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Patientenmagazin "Medizin mit Durchblick" - 1. Ausgabe Mai 2013

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<strong>Ausgabe</strong> 1 / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />

Herausgegeben von der<br />

Deutschen Röntgengesellschaft e.V.<br />

<strong>Medizin</strong> <strong>mit</strong> Durchblick<br />

Das Radiologie-Magazin für Patienten<br />

PIONIERE<br />

DER MEDIZIN<br />

Wilhelm Conrad<br />

Röntgen begründet<br />

ein neues Zeitalter<br />

ANEURYSMA<br />

Wie Ärzte das<br />

Leben einer<br />

jungen Frau<br />

retten<br />

PROMI-UMFRAGE<br />

Wie bleiben<br />

Sie in der Röhre<br />

entspannt?<br />

BRUSTKREBS<br />

Wissen gegen<br />

die Angst<br />

NACH-<br />

GEFRAGT<br />

Ist Röntgen<br />

gefährlich?<br />

ANDREA SIXT<br />

Diagnose<br />

Brustkrebs<br />

Wie die Drehbuchautorin ihre<br />

Erkrankung überstand und<br />

warum dieser Einschnitt ihr Leben<br />

positiv veränderte


MicroDose SI – Mammographie <strong>mit</strong> neuer Technologie für die<br />

Brustgewebsmessung.<br />

Um unsere Lösungen für Brustuntersuchungen weiterhin zu verbessern, arbeiten wir eng <strong>mit</strong> unseren<br />

medizinischen Partnern und Experten zusammen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die Untersuchung so<br />

angenehm wie möglich zu gestalten – und das <strong>mit</strong> einer geringen Strahlenbelastung. Philips MicroDose Sl<br />

ist das erste digitale Vollfeldmammographie-System <strong>mit</strong> Spektralbildgebung. Diese neuartige Technologie<br />

ermöglicht eine genaue und objektive Bestimmung der Dichte des Brustgewebes. Denn sie ist einer der<br />

Hauptfaktoren bei der Brustuntersuchung. Eine möglichst<br />

frühzeitige Erkennung von Veränderungen im<br />

Brustgewebe ist entscheidend. Erfahren Sie jetzt mehr<br />

unter www.philips.com/MicroDoseSI.


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Prof. Dr. Michael Forsting,<br />

Präsident der Deutschen<br />

Röntgengesellschaft e.V.<br />

wissen Sie eigentlich genau, was ein Radiologe ist oder was man als Radiologe so<br />

macht? Dank „Tatort“ ist heute fast jedem Deutschen bewusst, dass ein Rechtsmediziner<br />

Morde aufklärt (was, unter uns, auch nicht die ganze Wahrheit ist), und<br />

fast jeder hat schon einmal ein Röntgenbild gesehen. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen<br />

liegt mehr als 100 Jahre zurück – eine uralte Sache also –, aber das Fach<br />

Radiologie ist hochmodern und hat <strong>mit</strong> dem guten alten „Dampfröntgen“ ungefähr<br />

so viel zu tun wie ein Tablet-Computer <strong>mit</strong> einer Schreibmaschine.<br />

Bei vielen Krankheiten ist eine richtige und genaue Diagnose ohne Computertomographie<br />

oder Magnetresonanztomographie nicht mehr vorstellbar. Der Radiologe<br />

plant jede dieser Untersuchungen (08/15 gibt es dabei nicht) und wertet die<br />

manchmal bis zu 1000 Bilder pro Untersuchung im Detail aus. Dahinter steckt eine<br />

sehr lange Facharztausbildung, oft gefolgt von vielen Jahren weiterer Spezialisierung.<br />

Und weil Radiologie so wichtig für Patienten geworden ist, müssen Sie auch mehr<br />

über Radiologie und über den Radiologen wissen. Die Deutsche Röntgengesellschaft<br />

hat daher beschlossen, in Zukunft eine Zeitschrift herauszugeben, die genau dieses<br />

Informationsbedürfnis erfüllt. Wir zeigen Ihnen, was in der Radiologie gemacht wird,<br />

welche Methoden uns heute zur Verfügung stehen, wer davon besonders profitiert<br />

und – was viele nicht wissen – dass Radiologen auch Patienten behandeln.<br />

So erfahren Sie in diesem Heft, warum radiologische Verfahren beim Brustkrebs<br />

so wichtig sind, dass es Strategien gegen Platzangst bei der Magnetresonanztomographie<br />

gibt und wie Radiologen Veränderungen an den Blutgefäßen im Kopf elegant<br />

<strong>mit</strong> einem hauchfeinen Katheter behandeln können. Außerdem viele Rubriken <strong>mit</strong><br />

wichtigen Details, die Ihnen dabei helfen, Ihrem Arzt auf Augenhöhe zu begegnen.<br />

Denn gut informierte Patienten, die aktiv und eigenverantwortlich an Therapieentscheidungen<br />

beteiligt sind, tragen wesentlich zum Behandlungserfolg bei. Und wir<br />

wollen, dass Sie gut informiert sind!<br />

Als Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft würde ich mich sehr freuen,<br />

wenn Ihnen diese Zeitschrift gefallen würde.<br />

Prof. Dr. Michael Forsting<br />

PS: Kritik oder Lob können Sie<br />

gerne an mich oder an die<br />

Deutsche Röntgengesellschaft richten.<br />

TITELFOTO: BIRGIT KLEMT<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Deutsche Röntgengesellschaft e.V.<br />

