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Studienwoche zum Thema Prostitution - gesunde-maenner.ch

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<strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong> <strong>zum</strong> <strong>Thema</strong><br />

<strong>Prostitution</strong><br />

21. – 23. März 2005<br />

Artikel zu den jeweiligen Themen<br />

Universität Freiburg<br />

Lehrstuhl für Sozialarbeit und Sozialpolitik<br />

1


Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Mirjam Bousehba-Rotzler, Remo Anderegg<br />

Einleitung ..............................................................................................................3<br />

Thomas Ts<strong>ch</strong>umi, Stefan Breitenmoser, Yves Bowie, Pascal Hueber, Daniel Burns, Remo Anderegg<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der <strong>Prostitution</strong>...................................................................................4<br />

Mirjam Bousehba- Rotzler, Bettina Etter, Guelle Korkmaz, Ariane Lüthi, Lea Meier, Anna S<strong>ch</strong>muki,<br />

Stefan Benninger<br />

Die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlage der <strong>Prostitution</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz .....................................7<br />

Isabelle Burri, Deborah Lanz, Tanja Lutz, Maya Rohner, Sandra Wuethri<strong>ch</strong><br />

<strong>Prostitution</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit – Ein Verglei<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedener Modelle ....................11<br />

Coskun Karadag, Marina Kostrova, Merlinda Bajo, Sebnem Taner-Kuran, Martina S<strong>ch</strong>ild<br />

<strong>Prostitution</strong> und Gesundheit................................................................................15<br />

Jana Kubr, Géraldine Burgy, Claudia Staub<br />

<strong>Prostitution</strong> und Freier.........................................................................................18<br />

Mirjam Blum, Alexandra Landolt, Lucia Lanfranconi, Pia Oetiker, Katja Breitenmoser, Claudia<br />

Kuonen<br />

Frauenhandel......................................................................................................20<br />

Mathias Cajo<strong>ch</strong>en, Laetitia Hayoz, Mario Kobler, Ariane Linder<br />

Kinderprostitution, kommerzielle sexuelle Ausbeutung.......................................24<br />

Ercan Okluoglu, Petra S<strong>ch</strong>neider, Verona Forbat, Amanda Willi, Ladina Seiler, Corina Candinas<br />

Männli<strong>ch</strong>e homosexuelle <strong>Prostitution</strong>..................................................................27<br />

Literaturverzei<strong>ch</strong>nis.............................................................................................31<br />

2


Einleitung<br />

Im Rahmen der Veranstaltung „Verfassen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Arbeiten“ organisierten die<br />

Studierenden des 2. Studienjahres am deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Lehrstuhl für Sozialarbeit und<br />

Sozialpolitik eine <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong> <strong>zum</strong> <strong>Thema</strong> <strong>Prostitution</strong>.<br />

In Gruppen erarbeiteten si<strong>ch</strong> die Studierenden zu einem selbst gewählten Teilgebiet der<br />

<strong>Prostitution</strong> einen Einblick, organisierten eine Veranstaltung für die <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong> und<br />

s<strong>ch</strong>rieben einen Artikel sowie einen Abstract <strong>zum</strong> <strong>Thema</strong>. In den meisten Fällen ist dies<br />

eine interessante Auseinandersetzung auf der sozialarbeiteris<strong>ch</strong>en und -politis<strong>ch</strong>en<br />

Ebene.<br />

Diese Artikelsammlung gibt eine Übersi<strong>ch</strong>t über die Veranstaltungen der <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong>.<br />

Es wurden Veranstaltungen zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der <strong>Prostitution</strong>, über die Si<strong>ch</strong>erheit, über<br />

die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundlagen der <strong>Prostitution</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz und über den Frauenhandel<br />

organisiert. Im Weiteren gibt es interessante Beiträge zu den gesundheitli<strong>ch</strong>en Aspekten<br />

der <strong>Prostitution</strong>, zur Kinderprostitution, zu der männli<strong>ch</strong>en <strong>Prostitution</strong> und über die Freier.<br />

Wir freuen uns auf eine viel verspre<strong>ch</strong>ende Wo<strong>ch</strong>e.<br />

Danksagung<br />

Die Studierenden des 2. Studienjahres des Lehrstuhles für Sozialarbeit und Sozialpolitik<br />

danken Kathrin Zehnder für ihr Mithelfen und Engagement bei der Planung und Organisation<br />

der <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong>. Frau Bron und Frau De Werra danken wir für die gute Zusammenarbeit.<br />

Wir danken der AGEF für ihren finanziellen Beitrag.<br />

Ferner danken wir besonders Prof. H. J. S<strong>ch</strong>midt; B. Bowald, dipl. theol.; B. Hürlimann,<br />

Dr. iur.; M. Le Breton, lic. phil.; D. Haymoz; B. Gelzer; J.L. Brülhart; N. Nussbaum; P.<br />

Fasel und M. S<strong>ch</strong>ertenleib für ihren Beitrag an der <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong>.<br />

3


Thomas Ts<strong>ch</strong>umi, Stefan Breitenmoser, Yves Bowie, Pascal Hueber, Daniel Burns, Remo<br />

Anderegg<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der <strong>Prostitution</strong><br />

Unter <strong>Prostitution</strong>, au<strong>ch</strong> das älteste Gewerbe der Welt genannt, versteht man allgemein,<br />

dass si<strong>ch</strong> Frauen oder Männer für Geld anderen Mens<strong>ch</strong>en sexuell anbieten. Diese kurze<br />

Definition legt einen S<strong>ch</strong>werpunkt auf den ökonomis<strong>ch</strong>en Charakter der <strong>Prostitution</strong>.<br />

War <strong>Prostitution</strong> demzufolge s<strong>ch</strong>on immer Bestandteil der Mens<strong>ch</strong>heit oder hat sie einen<br />

historis<strong>ch</strong>en Einzugspunkt? Gotthard Feustel sagt zu Beginn seines Bu<strong>ch</strong>es „Käufli<strong>ch</strong>e<br />

Lust“ (1993), dass es in den urges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Zeiten, in denen die Mens<strong>ch</strong>en als Sippe<br />

zusammen lebten, so etwas wie Besitz ni<strong>ch</strong>t gab. Erst als das Patriar<strong>ch</strong>at Einzug in die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te fand und die Mens<strong>ch</strong>en produktiver arbeiteten, konnte au<strong>ch</strong> ein zwis<strong>ch</strong>enmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es<br />

Beziehungsgefüge entstehen, in dem der Besitz eine immer wi<strong>ch</strong>tigere<br />

Rolle spielte. So meint Feustel: „(...) ni<strong>ch</strong>t nur der Besitz an Gütern, sondern au<strong>ch</strong> an<br />

Mens<strong>ch</strong>en, allen voran der Besitz an der Frau“ (Feustel, 1933, 8). Die Ehe stellt den<br />

„sozialges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kontrapunkt“, wie er es nennt, zur <strong>Prostitution</strong> dar. Wir werden in<br />

diesem Artikel die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der <strong>Prostitution</strong> erörtern. Interessant daran sind die Kulturund<br />

Epo<strong>ch</strong>enabhängigen Einstellungen zur <strong>Prostitution</strong>. Wir bes<strong>ch</strong>ränken uns hier aber<br />

auf die abendländis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und die Epo<strong>ch</strong>en Altertum, Mittelalter und Neuzeit.<br />

Wir erläutern den Bezug zwis<strong>ch</strong>en <strong>Prostitution</strong> und Sozialarbeit. Zum S<strong>ch</strong>luss ziehen wir<br />

ein kurzes Fazit<br />

1. Altertum<br />

Im Altertum war die „Tempelprostitution“, au<strong>ch</strong> „sakrale <strong>Prostitution</strong>“ genannt, weit verbreitet<br />

(Ägypten, Babylon, Armenien). Dieser Begriff beinhaltet aber zwei vers<strong>ch</strong>iedene<br />

sozialges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>einungen. Zum einen die einmalige <strong>Prostitution</strong>, in der si<strong>ch</strong><br />

junge Frauen entjungfern liessen, <strong>zum</strong> anderen die permanente <strong>Prostitution</strong> zur göttli<strong>ch</strong>en<br />

Huldigung. Ersteres gab es au<strong>ch</strong> in Ländern, wo keine Tempel standen. Daher<br />

s<strong>ch</strong>lägt Feustel vor, in diesem Fall von „Deflorationsprostitution“ (Entjungferungsprostitution)<br />

zu spre<strong>ch</strong>en. Häufig übernahmen Priester die Pfli<strong>ch</strong>t des ersten Beis<strong>ch</strong>lafs. Das<br />

rituelle Motiv, das dahinter steckte ist unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>. Zum einen da<strong>ch</strong>te man, dass dadur<strong>ch</strong><br />

der Frau Fru<strong>ch</strong>tbarkeit verliehen wurde, <strong>zum</strong> anderen wurde früher ni<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en<br />

Menstruation und der Blutung bei der Zerstörung des Hymens unters<strong>ch</strong>ieden. Jegli<strong>ch</strong>e<br />

vaginale Blutung galt es hö<strong>ch</strong>st giftig. Die Männer glaubten, dass ein Priester die Folgen<br />

besser bewältigen konnte, als ein normal Sterbli<strong>ch</strong>er (Feustel, 1993, 14).<br />

In der grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Antike kam <strong>Prostitution</strong> ohne sakralen Hintergrund vor. Unter den<br />

Prostituierten gab es soziale Unters<strong>ch</strong>iede. So galten Hetären (Gefährtinnen) im Gegensatz<br />

zu Dirnen als gebildet und genossen eine hohe Anerkennung. Die zweite Frau von<br />

Perikles (einer der wi<strong>ch</strong>tigsten Staatsmänner in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te Grie<strong>ch</strong>enlands) Aspasia<br />

war eine Hetäre und führte in Athen eine Hetärens<strong>ch</strong>ule. Au<strong>ch</strong> Alexander der Grosse<br />

nahm Dienste einer Hetäre (Thais) in Anspru<strong>ch</strong>, die ihn au<strong>ch</strong> auf seinem Kriegszug<br />

dur<strong>ch</strong> Persien begleitete. (Wikipedia, 2004; Feustel, 1993, 23)<br />

Au<strong>ch</strong> im alten Rom gab es soziale Unters<strong>ch</strong>iede. So boten die billigen „Nudae“ (Nackten)<br />

s<strong>ch</strong>nellen Sex gegen ein Glas Wein oder einen Brotlaib an und bessergestellte<br />

Prostituierte gingen ihrem Ges<strong>ch</strong>äft in öffentli<strong>ch</strong>en Bädern oder Bordellen na<strong>ch</strong>. Da die<br />

<strong>Prostitution</strong> für einige Prostituierte do<strong>ch</strong> ein einträgli<strong>ch</strong>es Ges<strong>ch</strong>äft war, führte der römis<strong>ch</strong>e<br />

Herrs<strong>ch</strong>er Caligula im Jahre 40 n. Chr. deren Besteuerung ein, um damit die<br />

Staatskasse auszubessern. (Wikipedia, 2004)<br />

4


2. Mittelalter<br />

So war die <strong>Prostitution</strong> in den grösseren Städten im Mittelmeerraum weit verbreitet und<br />

au<strong>ch</strong> anerkannt. Das Christentum hatte von Beginn an ein ambivalentes Verhältnis zur<br />

<strong>Prostitution</strong>. So sah z.B. der Kir<strong>ch</strong>envater Thomas von Aquin die <strong>Prostitution</strong> als notwendiges<br />

Übel, um die ehrbaren Bewohner vor Vergewaltigungen und Mäd<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>ändungen<br />

zu bewahren. Andere widerspra<strong>ch</strong>en dieser Ansi<strong>ch</strong>t und engagierten si<strong>ch</strong> für<br />

deren Abs<strong>ch</strong>affung. Um die Prostituierten von sogenannten „ehrbaren Damen“ unters<strong>ch</strong>eiden<br />

zu können, mussten sie si<strong>ch</strong> einer bestimmten Kleiderordnung unterwerfen.<br />

Die Vors<strong>ch</strong>riften unters<strong>ch</strong>ieden si<strong>ch</strong> zwar von Stadt zu Stadt, aber mindestens eine der<br />

S<strong>ch</strong>andfarben rot, gelb oder grün kam darin vor. Am Ende des 15. Jahrhunderts und zu<br />

Beginn des 16. Jahrhunderts verbreitete si<strong>ch</strong> in Europa mit der Syphilis eine Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheit,<br />

die von Bakterien verursa<strong>ch</strong>t wird. Dieses Phänomen bereitete zusammen<br />

mit der Frömmigkeit, die vom Christentum ausging, der <strong>Prostitution</strong> harte Zeiten.<br />

Die Angst vor der Syphilis liess einige Städte zu strengen Massnahmen gegen die<br />

Dirnen greifen, wie beispielsweise die Bestrafung bei aussereheli<strong>ch</strong>em Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr.<br />

In London wurden alle Bordelle ges<strong>ch</strong>lossen. 1561 folgte Paris mit einer ähnli<strong>ch</strong>en<br />

Massnahme. (Fis<strong>ch</strong>er, 2004; Sabitzer, o.J.; Feustel, 1993, 99-101).<br />

Im Dreissigjährigen Krieg wurden die Soldaten von Marketenderinnen begleitet. die mit<br />

den Soldaten mitzogen und unterwegs ihre Ware verkauften. Sie sorgten zudem für die<br />

Verpflegung und waren für die medizinis<strong>ch</strong>e Versorgung der Verletzten zuständig. Viele<br />

Frauen kombinierten diesen Beruf mit <strong>Prostitution</strong>. (Medecine Worldwide, 2003)<br />

3. Neuzeit<br />

Wie im Mittelalter hatten die Dirnen in den Anfangsphasen der Neuzeit kein einfa<strong>ch</strong>es<br />

Leben. Die damaligen Herrs<strong>ch</strong>er und die Kir<strong>ch</strong>e hatten keine Toleranz für unerlaubten<br />

Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr, so dass Prostituierte mit hohen Geldstrafen re<strong>ch</strong>nen mussten. Im<br />

s<strong>ch</strong>limmsten Fall wurde ihnen, gemäss Verordnungen des Kaisers Ferdinand II (1633),<br />

ein Ohr abges<strong>ch</strong>nitten. Im Jahre 1717 verabs<strong>ch</strong>iedete Kaiserin Maria Theresia ein Gesetz,<br />

wel<strong>ch</strong>es den Dirnen ebenfalls an ihrer Arbeit hindern sollte. Bei Übertragungen von<br />

Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheiten wie Syphilis an einen Freier wurde den Prostituierten das Haar<br />

abges<strong>ch</strong>nitten, der S<strong>ch</strong>ädel geteert oder sie wurden vor der Kir<strong>ch</strong>e ausgepeits<strong>ch</strong>t. Die<br />

Huren wurden mit den Kriminellen und Asozialen glei<strong>ch</strong>gestellt. Sie wurden verfolgt,<br />

eingesperrt oder verbannt. (Medicine Worldwide, 2003).<br />

Do<strong>ch</strong> all diese Massnahmen zur Beseitigung des Hurenwesens waren ni<strong>ch</strong>t erfolgrei<strong>ch</strong>.<br />

S<strong>ch</strong>on im 18. Jahrhundert florierten die ersten Rotli<strong>ch</strong>tviertel. Adelige und bürgerli<strong>ch</strong>e<br />

Leute aus den oberen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten stolperten ni<strong>ch</strong>t selten über die S<strong>ch</strong>welle eines Bordells.<br />

Im Jahre 1820 gab es in Wien 20’000 „Freudenmäd<strong>ch</strong>en“. Im Verglei<strong>ch</strong> zur Stadtbevölkerung<br />

war das ein hoher Prozentsatz. Mitte des 19. Jahrhundert breitete si<strong>ch</strong> die<br />

