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Vortrag 7_Landwirtschaft und Hochwasser_Weiss | PDF 2,6 MB

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Eberhardstraße 31<br />

72108 Rottenburg<br />

Telefon: 07472 - 938390<br />

Telefax: 07472 - 938391<br />

E-Mail: weiss@buero-heberle.de<br />

Dipl.-Ing.(FH)<br />

Markus Heberle<br />

Ingenieurbüro für Wasserwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Siedlungsentwässerung<br />

Beitrag der <strong>Landwirtschaft</strong> zur naturnahen<br />

Gewässerentwicklung <strong>und</strong> Reduzierung des<br />

<strong>Hochwasser</strong>abflusses am Beispiel Nordhessens<br />

14. Betreuertagung<br />

der GFG<br />

(Drewes, 2007) (Luwg-rlp, 2005)<br />

(HDLGN, 2005)<br />

Dr.-Ing. Andreas Weiß<br />

24.06.2010<br />

Wiesbaden-Naurod


Gliederung<br />

1. Problemstellung<br />

2. Bewirtschaftungsformen <strong>und</strong> Bodenbearbeitungsverfahren<br />

3. Beeinflussung der Abflussprozesse<br />

4. Beeinflussung der Gewässerentwicklung<br />

5. Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

6. Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick


Problemstellung<br />

naturnahe, extensiv genutzte Aue<br />

naturfern, intensiv genutzter Standort<br />

(Jürging, 2004)<br />

(World Habitat<br />

Society GmbH, 2006)


Problemstellung<br />

Bodenerosion<br />

Oberflächenabfluss<br />

(Spektrum der Wissenschaft, 08/2006)


Bewirtschaftungsformen<br />

Konventionelle Landbewirtschaftung<br />

• Komplettwendung des Bodens<br />

• neben den Wirtschaftsdüngern auch Kunstdüngereinsatz<br />

• Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln<br />

(boden<strong>und</strong>pflanze, 2008)<br />

Konservierende Landbewirtschaftung<br />

• reduzierte Bodenbearbeitung<br />

• Mulchsaat als Erosionsschutz<br />

(lfu, 2008)<br />

Ökologischer Landbau<br />

• Verzicht auf Kunstdünger <strong>und</strong> Pflanzenschutzmittel<br />

• mechanische Beikrautregulierung<br />

Extensive Weidewirtschaft<br />

• Beweidung<br />

(aid, 2000)<br />

(Klett, 2005)


Bodenbearbeitungsverfahren<br />

Bodenbearbeitung mit Pflug<br />

<br />

Stoppel-, Gr<strong>und</strong>-Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung<br />

(Kverneland, 2008 )<br />

Bodenbearbeitung ohne Pflug – konservierend<br />

<br />

Einsatz von lockernden <strong>und</strong>/oder mischenden Geräten<br />

(agrigate , 2008 )<br />

Direktsaat<br />

nach vorheriger Herbizidbehandlung Verzicht auf jegliche<br />

Bodenbearbeitung<br />

(Swiss No-Till, 2004)


Beeinflussung der Abflussprozesse<br />

natürliche Einflüsse:<br />

Topographie<br />

Hangneigung, Hanglänge <strong>und</strong> Hangform<br />

Bodenart<br />

Verschlämmungsanfälligkeit<br />

Klima<br />

Niederschlag mit räumlicher Verteilung, -intensität <strong>und</strong> -menge<br />

Regensummenkarte


Beeinflussung der Abflussprozesse<br />

anthropogene Einflüsse:<br />

Bodenverdichtung<br />

(Horn, 2001)<br />

Porenvolumen<br />

Grobporen: >10 µm<br />

Mittelporen: 0,2 bis 10 µm<br />

Feinporen:


Beeinflussung der Abflussprozesse<br />

anthropogene Einflüsse:<br />

Infiltration<br />

(LfL, 2006)<br />

Vegetation<br />

Rauhigkeit<br />

(Pro-Kaki, 2006)<br />

Interzeption<br />

(LGF Berlin, 2006)


Beeinflussung der Gewässerentwicklung<br />

(Kreitmayr, J., 2004)<br />

Abflusskanalisierung auf<br />

landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen<br />

(Doleschel et al., 1991)<br />

Verbleib des<br />

Sedimentaustrages<br />

von Ackerflächen


Beeinflussung der Gewässerentwicklung<br />

(Tebrügge, F., 2000)


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Fallbeispiel Mesoskala:<br />