Ernst-Reuter-Platz 10, 10587 Berlin<br />

Präsident: Prof. Dr. med. Michael<br />

Forsting (Essen) – Prof. Dr. med.<br />

Norbert Hosten (Greifswald; Präsident<br />

ab 0<strong>1.</strong>06.<strong>2013</strong>)<br />

Geschäftsführung:<br />

Dr. med. Stefan Lohwasser<br />

Redaktionsleitung:<br />

Dr. Margit Pratschko<br />

Art Direction: Christine Ast<br />

Bildbearbeitung: JournalMedia<br />

Nachdruck ist nur <strong>mit</strong> schriftlicher<br />

Genehmigung der Deutschen<br />

Röntgengesellschaft gestattet.<br />

Dieses gilt auch für die Aufnahme<br />

in elektronische Datenbanken und<br />

Vervielfältigungen auf CD--ROM.<br />

Druck Laserline Druckzentrum,<br />

Scheringstr. 1, 13355 Berlin<br />

INHALT<br />

24 Themen & Trends Aus Wissenschaft und Forschung<br />

26 Schicksal Wie die Drehbuchautorin Andrea Sixt den Brustkrebs überstand<br />

– und warum sie heute glücklicher ist als vor der Diagnose<br />

10 Zahlen & Fakten Brustkrebs: Wissen gegen die Angst<br />

12 Beruf & Berufung Radiologe Wie wird man eigentlich Röntgenarzt?<br />

14 Pioniere der <strong>Medizin</strong> Mit Wilhelm Conrad Röntgen beginnt ein<br />

neues Zeitalter<br />

18 Zum Mitreden Das alles ist Radiologie<br />

20 Menschen & Geschichten Aneurysma: Wie Ärzte das Leben einer<br />

jungen Frau retten<br />

23 Aus Klinik & Praxis Die bewegendste Geschichte einer Kinderradiologin<br />

26 Ein Handwerkszeug des Radiologen: Kernspin<br />

27 Für Eltern & Kinder Ein Besuch im Deutschen Röntgenmuseum<br />

28 Nachgefragt Wie gefährlich sind Röntgenstrahlen wirklich?<br />

29 Coaching Wie Sie einen radiologischen Test entspannt meistern<br />

30 Promi-Umfrage Wer hat Angst vorm Kernspin?<br />

3


THEMEN & TRENDS<br />

Was wiegt ein Gehirn?<br />

Grundsätzlich unterscheiden sich die Denkorgane<br />

von Männern und Frauen in Größe und<br />

Aufbau. Das Gehirn eines Mannes wiegt etwa<br />

1400 Gramm, das einer gleich großen Frau<br />

etwa 100 Gramm weniger. Die am besten<br />

erforschten Gehirnareale sind Hippocampus –<br />

zuständig für Lernen und Erinnerung –<br />

und Amygdala, eine Hirnregion, in der<br />

Emotionen gespeichert werden.<br />

Logisch! Matheleistungen<br />

sind im Gehirn ablesbar<br />

Die einen erzielen scheinbar spielerisch regelmäßig Bestnoten, andere büffeln<br />

Stunde um Stunde – und schaffen doch meist nur ein „Ungenügend“: In kaum<br />

einem anderen Fach unterscheiden sich Schüler so stark wie in Mathematik. Eine<br />

US-Studie legt nun nahe, dass sich ein Teil der künftigen Leistungen im Gehirn<br />

vorhersagen lässt. So konnten Hirnscans zeigen, wie stark Grundschüler von<br />

einem individuellen Mathe-Nachhilfeprogramm profitieren. Vor allem Größe und<br />

Vernetzung des Hippocampus geben demnach Auskunft darüber, welche Lernerfolge<br />

Schüler erzielen können. Auf die Art könnten diejenigen ausfindig<br />

gemacht werden, die intensiveres Training benötigen, folgern die Forscher.<br />

Archäologie: Zahn der Ur-Zeit<br />

Ötzi hatte schlechte Zähne. Das konnten Forscher der Universität<br />

Zürich erstmals nachweisen. Mit Hilfe dreidimensionaler Aufnahmen<br />

per Computertomographie entdeckten die Evolutionsmediziner,<br />

dass der Mann aus dem Eis unter Parodontitis,<br />

Karies und unfallbedingten Zahnverletzungen gelitten hatte –<br />

Erkrankungen, die auch heute noch häufig auftreten.<br />

Die Wissenschaftler vermuten, dass stärkehaltige Nahrung<br />

wie Brot und Getreide, von denen sich die Menschen<br />

der Jungsteinzeit vermehrt ernährten, Karies verursachte.<br />

Zudem war das Essen durch Verunreinigungen stark<br />

abschleifend.<br />

Deutschen halten die Radiologie für wichtig<br />

oder sehr wichtig bei der medizinischen Versorgung.<br />

Das ergab eine Umfrage der Deutschen Röntgengesellschaft<br />

unter 1001 Männern und Frauen.<br />

83 Prozent der Befragten wünschen sich einen engen<br />

94der<br />

Kontakt zum Radiologen, 69 Prozent wollen noch<br />

besser aufgeklärt werden hinsichtlich Nutzen und<br />

Risiko einer Untersuchung.<br />

PROZENT<br />

4


Dieser Röntgenpass dient dazu<br />

Ihren Arzt/Zahnarzt über Ihre frü-<br />

heren Röntgenuntersuchungen zu<br />

informieren. Alle Röntgenuntersu-<br />

chungen sollen in den Pass einge-<br />

tragen werden. Legen Sie diesen<br />

Pass daher vor jeder Röntgenuntersuchung<br />

vor.<br />

Überreicht durch:<br />

(Verantwortung für Mensch und Umwelt)<br />

Datum<br />

Name<br />

Vorname<br />

Geburtsdatum<br />

Straße<br />

PLZ, Wohnort<br />

RÖNTGEN-PASS<br />

nach § 29 Abs. 2 der Röntgenverordnung<br />

Ultramarathon: Fitness Extrem<br />

Wer läuft, lebt gesund: Unzählige Studien haben die postiven Effekte von Ausdauersport<br />

auf Psyche und Körper belegt. Wer’s übertreibt, riskiert allerdings Schäden am<br />

Gehirn – zumindest kurzfristig. Forscher der Uniklinik Ulm begleiteten Teilnehmer<br />

eines Ultramarathons über 4500 Kilometer von Italien bis ans Nordkap. Die Dauer-<br />

Läufer bewältigten den Lauf in 64 Etappen je 70 Kilometer. Mit einem mobilen<br />

