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HUMAN Ausgabe 01/2007 - gesund-in-ooe.at

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human<br />

<strong>01</strong>/07<br />

www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

& Market<strong>in</strong>g<br />

Gesundheitsplanung <strong>in</strong> OÖ<br />

Ärzte bieten Mitarbeit an<br />

Seite 12<br />

Handystrahlen<br />

Bei Kl<strong>in</strong>gelton Gefahr<br />

Seite 26<br />

Medikamentenallergie<br />

Wenn st<strong>at</strong>t Heilung<br />

Krankheit e<strong>in</strong>trtitt<br />

Seite 32<br />

Sp<strong>in</strong>a bifida<br />

Fehlbildung mit vielen Gesichtern<br />

VERLAGSPOSTAMT 4020 LINZ, AN EINEN HAUSHALT, ÖSTERREICHISCHE POST AG, INFO.MAIL ENTGELT BEZAHLT, GZ 02Z032055 M


Vorwort<br />

OÖ Ärzte kritisieren geplante elektronische<br />

lebensbegleitende Gesundheitsakte<br />

Sehr geehrte Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

„Gesundheit gew<strong>in</strong>nt erst an Bedeutung,<br />

wenn man krank ist.“<br />

Franz Schmidberger<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

ich darf durch me<strong>in</strong>en Beruf viele Menschen<br />

kennen lernen, die die e<strong>in</strong>e oder andere <strong>gesund</strong>heitliche<br />

Hürde zu tragen bzw. schon zu<br />

bewältigen h<strong>at</strong>ten.<br />

In der aktuellen <strong>Ausgabe</strong> der Human möchte<br />

ich Ihnen e<strong>in</strong> junges Mädchen vorstellen,<br />

das ihr Schicksal besonders tapfer und meist<br />

mit e<strong>in</strong>em breiten Lächeln trägt. Denise wurde<br />

mit e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>a bifida – e<strong>in</strong>er gespaltenen<br />

Wirbelsäule - geboren. Sie ist vom Rücken<br />

abwärts gelähmt und dadurch s<strong>in</strong>d viele D<strong>in</strong>ge<br />

für sie und ihre Eltern schwieriger zu bewältigen<br />

als bei anderen K<strong>in</strong>dern.<br />

mit Sorge sehen wir dem Trend zur Digitalisierung<br />

und Vernetzung aller Gesundheitsd<strong>at</strong>en<br />

entgegen. Ob e-Card, e-Überweisung,<br />

e-Rezept oder die elektronische lebensbegleitende<br />

Gesundheitsakte (ELGA): Je mehr<br />

D<strong>at</strong>en digital verfügbar s<strong>in</strong>d, desto eher können<br />

sie <strong>in</strong> falsche Hände ger<strong>at</strong>en.<br />

Autounfall<br />

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: E<strong>in</strong><br />

Schwerverletzter wird mit der Rettung <strong>in</strong> das<br />

nächstgelegene Krankenhaus e<strong>in</strong>geliefert.<br />

Der P<strong>at</strong>ient ist nicht ansprechbar, dass er an<br />

e<strong>in</strong>er Medikamentenallergie leidet, ist nirgendwo<br />

verzeichnet. Der Notfall gebietet rasches<br />

Handeln. Auf das verabreichte Medikament<br />

erleidet er e<strong>in</strong>en allergischen Schock.<br />

Sie fragen sich ob das durch ELGA vermeidbar<br />

gewesen wäre? Ne<strong>in</strong>, denn e<strong>in</strong>e überbordende<br />

Inform<strong>at</strong>ion, wie ELGA sie liefern soll,<br />

ist im Notfall e<strong>in</strong> großer Nachteil. Bei e<strong>in</strong>em<br />

älteren, kranken Menschen wird e<strong>in</strong>e lebensbegleitende<br />

Gesundheitsakte sehr lang. Aus<br />

dem D<strong>at</strong>endschungel schnell die im Notfall<br />

relevante Inform<strong>at</strong>ion herauszufi ltern, ist zu<br />

zeitaufwändig!<br />

Vorstellungsgespräch<br />

Oder: Die Personalchefi n ersucht die Bewerber<strong>in</strong><br />

freundlich, den Betriebsarzt e<strong>in</strong>en Blick<br />

<strong>in</strong> ihre elektronische Gesundheitsakte werfen<br />

zu lassen – „…n<strong>at</strong>ürlich s<strong>in</strong>d Sie dazu nicht<br />

verpfl ichtet!“ Will man den Job, wird man zustimmen<br />

(müssen), e<strong>in</strong>e Verweigerung würde<br />

den E<strong>in</strong>druck erwecken, man habe etwas<br />

zu verbergen. Alle<strong>in</strong> die Möglichkeit, sensible<br />

Gesundheitsd<strong>at</strong>en für jedermann verfügbar<br />

zu machen, setzt Sie, den P<strong>at</strong>ienten, unter<br />

Druck. Es darf nicht dazu kommen, dass Sie<br />

<strong>in</strong> Sorge um e<strong>in</strong>e „herzeigbare“ Gesundheitsakte<br />

notwendige Arztbesuche und Behandlungen<br />

vermeiden.<br />

Die Liste von Situ<strong>at</strong>ionen, <strong>in</strong> denen Gesundheitsd<strong>at</strong>en<br />

<strong>in</strong> falsche Hände ger<strong>at</strong>en und sich<br />

so gravierende Nachteile für Sie ergeben<br />

können, lässt sich endlos fortsetzen. Der D<strong>at</strong>enschutz<br />

ist mit ELGA nicht gewährleistet. In<br />

ke<strong>in</strong>em Land der Welt gibt es e<strong>in</strong> System wie<br />

ELGA. Österreich wird hier als Versuchsterra<strong>in</strong><br />

für <strong>in</strong>tern<strong>at</strong>ionale Geschäfte missbraucht!<br />

Das ist zwar im Interesse <strong>in</strong>tern<strong>at</strong>ionaler Konzerne,<br />

die daran Millionen verdienen. In Ihrem<br />

ist es aber ganz und gar nicht und das können<br />

wir <strong>in</strong> Ihrem S<strong>in</strong>ne nicht gelten lassen.<br />

Lesen Sie <strong>in</strong> der aktuellen Human mehr von<br />

dem bee<strong>in</strong>druckenden Mädchen und ihren<br />

Eltern, die unter anderem e<strong>in</strong>e Selbsthilfegruppe<br />

(www.mmc-<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong>) leiten um anderen<br />

Betroffenen Ansprache und Inform<strong>at</strong>ion<br />

zu ermöglichen.<br />

Dieser und alle weiteren Beiträge s<strong>in</strong>d wie immer<br />

begleitet von Oberösterreichs Spitzenmediz<strong>in</strong>ern,<br />

Ihre R<strong>at</strong>geber <strong>in</strong> Gesundheitsfragen.<br />

Ihre<br />

Margit Freudenthaler<br />

Dr. Peter Niedermoser<br />

Präsident der Ärztekammer für OÖ<br />

Prim. Dr. Josef Hochreiter<br />

Wissenschaftlicher Leiter Human<br />

2 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Inhalt<br />

Schönheitsoper<strong>at</strong>ion 4<br />

Ke<strong>in</strong> harmloser E<strong>in</strong>griff<br />

Produktivitätsfaktor Gesundheit 8<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung e<strong>in</strong> absolutes Muss<br />

Impressum 11<br />

Gesundheitsplanung <strong>in</strong> Oberösterreich: 12<br />

Ärzte bieten Know-how und Mitarbeit an<br />

4<br />

Ästhetische Chirurgie<br />

Schön und jung - nicht um jeden Preis<br />

Sp<strong>in</strong>a bifida 14<br />

Fehlbildung mit vielen Gesichtern<br />

Impulse für mehr Lebensqualität 18<br />

Studien im Kampf gegen Krebs<br />

Hormongesteuert 22<br />

Der weibliche Zyklus und se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fl uss auf die Frau<br />

Kl<strong>in</strong>gelton-Alarm! 26<br />

Handy, Schnurlostelefon und W-LAN gefährden Gesundheit<br />

22<br />

Frauen s<strong>in</strong>d anderes -<br />

Männer auch<br />

Versorgungspyramide 30<br />

Damit P<strong>at</strong>ienten nicht zu „Fällen“ werden<br />

Reizende Arzneien 32<br />

Wenn Medikamente Allergien hervorrufen<br />

Auf zur Vorsorge 36<br />

Dickdarmkrebs ist heilbar<br />

Gesund gelacht 38<br />

30<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />

Der Hausarzt - e<strong>in</strong>er für Alles<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 3


Schönheitsoper<strong>at</strong>ion<br />

Ke<strong>in</strong> harmloser E<strong>in</strong>griff<br />

Körbchengröße D st<strong>at</strong>t B, e<strong>in</strong> straffer Bauch, die perfekt gekrümmte Nase, faltenlos mit fünfzig – ästhetische<br />

Chirurgie macht es möglich, der N<strong>at</strong>ur e<strong>in</strong> Schnippchen zu schlagen. Aber Achtung: Fettabsaugen,<br />

Nase korrigieren, Brust vergrößern, Lift<strong>in</strong>g und Co. s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e harmlosen E<strong>in</strong>griffe. Ausführliche Ber<strong>at</strong>ung<br />

von erfahrenen Fachärzten ist wichtig.<br />

4 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Wann lässt du dir de<strong>in</strong>e Brust vergrößern?“,<br />

fragt die 18jährige Student<strong>in</strong> aus Kalifornien<br />

ihre Freund<strong>in</strong>. Dass diese den E<strong>in</strong>griff noch<br />

nicht h<strong>in</strong>ter sich h<strong>at</strong>, ist im hautengen Fitness-Dress<br />

offensichtlich. „Me<strong>in</strong>e Eltern zahlen<br />

mir die Oper<strong>at</strong>ion erst, wenn ich mit dem<br />

Studium fertig b<strong>in</strong>“, bedauert diese. Auch<br />

wenn hierzulande Brustvergrößerung und<br />

Fettabsaugen noch lange nicht so selbstverständlich<br />

s<strong>in</strong>d wie <strong>in</strong> den USA: E<strong>in</strong> Tabuthema<br />

s<strong>in</strong>d ästhetisch-chirurgische E<strong>in</strong>griffe bei uns<br />

schon längst nicht mehr. Laut e<strong>in</strong>er aktuellen<br />

Umfrage von ACNielsen zieht jede dritte Österreicher<strong>in</strong><br />

und jeder fünfte Österreicher e<strong>in</strong>e<br />

Schönheitsoper<strong>at</strong>ion <strong>in</strong> Erwägung, um den<br />

Alterungsprozess h<strong>in</strong>auszuzögern. Wie viele<br />

Österreicher<strong>in</strong>nen und Österreicher t<strong>at</strong>sächlich<br />

schon den Gang zum ästhetischen Chirurgen<br />

gewagt haben, ist nicht bekannt. Fest<br />

steht nur: Es s<strong>in</strong>d hauptsächlich Frauen.<br />

Ästhetischer E<strong>in</strong>griff oder<br />

Heilbehandlung<br />

Die Grenzen zwischen Heilbehandlung und<br />

ästhetischem E<strong>in</strong>griff s<strong>in</strong>d fl ießend: E<strong>in</strong>e Verkle<strong>in</strong>erung<br />

der Brust kann mediz<strong>in</strong>isch angezeigt<br />

se<strong>in</strong>, wenn die P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> etwa aufgrund<br />

ihrer großen Brust unter Haltungs- und Wirbelsäulen-<br />

Problemen leidet. E<strong>in</strong>e Augenlidkorrektur<br />

wird generell nur dann als Heilbehandlung<br />

e<strong>in</strong>gestuft und bezahlt, wenn<br />

aufgrund des hängenden Lids das Gesichtsfeld<br />

e<strong>in</strong>geschränkt ist. Ob e<strong>in</strong>e Fettabsaugung<br />

mit anschließender Hautstraffung e<strong>in</strong>e Heilbehandlung<br />

darstellt, wird je nach Kasse und<br />

Fall entschieden. Grundsätzlich gilt die Regel:<br />

Wenn e<strong>in</strong>e Oper<strong>at</strong>ion der Beseitigung funktioneller<br />

oder an<strong>at</strong>omischer Krankheitszustände<br />

dient, fällt sie <strong>in</strong> den Begriff Heilbehandlung<br />

und wird bezahlt.<br />

Nur Profis ans Werk lassen<br />

Immer wieder berichten die Medien von<br />

schweren Komplik<strong>at</strong>ionen, sogar mit Todesfolge,<br />

nach Schönheitsoper<strong>at</strong>ionen. Zuletzt<br />

erregte der Tod e<strong>in</strong>er jungen Oberösterreicher<strong>in</strong><br />

nach e<strong>in</strong>er Fettabsaugung, die sie <strong>in</strong><br />

Ungarn machen h<strong>at</strong>te lassen, die Aufmerksamkeit<br />

der Öffentlichkeit. Bei jedem mediz<strong>in</strong>ischen<br />

E<strong>in</strong>griff kann es zu Komplik<strong>at</strong>ionen<br />

kommen. Und wie bei jedem mediz<strong>in</strong>ischen<br />

E<strong>in</strong>griff muss man auf e<strong>in</strong>e professionelle<br />

Durchführung achten. Die fachliche Qualifi k<strong>at</strong>ion<br />

und Erfahrung des Arztes ist e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen e<strong>in</strong> ausführliches<br />

Vorgespräch mit dem P<strong>at</strong>ienten,<br />

Ber<strong>at</strong>ung, Aufklärung und Inform<strong>at</strong>ion sowie<br />

e<strong>in</strong>e dementsprechende Ausst<strong>at</strong>tung der Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion<br />

oder des Krankenhauses, <strong>in</strong> der die<br />

Oper<strong>at</strong>ion durchgeführt werden soll.<br />

Oper<strong>at</strong>ion: Nicht immer die Lösung<br />

E<strong>in</strong>e der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben<br />

des Facharztes für Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie ist es, herauszufi nden,<br />

was sich die P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> oder der P<strong>at</strong>ient von<br />

e<strong>in</strong>er Oper<strong>at</strong>ion erwartet, und zu entscheiden,<br />

ob und welche Oper<strong>at</strong>ion s<strong>in</strong>nvoll ist.<br />

„E<strong>in</strong> ausführliches persönliches Gespräch vor<br />

der Oper<strong>at</strong>ion ist extrem wichtig, meist führen<br />

wir noch e<strong>in</strong> zweites oder sogar drittes“, sagt<br />

Prim. Dr. Thomas H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger, Facharzt für Plastische,<br />

Ästhetische und Wiederherstellende<br />

Chirurgie <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z. „Viele re<strong>in</strong> ästhetisch motivierte<br />

E<strong>in</strong>griffe s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvoll, wenn sie für die<br />

P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> oder den P<strong>at</strong>ienten über die körperliche<br />

Korrektur h<strong>in</strong>aus Verbesserungen br<strong>in</strong>gen.“<br />

So sei die strahlende P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong><br />

Jahr nach der Brustvergrößerung wesentlich<br />

selbstbewusster als vor der Oper<strong>at</strong>ion zur<br />

Kontrolle komme, e<strong>in</strong>e Bestätigung dafür, die<br />

richtige Entscheidung getroffen zu haben.<br />

„Oft verbergen sich aber h<strong>in</strong>ter kle<strong>in</strong>en körperlichen<br />

Mängeln psychische Probleme, die<br />

man durch e<strong>in</strong>e ästhetische Oper<strong>at</strong>ion nicht<br />

lösen kann“, erklärt H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger. E<strong>in</strong>en Extremfall<br />

stellt die so genannte Dysmorphophobie<br />

dar, e<strong>in</strong>e Krankheit, bei der die Betroffenen<br />

befürchten, durch e<strong>in</strong>en Defekt, der für andere<br />

nicht oder nur m<strong>in</strong>imal erkennbar ist,<br />

stark entstellt zu se<strong>in</strong>. Für H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger gilt der<br />

Grunds<strong>at</strong>z: „Ich muss die S<strong>in</strong>nhaftigkeit e<strong>in</strong>er<br />

ästhetischen Oper<strong>at</strong>ion nachvollziehen können<br />

– sonst operiere ich nicht!“<br />

Vertrauensverhältnis Arzt – P<strong>at</strong>ient<br />

„Absolute Offenheit zwischen Arzt und P<strong>at</strong>ient<br />

ist e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>e Oper<strong>at</strong>ion“,<br />

sagt H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger. „Wenn mir jemand erzählt,<br />

er habe noch nie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff machen<br />

lassen, und ich entdecke bei der Erstuntersuchung<br />

e<strong>in</strong>e Narbe, die das Gegenteil beweist,<br />

dann behandle ich ihn nicht, denn für die Planung<br />

e<strong>in</strong>er Oper<strong>at</strong>ion ist das Wissen, ob und<br />

welche E<strong>in</strong>griffe bisher gemacht wurden, unabd<strong>in</strong>gbar.“<br />

Genauso wichtig ist das Vertrauen des P<strong>at</strong>ienten<br />

<strong>in</strong> den Arzt. „Es genügt nicht, e<strong>in</strong> Inform<strong>at</strong>ionsbl<strong>at</strong>t<br />

h<strong>in</strong>zulegen“, betont H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>-<br />

Expertentipp<br />

Prim. Dr. Thomas H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger<br />

FA für Plastische, Ästhetische<br />

und Rekonstruktive Chirurgie,<br />

Abteilungsleiter im KH der<br />

Barmherzigen Schwestern L<strong>in</strong>z<br />

und e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

■ Nicht immer ist e<strong>in</strong>e Oper<strong>at</strong>ion die Lösung<br />

des Problems: Oft verbergen sich<br />

h<strong>in</strong>ter kle<strong>in</strong>en Schönheitsfehlern psychische<br />

Probleme.<br />

■ E<strong>in</strong> ausführliches Erstgespräch vor<br />

e<strong>in</strong>em geplanten E<strong>in</strong>griff ist wichtig.<br />

■ Die S<strong>in</strong>nhaftigkeit e<strong>in</strong>er ästhetischen<br />

Oper<strong>at</strong>ion muss nachvollziehbar se<strong>in</strong>,<br />

sonst operiere ich nicht.<br />

Checkliste –<br />

Was ist seriös?<br />

■ Achtung: „Schönheitschirurg“ darf<br />

sich <strong>in</strong> Österreich jeder Arzt nennen.<br />

Nur Fachärzte für Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie können e<strong>in</strong>e profunde<br />

Ausbildung und Erfahrung<br />

nachweisen.<br />

■ Nimmt sich der Arzt/die Ärzt<strong>in</strong> Zeit für<br />

e<strong>in</strong> ausführliches Erstgespräch?<br />

■ Informiert er/sie ausführlich über<br />

mögliche Komplik<strong>at</strong>ionen?<br />

■ Ist die Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion so ausgest<strong>at</strong>tet,<br />

dass chirurgische E<strong>in</strong>griffe sicher<br />

durchgeführt werden können?<br />

■ Klärt der Arzt/die Ärzt<strong>in</strong> über verwendetes<br />

Fremdm<strong>at</strong>erial (Implant<strong>at</strong>e, Falten-Füller,<br />

etc.) auf? Als P<strong>at</strong>ient/-<strong>in</strong><br />

müssen Sie e<strong>in</strong>en Nachweis über das<br />

verwendete Fremdm<strong>at</strong>erial erhalten.<br />

■ Mundpropaganda: Zufriedene P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen<br />

und P<strong>at</strong>ienten empfehlen<br />

ihre Ärzte weiter!<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 6<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 5


Rauchen verschlechtert die Durchblutung und sollte deshalb vor Schönheits-OP‘s vermieden werden.<br />

ger, „man muss sich als Arzt die Zeit nehmen,<br />

se<strong>in</strong>e P<strong>at</strong>ienten verständlich über mögliche<br />

Komplik<strong>at</strong>ionen aufzuklären, ohne sie deshalb<br />

<strong>in</strong> Panik zu versetzen.“<br />

Fettabsaugung:<br />

Ke<strong>in</strong> harmloser E<strong>in</strong>griff<br />

Bei der so genannten Liposuktion werden<br />

Fettzellen mit e<strong>in</strong>er Kanüle abgesaugt. Diese<br />

Methode wird oft <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er<br />

Hautstraffung – e<strong>in</strong>em Lift<strong>in</strong>g – komb<strong>in</strong>iert.<br />

