Ausgabe 2/2009 - Ghorfa
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Ausgabe 2/2009 - Ghorfa
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Editorial<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Leser,<br />
mit dem 12. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum,<br />
das wir in bewährter<br />
Weise zusammen mit dem Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertag und<br />
der Generalunion der Arabischen Kammern<br />
für Handel, Industrie und Landwirtschaft<br />
vom 24. bis 26. Juni in Berlin<br />
veranstalten werden, wird sich die<br />
Funktion der <strong>Ghorfa</strong> als Brückenbauerin<br />
erneut fortsetzen.<br />
Der Bundesminister für Wirtschaft und<br />
Technologie, Dr. Karl-Theodor Freiherr<br />
zu Guttenberg, hat dankenswerterweise<br />
die Schirmherrschaft übernommen.<br />
Syrien, das Partnerland des Forums, verkörpert<br />
ganz besonders die Diversifizierungs-<br />
und Privatisierungspolitik, die<br />
die Wirtschaftsreformen der arabischen<br />
Länder kennzeichnet. Mit durchschnittlichen<br />
Wachstumsraten laut IWF von<br />
durchschnittlich 4,75 Prozent von 2005<br />
bis 2008 und sogar 5,2 Prozent im vergangenen<br />
Jahr wird der Erfolg der<br />
Reformpolitik des Levantelandes unterstrichen.<br />
Auch für dieses, von der weltweiten<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise bestimmte<br />
Jahr werden 3,9 Prozent Wirtschaftswachstum<br />
für Syrien prognostiziert.<br />
Es erweist sich, dass die gegenwärtige<br />
beispiellose Weltwirtschaftskrise<br />
von den arabischen Ländern insgesamt<br />
vergleichsweise besser verkraftet wird.<br />
Die Finanzkraft einiger unter ihnen rückt<br />
sie gegenwärtig noch mehr als sonst als<br />
Investoren und strategische Partner in<br />
den Mittelpunkt des Interesses. Das ist<br />
gut so. Aber man sollte sich seiner<br />
Freunde und Partner nicht nur in den<br />
Momenten erinnern, wenn man sie<br />
braucht. Gute Partnerschaften wollen stetig<br />
und langfristig gepflegt werden.<br />
Hierfür wollen wir das Wirtschaftsforum<br />
erneut nutzen.<br />
Wirtschaft, das dürfen wir nicht vergessen,<br />
besteht allerdings nicht nur aus<br />
Märkten für Waren, Dienstleistungen<br />
und Investitionen. Strategische Partnerschaften<br />
dürfen sich nicht nur auf die Erschließung<br />
dieser Märkte beschränken.<br />
Wirtschaft lebt von den Fähigkeiten der<br />
Menschen, die sie gestalten. Eine florierende<br />
Wirtschaft kann nur in einem stabilen<br />
politischen und sozialen Umfeld<br />
gelingen. Dazu ist Bildung ein entscheidender<br />
Schlüssel.<br />
Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />
von <strong>Ghorfa</strong> und iMOVE hat diese<br />
Einschätzung mehr als bestätigt. Nicht<br />
nur die Teilnehmer, die mit ihrer eindrucksvoll<br />
großen Zahl ihr Interesse am<br />
Thema demonstriert haben, waren vom<br />
Verlauf und den Ergebnissen des Forums<br />
geradezu beflügelt. Auch die Pressere-<br />
sonanz, von deutscher und arabischer<br />
Seite, war noch besser als erwartet.<br />
Mit dem Thema Bildung hat die <strong>Ghorfa</strong><br />
ein wichtiges Zukunftsthema besetzt.<br />
Dazu ist mit iMOVE ein strategischer<br />
Partner gewonnen, der die in den arabischen<br />
Ländern gefragte Fachkompetenz<br />
in Aus- und Weiterbildungsfragen mitbringt<br />
– und die <strong>Ghorfa</strong> öffnet einmal<br />
mehr die Türen.<br />
Mit allen guten Wünschen<br />
Ihr<br />
Dr. Thomas Bach<br />
Präsident<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
1
Editorial<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Leser,<br />
mit dem 12. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum,<br />
das wir in bewährter<br />
Weise zusammen mit dem Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertag und<br />
der Generalunion der Arabischen Kammern<br />
für Handel, Industrie und Landwirtschaft<br />
vom 24. bis 26. Juni in Berlin<br />
veranstalten werden, wird sich die<br />
Funktion der <strong>Ghorfa</strong> als Brückenbauerin<br />
erneut fortsetzen.<br />
Der Bundesminister für Wirtschaft und<br />
Technologie, Dr. Karl-Theodor Freiherr<br />
zu Guttenberg, hat dankenswerterweise<br />
die Schirmherrschaft übernommen.<br />
Syrien, das Partnerland des Forums, verkörpert<br />
ganz besonders die Diversifizierungs-<br />
und Privatisierungspolitik, die<br />
die Wirtschaftsreformen der arabischen<br />
Länder kennzeichnet. Mit durchschnittlichen<br />
Wachstumsraten laut IWF von<br />
durchschnittlich 4,75 Prozent von 2005<br />
bis 2008 und sogar 5,2 Prozent im vergangenen<br />
Jahr wird der Erfolg der<br />
Reformpolitik des Levantelandes unterstrichen.<br />
Auch für dieses, von der weltweiten<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise bestimmte<br />
Jahr werden 3,9 Prozent Wirtschaftswachstum<br />
für Syrien prognostiziert.<br />
Es erweist sich, dass die gegenwärtige<br />
beispiellose Weltwirtschaftskrise<br />
von den arabischen Ländern insgesamt<br />
vergleichsweise besser verkraftet wird.<br />
Die Finanzkraft einiger unter ihnen rückt<br />
sie gegenwärtig noch mehr als sonst als<br />
Investoren und strategische Partner in<br />
den Mittelpunkt des Interesses. Das ist<br />
gut so. Aber man sollte sich seiner<br />
Freunde und Partner nicht nur in den<br />
Momenten erinnern, wenn man sie<br />
braucht. Gute Partnerschaften wollen stetig<br />
und langfristig gepflegt werden.<br />
Hierfür wollen wir das Wirtschaftsforum<br />
erneut nutzen.<br />
Wirtschaft, das dürfen wir nicht vergessen,<br />
besteht allerdings nicht nur aus<br />
Märkten für Waren, Dienstleistungen<br />
und Investitionen. Strategische Partnerschaften<br />
dürfen sich nicht nur auf die Erschließung<br />
dieser Märkte beschränken.<br />
Wirtschaft lebt von den Fähigkeiten der<br />
Menschen, die sie gestalten. Eine florierende<br />
Wirtschaft kann nur in einem stabilen<br />
politischen und sozialen Umfeld<br />
gelingen. Dazu ist Bildung ein entscheidender<br />
Schlüssel.<br />
Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />
von <strong>Ghorfa</strong> und iMOVE hat diese<br />
Einschätzung mehr als bestätigt. Nicht<br />
nur die Teilnehmer, die mit ihrer eindrucksvoll<br />
großen Zahl ihr Interesse am<br />
Thema demonstriert haben, waren vom<br />
Verlauf und den Ergebnissen des Forums<br />
geradezu beflügelt. Auch die Pressere-<br />
sonanz, von deutscher und arabischer<br />
Seite, war noch besser als erwartet.<br />
Mit dem Thema Bildung hat die <strong>Ghorfa</strong><br />
ein wichtiges Zukunftsthema besetzt.<br />
Dazu ist mit iMOVE ein strategischer<br />
Partner gewonnen, der die in den arabischen<br />
Ländern gefragte Fachkompetenz<br />
in Aus- und Weiterbildungsfragen mitbringt<br />
– und die <strong>Ghorfa</strong> öffnet einmal<br />
mehr die Türen.<br />
Mit allen guten Wünschen<br />
Ihr<br />
Dr. Thomas Bach<br />
Präsident<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
1
Inhalt<br />
1<br />
Editorial<br />
Dr. Thomas Bach<br />
8<br />
1. Deutsch-Arabisches<br />
Bildungsforum<br />
"Bildung und Wissenschaft sind<br />
die entscheidenden Schlüssel für<br />
Wohlstand und Entwicklung"<br />
3<br />
6<br />
8<br />
Nachrichten<br />
11. Deutsch-Arabisches Tourismusforum<br />
Der Optimismus überwiegt<br />
1. Deutsch-Arabisches Bildungsforum<br />
"Bildung und Wissenschaft sind die entscheidenden<br />
Schlüssel für Wohlstand und Entwicklung"<br />
Expertenbeträge<br />
Deutsch-Arabische<br />
Kooperationen in Bildung<br />
und Forschung<br />
9<br />
12<br />
Dokumentation<br />
Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung,<br />
Prof. Dr. Annette Schavan, anläßlich des 1. Deutsch-<br />
Arabischen Bildungsforums<br />
Expertenbeträge<br />
Dr. Jörn Sonnenburg, Koordinator des Internationalen<br />
Büros beim Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
12<br />
14<br />
Länderreport<br />
Syrien setzt auf Transformation und<br />
wirtschaftliche Diversifizierung<br />
14<br />
Länderreport<br />
Syrien - Partnerland des<br />
12. Deutsch-Arabischen<br />
Wirtschaftsforums<br />
24. bis 26. Juni <strong>2009</strong><br />
20<br />
24<br />
32<br />
33<br />
Interview<br />
S. E. Dr. Abdallah al-Dardari, Stellvertretender<br />
Ministerpräsident für Wirtschaftsangelegenheiten der<br />
Syrischen Arabischen Republik<br />
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
Impressum<br />
German Technology Research and Technology Transfer<br />
20<br />
Interview<br />
S. E. Dr. Abdallah al-Dardari,<br />
Stellvertretender<br />
Ministerpräsident für<br />
Wirtschaftsangelegenheiten der<br />
Syrischen Arabischen Republik<br />
2<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Nachrichten - Wirtschaft<br />
KURZ KOMMENTIERT<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
Generalsekretär<br />
Partner müssen strategisch<br />
zusammenpassen<br />
Vergleichsweise glimpflich sind<br />
die arabischen Länder durch die<br />
gegenwärtige Finanzkrise gekommen.<br />
Ein Grund dafür ist ihre schariakonforme<br />
Finanzpraxis, die sie<br />
vor der Beteiligung am Suprime-<br />
Geschäft des US-Immobilenmarktes<br />
bewahrt hat. Infolgedessen<br />
kehren Anleger zu herkömmlichen<br />
Methoden der Finanzanlage zurück<br />
und interessieren sich mehr<br />
und mehr für das Islamic Banking.<br />
Hinzu kommt, dass nahezu alle<br />
Unternehmen und Banken in den<br />
arabischen Ländern Familien<br />
gehören und von ihnen geführt<br />
werden. Die persönliche Nähe<br />
zum eingesetzten Kapital lässt sie<br />
daher umsichtiger mit finanziellen<br />
Risiken umgehen.<br />
Ein weiterer Grund für die relativ<br />
geringen Erschütterungen infolge<br />
der Wirtschaftskrise ist die<br />
Kapitalkraft, die zumindest diejenigen<br />
arabischen Länder auszeichnet,<br />
die über hohe Einnahmen<br />
aus dem Erdöl- und -gasgeschäft<br />
verfügen. Auch hier gilt<br />
das konservative Wirtschaftsprinzip,<br />
dass es gut ist, Erspartes für<br />
schlechte Zeiten zurückzulegen.<br />
Aber im Wirtschaftsleben muss<br />
Geld arbeiten, das Ersparte soll<br />
nicht nur zurückgelegt, es muss<br />
angelegt werden. Da scheint es<br />
sich gut zu treffen, dass große<br />
Unternehmen in den Industrieländern<br />
Geld brauchen, weil sie durch<br />
die Finanzkrise in Not geraten<br />
sind. Was liegt da näher, als wohlhabende<br />
Staatsfonds als Retter in<br />
der Not zu sehen. Erfolgreiche<br />
Beispiele von Partnerschaften zwischen<br />
deutschen und arabischen<br />
Unternehmen mögen diesen<br />
Schluss nahe legen, wo sich<br />
Partner gefunden haben, die offenbar<br />
ideal zusammenpassen. Man<br />
denke an die Beteiligungen der<br />
Staatsfonds IPIC und Aabar aus<br />
Abu Dhabi an der MAN Ferrostaal<br />
AG oder der Daimler AG.<br />
Doch es reicht in der wirklichen<br />
Welt der Wirtschaft für eine<br />
Partnerschaft nicht aus, dass ein<br />
finanziell Bedürftiger einen<br />
Freund hat, der gerade finanziell<br />
etwas besser ausgestattet ist. Auch<br />
ein Freund möchte sein Geld gut<br />
und langfristig gewinnbringend<br />
anlegen. Dass ein Unternehmen<br />
für ihn nur deswegen interessant<br />
ist, weil es kostengünstig zu erwerben<br />
ist, genügt nicht. Die Partner<br />
müssen strategisch zusammenpassen,<br />
z. B. hinsichtlich der Zielmärkte<br />
und der Produkte. Um solche<br />
strategischen Partnerschaften<br />
zu ermöglichen, die Brücken zwischen<br />
den passenden Partnern zu<br />
bauen, steht die <strong>Ghorfa</strong> jederzeit<br />
und gern zu Ihrer Verfügung.<br />
Katar<br />
Eine der erfolgreichsten Volkswirtschaften weltweit<br />
Die Erdöl- und vor allem die<br />
Erdgasproduktion machen Katar<br />
zu einer der erfolgreichsten<br />
Volkswirtschaften. Nominal<br />
stieg das Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) 2008 um 44 Prozent. Für<br />
<strong>2009</strong> wird – ein reales - BIP-<br />
Wachstum von über neun Prozent<br />
prognostiziert. Hintergrund<br />
des Wachstums sind die Investitionen,<br />
die durch die Einnahmen<br />
aus den Gas- und Ölfunden<br />
Katar<br />
Großauftrag für Polyethylenfabrik<br />
geht an deutsches Unternehmen<br />
Die Qatar Petrochemical Company<br />
(Qapco) hat einen weiteren<br />
Schritt unternommen, um ihre<br />
Führungsrolle in der petrochemischen<br />
Industrie auszubauen.<br />
Mit der Dortmunder Uhde<br />
GmbH, einer ThyssenKrupp-<br />
Tochter, hat sie den Bau einer<br />
neuen Polyethylenfabrik vereinbart.<br />
Das Projekt wird Teil des<br />
Petrochemiekomplexes von Mesaieed<br />
Industrial City sein. Die<br />
Produktionskapazität der 550<br />
Millionen US-Dollar-Anlage<br />
wird bei 300.000 Tonnen pro<br />
Jahr liegen. Die Fertigstellung<br />
der Fabrik ist für 2011 geplant.<br />
generiert werden. Inoffiziellen<br />
Schätzungen zufolge ist die<br />
Gasproduktion 2008 um 35 bis<br />
40 Prozent gestiegen. Sie hat<br />
mit einem Anteil von 32<br />
Prozent das Erdöl vom ersten<br />
Platz verdrängt.<br />
Das BIP-Wachstum Katars wird<br />
besonders stark durch <strong>Ausgabe</strong>n<br />
der öffentlichen Hand gestützt,<br />
z. B. durch <strong>Ausgabe</strong>n für<br />
Bildung.<br />
Mit dem neuen Projekt wolle<br />
Qapco ihre Schlüsselrolle als<br />
Lieferantin in strategisch wichtige<br />
Märkte des Mittleren Osten<br />
und Asiens festigen, sagte Abdullah<br />
bin Hamad Al Attiyah,<br />
Katars stellvertretender Ministerpräsident<br />
und Minister für<br />
Energie und Industrie, bei der<br />
Vertragsunterzeichnung. Mit der<br />
Uhde GmbH hat die Qapco einen<br />
erfahrenen Partner an ihrer Seite.<br />
Der deutsche Anlagenbauer ist<br />
seit 15 Jahren mit der schlüsselfertigen<br />
Errichtung von Düngemittel-<br />
und Petrochemiefabriken<br />
in dem Golfstaat aktiv<br />
Saudi Arabien<br />
Größter IT-Markt der Golfregion<br />
3,4 Mrd. US-Dollar betrug das<br />
Volumen des saudi-arabischen<br />
IT-Markts 2008. Bis 2013 wird<br />
eine Steigerung auf 5,6 Mrd.<br />
US-Dollar erwartet. Damit bietet<br />
das Königreich den größten<br />
IT-Markt in der Region. Zur<br />
großen privaten Nachfrage unter<br />
der überwiegend jugendlichen<br />
Bevölkerung kommen<br />
die zahlreichen großen Infrastrukturprojekte,<br />
die den Markt<br />
beflügeln. Bis 2013 werden die<br />
Pro-Kopf-<strong>Ausgabe</strong>n für IT-<br />
Aussenhandel<br />
Arabische Länder stützen deutschen Export<br />
Die deutschen Exporte in die<br />
arabischen Länder entwickeln<br />
sich gegen den Trend.<br />
Im ersten Quartal <strong>2009</strong> sind die<br />
Ausfuhren in die arabischen<br />
Länder im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
um 2,9 Prozent<br />
auf 6,3 Mrd. Euro gestiegen, im<br />
Gegensatz zu einem Rückgang<br />
der deutschen Gesamtausfuhren<br />
um 20,9 Prozent. Hauptabnehmer<br />
deutscher Produkte waren<br />
die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate mit einem Wert von<br />
über 1,6 Mrd. und eine Zunehme<br />
von (9,9 Prozent). Weitere<br />
Produkte auf 170 US-Dollar<br />
geschätzt. Die PC-Ausstattung<br />
wird dann dreißig Prozent der<br />
Haushalte erreicht haben. Die<br />
Versorgung mit PCs wird von<br />
der Regierung im Rahmen der<br />
Förderung der wissensbasierten<br />
Gesellschaft unterstützt. Auch<br />
die Beratende Versammlung<br />
des Königreichs (Madlis al-<br />
Shoura) stimmte einer Vorlage<br />
zu, nach der bis 2020 die IT-<br />
Industrie zwanzig Prozent zum<br />
BIP beiragen soll.<br />
bemerkenswerte Steigerungen<br />
verzeichnen die Ausfuhren nach<br />
Libyen (knapp 200 Prozent), in<br />
den Irak (38 Prozent), nach<br />
Algerien (28 Prozent), in den<br />
Sudan (23,4 Prozent), in den<br />
Libanon (22,8), in den Jemen<br />
(15,4 Prozent), nach (Ägypten<br />
13,9 Prozent) und nach Jordanien<br />
(9,9 Prozent).<br />
Die deutschen Importe aus den<br />
arabischen Ländern sind im<br />
ersten Quartal <strong>2009</strong> allerdings<br />
um 35,4 Prozent zurückgegangen.<br />
Dies ist dem sinkenden Ölpreis<br />
geschuldet.<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
3
Nachrichten - Wirtschaft<br />
Oman<br />
Offensive im Flughafenbau<br />
Foto: Syrian Pearl Airlines.F<br />
In Erwartung stark steigender<br />
Touristenzahlen wird die<br />
Kapazität des Flughafens von<br />
Salalah von jetzt 300.000 in einer<br />
ersten Ausbaustufe auf zwei<br />
Millionen Passagiere jährlich ausgebaut.<br />
Möglich ist eine weitere<br />
Vergrößerung für vier Millionen<br />
Fluggäste. Ausgebaut werden soll<br />
auch der Flughafen von Duqm.<br />
Gegenwärtig laufen Ausschreibungen<br />
über ein 200 Mio. US-<br />
Dollar Projekt. Weitere Flughäfen<br />
sollen in Haima und Shaleem,<br />
jeweils im Süden des Sultanats<br />
gelegen, entstehen bzw. erweitert<br />
werden sowie in Ras al Hadd und<br />
in Sohar. Für dessen Passagierterminal<br />
wird eine Ausschreibung<br />
über 300 Mio. US-Dollar erwartet.<br />
Größtes Projekt ist allerdings<br />
Muscat International Airport. Der<br />
Bau eines neuen Terminals wird<br />
auf zwölf Millionen Passagiere<br />
und 32 Fluggastbrücken ausgelegt.<br />
Verbunden mit dem bisherigen<br />
Flughafen durch ein U-<br />
Bahnsystem, prognostiziert man<br />
insgesamt 48 Millionen Fluggäste<br />
bis 2050. Schon bisher war das<br />
Wachstum viel versprechend:<br />
2008 stieg die Passagierzahl in<br />
Maskat gegenüber dem Vorjahr<br />
um 18 Prozent auf 4,5 Millionen.<br />
Syrien<br />
Neue Fluggesellschaft nimmt Betrieb auf<br />
Libanon<br />
Bausektor wächst kontinuierlich<br />
Ihr erstes Flugzeug, einen gemieteten<br />
96-Sitzer der British<br />
Aerospace, übernahm die neue<br />
syrische Fluggesellschaft Syrian<br />
Pearl Airlines. Die Gesellschaft<br />
wird das Angebot der Syrian<br />
Arab Airlines ergänzen, indem<br />
sie Flughäfen ansteuert, die<br />
Syrian Arab Airlines nicht be-<br />
GCC<br />
Währungsunion kommt<br />
Die lang erwartete Währungsunion<br />
der Staaten des Golfkooperationsrates<br />
nimmt konkrete<br />
Formen an. Am 7. Juni unterzeichneten<br />
Saudi-Arabien, Kuwait,<br />
Bahrain und Katar in Riyadh<br />
einen Vertrag zur Gründung des<br />
GCC-Währungsrates, der noch in<br />
diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen<br />
und den Weg für eine regio-<br />
dient. Zunächst konzentriert sich<br />
Pearl auf Inlandsflüge und wird<br />
auch später ausländische Destinationen<br />
in ihr Routenprogramm<br />
aufnehmen. Syrian Pearl ist ein<br />
Joint Venture der staatlichen<br />
Syrian Arab Airlines, der Cham<br />
Holding und von Aqeela aus<br />
Kuwait.<br />
nale Zentralbank ebnen soll. Der<br />
GCC-Währungsrat, so verlautet<br />
aus GCC-Kreisen, wird den Übergang<br />
zur GCC-Währungsunion<br />
vorbereiten, die 2013 Realität<br />
werden soll. Man hofft, dass die<br />
beiden übrigen GCC-Mitglieder<br />
Oman und Vereinigte Arabische<br />
Emirate dem Währungsrat noch<br />
beitreten werden.<br />
In einer Zeit, in der weltweit reihenweise<br />
Großprojekte gestoppt<br />
werden, wächst die libanesische<br />
Baubranche unaufhaltbar weiter.<br />
Vor allem die starke Nachfrage<br />
nach Wohn- und Geschäftsgebäuden<br />
heizt die Gesamtindustrie<br />
des Landes an. Obwohl der IWF<br />
mit drei bis vier Prozent dem<br />
Libanon eine relativ geringe<br />
Wachstumsrate für <strong>2009</strong> im Vergleich<br />
zum Vorjahr vorhergesagt<br />
hat (2008: 7,38 Prozent), ist dieses<br />
Wachstum immer noch höher<br />
als in manchen anderen Ländern<br />
der Region. Durch die relative<br />
Autonomie des virtuellen libanesischen<br />
Finanzsystems ist das<br />
Levanteland kaum durch die<br />
Weltwirtschaftskrise tangiert und<br />
bleibt deswegen sehr liquide. Die<br />
Realwirtschaft erweist sich darüber<br />
hinaus als erneut sehr flexibel,<br />
wie der IWF in seinem neue-<br />
sten Libanon-Bericht feststellt.<br />
Allein im Januar und Februar<br />
erteilte die Baubehörde Baugenehmigungen<br />
für beinahe 1,3<br />
Millionen qm, das bedeutet einen<br />
Zuwachs von 1,7 Prozent im<br />
Vergleich zu 2007. Dieser Anstieg<br />