Jungfernbach:<br />

7,6 km²<br />

5%<br />

2%<br />

38%<br />

55%<br />

versiegelte Fläche<br />

Wald<br />

Ackerland<br />

Grünland


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Messstationen<br />

Pegel P1 <strong>und</strong> P2:<br />

• RSVK<br />

• Messung im 5<br />

Minuten-Intervall<br />

Niederschlagsmesser N1<br />

• Messung im 1<br />

Minuten-Intervall<br />

Pegel P3:<br />

• Winkelcodierer<br />

• Messung im 5 Minuten-Intervall<br />

Klimastation P1<br />

• Messung im 5<br />

Minuten-Intervall<br />

Messzeitraum 31.05.2005 bis 29.06.2007<br />

regelmäßige Funktionskontrolle <strong>und</strong> Sedimenträumung<br />

Auslesen <strong>und</strong> Auswerten der Daten im 2 Wochenrhythmus


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

NA-Modell NASIM<br />

Landnutzung<br />

Böden<br />

Elementarflächen<br />

Dateninput:<br />

• Landnutzung (Pflanze, Wurzeltiefe, Interzeption)<br />

• Böden (WP, FK, GPV, k f<br />

)<br />

• Digitales Geländemodell<br />

• Querprofile<br />

• Hydrologische <strong>und</strong> meteorologische Daten<br />

Kalibrierung<br />

Teileinzugsgebiete<br />

Datenoutput:<br />

• Abflussganglinien der Systemelemente<br />

• Spitzenabflüsse unterschiedlicher Jährlichkeiten<br />

• Parameter des Wasserhaushalts<br />

(Bornebusch, 2006)


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Ergebnisse – Feldspeicher<br />

Berücksichtigung im Modell:<br />

Änderung der Topografie auf Teilflächen des EZG unter Berücksichtigung der<br />

Fließvektoren<br />

1%<br />

25<br />

99%<br />

Gesamtfläche<br />

unveränderte Fläche<br />

geänderte Fläche<br />

Veränderung der Scheitelabflüsse [%]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

HQ0,5 HQ1 HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ50 HQ100<br />

-25<br />

statistisches <strong>Hochwasser</strong>ereignis HQx


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Ergebnisse – ökologischer Landbau<br />

Berücksichtigung im Modell:<br />

Änderung der k f<br />

-Werte auf Teilflächen des EZG k f<br />

= 11 mm/h k f<br />

= 17 mm/h<br />

6%<br />

25<br />

94%<br />

Gesamtfläche<br />

unveränderte Fläche<br />

geänderte Fläche<br />

Veränderung der Scheitelabflüsse [%]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

HQ0,5 HQ1 HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ50 HQ100<br />

-25<br />

statistisches <strong>Hochwasser</strong>ereignis HQx


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Ergebnisse – Vegetation<br />

Berücksichtigung im Modell:<br />

Änderung der Wurzeltiefe <strong>und</strong> Interzeption auf Teilflächen des EZG<br />

45%<br />

55%<br />

Gesamtfläche<br />

unveränderte Fläche<br />

geänderte Fläche<br />

Veränderung der Scheitelabflüsse [%]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

Kartoffeln Wintergetreide Kleegras Wiese<br />

HQ0.5 HQ1 HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ50 HQ100<br />

-25<br />

statistisches <strong>Hochwasser</strong>ereignis HQx


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Ergebnisse – konservierende Bodenbearbeitung<br />

Berücksichtigung im Modell:<br />

Änderung der maximalen Infiltrationsrate auf Teilflächen des EZG<br />

0%<br />

100%<br />

Gesamtfläche<br />

unveränderte Fläche<br />

geänderte Fläche<br />

Veränderung der Scheitelabflüsse [%]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

-25<br />

Steigerung der maximalen Infiltrationsrate [%]


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Fallbeispiel Makroskala:<br />

Fulda:<br />

Diemel:<br />

6.945 km²<br />

1.172 Teilflächen<br />

1.760 km²<br />

320 Teilflächen<br />

NA-Modell NAXOS<br />

Dateninput:<br />

• Hydrologische <strong>und</strong> meteorologische<br />

Daten<br />

• Gebietskennwerte (z.B. Größe, Gefälle,<br />

Landnutzung <strong>und</strong> Vegetation)<br />

• Bodenarten<br />

• Topografie<br />

Kalibrierung<br />

33 % Ackerland<br />

13 % Grünland


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Kriterien der Nutzungsänderung - Erosionsgefahr<br />