„Zur Gewichtsreduktion eignet sich Fettabsaugung<br />

nicht“, erklärt H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger, „sie ist aber e<strong>in</strong>e<br />

wunderbare Methode, um die Fettverteilungsstörungen<br />

zu korrigieren.“ Die klassischen<br />

„Reiterhosen“ an den Oberschenkeln oder<br />

Fettpölsterchen am Gesäß kann man also mit<br />

e<strong>in</strong>er Fettabsaugung wegbekommen. Kle<strong>in</strong>e<br />

Dellen <strong>in</strong> der Haut nach Fettabsaugungen<br />

s<strong>in</strong>d nicht hundertprozentig vermeidbar. Wenn<br />

Fettabsaugungen vom Facharzt richtig durchgeführt<br />

werden, treten kaum schwere Komplik<strong>at</strong>ionen<br />

auf. „Auf etwa 5000 bis 6000 große<br />

E<strong>in</strong>griffe kommt e<strong>in</strong>e schwere Komplik<strong>at</strong>ion“,<br />

berichtet H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger. Je mehr Fett abgesaugt<br />

wird, desto höher ist das Risiko, dass sich<br />

nach dem E<strong>in</strong>griff starke Blutergüsse bilden,<br />

oder e<strong>in</strong>e Thrombose oder e<strong>in</strong>e Fettembolie<br />

auftritt. „Grundsätzlich gilt: Pro Sitzung dürfen<br />

maximal drei bis dreie<strong>in</strong>halb Liter Fett abgesaugt<br />

werden“, sagt H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger. Nimmt der<br />

P<strong>at</strong>ient blutverdünnende Medikamente e<strong>in</strong>, so<br />

darf man den E<strong>in</strong>griff nicht durchführen.<br />

Lift<strong>in</strong>g: Rauchen erhöht Risiko<br />

Hautstraffungen – so genannte Lift<strong>in</strong>gs – kann<br />

man am Gesicht, am Bauch, an den Oberarmen<br />

und den Oberschenkeln durchführen.<br />

H<strong>at</strong> etwa e<strong>in</strong> P<strong>at</strong>ient e<strong>in</strong>e hohe Menge an Gewicht<br />

verloren, ist die Haut oft nicht elastisch<br />

genug, um sich dem ger<strong>in</strong>geren Umfang anzupassen<br />

- sie hängt und wirft Falten. Da<br />

VORHER<br />

NACHHER<br />

Fettabsaugen hilft an Stellen, wo Abnehmen wenig br<strong>in</strong>gt.<br />

6 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Achtung beim E<strong>in</strong>setzten von Brustimplant<strong>at</strong>en - sie halten im Durchschnitt<br />

15 Jahre und müssen dann erneuert werden.<br />

E<strong>in</strong>e Nasenkorrektur br<strong>in</strong>gt nicht immer den gewünschten Erfolg, denn<br />

das Gewebe und der Knorpel können sich nach der OP verändern.<br />

bei Straffungen große Hautpartien abgehoben<br />

werden, ist e<strong>in</strong>e gute Durchblutung besonders<br />

wichtig. Wird die abgehobene Haut<br />

nicht genügend durchblutet, kann sie absterben.<br />

Da Raucher e<strong>in</strong>e schlechtere Durchblutung<br />

haben, ist das Risiko e<strong>in</strong>er so genannten<br />

Hautnekrose für sie größer. „Ich r<strong>at</strong>e<br />

deshalb e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich, m<strong>in</strong>destens zwei Wochen<br />

vor und zwei Wochen nach dem E<strong>in</strong>griff<br />

auf Zigaretten zu verzichten“, sagt H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger.<br />

Bei Gesichtslift<strong>in</strong>gs kann es als sehr seltene<br />

Komplik<strong>at</strong>ion zur Verletzung des Gesichtsnervs<br />

kommen – e<strong>in</strong>e Gesichtslähmung wäre<br />

die Folge.<br />

Brustimplant<strong>at</strong>e: Nicht ewig haltbar<br />

„Silikonimplant<strong>at</strong>e halten nach wissenschaftlichen<br />

Studien im Durchschnitt etwa fünfzehn<br />

Jahre, das ist von Fall zu Fall verschieden. Regelmäßige<br />

Kontrollen s<strong>in</strong>d daher wichtig. Wenn<br />

der Verdacht besteht, dass die Implant<strong>at</strong>e beschädigt<br />

s<strong>in</strong>d, muss man sie austauschen“,<br />

<strong>in</strong>formiert H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger. Wenn aus schadhaften<br />

Implant<strong>at</strong>en Silikon austritt, so können sich<br />

schmerzhafte Knoten bilden, <strong>in</strong> weiterer Folge<br />

können sich die Lymphknoten im Achselbereich<br />

entzünden. Beim Auswechseln der Implant<strong>at</strong>e<br />

entstehen ke<strong>in</strong>e neuen Narben, weil<br />

der Schnitt <strong>in</strong> der alten Narbe gemacht wird.<br />

Vor e<strong>in</strong>er Brustvergrößerung muss der Arzt<br />

se<strong>in</strong>e P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen auch auf die Gefahr e<strong>in</strong>er<br />

Kapselfi brose aufmerksam machen. Die Gewebshülle,<br />

die sich um das Implant<strong>at</strong> bildet,<br />

kann zu dick werden und verhärten. E<strong>in</strong>e unangenehm<br />

harte Brust ist die Folge. „Meist<br />

entstehen Kapselfi brosen im ersten Jahr nach<br />

der Oper<strong>at</strong>ion“, <strong>in</strong>formiert H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger, „man<br />

kann das Problem <strong>in</strong> den Griff bekommen, <strong>in</strong>dem<br />

man die Kapsel oper<strong>at</strong>iv erweitert. Wenn<br />

das nicht hilft, muss man das Implant<strong>at</strong> wieder<br />

entfernen.“ Dies sei allerd<strong>in</strong>gs nur extrem<br />

selten der Fall.<br />

Nasenkorrekur:<br />

Veränderungen nach OP möglich<br />

„E<strong>in</strong>e Nase kann nach der Oper<strong>at</strong>ion perfekt<br />

aussehen und später trotzdem schief se<strong>in</strong>“,<br />

sagt H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger. Das Gewebe und die Knorpel<br />

können sich verändern. Die Nasenkorrektur<br />

sei e<strong>in</strong>e schwierige Oper<strong>at</strong>ion, h<strong>in</strong>zu komme,<br />

dass selbst kle<strong>in</strong>ste Veränderungen der Nase<br />

e<strong>in</strong>en großen Effekt im Gesicht haben können.<br />

E<strong>in</strong>e ausführliche Ber<strong>at</strong>ung ist deshalb<br />

bei Nasenkorrekturen besonders wichtig.<br />

Botox und Falten-Füller:<br />

Nur vom Profi<br />

Wer sich e<strong>in</strong> gl<strong>at</strong>teres Gesicht wünscht,<br />

muss sich nicht gleich unters Messer legen:<br />

Das Nervengift Botul<strong>in</strong>umtox<strong>in</strong> – kurz Botox<br />

– hemmt die Übertragung von den Nervenzellen<br />

zu den Muskeln, wodurch das Zusammenziehen<br />

des Muskels geschwächt oder<br />

ganz verh<strong>in</strong>dert wird. Botox wird gespritzt, um<br />

mimisch bed<strong>in</strong>gte Falten im Gesicht zum Verschw<strong>in</strong>den<br />

zu br<strong>in</strong>gen. „Setzt man die Spritze<br />

falsch, so kann es zu Nervenlähmungen<br />

kommen“, warnt H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger, „man sollte sich<br />

deshalb auch solche Behandlungen nur von<br />

erfahrenen Ärzten machen lassen.“<br />

E<strong>in</strong>e andere Möglichkeit, Falten aufzupolstern,<br />

ist das Unterspritzen mit so genannten Filler-<br />

Substanzen. E<strong>in</strong>zelne Falten werden sozusagen<br />

von unten aufgepolstert. „Nicht alle Filler-<br />

Substanzen werden gleich gut vertragen“,<br />

<strong>in</strong>formiert H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger, „früher h<strong>at</strong> man permanente,<br />

also nicht abbaubare Substanzen zum<br />

Füllen verwendet, die oft Abstoßungs-Reaktionen<br />

hervorgerufen haben. Deshalb ist man<br />

davon abgekommen und benutzt heute resorbierbare<br />

Substanzen mit möglichst wenigen<br />

Nebenwirkungen. Die P<strong>at</strong>ienten sollten<br />

sich unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>formieren, welche M<strong>at</strong>erialen<br />

verwendet werden“, rät er.<br />

Auch wenn nicht operiert wird, gilt also: Nur<br />

Profi s ranlassen.<br />

Mag. Susanne Samet<strong>in</strong>ger<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 7


Produktivitätsfaktor<br />

Gesundheit<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung e<strong>in</strong> absolutes Muss<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen am Arbeitspl<strong>at</strong>z haben starke Auswirkungen auf die Gesundheit. Auch <strong>in</strong> der Berufswelt<br />

geht es um zentrale Lebensstilfaktoren wie zuwenig Bewegung, un<strong>gesund</strong>e Ernährung, Dauerstress<br />

oder Nikot<strong>in</strong>- und ebenso Alkoholkonsum. Dazu kommt die Belastung durch Lärm, e<strong>in</strong>e stark steigende<br />

Zahl von Chemikalien oder starke physische und psychische Belastungen. „Auch aufgrund der demographischen<br />

Entwicklung sollen Menschen zudem bis <strong>in</strong>s hohe Alter arbeiten und immer die gewünschte<br />

Leistung erbr<strong>in</strong>gen“, ergänzt Dr. Re<strong>in</strong>hard Jäger, Leiter des Arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen Dienstes L<strong>in</strong>z sowie Präsident<br />

der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmediz<strong>in</strong>.<br />

8 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Prävention ist alles<br />

„Unternehmen können durch Programme<br />

der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

viel dazu beitragen, dass Krankheiten gar<br />

nicht erst entstehen bzw. rechtzeitig erkannt<br />

werden“, verweist Elfriede Kiesewetter auf<br />

viele bereits vorhandene Beispiele aus allen<br />

Branchen. Kiesewetter ist Mitarbeiter<strong>in</strong> der<br />

Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse<br />

und Koord<strong>in</strong><strong>at</strong>or<strong>in</strong> des Österreichischen<br />

Netzwerkes Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

(BGF). Sie betont, dass „Unternehmen,<br />

die hier <strong>in</strong>vestieren, auch e<strong>in</strong>en starken und<br />

nachweisbaren Benefit <strong>in</strong> ökonomischer H<strong>in</strong>sicht<br />

haben: Es s<strong>in</strong>ken die Krankenstandstage<br />

bzw. die Zahl der frühzeitigen Pensionierungen,<br />

Mitarbeiter s<strong>in</strong>d motivierter und<br />

identifizieren sich stärker mit dem Betrieb<br />

bzw. mit ihrer Arbeit.“ Dazu kommt, dass<br />

mögliche Gesundheitsprobleme, die mit<br />

Expertentipp<br />

Dr. Re<strong>in</strong>hard Jäger<br />

Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er mit e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, Leiter des Arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Dienstes L<strong>in</strong>z sowie<br />

Präsident der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Arbeitsmediz<strong>in</strong><br />

„Bei betrieblicher Gesundheitsförderung<br />

geht<br />

es weniger um zeitlich<br />

begrenzte E<strong>in</strong>zelmaßnahmen<br />

als um e<strong>in</strong>e Haltung,<br />

die sich <strong>in</strong> allen Bereichen<br />

des Unternehmens widerspiegelt.“<br />

„Es ist allerd<strong>in</strong>gs zuwenig, wenn ‚betriebliche<br />

Gesundheitsförderung’ sich z.B. nur<br />

auf e<strong>in</strong> kurzzeitiges Programm für das<br />

Messen des Blutdrucks oder auf allgeme<strong>in</strong>e<br />

Empfehlungen für ‚<strong>gesund</strong>es Verhalten’<br />

beschränkt“, me<strong>in</strong>t Jäger. Wichtig wäre zunächst,<br />

dass alle Mitarbeiter von Anfang an<br />

die Maßnahmen mitgestalten und –tragen<br />

können.<br />

dem Beruf zusammenhängen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr<br />

frühen Stadium erkannt und entsprechende<br />

Maßnahmen gesetzt werden können. E<strong>in</strong>e<br />

Aufgabe des BGF ist auch, solche Programme<br />

zu dokumentieren und zu vernetzen,<br />

bzw. deren Entstehung zu fördern.<br />

E<strong>in</strong> wesentliches Werkzeug ist die Implementierung<br />

von Gesundheitszirkeln – deren<br />

Vorschläge müssten allerd<strong>in</strong>gs entsprechend<br />

ernst genommen und auch <strong>in</strong> die Praxis umgesetzt<br />

werden. „Letztlich geht es weniger<br />

um zeitlich begrenzte E<strong>in</strong>zelmaßnahmen als<br />

e<strong>in</strong>e Haltung, die sich <strong>in</strong> allen Bereichen des<br />

Unternehmens widerspiegelt“, unterstreicht<br />

Jäger. Auch aus Kiesewetters Sicht ist wichtig,<br />

dass e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegr<strong>at</strong>iver Ans<strong>at</strong>z umgesetzt<br />

wird, „wo alle Entscheidungen auch unter<br />

dem Aspekt der Gesundheitsförderung beleuchtet<br />

werden sowie konkrete und <strong>in</strong>stitutionalisierte<br />

Maßnahmen zur Prävention von<br />

Krankheiten umgesetzt werden.“ Es geht<br />

also auch um e<strong>in</strong>e Analyse aller Prozesse<br />

und Abläufe und wo sich hier Probleme ergeben<br />

können, es geht um Betriebssicherheit<br />

sowohl <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf Vermeidung von<br />

Unfällen als auch von Berufskrankheiten.<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 10<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 9


Ent-Spannungsübungen im Büro: Sie entspannen durch Anspannung und locker lassen.<br />

„Es reicht nicht aus, Mitarbeiter aufzufordern,<br />

genügend Bewegung <strong>in</strong> der Freizeit zu<br />

machen oder auf <strong>gesund</strong>e Ernährung und<br />

guten Umgang mit Stress zu achten“, so<br />

Kiesewetter weiter – für diese Bereiche kann<br />

auch Raum am Arbeitspl<strong>at</strong>z se<strong>in</strong>. Dies beg<strong>in</strong>nt<br />

mit der Gestaltung des Arbeitspl<strong>at</strong>zes<br />

und geht über Zeiten für Bewegungspausen<br />

bis h<strong>in</strong> zum bewussten Design des Menüs<br />

<strong>in</strong> der Betriebskant<strong>in</strong>e. Das BGF vergibt e<strong>in</strong><br />

Gütesiegel für Betriebe, die sich besonders<br />

um betriebliche Gesundheitsförderung engagieren<br />

– dieses kann dann auch <strong>in</strong> der Öffentlichkeitsarbeit<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Unterstützung durch<br />

den Arbeitsmediz<strong>in</strong>er<br />

„Weitere gesetzliche Auflagen würden jedenfalls<br />

nicht dazu führen, dass mehr im<br />

Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

geschieht“, me<strong>in</strong>t Jäger. Aus se<strong>in</strong>er<br />

Erfahrung gibt es nach wie vor viele<br />

Unternehmen, die darauf verweisen, dass<br />

sie nicht die nötige Zeit oder Mittel hätten,<br />

um sich auch noch um diesen Bereich zu<br />

kümmern. Jäger ist sich mit Kiesewetter<br />

e<strong>in</strong>ig, dass es hier um e<strong>in</strong>e system<strong>at</strong>ische<br />

Überzeugungs- und Motiv<strong>at</strong>ionsarbeit geht.<br />

„Dabei kann sehr gut mit Erfahrungswerten<br />

von Pilotprojekten argumentiert werden,<br />

die deutlich die vielfältigen Benefits aufzeigen“,<br />

ergänzt Kiesewetter. Aber auch<br />

diese Überzeugungsarbeit könnte noch<br />

flächendeckender und <strong>in</strong>stitutionalisierter<br />

laufen, wenn es die entsprechende politische<br />

Rückendeckung gäbe.<br />

„E<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Implementierung<br />

und Umsetzung von betrieblicher Gesundheitsförderung<br />

spielen sicher die Arbeitsmediz<strong>in</strong>er“,<br />

ist Jäger überzeugt. Sie<br />

s<strong>in</strong>d vor Ort und kennen die Gegebenheiten<br />

des Unternehmens bzw. haben direkte<br />

10 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

PATIENTENSERVICE:<br />

0810 / 200 216<br />

Gesund und schmackhaft sollte der Speiseplan <strong>in</strong> jeder Betriebsküche se<strong>in</strong>.<br />

Kontakte zur Unternehmensleitung. Diese<br />

dürfen allerd<strong>in</strong>gs auch nicht überfordert<br />

werden, „denn die Vorsorge ist ja nur e<strong>in</strong><br />

Bereich ihres Aufgabenfeldes.“<br />

Von politischer Seite gefragt wäre aus der<br />

Sicht Jägers vor allem Unterstützung bei<br />

der Vernetzung von Betrieben mit weniger<br />

als 50 Mitarbeitern, die ke<strong>in</strong>en eigenen Arbeitsmediz<strong>in</strong>er<br />

haben. „Geme<strong>in</strong>sam können<br />

diese Inform<strong>at</strong>ions- und Fortbildungsver-anstaltungen<br />

umsetzen oder auch an<br />

Programmen zur betrieblichen Gesundheitsför-derung<br />

arbeiten“, so Kiesewetter.<br />

Solche Kooper<strong>at</strong>ionen, bei denen gerade<br />

auch Arbeitsmediz<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

spielen können, stehen allerd<strong>in</strong>gs erst ganz<br />

am Anfang.<br />

Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher<br />

Das P<strong>at</strong>ienten-Service<br />

der Ärztekammer<br />

Montag bis Donnerstag, jeweils von<br />

8.30 bis 11.30 Uhr<br />

IMPRESSUM<br />

Medien<strong>in</strong>haber, Herausgeber<br />

und Verleger:<br />

Ärztekammer für Oberösterreich,<br />

D<strong>in</strong>ghoferstr. 4, 4<strong>01</strong>0 L<strong>in</strong>z,<br />

Tel: 0732/77 83 71-0<br />

E-Mail: pr@aek<strong>ooe</strong>.or.<strong>at</strong><br />

www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung:<br />

Prim. Dr. Josef Hochreiter<br />

Chefredaktion:<br />

Margit Freudenthaler<br />

Journalisten:<br />

Elisabeth Dietz-Buchner<br />

Mag. Michaela Ecklbauer<br />

Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher<br />

Mag. Susanne Samet<strong>in</strong>ger<br />

Mag. Christ<strong>in</strong>e Radmayr<br />

Gestaltung: www.diewerber.com<br />

Druck: Friedrich VDV-GmbH & Co KG<br />

Bildnachweis: BilderBox, Rundschau,<br />

CMB, Dr. H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger, ÄK Wien,<br />

LFKK - M. Nimmervoll, S. H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger<br />

Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz:<br />

MI,H,V: Ärztekammer für OÖ,<br />

Körperschaft öffentlichen Rechts,<br />

D<strong>in</strong>ghoferstr. 4, 4<strong>01</strong>0 L<strong>in</strong>z<br />