ist in einem Zeitraum zu<br />
verzeichnen, in dem in der gesamten<br />
Restregion die Bautätigkeit<br />
zurückging, stellte die<br />
Bank Audi in ihrem jüngsten Bericht<br />
vor. Beobachter sehen die<br />
Begründung hierfür vor allem in<br />
der steigenden Nachfrage durch<br />
im Ausland lebende Libanesen.<br />
Doch auch der Bedarf der sich im<br />
Land ergibt, sei immens.<br />
Marokko<br />
Starkes Wirtschaftswachstum erwartet<br />
Für <strong>2009</strong> erwartet Marokko ein<br />
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />
zwischen 5,8 und 6,7 Prozent,<br />
wie Wirtschafts- und Finanzminister<br />
Salaheddine Mezouar in<br />
einer Fernsehansprache sagte.<br />
Motor des Aufschwungs sind die<br />
Landwirtschaft und Investitionen<br />
aus den Golfstaaten. Mit dem<br />
"Plan Vert" soll die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der volkswirtschaftlich<br />
bedeutenden Landwirtschaft gestärkt<br />
werden. Zur Strategie des<br />
auf fünf Jahre angelegten und mit<br />
1,8 Mrd. Euro budgetierten "Plan<br />
Vert" gehören höhere Investitionen<br />
sowie die Verbesserung des<br />
Managements und der Ausbildung.<br />
Zu den herausragenden Engagements<br />
arabischen Golfstaaten<br />
gehören zwei Infrastrukturprojekte.<br />
Zum einen investiert die<br />
Abu Dhabi National Energy<br />
Company (TAQA) in den nächsten<br />
vier Jahren 1,9 Mrd. Euro in<br />
drei Elektrizitätswerke im Maghreb.<br />
37,8 Mio. Euro wird Air<br />
Arabia, der größte Low Cost<br />
Carrier im Mittleren Osten, in<br />
Marokkos Regional Airlines investieren.<br />
Drehkreuz, vor allem<br />
in Richtung Europa, der zukünftigen<br />
Air Arabia Maroc wird<br />
Casablanca sein.<br />
4<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Nachrichten - Personalien<br />
Dubai<br />
Tourismus wächst <strong>2009</strong> weiter<br />
Trotz des weltweiten Wirtschaftsabschwungs<br />
verzeichnet der<br />
Tourismus in Dubai auch <strong>2009</strong><br />
Zuwächse.<br />
Im ersten Quartal <strong>2009</strong> konnte<br />
man 1,995 Mio. Hotelgäste begrüßen,<br />
verglichen mit 1,891 Mio.<br />
im gleichen Vorjahreszeitraum.<br />
Deutschland hat sich unter den<br />
europäischen Quellmärkten mit<br />
85.094 Hotelgästen nach Großbritannien<br />
auf dem zweiten Platz<br />
etabliert, ein Plus von zwei Prozent<br />
nach 83.780 im ersten<br />
Quartal 2008.<br />
Im gesamten vergangenen Jahr<br />
wuchs die Zahl der Hotelgäste in<br />
Dubai auf 7,5 Mio., 8,3 Prozent<br />
mehr als 2007, und die der Hotelübernachtungen<br />
um 9,2 Prozent<br />
auf fast 22,42 Mio. Deutsche<br />
Reisende stellten im weltweiten<br />
Vergleich das sechstgrößte Kontingent,<br />
nach Gästen aus Großbritannien,<br />
Iran, Indien, USA und<br />
Saudi-Arabien.<br />
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
der Touristen nahm<br />
2008 von 2,95 auf 2,98 Nächte<br />
geringfügig zu.<br />
Mittlerer Osten<br />
Hoffnungsträger der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung<br />
Nach einer Umfrage unter Führungskräften<br />
der Wirtschaft sagten<br />
76% der Befragten, dass der<br />
Mittlere Osten die Welt aus der<br />
gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />
Talsohle herausführen werde.<br />
Fast zwei Drittel schätzten die<br />
langfristigen Aussichten ihres<br />
Unternehmens im Mittleren Ost<br />
als "sehr optimistisch" ein, ein<br />
Drittel hielt sie für "optimistisch".<br />
Der Mittlere Osten wird als<br />
große Chance begriffen, da die<br />
Region über die Hälfte der<br />
bekannten Ölreserven verfügt<br />
und die Einnahmen hieraus zu<br />
hohen Konsumausgaben und<br />
Investitionen sowie zur Diversifizierung<br />
der Volkswirtschaften<br />
führen, vor allem im Finanzwesen,<br />
dem Tourismus, dem<br />
Transport und der Industrieproduktion.<br />
Die meisten Befragten<br />
sagten einen starken Anstieg<br />
der Exporte in die VAE voraus.<br />
Foto: M. El-Sauaf Foto: Privat<br />
Personalien<br />
Neue Botschafter in Algier und Beirut<br />
Zwei neue Botschafter der Bundesrepublik<br />
Deutschland überreichten<br />
im März ihre Beglaubigungsschreiben<br />
an die Präsidenten<br />
ihrer Empfangsstaaten.<br />
Brigitte Maria Siefker-Eberle ist<br />
seit 12. März neue Botschafterin<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
in der Libanesischen Republik. Sie<br />
studierte, u. a. in Ankara und<br />
Beirut, arabische und türkische<br />
Sprache sowie Geschichte des<br />
Nahen Ostens und Rechtswissenschaften.<br />
1982 trat sie in den Auswärtigen<br />
Dienst ein. Ihr erster<br />
Auslandsposten führte sie 1984 bis<br />
1986 nach Damaskus. Es folgten<br />
Versetzungen an die Botschaft in<br />
Islamabad (1988 bis 1989), an die<br />
Ständige Vertretung bei der NATO<br />
in Brüssel (1993 bis 1996) sowie,<br />
von 2005 bis 2008, an die Ständige<br />
Vertretung der Internationalen Organisationen<br />
in Genf.<br />
Taleb Rifai zukünftiger UNWTO-Generalsekretär<br />
Den Gästen des Deutsch-arabischen<br />
Tourismusforums ist er<br />
wohl bekannt – Taleb Rifai. Im<br />
Mai <strong>2009</strong> wurde er mit einer 2/3-<br />
Mehrheit zum neuen Generalsekretär<br />
der United Nations World<br />
Tourism Organisation (UNWTO)<br />
gewählt. Seine vierjährige<br />
Amtszeit beginnt 2010. Sowohl<br />
im Tourismus als auch in der<br />
Arbeit internationaler Organisationen<br />
ist der Jordanier erfahren.<br />
Vor seiner jetzigen Wahl<br />
Dr. Matei Ion Hoffmann vertritt<br />
seit 17. März die Bundesrepublik<br />
Deutschland als neuer Botschafter<br />
in der Demokratischen Volksrepublik<br />
Algerien. Der 57-jährige<br />
Volljurist begann 1980 seine Laufbahn<br />
im Auswärtigen Amt. Erste<br />
Auslandsposten führten ihn an die<br />
deutschen Botschaften in Washington<br />
und Paris sowie an das<br />
Generalkonsulat in Porto Alegre<br />
(Brasilien). 1994 bis 1996 leitete<br />
Dr. Hoffmann das Kanzlerbüro im<br />
Bundeskanzleramt. Anschliessend<br />
fungierte er als Gesandter und<br />
Geschäftsträger ad interim an der<br />
deutschen Botschaft in Rom und<br />
danach als Stellvertreter des Hohen<br />
Repräsentanten der EU in Sarajewo.<br />
Weitere Posten: Deutscher<br />
Botschafter in Kolumbien (2002<br />
bis 2005) und, seit 2005 bis zu sei-<br />
war er (seit 2006) stellvertretender<br />
UNWTO-Generalsekretär<br />
und ist zurzeit Generalsekretär a.<br />
i. Bevor er zur UNWTO wechselte,<br />
bekleidete er (von 2003 bis<br />
2006) das Amt des Regionaldirektor<br />
und des Assistenten des<br />
Generaldirektors der International<br />
Labour Organisation. Mit<br />
der Arbeit der World Tourism<br />
Organisation war Herr Rifai (60)<br />
bereits zuvor vertraut geworden.<br />
Als jordanischer Minister für<br />
ner Versetzung nach Algier, Leiter<br />
der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik<br />
Deutschland bei der<br />
OECD in Paris.<br />
Tourismus und Altertümer wirkte<br />
er gleichzeitig als Vorsitzender<br />
des UNWTO-Exekutivrates.<br />
In verschiedenen jordanischen<br />
Kabinetten war der in Kairo und<br />
den USA ausgebildete Architekt,<br />
Stadt- und Regionalplaner auch<br />
verantwortlich für die Ressorts<br />
Information und für Planung und<br />
Internationale Zusammenarbeit.<br />
Foto: Privat<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
5
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
DER OPTIMISMUS ÜBERWIEGT<br />
11. Deutsch-Arabisches Tourismusforum - Partnerland Jordanien<br />
Trotz Skepsis, die angesichts der<br />
Weltwirtschaftskrise auch den<br />
Tourismus erfasst hat, überwog<br />
doch der Optimismus, dass der<br />
Tourismus in den arabischen Ländern<br />
weiterhin eine positive Entwicklung<br />
nehmen werde. Über<br />
300 Teilnehmer informierten sich<br />
beim 11. Deutsch-Arabischen<br />
Tourismusforum über Tendenzen<br />
und Perspektiven des Tourismus<br />
in den arabischen Ländern im Allgemeinen<br />
und im Schwerpunktland<br />
Jordanien im Besonderen.<br />
Wie immer fand das Forum im<br />
Rahmen der weltgrößten Tourismusmesse,<br />
der ITB, am 11.<br />
März in Berlin statt.<br />
Die optimistische Einschätzung<br />
der Tourismusentwicklung wurde<br />
von allen Rednern geteilt. In den<br />
arabischen Ländern bleibe er, so<br />
Erster <strong>Ghorfa</strong>-Vizepräsident Sulaiman<br />
Saoud Al-Sayyari, neben<br />
der Erdöl- und der petrochemischen<br />
Industrie einer der wesentlichen<br />
Wirtschaftsfaktoren. Die<br />
Bedeutung der arabischen Länder<br />
als Tourismusdestination fand der<br />
Geschäftsführer der Messe Berlin<br />
GmbH, Raimund Hosch, durch<br />
727 Aussteller aus dieser Region<br />
auf der ITB und die regelmäßig<br />
steigende Teilnehmerzahl beim<br />
Deutsch-Arabischen Tourismusforum<br />
bestätigt.<br />
Taleb Rifai, amtierender Generalsekretär<br />
der United Nations<br />
World Tourism Organization<br />
(UNWTO), sagte: "Wir müssen<br />
vermitteln, dass der Tourismus<br />
Arbeitsplätze schafft und zum<br />
Frieden beiträgt." Der Tourismus<br />
liefere wichtige Impulse für andere<br />
Wirtschaftszweige. Auch der<br />
Tourismusbeauftragte der Bundesregierung,<br />
Ernst Hinsken, bestätigte<br />
die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors<br />
Tourismus für die<br />
arabischen Länder: "2007 empfingen<br />
die arabischen Länder 63<br />
Millionen Besucher, 2000 waren<br />
es erst 34,6 Millionen – eine Steigerung<br />
um mehr als 80 Prozent."<br />
Die Hauptrednerin, die Ministerin<br />
für Tourismus und Altertümer des<br />
Haschemitischen Königreichs<br />
Jordanien, I. E. Maha Khatib, präsentierte<br />
zahlreiche Fakten zum<br />
Tourismus in ihrem Land, der<br />
2008 mit 14,4 Prozent (nach 14,0<br />
Prozent im Vorjahr) in erheblichem<br />
Maß zum BIP beigetragen<br />
habe. Für den Zeitraum von 1996<br />
bis 2008 haben sich die Investitionen<br />
in der Fremdenverkehrsbranche<br />
Jordaniens auf<br />
2.700 Millionen Jordanische<br />
Dinar (JD; 1 JD = ca. 1,3 Euro)<br />
akkumuliert. Auf über sieben<br />
Millionen sei die Zahl der<br />
Touristenankünfte 2008 gestiegen,<br />
was eine Zunahme von 8,8<br />
Prozent gegenüber dem Vorjahr<br />
bedeute.<br />
Potenziale und Perspektiven des<br />
Tourismus in Jordanien waren<br />
Thema des ersten Podiums, moderiert<br />
von <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi.<br />
Die Vertreter deutscher Reiseveranstalter<br />
lobten übereinstimmend<br />
den hohen Entwicklungsstand<br />
und die Potenziale des<br />
Tourismus in Jordanien. Die insgesamt<br />
attraktiven Rahmenbedingungen,<br />
die gute Infrastruktur<br />
und Flugverbindungen sowie das<br />
professionelle Tourismusmarketing<br />
gehören zu den ganz besonderen<br />
Pluspunkten des beliebten<br />
Reiseziels in Nahost.<br />
Dass der Tourismus auch für viele<br />
seiner Landsleute eine berufliche<br />
Zukunft bedeute, hob Jordaniens<br />
Botschafter, S. E. Issa<br />
Ayyoub, er unterstützte Ministerin<br />
Khatib darin, dass Jordanien<br />
auf Qualitätstourismus setze.<br />
Über Trends, Herausforderungen<br />
und Chancen des Tourismus in<br />
den arabischen Ländern ging es<br />
im zweiten Podium, geleitet von<br />
Staatssekretär a. D. Prof. Dr. Johann<br />
Hellwege. An der Diskussion<br />
nahmen der Präsident der<br />
Tourismus- und Ausstellungsverwaltung<br />
Katars, Ahmed Abdullah<br />
Al Nuaimi, I. E. Khouloud Daibes<br />
Abu Dayyeh, Tourismusministerien<br />
der Palästinensischen Autonomieverwaltung,<br />
und Ali<br />
Maghoub Attaelmanan, Unterstaatssekretär<br />
im sudanesischen<br />
Ministerium für Tourismus und<br />
Natur, teil.<br />
Fazit: Trotz gegenwärtiger, durch<br />
die Finanzkrise hervorgerufener<br />
Zurückhaltung bei den Reisenden<br />
sehen die arabischen Länder optimistisch<br />
in die Zukunft. Sie denken<br />
langfristig und bauen auf die<br />
Vorteile, die der Tourismus für<br />
Infrastruktur und Volkswirtschaft<br />
ihrer Länder bietet. Zu bedenken<br />
bleiben aber Umweltschutz und<br />
Klimawandel. Eine nachhaltige<br />
Entwicklung des Tourismus ist<br />
also gefordert.<br />
I. E. Maha Khatib, Jordaniens Ministerin für Tourismus und Altertümer<br />
Fotos: M. El-Sauaf<br />
6<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
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2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ 7
Bildungforum<br />
"BILDUNG UND WISSENSCHAFT<br />
SIND DIE ENTSCHEIDENDEN<br />
SCHLÜSSEL FÜR WOHLSTAND<br />
UND ENTWICKLUNG"<br />
Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />
erweist sich als voller Erfolg<br />
"iMOVE und <strong>Ghorfa</strong> greifen auf,<br />
was in der Luft liegt", stellte die<br />
Bundesministerin für Bildung und<br />
Forschung, Prof. Dr. Annette<br />
Schavan, in ihrer Keynote Speech<br />
fest, die sie während des 1.<br />
Deutsch-Arabischen Bildungsforums<br />
in Berlin hielt. Sowohl aus<br />
der Zahl der Teilnehmer (es<br />
waren ca. 300) als auch aus den<br />
Reden und Diskussionen konnte<br />
man entnehmen, was die Ministerin<br />
meinte: das Thema Bildung<br />
ist ein wichtiger Bestandteil für<br />
Gegenwart und Zukunft der<br />
deutsch-arabischen Beziehungen.<br />
"Bislang hatten im deutsch-arabischen<br />
Dialog Fragen der<br />
Sicherheits- und Wirtschaftspolitik<br />
Priorität. Nun rücken Bildung<br />
und Wissenschaft in den Vordergrund.<br />
Sie sind eine wichtige Säule<br />
unserer bilateralen Beziehungen.<br />
Und sie sind die entscheidenden<br />
Schlüssel für Wohlstand und<br />
Entwicklung", sagte die Ministerin<br />
weiter. (Der Wortlaut ihrer<br />
Rede ist im Anschluss an diesen<br />
Beitrag abgedruckt.)<br />
iMOVE, eine Initiative vom<br />
Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung zur Internationalisierung<br />
deutscher Aus- und<br />
Weiterbildungsdienstleistungen,<br />
und die <strong>Ghorfa</strong> setzten mit dem<br />
Forum ihre strategische Zusammenarbeit<br />
erfolgreich fort, die bei<br />
der Konferenz "Building a German<br />
Arab Partnership in Skills<br />
Development" Anfang Dezember<br />
2008 in Amman begonnen hatte.<br />
Über die Hälfte der Bevölkerung<br />
in den arabischen Ländern sei<br />
unter 16 Jahre. Gleichzeitig<br />
boome die Wirtschaft dieser<br />
Region. Damit dies auch in<br />
Zukunft so bleibe, haben die arabischen<br />
Staaten die Bedeutung<br />
des Bildungssektors erkannt und<br />
investieren intensiv in diesen<br />
Bereich, so <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr.<br />
Thomas Bach. Qualifizierte Fachkräfte<br />
seien, wie Dr. Bach weiter<br />
ausführte, eine wesentliche Voraussetzung<br />
für den Erfolg des<br />
wirtschaftlichen<br />
Diversifizierungsprozesses in den<br />
arabischen Ländern. Deren Ausbildung<br />
räume man daher hohe<br />
Priorität ein.<br />
Volker Rieke, Generaldirektor für<br />
europäische und internationale<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach<br />
Zusammenarbeit im Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung,<br />
war sich mit Dr. Thomas<br />
Bach über den Zusammenhang<br />
zwischen Bildung und Wohlstand<br />
einig. Bildung sei der Schlüssel<br />
für soziale Stabilität.<br />
Am Beispiel seines Landes schilderte<br />
der Botschafter des<br />
Königreichs Saudi-Arabien, S. E.<br />
Prof. Dr. med. Ossama Abdulmajed<br />
Ali Shobokshi, die Bildungsinitiativen<br />
der arabischen<br />
Länder. 70 Prozent der Bevölkerung<br />
sei jünger als 25 Jahre, in<br />
den letzten vierzig Jahren habe<br />
das Land vierzehn Prozent seines<br />
Etats für Bildung investiert.<br />
Für deutsche Anbieter von<br />
Bildungsdienstleistungen böten<br />
sich in den arabischen Ländern<br />
gute Chancen, denn das deutsche<br />
Bildungssystem genieße sowohl<br />
im akademischen Bereich als<br />
auch ganz besonders in der beruflichen<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
einen ausgezeichneten Ruf. Für<br />
siebzig Millionen junge Menschen<br />
werde Bildung benötigt.<br />
Hier gilt es, ein beträchtliches Potenzial<br />
zu nutzen, wie iMOVE-<br />
Leiterin Sabine Gummersbach-<br />
Majoroh in ihrem Eingangsstatement<br />
konstatierte.<br />
Fotos: Peter Himsel for iMOVE und M. El-Sauaf<br />
iMOVE-Leiterin Sabine Gummersbach-Majoroh<br />
Saudi-Arabien Botschafter, S. E. Prof. Dr. med. Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi<br />
8<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Dokumentation<br />
DOKUMENTATION<br />
Wir dokumentieren im Wortlaut die Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof.<br />
Dr. Annette Schavan, anlässlich des 1. Deutsch-Arabischen Bildungsforums von iMOVE und der<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab German Chamber of Commerce and Industry am 7. Mai in Berlin:<br />
sie sind die entscheidenden Schlüssel<br />
für Wohlstand und Entwicklung.<br />
Die Modernität eines<br />
Staates zeigt sich in der Qualität<br />
seines Bildungswesens. Sie zeigt<br />
sich darin, ob alle jungen Menschen<br />
in einem Land die Chance<br />
auf eine erfolgreiche Bildungsbiografie<br />
haben. "Der neue Name<br />
für Entwicklung heißt Frieden" –<br />
dieser Satz verdeutlicht, worum es<br />
gerade in Fragen der Bildung geht.<br />
Innovation und Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Bildungs- und Wissenschaftssysteme,<br />
Beschäftigungsrelevanz<br />
der Ausbildung, Sicherung<br />
des Fachkräftebedarfs – das sind<br />
die Bereiche, die über die Zukunftsfähigkeit<br />
unserer Länder entscheiden.<br />
Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Annette Schavan<br />
Zum ersten Mal findet in diesen<br />
Tagen ein deutsch-arabisches Forum<br />
zu Bildung und Ausbildung<br />
statt. Das ist Ausdruck einer gewachsenen<br />
vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />
zwischen Deutschland<br />
und den Ländern des arabischen<br />
Raums. Mit diesem Forum<br />
haben wir eine neue Plattform<br />
geschaffen für Austausch, Begegnung<br />
und Kooperation zwischen<br />
unseren Ländern.<br />
iMOVE und <strong>Ghorfa</strong> haben diese<br />
Initiative ergriffen und ermöglichen<br />
damit Diskussion und Begegnung<br />
von deutschen und arabischen<br />
Experten im Bildungs- und<br />
Ausbildungsbereich. Auftakt dieser<br />
neuen strategischen Partnerschaft<br />
war die gemeinsame Konferenz<br />
"Building a German-Arab<br />
Partnership in Skills Development"<br />
im Dezember vergangenen Jahres<br />
in Amman. Deutsche Anbieter von<br />
beruflicher Aus- und Weiterbildung<br />
haben dort ihre Programme<br />
Interessenten aus der gesamten<br />
Region vorgestellt.<br />
Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />
ist nun ein weiterer<br />
Schritt. Firmen und Institutionen<br />
aus dem Hochschulbereich, aus der<br />
beruflichen Ausbildung und dem<br />
Weiterbildungssektor können sich<br />
hier informieren über Kooperationsmöglichkeiten<br />
mit den arabischen<br />
Ländern. Hier entsteht eine<br />
Plattform für Kontakte mit jenen<br />
Menschen, die in ihren Ländern<br />
Verantwortung für Bildung und<br />
Ausbildung tragen.<br />
Bislang hatten im deutsch-arabischen<br />
Dialog Fragen der Sicherheits-<br />
und Wirtschaftspolitik Priorität.<br />
Nun rücken Bildung und<br />
Wissenschaft in den Vordergrund.<br />
Sie sind eine wichtige Säule unserer<br />
bilateralen Beziehungen. Und<br />
Der internationale Dialog über<br />
Bildung und Wissenschaft hat immer<br />
auch eine kulturelle Komponente.<br />
Er umfasst den Austausch<br />
über historische Erfahrungen, über<br />
Werte und gesellschaftliche Entwicklungen<br />
in unseren Ländern.<br />
Dieser Austausch und die persönliche<br />
Begegnung von Menschen vertiefen<br />
das Verständnis und schaffen<br />
Vertrauen. Bildung ist eine vertrauensbildende<br />
Maßnahme. Nutzen<br />
wir diese Chance. Lassen Sie<br />
uns gemeinsam an stabilen und<br />
verlässlichen Beziehungen in Bildung<br />
und Wissenschaft arbeiten, an<br />
einem Netzwerk der Bildungsexperten<br />
weltweit.<br />
