicht aus, dass ein<br />

finanziell Bedürftiger einen<br />

Freund hat, der gerade finanziell<br />

etwas besser ausgestattet ist. Auch<br />

ein Freund möchte sein Geld gut<br />

und langfristig gewinnbringend<br />

anlegen. Dass ein Unternehmen<br />

für ihn nur deswegen interessant<br />

ist, weil es kostengünstig zu erwerben<br />

ist, genügt nicht. Die Partner<br />

müssen strategisch zusammenpassen,<br />

z. B. hinsichtlich der Zielmärkte<br />

und der Produkte. Um solche<br />

strategischen Partnerschaften<br />

zu ermöglichen, die Brücken zwischen<br />

den passenden Partnern zu<br />

bauen, steht die <strong>Ghorfa</strong> jederzeit<br />

und gern zu Ihrer Verfügung.<br />

Katar<br />

Eine der erfolgreichsten Volkswirtschaften weltweit<br />

Die Erdöl- und vor allem die<br />

Erdgasproduktion machen Katar<br />

zu einer der erfolgreichsten<br />

Volkswirtschaften. Nominal<br />

stieg das Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) 2008 um 44 Prozent. Für<br />

<strong>2009</strong> wird – ein reales - BIP-<br />

Wachstum von über neun Prozent<br />

prognostiziert. Hintergrund<br />

des Wachstums sind die Investitionen,<br />

die durch die Einnahmen<br />

aus den Gas- und Ölfunden<br />

Katar<br />

Großauftrag für Polyethylenfabrik<br />

geht an deutsches Unternehmen<br />

Die Qatar Petrochemical Company<br />

(Qapco) hat einen weiteren<br />

Schritt unternommen, um ihre<br />

Führungsrolle in der petrochemischen<br />

Industrie auszubauen.<br />

Mit der Dortmunder Uhde<br />

GmbH, einer ThyssenKrupp-<br />

Tochter, hat sie den Bau einer<br />

neuen Polyethylenfabrik vereinbart.<br />

Das Projekt wird Teil des<br />

Petrochemiekomplexes von Mesaieed<br />

Industrial City sein. Die<br />

Produktionskapazität der 550<br />

Millionen US-Dollar-Anlage<br />

wird bei 300.000 Tonnen pro<br />

Jahr liegen. Die Fertigstellung<br />

der Fabrik ist für 2011 geplant.<br />

generiert werden. Inoffiziellen<br />

Schätzungen zufolge ist die<br />

Gasproduktion 2008 um 35 bis<br />

40 Prozent gestiegen. Sie hat<br />

mit einem Anteil von 32<br />

Prozent das Erdöl vom ersten<br />

Platz verdrängt.<br />

Das BIP-Wachstum Katars wird<br />

besonders stark durch <strong>Ausgabe</strong>n<br />

der öffentlichen Hand gestützt,<br />

z. B. durch <strong>Ausgabe</strong>n für<br />

Bildung.<br />

Mit dem neuen Projekt wolle<br />

Qapco ihre Schlüsselrolle als<br />

Lieferantin in strategisch wichtige<br />

Märkte des Mittleren Osten<br />

und Asiens festigen, sagte Abdullah<br />

bin Hamad Al Attiyah,<br />

Katars stellvertretender Ministerpräsident<br />

und Minister für<br />

Energie und Industrie, bei der<br />

Vertragsunterzeichnung. Mit der<br />

Uhde GmbH hat die Qapco einen<br />

erfahrenen Partner an ihrer Seite.<br />

Der deutsche Anlagenbauer ist<br />

seit 15 Jahren mit der schlüsselfertigen<br />

Errichtung von Düngemittel-<br />

und Petrochemiefabriken<br />

in dem Golfstaat aktiv<br />

Saudi Arabien<br />

Größter IT-Markt der Golfregion<br />

3,4 Mrd. US-Dollar betrug das<br />

Volumen des saudi-arabischen<br />

IT-Markts 2008. Bis 2013 wird<br />

eine Steigerung auf 5,6 Mrd.<br />

US-Dollar erwartet. Damit bietet<br />

das Königreich den größten<br />

IT-Markt in der Region. Zur<br />

großen privaten Nachfrage unter<br />

der überwiegend jugendlichen<br />

Bevölkerung kommen<br />

die zahlreichen großen Infrastrukturprojekte,<br />

die den Markt<br />

beflügeln. Bis 2013 werden die<br />

Pro-Kopf-<strong>Ausgabe</strong>n für IT-<br />

Aussenhandel<br />

Arabische Länder stützen deutschen Export<br />

Die deutschen Exporte in die<br />

arabischen Länder entwickeln<br />

sich gegen den Trend.<br />

Im ersten Quartal <strong>2009</strong> sind die<br />

Ausfuhren in die arabischen<br />

Länder im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

um 2,9 Prozent<br />

auf 6,3 Mrd. Euro gestiegen, im<br />

Gegensatz zu einem Rückgang<br />

der deutschen Gesamtausfuhren<br />

um 20,9 Prozent. Hauptabnehmer<br />

deutscher Produkte waren<br />

die Vereinigten Arabischen<br />

Emirate mit einem Wert von<br />

über 1,6 Mrd. und eine Zunehme<br />

von (9,9 Prozent). Weitere<br />

Produkte auf 170 US-Dollar<br />

geschätzt. Die PC-Ausstattung<br />

wird dann dreißig Prozent der<br />

Haushalte erreicht haben. Die<br />

Versorgung mit PCs wird von<br />

der Regierung im Rahmen der<br />

Förderung der wissensbasierten<br />

Gesellschaft unterstützt. Auch<br />

die Beratende Versammlung<br />

des Königreichs (Madlis al-<br />

Shoura) stimmte einer Vorlage<br />

zu, nach der bis 2020 die IT-<br />

Industrie zwanzig Prozent zum<br />

BIP beiragen soll.<br />

bemerkenswerte Steigerungen<br />

verzeichnen die Ausfuhren nach<br />

Libyen (knapp 200 Prozent), in<br />

den Irak (38 Prozent), nach<br />

Algerien (28 Prozent), in den<br />

Sudan (23,4 Prozent), in den<br />

Libanon (22,8), in den Jemen<br />

(15,4 Prozent), nach (Ägypten<br />

13,9 Prozent) und nach Jordanien<br />

(9,9 Prozent).<br />

Die deutschen Importe aus den<br />

arabischen Ländern sind im<br />

ersten Quartal <strong>2009</strong> allerdings<br />

um 35,4 Prozent zurückgegangen.<br />

Dies ist dem sinkenden Ölpreis<br />

geschuldet.<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

3


Nachrichten - Wirtschaft<br />

Oman<br />

Offensive im Flughafenbau<br />

Foto: Syrian Pearl Airlines.F<br />

In Erwartung stark steigender<br />

Touristenzahlen wird die<br />

Kapazität des Flughafens von<br />

Salalah von jetzt 300.000 in einer<br />

ersten Ausbaustufe auf zwei<br />

Millionen Passagiere jährlich ausgebaut.<br />

Möglich ist eine weitere<br />

Vergrößerung für vier Millionen<br />

Fluggäste. Ausgebaut werden soll<br />

auch der Flughafen von Duqm.<br />

Gegenwärtig laufen Ausschreibungen<br />

über ein 200 Mio. US-<br />

Dollar Projekt. Weitere Flughäfen<br />

sollen in Haima und Shaleem,<br />

jeweils im Süden des Sultanats<br />

gelegen, entstehen bzw. erweitert<br />

werden sowie in Ras al Hadd und<br />

in Sohar. Für dessen Passagierterminal<br />

wird eine Ausschreibung<br />

über 300 Mio. US-Dollar erwartet.<br />

Größtes Projekt ist allerdings<br />

Muscat International Airport. Der<br />

Bau eines neuen Terminals wird<br />

auf zwölf Millionen Passagiere<br />

und 32 Fluggastbrücken ausgelegt.<br />

Verbunden mit dem bisherigen<br />

Flughafen durch ein U-<br />

Bahnsystem, prognostiziert man<br />

insgesamt 48 Millionen Fluggäste<br />

bis 2050. Schon bisher war das<br />

Wachstum viel versprechend:<br />

2008 stieg die Passagierzahl in<br />

Maskat gegenüber dem Vorjahr<br />

um 18 Prozent auf 4,5 Millionen.<br />

Syrien<br />

Neue Fluggesellschaft nimmt Betrieb auf<br />

Libanon<br />

Bausektor wächst kontinuierlich<br />

Ihr erstes Flugzeug, einen gemieteten<br />

96-Sitzer der British<br />

Aerospace, übernahm die neue<br />

syrische Fluggesellschaft Syrian<br />

Pearl Airlines. Die Gesellschaft<br />

wird das Angebot der Syrian<br />

Arab Airlines ergänzen, indem<br />

sie Flughäfen ansteuert, die<br />

Syrian Arab Airlines nicht be-<br />

GCC<br />

Währungsunion kommt<br />

Die lang erwartete Währungsunion<br />

der Staaten des Golfkooperationsrates<br />

nimmt konkrete<br />

Formen an. Am 7. Juni unterzeichneten<br />

Saudi-Arabien, Kuwait,<br />

Bahrain und Katar in Riyadh<br />

einen Vertrag zur Gründung des<br />

GCC-Währungsrates, der noch in<br />

diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen<br />

und den Weg für eine regio-<br />

dient. Zunächst konzentriert sich<br />

Pearl auf Inlandsflüge und wird<br />

auch später ausländische Destinationen<br />

in ihr Routenprogramm<br />

aufnehmen. Syrian Pearl ist ein<br />

Joint Venture der staatlichen<br />

Syrian Arab Airlines, der Cham<br />

Holding und von Aqeela aus<br />

Kuwait.<br />

nale Zentralbank ebnen soll. Der<br />

GCC-Währungsrat, so verlautet<br />

aus GCC-Kreisen, wird den Übergang<br />

zur GCC-Währungsunion<br />

vorbereiten, die 2013 Realität<br />

werden soll. Man hofft, dass die<br />

beiden übrigen GCC-Mitglieder<br />

Oman und Vereinigte Arabische<br />

Emirate dem Währungsrat noch<br />

beitreten werden.<br />

In einer Zeit, in der weltweit reihenweise<br />

Großprojekte gestoppt<br />

werden, wächst die libanesische<br />

Baubranche unaufhaltbar weiter.<br />

Vor allem die starke Nachfrage<br />

nach Wohn- und Geschäftsgebäuden<br />

heizt die Gesamtindustrie<br />

des Landes an. Obwohl der IWF<br />

mit drei bis vier Prozent dem<br />

Libanon eine relativ geringe<br />

Wachstumsrate für <strong>2009</strong> im Vergleich<br />

zum Vorjahr vorhergesagt<br />

hat (2008: 7,38 Prozent), ist dieses<br />

Wachstum immer noch höher<br />

als in manchen anderen Ländern<br />

der Region. Durch die relative<br />

Autonomie des virtuellen libanesischen<br />

Finanzsystems ist das<br />

Levanteland kaum durch die<br />

Weltwirtschaftskrise tangiert und<br />

bleibt deswegen sehr liquide. Die<br />

Realwirtschaft erweist sich darüber<br />

hinaus als erneut sehr flexibel,<br />

wie der IWF in seinem neue-<br />

sten Libanon-Bericht feststellt.<br />

Allein im Januar und Februar<br />

erteilte die Baubehörde Baugenehmigungen<br />

für beinahe 1,3<br />

Millionen qm, das bedeutet einen<br />

Zuwachs von 1,7 Prozent im<br />

Vergleich zu 2007. Dieser Anstieg<br />

ist in einem Zeitraum zu<br />

verzeichnen, in dem in der gesamten<br />

Restregion die Bautätigkeit<br />

zurückging, stellte die<br />

Bank Audi in ihrem jüngsten Bericht<br />

vor. Beobachter sehen die<br />

Begründung hierfür vor allem in<br />

der steigenden Nachfrage durch<br />

im Ausland lebende Libanesen.<br />

Doch auch der Bedarf der sich im<br />

Land ergibt, sei immens.<br />

Marokko<br />

Starkes Wirtschaftswachstum erwartet<br />

Für <strong>2009</strong> erwartet Marokko ein<br />

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />

zwischen 5,8 und 6,7 Prozent,<br />

wie Wirtschafts- und Finanzminister<br />

Salaheddine Mezouar in<br />

einer Fernsehansprache sagte.<br />

Motor des Aufschwungs sind die<br />

Landwirtschaft und Investitionen<br />

aus den Golfstaaten. Mit dem<br />

"Plan Vert" soll die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der volkswirtschaftlich<br />

bedeutenden Landwirtschaft gestärkt<br />

werden. Zur Strategie des<br />

auf fünf Jahre angelegten und mit<br />

1,8 Mrd. Euro budgetierten "Plan<br />

Vert" gehören höhere Investitionen<br />

sowie die Verbesserung des<br />

Managements und der Ausbildung.<br />

Zu den herausragenden Engagements<br />

arabischen Golfstaaten<br />

gehören zwei Infrastrukturprojekte.<br />

Zum einen investiert die<br />

Abu Dhabi National Energy<br />

Company (TAQA) in den nächsten<br />

vier Jahren 1,9 Mrd. Euro in<br />

drei Elektrizitätswerke im Maghreb.<br />

37,8 Mio. Euro wird Air<br />

Arabia, der größte Low Cost<br />

Carrier im Mittleren Osten, in<br />

Marokkos Regional Airlines investieren.<br />

Drehkreuz, vor allem<br />

in Richtung Europa, der zukünftigen<br />

Air Arabia Maroc wird<br />

Casablanca sein.<br />

4<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Nachrichten - Personalien<br />

Dubai<br />

Tourismus wächst <strong>2009</strong> weiter<br />

Trotz des weltweiten Wirtschaftsabschwungs<br />

verzeichnet der<br />

Tourismus in Dubai auch <strong>2009</strong><br />

Zuwächse.<br />

Im ersten Quartal <strong>2009</strong> konnte<br />

man 1,995 Mio. Hotelgäste begrüßen,<br />

verglichen mit 1,891 Mio.<br />

im gleichen Vorjahreszeitraum.<br />

Deutschland hat sich unter den<br />

europäischen Quellmärkten mit<br />

85.094 Hotelgästen nach Großbritannien<br />

auf dem zweiten Platz<br />

etabliert, ein Plus von zwei Prozent<br />

nach 83.780 im ersten<br />

Quartal 2008.<br />

Im gesamten vergangenen Jahr<br />

wuchs die Zahl der Hotelgäste in<br />

Dubai auf 7,5 Mio., 8,3 Prozent<br />

mehr als 2007, und die der Hotelübernachtungen<br />

um 9,2 Prozent<br />

auf fast 22,42 Mio. Deutsche<br />

Reisende stellten im weltweiten<br />

Vergleich das sechstgrößte Kontingent,<br />

nach Gästen aus Großbritannien,<br />

Iran, Indien, USA und<br />

Saudi-Arabien.<br />

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

der Touristen nahm<br />

2008 von 2,95 auf 2,98 Nächte<br />

geringfügig zu.<br />

Mittlerer Osten<br />

Hoffnungsträger der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung<br />

Nach einer Umfrage unter Führungskräften<br />

der Wirtschaft sagten<br />

76% der Befragten, dass der<br />

Mittlere Osten die Welt aus der<br />

gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />

Talsohle herausführen werde.<br />

Fast zwei Drittel schätzten die<br />

langfristigen Aussichten ihres<br />

Unternehmens im Mittleren Ost<br />

als "sehr optimistisch" ein, ein<br />

Drittel hielt sie für "optimistisch".<br />

Der Mittlere Osten wird als<br />

große Chance begriffen, da die<br />

Region über die Hälfte der<br />

bekannten Ölreserven verfügt<br />

und die Einnahmen hieraus zu<br />

hohen Konsumausgaben und<br />

Investitionen sowie zur Diversifizierung<br />

der Volkswirtschaften<br />

führen, vor allem im Finanzwesen,<br />

dem Tourismus, dem<br />

Transport und der Industrieproduktion.<br />

Die meisten Befragten<br />

sagten einen starken Anstieg<br />

der Exporte in die VAE voraus.<br />

Foto: M. El-Sauaf Foto: Privat<br />

Personalien<br />

Neue Botschafter in Algier und Beirut<br />

Zwei neue Botschafter der Bundesrepublik<br />

Deutschland überreichten<br />

im März ihre Beglaubigungsschreiben<br />

an die Präsidenten<br />

ihrer Empfangsstaaten.<br />

Brigitte Maria Siefker-Eberle ist<br />

seit 12. März neue Botschafterin<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