Grundlegende Richtung:<br />

Regelmäßiges Gesundheitsmagaz<strong>in</strong> der<br />

Ärztekammer für Oberösterreich zur Inform<strong>at</strong>ion<br />

der P<strong>at</strong>ienten über Gesundheitsthemen<br />

mit speziellem Oberösterreichbezug.<br />

Die Inhalte der e<strong>in</strong>zelnen Artikeln<br />

geben die persönliche Me<strong>in</strong>ung des Autors<br />

wieder und müssen nicht mit der Ansicht<br />

der Redaktion übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

Im P<strong>at</strong>ienten-Service der Ärztekammer für<br />

OÖ stehen Ihnen zwei Ansprechpartner<br />

zur Verfügung.<br />

Brigitte Feist gibt Auskünfte zu allgeme<strong>in</strong>en<br />

Fragen zu Behandlungsmethoden,<br />

überprüft die Kostenerst<strong>at</strong>tung seitens<br />

der Kasse und h<strong>at</strong> für alle Anliegen e<strong>in</strong> offenes<br />

Ohr.<br />

Dr. Hildtrud Furtner ist jeden Montag<br />

am Vormittag für mediz<strong>in</strong>ische Fragen erreichbar.<br />

Die P<strong>at</strong>ientenservicestelle<br />

ist unter der Telefonnummer<br />

0810-200216 zum Ortstarif<br />

erreichbar.<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 11


Gesundheitsplanung<br />

<strong>in</strong> Oberösterreich:<br />

Ärzte bieten Know-how und Mitarbeit an<br />

Nach dem Beschluss des Österreichischen Strukturplans Gesundheit (ÖSG) im vergangenen Jahr ist nun<br />

die Bahn frei für die Neuplanung der Gesundheitsversorgung <strong>in</strong> OÖ. Um Fehler zu vermeiden, die bei der<br />

Planung des ÖSG grobe Verzögerungen mit sich gebracht haben, fordern die oberösterreichischen Ärzte,<br />

von Beg<strong>in</strong>n an <strong>in</strong> das Projekt e<strong>in</strong>gebunden zu se<strong>in</strong>.<br />

Spitzenmediz<strong>in</strong> auf höchstem Niveau - genauso wichtig wie wohnortnahe Grundversorgung.<br />

Würden Sie grundlegende Reformen planen,<br />

ohne diejenigen e<strong>in</strong>zubeziehen, die mit<br />

dem System täglich zu tun haben und sich<br />

am besten auskennen? So geschehen bei<br />

der Planung des ÖSG, dessen Beschluss<br />

sich über gut zwei Jahre h<strong>in</strong>zog. Erst <strong>in</strong> der<br />

Endphase, nach massiven Protesten, h<strong>at</strong> es<br />

die Regierung für nötig befunden, die Ärzte<br />

anzuhören. E<strong>in</strong>iges wurde <strong>in</strong> letzter M<strong>in</strong>ute<br />

repariert. So weit – so gut: Der ÖSG ist seit<br />

e<strong>in</strong>em halben Jahr beschlossen, nun geht<br />

es an die Neuplanung der mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung <strong>in</strong> den Bundesländern. „Wir haben<br />

Konzepte, und gehen davon aus, dass<br />

man auf Landesebene nicht den selben<br />

Fehler macht wie auf Bundesebene, und<br />

von Beg<strong>in</strong>n an auf unser Expertenwissen<br />

zurückgreift “, sagt Dr. Harald Mayer, Kurienobmann<br />

der angestellten Ärzte der Ärztekammer<br />

für OÖ.<br />

Leitmotiv: Wohl der P<strong>at</strong>ienten<br />

E<strong>in</strong> zentrales Anliegen ist den Ärzten die<br />

flächendeckende mediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />

<strong>in</strong> der Region: „Mediz<strong>in</strong>ische Grundversorgung<br />

durch Peripherie-Spitäler und niedergelassene<br />

Ärzte muss für alle Menschen<br />

im Bundesland wohnortnahe zur Verfügung<br />

stehen. Gleichzeitig muss es e<strong>in</strong> optimales<br />

Angebot an Spitzenmediz<strong>in</strong> geben“, stellt<br />

Mayer fest. Dass im Zuge der Neuplanung<br />

Schwerpunkte neu zu setzen s<strong>in</strong>d, steht<br />

fest. „Leitmotiv für die Umstrukturierungen<br />

muss aber das Wohl der P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen und<br />

P<strong>at</strong>ienten se<strong>in</strong>“, fordert Mayer, „Reformen,<br />

die für die P<strong>at</strong>ienten Nachteile br<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d<br />

das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben<br />

s<strong>in</strong>d!“<br />

Vernünftige Qualitätskriterien<br />

Deshalb fordern die oberösterreichischen<br />

Ärzte, dass zur Neuplanung der medizi-<br />

12 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

„Die Zufriedenheit der P<strong>at</strong>ienten ist<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Entscheidungskriterium<br />

für die Neustrukturierung“, ist<br />

Prim. Dr. Josef Hochreiter überzeugt.<br />

„Auch mit e<strong>in</strong>em RSG muss es möglich<br />

se<strong>in</strong>, die gesamte Facharzt-Ausbildung<br />

<strong>in</strong> OÖ zu absolvieren“, fordert<br />

Doz. Prim. Dr. Ra<strong>in</strong>er Schöfl .<br />

„Wir haben Konzepte und gehen davon<br />

aus, dass das Land Oberösterreich<br />

auf unser Expertenwissen zurückgreift“,<br />

sagt Dr. Harald Mayer.<br />

nischen Versorgung vernünftige Qualitätskriterien<br />

herangezogen werden. Fehler, wie<br />

sie <strong>in</strong> der Planung des ÖSG passiert s<strong>in</strong>d,<br />

sollten sich nicht wiederholen: „Da h<strong>at</strong> man<br />

vorgeschlagen, die Berechtigung zur Erbr<strong>in</strong>gung<br />

diagnostischer und therapeutischer<br />

Leistungen im Wesentlichen an die Fallzahlen<br />

zu knüpfen. Das konnten die Ärzte<br />

erst im letzten Moment verh<strong>in</strong>dern“, sagt<br />

Prim. Dr. Josef Hochreiter, Primarärztesprecher<br />

der Ärztekammer für OÖ. „Fallzahlen<br />

s<strong>in</strong>d nicht das e<strong>in</strong>zige Kriterium zur Beurteilung<br />

der Qualität. Wichtige Kriterien wie<br />

die Versorgungsdichte, die Zufriedenheit der<br />

P<strong>at</strong>ienten, die Anzahl der Komplik<strong>at</strong>ionen<br />

müssen unbed<strong>in</strong>gt mit e<strong>in</strong>bezogen werden,<br />

bevor man daran geht, neue Strukturen zu<br />

schaffen.“<br />

Ärzteausbildung berücksichtigen<br />

E<strong>in</strong>e Neustrukturierung betrifft nicht nur die<br />

P<strong>at</strong>ienten: „Man muss bei der Planung des<br />

Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG)<br />

auch die Folgen, die sich daraus für die<br />

Ärzteausbildung ergeben, bedenken“, sagt<br />

Univ. Doz. Prim. Dr. Ra<strong>in</strong>er Schöfl , Vorsit-zender<br />

der Ausbildungskommission der<br />

Ärztekammer für OÖ. Ärzte <strong>in</strong> Ausbildung<br />

durchlaufen im Turnus verschiedene St<strong>at</strong>ionen.<br />

Die neue Ausbildungsordnung, die<br />

erst seit Februar dieses Jahres gilt, schreibt<br />

genauer als bisher vor, <strong>in</strong> welchen Fächern<br />

die Turnusärzte wie lange Praxis erwerben<br />

müssen. Nicht <strong>in</strong> allen Spitälern kann man<br />

alle vorgeschriebenen Fächer absolvieren.<br />

„Mit der neuen Ausbildungsordnung werden<br />

Ärzte ihre Ausbildung deshalb verstärkt<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Abteilungen oder Krankenhäusern<br />

absolvieren müssen“, erklärt Schöfl,<br />

„auch mit e<strong>in</strong>em RSG muss es möglich se<strong>in</strong>,<br />

die gesamte Facharzt-Ausbildung <strong>in</strong> OÖ zu<br />

absolvieren!“<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 13


Sp<strong>in</strong>a bifida<br />

Fehlbildung mit vielen Gesichtern<br />

E<strong>in</strong>es von tausend K<strong>in</strong>dern kommt mit e<strong>in</strong>er gespaltenen Wirbelsäule zur Welt. Die Ursachen für diese Fehlbildung<br />

s<strong>in</strong>d nicht geklärt – die Folgen gut behandelbar.<br />

E<strong>in</strong> Mal pro Woche geht Denise reiten. Die dreidimensionale Bewegung des Pferdes wirkt positiv auf ihr Nervensystem.<br />

Sie geht e<strong>in</strong> Mal die Woche reiten, liebt Musik<br />

über alles und versäumt ke<strong>in</strong> Konzert ihrer<br />

Liebl<strong>in</strong>gsband „Rauschfrei“. Und doch unterscheidet<br />

sich das Leben der zehnjährigen Denise<br />

aus Enns grundlegend von dem ihrer Altersgenossen.<br />

Sie ist seit ihrer Geburt von der<br />

Brustwirbelsäule abwärts gelähmt. Der Grund:<br />

e<strong>in</strong>e so genannte Sp<strong>in</strong>a bifida - e<strong>in</strong> offener Rücken.<br />

Fehlbildung des Neuralrohrs<br />

Die Ursache für e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>a bifida liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Fehlbildung des Neuralrohrs während<br />

des 22. und des 28. Tages der Entwicklung<br />

des Ungeborenen. Während dieser Zeit soll<br />

sich das Ektoderm, das äußere Keimbl<strong>at</strong>t<br />

des Fötus an der Rückseite, der Neuralpl<strong>at</strong>te<br />

e<strong>in</strong>wölben und schließlich das Neuralrohr<br />

bilden, aus dem sich das Rückenmark und<br />

das Gehirn entwickeln. Verschließt sich die<br />

Pl<strong>at</strong>te nicht vollständig, kommt es zu Fehlbildungen<br />

des Gehirns oder der Wirbelsäule<br />

– so genannten Dysrhaphien. Diese Schädigungen<br />

können <strong>in</strong> sehr seltenen Fällen dazu<br />

führen, dass sich das Gehirn nur unvollständig<br />

entwickelt und der Mensch nach der<br />

Geburt nur wenige Tage lebensfähig ist. Bei<br />

etwa e<strong>in</strong>em von 1000 K<strong>in</strong>dern kommt es zu<br />

e<strong>in</strong>er gespaltenen Wirbelsäule – e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>a<br />

bifida.<br />

Ursachen ungeklärt<br />

Die Ursachen für Fehlbildungen des Neuralrohrs<br />

s<strong>in</strong>d nach wie vor nicht geklärt. Vielfach<br />

wird angenommen, dass e<strong>in</strong> Mangel an<br />

Folsäure, e<strong>in</strong>em Vitam<strong>in</strong> aus der B-Gruppe,<br />

oder e<strong>in</strong>e Störung des Folsäurestoffwechsels<br />

damit zusammenhängt. Die E<strong>in</strong>nahme<br />

von Folsäurepräpar<strong>at</strong>en vor und während<br />

der ersten Wochen e<strong>in</strong>er Schwangerschaft<br />

wird deshalb grundsätzlich empfohlen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wird diese Theorie auch bezweifelt:<br />

„Es gibt ke<strong>in</strong>e gesicherten Beweise dafür“,<br />

sagt Dr. Kurt Holl, FA für Neurochirurgie an<br />

der Landesnervenkl<strong>in</strong>ik Wagner-Jauregg und<br />

Konsiliararzt an der Landesfrauen- und K<strong>in</strong>-<br />

14 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

derkl<strong>in</strong>ik L<strong>in</strong>z. Auch erbliche Vorbelastung<br />

wird vermutet.<br />

Verschiedene Formen<br />

S<strong>in</strong>d nur die Wirbelbögen offen, das Rückenmark<br />

und die Rückenmarkshäute, die<br />

es umschließen, <strong>in</strong> normaler Lage, so ist<br />

die Fehlbildung von außen nicht sichtbar<br />

und zieht auch kaum Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

nach sich. Oft wird sie erst zufällig bei e<strong>in</strong>em<br />

Röntgen entdeckt. Es kann allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

schwerere Formen der geschlossenen Sp<strong>in</strong>a<br />

bifida geben.<br />

Wölben sich die Rückenmarkshäute durch<br />

e<strong>in</strong>en Spalt im Wirbelbogen unter der Haut<br />

hervor, so bildet sich außen e<strong>in</strong>e Blase, die<br />

man oper<strong>at</strong>iv entfernen kann.<br />

Zu schweren bleibenden Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

kann es kommen, wenn Teile des Rückenmarks<br />

und Nerven nach außen treten. Man<br />

spricht dann von e<strong>in</strong>er Myelomen<strong>in</strong>gocele<br />

(MMC). Oft bildet sich zum Schutz der<br />

ausgetretenen Nerven e<strong>in</strong> Fettgewebsgeschwulst.<br />

Es kommt zu Verwachsungen, die<br />

Nervenstränge s<strong>in</strong>d geschädigt. Wenn die<br />

Schädigung im unteren Bereich der Wirbelsäule<br />

auftritt, kann das dazu führen, dass das<br />

Rückenmark nicht wie beim Gesunden nach<br />

oben steigt, sondern an der Wirbelsäule unten<br />

fixiert wird und sich mit dem Wachstum<br />

zu sehr spannt – man spricht vom tethered<br />

cord. „Bei der Oper<strong>at</strong>ion versucht man, das<br />

Fettgewebe zu entfernen, die Nerven freizulegen,<br />

geschädigtes Nervengewebe zu entfernen<br />

und die Plakode so zu präparieren,<br />

dass der Wirbelkanal geschlossen werden<br />

kann und durchgängig ist“, erklärt Holl.<br />

Selbst kle<strong>in</strong>ste Öffnungen, die oft nur als<br />

kle<strong>in</strong>er roter Punkt auf der Haut erkennbar<br />

s<strong>in</strong>d, aus dem oft e<strong>in</strong> Haar wächst, können<br />

bis <strong>in</strong>s Rückenmark führen und müssen de-<br />

Expertentipp<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 16<br />

Dr. Kurt Holl<br />

FA für Neurochirurgie an der<br />

Landesnervenkl<strong>in</strong>ik Wagner-<br />

Jauregg und Konsiliararzt an der<br />

Landes- Frauen- und K<strong>in</strong>derkl<strong>in</strong>ik<br />

L<strong>in</strong>z und e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

■ Es ist unmöglich, vor der Geburt vorauszusagen,<br />

wie die Schädigung genau<br />

aussieht und welche Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

sie nach sich ziehen wird.<br />

■ Wenn Eltern mit der Diagnose Sp<strong>in</strong>a<br />

bifi da konfrontiert s<strong>in</strong>d, so kann<br />

es hilfreich se<strong>in</strong>, mit e<strong>in</strong>er Selbsthilfegruppe<br />

<strong>in</strong> Kontakt zu treten.<br />

Denise mit Uwe Schön, Sänger ihrer Liebl<strong>in</strong>gsband „Rauschfrei“. Er ist ihr Freund und Mentor, der sie oft auf die Bühne holt.<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 15


OÖ Selbsthilfegruppe für K<strong>in</strong>der mit<br />

Sp<strong>in</strong>a bifida und Hydrocephalus<br />

staltungen, Feiern und Ausflüge. Inform<strong>at</strong>ionen:<br />

www.mmc-<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Kontakt: Andreas und Silvia H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger,<br />

Tel.: 07223/82927, a.h<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger@aon.<strong>at</strong>.<br />

Hauptschule. „Sie muss halt mehr lernen,<br />

als viele andere“, sagt ihre Mutter und erzählt,<br />

dass Denise schon manchmal mit ihrem<br />

Schicksal hadere. Die vielen Therapien<br />

s<strong>in</strong>d anstrengend, und oft schmerzt ihr Rücken,<br />

weil das Rückgrad verkrümmt ist.<br />

Anstrengende Therapien<br />

Je nachdem wo und <strong>in</strong> welchem Ausmaß<br />

das Neuralrohr geschädigt ist, können orthopädische<br />

Probleme auftreten; es kann<br />

zur Bee<strong>in</strong>trächtigung oder vollständigen<br />

Lähmung der Be<strong>in</strong>e kommen und die Kontrolle<br />

der Blase und des Mastdarms bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Neben dem Kontakt mit dem Neurochirurgen<br />

gleich nach der Geburt oder sogar<br />

schon im Mutterleib, werden Sp<strong>in</strong>a-bifida-P<strong>at</strong>ienten<br />

deshalb später je nach Beschwerden<br />

auch von Orthopäden oder<br />

K<strong>in</strong>derurologen behandelt. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

meist verschiedene Formen der Physiotherapie,<br />

wie etwa bei Denise e<strong>in</strong>e Hippotherapie.<br />

Der Rhythmus und die Bewegung, die<br />

sie auf dem Rücken ihres speziell ausgebildeten<br />

Pferdes spürt, wirken sich positiv auf<br />

ihr Nervensystem aus – und Spaß macht<br />

das Reiten obendre<strong>in</strong>.<br />

Die SHG bietet Erfahrungsaustausch mit<br />

Gleichges<strong>in</strong>nten, Vernetzung mit anderen<br />

SHG <strong>in</strong> Österreich und im Ausland,<br />

Fachvorträge und verschiedene Veran-<br />

halb sofort geschlossen werden. Ist die Sp<strong>in</strong>a<br />

bifida geschlossen, so wartet man meist,<br />

bis die kle<strong>in</strong>en P<strong>at</strong>ienten robuster s<strong>in</strong>d und<br />

e<strong>in</strong>e Oper<strong>at</strong>ion besser durchstehen.<br />

Flüssigkeitsstau im Gehirn<br />

Die Durchgängigkeit des Wirbelkanals ist<br />

deshalb so wichtig, weil es sonst zu e<strong>in</strong>em<br />

Stau der Gehirnflüssigkeit – des so genannten<br />

Liquors – und <strong>in</strong> der Folge zu e<strong>in</strong>em<br />

gefährlichen Überdruck kommt, der das<br />

Gehirn schädigen kann. Das ist e<strong>in</strong>e von<br />

mehreren möglichen Ursachen für die Entstehung<br />

e<strong>in</strong>es Hydrocephalus, an dem sehr<br />

viele K<strong>in</strong>der mit Sp<strong>in</strong>a bifida leiden. So genannte<br />

Shunts – Abflussventile – werden<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Diese leiten die Hirnflüssigkeit <strong>in</strong><br />

den Körper, wo sie resorbiert wird, und der<br />

Hirnwasserdruck kann sich normalisieren.<br />

Auch bei Denise leiten Shunts den Liquor<br />

aus dem Gehirn ab. Das Mädchen tut sich<br />

aufgrund dessen manchmal schwer, sich<br />

zu konzentrieren, auch ihr Kurzzeitgedächtnis<br />

leidet darunter. Sie besucht e<strong>in</strong>e Integr<strong>at</strong>ionsklasse.<br />

Im Herbst kommt sie <strong>in</strong> die<br />

Selbsthilfegruppe<br />

Spaß macht auch das Leben mit Denise<br />

– trotz aller Anstrengungen. „Von Denise<br />

kommt so viel zurück – viel mehr als von<br />

e<strong>in</strong>em <strong>gesund</strong>en K<strong>in</strong>d“, sagt ihre Mutter. Denise<br />

war e<strong>in</strong> Wunschk<strong>in</strong>d. Als Silvia H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger<br />

<strong>in</strong> der 27. Schwangerschaftswoche mit<br />

der Diagnose Sp<strong>in</strong>a bifida konfrontiert wurde,<br />

fühlte sie sich ziemlich alle<strong>in</strong> gelassen.<br />

„Es gab viel zu wenig Aufklärung, wir mussten<br />

uns mühsam Inform<strong>at</strong>ionen zusammensuchen,<br />

um uns darauf e<strong>in</strong>stellen zu können,<br />

was da auf uns zukommen kann“, sagt<br />

H<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ger. Nach der Geburt von Denise h<strong>at</strong><br />

sie im Krankenhaus durch die Mutter e<strong>in</strong>es<br />

älteren K<strong>in</strong>des mit Sp<strong>in</strong>a bifida von e<strong>in</strong>er<br />