Kernspin-Gerät untersuchten die <strong>Medizin</strong>er 40 Läufer im Hinblick auf Veränderungen<br />

der Knochen und Gelenke sowie des Nervensystems und Stoffwechsels. Das<br />

Ergebnis: In einigen Bereichen des Gehirns, etwa im Sprachzentrum, schrumpfte<br />

das Volumen um sechs Prozent. Die Forscher erklären diesen Befund <strong>mit</strong> dem<br />

enormen Energiebedarf, den der Organismus bei derartigen Extrembelastungen hat.<br />

Die gute Nachricht: Acht Wochen nach dem Ereignis war alles wieder normal.<br />

Sprechstunde beim Doktor –<br />

und Sie verstehen nur Bahnhof?<br />

Arzt-Deutsch: Ihr Radiologe gibt sich große Mühe, Ihnen<br />

den Befund zu erklären – aber Sie wissen trotzdem nicht,<br />

was Begriffe wie „intraossär”, „proximal” und „Fibula”<br />

bedeuten? Wer nicht gerade die vorklinische Prüfung<br />

bestanden hat, tut sich oft schwer <strong>mit</strong> der <strong>Medizin</strong>ersprache.<br />

Unter www.faktencheck-gesundheit.de finden<br />

Patienten einen interaktiven Befunddolmetscher, bei<br />

dem mehr als 750 medizinische Fachbegriffe allgemeinverständlich<br />

erklärt werden. Da<strong>mit</strong> lässt sich nicht nur<br />

erfahren, welche Krankheit man eigentlich<br />

hat – sondern auch beim Kantinenbesuch<br />

<strong>mit</strong> Kollegen glänzen.<br />

Röntgenpass: Mit Ausweis zum Arzt<br />

Ob zur Früherkennung von Brustkrebs,<br />

zum Nachweis eines Knochenbruchs oder<br />

beim Verdacht einer Gehirnblutung nach<br />

einem Unfall – Röntgendiagnostik<br />

ist heute eine unverzichtbare<br />

Untersuchungsmethode.<br />

Denn nur <strong>mit</strong> der richtigen<br />

Diagnose können Ärzte früh<br />

intervenieren und die passende<br />

Therapie einleiten. Etwa 134<br />

Millionen Röntgenbilder werden<br />

in Deutschland pro Jahr gemacht<br />

– doch nicht immer ist die Untersuchung,<br />

die <strong>mit</strong> einer Strahlenbelastung<br />

einher geht, gerechtfertigt.<br />

In der Röntgenverordnung ist daher<br />

festgelegt, dass Nutzen und Risiko jeder<br />

individuellen Strahlenanwendung sorgfältig<br />

abgewogen werden müssen. Sinnvoll<br />

ist sie etwa, wenn <strong>mit</strong> Hilfe der Methode<br />

Symptome abgeklärt werden können<br />

und dafür kein alternatives Verfahren zur<br />

Verfügung steht. Nicht sinnvoll ist sie zum<br />

Beispiel bei Routine-Untersuchungen,<br />

also bei Patienten, die keine Beschwerden<br />

haben. Vor jedem Röntgen sollten<br />

Patienten daher gemeinsam <strong>mit</strong> dem<br />

Arzt die Entscheidung für oder gegen eine<br />

Untersuchung treffen. Gibt es bereits<br />

Bilder, können diese bei Kollegen angefordert<br />

werden. Für einen besseren Überblick<br />

können Patienten jeden Test in ihren<br />

Röntgenpass eintragen lassen und diesen<br />

dann in die Praxis <strong>mit</strong>bringen. Infos und<br />

Röntgenpass gibt es beim Bundesamt für<br />

Strahlenschutz unter www.bfs.de/roentgen.<br />

FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.DE (4), UZH<br />

5


MUT ZUR HOFFNUNG<br />

Die Münchnerin<br />

Andrea Sixt war erst<br />

37 Jahre alt, als Ärzte<br />

bei ihr ein Mammakarzinom<br />

entdeckten.<br />

Ihre Erfahrungen verarbeitete<br />

sie in<br />

mehreren Büchern<br />

„Heute ist mir klar:<br />

Ich kann zwar das<br />

Drehbuch<br />

für einen Film<br />

schreiben, aber<br />

nicht für mein<br />

Leben“<br />

6


SCHICKSAL<br />

Patientengeschichte<br />

„Als hätte man<br />

mir den BODEN<br />

weggezogen“<br />

Die Diagnose Brustkrebs war für die Münchner Drehbuchautorin Andrea<br />

Sixt ein Schock – aber auch der Auslöser, ihr Leben positiv zu verändern<br />

Wir müssen noch einmal<br />

operieren.“ Die Worte<br />

ihres Arztes bohren sich<br />

wie ein Schwert in ihr<br />

Herz. „Ab?“ ist das einzige,<br />

das ihr über die Lippen kommt, „ganz<br />

ab?“, der Arzt nickt. Er spricht von Tumoren,<br />

die sich bereits in der ganzen Brust<br />

ausgebreitet hätten und vom Glück, dass<br />

man sie noch rechtzeitig erkannt hätte.<br />

Glück kann Andrea Sixt in diesem Moment<br />

vor 17 Jahren nicht empfinden, als<br />

sie erfährt, dass ihr Arzt ihr die linke Brust<br />

abnehmen wird. „Es war, als hätte man mir<br />

den Boden unter den Füßen weggezogen.“<br />

„Natürlich stellte auch<br />

ich mir die Frage<br />

nach dem Warum”<br />

Eigentlich war die damals 37-Jährige für<br />

einen harmlosen Eingriff in die Klinik gekommen:<br />

Eine Zyste sollte aus ihrer Brust<br />

entfernt werden, „ein Routineeingriff“, wie<br />

man ihr versichert hatte. Doch dann entdeckte<br />

der <strong>Medizin</strong>er hinter der Zyste ein<br />

invasives Karzinom, das ihren Tod bedeutet<br />

hätte, wäre es nicht rechtzeitig erkannt worden.<br />

Und das vorher weder Ultraschall noch<br />

Mammographie sichtbar gemacht hatte.<br />

„Der Fall, dass ein Tumor so neben<br />

einer Zyste liegt, dass man ihn nicht er-<br />

kennt, ist extrem selten“, erklärt Prof.<br />

Andrea Rieber-Brambs, Chefärztin des<br />