in der Libanesischen Republik. Sie<br />

studierte, u. a. in Ankara und<br />

Beirut, arabische und türkische<br />

Sprache sowie Geschichte des<br />

Nahen Ostens und Rechtswissenschaften.<br />

1982 trat sie in den Auswärtigen<br />

Dienst ein. Ihr erster<br />

Auslandsposten führte sie 1984 bis<br />

1986 nach Damaskus. Es folgten<br />

Versetzungen an die Botschaft in<br />

Islamabad (1988 bis 1989), an die<br />

Ständige Vertretung bei der NATO<br />

in Brüssel (1993 bis 1996) sowie,<br />

von 2005 bis 2008, an die Ständige<br />

Vertretung der Internationalen Organisationen<br />

in Genf.<br />

Taleb Rifai zukünftiger UNWTO-Generalsekretär<br />

Den Gästen des Deutsch-arabischen<br />

Tourismusforums ist er<br />

wohl bekannt – Taleb Rifai. Im<br />

Mai <strong>2009</strong> wurde er mit einer 2/3-<br />

Mehrheit zum neuen Generalsekretär<br />

der United Nations World<br />

Tourism Organisation (UNWTO)<br />

gewählt. Seine vierjährige<br />

Amtszeit beginnt 2010. Sowohl<br />

im Tourismus als auch in der<br />

Arbeit internationaler Organisationen<br />

ist der Jordanier erfahren.<br />

Vor seiner jetzigen Wahl<br />

Dr. Matei Ion Hoffmann vertritt<br />

seit 17. März die Bundesrepublik<br />

Deutschland als neuer Botschafter<br />

in der Demokratischen Volksrepublik<br />

Algerien. Der 57-jährige<br />

Volljurist begann 1980 seine Laufbahn<br />

im Auswärtigen Amt. Erste<br />

Auslandsposten führten ihn an die<br />

deutschen Botschaften in Washington<br />

und Paris sowie an das<br />

Generalkonsulat in Porto Alegre<br />

(Brasilien). 1994 bis 1996 leitete<br />

Dr. Hoffmann das Kanzlerbüro im<br />

Bundeskanzleramt. Anschliessend<br />

fungierte er als Gesandter und<br />

Geschäftsträger ad interim an der<br />

deutschen Botschaft in Rom und<br />

danach als Stellvertreter des Hohen<br />

Repräsentanten der EU in Sarajewo.<br />

Weitere Posten: Deutscher<br />

Botschafter in Kolumbien (2002<br />

bis 2005) und, seit 2005 bis zu sei-<br />

war er (seit 2006) stellvertretender<br />

UNWTO-Generalsekretär<br />

und ist zurzeit Generalsekretär a.<br />

i. Bevor er zur UNWTO wechselte,<br />

bekleidete er (von 2003 bis<br />

2006) das Amt des Regionaldirektor<br />

und des Assistenten des<br />

Generaldirektors der International<br />

Labour Organisation. Mit<br />

der Arbeit der World Tourism<br />

Organisation war Herr Rifai (60)<br />

bereits zuvor vertraut geworden.<br />

Als jordanischer Minister für<br />

ner Versetzung nach Algier, Leiter<br />

der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik<br />

Deutschland bei der<br />

OECD in Paris.<br />

Tourismus und Altertümer wirkte<br />

er gleichzeitig als Vorsitzender<br />

des UNWTO-Exekutivrates.<br />

In verschiedenen jordanischen<br />

Kabinetten war der in Kairo und<br />

den USA ausgebildete Architekt,<br />

Stadt- und Regionalplaner auch<br />

verantwortlich für die Ressorts<br />

Information und für Planung und<br />

Internationale Zusammenarbeit.<br />

Foto: Privat<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

5


Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

DER OPTIMISMUS ÜBERWIEGT<br />

11. Deutsch-Arabisches Tourismusforum - Partnerland Jordanien<br />

Trotz Skepsis, die angesichts der<br />

Weltwirtschaftskrise auch den<br />

Tourismus erfasst hat, überwog<br />

doch der Optimismus, dass der<br />

Tourismus in den arabischen Ländern<br />

weiterhin eine positive Entwicklung<br />

nehmen werde. Über<br />

300 Teilnehmer informierten sich<br />

beim 11. Deutsch-Arabischen<br />

Tourismusforum über Tendenzen<br />

und Perspektiven des Tourismus<br />

in den arabischen Ländern im Allgemeinen<br />

und im Schwerpunktland<br />

Jordanien im Besonderen.<br />

Wie immer fand das Forum im<br />

Rahmen der weltgrößten Tourismusmesse,<br />

der ITB, am 11.<br />

März in Berlin statt.<br />

Die optimistische Einschätzung<br />

der Tourismusentwicklung wurde<br />

von allen Rednern geteilt. In den<br />

arabischen Ländern bleibe er, so<br />

Erster <strong>Ghorfa</strong>-Vizepräsident Sulaiman<br />

Saoud Al-Sayyari, neben<br />

der Erdöl- und der petrochemischen<br />

Industrie einer der wesentlichen<br />

Wirtschaftsfaktoren. Die<br />

Bedeutung der arabischen Länder<br />

als Tourismusdestination fand der<br />

Geschäftsführer der Messe Berlin<br />

GmbH, Raimund Hosch, durch<br />

727 Aussteller aus dieser Region<br />

auf der ITB und die regelmäßig<br />

steigende Teilnehmerzahl beim<br />

Deutsch-Arabischen Tourismusforum<br />

bestätigt.<br />

Taleb Rifai, amtierender Generalsekretär<br />

der United Nations<br />

World Tourism Organization<br />

(UNWTO), sagte: "Wir müssen<br />

vermitteln, dass der Tourismus<br />

Arbeitsplätze schafft und zum<br />

Frieden beiträgt." Der Tourismus<br />

liefere wichtige Impulse für andere<br />

Wirtschaftszweige. Auch der<br />

Tourismusbeauftragte der Bundesregierung,<br />

Ernst Hinsken, bestätigte<br />

die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors<br />

Tourismus für die<br />

arabischen Länder: "2007 empfingen<br />

die arabischen Länder 63<br />

Millionen Besucher, 2000 waren<br />

es erst 34,6 Millionen – eine Steigerung<br />

um mehr als 80 Prozent."<br />

Die Hauptrednerin, die Ministerin<br />

für Tourismus und Altertümer des<br />

Haschemitischen Königreichs<br />

Jordanien, I. E. Maha Khatib, präsentierte<br />

zahlreiche Fakten zum<br />

Tourismus in ihrem Land, der<br />

2008 mit 14,4 Prozent (nach 14,0<br />

Prozent im Vorjahr) in erheblichem<br />

Maß zum BIP beigetragen<br />

habe. Für den Zeitraum von 1996<br />

bis 2008 haben sich die Investitionen<br />

in der Fremdenverkehrsbranche<br />

Jordaniens auf<br />

2.700 Millionen Jordanische<br />

Dinar (JD; 1 JD = ca. 1,3 Euro)<br />

akkumuliert. Auf über sieben<br />

Millionen sei die Zahl der<br />

Touristenankünfte 2008 gestiegen,<br />

was eine Zunahme von 8,8<br />

Prozent gegenüber dem Vorjahr<br />

bedeute.<br />

Potenziale und Perspektiven des<br />

Tourismus in Jordanien waren<br />

Thema des ersten Podiums, moderiert<br />

von <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi.<br />

Die Vertreter deutscher Reiseveranstalter<br />

lobten übereinstimmend<br />

den hohen Entwicklungsstand<br />

und die Potenziale des<br />

Tourismus in Jordanien. Die insgesamt<br />

attraktiven Rahmenbedingungen,<br />

die gute Infrastruktur<br />

und Flugverbindungen sowie das<br />

professionelle Tourismusmarketing<br />

gehören zu den ganz besonderen<br />

Pluspunkten des beliebten<br />

Reiseziels in Nahost.<br />

Dass der Tourismus auch für viele<br />

seiner Landsleute eine berufliche<br />

Zukunft bedeute, hob Jordaniens<br />

Botschafter, S. E. Issa<br />

Ayyoub, er unterstützte Ministerin<br />

Khatib darin, dass Jordanien<br />

auf Qualitätstourismus setze.<br />

Über Trends, Herausforderungen<br />

und Chancen des Tourismus in<br />

den arabischen Ländern ging es<br />

im zweiten Podium, geleitet von<br />

Staatssekretär a. D. Prof. Dr. Johann<br />

Hellwege. An der Diskussion<br />

nahmen der Präsident der<br />

Tourismus- und Ausstellungsverwaltung<br />

Katars, Ahmed Abdullah<br />

Al Nuaimi, I. E. Khouloud Daibes<br />

Abu Dayyeh, Tourismusministerien<br />

der Palästinensischen Autonomieverwaltung,<br />

und Ali<br />

Maghoub Attaelmanan, Unterstaatssekretär<br />

im sudanesischen<br />

Ministerium für Tourismus und<br />

Natur, teil.<br />

Fazit: Trotz gegenwärtiger, durch<br />

die Finanzkrise hervorgerufener<br />

Zurückhaltung bei den Reisenden<br />

sehen die arabischen Länder optimistisch<br />

in die Zukunft. Sie denken<br />

langfristig und bauen auf die<br />

Vorteile, die der Tourismus für<br />

Infrastruktur und Volkswirtschaft<br />

ihrer Länder bietet. Zu bedenken<br />

bleiben aber Umweltschutz und<br />

Klimawandel. Eine nachhaltige<br />

Entwicklung des Tourismus ist<br />

also gefordert.<br />

I. E. Maha Khatib, Jordaniens Ministerin für Tourismus und Altertümer<br />

Fotos: M. El-Sauaf<br />

6<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


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2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ 7


Bildungforum<br />

"BILDUNG UND WISSENSCHAFT<br />

SIND DIE ENTSCHEIDENDEN<br />

SCHLÜSSEL FÜR WOHLSTAND<br />

UND ENTWICKLUNG"<br />

Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />

erweist sich als voller Erfolg<br />

"iMOVE und <strong>Ghorfa</strong> greifen auf,<br />

was in der Luft liegt", stellte die<br />

Bundesministerin für Bildung und<br />

Forschung, Prof. Dr. Annette<br />

Schavan, in ihrer Keynote Speech<br />

fest, die sie während des 1.<br />

Deutsch-Arabischen Bildungsforums<br />

in Berlin hielt. Sowohl aus<br />

der Zahl der Teilnehmer (es<br />

waren ca. 300) als auch aus den<br />

Reden und Diskussionen konnte<br />

man entnehmen, was die Ministerin<br />

meinte: das Thema Bildung<br />

ist ein wichtiger Bestandteil für<br />

Gegenwart und Zukunft der<br />

deutsch-arabischen Beziehungen.<br />

"Bislang hatten im deutsch-arabischen<br />

Dialog Fragen der<br />

Sicherheits- und Wirtschaftspolitik<br />

Priorität. Nun rücken Bildung<br />

und Wissenschaft in den Vordergrund.<br />

Sie sind eine wichtige Säule<br />

unserer bilateralen Beziehungen.<br />

Und sie sind die entscheidenden<br />

Schlüssel für Wohlstand und<br />

Entwicklung", sagte die Ministerin<br />

weiter. (Der Wortlaut ihrer<br />

Rede ist im Anschluss an diesen<br />

Beitrag abgedruckt.)<br />

iMOVE, eine Initiative vom<br />

Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung zur Internationalisierung<br />

deutscher Aus- und<br />

Weiterbildungsdienstleistungen,<br />

und die <strong>Ghorfa</strong> setzten mit dem<br />

Forum ihre strategische Zusammenarbeit<br />

erfolgreich fort, die bei<br />

der Konferenz "Building a German<br />

Arab Partnership in Skills<br />

Development" Anfang Dezember<br />

2008 in Amman begonnen hatte.<br />

Über die Hälfte der Bevölkerung<br />

in den arabischen Ländern sei<br />

unter 16 Jahre. Gleichzeitig<br />

boome die Wirtschaft dieser<br />

Region. Damit dies auch in<br />

Zukunft so bleibe, haben die arabischen<br />

Staaten die Bedeutung<br />

des Bildungssektors erkannt und<br />

investieren intensiv in diesen<br />

Bereich, so <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr.<br />

Thomas Bach. Qualifizierte Fachkräfte<br />

seien, wie Dr. Bach weiter<br />

ausführte, eine wesentliche Voraussetzung<br />

für den Erfolg des<br />

wirtschaftlichen<br />

Diversifizierungsprozesses in den<br />

arabischen Ländern. Deren Ausbildung<br />

räume man daher hohe<br />

Priorität ein.<br />

Volker Rieke, Generaldirektor für<br />

europäische und internationale<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach<br />

Zusammenarbeit im Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung,<br />

war sich mit Dr. Thomas<br />

Bach über den Zusammenhang<br />

zwischen Bildung und Wohlstand<br />

einig. Bildung sei der Schlüssel<br />

für soziale Stabilität.<br />

Am Beispiel seines Landes schilderte<br />

der Botschafter des<br />

Königreichs Saudi-Arabien, S. E.<br />

Prof. Dr. med. Ossama Abdulmajed<br />

Ali Shobokshi, die Bildungsinitiativen<br />

der arabischen<br />

Länder. 70 Prozent der Bevölkerung<br />

sei jünger als 25 Jahre, in<br />

den letzten vierzig Jahren habe<br />

das Land vierzehn Prozent seines<br />

Etats für Bildung investiert.<br />

Für deutsche Anbieter von<br />

Bildungsdienstleistungen böten<br />

sich in den arabischen Ländern<br />

gute Chancen, denn das deutsche<br />

Bildungssystem genieße sowohl<br />

im akademischen Bereich als<br />

auch ganz besonders in der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

einen ausgezeichneten Ruf. Für<br />

siebzig Millionen junge Menschen<br />

werde Bildung benötigt.<br />

Hier gilt es, ein beträchtliches Potenzial<br />

zu nutzen, wie iMOVE-<br />

Leiterin Sabine Gummersbach-<br />

Majoroh in ihrem Eingangsstatement<br />

konstatierte.<br />

Fotos: Peter Himsel for iMOVE und M. El-Sauaf<br />

iMOVE-Leiterin Sabine Gummersbach-Majoroh<br />

Saudi-Arabien Botschafter, S. E. Prof. Dr. med. Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi<br />

8<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Dokumentation<br />

DOKUMENTATION<br />

Wir dokumentieren im Wortlaut die Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof.<br />

Dr. Annette Schavan, anlässlich des 1. Deutsch-Arabischen Bildungsforums von iMOVE und der<br />

<strong>Ghorfa</strong> Arab German Chamber of Commerce and Industry am 7. Mai in Berlin:<br />

sie sind die entscheidenden Schlüssel<br />

für Wohlstand und Entwicklung.<br />

Die Modernität eines<br />

Staates zeigt sich in der Qualität<br />

seines Bildungswesens. Sie zeigt<br />

sich darin, ob alle jungen Menschen<br />

in einem Land die Chance<br />

auf eine erfolgreiche Bildungsbiografie<br />

haben. "Der neue Name<br />

für Entwicklung heißt Frieden" –<br />

dieser Satz verdeutlicht, worum es<br />

gerade in Fragen der Bildung geht.<br />

Innovation und Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Bildungs- und Wissenschaftssysteme,<br />

Beschäftigungsrelevanz<br />

der Ausbildung, Sicherung<br />

des Fachkräftebedarfs – das sind<br />

die Bereiche, die über die Zukunftsfähigkeit<br />

unserer Länder entscheiden.<br />

Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Annette Schavan<br />

Zum ersten Mal findet in diesen<br />

Tagen ein deutsch-arabisches Forum<br />

zu Bildung und Ausbildung<br />

statt. Das ist Ausdruck einer gewachsenen<br />

vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />

zwischen Deutschland<br />

und den Ländern des arabischen<br />

Raums. Mit diesem Forum<br />

haben wir eine neue Plattform<br />

geschaffen für Austausch, Begegnung<br />

und Kooperation zwischen<br />

unseren Ländern.<br />

iMOVE und <strong>Ghorfa</strong> haben diese<br />

Initiative ergriffen und ermöglichen<br />

damit Diskussion und Begegnung<br />

von deutschen und arabischen<br />

Experten im Bildungs- und<br />

Ausbildungsbereich. Auftakt dieser<br />

neuen strategischen Partnerschaft<br />

war die gemeinsame Konferenz<br />

"Building a German-Arab<br />

Partnership in Skills Development"<br />

im Dezember vergangenen Jahres<br />

in Amman. Deutsche Anbieter von<br />

beruflicher Aus- und Weiterbildung<br />

haben dort ihre Programme<br />

Interessenten aus der gesamten<br />

Region vorgestellt.<br />

Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />

ist nun ein weiterer<br />

Schritt. Firmen und Institutionen<br />

aus dem Hochschulbereich, aus der<br />

beruflichen Ausbildung und dem<br />

Weiterbildungssektor können sich<br />

hier informieren über Kooperationsmöglichkeiten<br />

mit den arabischen<br />

Ländern. Hier entsteht eine<br />

Plattform für Kontakte mit jenen<br />

Menschen, die in ihren Ländern<br />

Verantwortung für Bildung und<br />

Ausbildung tragen.<br />

Bislang hatten im deutsch-arabischen<br />

Dialog Fragen der Sicherheits-<br />

und Wirtschaftspolitik Priorität.<br />

Nun rücken Bildung und<br />

Wissenschaft in den Vordergrund.<br />

Sie sind eine wichtige Säule unserer<br />

bilateralen Beziehungen. Und<br />

Der internationale Dialog über<br />

Bildung und Wissenschaft hat immer<br />

auch eine kulturelle Komponente.<br />

Er umfasst den Austausch<br />

über historische Erfahrungen, über<br />

Werte und gesellschaftliche Entwicklungen<br />

in unseren Ländern.<br />

Dieser Austausch und die persönliche<br />

Begegnung von Menschen vertiefen<br />

das Verständnis und schaffen<br />

Vertrauen. Bildung ist eine vertrauensbildende<br />

Maßnahme. Nutzen<br />

wir diese Chance. Lassen Sie<br />

uns gemeinsam an stabilen und<br />

verlässlichen Beziehungen in Bildung<br />

und Wissenschaft arbeiten, an<br />

einem Netzwerk der Bildungsexperten<br />

weltweit.<br />

Die historischen Erfahrungen zwischen<br />

Deutschland und dem arabischen<br />

Raum sind vielfältig und<br />

waren bestimmt von einem intensiven<br />

Austausch. Es gibt eine lange<br />

Tradition einer engen Verbindung<br />

beider Kulturen.<br />

Das reflektiert z. B. die europäische<br />

Literatur des Mittelalters.<br />

Wolfram von Eschenbach, einer<br />

der bedeutendsten Autoren des<br />

deutschen Mittelalters, lässt in sei-<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

9


Dokumentation<br />

nem Epos "Parzival" den Vater des<br />

Helden als treuen Lehnsmann des<br />

Kalifen in Bagdad sterben. Sein<br />

Roman "Willehalm" beschreibt die<br />

Liebe zwischen einem christlichen<br />

Ritter und einer muslimischen<br />

Prinzessin. Auch in der Ringparabel<br />

aus Lessings "Nathan der<br />

Weise" steht die Begegnung der<br />

Kulturen und Religionen im Mittelpunkt<br />

– eine Begegnung, die von<br />

wechselseitigem Respekt und<br />

Toleranz getragen ist.<br />

Viele Impulse für die Entwicklung<br />

der Wissenschaften in Europa<br />

kamen aus dem arabischen<br />

Raum: Ich nenne nur die mathematischen<br />

Konzepte und das profunde<br />

medizinische Wissen. Der<br />

Austausch zwischen Orient und<br />

Okzident erstreckte sich immer<br />

auch auf den Handel.<br />

Dieser Austausch war nie einseitig.<br />

So listen die Nachlassverzeichnisse<br />

wohlhabender Persönlichkeiten<br />

aus der arabischen Welt<br />

Gegenstände auf, die Importprodukte<br />

aus dem Westen waren:<br />

Europäisches Mobiliar gehört<br />

ebenso dazu wie Uhren und<br />

Schmuck. Weihrauch aus Oman,<br />

jemenitischer Mokka, Brokat und<br />

Damast aus Damaszener Werkstätten<br />

wurden wiederum im Westen<br />

sehr geschätzt.<br />

Die Europäer verdanken der arabisch-muslimischen<br />

Welt viel. Sie<br />

hat einen wichtigen zivilisatorischen<br />

Beitrag zu unserer kulturellen<br />

und wissenschaftlichen Entwicklung<br />

geleistet.<br />

Die moderne arabische Wissensgesellschaft<br />

kann an wichtige<br />

Traditionen und bedeutsame<br />

historische Wurzeln anknüpfen.<br />

Ihre Zukunft hängt jetzt davon ab,<br />

wie es gelingt, die Fähigkeiten<br />

und Begabungen der jungen<br />

Generation zu fördern und Teilhabe<br />

an gesellschaftlicher Gestaltung<br />

zu ermöglichen.<br />

In der ganzen Welt spüren die<br />

Menschen heute die Auswirkungen<br />

der Finanzkrise, die sich sehr<br />

schnell auf die reale Wirtschaft<br />

durchgeschlagen hat. Jeder Kontinent<br />

ist erfasst. In vielen<br />

Ländern besteht die Gefahr, dass<br />

wir auf dem Weg der Bekämpfung<br />

von Armut und Hunger und<br />

bei den Millenniumszielen zurückgeworfen<br />

werden.<br />

Islamische Banken sind aufgrund<br />

ihrer Geschäftspolitik nicht so<br />

stark betroffen wie andere. Aber<br />

die Krise trifft durch den sinkenden<br />

Ölpreis und einen schwächelnden<br />

Immobilienmarkt auch<br />

die arabische Welt.<br />

Das weltweite Finanzsystem ist in<br />

massive Turbulenzen geraten, weil<br />

nicht Nachhaltigkeit oberste Priorität<br />

des Wirtschaftshandelns war.<br />

Nicht nachhaltiges Wirtschaften<br />

war tonangebend, sondern die<br />

kurzfristige Maximierung von<br />

Rendite. Wir alle erleben jetzt das<br />

Ergebnis von Freiheit ohne Verantwortung.<br />

Freiheit als Wert bleibt<br />

nur dann glaubwürdig, wenn wir<br />

sie messen an unserer Fähigkeit,<br />

Chancen zu teilen.<br />

Dafür müssen wir unseren Blick<br />

auf die Welt verändern, in dem<br />

Sinne, wie es der Astronaut Sultan<br />

Ben Salman Al Saud aus Saudi-<br />

Arabien nach seinem Raumflug<br />

1984 beschreibt: "Am ersten Tag<br />

deutete jeder auf sein Land. Am<br />

dritten oder vierten Tag zeigte<br />

jeder auf seinen Kontinent. Ab<br />

dem fünften Tag achteten wir auch<br />

nicht mehr auf die Kontinente. Wir<br />

sahen nur noch die Erde als den<br />

einen, ganzen Planeten."<br />

II.<br />

Wir müssen gemeinsam lernen,<br />

unser Handeln nicht mehr an<br />

kurzfristigen Zielen auszurichten.<br />

Nicht der kurzfristige Gewinn,<br />

sondern der nachhaltige Wohlstand,<br />

die langfristige Verfügbarkeit<br />

von Ressourcen sowie Bedingungen,<br />

die weltweit eine soziale<br />

Teilhabe möglichst vieler<br />

Menschen ermöglichen, müssen<br />

Leitbilder sein.<br />

Wertschöpfung und Wohlstand<br />

brauchen auf Dauer eine reale und<br />

handfeste Basis. Diese Basis<br />

schaffen Bildung, Forschung und<br />

Innovation.<br />

Unsere Antwort auf die Krise heißt<br />

Bildung. Wir müssen jetzt in Bildung,<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

investieren, um die Zukunftschancen<br />

der kommenden Generationen<br />

nachhaltig zu sichern. Bildung ist<br />

der entscheidende Schlüssel für<br />

persönlichen Wohlstand und gesellschaftliche<br />

Entwicklung.<br />

Nichts wirkt nachhaltiger als Investitionen<br />

in Bildung und Ausbildung<br />

junger Menschen.<br />

Das Potenzial der deutsch-arabischen<br />

Beziehungen ist außergewöhnlich<br />

groß. Wir sollten jetzt die<br />

Zusammenarbeit von deutschen<br />

Anbietern beruflicher Aus- und<br />

Weiterbildung mit Partnern aus<br />

dem Nahen und Mittleren Osten<br />

gezielt fördern. Dafür brauchen wir<br />

die strategische Partnerschaft von<br />

iMOVE und der <strong>Ghorfa</strong>.<br />

Ende 2001 haben wir iMOVE<br />

gegründet mit dem Ziel, eine<br />

Plattform für internationale Kooperation<br />

im Aus- und Weiterbildungsbereich<br />

zu schaffen. Inzwischen<br />

ist iMOVE zu einem<br />

wichtigen Türöffner und Brückenbauer<br />

geworden, der beiträgt<br />

zur Internationalisierung unseres<br />

Bildungssystems.<br />

Wir unterstützen deutsche Anbieter<br />

dabei, ihre Erfahrungen unseren<br />

Partnerländern anzubieten. Sowohl<br />

in der beruflichen Erstausbildung<br />

als auch in der Weiterbildung verfügt<br />

Deutschland über große Erfahrung<br />

und Wissen. Diese Erfahrung<br />

wollen wir in einen Dialog<br />

mit unseren Partnern in der arabischen<br />

Welt einbringen.<br />

Dies tun wir bereits seit vielen<br />

Jahren erfolgreich zum Beispiel<br />

in Ägypten und Tunesien. Hier<br />

geben wir in partnerschaftlicher<br />

Zusammenarbeit unsere Erfahrungen<br />

weiter, wie man Strukturen<br />

einer an den Bedürfnissen<br />

des Arbeitsmarktes orientierten<br />

Berufsausbildung aufbaut.<br />

Dabei ist es für Deutschland in diesem<br />

partnerschaftlichen Dialog<br />

wichtig und von hohem Interesse,<br />

auch von den Erfahrungen in den<br />

arabischen Ländern zu lernen. Der<br />

Dialog beruht auf Gegenseitigkeit.<br />

Delegationsreisen wie jene vor<br />

wenigen Wochen nach Saudi-<br />

Arabien und Oman, an der Staatssekretär<br />

Storm teilgenommen hat,<br />

ermöglichen direkten Kontakt,<br />

Austausch und das Entstehen von<br />

Netzwerken. Wir werden diese<br />

Initiativen in Zukunft in größerem<br />

Umfang weiter fortsetzen.<br />

Davon profitieren alle Seiten –<br />

und wir arbeiten gemeinsam am<br />

Aufbau eines zukunftsfähigen,<br />

gerechten und leistungsfähigen<br />

Bildungswesens.<br />

III.<br />

In den arabischen Ländern beobachten<br />

wir seit einigen Jahren ein<br />

wachsendes Interesse am Ausbau<br />

der Bildungsangebote. Wer in berufliche<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