Selbsthilfegruppe erfahren. Seit sieben Jahren<br />

leitet sie nun diese Gruppe geme<strong>in</strong>sam<br />

mit ihrem Mann. „Wir wollen, dass Betroffene<br />

bei uns ihre Erfahrungen austauschen<br />

können, sehen, wie es anderen geht. Und<br />

wir bündeln auch In-form<strong>at</strong>ionen, organisieren<br />

Fachvorträge und Sem<strong>in</strong>are. Selbstverständlich<br />

s<strong>in</strong>d wir auch Ansprechpartner für<br />

werdende Eltern, die mit der Diagnose konfrontiert<br />

s<strong>in</strong>d.“<br />

Vorhersagen schwierig<br />

Die Möglichkeiten der Diagnose bereits<br />

während der Schwangerschaft werden immer<br />

besser. Oft kann man e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>a bifida<br />

schon mittels Ultraschall-Untersuchung er-<br />

Geschlossene Sp<strong>in</strong>a bifida – die Schnittführung für die OP ist bereits angezeichnet.<br />

Hautnaht nach Oper<strong>at</strong>ion e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>a bifida.<br />

16 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

kennen – genaueren Aufschluss gibt e<strong>in</strong>e<br />

Magnetresonanztomographie. Was die Diagnose<br />

Sp<strong>in</strong>a bifida letztendlich für jeden<br />

e<strong>in</strong>zelnen bedeutet, lässt sich im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

trotzdem kaum sagen. „Immer wieder kommen<br />

schwangere Frauen zu mir, und möchten<br />

wissen, was ihr K<strong>in</strong>d mit Sp<strong>in</strong>a bifida alles<br />

können oder nicht können wird“, sagt Dr. Holl,<br />

„nicht e<strong>in</strong>mal nach der Geburt ist es möglich,<br />

das vorauszusagen. Es kommt darauf an,<br />

wie geschädigt die Nerven letztlich wirklich<br />

s<strong>in</strong>d, es kommt auf den Verlauf der Oper<strong>at</strong>ion<br />

an, auf die weitere Entwicklung … es ist<br />

nicht nur e<strong>in</strong>mal vorgekommen, dass K<strong>in</strong>der,<br />

von denen ich das nicht angenommen habe,<br />

schließlich doch gehen konnten!“<br />

Jeder Mensch ist anders – und deshalb s<strong>in</strong>d<br />

auch mögliche Fehlbildungen und ihre Folgen<br />

von Fall zu Fall verschieden.<br />

Mag. Susanne Samet<strong>in</strong>ger<br />

Pl<strong>at</strong>tform MMC Oberösterreich<br />

Univ.-Doz. Dr. Marcus Riccabona, Leiter<br />

der Abteilung für K<strong>in</strong>derurologie am<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, h<strong>at</strong> 2005 e<strong>in</strong>e Pl<strong>at</strong>tform für<br />

MMC-P<strong>at</strong>ienten <strong>in</strong>s Leben gerufen. E<strong>in</strong><br />

Team von Expert<strong>in</strong>nen und Experten aus<br />

ver-schiedenen Fachrichtungen (Neurochirurgie,<br />

K<strong>in</strong>derurologie, K<strong>in</strong>derneurologie,<br />

K<strong>in</strong>derorthopädie, K<strong>in</strong>derchirurgie,<br />

K<strong>in</strong>derpsychologie) aus der Landes-,<br />

Frauen- und K<strong>in</strong>derkl<strong>in</strong>ik und dem Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Schwestern<br />

L<strong>in</strong>z bietet den betroffenen P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen<br />

und P<strong>at</strong>ienten e<strong>in</strong>e umfassende und<br />

kompetente Betreuung beim komplexen<br />

Krankheitsbild Sp<strong>in</strong>a bifida. Ansprechpartner<strong>in</strong><br />

für Inform<strong>at</strong>ionen und Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barungen:<br />

DKGS Siegl<strong>in</strong>de Gr<strong>at</strong>zl,<br />

Mo. – Do. von 80:30 Uhr bis 12:30 Uhr,<br />

Tel.: 0732/ 76 77 46 59<br />

E-Mail: siegl<strong>in</strong>de.gr<strong>at</strong>zl@bhs.<strong>at</strong><br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 17


Impulse für mehr<br />

Lebensqualität<br />

Studien im Kampf gegen Krebs<br />

Im Kampf gegen den Brust- und Darmkrebs leistet die österreichische Studiengruppe ABCSG <strong>in</strong>tern<strong>at</strong>ional<br />

Beachtliches.<br />

Krebserkrankungen s<strong>in</strong>d jetzt schon die<br />

zweithäufigste Todesursache <strong>in</strong> Österreich<br />

und Mediz<strong>in</strong>er gehen davon aus, dass<br />

bösartige Erkrankungen <strong>in</strong> den nächsten<br />

Jahren derart zunehmen, dass sie bald<br />

die häufigste Todesursache darstellen werden.<br />

Die moderne Mediz<strong>in</strong> versucht dieser<br />

Entwicklung E<strong>in</strong>halt zu bieten. Als prob<strong>at</strong>e<br />

Str<strong>at</strong>egie haben sich hier die kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studien der Austrian Breast und Colorectal<br />

Cancer Study Group (ABCSG) gezeigt.<br />

Die Studiengruppe h<strong>at</strong> es sich <strong>in</strong> Österreich<br />

seit 1982 zur Aufgabe gemacht, Diagnostik,<br />

Therapie und Nachbehandlung des<br />

Mamma- und kolorektalen Karz<strong>in</strong>oms bei<br />

P<strong>at</strong>ienten ohne Metastasen <strong>in</strong> ganz Österreich<br />

zu vere<strong>in</strong>heitlichen und kont<strong>in</strong>uierlich<br />

zu verbessern. Unterm Strich heißt das für<br />

P<strong>at</strong>ienten: bessere Heilungschancen und<br />

mehr Lebensqualität.<br />

Wie wichtig die Arbeit der ABCSG ist, belegen<br />

Zahlen: Jede achte Frau <strong>in</strong> Österreich<br />

erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs,<br />

derzeit leben alle<strong>in</strong> im Land ob der<br />

Enns rund 32.000 Personen mit dieser Diagnose.<br />

Jährlich werden rund 750 Neuerkrankungen<br />

registriert.<br />

Ähnlich verhält es sich beim Darmkrebs. 800<br />

Menschen erkranken <strong>in</strong> Oberösterreich jähr-<br />

18 <strong>HUMAN</strong> 2/06


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Expertentipp<br />

Univ. Doz. Prim. Dr.<br />

Michael Fridrik<br />

FA für Innere Mediz<strong>in</strong> mit dem<br />

Zus<strong>at</strong>zfach Häm<strong>at</strong>ologie und<br />

Internistische Onkologie,<br />

Abteilungsleiter im AKH L<strong>in</strong>z<br />

Wie wichtig die Arbeit der ABCSG-Zentren ist, belegen Zahlen: In Österreich erkrankt jede achte Frau<br />

im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, derzeit leben alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Oberösterreich rund 32.000 Frauen mit<br />

dieser Diagnose. Jährlich werden 750 Neuerkrankungen registriert. Die besten Heilungschancen bestehen<br />

nach wie vor <strong>in</strong> der Früherkennung des malignen Tumors.<br />

lich an dieser bösartigen Tumorerkrankung,<br />

5000 s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> ganz Österreich. Damit zählt<br />

das Kolonkarz<strong>in</strong>om mit Brust-, Prost<strong>at</strong>aund<br />

Lungenkrebs zu den häufigsten Formen.<br />

Wohl der P<strong>at</strong>ienten im<br />

Vordergrund<br />

In Österreich gehören über 100 Zentren der<br />

ABCSG an. In OÖ s<strong>in</strong>d es 18 Zentren. In<br />

Österreich wurden bis d<strong>at</strong>o 24 Mammakarz<strong>in</strong>om-Studien<br />

und 8 Kolon-Studien (Darmkrebs)<br />

durchgeführt. „Diese verpflichten<br />

sich zu landesweiten Qualitätskontrollen“,<br />

sagt Univ. Doz. Prim. Dr. Michael Fridrik, der<br />

am Aufbau dieser größten österreichischen<br />

Studiengruppe für Krebserkrankungen beteiligt<br />

war. „Die durchgeführten kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> höchstem Maße transparent<br />

und werden <strong>in</strong> jeder Phase durch Ethikkommissionen<br />

und durch die zuständigen Behörden<br />

überwacht. Die Sicherheit und das<br />

Wohl der Studienteilnehmer stehen über<br />

den Interessen der Wissenschaft“, betont<br />

Primar Fridrik.<br />

Hohen Standard sicherstellen<br />

Die Zahl der kl<strong>in</strong>ischen ABCSG-Zentren erhöht<br />

sich ständig. „Beispielsweise konzentrieren<br />

sich Studien <strong>in</strong> den USA auf nur<br />

e<strong>in</strong>ige hoch spezialisierte Spitäler“, sagt<br />

der Onkologe und Häm<strong>at</strong>ologe. „Wir haben<br />

viele Zentren, wodurch e<strong>in</strong> landesweiter<br />

Standard <strong>in</strong> Diagnose, oper<strong>at</strong>iver Therapie<br />

und Nachbehandlung sichergestellt ist.“ Die<br />

Studiengruppe ist jetzt <strong>in</strong> der Lage, ebenso<br />

große kl<strong>in</strong>ische Studien wie Großbritannien<br />

oder Deutschland durchzuführen und das,<br />

obwohl wir wesentlich weniger E<strong>in</strong>wohner<br />

haben und folglich uns weniger Studienteilnehmer<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Studienfreundliches Klima<br />

In vielen europäischen Ländern ist es sehr<br />

schwierig, P<strong>at</strong>ienten zu e<strong>in</strong>er Teilnahme<br />

an Studien zu motivieren. „In Österreich<br />

ist es der ABCSG gelungen, e<strong>in</strong> studienfreundliches<br />

Klima zu schaffen. Mittlerweile<br />

neh-men über 15.000 P<strong>at</strong>ienten mit Brustoder<br />

Kolorekta-Karz<strong>in</strong>omen an Studien der<br />

ABCSG teil“, freut sich Primar Fridrik über<br />

diese positive Entwicklung.<br />

Östrogen als Nahrungsquelle<br />

für den Krebs<br />

Zwei Drittel aller Brustkrebsp<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen haben<br />

e<strong>in</strong>en hormonrezeptorpositiven Brustkrebs.<br />

Das heißt: Der Brustkrebs sieht das<br />

Hormon Östrogen sozusagen als „Nahrungsquelle“.<br />

Von diesen nimmt jede zweite menopausale<br />

(nach den Wechseljahren) und jede dritte<br />

prämenopausale (vor den Wechsel-jah-<br />

Fragen Sie Ihren behandelnden<br />

Arzt, ob das Krankenhaus<br />

an e<strong>in</strong>er Studie<br />

teilnimmt. Dies gilt überdies<br />

nicht nur für Krebsp<strong>at</strong>ienten.<br />

An kl<strong>in</strong>ischen Studien<br />

teilnehmende P<strong>at</strong>ienten<br />

erhalten, dem aktuellen<br />

Stand der Wissenschaft<br />

entsprechend, die besten<br />

Therapien, an denen die<br />

besten Mediz<strong>in</strong>er aus ganz<br />

Österreich teilnehmen. Die<br />

Medikamente, die zum E<strong>in</strong>s<strong>at</strong>z<br />

kommen, s<strong>in</strong>d auf ihre<br />

Nebenwirkungen schon<br />

genauestens getestet. Die<br />

P<strong>at</strong>ienten, die n<strong>at</strong>ürlich bestimmte<br />

mediz<strong>in</strong>ische Voraussetzungen<br />

für die jeweilige<br />

Studie mitbr<strong>in</strong>gen<br />

müssen, werden besonders<br />

sorgfältig untersucht und<br />

der Behandlungsfortschritt<br />

wird genauestens überwacht.<br />

Lebenserwartung<br />

und Lebensqualität steigen<br />

für die Betroffenen. Wie e<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung belegt: Studienp<strong>at</strong>ienten<br />

leben länger.<br />

Für die P<strong>at</strong>ienten entstehen<br />

ke<strong>in</strong>e Kosten.“<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 20<br />

2/06 <strong>HUMAN</strong> 19


GESUNDER DARM<br />

KOLON-KARZINOM<br />

Mehr als 90 Prozent aller Darmkrebsfälle entwickeln sich aus e<strong>in</strong>em (gutartigen) Polypen. Die Zeit zwischen Entwicklung von e<strong>in</strong>em Polypen zur bösartiger<br />

Entartung Richtung Karz<strong>in</strong>om kann mit mehr als 10 Jahren angesetzt werden. Mit der Koloskopie steht der Mediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong> gutes Verfahren zur Verfügung, den<br />

Polyp bzw. auch Vorstufen von Krebs rechtzeitig zu entdecken und auch e<strong>in</strong>fach zu entfernen.<br />

ren) Brustkrebs-P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> <strong>in</strong> Österreich an<br />

ABCSG- Studien teil. Das ist e<strong>in</strong> beachtlicher<br />

Erfolg, zeigt aber auch, dass es noch<br />

Potential gibt.<br />

Unwillkommene Nebeneffekte<br />

Die moderne Mediz<strong>in</strong> entwickelt zwar immer<br />

effizientere Therapien im Kampf gegen den<br />

Brustkrebs, jedoch gibt es auch hier unwillkommene<br />

Nebeneffekte, wie sich dies im<br />

Fall der Antihormontherapie bei prämenopausalen<br />

P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen nach e<strong>in</strong>er Oper<strong>at</strong>ion<br />

gezeigt h<strong>at</strong>.<br />

Bei vielen von ihnen g<strong>in</strong>g mit der Therapie<br />

e<strong>in</strong> Verlust der Knochendichte e<strong>in</strong>her. Die<br />

Osteoporose ist durch e<strong>in</strong>e verr<strong>in</strong>gerte Knochenmasse<br />

und e<strong>in</strong>e poröse Knochenstruktur<br />

gekennzeichnet, was auch sehr schmerzhaft<br />

se<strong>in</strong> kann. Beides lässt den Knochen<br />

leichter brechen. Typische Bruchstellen s<strong>in</strong>d<br />

die Wirbelsäule, die Hüfte oder das Handgelenk.<br />

Da der Knochenschwund lange Zeit<br />

ohne Anzeichen fortschreitet, kommt es nicht<br />

selten zu Brüchen ohne äußere E<strong>in</strong>flüsse.<br />

Das Heben e<strong>in</strong>er Tasche oder festes Husten<br />

können hierfür schon ausreichen.<br />

Knochendichteverlust verh<strong>in</strong>dern<br />

„Bei der ABCSG-Studie 12, an der 4<strong>01</strong> P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen<br />

teilnahmen, konnte erstmals gezeigt<br />

werden, dass durch e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Bisphosphon<strong>at</strong>-Behandlung e<strong>in</strong> Knochendichteverlust<br />

verh<strong>in</strong>dert werden kann“, sagt<br />

Prim. Fridrik. Mit der Publik<strong>at</strong>ion im „Journal<br />

of Cl<strong>in</strong>ical Oncology“ zeigt sich, dass die<br />

ABCSG früh erkannt h<strong>at</strong>, wo die Schwierigkeit<br />

der Antihormontherapie für die Zukunft<br />

liegt. Für die P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen wird zudem das<br />

Risiko an e<strong>in</strong>er schmerzhaften Osteoporose<br />

zu erkranken noch verr<strong>in</strong>gert – e<strong>in</strong> Stückchen<br />

mehr Lebensqualität.<br />

Rezidivrisiko verm<strong>in</strong>dern<br />

Jede achte Frau <strong>in</strong> Österreich erkrankt im Laufe<br />

ihres Lebens an Brustkrebs, zwischen 20<br />

und 30 Prozent von ihnen leiden an e<strong>in</strong>em<br />

„HER2/neu-positiven Brustkrebs“, e<strong>in</strong>er besonders<br />

aggressiven Form. Bei diesen Brustkrebs-P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen<br />

treten schon im Laufe der<br />

ersten beiden Jahre nach der Oper<strong>at</strong>ion Metastasen<br />

auf.<br />

Das Medikament Hercept<strong>in</strong>® gibt Grund zu<br />

großer Hoffnung: Bei P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen, die dieses<br />

Medikament nach ihrer Chemotherapie e<strong>in</strong><br />

Jahr lang erhielten, reduzierte sich das Risiko,<br />

erneut an Brustkrebs zu erkranken, um die<br />

Hälfte. Dies fand e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tern<strong>at</strong>ionale Studie, die<br />

unter Beteiligung der ABCSG st<strong>at</strong>tfand, heraus.<br />

Für behandelnde Ärzte e<strong>in</strong>e wichtige Orientierungshilfe<br />

<strong>in</strong> der Behandlung von „HER2/<br />

neu-positiver Brustkrebsp<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen“ .<br />

Den Darmkrebs aushungern<br />

Auch im Kampf gegen den Darmkrebs h<strong>at</strong><br />

die Studiengruppe Beachtliches geleistet,<br />

beziehungsweise ist <strong>in</strong> Richtung Forschung<br />

sehr aktiv. In nächster Zukunft wird sich<br />

die ABCSG <strong>in</strong> ihrer Studienarbeit vor allem<br />

mit neuen Antikörpern befassen, die nicht<br />

nur besonders wirksam s<strong>in</strong>d, sondern anders<br />

als klassische Zytost<strong>at</strong>ika auch mit ger<strong>in</strong>gen<br />

oder ke<strong>in</strong>en Nebenwirkungen angewandt<br />

werden können.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel ist die Studie QUASAR II, die<br />

sich bereits <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>reichphase bef<strong>in</strong>det<br />

und an der 20 ABCSG-Zentren teilnehmen<br />

werden. In der Studie wird nach der oper<strong>at</strong>iven<br />

Entfernung des Tumors die Chemo-<br />

20 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

therapie mit Capecitab<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er Therapie<br />

verglichen, bei der Capecitab<strong>in</strong>e mit Bevacizumab<br />

<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong><strong>at</strong>ion e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />

Primar Fridrik: „Monoklonale Antikörper werden<br />

erst seit kurzem <strong>in</strong> der Darmkrebstherapie<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Sie werden biotechnisch<br />

hergestellt und können meist als Infusion<br />

zusätzlich zur Chemotherapie verabreicht<br />

werden. Sie greifen gezielt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne<br />

Stoffwechselreaktionen e<strong>in</strong> und können beispielsweise<br />

die Versorgung des Tumors mit<br />

Sauerstoff und Nährstoffen verh<strong>in</strong>dern, <strong>in</strong>dem<br />

sie die Ausbildung von Blut-gefäßen<br />

im und zum Tumor stoppen. Sie hungern<br />

den Darmkrebs quasi aus.“<br />

Um und Auf: Zusammenarbeit<br />

der Fachrichtungen<br />

Neben der multizentrischen Arbeitsweise<br />

ist die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeit<br />

e<strong>in</strong> tragendes Element der kl<strong>in</strong>ischen Studien<br />

der ABCSG. „In der Zusammenarbeit<br />

mit Mediz<strong>in</strong>ern aus verschiedenen mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Diszipl<strong>in</strong>en wie Chirurgie, Radiotherapie,<br />

Internistischer Onkologie, Radiologie,<br />

Gynäkologie, Histop<strong>at</strong>hologie, Psychologie<br />

und Rehabilit<strong>at</strong>ionstherapie konnten <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren geme<strong>in</strong>sam diagnostische<br />

und therapeutische Fragen aufgegriffen<br />

und auf höchstem Qualitätsniveau beantwortet<br />

werden“, so Primar Dr. Fridrik.<br />

Virtuelle Tumorkonferenz<br />

E<strong>in</strong> Beispiel ist hierfür die „Virtuelle Tumorkonferenz“.<br />

E<strong>in</strong> Arzt stellt per E-Mail e<strong>in</strong>en<br />

Fall vor, die Mitglieder der ABCSG, nehmen<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är dazu Stellung. So h<strong>at</strong> e<strong>in</strong> P<strong>at</strong>ient<br />

die Möglichkeit, dass die besten Fachärzte<br />

von Österreich sich mit se<strong>in</strong>em Fall ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />

Doppelt so hoch wie <strong>in</strong> den USA<br />

Verdeutlichen lässt sich dies am Erfolg <strong>in</strong> der<br />

Behandlung von Brustkrebs. Rund 80 Prozent<br />

der erkrankten Frauen können dank<br />

dem Zusammenwirken dieser Fachdiszipl<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> ABCSG-Zentren brusterhaltend operiert<br />

werden. Die Erfolgsr<strong>at</strong>e h<strong>at</strong> sich damit<br />

mehr als verdreifacht und liegt nunmehr <strong>in</strong><br />

den österreichischen ABCSG-Zentren – nur<br />

sie unterziehen sich freiwillig Qualitätskontrollen<br />

– doppelt so hoch wie <strong>in</strong> den USA.<br />

Intern<strong>at</strong>ional beachtet<br />

Das österreichische, respektive oberösterreichische<br />

Gesundheitsnetzwerk zählt zu<br />

den besten der Welt. Laut WHO-Rank<strong>in</strong>g<br />

liegen wir an siebenter Stelle. Das kommt<br />

nicht von ungefähr – auch Studiengruppen<br />

wie die ABCSG leisten dazu wichtige wissenschaftliche<br />

Impulse, die auch <strong>in</strong>tern<strong>at</strong>ional<br />

e<strong>in</strong> großes Echo haben. So wurde die<br />

ABCSG zweimal zum <strong>in</strong>tern<strong>at</strong>ional bedeutendsten<br />

Brustkrebs-Symposium <strong>in</strong> San Antonio<br />

(USA) e<strong>in</strong>geladen, bei dem drei der<br />

wichtigsten Studien präsentiert wurden.<br />

Elisabeth Dietz-Buchner<br />

Studienvorteile auf e<strong>in</strong>en Blick<br />

Hohe mediz<strong>in</strong>ische Standards<br />

Weltweit gilt es bei P<strong>at</strong>ienten und Angehörigen<br />

Widerstände zu überw<strong>in</strong>den,<br />

um sie für mediz<strong>in</strong>ische Forschungsprogramme<br />

zu gew<strong>in</strong>nen. In Österreich h<strong>in</strong>gegen<br />

s<strong>in</strong>d 30 Prozent aller an Brustkrebs<br />

erkrankten Frauen <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ische<br />

Studien e<strong>in</strong>gebunden – e<strong>in</strong> hoher Prozents<strong>at</strong>z,<br />

der <strong>in</strong> Österreich zu hohen<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Standards geführt h<strong>at</strong>.<br />

Neue Behandlungskonzepte<br />

Studienteilnehmer erhalten e<strong>in</strong> neues<br />

Behandlungskonzept, das nach dem aktuellen<br />

Stand der Wissenschaft Aussicht<br />

h<strong>at</strong>, erfolgreicher zu se<strong>in</strong> als die bisher<br />

übliche Behandlung. Es wird zusätzlich<br />

sichergestellt, dass die neue Therapie<br />

sich immer mit der besten bekannten<br />

Therapie messen muss (Deklar<strong>at</strong>ion von<br />

Hels<strong>in</strong>ki des Weltärztebundes).<br />

Intensive, <strong>in</strong>dividuelle Betreuung<br />

P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien werden<br />

<strong>in</strong>tensiv und <strong>in</strong>dividuell betreut. Alle<br />

Zentren der ABCSG haben große Erfahrung<br />

<strong>in</strong> der Tumorbehandlung. Ist<br />

e<strong>in</strong>e Behandlungsmethode viel versprechend,<br />

gehören die Studienteilnehmer<br />

zu den ersten, die davon profi tieren.<br />

Höhere Lebenserwartung<br />

Brustkrebs-P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen zum Beispiel,<br />

die an kl<strong>in</strong>ischen Studien teilnehmen,<br />

haben e<strong>in</strong>e deutlich bessere Prognose.<br />

Durch zahlreiche Kontrollmechanismen<br />

und e<strong>in</strong>e konsequente Nachsorge erhöhen<br />

sich die Lebensqualität und die<br />

Lebenserwartung. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

erneut an Brustkrebs zu erkranken,<br />

s<strong>in</strong>kt. Das Gesamtüberleben war bei jenen<br />

Frauen, die an Studien teilnahmen,<br />

signifi kant höher als bei jenen, die dies<br />

nicht t<strong>at</strong>en. E<strong>in</strong>e Wechselwirkungsanalyse<br />

ergab, dass der Vorteil für die Studienteilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> allen Tumorstadien<br />

etwa gleich, besonders stark jedoch<br />

bei älteren P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen war.<br />

Ständige Weiterbildung der Ärzte<br />

Ärzte, die an den ABCSG-Studien teilnehmen,<br />

werden kont<strong>in</strong>uierlich weitergebildet,<br />

die Teilnahme ist für die Mediz<strong>in</strong>er<br />

verpfl ichtend.<br />

In Oper<strong>at</strong>ionskursen zum Beispiel perfektionieren<br />

Chirurgen der ABCSG die<br />

Technik der Brusterhaltung. Diese Technik<br />

wurde standardisiert und führte dazu,<br />

dass österreichweit bei P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen mit<br />

kle<strong>in</strong>eren Tumoren und nicht befallenen<br />

Lymphknoten <strong>in</strong> ABCSG-Krankenhäusern<br />

<strong>in</strong> 80 Prozent aller Fälle brusterhaltend<br />

operiert wird.<br />

Ke<strong>in</strong>e Kosten<br />

Medikamentöse Therapien, die <strong>in</strong><br />

ABCSG-Studien zum E<strong>in</strong>s<strong>at</strong>z kommen,<br />

s<strong>in</strong>d teuer. Es bedarf vieler Jahre<br />

Forschungsarbeit, bis e<strong>in</strong> Medikament<br />

überhaupt <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien, wie<br />

sie die ABCSG durchführt, angewendet<br />

werden darf. Jeder Studienteilnehmer<br />

erhält dieses Medikament kostenlos.<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 21


Hormongesteuert<br />

Der weibliche Zyklus und se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss auf die Frau<br />

Optimale Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e mögliche Schwangerschaft herstellen – das ist das Ziel der periodischen<br />

Veränderungen, die sich im weiblichen Körper etwa im Mon<strong>at</strong>srhythmus abspielen. Verantwortlich<br />

dafür s<strong>in</strong>d Hormone – ihr subtiles Zusammenspiel bee<strong>in</strong>flusst die Gesundheit, das Aussehen und<br />

sogar die Stimmung.<br />

22 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Beim Stichwort „hormongesteuert“ denkt<br />

man wohl vor allem an das so genannte<br />

starke Geschlecht. Zu unrecht: Der weibliche<br />

Zyklus – das Geschehen, das sich mehr als<br />

dreißig Jahre lang <strong>in</strong> Abständen von etwa 25<br />

bis 40 Tagen im weiblichen Körper wiederholt<br />

– wird von e<strong>in</strong>er Reihe von Hormonen gesteuert.<br />

Die Menstru<strong>at</strong>ion als sichtbares Zeichen<br />

der Fruchtbarkeit ist lange Zeit mystifiziert<br />

und tabuisiert worden: Hippokr<strong>at</strong>es, der berühmte<br />

Arzt der griechischen Antike, bezeichnete<br />

die Regelblutung als „Abgangsprozess<br />

überschüssiger weiblicher Körperflüssigkeit“.<br />

Pl<strong>in</strong>ius der Ältere berichtete von der „Unre<strong>in</strong>heit“<br />

menstruierender Frauen und beschrieb,<br />

dass <strong>in</strong> ihrer Nähe der We<strong>in</strong> verderbe, das<br />

Sa<strong>at</strong>gut unfruchtbar werde und die Pflanzen<br />

verdorrten. Noch bis <strong>in</strong>s zwanzigste Jahrhundert<br />

hielten sich e<strong>in</strong>ige Mythen hartnäckig:<br />

So durften Frauen während ihrer Menstru<strong>at</strong>ion<br />

ke<strong>in</strong> Brot backen, nicht <strong>in</strong> Röntgen- oder<br />

Fotolabor<strong>at</strong>orien mitarbeiten, ke<strong>in</strong>e Pflanzen<br />

oder Blumen berühren – Begründung war,<br />

dass sie als „Unre<strong>in</strong>e“ das M<strong>at</strong>erial – Teig,<br />

Filme, Pflanzen – schädigen könnten. Auch<br />

der Blick <strong>in</strong> den Spiegel war für Frauen während<br />

der Menstru<strong>at</strong>ion lange Zeit tabu, weil<br />

man befürchtete, er könnte m<strong>at</strong>t werden.<br />

Vom Mythos zur Gendermediz<strong>in</strong><br />

Erst während der zweiten Hälfte des vergangenen<br />

Jahrhunderts h<strong>at</strong> sich das Thema<br />

Menstru<strong>at</strong>ion langsam von diesen Mythen distanziert.<br />

Die Möglichkeiten, sich sauber zu<br />

halten, s<strong>in</strong>d besser geworden und man kann<br />

Frauen ihre Menstru<strong>at</strong>ion heute weder ansehen<br />

noch diese riechen – von „unre<strong>in</strong>“ also<br />

ke<strong>in</strong>e Spur mehr. Die moderne Mediz<strong>in</strong> h<strong>at</strong><br />

sich das Wissen um die weiblichen Hormone<br />

und den Menstru<strong>at</strong>ionszyklus, den sie steuern,<br />

schon längst auch außerhalb der Gynäkologie<br />

zunutze gemacht und trägt der<br />

Verschiedenheit der Frauen <strong>in</strong> der Gendermediz<strong>in</strong><br />

Rechnung.<br />

Impuls vom Gehirn<br />

Die fruchtbare Phase der Frau beg<strong>in</strong>nt mit der<br />

Pubertät, etwa mit zwölf Jahren. Dann beg<strong>in</strong>nt<br />

der Hypothalamus, e<strong>in</strong> Bereich im Gehirn, der<br />

das veget<strong>at</strong>ive Nervensystem steuert, e<strong>in</strong> Hormon<br />

auszuschütten, das auf die Hirnanhangdrüse,<br />

die so genannte Hypophyse, wirkt. Diese<br />

produziert auf Befehl des Hypothalamus<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von Hormonen, so auch das Follikel<br />

stimulierende Hormon (FSH). Unter se<strong>in</strong>em<br />

E<strong>in</strong>fluss reifen <strong>in</strong> den Eierstöcken Eizellen<br />

– Follikel – heran. Man spricht zuerst vom<br />

Primär-, dann vom Sekundär- und schließlich<br />

Expertentipp<br />

Univ. Doz. Prim. Dr.<br />

Gernot Tews<br />

FA für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,<br />

Abteilungsleiter an der<br />

Landes- Frauen- und K<strong>in</strong>derkl<strong>in</strong>ik<br />

L<strong>in</strong>z und e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

Die Zufuhr von Östrogen ist <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren immer wieder für die<br />

Entstehung von Brustkrebs verantwortlich<br />

gemacht worden. Mittlerweile ist erwiesen,<br />

dass die „Pille“ damit nichts zu tun<br />

h<strong>at</strong>, und die Studien, die e<strong>in</strong>e Hormoners<strong>at</strong>ztherapie<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em<br />

erhöhten Brustkrebsrisiko br<strong>in</strong>gen, nicht<br />

richtig durchgeführt wurden. Wichtig ist es,<br />

vor Beg<strong>in</strong>n der Hormoners<strong>at</strong>ztherapie unbed<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong>en Hormonst<strong>at</strong>us zu erheben,<br />

(Gefahr der Überdosierung) e<strong>in</strong>e vernünftige<br />

Abwägung der Vor- und Nachteile vorzunehmen<br />

und die P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong> ausführlich zu<br />

ber<strong>at</strong>en, da es sonst zu schädlichen Überdosierungen<br />

kommen kann.<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 24<br />

Im Alter von ca. 12 Jahren setzt die Pubertät und damit die Menstru<strong>at</strong>ion bei Mädchen e<strong>in</strong>.<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 23


versiegt. Dadurch kommt es zu e<strong>in</strong>er Mangeldurchblutung<br />

der Gebärmutterschleimhaut.<br />

Ihre oberste Schicht löst sich und wird mit<br />

Blut vermischt ausgeschieden – es kommt<br />

zur Menstru<strong>at</strong>ion, die den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Zyklus<br />

darstellt. Die Gebärmutter zieht sich <strong>in</strong><br />

dieser Phase zusammen, um die Ablösung<br />

der Schleimhaut zu unterstützen. Am Ende<br />

der Blutung beg<strong>in</strong>nen neue Follikel zu reifen<br />

– die Schleimhaut baut sich wieder auf.<br />

vom Tertiärfollikel, der bereits etwa e<strong>in</strong>en Zentimeter<br />

groß ist und selbst das Hormon Östrogen<br />

produziert. Schließlich verdrängt der<br />

größte Follikel die anderen, kle<strong>in</strong>eren, die sich<br />

parallel entwickelt haben – diese gehen zugrunde.<br />

Der übrig gebliebene Follikel wächst<br />

weiter und füllt sich mit Flüssigkeit. Unter<br />

dem E<strong>in</strong>fluss der Hormone LH (Corpus luteum)<br />

und FSH aus der Hirnanhangdrüse<br />

wächst er weiter und pl<strong>at</strong>zt schließlich auf –<br />

es kommt zum Eisprung, den manche Frauen<br />

als so genannten Mittelschmerz spüren. Die<br />

Follikelflüssigkeit schwemmt die reife Eizelle<br />

aus dem Eierstock. Im Eileiter wird sie aufgefangen.<br />

Dort ist sie nun für etwa zwölf bis 24<br />

Stunden befruchtungsfähig. Das übrig gebliebene<br />

Gewebe im Eierstock wandelt sich unter<br />

dem E<strong>in</strong>fluss von LH zum Gelbkörper. Dieser<br />

produziert das Hormon Progesteron, das<br />

für e<strong>in</strong>en Aufbau der Gebärmutterschleimhaut<br />

sorgt, sodass sich e<strong>in</strong>e befruchtete Eizelle<br />

e<strong>in</strong>nisten kann. Gleichzei-tig geht die Östrogen-Produktion<br />

zurück.<br />

Schwanger …<br />

E<strong>in</strong>e befruchtete Eizelle nistet sich <strong>in</strong> der<br />

Gebärmutterschleimhaut e<strong>in</strong>. Der Hormonhaushalt<br />

verändert sich: Die Eierstöcke produzieren<br />

vermehrt Östrogen, der Gelbkörper<br />

Progesteron. Zusätzlich produziert die Blastozyste<br />

und später die Plazenta humanes Chorion-Gonadotrop<strong>in</strong><br />

(hCG), e<strong>in</strong> Hormon, das<br />

ausschließlich <strong>in</strong> der Schwangerschaft vorkommt.<br />

Schwangerschaftstests funktionieren<br />

durch den Nachweis von hCG im Harn.<br />

… oder zurück an den Start<br />

Wird die Eizelle nicht befruchtet, so entwickelt<br />

sich der Gelbkörper nach zehn bis zwölf Tagen<br />

zurück, die Produktion von Progesteron<br />

Nebenwirkungen<br />

Etwa e<strong>in</strong>en Zehntel Liter Blut – e<strong>in</strong> Schnapsglas<br />

voll – geht bei der Menstru<strong>at</strong>ion verloren,<br />

dazu kommen noch zehn Quadr<strong>at</strong>zentimeter<br />

Schleimhaut. Am stärksten ist die Blutung<br />

meist am zweiten Tag. Sie kann bis zu zehn<br />

Tage dauern und von Krämpfen im Unterleib,<br />

Übelkeit, Durchfall, Schweißausbrüchen, Müdigkeit,<br />

Kopfschmerzen, Ziehen der Brüste<br />

und Stimmungsschwankungen begleitet se<strong>in</strong>.<br />

Auch <strong>in</strong> den letzten Tagen vor der Regelblutung<br />

leidet etwa e<strong>in</strong> Drittel der Frauen an e<strong>in</strong>igen<br />

dieser Symptome.<br />

„Zu der depressiven Grundstimmung während<br />

oder kurz vor der Menstru<strong>at</strong>ion kann<br />

es aufgrund e<strong>in</strong>es rel<strong>at</strong>iven Hormonmangels<br />

kommen“, erklärt Univ.-Doz. Prim. Dr. Gernot<br />

Tews, Leiter der Abteilung Gynäkologie und<br />

Geburtshilfe an der Landesfrauen- und K<strong>in</strong>derkl<strong>in</strong>ik<br />

L<strong>in</strong>z. Wie sehr Hormone die Psyche<br />

bee<strong>in</strong>flussen können, zeigt sich auch nach e<strong>in</strong>er<br />

Schwangerschaft, wenn manche Frauen<br />

<strong>in</strong> den so genannten Baby-Blues verfallen:<br />

Nach der überschießenden Produktion der<br />

Hormone Östrogen und Gestagen während<br />

der Schwangerschaft kann der rasche Abfall<br />

der Hormone nach der Entb<strong>in</strong>dung zu Depressionen<br />

führen.<br />

Gendermediz<strong>in</strong> – weil Frauen und Männer verschieden s<strong>in</strong>d<br />

Lange h<strong>at</strong> die Mediz<strong>in</strong> den Unterschied<br />

zwischen Frauen und Männern ausschließlich<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die „geschlechterspezifischen“<br />

Fächer – Frauenheilkunde<br />

und Männerheilkunde (die <strong>in</strong> den<br />

meisten Fällen von Urologen übernommen<br />

wird) – beachtet. Jüngste Erkenntnisse<br />

zeigen aber auf, dass sich der Unterschied<br />

zwischen den Geschlechtern<br />

auch <strong>in</strong> Reaktionen auf Medikamente, im<br />

Auftreten verschiedener Erkrankungen<br />

und ihren Symptomen zeigt. So kündigen<br />

sich bei Frauen Herz<strong>in</strong>farkte anders<br />

an als bei Männern, vor dem Wechsel<br />

s<strong>in</strong>d sie zudem aufgrund ihres höheren<br />

Östrogenspiegels weniger gefährdet, e<strong>in</strong>en<br />

Herz<strong>in</strong>farkt zu erleiden. Nach der<br />

Menopause – wenn die Östrogenproduktion<br />

versiegt – gleicht sich das Herz<strong>in</strong>farkt-Risiko<br />

von Männern und Frauen<br />

an. Für Erkrankungen des zen-tralen<br />

Nervensystems und Autoimmunerkrankungen<br />

sche<strong>in</strong>en Frauen anfälliger als<br />

Männer – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen konnte man<br />

die Zusammenhänge zwischen Hormonst<strong>at</strong>us<br />

und Erkrankungsrisiko bereits<br />

nachweisen<br />

24 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Durch körperlichen Stress wie Leistungssport kann sich der Hormonhaushalt verändern, Eisprung damit teilweise aussetzen.<br />

Umgekehrt kann die Psyche auch die Hormonproduktion<br />

bee<strong>in</strong>flussen: So kommt es<br />

bei Frauen mit unerfülltem K<strong>in</strong>derwunsch<br />

oft zu e<strong>in</strong>er Schwangerschaft, nachdem sie<br />

sich zur Adoption e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des entschlossen<br />

haben – wenn also die Belastung, nicht<br />

schwanger werden zu können – wegfällt. Extreme<br />

psychische Belastungen, wie etwa e<strong>in</strong><br />

Krieg, können ebenfalls den Hormonhaushalt<br />

so bee<strong>in</strong>flussen, dass es zur Sterilität<br />

kommt.<br />

Körperlicher Stress kann die Hormonsitu<strong>at</strong>ion<br />

auch verändern: So haben etwa 20 bis<br />

30 Prozent der Leistungssportler<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en<br />

sehr hohen LH-Spiegel, der den Eisprung<br />

verh<strong>in</strong>dert.<br />

In die N<strong>at</strong>ur e<strong>in</strong>greifen<br />

Das sensible Gleichgewicht der Hormone ist<br />

grundlegend für unser Wohlbef<strong>in</strong>den. Wie<br />

sehr schon kle<strong>in</strong>e Veränderungen das System<br />

durche<strong>in</strong>ander br<strong>in</strong>gen, erleben die meisten<br />