Die historischen Erfahrungen zwischen<br />
Deutschland und dem arabischen<br />
Raum sind vielfältig und<br />
waren bestimmt von einem intensiven<br />
Austausch. Es gibt eine lange<br />
Tradition einer engen Verbindung<br />
beider Kulturen.<br />
Das reflektiert z. B. die europäische<br />
Literatur des Mittelalters.<br />
Wolfram von Eschenbach, einer<br />
der bedeutendsten Autoren des<br />
deutschen Mittelalters, lässt in sei-<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
9
Dokumentation<br />
nem Epos "Parzival" den Vater des<br />
Helden als treuen Lehnsmann des<br />
Kalifen in Bagdad sterben. Sein<br />
Roman "Willehalm" beschreibt die<br />
Liebe zwischen einem christlichen<br />
Ritter und einer muslimischen<br />
Prinzessin. Auch in der Ringparabel<br />
aus Lessings "Nathan der<br />
Weise" steht die Begegnung der<br />
Kulturen und Religionen im Mittelpunkt<br />
– eine Begegnung, die von<br />
wechselseitigem Respekt und<br />
Toleranz getragen ist.<br />
Viele Impulse für die Entwicklung<br />
der Wissenschaften in Europa<br />
kamen aus dem arabischen<br />
Raum: Ich nenne nur die mathematischen<br />
Konzepte und das profunde<br />
medizinische Wissen. Der<br />
Austausch zwischen Orient und<br />
Okzident erstreckte sich immer<br />
auch auf den Handel.<br />
Dieser Austausch war nie einseitig.<br />
So listen die Nachlassverzeichnisse<br />
wohlhabender Persönlichkeiten<br />
aus der arabischen Welt<br />
Gegenstände auf, die Importprodukte<br />
aus dem Westen waren:<br />
Europäisches Mobiliar gehört<br />
ebenso dazu wie Uhren und<br />
Schmuck. Weihrauch aus Oman,<br />
jemenitischer Mokka, Brokat und<br />
Damast aus Damaszener Werkstätten<br />
wurden wiederum im Westen<br />
sehr geschätzt.<br />
Die Europäer verdanken der arabisch-muslimischen<br />
Welt viel. Sie<br />
hat einen wichtigen zivilisatorischen<br />
Beitrag zu unserer kulturellen<br />
und wissenschaftlichen Entwicklung<br />
geleistet.<br />
Die moderne arabische Wissensgesellschaft<br />
kann an wichtige<br />
Traditionen und bedeutsame<br />
historische Wurzeln anknüpfen.<br />
Ihre Zukunft hängt jetzt davon ab,<br />
wie es gelingt, die Fähigkeiten<br />
und Begabungen der jungen<br />
Generation zu fördern und Teilhabe<br />
an gesellschaftlicher Gestaltung<br />
zu ermöglichen.<br />
In der ganzen Welt spüren die<br />
Menschen heute die Auswirkungen<br />
der Finanzkrise, die sich sehr<br />
schnell auf die reale Wirtschaft<br />
durchgeschlagen hat. Jeder Kontinent<br />
ist erfasst. In vielen<br />
Ländern besteht die Gefahr, dass<br />
wir auf dem Weg der Bekämpfung<br />
von Armut und Hunger und<br />
bei den Millenniumszielen zurückgeworfen<br />
werden.<br />
Islamische Banken sind aufgrund<br />
ihrer Geschäftspolitik nicht so<br />
stark betroffen wie andere. Aber<br />
die Krise trifft durch den sinkenden<br />
Ölpreis und einen schwächelnden<br />
Immobilienmarkt auch<br />
die arabische Welt.<br />
Das weltweite Finanzsystem ist in<br />
massive Turbulenzen geraten, weil<br />
nicht Nachhaltigkeit oberste Priorität<br />
des Wirtschaftshandelns war.<br />
Nicht nachhaltiges Wirtschaften<br />
war tonangebend, sondern die<br />
kurzfristige Maximierung von<br />
Rendite. Wir alle erleben jetzt das<br />
Ergebnis von Freiheit ohne Verantwortung.<br />
Freiheit als Wert bleibt<br />
nur dann glaubwürdig, wenn wir<br />
sie messen an unserer Fähigkeit,<br />
Chancen zu teilen.<br />
Dafür müssen wir unseren Blick<br />
auf die Welt verändern, in dem<br />
Sinne, wie es der Astronaut Sultan<br />
Ben Salman Al Saud aus Saudi-<br />
Arabien nach seinem Raumflug<br />
1984 beschreibt: "Am ersten Tag<br />
deutete jeder auf sein Land. Am<br />
dritten oder vierten Tag zeigte<br />
jeder auf seinen Kontinent. Ab<br />
dem fünften Tag achteten wir auch<br />
nicht mehr auf die Kontinente. Wir<br />
sahen nur noch die Erde als den<br />
einen, ganzen Planeten."<br />
II.<br />
Wir müssen gemeinsam lernen,<br />
unser Handeln nicht mehr an<br />
kurzfristigen Zielen auszurichten.<br />
Nicht der kurzfristige Gewinn,<br />
sondern der nachhaltige Wohlstand,<br />
die langfristige Verfügbarkeit<br />
von Ressourcen sowie Bedingungen,<br />
die weltweit eine soziale<br />
Teilhabe möglichst vieler<br />
Menschen ermöglichen, müssen<br />
Leitbilder sein.<br />
Wertschöpfung und Wohlstand<br />
brauchen auf Dauer eine reale und<br />
handfeste Basis. Diese Basis<br />
schaffen Bildung, Forschung und<br />
Innovation.<br />
Unsere Antwort auf die Krise heißt<br />
Bildung. Wir müssen jetzt in Bildung,<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
investieren, um die Zukunftschancen<br />
der kommenden Generationen<br />
nachhaltig zu sichern. Bildung ist<br />
der entscheidende Schlüssel für<br />
persönlichen Wohlstand und gesellschaftliche<br />
Entwicklung.<br />
Nichts wirkt nachhaltiger als Investitionen<br />
in Bildung und Ausbildung<br />
junger Menschen.<br />
Das Potenzial der deutsch-arabischen<br />
Beziehungen ist außergewöhnlich<br />
groß. Wir sollten jetzt die<br />
Zusammenarbeit von deutschen<br />
Anbietern beruflicher Aus- und<br />
Weiterbildung mit Partnern aus<br />
dem Nahen und Mittleren Osten<br />
gezielt fördern. Dafür brauchen wir<br />
die strategische Partnerschaft von<br />
iMOVE und der <strong>Ghorfa</strong>.<br />
Ende 2001 haben wir iMOVE<br />
gegründet mit dem Ziel, eine<br />
Plattform für internationale Kooperation<br />
im Aus- und Weiterbildungsbereich<br />
zu schaffen. Inzwischen<br />
ist iMOVE zu einem<br />
wichtigen Türöffner und Brückenbauer<br />
geworden, der beiträgt<br />
zur Internationalisierung unseres<br />
Bildungssystems.<br />
Wir unterstützen deutsche Anbieter<br />
dabei, ihre Erfahrungen unseren<br />
Partnerländern anzubieten. Sowohl<br />
in der beruflichen Erstausbildung<br />
als auch in der Weiterbildung verfügt<br />
Deutschland über große Erfahrung<br />
und Wissen. Diese Erfahrung<br />
wollen wir in einen Dialog<br />
mit unseren Partnern in der arabischen<br />
Welt einbringen.<br />
Dies tun wir bereits seit vielen<br />
Jahren erfolgreich zum Beispiel<br />
in Ägypten und Tunesien. Hier<br />
geben wir in partnerschaftlicher<br />
Zusammenarbeit unsere Erfahrungen<br />
weiter, wie man Strukturen<br />
einer an den Bedürfnissen<br />
des Arbeitsmarktes orientierten<br />
Berufsausbildung aufbaut.<br />
Dabei ist es für Deutschland in diesem<br />
partnerschaftlichen Dialog<br />
wichtig und von hohem Interesse,<br />
auch von den Erfahrungen in den<br />
arabischen Ländern zu lernen. Der<br />
Dialog beruht auf Gegenseitigkeit.<br />
Delegationsreisen wie jene vor<br />
wenigen Wochen nach Saudi-<br />
Arabien und Oman, an der Staatssekretär<br />
Storm teilgenommen hat,<br />
ermöglichen direkten Kontakt,<br />
Austausch und das Entstehen von<br />
Netzwerken. Wir werden diese<br />
Initiativen in Zukunft in größerem<br />
Umfang weiter fortsetzen.<br />
Davon profitieren alle Seiten –<br />
und wir arbeiten gemeinsam am<br />
Aufbau eines zukunftsfähigen,<br />
gerechten und leistungsfähigen<br />
Bildungswesens.<br />
III.<br />
In den arabischen Ländern beobachten<br />
wir seit einigen Jahren ein<br />
wachsendes Interesse am Ausbau<br />
der Bildungsangebote. Wer in berufliche<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
investiert und Bildungssysteme<br />
stärkt, stellt die Weichen für die<br />
Zukunft. Berufsausbildungen müssen<br />
auf die Anforderungen des<br />
Arbeitsmarktes abgestimmt sein.<br />
Qualifizierte Fachkräfte sind das<br />
volkswirtschaftliche Entwicklungspotenzial<br />
jedes Landes.<br />
Rund 30 Prozent der Menschen in<br />
der MENA-Region sind zwischen<br />
12 und 25 Jahren alt, in manchen<br />
Ländern sogar bis zu 50 Prozent.<br />
Das sind fast 70 Millionen junge<br />
Menschen. Sie alle müssen einen<br />
Weg in das Berufsleben finden.<br />
Ihre Bildung und Ausbildung ist<br />
der Schlüssel für persönlichen<br />
Wohlstand. Und für den Wohlstand<br />
und die Entwicklungsfähigkeit<br />
des Landes.<br />
Die Eckpunkte für ein zukunftsfähiges<br />
Bildungssystem sind: die<br />
Stärkung der frühkindlichen Bildung,<br />
die Förderung von Begabungen<br />
und Talenten unabhängig<br />
von sozialer Herkunft, die<br />
Durchlässigkeit des Systems als<br />
Ausdruck von Bildungsgerechtigkeit<br />
ebenso wie der gleiche<br />
Zugang zu Bildung für Mädchen<br />
und Jungen.<br />
10<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Dokumentation<br />
Bildung ist ein ganzheitlicher Prozess.<br />
Die Vermittlung von Wissen<br />
und Fähigkeiten gehört ebenso<br />
dazu wie die Erziehung zu Frieden<br />
und Gewaltlosigkeit, die Fähigkeit<br />
zum Kompromiss und zur friedlichen<br />
Lösung von Konflikten.<br />
Daher ist es eine besondere Stärke<br />
und Kennzeichen der beruflichen<br />
Bildung in Deutschland, gleichermaßen<br />
fachliche und allgemeine<br />
Bildung zu vermitteln.<br />
Bildung sichert wirtschaftliche und<br />
soziale Stabilität. Ein qualitativ<br />
hochwertiges System beruflicher<br />
Ausbildung befördert wirtschaftliche<br />
Entwicklung.<br />
Wir erleben heute immer schnellere<br />
Veränderungen des Arbeitsumfeldes<br />
in allen Bereichen wirtschaftlichen<br />
Handelns. Die Ausund<br />
Weiterbildung unserer Arbeitskräfte<br />
ist daher von größter<br />
Bedeutung für die wirtschaftliche<br />
und soziale Stabilität unserer Länder.<br />
– Das Schwerpunktthema dieses<br />
1. Bildungsforums ist deshalb<br />
gut gewählt. – Unsere Erfahrung<br />
ist eindeutig: Das Duale System ist<br />
das beste Mittel gegen Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Praxisorientierte Qualifizierung ist<br />
von großer strategischer Bedeutung.<br />
Die berufliche Bildung hat in<br />
Deutschland eine lange Tradition,<br />
die bis ins 12. Jahrhundert zurükkreicht.<br />
Durch ständige Modernisierung<br />
und Anpassung an die Bedarfe<br />
der Wirtschaft haben wir<br />
erreicht, dass wir über eines der<br />
effizientesten Berufsbildungssysteme<br />
der Welt verfügen. Zwei<br />
Drittel der Schulabgänger in<br />
Deutschland entscheiden sich für<br />
eine berufliche Ausbildung im<br />
dualen System, viele davon mit<br />
einer Berechtigung für ein Hochschulstudium.<br />
Unser Berufsbildungssystem<br />
zeichnet sich aus durch eine klare<br />
Orientierung an den Bedürfnissen<br />
des Arbeitsmarktes und durch die<br />
große Ausbildungsbereitschaft<br />
der Unternehmen. Darin kommt<br />
ein hohes gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein<br />
der<br />
Wirtschaft zum Ausdruck. "Eigentum<br />
verpflichtet. Sein Gebrauch<br />
soll zugleich dem Wohle<br />
der Allgemeinheit dienen." – so<br />
heißt es in Art. 14 unseres Grundgesetzes,<br />
dessen sechzigjähriges<br />
Bestehen wir in diesem Jahr<br />
feiern. Diese Verpflichtung auf<br />
das Gemeinwohl ist ein Grundpfeiler<br />
der sozialen Marktwirtschaft.<br />
Das Duale System ist die Grundlage<br />
für ein hohes Qualifikationsniveau<br />
der Arbeitskräfte und<br />
leistet einen bedeutsamen Beitrag<br />
zum Erfolg der deutschen Wirtschaft.<br />
Ein wesentliches Merkmal<br />
beruflicher Bildung ist die Flexibilität,<br />
die es erlaubt, auf die<br />
schnellen Veränderungen in Produktion<br />
und Dienstleistung mit<br />
neuen Fertigkeiten und Qualifikationen<br />
der Arbeitnehmer zu<br />
antworten.<br />
Gerade im Sinne der Nachhaltigkeit<br />
von Reformprozessen<br />
in der beruflichen Bildung ist es<br />
uns wichtig, Erfahrungen aus der<br />
Berufsbildungsforschung und der<br />
Früherkennung von Qualifikationen<br />
einzubringen.<br />
Internationale Kooperation auch<br />
im Bildungsbereich bedeutet,<br />
dass wir voneinander lernen mit<br />
dem Ziel, eigene Ressourcen zu<br />
stärken und die Kreativität in<br />
unserem Land zu fördern. Wir<br />
brauchen ein Klima für Wissensdurst<br />
und Forscherdrang, für<br />
Neugier und die Bereitschaft zu<br />
lebenslangem Lernen. Kluge<br />
Köpfe brauchen ein Umfeld, in<br />
dem unkonventionelle Ideen und<br />
Neues entstehen kann.<br />
Lassen Sie uns den Blick auf den<br />
einen, ganzen Planeten werfen<br />
und gemeinsam die Chancen nutzen,<br />
die unsere Kooperation<br />
eröffnet. Ich freue mich über Ihren<br />
Besuch in Deutschland, begrüße<br />
Sie ganz herzlich und wünsche<br />
Ihnen interessante Gespräch<br />
und einen intensiven Austausch.<br />
Vielen Dank.<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
11
Expertenbeiträge<br />
"Die arabischen Länder könnten sich<br />
langfristig zu Zentren wissenschaftlicher<br />
Forschung entwickeln"<br />
Interview mit Dr. Jörn Sonnenburg, Koordinator des<br />
Internationalen Büros beim Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung<br />
Foto: Privat<br />
SOUQ: Was ist die Aufgabe des Internationalen<br />
Büros?<br />
Dr. Sonnenburg: Das Internationale Büro<br />
(IB) ist ein Dienstleister in der bi- und multilateralen<br />
Forschungs- und Bildungszusammenarbeit.<br />
In erster Linie unterstützen wir<br />
das Bundes-ministerium für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) bei der Entwicklung<br />
und Umsetzung von Ko-operationsstrategien<br />
und Handlungskonzepten mit Partnerländern<br />
in allen Weltregionen sowie bezüglich<br />
seiner Mitarbeit in internationalen Organisationen<br />
– v.a. der OECD, den G8 und<br />
der UNESCO.<br />
Von besonderer Bedeutung sind dabei traditionell<br />
Regierungsabkommen oder alternative<br />
politische Vereinbarungen über die Wissenschaftlich-Technologische<br />
Zusammenarbeit<br />
(WTZ), wie sie seit den 60-er Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts mit etwa 40 Ländern<br />
weltweit geschlossen und ausgestaltet werden.<br />
Eine erhebliche Bedeutung für uns hat die<br />
Mitarbeit in strategischen Diskussionsprozessen<br />
über die internationalen Aspekte und<br />
die Koordinierung von Forschungsprojekten<br />
innerhalb der EU.<br />
Das Dienstleistungsspektrum wird durch<br />
eine Vielzahl weiterer Aufgaben ergänzt u.<br />
a. bei der Internationalisierung nationaler<br />
Forschungsförderprogramme der Bundesregierung<br />
oder auch beim Marketing des<br />
Forschungs- und Innovationsstandortes<br />
Deutschland.<br />
SOUQ: In welchen Bereichen von Bildung<br />
und Forschung liegen die Schwerpunkte,<br />
aber auch Potenziale in der Kooperation mit<br />
den arabischen Ländern?<br />
Dr. Sonnenburg: Ein wichtiges Element<br />
der Maßnahmen des BMBF sind Sondierungs-<br />
und Anbahnungsprojekte im Rahmen<br />
der WTZ, um neue, für alle Partner<br />
zielführende Koopera-tionen anzustoßen. In<br />
forschungspolitisch wichtigen Themenfeldern<br />
werden darüber hinaus Forschungsprojekte<br />
gefördert. Eine weitere Säule ist die<br />
Stimulierung des wissenschaftlich-akademischen<br />
Austauschs im Rahmen von Hochschulkooperationen<br />
in erster Linie über den<br />
DAAD.<br />
Bedeutende Impulse wurden durch das sehr<br />
erfolgreiche "Deutsch-Ägyptische Jahr der<br />
Wis-senschaften und Technologie 2007" gegeben.<br />
Ein wichtiges Ergebnis daraus ist der<br />
"Deutsch-Ägyptische Forschungsfonds", zur<br />
Förderung der Forschungskooperation mit<br />
defi-nierten Schwerpunktthemen. Seit Mai<br />
<strong>2009</strong> werden vom BMBF und vom ägyptischen<br />
Mini-sterium für insgesamt 1,2 Mio.<br />
Euro 19 bilaterale Projekte in Bio- u.<br />
Umwelttechnologien, erneuerbare Energien/<br />
Windturbinentechnologie, Materialwissenschaften,<br />
Gesundheitsfor-schung und Wassermanagement<br />
gefördert.<br />
Weitere Beispiele deutsch-arabischer Zusammenarbeit<br />
sind die Unterstützung "Bi-<br />
Kultureller Deutsch-Arabischer Masterstudiengänge"<br />
mit Partnerhochschulen in<br />
Köln/Amman; Marburg/ Damaskus; Leipzig/<br />
Kairo; Kassel/ Kairo und nicht zuletzt<br />
verschiedene deutsch-arabische Hochschul(aus)gründungen<br />
in Kairo (GUC), Amman<br />
(GJU) und Maskat (GUTech).<br />
Wichtige bi- und multilaterale Forschungsprojekte<br />
mit arabischen Länden existieren im<br />
Was-serressourcen - Management bzw. in<br />
der Physikalischen Grundlagenforschung.<br />
Mit der "Kohl-Mubarak-Initiative" Mitte der<br />
90er Jahre wurde erstmalig auch der Themenkomplex<br />
berufliche (Aus-)Bildung in der arabischen<br />
Welt aufgegriffen. Zu nennen sind<br />
viel-fältige Aktivitäten der Vermarktung<br />
deutscher Bildungsangebote im Rahmen der<br />
vom Bun-desinstitut für Berufliche Bildung<br />
koordinierten Marketingkampagne "iMove",<br />
deren Schwer-punkte u.a. in der Golfregion<br />
liegen. Zahlreiche Projekte und berufsbildende<br />
Maßnahmen werden derzeit von der GTZ/<br />
International Service bei wachsender Nachfrage<br />
in arabischen Golfstaaten wie Saudi-<br />
Arabien, Kuwait, den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten, Katar, Bahrain, Oman sowie<br />
im Jemen durchgeführt.<br />
Die Bedeutung des politischen Dialogs mit<br />
den arabischen Ländern zeigt sich bei den<br />
jährlichen Konferenzen der BMENA /G8<br />
Bildungsminister. Auf dem 3. Treffen im<br />
November 2007 in Bonn widmeten sie sich<br />
den Fragen der Kompatibilität, Kontinuität<br />
und der Optimierung von Entwicklungsprozessen<br />
im gesamten Bereich von qualifizierter<br />
Bildung und Ausbildung. Im selben<br />
Rahmen wird das BMBF im September<br />
<strong>2009</strong> einen Workshop zur höheren Bildung<br />
durchführen, in dem Fragen zur Kooperation<br />
zwischen Hochschulen und Wirtschaft erörtert<br />
werden sollen.<br />
Vor dem Hintergrund einer starken, allerdings<br />
noch unterschiedlich ausgeprägten<br />
Orientierung der arabischen Staaten hin zu<br />
wissensbasierten Volkswirtschaften sehen<br />
wir erhebliche Potenziale für die Weiterentwicklung<br />
der deutsch-arabischen Bildungskooperation.<br />
Sie liegen in der qualifizierten<br />
beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />
und im Hochschulbereich, bezogen auf eine<br />
stärkere berufsorientierte akademische Ausund<br />
Weiterbildung. Deutschland ist ein international<br />
anerkannter Anbieter von Bildungsdienstleistungen.<br />
Dies wird in den arabischen<br />
Ländern sehr geschätzt.<br />
Auch Wissenschaft und Forschung bieten<br />
vor dem Hintergrund neu entstehender Forschungseinrichtungen<br />
und Technologiezentren<br />
und der entsprechenden Nachfrage nach<br />
wissensintensiven Dienstleistungen in den<br />
12<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Expertenbeiträge<br />
arabischen Ländern erhebliche Chancen einer<br />
nachhaltigen Vertiefung der Zusammenarbeit<br />
deutscher und arabischer (Nachwuchs-)<br />
Wis-senschaftler und Forschergruppen,<br />
vor allem in der anwendungsorientierten<br />
Forschung.<br />
Zukünftig sollten auch hier die rohstoffreichen<br />
Länder wie z.B. die Golfstaaten eingebunden<br />
werden, denn die Nachfrage steigt von<br />
deutscher als auch von arabischer Seite vor<br />
allem in der Klima- und Umweltforschung.<br />
Die arabische Welt steht aufgrund ihrer<br />
enorm wachsenden und vor allem sehr jungen<br />
Bevölkerung allergrößten Herausforderungen<br />
im (Aus-)Bildungs-, Hochschulund<br />
Forschungs-bereich gegenüber. Wenn<br />
man in der Region die großen Potenziale (u.<br />
a. Human Resources und Rohstoffe) effizient<br />
und nachhaltig nutzt, wären die arabischen<br />
Länder wieder stärker im wissenschaftlichen<br />
Fokus und könnten sich langfristig<br />
zu Zentren wissenschaftlicher Forschung<br />
entwickeln.<br />
SOUQ: Das 1. Deutsch-Arabische Bildungsforum<br />
hat gezeigt, dass die Nachfrage<br />
in den arabischen Ländern nach (der<br />
meist privat organisierten) beruflichen Bildung<br />
sehr groß und das entsprechende<br />
Angebot aus Deutschland sehr gut und sehr<br />
passend ist. Wie verhält es sich hier in der<br />
Hochschulbildung?<br />
Dr. Sonnenburg: Insgesamt auf die arabische<br />
Welt bezogen, sind die Verhältnisse<br />
hier ähnlich. Studiengänge "Made in Germany"<br />
z.B. im Bereich Ingenieurwissenschaften<br />
stehen hoch im Kurs, ein deutscher<br />
Hochschulabschluss oder die in Deutschland<br />