Instituts für Diagnostische und Interventionelle<br />

Radiologie und Nuklearmedizin des<br />

Klinikums Neuperlach in München. „Ein<br />

gutes Ultraschallgerät macht Geschwülste<br />

in der Brust gut sichtbar, und spätestens<br />

bei der anschließenden Mammographie<br />

kann man in der Regel einen Tumor ausmachen.<br />

Allerdings hat jedes Verfahren<br />

auch seine Grenzen.“ Bei jungen Patientinnen<br />

<strong>mit</strong> dichtem Drüsengewebe können<br />

die Bilder zum Beispiel weniger deutlich<br />

ausfallen, weil sowohl Drüsen-, als auch<br />

Tumorgewebe in der Mammographie eine<br />

ähnlich helle Färbung aufweisen. „Heute<br />

würde man nach einem unklaren Befund<br />

zusätzlich eine Kernspintomographie<br />

machen, die <strong>mit</strong> Hilfe von Kontrast<strong>mit</strong>teln<br />

deutlich zeigt, wenn sich Gefäße auf<br />

Grund von Tumoren verändert haben“,<br />

erklärt die Radiologin und ergänzt, dass<br />

sich die Diagnosemöglichkeiten <strong>mit</strong> den<br />

Jahren deutlich verbessert haben und<br />

Ärzte inzwischen Brustkrebs viel früher<br />

diagnostizieren können als noch vor 17<br />

Jahren.<br />

Dass heute Tumoren erkannt werden,<br />

die früher unentdeckt blieben, ist auch<br />

ein Grund dafür, dass die Zahl der Neuerkrankungen<br />

stetig zunimmt: Zwischen<br />

1995 und 2012 stieg sie von 50320 auf<br />

74500 Fälle. In den letzten 30 Jahren hat<br />

sie sich sogar verdoppelt. Andere Gründe<br />

für diese Entwicklung sind eine höhere<br />

Lebenserwartung, eine wachsende Zahl<br />

von Menschen <strong>mit</strong> Übergewicht und der<br />

bis vor zehn Jahren verstärkte Einsatz von<br />

Hormontherapien in den Wechseljahren.<br />

Andrea Sixt war jung, schlank – und erkrankte<br />

trotzdem. Sie gehört zu den Ausnahmen,<br />

die die Regel bestätigen. „Ich sehe<br />

oft sportliche, lebensfrohe Patientinnen.<br />

Frauen <strong>mit</strong> einem tollen Umfeld und einem<br />

Job, der ihnen Spaß macht“, erklärt Radiologin<br />

Rieber-Brambs. „Viele von ihnen<br />

suchen eine Erklärung für ihre Erkrankung<br />

und leiden unter Schuldgefühlen, weil sie<br />

glauben, sie hätten in ihrem Leben etwas<br />

falsch gemacht.“<br />

➞<br />

FOTOS: BIRGIT KLEMT (2), SUZANNE EICHEL<br />

7


SCHICKSAL<br />

Je kleiner der Tumor,<br />

umso größer sind die<br />

Heilungschancen<br />

„Ich wollte<br />

mich aktiv daran<br />

beteiligen,<br />

wieder gesund<br />

zu werden“<br />

➞ Dabei gibt es – anders als bei Lungenkrebs,<br />

der durch Rauchen begünstigt wird<br />

– für Brustkrebs nicht den einen Faktor,<br />

der das Erkrankungsrisiko steigert. Und<br />

entgegen der landläufigen Meinung können<br />

auch Stress oder psychische Belastung die<br />

Krankheit nicht verursachen.<br />

Wichtiger als die Fahndung nach einer<br />

möglichen Ursache, ist indes die Suche<br />

nach der individuell besten Behandlung.<br />

„Ich rate jeder Patientin, sich in Ruhe zu<br />

informieren und sich nicht zu einer Therapie<br />

drängen zu lassen“, erzählt Andrea<br />

Sixt. „Für mich war damals die Vorstellung,<br />

Ärzten nur ausgeliefert zu sein und<br />

alles über mich ergehen zu lassen, kaum<br />

zu ertragen. Ich wollte die Verantwortung<br />

für mein Leben übernehmen und selbst entscheiden,<br />

welchen Weg ich gehen würde.“<br />

Auch, wenn’s schwer fällt:<br />

In Ruhe die passende<br />

Therapie wählen<br />

Manchmal haben die Betroffenen ein paar<br />

Tage, manchmal sogar Wochen Zeit, um<br />

sich gemeinsam <strong>mit</strong> Ärzten für eine Therapie<br />

zu entscheiden. Denn Brustkrebs ist<br />

zwar eine sehr ernste Erkrankung, aber in<br />

der Regel kein Notfall.<br />

Die bestmögliche Behandlung bieten zertifizierte<br />

Brustkrebszentren. Dort arbeiten<br />

Spezialisten aus Radiologie, Gynäkologie,<br />

Hämatologie, Onkologie, Pathologie und<br />

Psychoonkologie zusammen. Sie erstellen<br />

für jede Patientin eine individuelle Therapie,<br />

die dem aktuellen Standard entspricht.<br />

„Um herauszufinden, was das Beste für die<br />

Patientin ist, nehmen wir uns Zeit. Schließlich<br />

ist jede Frau, jeder Krebs anders. Das<br />

müssen wir bei der Therapie berücksichtigen“,<br />

sagt Andrea Rieber-Brambs.<br />

Neben der Heilung steht heute vor allem<br />

die Lebensqualität der Patientin im Fokus.<br />

Und während es lange Zeit üblich war, die<br />

kranke Brust zu entfernen, wie noch bei<br />

Andrea Sixt, sind die Verfahren inzwischen<br />

deutlich schonender. In 70 bis 80 Prozent<br />

der Fälle können Ärzte brusterhaltend operieren.<br />

Das heißt, sie schneiden den Tumor<br />

<strong>mit</strong> einem Sicherheitsabstand aus der Brust<br />

und entfernen einen oder mehrere Lymphknoten<br />

in der Achselhöhle. Danach bekommen<br />

die Patientinnen eine Bestrahlung, was<br />

diese Methode genauso sicher macht wie<br />

eine komplette Entfernung der Brust. „Je<br />

kleiner der Tumor ist, desto höher ist die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass keine Tumorzellen<br />

