Post-Mass-Production -Paradigm und Soft Products - BWI - ETH Zürich
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<strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong> -<strong>Paradigm</strong> <strong>und</strong> <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> -<br />
mehr als nur zwei neue Schlagworte ?<br />
Dipl.-Inform. Stephan Schwarze<br />
Betriebswissenschaftliches Institut (<strong>BWI</strong>) der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong><br />
April 1994<br />
Das Zeitalter der <strong>Mass</strong>enproduktion geht dem Ende zu. Daher hat das internationale<br />
Forschungsprojekt IMS/GNOSIS das Ziel ein neues Produktionsparadigma zu<br />
entwickeln. In einer ersten Phase wurden die durch die <strong>Mass</strong>enproduktion verursachten<br />
Probleme der Unternehmen <strong>und</strong> des Produktionssektors analysiert. Es wurden daraus<br />
Ziele für eine neues Produktionsparadigma abgeleitet <strong>und</strong> Anforderungen an<br />
sogenannte "<strong>Soft</strong> <strong>Products</strong>", eine neue Art Produkte, die in Zukunft produziert werden<br />
sollen, erarbeitet. In diesem Bericht sollen diese bisher gewonnen Erkenntnisse<br />
vorgestellt werden.<br />
1. <strong>Mass</strong>enproduktion<br />
1.1. Bisherige Situation<br />
Die letzten Jahrzehnte wurden im Produktionssektor stark von der <strong>Mass</strong>enproduktion<br />
geprägt. Die Gr<strong>und</strong>lage dafür war ein idealer Verkäufer-Markt. Die Bedürfnisse der<br />
K<strong>und</strong>en immer mehr neue Produkte zu konsumieren stieg unbändig, <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>en<br />
waren stets bereit für neue Produkte "Platz zu schaffen". Die Aufnahmekapazität des<br />
Marktes schien unbegrenzt zu sein, <strong>und</strong> dies ist eine der wichtigsten Voraussetzungen<br />
für die <strong>Mass</strong>enproduktion.<br />
Für die produzierenden Unternehmen standen Ziele wie die ständige Erhöhung der<br />
Produktionsvolumina <strong>und</strong> die Steigerung der Effizienz im Vordergr<strong>und</strong>. Der K<strong>und</strong>e<br />
konnte so stets durch grosse Mengen neuer Produkte <strong>und</strong> sinkende Konsumentenpreise<br />
zufriedengestellt werden.<br />
1.2. Probleme<br />
In den letzten Jahren ist der für den Wohlstand verantwortliche Produktionssektor<br />
zunehmend in eine Sackgasse geraten. Die Voraussetzungen für die <strong>Mass</strong>enproduktion<br />
sind nicht mehr erfüllt. Die Ursachen dafür sind auf verschiedene Entwicklungen<br />
zurückzuführen (siehe auch Abb.1) [Ga94]:<br />
Wirtschaft: Die <strong>Mass</strong>enproduktion hat zu einer Übersättigung der Märkte geführt, <strong>und</strong><br />
aus dem Verkäufermarkt ist ein Käufermarkt geworden. Weltweit kann die<br />
- 1 -
<strong>Mass</strong>enproduktion nicht mehr aufrecht erhalten werden. Gründe dafür sind z.B. neue<br />
Produzentenmärkte wie Südostasien oder die Öffnung Osteuropas. Weitere<br />
wirtschaftliche Probleme sind die sinkenden Arbeitszeiten, die internationalen<br />
Handelkonflikte <strong>und</strong> die weltweit ungleiche Verteilung des Wohlstandes.<br />
Technologie: Die rapide technologische Entwicklung ermöglicht eine flexiblere<br />
Produktion. Technische Beschränkungen, die die Herstellung von Spezialprodukten<br />
zu akzeptablen Preisen verhindern, werden immer seltener. Insbesondere die<br />
Entwicklung der Informationstechnologie bietet neue Möglichkeiten. Eine wichtige<br />
Folge des technischen Fortschritts ist die Verkürzung der Produktlebenszyklen.<br />
Umwelt: Eine entscheidende Rolle bei den Problemen der <strong>Mass</strong>enproduktion spielt die<br />
Umwelt. Der verschwenderische Umgang mit Resourcen führt zur Knappheit<br />
wichtiger natürlicher Rohstoffe. Ebenso problematisch ist der exzessive<br />
Energieverbrauch. Ausserdem wird durch die kürzeren Produktlebenszyklen immer<br />
mehr Abfall erzeugt für welchen die Aufnahmekapazität der Natur bald erreicht ist.<br />
Das gleiche Problem existiert auch für die fortschreitende Umweltzerstörung.<br />