erworbene Promotion erleichtert den Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt in der arabischen<br />
Welt enorm. Das zeigen u.a. die erfolgreiche<br />
Etablierung der oben bereits erwähnten<br />
Gründungen arabischer (privater) Universitäten<br />
unter deutscher Patenschaft sowie die<br />
stark nachgefragten bi-kulturellen deutscharabischen<br />
Studiengänge z.B. im Wasserressourcen-Management,<br />
Wirtschaft und<br />
Entwicklung, erneuerbare Energien etc., die<br />
in enger Kooperation mit ausgewählten<br />
deutschen Hoch- und Fachschulen seit ca.<br />
zwei Jahren kombiniert in Deutschland und<br />
der Region durchgeführt werden: Nachfrage<br />
steigend. Dabei spielen besonders die Vielfalt<br />
und Praxisbezogenheit deutscher Hochschulbildungsangebote<br />
im Vergleich zur<br />
Situation in den meisten arabischen Ländern<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
Die großen Chancen deutscher Bildungsakteure<br />
in den Bereichen Berufs- und berufliche<br />
Weiterbildung sowie höhere/ weiterführende<br />
Bildung liegen hier insbesondere in<br />
den Bemühungen der arabischen Regierungen<br />
um weitreichende Reformen im Bildungs-<br />
und Hoch-schulwesen verbunden mit<br />
einer starken "Nationalisierung" (Omanisierung;<br />
Emiratisierung etc.) der einheimischen<br />
Wirtschaft mit dem Ziel der Schaffung<br />
einer "wissensbasierten Gesellschaft".<br />
Mehr Informationen:<br />
www.internationales-buero.de.<br />
Seit Mai 2002 ist Dr. rer. nat. Jörn Sonnenburg<br />
(46) Koordinator des Internationalen<br />
Büros des Bundesministeriums für<br />
Bildung und Forschung und bereits seit<br />
1997 dort zugleich Leiter der Abteilung<br />
Europa und Länder der GUS, deren Zuständigkeit<br />
1998 auf die Regionen Afrika<br />
und Nahost erweitert wurde. Der Diplom-<br />
Physiker studierte und promovierte an der<br />
Universität Rostock sowie an der Lettischen<br />
Staatsuniversität in Riga und an der Brown<br />
University in Providence, Rhode Island<br />
(USA). Wissenschaftliche Erfahrung sammelte<br />
Dr. Sonnenburg u. a. am Forschungszentrum<br />
Jülich und an der Deutschen<br />
Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt<br />
(heute Deutsches Zentrum für Luft- und<br />
Raumfahrt) in Bonn.<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
13
Länderreport<br />
oder eine Repräsentanz in Syrien zu eröffnen.<br />
Außerdem regelt das Gesetz die Tätigkeit des<br />
syrischen Handelsvertreters eines ausländischen<br />
Unternehmes. Die Öffnung nahezu aller<br />
Wirtschaftsbereiche für private in- und ausländische<br />
Unternehmen hat den privaten<br />
Anteil an dem in den Nichtöl-Sektoren<br />
erzeugten Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 80<br />
Prozent erhöht. Trotz dieser Fortschritte bei<br />
der Gesetzgebung bestehen aber noch Defizite<br />
in der Verwaltung, besonders im Gerichtsund<br />
Vollstreckungswesen. Durch Reformen<br />
und den Abbau der Bürokratie ist man dabei,<br />
diese Hindernisse zu beseitigen.<br />
Foto: Siemens AG<br />
Mobile Energiezentrale Nasserieh, Syrien<br />
Syrien setzt auf<br />
Transformation und<br />
wirtschaftliche<br />
Diversifizierung<br />
Durch jahrzehntelange staatliche Regulierung<br />
und Kontrolle waren Wettbewerb, Innovation<br />
und der Einsatz moderner Technologien<br />
und damit die Entwicklung der syrischen<br />
Wirtschaft behindert worden.<br />
Das 1991 erlassene Investitionsgesetz Nr. 10<br />
markierte den Beginn einer stufenweisen Öffnung<br />
der Wirtschaft, die sich vor allem in der<br />
Entwicklung eines mittelständischen Privatsektors<br />
niederschlug. Erstmalig wurde mit<br />
verschiedenen Anreizen, wie Steuererleichterungen,<br />
Zollbefreiungen sowie Erleichterungen<br />
beim Kapitaltransfer in- und ausländisches<br />
Kapital für ein Engagement in der syrischen<br />
Wirtschaft gefördert.<br />
Seit seinem Machtantritt im Jahr 2000 leitete<br />
Präsident Bashar al-Assad eine neue Phase der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung ein. Erste wichtige<br />
wirtschaftspolitische Maßnahmen bestanden<br />
im Schutz des Auslandskapitals vor Nationalisierung<br />
bzw. Enteignung, in dem für<br />
private Investoren möglichen Landerwerb bei<br />
der Errichtung neuer Projekte, in der Beseitigung<br />
von Handelsbeschränkungen und in der<br />
Legalisierung privater Bankgeschäfte.<br />
Der eigentliche Reformschub zur Öffnung der<br />
Wirtschaft setzte 2003 ein. Seither wurden<br />
eine Reihe wichtiger Reformen umgesetzt,<br />
wie die Vereinheitlichung des Wechselkurses,<br />
die Senkung der Körperschafts- und Einkommenssteuer,<br />
drastische Zollreduzierungen sowie<br />
die Zulassung privater Banken (2004) und<br />
Versicherungen (2006). Die Anfang 2007 in<br />
Kraft gesetzten neuen Investitionsgesetze Nr.<br />
8 und 9 haben zur weiteren Verbesserung und<br />
Vereinfachung der Investitionsbedingungen<br />
geführt. Anfang April 2008 trat das neue<br />
Handelsgesetzbuch in Kraft, mit dem das<br />
Handels- und Gesellschaftsrecht reformiert<br />
wurde. Das Ende Dezember 2008 erlassene<br />
Gesetz Nr. 34 ermöglicht jetzt ausländischen<br />
Unternehmen, eine Filiale, eine Dependance<br />
Syrien steht vor großen Herausforderungen,<br />
um den im 10. Fünfjahrplan (2006 bis 2010)<br />
formulierten Kurs des Übergangs von einer<br />
zentralen Planwirtschaft zu einer sozialen<br />
Marktwirtschaft erfolgreich zu bewältigen.<br />
Hierzu bedarf es der Durchführung weiterer<br />
Strukturmaßnahmen, insbesondere in der<br />
öffentlichen Verwaltung und im staatlichen<br />
Sektor. Ferner muss die Regierung das bisher<br />
existierende soziale Netz den sich verändernden<br />
ökonomischen Bedingungen anpassen<br />
und eine umfassende Beschäftigungsstrategie<br />
entwickeln. Die geringe<br />
Konkurrenzfähigkeit der Staatsbetriebe ist<br />
ein gravierendes Hemmnis wirtschaftlicher<br />
Entwicklung. Deshalb gilt es, die wirtschaftliche<br />
Diversifizierung bei vorrangiger<br />
Förderung des Privatsektors konsequent<br />
voranzutreiben und damit das Exportpotential<br />
des Landes zu stärken.<br />
Syriens Wirtschaft stabilisiert sich<br />
Nach Angaben des IWF und der syrischen<br />
Zentralbank betrugen die BIP-Wachstumsraten<br />
5,1 Prozent (2006) und 4,2 Prozent<br />
(2007). Für 2008 wird die reale Zunahme des<br />
BIP auf 5,2 Prozent geschätzt. Hervorzuheben<br />
ist das stabile Wachstum der Nicht-Ölsektoren<br />
von etwa sechs Prozent in den Jahren 2007<br />
und 2008, während die Ölproduktion einen<br />
stetigen Abwärtstrend verzeichnete. Auch der<br />
Bausektor und die Dienstleistungsbereiche<br />
wiesen ein kontinuierliches Wachstum auf.<br />
Damit konnte der Trend der zunehmenden<br />
Diversifizierung der Wirtschaft weg vom Öl<br />
aufrechterhalten werden.<br />
Die Haushaltssituation Syriens bleibt jedoch<br />
angespannt. 2007 stieg das Budgetdefizit auf<br />
3,4 Prozent des BIP gegenüber 1,2 Prozent<br />
2006. Hauptursache für die defizitäre Haushaltssituation<br />
sind die seit Jahren durch sinkende<br />
Ölförderung und steigenden Inlandsverbrauch<br />
bedingten rückläufigen Öleinnahmen.<br />
Durch den Rückgang der Öleinnahmen<br />
und der 2007 erfolgten Zollsenkungen konnte<br />
einem weiteren Anstieg des Haushaltsdefizits<br />
nur durch eine Kürzung auf der <strong>Ausgabe</strong>nseite<br />
begegnet werden. Dies wurde trotz des<br />
14<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Länderreport<br />
durch die irakischen Flüchtlinge verursachten<br />
<strong>Ausgabe</strong>ndrucks erreicht. Hinzu kam, dass<br />
2008 die Subventionen für Benzin und Diesel<br />
reduziert wurden. 2008 schloss das Budget<br />
mit einem Defizit von 4,1 Mrd. US-Dollar<br />
(3,5 Prozent des BIP) auf annähernd gleichem<br />
Niveau wie im Vorjahr ab, was eine gewisse<br />
Stabilisierung bedeutete. Jedoch beschleunigte<br />
sich die Inflation auf 15 Prozent Ende 2008<br />
gegenüber fünf Prozent Ende 2007. Der<br />
Haushalt für <strong>2009</strong> sieht vor, dass ein Großteil<br />
der geplanten Investitionsvorhaben mittels<br />
ausländischer Kredite finanziert werden soll.<br />
Hierbei setzt die syrische Regierung vor allem<br />
auf Kapital aus arabischen Ländern.<br />
Zur Konsolidierung des Haushalts sind angesichts<br />
sinkender Öleinnahmen weitere Finanzreformen<br />
erforderlich. Die nunmehr für 2010<br />
geplante Einführung einer Mehrwertsteuer ist<br />
hierzu ein wichtiger Schritt. Der Internationale<br />
Währungsfonds hat anlässlich seiner<br />
zuletzt im Oktober 2008 mit Syrien geführten<br />
Konsultationen die von der Regierung angekündigten<br />
Sparmaßnahmen im Staatswesen,<br />
die Verbesserung der Steuerverwaltung, die<br />
konsequente Bekämpfung von Steuerhinterziehungen,<br />
den Subventionsabbau sowie die<br />
Verbreiterung der Einkommensbasis als bedeutungsvoll<br />
für die weitere Konsolidierung<br />
des Budgets hervorgehoben.<br />
Noch vor wenigen Jahren verfügte Syrien im<br />
Vergleich zu den anderen arabischen Ländern<br />
über ein gering entwickeltes Bankensystem.<br />
Die mit dem Amtsantritt von Präsident Bashar<br />
al-Assad eingeleitete wirtschaftliche Wende<br />
brachte auch für den Kapitalmarkt tiefgreifende<br />
Veränderungen. Mit einer Reihe von<br />
Gesetzesmaßnahmen in den Jahren 2000 bis<br />
2002 wurden entscheidende Grundlagen für<br />
die Schaffung eines modernen Bankwesens<br />
gelegt. Im Juni 2000 wurde eine generelle<br />
Genehmigung an Auslandsbanken erteilt, in<br />
den Freizonen Geschäftsoperationen durchzuführen.<br />
Das Gesetz Nr. 28 vom April 2001<br />
beendete nach vier Jahrzehnten das staatliche<br />
Bankenmonopol und erlaubte erstmalig Privatbanken,<br />
in Syrien tätig zu werden.<br />
Die ausländischen Privatbanken haben ihre<br />
Operationsfelder stetig vergrößert. Bereits<br />
gegenwärtig entfallen auf die Auslandsbanken<br />
über 25 Prozent der Depositen und nahezu 20<br />
Prozent der dem privaten Sektor gewährten<br />
Kredite. Die Auslandsbanken haben eine<br />
Reihe neuer Produkte eingeführt, die eine<br />
Verbesserung der Qualität der Finanzdienstleistungen<br />
bewirkten und damit den Wettbewerbsdruck<br />
auf die staatlichen Banken erhöhten.<br />
Bedeutungsvoll für die Stärkung des<br />
Kapitalmarktes war die Gründung der Damaskus-Börse,<br />
die im März <strong>2009</strong> in Form einer<br />
Pilotphase mit der Aufnahme ihrer Geschäftsoperationen<br />
begann. Zunächst wurde die<br />
Registrierung von etwa 15 Unternehmen, die<br />
überwiegend dem Bank- und Versicherungssektor<br />
angehören, geplant. Experten gehen<br />
davon aus, dass durch die globale Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise das Börsengeschäft<br />
jedoch nur schleppend in Gang kommen wird.<br />
Insgesamt werden sich aber die in den letzten<br />
Jahren im Banken- und Finanzsektor stattgefundenen<br />
Veränderungen positiv auf die Stabilisierung<br />
der Wirtschaft auswirken.<br />
Syriens Integration in<br />
die Weltwirtschaft zeigt Fortschritte<br />
Syriens Außenwirtschaft hat in den vergangenen<br />
zwei Jahrzehnten grundlegende Veränderungen<br />
erfahren. Das Land hatte sich von<br />
einem Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse,<br />
der vor allem mit den Staaten des früheren<br />
Ostblocks Handel trieb, zu einem Öllieferanten<br />
entwickelt. Jedoch gingen in jüngster<br />
Vergangenheit die Ölausfuhren infolge der<br />
allmählichen Erschöpfung der einheimischen<br />
Zentralbank, Syrien<br />
Ölvorräte beträchtlicher zurück, wodurch die<br />
Handelsbilanz erheblich unter Druck geriet.<br />
Während 2003 noch ein Handelsbilanzüberschuss<br />
von 700 Mio. US-Dollar zu verzeichnen<br />
war, wurde die Bilanz in den Folgejahren<br />
mit einem Defizit abgeschlossen, zuletzt 2008<br />
in Höhe von 1.300 Mio. US-Dollar. Außerdem<br />
resultiert die passive Handelsbilanz auch<br />
aus der geringen Diversifizierung und mangelnden<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Exportstruktur<br />
sowie der beschleunigten Importzunahmen<br />
infolge der Handelsliberalisierung.<br />
Die Europäische Union stellt für Syrien den<br />
wichtigsten Handelspartner dar, obwohl ihr<br />
Anteil am gesamten syrischen Außenhandel<br />
zurückgegangen ist. Die EU und Syrien haben<br />
sich Ende 2008 geeinigt, das bereits 2004<br />
paraphierte Assoziierungsabkommen noch in<br />
diesem Jahr zu unterzeichnen. Damit würden<br />
dem Land die gleichen Präferenzen in den<br />
Handels- und Dienstleistungsbeziehungen wie<br />
den anderen Mittelmeerländern gewährt werden.<br />
Außerdem würde das Abkommen den<br />
Weg für eine größere wirtschaftliche und<br />
technische Unterstürzung Syriens durch die<br />
EU frei machen sowie den politischen Dialog<br />
und die Kooperation im kulturellen Bereich<br />
zwischen beiden Seiten intensivieren.<br />
Syrien hat ferner in den letzten Jahren eine<br />
Reihe neuer Märkte erschlossen und Präferenzabkommen<br />
mit verschiedenen Ländern,<br />
darunter Türkei, Russland, China, Iran, Indien<br />
und Ukraine, abgeschlossen. Besonders stark<br />
ist der syrische Außenhandel mit den Ländern<br />
gestiegen, die der Arabischen Freihandelszone<br />
(GAFTA – Greater Free Trade Area) angehören.<br />
Im Rahmen der GAFTA wurden ab<br />
dem 1. Januar 2005 keine Zölle mehr für Einfuhren<br />
aus arabischen Ländern erhoben. Auch<br />
nicht-tarifäre Handelshemmnisse wurden im<br />
Rahmen dieses Abkommens abgebaut. Ferner<br />
hat Syrien 2001 einen Antrag auf Mitgliedschaft<br />
in der WTO gestellt. Obwohl die<br />
Weltbank bisher nicht in dem Land tätig ist,<br />
hat die IFC (International Finance Corporation)<br />
einen Anteil an der Privatbank "Bank<br />
of Syria and Overseas S.A." erworben.<br />
Positiv fällt bei der Betrachtung der Außenwirtschaftssituation<br />
auf, dass die Nichtölexporte,<br />
die Tourismuseinnahmen und die<br />
Überweisungen der im Ausland lebenden<br />
Syrer in den letzten Jahren angewachsen sind.<br />
Die steigenden Transfers der Auslandssyrer<br />
sind auch ein Resultat der Erleichterungen in<br />
der Devisenkontrollpolitik. Auch der Zustrom<br />
ausländischer Investitionen hat sich verstärkt.<br />
Der Bestand an Devisenreserven (2008: 6,3<br />
Mrd. US-Dollar) konnte stabil gehalten werden.<br />
Ferner hat sich das Niveau der Auslandsverschuldung<br />
allgemein verbessert, insbesondere<br />
nach der 2005 mit Russland erfolgten<br />
Schuldenregelung. Syrien hat inzwischen<br />
mit allen größeren Gläubigern Umschul-<br />
Foto: Verfasser<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
15
Länderreport<br />
dungsabkommen abgeschlossen, darunter mit<br />
Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei<br />
und Rumänien. Betrugen die Auslandschulden<br />
Ende 2004 noch 18,3 Mrd. US-Dollar, so<br />
beliefen sie sich Ende 2008 auf 6,7 Mrd. US-<br />
Dollar. Insgesamt bleibt damit die äußere<br />
Finanzsituation kontrollierbar und stellt keine<br />
Gefährdung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />
dar.<br />
industriellen Energieverschwendung infolge<br />
der Nutzung veralteter Maschinen und Ausrüstungen.<br />
Syrien ist daher zum rationellen<br />
Energieeinsatz und zur Erschließung neuer<br />
Ölquellen gezwungen. Anfang 2007 wurden<br />
durch die Syrian Petroleum Company (SPC)<br />
zwölf neue Explorationsaufträge hauptsächlich<br />
an britische und kanadische Ölgesellschaften<br />
vergeben. Ferner bekundete die<br />
syrische Regierung ihre Absicht, Offshore-<br />
Ölvorkommen zu erschließen.<br />
Die gegenwärtigen Kapazitäten der zwei<br />
staatlichen Raffinerien in Homs und Deir-<br />
Ez-Zor sind auf 240.000 b/d begrenzt, was<br />
das Land zu Importen von raffiniertem Öl<br />
und Ölderivaten zwingt. Der Ausbau und die<br />
Gas stellt eine relativ junge Energiequelle in<br />
Syrien dar, denn erst seit 1974 sind die auf<br />
Gas basierenden Kraftwerkskapazitäten stetig<br />
ausgebaut worden. Die nachgewiesenen Gasreserven<br />
belaufen sich auf 234 Mrd. Kubikmeter,<br />
von denen etwa die Hälfte in Zentralsyrien<br />
lagert. Der andere Teil befindet sich im<br />
Euphratflussbecken im Nordosten des Landes.<br />
Die Gasproduktion, die 1991 ein Volumen<br />
von 1,3 Mrd. Kubikmeter aufwies, beläuft<br />
sich heute auf etwa 4,4 Mrd. Kubikmeter<br />
jährlich. Syrien ist bestrebt, seine Gasproduktionskapazitäten<br />
weiter auszubauen. Die Gasprojekte<br />
der so genannten North and South<br />
Middle Area, umfassen zwei vom russischem<br />
Konzern Stroytransgaz gebaute Gasaufbereitungsanlagen.<br />
Das kanadische Unternehmen<br />
Petrofac erhielt den Auftrag für das<br />
"Ebla-Projekt", das neben der Installation der<br />
Produktionsanlagen auch den Bau der entsprechenden<br />
Pipelines umfasst. Syrien gehört<br />
dem regionalen Konsortium an, das die so<br />
genannte "Arab Gas Line" errichtet. Diese<br />
Erdgasleitung liefert bereits ägyptisches Erdgas<br />
nach Jordanien und soll später auch den<br />
Libanon und Syrien versorgen. Iran und<br />
Türkei haben Interesse bekundet, im Gassektor<br />
mit Syrien zu kooperieren. Des Weiteren<br />
wird Syrien zukünftig als Transitland für<br />
Erdgas aus dem Irak fungieren.<br />
Foto: Verfasser<br />
Bawabe Dimashq bei Damaskus, mit 6.012 Sitzplätzen das größte Restaurant der Welt<br />
Bedeutung des Erdöls<br />
für die Wirtschaft rückläufig<br />
Syriens Industrie wird bis heute von staatlichen<br />
Unternehmen dominiert, die vor<br />
allem in der Textil-, Nahrungsgüter-, Chemie-<br />
und Baustoffindustrie, im Maschinenbau<br />
sowie der Zucker- und Tabakproduktion<br />
angesiedelt sind. Daneben ist der Hydrokarbonsektor<br />
noch von außerordentlicher<br />
Bedeutung für die Wirtschaft des Landes, da<br />
Öl eine wichtige Rolle als Devisenbringer<br />
und Einkommensquelle für den Staatshaushalt<br />
spielt. Der Ölverbrauch ist in den<br />
letzten Jahren enorm gestiegen, und zwar<br />
von 153.000 b/d Ende 1990 auf 349.000 b/d<br />
Ende 2007. Der Ölverbrauch liegt damit geringfügig<br />
unter der geförderten Ölmenge,<br />
die etwa 380.000 b/d beträgt. Der wachsende<br />
Ölverbrauch war Resultat der steigenden<br />
Anzahl genutzter Fahrzeuge, des steigenden<br />
Heizungsbedarfs in den Haushalten und der<br />
Modernisierung der Raffineriekapazitäten<br />
stehen daher auf der Tagesordnung. Im<br />
September 2005 unterzeichnete die syrische<br />
Regierung mit der China National Petroleum<br />
Corporation (CNPC) eine Vereinbarung<br />
über den Bau einer Raffinerie mit einer<br />
Kapazität von 100 000 b/d in Deir-Ez-Zor in<br />
der Nähe der größten Öllagerstätten im<br />
Euphrat-Tal. Die Anlage soll 2011 in Betrieb<br />
gehen. Im Mai 2007 wurde mit der<br />
kuwaitischen Noor Financial Investment<br />
Company der Bau einer weiteren Raffinerie<br />
mit einer Kapazität von 140 000 b/d in Deir-<br />
Ez-Zor vereinbart, deren Inbetriebnahme<br />
2012 erfolgen soll.<br />
Wirtschaftliche Diversifizierung<br />
auf der Tagesordnung<br />
Bei der künftigen Diversifizierung der industriellen<br />
Basis setzt Syrien zunehmend auf<br />
das Engagement des privaten Sektors. In der<br />
Zementproduktion wurden angesichts des<br />
wachsenden Bedarfes der Bauindustrie seit<br />
2008 Lizenzen an ausländische Investoren<br />
aus der Türkei, Ägypten, Saudi-Arabien und<br />
den VAE für zehn Projekte mit einer Gesamtkapazität<br />
von 25 Mio. Tonnen erteilt.<br />
Damit ist auch in diesem Industriezweig das<br />
Staatsmonopol beendet worden. Große<br />
Möglichkeiten für Auslandsinvestoren<br />
bestehen in der chemischen Industrie. Das in<br />
diesem Industriezweig dominierende Unternehmen<br />
Syrian Saudi Chemicals Company<br />
(SYSACCO) plant neben seiner bisher bei<br />
Aleppo in Betrieb befindlichen Anlage den<br />
Bau weiterer Werke, die in Kooperation mit<br />
Auslandsfirmen entstehen sollen.<br />
Auch in der IT- und Kommunikationsbranche<br />
spielt der private Sektor eine wachsende<br />
Rolle. Das betrifft sowohl die Bereitstellung<br />