Frauen im Wechsel, wenn die Östrogenproduktion<br />

abnimmt. Schwitzen, Herzrasen,<br />

Müdigkeit können die Folgen se<strong>in</strong>, aber<br />

auch Auswirkungen auf e<strong>in</strong>zelne Organe: So<br />

kommt es zu e<strong>in</strong>em Abbau der Knochenmasse,<br />

Schleimhäute werden trocken, die Figur<br />

verändert sich, die Haare lichten sich. Erleichterung<br />

kann e<strong>in</strong>e Hormoners<strong>at</strong>ztherapie<br />

bieten. Die Vor- und Nachteile werden immer<br />

wieder heiß diskutiert: Währen die Anti-Ag<strong>in</strong>g-<br />

Mediz<strong>in</strong> das Östrogen als Jungbrunnen preist,<br />

weisen Kritiker auf e<strong>in</strong> erhöhtes Brustkrebsrisiko<br />

h<strong>in</strong>. Die britische „One Million Women<br />

Study“ verunsicherte 2005 viele Frauen, weil<br />

sie zu dem Ergebnis kam, dass die Hormoners<strong>at</strong>ztherapie<br />

Brustkrebs verursache. „In dieser<br />

Studie fehlten aber wichtige Voraussetzungen“,<br />

kritisiert Tews, „so wurde bei vielen<br />

Frauen, die an der Studie teilgenommen haben,<br />

nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Hormonst<strong>at</strong>us erhoben.<br />

Dass es da zu schädlichen Überdosierungen<br />

kommen kann, ist klar.“ Vernünftig und mit<br />

Maß und Ziel – also nach genauer Bestimmung<br />

des hormonellen St<strong>at</strong>us und nicht bis<br />

<strong>in</strong>s hohe Alter, sondern begrenzt auf kurze<br />

Zeit, um die Beschwerden der Wechseljahre<br />

zu l<strong>in</strong>dern, sei gegen e<strong>in</strong>e Hormoners<strong>at</strong>ztherapie<br />

nichts e<strong>in</strong>zuwenden, me<strong>in</strong>t Tews.<br />

Auch Verhütungsmittel machen sich die Wirkung<br />

von Östrogen und Gestagen zunutze.<br />

Die „Pille“ – e<strong>in</strong> komb<strong>in</strong>iertes Östrogen-Gestagen-Präpar<strong>at</strong><br />

– verh<strong>in</strong>dert den Eisprung.<br />

Wer e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Gestagen-Präpar<strong>at</strong> wie die<br />

Hormonspirale, das Hormonstäbchen oder<br />

die 3-Mon<strong>at</strong>s-Spritze e<strong>in</strong>nimmt, h<strong>at</strong> nach wie<br />

vor e<strong>in</strong>en Eisprung, Gestagen verh<strong>in</strong>dert aber<br />

den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und<br />

damit die E<strong>in</strong>nistung. Die Menstru<strong>at</strong>ion ist entweder<br />

sehr schwach oder fällt ganz aus. Das<br />

empf<strong>in</strong>den viele Frauen e<strong>in</strong>erseits als angenehm,<br />

andererseits sorgen sie sich aber, ob<br />

es der Gesundheit schaden könnte. „Grundsätzlich<br />

greifen Gestagen-Präpar<strong>at</strong>e weniger<br />

<strong>in</strong> den n<strong>at</strong>ürlichen Zyklus e<strong>in</strong> als komb<strong>in</strong>ierte<br />

Präpar<strong>at</strong>e. Insbesondere die Hormonspirale<br />

kommt mit ger<strong>in</strong>gsten Dosen aus, weil sie genau<br />

sitzt, wo sie wirken soll. Der Ausfall der<br />

Menstru<strong>at</strong>ionsblutung ist ke<strong>in</strong>esfalls schädlich,<br />

weil die Schleimhaut ja nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />

Maß aufgebaut wird“, beruhigt Tews.<br />

Von der ersten Regelblutung, der Menarche,<br />

bis zur Menopause, mit der die fruchtbare<br />

Zeit zu Ende ist, h<strong>at</strong> die durchschnittliche Frau<br />

etwa 500 Regelblutungen. Am Beg<strong>in</strong>n meist<br />

unregelmäßig, zwischendurch vielleicht unterbrochen<br />

von e<strong>in</strong>er oder mehreren Schwangerschaften,<br />

und im Wechsel wieder unregelmäßig<br />

bee<strong>in</strong>flusst der Menstru<strong>at</strong>ionszyklus<br />

die Frau, ihr Wohlbef<strong>in</strong>den, ihre Gesundheit.<br />

Das unterscheidet sie vom Mann. Der ist zwar<br />

auch hormonellen Schwankungen ausgesetzt,<br />

die sich aber eher im Tagesbereich abspielen<br />

und über Jahrzehnte h<strong>in</strong> stabil s<strong>in</strong>d..<br />

Mag. Susanne Samet<strong>in</strong>ger<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 25


Kl<strong>in</strong>gelton-Alarm!<br />

Handy, Schnurlostelefon und W-LAN gefährden Gesundheit<br />

Acht von zehn Österreichern telefonieren mobil – aus dem St<strong>at</strong>ussymbol Handy ist längst e<strong>in</strong> alltäglicher<br />

Begleiter geworden. Die Technologie, die sich <strong>in</strong>nerhalb der vergangenen Jahre rasant entwickelte, birgt<br />

jedoch Gefahren für die Gesundheit, warnen Umweltmediz<strong>in</strong>er.<br />

Müdigkeit, Konzentr<strong>at</strong>ionsstörungen, Hyperaktivität,<br />

Kopfschmerzen, Schw<strong>in</strong>del, T<strong>in</strong>nitus,<br />

Bluthochdruck, Störungen des Immunsystems,<br />

Depressionen … „Wenn P<strong>at</strong>ienten<br />

über solche Beschwerden klagen und sich<br />

ke<strong>in</strong>e körperliche Ursache feststellen lässt, so<br />

sollte man als Arzt daran denken, dass Mobiltelefone<br />

oder Schnurlostelefone die Auslöser<br />

se<strong>in</strong> können“, sagt Dr. Hannes Strand,<br />

Umweltreferent der Ärztekammer für OÖ und<br />

Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Waizenkirchen.<br />

Hochfrequente Strahlen<br />

Zwischen Sendemasten und Mobiltelefon,<br />

aber auch zwischen digitalen Schnurlostelefonen<br />

und ihrer Basisst<strong>at</strong>ion, bei Funknetzwerken<br />

wie W-LAN, oder dem „Internet aus<br />

der Steckdose“, das <strong>in</strong> manchen Stadtteilen<br />

von L<strong>in</strong>z bereits im Probebetrieb angeboten<br />

wird, werden hochfrequente elektromagnetische<br />

Strahlungen erzeugt. Sie alle bedienen<br />

sich der Digital Enhanced Cordless Telecommunic<strong>at</strong>ions<br />

(DECT)-Technologie, die<br />

derzeit Standard für schnurlose und Mobiltelefone<br />

sowie für kabellose D<strong>at</strong>enübertragung<br />

ist. Da im Gegens<strong>at</strong>z zu den früher gebräuchlichen<br />

analogen Schnurlostelefonen<br />

mit DECT ständig, auch wenn nicht telefoniert<br />

wird, e<strong>in</strong>e hochfrequente Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Basisst<strong>at</strong>ion und Schnurlostelefon<br />

besteht, ist die Belastung durch diese Telefone<br />

ungleich höher, als durch ihre analogen<br />

Vorgänger.<br />

Über die Auswirkungen auf die Gesund-<br />

26 <strong>HUMAN</strong> 1/07


Derzeit schießen <strong>in</strong> Österreich die Handymasten<br />

noch wild aus dem Boden. Die Bevölkerung<br />

ist aber schon wachsamer geworden.<br />

So werden <strong>in</strong> Niederösterreich seit<br />

Anfang 2006 Mobilfunk-Sendemasten, die<br />

mehr als vier W<strong>at</strong>t Sendeleistung haben,<br />

besteuert. Auch sonst ist die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

der Geme<strong>in</strong>den durch den niederösterreichischen<br />

Mobilfunkpakt <strong>in</strong>tensiver geworden.<br />

Im oberösterreichischen Hartkirchen<br />

haben sich vergangenes Jahr die E<strong>in</strong>wohwww.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

heit durch die Belastung mit elektromagnetischer<br />

Strahlung gehen die Me<strong>in</strong>ungen ause<strong>in</strong>ander.<br />

Studie beweist Chromosomen-<br />

Schädigung<br />

Dr. Thomas Kühn, Arbeits- und Umweltmediz<strong>in</strong>er<br />

mit e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, ist immer wieder mit P<strong>at</strong>ienten<br />

konfrontiert, die unter den beschriebenen<br />

Symptomen leiden: „Es fällt auf, dass sich<br />

viele Beschwerden rel<strong>at</strong>iv rasch bessern,<br />

wenn es gel<strong>in</strong>gt, die Intensität der Strahlenbelastung<br />

des Betroffenen deutlich zu reduzieren“,<br />

berichtet Dr. Kühn. Er verweist auf<br />

verschiedene Studien, die zu dem Ergebnis<br />

kommen, dass elektromagnetische Felder<br />

schädlich s<strong>in</strong>d und zwar schon bei Intensitäten,<br />

die deutlich unter den derzeit gültigen<br />

Grenzwerten liegen.<br />

So zeigt unter anderem die 2003 von Forschern<br />

aus sieben EU-Ländern im Doppelbl<strong>in</strong>dversuch<br />

durchgeführte Reflex-Studie,<br />

dass elektromagnetische Felder unter<br />

der derzeit festgelegten Sicherheitsgrenze<br />

bereits das Erbgut schädigen können - wie<br />

sich diese auf die Gesundheit auswirken, ist<br />

noch nicht klar. E<strong>in</strong> großes Problem bei der<br />

Grenzwertdiskussion ist, dass man nicht wie<br />

derzeit von e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> thermischen Schädigung<br />

der Zellen durch hochfrequente Strahlung<br />

ausgehen kann. Sondern man muss<br />

mit e<strong>in</strong>er „bioelektrischen“ Bee<strong>in</strong>flussung<br />

rechnen, die schon bei deutlich ger<strong>in</strong>geren<br />

Strahlenwerten auftritt und die <strong>in</strong> die Grenzwertüberlegungen<br />

noch nicht e<strong>in</strong>geflossen<br />

ist. Es liegt <strong>in</strong> der N<strong>at</strong>ur der Sache, dass<br />

Studienergebnisse und Bedenken der Mediz<strong>in</strong>er<br />

nicht von allen ernst genommen werden<br />

- vor allem, wenn wirtschaftliche Interessen<br />

dah<strong>in</strong>ter stecken.<br />

So kommt von Kritikern immer wieder das<br />

Argument, nicht die Strahlenbelastung, sondern<br />

die Angst davor sei die Ursache für Beschwerden.<br />

„Chromosomen brechen nicht,<br />

Expertentipp<br />

Dr. Hannes Strand<br />

Arzt für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Waizenkirchen und Referent für<br />

Umweltmediz<strong>in</strong> der ÄK für OÖ<br />

„Elektromagnetische Felder können die<br />

Auslöser für e<strong>in</strong>e Reihe von Beschwerden<br />

und Krankheiten se<strong>in</strong>: Müdigkeit, Schlafstörungen,<br />

Kopfschmerzen, Schw<strong>in</strong>del,<br />

Konzentr<strong>at</strong>ionsschwierigkeiten, T<strong>in</strong>nitus,<br />

Depression, Bluthochdruck, Störungen<br />

des Immunsystems.“<br />

weil sie Angst haben“, sagt dazu Dr. Kühn<br />

und weist daraufh<strong>in</strong>, dass auch Babys, die<br />

von den möglichen Gefahren elektromagnetischer<br />

Felder n<strong>at</strong>urgemäß nichts wissen,<br />

vermehrt unter Schlafstörungen und Unruhesymptomen<br />

leiden, wenn e<strong>in</strong>e Strahlenbelastung<br />

besteht. Dass die Belastung mit<br />

elektromagnetischer Strahlung der Auslöser<br />

e<strong>in</strong>iger Erkrankungen se<strong>in</strong> könnte, ist laut<br />

Reflex-Studie absolut plausibel.<br />

Bevölkerung wehrt sich<br />

„Medikamente mit solchen Studienergebnissen<br />

würden niemals zugelassen, beziehungsweise<br />

würden sie sofort vom Markt<br />

genommen!“, sagt Kühn, lenkt aber e<strong>in</strong>:<br />

„Ohne diese Technik wird man nicht auskommen,<br />

es geht also darum, im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Gesundheitsvorsorge vernünftige Lösungen<br />

im Umgang damit zuf<strong>in</strong>den!“<br />

Handy, kabelloses Internet & Co s<strong>in</strong>d auch im Priv<strong>at</strong>leben nicht mehr wegzudenken.<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 28<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 27


Tipp<br />

„Wir müssen uns mit e<strong>in</strong>er Technologie, auf die wir<br />

nicht mehr verzichten können, im S<strong>in</strong>ne des Vorsorgepr<strong>in</strong>zips<br />

arrangieren. Gefordert s<strong>in</strong>d die Betreiber,<br />

die auf die Bevölkerung und ihre Bedürfnisse Rücksicht<br />

nehmen müssen, bevor e<strong>in</strong>e Sendeanlage errichtet<br />

werden darf. Jeder E<strong>in</strong>zelne sollte aber auch selbst<br />

Vorsorgemaßnahmen treffen und die zehn Handyregeln<br />

der Ärztekammer beachten.“<br />

Dr. Thomas Kühn<br />

Arzt für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

ner erfolgreich dagegen gewehrt, dass e<strong>in</strong><br />

Sendemast direkt neben e<strong>in</strong>er Siedlung am<br />

Ortsrand aufgestellt wird. „Der Mast wäre nur<br />

120 Meter vor unserer Haustüre gewesen“,<br />

berichtet Johann Huemer, „erfahren habe<br />

ich davon durch Zufall, weil ich die Baggerfahrer<br />

gefragt habe, warum da aufgegraben<br />

wird.“ Daraufh<strong>in</strong> wurde Johann Huemer aktiv.<br />

Er <strong>in</strong>formierte sich über die Gefahren,<br />

sprach mit den Nachbarn und sammelte<br />

Unterschriften. „450, das s<strong>in</strong>d 98 Prozent<br />

der Betroffenen, haben <strong>in</strong>nerhalb von drei<br />

Tagen gegen die Errichtung des Handymasten<br />

an der geplanten Stelle protestiert“,<br />

sagt Huemer. E<strong>in</strong>e Bürger<strong>in</strong>iti<strong>at</strong>ive wurde<br />

gegründet, e<strong>in</strong>e Inform<strong>at</strong>ionsveranstaltung<br />

organisiert. „Wir haben Gespräche mit den<br />

Betreibern gesucht“, berichtet Huemer, „die<br />

haben uns zu verstehen gegeben, dass sie<br />

kooper<strong>at</strong>ionsbereit wären, wenn von uns<br />

e<strong>in</strong> altern<strong>at</strong>iver Vorschlag für den Standort<br />

des Sendemasts komme.“ Die Bürger<strong>in</strong>iti<strong>at</strong>ive<br />

rund um Johann Huemer war schließlich<br />

erfolgreich: Der Sendemast steht – aber<br />

<strong>in</strong> 400 Meter Entfernung von jeder Wohnanlage.<br />

Zusätzlich erreichten die Hartkirchner,<br />

dass bauliche Änderungen des Mastes nur<br />

mit der Zustimmung des Grundeigentümers<br />

getroffen werden dürfen.<br />

„Solche Lösungen s<strong>in</strong>d anzustreben“, sagt<br />

Dr. Thomas Kühn, der mit dem Hartkirchner<br />

Problem vertraut wurde, weil er am Inform<strong>at</strong>ionstag<br />

als Experte dabei war. „Es geht darum,<br />

sich zu arrangieren. E<strong>in</strong>e Technologie,<br />

die aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken<br />

ist, e<strong>in</strong>fach nur zu verteufeln, ist sicher<br />

nicht zielführend.“<br />

Er wünscht sich, dass man die Bürger als<br />

unmittelbar Betroffene ernster nimmt, „dazu<br />

gehört, dass sie ordentlich <strong>in</strong>formiert werden,<br />

wenn e<strong>in</strong> Projekt geplant ist.“<br />

Wichtig wäre auch e<strong>in</strong>e zentrale Anlaufstelle<br />

mit unabhängigen Experten (Umweltmediz<strong>in</strong>er),<br />

die e<strong>in</strong> geplantes Projekt prüfen bzw.<br />

begleiten und im Bedarfsfall Änderungsvorschläge<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen sollten. Durch e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Zusammenarbeit mit den Geme<strong>in</strong>den<br />

könnten auch die Betreiber profitieren.<br />

Technische Lösungen<br />

„Die Technologie wird sich unseren <strong>gesund</strong>heitlichen<br />

Bedürfnissen anpassen müssen“,<br />

fordert Dr. Hannes Strand, „warum kann<br />

e<strong>in</strong>e Gesellschaft nicht verlangen, dass<br />

28 <strong>HUMAN</strong> 1/07


Möglichkeiten, sich gegen die technische Ausst<strong>at</strong>tung<br />

der Nachbarwohnung, der Strahlenbelastung,<br />

die uns durch das Internet aus der<br />

Steckdose blühen wird, und Handymasten im<br />

Wohngebiet zu wehren, s<strong>in</strong>d da – wenn auch<br />

begrenzt. Doch auch der eigene Umgang mit<br />

Geräten, die elektromagnetische Strahlung<br />

verursachen, trägt zu e<strong>in</strong>em gesünderen Umwww.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Handymasten s<strong>in</strong>d im österreichischen Landschaftsbild ke<strong>in</strong>e Seltenheit mehr. Die Strahlenbelastung durch die dabei erzeugten elektromagnetischen<br />

Felder ist allerd<strong>in</strong>gs alarmierend.<br />

Handys so ausgest<strong>at</strong>tet s<strong>in</strong>d, dass sie auf<br />

der Benutzerseite abgeschirmt s<strong>in</strong>d, dass<br />

es ausziehbare Antennen gibt, auch wenn<br />

diese vielleicht nicht so schick s<strong>in</strong>d? Warum<br />

schreibt man für Heimtelefonie mittels<br />

DECT-Technologie nicht die neuen strahlungsarmen<br />

Schnurlostelefone vor, die es<br />

bereits zu kaufen gibt? Soll die Nachbarwohnung<br />

wirklich mitbelastet werden?“<br />

Regeln beachten<br />

feld bei. Jeder e<strong>in</strong>zelne kann durch se<strong>in</strong> Verhalten<br />

dazu beitragen, die elektromagnetische<br />

Strahlung ger<strong>in</strong>g zu halten. Die Ärztekammer<br />

h<strong>at</strong> dazu zehn mediz<strong>in</strong>ische Handyregeln erarbeitet,<br />

die zu beachten sich <strong>in</strong> jedem Fall<br />

lohnt: Der Gesundheit zuliebe, und, weil Kl<strong>in</strong>geltöne<br />

nicht überall gerne gehört s<strong>in</strong>d.<br />

Mag. Susanne Samet<strong>in</strong>ger<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 29


Versorgungspyramide<br />

Damit P<strong>at</strong>ienten nicht zu „Fällen“ werden<br />

So wohnortnahe wie möglich, so spezialisiert wie notwendig soll die mediz<strong>in</strong>ische Versorgung se<strong>in</strong>. Fügt<br />

man diesem Grunds<strong>at</strong>z noch den Wunsch h<strong>in</strong>zu, dass P<strong>at</strong>ienten als Menschen gesehen und nicht zu<br />

„Fällen“ reduziert werden, dann h<strong>at</strong> man e<strong>in</strong> optimales Gesundheitssystem. Das Programm der neuen<br />

Regierung steuert <strong>in</strong> die Gegenrichtung: „Mehr Zentralismus“ sche<strong>in</strong>t das Motto für die Gesundheitsplanung<br />

zu se<strong>in</strong>.<br />

Er kennt se<strong>in</strong>e P<strong>at</strong>ienten, ihr Umfeld, ihre Probleme: der Hausarzt.<br />