in die Lymph- oder Blutgefäße abgeschwemmt<br />

sind, und umso besser stehen<br />

die Heilungschancen“, erklärt die Radiologin.<br />

Denn in den Lymphknoten können<br />

die Tumorzellen weiter wachsen und sich<br />

über die Lymphbahnen im ganzen Körper<br />

verteilen. Solange der Tumor weniger als<br />

einen Zentimeter groß ist und die Lymphknoten<br />

noch nicht befallen sind, ist er zu 90<br />

Prozent heilbar. Sobald er aber Metastasen<br />

in Leber, Knochen oder der Lunge gebildet<br />

hat, wird er lebensgefährlich.<br />

Andrea Sixt hatte Glück im Unglück: Ihre<br />

Lymphknoten waren frei. Für die weitere<br />

Behandlung entschied sie sich für eine von<br />

einem Arzt entwickelte Kombination aus<br />

Schulmedizin, Psychologie, Homöopathie<br />

und Misteltherapie. Eine Chemotherapie<br />

schlug sie aus. „Ich wollte eine sanftere<br />

Therapie, die meine Lebenskraft stärkt und<br />

außerdem selbst aktiv etwas zu meinem<br />

Gesundwerden beitragen. Ebenso wichtig<br />

wie der ganzheitliche Ansatz war mir aber,<br />

dass dieser Arzt über umfangreiches Wissen<br />

und langjährige Erfahrung verfügt, und<br />

dass er Heilungen von Krebspatienten vorweisen<br />

kann“, erklärt die Drehbuchautorin<br />

und Filmproduzentin.<br />

Sport und Entspannung<br />

gehören heute zum<br />

Konzept vieler Kliniken<br />

Auch Radiologin Rieber-Brambs betont<br />

die immense Bedeutung des Vertrauens in<br />

Arzt und Therapie: „Wenn einem eine derart<br />

bedrohliche Diagnose wie Brustkrebs<br />

den Boden unter den Füßen wegzieht, ist<br />

das Wichtigste, dass man sich wohl und<br />

gut aufgehoben fühlt.“ Dem Wunsch der<br />

Patientinnen, aktiv an ihrer Genesung <strong>mit</strong>zuarbeiten,<br />

kommen immer mehr Kliniken<br />

entgegen und integrieren Bewegungs- und<br />

Entspannungsprogramme sowie alternative<br />

8


<strong>Medizin</strong> in ihren Therapieplan. Eine Abstimmung<br />

zwischen naturheilkundlichen<br />

und schulmedizinischen Verfahren ist<br />

wichtig, da es sonst zu Wechselwirkungen<br />

kommen kann.<br />

Neben der betreuten Therapie begann<br />

Andrea Sixt „Sicherungen“ (s. Buchtipp)<br />

zu sammeln: „Ich fing an, alles, was mir<br />

nicht gut tat, aus meinem Leben zu verbannen<br />

und suchte nach Dingen, die mich und<br />

meine Heilung unterstützten.“ Rauchen,<br />

Fleisch und Alkohol, aber auch Stress und<br />

energieraubende Menschen meidet die Autorin<br />

bis heute. Für Yoga, Meditation, Spaziergänge<br />

in der Natur, gesundes Kochen<br />

und Gespräche <strong>mit</strong> Freunden nimmt sie<br />

sich mehr Zeit. Vor einigen Jahren erfüllte<br />

sie sich auch ihren großen Wunsch: ein<br />

Pferd. „Seitdem ich darauf achte, was gut<br />

für mich ist, und was nicht, können viele<br />

schönen Dinge überhaupt erst geschehen.<br />

Heute lebe ich in großer Dankbarkeit ein<br />

erfülltes und glückliches Leben, von dem<br />

ich zu jener Zeit nur träumen konnte.“<br />

Ob sie diese Lebensweise vor einer neuen<br />

Erkrankung schützt – dafür gibt es keine<br />

Garantie. Bislang konnten die Ärzte jedenfalls<br />

keinen neuen Krebs entdecken.<br />

<br />

Nicole Lauscher<br />

VITA<br />

Andrea Sixt arbeitete nach dem Studium<br />

als Ingenieurin im Unternehmen<br />

ihres Vaters. Kurz vor der Brustkrebsdiagnose<br />

machte sie ihre Leidenschaft,<br />

das Schreiben, zum Beruf. Fünf Jahre<br />

nach der Erkrankung verfasste sie den<br />

autobiographischen Roman „Noch einmal<br />

lieben”, der 2005 verfilmt wurde. Ihren<br />

bislang größten Erfolg feierte sie <strong>mit</strong><br />

der Komödie „Eine ganz heiße Nummer“,<br />

die 2011 zu einem der meistgesehenen<br />

Filme wurde. Sixt ist Mitbegründerin<br />

von „Brustkrebs Deutschland e.V.”<br />

und Botschafterin der „Gesellschaft für<br />

Biologische Krebsabwehr.”<br />

„Sieben Sicherungen<br />

für ein<br />

Leben nach dem<br />

Krebs” (Kösel)<br />

„Noch einmal lieben<br />

– mein neues<br />

Leben nach dem<br />

Krebs” (Herder)<br />

FAMILIÄRE<br />

VORBELASTUNG<br />

erhöht das<br />

Risiko, an<br />

Brustkrebs<br />

zu erkranken<br />

RISIKOFAKTOREN FÜR BRUSTKREBS<br />

FAMILIÄRE VORBELASTUNG<br />

Sind zwei Verwandte ersten Grades (Mutter, Schwester, Tochter) oder eine<br />

von ihnen sehr jung erkrankt, steigt das Risiko. Das „Brustkrebsgen” BRCA-1<br />