von Internetdienstleistungen als auch die<br />
Softwareproduktion. Eines der großen zukunftsträchtigen<br />
Projekte stellt auch ein flächendeckendes<br />
Telefonnetz für das Land dar.<br />
Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll eine<br />
Versorgungsrate von 100% im Festnetz er-<br />
16<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
eicht werden. Damit wird als Nebeneffekt<br />
angestrebt, dass sich das Internet besser im<br />
Land ausbreitet. Die weitere Modernisierung<br />
des Bankwesens sowie einzelner Industriezweige<br />
und die zunehmende Computerisierung<br />
in der öffentlichen Verwaltung werden<br />
umfangreiche Investitionen in der IT-<br />
Branche nach sich ziehen.<br />
Syrien ist mit gravierenden Umweltproblemen<br />
konfrontiert, die umgehend in Angriff<br />
genommen werden müssen. Im gegenwärtig<br />
laufenden Fünfjahrplan hat die Regierung der<br />
Verstärkung des Umweltschutzes Priorität<br />
eingeräumt. Es wurden Gesetze erlassen, die<br />
die Industrieunternehmen zur Einhaltung<br />
wichtiger Standards hinsichtlich der<br />
Luftverschmutzung und der Behandlung von<br />
Abwasser und Abfällen verpflichten. Noch<br />
besteht in Syrien keine Infrastruktur für die<br />
landesweite Wiederverwendung von Abfällen,<br />
aber Studien wurden bereits in Auftrag<br />
gegeben. Die Regierung ist sich bewusst, dass<br />
PPP-Projekte effektive Lösungen für den<br />
Wasser und Abwasserbereich sowie die<br />
Erfassung, Behandlung und Wiederverwendung<br />
von Abfällen darstellen, womit sich für<br />
Auslandsfirmen viel versprechende Tätigkeitsfelder<br />
eröffnen.<br />
In den letzten Jahren hat die syrische Regierung<br />
erkannt, dass der Tourismus eine<br />
wichtige Wachstumsbranche für die Wirtschaft<br />
darstellt, da dieser Sektor zahlreiche<br />
Arbeitsplätze schafft. Seit 2000 hat sich die<br />
Zahl der Touristenankünfte verdreifacht,<br />
und zwar von 1,7 auf nahezu 5 Millionen<br />
2008. Touristen aus den westlichen Ländern<br />
kommen vor allem wegen der historischen,<br />
archäologischen und religiösen Sehenswürdigkeiten<br />
nach Syrien. Im laufenden Fünfjahrplan<br />
will Syrien etwa 7 Mrd. US-Dollar<br />
in diese Branche investieren. Gebaut werden<br />
neue Hotels, hier insbesondere im<br />
Mittelklassebereich, sowie Freizeit- und<br />
Erholungsanlagen. Als Tourismuszentren<br />
sollen der Süden Latakias, der Al Assad-See<br />
und das "Tourism Village of Palmyra" ausgebaut<br />
werden. Zahlreiche Auslandsfirmen<br />
haben bereits ihr Interesse an der<br />
Ausführung dieser Megaprojekte bekundet.<br />
Bilaterale Kooperation ausbaufähig<br />
Über längere Zeit verharrten die deutsch-syrischen<br />
Wirtschaftsbeziehungen in einer Phase<br />
der Stagnation. Sie waren in erster Linie durch<br />
das ungelöste Schuldenproblem belastet.<br />
Daneben traten immer wieder Schwierigkeiten<br />
und Hemmnisse auf, die vor allem auf<br />
das zentralistisch orientierte Wirtschaftssystem<br />
sowie die teilweise ineffiziente Arbeitsweise<br />
der öffentlichen Verwaltung zurückzuführen<br />
waren. Insbesondere bei Geschäftsbeziehungen<br />
mit dem staatlichen Sektor<br />
war man auf Geduld, Zähigkeit und einen<br />
langen Atem angewiesen.<br />
Ein Wendepunkt in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />
wurde durch die Unterzeichnung<br />
des bilateralen Umschul-dungsabkommens<br />
im November 2000 erreicht. Seit<br />
den Besuchen des damaligen Bundeskanzlers<br />
Schröder im Oktober 2000 in Damaskus und<br />
des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in<br />
Berlin im Juli 2001 haben die deutsch-syrischen<br />
Be-ziehungen eine neue Qualität erhalten,<br />
die sich in der Wiederauf-nahme der bilateralen<br />
Entwicklungszusammenarbeit und der<br />
Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen<br />
niederschlugen. Ein regelmäßiger Delegationsaustausch<br />
auf politischer und besonders<br />
auch auf Unternehmensebene ist mittlerweile<br />
wieder zum Markenzeichen der freundlichen<br />
bilateralen Beziehungen geworden.<br />
Gemessen am Volumen des Warenverkehrs<br />
gehört Syrien für Deutschland zur vorderen<br />
Gruppe der Handelspartner in der arabischen<br />
Welt, wobei die Kooperationspotenziale von<br />
beiden Seiten bei weitem noch nicht ausgeschöpft<br />
sind. Das Handelsvolumen belief sich<br />
2008 auf 1,9 Mrd. Euro, was einer Erhöhung<br />
um 5,5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.<br />
Die Einfuhren aus Syrien nach Deutschland<br />
stiegen um 11 % im Jahresdurchschnitt von<br />
908 Mio. Euro (2005) auf 1,2 Mrd. Euro<br />
(2008). Syrien ist einer der großen Lieferanten<br />
von Erdöl für Deutschland. Infolge der<br />
Ölpreisentwicklung bewegten sich die syrischen<br />
Lieferungen in den letzten Jahren materiell<br />
auf annähernd gleichem Niveau. Die<br />
deutschen Exporte nach Syrien haben sich<br />
von 526 Mio. Euro (2005) auf 722 Mio. Euro<br />
(2008) erhöht. Dies entspricht einer<br />
Steigerung von 12 % im Jahresdurchschnitt.<br />
Deutschland liefert vor allem Werkzeug,<br />
Druck- und Textilmaschinen, Ausrüstungen<br />
für die Energieerzeugung, Kraftfahrzeuge<br />
sowie Erzeugnisse der chemischen Industrie,<br />
Elektrotechnik und Elektronik. Syrien gehört<br />
zu den wenigen Ländern im arabischen Raum,<br />
die einem Überschuss im Handel mit<br />
Deutschland verzeichnen, der sich 2008 auf<br />
561 Mio. Euro belief.<br />
Das Investitionsengagement deutscher Unternehmen<br />
in Syrien ist bisher eher bescheiden,<br />
obwohl ein Investitionsförderungs- und -<br />
schutzvertrag (IFV) zwischen beiden Staaten<br />
bereits seit 1980 in Kraft ist. Der Bestand der<br />
unmittelbaren deutschen Direktinvestitionen<br />
in Syrien wird für Ende 2006 mit 189 Mio.<br />
Euro (Ende 2005: 210 Mio. Euro) angegeben.<br />
Der IFV sichert dem deutschen Investor völkerrechtlichen<br />
Schutz zu. Vereinbart sind im<br />
Vertrag insbesondere die Gewährleistung von<br />
Inländerbehandlung und die Meistbegünsti-
Länderreport<br />
Foto: Verfasser<br />
Börse in Damaskus<br />
gung, die Sicherung von Entschädigung bei<br />
Enteignung, der freie Transfer von Kapital<br />
und Erträgen sowie die internationale<br />
Schiedsgerichts-barkeit. Der IFV bildet den<br />
Rahmen für die Ge-währung von<br />
Investitionsgarantien des Bundes gegen politische<br />
Risiken. Neben dem IFV würde die<br />
Inkraftsetzung des mit Syrien im April 2004<br />
paraphierten Doppelbesteuerungsabkommens<br />
zusätzliche Rahmenbedingungen für die deutschen<br />
Unternehmen schaffen, mit ihrem Kapital,<br />
Technologien und unternehmerischen<br />
Erfahrungen die vorhandenen Marktpotenziale<br />
aktiv zu nutzen.<br />
Chancen beim Ausbau der Wirtschaft nutzen<br />
Der von der syrischen Regierung betriebene<br />
Kurs zur wirtschaftlichen Diversifizierung<br />
sowie die in allen Wirtschaftsbereichen<br />
fortgeschrittene Liberalisierungspolitik bieten<br />
für deutsche Unternehmen neue Chancen.<br />
Geschäftsmöglichkeiten bestehen in der<br />
verarbeitenden Industrie und auch in der<br />
Landwirtschaft. Die Bereiche der Nahrungsgüterverarbeitung,<br />
die bisher noch<br />
weitgehend staatlich kontrolliert werden,<br />
benötigen dringend Investoren und Knowhow.<br />
Das trifft auch auf die Textil-, die pharmazeutische<br />
und Verpackungsindustrie zu,<br />
die mit einem hohen Modernisierungsbedarf<br />
konfrontiert sind.<br />
Auch Investitionen in den Freizonen, die in<br />
allen großen Städten wie Damaskus, Aleppo,<br />
Latakia, Tartus und Homs sowie am internationalen<br />
Flughafen Damaskus eingerichtet<br />
wurden, sind erwünscht. Für die Freizonen<br />
gelten Sonderregelungen in Bezug auf das<br />
Steuer-, Zoll-, Gesellschafts- und Arbeitsrecht.<br />
Interessant ist eine Ansiedelung vor<br />
allem für Dienstleistungsunternehmen bzw.<br />
exportorientierte Unternehmen mit hohem<br />
ausländischem Komponentenanteil.<br />
Von besonderer Bedeutung ist der Energiesektor,<br />
der nun auch für private ausländische<br />
Investoren geöffnet wurde. Der syrische<br />
Strombedarf wächst seit Jahren aufgrund<br />
der demographischen und wirtschaftlichen<br />
Entwicklung des Landes durchschnittlich<br />
um ca. 10 Prozent pro Jahr. Bis<br />
2020 wird mit einer Verdoppelung der<br />
Nachfrage gerechnet, die sich im Moment<br />
auf rd. 38.000 GW/h beläuft. Ferner besteht<br />
aufgrund des Rückgangs der Erdölförderung<br />
ein erhebliches Potenzial für eine Steigerung<br />
der Energieeffizienz und für Energiesparmaßnahmen<br />
und angesichts der natürlichen<br />
Voraussetzungen günstige Möglichkeiten<br />
für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen,<br />
wie Wind- und Sonnenenergie.<br />
Syrien hat das strategische Potenzial, zu<br />
einem regionalen Verkehrsknotenpunkt zu<br />
werden. Allerdings sind enorme Investitionen<br />
zur Verbesserung und Modernisierung der<br />
Anlagen erforderlich. Während die Häfen aufgrund<br />
der Bedeutung des Seeverkehrs für den<br />
Außenhandel des Landes derzeit modernisiert<br />
werden, behindern gravierende Einschränkungen<br />
bei der Bereitstellung von Straßenund<br />
Bahnverbindungen im Osten die Fähigkeit<br />
Syriens, als Tor für den Transitverkehr<br />
zwischen dem Mittelmeer und dem Irak sowie<br />
zwischen der Türkei und den Golfstaaten<br />
zu fungieren. Die von der Regierung erarbeitete<br />
Verkehrsstrategie für die Zeit bis 2020<br />
erstreckt sich auf den Luft-, See-, Schienen-,<br />
Straßen- und Stadtverkehr und weist BOT-<br />
Modellen für neue Investitionen einen bedeutenden<br />
Platz zu. Das Fernverkehrsstraßennetz<br />
soll bis 2010 auf eine Länge von 2.300 km<br />
verdoppelt werden. Ferner sollen die Flughäfen<br />
modernisiert und erweitert werden.<br />
Expressverbindungen, z. B. zwischen Damaskus<br />
und Aleppo, sollen die Effektivität des<br />
Schienennetzes erhöhen.<br />
Chancen für ein Engagement deutscher Unternehmen<br />
sollten auch in den verschiedenen<br />
Umweltbereichen bestehen. Am dringendsten<br />
sind Maßnahmen in Bezug auf Wasserknappheit<br />
und -verschmutzung, die Bodenverschlechterung,<br />
die Luftverschmutzung, die<br />
ungenügende Behandlung und Entsorgung<br />
fester Abfälle, den Rückgang der<br />
biologischen Vielfalt sowie die<br />
Küsten- und Meeresverschmutzung.<br />
Die Entsorgung unbehandelter kommunaler<br />
und industrieller Abwässer,<br />
ausgetretenes Öl aus Raffinerien und<br />
Ölterminals sowie die Bewirtschaftung<br />
fester Abfälle stellen bedeutende<br />
Herausforderungen dar. Auch<br />
beim Ausbau der Industrie, des<br />
Gesundheits- und des Bildungswesens<br />
sowie der Tourismuswirtschaft<br />
werden deutsche Unternehmen vielfach<br />
als Wunschpartner betrachtet.<br />
Der bisher eher bescheidene Umfang<br />
der deutschen Investitionen in Syrien<br />
zeigt, dass in Deutschland die<br />
Erfolge des Landes bei der Liberalisierung<br />
des Wirtschaftslebens und<br />
der Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
für Auslandsinvestitionen<br />
noch nicht immer deutlich wahrgenommen<br />
werden. Andererseits besteht<br />
auf Seiten Syriens ein großes<br />
Interesse von Politik und Wirtschaft<br />
an einer Intensivierung der wirtschaftlichen<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Deutschland. Deutsche Unternehmen<br />
sollten daher bei ihrer künftigen Geschäftsstrategie<br />
gegenüber Syrien diese Interessenlage<br />
in Betracht ziehen. Zugleich sollten<br />
die Unternehmen bei ihren Entscheidungen<br />
zum Markteintritt bzw. beim Ausbau<br />
bereits vorhandener Marktpositionen nicht<br />
nur die verbesserten Investitionsbedingungen<br />
sowie den hohen Modernisierungs- und Erweiterungsbedarf<br />
in allen Wirtschaftszweigen<br />
berücksichtigen, sondern auch solch gewichtige<br />
Standortvorteile, wie die politische Stabilität<br />
des Landes, seine geographisch günstige<br />
Lage zwischen Mittelmeer und Mittlerem<br />
Osten sowie die arbeitsamen und handwerklich<br />
begabten Arbeitskräfte.<br />
18<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Länderreport<br />
Foto: Verfasser<br />
Börse in Damaskus<br />
gung, die Sicherung von Entschädigung bei<br />
Enteignung, der freie Transfer von Kapital<br />
und Erträgen sowie die internationale<br />
Schiedsgerichts-barkeit. Der IFV bildet den<br />
Rahmen für die Ge-währung von<br />
Investitionsgarantien des Bundes gegen politische<br />
Risiken. Neben dem IFV würde die<br />
Inkraftsetzung des mit Syrien im April 2004<br />
paraphierten Doppelbesteuerungsabkommens<br />
zusätzliche Rahmenbedingungen für die deutschen<br />
Unternehmen schaffen, mit ihrem Kapital,<br />
Technologien und unternehmerischen<br />
Erfahrungen die vorhandenen Marktpotenziale<br />
aktiv zu nutzen.<br />
Chancen beim Ausbau der Wirtschaft nutzen<br />
Der von der syrischen Regierung betriebene<br />
Kurs zur wirtschaftlichen Diversifizierung<br />
sowie die in allen Wirtschaftsbereichen<br />
fortgeschrittene Liberalisierungspolitik bieten<br />
für deutsche Unternehmen neue Chancen.<br />
Geschäftsmöglichkeiten bestehen in der<br />
verarbeitenden Industrie und auch in der<br />
Landwirtschaft. Die Bereiche der Nahrungsgüterverarbeitung,<br />
die bisher noch<br />
weitgehend staatlich kontrolliert werden,<br />
benötigen dringend Investoren und Knowhow.<br />
Das trifft auch auf die Textil-, die pharmazeutische<br />
und Verpackungsindustrie zu,<br />
die mit einem hohen Modernisierungsbedarf<br />
konfrontiert sind.<br />
Auch Investitionen in den Freizonen, die in<br />
allen großen Städten wie Damaskus, Aleppo,<br />
Latakia, Tartus und Homs sowie am internationalen<br />
Flughafen Damaskus eingerichtet<br />
wurden, sind erwünscht. Für die Freizonen<br />
gelten Sonderregelungen in Bezug auf das<br />
Steuer-, Zoll-, Gesellschafts- und Arbeitsrecht.<br />
Interessant ist eine Ansiedelung vor<br />
allem für Dienstleistungsunternehmen bzw.<br />
exportorientierte Unternehmen mit hohem<br />
ausländischem Komponentenanteil.<br />
Von besonderer Bedeutung ist der Energiesektor,<br />
der nun auch für private ausländische<br />
Investoren geöffnet wurde. Der syrische<br />
Strombedarf wächst seit Jahren aufgrund<br />
der demographischen und wirtschaftlichen<br />
Entwicklung des Landes durchschnittlich<br />
um ca. 10 Prozent pro Jahr. Bis<br />
2020 wird mit einer Verdoppelung der<br />
Nachfrage gerechnet, die sich im Moment<br />
auf rd. 38.000 GW/h beläuft. Ferner besteht<br />
aufgrund des Rückgangs der Erdölförderung<br />
ein erhebliches Potenzial für eine Steigerung<br />
der Energieeffizienz und für Energiesparmaßnahmen<br />
und angesichts der natürlichen<br />
Voraussetzungen günstige Möglichkeiten<br />
für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen,<br />
wie Wind- und Sonnenenergie.<br />
Syrien hat das strategische Potenzial, zu<br />
einem regionalen Verkehrsknotenpunkt zu<br />
werden. Allerdings sind enorme Investitionen<br />
zur Verbesserung und Modernisierung der<br />
Anlagen erforderlich. Während die Häfen aufgrund<br />
der Bedeutung des Seeverkehrs für den<br />
Außenhandel des Landes derzeit modernisiert<br />
werden, behindern gravierende Einschränkungen<br />
bei der Bereitstellung von Straßenund<br />
Bahnverbindungen im Osten die Fähigkeit<br />
Syriens, als Tor für den Transitverkehr<br />
zwischen dem Mittelmeer und dem Irak sowie<br />
zwischen der Türkei und den Golfstaaten<br />
zu fungieren. Die von der Regierung erarbeitete<br />
Verkehrsstrategie für die Zeit bis 2020<br />
erstreckt sich auf den Luft-, See-, Schienen-,<br />
Straßen- und Stadtverkehr und weist BOT-<br />
Modellen für neue Investitionen einen bedeutenden<br />
Platz zu. Das Fernverkehrsstraßennetz<br />
soll bis 2010 auf eine Länge von 2.300 km<br />
verdoppelt werden. Ferner sollen die Flughäfen<br />
modernisiert und erweitert werden.<br />
Expressverbindungen, z. B. zwischen Damaskus<br />
und Aleppo, sollen die Effektivität des<br />
Schienennetzes erhöhen.<br />
Chancen für ein Engagement deutscher Unternehmen<br />
sollten auch in den verschiedenen<br />
Umweltbereichen bestehen. Am dringendsten<br />
sind Maßnahmen in Bezug auf Wasserknappheit<br />
und -verschmutzung, die Bodenverschlechterung,<br />
die Luftverschmutzung, die<br />
ungenügende Behandlung und Entsorgung<br />
fester Abfälle, den Rückgang der<br />
biologischen Vielfalt sowie die<br />
Küsten- und Meeresverschmutzung.<br />
Die Entsorgung unbehandelter kommunaler<br />
und industrieller Abwässer,<br />
ausgetretenes Öl aus Raffinerien und<br />
Ölterminals sowie die Bewirtschaftung<br />
fester Abfälle stellen bedeutende<br />
Herausforderungen dar. Auch<br />
beim Ausbau der Industrie, des<br />
Gesundheits- und des Bildungswesens<br />
sowie der Tourismuswirtschaft<br />
werden deutsche Unternehmen vielfach<br />
als Wunschpartner betrachtet.<br />
Der bisher eher bescheidene Umfang<br />
der deutschen Investitionen in Syrien<br />
zeigt, dass in Deutschland die<br />
Erfolge des Landes bei der Liberalisierung<br />
des Wirtschaftslebens und<br />
der Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
für Auslandsinvestitionen<br />
noch nicht immer deutlich wahrgenommen<br />
werden. Andererseits besteht<br />
auf Seiten Syriens ein großes<br />
Interesse von Politik und Wirtschaft<br />
an einer Intensivierung der wirtschaftlichen<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Deutschland. Deutsche Unternehmen<br />
sollten daher bei ihrer künftigen Geschäftsstrategie<br />
gegenüber Syrien diese Interessenlage<br />
in Betracht ziehen. Zugleich sollten<br />
die Unternehmen bei ihren Entscheidungen<br />
zum Markteintritt bzw. beim Ausbau<br />
bereits vorhandener Marktpositionen nicht<br />
nur die verbesserten Investitionsbedingungen<br />
sowie den hohen Modernisierungs- und Erweiterungsbedarf<br />
in allen Wirtschaftszweigen<br />
berücksichtigen, sondern auch solch gewichtige<br />
Standortvorteile, wie die politische Stabilität<br />
des Landes, seine geographisch günstige<br />
Lage zwischen Mittelmeer und Mittlerem<br />
Osten sowie die arbeitsamen und handwerklich<br />
begabten Arbeitskräfte.<br />
18<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Interview<br />
"Uns verbinden mit Deutschland gute<br />
Beziehungen, die wir entwickeln und<br />
vertiefen möchten"<br />
Interview mit Dr. Abdallah al-Dardari,<br />
Stellvertretender Ministerpräsident für<br />
Wirtschaftsangelegenheiten der Syrischen<br />
Arabischen Republik.<br />
Syrien hat in den letzten Jahren begonnen, die soziale Marktwirtschaft einzuführen<br />
und dabei zahlreiche Wirtschafts- und Sozialreformen realisiert. Die Reformen umfassten<br />
die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie das Finanzund<br />
Währungssystem. Die Folgen: Gründung privater Banken, Vereinheitlichung der<br />
Wechselkurse, Förderung der Privatwirtschaft und Schaffung eines attraktiven<br />
Investitionsklimas. Die Reformschritte führten darüber hinaus zur Verbesserung der<br />
Beziehungen zum Ausland, besonders zur Europäischen Union. Das führte u. a. zum<br />
beschleunigten Abschluss und der baldigen Unterzeichnung der Partnerschaftsabkommen<br />
mit der EU. Der Zeitpunkt, zu dem Syrien als Partnerland des 12.<br />
Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums auftritt, ist günstig gewählt. Dabei können<br />
die deutschen und arabischen Teilnehmer sich über Chancen und Potenziale informieren,<br />
die Syrien als Geschäfts- und Investitionspartner bietet. SOUQ sprach darüber<br />
mit Dr. Abdallah Al-Dardari, Stellvertretender Ministerpräsident für Wirtschaftsangelegenheiten<br />
der Syrischen Arabischen Republik.<br />
Foto: Privat<br />
Souq: Die syrische Regierung hat vor einigen<br />
Jahren begonnen, umfangreiche Wirtschaftsreformen<br />
durchzuführen. Welche Bereiche<br />
umfassen diese Reformen, welche<br />
Erfolge sind bisher erreicht worden, welche<br />
Schwierigkeiten sind dabei aufgetreten und<br />
welche Reformschritte hinsichtlich der<br />