investiert und Bildungssysteme<br />

stärkt, stellt die Weichen für die<br />

Zukunft. Berufsausbildungen müssen<br />

auf die Anforderungen des<br />

Arbeitsmarktes abgestimmt sein.<br />

Qualifizierte Fachkräfte sind das<br />

volkswirtschaftliche Entwicklungspotenzial<br />

jedes Landes.<br />

Rund 30 Prozent der Menschen in<br />

der MENA-Region sind zwischen<br />

12 und 25 Jahren alt, in manchen<br />

Ländern sogar bis zu 50 Prozent.<br />

Das sind fast 70 Millionen junge<br />

Menschen. Sie alle müssen einen<br />

Weg in das Berufsleben finden.<br />

Ihre Bildung und Ausbildung ist<br />

der Schlüssel für persönlichen<br />

Wohlstand. Und für den Wohlstand<br />

und die Entwicklungsfähigkeit<br />

des Landes.<br />

Die Eckpunkte für ein zukunftsfähiges<br />

Bildungssystem sind: die<br />

Stärkung der frühkindlichen Bildung,<br />

die Förderung von Begabungen<br />

und Talenten unabhängig<br />

von sozialer Herkunft, die<br />

Durchlässigkeit des Systems als<br />

Ausdruck von Bildungsgerechtigkeit<br />

ebenso wie der gleiche<br />

Zugang zu Bildung für Mädchen<br />

und Jungen.<br />

10<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Dokumentation<br />

Bildung ist ein ganzheitlicher Prozess.<br />

Die Vermittlung von Wissen<br />

und Fähigkeiten gehört ebenso<br />

dazu wie die Erziehung zu Frieden<br />

und Gewaltlosigkeit, die Fähigkeit<br />

zum Kompromiss und zur friedlichen<br />

Lösung von Konflikten.<br />

Daher ist es eine besondere Stärke<br />

und Kennzeichen der beruflichen<br />

Bildung in Deutschland, gleichermaßen<br />

fachliche und allgemeine<br />

Bildung zu vermitteln.<br />

Bildung sichert wirtschaftliche und<br />

soziale Stabilität. Ein qualitativ<br />

hochwertiges System beruflicher<br />

Ausbildung befördert wirtschaftliche<br />

Entwicklung.<br />

Wir erleben heute immer schnellere<br />

Veränderungen des Arbeitsumfeldes<br />

in allen Bereichen wirtschaftlichen<br />

Handelns. Die Ausund<br />

Weiterbildung unserer Arbeitskräfte<br />

ist daher von größter<br />

Bedeutung für die wirtschaftliche<br />

und soziale Stabilität unserer Länder.<br />

– Das Schwerpunktthema dieses<br />

1. Bildungsforums ist deshalb<br />

gut gewählt. – Unsere Erfahrung<br />

ist eindeutig: Das Duale System ist<br />

das beste Mittel gegen Jugendarbeitslosigkeit.<br />

Praxisorientierte Qualifizierung ist<br />

von großer strategischer Bedeutung.<br />

Die berufliche Bildung hat in<br />

Deutschland eine lange Tradition,<br />

die bis ins 12. Jahrhundert zurükkreicht.<br />

Durch ständige Modernisierung<br />

und Anpassung an die Bedarfe<br />

der Wirtschaft haben wir<br />

erreicht, dass wir über eines der<br />

effizientesten Berufsbildungssysteme<br />

der Welt verfügen. Zwei<br />

Drittel der Schulabgänger in<br />

Deutschland entscheiden sich für<br />

eine berufliche Ausbildung im<br />

dualen System, viele davon mit<br />

einer Berechtigung für ein Hochschulstudium.<br />

Unser Berufsbildungssystem<br />

zeichnet sich aus durch eine klare<br />

Orientierung an den Bedürfnissen<br />

des Arbeitsmarktes und durch die<br />

große Ausbildungsbereitschaft<br />

der Unternehmen. Darin kommt<br />

ein hohes gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein<br />

der<br />

Wirtschaft zum Ausdruck. "Eigentum<br />

verpflichtet. Sein Gebrauch<br />

soll zugleich dem Wohle<br />

der Allgemeinheit dienen." – so<br />

heißt es in Art. 14 unseres Grundgesetzes,<br />

dessen sechzigjähriges<br />

Bestehen wir in diesem Jahr<br />

feiern. Diese Verpflichtung auf<br />

das Gemeinwohl ist ein Grundpfeiler<br />

der sozialen Marktwirtschaft.<br />

Das Duale System ist die Grundlage<br />

für ein hohes Qualifikationsniveau<br />

der Arbeitskräfte und<br />

leistet einen bedeutsamen Beitrag<br />

zum Erfolg der deutschen Wirtschaft.<br />

Ein wesentliches Merkmal<br />

beruflicher Bildung ist die Flexibilität,<br />

die es erlaubt, auf die<br />

schnellen Veränderungen in Produktion<br />

und Dienstleistung mit<br />

neuen Fertigkeiten und Qualifikationen<br />

der Arbeitnehmer zu<br />

antworten.<br />

Gerade im Sinne der Nachhaltigkeit<br />

von Reformprozessen<br />

in der beruflichen Bildung ist es<br />

uns wichtig, Erfahrungen aus der<br />

Berufsbildungsforschung und der<br />

Früherkennung von Qualifikationen<br />

einzubringen.<br />

Internationale Kooperation auch<br />

im Bildungsbereich bedeutet,<br />

dass wir voneinander lernen mit<br />

dem Ziel, eigene Ressourcen zu<br />

stärken und die Kreativität in<br />

unserem Land zu fördern. Wir<br />

brauchen ein Klima für Wissensdurst<br />

und Forscherdrang, für<br />

Neugier und die Bereitschaft zu<br />

lebenslangem Lernen. Kluge<br />

Köpfe brauchen ein Umfeld, in<br />

dem unkonventionelle Ideen und<br />

Neues entstehen kann.<br />

Lassen Sie uns den Blick auf den<br />

einen, ganzen Planeten werfen<br />

und gemeinsam die Chancen nutzen,<br />

die unsere Kooperation<br />

eröffnet. Ich freue mich über Ihren<br />

Besuch in Deutschland, begrüße<br />

Sie ganz herzlich und wünsche<br />

Ihnen interessante Gespräch<br />

und einen intensiven Austausch.<br />

Vielen Dank.<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

11


Expertenbeiträge<br />

"Die arabischen Länder könnten sich<br />

langfristig zu Zentren wissenschaftlicher<br />

Forschung entwickeln"<br />

Interview mit Dr. Jörn Sonnenburg, Koordinator des<br />

Internationalen Büros beim Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung<br />

Foto: Privat<br />

SOUQ: Was ist die Aufgabe des Internationalen<br />

Büros?<br />

Dr. Sonnenburg: Das Internationale Büro<br />

(IB) ist ein Dienstleister in der bi- und multilateralen<br />

Forschungs- und Bildungszusammenarbeit.<br />

In erster Linie unterstützen wir<br />

das Bundes-ministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) bei der Entwicklung<br />

und Umsetzung von Ko-operationsstrategien<br />

und Handlungskonzepten mit Partnerländern<br />

in allen Weltregionen sowie bezüglich<br />

seiner Mitarbeit in internationalen Organisationen<br />

– v.a. der OECD, den G8 und<br />

der UNESCO.<br />

Von besonderer Bedeutung sind dabei traditionell<br />

Regierungsabkommen oder alternative<br />

politische Vereinbarungen über die Wissenschaftlich-Technologische<br />

Zusammenarbeit<br />

(WTZ), wie sie seit den 60-er Jahren des<br />

letzten Jahrhunderts mit etwa 40 Ländern<br />

weltweit geschlossen und ausgestaltet werden.<br />

Eine erhebliche Bedeutung für uns hat die<br />

Mitarbeit in strategischen Diskussionsprozessen<br />

über die internationalen Aspekte und<br />

die Koordinierung von Forschungsprojekten<br />

innerhalb der EU.<br />

Das Dienstleistungsspektrum wird durch<br />

eine Vielzahl weiterer Aufgaben ergänzt u.<br />

a. bei der Internationalisierung nationaler<br />

Forschungsförderprogramme der Bundesregierung<br />

oder auch beim Marketing des<br />

Forschungs- und Innovationsstandortes<br />

Deutschland.<br />

SOUQ: In welchen Bereichen von Bildung<br />

und Forschung liegen die Schwerpunkte,<br />

aber auch Potenziale in der Kooperation mit<br />

den arabischen Ländern?<br />

Dr. Sonnenburg: Ein wichtiges Element<br />

der Maßnahmen des BMBF sind Sondierungs-<br />

und Anbahnungsprojekte im Rahmen<br />

der WTZ, um neue, für alle Partner<br />

zielführende Koopera-tionen anzustoßen. In<br />

forschungspolitisch wichtigen Themenfeldern<br />

werden darüber hinaus Forschungsprojekte<br />

gefördert. Eine weitere Säule ist die<br />

Stimulierung des wissenschaftlich-akademischen<br />

Austauschs im Rahmen von Hochschulkooperationen<br />

in erster Linie über den<br />

DAAD.<br />

Bedeutende Impulse wurden durch das sehr<br />

erfolgreiche "Deutsch-Ägyptische Jahr der<br />

Wis-senschaften und Technologie 2007" gegeben.<br />

Ein wichtiges Ergebnis daraus ist der<br />

"Deutsch-Ägyptische Forschungsfonds", zur<br />

Förderung der Forschungskooperation mit<br />

defi-nierten Schwerpunktthemen. Seit Mai<br />

<strong>2009</strong> werden vom BMBF und vom ägyptischen<br />

Mini-sterium für insgesamt 1,2 Mio.<br />

Euro 19 bilaterale Projekte in Bio- u.<br />

Umwelttechnologien, erneuerbare Energien/<br />

Windturbinentechnologie, Materialwissenschaften,<br />

Gesundheitsfor-schung und Wassermanagement<br />

gefördert.<br />

Weitere Beispiele deutsch-arabischer Zusammenarbeit<br />

sind die Unterstützung "Bi-<br />

Kultureller Deutsch-Arabischer Masterstudiengänge"<br />

mit Partnerhochschulen in<br />

Köln/Amman; Marburg/ Damaskus; Leipzig/<br />

Kairo; Kassel/ Kairo und nicht zuletzt<br />

verschiedene deutsch-arabische Hochschul(aus)gründungen<br />

in Kairo (GUC), Amman<br />

(GJU) und Maskat (GUTech).<br />

Wichtige bi- und multilaterale Forschungsprojekte<br />

mit arabischen Länden existieren im<br />

Was-serressourcen - Management bzw. in<br />

der Physikalischen Grundlagenforschung.<br />

Mit der "Kohl-Mubarak-Initiative" Mitte der<br />

90er Jahre wurde erstmalig auch der Themenkomplex<br />

berufliche (Aus-)Bildung in der arabischen<br />

Welt aufgegriffen. Zu nennen sind<br />

viel-fältige Aktivitäten der Vermarktung<br />

deutscher Bildungsangebote im Rahmen der<br />

vom Bun-desinstitut für Berufliche Bildung<br />

koordinierten Marketingkampagne "iMove",<br />

deren Schwer-punkte u.a. in der Golfregion<br />

liegen. Zahlreiche Projekte und berufsbildende<br />

Maßnahmen werden derzeit von der GTZ/<br />

International Service bei wachsender Nachfrage<br />

in arabischen Golfstaaten wie Saudi-<br />

Arabien, Kuwait, den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten, Katar, Bahrain, Oman sowie<br />

im Jemen durchgeführt.<br />

Die Bedeutung des politischen Dialogs mit<br />

den arabischen Ländern zeigt sich bei den<br />

jährlichen Konferenzen der BMENA /G8<br />

Bildungsminister. Auf dem 3. Treffen im<br />

November 2007 in Bonn widmeten sie sich<br />

den Fragen der Kompatibilität, Kontinuität<br />

und der Optimierung von Entwicklungsprozessen<br />

im gesamten Bereich von qualifizierter<br />

Bildung und Ausbildung. Im selben<br />

Rahmen wird das BMBF im September<br />

<strong>2009</strong> einen Workshop zur höheren Bildung<br />

durchführen, in dem Fragen zur Kooperation<br />

zwischen Hochschulen und Wirtschaft erörtert<br />

werden sollen.<br />

Vor dem Hintergrund einer starken, allerdings<br />

noch unterschiedlich ausgeprägten<br />

Orientierung der arabischen Staaten hin zu<br />

wissensbasierten Volkswirtschaften sehen<br />

wir erhebliche Potenziale für die Weiterentwicklung<br />

der deutsch-arabischen Bildungskooperation.<br />

Sie liegen in der qualifizierten<br />

beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />

und im Hochschulbereich, bezogen auf eine<br />

stärkere berufsorientierte akademische Ausund<br />

Weiterbildung. Deutschland ist ein international<br />

anerkannter Anbieter von Bildungsdienstleistungen.<br />

Dies wird in den arabischen<br />

Ländern sehr geschätzt.<br />

Auch Wissenschaft und Forschung bieten<br />

vor dem Hintergrund neu entstehender Forschungseinrichtungen<br />

und Technologiezentren<br />

und der entsprechenden Nachfrage nach<br />

wissensintensiven Dienstleistungen in den<br />

12<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Expertenbeiträge<br />

arabischen Ländern erhebliche Chancen einer<br />

nachhaltigen Vertiefung der Zusammenarbeit<br />

deutscher und arabischer (Nachwuchs-)<br />

Wis-senschaftler und Forschergruppen,<br />

vor allem in der anwendungsorientierten<br />

Forschung.<br />

Zukünftig sollten auch hier die rohstoffreichen<br />

Länder wie z.B. die Golfstaaten eingebunden<br />

werden, denn die Nachfrage steigt von<br />

deutscher als auch von arabischer Seite vor<br />

allem in der Klima- und Umweltforschung.<br />

Die arabische Welt steht aufgrund ihrer<br />

enorm wachsenden und vor allem sehr jungen<br />

Bevölkerung allergrößten Herausforderungen<br />

im (Aus-)Bildungs-, Hochschulund<br />

Forschungs-bereich gegenüber. Wenn<br />

man in der Region die großen Potenziale (u.<br />

a. Human Resources und Rohstoffe) effizient<br />

und nachhaltig nutzt, wären die arabischen<br />

Länder wieder stärker im wissenschaftlichen<br />

Fokus und könnten sich langfristig<br />

zu Zentren wissenschaftlicher Forschung<br />

entwickeln.<br />

SOUQ: Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />

hat gezeigt, dass die Nachfrage<br />

in den arabischen Ländern nach (der<br />

meist privat organisierten) beruflichen Bildung<br />

sehr groß und das entsprechende<br />

Angebot aus Deutschland sehr gut und sehr<br />

passend ist. Wie verhält es sich hier in der<br />

Hochschulbildung?<br />

Dr. Sonnenburg: Insgesamt auf die arabische<br />

Welt bezogen, sind die Verhältnisse<br />

hier ähnlich. Studiengänge "Made in Germany"<br />

z.B. im Bereich Ingenieurwissenschaften<br />

stehen hoch im Kurs, ein deutscher<br />

Hochschulabschluss oder die in Deutschland<br />

erworbene Promotion erleichtert den Zugang<br />

zum Arbeitsmarkt in der arabischen<br />

Welt enorm. Das zeigen u.a. die erfolgreiche<br />

Etablierung der oben bereits erwähnten<br />

Gründungen arabischer (privater) Universitäten<br />

unter deutscher Patenschaft sowie die<br />

stark nachgefragten bi-kulturellen deutscharabischen<br />

Studiengänge z.B. im Wasserressourcen-Management,<br />

Wirtschaft und<br />

Entwicklung, erneuerbare Energien etc., die<br />

in enger Kooperation mit ausgewählten<br />

deutschen Hoch- und Fachschulen seit ca.<br />

zwei Jahren kombiniert in Deutschland und<br />

der Region durchgeführt werden: Nachfrage<br />

steigend. Dabei spielen besonders die Vielfalt<br />

und Praxisbezogenheit deutscher Hochschulbildungsangebote<br />

im Vergleich zur<br />

Situation in den meisten arabischen Ländern<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Die großen Chancen deutscher Bildungsakteure<br />

in den Bereichen Berufs- und berufliche<br />

Weiterbildung sowie höhere/ weiterführende<br />

Bildung liegen hier insbesondere in<br />

den Bemühungen der arabischen Regierungen<br />

um weitreichende Reformen im Bildungs-<br />

und Hoch-schulwesen verbunden mit<br />

einer starken "Nationalisierung" (Omanisierung;<br />

Emiratisierung etc.) der einheimischen<br />

Wirtschaft mit dem Ziel der Schaffung<br />

einer "wissensbasierten Gesellschaft".<br />

Mehr Informationen:<br />

www.internationales-buero.de.<br />

Seit Mai 2002 ist Dr. rer. nat. Jörn Sonnenburg<br />

(46) Koordinator des Internationalen<br />

Büros des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Forschung und bereits seit<br />

1997 dort zugleich Leiter der Abteilung<br />

Europa und Länder der GUS, deren Zuständigkeit<br />

1998 auf die Regionen Afrika<br />

und Nahost erweitert wurde. Der Diplom-<br />

Physiker studierte und promovierte an der<br />

Universität Rostock sowie an der Lettischen<br />

Staatsuniversität in Riga und an der Brown<br />

University in Providence, Rhode Island<br />

(USA). Wissenschaftliche Erfahrung sammelte<br />

Dr. Sonnenburg u. a. am Forschungszentrum<br />

Jülich und an der Deutschen<br />

Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt<br />

(heute Deutsches Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt) in Bonn.<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

13


Länderreport<br />

oder eine Repräsentanz in Syrien zu eröffnen.<br />

Außerdem regelt das Gesetz die Tätigkeit des<br />

syrischen Handelsvertreters eines ausländischen<br />

Unternehmes. Die Öffnung nahezu aller<br />

Wirtschaftsbereiche für private in- und ausländische<br />

Unternehmen hat den privaten<br />

Anteil an dem in den Nichtöl-Sektoren<br />

erzeugten Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 80<br />

Prozent erhöht. Trotz dieser Fortschritte bei<br />

der Gesetzgebung bestehen aber noch Defizite<br />

in der Verwaltung, besonders im Gerichtsund<br />

Vollstreckungswesen. Durch Reformen<br />

und den Abbau der Bürokratie ist man dabei,<br />

diese Hindernisse zu beseitigen.<br />

Foto: Siemens AG<br />

Mobile Energiezentrale Nasserieh, Syrien<br />

Syrien setzt auf<br />

Transformation und<br />

wirtschaftliche<br />

Diversifizierung<br />

Durch jahrzehntelange staatliche Regulierung<br />

und Kontrolle waren Wettbewerb, Innovation<br />

und der Einsatz moderner Technologien<br />

und damit die Entwicklung der syrischen<br />

Wirtschaft behindert worden.<br />

Das 1991 erlassene Investitionsgesetz Nr. 10<br />

markierte den Beginn einer stufenweisen Öffnung<br />

der Wirtschaft, die sich vor allem in der<br />

Entwicklung eines mittelständischen Privatsektors<br />

niederschlug. Erstmalig wurde mit<br />

verschiedenen Anreizen, wie Steuererleichterungen,<br />

Zollbefreiungen sowie Erleichterungen<br />

beim Kapitaltransfer in- und ausländisches<br />

Kapital für ein Engagement in der syrischen<br />

Wirtschaft gefördert.<br />

Seit seinem Machtantritt im Jahr 2000 leitete<br />

Präsident Bashar al-Assad eine neue Phase der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung ein. Erste wichtige<br />