ist indes nur für fünf bis zehn Prozent aller Fälle verantwortlich.<br />

WEIBLICHE HORMONE<br />

Mit ursächlich für die Entstehung von Brustkrebs ist das weibliche<br />

Geschlechtshormon Östrogen. Eine früh einsetzende Menstruation oder<br />

späte Menopause können das Risiko erhöhen. Auch eine Hormontherapie<br />

nach den Wechseljahren kann sich negativ auswirken. Weitere<br />

mögliche Risiken: Kinderlosigkeit oder späte Geburt des ersten Kindes.<br />

STARKES ÜBERGEWICHT<br />

Eine wichtige Rolle spielen Ernährung und Übergewicht. Vor allem Fettgewebe<br />

am Bauch wirkt sich negativ aus: Der Insulinspiegel steigt und<br />

führt in Folge zu einem erhöhten Östrogenspiegel. Besonders risikoreich<br />

ist das für Frauen in den Wechseljahren.<br />

BEWEGUNGSTRÄGHEIT<br />

Studien haben gezeigt, dass Frauen, die regelmäßig sportlich aktiv sind,<br />

ein um ein Drittel geringeres Brustkrebsrisiko haben als jene, die<br />

sich kaum bewegen. Besonders sanfte Ausdauersportarten wie Walking,<br />

Jogging oder Radfahren haben einen positiven Effekt.<br />

ALKOHOLKONSUM<br />

Frauen, die pro Tag 25 Gramm Alkohol (z.B. 0,3 l Wein oder 0,6 l Bier) trinken,<br />

erhöhen das Risiko um 31 Prozent. Alkohol soll für vier Prozent aller Fälle verantwortlich<br />

sein. Besonders schädlich: die Kombination von Alkohol und Rauchen.<br />

ALTERSFAKTOR<br />

Das Lebensalter an sich erhöht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken:<br />

Zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr steigt es stetig an, weil <strong>mit</strong><br />

zunehmendem Alter Fehler in der Zellteilung wahrscheinlicher werden.<br />

Am größten ist das Risiko im Alter zwischen 65 und 69 Jahren.<br />

FOTOS: SUZANNE EICHEL, WWW.ISTOCKPHOTO.DE<br />

9


ZAHLEN & FAKTEN<br />

Wissen gegen<br />

die ANGST<br />

MAMMAKARZINOM: Diese Diagnose löst<br />

meist Unsicherheit und Verzweiflung aus. Doch<br />

moderne Diagnosemethoden und Therapien<br />

haben die Heilungsschancen drastisch erhöht<br />

Familiärer Brustkrebs:<br />

Der Einfluss der Gene<br />

Noch haben Forscher nicht endgültig<br />

geklärt, warum Brustkrebs entsteht. Frauen,<br />

deren nahe Verwandte erkrankt sind, tragen<br />

jedoch ein erhöhtes Risiko. Als wichtigste<br />

Gene im Zusammenhang <strong>mit</strong> genetisch<br />

bedingtem Mammakarzinom gelten<br />

BRCA-1 und -2. Ob diese Gene verändert<br />

sind, kann im Labor untersucht werden.<br />

DIE BRUSTKREBSGENE<br />

BRCA-1 und BRCA-2<br />

erhöhen das Risiko<br />

Fremdkörper in der Brust<br />

Die weibliche Brust<br />

besteht größtenteils aus<br />

Fett und Drüsengewebe.<br />

Manchmal lassen sich<br />

knotige Veränderungen<br />

ertasten, die aber kein<br />

Grund zur Beunruhigung<br />

sind, wenn sie nach der<br />

Menstruation wieder<br />

verschwinden. Bösartige<br />

Tumoren (Mammakarzinome)<br />

lassen sich<br />

in verschiedene Typen<br />

einteilen. Die meisten<br />

Karzinome gehen von den<br />

Milchgängen oder vom<br />

Drüsenlappen aus. Kennzeichen<br />

des Krebses ist es,<br />

dass er nicht an Ort und<br />

Stelle bleibt, sondern sich<br />

über Lymphbahnen und<br />

Lymphknoten im Körper<br />

verteilen (invasiv) und<br />

Metastasen bilden kann.<br />

Lymphknoten<br />

Fettgewebe<br />

Lymphbahnen<br />

Tumor<br />

Drüsenlappen<br />

Sterbefälle pro 100.000<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1999<br />