K<strong>und</strong>enanforderungen: Die Zufriedenstellung der K<strong>und</strong>en mit standardisierten<br />
<strong>Mass</strong>enprodukten reicht nicht mehr aus. Der individuelle K<strong>und</strong>e verlangt spezifische<br />
Produkte für seine konkrete Anwendung. Der Trend von quantitativer<br />
Zufriedenstellung zur qualitativen Zufriedenstellung ist unverkennbar [NR93,<br />
DM93].<br />
Unternehmensorganisation: Die traditionelle Organisation der Unternehmen mit ihren<br />
unflexiblen Strukturen genügt der neuen Situation nicht mehr. Die Unternehmen<br />
können sich der Dynamik des Marktes nicht anpassen <strong>und</strong> nicht schnell genug auf<br />
veränderte Anforderungen reagieren. Die aus der Zeit der <strong>Mass</strong>enproduktion<br />
gewohnte Situation, dass der K<strong>und</strong>e sich dem Unternehmen anpasst, ist nicht mehr<br />
anwendbar. In Zukunft müssen die Unternehmen flexibel sein.<br />
Auf einige dieser Problem kann kurzfristig reagiert werden, <strong>und</strong> die Unternehmen tun<br />
dies. Statt die Ursachen der Probleme zu bekämpfen werden jedoch die Symptome<br />
bekämpft. Statt energiesparende Produkte zu entwickeln werden beispielsweise<br />
Energiespartechnologien entwickelt. Eine Ursachenbekämpfung der Probleme der<br />
<strong>Mass</strong>enproduktion verlangt hingegen nach gr<strong>und</strong>legenden Änderungen: ein "<strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<br />
<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong>" wird benötigt [Ga94, No94].<br />
2. <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong><br />
2.1. Gesellschaftliche Veränderungen<br />
Die Umstellung des Produktionssektors auf ein <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong><br />
(PMPP) betrifft innerhalb der Unternehmung die herzustellenden Produkte, die Prozesse<br />
- 2 -
<strong>und</strong> die Unternehmensorganisation. Entscheidend ist jedoch, dass auch in der<br />
Gesellschaft Veränderungen hervorgerufen werden. Es sind neue Wertvorstellungen<br />
notwendig, was dazu führen muss, dass sich das Konsumentenverhalten ändert <strong>und</strong><br />
nicht ständig neue Güter gekauft werden. Stattdessen sollten längerlebige <strong>und</strong><br />
wiederkonfigurierbare Produkte angestrebt werden. Generell muss statt einer<br />
quantitativen Befriedigung beim K<strong>und</strong>en (in der Gesellschaft), das Interesse an einer<br />
qualitativen Zufriedenstellung geweckt werden [Ga94].<br />
Auch das Bewusstsein einer Umweltverantwortlichkeit <strong>und</strong> die Notwendigkeit<br />
Arbeitsplätze aufrecht zu erhalten sind Aspekte, die für ein <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<br />
<strong>Paradigm</strong> berücksichtigt werden müssen. Wenn entsprechende Änderungen in der<br />
Gesellschaft erreicht worden sind, ist es Aufgabe der Unternehmen sich den K<strong>und</strong>en<br />
anzupassen <strong>und</strong> nicht umgekehrt [Sch94].<br />
2.2. Ziele eines <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong><br />
Die Ziele, die mit Hilfe eines <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong> erreicht werden sollen,<br />
sind die folgenden [To92, Ga94]:<br />
• Es existieren weniger Konflikte zwischen Unternehmen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en.<br />
• Die Produkte werden höherwertig <strong>und</strong> längerlebig.<br />
• Der Resourcenverbrauch wird reduziert.<br />
• Es wird weniger Abfall erzeugt.<br />
• Die Produktlebenszyklen werden verbessert.<br />
• Es existiert weniger Wettbewerb zwischen einzelnen Staaten.<br />
• Produkte, Prozesse <strong>und</strong> Unternehmensorganisation sind der wirtschaftlichen<br />
Situation angepasst.<br />
• Die Unternehmen orientieren sich stärker an den Anforderungen des K<strong>und</strong>en.<br />
• In der Gesellschaft werden Änderungen (veränderte Wertvorstellungen) erzeugt.<br />
• Qualitative Zufriedenstellung ersetzt quantitative Zufriedenstellung.<br />
Diese Forderungen können aus den Problemen der Natur, der Benutzer von<br />