Syphilis so besorgniserregend aus, dass si<strong>ch</strong> jede Dirne zweimal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> ärztli<strong>ch</strong><br />

untersu<strong>ch</strong>en lassen musste und mit einem Gesundheitspass ausgestattet wurde. Neben<br />

der ras<strong>ch</strong>en Ausbreitung des Hurenwesens, entstand das Problem der Zuhälterei, das<br />

die Prostituierten zur Arbeit zwang und ausbeutete. Im Jahre 1885 wurde ein Gesetz<br />

verabs<strong>ch</strong>iedet, wel<strong>ch</strong>es die bezahlte Liebe strafbar ma<strong>ch</strong>te. (Sabitzer, o.J.)<br />

Während des ersten und zweiten Weltkriegs liessen die Regierungen an den Fronten<br />

Bordelle erri<strong>ch</strong>ten. Der Aufenthalt in den Freudenhäusern sollte die Soldaten ein wenig<br />

5


von dem s<strong>ch</strong>wierigen Alltag ablenken. Viele Soldaten, die s<strong>ch</strong>on seit Jahren von Zuhause<br />

weg waren, konnten der Verführung ni<strong>ch</strong>t widerstehen. Si<strong>ch</strong> den bitteren Alltag in<br />

einem Bordell ein wenig zu versüssen wurde langsam zu einer Normalität. Die Bevölkerung<br />

wurde dur<strong>ch</strong> die „Lustseu<strong>ch</strong>e“ ergriffen. Die <strong>Prostitution</strong> war zwar no<strong>ch</strong> verpönt,<br />

aber ni<strong>ch</strong>t mehr illegal.<br />

Heute ist die <strong>Prostitution</strong> in allen europäis<strong>ch</strong>en Ländern ausser S<strong>ch</strong>weden ni<strong>ch</strong>ts Aussergewöhnli<strong>ch</strong>es.<br />

In vielen asiatis<strong>ch</strong>en Ländern werden dur<strong>ch</strong> das Hurenwesen grosse<br />

Summen erwirts<strong>ch</strong>aftet. Allein die japanis<strong>ch</strong>e Sexindustrie setzt jährli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ätzungsweise<br />

70 Milliarden Franken um. Ein ganz sonderbares Verhältnis <strong>zum</strong> bezahlten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr<br />

besteht dagegen in den USA, wo die <strong>Prostitution</strong> in den meisten Staaten<br />

streng verboten ist. (Lanzendorfer, 2004)<br />

4. Sozialarbeit und <strong>Prostitution</strong><br />

In der zweiten hälfte des 19. Jahrhundert setzte si<strong>ch</strong> Josephine Butler für die Re<strong>ch</strong>te<br />

der Prostituierten ein. Sie startete eine Kampagne gegen den „Contagious Diseases<br />

Act“. Das Ziel dieser Handlung war es, die Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheiten unter den Soldaten<br />

zu reduzieren. Konnte eine Übertragung einer Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheit dur<strong>ch</strong> bezahlten<br />

Sex na<strong>ch</strong>gewiesen werden, so bestrafte man auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die Frauen dafür. Obwohl<br />

die meisten Dirnen wegen Hungerlöhne und Arbeitslosigkeit dazu gezwungen waren.<br />

Josephine Butler reiste dur<strong>ch</strong> ganz England, um öffentli<strong>ch</strong>e Reden zu halten, in denen<br />

sie den „Contagious Diseases Act“ kritisierte. (Spartacus Educational, 2001)<br />

In Deuts<strong>ch</strong>land war die Sozialistin Gertrud Guillaume die Erste, die 1880 öffentli<strong>ch</strong> gegen<br />

die <strong>Prostitution</strong> auftrat. Sie gründete den „Kulturbund zur Abs<strong>ch</strong>affung der behördli<strong>ch</strong><br />

konzessionierten <strong>Prostitution</strong>“ und ermögli<strong>ch</strong>te dadur<strong>ch</strong> die Eröffnung von Beratungsstellen<br />

für Prostituierte in vers<strong>ch</strong>iedenen Städten. Beide Frauenre<strong>ch</strong>tlerinnen<br />

kämpften gegen die bürgerli<strong>ch</strong>e Doppelmoral und gegen die Diskriminierung der Prostituierten.<br />

(Die Standard, 2004)<br />

5. Fazit<br />

Das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en Prostituierten und Gesells<strong>ch</strong>aft s<strong>ch</strong>wankte also von Kultur zu<br />

Kultur. Mal war das Hurenwesen illegal, mal war es das notwendige Übel, mal sogar<br />

eine religiöse Haltung. Diese Ambivalenz besteht bis <strong>zum</strong> heutigen Tag fort, wie vor allem<br />

die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Gesetzeslage in den einzelnen Staaten der USA zeigt.<br />

Mit S<strong>ch</strong>uld an diesen vers<strong>ch</strong>iedenen Meinungen sind die Krankheiten, die die <strong>Prostitution</strong><br />

mit si<strong>ch</strong> bringt. Dort setzte au<strong>ch</strong> die Sozialarbeit zuerst ein. Neuere Probleme der<br />

<strong>Prostitution</strong> im Bezug auf die Sozialarbeit sind die Ausbeutung der Frauen und Kinder,<br />

der Mens<strong>ch</strong>enhandel und die Zuhälterei.<br />

Die <strong>Prostitution</strong> ist das älteste Gewerbe der Welt und anhand der immensen Summen,<br />

die heute dur<strong>ch</strong> das Sexgewerbe umgesetzt werden, ist die Prognose wohl ni<strong>ch</strong>t gewagt,<br />

dass dies, wie au<strong>ch</strong> die Ambivalenz der Meinungen über die <strong>Prostitution</strong> in der<br />

Bevölkerung, no<strong>ch</strong> lange so bleiben werden.<br />

6


Mirjam Bousehba-Rotzler, Betttina Etter, Guellue Korkmaz, Ariane Lüthi, Lea Meier, Anna<br />

S<strong>ch</strong>muki, Stefan Benninger<br />

Die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlage der <strong>Prostitution</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

1. Einleitung<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz ist <strong>Prostitution</strong> für mündige Personen grundsätzli<strong>ch</strong> legal. Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />

für die Ausübung der <strong>Prostitution</strong> sind im Strafgesetzbu<strong>ch</strong> (StGB) sowie in kantonalen<br />

und kommunalen Bestimmungen geregelt. Mit diesem Text erläutern wir die zugrundeliegenden<br />

Gesetzesartikel und stellen einen Bezug zur Praxis bzw. der konkreten Anwendung<br />

des Gesetzes auf kommunaler Ebene her.<br />

2. Bedeutung der prostitutionsrelevanten Artikel im Strafgesetz<br />

Glossar<br />

Folgend sind einige Begriffe, wel<strong>ch</strong>e in den Gesetzesartikeln und den Ausführungen<br />

erwähnt werden, definiert.<br />

Re<strong>ch</strong>tsgut:<br />

Gut, in dem si<strong>ch</strong> Lebensinteressen des Einzelnen oder der Allgemeinheit<br />

verkörpern und das deshalb von der Re<strong>ch</strong>tsordnung<br />

des Staates ges<strong>ch</strong>ützt wird (z.B. das Leben).Der Re<strong>ch</strong>tsguts<strong>ch</strong>utz<br />

ist die Hauptaufgabe des Strafre<strong>ch</strong>ts.<br />

Tatbestandsvariante: Wenn Tatbestände alternativ bzw. einzeln eine Re<strong>ch</strong>tsfolge auslösen,<br />

nennt man sie Tatbestandsvarianten.<br />

Tatbestandselement: Häufig enthält eine Gesetzesvors<strong>ch</strong>rift mehrere Tatbestände.<br />

Wenn diese kumulativ erfüllt sein müssen, damit eine Re<strong>ch</strong>tsfolge<br />

eintritt, nennt man sie Tatbestandselemente. (Seiler, 2004)<br />

Art. 195 StGB: Förderung der <strong>Prostitution</strong><br />

Wer eine unmündige Person der <strong>Prostitution</strong> zuführt,<br />

wer eine Person unter Ausnützung ihrer Abhängigkeit oder eines Vermögensvorteils wegen der<br />

<strong>Prostitution</strong> zuführt,<br />

wer die Handlungsfreiheit einer Person, die <strong>Prostitution</strong> betreibt, dadur<strong>ch</strong> beeinträ<strong>ch</strong>tigt, dass er<br />

sie bei dieser Tätigkeit überwa<strong>ch</strong>t oder Ort, Zeit, Ausmass oder andere Umstände der <strong>Prostitution</strong><br />

bestimmt,<br />

wer eine Person in der <strong>Prostitution</strong> festhält,<br />

wird mit Zu<strong>ch</strong>thaus bis zu zehn Jahren oder mit Gefängnis bestraft.<br />

Na<strong>ch</strong> bundesgeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Definition (BGE 121 IV 86 ff.) liegt <strong>Prostitution</strong> im Sinne von<br />

Artikel 195 StGB vor, „wenn eine Person wiederholt gegen Geld oder andere materielle<br />

Vorteile <strong>zum</strong> Ausführen oder Dulden von Handlungen bereit ist, die die Genitalien mit<br />

einbeziehen und in irgendeiner Art auf sexuelle Befriedigung abzielen“.<br />

Ges<strong>ch</strong>ütztes Re<strong>ch</strong>tsgut ist die Handlungsfreiheit und somit das Selbstbestimmungsre<strong>ch</strong>t<br />

der si<strong>ch</strong> prostituierenden Personen. Einerseits will das Gesetz verhindern, dass Personen<br />

gegen ihren Willen zur <strong>Prostitution</strong> verleitet werden. Andererseits soll die Ents<strong>ch</strong>ei-<br />

7


dungsfreiheit der Prostituierten ges<strong>ch</strong>ützt werden. Alle Tatbestandsvarianten setzen<br />

einen Vorsatz voraus (Berts<strong>ch</strong>i, 2003; Hürlimann, 2004).<br />

1. Tatbestandsvariante „Zuführen zur <strong>Prostitution</strong>“<br />

Diese Tatbestandsvariante liegt vor wenn a) eine unmündige Person involviert ist, b) ein<br />

Abhängigkeitsverhältnis ausgenützt wird oder c) ein Vermögensvorteil angestrebt wird.<br />

Der <strong>Prostitution</strong> führt zu, wer jemanden in dieses Gewerbe einführt und zu dessen Ausübung<br />

bestimmt. Diese Einwirkung muss eine bestimmte Intensität aufweisen. Bei Minderjährigen<br />

muss kein Abhängigkeitsverhältnis gegeben sein. Es rei<strong>ch</strong>t aus, wenn ein<br />

Täter die Jugendli<strong>ch</strong>keit des Opfers ausnützt.<br />

„Ausnützung der Abhängigkeit“ liegt v.a. im Zusammenhang mit unbemittelten Frauen<br />

aus armen Ländern vor. Die Führung eines Bordells allein ist ni<strong>ch</strong>t strafbar. Es wird eine<br />

Eins<strong>ch</strong>ränkung der Handlungsfreiheit vorausgesetzt. (Berts<strong>ch</strong>i, 2003; Hürlimann, 2004)<br />

2. Tatbestandsvariante „Beeinträ<strong>ch</strong>tigung der Handlungsfreiheit“<br />

„Beeinträ<strong>ch</strong>tigung der Handlungsfreiheit meint a) Überwa<strong>ch</strong>ung oder b) Bestimmung von<br />

Ort, Zeit, Ausmass und anderen Umständen der <strong>Prostitution</strong>.<br />

Die Handlungsfreiheit einer Person wird dann einges<strong>ch</strong>ränkt, wenn sie überwa<strong>ch</strong>t und<br />

kontrolliert wird oder wenn sie Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft über ihre Tätigkeit ablegen muss. Es wird<br />

vorausgesetzt, dass ein bestimmter Druck ausgeübt wird, der die Ents<strong>ch</strong>eidungsfreiheit<br />

einengt. (Berts<strong>ch</strong>i, 2003; Hürlimann, 2004).<br />

3. Tatbestandsvariante „Festhalten in der <strong>Prostitution</strong>“<br />

Diese Tatbestandsvariante liegt vor, wenn jemand gegen seinen Willen zur weiteren<br />

Ausübung der <strong>Prostitution</strong> gezwungen wird. (Berts<strong>ch</strong>i, 2003; Hürlimann, 2004).<br />

Art 196 StGB: Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />

1 Wer mit Mens<strong>ch</strong>en Handel treibt, um der Unzu<strong>ch</strong>t eines anderen Vors<strong>ch</strong>ub zu leisten, wird mit<br />

Zu<strong>ch</strong>thaus oder mit Gefängnis ni<strong>ch</strong>t unter se<strong>ch</strong>s Monaten bestraft.<br />

2 Wer Anstalten <strong>zum</strong> Mens<strong>ch</strong>enhandel trifft, wird mit Zu<strong>ch</strong>thaus bis zu fünf Jahren oder mit Gefängnis<br />

bestraft.<br />

3 In jedem Fall ist au<strong>ch</strong> Busse zu erkennen.<br />

Das ges<strong>ch</strong>ützte Re<strong>ch</strong>tsgut ist das sexuelle Selbstbestimmungsre<strong>ch</strong>t. Der Handel mit<br />

Mens<strong>ch</strong>en wird dur<strong>ch</strong> diese Vors<strong>ch</strong>rift strafbar. Mens<strong>ch</strong>enhandel muss vorsätzli<strong>ch</strong> sein<br />

und es muss eine Absi<strong>ch</strong>t bestehen, das Opfer der <strong>Prostitution</strong> zuzuführen.<br />

Tatbestandselement „Vors<strong>ch</strong>ub der Unzu<strong>ch</strong>t eines anderen“ (Abs.1)<br />

Mens<strong>ch</strong>enhandel liegt vor, wenn jemand wiederholt wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t gestellte<br />

Mens<strong>ch</strong>en im Ausland anwirbt, um sie weiter zu vermitteln oder sie im eigenen Bordell<br />

anzustellen. Früher war eine Drittperson als HändlerIn zwis<strong>ch</strong>en dem Opfer und dem<br />

Bordellbesitzer zur Erfüllung des Tatbestandes nötig. Heute ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> strafbar,<br />

wer für sein eigenes Bordell Mens<strong>ch</strong>en anwirbt. (Berts<strong>ch</strong>i, 2003; Hürlimann, 2004).<br />

8


Art 199 StGB: Unzulässige Ausübung der <strong>Prostitution</strong><br />

Wer den kantonalen Vors<strong>ch</strong>riften über Ort, Zeit oder Art der Ausübung der <strong>Prostitution</strong> und über<br />

die Verhinderung belästigender Begleiters<strong>ch</strong>einungen zuwiderhandelt, wird mit Haft oder mit<br />

Busse bestraft.<br />

Diese Bestimmung erteilt den Kantonen die Kompetenz, Regelungen über Ort, Zeit oder<br />

Art der Ausübung der <strong>Prostitution</strong> aufzustellen und belästigende Begleiters<strong>ch</strong>einungen<br />

zu verhindern. Dur<strong>ch</strong> die Regelung im Strafgesetz wird den kantonalen Polizeivors<strong>ch</strong>riften<br />

au<strong>ch</strong> Strafs<strong>ch</strong>utz gewährt. Von den Kantonen wird diese Kompetenz an die Gemeinden<br />

delegiert.<br />

Ein Verglei<strong>ch</strong> einiger Gemeindeverordnungen von S<strong>ch</strong>weizer Grossstädten und insbesondere<br />

der Städte Züri<strong>ch</strong> und Bern zeigt folgendes Bild: In beiden Gemeinden ist der<br />

S<strong>ch</strong>utz der Bevölkerung grundlegender Bestandteil der Gesetzgebung. Die Gemeinde<br />