Deutschland<br />

Europäische Union<br />

2001 2003 2005 2007 2009<br />

Immer weniger Frauen<br />

versterben an Brustkrebs<br />

Derzeit liegt die Brustkrebs-Sterberate in<br />

Deutschland leicht über dem Durchschnitt der<br />

EU: Im Jahr 2009 verzeichneten Gesundheitsexperten<br />

16,4 Todesfälle je 100.000 Frauen.<br />

Auf Grund besserer Diagnose- und Therapiemethoden<br />

prognostizieren Epidemiologen einen<br />

weiteren Abwärtstrend.<br />

10


15 %<br />

15 %<br />

55 %<br />

5 % 10 %<br />

Das Krebsgeschwür lokalisieren<br />

Analog dem Zifferblatt einer Uhr teilen Ärzte<br />

die Brust in vier Quadranten ein. Am häufigsten<br />

wachsen Karzinome (55 Prozent) im<br />

oberen äußeren Quadranten, nahe der Achsel.<br />

Hier ist auch das meiste Drüsengewebe.<br />

RICHTIG<br />

ABTASTEN<br />

Was jede Frau selbst<br />

tun kann<br />

<strong>1.</strong> Der beste Zeitpunkt für<br />

die Selbstuntersuchung<br />

der Brust ist eine Woche<br />

nach Beginn der Regelblutung.<br />

2. Im Stehen <strong>mit</strong> der flachen<br />

Hand von oben bis<br />

zur Brustwarze vorarbeiten.<br />

3. Wiederholen Sie die<br />

Prozedur im Liegen.<br />

4. Stellen Sie Veränderungen<br />

fest, suchen Sie<br />

einen Arzt auf.<br />

DIE DIAGNOSE: Warum Spezialisten nötig sind<br />

Die Diagnose von Brustkrebs stellt Ärzte vor<br />

große Herausforderungen: Es existieren<br />

viele verschiedene Arten der Erkrankung,<br />

zudem ist nicht jede Untersuchungsmethode<br />

für jede Frau die beste. Bei Patientinnen<br />

<strong>mit</strong> dichtem Drüsengewebe (sieht<br />

im Mammogramm weiß aus) kann die<br />

Mammographie beispielsweise Karzinome<br />

(ebenfalls weiß) übersehen. Wird die Mammographie<br />

<strong>mit</strong> Ultraschall kombiniert, erreicht<br />

man eine Trefferquote von bis zu 90 Prozent.<br />

Die höchste Treffsicherheit bietet die Magnetresonanztomographie<br />

(Kernspin). Jedoch kann<br />

die Methode Tumore finden, die sich später<br />

als harmlos herausstellen. Der Fachausdruck<br />

dafür lautet: falsch positiv.<br />

Steckbrief<br />

des Tumors<br />

Da<strong>mit</strong> Ärzte maßgeschneidert<br />

therapieren<br />

können, ist es wichtig, das<br />

Karzinom so genau wie<br />

möglich zu klassifizieren.<br />

T (= Tumor) steht für<br />

die Größe<br />

und Ausdehnung des<br />

Primärtumors<br />

N (= Nodi = Knoten)<br />

steht für die Anzahl<br />

und Lokalisation<br />

befallener Lymphknoten<br />

M (= Metastasen)<br />

steht für Auftreten<br />

und Lokalisation von<br />

Fernmetastasen in<br />

anderen Organen<br />

400<br />

SO STEIGT DAS RISIKO<br />

MIT DEM ALTER<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Krankheitsfälle je 100.000,<br />