Einbeziehung des privaten Sektors in den<br />
Wirtschaftsentwicklungsprozess wurden unternommen?<br />
Dr. Al-Dardari: Die syrische Regierung<br />
startete den Reformprozess im Rahmen des<br />
zehnten ökonomischen und sozialen Fünfjahrplans<br />
2006 bis 2010. Er soll einen Transformationsprozess<br />
zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung<br />
in Gang setzen und seine<br />
Ergebnisse sollen sich im Lebensstandard<br />
der Bürger niederschlagen. Deshalb hat die<br />
Regierung juristische und legislative Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, durch die die<br />
zur Einführung der sozialen Marktwirtschaft<br />
notwendigen Grundrechte garantiert und die<br />
Beziehungen zwischen Staat, Bürger und<br />
Wirtschaft geregelt werden. Dabei soll die<br />
Rolle der Privatinitiative und des Privatsektors<br />
bei der sozialen und wirtschaftlichen<br />
Entwicklung gestärkt werden. Auf der anderen<br />
Seite wurden tief greifende Strukturreformen<br />
im makroökonomischen finanzund<br />
währungspolitischen Bereich unternommen.<br />
Dadurch soll ein notweniges Gleichgewicht<br />
erreicht werden, um eine nachhaltige<br />
Entwicklung in Syrien und die dazu benötigten<br />
Ressourcen zur Finanzierung der<br />
staatlichen Sozialpolitik zu sichern. Damit<br />
die sozialen Belange des wirtschaftlichen<br />
Entwicklungsprozess berücksichtigt werden<br />
können, hat die Regierung begonnen, die<br />
Politikfelder zu reformieren, die den<br />
Arbeitsmarkt und die Sozialeversicherung<br />
regeln.<br />
Das heißt, dass Syrien ein umfassendes<br />
Reformprogramm durchführt, das die Wirtschaft<br />
sukzessive liberalisieren und das Investitionsklima<br />
verbessern wird.<br />
Die ersten Ergebnisse des Reformprozesses<br />
zeigen ein deutliches Wachstum der gesamten<br />
volkswirtschaftlichen Kennzahlen. So<br />
erhöhte sich das Wachstumstempo des<br />
Bruttoinlandsprodukts von 5,1Prozent im<br />
Jahr 2000 auf 6,5Prozent im Jahr 2007. Wir<br />
erwarten dieses Niveau auch im Jahr 2008<br />
zu halten. Der Anteil des privaten Sektors<br />
am BIP stieg von 56Prozent auf 65Prozent<br />
zwischen 2000 und 2008. Das Haushaltsdefizit<br />
bewegte sich in den vergangenen Jahren<br />
ebenfalls in vertretbaren Größenordnungen<br />
wie 5Prozent des BIP.<br />
Das ist eine beachtliche Leistung, wenn man<br />
die großen wirtschaftlichen Umstrukturierungen<br />
in Betracht zieht. Darüber hinaus<br />
wurde eine ausgeglichene Geldpolitik verfolgt,<br />
die trotz der internationalen Finanzkrise<br />
zur relativen Stabilität des syrischen<br />
Pfundes beitrug.<br />
Syrien steht vor großen Herausforderungen,<br />
darunter die Forcierung des wirtschaftlichen<br />
Reformprozesses im Rahmen<br />
der Weltwirtschaft. Die syrische Wirtschaft<br />
ist eine offene Wirtschaft geworden, die<br />
einem starken Wettbewerb unterliegt. Das<br />
erfordert hohe Leistungsfähigkeit und Effizienz<br />
bei der Durchsetzung der wirtschaftlichen<br />
und sozialen Ziele. Somit wird<br />
sich der Reformprozess in der nächsten<br />
Phase darauf konzentrieren, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Volkswirtschaft zu stärken<br />
und die Attraktivität des Landes für<br />
ausländische Investoren zu erhöhen. Eine<br />
geeignete Arbeitsmarktpolitik soll ausgearbeitet<br />
und mit Hilfe gut qualifizierten Personals<br />
umgesetzt, die Infrastruktur entwickelt<br />
und ein soziales Sicherungsnetzes aufgebaut<br />
werden.<br />
Souq: Die syrische Wirtschaft weist ein<br />
beachtliches Wachstum auf, das mit einer<br />
großen Investitionstätigkeit einhergeht.<br />
Können Sie uns die Grundtendenzen der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung in Syrien, die<br />
20<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Interview<br />
Prioritäten und Ziele der Entwicklung der<br />
Infrastruktur und weiterer Wirtschaftsbereiche<br />
sowie die Rolle skizzieren, die arabische<br />
und ausländische Investitionen dabei<br />
spielen?<br />
Dr. Al-Dardari: Die große Herausforerung,<br />
vor der die syrische Wirtschaft steht, ist, die<br />
Infrastruktur so zu entwickeln, dass sie der<br />
besonderen geografischen Lage Syriens als<br />
das Tor und der natürliche Durchgang Europas<br />
zum Irak und zur Golfregion gerecht<br />
wird. Aus diesem Grund strebt Syrien zurzeit<br />
die Realisierung eines regionalen Projektes<br />
an, das das Mittelmeer mit dem Arabischen<br />
Golf über ein Verkehrsnetz verbindet.<br />
Dieses beginnt am syrischen Hafen<br />
Tartous und endet am Umm Al-Qasser am<br />
Arabischen Golf im Irak. Ferner bildet<br />
Syrien den effektiveren und kostengünstigeren<br />
Weg für den Transport von Energieressourcen.<br />
Auf der andern Seite ist Syrien ein<br />
Land mit einer auf großer Historie beruhender<br />
Zivilisation und schöner Natur, gemäßigtem<br />
Klima und abwechslungsreichen<br />
Landschaften. All das qualifiziert das Land,<br />
eine der international begehrtesten Tourismusdestination<br />
zu werden. Daraus kann nur<br />
dann Nutzen gezogen werden, wenn eine<br />
geeignete Infrastruktur einschließlich moderner<br />
Flughäfen und Verkehrswege vorhanden<br />
ist. Deshalb hat Syrien die Entwicklung<br />
der Infrastruktur an die Spitze der<br />
Prioritätenliste gesetzt. Diese Projekte sollen<br />
als Investitionen in Zusammenarbeit mit<br />
dem Privatsektor durchgeführt werden.<br />
Dafür arbeiten wir an einem Gesetzentwurf<br />
für diese "public-private-partnership". Erst<br />
vor kurzem wurden die Voraussetzungen für<br />
die Finanzierung durch syrische Banken<br />
geschaffen. Deshalb laden wir alle Interessierten<br />
ein, an solchen Investitionsmöglichkeiten<br />
teilzunehmen. Außerdem hat die syrische<br />
Regierung den Industrie- und Landwirtschaftssektoren<br />
hohe Priorität eingeräumt.<br />
Sie stützt sich dabei auf die reichhaltigen<br />
und vielfältigen Bodenschätze des<br />
Landes, deren Nutzung und Verarbeitung<br />
hohen Mehrwert erzielt. Darüber hinaus sind<br />
günstige und sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte<br />
vorhanden. Einige der syrischen Industriezweige<br />
wie Nahrungsmittel- und<br />
Textilindustrie verfügen über eine hohe<br />
Wettbewerbsfähigkeit. Zur Zeit streben wir<br />
die Einführung und Ausweitung solcher<br />
mittlerer Industriezweige an, für die wir<br />
bereits durch den Bau der Industriestädte die<br />
notwendigen infrastrukturellen Vorraussetzungen<br />
gelegt haben. Diese Städte haben im<br />
vergangenen Jahr ihre Arbeit aufgenommen,<br />
und solche Projekte sind offen für<br />
Investoren. Im landwirtschaftlichen Bereich<br />
SCIENCE CENTER MEDIZINTECHNIK:<br />
BEGREIFEN, WAS UNS BEWEGT<br />
Otto Bock schafft in Berlin neue Bühne<br />
für das Thema Mensch und Mobilität<br />
belegt Syrien einen der vorderen Plätze bei<br />
der Produktion von Weizen, Baumwolle und<br />
Oliven. Die Landwirtschaftsproduktion bildet<br />
mit den notwendigen Rohstoffen außerdem<br />
die Basis für viele andere syrische Industrien.<br />
Die arabischen und ausländischen Investitionen<br />
trugen in den letzten Jahren zum<br />
Wirtschaftswachstum bei. Die direkten<br />
ausländischen Investitionen erhöhten sich<br />
von 120 Mio. Dollar im Jahr 2000 auf 1,1<br />
Mrd. Dollar im Jahr 2008. Wir erwarten,<br />
dass sich dieses Wachstumstempo in den<br />
kommenden Jahren fortsetzen wird, nachdem<br />
sich ein günstiges Geschäftsklima<br />
gebildet hat.<br />
SOUQ: Die Welt unterliegt heute den<br />
Auswirkungen der stärksten Wirtschaftsund<br />
Finanzkrise seit den dreißiger Jahren<br />
des vergangenen Jahrhunderts, was sich in<br />
unterschiedlichem Grad auf die diversen<br />
Volkswirtschaften niederschlägt. Können<br />
Sie uns einen Überblick über die Auswirkungen<br />
der Krise auf die syrische Wirtschaft<br />
Geben, und welche Maßnahmen wurden getroffen,<br />
um sie zu überwinden?<br />
Dr. Al-Dardari: In der heutigen globalisierten<br />
Welt ist es selbstverständlich, dass die<br />
Auswirkungen die internationale Finanz-<br />
Unternehmenspräsentation<br />
Für die Kommunikation der Experten stehen<br />
drei weitere Ebenen zur Verfügung. Dazu<br />
gehört eine Orthopädie-Werkstatt für die<br />
praxis-bezogene Demonstration von hochwertigen<br />
Patienten-Versorgungen.<br />
Die Fassade ist der Struktur von Muskelfasern<br />
nachempfunden. Darauf bewegt sich<br />
der Walker, eine Laser-Installation, die das<br />
menschliche Gangbild in verblüffender<br />
Weise auf den Punkt bringt. Im Ausstellungsbereich<br />
stehen interaktive Erlebnisse<br />
im Mittelpunkt. Hier kann man buchstäblich<br />
begreifen, was uns bewegt.<br />
Das Science Centre steht Amputierten aus<br />
dem Ausland für hochwertige Versorgungen<br />
zur Verfügung. Sie können hier mit Spitzenprodukten<br />
vom C-Leg® als weltweit erstem<br />
vollständig mikroprozessor-gesteuerten Beinprothesensystem<br />
bis zum DynamicArm® als<br />
höchstentwickelter Stufe der myoelektrischen<br />
Armprothetik versorgt werden.<br />
Zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger<br />
Tor gibt es ab dem 1. Juli <strong>2009</strong> eine<br />
neue Attraktion für die Bürger Berlins und<br />
ihre Gäste aus aller Welt: Die Otto Bock<br />
HealthCare öffnet ihr Science Center Medizintechnik.<br />
Drei Etagen stellen die Faszination<br />
des Themas Mensch und Mobilität in<br />
einer jedermann verständlichen Weise dar.<br />
Ferner setzt Otto Bock im Science Center<br />
die Aktivitäten rund um das Thema Wissensvermittlung<br />
durch die Otto Bock<br />
Academy fort. Der Wissenstransfer im Rahmen<br />
vielfältiger technischer Seminare bildet<br />
die Grundlage zur systematischen und inhaltlichen<br />
Weiterentwicklung von Märkten.<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
21
Interview<br />
krise auf alle Volkswirtschaften der Welt<br />
unterschiedlichem sind. Das gilt auch für<br />
Syrien, wenn auch in vergleichsweise begrenztem<br />
Umfang, da zum einem die Öffnung<br />
unserer Marktwirtschaft erst in den<br />
letzten Jahren vorangetrieben wurde und die<br />
Realwirtschaft in der Wirtschaftsstruktur des<br />
Landes dominiert. Zum anderen übt der<br />
Staat durch seine Finanz- und Geldpolitik<br />
eine regulierende Funktion aus, um Gefahren<br />
von syrischen Banken abzuwenden.<br />
Mögliche Auswirkungen auf die syrische<br />
Wirtschaft werden indirekter Natur sein.<br />
Grund dafür ist der geringe Umfang ausländischer<br />
Investitionen in Syrien, deren<br />
Ursprungsländer unter der Finanzkrise leiden.<br />
Geringe Liquidität auf den internatonalen<br />
Märkten könnte dazu führen, dass die<br />
internationale Nachfrage nach syrischen<br />
Produkten zurückgeht. Die Maßnahmen, die<br />
die syrische Regierung getroffen hat, um die<br />
Auswirkungen der Krise abzumildern, beziehen<br />
sich auf eine verstärkte staatliche<br />
Investitionstätigkeit, um den möglichen<br />
Rückgang privater Investitionen auszugleichen.<br />
Während die Gesamtausgaben des<br />
Staatshaushalts in diesem Jahr um 14,16<br />
Prozent zugenommen haben, stiegen die<br />
<strong>Ausgabe</strong>n für Investitionen um 19,5 Prozent<br />
an. Zudem hat die Regierung ein Maßnahmenpaket<br />
geschnürt, um die Wirtschaft<br />
zu fördern. Insgesamt wurden 25 Beschlüsse<br />
mit dem Ziel gefasst, die Auswirkungen auf<br />
die einheimische Industrie zu dämpfen.<br />
SOUQ: Die Beziehungen Syriens mit<br />
Deutschland und Europa entwickeln sich auf<br />
allen Ebenen, insbesondere in der Wirtschaft<br />
positiv. Der deutsch-syrische Handelsaustausch<br />
stieg innerhalb der letzten fünf Jahre<br />
um 36 Prozent und erreichte 2008 1,9 Mrd.<br />
Euro. Wie sind die Chancen für Kooperationen<br />
mit der deutschen Wirtschaft?<br />
Dr. Al-Dardari: Der syrische Markt ist viel<br />
versprechend und ist geeignet, eine Hauptrolle<br />
in der Investitionslandschaft der Region<br />
zu übernehmen, da Syrien als natürlicher<br />
Zugang zu den Märkten der arabischen<br />
Welt und Westasiens fungiert. Die<br />
syrische Regierung führt Wirtschaftsreformen<br />
mit dem Ziel durch, Investitionen<br />
anzulocken. Deshalb sind die deutschen<br />
Unternehmen eingeladen, in Syrien zu investieren<br />
und partnerschaftliche Beziehungen<br />
mit syrischen Firmen in allen Branchen aufzubauen.<br />
Das gilt vor allem für die Bereiche<br />
Infrastruktur, Energie, Kommunikation,<br />
Technologie, Transport und Finanzen.<br />
SOUQ: Zurück zu den europäisch-syrischen<br />
Beziehungen: Wie ist der Stand beim<br />
Partnerschaftsabkommen zwischen der EU<br />
und Syrien und welche Hoffnungen verbindet<br />
Syrien mit dem Inkrafttreten des Abkommens?<br />
Dr. Al-Dardari: 2005 hat Syrien die<br />
Partnerschaftsverhandlungen mit der Europäischen<br />
Union geführt. Seinerzeit wurde<br />
das Abkommen paraphiert. Die Unterzeichnung<br />
des Abkommens wurde leider<br />
infolge politischen Drucks verschoben.<br />
Nachdem sich die Wirtschaftssituation in<br />
Syrien geändert hat und die Prioritäten der<br />
Entwicklung neu festgelegt wurden, wurden<br />
die Verhandlungen über einige Aspekte des<br />
Abkommens wieder aufgenommen. Das Abkommen<br />
wurde erneut paraphiert, und wir<br />
erwarten demnächst die endgültige Unterzeichnung.<br />
SOUQ: Das Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum<br />
gilt als wichtigste Plattform<br />
des deutsch-arabischen Wirtschaftsdialogs.<br />
Syrien wird diesem Jahr das Partnerland<br />
des Forums sein. Welche Ziele verfolgt Syrien<br />
damit und welche Botschaft möchten<br />
Sie an die Teilnehmer des Forums richten?<br />
Dr. Al-Dardari: Wir nehmen an diesem<br />
Forum mit der festen Überzeugung teil,<br />
dass Syrien eine größere Rolle im Wirtschaftsgeschehen<br />
der arabischen Region<br />
spielen soll. Neben den Wirtschaftsreformen<br />
wird dies durch die vorteilhafte<br />
geographische Lage und die Vorzüge des<br />
Wirtschaftsstandorts Syrien ermöglicht.<br />
Andererseits ist Deutschland ein Land mit<br />
hoch entwickelter Kultur, Industrie, Technologie<br />
und Landwirtschaft. Uns verbinden<br />
mit Deutschland gute Beziehungen, die wir<br />
entwickeln und vertiefen möchten. Die<br />
besondere geographische und strategische<br />
Lage beider Länder ermöglicht ihnen, ge-<br />
Syrian Arab Republic<br />
Prime Ministry<br />
Syrian Investment Authority<br />
Syrian Investment Authority SIA aims at the implementation<br />
of national investment policies and development and the promotion<br />
of an investment environment in the Syrian Arab Republic<br />
for sustainable development. To fulfil the aforementioned, the<br />
SIA shall<br />
layout investment related principles and standards to simplify<br />
and facilitate the procedures,<br />
facilitate and encourage investments flow to contribute to<br />
social and economic development,<br />
undertake all promotional activities to attract investments.<br />
provide investors with consultations and data and issue all<br />
manuals for this purpose.<br />
follow–up executions of projects and remove all obstacles to<br />
ensure continuation of their work, update the investment map<br />
within priorities which take into consideration projects of<br />
strategic importance and promote this map internally and<br />
externally.<br />
This map was launched on December 31, 2008<br />
www.syrianinvestmentmap.org is translated into English and<br />
French and shall be translated into most living languages before<br />
the end of <strong>2009</strong>.<br />
One–Stop–Shop was inaugurated by H. E. the Prime Minister<br />
on 1/12/2008. As well as in the SIA branch in Hama,<br />
One–Stop–Shops shall be established in all branches of the<br />
governorates to offer services to investors in which all ministries<br />
and related bodies are represented with full authorities.<br />
Syria is your right choice to success.<br />
Sabaa Bahrat Sq. Prime Ministry Ex. Bldg.<br />
P.O. Box 31396<br />
Tel. 00963112062<br />
Fax 00963114428124/ 00963114412684<br />
E–mail: syinvest@mail.sy<br />
Website: www.investinsyria.org<br />
22<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Interview<br />
meinsam in den Bereichen Energie, Industrie,<br />
Metallurgie, IT, Telekommunikation,<br />
Banken und Finanzen zu investieren.<br />
Daraus könnte eine zivilisatorische<br />
und kulturelle Befruchtung entstehen, der<br />
besondere Bedeutung in der gerade entscheidenden<br />
Phase zukommt, da ein neues<br />
Weltwirtschaftssystem entsteht. Syrien<br />
glaubt an den Dialog als einzige Möglichkeit<br />
des Umgangs der Nationen miteinander.<br />
Eine der wichtigsten Formen dieses<br />
Dialogs ist mit den Unternehmern und<br />
Unternehmerinnen unserer befreundeten<br />
Länder. Dialog allein führt zu Wissen. Wissen<br />
allein erlaubt, das Mögliche in die<br />
Wirklichkeit umzusetzen. Davon profitieren<br />
beide Seiten. So war es mit Syrien und<br />
Deutschland in der Vergangenheit und so<br />
werden wir es fortsetzen.<br />
SOUQ: Die <strong>Ghorfa</strong> fördert durch ihre<br />
Aktivitäten und Dienstleistungen für deutsche<br />
und arabische Unternehmer die Vertiefung<br />
der gemeinsamen Wirtschaftbeziehungen.<br />
Wie bewerten Sie die Arbeit der<br />
<strong>Ghorfa</strong>? Auf welche Gebiete soll sich die<br />
<strong>Ghorfa</strong> konzentrieren, um die deutsch-syrischen<br />
bzw. die deutsch-arabischen Beziehungen<br />
zu fördern?<br />
Dr. Al-Dardari: Die Auswertung der Ergebnisse<br />
vergangener Foren hat die bedeutende<br />
Rolle der <strong>Ghorfa</strong> für die Anbahnung<br />
von Geschäftschancen und Investitionsvorhaben<br />
unterstrichen. Das gleiche gilt für die<br />
Veranstaltung von Handels- und Tourismusmessen.<br />
Die Eindrücke in den teilnehmenden<br />
Ländern der vergangenen Foren,<br />
besonders am 10. und 11. Forum, waren für<br />
uns ein Beweggrund, die Gelegenheit zu<br />
nutzen, Partnerland des 12. Forums zu werden.<br />
Wir betrachten die Auswahl Syriens in<br />
diesem Jahr als sehr gut gelungen, die zum<br />
richtigen Zeitpunkt kam. Syrien hat ein<br />
gutes Investitionsklima geschaffen und ein<br />
robuste Wirtschaft aufgebaut, die alle<br />
Krisen überstanden hat. Das bestätigt die<br />
Richtigkeit unserer Entscheidung für die<br />
soziale Marktwirtschaft, die auf einer pragmatischen<br />
Wirtschaftspolitik beruht. Hinsichtlich<br />
der deutsch-syrischen Beziehungen<br />
wünschen wir uns, dass deutsche<br />
und syrische Unternehmer Partnerschaften<br />
und gemeinsame Unternehmen aufbauen.<br />
Wir hoffen, dass das Deutsch-Arabische<br />
Wirtschaftsforum ein wichtiges Ereignis<br />
und einen breiten Zugang für deutsche und<br />
arabische Investitionen zum gegenseitigen<br />
Vorteil öffnen wird. Wir sind sicher, dass<br />
gute Möglichkeiten dafür vorhanden sind.<br />
Wir wünschen uns, dass die <strong>Ghorfa</strong> Syriens<br />
ins richtige Rampenlicht stellt, zumal es am<br />
Wissen über Syrien in der deutschen<br />
Wirtschaft noch mangelt. Hilfreich wäre<br />
außerdem, wenn Delegationsreisen nach<br />
Syrien intensiviert werden, um die Gegebenheiten<br />
vor Ort kennen zu lernen. Wir<br />
erhoffen uns von der <strong>Ghorfa</strong> technische<br />
Unterstützung für die Dachverbände der<br />
syrischen Kammern für Handel und Industrie.<br />
Wir möchten die Arbeit der <strong>Ghorfa</strong><br />
loben für ihre Kontakte zu arabischen<br />
Unternehmen und ihre Teilnahme an vielen<br />
Messen. Möge die Zusammenarbeit effektiver<br />
gestaltet werden, um die Folgen der<br />
internationalen Wirtschaftskrise zu überwinden<br />
und den Handelsaustausch voranzutreiben.<br />
Abschließend möchte ich meinen besonderen<br />
Dank an <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas<br />
Bach und Generalsekretär Abdulaziz Al-<br />
Mikhlafi für ihren Einsatz zur Weiterentwicklung<br />
der Arbeit der <strong>Ghorfa</strong> richten,<br />
durch die sie sich einen guten Ruf erworben<br />
hat. Ich bedanke mich für das Gespräch und<br />