wirtschaftspolitische Maßnahmen bestanden<br />

im Schutz des Auslandskapitals vor Nationalisierung<br />

bzw. Enteignung, in dem für<br />

private Investoren möglichen Landerwerb bei<br />

der Errichtung neuer Projekte, in der Beseitigung<br />

von Handelsbeschränkungen und in der<br />

Legalisierung privater Bankgeschäfte.<br />

Der eigentliche Reformschub zur Öffnung der<br />

Wirtschaft setzte 2003 ein. Seither wurden<br />

eine Reihe wichtiger Reformen umgesetzt,<br />

wie die Vereinheitlichung des Wechselkurses,<br />

die Senkung der Körperschafts- und Einkommenssteuer,<br />

drastische Zollreduzierungen sowie<br />

die Zulassung privater Banken (2004) und<br />

Versicherungen (2006). Die Anfang 2007 in<br />

Kraft gesetzten neuen Investitionsgesetze Nr.<br />

8 und 9 haben zur weiteren Verbesserung und<br />

Vereinfachung der Investitionsbedingungen<br />

geführt. Anfang April 2008 trat das neue<br />

Handelsgesetzbuch in Kraft, mit dem das<br />

Handels- und Gesellschaftsrecht reformiert<br />

wurde. Das Ende Dezember 2008 erlassene<br />

Gesetz Nr. 34 ermöglicht jetzt ausländischen<br />

Unternehmen, eine Filiale, eine Dependance<br />

Syrien steht vor großen Herausforderungen,<br />

um den im 10. Fünfjahrplan (2006 bis 2010)<br />

formulierten Kurs des Übergangs von einer<br />

zentralen Planwirtschaft zu einer sozialen<br />

Marktwirtschaft erfolgreich zu bewältigen.<br />

Hierzu bedarf es der Durchführung weiterer<br />

Strukturmaßnahmen, insbesondere in der<br />

öffentlichen Verwaltung und im staatlichen<br />

Sektor. Ferner muss die Regierung das bisher<br />

existierende soziale Netz den sich verändernden<br />

ökonomischen Bedingungen anpassen<br />

und eine umfassende Beschäftigungsstrategie<br />

entwickeln. Die geringe<br />

Konkurrenzfähigkeit der Staatsbetriebe ist<br />

ein gravierendes Hemmnis wirtschaftlicher<br />

Entwicklung. Deshalb gilt es, die wirtschaftliche<br />

Diversifizierung bei vorrangiger<br />

Förderung des Privatsektors konsequent<br />

voranzutreiben und damit das Exportpotential<br />

des Landes zu stärken.<br />

Syriens Wirtschaft stabilisiert sich<br />

Nach Angaben des IWF und der syrischen<br />

Zentralbank betrugen die BIP-Wachstumsraten<br />

5,1 Prozent (2006) und 4,2 Prozent<br />

(2007). Für 2008 wird die reale Zunahme des<br />

BIP auf 5,2 Prozent geschätzt. Hervorzuheben<br />

ist das stabile Wachstum der Nicht-Ölsektoren<br />

von etwa sechs Prozent in den Jahren 2007<br />

und 2008, während die Ölproduktion einen<br />

stetigen Abwärtstrend verzeichnete. Auch der<br />

Bausektor und die Dienstleistungsbereiche<br />

wiesen ein kontinuierliches Wachstum auf.<br />

Damit konnte der Trend der zunehmenden<br />

Diversifizierung der Wirtschaft weg vom Öl<br />

aufrechterhalten werden.<br />

Die Haushaltssituation Syriens bleibt jedoch<br />

angespannt. 2007 stieg das Budgetdefizit auf<br />

3,4 Prozent des BIP gegenüber 1,2 Prozent<br />

2006. Hauptursache für die defizitäre Haushaltssituation<br />

sind die seit Jahren durch sinkende<br />

Ölförderung und steigenden Inlandsverbrauch<br />

bedingten rückläufigen Öleinnahmen.<br />

Durch den Rückgang der Öleinnahmen<br />

und der 2007 erfolgten Zollsenkungen konnte<br />

einem weiteren Anstieg des Haushaltsdefizits<br />

nur durch eine Kürzung auf der <strong>Ausgabe</strong>nseite<br />

begegnet werden. Dies wurde trotz des<br />

14<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Länderreport<br />

durch die irakischen Flüchtlinge verursachten<br />

<strong>Ausgabe</strong>ndrucks erreicht. Hinzu kam, dass<br />

2008 die Subventionen für Benzin und Diesel<br />

reduziert wurden. 2008 schloss das Budget<br />

mit einem Defizit von 4,1 Mrd. US-Dollar<br />

(3,5 Prozent des BIP) auf annähernd gleichem<br />

Niveau wie im Vorjahr ab, was eine gewisse<br />

Stabilisierung bedeutete. Jedoch beschleunigte<br />

sich die Inflation auf 15 Prozent Ende 2008<br />

gegenüber fünf Prozent Ende 2007. Der<br />

Haushalt für <strong>2009</strong> sieht vor, dass ein Großteil<br />

der geplanten Investitionsvorhaben mittels<br />

ausländischer Kredite finanziert werden soll.<br />

Hierbei setzt die syrische Regierung vor allem<br />

auf Kapital aus arabischen Ländern.<br />

Zur Konsolidierung des Haushalts sind angesichts<br />

sinkender Öleinnahmen weitere Finanzreformen<br />

erforderlich. Die nunmehr für 2010<br />

geplante Einführung einer Mehrwertsteuer ist<br />

hierzu ein wichtiger Schritt. Der Internationale<br />

Währungsfonds hat anlässlich seiner<br />

zuletzt im Oktober 2008 mit Syrien geführten<br />

Konsultationen die von der Regierung angekündigten<br />

Sparmaßnahmen im Staatswesen,<br />

die Verbesserung der Steuerverwaltung, die<br />

konsequente Bekämpfung von Steuerhinterziehungen,<br />

den Subventionsabbau sowie die<br />

Verbreiterung der Einkommensbasis als bedeutungsvoll<br />

für die weitere Konsolidierung<br />

des Budgets hervorgehoben.<br />

Noch vor wenigen Jahren verfügte Syrien im<br />

Vergleich zu den anderen arabischen Ländern<br />

über ein gering entwickeltes Bankensystem.<br />

Die mit dem Amtsantritt von Präsident Bashar<br />

al-Assad eingeleitete wirtschaftliche Wende<br />

brachte auch für den Kapitalmarkt tiefgreifende<br />

Veränderungen. Mit einer Reihe von<br />

Gesetzesmaßnahmen in den Jahren 2000 bis<br />

2002 wurden entscheidende Grundlagen für<br />

die Schaffung eines modernen Bankwesens<br />

gelegt. Im Juni 2000 wurde eine generelle<br />

Genehmigung an Auslandsbanken erteilt, in<br />

den Freizonen Geschäftsoperationen durchzuführen.<br />

Das Gesetz Nr. 28 vom April 2001<br />

beendete nach vier Jahrzehnten das staatliche<br />

Bankenmonopol und erlaubte erstmalig Privatbanken,<br />

in Syrien tätig zu werden.<br />

Die ausländischen Privatbanken haben ihre<br />

Operationsfelder stetig vergrößert. Bereits<br />

gegenwärtig entfallen auf die Auslandsbanken<br />

über 25 Prozent der Depositen und nahezu 20<br />

Prozent der dem privaten Sektor gewährten<br />

Kredite. Die Auslandsbanken haben eine<br />

Reihe neuer Produkte eingeführt, die eine<br />

Verbesserung der Qualität der Finanzdienstleistungen<br />

bewirkten und damit den Wettbewerbsdruck<br />

auf die staatlichen Banken erhöhten.<br />

Bedeutungsvoll für die Stärkung des<br />

Kapitalmarktes war die Gründung der Damaskus-Börse,<br />

die im März <strong>2009</strong> in Form einer<br />

Pilotphase mit der Aufnahme ihrer Geschäftsoperationen<br />

begann. Zunächst wurde die<br />

Registrierung von etwa 15 Unternehmen, die<br />

überwiegend dem Bank- und Versicherungssektor<br />

angehören, geplant. Experten gehen<br />

davon aus, dass durch die globale Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise das Börsengeschäft<br />

jedoch nur schleppend in Gang kommen wird.<br />

Insgesamt werden sich aber die in den letzten<br />

Jahren im Banken- und Finanzsektor stattgefundenen<br />

Veränderungen positiv auf die Stabilisierung<br />

der Wirtschaft auswirken.<br />

Syriens Integration in<br />

die Weltwirtschaft zeigt Fortschritte<br />

Syriens Außenwirtschaft hat in den vergangenen<br />

zwei Jahrzehnten grundlegende Veränderungen<br />

erfahren. Das Land hatte sich von<br />

einem Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse,<br />

der vor allem mit den Staaten des früheren<br />

Ostblocks Handel trieb, zu einem Öllieferanten<br />

entwickelt. Jedoch gingen in jüngster<br />

Vergangenheit die Ölausfuhren infolge der<br />

allmählichen Erschöpfung der einheimischen<br />

Zentralbank, Syrien<br />

Ölvorräte beträchtlicher zurück, wodurch die<br />

Handelsbilanz erheblich unter Druck geriet.<br />

Während 2003 noch ein Handelsbilanzüberschuss<br />

von 700 Mio. US-Dollar zu verzeichnen<br />

war, wurde die Bilanz in den Folgejahren<br />

mit einem Defizit abgeschlossen, zuletzt 2008<br />

in Höhe von 1.300 Mio. US-Dollar. Außerdem<br />

resultiert die passive Handelsbilanz auch<br />

aus der geringen Diversifizierung und mangelnden<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Exportstruktur<br />

sowie der beschleunigten Importzunahmen<br />

infolge der Handelsliberalisierung.<br />

Die Europäische Union stellt für Syrien den<br />

wichtigsten Handelspartner dar, obwohl ihr<br />

Anteil am gesamten syrischen Außenhandel<br />

zurückgegangen ist. Die EU und Syrien haben<br />

sich Ende 2008 geeinigt, das bereits 2004<br />

paraphierte Assoziierungsabkommen noch in<br />

diesem Jahr zu unterzeichnen. Damit würden<br />

dem Land die gleichen Präferenzen in den<br />

Handels- und Dienstleistungsbeziehungen wie<br />

den anderen Mittelmeerländern gewährt werden.<br />

Außerdem würde das Abkommen den<br />

Weg für eine größere wirtschaftliche und<br />

technische Unterstürzung Syriens durch die<br />

EU frei machen sowie den politischen Dialog<br />

und die Kooperation im kulturellen Bereich<br />

zwischen beiden Seiten intensivieren.<br />

Syrien hat ferner in den letzten Jahren eine<br />

Reihe neuer Märkte erschlossen und Präferenzabkommen<br />

mit verschiedenen Ländern,<br />

darunter Türkei, Russland, China, Iran, Indien<br />

und Ukraine, abgeschlossen. Besonders stark<br />

ist der syrische Außenhandel mit den Ländern<br />

gestiegen, die der Arabischen Freihandelszone<br />

(GAFTA – Greater Free Trade Area) angehören.<br />

Im Rahmen der GAFTA wurden ab<br />

dem 1. Januar 2005 keine Zölle mehr für Einfuhren<br />

aus arabischen Ländern erhoben. Auch<br />

nicht-tarifäre Handelshemmnisse wurden im<br />

Rahmen dieses Abkommens abgebaut. Ferner<br />

hat Syrien 2001 einen Antrag auf Mitgliedschaft<br />

in der WTO gestellt. Obwohl die<br />

Weltbank bisher nicht in dem Land tätig ist,<br />

hat die IFC (International Finance Corporation)<br />

einen Anteil an der Privatbank "Bank<br />

of Syria and Overseas S.A." erworben.<br />

Positiv fällt bei der Betrachtung der Außenwirtschaftssituation<br />

auf, dass die Nichtölexporte,<br />

die Tourismuseinnahmen und die<br />

Überweisungen der im Ausland lebenden<br />

Syrer in den letzten Jahren angewachsen sind.<br />

Die steigenden Transfers der Auslandssyrer<br />

sind auch ein Resultat der Erleichterungen in<br />

der Devisenkontrollpolitik. Auch der Zustrom<br />

ausländischer Investitionen hat sich verstärkt.<br />

Der Bestand an Devisenreserven (2008: 6,3<br />

Mrd. US-Dollar) konnte stabil gehalten werden.<br />

Ferner hat sich das Niveau der Auslandsverschuldung<br />

allgemein verbessert, insbesondere<br />

nach der 2005 mit Russland erfolgten<br />

Schuldenregelung. Syrien hat inzwischen<br />

mit allen größeren Gläubigern Umschul-<br />

Foto: Verfasser<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

15


Länderreport<br />

dungsabkommen abgeschlossen, darunter mit<br />

Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei<br />

und Rumänien. Betrugen die Auslandschulden<br />

Ende 2004 noch 18,3 Mrd. US-Dollar, so<br />

beliefen sie sich Ende 2008 auf 6,7 Mrd. US-<br />

Dollar. Insgesamt bleibt damit die äußere<br />

Finanzsituation kontrollierbar und stellt keine<br />

Gefährdung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

dar.<br />

industriellen Energieverschwendung infolge<br />

der Nutzung veralteter Maschinen und Ausrüstungen.<br />

Syrien ist daher zum rationellen<br />

Energieeinsatz und zur Erschließung neuer<br />

Ölquellen gezwungen. Anfang 2007 wurden<br />

durch die Syrian Petroleum Company (SPC)<br />

zwölf neue Explorationsaufträge hauptsächlich<br />

an britische und kanadische Ölgesellschaften<br />

vergeben. Ferner bekundete die<br />

syrische Regierung ihre Absicht, Offshore-<br />

Ölvorkommen zu erschließen.<br />

Die gegenwärtigen Kapazitäten der zwei<br />

staatlichen Raffinerien in Homs und Deir-<br />

Ez-Zor sind auf 240.000 b/d begrenzt, was<br />

das Land zu Importen von raffiniertem Öl<br />

und Ölderivaten zwingt. Der Ausbau und die<br />

Gas stellt eine relativ junge Energiequelle in<br />

Syrien dar, denn erst seit 1974 sind die auf<br />

Gas basierenden Kraftwerkskapazitäten stetig<br />

ausgebaut worden. Die nachgewiesenen Gasreserven<br />

belaufen sich auf 234 Mrd. Kubikmeter,<br />

von denen etwa die Hälfte in Zentralsyrien<br />

lagert. Der andere Teil befindet sich im<br />

Euphratflussbecken im Nordosten des Landes.<br />

Die Gasproduktion, die 1991 ein Volumen<br />

von 1,3 Mrd. Kubikmeter aufwies, beläuft<br />

sich heute auf etwa 4,4 Mrd. Kubikmeter<br />

jährlich. Syrien ist bestrebt, seine Gasproduktionskapazitäten<br />

weiter auszubauen. Die Gasprojekte<br />

der so genannten North and South<br />

Middle Area, umfassen zwei vom russischem<br />

Konzern Stroytransgaz gebaute Gasaufbereitungsanlagen.<br />

Das kanadische Unternehmen<br />

Petrofac erhielt den Auftrag für das<br />

"Ebla-Projekt", das neben der Installation der<br />

Produktionsanlagen auch den Bau der entsprechenden<br />

Pipelines umfasst. Syrien gehört<br />

dem regionalen Konsortium an, das die so<br />

genannte "Arab Gas Line" errichtet. Diese<br />

Erdgasleitung liefert bereits ägyptisches Erdgas<br />

nach Jordanien und soll später auch den<br />

Libanon und Syrien versorgen. Iran und<br />

Türkei haben Interesse bekundet, im Gassektor<br />

mit Syrien zu kooperieren. Des Weiteren<br />

wird Syrien zukünftig als Transitland für<br />

Erdgas aus dem Irak fungieren.<br />

Foto: Verfasser<br />

Bawabe Dimashq bei Damaskus, mit 6.012 Sitzplätzen das größte Restaurant der Welt<br />

Bedeutung des Erdöls<br />

für die Wirtschaft rückläufig<br />

Syriens Industrie wird bis heute von staatlichen<br />

Unternehmen dominiert, die vor<br />

allem in der Textil-, Nahrungsgüter-, Chemie-<br />

und Baustoffindustrie, im Maschinenbau<br />

sowie der Zucker- und Tabakproduktion<br />

angesiedelt sind. Daneben ist der Hydrokarbonsektor<br />

noch von außerordentlicher<br />

Bedeutung für die Wirtschaft des Landes, da<br />

Öl eine wichtige Rolle als Devisenbringer<br />

und Einkommensquelle für den Staatshaushalt<br />

spielt. Der Ölverbrauch ist in den<br />

letzten Jahren enorm gestiegen, und zwar<br />

von 153.000 b/d Ende 1990 auf 349.000 b/d<br />

Ende 2007. Der Ölverbrauch liegt damit geringfügig<br />

unter der geförderten Ölmenge,<br />

die etwa 380.000 b/d beträgt. Der wachsende<br />

Ölverbrauch war Resultat der steigenden<br />

Anzahl genutzter Fahrzeuge, des steigenden<br />

Heizungsbedarfs in den Haushalten und der<br />

Modernisierung der Raffineriekapazitäten<br />

stehen daher auf der Tagesordnung. Im<br />

September 2005 unterzeichnete die syrische<br />

Regierung mit der China National Petroleum<br />

Corporation (CNPC) eine Vereinbarung<br />

über den Bau einer Raffinerie mit einer<br />

Kapazität von 100 000 b/d in Deir-Ez-Zor in<br />

der Nähe der größten Öllagerstätten im<br />

Euphrat-Tal. Die Anlage soll 2011 in Betrieb<br />

gehen. Im Mai 2007 wurde mit der<br />

kuwaitischen Noor Financial Investment<br />

Company der Bau einer weiteren Raffinerie<br />

mit einer Kapazität von 140 000 b/d in Deir-<br />

Ez-Zor vereinbart, deren Inbetriebnahme<br />

2012 erfolgen soll.<br />

Wirtschaftliche Diversifizierung<br />

auf der Tagesordnung<br />

Bei der künftigen Diversifizierung der industriellen<br />

Basis setzt Syrien zunehmend auf<br />

das Engagement des privaten Sektors. In der<br />

Zementproduktion wurden angesichts des<br />

wachsenden Bedarfes der Bauindustrie seit<br />

2008 Lizenzen an ausländische Investoren<br />

aus der Türkei, Ägypten, Saudi-Arabien und<br />

den VAE für zehn Projekte mit einer Gesamtkapazität<br />

von 25 Mio. Tonnen erteilt.<br />

Damit ist auch in diesem Industriezweig das<br />

Staatsmonopol beendet worden. Große<br />

Möglichkeiten für Auslandsinvestoren<br />

bestehen in der chemischen Industrie. Das in<br />

diesem Industriezweig dominierende Unternehmen<br />

Syrian Saudi Chemicals Company<br />

(SYSACCO) plant neben seiner bisher bei<br />

Aleppo in Betrieb befindlichen Anlage den<br />

Bau weiterer Werke, die in Kooperation mit<br />

Auslandsfirmen entstehen sollen.<br />

Auch in der IT- und Kommunikationsbranche<br />

spielt der private Sektor eine wachsende<br />

Rolle. Das betrifft sowohl die Bereitstellung<br />

von Internetdienstleistungen als auch die<br />

Softwareproduktion. Eines der großen zukunftsträchtigen<br />

Projekte stellt auch ein flächendeckendes<br />

Telefonnetz für das Land dar.<br />

Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll eine<br />

Versorgungsrate von 100% im Festnetz er-<br />

16<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


eicht werden. Damit wird als Nebeneffekt<br />

angestrebt, dass sich das Internet besser im<br />

Land ausbreitet. Die weitere Modernisierung<br />

des Bankwesens sowie einzelner Industriezweige<br />

und die zunehmende Computerisierung<br />

in der öffentlichen Verwaltung werden<br />

umfangreiche Investitionen in der IT-<br />

Branche nach sich ziehen.<br />

Syrien ist mit gravierenden Umweltproblemen<br />

konfrontiert, die umgehend in Angriff<br />

genommen werden müssen. Im gegenwärtig<br />

laufenden Fünfjahrplan hat die Regierung der<br />

Verstärkung des Umweltschutzes Priorität<br />

eingeräumt. Es wurden Gesetze erlassen, die<br />

die Industrieunternehmen zur Einhaltung<br />

wichtiger Standards hinsichtlich der<br />

Luftverschmutzung und der Behandlung von<br />

Abwasser und Abfällen verpflichten. Noch<br />

besteht in Syrien keine Infrastruktur für die<br />

landesweite Wiederverwendung von Abfällen,<br />

aber Studien wurden bereits in Auftrag<br />

gegeben. Die Regierung ist sich bewusst, dass<br />

PPP-Projekte effektive Lösungen für den<br />

Wasser und Abwasserbereich sowie die<br />

Erfassung, Behandlung und Wiederverwendung<br />

von Abfällen darstellen, womit sich für<br />

Auslandsfirmen viel versprechende Tätigkeitsfelder<br />

eröffnen.<br />

In den letzten Jahren hat die syrische Regierung<br />

erkannt, dass der Tourismus eine<br />

wichtige Wachstumsbranche für die Wirtschaft<br />

darstellt, da dieser Sektor zahlreiche<br />

Arbeitsplätze schafft. Seit 2000 hat sich die<br />

Zahl der Touristenankünfte verdreifacht,<br />

und zwar von 1,7 auf nahezu 5 Millionen<br />

2008. Touristen aus den westlichen Ländern<br />

kommen vor allem wegen der historischen,<br />

archäologischen und religiösen Sehenswürdigkeiten<br />

nach Syrien. Im laufenden Fünfjahrplan<br />

will Syrien etwa 7 Mrd. US-Dollar<br />

in diese Branche investieren. Gebaut werden<br />

neue Hotels, hier insbesondere im<br />

Mittelklassebereich, sowie Freizeit- und<br />

Erholungsanlagen. Als Tourismuszentren<br />

sollen der Süden Latakias, der Al Assad-See<br />

und das "Tourism Village of Palmyra" ausgebaut<br />

werden. Zahlreiche Auslandsfirmen<br />

haben bereits ihr Interesse an der<br />

Ausführung dieser Megaprojekte bekundet.<br />

Bilaterale Kooperation ausbaufähig<br />

Über längere Zeit verharrten die deutsch-syrischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen in einer Phase<br />