Bern nimmt zudem die Erhöhung der Si<strong>ch</strong>erheit der SexarbeiterInnen als wi<strong>ch</strong>tigen Bestandteil<br />

in ihre Verordnung auf. So wird in der bernis<strong>ch</strong>en Verordnung vorgesehen, ges<strong>ch</strong>ützte<br />

Arbeitsplätze für die SexarbeiterInnen einzuri<strong>ch</strong>ten. Ausserdem ist der Aufbau<br />

von mobilen Beratungsstellen vorgesehen, wel<strong>ch</strong>e mit der Polizei zusammenarbeiten.<br />

In den Verordnungen werden generell Orte aufgeführt, an denen die <strong>Prostitution</strong> untersagt<br />

ist – so <strong>zum</strong> Beispiel in der Nähe von öffentli<strong>ch</strong>en Gebäuden. In polizeili<strong>ch</strong>en Zonenplänen<br />

ist geregelt, wo die Ausübung der <strong>Prostitution</strong> zugelassen ist. Obwohl es in<br />

den gesetzli<strong>ch</strong>en Verordnungen der Gemeinden Unters<strong>ch</strong>iede gibt, kommen diese in<br />

den Handlungen der Polizei nur gering <strong>zum</strong> Ausdruck.<br />

3. Problematik des geltenden Re<strong>ch</strong>ts<br />

Frauenhandel ist nur im Berei<strong>ch</strong> der Sexarbeit strafbar. Der Heirats- und der Haushaltshandel<br />

werden ni<strong>ch</strong>t mit einges<strong>ch</strong>lossen. Eine entspre<strong>ch</strong>ende Gesetzeserweiterung wäre<br />

zu diskutieren.<br />

Die Abgrenzung in Art. 195 StGB (Förderung der <strong>Prostitution</strong>) zwis<strong>ch</strong>en strafbarem und<br />

erlaubtem Verhalten ist unklar. Dies verunmögli<strong>ch</strong>t eine Regelung von Bes<strong>ch</strong>äftigungsverhältnissen.<br />

Die Problematik zeigt si<strong>ch</strong> in folgenden Berei<strong>ch</strong>en:<br />

• Weisungsre<strong>ch</strong>t resp. Bes<strong>ch</strong>äftigung von SexarbeiterInnen: Es ist unklar, wie weit<br />

die Kontrolle - also die Überwa<strong>ch</strong>ung oder Bestimmung von Ort, Zeit, Ausmass<br />

oder anderen Umständen der <strong>Prostitution</strong> - in einem Arbeitsverhältnis rei<strong>ch</strong>en darf,<br />

damit sie ni<strong>ch</strong>t strafbar ist.<br />

• Gewinnabs<strong>ch</strong>öpfung: Die passive „Zuhälterei“ ist ni<strong>ch</strong>t mehr strafbar. Denno<strong>ch</strong> wird<br />

das Bestreiten des Lebensunterhaltes dur<strong>ch</strong> „Zuhälterei“ als Vermögensvorteil eingestuft<br />

und ist damit strafbar. Bei dieser Gesetzesinterpretation besteht die Gefahr,<br />

dass bei der <strong>Prostitution</strong> verurteilt wird, was in anderen Arbeitsverhältnissen<br />

selbstverständli<strong>ch</strong> ist: dass die Arbeit der Bes<strong>ch</strong>äftigten den Arbeitgebenden einen<br />

Gewinn bringt. Ausserdem wird das Selbstbestimmungsre<strong>ch</strong>t der SexarbeiterInnen<br />

mögli<strong>ch</strong>erweise verna<strong>ch</strong>lässigt. (Berts<strong>ch</strong>i, 2003, Kap. 2).<br />

Das Bundesgeri<strong>ch</strong>t entzieht si<strong>ch</strong> einer klaren Haltung zur Zulässigkeit von Arbeitsverhältnissen.<br />

Dies hat weitrei<strong>ch</strong>ende Folgen für die SexarbeiterInnen: Die sozialversi<strong>ch</strong>e-<br />

9


ungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Konsequenzen bleiben offen und für AusländerInnen ist unklar, ob sie<br />

eine Arbeitsbewilligung erhalten können. (ebd, 2003)<br />

Die zögerli<strong>ch</strong>e Haltung von Lehre und Praxis könnte aus folgendem Grund gere<strong>ch</strong>tfertigt<br />

werden: Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr gegen den Willen der Frau stellt Vergewaltigung dar. Wenn<br />

aber die Frau dur<strong>ch</strong> das Arbeitsverhältnis gebunden ist, muss sie au<strong>ch</strong> gegen ihren Willen<br />

die entspre<strong>ch</strong>ende Arbeit ausführen. Für Anregungen zu legalen Arbeitsvertragsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

mit SexarbeiterInnen (Hürlimann, 2004, 228-240).<br />

Au<strong>ch</strong> in Art. 196 (Mens<strong>ch</strong>enhandel) herrs<strong>ch</strong>t Klärungsbedarf. Es ist unklar, inwieweit das<br />

Selbstbestimmungsre<strong>ch</strong>t der Betroffenen einges<strong>ch</strong>ränkt werden muss, damit ein Tatbestand<br />

vorliegt. Dies bildet eine Hürde für die Bestrafung von „Frauenhändlern“. Der Wille<br />

der Frauen muss in der Praxis oft aus den Umständen abgeleitet werden, da ZeugInnen<br />

fehlen oder ni<strong>ch</strong>t frei aussagen können. Dabei besteht die Gefahr der Entmündigung der<br />

Betroffenen. (Berts<strong>ch</strong>i, 2003, Kap. 2)<br />

Bei Art. 199 StGB (Unzulässige Ausübung der <strong>Prostitution</strong>) geht es primär um den<br />

S<strong>ch</strong>utz der AnwohnerInnen. Die Bestimmung kriminalisiert einseitig SexarbeiterInnen.<br />

Eine umfassendere Umsetzung des Grundgedankens des Sexualstrafre<strong>ch</strong>ts - der<br />

S<strong>ch</strong>utz des Selbstbestimmungsre<strong>ch</strong>ts - wäre zu diskutieren. (ebd, 2004, Kap. 2).<br />

Fazit<br />

Na<strong>ch</strong> abs<strong>ch</strong>liessenden Auseinandersetzungen mit den prostitutionsrelevanten Gesetzesartikeln<br />

stellen wir fest, dass die aktuelle Gesetzeslage die Handlungs- und Interventionsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

der SozialarbeiterInnen in ihrer Arbeit mit den Prostituierten stark<br />

eins<strong>ch</strong>ränkt.<br />

Eine kritis<strong>ch</strong>e Auseinandersetzung mit der Problematik des geltenden Re<strong>ch</strong>ts findet am<br />

Mittwo<strong>ch</strong>, den 23. März 2005 um 17.15 in einer Podiumsdiskussion im Kinosaal an der<br />

Miséricorde, statt.<br />

Gäste: Frau B. Bowald, dipl. theol., Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Assistentin am Institut für Sozialethik der<br />

Theologis<strong>ch</strong>en Fakultät der Universität Luzern; Frau B. Hürlimann, Dr. iur., Journalistin bei der<br />

NZZ; Frau M. Le Breton, lic. phil., dipl. Sozialarbeiterin, Dozentin an der Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Soloturn<br />

Nordwests<strong>ch</strong>weiz; Herr D. Haymoz, Kriminalpolizei Freiburg und Verantwortli<strong>ch</strong>er der Sittenpolizei;<br />

Herr B. Gelzer, Untersu<strong>ch</strong>ungsri<strong>ch</strong>ter und Staatsanwalt im Kanton Baselland.<br />

Moderator: Herr J.L. Brülhart, Journalist Freiburger Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten, Ressort Agglomeration Freiburg.<br />

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Isabelle Burri, Deborah Lanz, Tanja Lutz, Maya Rohner, Sandra Wuethri<strong>ch</strong><br />

<strong>Prostitution</strong> und Si<strong>ch</strong>erheit – Ein Verglei<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedener<br />

Modelle<br />

1. Einleitung<br />

Im folgenden Text wird auf die Si<strong>ch</strong>erheit von Prostituierten in vers<strong>ch</strong>iedenen Ländern<br />

eingegangen und der Zusammenhang zur re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundlage hergestellt. Anhand<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Modelle der Legalisierung bzw. Kriminalisierung der Sexarbeit lassen si<strong>ch</strong><br />

die mögli<strong>ch</strong>en Gefahren und Risiken einer/s SexarbeiterIn erkennen. Wir erörtern, wel<strong>ch</strong>en<br />

Einfluss die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundlagen und die kulturellen Werthaltungen auf die Si<strong>ch</strong>erheit<br />

der SexarbeiterInnen haben.<br />

Die Begriffe Sexarbeit und <strong>Prostitution</strong> bedeuten sinngemäss dasselbe.<br />

2. Kriminalisierung von <strong>Prostitution</strong> in den USA und Frankrei<strong>ch</strong><br />

Weshalb die Si<strong>ch</strong>erheit der Prostituierten von den Faktoren der Unglei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung<br />

gegenüber ihren Freiern, den gesundheitli<strong>ch</strong>en Risiken und den damit verbundenen<br />

Gewaltakten abhängig ist, wird na<strong>ch</strong>folgend erläutert:<br />

In Ländern wie den USA oder Frankrei<strong>ch</strong> wird die <strong>Prostitution</strong> als moralis<strong>ch</strong> inakzeptabel<br />

bezei<strong>ch</strong>net und hat daher sowohl gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e als au<strong>ch</strong> individuelle negative psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Folgen. Mathieu (2004) erläutert, dass eine Legalisierung der <strong>Prostitution</strong> die Mens<strong>ch</strong>enwürde<br />

sowie die ganze Person und die Prostituierten zu manipulierbaren Objekten<br />

reduziere. Eine weitere negative Folge der <strong>Prostitution</strong> ist, dass eine Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung<br />

der Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist. Begründet wird dies dur<strong>ch</strong> die männli<strong>ch</strong>e Dominanz,<br />

der die Frauen unterworfen sind. Diese Unglei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung wiederum begünstigt Gewalt<br />

(Farley, 2004). Prostituierten wird dem zu Folge keine Si<strong>ch</strong>erheit gewährleistet.<br />

Die gesundheitli<strong>ch</strong>en Risiken, wel<strong>ch</strong>e der Berufsalltag der SexarbeiterInnen mit si<strong>ch</strong><br />

bringt, werden dur<strong>ch</strong> den Anspru<strong>ch</strong> vieler Freier, auf ein Kondom zu verzi<strong>ch</strong>ten, erhöht:<br />

73% der Freier in den USA würden für kondomfreien Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr mehr bezahlen<br />

(Farley, 2004). Willigen die Prostituierten ni<strong>ch</strong>t ein, erhöht si<strong>ch</strong> die Gefahr von gewalttätigen<br />

Übergriffen seitens der Freier (auf das Risiko der Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheiten<br />

geht der Artikel „<strong>Prostitution</strong> und Gesundheit“ näher ein).<br />

Zusammenfassend lässt si<strong>ch</strong> sagen, dass Länder, wel<strong>ch</strong>e die <strong>Prostitution</strong> kriminalisieren,<br />

das Verbot von Sexarbeit mit der Gefährdung der physis<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Integrität<br />

der Prostituierten sowie mit den negativen Folgen für die Gesells<strong>ch</strong>aft begründen.<br />

3. Legale Sexarbeit in den Niederlanden und Neuseeland<br />

Länder wie die Niederlande oder Neuseeland betra<strong>ch</strong>ten eine Gesells<strong>ch</strong>aft ohne Sexarbeit<br />

als eine Illusion. Ni<strong>ch</strong>t die Sexarbeit wird als Problem betra<strong>ch</strong>tet, sondern deren<br />

Stigmatisierung. Eine Legalisierung würde das Stigma reduzieren und einen besseren<br />

polizeili<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz gewährleisten (Monto, 2004, 181). Dass die SexarbeiterInnen in<br />

ihrer berufli<strong>ch</strong>en Tätigkeit ni<strong>ch</strong>t mehr mit einer Strafverfolgung re<strong>ch</strong>nen müssen, kann<br />

si<strong>ch</strong> ebenso vorteilhaft auswirken wie der Fakt, dass die Arbeit ni<strong>ch</strong>t mehr im Versteckten<br />

dur<strong>ch</strong>geführt werden muss. Länder mit einem liberalen Mens<strong>ch</strong>enbild sehen SexarbeiterInnen<br />

als autonome Individuen, die unabhängig und mit glei<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ten und<br />

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Pfli<strong>ch</strong>ten wie andere Erwerbstätige an einem si<strong>ch</strong>eren Arbeitsplatz Ents<strong>ch</strong>eidungen treffen<br />

können (Mathieu, 2004).<br />

In den Niederlanden wurde das „Utre<strong>ch</strong>ter Modell“ entworfen, wel<strong>ch</strong>es den SexarbeiterInnen<br />

mehr Si<strong>ch</strong>erheit bieten soll. In diesem Projekt gilt für die drogenabhängigen SexarbeiterInnen<br />

eine pfli<strong>ch</strong>tmässige Benützung von Arbeitsboxen mit Si<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>utz, um die<br />

Si<strong>ch</strong>erheit und Diskretion am Arbeitsplatz zu erhöhen. Auf diese Weise konnte die Gewalt<br />

eingedämmt werden und der Gesundheitszustand der SexarbeiterInnen verbesserte<br />

si<strong>ch</strong>. In Amsterdam musste jedo<strong>ch</strong> das Projekt unter anderem aufgrund aufkommender<br />

Kriminalität wie Vergewaltigung, Waffenbesitz und Fäls<strong>ch</strong>ung von Dokumenten ges<strong>ch</strong>lossen<br />

werden (Vautravers, 2003, 7). Zu betonen ist, dass die Arbeitsboxen einen<br />

kurzfristigen Beitrag zur Si<strong>ch</strong>erheit der SexarbeiterInnen geleistet haben, wenn glei<strong>ch</strong><br />

das Utre<strong>ch</strong>ter Modell neue Probleme herbeigeführt hat.<br />

4. Kriminalisierung von Freiern in S<strong>ch</strong>weden<br />

In S<strong>ch</strong>weden werden ni<strong>ch</strong>t die Prostituierten, sondern die Freier strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verfolgt.<br />

Am 01. Januar 1999 trat ein Gesetz in Kraft, wel<strong>ch</strong>es den Kauf von sexuellen Dienstleistungen<br />

mit maximal se<strong>ch</strong>s Monaten Gefängnis bestraft und für Freier zusätzli<strong>ch</strong> eine<br />

psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e Beratung anordnet. Ziel dieser au<strong>ch</strong> präventiv verstandenen Politik ist<br />

es, dass dadur<strong>ch</strong> weniger Freier Prostituierte aufsu<strong>ch</strong>en und somit immer weniger Personen<br />

ihren Lebensunterhalt in diesem Gewerbe verdienen. Gemäss der normativen<br />

Leitidee soll si<strong>ch</strong> das gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Bild von <strong>Prostitution</strong> und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terglei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung<br />

langfristig verändern und das Re<strong>ch</strong>t der Frauen und Kinder auf vollständige<br />

Kontrolle über den eigenen Körper eingefordert werden. Sozialarbeiteris<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />

sind Rehabilitationsprogramme wie <strong>zum</strong> Beispiel Ums<strong>ch</strong>ulungen; begleitend werden<br />

den Prostituierten Selbstverteidigungskurse angeboten (Mathieu, 2004).<br />

Die Folgen dieses Gesetzes waren ni<strong>ch</strong>t nur die Minimierung der Strassenprostitution<br />

und des Frauenhandels; viele Prostituierte verliessen das Land (Mathieu, 2004) oder<br />

su<strong>ch</strong>ten diskretere Lokalitäten auf (Ekberg, 2004). Wir s<strong>ch</strong>liessen daraus, dass si<strong>ch</strong> die<br />