<strong>Mass</strong>enprodukten <strong>und</strong> der produzierenden Unternehmen abgeleitet werden. Kurz<br />
ausgedrückt ist das Ziel für die Unternehmen in einem <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong>:<br />
"Die Herstellung von <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> in <strong>Soft</strong> Factories durch die Verwendung von <strong>Soft</strong><br />
Components <strong>und</strong> <strong>Soft</strong> Material." Was heisst SOFT in diesem Zusammenhang?<br />
2.3. <strong>Soft</strong>ness <strong>und</strong> Life-Cycle Analyse<br />
<strong>Soft</strong>ness steht als Überbegriff für die Eigenschaften zukünftiger Produkte, Prozesse <strong>und</strong><br />
Unternehmensorganisationen [No94]. Diese müssen<br />
- 3 -
• adaptiv,<br />
• flexibel,<br />
• (wieder-)konfigurierbar,<br />
• auf menschliche, soziale <strong>und</strong> natürliche Resourcen abgestimmt<br />
sein. Auf <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> wird in Abschnitt 3 näher eingegangen. Für die Prozesse <strong>und</strong><br />
Organisation der Unternehmen in einem PMPP ist entscheidend, dass sie autonome <strong>und</strong><br />
selbst-konfigurierende Systeme sind. Dazu müssen diese Systeme auf einer grossen<br />
Menge von Produktionswissen aufbauen, wobei der gesamte Lebenszyklus eines<br />
Produktes berücksichtigt wird. Beispielsweise muss schon bei der Produktherstellung<br />
genaues Wissen über den Resourcenbedarf vorliegen, der bei der Nutzung <strong>und</strong><br />
Entsorgung auftritt.<br />
2.4. <strong>Mass</strong>nahmen<br />
Der Einsatz von Informationstechnologie spielt eine entscheidende Rolle, um die<br />
notwendige Effizienz <strong>und</strong> vor allem die Flexibilität im Produktionsbereich zur<br />
Verfügung zu stellen. Dies gilt für alle zu verbessernden Bereiche innerhalb einer<br />
Unternehmung. Durch geeigneten EDV-Einsatz können beispielsweise<br />
Produktionslebenszyklen verkürzt, Lieferzeiten verkürzt <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enorientierung<br />
verbessert werden. Auch die Kommunikation der Unternehmen untereinander sowie<br />
zwischen Unternehmen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en kann durch Einsatz von Informationstechnologien<br />
verbessert werden.<br />
Strategisch ist es für die Unternehmen wichtig sich noch stärker an den Bedürfnissen der<br />
K<strong>und</strong>en zu orientieren <strong>und</strong> sich deren Anforderungen anzupassen. Statt einer globalen<br />
Marktorientierung kann es für ein Unternehmen daher erforderlich sein, sich auf<br />
spezifische Marktsegmente zu konzentrieren.<br />
Um sich dem K<strong>und</strong>en anzupassen sind statt Spezialmaschinen, die die Herstellung eines<br />
speziellen Produktes unterstützen, flexible Maschinen notwendig. So kann bei einer<br />
k<strong>und</strong>enorientierten Produktion auch die Produktionsplanung <strong>und</strong> -steuerung an die<br />
konkreten Bedürfnisse fortlaufend angepasst werden (agile manufacturing). Weiterhin<br />
muss die Logistik der Unternehmen für ein PMPP anpassungsfähiger gestaltet werden.<br />
Es muss sofort <strong>und</strong> korrekt auf sich ändernde Anforderungen reagiert werden können.<br />
Dies wird wiederum durch autonome <strong>und</strong> sich selbstkonfigurierende Systeme<br />
unterstützt.<br />
Insgesamt kann als Leitidee für die Unternehmen festgehalten werden:<br />
Die Nutzung der fortschrittlichen technologischen <strong>und</strong> informationstechnischen<br />
Möglichkeiten ermöglicht eine bessere Anpassbarkeit der Produktion. Früher<br />
verhinderten technische Restriktionen die effiziente Herstellung von Spezialprodukten,<br />
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heute ist die Flexibilität der Technik der Gr<strong>und</strong> dafür keine Flexibilität mehr vom<br />
K<strong>und</strong>en zu verlangen [DM93, NR94].<br />
3. <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong><br />
3.1. Veränderter Produktlebenszyklus<br />
Heutige <strong>Mass</strong>enprodukte zeichnen sich durch einen universellen Nutzen, einen<br />