der Stagnation. Sie waren in erster Linie durch<br />

das ungelöste Schuldenproblem belastet.<br />

Daneben traten immer wieder Schwierigkeiten<br />

und Hemmnisse auf, die vor allem auf<br />

das zentralistisch orientierte Wirtschaftssystem<br />

sowie die teilweise ineffiziente Arbeitsweise<br />

der öffentlichen Verwaltung zurückzuführen<br />

waren. Insbesondere bei Geschäftsbeziehungen<br />

mit dem staatlichen Sektor<br />

war man auf Geduld, Zähigkeit und einen<br />

langen Atem angewiesen.<br />

Ein Wendepunkt in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />

wurde durch die Unterzeichnung<br />

des bilateralen Umschul-dungsabkommens<br />

im November 2000 erreicht. Seit<br />

den Besuchen des damaligen Bundeskanzlers<br />

Schröder im Oktober 2000 in Damaskus und<br />

des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in<br />

Berlin im Juli 2001 haben die deutsch-syrischen<br />

Be-ziehungen eine neue Qualität erhalten,<br />

die sich in der Wiederauf-nahme der bilateralen<br />

Entwicklungszusammenarbeit und der<br />

Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen<br />

niederschlugen. Ein regelmäßiger Delegationsaustausch<br />

auf politischer und besonders<br />

auch auf Unternehmensebene ist mittlerweile<br />

wieder zum Markenzeichen der freundlichen<br />

bilateralen Beziehungen geworden.<br />

Gemessen am Volumen des Warenverkehrs<br />

gehört Syrien für Deutschland zur vorderen<br />

Gruppe der Handelspartner in der arabischen<br />

Welt, wobei die Kooperationspotenziale von<br />

beiden Seiten bei weitem noch nicht ausgeschöpft<br />

sind. Das Handelsvolumen belief sich<br />

2008 auf 1,9 Mrd. Euro, was einer Erhöhung<br />

um 5,5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.<br />

Die Einfuhren aus Syrien nach Deutschland<br />

stiegen um 11 % im Jahresdurchschnitt von<br />

908 Mio. Euro (2005) auf 1,2 Mrd. Euro<br />

(2008). Syrien ist einer der großen Lieferanten<br />

von Erdöl für Deutschland. Infolge der<br />

Ölpreisentwicklung bewegten sich die syrischen<br />

Lieferungen in den letzten Jahren materiell<br />

auf annähernd gleichem Niveau. Die<br />

deutschen Exporte nach Syrien haben sich<br />

von 526 Mio. Euro (2005) auf 722 Mio. Euro<br />

(2008) erhöht. Dies entspricht einer<br />

Steigerung von 12 % im Jahresdurchschnitt.<br />

Deutschland liefert vor allem Werkzeug,<br />

Druck- und Textilmaschinen, Ausrüstungen<br />

für die Energieerzeugung, Kraftfahrzeuge<br />

sowie Erzeugnisse der chemischen Industrie,<br />

Elektrotechnik und Elektronik. Syrien gehört<br />

zu den wenigen Ländern im arabischen Raum,<br />

die einem Überschuss im Handel mit<br />

Deutschland verzeichnen, der sich 2008 auf<br />

561 Mio. Euro belief.<br />

Das Investitionsengagement deutscher Unternehmen<br />

in Syrien ist bisher eher bescheiden,<br />

obwohl ein Investitionsförderungs- und -<br />

schutzvertrag (IFV) zwischen beiden Staaten<br />

bereits seit 1980 in Kraft ist. Der Bestand der<br />

unmittelbaren deutschen Direktinvestitionen<br />

in Syrien wird für Ende 2006 mit 189 Mio.<br />

Euro (Ende 2005: 210 Mio. Euro) angegeben.<br />

Der IFV sichert dem deutschen Investor völkerrechtlichen<br />

Schutz zu. Vereinbart sind im<br />

Vertrag insbesondere die Gewährleistung von<br />

Inländerbehandlung und die Meistbegünsti-


Länderreport<br />

Foto: Verfasser<br />

Börse in Damaskus<br />

gung, die Sicherung von Entschädigung bei<br />

Enteignung, der freie Transfer von Kapital<br />

und Erträgen sowie die internationale<br />

Schiedsgerichts-barkeit. Der IFV bildet den<br />

Rahmen für die Ge-währung von<br />

Investitionsgarantien des Bundes gegen politische<br />

Risiken. Neben dem IFV würde die<br />

Inkraftsetzung des mit Syrien im April 2004<br />

paraphierten Doppelbesteuerungsabkommens<br />

zusätzliche Rahmenbedingungen für die deutschen<br />

Unternehmen schaffen, mit ihrem Kapital,<br />

Technologien und unternehmerischen<br />

Erfahrungen die vorhandenen Marktpotenziale<br />

aktiv zu nutzen.<br />

Chancen beim Ausbau der Wirtschaft nutzen<br />

Der von der syrischen Regierung betriebene<br />

Kurs zur wirtschaftlichen Diversifizierung<br />

sowie die in allen Wirtschaftsbereichen<br />

fortgeschrittene Liberalisierungspolitik bieten<br />

für deutsche Unternehmen neue Chancen.<br />

Geschäftsmöglichkeiten bestehen in der<br />

verarbeitenden Industrie und auch in der<br />

Landwirtschaft. Die Bereiche der Nahrungsgüterverarbeitung,<br />

die bisher noch<br />

weitgehend staatlich kontrolliert werden,<br />

benötigen dringend Investoren und Knowhow.<br />

Das trifft auch auf die Textil-, die pharmazeutische<br />

und Verpackungsindustrie zu,<br />

die mit einem hohen Modernisierungsbedarf<br />

konfrontiert sind.<br />

Auch Investitionen in den Freizonen, die in<br />

allen großen Städten wie Damaskus, Aleppo,<br />

Latakia, Tartus und Homs sowie am internationalen<br />

Flughafen Damaskus eingerichtet<br />

wurden, sind erwünscht. Für die Freizonen<br />

gelten Sonderregelungen in Bezug auf das<br />

Steuer-, Zoll-, Gesellschafts- und Arbeitsrecht.<br />

Interessant ist eine Ansiedelung vor<br />

allem für Dienstleistungsunternehmen bzw.<br />

exportorientierte Unternehmen mit hohem<br />

ausländischem Komponentenanteil.<br />

Von besonderer Bedeutung ist der Energiesektor,<br />

der nun auch für private ausländische<br />

Investoren geöffnet wurde. Der syrische<br />

Strombedarf wächst seit Jahren aufgrund<br />

der demographischen und wirtschaftlichen<br />

Entwicklung des Landes durchschnittlich<br />

um ca. 10 Prozent pro Jahr. Bis<br />

2020 wird mit einer Verdoppelung der<br />

Nachfrage gerechnet, die sich im Moment<br />

auf rd. 38.000 GW/h beläuft. Ferner besteht<br />

aufgrund des Rückgangs der Erdölförderung<br />

ein erhebliches Potenzial für eine Steigerung<br />

der Energieeffizienz und für Energiesparmaßnahmen<br />

und angesichts der natürlichen<br />

Voraussetzungen günstige Möglichkeiten<br />

für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen,<br />

wie Wind- und Sonnenenergie.<br />

Syrien hat das strategische Potenzial, zu<br />

einem regionalen Verkehrsknotenpunkt zu<br />

werden. Allerdings sind enorme Investitionen<br />

zur Verbesserung und Modernisierung der<br />

Anlagen erforderlich. Während die Häfen aufgrund<br />

der Bedeutung des Seeverkehrs für den<br />

Außenhandel des Landes derzeit modernisiert<br />

werden, behindern gravierende Einschränkungen<br />

bei der Bereitstellung von Straßenund<br />

Bahnverbindungen im Osten die Fähigkeit<br />

Syriens, als Tor für den Transitverkehr<br />

zwischen dem Mittelmeer und dem Irak sowie<br />

zwischen der Türkei und den Golfstaaten<br />

zu fungieren. Die von der Regierung erarbeitete<br />

Verkehrsstrategie für die Zeit bis 2020<br />

erstreckt sich auf den Luft-, See-, Schienen-,<br />

Straßen- und Stadtverkehr und weist BOT-<br />

Modellen für neue Investitionen einen bedeutenden<br />

Platz zu. Das Fernverkehrsstraßennetz<br />

soll bis 2010 auf eine Länge von 2.300 km<br />

verdoppelt werden. Ferner sollen die Flughäfen<br />

modernisiert und erweitert werden.<br />

Expressverbindungen, z. B. zwischen Damaskus<br />

und Aleppo, sollen die Effektivität des<br />

Schienennetzes erhöhen.<br />

Chancen für ein Engagement deutscher Unternehmen<br />

sollten auch in den verschiedenen<br />

Umweltbereichen bestehen. Am dringendsten<br />

sind Maßnahmen in Bezug auf Wasserknappheit<br />

und -verschmutzung, die Bodenverschlechterung,<br />

die Luftverschmutzung, die<br />

ungenügende Behandlung und Entsorgung<br />

fester Abfälle, den Rückgang der<br />

biologischen Vielfalt sowie die<br />

Küsten- und Meeresverschmutzung.<br />

Die Entsorgung unbehandelter kommunaler<br />

und industrieller Abwässer,<br />

ausgetretenes Öl aus Raffinerien und<br />

Ölterminals sowie die Bewirtschaftung<br />

fester Abfälle stellen bedeutende<br />

Herausforderungen dar. Auch<br />

beim Ausbau der Industrie, des<br />

Gesundheits- und des Bildungswesens<br />

sowie der Tourismuswirtschaft<br />

werden deutsche Unternehmen vielfach<br />

als Wunschpartner betrachtet.<br />

Der bisher eher bescheidene Umfang<br />

der deutschen Investitionen in Syrien<br />

zeigt, dass in Deutschland die<br />

Erfolge des Landes bei der Liberalisierung<br />

des Wirtschaftslebens und<br />

der Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

für Auslandsinvestitionen<br />

noch nicht immer deutlich wahrgenommen<br />

werden. Andererseits besteht<br />

auf Seiten Syriens ein großes<br />

Interesse von Politik und Wirtschaft<br />

an einer Intensivierung der wirtschaftlichen<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Deutschland. Deutsche Unternehmen<br />

sollten daher bei ihrer künftigen Geschäftsstrategie<br />

gegenüber Syrien diese Interessenlage<br />

in Betracht ziehen. Zugleich sollten<br />

die Unternehmen bei ihren Entscheidungen<br />

zum Markteintritt bzw. beim Ausbau<br />

bereits vorhandener Marktpositionen nicht<br />

nur die verbesserten Investitionsbedingungen<br />

sowie den hohen Modernisierungs- und Erweiterungsbedarf<br />

in allen Wirtschaftszweigen<br />

berücksichtigen, sondern auch solch gewichtige<br />

Standortvorteile, wie die politische Stabilität<br />

des Landes, seine geographisch günstige<br />

Lage zwischen Mittelmeer und Mittlerem<br />

Osten sowie die arbeitsamen und handwerklich<br />

begabten Arbeitskräfte.<br />

18<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Länderreport<br />

Foto: Verfasser<br />

Börse in Damaskus<br />

gung, die Sicherung von Entschädigung bei<br />

Enteignung, der freie Transfer von Kapital<br />

und Erträgen sowie die internationale<br />

Schiedsgerichts-barkeit. Der IFV bildet den<br />

Rahmen für die Ge-währung von<br />

Investitionsgarantien des Bundes gegen politische<br />

Risiken. Neben dem IFV würde die<br />

Inkraftsetzung des mit Syrien im April 2004<br />

paraphierten Doppelbesteuerungsabkommens<br />

zusätzliche Rahmenbedingungen für die deutschen<br />

Unternehmen schaffen, mit ihrem Kapital,<br />

Technologien und unternehmerischen<br />

Erfahrungen die vorhandenen Marktpotenziale<br />

aktiv zu nutzen.<br />

Chancen beim Ausbau der Wirtschaft nutzen<br />

Der von der syrischen Regierung betriebene<br />

Kurs zur wirtschaftlichen Diversifizierung<br />

sowie die in allen Wirtschaftsbereichen<br />

fortgeschrittene Liberalisierungspolitik bieten<br />

für deutsche Unternehmen neue Chancen.<br />

Geschäftsmöglichkeiten bestehen in der<br />

verarbeitenden Industrie und auch in der<br />

Landwirtschaft. Die Bereiche der Nahrungsgüterverarbeitung,<br />

die bisher noch<br />

weitgehend staatlich kontrolliert werden,<br />

benötigen dringend Investoren und Knowhow.<br />

Das trifft auch auf die Textil-, die pharmazeutische<br />

und Verpackungsindustrie zu,<br />

die mit einem hohen Modernisierungsbedarf<br />

konfrontiert sind.<br />

Auch Investitionen in den Freizonen, die in<br />

allen großen Städten wie Damaskus, Aleppo,<br />

Latakia, Tartus und Homs sowie am internationalen<br />

Flughafen Damaskus eingerichtet<br />

wurden, sind erwünscht. Für die Freizonen<br />

gelten Sonderregelungen in Bezug auf das<br />

Steuer-, Zoll-, Gesellschafts- und Arbeitsrecht.<br />

Interessant ist eine Ansiedelung vor<br />

allem für Dienstleistungsunternehmen bzw.<br />

exportorientierte Unternehmen mit hohem<br />

ausländischem Komponentenanteil.<br />

Von besonderer Bedeutung ist der Energiesektor,<br />

der nun auch für private ausländische<br />

Investoren geöffnet wurde. Der syrische<br />

Strombedarf wächst seit Jahren aufgrund<br />

der demographischen und wirtschaftlichen<br />

Entwicklung des Landes durchschnittlich<br />

um ca. 10 Prozent pro Jahr. Bis<br />

2020 wird mit einer Verdoppelung der<br />

Nachfrage gerechnet, die sich im Moment<br />

auf rd. 38.000 GW/h beläuft. Ferner besteht<br />

aufgrund des Rückgangs der Erdölförderung<br />

ein erhebliches Potenzial für eine Steigerung<br />

der Energieeffizienz und für Energiesparmaßnahmen<br />

und angesichts der natürlichen<br />

Voraussetzungen günstige Möglichkeiten<br />

für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen,<br />

wie Wind- und Sonnenenergie.<br />

Syrien hat das strategische Potenzial, zu<br />

einem regionalen Verkehrsknotenpunkt zu<br />

werden. Allerdings sind enorme Investitionen<br />

zur Verbesserung und Modernisierung der<br />

Anlagen erforderlich. Während die Häfen aufgrund<br />

der Bedeutung des Seeverkehrs für den<br />

Außenhandel des Landes derzeit modernisiert<br />

werden, behindern gravierende Einschränkungen<br />

bei der Bereitstellung von Straßenund<br />

Bahnverbindungen im Osten die Fähigkeit<br />

Syriens, als Tor für den Transitverkehr<br />

zwischen dem Mittelmeer und dem Irak sowie<br />

zwischen der Türkei und den Golfstaaten<br />

zu fungieren. Die von der Regierung erarbeitete<br />

Verkehrsstrategie für die Zeit bis 2020<br />

erstreckt sich auf den Luft-, See-, Schienen-,<br />

Straßen- und Stadtverkehr und weist BOT-<br />

Modellen für neue Investitionen einen bedeutenden<br />

Platz zu. Das Fernverkehrsstraßennetz<br />

soll bis 2010 auf eine Länge von 2.300 km<br />

verdoppelt werden. Ferner sollen die Flughäfen<br />

modernisiert und erweitert werden.<br />

Expressverbindungen, z. B. zwischen Damaskus<br />

und Aleppo, sollen die Effektivität des<br />

Schienennetzes erhöhen.<br />

Chancen für ein Engagement deutscher Unternehmen<br />

sollten auch in den verschiedenen<br />

Umweltbereichen bestehen. Am dringendsten<br />

sind Maßnahmen in Bezug auf Wasserknappheit<br />

und -verschmutzung, die Bodenverschlechterung,<br />

die Luftverschmutzung, die<br />

ungenügende Behandlung und Entsorgung<br />

fester Abfälle, den Rückgang der<br />

biologischen Vielfalt sowie die<br />

Küsten- und Meeresverschmutzung.<br />

Die Entsorgung unbehandelter kommunaler<br />

und industrieller Abwässer,<br />

ausgetretenes Öl aus Raffinerien und<br />

Ölterminals sowie die Bewirtschaftung<br />

fester Abfälle stellen bedeutende<br />

Herausforderungen dar. Auch<br />

beim Ausbau der Industrie, des<br />

Gesundheits- und des Bildungswesens<br />

sowie der Tourismuswirtschaft<br />

werden deutsche Unternehmen vielfach<br />

als Wunschpartner betrachtet.<br />

Der bisher eher bescheidene Umfang<br />

der deutschen Investitionen in Syrien<br />

zeigt, dass in Deutschland die<br />

Erfolge des Landes bei der Liberalisierung<br />

des Wirtschaftslebens und<br />

der Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

für Auslandsinvestitionen<br />

noch nicht immer deutlich wahrgenommen<br />

werden. Andererseits besteht<br />

auf Seiten Syriens ein großes<br />

Interesse von Politik und Wirtschaft<br />

an einer Intensivierung der wirtschaftlichen<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Deutschland. Deutsche Unternehmen<br />

sollten daher bei ihrer künftigen Geschäftsstrategie<br />

gegenüber Syrien diese Interessenlage<br />

in Betracht ziehen. Zugleich sollten<br />

die Unternehmen bei ihren Entscheidungen<br />

zum Markteintritt bzw. beim Ausbau<br />

bereits vorhandener Marktpositionen nicht<br />

nur die verbesserten Investitionsbedingungen<br />

sowie den hohen Modernisierungs- und Erweiterungsbedarf<br />

in allen Wirtschaftszweigen<br />

berücksichtigen, sondern auch solch gewichtige<br />

Standortvorteile, wie die politische Stabilität<br />

des Landes, seine geographisch günstige<br />

Lage zwischen Mittelmeer und Mittlerem<br />

Osten sowie die arbeitsamen und handwerklich<br />

begabten Arbeitskräfte.<br />

18<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Interview<br />

"Uns verbinden mit Deutschland gute<br />

Beziehungen, die wir entwickeln und<br />

vertiefen möchten"<br />

Interview mit Dr. Abdallah al-Dardari,<br />

Stellvertretender Ministerpräsident für<br />

Wirtschaftsangelegenheiten der Syrischen<br />

Arabischen Republik.<br />

Syrien hat in den letzten Jahren begonnen, die soziale Marktwirtschaft einzuführen<br />

und dabei zahlreiche Wirtschafts- und Sozialreformen realisiert. Die Reformen umfassten<br />

die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie das Finanzund<br />

Währungssystem. Die Folgen: Gründung privater Banken, Vereinheitlichung der<br />

Wechselkurse, Förderung der Privatwirtschaft und Schaffung eines attraktiven<br />

Investitionsklimas. Die Reformschritte führten darüber hinaus zur Verbesserung der<br />

Beziehungen zum Ausland, besonders zur Europäischen Union. Das führte u. a. zum<br />

beschleunigten Abschluss und der baldigen Unterzeichnung der Partnerschaftsabkommen<br />

mit der EU. Der Zeitpunkt, zu dem Syrien als Partnerland des 12.<br />

Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums auftritt, ist günstig gewählt. Dabei können<br />

die deutschen und arabischen Teilnehmer sich über Chancen und Potenziale informieren,<br />

die Syrien als Geschäfts- und Investitionspartner bietet. SOUQ sprach darüber<br />

mit Dr. Abdallah Al-Dardari, Stellvertretender Ministerpräsident für Wirtschaftsangelegenheiten<br />

der Syrischen Arabischen Republik.<br />

Foto: Privat<br />

Souq: Die syrische Regierung hat vor einigen<br />

Jahren begonnen, umfangreiche Wirtschaftsreformen<br />

durchzuführen. Welche Bereiche<br />

umfassen diese Reformen, welche<br />

Erfolge sind bisher erreicht worden, welche<br />

Schwierigkeiten sind dabei aufgetreten und<br />

welche Reformschritte hinsichtlich der<br />

Einbeziehung des privaten Sektors in den<br />

Wirtschaftsentwicklungsprozess wurden unternommen?<br />

Dr. Al-Dardari: Die syrische Regierung<br />

startete den Reformprozess im Rahmen des<br />

zehnten ökonomischen und sozialen Fünfjahrplans<br />

2006 bis 2010. Er soll einen Transformationsprozess<br />

zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung<br />

in Gang setzen und seine<br />

Ergebnisse sollen sich im Lebensstandard<br />

der Bürger niederschlagen. Deshalb hat die<br />

Regierung juristische und legislative Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, durch die die<br />

zur Einführung der sozialen Marktwirtschaft<br />

notwendigen Grundrechte garantiert und die<br />

Beziehungen zwischen Staat, Bürger und<br />

Wirtschaft geregelt werden. Dabei soll die<br />

Rolle der Privatinitiative und des Privatsektors<br />

bei der sozialen und wirtschaftlichen<br />

Entwicklung gestärkt werden. Auf der anderen<br />

Seite wurden tief greifende Strukturreformen<br />

im makroökonomischen finanzund<br />

währungspolitischen Bereich unternommen.<br />

Dadurch soll ein notweniges Gleichgewicht<br />

erreicht werden, um eine nachhaltige<br />

Entwicklung in Syrien und die dazu benötigten<br />

Ressourcen zur Finanzierung der<br />

staatlichen Sozialpolitik zu sichern. Damit<br />

die sozialen Belange des wirtschaftlichen<br />

Entwicklungsprozess berücksichtigt werden<br />

können, hat die Regierung begonnen, die<br />

Politikfelder zu reformieren, die den<br />

Arbeitsmarkt und die Sozialeversicherung<br />

regeln.<br />

Das heißt, dass Syrien ein umfassendes<br />

Reformprogramm durchführt, das die Wirtschaft<br />

sukzessive liberalisieren und das Investitionsklima<br />

verbessern wird.<br />

Die ersten Ergebnisse des Reformprozesses<br />

zeigen ein deutliches Wachstum der gesamten<br />

volkswirtschaftlichen Kennzahlen. So<br />

erhöhte sich das Wachstumstempo des<br />

Bruttoinlandsprodukts von 5,1Prozent im<br />

Jahr 2000 auf 6,5Prozent im Jahr 2007. Wir<br />

erwarten dieses Niveau auch im Jahr 2008<br />

zu halten. Der Anteil des privaten Sektors<br />

am BIP stieg von 56Prozent auf 65Prozent<br />

zwischen 2000 und 2008. Das Haushaltsdefizit<br />

bewegte sich in den vergangenen Jahren<br />

ebenfalls in vertretbaren Größenordnungen<br />

wie 5Prozent des BIP.<br />

Das ist eine beachtliche Leistung, wenn man<br />

die großen wirtschaftlichen Umstrukturierungen<br />

in Betracht zieht. Darüber hinaus<br />

wurde eine ausgeglichene Geldpolitik verfolgt,<br />

die trotz der internationalen Finanzkrise<br />

zur relativen Stabilität des syrischen<br />

Pfundes beitrug.<br />

Syrien steht vor großen Herausforderungen,<br />

darunter die Forcierung des wirtschaftlichen<br />

Reformprozesses im Rahmen<br />

der Weltwirtschaft. Die syrische Wirtschaft<br />

ist eine offene Wirtschaft geworden, die<br />

einem starken Wettbewerb unterliegt. Das<br />

erfordert hohe Leistungsfähigkeit und Effizienz<br />

bei der Durchsetzung der wirtschaftlichen<br />

und sozialen Ziele. Somit wird<br />

sich der Reformprozess in der nächsten<br />

Phase darauf konzentrieren, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Volkswirtschaft zu stärken<br />

und die Attraktivität des Landes für<br />

ausländische Investoren zu erhöhen. Eine<br />

geeignete Arbeitsmarktpolitik soll ausgearbeitet<br />

und mit Hilfe gut qualifizierten Personals<br />

umgesetzt, die Infrastruktur entwickelt<br />

und ein soziales Sicherungsnetzes aufgebaut<br />

werden.<br />

Souq: Die syrische Wirtschaft weist ein<br />

beachtliches Wachstum auf, das mit einer<br />

großen Investitionstätigkeit einhergeht.<br />

Können Sie uns die Grundtendenzen der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung in Syrien, die<br />

