09.11.2013 Aufrufe

Die Operation Jadid - Bundeswehr

Die Operation Jadid - Bundeswehr

Die Operation Jadid - Bundeswehr

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TITEL<br />

Wenn die Schützenpanzer (hier mit Barracuda-Tarnsystem) auf dem Gefechtsfeld erscheinen, ziehen sich die Aufständischen meist sofort<br />

zurück. <strong>Die</strong> 20-Millimeter-Kanone wirkt noch auf zwei Kilometer genau, ihre Explosivgeschosse entfachen beim Auftreffen im Ziel<br />

einen tödlichen Splitterhagel. <strong>Die</strong> „Marder“ haben sich als wirksame Waffe erwiesen, weshalb sie von den Taliban zunehmend gezielt<br />

mit gerichteten IED oder Panzerfäusten neuerer Generation ins Visier genommen werden<br />

nen sollen. Afghanistans Präsident Hamid<br />

Karzai hat Kahars Leute nun in den Status<br />

einer lokalen Polizei, einer Bürgerwehr, erhoben.<br />

Sie verdienen 80 bis 125 Dollar pro<br />

Monat, tragen einen Pass, der sie als Polizist<br />

ausweist, und eine registrierte Kalaschnikow.<br />

Sie schützen ihr Dorf vor den Taliban,<br />

sorgen für Ordnung. Sie haben Befugnisse<br />

wie die offizielle Polizei, und wie er sie<br />

durchzusetzen beabsichtigt, demonstriert<br />

Mullah Kahar hin und wieder an den eigenen<br />

Leuten. Wer nicht spurt, den peitscht<br />

er höchstselbst aus. „Das entspricht zwar<br />

nicht unserem Verständnis von Menschenführung“,<br />

sagt Matthias Schuster. „aber da<br />

halten wir uns raus.“<br />

Mit jeder neuen <strong>Operation</strong>sphase dringen die<br />

Gebirgsjäger tiefer in das Tal. Sie nehmen<br />

Dorf um Dorf ein, bauen bis Ende Februar<br />

elf Außenposten und stationieren Polizei-<br />

Sie nehmen Dorf um Dorf ein,<br />

bauen bis Ende Februar elf Außenposten<br />

und stationieren Polizeieinheiten<br />

oder Bürgerwehren<br />

einheiten oder Bürgerwehren. An ihrer Seite<br />

kämpfen die „Black Sheeps“, eine Einheit<br />

der 10. US-Gebirgsdivision, afghanische Soldaten<br />

und Polizisten. Auch das Wetter spielt<br />

mit. Der Winter ist für nordafghanische Verhältnisse<br />

ungewöhnlich mild und trocken.<br />

Selbst in höher gelegenen Bergdörfern, die<br />

für konventionelle Truppen mit Fahrzeugen<br />

sonst monatelang unerreichbar sind, können<br />

sich die Taliban nicht sicher fühlen. <strong>Die</strong><br />

Soldaten gönnen ihnen keine Verschnaufpause<br />

und treiben sie aus dem Gebiet um<br />

Kotub in das benachbarte Dande Ghori. Als<br />

die Truppen dorthin vorrücken, schlägt<br />

ihnen hartnäckiger Widerstand entgegen.<br />

<strong>Die</strong> Aufständischen feuern Mörsergranaten<br />

und hängen Raketen mit elektrischen Zündsätzen<br />

in Straßenbäume, die sie aus der<br />

Ferne auslösen. Doch Dorfbewohner informieren<br />

rechtzeitig den afghanischen Geheimdienst,<br />

der die Deutschen vor der Gefahr<br />

warnt. „<strong>Die</strong><br />

Leute sind auf unserer<br />

Seite, sie vertrauen<br />

uns“, sagt<br />

ein Offizier im Bataillonsstab.<br />

„Sie<br />

sehen, dass wir es<br />

ernst meinen.“<br />

Wenn die Soldaten durch die Dörfer kommen,<br />

stehen die Kinder am Straßenrand<br />

und formen mit den Händen einen Kreis.<br />

„Sie lieben Fußball“, erklärt ein Stabsunteroffizier.<br />

„Sie sind verrückt nach Bällen. Leider<br />

haben wir heute keine dabei.“ Es läuft<br />

gut in Baghlan, die Fortschritte werden in<br />

Kabul erfreut zur Kenntnis genommen. US-<br />

General David Petraeus, Oberbefehlshaber<br />

der internationalen Truppen in Afghanistan,<br />

empfiehlt inzwischen seinen Kommandeuren,<br />

sich am Vorgehen der <strong>Bundeswehr</strong><br />

ein Beispiel zu nehmen. Vorbei die<br />

Zeiten, als in Kabul, Washington und London<br />

über die „deutschen Angsthasen“ geätzt<br />

wurde, die sich nicht aus ihren Feldlagern<br />

trauten. <strong>Die</strong> Angsthasen, sagt ein Soldat,<br />

säßen ohnehin weniger in den Camps<br />

als vielmehr in den Berliner Amtsstuben.<br />

<strong>Die</strong> Offensive kostet Kraft, laugt die Männer<br />

aus. Manche verleitet der Erfolg zu Disziplinlosigkeit.<br />

Was der Feind nicht erreicht,<br />

schafft der Übermut. Als kurz vor Weihnachten<br />

zwei Mannschaftssoldaten in<br />

einem Unterkunftszelt im OP North mit<br />

ihren Waffen herumfuchteln, löst sich ein<br />

Schuss und trifft den Hauptgefreiten Oliver<br />

Oertel tödlich in den Kopf. Parlamentarier<br />

34 loyal 03 |11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!