günstigen Preis aber auch durch immer kürzer werdende Lebensdauern aus. Ziel eines<br />
<strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong> ist auf der einen Seite die Herstellung längerlebiger<br />
Produkte, auf der anderen Seite werden die Entwicklungsphasen im<br />
Produktlebenszyklus immer kürzer. Eine Änderung des Produktlebenszyklus ist daher<br />
erstrebenswert, <strong>und</strong> zwar derart, dass eine Wiederkonfigurierbarkeit <strong>und</strong><br />
Mehrfachnutzung der Produkte berücksichtigt wird. Abbildung 2 stellt diesen neuen<br />
Produktlebenszyklus dar. Die Schleife, die die Phasen der Wiederkonfigurierung sowie<br />
der Nutzung abdeckt, kann dabei mehrfach durchlaufen werden. Bei sich ändernden<br />
Anforderungen wird ein <strong>Soft</strong> Product umkonfiguriert <strong>und</strong> kann weiter genutzt werden,<br />
da es die neuen Anforderungen erfüllt. Für "normale Produkte" ist eine Anpassung an<br />
veränderte Anforderungen nicht möglich (siehe Abb. 3). Durch diese Verlängerung der<br />
Produktlebenszyklen wird eine Langlebigkeit <strong>und</strong> eine Wertsteigerung für <strong>Soft</strong> Product<br />
gewährleistet.<br />
3.2. Definition<br />
In dem Forschungsprojekt IMS/GNOSIS [No94] wird <strong>Soft</strong> Product folgendermassen<br />
definiert:<br />
A soft product is a physical device with knowledge about itself which can be accessed by<br />
the intelligent control system of some soft machine with which it is associated. It may be<br />
an assembly of soft products which act as components. A soft machine is a physical<br />
device with an intelligent control system.<br />
3.3. Anforderungen an <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong><br />
<strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> zeichnen sich durch einen hohen Wert, einen bestmöglichen Nutzen für<br />
die K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Langlebigkeit aus. Ihr Lebenszyklus ist in Abbildung 2 dargestellt. Im<br />
einzelnen besitzen ideale <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> die folgenden Eigenschaften [Ga94]:<br />
• grosse Flexibilität<br />
• selbst wartend<br />
• selbst überwachend<br />
• selbst instandhaltend<br />
• extrem langlebig<br />
• wiederverwertbar<br />
• recyclebar<br />
- 5 -
• geringst möglichen Abfall<br />
erzeugend<br />
• einfach <strong>und</strong> sicher zu nutzen<br />
• minimale Wasserverschmutzung<br />
• minimaler Wasserverbrauch<br />
• minimaler Energieverbrauch<br />
• minimale Lärmerzeugung<br />
• minimaler Rohstoffverbrauch<br />
• minimaler Umwelteinfluss des<br />
Produktionsprozesses<br />
- Error! Unknown switch argument. -
Teilweise sind dies sehr hochgesteckte Ziele, die aber gr<strong>und</strong>sätzlich erfüllbar sind. Eine<br />
Selbstreparatur kann zum Beispiel durch funktionale Red<strong>und</strong>anz bei der Konstruktion eines<br />
Produktes erreicht werden.<br />
In der Konstruktionsphase ist es wichtig, die Modifizierbarkeit des Produktes zu berücksichtigen.<br />
Teile des Produktes verschleissen während der Benutzung, <strong>und</strong> die Anforderungen an das Produkt<br />
können sich ändern. Dann muss es möglich sein das Produkt einfach zu reparieren, zu modifizieren<br />
oder in der Funktionalität zu erweitern.<br />
Entscheidend bei einer Neukonfigurierung ist wiederum die Orientierung am K<strong>und</strong>en: das Produkt<br />
muss in der Nutzungsphase stets die gewünschte Funktionalität voll erfüllen. Dazu ist es<br />
erforderlich das Produkt gemäss individuellen K<strong>und</strong>enanforderungen zu konfigurieren [Sch94] <strong>und</strong><br />
während der Nutzung diesen Anforderungen anzupassen.<br />
Die Konstruktions- <strong>und</strong> Konfigurierungsphase für <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> wird idealerweise <strong>Soft</strong>ware<br />
unterstützt, da diese Phasen für <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> komplexer als für <strong>Mass</strong>enprodukte sind. Insbesondere<br />