Si<strong>ch</strong>erheit der Prostituierten verändert hat. Die Unterlagen lassen jedo<strong>ch</strong> keine eindeutige<br />

positive oder negative S<strong>ch</strong>lussfolgerung zur Si<strong>ch</strong>erheit bezügli<strong>ch</strong> Gesundheit und<br />

Gewalt zu.<br />

5. Aktuelle Situation in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Na<strong>ch</strong>dem 1997 einige s<strong>ch</strong>were Delikte auf dem Drogenstri<strong>ch</strong> begangen wurden, ist<br />

Bern nun die erste Stadt in der S<strong>ch</strong>weiz, wel<strong>ch</strong>e das Utre<strong>ch</strong>ter Modell der Niederlande in<br />

einer lei<strong>ch</strong>t abgewandelten Form übernehmen will. Während in den Niederlanden die<br />

Benützung der Boxen obligatoris<strong>ch</strong> und der Strassenstri<strong>ch</strong> verboten ist, wird in Bern die<br />

Benützung anderer Orte ni<strong>ch</strong>t untersagt. Es stellt si<strong>ch</strong> die Frage, wie sinnvoll eine sol<strong>ch</strong>e<br />

Regelung ist, da gewaltbereite Männer ni<strong>ch</strong>t an einem gesi<strong>ch</strong>erten Ort mit Sexarbeiterinnen<br />

in Kontakt treten werden. Au<strong>ch</strong> wirft der Abbru<strong>ch</strong> des Projektes in Amsterdam<br />

einige Fragen auf. Die Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen, Xenia, stellt zudem au<strong>ch</strong><br />

bei den ni<strong>ch</strong>t drogenabhängigen Sexarbeiterinnen einen massiven Anstieg der Beratungen<br />

sowie eine Zunahme von Härtefällen fest (Bernhard, 2001). Die Arbeitsboxen sind<br />

jedo<strong>ch</strong> nur für drogenabhängige Frauen geda<strong>ch</strong>t.<br />

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Frau Ines Bürge vom Projekt „La Strada“ und Jacqueline Suter der Beratungsstelle „Xenia“<br />

werden in der <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong> (22. März 05) anwesend sein, um sozialarbeiteris<strong>ch</strong>e<br />

Massnahmen und Projekte im Berei<strong>ch</strong> der <strong>Prostitution</strong> vorzustellen.<br />

6. Fazit<br />

Es ist s<strong>ch</strong>wer abzus<strong>ch</strong>ätzen, inwiefern re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundlagen und kulturelle Werte (Mens<strong>ch</strong>enbild)<br />

einen Einfluss auf die Si<strong>ch</strong>erheit der Prostituierten haben. Sowohl in Ländern<br />

mit illegaler <strong>Prostitution</strong> als au<strong>ch</strong> in Ländern mit legaler <strong>Prostitution</strong> ist die Si<strong>ch</strong>erheit von<br />

Sexarbeiterinnen nur bes<strong>ch</strong>ränkt oder gar ni<strong>ch</strong>t gewährleistet. Statistis<strong>ch</strong>e Angaben belegen,<br />

dass gewalttätige Übergriffe auf Prostituierte in Ländern mit illegaler <strong>Prostitution</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t häufiger vorkommen als in liberalen Ländern (Farley, 2004). Das führt uns <strong>zum</strong><br />

S<strong>ch</strong>luss, dass es bis heute weltweit no<strong>ch</strong> kein Vorzeigemodell gibt, wel<strong>ch</strong>es die Si<strong>ch</strong>erheit<br />

von Sexarbeiterinnen in jedem Fall gewährleisten würde.<br />

Dur<strong>ch</strong> die bewusste Gefahrenabklärung von Ort und Auto, dur<strong>ch</strong> das Si<strong>ch</strong>erstellen einer<br />

Flu<strong>ch</strong>tmögli<strong>ch</strong>keit und dur<strong>ch</strong> den Zusammenhalt und das gegenseitige Warnen unter<br />

den Prostituierten selbst können die Prostituierten auf einfa<strong>ch</strong>e Weise selber etwas zu<br />

ihrer eigenen Si<strong>ch</strong>erheit beitragen.<br />

7. Weiterführende Fragen<br />

Sind die Arbeitssituation und dadur<strong>ch</strong> die Si<strong>ch</strong>erheit von SexarbeiterInnen je na<strong>ch</strong> Land<br />

und gesetzli<strong>ch</strong>er Grundlage unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>?<br />

Die im Text erwähnten Argumentationen und statistis<strong>ch</strong>en Angaben sind <strong>zum</strong> Teil widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

und lassen, je na<strong>ch</strong> Blickwinkel, viel Platz für Interpretationen. Es lässt si<strong>ch</strong><br />

daraus ni<strong>ch</strong>t ableiten, ob Prostituierte in vers<strong>ch</strong>iedenen Ländern mit vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen unglei<strong>ch</strong> viel Gewalt erleben und somit die Legalisierung bzw. Kriminalisierung<br />

von <strong>Prostitution</strong> ein relevanter Faktor für die Si<strong>ch</strong>erheit ist.<br />

Bei allen erwähnten Modellen bleiben viele Fragen offen:<br />

<strong>Prostitution</strong> wird in den USA und Frankrei<strong>ch</strong> aus Rücksi<strong>ch</strong>t vor der Mens<strong>ch</strong>enwürde kriminalisiert.<br />

Werden strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> verfolgte Prostituierte, die aus ökonomis<strong>ch</strong>en Gründen<br />

dieser Arbeit na<strong>ch</strong>gehen, von der Polizei mit Mens<strong>ch</strong>enwürde behandelt? Werden die<br />

SexarbeiterInnen dur<strong>ch</strong> Kriminalisierung ni<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> mehr ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t? Gibt es keine<br />

staatli<strong>ch</strong>en Programme, wel<strong>ch</strong>e den SexarbeiterInnen beim S<strong>ch</strong>ritt aus der <strong>Prostitution</strong><br />

beistehen und ihnen helfen, eine neue Arbeitsstelle zu su<strong>ch</strong>en?<br />

In einem Staat mit einem liberalen Mens<strong>ch</strong>enbild stellt si<strong>ch</strong> die Frage: Haben SexarbeiterInnen<br />

wirkli<strong>ch</strong> eine reelle Wahl? Sind die eigene Lebenssituation und der sozioökonomis<strong>ch</strong>e<br />

Status (unter anderem Hautfarbe, Armut, Unfru<strong>ch</strong>tbarkeit und S<strong>ch</strong>eidung, laut<br />

Farley, 2004) ni<strong>ch</strong>t ein Grund, weshalb eine Person keinen anderen Weg sieht, um ein<br />

Einkommen zu verdienen?<br />

Werden aufgrund der Arbeitsboxen, an wel<strong>ch</strong>en Kontrollen der Prostituierten stattfinden,<br />

ni<strong>ch</strong>t vermehrt versteckte Orte aufgesu<strong>ch</strong>t, an denen wiederum vermehrt unbea<strong>ch</strong>tete<br />

Gewalt ausgeübt werden kann? Nehmen ni<strong>ch</strong>t vor allem die finanziell am abhängigsten<br />

SexarbeiterInnen das Risiko auf si<strong>ch</strong>, an einem ni<strong>ch</strong>t-ges<strong>ch</strong>ützten Ort ihre Freier zu<br />

empfangen? Werden SexarbeiterInnen dur<strong>ch</strong> das Verbot des Strassenstri<strong>ch</strong>s ni<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong><br />

abhängiger von Zuhältern? Wird ihre Si<strong>ch</strong>erheit in Bordellen gewährleistet oder ist Gewalt<br />

dort no<strong>ch</strong> besser versteckt?<br />

13


Hat si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die politis<strong>ch</strong>e Strategie in S<strong>ch</strong>weden die Si<strong>ch</strong>erheit der Prostituierten erhöht?<br />

Hat si<strong>ch</strong> die Anzahl der Prostituierten verringert oder su<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> die Frauen und<br />

Männer bessere Verstecke, die ihnen jedo<strong>ch</strong> keinerlei S<strong>ch</strong>utz vor gewalttätigen Freiern<br />

bieten? Wurde die Si<strong>ch</strong>erheit jener, die ausgewandert sind ni<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> verringert,<br />

indem sie nun finanziell ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t an einem ihnen unbekannten Ort sind? Wurde<br />

das Problem ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> in Na<strong>ch</strong>barländer abges<strong>ch</strong>oben?<br />

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Coskun Karadag, Marina Kostrova, Merlinda Bajo, Sebnem Taner-Kuran, Martina S<strong>ch</strong>ild<br />

<strong>Prostitution</strong> und Gesundheit<br />

1. Einleitung<br />

<strong>Prostitution</strong> ist eine Arbeit, mit der vor allem viele Frauen ihren Lebensunterhalt und den<br />

ihrer Familien bestreiten. Die Umstände, die <strong>Prostitution</strong> in vers<strong>ch</strong>ärfter Weise zu einer<br />

gesundheitss<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Tätigkeit ma<strong>ch</strong>en, sind in starkem Ausmass dur<strong>ch</strong> die Verhältnisse<br />

geprägt, unter denen Prostituierte leben und arbeiten müssen. Das soziale Umfeld<br />

der in der Bran<strong>ch</strong>e tätigen Frauen und Männern bringt vers<strong>ch</strong>iedene Formen von Gefährdung<br />

der Gesundheit mit si<strong>ch</strong>. Mit dieser Arbeit wollen wir aufzeigen, wel<strong>ch</strong>e Krankheiten<br />

die Arbeit im sexuellen Gewerbe mit si<strong>ch</strong> bringt, wel<strong>ch</strong>en psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Belastungen<br />

die SexworkerInnen ausgesetzt sind und in wel<strong>ch</strong>er Form sie vom Staat besser informiert<br />

und ges<strong>ch</strong>ützt werden könnten.<br />

2. Begriffserklärung<br />

STD (sexually transmitted diseases): sexuell übertragbare Krankheiten, wel<strong>ch</strong>e hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

über den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr übertragen werden<br />

Hepatits B: eine Virus-Infektion, wel<strong>ch</strong>e häufig zu Leberentzündung und in Folge daraus<br />

zu Lebervernarbung oder bei ni<strong>ch</strong>t Erkennen <strong>zum</strong> Tod führt<br />

Syphilis: bakterielle Infektion, die anfängli<strong>ch</strong> zu Ges<strong>ch</strong>würbildungen führt und na<strong>ch</strong> deren<br />

Vers<strong>ch</strong>winden zu Auss<strong>ch</strong>lägen am Oberkörper, Händen und Füssen führt, aber au<strong>ch</strong><br />

die Haupts<strong>ch</strong>lagader und das Nervensystem s<strong>ch</strong>ädigen kann; bei ni<strong>ch</strong>t Erkennen Tod<br />

Tripper, Gonorrhöe: bakterielle Infektion, die zu einer Entzündung der Harnröhre führen<br />

kann und im s<strong>ch</strong>limmsten Fall zu einer lebensbedrohli<strong>ch</strong>en Entzündung der Harnröhre<br />

(Frauen), Unfru<strong>ch</strong>tbarkeit (Frauen und Männer) und Erblindung (Kinder) führt<br />

(Aids-Hilfe S<strong>ch</strong>weiz, 2002)<br />

3. Staatli<strong>ch</strong>e Gesundheitsontrolle-Historis<strong>ch</strong>er Überblick<br />

Die <strong>Prostitution</strong> gehört zu den ältesten Gewerben, do<strong>ch</strong> der Staat bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> erst<br />

seit relativ kurzer Zeit mit den Auswirkungen der <strong>Prostitution</strong>.<br />

1850 s<strong>ch</strong>lug der Wiener Polizeiwunderarzt Dr. Nusser vor, Prostituierte polizeili<strong>ch</strong> zu<br />

konskribieren und zweimal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> zu untersu<strong>ch</strong>en. 1873 wurde die <strong>Prostitution</strong> neu<br />

geregelt. Für Frauen, wel<strong>ch</strong>e Geständigerweise Unzu<strong>ch</strong>t gewerbsmässig betrieben wurden<br />

Gesundheitsbü<strong>ch</strong>er eingeführt. Die Prostituierten wurden verpfli<strong>ch</strong>tet, si<strong>ch</strong> wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />

zweimal einer ärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung zu unterziehen. Kamen die Frauen dieser<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>, wurden sie von der Polizei beanstandet. Aus dem Provisorium<br />

wurde ein Dauerzustand.<br />

Na<strong>ch</strong> Ausbru<strong>ch</strong> des 1.Weltkrieges wurde eine starke Zunahme der <strong>Prostitution</strong> und als<br />

Folge davon eine enorme Ausbreitung von STD registriert. Die Soldaten mussten si<strong>ch</strong><br />

daraufhin vor dem Bordellbesu<strong>ch</strong> vom Sanitäter auf Krankheiten untersu<strong>ch</strong>en lassen.<br />

Die Soldaten mussten au<strong>ch</strong> angeben, bei wel<strong>ch</strong>em Mäd<strong>ch</strong>en sie jeweils waren. Die<br />

vermehrte Aufmerksamkeit auf STD führte in dieser Zeit bereits zur Ausarbeitung von<br />

Konzepten der reglementierten <strong>Prostitution</strong>.<br />

15


4. Dur<strong>ch</strong> <strong>Prostitution</strong> bedingte physis<strong>ch</strong>e und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Krankheiten<br />

Die gegenwärtige Situation in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Denkt man an STD, kommt den meisten Mens<strong>ch</strong>en das HIV-Virus und die bisher unheilbare<br />

Krankheit Aids in den Sinn. Das HIV-Virus kann dur<strong>ch</strong> den sexuellen Austaus<strong>ch</strong><br />

übertragen werden und daher sind sowohl Prostituierte wie deren Freier einem hohen<br />

Risiko ausgesetzt, si<strong>ch</strong> mit dem Virus zu infizieren. Die Zahl der neu gemeldeten positiven<br />

Aids-Tests nahm 2001 und 2002 in der S<strong>ch</strong>weiz erstmals seit 1991 wieder zu. Die<br />

Zunahme betrug 7.5% im Jahr 2001. Im Jahr 2002 wurden 787 positive Aids-Tests gemeldet,<br />

155 mehr als 2001, was einer Zunahme von 25% entspri<strong>ch</strong>t.<br />

Aus den für jeden positiven Aids-Test erhaltenen Labormeldungen lassen si<strong>ch</strong> keine<br />

Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Zahl von si<strong>ch</strong> prostituierenden Mens<strong>ch</strong>en in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz ableiten. Leider ist es unerhebli<strong>ch</strong>, ob der unges<strong>ch</strong>ützte Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr<br />

gegen Entgelt stattfand. Erhebli<strong>ch</strong> ist einzig der Umstand, ob der am Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsakt<br />

beteiligte Mann ein Präservativ getragen hat oder ni<strong>ch</strong>t. Dies obwohl fast na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong><br />

100% der Mens<strong>ch</strong>en, die in der S<strong>ch</strong>weiz leben, die Bots<strong>ch</strong>aft „vor Aids s<strong>ch</strong>ützen –<br />

Kondome benützen“ kennen. Seit 1985 bis jetzt beträgt die Anzahl der infizierten Personen<br />

mit Aids in der S<strong>ch</strong>weiz 25000.<br />

(Aids-Hilfe S<strong>ch</strong>weiz, 2002).<br />

Neben der Verbreitung von HIV müssen aber au<strong>ch</strong> andere Krankheiten verhindert werden.<br />

Z.B. Herpes und klassis<strong>ch</strong>e meldepfli<strong>ch</strong>tige Krankheiten wie Syphilis und Gonorrhöe<br />

tau<strong>ch</strong>en bei si<strong>ch</strong> prostituierenden Mens<strong>ch</strong>en immer wieder auf. Eine weitere Gefahr<br />

stellt Hepatitis dar. Das Virus wird äusserst selten dur<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr übertragen,<br />

aber sehr oft dur<strong>ch</strong> mehrfa<strong>ch</strong> benützte Spritzen von Drogenkonsumentinnen. Im Zusammenhang<br />

mit dem Drogenstri<strong>ch</strong> steht die Krankheitsprävention vor s<strong>ch</strong>werwiegenden<br />