wünsche dem Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum<br />
viel Erfolg.<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
23
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
Economic Forum Abu Dhabi<br />
in Hannover<br />
Zum dritten Mal fand am 21. April im<br />
Rahmen der Hannover Messe das Economic<br />
Forum Abu Dhabi statt. Eröffnet wurde es<br />
von <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach, der<br />
die -trotz weltweiter Wirtschaftskrise - hohe<br />
Qualität der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
lobte. Ein wesentlicher Anteil<br />
dieser guten Beziehungen komme dem Golf-<br />
Emirat zu, so Dr. Bach weiter. Der Warenaustausch<br />
mit Deutschland sei im vergange-<br />
nen Jahr um 37 Prozent auf 8,5 Mrd. Euro<br />
gestiegen, bekräftigte der <strong>Ghorfa</strong>-Präsident<br />
seine Feststellung.<br />
Niedersachsens Ministerpräsident Christian<br />
Wulff und sein Stellvertreter, Wirtschaftsminister<br />
Dr. Philipp Rösler, lobten die außergewöhnliche<br />
Erfolgsgeschichte, für die Abu<br />
Dhabi stehe. Das Emirat biete hervorragende<br />
Zukunftschancen für Niedersachsens leistungsfähige<br />
kleine und mittelständische<br />
Unternehmen.<br />
Deutschland bezeichneten der Botschafter<br />
der Vereinigten Arabischen Emirate, S. E.<br />
Mohammed Ahmed Al Mahmood und Undersecretry<br />
Mohammed Omar Abdullah vom<br />
Department of Economic Development Abu<br />
Dhabi, als wichtigen und privilegierten Handelspartner.<br />
Beide Redner unterstrichen die<br />
großen Investitionsmöglichkeiten, die Abu<br />
Dhabi in vielen Branchen zu bieten habe.<br />
Neue Mitglieder<br />
Unternehmen Anrede Titel Vorname Nachname Webseite<br />
AJG Ingenieure GmbH Herr Dr.-Ing. Dirk Jankowski www.ajg-ing.de<br />
Allgemeiner Grund & Boden Fundus Herr Lothar Pfeiffer www.grund-boden-fundus.de<br />
AQUAtec GmbH Frau Lucia Esposito www.aquatec-ndrh.de<br />
Architekten Eggert Generalplaner GmbH Herr Horst-Uwe Eggert www.aep-p.de<br />
Bastion Services Ltd. Co. KG Herr Franco Jones www.bastionservices.de<br />
Birkholz International GmbH Herr Dipl.-Ing. Nasyr Birkholz www.birkholz-international.com<br />
CHS CONTAINER Handel GmbH Herr Klaus Zimmermann www.chs-container.de<br />
CMS Hasche Sigle Herr Dr. Nicolai Ritter www.cms-hs.com<br />
Dalati International Consulting Herr Samir Dalati www.dalati.de<br />
Deutsche Leasing AG Herr Rüdiger von Fölkersamb www.deutsche-leasing.com<br />
Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH Herr Reinhard Koslitz www.didacta.de<br />
Dorsch Gruppe Herr Olaf Hoffmann www.dorsch.de<br />
EnTec Group SA Herr Hagen Kai Keller www.entec-group.com<br />
ETS Eastern Trade Services GmbH Herr Aymeric Lefebure www.ets-services.com<br />
European Business Club of Germany Herr Dr. Alfred E. Gohl www.european-businessclub-of-germany.de<br />
Focus Gebäudemanagement GmbH & Co. KG Herr Kay Glenewinkel www.focusgebaeudemanagement.com<br />
Gleiss Lutz Rechtsanwälte Herr Dr. Johannes Niewerth www.gleisslutz.com<br />
Greggersen Gasetechnik GmbH Frau Anja Jahn www.greggersen.de<br />
Hengeler Mueller Partnerschaft von Rechtsanwälten Herr Dr. Jochen Vetter www.hengeler.com<br />
Hoffmann Architects<br />
Architecture and Design GmbH Herr Klaus Martin Hoffmann www.hoffmann-architects.com<br />
ihpass Herr Imad Haschem www.ihpass.de<br />
IHS-Germany (International Health Services) Frau Hala Al-Khalaf www.ihsgermany.com<br />
iMOVE beim BIBB Frau Sabine Gummersbach-Majoroh<br />
www.imove-germany.de<br />
Ingenieurbüro Dipl.-Ing. Detlef David GmbH Herr Detlef David www.davidgmbh.de<br />
Interkultureller Service Abd el Hafez Frau Tatjana Abd el Hafez www.i-service-abdelhafez.com<br />
KSB Aktiengesellschaft Frau Clarissa Wolf www.ksb.com<br />
Kühne + Nagel (AG & Co.) KG Herr Reinhard R. Kütter www.kuehne-nagel.com<br />
MEIKO Maschinenbau GmbH & Co. KG Herr Burkhard Randel www.meiko.de<br />
MENA Legal Advisers Herr Dr. Alexander Brexendorff www.mena-legal.com<br />
Otto Bock Healthcare GmbH Herr Klaus Frölich www.ottobock.com<br />
OUTATEX GmbH Herr Zakaria Oulabi www.outatex.com<br />
Papadopoulos Associates GmbH Herr Dipl.-Ing. Jürgen Papadopoulos www.papadopoulos-group.com<br />
Philipp Rass Stahl GmbH Herr Dr. Christoph Rass www.rass-stahl.com<br />
RMA Kehl GmbH & Co. KG Herr Abdelkrim Inhaddou www.rma-armaturen.de<br />
RWE Dea AG Frau Carolin Reese www.rwedea.com<br />
TEPE International Health Information System Herr Carsten Germer www.compugroup.com<br />
24<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
Fotos: Heinrichson<br />
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff<br />
S. E. Mohammed Ahmed Al Mahmood, Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate<br />
Hauptziel der Wirtschaftspolitik sei, den<br />
Nicht-Ölsektor in der Zukunft zu stärken.<br />
Zur Realisierung dieses Ziels hat Abu Dhabi<br />
die "Economic Vision 2030" ins Leben gerufen,<br />
deren einzelne Aspekte den rund 200<br />
Teilnehmern des Forums von Fachleuten des<br />
Emirats präsentiert und in einer anschließenden<br />
Diskussion erörtert wurden. Gemäß diesem<br />
Programm soll der Anteil des Bruttoinlandsprodukts<br />
im Ölsektor von jetzt 58<br />
Prozent auf 36 Prozent reduziert werden, so<br />
Hamad Al Mass, Executive Director of<br />
International Economic Relations des Department<br />
of Economic Development. Neben<br />
den weiteren Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen<br />
Zukunft (Referent: Mohamed<br />
Rashed AlHameli, Generaldirektor der<br />
Industrie- und Handelskammer Abu Dhabi)<br />
wurden die Chancen bei der Unternehmensansiedlung<br />
in den besonders geschaffe-<br />
nen Wirtschaftszonen, im Tourismus, beim<br />
Ausbau des Flughafens und in der Lebensmittelindustrie<br />
vorgestellt.<br />
Die <strong>Ghorfa</strong> veranstaltete das Forums in Zusammenarbeit<br />
mit der Botschaft der Vereinigten<br />
Arabischen Emirate, dem Department<br />
of Economic Development Abu Dhabi, dem<br />
Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Verkehr sowie der Industrie-<br />
und Handelskammer Hannover.<br />
Unternehmenspräsentation<br />
Die Produktionshalle von Europoles Middle East wurde<br />
im nordöstlich gelegenen Nizwa, 180 km von der<br />
Hauptstadt Maskat entfernt, aufgebaut.<br />
Klar gegliederte Arbeitsplätze mit teilweise neuer<br />
Technik fördern effizientes Arbeiten auf hohem<br />
Qualitätsniveau.<br />
Als Marktführer in Europa produziert<br />
Europoles Masten, Stützen und Türme sowie<br />
Trägersysteme für vielfältigste Anwendungsmöglichkeiten.<br />
In ganz Europa und den<br />
angrenzenden Regionen plant und realisiert<br />
das Unternehmen Projekte in den Bereichen<br />
Beleuchtung, Energie, Kommunikation,<br />
Verkehr, Werbung und Architektur. Mit der<br />
über 125jährigen Tradition und Erfahrung im<br />
Mastbau konzipiert Europoles für jeden<br />
Einsatz die geeignete Lösung aus Schleuderbeton,<br />
Stahl oder glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff (GFK).<br />
Inzwischen investiert Europoles in Produktionen<br />
im nahen Osten und Nordafrika.<br />
Im Rahmen eines deutsch-omanischen<br />
Joint Ventures errichtete Europoles Middle<br />
East ein Werk mit einer jährlichen Kapazität<br />
von 14.000 Schleuderbetonmasten in<br />
Nizwa/Oman. Das Werk läuft seit Ende<br />
2008 im Testbetrieb und nahm im Frühjahr<br />
<strong>2009</strong> offiziell die Produktion auf.<br />
Wie im Oman setzt Europoles auch in Algerien<br />
auf die Produktion vor Ort. Hier gründe-<br />
te der Mastenspezialist mit der zur größten<br />
privaten algerischen Unternehmensgruppe<br />
gehörenden mit Cevico das Gemeinschaftsunternehmen<br />
Cevipoles. Das neue Unternehmen<br />
plant die Produktion vorgespannter<br />
Schleuderbetonmasten für den<br />
Ausbau der algerischen Infrastruktur.<br />
In beiden Produktionsstätten entstehen<br />
zahlreiche Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />
für einheimische Kräfte. Der Mastenspezialist<br />
verbindet damit nachhaltige Produktion<br />
mit Nähe zum Markt: In der gesamten<br />
Region besteht großes Interesse an den<br />
hochwertigen Masten mit deutschem<br />
Know-How<br />
Kontakt:<br />
Europoles GmbH & Co. KG<br />
Ingolstädter Straße 51<br />
92318 Neumarkt<br />
Phone +49 9181 28-880<br />
Fax +49 9181 28-514<br />
info@europoles.com<br />
http://www.europoles.com<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
25
Unternehmenspräsentation<br />
Ihr<br />
erfolgreicher Weg<br />
in den<br />
irakischen Markt<br />
Foto: Privat<br />
Dipl.- Ing. Nasyr Birkholz<br />
Die Birkholz Group wurde im Jahre 1991,<br />
von Herr Dipl.- Ing. Nasyr Birkholz gegründet<br />
und setzt sich aus den Unternehmen<br />
Birkholz International GmbH und Birkholz<br />
Transport & Logistics zusammen.<br />
Der deutsche Geschäftsmann Nasyr Birkholz<br />
ist 1959 in Bagdad/Irak als Sohn einer<br />
Arztfamilie geboren, mit seiner Ausbildung<br />
auf internationalen Schulen konnte er sich<br />
schon frühzeitig Wissen und Kontakte über<br />
die Grenzen seines Landes hinaus aneignen.<br />
1981 absolvierte er seinen Bauingenieur auf<br />
der Ingenieur-Bagdad Universität im Bauwesen.<br />
Bis 1988 leitete er verschiedene<br />
große Bauprojekte. Zusätzlich zur Leitung<br />
der Birkholz Group, fungiert er als Vorstandsmitglied<br />
und Schatzmeister der<br />
DAFG Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft.<br />
Desweiteren ist Herr Birkholz<br />
Mitglied der Vereinigung der irakischen<br />
Ingenieure, der Deutschen Industrie- und<br />
Handelskammer und der <strong>Ghorfa</strong>: Arab-German<br />
Chamber of Commerce and Industry.<br />
Birkholz International GmbH hat sich spezialisiert<br />
auf den Vertrieb von Produkten der<br />
hohen Qualität mit modernen internationalen<br />
Managementmethoden in den Irak. Ihr<br />
Business ist es, für große und mittelständischen<br />
Unternehmen, eine effiziente und flexible<br />
Vorortstruktur im Irak, zur Bearbeitung<br />
des irakischen Marktes anzubieten. Sie verfolgt<br />
das Ziel eine erfolgreiche langfristige<br />
Geschäftsbeziehung mit Partnern aufzubauen.<br />
Mit dieser Struktur ist das Unternehmen<br />
unter anderem mit Schwarzkopf & Henkel<br />
seit 2003 sehr erfolgreich. Die Partnerfirmen<br />
aus Deutschland werden durch einen Irakerfahrenen<br />
Manager und Experten betreut,<br />
inkl. ortskundiger, administrativer Assistenz<br />
zusammen mit einer Vertriebsinfrastruktur<br />
sowie einem regionalen Kontaktnetz und<br />
Know-how. Er steht Ihnen zur Seite bei der<br />
Kontaktaufnahme mit irakischen Geschäftspartner<br />
und Behörden. Das Team hilft Ihnen<br />
beim Aufbau lokaler Netzwerke, Markteinführung,<br />
Messebeteiligung, ständige exklusive<br />
Interessenvertretung und die Übernahme<br />
der gesamten Vertriebskette sowie Lokale<br />
Projektleitung und Überwachung.<br />
Birkholz Transport & Logistics ist seit 1993<br />
größter Servicepartner von DHL im Land<br />
Berlin, Brandenburg und NRW.<br />
Der Jahresumsatz der Birkholz Group mit<br />
ihren insgesamt 130 Mitarbeitern, lag 2008<br />
mittlerweile bei ca 18 Millionen $.<br />
Unserer Büros befinden sich in Berlin,<br />
Düsseldorf, Bagdad und Sulaimaniya (Irak).<br />
Birkholz International GmbH<br />
Friedrichstraße 185<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: +49 (30) 20 60 50 82<br />
Fax: +49 (30) 20 60 50 85<br />
Mail: info@birkholz-international.com<br />
Web:www.birkholz-international.com<br />
26<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />
Kooperations- und<br />
Investitionsmöglichkeiten<br />
im Jemen<br />
Frankfurt, München und Nürnberg waren<br />
die Veranstaltungsorte der Wirtschaftstreffen<br />
vom 18. bis 20. Mai <strong>2009</strong> über<br />
Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten<br />
im Jemen, organisiert von der <strong>Ghorfa</strong>,<br />
zusammen mit der Botschaft der Republik<br />
Jemen. Herrn Salah Al Attar, Chairman der<br />
General Investment Authority Yemen<br />
(GIA), leitete die Delegation. Ihr gehörten<br />
Unternehmer verschiedener Branchen der<br />
Privatwirtschaft an. Von deutscher Seite<br />
nahmen rund hundert Unternehmensrepräsentanten<br />
teil.<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-Mik-<br />
hlafi wies auf die lange und gute wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Deutschland und dem Jemen sowie auf die<br />
Schlüsselrolle der <strong>Ghorfa</strong> bei deren Förderung<br />
hin. Während des Treffens in München<br />
gab darüber hinaus <strong>Ghorfa</strong>-Vizepräsident<br />
Dr. Florian Amereller einen<br />
Überblick über den Jemen wies auf dessen<br />
guten Beziehungen mit Deutschland hin.<br />
Botschafter und Gesandter der Republik<br />
Jemen, S.E. Prof. Dr. Mohammed Lutf Mohammed<br />
Al-Eryani und Herr Ahmed Hajar,<br />
würdigten die gemeinsamen Wirtschaftsbeziehungen<br />
und berichteten über die<br />
deutsch-jemenitischen<br />
Regierungsgespräche, die eine Woche<br />
zuvor in Berlin stattgefunden hatten.<br />
Bettina Tewinkel von der KfW Entwicklungsbank<br />
referierte über die Schwerpunkte<br />
der Zusammenarbeit mit dem Jemen in der<br />
Wasserwirtschaft, der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung<br />
sowie in Bildung, Gesundheit<br />
und der Reform des öffentlichen<br />
Dienstes.<br />
Im Mittelpunkt stand die Präsentation von<br />
GIA-Präsident Salah Al-Attar über Wirtschaftsreformen,<br />
Investitionsklima und -<br />
projekte. Der jemenitische Markt sei auf<br />
Grund seiner Größe (23 Millionen Einwohner),<br />
der geringen Produktionskosten und<br />
der Investitionserleichterungen für deutsche<br />
Investoren interessant. Die Registrierung<br />
für Unternehmensgründungen sei<br />
eine unkomplizierte Angelegenheit von<br />
zwei Wochen Dauer. Jedes Projekt bleibe<br />
zu hundert Prozent im Eigentum des Investors.<br />
Hinzu kommen Zoll- und Steuererleichterungen<br />
bis zu hundert Prozent. Gewinne<br />
sind bis zu sieben Jahren steuerbefreit,<br />
mit einer Verlängerungsoption bis zu<br />
sechzehn Jahren. Ebenso entfällt eine<br />
Immobilienbesteuerung. Zu den gesuchten<br />
Geschäftsfeldern gehören die Industrieproduktion,<br />
Erdöl und -gas, Bergbau, Tourismus,<br />
Infrastrukturprojekte, Textilindustrie,<br />
Gesundheitswesen, Bildung, Landwirtschaft<br />
und Fischerei. In der Hafenstadt Aden werden<br />
besondere Industrie- und Wirtschaftszonen<br />
entstehen.<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />
Arbeitsessen mit jemenitischer<br />
Regierungsdelegation in Berlin<br />
Anlässlich des Deutschland-Besuches einer<br />
hochrangigen Regierungsdelegation aus der<br />
Republik Jemen unter der Leitung von S. E.<br />
Abdul-Karim al-Arhabi, stellvertretender<br />
Premierminister und Minister für Planung<br />
und Internationale Zusammenarbeit, organi-<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />
sierte die <strong>Ghorfa</strong> am 12. Mai <strong>2009</strong> in der<br />
Hauptstadt-Repräsentanz der Commerzbank<br />
ein Arbeitsessen. Der Delegation gehörten u.<br />
a. Regierungsvertreter der Ministerien für<br />
Wasser und Umwelt, Gesundheit, Bildung,<br />
lokale Verwaltung und Planung sowie<br />
Internationale Zusammenarbeit an. Deutsche<br />
Unternehmer hatten die Gelegenheit, direkt<br />
mit ihnen zu sprechen.<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
betonte die traditionell gute Zusammenarbeit<br />
zwischen beiden Ländern sowie<br />
die sich bietenden Geschäftschancen aufgrund<br />
der wirtschaftlichen Reformen und<br />
Entwicklungen im Jemen.<br />
S.E. Abdul-Karim al-Arhabi hob die guten,<br />
langjährigen kulturellen und wirtschaftlichen<br />
Beziehungen hervor. Er verwies auf<br />
Verbesserungen beispielsweise beim<br />
Income Tax Flow und bei Private Public<br />
Partnerships, die bereits in der Energiebranche<br />
mit Unternehmen aus Staaten des<br />
Golfkooperationsrates (GCC) angewendet<br />
würden. Mit ambitionierten wirtschaftlichen<br />
Programmen strebt Jemen die GCC-<br />
Mitgliedschaft bis zum Jahr 2015 an. Durch<br />
diese Perspektive sowie die bereits unternommenen<br />
und geplanten Wirtschaftsreformen<br />
blickt Jemen in eine gute Zukunft.<br />
Deutschen Unternehmen bietet sich die<br />
Möglichkeit, auf der traditionellen Kooperation<br />
aufzubauen und intensive Geschäftskontakte<br />
zu pflegen.<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
27
The magazine<br />
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مطابع العزاوي: ثلاثون عاماً من النجاه<br />
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Fax: +49(0)30 692 35 83<br />
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Arabische Botschafter besuchten Kiel<br />
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />
Begleitet von <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz<br />
Al-Mikhlafi besuchten Botschafter<br />
der arabischen Länder am 8. und 9. Mai <strong>2009</strong><br />
die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins.<br />
Minister-präsident Peter Harry Carstensen<br />
stellte sein Land als wichtige Region für die<br />
chemische und maritime Industrie, die<br />
Ernährungs- und Gesundheitswirtschaft und<br />
Life Sciences, für die Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie und Medien<br />
sowie Wind- und erneuerbare Energien vor.<br />
Im Jahr 2020, so der Ministerpräsident,<br />
werde mehr Windenergie verfügbar sein als<br />
tatsächlich benötigt würde.<br />
Der Doyen des in Berlin akkreditierten Arabischen<br />
Diplomatischen Corps und Botschafter<br />
der Tunesischen Republik, S.E.<br />
Moncef Ben Abdallah, ermutigte Schleswig-<br />
Holsteins Unter-nehmen, alle arabischen<br />
Länder mit Wirtschaftsdelegationen zu bereisen,<br />
um sich vor Ort ein Bild von den<br />
Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu machen.<br />
Es bestehe viel Potenzial für gemeinsame<br />
Projekte und den Austausch mit den einzelnen<br />
Ländern, insbesondere auch zwischen<br />
der jungen Generation. Der Doyen äußerte<br />
die Hoffnung, dass diese Reise ein wichtiger<br />
Grundstein für die gemeinsame langfristige<br />
Kooperation zwischen Schleswig-Holstein<br />
und den einzelnen arabischen Ländern sei.<br />
Die Delegation traf zudem mit den Landesministern<br />
für Wissenschaft, Wirtschaft und<br />
Verkehr sowie für Landwirtschaft, Umwelt<br />
und ländliche Räume des Landes Schleswig-<br />
Holstein, Dr. Jörn Biel und Dr. Christian von<br />
Boetticher, zu Gesprächen zusammen. Bei<br />
einem Empfang im Rathaus mit Oberbürgermeisterin<br />
Angelika Volquartz wurde<br />
über den Aufbau von Städte-partnerschaften<br />
diskutiert. Weitere Stationen des Besuches<br />
waren der Seehafen Kiel, das Leibnitzinstitut<br />
ITM Geomar, die Wirtschaftsförderung<br />
WTSH und der Kieler Standort des<br />
Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.<br />
Wirtschaftsräte der arabischen Botschaften<br />
in Bayerisch Schwaben<br />
Unter der Leitung von Generalsekretär<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi besuchte eine Delegation<br />
aus siebzehn Wirtschaftsräten der<br />
arabischen Botschaften am 14. und 15. Mai<br />
<strong>2009</strong> die Region Bayerisch Schwaben.<br />
Augsburgs Bürgermeister, Hermann Weber,<br />
empfing die Gäste im Goldenen Saal<br />
des Rathauses. Nach ihrem Eintrag in das<br />
Gästebuch der Stadt wies der Bürgermeister<br />
in seiner Rede darauf hin, dass<br />
Augsburg das drittgrößte Wirtschaftszentrum<br />
Bayerns und auf dem Weg sei, sich zu<br />
einem Kompetenzzentrum für Umwelttechnologie<br />
zu entwickeln. Besuche wie<br />
dieser spielten eine Schlüsselrolle für die<br />
Anbahnung und Fortführung der Geschäftsbeziehungen<br />
mit den arabischen<br />
Ländern.<br />
Unter dem Motto "Arabia meets Swabia"<br />
trafen die Wirtschaftsräte in der IHK<br />
Schwaben zu persönlichen Gesprächen mit<br />
zahlreichen Unternehmen der Region zusammen,<br />
die sich über Aktivitäten in und<br />
Geschäftsmöglichkeiten mit den arabischen<br />
