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Die Interviews mit jüdischen Migrant_<br />

innen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion<br />

(SU) bieten in diesem Zusammenhang<br />

wertvolle Fragmente, aus denen in der<br />

analytischen Betrachtung ein Geschichtsbild<br />

destilliert werden kann. Im Folgenden soll<br />

versucht werden, wiederkehrende Motive in<br />

den subjektiven Erinnerungen herauszustellen<br />

und sie mit dem offiziellen Geschichtsbild<br />

in der SU ins Verhältnis zu setzen. Es<br />

bietet sich zugleich eine bislang unterrepräsentierte<br />

Perspektive auf die jüngere jüdische<br />

Geschichte in Osteuropa.<br />

Eine besondere Spannung bei der Beschäftigung<br />

mit den Erfahrungen und Familiengeschichten<br />

von Jüdinnen und Juden aus<br />

der ehemaligen SU ergibt sich durch einen<br />

offensichtlichen und gegenwärtigen Bruch<br />

der Konstruktion von Geschichtsbildern.<br />

Hölscher (1998) benennt dies als die »Depotenzierung<br />

bestehender Geschichtsbilder durch<br />

neue historische Erfahrungen«. Diese ergab<br />

sich ohne Zweifel aus der einsetzenden Perestroika<br />

bis hin zum Zerfall der SU. Der bis<br />

dahin dominierende Widerspruch zwischen<br />

der offiziellen sowjetischen Politik und dem<br />

mehr oder minder verdeckten jüdischen Leben<br />

wirkt bis in die Gegenwart nach (vgl. Jüdinnen<br />

und Juden in der Sowjetunion<br />

von 1941 bis 1990 und der Umgang mit<br />

der Shoah in der Sowjetunion).<br />

Motive der subjektiven Erinnerung jüdischer<br />

Migrant_innen als Grundlage eines<br />

kollektiven Geschichtsbildes<br />

Erinnerung an die Shoah<br />

Ausnahmslos ist der Holocaust das einschneidendste<br />

Ereignis in den Familiengeschichten<br />

aller Interviewten. Die ehemals<br />

großen Familien wurden zumeist bis auf wenige<br />

Angehörige ausgelöscht:<br />

»My grandparents, my uncles, my aunts...<br />

all of them perished in the Holocaust ...« (Irit<br />

Abramski).<br />

Entsprechend schwer fällt es diese Erfahrung<br />

mitzuteilen:<br />

»Oh, das ist sehr schwer, darüber zu reden.<br />

Ich hab niemanden mehr. Keinen Großvater,<br />

keine Großmutter. Sie sind alle in Konzentrationslagern<br />

umgekommen. Meine Mutter<br />

ist in den Wald geflüchtet […] das ist der einzige<br />

Grund warum sie überlebte.« (Milana<br />

Reuven Chalfin)<br />

Möglichkeiten der Ermordung zu entgehen,<br />

boten sich fast ausschließlich durch<br />

Evakuierung, durch Verstecken oder durch<br />

das Kämpfen in der Roten Armee. So berichtet<br />

Alisa Beljajewa über ihre Familie:<br />

»Meine zweite Großmutter […] wurde<br />

auch evakuiert Anfang 42, nach Kasachstan<br />

und dort ist [sie] auch [bis] Anfang 45 geblieben<br />

...«.<br />

Irit Abramski ist eine pädagogische Mitarbeiterin<br />

in Yad Vashem. Sie verweist auf die<br />

Bedeutung der Evakuierungen:<br />

»The contribution of the Soviet evacuation<br />

to the East to the rescue of the Jews [...] this is<br />

a big issue in my seminar. We are making a<br />

research of the evacuation. The circumstances<br />

of everyday life in the evacuation, how difficult<br />

it was to be evacuated ...«<br />

Darüber hinaus kämpften viele Jüdinnen<br />

und Juden in der Roten Armee.<br />

»My grandfather, he was a soldier in the<br />

Red Army. He was in a special unit [...] they<br />

[used] special equipment to fight in snow.«<br />

(Dima Kaplan)<br />

Dima Kaplan wurde 1981 in Weißrussland geboren.<br />

(Sohn von Nina Schtschukin)<br />

Er wohnte mit seiner Familie in Gomel in der Ukraine. Im Jahr 1991,<br />

mit 10 Jahren, immigrierte er nach Israel. Er studiert und lebt in Tel<br />

Aviv.<br />

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