30 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

„Bürokr<strong>at</strong>ische Belastungen gehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Praxis<br />

zwangsläufig zu Lasten des Arztes – und somit auch zu<br />

Lasten se<strong>in</strong>er P<strong>at</strong>ienten, für die er dann weniger Zeit h<strong>at</strong>“,<br />

warnt MR Dr. Oskar Schwen<strong>in</strong>ger.<br />

„Vertrauen und Kont<strong>in</strong>uität s<strong>in</strong>d wichtig – nur so kann<br />

man auf die Individualität der P<strong>at</strong>ienten e<strong>in</strong>gehen und<br />

sie optimal betreuen“, sagt MR Dr. Thomas Fiedler.<br />

Da ist die Rede von „<strong>in</strong>tegrierter Versorgung“,<br />

von „ambulanten Gesundheitszentren“, von<br />

der „elektronischen Gesundheitsakte“. Vieles<br />

von dem, was die neue Regierung im Bereich<br />

Gesundheit <strong>in</strong> ihr Programm geschrieben h<strong>at</strong>,<br />

deutet darauf h<strong>in</strong>, dass die Versorgungspyramide<br />

zugunsten von mehr Zentralismus geschwächt<br />

werden soll.<br />

E<strong>in</strong>er für alles – der Hausarzt<br />

Der Hausarzt stellt die Basis der Versorgungspyramide<br />

dar. Er kennt se<strong>in</strong>e P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen<br />

und P<strong>at</strong>ienten, weiß über ihr Umfeld<br />

Bescheid. „Oft kommen me<strong>in</strong>e P<strong>at</strong>ienten wegen<br />

Kle<strong>in</strong>igkeiten wie etwa e<strong>in</strong>er Halsentzündung<br />

zu mir, und es stellt sich im Gespräch<br />

heraus, dass die wirklichen Probleme ganz<br />

woanders liegen“, sagt MR Dr. Oskar Schwen<strong>in</strong>ger,<br />

Kurienobmann der niedergelassenen<br />

Ärzte der Ärztekammer für OÖ und selbst<br />

Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Wels. Die mediz<strong>in</strong>ische<br />

Komponente sei nur e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>er optimalen<br />

Gesundheitsversorgung, so Schwen<strong>in</strong>ger,<br />

h<strong>in</strong>zu komme das Vertrauensverhältnis zwischen<br />

Arzt und P<strong>at</strong>ient. „E<strong>in</strong> guter Hausarzt<br />

leistet für die körperliche und psychische Gesundheit<br />

se<strong>in</strong>er P<strong>at</strong>ient<strong>in</strong>nen und P<strong>at</strong>ienten<br />

unheimlich viel“, ist Schwen<strong>in</strong>ger überzeugt.<br />

Individuelle Betreuung<br />

beim Facharzt<br />

Die neue Regierung sieht den Aufbau ambulanter<br />

Gesundheitszentren vor, die mit den<br />

Spitälern zusammenarbeiten sollen. „Solche<br />

Gesundheitszentren haben sich schon <strong>in</strong><br />

Skand<strong>in</strong>avien, Großbritannien und im ehemaligen<br />

Ostblock nicht bewährt“, sagt MR<br />

Dr. Thomas Fiedler, stv. Kurienobmann der<br />

niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer<br />

für OÖ, „die ambulante fachärztliche Versorgung<br />

muss weiterh<strong>in</strong> flächendeckend<br />

regional angeboten werden. Nur so ist gewährleistet,<br />

dass das <strong>in</strong>dividuelle Arzt-P<strong>at</strong>ienten-Verhältnis<br />

aufrecht bleibt.“ Welche<br />

Frau geht nicht lieber zum Frauenarzt ihres<br />

Vertrauens, um sich über die für sie optimale<br />

Verhütung ber<strong>at</strong>en zu lassen, als <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gesundheitszentrum,<br />

wo sie e<strong>in</strong> Arzt ber<strong>at</strong>en<br />

soll, der sie noch nie vorher gesehen h<strong>at</strong>?<br />

Gesundheitsversorgung<br />

wohnortnah<br />

Neben der <strong>in</strong>dividuellen, kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Betreuung durch Ärzte des Vertrauens<br />

spielt auch die Nähe zum Wohnort e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle für e<strong>in</strong>e optimale Gesundheitsversorgung.<br />

E<strong>in</strong> Rout<strong>in</strong>e-E<strong>in</strong>griff muss<br />

nicht im Spezial-Krankenhaus <strong>in</strong> der Landeshauptstadt<br />

durchgeführt werden – dafür<br />

soll das regionale Spital zur Verfügung<br />

stehen, wo der Anfahrtsweg kurz ist – nicht<br />

nur für die P<strong>at</strong>ienten, sondern auch für ihre<br />

Besucher.<br />

P<strong>at</strong>ientend<strong>at</strong>en müssen<br />

vertraulich bleiben<br />

E<strong>in</strong> Vorhaben der neuen Regierung ist der<br />

Ausbau der elektronischen Gesundheitsakte.<br />

Geplant ist, alle Befunde elektronisch<br />

abrufbar zu machen. Wo viele D<strong>at</strong>en gespeichert<br />

s<strong>in</strong>d, steige die Möglichkeit von D<strong>at</strong>enmissbrauch,<br />

warnt Dr. Schwen<strong>in</strong>ger und<br />

fordert: „Der Schutz und die Vertraulichkeit<br />

mediz<strong>in</strong>ischer D<strong>at</strong>en muss oberste Priorität<br />

haben. Die D<strong>at</strong>en müssen daher unbed<strong>in</strong>gt<br />

dezentral bei den Ärzten gespeichert<br />

und verwaltet werden, schließlich verwalten<br />

diese schon seit jeher P<strong>at</strong>ientend<strong>at</strong>en vertraulich.<br />

Das ist schon im hippokr<strong>at</strong>ischen<br />

Eid verankert.“ Durch die Möglichkeit, Gesundheitsdokument<strong>at</strong>ionen<br />

rasch zu erhalten,<br />

wachse außerdem der Rechtfertigungsdruck<br />

der P<strong>at</strong>ienten, sich gegenüber<br />

Arbeitgebern oder Versicherungen über den<br />

Gesundheitsst<strong>at</strong>us auszuweisen.<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 31


Reizende Arzneien<br />

Wenn Medikamente Allergien hervorrufen<br />

Nicht jedes Pulverl wirkt so, wie es se<strong>in</strong> sollte. Manche Menschen reagieren auf bestimmte Wirkstoffe von<br />

Medikamenten allergisch. Sofortreaktionen können lebensbedrohlich se<strong>in</strong>, Spätreaktionen lästige aber<br />

nicht ansteckende Hautausschläge und anderen Unbill verursachen. Die Zahl der Betroffenen ist aber<br />

verhältnismäßig kle<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e Ang<strong>in</strong>a lässt sich vortrefflich mit e<strong>in</strong>em<br />

Penizill<strong>in</strong> bekämpfen. Zweimal täglich zur gleichen<br />

Uhrzeit das Antibiotika geschluckt und<br />

die Wirkung fühlt sich beruhigend an. Tage<br />

später, die Krankheit ist längst vergessen,<br />

taucht über Nacht plötzlich e<strong>in</strong> Ausschlag auf,<br />

der sich zusehends weiterverbreitet – bis der<br />

ganze Körper von kle<strong>in</strong>en roten Punkten übersät<br />

ist.<br />

E<strong>in</strong>es ist sofort klar, da kann nur noch der<br />

Hautarzt helfen. „Angesichts der vielen Medikamente,<br />

die täglich verschrieben werden und<br />

das Leiden der P<strong>at</strong>ienten mildern, ist es e<strong>in</strong><br />

verschw<strong>in</strong>dender Prozents<strong>at</strong>z an Menschen,<br />

die mit e<strong>in</strong>er Arzneimittelallergie konfrontiert<br />

s<strong>in</strong>d“, weiß Univ. Doz. Dr. Georg F. Kle<strong>in</strong>, Primar<br />

für Derm<strong>at</strong>ologie und Venerologie im<br />

Krankenhaus der Elisabeth<strong>in</strong>en <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z. Rund<br />

100 der 2000 P<strong>at</strong>ienten pro Jahr auf se<strong>in</strong>er<br />

St<strong>at</strong>ion weisen so genannte Spätreaktionen<br />

– 90 Prozent davon zelluläre Immunreaktionen<br />

– <strong>in</strong>folge von Medikamentene<strong>in</strong>gabe auf.<br />

Rasches Handeln bei<br />

Sofortreaktion angesagt<br />

Dram<strong>at</strong>ischer ist e<strong>in</strong>e Sofortreaktion, die zwar<br />

selten ist, aber wenn, dann <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie bei<br />

Penizill<strong>in</strong>en oder Röntgenkontrastmitteln auftritt.<br />

Asthm<strong>at</strong>iker reagieren mitunter heftig auf<br />

Schmerzmittel. „E<strong>in</strong>e Sofortreaktion kann bis<br />

zu e<strong>in</strong>er halben Stunde nach der Medikamentene<strong>in</strong>gabe,<br />

mitunter b<strong>in</strong>nen M<strong>in</strong>uten oder<br />

Sekunden auftreten“, schildert Kle<strong>in</strong>. „Symptome<br />

können Nesselausschläge, Atemnot,<br />

Bauchschmerzen, Durchfall, Kreislaufkollaps<br />

oder auch e<strong>in</strong> Schock se<strong>in</strong>. Im schlimmsten<br />

Fall kann sogar der Tod e<strong>in</strong>treten, laut St<strong>at</strong>istik<br />

etwa bei e<strong>in</strong>em von 150.000 P<strong>at</strong>ienten.<br />

Wichtig ist e<strong>in</strong>e rasche Reaktion: Das Medikament<br />

absetzen, Flüssigkeit und Adrenal<strong>in</strong><br />

zuführen, mit e<strong>in</strong>em Anti-Histam<strong>in</strong>ikum und<br />

Kortison gegensteuern. Wenn nötig, erfolgt<br />

e<strong>in</strong>e Schockbehandlung.“ Längst seien die<br />

Reaktionen nicht mehr so häufig, weil seit<br />

den 50er-Jahren ke<strong>in</strong>e Penizill<strong>in</strong>salben, die<br />

32 <strong>HUMAN</strong> 1/07


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

vermehrt Ausschläge verursacht h<strong>at</strong>ten, verschrieben<br />

und auch die ionischen Kontrastmittel<br />

nur noch selten verwendet werden<br />

würden. Zudem werde, wenn nur der ger<strong>in</strong>gste<br />

Verdacht e<strong>in</strong>er Unverträglichkeit des<br />

Kontrastmittels bestehe, begleitend e<strong>in</strong>e Infusion<br />

verabreicht, damit ke<strong>in</strong>e Reaktionen<br />

auftreten.<br />

„Die Ursache für Allergien durch Penizill<strong>in</strong><br />

liegt <strong>in</strong> Abbauprodukten, die bei der Herstellung<br />

des Medikaments entstehen, aber nicht<br />

restlos herausgefiltert werden können“, erklärt<br />

Derm<strong>at</strong>ologe Kle<strong>in</strong>. Im Regelfall sei weder<br />

die Dosis, noch die Dauer der E<strong>in</strong>nahme<br />

des Medikaments entscheidend, auch nicht,<br />

dass vermehrt Generika auf dem Markt s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> Zusammenhang mit Vorerkrankungen<br />

im Magen-Darm-Bereich lasse sich nicht<br />

grundsätzlich herstellen. Auch nachgewiesene<br />

Allergieerkrankungen – wie Pollen, Milben,<br />

Hausstaub etc. – oder Lebensmittelunverträglichkeiten<br />

hätten ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />

e<strong>in</strong>e Medikamentenallergie, me<strong>in</strong>t der Experte.<br />

Beim ersten Auftreten regiere eher das<br />

Zufallspr<strong>in</strong>zip. Allerd<strong>in</strong>gs seien bei manchen<br />

Medikamenten Wechselwirkungen mit Alkohol<br />

(z.B. bei Aspir<strong>in</strong>, Schleim lösenden Medikamenten)<br />

oder der Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />

(z.B. bei Tetrazykl<strong>in</strong>en) – Phototoxische Reaktion,<br />

die e<strong>in</strong>em Sonnenbrand gleicht – bekannt.<br />

Körper betrachtet Medikament<br />

als Virus<br />

„Dennoch gibt es nach wie vor häufiger Spätreaktionen,<br />

die ab dem dritten Tag aber auch<br />

noch e<strong>in</strong>e Woche nach der letzten E<strong>in</strong>nahme<br />

e<strong>in</strong>es Medikaments auftreten können. In diesen<br />

Fällen handelt es sich um zelluläre Immunreaktionen.<br />

Das Medikament verb<strong>in</strong>det<br />

sich mit körpereigenen Eiweißstoffen und die<br />

Immunabwehr des Körpers behandelt die<br />

Arznei wie e<strong>in</strong>en Virus, gegen den sie auftreten<br />

muss. Mögliche Folgen s<strong>in</strong>d Ausschläge,<br />

selten auch Fieber oder Gelenksschmerzen<br />

oder gar e<strong>in</strong>e Leberentzündung“, erläutert<br />

Primar Kle<strong>in</strong>. „Am<strong>in</strong>openizill<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d zehnmal<br />

häufiger als andere Medikamente Schuld an<br />

derlei Reaktionen, aber auch Anti-Epileptika<br />

oder Gyrasehemmer können Nachwehen<br />

verursachen. Rel<strong>at</strong>iv häufig kann die Komb<strong>in</strong><strong>at</strong>ion<br />

Epste<strong>in</strong>-Barr-Virus (Pfeiffer’sches<br />

Drüsenfieber) mit e<strong>in</strong>em Penzill<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Hautaus-schlag bewirken. Anfällig s<strong>in</strong>d auch<br />

P<strong>at</strong>ienten mit bestimmten Formen von Leukämie.“<br />

Je nach Intensität der allergischen<br />

Reaktion und dem Bef<strong>in</strong>den des P<strong>at</strong>ienten<br />

werde erambulant oder st<strong>at</strong>ionär behandelt.<br />

Das „Gegengift“ werde entweder <strong>in</strong> Form<br />

von Tabletten oder Infusionen – e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Mischung aus Kortison, Anti-Histam<strong>in</strong>ikum<br />

und Flüssigkeit – verabreicht.<br />

Wiederholte Gabe mit<br />

Vorsicht zu genießen<br />

„Wurde e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Arzneimittelallergie diagnostiziert,<br />

ist aber sehr wohl Vorsicht geboten.<br />

Bei Penizill<strong>in</strong>allergien kann mittels<br />

Laborbefund analysiert werden, ob der P<strong>at</strong>ient<br />

dem Risiko unterliegt, bei der nächsten<br />

E<strong>in</strong>nahme e<strong>in</strong>e gefährliche Sofortreaktion<br />

zu erleiden. Dieser Bluttest umfasst aber<br />

nicht alle gefährdeten Personen. Zur vollständigen<br />

Abklärung ist e<strong>in</strong> Hauttest nötig,<br />

der aber seit etwa e<strong>in</strong>em Jahr nicht mehr<br />

durchgeführt werden kann, weil e<strong>in</strong> dafür<br />

nötiges Diagnostikum nicht mehr erzeugt<br />

wird. Schuld daran ist“, so Kle<strong>in</strong>, „e<strong>in</strong>e gesetzliche<br />

Bestimmung, wonach dieses Diagnostikum<br />

als Arzneimittel zugelassen werden<br />

müsste. Dieser aufwändige Vorgang<br />

rechnet sich aufgrund der ger<strong>in</strong>gen Menge<br />

an betroffenen Personen aber für den Pharmaproduzenten<br />

nicht. Das Präpar<strong>at</strong> müsste<br />

wieder als Diagnostikum zugelassen werden“,<br />

so die Forderung des Mediz<strong>in</strong>ers.<br />

Bei anderen Medikamenten kann, wenn der<br />

P<strong>at</strong>ient es dr<strong>in</strong>gend benötigt, e<strong>in</strong> Hauttest<br />

durchgeführt werden, der aber nur bei e<strong>in</strong>er<br />

positiven Reaktion t<strong>at</strong>sächlich aussagekräftig<br />

ist. Zeigt der Test ke<strong>in</strong>e Reaktion, kann<br />

daraus leider nicht geschlossen werden,<br />

dass der P<strong>at</strong>ient das Medikament <strong>in</strong> Zukunft<br />

verträgt. Wenn es um Medikamente bestimmter<br />

Wirkstoffgruppen (z.B. Schmerzmittel)<br />

geht, wird dem P<strong>at</strong>ienten angeboten,<br />

durch gezielte Gabe unter st<strong>at</strong>ionärer Beobachtung<br />

herauszufi ltern, welches Medika-<br />

Expertentipp<br />

Univ. Doz. Dr. Georg F. Kle<strong>in</strong><br />

FA für Haut und Geschlechtskrankheiten,<br />

Abteilungsleiter<br />

im KH der Elisabeth<strong>in</strong>en L<strong>in</strong>z<br />

und e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

1) Was s<strong>in</strong>d die logischen Schritte bei<br />

e<strong>in</strong>em Ausschlag?<br />

Nicht jeder Ausschlag ist auf e<strong>in</strong>e Medikamentenallergie<br />

zurückzuführen. Das Absetzen<br />

e<strong>in</strong>es Medikaments sollte nur nach<br />

Rücksprache mit dem verordnenden Arzt<br />

erfolgen. Der Ausschlag sollte beim Hautarzt<br />

abgeklärt werden.<br />

2) Reagieren K<strong>in</strong>der anders als Erwachsene?<br />

Ja. K<strong>in</strong>der bekommen bei e<strong>in</strong>em Infekt viel<br />

rascher e<strong>in</strong>en Nesselausschlag, dagegen<br />

seltener e<strong>in</strong> Arzneimittelexanthem. E<strong>in</strong> Virusexanthem<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs ansteckend.<br />

3) Wie soll sich jemand, der bereits e<strong>in</strong>e<br />

Arzneimittelallergie h<strong>at</strong>te, verhalten?<br />

Er bekommt vom Hautarzt e<strong>in</strong>en Allergiepass<br />

und muss bei jeder Arzneimittelgabe<br />

darauf h<strong>in</strong>weisen. Auch der Zahnarzt muss<br />

<strong>in</strong>formiert se<strong>in</strong>. Der Arzt wird Medikamente<br />

mit anderen Wirkstoffen verschreiben.<br />

ment aus dieser Wirkstoffgruppe er bedenkenlos<br />

e<strong>in</strong>nehmen kann.<br />

Generell ist für Betroffene aber r<strong>at</strong>sam, den<br />

Wirkstoff nicht mehr e<strong>in</strong>zunehmen. Denn<br />

die Auswirkungen beim nächsten Mal s<strong>in</strong>d<br />

schwer abzuschätzen. Nicht geklärt ist, ob<br />

P<strong>at</strong>ienten mit Spätreaktionen bei e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Gabe zu e<strong>in</strong>er Sofortreaktion neigen,<br />

ob die Reaktion <strong>in</strong> ihrer Intensität zunimmt<br />

oder ob gar nichts passiert. Bei etwa der<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 34<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 33


www.<strong>gesund</strong>es<strong>ooe</strong>.<strong>at</strong><br />

Für manche P<strong>at</strong>ienten ergibt e<strong>in</strong> Bluttest Aufschluss darüber, ob bei der nächsten Penizill<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gabe e<strong>in</strong>e Sofortreaktion auftritt.<br />

Hälfte der Personen mit Spätreaktion verstärke<br />

sich diese, die andere Hälfte komme ungeschoren<br />

davon.<br />

Mediz<strong>in</strong>er r<strong>at</strong>en aber nur im äußersten Notfall,<br />

wenn das Medikament absolut lebensrettend<br />

sei, dieses e<strong>in</strong>zunehmen – dann<br />

rechtfertige es, den allergischen Ausschlag <strong>in</strong><br />

Kauf zu nehmen.<br />

Fixe Exantheme an der<br />

gleichen Stelle<br />

Gelegentlich treten auch fixe Arzneimittelexantheme<br />

auf. „Das heißt, e<strong>in</strong> P<strong>at</strong>ient reagiert<br />

auf e<strong>in</strong> Medikament mit e<strong>in</strong>em rot, bläulichen<br />

