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On Tour<br />
durch sogenannte „Marker Posts“, Holzschilder mit<br />
der Bezeichnung der Start- bzw. Landerichtung vor<br />
der jeweiligen „Piste“, gekennzeichnet. Mit einer Länge<br />
zwischen 680m und 846m sind die Bahnen mehr<br />
<strong>als</strong> ausreichend für die STOL-taugliche DHC-6.<br />
Die Sand-Runways auf Barra sind übrigens sehr fest<br />
und könnten auch problemlos größere Luftfahrzeuge<br />
tragen. Auf diese wird man hier aber eher vergeblich<br />
warten. Im Normalfall ist der werktägliche Linienflug<br />
aus Glasgow, welcher danach noch einen kurzen Umlauf<br />
zur nördlich gelegenen Insel Benbecula macht<br />
und wenig später wieder von Barra zurück zu Schottlands<br />
Industriemetropole aufbricht, die einzige Flugbewegung.<br />
Einmal im Jahr findet dann noch ein Fly-Inn<br />
statt. Auch die Ambulanz-Flüge (es gibt auf der Insel<br />
kein richtiges Krankenhaus) sind nur noch selten zu<br />
Gast, seit diese nicht mehr mit der Britten-Norman Islander,<br />
sondern meist mit einem flugplatzunabhängigen<br />
Eurocopter EC-135 durchgeführt werden. Sonntags<br />
ist der Platz generell geschlossen – Barra ist noch<br />
streng katholisch. Somit ist es auch kein Wunder, daß<br />
bei knapp 1300 Flugbewegungen pro Jahr lediglich<br />
etwa 10 400 Passagiere auf die Insel fliegen.<br />
Fliegen bei Wind & Wetter<br />
Die große Herausforderung auf Barra ist natürlich das<br />
Wetter, allen voran der Wind. Mit den drei unterschiedlich<br />
ausgerichteten Bahnen kann man jedoch die ungewollte<br />
Seitenwindkomponente weitgehend gering<br />
halten. Und selbst bei widrigsten Verhältnissen bietet<br />
die Bucht einen einmaligen Vorteil: „On pilots descretion“<br />
wird dann schon mal einfach genau in den Wind<br />
gelandet, unabhängig von der Pistenausrichtung. So<br />
ist es dann auch kein Wunder, daß man mit der Twin<br />
Otter bei bis zu 40 kts Wind landet. Mir wurde erzählt,<br />
den Rekord halte ein Ambulanzflug, der einst bei<br />
einem Wind von 64 Knoten gelandet sei.<br />
Diese Vorteile und der Naturschutz sind dann auch die<br />
Hauptgründe, warum die immer mal wieder diskutierten<br />
Pläne, eine feste Piste auf der Insel zu bauen (z.B.<br />
gegenüber der Straße, welche am Terminal vorbei<br />
führt), wohl verworfen werden, obwohl Loganair verständlicherweise<br />
nicht gerade sehr erfreut ist über<br />
den hohen Wartungsaufwand, der durch die Salzwasserbelastung<br />
beim Flugbetrieb in der Bucht entsteht.<br />
Andererseits befürchtet man auf dem Tower Probleme<br />
mit der Betriebsgenehmigung, wenn das neue EU-<br />
Recht greifen sollte. Eine Schließung des Platzes hätte<br />
unabsehbare Folgen für die Insel. Von den etwa 1300<br />
Einwohnern Barras arbeiten nicht wenige Familienväter<br />
auf den schottischen Ölplattformen und sind auf<br />
schnelle (Umsteige-)Verbindungen angewiesen, um<br />
genügend Wochenend-Zeit mit ihren Angehörigen zu<br />
verbringen. Eine Einstellung der Flüge würde diese zur<br />
Abwanderung zwingen, denn die alternative Fährüberfahrt<br />
allein bis zur Westküste Schottlands dauert<br />
schon fast fünf Stunden.<br />
✈ Arbeitsplatz mit Strandblick: Die Towerkanzel<br />
Betreiber des seit 1933 existierenden Flugplatzes ist<br />
die in Inverness ansässige Highlands and Islands Airports<br />
Ltd. (HIA), welche alle schottischen Insel-Airports<br />
sowie vier Plätze auf dem Mainland besitzt. Der<br />
Tower ist wie das Terminal (welches Café, check-in<br />
und Wartebereich in einem Raum vereint) ein praktischer<br />
Zweckbau. Die Lotsen sind gleichzeitig Flughafen-Feuerwehr<br />
und umgedreht. Die Ausstattung des<br />
Kontrollturmes ist sehr modern und für die Bedeutung<br />
des Flugplatzes vollkommen ausreichend. Natürlich<br />
gibt es hier kein Radar, aber trotzdem den Kontakt zur<br />
„großen weiten Fliegerwelt“, und zwar immer dann,<br />
wenn hin und wieder die Crew eines „Widebody“ auf<br />
ihrem Transatlantikflug aus Langeweile mal bei BAR-<br />
RA INFO reinruft. Eine willkommene Abwechselung für<br />
beide Seiten.<br />
✈ Klein und zweckmäßig: Tower mit dem dahinter<br />
liegenden Terminal-Häuschen<br />
Für uns ist schon nach nicht einmal zwei Stunden wieder<br />
Zeit, die Insel zu verlassen. Außerdem zieht nun<br />
doch das vermeintlich typische schottische Regenwetter<br />
auf. Nach einer gemütlichen Tea Time im Terminal-Café<br />
und einer Sicherheitskontrolle, die vergleichbar<br />
mit der bei einem ganz normalem Disco-<br />
Einlaß ist, „flüchten“ wir mit der nun etwas besser<br />
ausgelasteten Twin Otter vor der herannahenden, von<br />
oben <strong>als</strong> auch von unten kommenden Flut. Nichtsdestotrotz<br />
bleiben schöne Eindrücke vom knapp zweistündigen<br />
Aufenthalt auf der Isle of Barra. Besonderer<br />
Dank gilt natürlich auch der netten Flugplatz-Crew,<br />
49 der flugleiter 2009/03