Staaten informierten. IHK-Geschäftsführer<br />
Peter Saalfrank betonte, dass<br />
die schwäbischen Unternehmen hauptsäch-<br />
lich in den Branchen Umwelttechnologie,<br />
erneuerbare Energien, Bauwirtschaft, Maschinenbau,<br />
Logistik, Wasseraufbereitung,<br />
Nahrungsmittelindustrie und Gesundheitswirtschaft<br />
tätig seien, wobei etwa 500<br />
Unternehmen bereits Geschäftsaktivitäten<br />
mit den arabischen Ländern pflegten.<br />
Ministerialrat Georg Reichl vom Bayerischen<br />
Staatsministerium für Wirtschaft,<br />
Infrastruktur, Verkehr und Technologie<br />
unterstrich seinerseits das Interesse Bayerns<br />
an einer weiteren Vertiefung der Zusammenarbeit<br />
mit der arabischen Welt.<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-<br />
Mikhlafi hob die Rolle der <strong>Ghorfa</strong> als<br />
Brückenbauerin zwischen Deutschland<br />
und den arabischen Ländern hervor, insbesondere<br />
als Unterstützerin kleiner und mittelständischer<br />
Unternehmen. Langfristige<br />
Kooperationen, wie mit der IHK Schwaben,<br />
seien im Hinblick auf die Nachhaltigkeit<br />
sehr wertvoll.<br />
Unternehmensbesuche in Augsburg und<br />
Umgebung beschlossen die Reise, die von<br />
der <strong>Ghorfa</strong> und der IHK Schwaben gemeinsam<br />
organisiert worden war.<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
29
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
Die Arabische<br />
Druck- und<br />
Mediendienstleistungen<br />
Arabische Druckerei<br />
Agentur für Layout und<br />
Schriftsatz in Arabisch<br />
Kalenderverlag<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />
Plakate<br />
Pressemappen<br />
Anzeigen<br />
Flyer<br />
Kataloge<br />
Prospekte<br />
Briefbogen<br />
Visitenkarten<br />
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Fon: +49(0)561 - 450 49 44<br />
Fax: +49(0)561 - 450 49 45<br />
Mobil: +49(0)177 - 891 95 10<br />
E-Mail: info@die-arabische.de<br />
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die-arabische.de<br />
Delegationsreise<br />
nach Saudi-Arabien<br />
Dreizehn Unternehmer verschiedener Branchen<br />
reisten unter Leitung von <strong>Ghorfa</strong>-<br />
Präsident Dr. Thomas Bach vom 25. bis 29.<br />
April zu einer Delegationsreise nach Riyadh<br />
und Dammam.<br />
Im Gespräch mit dem stellvertretenden<br />
Minister für Außenhandel im Handels- und<br />
Industrieministerium, Ahmed Bedaiwi, wurden<br />
die Kooperationsmöglichkeiten erörtert.<br />
Dr. Bach wies auf die Stabilität des saudischen<br />
Wirtschaftswachstums hin, das deutschen<br />
Unternehmen auch in der Krise große<br />
Absatzchancen eröffne.<br />
Einen sehr detaillierten Einblick in die saudische<br />
Wirtschaftsstruktur und die Planungsvorhaben<br />
der Regierung erhielten die Delegationsteilnehmer<br />
beim Empfang durch<br />
Wirtschafts- und Planungsminister Ahmad<br />
al-Hakimi.<br />
Die Saudi-Arabian General Investment<br />
Authority (SAGIA) präsentierte sich bei einem<br />
Informationsbesuch als zentrale Anlaufstelle<br />
für alle Anfragen und Niederlassungswünsche<br />
ausländischer Unternehmen.<br />
In Dammam wurde die Delegation von Repräsentanten<br />
der Handelskammer der Ostprovinz<br />
des Königreichs empfangen. Deren<br />
Generalsekretär Adnan Al-Nueim und Dr.<br />
Thomas Bach waren sich in der Erwartung<br />
einig, strategische Partnerschaften weiter<br />
auszubauen. Der Besuch der Delegation stieß<br />
auf großes Medienecho. Dr. Bach erklärte im<br />
Interview mit der Tageszeitung "Al-Yaum",<br />
dass der Abschluss eines Freihandelsabkommens<br />
zwischen den Staaten des Golfkooperationsrats<br />
und der Europäischen Union<br />
möglichst schnell vollzogen werden sollte,<br />
damit sich weitere Geschäftsfelder für beide<br />
Seiten eröffnen.<br />
Zurück in Riyadh wurde die Delegation von<br />
Vertretern der dortigen Industrie- und Handelskammer<br />
zu Gesprächen mit saudischen<br />
Geschäftsleuten eingeladen, um Kooperationsmöglichkeiten<br />
auszuloten.<br />
Gazi Al-Geelani, stellvertretender Minister<br />
für Planung und Studien im Gesundheitsministerium,<br />
sprach ausführlich über geplante<br />
Investitionen im saudi-arabischen Gesundheitswesen<br />
und die sich daraus eröffnenden<br />
Geschäftsmöglichkeiten.<br />
Chancen deutscher Unternehmen bei Infrastrukturprojekten<br />
kamen mit dem stellvertretenden<br />
Minister für Straßenbau im Transportministerium,<br />
Abdullah A. Al Mogbel,<br />
zur Sprache, der deutsche Firmen ausdrükklich<br />
zu weiteren Bewerbungen um Aufträge<br />
aufforderte.<br />
Die Delegationsmitglieder konnten sich davon<br />
überzeugen, dass Saudi-Arabien als die<br />
größte Volkswirtschaft in der arabischen<br />
Welt weiterhin hervorragende Chancen für<br />
deutsche Unternehmen bietet.<br />
30<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />
Generalsekretär sprach beim<br />
Halal-Symposium<br />
Halal-Symposium war der bündige Untertitel<br />
einer ganztägigen Konferenz über<br />
"Marktpotenziale muslim-konformer Lebensmittel"<br />
in Hannover.<br />
Zum ersten Mal überhaupt wurden die<br />
Chancen für Halal-Lebensmittel aus Niedersachsen<br />
und die Bedingungen auf den<br />
nationalen und internationalen Märkten vorgestellt.<br />
Das Symposium am 21. April <strong>2009</strong><br />
beleuchtete die Perspektiven der niedersächsischen<br />
Ernährungswirtschaft im wachsenden<br />
Marktsegment muslim-konformer Lebensmittel.<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abduaziz Al-Mikhlafi<br />
sprach über religiöse Vorschriften zur<br />
Ernährung in den arabischen Ländern, den<br />
Warenverkehr für landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />
sowie das Potenzial für Kooperationen<br />
im ernährungswirtschaftlichen<br />
Eine irakische Unternehmerdelegation<br />
besuchte Berlin und Hannover<br />
Auf Einladung der <strong>Ghorfa</strong> besuchte vom 22.<br />
bis 24. April <strong>2009</strong> eine irakische Unternehmerdelegation<br />
unter der Leitung des<br />
Präsidenten der Handelskammer Bagdads,<br />
Amjad Al-Jubouri, Berlin und Hannover. Ziel<br />
der Reise war, neue Geschäftskontakte mit<br />
deutschen Unternehmern zu schließen und<br />
für den Wirtschaftstandort Irak zu werben.<br />
Die Delegation führte in der <strong>Ghorfa</strong><br />
Gespräche mit deren Präsidenten Dr. Thomas<br />
Bereich. An der Veranstaltung nahmen vorwiegend<br />
Vertreter der niedersächsischen Ernährungsindustrie,<br />
aus Groß- und Einzelhandel<br />
sowie der Gastronomie teil.<br />
Veranstalter des Symposiums war die Marketinggesellschaft<br />
der Niedersächsischen<br />
Land- und Ernährungswirtschaft.<br />
Bach, Vizepräsident Dr. Florian Amereller<br />
und Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi.<br />
Dabei wurden die deutsch-irakischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
und die Unterstützung<br />
der <strong>Ghorfa</strong> mit Hilfe ihre Aktivitäten und<br />
Netzwerke für irakische Unternehmer erörtert.<br />
Im Rahmen dieses Besuchs organisierte<br />
die <strong>Ghorfa</strong> die Teilnahme der irakischen<br />
Delegation an der AHK-MENA-Jahrestagung<br />
in Berlin und der Hannover Messe.<br />
Economist<br />
Conference:<br />
Emerging Markets<br />
Summit<br />
Vorstandsmitglieder und Führungskräfte<br />
führender multinationaler Unternehmen aus<br />
Europa, Nah- und Mittelost, Afrika und<br />
Asien kamen am 11. März <strong>2009</strong> zum<br />
Emerging Markets Summit im Rahmen der<br />
Economist Conferences in München zusammen.<br />
Insbesondere ging es um die Konsequenzen<br />
der Weltwirtschaftskrise und wie<br />
die Schwellenländer sie überwinden können.<br />
Die Veranstaltung des Economist wurde von<br />
der <strong>Ghorfa</strong> unterstützt.<br />
Über die Region Nahost und Afrika sprach<br />
zu diesem Thema Erich Kaeser, CEO Siemens<br />
Middle East der ein eher positives Bild<br />
der Entwicklung in Nah- und Mittelost im<br />
Vergleich zu anderen Regionen zeichnete.<br />
Dabei stünden die Golfstaaten, mit dem<br />
höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt,<br />
an erster Stelle. Sie seien zwar von der Krise<br />
nicht ganz unberührt geblieben, doch könnten<br />
zumindest die erdöl- und erdgasreichen<br />
Länder relativ unbeschadet aus der Krise<br />
hervorgehen. Ihr BIP bewege sich zwischen<br />
soliden fünf bis acht Prozent.<br />
Eine erhebliche Rolle spiele der demographische<br />
Faktor, denn weit mehr als die<br />
Hälfte der Bevölkerung in Nah- und Mittelost<br />
sei unter 30 Jahre alt mit der Folge eines<br />
enormen Bedarfs an Arbeitsplätzen.<br />
Islamic Banking könne sich jetzt als großer<br />
Vorteil erweisen. Dessen Vorschriften, die<br />
Glücksspiel, Spekulationen und Zinsnahme<br />
verbieten und stattdessen Gemeinwohl fördernde<br />
Projekte befürworten, hatten islamische<br />
Banken vor größeren Verlusten bewahrt.<br />
Für global aktive Unternehmen sei die<br />
Präsenz vor Ort unbedingt erforderlich. Perspektiven<br />
und Wachstumschancen sieht<br />
Kaeser bei langfristigen Strategien mit ökonomischer<br />
Diversifizierung unter Berücksichtigung<br />
neuer Technologien und erneuerbarer<br />
Energien.<br />
Bahrain stellte sich in<br />
Hamburg vor<br />
Eine Wirtschaftsdelegation aus dem Königreich Bahrain unter<br />
Leitung von Sheikh Daij bin Salman Al Khalifa, Chairman der<br />
General Organization of Sea Port, besuchte am 15. Juni <strong>2009</strong><br />
Hamburg. Bei einer von der Handelskammer Hamburg und der<br />
<strong>Ghorfa</strong> organisierte Veranstaltung traf die Delegation mit über fünfzig<br />
deutschen Unternehmesvertretern zusammen, die sich über die<br />
Vorteile des Wirtschaftsstandorts Bahrains informieren konnten.<br />
"Maroc Forum" <strong>2009</strong><br />
Das diesjährige Maroc Forum in Offenbach zeigte vom 07. bis 10.<br />
Mai erneut das Potenzial und die wirtschaftlichen Möglichkeiten<br />
des Maghreblandes auf. Partnerregion war Souss-Massa-Draa.<br />
Die <strong>Ghorfa</strong> beteiligte sich mit einem Messestand, der als gute<br />
Möglichkeit genutzt wurde, Kontakte zwischen Unternehmen<br />
sowie staatlichen und privaten Institutionen beider Länder herzustellen.<br />
Unter anderem wurde er von S.E. Aziz Akhennouch<br />
besucht, Minister für Landwirtschaft und Fischerei des<br />
Königreichs Marokko sowie Präsident der Partnerregion.<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ<br />
31
Aktivitäten der <strong>Ghorfa</strong><br />
Gemeinschaftsstand auf der<br />
Project Near East in Amman<br />
Fotos: <strong>Ghorfa</strong><br />
Vom 4. bis 7. Mai <strong>2009</strong> nahm die <strong>Ghorfa</strong> auch in diesem Jahr mit<br />
einem Gemeinschaftsstand an der Nachfolgemesse der ehemaligen<br />
Rebuild Iraq in Amman teil. Unter dem neuen Namen Project Near<br />
East erhielt die Ausstellung einen größeren Rahmen. Die Baumesse,<br />
die für die Länder Syrien, Libanon, Irak, Palästina und natürlich<br />
Jordanien als Einzugsgebiet dienen soll, fand mit großer internationaler<br />
Beteiligung statt. Neben Deutschland hatten auch Frankreich,<br />
Italien, China und die Türkei große Länderpavillons. Rund 400<br />
Firmen aus 28 Ländern nahmen insgesamt an der Messe teil. Von<br />
deutscher Seite präsentierten rund 15 Aussteller ihre Produkte dem<br />
interessierten arabischen Fachpublikum.<br />
Gemeinschaftsstand auf der<br />
Medhealth in Damaskus<br />
Parallel zur regulären Tagung des Rates der Arabischen Gesundheitsminister<br />
fand der 7. Regular Congress der Arab Hospitals<br />
Federation "Medhealth" am 11. und 12. März <strong>2009</strong> in Damaskus<br />
statt. An der begleitenden Gesundheitsmesse nahm die <strong>Ghorfa</strong> mit<br />
einem Gemeinschaftsstand teil. Die Vertreter der deutschen Unterausstellerfirmen<br />
stellten ihre Produkte und Dienstleistungen den<br />
arabischen Messenbesuchern aus der Medizinbranche vor und<br />
knüpften dabei zahlreiche Geschäftskontakte.<br />
Gemeinschaftsstand auf der<br />
Project Qatar in Doha<br />
Die 6. Internationale Messe für Bautechnik, Baumaterialien und Umwelttechnik<br />
– Project Qatar – wurde am 27. April <strong>2009</strong> von Premierund<br />
Außenminister, S. E. Sheikh Hamad bin Jassem bin Jabor Al<br />
Thani, feierlich eröffnet. Die Zahl von etwa 900 Ausstellern aus der<br />
ganzen Welt bedeutete nach Angaben des Veranstalters einen Anstieg<br />
von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die <strong>Ghorfa</strong> präsentierte sich<br />
wiederholt mit einem Gemeinschaftsstand und sechs Unterausstellern.<br />
Während der viertägigen Messe stellten die Unternehmen interessierten<br />
Besuchern ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Der<br />
Deutsche Botschafter in Katar, Dr. Dirk Baumgartner, besuchte am<br />
dritten Messetag den deutschen Pavillon und den <strong>Ghorfa</strong>stand.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />
Commerce and Industry e.V.<br />
Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />
Telefon: +49-30-27 89 07-0<br />
Telefax: +49-30-27 89 07 49<br />
E-Mail: ghorfa@ghorfa.de<br />
Internet: www.ghorfa.de<br />
Präsident: Dr. Thomas Bach<br />
Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
Redaktionelle Mitarbeit: Franziska Ehrhardt, Friederike<br />
Finken, Anica Heinlein, Dr. Bernd Jäckel, Clemens Recker,<br />
Rainer Schubert, Hans-Dieter Spohn, Jihan Taha, Farhan<br />
Yabroudi<br />
Gastautoren: Dr. Jörn Sonnenburg, Prof. Dr. Heinz<br />
Thielmann<br />
Fotos: <strong>Ghorfa</strong>, Heinrichson, Peter Himsel for iMOVE,<br />
M. El-Sauaf, Siemens AG<br />
Layout :<br />
Saleh Azzawi, Dipl. Designer<br />
Druck:<br />
AzzawiMediaPrint<br />
Wilhelmstr. 118<br />
D-10963 Berlin<br />
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Erscheinungsweise:<br />
Der SOUQ erscheint viermal jährlich.<br />
Für <strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis<br />
im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr<br />
für die Richtigkeit der Angaben. Nachdruck,<br />
auch auszugsweise, ist nur mit<br />
Quellenangabe gestattet.<br />
32<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>
German Technology Research<br />
and Technology Transfer<br />
Fotos: Verfasser<br />
by Prof. Dr.-Ing. Heinz Thielmann,<br />
EMPHASYS GmbH<br />
Germany is one of the worldwide leading<br />
technology based nations. Germany´s economy<br />
and international business relationship<br />
depends on technology research, innovation<br />
and turning innovation into high quality products<br />
and services. The German industry<br />
and the government pursue a clear strategy<br />
and have created funding programs to foster<br />
technological advances and structural reforms,<br />
which lay the essential groundwork<br />
for the development and application of new<br />
technologies and services. Germany will<br />
meet the challenges of globalisation and the<br />
transition to a knowledge society through a<br />
high level of dynamism for innovation.<br />
Spending 2.5% of GDP on research and<br />
development places the country in the upper<br />
third of industrialised nations.<br />
The German government in close cooperation<br />
with industry adopted its high-tech strategy<br />
in 2006 (www.hightech-strategie.de)<br />
with strong emphasis on technology transfer.<br />
The objective is to establish sustainable<br />
conditions for fostering innovation and technological<br />
progress, and to promote the innovative<br />
capacity of small and medium-sized<br />
enterprises by:<br />
giving a strong boost to the number of<br />
start-ups and innovative companies specialising<br />
in high-tech and knowledge-based<br />
industries and services,<br />
pushing forward key industrial technologies<br />
and cross-sectoral technologies,<br />
strengthening linkages between industry<br />
and research through regional hubs and<br />
sectoral clusters,<br />
ensuring that new scientific findings at<br />
universities and research institutes are converted<br />
efficiently and systematically into<br />
marketable products,<br />
establishing underlying policy conditions<br />
for the demand of new products and services<br />
(e.g. corporate tax reform, new public<br />
procurement policy, patent policy).<br />
The high-tech strategy is guided and monitored<br />
by the "Forschungs-Union” (Union for<br />
Research and Innovation) with members<br />
from industry, research and government. The<br />
overall budgets for R&D in Germany are 46<br />
bn. from industry and 12 bn. from government<br />
p.a. The common high-tech strategy is<br />
funded with 7 bn. from industry and 3.5<br />
Fraunhofer-Gesellschaft (Locations)<br />
Universities (Locations)<br />
2 / <strong>2009</strong> Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin SOUQ 33
n. from government p.a. Projects are allocated<br />
to all technology sectors, such as micronano-<br />
and bio-technologies, energy, water,<br />
environment, maritime, health, traffic and<br />
transport, information and communication,<br />
materials, production and security.<br />
Renewable Energies<br />
Technology research and processes for technology<br />
transfer are well established between<br />
universities, research centers and industry.<br />
Technical universities (TU) have developed<br />
a mature culture for industrial cooperations,<br />
especially with SMEs and in consortia funded<br />
by the government and the EU. The<br />
DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)<br />
has a budget of 1.5 bn. p.a. and finances<br />
projects at approx. 90 universities and research<br />
centers. There are several well known<br />
research organizations (RO), which produce<br />
world class technology innovations in all<br />
sectors. The most important are:<br />
Max-Planck-Gesellschaft: www.mpg.de.<br />
1.0 bn. budget; 12.000 employees; 80<br />
institutes; 95% public funding; 5% from<br />
others.<br />
Fraunhofer-Gesellschaft:<br />
www.fraunhofer.de. 1.2 bn. budget;<br />
12.700 employees; 58 institutes; 33%<br />
public funding; 77% from others.<br />
Helmholtz-Gemeinschaft:<br />
www.helmholtz.de. 2.4 bn. budget;<br />
28.000 employees; 15 centers; 70%<br />
public funding; 30% from others.<br />
Leibniz-Gemeinschaft: www.wgl.de.<br />
1.0 bn. Budget; 14.000 employees; 84<br />
centers; 70% public funding; 30% from<br />
others.<br />
Funding "from others” means, that these are<br />
contracts from industry and projects with<br />
industry, which are partly funded from<br />
government and EU, but under the condition<br />
of industrial cooperation and technology<br />
transfer.<br />
For "Maps of Research” see<br />
www.bmbf.bund.de/en/5355.php.<br />
Some technologies are of strategic importance<br />
for cooperation and technology transfer<br />
for Arab countries and <strong>Ghorfa</strong> members,<br />
such as energy, water and waste management,<br />
ICT, healthcare, traffic and transport,<br />
infrastructure and security. All TUs and ROs<br />
as mentioned above are highly interested in<br />
partnerships and cooperations.<br />
More information can be obtained from the<br />
indicated websites and/or from the author.<br />
<strong>Ghorfa</strong> can support requests and contacts to<br />
all relevant TUs and ROs.<br />
Prof. Dr.-Ing. Heinz Thielmann has more<br />
than 35 years experience in R&D, Technology<br />
transfer and overall business responsibility.<br />
He was director of a worldwide business<br />
unit in Philips and in Fraunhofer. He<br />
developed and established a platform for<br />
technology transfer between Europe and the<br />
Arab. countries (www.euromediti.com). His<br />
company EMPHASYS GmbH is active in consulting,<br />
advisory and supervisory boards for<br />
innovation and business development.<br />
Contact: heinz.thielmann@t-online.de or<br />
through www.ghorfa.de.<br />
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SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong> Wirtschaftsmagazin 2 / <strong>2009</strong>