Problemen, da Drogenabhängige in der S<strong>ch</strong>weiz neben Ausländerinnen die grösste<br />

Gruppe im Sexgewerbe ausma<strong>ch</strong>en. (Aids-Hilfe S<strong>ch</strong>weiz, 2002)<br />

Neben etli<strong>ch</strong>en physis<strong>ch</strong>en Leiden treten bei SexworkerInnen au<strong>ch</strong> sehr oft psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Probleme auf. Eine in Österrei<strong>ch</strong> publizierte Studie (dur<strong>ch</strong>geführt vom Frauenministerium)<br />

ergab, dass mehr als ein Viertel der befragten Prostituierten unter Dauerbes<strong>ch</strong>werden<br />

wie Migräne oder tiefen Blutdruck leiden. Zwei Drittel der Frauen fühlen si<strong>ch</strong> mehrmals<br />

im Monat „total fertig und abgespannt“. Als Folge der Belastungen su<strong>ch</strong>en die<br />

meisten der Frauen einen Ausweg in Medikamenten oder Drogen. Zudem verkürzt die<br />

Na<strong>ch</strong>tarbeit die Lebensarbeit und führt die SexworkerInnen in eine soziale Isolation oder<br />

<strong>zum</strong> Aufbau einer S<strong>ch</strong>einwelt. Oftmals kommt es dabei bei den betroffenen Personen zu<br />

einer Abspaltung des eigenen I<strong>ch</strong>s vom Körper. Ein negatives Gefühl <strong>zum</strong> Körper zieht<br />

ein negatives Gesundheitsbewusstsein na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>. Und so ist die Mehrheit der Prostituierten<br />

na<strong>ch</strong> einigen Arbeitsjahren physis<strong>ch</strong> und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ädigt. (von Blumenthal,<br />

1999; Krüger, 2001)<br />

5. Prävention und Gesundheitsprophylaxe<br />

Die Präventionsarbeit muss viele vers<strong>ch</strong>iedene Aspekte in Betra<strong>ch</strong>tung ziehen, um zielsi<strong>ch</strong>er<br />

zu arbeiten und mögli<strong>ch</strong>st viele SexworkerInnen zu errei<strong>ch</strong>en. Oftmals erkennen<br />

erkrankte Personen die Ansteckung ni<strong>ch</strong>t und nötige Massnahmen können gar ni<strong>ch</strong>t erst<br />

ergriffen werden.<br />

16


„Na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ätzungen des Bundesamtes für Polizei werden in der S<strong>ch</strong>weiz tägli<strong>ch</strong> die<br />

Dienste von 14000 Sexworkerinnen in Anspru<strong>ch</strong> genommen. Wie viele männli<strong>ch</strong>e Personen<br />

ihr S<strong>ch</strong>icksal teilen ist ni<strong>ch</strong>t bekannt. Anders als in anderen Berei<strong>ch</strong>en gelten für<br />

diese Personen keine gesundheitspolitis<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften. Der Staat besteuert einerseits<br />

die Prostituierten, verwehrt ihnen aber den Zugang zu den Sozialversi<strong>ch</strong>erungen.<br />

In der Krankenkassenversi<strong>ch</strong>erung läuft eine Prostituierte Gefahr, bei Entdeckung ihrer<br />

Tätigkeit den Anspru<strong>ch</strong> auf bestimmte Leistungen zu verlieren.“ (NZZ Online, 2004).<br />

Um die Situation der SexworkerInnen zu verbessern, muss der Staat gesundheitspolitis<strong>ch</strong>e<br />

Massnahmen im Gesetzt verankern. Eine mögli<strong>ch</strong>e Massnahme wäre mehr Druck<br />

auf die Klienten dur<strong>ch</strong> Vors<strong>ch</strong>riften und Verbote auszuüben. Beispielsweise könnte man<br />

unges<strong>ch</strong>ützten Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsverkehr mit Prostituierten unter Androhung von hohen Bussen<br />

oder Gefängnisstrafen unter Strafe stellen.<br />

Der Status der Prostituierten könnte im Gesetz verankert werden. Die S<strong>ch</strong>affung eines<br />

Berufsverzei<strong>ch</strong>nisses für Prostituierte (es könnten Decknamen verwendet werden) würde<br />

es den Betroffenen ermögli<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> in einer Gewerks<strong>ch</strong>aft oder einer ähnli<strong>ch</strong>en Organisation<br />

zusammenzus<strong>ch</strong>liessen, was ihnen eine stärkere Position in der Politik oder<br />

der Gesells<strong>ch</strong>aft vers<strong>ch</strong>affen könnte. Dur<strong>ch</strong> bessere Errei<strong>ch</strong>barkeit würde au<strong>ch</strong> die<br />

Kommunikation verbessert, was au<strong>ch</strong> eine erfolgrei<strong>ch</strong>ere Prävention ermögli<strong>ch</strong>en würde.<br />

Auf alle Fälle muss die gesundheitli<strong>ch</strong>e Aufklärung verbessert werden und au<strong>ch</strong> die<br />

Su<strong>ch</strong>mittelprävention muss weiter vorangetrieben werden. Strassen- und Sozialarbeiter<br />

leisten dur<strong>ch</strong> ihren Einsatz s<strong>ch</strong>on heute gute Arbeit. Au<strong>ch</strong> die Polizei könnte dur<strong>ch</strong> gezielte<br />

Repression die Bran<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong>erer ma<strong>ch</strong>en in Form von härterem Vorgehen gegen<br />

Zuhälterei, Mens<strong>ch</strong>enhandel, Erpressung und gegen brutale Freier.<br />

Leider lösen diese Massnahmen ni<strong>ch</strong>t alle Probleme der SexworkerInnen. Viele re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

und gesundheitli<strong>ch</strong>e Informationen errei<strong>ch</strong>en eine Grosszahl der Prostituierten ni<strong>ch</strong>t.<br />

Bei diesen Frauen handelt es si<strong>ch</strong> um Ausländerinnen, die oftmals illegal in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

arbeiten und aufgrund spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Differenzen und Abs<strong>ch</strong>ottung dur<strong>ch</strong> Zuhälter keinerlei<br />

Zugang haben zu Beratungsstellen, wel<strong>ch</strong>e Aufklärung betreiben und die Frauen im<br />

Falle einer Erkrankung an weitere Stellen vermitteln. Dadur<strong>ch</strong> wird die Arbeit von Organisationen<br />

wie der Aids-Hilfe S<strong>ch</strong>weiz erhebli<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>wert. Do<strong>ch</strong> trotzdem könnten die<br />

erwähnten Massnahmen stark zu einer Verbesserung der vers<strong>ch</strong>iedenen Probleme beitragen<br />

und dur<strong>ch</strong> Beseitigung der Sittenwidrigkeit, spri<strong>ch</strong> einer gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Enttabuisierung<br />

der <strong>Prostitution</strong> und der Glei<strong>ch</strong>stellung der <strong>Prostitution</strong>stätigkeit mit anderen<br />

Tätigkeiten, könnte die Situation der Betroffenen verbessert werden.<br />

17


Jana Kubr, Géraldine Burgy, Claudia Staub<br />

<strong>Prostitution</strong> und Freier<br />

1. Einleitung<br />

Im aktuellen Spra<strong>ch</strong>gebrau<strong>ch</strong> versteht man unter Freier Männer, die Dienste weibli<strong>ch</strong>er<br />

Prostituierter in Anspru<strong>ch</strong> nehmen (Zs<strong>ch</strong>okke, 2005). Sie sind diejenigen, die das älteste<br />

Gewerbe der Welt bis heute aufre<strong>ch</strong>t erhalten haben und trotzdem sind sie im sozialen<br />

Bewusstsein kaum präsent. Die ersten empiris<strong>ch</strong>en Studien in diesem Berei<strong>ch</strong> sind<br />

hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> von Aids-Hilfswerken gema<strong>ch</strong>t worden. Sie berücksi<strong>ch</strong>tigen besonders die<br />

Risiken, die mit dem Prostituiertenkontakt verbunden sind, aber Studien über soziale<br />

und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Charakteristika von Freiern fehlen weitgehend (Zs<strong>ch</strong>okke, 2005). Trotzdem<br />

haben wir in den im Verzei<strong>ch</strong>nis aufgeführten Studien und in einem Dokumentarfilm<br />

viele interessante Informationen sammeln können, die das tabuisierte <strong>Thema</strong> der Freier<br />

behutsam und von vers<strong>ch</strong>iedenen Seiten beleu<strong>ch</strong>ten.<br />

2. Die Lust auf Sex<br />

Die Annahme der Gruppenmitglieder beruhte anfängli<strong>ch</strong> darauf, dass eher ältere oder<br />

allein stehende Männer, die ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigen wollen, zu Prostituierten<br />

gehen. Andere haben viellei<strong>ch</strong>t, die sexuelle Phantasien haben, die sie mit der<br />

Partnerin oder sonstigen sexuellen Kontakten ni<strong>ch</strong>t ausleben können.<br />

Diese Vorstellung von Freiern änderte si<strong>ch</strong> während der Informationsbes<strong>ch</strong>affung über<br />

das <strong>Thema</strong> ras<strong>ch</strong>. Aus den Studien vom Aidsnet S<strong>ch</strong>weiz (Vrtacic, 2003) und einer<br />

explorativen Studie (Zs<strong>ch</strong>okke, 2005) ging hervor, dass die meisten Freier in einer Partnerbeziehung<br />

leben und ‚normalen’ Sex wüns<strong>ch</strong>en. Das Bild des dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />

Freiers aus deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igem Raum ist erstaunli<strong>ch</strong> nü<strong>ch</strong>tern. Er ist mittleren Alters,<br />

verdient dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> bis gut und geht seit über 10 Jahren zu Prostituierten, bis<br />

zweimal pro Monat, meistens werktags am Na<strong>ch</strong>mittag besu<strong>ch</strong>en.<br />

Die beiden meist genannten Motive, warum sie die Dienstleistung von SexarbeiterInnen<br />

in Anspru<strong>ch</strong> nehmen, sind plötzli<strong>ch</strong>e Lust und das Bedürfnis na<strong>ch</strong> Abwe<strong>ch</strong>slung. Es ist<br />

der finanzielle Aspekt, der die meisten Freier vor häufigeren Kontakten hemmt. Erst an<br />

zweiter Stelle wird die Partnerin als Hinderungsgrund genannt (Zs<strong>ch</strong>okke, 2005). In einer<br />

anderen Studie von Frau Vrtacic (2003) ist au<strong>ch</strong> die Lust auf Sex das häufigste Motiv,<br />

eine Prostituierte aufzusu<strong>ch</strong>en. Hier wird allerdings au<strong>ch</strong> das Einsamkeitsgefühl als<br />

Grund angegeben, der Mann su<strong>ch</strong>t in der Prostituierten eine Kompensation für die fehlende<br />

Partnerin, was in der Studie von Frau Zs<strong>ch</strong>okke ni<strong>ch</strong>t der Fall ist.<br />

Hingegen ist bei ihren Ergebnissen eindeutig <strong>zum</strong> Vors<strong>ch</strong>ein gekommen, dass die meisten<br />

Freier mit einem guten Service au<strong>ch</strong> ein gutes Gesprä<strong>ch</strong> mit der Prostituierten verbinden.<br />

Laut ihrer Studie ist die „ideale Prostituierte“ im S<strong>ch</strong>nitt 30 jährig, kommunikativ,<br />

gepflegt, ist eine gute Gesprä<strong>ch</strong>spartnerin und s<strong>ch</strong>afft dadur<strong>ch</strong> eine angenehme Atmosphäre.<br />

3. Porträt eines Freiers<br />

Im Dokumentarfilm von SF DRS „Der Milieugänger“ wird ein Mann begleitet, der regelmässig<br />

im Zür<strong>ch</strong>er Rotli<strong>ch</strong>tmilieu Kontakt zu Prostituierten su<strong>ch</strong>t. Er entspri<strong>ch</strong>t dem oben<br />

ges<strong>ch</strong>ilderten Freier, arbeitet in einer Grossbank, ist mittleren Alters, besu<strong>ch</strong>t die Kir<strong>ch</strong>e,<br />

18


lebt in zweiter Ehe und pflegt s<strong>ch</strong>on jahrelang Kontakt zu SexarbeiterInnen. Erstaunli<strong>ch</strong><br />

ist die Offenheit, mit der er gegenüber seiner zweiten Frau zugibt, no<strong>ch</strong> andere sexuelle<br />

Beziehungen zu haben, die er keineswegs missen mö<strong>ch</strong>te. Interessant sind die Reaktionen<br />

von seiner Frau und seinem Umfeld. Der Film zeigt die vers<strong>ch</strong>iedenen Seiten des<br />

Sexmilieus auf, ohne je zu werten oder moralisieren. Rund um den Protagonisten kommen<br />

die Prostituierten zu Wort, andere Freier, die Sittenpolizei und Bordellbesitzer. Die<br />

grosse Nähe an das Milieu und die zuglei<strong>ch</strong> gewahrte Distanz geben dem Film sehr viel<br />

Authentizität. Wir haben uns hat si<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>lossen, diesen Film in der <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong> zu<br />

präsentieren.<br />

4. Prävention und Sozialpolitik<br />

In Bezug auf die Sozialpolitik sind die Präventionskampagnen vom Aidsnet S<strong>ch</strong>weiz zu<br />

erwähnen (Aids-Hilfe S<strong>ch</strong>weiz, 2003). Ihre Methoden sind Face to Face Interviews mit<br />

Freiern und Kampagnen vor Ort, die sie in Zusammenarbeit mit den Bordellen und den<br />

Prostituierten dur<strong>ch</strong>führen. 1999 wurde ein Pilotprojekt auf die Beine gestellt, weil die<br />

Anzahl der Freier zunahm, die na<strong>ch</strong> Sex ohne Verhütung verlangt haben(Aids-Hilfe,<br />

2003). Das Bundesamt für Gesundheit hat der Aids-Hilfe in den ans<strong>ch</strong>liessenden Jahren<br />

weitere Aufträge gegeben, um dieses Projekt fortzuführen, das au<strong>ch</strong> bei den Freiern<br />

Anklang gefunden hat.<br />

Die Aids-Hilfe ist, na<strong>ch</strong> unseren Kenntnissen, die einzige Organisation in der S<strong>ch</strong>weiz,<br />

die Präventionskampagnen in diesem Milieu dur<strong>ch</strong>führen.<br />

5. Fazit<br />

Aus den erwähnten Studien und dem Film folgern wir, dass das sozioökonomis<strong>ch</strong>e Umfeld<br />

wenig Einfluss auf die Inanspru<strong>ch</strong>nahme von Dienstleistungen der SexarbeiterInnen<br />

hat. Die Freier stammen aus jeder sozialen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t, leben oft in einer Beziehung und<br />

gehen einer Arbeit na<strong>ch</strong>. Den Auss<strong>ch</strong>lag für ein Prostituiertenkontakt ist das Bedürfnis<br />

und die Lust na<strong>ch</strong> Sex und dabei spielt es keine Rolle, ob Manager, Arbeiter oder Rentner,<br />

solange die Finanzen stimmen. Es wird der so genannte „ultimative Kick“ gesu<strong>ch</strong>t,<br />

der beim florierenden S<strong>ch</strong>weizer Sexmarkt lei<strong>ch</strong>t gefunden werden kann (Zs<strong>ch</strong>okke,<br />

2005).<br />

19


Mirjam Blum, Alexandra Landolt, Lucia Lanfranconi, Pia Oetiker, Katja Breitenmoser,<br />