Bewirtschaftung der Ackerflächen für die<br />

Abbildung im Flussgebietsmodell


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

konservierende Bodenbearbeitung<br />

Berücksichtigung im Modell:<br />

Änderung der CN-Werte<br />

Bezeichnung<br />

konventionell, E1<br />

E2, E3, E4<br />

E5, E6, Grünland in<br />

HQ 100<br />

-Fläche<br />

Bewirtschaftung<br />

konventionell<br />

konservierend<br />

Grünland<br />

1,0<br />

62<br />

60<br />

49<br />

CN-Werte für Bodengruppe<br />

Landnutzungs- <strong>und</strong> bodengruppenabhängige Curve Numbers (CN-Werte, Maniak, 1997) im Szenario <strong>Landwirtschaft</strong><br />

1,5<br />

67<br />

65<br />

59<br />

2,0<br />

71<br />

69<br />

69<br />

2,5<br />

75<br />

73<br />

74<br />

3,0<br />

78<br />

76<br />

79<br />

3,5<br />

80<br />

78<br />

82<br />

4,0<br />

81<br />

79<br />

84<br />

Einzugsgebiet der Fulda <strong>und</strong> Diemel:<br />

Umstellung auf konservierende Bodenbewirtschaftung:<br />

Flächenumnutzung von Acker in Grünland:<br />

weiterhin konventionelle Bodenbewirtschaftung:<br />

8.705 km²<br />

1.940 km²<br />

280 km²<br />

680 km²


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Teilflächenabfluss<br />

Fulda:<br />

6.364 km²<br />

26%<br />

1200<br />

1000<br />

Teilfläche 42911<br />

Ist-Zustand<br />

geänderte Bodenbearbeitung<br />

74%<br />

Gesamtfläche<br />

unveränderte Fläche<br />

geänderte Fläche<br />

Abfluss [m³/s]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Scheitelreduzierung: 1,4 %<br />

keine Scheitelverschiebung<br />

200<br />

0<br />

01.09.2004<br />

00:00<br />

02.09.200403.09.200405.09.200406.09.200408.09.2004<br />

09.09.200411.09.200412.09.2004<br />

11:00 22:00 09:00 20:00 07:00 18:00 05:00 16:00<br />

Abflussganglinie eines HQ 100<br />

im Ist-Zustand <strong>und</strong> im Szenario<br />

<strong>Landwirtschaft</strong> am Auslass der Teilfläche 429110000 (an der Fulda)<br />

Zeit


Hydrologische Modellierung <strong>und</strong> Maßnahmenwirkung<br />

Abflusslängsschnitte der Eder<br />

Eder:<br />

3.369 km²<br />

0,0<br />

27%<br />

-0,5<br />

73%<br />

Gesamtfläche<br />

unveränderte Fläche<br />

geänderte Fläche<br />

Abflussveränderung [%]<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

-2,0<br />

-2,5<br />

-3,0<br />

-3,5<br />

HQ200<br />

HQ100<br />

HQ50<br />

HQ20<br />

HQ10<br />

-4,0<br />

HQ2<br />

160 140 120 100 80 60 40 20<br />

Gewässerkilometer der Eder bis zur Mündung in die Fulda<br />

0


Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Folgen für die Wasserwirtschaft/<strong>Landwirtschaft</strong><br />

• Änderungen der Bodenbearbeitung <strong>und</strong> –bewirtschaftung wirken zwar abflussreduzierend,<br />

der Einfluss auf die Verformung der <strong>Hochwasser</strong>welle ist jedoch gering, vor allem für<br />

Hochwässer hoher Jährlichkeit.<br />

• Unter dem Aspekt einer nachhaltigen <strong>Landwirtschaft</strong> wird die konservierende<br />

Bodenbearbeitung in Zukunft eine noch stärkere Rolle einnehmen <strong>und</strong> mit Hinblick auf die<br />

erosionshemmende Wirkung als gute fachliche Praxis von den Landwirten angestrebt<br />

werden. Die positiven Effekte für den Wasserrückhalt werden somit in Zukunft automatisch<br />

mit eingebracht.<br />

• Eine Reduzierung des Sedimenteintrages beeinflusst das Gewässersystem <strong>und</strong> den<br />

Unterhaltungsaufwand (z. B. Grabenunterhaltung).<br />

• Aus betriebwirtschaftlicher Sicht ist eine Umstellung auf konservierende Bodenbearbeitung<br />

sinnvoll.<br />

• Sollen die maßgeblichen Parameter einer Bewirtschaftungsänderung berücksichtigt<br />

werden, ist der Modellierungsaufwand sehr hoch. Eine erste qualitative Aussage über die<br />

hydrologische Effektivität von Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen ist über einen<br />

gebündelten Parameter wie den CN-Wert mit vertretbarem Aufwand möglich.


(DBU, 2008)<br />

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