müssen hier extrem grosse Wissens- <strong>und</strong> Datenbestände bearbeitet werden, was durch den Einsatz<br />
wissensbasierter <strong>Soft</strong>ware-Systeme optimal unterstützt wird.<br />
4. Die Resource "Wissen"<br />
Für ein <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong> spielt Wissen eine besondere Rolle <strong>und</strong> wird zu einem der<br />
wichtigsten Produktionsfaktoren. Zusätzlich zu den konventionellen technischen Daten wird<br />
funktionales Wissen immer wichtiger. Dabei handelt es sich um Wissen über die Funktionalität<br />
eines <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> oder einer Maschine zu dessen Herstellung, aber auch um Anwendungswissen<br />
beispielsweise über das Einsatzgebiet des Produktes. Auch Wissen über die Umwelt <strong>und</strong> alle<br />
Phasen eines Produktlebenszyklus wird zunehmend wichtiger [Ga94].<br />
Der Einfluss von Wissen in allen Bereichen der Produktion führt dazu, dass Wissen als eine<br />
Resource betrachtet werden kann, ebenso wie Rohstoffe oder Energie. Allerdings unterscheidet sich<br />
die Resource Wissen entscheidend von den übrigen Resourcen: ihr Bestand nimmt zu (Abb. 4) <strong>und</strong><br />
eine exzessive Verwendung wirkt sich besonders positiv aus. Auch die Mehrfachnutzung der<br />
Resource Wissen ist möglich <strong>und</strong> vorteilhaft.<br />
Wissen wird in der Zeit nach der <strong>Mass</strong>enproduktion auch wie eine Resource gehandelt werden<br />
müssen. Es kann von Unternehmen verkauft werden <strong>und</strong> innerhalb eines Unternehmens muss<br />
sämtliches Wissen verwaltet, gepflegt, ausgetauscht <strong>und</strong> wiederverwendet werden. Ohne eine<br />
angemessene Strukturierung des gesamten vorhandenen Wissens wird die Umsetzung eines <strong>Post</strong>-<br />
<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong> in einem Unternehmen nicht möglich sein [To92, Ga94]. Die optimale<br />
Nutzung dieser Resource <strong>und</strong> deren weitere Zunahme kann für viele Unternehmen den Weg in das<br />
kommende Produktionszeitalter ebnen.<br />
5. Zusammenfassung<br />
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Die Voraussetzungen für die <strong>Mass</strong>enproduktion sind für viele Unternehmen nicht mehr gegeben.<br />
Die Ursachen dafür sind wirtschaftliche Probleme, technologischer Fortschritt, zunehmende<br />
Umweltbelastung <strong>und</strong> Resourcenknappheit, unflexible Unternehmensorganisation <strong>und</strong> veraltete<br />
Wertvorstellungen.<br />
Für den Produktionssektor bedeutet dies, dass nach neuen Ansätzen verlangt wird: es wird ein <strong>Post</strong>-<br />
<strong>Mass</strong>-Prodction-<strong>Paradigm</strong> benötigt. Leitideen dafür sind die stärkere Ausrichtung der Unternehmen<br />
an den Bedürfnissen der K<strong>und</strong>en, der sparsame Umgang mit Resourcen, die Schonung von Umwelt<br />
<strong>und</strong> Natur <strong>und</strong> die Anpassung an wirtschaftliche Möglichkeiten <strong>und</strong> Voraussetzungen.<br />
Statt <strong>Mass</strong>enprodukten müssen in Zukunft sogenannte <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> produziert werden. Diese<br />
zeichnen sich besonders durch flexible Einsatzmöglichkeiten, Wiederkonfigurierbarkeit, adaptive<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Umweltschonung bei der Herstellung <strong>und</strong> Nutzung aus.<br />
Für den gesamten Produktionssektor wird die Resource "Wissen" immer wichtiger. Dabei spielt das<br />
Wissen über alle Phasen des Lebenszyklusses eines Produktes <strong>und</strong> über den Herstellungsprozess,<br />
aber auch funktionales Wissen über das Anwendungsgebiet eine Rolle. Der Einsatz von moderner<br />
Informationstechnik in der Produktion basiert auf grossen Wissens- <strong>und</strong> Datenbeständen, wodurch<br />
es besonders wichtig wird dieses Wissen zu systematisieren <strong>und</strong> optimal zu verwalten.<br />
6. Ausblick<br />
Für die weitere Entwicklung eines <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong> <strong>und</strong> die Herstellung von <strong>Soft</strong><br />