20<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Interview<br />

Prioritäten und Ziele der Entwicklung der<br />

Infrastruktur und weiterer Wirtschaftsbereiche<br />

sowie die Rolle skizzieren, die arabische<br />

und ausländische Investitionen dabei<br />

spielen?<br />

Dr. Al-Dardari: Die große Herausforerung,<br />

vor der die syrische Wirtschaft steht, ist, die<br />

Infrastruktur so zu entwickeln, dass sie der<br />

besonderen geografischen Lage Syriens als<br />

das Tor und der natürliche Durchgang Europas<br />

zum Irak und zur Golfregion gerecht<br />

wird. Aus diesem Grund strebt Syrien zurzeit<br />

die Realisierung eines regionalen Projektes<br />

an, das das Mittelmeer mit dem Arabischen<br />

Golf über ein Verkehrsnetz verbindet.<br />

Dieses beginnt am syrischen Hafen<br />

Tartous und endet am Umm Al-Qasser am<br />

Arabischen Golf im Irak. Ferner bildet<br />

Syrien den effektiveren und kostengünstigeren<br />

Weg für den Transport von Energieressourcen.<br />

Auf der andern Seite ist Syrien ein<br />

Land mit einer auf großer Historie beruhender<br />

Zivilisation und schöner Natur, gemäßigtem<br />

Klima und abwechslungsreichen<br />

Landschaften. All das qualifiziert das Land,<br />

eine der international begehrtesten Tourismusdestination<br />

zu werden. Daraus kann nur<br />

dann Nutzen gezogen werden, wenn eine<br />

geeignete Infrastruktur einschließlich moderner<br />

Flughäfen und Verkehrswege vorhanden<br />

ist. Deshalb hat Syrien die Entwicklung<br />

der Infrastruktur an die Spitze der<br />

Prioritätenliste gesetzt. Diese Projekte sollen<br />

als Investitionen in Zusammenarbeit mit<br />

dem Privatsektor durchgeführt werden.<br />

Dafür arbeiten wir an einem Gesetzentwurf<br />

für diese "public-private-partnership". Erst<br />

vor kurzem wurden die Voraussetzungen für<br />

die Finanzierung durch syrische Banken<br />

geschaffen. Deshalb laden wir alle Interessierten<br />

ein, an solchen Investitionsmöglichkeiten<br />

teilzunehmen. Außerdem hat die syrische<br />

Regierung den Industrie- und Landwirtschaftssektoren<br />

hohe Priorität eingeräumt.<br />

Sie stützt sich dabei auf die reichhaltigen<br />

und vielfältigen Bodenschätze des<br />

Landes, deren Nutzung und Verarbeitung<br />

hohen Mehrwert erzielt. Darüber hinaus sind<br />

günstige und sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte<br />

vorhanden. Einige der syrischen Industriezweige<br />

wie Nahrungsmittel- und<br />

Textilindustrie verfügen über eine hohe<br />

Wettbewerbsfähigkeit. Zur Zeit streben wir<br />

die Einführung und Ausweitung solcher<br />

mittlerer Industriezweige an, für die wir<br />

bereits durch den Bau der Industriestädte die<br />

notwendigen infrastrukturellen Vorraussetzungen<br />

gelegt haben. Diese Städte haben im<br />

vergangenen Jahr ihre Arbeit aufgenommen,<br />

und solche Projekte sind offen für<br />

Investoren. Im landwirtschaftlichen Bereich<br />

SCIENCE CENTER MEDIZINTECHNIK:<br />

BEGREIFEN, WAS UNS BEWEGT<br />

Otto Bock schafft in Berlin neue Bühne<br />

für das Thema Mensch und Mobilität<br />

belegt Syrien einen der vorderen Plätze bei<br />

der Produktion von Weizen, Baumwolle und<br />

Oliven. Die Landwirtschaftsproduktion bildet<br />

mit den notwendigen Rohstoffen außerdem<br />

die Basis für viele andere syrische Industrien.<br />

Die arabischen und ausländischen Investitionen<br />

trugen in den letzten Jahren zum<br />

Wirtschaftswachstum bei. Die direkten<br />

ausländischen Investitionen erhöhten sich<br />

von 120 Mio. Dollar im Jahr 2000 auf 1,1<br />

Mrd. Dollar im Jahr 2008. Wir erwarten,<br />

dass sich dieses Wachstumstempo in den<br />

kommenden Jahren fortsetzen wird, nachdem<br />

sich ein günstiges Geschäftsklima<br />

gebildet hat.<br />

SOUQ: Die Welt unterliegt heute den<br />

Auswirkungen der stärksten Wirtschaftsund<br />

Finanzkrise seit den dreißiger Jahren<br />

des vergangenen Jahrhunderts, was sich in<br />

unterschiedlichem Grad auf die diversen<br />

Volkswirtschaften niederschlägt. Können<br />

Sie uns einen Überblick über die Auswirkungen<br />

der Krise auf die syrische Wirtschaft<br />

Geben, und welche Maßnahmen wurden getroffen,<br />

um sie zu überwinden?<br />

Dr. Al-Dardari: In der heutigen globalisierten<br />

Welt ist es selbstverständlich, dass die<br />

Auswirkungen die internationale Finanz-<br />

Unternehmenspräsentation<br />

Für die Kommunikation der Experten stehen<br />

drei weitere Ebenen zur Verfügung. Dazu<br />

gehört eine Orthopädie-Werkstatt für die<br />

praxis-bezogene Demonstration von hochwertigen<br />

Patienten-Versorgungen.<br />

Die Fassade ist der Struktur von Muskelfasern<br />

nachempfunden. Darauf bewegt sich<br />

der Walker, eine Laser-Installation, die das<br />

menschliche Gangbild in verblüffender<br />

Weise auf den Punkt bringt. Im Ausstellungsbereich<br />

stehen interaktive Erlebnisse<br />

im Mittelpunkt. Hier kann man buchstäblich<br />

begreifen, was uns bewegt.<br />

Das Science Centre steht Amputierten aus<br />

dem Ausland für hochwertige Versorgungen<br />

zur Verfügung. Sie können hier mit Spitzenprodukten<br />

vom C-Leg® als weltweit erstem<br />

vollständig mikroprozessor-gesteuerten Beinprothesensystem<br />

bis zum DynamicArm® als<br />

höchstentwickelter Stufe der myoelektrischen<br />

Armprothetik versorgt werden.<br />

Zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger<br />

Tor gibt es ab dem 1. Juli <strong>2009</strong> eine<br />

neue Attraktion für die Bürger Berlins und<br />

ihre Gäste aus aller Welt: Die Otto Bock<br />

HealthCare öffnet ihr Science Center Medizintechnik.<br />

Drei Etagen stellen die Faszination<br />

des Themas Mensch und Mobilität in<br />

einer jedermann verständlichen Weise dar.<br />

Ferner setzt Otto Bock im Science Center<br />

die Aktivitäten rund um das Thema Wissensvermittlung<br />

durch die Otto Bock<br />

Academy fort. Der Wissenstransfer im Rahmen<br />

vielfältiger technischer Seminare bildet<br />

die Grundlage zur systematischen und inhaltlichen<br />

Weiterentwicklung von Märkten.<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

21


Interview<br />

krise auf alle Volkswirtschaften der Welt<br />

unterschiedlichem sind. Das gilt auch für<br />

Syrien, wenn auch in vergleichsweise begrenztem<br />

Umfang, da zum einem die Öffnung<br />

unserer Marktwirtschaft erst in den<br />

letzten Jahren vorangetrieben wurde und die<br />

Realwirtschaft in der Wirtschaftsstruktur des<br />

Landes dominiert. Zum anderen übt der<br />

Staat durch seine Finanz- und Geldpolitik<br />

eine regulierende Funktion aus, um Gefahren<br />

von syrischen Banken abzuwenden.<br />

Mögliche Auswirkungen auf die syrische<br />

Wirtschaft werden indirekter Natur sein.<br />

Grund dafür ist der geringe Umfang ausländischer<br />

Investitionen in Syrien, deren<br />

Ursprungsländer unter der Finanzkrise leiden.<br />

Geringe Liquidität auf den internatonalen<br />

Märkten könnte dazu führen, dass die<br />

internationale Nachfrage nach syrischen<br />

Produkten zurückgeht. Die Maßnahmen, die<br />

die syrische Regierung getroffen hat, um die<br />

Auswirkungen der Krise abzumildern, beziehen<br />

sich auf eine verstärkte staatliche<br />

Investitionstätigkeit, um den möglichen<br />

Rückgang privater Investitionen auszugleichen.<br />

Während die Gesamtausgaben des<br />

Staatshaushalts in diesem Jahr um 14,16<br />

Prozent zugenommen haben, stiegen die<br />

<strong>Ausgabe</strong>n für Investitionen um 19,5 Prozent<br />

an. Zudem hat die Regierung ein Maßnahmenpaket<br />

geschnürt, um die Wirtschaft<br />

zu fördern. Insgesamt wurden 25 Beschlüsse<br />

mit dem Ziel gefasst, die Auswirkungen auf<br />

die einheimische Industrie zu dämpfen.<br />

SOUQ: Die Beziehungen Syriens mit<br />

Deutschland und Europa entwickeln sich auf<br />

allen Ebenen, insbesondere in der Wirtschaft<br />

positiv. Der deutsch-syrische Handelsaustausch<br />

stieg innerhalb der letzten fünf Jahre<br />

um 36 Prozent und erreichte 2008 1,9 Mrd.<br />

Euro. Wie sind die Chancen für Kooperationen<br />

mit der deutschen Wirtschaft?<br />

Dr. Al-Dardari: Der syrische Markt ist viel<br />

versprechend und ist geeignet, eine Hauptrolle<br />

in der Investitionslandschaft der Region<br />

zu übernehmen, da Syrien als natürlicher<br />

Zugang zu den Märkten der arabischen<br />

Welt und Westasiens fungiert. Die<br />

syrische Regierung führt Wirtschaftsreformen<br />

mit dem Ziel durch, Investitionen<br />

anzulocken. Deshalb sind die deutschen<br />

Unternehmen eingeladen, in Syrien zu investieren<br />

und partnerschaftliche Beziehungen<br />

mit syrischen Firmen in allen Branchen aufzubauen.<br />

Das gilt vor allem für die Bereiche<br />

Infrastruktur, Energie, Kommunikation,<br />

Technologie, Transport und Finanzen.<br />

SOUQ: Zurück zu den europäisch-syrischen<br />

Beziehungen: Wie ist der Stand beim<br />

Partnerschaftsabkommen zwischen der EU<br />

und Syrien und welche Hoffnungen verbindet<br />

Syrien mit dem Inkrafttreten des Abkommens?<br />

Dr. Al-Dardari: 2005 hat Syrien die<br />

Partnerschaftsverhandlungen mit der Europäischen<br />

Union geführt. Seinerzeit wurde<br />

das Abkommen paraphiert. Die Unterzeichnung<br />

des Abkommens wurde leider<br />

infolge politischen Drucks verschoben.<br />

Nachdem sich die Wirtschaftssituation in<br />

Syrien geändert hat und die Prioritäten der<br />

Entwicklung neu festgelegt wurden, wurden<br />

die Verhandlungen über einige Aspekte des<br />

Abkommens wieder aufgenommen. Das Abkommen<br />

wurde erneut paraphiert, und wir<br />

erwarten demnächst die endgültige Unterzeichnung.<br />

SOUQ: Das Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum<br />

gilt als wichtigste Plattform<br />

des deutsch-arabischen Wirtschaftsdialogs.<br />

Syrien wird diesem Jahr das Partnerland<br />

des Forums sein. Welche Ziele verfolgt Syrien<br />

damit und welche Botschaft möchten<br />

Sie an die Teilnehmer des Forums richten?<br />

Dr. Al-Dardari: Wir nehmen an diesem<br />

Forum mit der festen Überzeugung teil,<br />

dass Syrien eine größere Rolle im Wirtschaftsgeschehen<br />

der arabischen Region<br />

spielen soll. Neben den Wirtschaftsreformen<br />

wird dies durch die vorteilhafte<br />

geographische Lage und die Vorzüge des<br />

Wirtschaftsstandorts Syrien ermöglicht.<br />

Andererseits ist Deutschland ein Land mit<br />

hoch entwickelter Kultur, Industrie, Technologie<br />

und Landwirtschaft. Uns verbinden<br />

mit Deutschland gute Beziehungen, die wir<br />

entwickeln und vertiefen möchten. Die<br />

besondere geographische und strategische<br />

Lage beider Länder ermöglicht ihnen, ge-<br />

Syrian Arab Republic<br />

Prime Ministry<br />

Syrian Investment Authority<br />

Syrian Investment Authority SIA aims at the implementation<br />

of national investment policies and development and the promotion<br />

of an investment environment in the Syrian Arab Republic<br />

for sustainable development. To fulfil the aforementioned, the<br />

SIA shall<br />

layout investment related principles and standards to simplify<br />

and facilitate the procedures,<br />

facilitate and encourage investments flow to contribute to<br />

social and economic development,<br />

undertake all promotional activities to attract investments.<br />

provide investors with consultations and data and issue all<br />

manuals for this purpose.<br />

follow–up executions of projects and remove all obstacles to<br />

ensure continuation of their work, update the investment map<br />

within priorities which take into consideration projects of<br />

strategic importance and promote this map internally and<br />

externally.<br />

This map was launched on December 31, 2008<br />

www.syrianinvestmentmap.org is translated into English and<br />

French and shall be translated into most living languages before<br />

the end of <strong>2009</strong>.<br />

One–Stop–Shop was inaugurated by H. E. the Prime Minister<br />

on 1/12/2008. As well as in the SIA branch in Hama,<br />

One–Stop–Shops shall be established in all branches of the<br />

governorates to offer services to investors in which all ministries<br />

and related bodies are represented with full authorities.<br />

Syria is your right choice to success.<br />

Sabaa Bahrat Sq. Prime Ministry Ex. Bldg.<br />

P.O. Box 31396<br />

Tel. 00963112062<br />

Fax 00963114428124/ 00963114412684<br />

E–mail: syinvest@mail.sy<br />

Website: www.investinsyria.org<br />

22<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Interview<br />

meinsam in den Bereichen Energie, Industrie,<br />

Metallurgie, IT, Telekommunikation,<br />

Banken und Finanzen zu investieren.<br />

Daraus könnte eine zivilisatorische<br />

und kulturelle Befruchtung entstehen, der<br />

besondere Bedeutung in der gerade entscheidenden<br />

Phase zukommt, da ein neues<br />

Weltwirtschaftssystem entsteht. Syrien<br />

glaubt an den Dialog als einzige Möglichkeit<br />

des Umgangs der Nationen miteinander.<br />

Eine der wichtigsten Formen dieses<br />

Dialogs ist mit den Unternehmern und<br />

Unternehmerinnen unserer befreundeten<br />

Länder. Dialog allein führt zu Wissen. Wissen<br />

allein erlaubt, das Mögliche in die<br />

Wirklichkeit umzusetzen. Davon profitieren<br />

beide Seiten. So war es mit Syrien und<br />

Deutschland in der Vergangenheit und so<br />

werden wir es fortsetzen.<br />

SOUQ: Die <strong>Ghorfa</strong> fördert durch ihre<br />

Aktivitäten und Dienstleistungen für deutsche<br />

und arabische Unternehmer die Vertiefung<br />

der gemeinsamen Wirtschaftbeziehungen.<br />

Wie bewerten Sie die Arbeit der<br />

<strong>Ghorfa</strong>? Auf welche Gebiete soll sich die<br />

<strong>Ghorfa</strong> konzentrieren, um die deutsch-syrischen<br />

bzw. die deutsch-arabischen Beziehungen<br />

zu fördern?<br />

Dr. Al-Dardari: Die Auswertung der Ergebnisse<br />

vergangener Foren hat die bedeutende<br />

Rolle der <strong>Ghorfa</strong> für die Anbahnung<br />

von Geschäftschancen und Investitionsvorhaben<br />

unterstrichen. Das gleiche gilt für die<br />

Veranstaltung von Handels- und Tourismusmessen.<br />

Die Eindrücke in den teilnehmenden<br />

Ländern der vergangenen Foren,<br />

besonders am 10. und 11. Forum, waren für<br />

uns ein Beweggrund, die Gelegenheit zu<br />

nutzen, Partnerland des 12. Forums zu werden.<br />

Wir betrachten die Auswahl Syriens in<br />

diesem Jahr als sehr gut gelungen, die zum<br />

richtigen Zeitpunkt kam. Syrien hat ein<br />

gutes Investitionsklima geschaffen und ein<br />

robuste Wirtschaft aufgebaut, die alle<br />

Krisen überstanden hat. Das bestätigt die<br />

Richtigkeit unserer Entscheidung für die<br />

soziale Marktwirtschaft, die auf einer pragmatischen<br />

Wirtschaftspolitik beruht. Hinsichtlich<br />

der deutsch-syrischen Beziehungen<br />

wünschen wir uns, dass deutsche<br />

und syrische Unternehmer Partnerschaften<br />

und gemeinsame Unternehmen aufbauen.<br />

Wir hoffen, dass das Deutsch-Arabische<br />

Wirtschaftsforum ein wichtiges Ereignis<br />

und einen breiten Zugang für deutsche und<br />

arabische Investitionen zum gegenseitigen<br />

Vorteil öffnen wird. Wir sind sicher, dass<br />

gute Möglichkeiten dafür vorhanden sind.<br />

Wir wünschen uns, dass die <strong>Ghorfa</strong> Syriens<br />

ins richtige Rampenlicht stellt, zumal es am<br />

Wissen über Syrien in der deutschen<br />

Wirtschaft noch mangelt. Hilfreich wäre<br />

außerdem, wenn Delegationsreisen nach<br />

Syrien intensiviert werden, um die Gegebenheiten<br />

vor Ort kennen zu lernen. Wir<br />

erhoffen uns von der <strong>Ghorfa</strong> technische<br />

Unterstützung für die Dachverbände der<br />

syrischen Kammern für Handel und Industrie.<br />

Wir möchten die Arbeit der <strong>Ghorfa</strong><br />

loben für ihre Kontakte zu arabischen<br />

Unternehmen und ihre Teilnahme an vielen<br />

Messen. Möge die Zusammenarbeit effektiver<br />

gestaltet werden, um die Folgen der<br />

internationalen Wirtschaftskrise zu überwinden<br />

und den Handelsaustausch voranzutreiben.<br />

Abschließend möchte ich meinen besonderen<br />

Dank an <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas<br />

Bach und Generalsekretär Abdulaziz Al-<br />

Mikhlafi für ihren Einsatz zur Weiterentwicklung<br />

der Arbeit der <strong>Ghorfa</strong> richten,<br />

durch die sie sich einen guten Ruf erworben<br />

hat. Ich bedanke mich für das Gespräch und<br />

wünsche dem Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum<br />

viel Erfolg.<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

23


Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

Economic Forum Abu Dhabi<br />

in Hannover<br />

Zum dritten Mal fand am 21. April im<br />

Rahmen der Hannover Messe das Economic<br />

Forum Abu Dhabi statt. Eröffnet wurde es<br />

von <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach, der<br />

die -trotz weltweiter Wirtschaftskrise - hohe<br />

Qualität der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

lobte. Ein wesentlicher Anteil<br />

dieser guten Beziehungen komme dem Golf-<br />

Emirat zu, so Dr. Bach weiter. Der Warenaustausch<br />

mit Deutschland sei im vergange-<br />

nen Jahr um 37 Prozent auf 8,5 Mrd. Euro<br />

gestiegen, bekräftigte der <strong>Ghorfa</strong>-Präsident<br />

seine Feststellung.<br />

Niedersachsens Ministerpräsident Christian<br />

Wulff und sein Stellvertreter, Wirtschaftsminister<br />

Dr. Philipp Rösler, lobten die außergewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte, für die Abu<br />