Claudia Kuonen<br />

Frauenhandel<br />

1. Einleitung<br />

Frauenhandel existiert au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz. Im folgenden Text untersu<strong>ch</strong>en wir, in wel<strong>ch</strong>en<br />

Formen Frauenhandel auftritt und wie Frauen zu Opfer von Frauenhandel werden.<br />

Weiter gehen wir auf gesetzli<strong>ch</strong>e Grundlagen und die politis<strong>ch</strong>en Massnahmen in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz ein. Uns interessiert, wie die S<strong>ch</strong>weiz die Betroffenen s<strong>ch</strong>ützt.<br />

2. Fallbeispiel<br />

Laura ist 23-jährig und kommt ursprüngli<strong>ch</strong> aus Ungarn. Eines Abends lernt sie in der<br />

Diskothek zwei junge Männer kennen. Sie freunden si<strong>ch</strong> an und eines Tages s<strong>ch</strong>lagen<br />

sie ihr vor, gemeinsam in die Ferien in die S<strong>ch</strong>weiz zu fahren. Laura freut si<strong>ch</strong> sehr und<br />

sagt zu, denn sie hat ihr Heimatland bis jetzt no<strong>ch</strong> nie verlassen. Kaum haben sie jedo<strong>ch</strong><br />

die S<strong>ch</strong>weizer Grenze hinter si<strong>ch</strong> gelassen, teilt ihr einer der beiden mit, dass sie<br />

jetzt für ihn arbeiten werde. Sie bringen Laura in ein Bordell am Rande einer Kleinstadt.<br />

Da sie keinen Pass mehr besitzt, ers<strong>ch</strong>eint ihr eine Flu<strong>ch</strong>t aussi<strong>ch</strong>tslos, zudem wird sie<br />

immer wieder mit Drohungen, psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er und sexueller Gewalt einges<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>tert.<br />

Während vier Jahren wird Laura von einem Bordell <strong>zum</strong> anderen ges<strong>ch</strong>oben, bis ihr<br />

dann s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> die Flu<strong>ch</strong>t gelingt. Verzweifelt wendet sie si<strong>ch</strong> an eine Beratungsstelle,<br />

wel<strong>ch</strong>e sie über ihre Re<strong>ch</strong>te und Mögli<strong>ch</strong>keiten aufklärt und ihr eine vorübergehende<br />

Unterkunft organisiert.<br />

Wie Laura ergeht es au<strong>ch</strong> vielen anderen Frauen. Laut S<strong>ch</strong>ätzung des Bundesamtes für<br />

Polizei werden in der S<strong>ch</strong>weiz jährli<strong>ch</strong> 1500 bis 3000 Frauen Opfer von Frauenhandel.<br />

Nur 1-7 Fälle von Mens<strong>ch</strong>enhandel werden pro Jahr verurteilt (FIZ Makasi, 2004, 1).<br />

3. Was ist Frauenhandel?<br />

Der Begriff Frauenhandel umfasst Handlungen, mit denen Frauen unter Verletzung ihrer<br />

Selbstbestimmung dur<strong>ch</strong> Gewalt, Zwang, Täus<strong>ch</strong>ungspraktiken oder Ausnutzung ihrer<br />

Hilflosigkeit in ein Ausbeutungsverhältnis vermittelt werden. Unter Frauenhandel versteht<br />

man die Anwerbung, Beförderung, Beherbergung oder den Empfang von Frauen.<br />

Bei diesem Ausbeutungsverhältnis handelt es si<strong>ch</strong> neben sexueller Ausbeutung dur<strong>ch</strong><br />

<strong>Prostitution</strong> und pornographis<strong>ch</strong>e Darstellungen, au<strong>ch</strong> um die Ausbeutung der Arbeitskraft,<br />

bei der die Re<strong>ch</strong>te betreffend Arbeitsbedingung, Entlöhnung, Gesundheit und Si<strong>ch</strong>erheit<br />

am Arbeitsplatz verletzt werden. Im folgenden Artikel bes<strong>ch</strong>ränken wir uns auf<br />

Frauenhandel in Bezug auf <strong>Prostitution</strong> (Meyers Lexikon (Hg.),1992, 215; Bundesamt<br />

für Justiz, 2001, 9-15).<br />

Frauenhandel ges<strong>ch</strong>ieht auf der einen Seite innerhalb der Heimatländer oder mit Na<strong>ch</strong>barländern,<br />

auf der anderen Seite gelangen Frauen von Afrika, Asien, Lateinamerika<br />

und Osteuropa in die S<strong>ch</strong>weiz und andere westeuropäis<strong>ch</strong>e Länder (Winkler, 2003, 26).<br />

20


4. Der Weg in die S<strong>ch</strong>weiz<br />

Bei Frauenhandel zwecks sexueller Ausbeutung werden Frauen und Mäd<strong>ch</strong>en in ihrer<br />

Heimat dur<strong>ch</strong> Stellenvermittlungsagenturen, Zeitungsannoncen oder dur<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong>e Verspre<strong>ch</strong>ungen<br />

(Heirat, gut bezahlte Arbeitsstelle, etc.) angeworben. Man<strong>ch</strong>mal werden<br />

sie au<strong>ch</strong> von Bekannten in die S<strong>ch</strong>weiz eingeladen und dann weitervermittelt. Bei der<br />

Anwerbung werden die Tänzerinnen oder Prostituierten häufig ni<strong>ch</strong>t vollständig oder<br />

wahrheitsgemäss über die wirkli<strong>ch</strong>en Arbeits- und Lebensbedingungen informiert. Die<br />

Händler organisieren teilweise legal, teilweise illegal den Grenzübertritt in die S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Dort angelangt, nehmen die Händler den ahnungslosen Frauen die Papiere ab und<br />

übergeben sie den Bordellbetreibern und Zuhältern. Von diesen werden die Frauen gezwungen<br />

in Na<strong>ch</strong>tklubs, Massagesalons, Wellness- und Saunaklubs, Hotelbars, Bordellen,<br />

auf dem Strassenstri<strong>ch</strong>, etc. zu arbeiten. Die Frauen stehen unter Druck, da sie<br />

meistens weder über Aufenthalts-, no<strong>ch</strong> Arbeitsbewilligung verfügen und zudem dur<strong>ch</strong><br />

die hohen Vermittlungsgebühren erpressbar werden (Bundesamt für Justiz, 2001, 9-15).<br />

Händler können Einzelpersonen, kleine Gruppen oder kriminelle Organisationen sein,<br />

die si<strong>ch</strong> die Arbeit aufteilen (Winkler, 2003, 31).<br />

5. Re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Aspekte<br />

Frauenhandel tangiert drei vers<strong>ch</strong>iedene Re<strong>ch</strong>tsberei<strong>ch</strong>e: das Strafre<strong>ch</strong>t, das Opferhilfegesetz<br />

und das Ausländerinnenre<strong>ch</strong>t.<br />

5.1 Strafre<strong>ch</strong>t<br />

Im Strafre<strong>ch</strong>t wird die strafbare Handlung gegen die sexuelle Integrität festgehalten. Insbesondere<br />

Art. 196 StGB ist von Bedeutung für den Frauenhandel. Dieser Artikel stellt<br />

jene Personen unter Strafe, die „mit Mens<strong>ch</strong>en Handel treiben, um Umzu<strong>ch</strong>t eines anderen<br />

Vors<strong>ch</strong>ub zu leisten (...)“<br />

Im Strafgesetzbu<strong>ch</strong> wird nur der Handel verbunden mit <strong>Prostitution</strong> als Frauenhandel<br />

bezei<strong>ch</strong>net, d.h. es werden diejenigen bestraft, die Kinder, Frauen und Männer an Bordelle<br />

und Zuhälter vermitteln. Ges<strong>ch</strong>ütztes Re<strong>ch</strong>tsgut ist die Selbstbestimmung des Opfers<br />

und die Handlungsfreiheit. Mit anderen Worten: Nur e<strong>ch</strong>te Zustimmung s<strong>ch</strong>liesst<br />

Frauenhandel aus. Na<strong>ch</strong> dem Bundesgeri<strong>ch</strong>tsents<strong>ch</strong>eid vom 27.9.2000 sollte man si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t bloss auf das faktis<strong>ch</strong>e Einverständnis berufen, sondern vielmehr überprüfen, ob<br />

die Willensäusserung dem tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Willen entspra<strong>ch</strong>. Der Bundesgeri<strong>ch</strong>tsents<strong>ch</strong>eid<br />

vom 29.4.2002 besagt zudem, dass Frauenhandel au<strong>ch</strong> dann vorliegt, wenn die Prostituierten<br />

ihrer Arbeit vordergründig freiwillig na<strong>ch</strong>gegangen sind, die Bordellbetreiber<br />

aber bewusst deren offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Armut ausgenützt haben. (S<strong>ch</strong>ertenleib, 2003, 36)<br />

5.2 Opferhilfegesetz<br />

Das am 1.1.1993 in Kraft getretene Opferhilfegesetz (OHG) besagt in Artikel 2, dass<br />

Personen, die Opfer einer Straftat sind und dadur<strong>ch</strong> unmittelbar in ihrer körperli<strong>ch</strong>en,<br />

psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en und sexuellen Integrität beeinträ<strong>ch</strong>tigt wurden, Anspru<strong>ch</strong> auf Opferhilfe haben.<br />

Somit kommt die Opferhilfe au<strong>ch</strong> Betroffenen von Frauenhandel zu, unabhängig<br />

von ihrer Aufenthaltsbewilligung. Die Hilfe setzt auf drei vers<strong>ch</strong>iedenen Ebenen an: Die<br />

21


kostenlose Beratung, die Stellung des Opfers im Strafverfahren und die finanzielle Hilfe,<br />

bzw. Ents<strong>ch</strong>ädigung und Genugtuung (Art. 1 OHG) (S<strong>ch</strong>ertenleib, 2003 a, 36).<br />

5.3 AusländerInnenre<strong>ch</strong>t<br />

Die Opfer von Frauenhandel sind vornehmli<strong>ch</strong> Ausländerinnen, deshalb kommt das AusländerInnenre<strong>ch</strong>t<br />

zu tragen. Für die Täter von Frauenhandel tritt der Art. 23 Abs. 2 und 4<br />

und für die Opfer Art. 23 Abs. 1 al 4 ANAG ein (S<strong>ch</strong>ertenleib, 2003 a, 38).<br />

Bei der Bekämpfung von Frauenhandel liegt das Problem in der mangelnden Umsetzung<br />

und Wirkung der Opfers<strong>ch</strong>utz- und Strafre<strong>ch</strong>tsbestimmungen. Es ist auf das gültige<br />

AusländerInnenre<strong>ch</strong>t zurückzuführen, wel<strong>ch</strong>es Betroffene von Frauenhandel kriminalisiert<br />

und bei einer Entdeckung eine sofortige Ausweisung folgt. Diese Wegweisung ist<br />

einer der Hauptgründe, weshalb si<strong>ch</strong> viele Opfer ni<strong>ch</strong>t bei der Polizei melden und Anzeige<br />

erstatten (Wagner, 2002, 5). Ein weiterer Grund sind Sanktionen der Täter, die Betroffene<br />

zu befür<strong>ch</strong>ten haben. Für eine erfolgrei<strong>ch</strong>e Strafverfolgung ist man auf präzise<br />

Aussagen von Opfern angewiesen und demzufolge ist eine Beratung und Unterstützung<br />

der Opfer notwendig.<br />

6. Aktuelle Massnahmen<br />

Das Fraueninformationszentrum Züri<strong>ch</strong> (FIZ) hat erkannt, dass Frauenhandel ni<strong>ch</strong>t nur<br />

ein re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Problem ist. Frauen brau<strong>ch</strong>en vermehrt Opfers<strong>ch</strong>utz und sollen ni<strong>ch</strong>t<br />

länger als Kriminelle behandelt werden. Seit der Gründung 1985 engagiert es si<strong>ch</strong> in<br />

diesem Berei<strong>ch</strong>. Mit vers<strong>ch</strong>iedenen Initiativen und Petitionen kämpfte das FIZ für besseren<br />

S<strong>ch</strong>utz der Opfer auf der politis<strong>ch</strong>en Ebene. So lancierte es 1999 eine Petition zur<br />

Einführung eines S<strong>ch</strong>utzprogramms für von Frauenhandel betroffene Frauen.<br />

Au<strong>ch</strong> der Bund erkannte die Problematik und liess einerseits vom Eidgenössis<strong>ch</strong>en Justiz-<br />

und Polizeidepartement einen Beri<strong>ch</strong>t über Mens<strong>ch</strong>enhandel erstellen, wel<strong>ch</strong>er 2002<br />

zusammen mit einer bundesrätli<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft veröffentli<strong>ch</strong>t wurde. Andererseits s<strong>ch</strong>uf<br />

er anfangs 2003 im Zusammenhang mit den UNO-Zusatzprotokollen eine Koordinationsstelle<br />

zu Mens<strong>ch</strong>enhandel und Mens<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>muggel (KSMM).<br />

Theoretis<strong>ch</strong> sind Opfer von Frauenhandel dur<strong>ch</strong> das OHG ges<strong>ch</strong>ützt, praktis<strong>ch</strong> wird<br />

dieser S<strong>ch</strong>utz jedo<strong>ch</strong> kaum umgesetzt. Um dieses Problem anzugehen lud das FIZ<br />

2001 Vertreter der Polizei und Justiz und der Glei<strong>ch</strong>stellungsbüros zu einem Runden<br />

Tis<strong>ch</strong> gegen Frauenhandel im Kanton Züri<strong>ch</strong> ein (S<strong>ch</strong>ertenleib, 2003 b, 45-49).<br />

Dies war der Anfang der Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en dem FIZ, den Polizeikorps, der<br />

Strafverfolgungsbehörden und dem Migrationsamt des Kantons Züri<strong>ch</strong>s. Es entstand<br />

ein neues Modell, wodur<strong>ch</strong> die Strafverfolgung, der S<strong>ch</strong>utz und die Betreuung für die<br />

Opfer von sexueller Ausbeutung verbessert wurden. Innerhalb einer Bedenkfrist können<br />

si<strong>ch</strong> Opfer ents<strong>ch</strong>eiden, ob sie gegen die Täter Anzeige erstatten und als Zeuginnen<br />

aussagen mö<strong>ch</strong>ten. In dieser Zeit werden sie vom FIZ betreut und erhalten auf Wuns<strong>ch</strong><br />

einen unentgeltli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsbeistand. Während der Dauer des Strafverfahrens wird der<br />

Aufenthalt fremdenpolizeili<strong>ch</strong> geregelt (Jokl, 2004, 1).<br />

22


7. FIZ Makasi<br />

Für das FIZ kristallisierte si<strong>ch</strong> immer mehr das Bedürfnis na<strong>ch</strong> einem spezialisierten<br />

Beratungsangebot für Opfer von Frauenhandel heraus. Am internationalen Tag gegen<br />

Gewalt an Frauen 2004 war es s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> soweit und eine neue Stelle konnte ihre<br />

Pforten öffnen: FIZ Makasi - Beratung und Begleitung für Opfer von Frauenhandel. Bis<br />

heute ist FIZ Makasi das erste Angebot s<strong>ch</strong>weizweit, dass si<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> für Opfer<br />

von Frauenhandel engagiert. Das Angebot geht von Information über die Re<strong>ch</strong>te der<br />

Opfer, Krisenintervention und psy<strong>ch</strong>osozialer Begleitung, Unterstützung bei der Su<strong>ch</strong>e<br />

einer Unterkunft und bei der Organisation finanzieller Hilfe, über Hilfe bei der Klärung<br />

von aufenthaltsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Problemen, Begleitung im Strafverfahren, Vermittlung von<br />

spezialisierten Re<strong>ch</strong>tsanwältInnen, ÄrztInnen und TherapeutInnen bis zu Unterstützung<br />

bei einer allfälligen Rückkehr (FIZ Makasi, 2004 b). Am 22. März 2005 um 10.15 wird<br />