Fleck an e<strong>in</strong>er bestimmten Stelle, bevorzugt<br />

am Handrücken, im Genitalbereich oder an<br />

der Mundschleimhaut. Wenn es abgesetzt<br />

wird, verschw<strong>in</strong>det der Fleck. Später, wenn<br />

dieses Medikament oder e<strong>in</strong>es mit dem gleichen<br />

Wirkstoff noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>genommen<br />

wird, dann tritt der Fleck an der selben Stelle<br />

wieder auf. Der Fleck kann aber im Wiederholungsfall<br />

auch größer werden oder e<strong>in</strong>e<br />

Blase entstehen, wodurch die Haut abfällt.<br />

Auslöser können Schmerzmittel, etwa Baktrim,<br />

se<strong>in</strong>“, weiß Derm<strong>at</strong>ologe Kle<strong>in</strong>.<br />

In seltenen Fällen können auch Toxisch Epidermale<br />

Nekrolysen (TEN) auftreten, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er ausgeprägten Form lebensbedrohlich<br />

s<strong>in</strong>d. Denn sie verursachen, dass sich die<br />

Haut vom Körper löst, der P<strong>at</strong>ient e<strong>in</strong>em<br />

Verbrennungsopfer gleicht. E<strong>in</strong>ige leichte<br />

Fälle, etwa fünf <strong>in</strong> den vergangenen 15<br />

Jahren, wurden bei den Elisabeth<strong>in</strong>en verzeichnet.<br />

Die TEN s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zigen Arzneimittelreaktionen,<br />

die gemeldet und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

D<strong>at</strong>enbank erfasst werden. Von den übrigen<br />

Medikamentenallergien gibt es ke<strong>in</strong>e epidemiologischen<br />

Studien. Als Verursacher von<br />

TEN gelten Harnsäure senkende Mittel (Uros<strong>in</strong>)<br />

oder auch Baktrim.<br />

Mag. Michaela Ecklbauer<br />

E<strong>in</strong>e Toxisch epidermale Nekrolyse im Frühstadium,<br />

es bilden sich Blasen und die Haut fällt ab.<br />

Die E<strong>in</strong>nahme von Penezill<strong>in</strong> kann zu e<strong>in</strong>em Nesselausschlag<br />

(Urticaria) führen.<br />

Das fixe Arzneimittelexanthem ersche<strong>in</strong>t bei neuerlicher<br />

E<strong>in</strong>nahme des gleichen Medikaments an<br />

derselben Stelle.<br />

34 <strong>HUMAN</strong> 1/07


ZIMMER MIT AUSSICHT<br />

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Auf zur Vorsorge<br />

Dickdarmkrebs ist heilbar<br />

Zuerst die schlechte Nachricht: Jeder 16. Österreicher erkrankt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben an Darmkrebs. „Die gute<br />

Nachricht: Das kolorektale Karz<strong>in</strong>om ist heilbar, wenn es früh erkannt wird“, sagt Univ. Prof. Primar Wolfgang<br />

Wayand, Leiter der Chirurgie II im AKH L<strong>in</strong>z.<br />

Erste Warnsignale, die auf Darmkrebs schließen lassen können, s<strong>in</strong>d krampfartige Bauchschmerzen oder verändertes Stuhlverhalten.<br />

Rund die Hälfte der diagnostizierten Dickdarmkarz<strong>in</strong>ome<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fortgeschrittenen<br />

Stadium. „Diese T<strong>at</strong>sache ist vermeidbar,<br />

weil die Vorsorgeuntersuchung durch<br />

die Darmspiegelung, genannt Koloskopie,<br />

e<strong>in</strong>e sehr effektive ist und das Karz<strong>in</strong>om sehr<br />

def<strong>in</strong>ierte und gut erkennbare Vorstufen h<strong>at</strong>.<br />

Es entwickelt sich meist langsam <strong>in</strong> zehn bis<br />

fünfzehn Jahren aus gutartigen Polypen“,<br />

sagt der L<strong>in</strong>zer Primar.<br />

Neben Brust-, Prost<strong>at</strong>a- und Lungenkrebs<br />

ist der Dickdarmkrebs e<strong>in</strong>er der häufigsten <strong>in</strong><br />

Österreich. Rund sechs Prozent der Bevölkerung<br />

erkranken im Leben an dieser Krebsart.<br />

Das s<strong>in</strong>d etwa 5000 Neuerkrankungen im<br />

Jahr <strong>in</strong> Österreich und rund 800 Neuerkrankungen<br />

<strong>in</strong> unserem Bundesland. 2500 Menschen<br />

sterben jährlich an diesem Karz<strong>in</strong>om,<br />

wobei die Sterblichkeit leicht rückläufig ist.<br />

Risikofaktoren s<strong>in</strong>d ballaststoffarme und fettreiche<br />

Kost, zu viel Alkohol, Übergewicht, Bewegungsmangel<br />

und chronisch entzündliche<br />

Darmerkrankungen. Rund fünf bis zehn Prozent<br />

der Krebsfälle s<strong>in</strong>d genetisch bed<strong>in</strong>gt.<br />

Symptome für Darmkrebs: verändertes Stuhlaussehen<br />

und Stuhlgewohnheiten, krampfartige<br />

Bauchschmerzen, Blässe und Blutarmut.<br />

Ab 50 steigt das Risiko für Darmkrebs. Bei<br />

Männern liegt der Gipfel ab 65 Jahren und<br />

36 <strong>HUMAN</strong> 1/07


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Expertentipp<br />

Univ. Prof. Prim. Dr.<br />

Wolfgang Wayand<br />

FA für Chirurgie, Abteilungsleiter im<br />

AKH L<strong>in</strong>z und e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong><strong>at</strong>ion <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

„Das kolorektale Karz<strong>in</strong>om<br />

ist heilbar, wenn es früh<br />

erkannt wird.“<br />

Zuviel Alkohol, zu fettes Essen und daraus resultierendes Überewicht s<strong>in</strong>d die klassischen Risikofaktoren.<br />

bei Frauen ab 75 Jahren. Ab 40 soll man Ke<strong>in</strong>e Angst vor der Spiegelung<br />

daher jährlich e<strong>in</strong>en Okkulttest, der im Stuhl Der Darmspiegelung haftet immer noch der<br />

verdecktes Blut entdeckt, durchführen. Und Ruf an, e<strong>in</strong>e schmerzhafte und sehr unangenehme<br />

Untersuchung zu se<strong>in</strong>. Daher<br />

ab 50 alle paar Jahre (fünf bis zehn) e<strong>in</strong>e Koloskopie<br />

durchführen lassen. Bei etwa 20 scheuen viele Menschen diese Methode.<br />

Prozent der Untersuchten f<strong>in</strong>det man ab 60 Die sanfte Koloskopie ist e<strong>in</strong>e schonende,<br />

Jahren gutartige Polypen, die meist bei der wobei man die Untersuchung mit e<strong>in</strong>er sogenannten<br />

„Wurschtigkeitsspritze“ oder<br />

Darmspiegelung gleich entfernt werden können.<br />

Kurzanästhesie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Dämmerschlaf<br />

bewältigt. Was e<strong>in</strong>em bis heute nicht erspart<br />

werden kann, ist die Darmre<strong>in</strong>igung<br />

vor der Untersuchung.<br />

Zur Darmre<strong>in</strong>igung müssen<br />

e<strong>in</strong>ige Liter Darmspülung<br />

getrunken werden.<br />

Das Koloskop h<strong>at</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Durchmesser von<br />

12 bis 14 Millimeter.<br />

„Wird e<strong>in</strong> Polyp entdeckt,<br />

kann er mittels<br />

Schl<strong>in</strong>ge abgetragen<br />

werden.<br />

Man kann auch<br />

Gewebeproben<br />

bei der Untersuchung<br />

entnehmen“,<br />

sagt der<br />

Chirurg Professor<br />

Wayand.<br />

Kontrovers diskutiert wird die Wertigkeit der<br />

virtuellen Koloskopie, e<strong>in</strong>er rel<strong>at</strong>iv neuen Untersuchung<br />

zur Vorsorge im Computertomografen.<br />

Nachteilig wird gesehen, dass bei<br />

dieser Art der bildgebenden Diagnostik man<br />

schwer Blut und Stuhl am Bild unterscheiden<br />

kann und dass man dabei weder biopsieren<br />

noch Polypen entfernen kann. Wird e<strong>in</strong> Polyp<br />

entdeckt, muss dieser durch e<strong>in</strong>e herkömmliche<br />

Koloskopie entfernt werden. Ersetzen<br />

kann diese virtuelle Methode die traditionelle<br />

Koloskopie heute (noch) nicht.<br />

Wird Krebs diagnostiziert, müssen weitere<br />

Untersuchungen folgen. Die Ausdehnung<br />

des Tumors sowie etwaige Metastasen müssen<br />

abgeklärt werden. „Ziel jeder Oper<strong>at</strong>ion<br />

ist die Entfernung des befallenen Darmabschnitts.<br />

Je nach Stadium und Lage des<br />

Krebses, kann e<strong>in</strong> vorübergehender oder bei<br />

fortgeschrittenem Stadium auch e<strong>in</strong> endständiger<br />

Seitenausgang vonnöten se<strong>in</strong>“, sagt<br />

Wayand. Es wird offen oder laparoskopisch<br />

operiert. Befallene Lymphknoten werden mit<br />

dem Krebs entfernt. Der Mensch kann auch<br />

ohne Dickdarm leben.<br />

Jedem Stadium se<strong>in</strong>e<br />

adäqu<strong>at</strong>e Therapie<br />

Man teilt das kolorektale Karz<strong>in</strong>om <strong>in</strong> vier<br />

Stadien e<strong>in</strong>: Bei den ersten beiden Stadien<br />

ist die Behandlung meist mit der Oper<strong>at</strong>ion<br />

er-folgreich mit Heilung abgeschlossen. Bei<br />

Sta-dium drei ist oft Chemotherapie angezeigt,<br />

auch wenn ohne Chemotherapie die<br />

Hei-lungschance 50 Prozent beträgt. Die<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 38<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 37


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Ist der Krebs zu weit fortgeschritten kann e<strong>in</strong> oper<strong>at</strong>iver E<strong>in</strong>griff Abhilfe schaffen.<br />

Che-motherapie erhöht die Heilungsr<strong>at</strong>e<br />

noch. S<strong>in</strong>d bei Stadium vier Metastasen im<br />

Körper vorhanden, ist Heilung selten und die<br />

Fünf-Jahres-Überlebensr<strong>at</strong>e unter zehn Prozent.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren gibt es Chemotherapie<br />

auch <strong>in</strong> Tablettenform und viel Hoffnung<br />

setzt man <strong>in</strong> die Therapie mit monoklonalen<br />

Antikörpern.<br />

■ Cetuximab (Erbitux) ist e<strong>in</strong> Wirkstoff,<br />

der e<strong>in</strong> spezifisches Merkmal an der<br />

Zelloberfläche der Krebszelle erkennt. Er<br />

ist gut verträglich und kann e<strong>in</strong>zeln oder<br />

<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong><strong>at</strong>ion mit Chemotherapie e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden.<br />

■ Bevacizumab (Avast<strong>in</strong>) ist e<strong>in</strong> zweiter monoklonaler<br />

Antikörper, der den Krebs sozusagen<br />

aushungert, <strong>in</strong>dem er unterb<strong>in</strong>det,<br />

dass sich neue Gefäße bilden, die<br />

den Krebs ernähren. In fortgeschrittenem<br />

Stadium e<strong>in</strong>gesetzt, kann dieser Wirkstoff<br />

die Lebenszeit bei guter Lebensqualität<br />

verlängern<br />

Mag. Christ<strong>in</strong>e Radmayr<br />

Gesund gelacht!<br />

38 <strong>HUMAN</strong> 1/07


Fondstochter der Raiffeisenlandesbank OÖ ist beste Fondsgesellschaft Österreichs:<br />

KEPLER-FONDS KAG erhält Lipper Fund Award<br />

Höchste Auszeichnung für die KEPLER-<br />

FONDS KAG der Raiffeisenlandesbank<br />

OÖ: Beim diesjährigen „Lipper Fund<br />

Awards“, e<strong>in</strong>em der wichtigsten Fondspreise<br />

<strong>in</strong> Österreich und Deutschland, konnte<br />

KEPLER den Vorjahreserfolg <strong>in</strong> der K<strong>at</strong>egorie<br />

„Best Overall Group Small/Beste<br />

Fondsgesellschaft, kle<strong>in</strong>e Gruppen“ (bis<br />

8,9 Milliarden US-Dollar) <strong>in</strong> Österreich<br />

wiederholen. Auch mit E<strong>in</strong>zelfonds war<br />

KEPLER <strong>in</strong> Österreich und Deutschland<br />

siegreich.<br />

Lipper Gruppen-Award für die KEPLER-<br />

FONDS KAG<br />

In die Lipper Gruppen-Awards fließt die<br />

gesamte Managementleistung e<strong>in</strong>er Kapitalanlagegesellschaft<br />

e<strong>in</strong>. "Hier als Sieger<br />

bei den kle<strong>in</strong>en KAGs hervorzugehen, freut<br />

uns ganz besonders, da hier nicht nur e<strong>in</strong><br />

Teilbereich sondern die gesamte KAG bewertet<br />

wurde“, betont Ludwig Schar<strong>in</strong>ger,<br />

Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank<br />

Oberösterreich. Die KEPLER FONDS KAG<br />

war sowohl bei den Volumenszuwächsen<br />

als auch bei der Wertentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Fonds im Jahr 2006 höchst erfolgreich.<br />

Aktuell verwaltet KEPLER e<strong>in</strong> Fondsvolumen<br />

von 7,9 Milliarden Euro.<br />

KEPLER rückt auch im<br />

Volumensrank<strong>in</strong>g vor<br />

2006 konnte e<strong>in</strong> deutlich über dem Gesamtmarkt<br />

liegendes Wachstumsplus von<br />

18 Prozent und e<strong>in</strong> Volumensanstieg um<br />

1,2 Milliarden Euro erzielt werden.<br />

Schar<strong>in</strong>ger: „Durch den Erfolg bei unseren<br />

Kunden ist KEPLER im Volumensrank<strong>in</strong>g<br />

auch e<strong>in</strong>en Pl<strong>at</strong>z nach vor gerückt und nun<br />

bereits die Nummer fünf unter den<br />

<strong>in</strong>sgesamt 24 heimischen Kapitalanlagegesellschaften.“<br />

Lipper-Awards für<br />

KEPLER-E<strong>in</strong>zelfonds<br />

Lipper h<strong>at</strong> <strong>in</strong>sgesamt 3.003 Fonds <strong>in</strong> Österreich<br />

und 4.3<strong>01</strong> <strong>in</strong> Deutschland bewertet.<br />

Die KEPLER FONDS KAG belegte auch<br />

hier zwei erste Plätze:<br />

• Pl<strong>at</strong>z 1 <strong>in</strong> Österreich und Deutschland<br />

für den KEPLER K 2005 Exklusivfonds<br />

<strong>in</strong> der K<strong>at</strong>egorie „Bond Global – Euro<br />

Hedged, Best Fund over 3 Years“.<br />

• Pl<strong>at</strong>z 1 <strong>in</strong> Deutschland für den KEPLER<br />

Small Cap Aktienfonds <strong>in</strong> der K<strong>at</strong>egorie<br />

„Equity Global Small and Mid Caps,<br />

Best Fund over 3 Years“.<br />

Ergänzende Inform<strong>at</strong>ionen zur<br />

KEPLER-FONDS KAG<br />

Die <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z ansässige KEPLER-FONDS<br />

KAG ist die Fondstochter der Raiffeisenlandesbank<br />

Oberösterreich, die <strong>in</strong> Bayern<br />

mit zahlreichen Niederlassungen vertreten<br />

ist (u.a. <strong>in</strong> München, Nürnberg, Passau<br />

und Regensburg). Mit e<strong>in</strong>em aktuellen Fondsvolumen<br />

von rund 7,9 Milliarden Euro nimmt<br />

KEPLER österreichweit unter 24 Kapitalanlagegesellschaften<br />

die fünfte Stelle e<strong>in</strong>.<br />

KEPLER-FONDS<br />

Kapitalanlagegesellschaft<br />

Europapl<strong>at</strong>z 1a, 4021 L<strong>in</strong>z<br />

Tel.: 0732/6596 5314<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@kepler.<strong>at</strong><br />

Website: www.kepler.<strong>at</strong><br />

Erhältlich seit Anfang Februar <strong>in</strong> allen oberösterreichischen Raiffeisenbanken<br />

NEU: KEPLER Priv<strong>at</strong>e Equity Aktienfonds – auch für Priv<strong>at</strong>anleger<br />

Institutionelle Investoren schätzen seit Jahren das überdurchschnittliche<br />

Ertragspotenzial von Priv<strong>at</strong>e Equity Beteiligungsgesellschaften.<br />

Der neue KEPLER Priv<strong>at</strong>e Equity Aktienfonds<br />

ermöglicht nun auch Priv<strong>at</strong>anlegern die Partizip<strong>at</strong>ion an der<br />

Dynamik solcher nicht börsennotierten Unternehmen.<br />

Chancenreiches Beteiligungskapital<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fonds<br />

Priv<strong>at</strong>e Equity Beteiligungsgesellschaften nehmen weltweit immer<br />

mehr E<strong>in</strong>fluss auf das Wirtschaftsgeschehen. Sie stellen nicht<br />

börsennotierten Unternehmen Kapital für die Gründung, Expansion<br />

oder Restrukturierung zur Verfügung. Anders als re<strong>in</strong>e Kreditgeber,<br />

die nur laufende Z<strong>in</strong>serträge lukrieren, profitieren Priv<strong>at</strong>e Equity<br />

Beteiligungsgesellschaften stark von e<strong>in</strong>er positiven Entwicklung<br />

der f<strong>in</strong>anzierten Unternehmen. Der KEPLER Priv<strong>at</strong>e Equity<br />

Aktienfonds lässt nun auch Priv<strong>at</strong>anleger mit kle<strong>in</strong>eren Veranlagungssummen<br />

an den großen Ertragschancen solcher Unternehmen<br />

partizipieren.<br />

Unter der Fondsbezeichung KEPLER Priv<strong>at</strong>e Equity Exklusivfonds<br />

wird e<strong>in</strong>e eigene Variante mit Wertsicherung für diesen Fonds<br />

aufgelegt - e<strong>in</strong> von INNOVEST gemanagtes Wertsicherungsmodell<br />

sorgt für e<strong>in</strong> überschaubares Risiko.<br />

1/07 <strong>HUMAN</strong> 39


Bei Wissenschaftlern<br />

genießt Kepler<br />

den besten Ruf.<br />

Bei Geldanlegern<br />

auch.<br />

Durch se<strong>in</strong>e vielseitigen und richtungsweisenden Studien ist Johannes<br />

Kepler bei Wissenschaftlern auch heute noch hoch angesehen. Mit <strong>in</strong>nov<strong>at</strong>iven<br />

Veranlagungsstr<strong>at</strong>egien wird die KEPLER-FONDS KAG dem guten<br />

Ruf ihres Namensp<strong>at</strong>rons gerecht. Sowohl Priv<strong>at</strong>anleger als auch renommierte<br />

<strong>in</strong>stitutionelle Investoren, wie zum Beispiel die voestalp<strong>in</strong>e AG,<br />

schätzen seit Jahren die Ertragsstärke von KEPLER Fonds. Zahlreiche<br />

Top-Rank<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>tern<strong>at</strong>ionaler R<strong>at</strong><strong>in</strong>gagenturen bestätigen die Qualität des<br />

KEPLER-Fondsmanagements.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen erhalten Sie <strong>in</strong> den oberösterreichischen Raiffeisenbanken,<br />

unter der Infol<strong>in</strong>e 070/6596-7503 oder unter www.kepler.<strong>at</strong><br />

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