Dhabi stehe. Das Emirat biete hervorragende<br />

Zukunftschancen für Niedersachsens leistungsfähige<br />

kleine und mittelständische<br />

Unternehmen.<br />

Deutschland bezeichneten der Botschafter<br />

der Vereinigten Arabischen Emirate, S. E.<br />

Mohammed Ahmed Al Mahmood und Undersecretry<br />

Mohammed Omar Abdullah vom<br />

Department of Economic Development Abu<br />

Dhabi, als wichtigen und privilegierten Handelspartner.<br />

Beide Redner unterstrichen die<br />

großen Investitionsmöglichkeiten, die Abu<br />

Dhabi in vielen Branchen zu bieten habe.<br />

Neue Mitglieder<br />

Unternehmen Anrede Titel Vorname Nachname Webseite<br />

AJG Ingenieure GmbH Herr Dr.-Ing. Dirk Jankowski www.ajg-ing.de<br />

Allgemeiner Grund & Boden Fundus Herr Lothar Pfeiffer www.grund-boden-fundus.de<br />

AQUAtec GmbH Frau Lucia Esposito www.aquatec-ndrh.de<br />

Architekten Eggert Generalplaner GmbH Herr Horst-Uwe Eggert www.aep-p.de<br />

Bastion Services Ltd. Co. KG Herr Franco Jones www.bastionservices.de<br />

Birkholz International GmbH Herr Dipl.-Ing. Nasyr Birkholz www.birkholz-international.com<br />

CHS CONTAINER Handel GmbH Herr Klaus Zimmermann www.chs-container.de<br />

CMS Hasche Sigle Herr Dr. Nicolai Ritter www.cms-hs.com<br />

Dalati International Consulting Herr Samir Dalati www.dalati.de<br />

Deutsche Leasing AG Herr Rüdiger von Fölkersamb www.deutsche-leasing.com<br />

Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH Herr Reinhard Koslitz www.didacta.de<br />

Dorsch Gruppe Herr Olaf Hoffmann www.dorsch.de<br />

EnTec Group SA Herr Hagen Kai Keller www.entec-group.com<br />

ETS Eastern Trade Services GmbH Herr Aymeric Lefebure www.ets-services.com<br />

European Business Club of Germany Herr Dr. Alfred E. Gohl www.european-businessclub-of-germany.de<br />

Focus Gebäudemanagement GmbH & Co. KG Herr Kay Glenewinkel www.focusgebaeudemanagement.com<br />

Gleiss Lutz Rechtsanwälte Herr Dr. Johannes Niewerth www.gleisslutz.com<br />

Greggersen Gasetechnik GmbH Frau Anja Jahn www.greggersen.de<br />

Hengeler Mueller Partnerschaft von Rechtsanwälten Herr Dr. Jochen Vetter www.hengeler.com<br />

Hoffmann Architects<br />

Architecture and Design GmbH Herr Klaus Martin Hoffmann www.hoffmann-architects.com<br />

ihpass Herr Imad Haschem www.ihpass.de<br />

IHS-Germany (International Health Services) Frau Hala Al-Khalaf www.ihsgermany.com<br />

iMOVE beim BIBB Frau Sabine Gummersbach-Majoroh<br />

www.imove-germany.de<br />

Ingenieurbüro Dipl.-Ing. Detlef David GmbH Herr Detlef David www.davidgmbh.de<br />

Interkultureller Service Abd el Hafez Frau Tatjana Abd el Hafez www.i-service-abdelhafez.com<br />

KSB Aktiengesellschaft Frau Clarissa Wolf www.ksb.com<br />

Kühne + Nagel (AG & Co.) KG Herr Reinhard R. Kütter www.kuehne-nagel.com<br />

MEIKO Maschinenbau GmbH & Co. KG Herr Burkhard Randel www.meiko.de<br />

MENA Legal Advisers Herr Dr. Alexander Brexendorff www.mena-legal.com<br />

Otto Bock Healthcare GmbH Herr Klaus Frölich www.ottobock.com<br />

OUTATEX GmbH Herr Zakaria Oulabi www.outatex.com<br />

Papadopoulos Associates GmbH Herr Dipl.-Ing. Jürgen Papadopoulos www.papadopoulos-group.com<br />

Philipp Rass Stahl GmbH Herr Dr. Christoph Rass www.rass-stahl.com<br />

RMA Kehl GmbH & Co. KG Herr Abdelkrim Inhaddou www.rma-armaturen.de<br />

RWE Dea AG Frau Carolin Reese www.rwedea.com<br />

TEPE International Health Information System Herr Carsten Germer www.compugroup.com<br />

24<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

Fotos: Heinrichson<br />

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff<br />

S. E. Mohammed Ahmed Al Mahmood, Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate<br />

Hauptziel der Wirtschaftspolitik sei, den<br />

Nicht-Ölsektor in der Zukunft zu stärken.<br />

Zur Realisierung dieses Ziels hat Abu Dhabi<br />

die "Economic Vision 2030" ins Leben gerufen,<br />

deren einzelne Aspekte den rund 200<br />

Teilnehmern des Forums von Fachleuten des<br />

Emirats präsentiert und in einer anschließenden<br />

Diskussion erörtert wurden. Gemäß diesem<br />

Programm soll der Anteil des Bruttoinlandsprodukts<br />

im Ölsektor von jetzt 58<br />

Prozent auf 36 Prozent reduziert werden, so<br />

Hamad Al Mass, Executive Director of<br />

International Economic Relations des Department<br />

of Economic Development. Neben<br />

den weiteren Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen<br />

Zukunft (Referent: Mohamed<br />

Rashed AlHameli, Generaldirektor der<br />

Industrie- und Handelskammer Abu Dhabi)<br />

wurden die Chancen bei der Unternehmensansiedlung<br />

in den besonders geschaffe-<br />

nen Wirtschaftszonen, im Tourismus, beim<br />

Ausbau des Flughafens und in der Lebensmittelindustrie<br />

vorgestellt.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> veranstaltete das Forums in Zusammenarbeit<br />

mit der Botschaft der Vereinigten<br />

Arabischen Emirate, dem Department<br />

of Economic Development Abu Dhabi, dem<br />

Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Verkehr sowie der Industrie-<br />

und Handelskammer Hannover.<br />

Unternehmenspräsentation<br />

Die Produktionshalle von Europoles Middle East wurde<br />

im nordöstlich gelegenen Nizwa, 180 km von der<br />

Hauptstadt Maskat entfernt, aufgebaut.<br />

Klar gegliederte Arbeitsplätze mit teilweise neuer<br />

Technik fördern effizientes Arbeiten auf hohem<br />

Qualitätsniveau.<br />

Als Marktführer in Europa produziert<br />

Europoles Masten, Stützen und Türme sowie<br />

Trägersysteme für vielfältigste Anwendungsmöglichkeiten.<br />

In ganz Europa und den<br />

angrenzenden Regionen plant und realisiert<br />

das Unternehmen Projekte in den Bereichen<br />

Beleuchtung, Energie, Kommunikation,<br />

Verkehr, Werbung und Architektur. Mit der<br />

über 125jährigen Tradition und Erfahrung im<br />

Mastbau konzipiert Europoles für jeden<br />

Einsatz die geeignete Lösung aus Schleuderbeton,<br />

Stahl oder glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GFK).<br />

Inzwischen investiert Europoles in Produktionen<br />

im nahen Osten und Nordafrika.<br />

Im Rahmen eines deutsch-omanischen<br />

Joint Ventures errichtete Europoles Middle<br />

East ein Werk mit einer jährlichen Kapazität<br />

von 14.000 Schleuderbetonmasten in<br />

Nizwa/Oman. Das Werk läuft seit Ende<br />

2008 im Testbetrieb und nahm im Frühjahr<br />

<strong>2009</strong> offiziell die Produktion auf.<br />

Wie im Oman setzt Europoles auch in Algerien<br />

auf die Produktion vor Ort. Hier gründe-<br />

te der Mastenspezialist mit der zur größten<br />

privaten algerischen Unternehmensgruppe<br />

gehörenden mit Cevico das Gemeinschaftsunternehmen<br />

Cevipoles. Das neue Unternehmen<br />

plant die Produktion vorgespannter<br />

Schleuderbetonmasten für den<br />

Ausbau der algerischen Infrastruktur.<br />

In beiden Produktionsstätten entstehen<br />

zahlreiche Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />

für einheimische Kräfte. Der Mastenspezialist<br />

verbindet damit nachhaltige Produktion<br />

mit Nähe zum Markt: In der gesamten<br />

Region besteht großes Interesse an den<br />

hochwertigen Masten mit deutschem<br />

Know-How<br />

Kontakt:<br />

Europoles GmbH & Co. KG<br />

Ingolstädter Straße 51<br />

92318 Neumarkt<br />

Phone +49 9181 28-880<br />

Fax +49 9181 28-514<br />

info@europoles.com<br />

http://www.europoles.com<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

25


Unternehmenspräsentation<br />

Ihr<br />

erfolgreicher Weg<br />

in den<br />

irakischen Markt<br />

Foto: Privat<br />

Dipl.- Ing. Nasyr Birkholz<br />

Die Birkholz Group wurde im Jahre 1991,<br />

von Herr Dipl.- Ing. Nasyr Birkholz gegründet<br />

und setzt sich aus den Unternehmen<br />

Birkholz International GmbH und Birkholz<br />

Transport & Logistics zusammen.<br />

Der deutsche Geschäftsmann Nasyr Birkholz<br />

ist 1959 in Bagdad/Irak als Sohn einer<br />

Arztfamilie geboren, mit seiner Ausbildung<br />

auf internationalen Schulen konnte er sich<br />

schon frühzeitig Wissen und Kontakte über<br />

die Grenzen seines Landes hinaus aneignen.<br />

1981 absolvierte er seinen Bauingenieur auf<br />

der Ingenieur-Bagdad Universität im Bauwesen.<br />

Bis 1988 leitete er verschiedene<br />

große Bauprojekte. Zusätzlich zur Leitung<br />

der Birkholz Group, fungiert er als Vorstandsmitglied<br />

und Schatzmeister der<br />

DAFG Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft.<br />

Desweiteren ist Herr Birkholz<br />

Mitglied der Vereinigung der irakischen<br />

Ingenieure, der Deutschen Industrie- und<br />

Handelskammer und der <strong>Ghorfa</strong>: Arab-German<br />

Chamber of Commerce and Industry.<br />

Birkholz International GmbH hat sich spezialisiert<br />

auf den Vertrieb von Produkten der<br />

hohen Qualität mit modernen internationalen<br />

Managementmethoden in den Irak. Ihr<br />

Business ist es, für große und mittelständischen<br />

Unternehmen, eine effiziente und flexible<br />

Vorortstruktur im Irak, zur Bearbeitung<br />

des irakischen Marktes anzubieten. Sie verfolgt<br />

das Ziel eine erfolgreiche langfristige<br />

Geschäftsbeziehung mit Partnern aufzubauen.<br />

Mit dieser Struktur ist das Unternehmen<br />

unter anderem mit Schwarzkopf & Henkel<br />

seit 2003 sehr erfolgreich. Die Partnerfirmen<br />

aus Deutschland werden durch einen Irakerfahrenen<br />

Manager und Experten betreut,<br />

inkl. ortskundiger, administrativer Assistenz<br />

zusammen mit einer Vertriebsinfrastruktur<br />

sowie einem regionalen Kontaktnetz und<br />

Know-how. Er steht Ihnen zur Seite bei der<br />

Kontaktaufnahme mit irakischen Geschäftspartner<br />

und Behörden. Das Team hilft Ihnen<br />

beim Aufbau lokaler Netzwerke, Markteinführung,<br />

Messebeteiligung, ständige exklusive<br />

Interessenvertretung und die Übernahme<br />

der gesamten Vertriebskette sowie Lokale<br />

Projektleitung und Überwachung.<br />

Birkholz Transport & Logistics ist seit 1993<br />

größter Servicepartner von DHL im Land<br />

Berlin, Brandenburg und NRW.<br />

Der Jahresumsatz der Birkholz Group mit<br />

ihren insgesamt 130 Mitarbeitern, lag 2008<br />

mittlerweile bei ca 18 Millionen $.<br />

Unserer Büros befinden sich in Berlin,<br />

Düsseldorf, Bagdad und Sulaimaniya (Irak).<br />

Birkholz International GmbH<br />

Friedrichstraße 185<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: +49 (30) 20 60 50 82<br />

Fax: +49 (30) 20 60 50 85<br />

Mail: info@birkholz-international.com<br />

Web:www.birkholz-international.com<br />

26<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />

Kooperations- und<br />

Investitionsmöglichkeiten<br />

im Jemen<br />

Frankfurt, München und Nürnberg waren<br />

die Veranstaltungsorte der Wirtschaftstreffen<br />

vom 18. bis 20. Mai <strong>2009</strong> über<br />

Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten<br />

im Jemen, organisiert von der <strong>Ghorfa</strong>,<br />

zusammen mit der Botschaft der Republik<br />

Jemen. Herrn Salah Al Attar, Chairman der<br />

General Investment Authority Yemen<br />

(GIA), leitete die Delegation. Ihr gehörten<br />

Unternehmer verschiedener Branchen der<br />

Privatwirtschaft an. Von deutscher Seite<br />

nahmen rund hundert Unternehmensrepräsentanten<br />

teil.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-Mik-<br />

hlafi wies auf die lange und gute wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Deutschland und dem Jemen sowie auf die<br />

Schlüsselrolle der <strong>Ghorfa</strong> bei deren Förderung<br />

hin. Während des Treffens in München<br />

gab darüber hinaus <strong>Ghorfa</strong>-Vizepräsident<br />

Dr. Florian Amereller einen<br />

Überblick über den Jemen wies auf dessen<br />

guten Beziehungen mit Deutschland hin.<br />

Botschafter und Gesandter der Republik<br />

Jemen, S.E. Prof. Dr. Mohammed Lutf Mohammed<br />

Al-Eryani und Herr Ahmed Hajar,<br />

würdigten die gemeinsamen Wirtschaftsbeziehungen<br />

und berichteten über die<br />

deutsch-jemenitischen<br />

Regierungsgespräche, die eine Woche<br />

zuvor in Berlin stattgefunden hatten.<br />

Bettina Tewinkel von der KfW Entwicklungsbank<br />

referierte über die Schwerpunkte<br />

der Zusammenarbeit mit dem Jemen in der<br />

Wasserwirtschaft, der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung<br />

sowie in Bildung, Gesundheit<br />

und der Reform des öffentlichen<br />

Dienstes.<br />

Im Mittelpunkt stand die Präsentation von<br />

GIA-Präsident Salah Al-Attar über Wirtschaftsreformen,<br />

Investitionsklima und -<br />

projekte. Der jemenitische Markt sei auf<br />

Grund seiner Größe (23 Millionen Einwohner),<br />

der geringen Produktionskosten und<br />

der Investitionserleichterungen für deutsche<br />

Investoren interessant. Die Registrierung<br />

für Unternehmensgründungen sei<br />

eine unkomplizierte Angelegenheit von<br />

zwei Wochen Dauer. Jedes Projekt bleibe<br />

zu hundert Prozent im Eigentum des Investors.<br />

Hinzu kommen Zoll- und Steuererleichterungen<br />

bis zu hundert Prozent. Gewinne<br />

sind bis zu sieben Jahren steuerbefreit,<br />

mit einer Verlängerungsoption bis zu<br />

sechzehn Jahren. Ebenso entfällt eine<br />

Immobilienbesteuerung. Zu den gesuchten<br />

Geschäftsfeldern gehören die Industrieproduktion,<br />

Erdöl und -gas, Bergbau, Tourismus,<br />

Infrastrukturprojekte, Textilindustrie,<br />

Gesundheitswesen, Bildung, Landwirtschaft<br />

und Fischerei. In der Hafenstadt Aden werden<br />

besondere Industrie- und Wirtschaftszonen<br />

entstehen.<br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />

Arbeitsessen mit jemenitischer<br />

Regierungsdelegation in Berlin<br />

Anlässlich des Deutschland-Besuches einer<br />

hochrangigen Regierungsdelegation aus der<br />

Republik Jemen unter der Leitung von S. E.<br />

Abdul-Karim al-Arhabi, stellvertretender<br />

Premierminister und Minister für Planung<br />

und Internationale Zusammenarbeit, organi-<br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />

sierte die <strong>Ghorfa</strong> am 12. Mai <strong>2009</strong> in der<br />

Hauptstadt-Repräsentanz der Commerzbank<br />

ein Arbeitsessen. Der Delegation gehörten u.<br />

a. Regierungsvertreter der Ministerien für<br />

Wasser und Umwelt, Gesundheit, Bildung,<br />

lokale Verwaltung und Planung sowie<br />

Internationale Zusammenarbeit an. Deutsche<br />

Unternehmer hatten die Gelegenheit, direkt<br />

mit ihnen zu sprechen.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

betonte die traditionell gute Zusammenarbeit<br />

zwischen beiden Ländern sowie<br />

die sich bietenden Geschäftschancen aufgrund<br />

der wirtschaftlichen Reformen und<br />

Entwicklungen im Jemen.<br />

S.E. Abdul-Karim al-Arhabi hob die guten,<br />

langjährigen kulturellen und wirtschaftlichen<br />

Beziehungen hervor. Er verwies auf<br />

Verbesserungen beispielsweise beim<br />

Income Tax Flow und bei Private Public<br />

Partnerships, die bereits in der Energiebranche<br />

mit Unternehmen aus Staaten des<br />

Golfkooperationsrates (GCC) angewendet<br />

würden. Mit ambitionierten wirtschaftlichen<br />

Programmen strebt Jemen die GCC-<br />

Mitgliedschaft bis zum Jahr 2015 an. Durch<br />

diese Perspektive sowie die bereits unternommenen<br />

und geplanten Wirtschaftsreformen<br />

blickt Jemen in eine gute Zukunft.<br />

Deutschen Unternehmen bietet sich die<br />

Möglichkeit, auf der traditionellen Kooperation<br />

aufzubauen und intensive Geschäftskontakte<br />

zu pflegen.<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

27


The magazine<br />

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Arabische Botschafter besuchten Kiel<br />

Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />

Begleitet von <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz<br />

Al-Mikhlafi besuchten Botschafter<br />

der arabischen Länder am 8. und 9. Mai <strong>2009</strong><br />

die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins.<br />

Minister-präsident Peter Harry Carstensen<br />

stellte sein Land als wichtige Region für die<br />

chemische und maritime Industrie, die<br />

Ernährungs- und Gesundheitswirtschaft und<br />

Life Sciences, für die Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie und Medien<br />

sowie Wind- und erneuerbare Energien vor.<br />

Im Jahr 2020, so der Ministerpräsident,<br />

werde mehr Windenergie verfügbar sein als<br />

tatsächlich benötigt würde.<br />

Der Doyen des in Berlin akkreditierten Arabischen<br />

Diplomatischen Corps und Botschafter<br />

der Tunesischen Republik, S.E.<br />

Moncef Ben Abdallah, ermutigte Schleswig-<br />

Holsteins Unter-nehmen, alle arabischen<br />

Länder mit Wirtschaftsdelegationen zu bereisen,<br />

um sich vor Ort ein Bild von den<br />

Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu machen.<br />

Es bestehe viel Potenzial für gemeinsame<br />

Projekte und den Austausch mit den einzelnen<br />

Ländern, insbesondere auch zwischen<br />

der jungen Generation. Der Doyen äußerte<br />

die Hoffnung, dass diese Reise ein wichtiger<br />

Grundstein für die gemeinsame langfristige<br />

Kooperation zwischen Schleswig-Holstein<br />

und den einzelnen arabischen Ländern sei.<br />

Die Delegation traf zudem mit den Landesministern<br />

für Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

Verkehr sowie für Landwirtschaft, Umwelt<br />

und ländliche Räume des Landes Schleswig-<br />

Holstein, Dr. Jörn Biel und Dr. Christian von<br />

Boetticher, zu Gesprächen zusammen. Bei<br />

einem Empfang im Rathaus mit Oberbürgermeisterin<br />

Angelika Volquartz wurde<br />

über den Aufbau von Städte-partnerschaften<br />

diskutiert. Weitere Stationen des Besuches<br />

waren der Seehafen Kiel, das Leibnitzinstitut<br />

ITM Geomar, die Wirtschaftsförderung<br />

WTSH und der Kieler Standort des<br />

Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.<br />

Wirtschaftsräte der arabischen Botschaften<br />

in Bayerisch Schwaben<br />

Unter der Leitung von Generalsekretär<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi besuchte eine Delegation<br />

aus siebzehn Wirtschaftsräten der<br />

arabischen Botschaften am 14. und 15. Mai<br />

<strong>2009</strong> die Region Bayerisch Schwaben.<br />

Augsburgs Bürgermeister, Hermann Weber,<br />

empfing die Gäste im Goldenen Saal<br />

des Rathauses. Nach ihrem Eintrag in das<br />

Gästebuch der Stadt wies der Bürgermeister<br />

in seiner Rede darauf hin, dass<br />

Augsburg das drittgrößte Wirtschaftszentrum<br />

Bayerns und auf dem Weg sei, sich zu<br />

einem Kompetenzzentrum für Umwelttechnologie<br />

zu entwickeln. Besuche wie<br />

dieser spielten eine Schlüsselrolle für die<br />

Anbahnung und Fortführung der Geschäftsbeziehungen<br />

mit den arabischen<br />

Ländern.<br />

Unter dem Motto "Arabia meets Swabia"<br />

trafen die Wirtschaftsräte in der IHK<br />

Schwaben zu persönlichen Gesprächen mit<br />

zahlreichen Unternehmen der Region zusammen,<br />

die sich über Aktivitäten in und<br />

Geschäftsmöglichkeiten mit den arabischen<br />

Staaten informierten. IHK-Geschäftsführer<br />

Peter Saalfrank betonte, dass<br />

die schwäbischen Unternehmen hauptsäch-<br />

lich in den Branchen Umwelttechnologie,<br />

erneuerbare Energien, Bauwirtschaft, Maschinenbau,<br />

Logistik, Wasseraufbereitung,<br />

Nahrungsmittelindustrie und Gesundheitswirtschaft<br />

tätig seien, wobei etwa 500<br />

Unternehmen bereits Geschäftsaktivitäten<br />

mit den arabischen Ländern pflegten.<br />

Ministerialrat Georg Reichl vom Bayerischen<br />

Staatsministerium für Wirtschaft,<br />

Infrastruktur, Verkehr und Technologie<br />

unterstrich seinerseits das Interesse Bayerns<br />

an einer weiteren Vertiefung der Zusammenarbeit<br />

mit der arabischen Welt.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-<br />