Marianne S<strong>ch</strong>ertenleib vom FIZ im Rahmen der <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong> 2005 der Studierenden<br />

von Sozialarbeit weiteres darüber beri<strong>ch</strong>ten.<br />

8. Fazit<br />

Opfer von Frauenhandel werden oft mit fals<strong>ch</strong>en Verspre<strong>ch</strong>ungen in die S<strong>ch</strong>weiz gelockt,<br />

wo sie ihre S<strong>ch</strong>ulden in Na<strong>ch</strong>tklubs oder Bordellen abarbeiten müssen. Dabei<br />

werden sie unterdrückt, ausgenutzt, sexuell ausgebeutet und isoliert (Bundesamt für<br />

Justiz, 2001).<br />

Gesetzli<strong>ch</strong>e Grundlagen <strong>zum</strong> S<strong>ch</strong>utz der Opfer sind in der S<strong>ch</strong>weiz weitgehend vorhanden.<br />

Der Opfers<strong>ch</strong>utz wird jedo<strong>ch</strong> kaum umgesetzt, die Frauen werden sogar kriminalisiert.<br />

Die sofortige Ausweisung verhindert eine Anzeige gegen die wahren Täter. Angebote<br />

wie das FIZ Makasi sind ein guter Anfang auf dem Weg zur Entkriminalisierung<br />

und S<strong>ch</strong>utz der Betroffenen.)<br />

23


Mathias Cajo<strong>ch</strong>en, Laetitia Hayoz, Mario Kobler, Ariane Linder<br />

Kinderprostitution, kommerzielle sexuelle Ausbeutung<br />

1. Einleitung<br />

Im folgenden Artikel haben wir uns mit der Kinderprostitution resp. der kommerziellen<br />

sexuellen Ausbeutung bes<strong>ch</strong>äftigt. Von diesem <strong>Thema</strong> sind weltweit etwa 3-4 Millionen<br />

Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e betroffen. Wir haben den S<strong>ch</strong>werpunkt aber vor allem auf den<br />

historis<strong>ch</strong>en Aspekt, wie au<strong>ch</strong> auf die aktuelle Situation in der S<strong>ch</strong>weiz gelegt. Des weiteren<br />

interessierten uns folgende Fragen: Wel<strong>ch</strong>e Faktoren führen zu kommerzieller<br />

sexueller Ausbeutung? Und wel<strong>ch</strong>e Rolle übernehmen die Professionellen (Psy<strong>ch</strong>ologen,<br />

Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Lehrer usw.) im Zusammenhang mit der Enttabuisierung<br />

des <strong>Thema</strong>s und der Hilfe für die Opfer?<br />

Um eine Einführung in unser <strong>Thema</strong> zu geben, nehmen wir die Definition der Kinderprostitution<br />

resp. der kommerziellen sexuellen Ausbeutung vorneweg.<br />

Der Begriff <strong>Prostitution</strong> kommt vom lateinis<strong>ch</strong>en „prostituere“ und bedeutet „si<strong>ch</strong> öffentli<strong>ch</strong><br />

hinstellen“. <strong>Prostitution</strong> kann als „das Angebot von Personen: Sex gegen Geld oder<br />

geldwerte Vorteile“ definiert werden (netlexikon, 2004). Von Kinderprostitution wird dann<br />

gespro<strong>ch</strong>en, wenn si<strong>ch</strong> Kinder zur <strong>Prostitution</strong> anbieten. Der 1. Weltkongress gegen<br />

kommerzielle sexuelle Ausbeutung verabs<strong>ch</strong>iedete 1996 in Stockholm folgende Definition:<br />

„Kommerzielle sexuelle Ausbeutung beinhaltet diejenigen Handlungen, bei denen<br />

ein oder mehrere Erwa<strong>ch</strong>sene ein Kind sexuell missbrau<strong>ch</strong>en und dadur<strong>ch</strong> entweder für<br />

das Kind oder eine/ mehrere Drittperson/en ein materieller oder immaterieller Profit entsteht“<br />

(Unicef, 2001).<br />

2. Historis<strong>ch</strong>er Abriss kommerzieller sexueller Ausbeutung<br />

Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendli<strong>ch</strong>en ist ein Jahrhunderte<br />

altes Phänomen. Bereits 3000 v. Chr. wurden im heutigen Irak Mäd<strong>ch</strong>en zur Tempelprostitution<br />

gedrängt (Unicef, 2001)<br />

Im 2. Jahrtausend vor Christus kam in Babylonien die Gastprostitution auf, bei der es<br />

übli<strong>ch</strong> war, dass der Hausherr seine Frau und seine Tö<strong>ch</strong>ter dem Gast anbot (Kämpfer,<br />

2001).<br />

Im antiken Grie<strong>ch</strong>enland gab es sogar ein staatli<strong>ch</strong> organisiertes Bordellwesen, wobei<br />

die Kinder- und Jugendprostitution eine zentrale Rolle spielte (Unicef, 2001).<br />

„Ähnli<strong>ch</strong> war die Situation bei den Römern; hier gab es Bordellprostitution, wobei Mäd<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>on ab dem 6. Lebensjahr in die <strong>Prostitution</strong> eingeführt wurden. Unter Kaiser<br />

Heliogabalus (218-222) war vor allem die Knabenprostitution gesells<strong>ch</strong>aftsfähig, und es<br />

kam sogar zu Vermählungen mit Lustknaben“. Eine davon vers<strong>ch</strong>iedene Situation zeigte<br />

si<strong>ch</strong> im <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en Mittelalter, wo jede Form der Sexualität vor der Ehe verboten war.<br />

Erst ab dem 18. Jahrhundert entstehen dur<strong>ch</strong> die Industrialisierung bedingt erste Formen<br />

der Edelprostitution. Eine Verstärkte <strong>Thema</strong>tisierung der <strong>Prostitution</strong> wurde dur<strong>ch</strong><br />

den Ausbru<strong>ch</strong> von Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tkrankheiten hervorgerugfen. „In der Zeit des ersten Weltkrieges<br />

mussten si<strong>ch</strong> Prostituierte einer Zwangsuntersu<strong>ch</strong>ung auf Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tkrankheiten<br />

unterziehen“. Während des Nationalsozialismus wurde die <strong>Prostitution</strong> staatli<strong>ch</strong> verfolgt,<br />

wobei die Prostituiertenzahlen na<strong>ch</strong> den 2. Weltkrieg wieder anstiegen (Kämpfer,<br />

2001).<br />

Heute besteht ein starker Konsens darüber, dass sexuelle Handlungen von Erwa<strong>ch</strong>senen<br />

mit Kindern ein Verbre<strong>ch</strong>en sind. Diese Problematisierung ist jedo<strong>ch</strong> eine Folge der<br />

24


im letzten Jahrhundert zunehmenden psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung der Folgen sexueller<br />

Erlebnisse in der Kindheit (Unicef, 2001).<br />

3. Prädestinierende Faktoren<br />

Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e, die kommerziell sexuell ausgebeutet werden, sind meist in sehr<br />

komplexe Problemkreise eingebunden. Ihre Lebenssituation und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist geprägt<br />

von Misstrauen, Gewalt, Abhängigkeit und Krankheit. Sie sind emotional, ökonomis<strong>ch</strong><br />

und existenziell von Personen abhängig, die ihre Verantwortung wenig oder ni<strong>ch</strong>t wahrnehmen,<br />

oder diese skrupellos ausnutzen. Meist bleibt als letzter Ausweg die Flu<strong>ch</strong>t auf<br />

die Strasse, wo sie in eine neue Spirale von Gewalt und Ausbeutung geraten (Walker,<br />

2002).<br />

Disfunktionale Familienverhältnisse (vor allem mangelnde Kommunikation) und eine<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Beziehung <strong>zum</strong> Vater bzw. <strong>zum</strong> Stiefvater sind typis<strong>ch</strong>e prädestinierende Faktoren<br />

für Kinderprostitution. Ebenfalls typis<strong>ch</strong> ist die Erfahrung von körperli<strong>ch</strong>er, emotionaler<br />

oder sexueller Misshandlung. Ob jemand aus ärmli<strong>ch</strong>en Verhältnissen stammt,<br />

spielt keine sehr grosse Bedeutung. Vielmehr ist es wi<strong>ch</strong>tig, ob die Kinder Grenzen erfahren<br />

haben, und ob sie einen Umgang mit Freizeit gelernt haben (ebd).<br />

Peers prägen die Werte und das Verhalten von Jugendli<strong>ch</strong>en, wobei den Eltern die Rolle<br />

eines Supervisors zukommt, der die Konsequenzen des Verhaltens aufzeigt. Bei gestörten<br />

Familienverhältnissen fällt diese Supervisorrolle weg und es können au<strong>ch</strong> negative<br />

Verhalten einer Peer, etc. übernommen werden (ebd).<br />

Mäd<strong>ch</strong>en werden häufig über einen älteren Mann, wel<strong>ch</strong>er si<strong>ch</strong> zuerst als Freund ausgibt<br />

und Liebesverspre<strong>ch</strong>ungen ma<strong>ch</strong>t, in die <strong>Prostitution</strong> gezwungen (häufig unter Einfluss<br />

von Drogen oder Alkohol) (ebd.).<br />

4. Die Rolle der Professionellen<br />

Damit Professionelle eine adäquate Hilfe leisten können, ist es unumgängli<strong>ch</strong> zu verstehen<br />

wie es bei den betroffenen Kindern bzw. Jugendli<strong>ch</strong>en zur Prostituierung kam (Vgl.<br />

prädestinierende Faktoren) (Walker, 2002).<br />

Der Aufbau des Selbstwertes ist eine Mögli<strong>ch</strong>keit um Jugendli<strong>ch</strong>e vor dem Rückfall in<br />

die <strong>Prostitution</strong> zu bewahren. Dazu zeigt der Professionelle ein offenes und werts<strong>ch</strong>ätzendes<br />

Verhalten. Ziel ist es, dass die Jugendli<strong>ch</strong>en Selbstvertrauen aufbauen, Courage<br />

zeigen und selbstverantwortungsvoll handeln (ebd.).<br />

Um präventiv gegen Kinderprostitution vorzugehen ist die Jugendarbeit zentral. Ebenso<br />

muss die politis<strong>ch</strong>e Debatte angekurbelt werden. Die Öffentli<strong>ch</strong>keit muss für das <strong>Thema</strong><br />

Kinderprostitution sensibilisiert und über die Situation der kommerziellen sexuellen Ausbeutung<br />

von Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>en aufgeklärt werden (ebd.).<br />

5. Die Situation in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Laut einem Beri<strong>ch</strong>t des Bundesamtes für Polizeiwesen ( BaP ) aus dem Jahre 1999 haben<br />

die Verurteilungen wegen sexueller Handlungen mit Kindern und Jugendli<strong>ch</strong>en in<br />

den 90er Jahren erst sprunghaft, dann konstant zugenommen. 1992 waren es no<strong>ch</strong> 59,<br />

1996 s<strong>ch</strong>on 272 Verurteilungen. Dem BaP waren 1997 6 Fälle von Kinderprostitution in<br />

25


der S<strong>ch</strong>weiz bekannt. Das BaP spri<strong>ch</strong>t von einem beunruhigenden Aufwärtstrend. ( Unicef,<br />

2001 )<br />

Da in der S<strong>ch</strong>weiz das <strong>Thema</strong> no<strong>ch</strong> stark tabuisiert ist, werden nur einige wenige Fälle<br />

bekannt. Au<strong>ch</strong> das BaP vermutet, dass trotz steigender Verurteilungen die Dunkelziffer<br />

der sexuellen Übergriffe auf Kinder sehr ho<strong>ch</strong> ist. ( ebd.)<br />

Es wird au<strong>ch</strong> erwähnt, dass si<strong>ch</strong> die sexuelle Ausbeutung kaum im öffentli<strong>ch</strong>en Raum<br />

abspielt, sondern dass meist das unmittelbare Umfeld, der sogenannten Nahraum (Verwandte,<br />

Eltern, Bekannte, Betreuungspersonen, Vertraute) Ausgangspunkt sexueller<br />

Gewalt ist; Väter vergewaltigen ihre Tö<strong>ch</strong>ter und bezahlen sie dafür, Mütter, Stiefväter<br />

und Verwandte verkaufen die Kinder an gut zahlende Täter oder bauen sie als Dienstleistungen<br />

in Ges<strong>ch</strong>äftsabs<strong>ch</strong>lüsse ein. (ebd.)<br />

In der Lizenziatsarbeit von Ines Kämpfer aus dem Jahre 2001 wurden im Jahre 1999<br />

und 2000 81 Polizisten zu dem <strong>Thema</strong> kommerzielle sexuelle Ausbeutung befragt. Etwa<br />

die Hälfte der Befragten ( 43% ) gaben an, dass ihres Era<strong>ch</strong>tens die Zahl der Fälle bei<br />

denen sie mit kommerzieller sexueller Ausbeutung in Kontakt kamen, in den letzten Jahren<br />

gestiegen ist. ( Kämpfer, 2001)<br />

6. Fazit und Bezug zur <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong><br />

Das <strong>Thema</strong> Kinderprostitution ist seit Jahrtausenden aktuell, aber immer no<strong>ch</strong> sehr tabuisiert.<br />

Obwohl diese Problematik längst bekannt ist, wird in der S<strong>ch</strong>weiz das <strong>Thema</strong> totges<strong>ch</strong>wiegen.<br />

Dass es aber au<strong>ch</strong> hier viele Betroffene gibt, wird anhand dieses Artikels<br />

klar.<br />

Die Aufgabe der Professionellen hat hier eine sehr grosse Wi<strong>ch</strong>tigkeit und darf ni<strong>ch</strong>t<br />

unters<strong>ch</strong>ätzt werden.<br />

In der <strong>Studienwo<strong>ch</strong>e</strong> mö<strong>ch</strong>ten wir unser <strong>Thema</strong> anhand eines Filmes vorstellen, in dem<br />

ein Fallbeispiel eines 15 jährigen Mäd<strong>ch</strong>ens aus Deuts<strong>ch</strong>land behandelt wird.<br />

26


Ercan Okluoglu, Petra S<strong>ch</strong>neider, Verona Forbat, Amanda Willi, Ladina Seiler, Corina<br />

Candinas<br />

Männli<strong>ch</strong>e homosexuelle <strong>Prostitution</strong><br />

Seit wann gibt es männli<strong>ch</strong>-homosexuelle <strong>Prostitution</strong>, was sind ihre Probleme und womit<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> die soziale Arbeit in diesem Gebiet? Mit ähnli<strong>ch</strong>en Fragen bes<strong>ch</strong>äftigt<br />

si<strong>ch</strong> die folgende Arbeit.<br />

1. Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

Die männli<strong>ch</strong>e homosexuelle <strong>Prostitution</strong> ist na<strong>ch</strong>weisbar bis ins siebte Jahrhundert vor<br />

Christus und stellt als soziale Institution eine typis<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>einung der Klassengesells<strong>ch</strong>aft<br />

dar. Sie konnte erst auf dem Boden des patriar<strong>ch</strong>alis<strong>ch</strong>en Hellas, auf dem Hintergrund<br />

der gegensätzli<strong>ch</strong>en Klassenverhältnisse der Sklavenhaltergesells<strong>ch</strong>aft heranwa<strong>ch</strong>sen,<br />

wobei die wi<strong>ch</strong>tigsten Ers<strong>ch</strong>einungsformen der männli<strong>ch</strong>en homosexuellen<br />

<strong>Prostitution</strong> im patriar<strong>ch</strong>alis<strong>ch</strong>en Hellas und Rom identis<strong>ch</strong> sind mit den prostitutiven<br />