<strong>Products</strong> sind konkrete Methodologien <strong>und</strong> Konzepte zu entwickeln. Weiterhin müssen <strong>Soft</strong>ware-<br />
Tools implementiert werden, welche die Anwendung <strong>und</strong> Umsetzung dieser Konzepte unterstützen.<br />
Dabei ist insbesondere der Stellenwert der Resource "Wissen" zu berücksichtigen <strong>und</strong> die intensive<br />
<strong>und</strong> bestmögliche Verwendung von Wissen als Basis für Methodologien, Konzepte <strong>und</strong> Tools zu<br />
verwenden.<br />
Besondere Beachtung muss auch den gesellschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Folgen dieser Entwicklungen<br />
geschenkt werden. Die Garantie für Beschäftigung <strong>und</strong> einen Arbeitsplatz muss trotz<br />
Umstrukturierungen für die Mitarbeiter von Unternehmen gegeben sein. Für viele Unternehmen<br />
sind zur Zeit die hohen Produktionsvolumina die Voraussetzung um zu überleben. Diese hohen<br />
Produktionsmengen werden in einem <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong> nicht mehr existieren.<br />
Abschliessend lässt sich festhalten, dass für viele Unternehmen die Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung<br />
eines <strong>Post</strong>-<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong> <strong>und</strong> die Produktion von <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong> auf der einen Seite<br />
unbedingt notwendig ist, auf der anderen Seite aber ein gr<strong>und</strong>legendes Umdenken <strong>und</strong> eine<br />
Neuorganisation in vielen Bereichen der Unternehmen verlangt wird. Mit Sicherheit sind <strong>Post</strong>-<br />
<strong>Mass</strong>-<strong>Production</strong>-<strong>Paradigm</strong> <strong>und</strong> <strong>Soft</strong> Product nicht nur zwei neue Schlagwörter.<br />
7. Literatur<br />
[DM93]<br />
Davidow, William H.; Malone, Michael S.; Das virtuelle Unternehmen - Der K<strong>und</strong>e als<br />
Co-Produzent, Campus Verlag, 1993.<br />
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[Ga94]<br />
[No94]<br />
[NR93]<br />
[Sch94]<br />
[To92]<br />
Gaines, Brian (Hrsg.): IMS/GNOSIS: Knowledge Systematization, GNOSIS Projekt<br />
Bericht, Februar 1994.<br />
Norrie, Douglas (Hrsg.): IMS/GNOSIS: Knowledge Systematization - Terminology Guide,<br />
GNOSIS Projekt Bericht, März 1994.<br />
Nagel, Kurt; Rasner, Carsten: Herausforderung K<strong>und</strong>e - Neue Dimensionen der k<strong>und</strong>en<strong>und</strong><br />
marktorientierten Unternehmensführung, Verlag Moderne Industrie, 1993.<br />
Schwarze, Stephan: The Procedure of Product Configuration and Handling the<br />
Configuration Knowledge, in: Proceedings of the Third IERC, Atlanta, Mai 1994.<br />
Tomiyama, Tetsuo: The Technical Concept of IMS, Paper at the University of Tokyo,<br />
1992.<br />
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Abbildung 1: Probleme <strong>und</strong> Grenzen der <strong>Mass</strong>enproduktion (nach Tomiyama)<br />
Beginn der<br />
<strong>Mass</strong>enproduktion<br />
Ende der<br />
<strong>Mass</strong>enproduktion<br />
Nach der<br />
<strong>Mass</strong>enproduktion<br />
: Phase der Produktlebenszyklus<br />
Abbildung 2: Produktlebenszyklus für wiederkonfigurierbare Produkte<br />
- 10 -
Anforderungsbedingung<br />
Menge der vom<br />
Produkt zu<br />
erfüllenden<br />
Anforderungen<br />
Normales Produkt<br />
<strong>Soft</strong> Product<br />
Modifikation<br />
des <strong>Soft</strong><br />
<strong>Products</strong><br />
geänderte<br />
Anforderungen<br />
Normales Produkt:<br />
Kann Anforderungen<br />
nicht erfüllen<br />
Modifiziertes <strong>Soft</strong> Produkt:<br />
Erfüllt geänderte<br />
Anforderungen<br />
Abbildung 3: Neukonfigurierung eines <strong>Soft</strong> <strong>Products</strong><br />
Verfügbarkeit<br />
Resource "Wissen"<br />
Resource 1<br />
Abbildung 4: Zuwachs der Rescource "Wissen"<br />
Resource 3<br />
Resource 2<br />
Resource 5<br />
Resource 4<br />
Zeit<br />
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