Mikhlafi hob die Rolle der <strong>Ghorfa</strong> als<br />

Brückenbauerin zwischen Deutschland<br />

und den arabischen Ländern hervor, insbesondere<br />

als Unterstützerin kleiner und mittelständischer<br />

Unternehmen. Langfristige<br />

Kooperationen, wie mit der IHK Schwaben,<br />

seien im Hinblick auf die Nachhaltigkeit<br />

sehr wertvoll.<br />

Unternehmensbesuche in Augsburg und<br />

Umgebung beschlossen die Reise, die von<br />

der <strong>Ghorfa</strong> und der IHK Schwaben gemeinsam<br />

organisiert worden war.<br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

29


Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

Die Arabische<br />

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Schriftsatz in Arabisch<br />

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Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />

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Delegationsreise<br />

nach Saudi-Arabien<br />

Dreizehn Unternehmer verschiedener Branchen<br />

reisten unter Leitung von <strong>Ghorfa</strong>-<br />

Präsident Dr. Thomas Bach vom 25. bis 29.<br />

April zu einer Delegationsreise nach Riyadh<br />

und Dammam.<br />

Im Gespräch mit dem stellvertretenden<br />

Minister für Außenhandel im Handels- und<br />

Industrieministerium, Ahmed Bedaiwi, wurden<br />

die Kooperationsmöglichkeiten erörtert.<br />

Dr. Bach wies auf die Stabilität des saudischen<br />

Wirtschaftswachstums hin, das deutschen<br />

Unternehmen auch in der Krise große<br />

Absatzchancen eröffne.<br />

Einen sehr detaillierten Einblick in die saudische<br />

Wirtschaftsstruktur und die Planungsvorhaben<br />

der Regierung erhielten die Delegationsteilnehmer<br />

beim Empfang durch<br />

Wirtschafts- und Planungsminister Ahmad<br />

al-Hakimi.<br />

Die Saudi-Arabian General Investment<br />

Authority (SAGIA) präsentierte sich bei einem<br />

Informationsbesuch als zentrale Anlaufstelle<br />

für alle Anfragen und Niederlassungswünsche<br />

ausländischer Unternehmen.<br />

In Dammam wurde die Delegation von Repräsentanten<br />

der Handelskammer der Ostprovinz<br />

des Königreichs empfangen. Deren<br />

Generalsekretär Adnan Al-Nueim und Dr.<br />

Thomas Bach waren sich in der Erwartung<br />

einig, strategische Partnerschaften weiter<br />

auszubauen. Der Besuch der Delegation stieß<br />

auf großes Medienecho. Dr. Bach erklärte im<br />

Interview mit der Tageszeitung "Al-Yaum",<br />

dass der Abschluss eines Freihandelsabkommens<br />

zwischen den Staaten des Golfkooperationsrats<br />

und der Europäischen Union<br />

möglichst schnell vollzogen werden sollte,<br />

damit sich weitere Geschäftsfelder für beide<br />

Seiten eröffnen.<br />

Zurück in Riyadh wurde die Delegation von<br />

Vertretern der dortigen Industrie- und Handelskammer<br />

zu Gesprächen mit saudischen<br />

Geschäftsleuten eingeladen, um Kooperationsmöglichkeiten<br />

auszuloten.<br />

Gazi Al-Geelani, stellvertretender Minister<br />

für Planung und Studien im Gesundheitsministerium,<br />

sprach ausführlich über geplante<br />

Investitionen im saudi-arabischen Gesundheitswesen<br />

und die sich daraus eröffnenden<br />

Geschäftsmöglichkeiten.<br />

Chancen deutscher Unternehmen bei Infrastrukturprojekten<br />

kamen mit dem stellvertretenden<br />

Minister für Straßenbau im Transportministerium,<br />

Abdullah A. Al Mogbel,<br />

zur Sprache, der deutsche Firmen ausdrükklich<br />

zu weiteren Bewerbungen um Aufträge<br />

aufforderte.<br />

Die Delegationsmitglieder konnten sich davon<br />

überzeugen, dass Saudi-Arabien als die<br />

größte Volkswirtschaft in der arabischen<br />

Welt weiterhin hervorragende Chancen für<br />

deutsche Unternehmen bietet.<br />

30<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />

Generalsekretär sprach beim<br />

Halal-Symposium<br />

Halal-Symposium war der bündige Untertitel<br />

einer ganztägigen Konferenz über<br />

"Marktpotenziale muslim-konformer Lebensmittel"<br />

in Hannover.<br />

Zum ersten Mal überhaupt wurden die<br />

Chancen für Halal-Lebensmittel aus Niedersachsen<br />

und die Bedingungen auf den<br />

nationalen und internationalen Märkten vorgestellt.<br />

Das Symposium am 21. April <strong>2009</strong><br />

beleuchtete die Perspektiven der niedersächsischen<br />

Ernährungswirtschaft im wachsenden<br />

Marktsegment muslim-konformer Lebensmittel.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abduaziz Al-Mikhlafi<br />

sprach über religiöse Vorschriften zur<br />

Ernährung in den arabischen Ländern, den<br />

Warenverkehr für landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />

sowie das Potenzial für Kooperationen<br />

im ernährungswirtschaftlichen<br />

Eine irakische Unternehmerdelegation<br />

besuchte Berlin und Hannover<br />

Auf Einladung der <strong>Ghorfa</strong> besuchte vom 22.<br />

bis 24. April <strong>2009</strong> eine irakische Unternehmerdelegation<br />

unter der Leitung des<br />

Präsidenten der Handelskammer Bagdads,<br />

Amjad Al-Jubouri, Berlin und Hannover. Ziel<br />

der Reise war, neue Geschäftskontakte mit<br />

deutschen Unternehmern zu schließen und<br />

für den Wirtschaftstandort Irak zu werben.<br />

Die Delegation führte in der <strong>Ghorfa</strong><br />

Gespräche mit deren Präsidenten Dr. Thomas<br />

Bereich. An der Veranstaltung nahmen vorwiegend<br />

Vertreter der niedersächsischen Ernährungsindustrie,<br />

aus Groß- und Einzelhandel<br />

sowie der Gastronomie teil.<br />

Veranstalter des Symposiums war die Marketinggesellschaft<br />

der Niedersächsischen<br />

Land- und Ernährungswirtschaft.<br />

Bach, Vizepräsident Dr. Florian Amereller<br />

und Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi.<br />

Dabei wurden die deutsch-irakischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

und die Unterstützung<br />

der <strong>Ghorfa</strong> mit Hilfe ihre Aktivitäten und<br />

Netzwerke für irakische Unternehmer erörtert.<br />

Im Rahmen dieses Besuchs organisierte<br />

die <strong>Ghorfa</strong> die Teilnahme der irakischen<br />

Delegation an der AHK-MENA-Jahrestagung<br />

in Berlin und der Hannover Messe.<br />

Economist<br />

Conference:<br />

Emerging Markets<br />

Summit<br />

Vorstandsmitglieder und Führungskräfte<br />

führender multinationaler Unternehmen aus<br />

Europa, Nah- und Mittelost, Afrika und<br />

Asien kamen am 11. März <strong>2009</strong> zum<br />

Emerging Markets Summit im Rahmen der<br />

Economist Conferences in München zusammen.<br />

Insbesondere ging es um die Konsequenzen<br />

der Weltwirtschaftskrise und wie<br />

die Schwellenländer sie überwinden können.<br />

Die Veranstaltung des Economist wurde von<br />

der <strong>Ghorfa</strong> unterstützt.<br />

Über die Region Nahost und Afrika sprach<br />

zu diesem Thema Erich Kaeser, CEO Siemens<br />

Middle East der ein eher positives Bild<br />

der Entwicklung in Nah- und Mittelost im<br />

Vergleich zu anderen Regionen zeichnete.<br />

Dabei stünden die Golfstaaten, mit dem<br />

höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt,<br />

an erster Stelle. Sie seien zwar von der Krise<br />

nicht ganz unberührt geblieben, doch könnten<br />

zumindest die erdöl- und erdgasreichen<br />

Länder relativ unbeschadet aus der Krise<br />

hervorgehen. Ihr BIP bewege sich zwischen<br />

soliden fünf bis acht Prozent.<br />

Eine erhebliche Rolle spiele der demographische<br />

Faktor, denn weit mehr als die<br />

Hälfte der Bevölkerung in Nah- und Mittelost<br />

sei unter 30 Jahre alt mit der Folge eines<br />

enormen Bedarfs an Arbeitsplätzen.<br />

Islamic Banking könne sich jetzt als großer<br />

Vorteil erweisen. Dessen Vorschriften, die<br />

Glücksspiel, Spekulationen und Zinsnahme<br />

verbieten und stattdessen Gemeinwohl fördernde<br />

Projekte befürworten, hatten islamische<br />

Banken vor größeren Verlusten bewahrt.<br />

Für global aktive Unternehmen sei die<br />

Präsenz vor Ort unbedingt erforderlich. Perspektiven<br />

und Wachstumschancen sieht<br />

Kaeser bei langfristigen Strategien mit ökonomischer<br />

Diversifizierung unter Berücksichtigung<br />

neuer Technologien und erneuerbarer<br />

Energien.<br />

Bahrain stellte sich in<br />

Hamburg vor<br />

Eine Wirtschaftsdelegation aus dem Königreich Bahrain unter<br />

Leitung von Sheikh Daij bin Salman Al Khalifa, Chairman der<br />

General Organization of Sea Port, besuchte am 15. Juni <strong>2009</strong><br />

Hamburg. Bei einer von der Handelskammer Hamburg und der<br />

<strong>Ghorfa</strong> organisierte Veranstaltung traf die Delegation mit über fünfzig<br />

deutschen Unternehmesvertretern zusammen, die sich über die<br />

Vorteile des Wirtschaftsstandorts Bahrains informieren konnten.<br />

"Maroc Forum" <strong>2009</strong><br />

Das diesjährige Maroc Forum in Offenbach zeigte vom 07. bis 10.<br />

Mai erneut das Potenzial und die wirtschaftlichen Möglichkeiten<br />

des Maghreblandes auf. Partnerregion war Souss-Massa-Draa.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> beteiligte sich mit einem Messestand, der als gute<br />

Möglichkeit genutzt wurde, Kontakte zwischen Unternehmen<br />

sowie staatlichen und privaten Institutionen beider Länder herzustellen.<br />

Unter anderem wurde er von S.E. Aziz Akhennouch<br />

besucht, Minister für Landwirtschaft und Fischerei des<br />

Königreichs Marokko sowie Präsident der Partnerregion.<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />

31


Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />

Gemeinschaftsstand auf der<br />

Project Near East in Amman<br />

Fotos: <strong>Ghorfa</strong><br />

Vom 4. bis 7. Mai <strong>2009</strong> nahm die <strong>Ghorfa</strong> auch in diesem Jahr mit<br />

einem Gemeinschaftsstand an der Nachfolgemesse der ehemaligen<br />

Rebuild Iraq in Amman teil. Unter dem neuen Namen Project Near<br />

East erhielt die Ausstellung einen größeren Rahmen. Die Baumesse,<br />

die für die Länder Syrien, Libanon, Irak, Palästina und natürlich<br />

Jordanien als Einzugsgebiet dienen soll, fand mit großer internationaler<br />

Beteiligung statt. Neben Deutschland hatten auch Frankreich,<br />

Italien, China und die Türkei große Länderpavillons. Rund 400<br />

Firmen aus 28 Ländern nahmen insgesamt an der Messe teil. Von<br />

deutscher Seite präsentierten rund 15 Aussteller ihre Produkte dem<br />

interessierten arabischen Fachpublikum.<br />

Gemeinschaftsstand auf der<br />

Medhealth in Damaskus<br />

Parallel zur regulären Tagung des Rates der Arabischen Gesundheitsminister<br />

fand der 7. Regular Congress der Arab Hospitals<br />

Federation "Medhealth" am 11. und 12. März <strong>2009</strong> in Damaskus<br />

statt. An der begleitenden Gesundheitsmesse nahm die <strong>Ghorfa</strong> mit<br />

einem Gemeinschaftsstand teil. Die Vertreter der deutschen Unterausstellerfirmen<br />

stellten ihre Produkte und Dienstleistungen den<br />

arabischen Messenbesuchern aus der Medizinbranche vor und<br />

knüpften dabei zahlreiche Geschäftskontakte.<br />

Gemeinschaftsstand auf der<br />

Project Qatar in Doha<br />

Die 6. Internationale Messe für Bautechnik, Baumaterialien und Umwelttechnik<br />

– Project Qatar – wurde am 27. April <strong>2009</strong> von Premierund<br />

Außenminister, S. E. Sheikh Hamad bin Jassem bin Jabor Al<br />

Thani, feierlich eröffnet. Die Zahl von etwa 900 Ausstellern aus der<br />

ganzen Welt bedeutete nach Angaben des Veranstalters einen Anstieg<br />

von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die <strong>Ghorfa</strong> präsentierte sich<br />

wiederholt mit einem Gemeinschaftsstand und sechs Unterausstellern.<br />

Während der viertägigen Messe stellten die Unternehmen interessierten<br />

Besuchern ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Der<br />

Deutsche Botschafter in Katar, Dr. Dirk Baumgartner, besuchte am<br />

dritten Messetag den deutschen Pavillon und den <strong>Ghorfa</strong>stand.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />

Commerce and Industry e.V.<br />

Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />

Telefon: +49-30-27 89 07-0<br />

Telefax: +49-30-27 89 07 49<br />

E-Mail: ghorfa@ghorfa.de<br />

Internet: www.ghorfa.de<br />

Präsident: Dr. Thomas Bach<br />

Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Franziska Ehrhardt, Friederike<br />

Finken, Anica Heinlein, Dr. Bernd Jäckel, Clemens Recker,<br />

Rainer Schubert, Hans-Dieter Spohn, Jihan Taha, Farhan<br />

Yabroudi<br />

Gastautoren: Dr. Jörn Sonnenburg, Prof. Dr. Heinz<br />

Thielmann<br />

Fotos: <strong>Ghorfa</strong>, Heinrichson, Peter Himsel for iMOVE,<br />

M. El-Sauaf, Siemens AG<br />

Layout :<br />

Saleh Azzawi, Dipl. Designer<br />

Druck:<br />

AzzawiMediaPrint<br />

Wilhelmstr. 118<br />

D-10963 Berlin<br />

Tel.: +49(30) 693 96 79<br />

Fax.: +49(30) 692 35 83<br />

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Erscheinungsweise:<br />

Der SOUQ erscheint viermal jährlich.<br />

Für <strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis<br />

im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr<br />

für die Richtigkeit der Angaben. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, ist nur mit<br />

Quellenangabe gestattet.<br />

32<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>


German Technology Research<br />

and Technology Transfer<br />

Fotos: Verfasser<br />

by Prof. Dr.-Ing. Heinz Thielmann,<br />

EMPHASYS GmbH<br />

Germany is one of the worldwide leading<br />

technology based nations. Germany´s economy<br />

and international business relationship<br />

depends on technology research, innovation<br />

and turning innovation into high quality products<br />

and services. The German industry<br />

and the government pursue a clear strategy<br />

and have created funding programs to foster<br />

technological advances and structural reforms,<br />

which lay the essential groundwork<br />

for the development and application of new<br />

technologies and services. Germany will<br />

meet the challenges of globalisation and the<br />

transition to a knowledge society through a<br />

high level of dynamism for innovation.<br />

Spending 2.5% of GDP on research and<br />

development places the country in the upper<br />

third of industrialised nations.<br />

The German government in close cooperation<br />

with industry adopted its high-tech strategy<br />

in 2006 (www.hightech-strategie.de)<br />

with strong emphasis on technology transfer.<br />

The objective is to establish sustainable<br />

conditions for fostering innovation and technological<br />

progress, and to promote the innovative<br />

capacity of small and medium-sized<br />

enterprises by:<br />

giving a strong boost to the number of<br />

start-ups and innovative companies specialising<br />

in high-tech and knowledge-based<br />

industries and services,<br />

pushing forward key industrial technologies<br />

and cross-sectoral technologies,<br />

strengthening linkages between industry<br />

and research through regional hubs and<br />

sectoral clusters,<br />

ensuring that new scientific findings at<br />

universities and research institutes are converted<br />

efficiently and systematically into<br />

marketable products,<br />

establishing underlying policy conditions<br />

for the demand of new products and services<br />

(e.g. corporate tax reform, new public<br />

procurement policy, patent policy).<br />

The high-tech strategy is guided and monitored<br />

by the "Forschungs-Union” (Union for<br />

Research and Innovation) with members<br />

from industry, research and government. The<br />

overall budgets for R&D in Germany are 46<br />

bn. from industry and 12 bn. from government<br />

p.a. The common high-tech strategy is<br />

funded with 7 bn. from industry and 3.5<br />

Fraunhofer-Gesellschaft (Locations)<br />

Universities (Locations)<br />

2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ 33


n. from government p.a. Projects are allocated<br />

to all technology sectors, such as micronano-<br />

and bio-technologies, energy, water,<br />

environment, maritime, health, traffic and<br />

transport, information and communication,<br />

materials, production and security.<br />

Renewable Energies<br />

Technology research and processes for technology<br />

transfer are well established between<br />

universities, research centers and industry.<br />

Technical universities (TU) have developed<br />

a mature culture for industrial cooperations,<br />

especially with SMEs and in consortia funded<br />

by the government and the EU. The<br />

DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)<br />

has a budget of 1.5 bn. p.a. and finances<br />

projects at approx. 90 universities and research<br />

centers. There are several well known<br />

research organizations (RO), which produce<br />

world class technology innovations in all<br />

sectors. The most important are:<br />

Max-Planck-Gesellschaft: www.mpg.de.<br />

1.0 bn. budget; 12.000 employees; 80<br />

institutes; 95% public funding; 5% from<br />

others.<br />

Fraunhofer-Gesellschaft:<br />

www.fraunhofer.de. 1.2 bn. budget;<br />

12.700 employees; 58 institutes; 33%<br />

public funding; 77% from others.<br />

Helmholtz-Gemeinschaft:<br />

www.helmholtz.de. 2.4 bn. budget;<br />

28.000 employees; 15 centers; 70%<br />

public funding; 30% from others.<br />

Leibniz-Gemeinschaft: www.wgl.de.<br />

1.0 bn. Budget; 14.000 employees; 84<br />

centers; 70% public funding; 30% from<br />

others.<br />

Funding "from others” means, that these are<br />

contracts from industry and projects with<br />

industry, which are partly funded from<br />

government and EU, but under the condition<br />

of industrial cooperation and technology<br />

transfer.<br />

For "Maps of Research” see<br />

www.bmbf.bund.de/en/5355.php.<br />

Some technologies are of strategic importance<br />

for cooperation and technology transfer<br />

for Arab countries and <strong>Ghorfa</strong> members,<br />

such as energy, water and waste management,<br />

ICT, healthcare, traffic and transport,<br />

infrastructure and security. All TUs and ROs<br />

as mentioned above are highly interested in<br />

partnerships and cooperations.<br />

More information can be obtained from the<br />

indicated websites and/or from the author.<br />

<strong>Ghorfa</strong> can support requests and contacts to<br />

all relevant TUs and ROs.<br />

Prof. Dr.-Ing. Heinz Thielmann has more<br />

than 35 years experience in R&D, Technology<br />

transfer and overall business responsibility.<br />

He was director of a worldwide business<br />

unit in Philips and in Fraunhofer. He<br />

developed and established a platform for<br />

technology transfer between Europe and the<br />

Arab. countries (www.euromediti.com). His<br />

company EMPHASYS GmbH is active in consulting,<br />

advisory and supervisory boards for<br />

innovation and business development.<br />

Contact: heinz.thielmann@t-online.de or<br />

through www.ghorfa.de.<br />

34<br />

SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>

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