Verkehrsformen der 1980er Jahre (S<strong>ch</strong>ickedanz, 1979, 1).<br />

Als Orte der männli<strong>ch</strong>-homosexuellen <strong>Prostitution</strong> galten Barbierstuben, Spielbuden,<br />

Bäder, S<strong>ch</strong>ulen, Gymnasien, Theater und Tempel, jedo<strong>ch</strong> vor allem Knabenbordelle.<br />

Um die Wende des dritten und zweiten Jahrhunderts vor Christus kann die männli<strong>ch</strong>e<br />

homosexuelle <strong>Prostitution</strong> au<strong>ch</strong> im patriar<strong>ch</strong>alis<strong>ch</strong>en Rom na<strong>ch</strong>gewiesen werden, wo sie<br />

si<strong>ch</strong> in der Öffentli<strong>ch</strong>keit ebenso bemerkbar ma<strong>ch</strong>te wie die weibli<strong>ch</strong>e (ebd. 2).<br />

Wie im patriar<strong>ch</strong>alis<strong>ch</strong>en Hellas waren die männli<strong>ch</strong>en Prostituierten in Rom auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

Sklaven und zwar in der Mehrzahl Ausländer aus Afrika und Kleinasien. Die<br />

<strong>Prostitution</strong> galt als notwendiges Übel, das vor allem die für die Klassengesells<strong>ch</strong>aft<br />

eminent wi<strong>ch</strong>tige Institution der Ehe s<strong>ch</strong>ützen sollte (ebd. 8).<br />

Dur<strong>ch</strong> das Aufkommen des sexualfeindli<strong>ch</strong>en Christentums im Mittelmeerraum und wegen<br />

des Übergangs zur Feudalwirts<strong>ch</strong>aft dur<strong>ch</strong> Aufhebung der Sklaverei gerät die männli<strong>ch</strong>e<br />

homosexuelle <strong>Prostitution</strong> derart in Verruf, dass sogar die Todesstrafe auf deren<br />

Ausübung drohte. Erst im Mittelalter und in der Renaissance nahm die <strong>Prostitution</strong> wieder<br />

einen Umfang an, der an frühere Zustände erinnert.<br />

Mit dem Aufkommen des Kapitalismus dehnte si<strong>ch</strong> die <strong>Prostitution</strong> auf alle Gesells<strong>ch</strong>aftskreise<br />

aus (ebd. 9).<br />

Die prostitutiven Zustände im 19. Jahrhundert gli<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> im Grossen und Ganzen<br />

denen der römis<strong>ch</strong>en Kaiserzeit an. Infolge der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Verhältnisse der 1920er<br />

Jahre, die einher gingen mit grossem Elend und katastrophaler Arbeitslosigkeit in den<br />

unteren Klassen, breitete si<strong>ch</strong> die männli<strong>ch</strong>e homosexuelle <strong>Prostitution</strong> wieder derart<br />

aus, dass die Zahl der si<strong>ch</strong> zeitweilig prostituierenden männli<strong>ch</strong>en Personen auf etwa<br />

20'000 angesetzt wurde (Hirs<strong>ch</strong>feld, 1929, 21).<br />

Na<strong>ch</strong> Studien von S<strong>ch</strong>ickedanz (1979, 93f.) kommen die Male Sex Worker vorwiegend<br />

aus der Arbeiterklasse, wobei funktionelle und strukturelle (Uneheli<strong>ch</strong>keit, S<strong>ch</strong>eidung,<br />

Tod eines Elternteils, Fürsorgeerziehung) Desorganisation die Familien auszei<strong>ch</strong>nen.<br />

Da die meisten der von S<strong>ch</strong>ickedanz (ebd., 93f.) befragten Male Sex Worker aus der<br />

Unters<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t stammten, lässt si<strong>ch</strong> erklären, dass au<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>ulerfolg im Hintergrund<br />

stand. Denn die Eltern zeigten häufig Desinteresse und Verständnislosigkeit gegenüber<br />

der S<strong>ch</strong>ule. Darum ist eine niedrige S<strong>ch</strong>ulbildung oft der Fall.<br />

Viele s<strong>ch</strong>eiterten ni<strong>ch</strong>t nur auf dem Bildungsweg, sondern au<strong>ch</strong> in der Arbeitswelt. Sie<br />

übten uninteressante, prestigearme und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t bezahlte Jobs aus, was einen ökonomis<strong>ch</strong>en<br />

Grund für die <strong>Prostitution</strong> ergibt. Au<strong>ch</strong> ein Argument für die <strong>Prostitution</strong> ist es,<br />

dass man sein eigener Herr sein kann, frei von Disziplinierungsmassnahmen oder<br />

Überwa<strong>ch</strong>ung.<br />

27


Häufig gab es eine unzurei<strong>ch</strong>ende Aufklärung im Elternhaus und so geringe Mögli<strong>ch</strong>keiten,<br />

eine positive Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsidentität aufzubauen. Die meisten hatten früh heterosexuelle<br />

und homosexuelle Kontakte, wobei die frühen homosexuellen Kontakte häufig au<strong>ch</strong><br />

an finanzielle Transaktionen gekoppelt waren. In seiner Studie stellte S<strong>ch</strong>ickedanz (ebd,<br />

93f.) fest, dass viele der Male Sex Worker eine Zeit in einem Fürsorgeheim verbra<strong>ch</strong>t<br />

hatten. Dort lernten sie von Älteren, wo und wie einfa<strong>ch</strong> Geld zu verdienen ist, oder wurden<br />

au<strong>ch</strong> von Älteren sexuell genötigt.<br />

Die Leitmotive für die <strong>Prostitution</strong> sind na<strong>ch</strong> Bader und Lang (1991, 5-6) das Kompensieren<br />

psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er und sozialer Defizite, aber au<strong>ch</strong> die Lust, das Risiko, die Ma<strong>ch</strong>t, die<br />

sie glauben, über die Freier zu besitzen, und die positive Zuwendung, die sie von den<br />

Freiern erfahren. Dur<strong>ch</strong> die <strong>Prostitution</strong> erfahren sie ökonomis<strong>ch</strong>e, soziale und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Befriedigung.<br />

2. Soziale und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Probleme der jungen Strassenstri<strong>ch</strong>er<br />

Male Sex Worker leiden häufig unter einer Vielfalt sozialer und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Probleme.<br />

Die Strasse gilt für diese als ein Lebensraum, sowie au<strong>ch</strong> ein Überlebensraum. Das Leben<br />

auf der Strasse dient häufig der Bewältigung traumatis<strong>ch</strong>er Erlebnisse und der solidaris<strong>ch</strong>en<br />

Lebensbewältigung, dur<strong>ch</strong> ein Gefühl von Teilhabe, Glei<strong>ch</strong>heit und Zugehörigkeit<br />

(AKSD, 2002, 8).<br />

Viele der psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Probleme der jungen Male Sex Worker sind mit traumatis<strong>ch</strong>en<br />

Erlebnissen wie sexueller Missbrau<strong>ch</strong> in oder ausserhalb der Szene gekoppelt (vgl. Janus,<br />

1985).Die psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Belastung und Probleme kommen ni<strong>ch</strong>t nur in psy<strong>ch</strong>osomatis<strong>ch</strong>en<br />

Bes<strong>ch</strong>werdebilder wie Kopf-, Bau<strong>ch</strong>- oder Rückens<strong>ch</strong>merzen zu Ausdruck, sondern<br />

unter anderem au<strong>ch</strong> als Glei<strong>ch</strong>gültigkeit, autoaggressive Handlungen oder au<strong>ch</strong><br />

als Identitätsstörungen (ebd. 9).<br />

• Glei<strong>ch</strong>gültigkeit. Viele der jungen Male Sex Worker haben die S<strong>ch</strong>ule bzw. die<br />

Ausbildung abgebro<strong>ch</strong>en und befinden si<strong>ch</strong> in einer allgemeinen Orientierungslosigkeit<br />

in Fragen der Zukunftsplanung (ebd. 12). Wenn die eigene Situation als aussi<strong>ch</strong>tslos<br />

wahrgenommen wird, kann dies zu Glei<strong>ch</strong>gültigkeit und Verna<strong>ch</strong>lässigung<br />

der eigenen körperli<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>e führen. Diese Problematik ers<strong>ch</strong>wert ni<strong>ch</strong>t nur<br />

die Betreuung dur<strong>ch</strong> den Sozialarbeiter, sondern au<strong>ch</strong> die psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e und die<br />

medizinis<strong>ch</strong>e Betreuung z.B. zur Heilung von <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Krankheiten, für die eine<br />

kontinuierli<strong>ch</strong>e Pflege notwendig ist (ebd. 9).<br />

• Autoaggression. Die Autoaggression rührt von dem Druck einer grenzenlosen Erbitterung<br />

her, die angesi<strong>ch</strong>ts der erlebten Hilflosigkeit und der Aussi<strong>ch</strong>tslosigkeit der<br />

Situation ni<strong>ch</strong>t als Aggression na<strong>ch</strong> aussen, sondern gegen si<strong>ch</strong> selbst geri<strong>ch</strong>tet<br />

wird (Hadinger,1990). Diese kommt <strong>zum</strong> Ausdruck als Suizidversu<strong>ch</strong>e, Messerverletzungen,<br />

Selbstzerstümmelungen und wa<strong>ch</strong>sender Drogenkonsum (ebd. 9).<br />

• Sexuelle Identität. Das grösste Problem bei dieser Zielgruppe bleibt die fehlende<br />

stabile bzw. klare sexuelle Identität. Einer der Gründe zur <strong>Prostitution</strong> für junge Male<br />

Sex Worker besteht in dem Versu<strong>ch</strong> eine s<strong>ch</strong>wierige individuelle Entwicklung zu<br />

bewältigen. Dieses Konfliktfeld zwis<strong>ch</strong>en Kindheit und Erwa<strong>ch</strong>sensein und Orientierung<br />

in Fragen Pubertät und der sexuellen Identität, können dazu führen, in der<br />

Szene na<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>keiten zu su<strong>ch</strong>en, für unerfüllte Beziehungswüns<strong>ch</strong>e und/oder<br />

28


sexuelle Bedürfnisse auszuleben und zu erproben und glei<strong>ch</strong>zeitig ökonomis<strong>ch</strong>e<br />

Vorteile daraus zu ziehen. Die vers<strong>ch</strong>iedenen sexuellen Erfahrungen in der Szene<br />

verunsi<strong>ch</strong>ern jedo<strong>ch</strong> eher (ebd. 12). Diese Diskrepanz lässt si<strong>ch</strong> als unangenehm,<br />

sogar als s<strong>ch</strong>merzhaft bes<strong>ch</strong>reiben (Higgins, 1987).<br />

3. Soziale Arbeit in Bezug auf männli<strong>ch</strong>-homosexuelle <strong>Prostitution</strong><br />

Soziale Arbeit innerhalb der Stri<strong>ch</strong>erprojekte betrifft die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Berei<strong>ch</strong>e:<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te, <strong>Prostitution</strong>, Drogenarbeit, Obda<strong>ch</strong>losigkeit, Jugendarbeit und Arbeitslosigkeit.<br />

Sie besteht vor allem aus einer Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit zur Situation von Sex<br />

Workern in der Gesells<strong>ch</strong>aft und der Vernetzung mit anderen Hilfsorganisationen. Politis<strong>ch</strong>e<br />

Arbeit zu Themen wie der re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Anerkennung der <strong>Prostitution</strong> und der Entkriminalisierung<br />

des Drogengebrau<strong>ch</strong>s ist genauso von grosser Bedeutung, wie die Zusammenarbeit<br />

auf europäis<strong>ch</strong>er Ebene zur Verbesserung der Gesetzgebung und der<br />

Hilfsangebote für männli<strong>ch</strong>e Prostituierte.<br />

Die Arbeit mit Male Sex Workern ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> vor allem auf die Verstärkung des Selbstwertgefühls<br />

und der Fähigkeit zur Selbstbehauptung, also auf Empowerment, das heisst:<br />

Hilfe zur Selbsthilfe, sowie die Unterstützung von und die Zusammenarbeit mit Selbsthilfe-Projekten<br />

für Prostituierte sind die wi<strong>ch</strong>tigsten Aufgaben der Sozialarbeit in diesem<br />

Berei<strong>ch</strong>. Bei der Hilfe zur Selbsthilfe spielt die Gruppe eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Peer Support<br />

ist die gegenseitige Unterstützung unter Sex Workern oder Peer Education, als Mitarbeit<br />

eines Sex Workers in der pädagogis<strong>ch</strong>en Arbeit des Projekts (AKSD, 2002).<br />

Folgende Arbeitsberei<strong>ch</strong>e sind für die Arbeit mit Male Sex Workern unabdingbar:<br />

Streetwork („Strassensozialarbeit“), Einzelhilfe und Beratung, kulturelle Mediation, medizinis<strong>ch</strong>e<br />

Versorgung, Vernetzung und Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit. Eine regelmässige Präsenz<br />

in der Szene ist notwendig, um akzeptiert zu werden. Die Szene ist auf der Strasse, am<br />

Bahnhof, in Parks und auf Toiletten. Die Sex Worker, die in Kneipen, Bars, Clubs und<br />

Bordellen arbeiten beanspru<strong>ch</strong>en weniger Hilfe, da sie meistens ni<strong>ch</strong>t obda<strong>ch</strong>los oder<br />

verwahrlost sind (Perkins, 1985, 8-11).<br />

Au<strong>ch</strong> Teil der Sozialarbeit ist es, zu verhindern, dass junge Männer in die <strong>Prostitution</strong>skreise<br />

hineinruts<strong>ch</strong>en. Präventive Massnahmen sind gefordert, was unter anderem au<strong>ch</strong><br />

Erziehungshilfen für Eltern gefährdeter Jungen und Präventionsmassnahmen in Heimen<br />

und Anstalten beinhaltet (Stäheli, 1985, 42).<br />

In Züri<strong>ch</strong> gibt es das Projekt Hermann, wel<strong>ch</strong>es als Anlaufstelle für Male Sex Worker<br />

dient und die Prävention von AIDS und andern sexuellübertragbaren Krankheiten <strong>zum</strong><br />

Ziel hat. Weiter bietet es individuelle Betreuungen, Gesundheitshilfe, Was<strong>ch</strong>mögli<strong>ch</strong>keiten,<br />

gratis AIDS - Test, sowie psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e und ärztli<strong>ch</strong>e Spre<strong>ch</strong>stunden an.<br />

Besonderes Ziel des Projekts ist die AIDS - Aufklärung und die Bekämpfung von sexueller<br />

Gewalt, denn viele Bes<strong>ch</strong>affungsprostituierte werden ausgenutzt und <strong>zum</strong> Sex ohne<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsmassnahmen gezwungen.<br />

(http://www.malesexwork.<strong>ch</strong>/index2.html?http://www.malesexwork.<strong>ch</strong>/msw/index.htm)<br />

Im Sinne der Sozialarbeit sind Streetworker der AIDS - Hilfe aktiv und bieten gratis Kondome<br />

und ihre Hilfe an. Eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle bei ihrer Arbeit spielt die Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

Das Vertrauen der Prostituierten <strong>zum</strong> Team des Projekts Hermanns soll so hergestellt<br />

und gewonnen werden.<br />

(http://www.malesexwork.<strong>ch</strong>/index2.html?http://www.malesexwork.<strong>ch</strong>/msw/index.htm)<br />

29


4. Fazit<br />

Male Sex Work spielt si<strong>ch</strong> in vers<strong>ch</strong>iedenen Berei<strong>ch</strong>en ab: Sozialarbeiteris<strong>ch</strong>e Intervention<br />

im Berei<strong>ch</strong> Male Sex Work besteht v. a. aus Empowerment, Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit<br />

und Vernetzung mit anderen Hilfsorganisationen.<br />

30


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