Deutschland 2007-2008<br />

<strong>1.</strong>5<br />

8.0<br />

25.9<br />

20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59<br />

Quelle: Krebs in Deutschland, RKI<br />

55.9<br />

110.4<br />

18<strong>1.</strong>3<br />

228.1<br />

283.5<br />

378.8<br />

60-64<br />

409.6<br />

65-69<br />

333.8<br />

70-74<br />

348.6 36<strong>1.</strong>5<br />

325.3<br />

Altersgruppe<br />

75-79 80-84 85+<br />

FOTOS: ALIMDI.NET, MEDICALRF.COM (2), WWW.ISTOCKPHOTO.DE (2)<br />

11


Die Heilung des<br />

UNSICHTBAREN –<br />

ein langer Weg<br />

Kaum ein anderes Fach erfordert so viele<br />

Kenntnisse über den Körper des Menschen –<br />

und eine derart lange Ausbildung<br />

Radiologen sind Spezialisten – und<br />

doch sind sie medizinisch breit<br />

gebildet. Das Berufsbild hat<br />

sich <strong>mit</strong> neuen Entwicklungen<br />

radikal gewandelt: Wurden<br />

Radiologen früher eher als technikbegeisterte<br />

Körperfotografen und Bilddiagnostiker<br />

angesehen, sind sie heute sehr<br />

oft leidenschaftlich therapierende Ärzte<br />

– und da<strong>mit</strong> auch viel näher an den Patienten<br />

und ihren Schicksalen. Dafür müssen<br />

Radiologen eine sehr breite und lange<br />

Ausbildung durchlaufen. Der Lohn dafür:<br />

die Erfolgserlebnisse ärztlicher Heilkunst.<br />

Dies sind keine alltäglichen Momente,<br />

aber es sind die schönsten: „Sind Sie es,<br />

der mir das Leben gerettet hat?“, wurde<br />

Professor Dierk Vorwerk vor Kurzem von<br />

einem Patienten auf dem Klinikflur gefragt.<br />

12<br />

Drei Monate zuvor hatte er den Mann <strong>mit</strong><br />

einer komplizierten Hirnblutung durch eine<br />

schlüssellochchirurgische Notoperation<br />

wieder ins Leben zurückgeholt. „Es stand<br />

damals wirklich schlecht um ihn, aber wir<br />

haben es geschafft, das gerissene Blutgefäß<br />

zu verschließen!“, freut sich der Direktor<br />

des Instituts für diagnostische und interventionelle<br />

Radiologie am Klinikum Ingolstadt.<br />

Nach 6 Jahren Studium:<br />

Lizenz zum Behandeln<br />

Bis solche Erfolgserlebnisse passieren, ist<br />

es ein langer Weg: Wer Radiologe werden<br />

möchte, muss – wie jeder andere <strong>Medizin</strong>er<br />

– ein sechsjähriges Studium der Humanmedizin<br />

durchlaufen. Wer nach dieser umfangreichen<br />

ärztlichen Ausbildung die Staatsexamina<br />

besteht, erhält die Approbation,<br />

sozusagen die „Lizenz zum Behandeln“. Die<br />

meisten angehenden Radiologen absolvieren<br />

noch eine wissenschaftliche Arbeit und setzen<br />

sich da<strong>mit</strong> den Doktorhut auf. Als Radiologe<br />

arbeiten darf man da<strong>mit</strong> aber noch<br />

lange nicht. Erst jetzt folgt eine fünfjährige<br />

Weiterbildung zum Facharzt.<br />

Die Faszination an der Entdeckung des<br />

Unsichtbaren erwacht bei vielen schon im<br />

Studium: etwa durch charismatische Lehrer,<br />

durch Famulaturen – so heißen medizinische<br />

„Das Faszinierende<br />

an der Radiologie ist<br />

die fast unendliche<br />

Breite der medizinischen<br />

Fälle – ob<br />

nun aus dem HNO-<br />

Bereich, der Onkologie,<br />

der Neurologie,<br />

Neurochirurgie oder<br />

Orthopädie. Diese<br />

Vielfalt zu beherrschen und als niedergelassener<br />

Radiologe zu gestalten, das ist<br />

die Herausforderung an diesem Beruf.”<br />

Dr. med. Hans Jürgen Romahn, DiaCura<br />

Praxis für Radiologische Diagnostik, Strahlentherapie<br />

und Radioonkologie, Coburg


„Als Wissenschaftler<br />

ist es mein großes<br />

Ziel, im interdisziplinären<br />

Dialog die<br />

Technik in den Dienst<br />

der Patienten zu stellen.<br />

Denn wir wollen<br />

die Kranken möglichst<br />

schonend, möglichst individuell<br />

und möglichst erfolgreich behandeln.”<br />

Prof. Dr. med. Stefan Schönberg, Direktor<br />

des Instituts für Klinische Radiologie<br />

und Nuklearmedizin, Universitätsmedizin<br />

Mannheim<br />

Praktika – oder durch das Praktische Jahr, in<br />

dem jeder Student ein Jahr lang in Kliniken<br />

oder Praxen <strong>mit</strong>arbeiten und verschiedene<br />

ärztliche Disziplinen und Arbeitsweisen<br />

durchlaufen muss. Als Professor Vorwerk<br />

Ende der 70er-Jahre studierte, gelang es Radiologen<br />

<strong>mit</strong> neuen Geräten erstmals, durch<br />

den Schädelknochen in den Kopf zu blicken.<br />

„Das fand ich so faszinierend, das ließ mich<br />

nicht mehr los!“, erzählt er. Er wusste, dass<br />

sich hier etwas Großartiges entwickelt und<br />

entschied sich für die „Wissenschaft von<br />

den Strahlen“, wie die Radiologie wörtlich<br />

übersetzt heißt.<br />

Schließlich hat er sich auf die interventionelle<br />

Radiologie spezialisiert: Er durchleuchtet<br />

die Patienten nicht nur, er greift<br />

auch heilend ein. Er behandelt Schlaganfälle<br />

minimalinvasiv, verödet Tumoren oder rettet<br />

Füße von Diabetikern, die sonst amputiert<br />

werden müssten.<br />

Das ganze Spektrum der <strong>Medizin</strong>: „Radiologen<br />

müssen wegen der Vielfalt an<br />

Erkrankungsbildern stets weit über den<br />

eigenen Tellerrand schauen“, erklärt Gerald<br />

Antoch, Leiter der Radiologie am Universitätsklinikum<br />

Düsseldorf. Die Arbeit<br />

erfordert ein äußerst breites Wissen. Viele<br />

Radiologen haben darum bereits einige Zeit<br />

in anderen Disziplinen gearbeitet und sind<br />

dann erst zur Radiologie gewechselt. Auch<br />

Professor Antoch war erst eineinhalb Jahre<br />

in der Chirurgie tätig, bevor er sich endgültig<br />

für die Radiologie entschied.<br />

Die große Vielfalt zeigt sich auch in der<br />

fünfjährigen Weiterbildung: In diesen 60<br />

Monaten arbeiten die Nachwuchsradiologen<br />

als Assistenzärzte, offiziell „Ärztin<br />

oder Arzt in Weiterbildung“ genannt. Dabei<br />

müssen verschiedene Arbeitsbereiche durchlaufen<br />

werden, darunter auch ein Jahr in<br />

einem Bereich, in dem intensiver Kontakt<br />

<strong>mit</strong> Patienten besteht. Sich hinter seinen Geräten<br />

verstecken, das geht heute nicht mehr.<br />

BERUF & BERUFUNG RADIOLOGE<br />

Detektivarbeit: Auf der<br />

Suche nach dem Fehler<br />

Die Lehrinhalte sind in langen Listen der<br />

Weiterbildungsordnung festgelegt, die von<br />

den Landesärztekammern geschrieben werden<br />

und sich daher von Region zu Region<br />

leicht unterscheiden können. Aber immer<br />

reichen sie von der Ausbildung in Notfallmedizin<br />

bis zur Psychosomatik, vom Qualitätsmanagement<br />

bis zur Schmerztherapie,<br />

vom Strahlenschutz bis zur Schlüssellochchirurgie,<br />

vom virtuosen Umgang <strong>mit</strong> Ultraschall,<br />

Computertomographen (CT) und<br />

Magnetresonanztomographen („Kernspin“,<br />

MRT) bis hin zur kriminalistischen Analyse<br />

der Schnittbilder, Befundung genannt. Man<br />

lernt, wie man Hunderte dieser Schnittbilder<br />

zu dreidimensionalen „Behandlungslandkarten“<br />

zusammenfügt, wie man durch<br />

„Radiologen<br />

diagnostizieren<br />

nicht mehr nur,<br />

sie behandeln<br />

immer häufiger.<br />

Dadurch<br />

gewinnt die<br />

Arzt-Patient-<br />

Beziehung<br />

stark an<br />

Bedeutung. Das kommt nicht nur<br />

den Patienten zugute, auch wir<br />

Ärzte ziehen daraus große<br />

Bestätigung für unsere Arbeit.”<br />

Prof. Dr. med. Gerald Antoch, Leiter<br />

des Instituts für diagnostische und<br />

interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum<br />

Düsseldorf<br />

die Kombination verschiedener Verfahren<br />

die Stoffwechselaktivitäten von Tumoren<br />

analysiert oder wie man <strong>mit</strong> Hilfe der Angiographie<br />

die Blutbahnen sichtbar macht.<br />

Wer sich auf die interventionelle Radiologie<br />

spezialisiert, muss sich im körpereigenen<br />

Tunnelsystem der Blutgefäße <strong>mit</strong><br />

kleinsten Instrumenten zurechtfinden und in<br />

die schwer zugängliche Bereiche des Körpers<br />

vordringen können, etwa über die Leistenarterie<br />

zu Geschwulsten in der Gebärmutter.<br />

Oder man muss <strong>mit</strong> einer nur 1,5 mm<br />

dicken Hitzesonde exakt einen Tumor in<br />

der Leber treffen, um diesen zu verdampfen.<br />

„Als Interventioneller<br />

Radiologe kann<br />

ich gezielt Eingriffe<br />

vornehmen und<br />

Leben retten, wo<br />

dies ohne Radiologie<br />

nicht möglich<br />

wäre. Das ist für<br />

mich als Arzt äußerst<br />

befriedigend.”<br />

Prof. Dr. med. Dierk Vorwerk, Institut<br />

für diagnostische und interventionelle<br />

Radiologie, Klinikum Ingolstadt<br />

Am Ende dieser Jahre der Spezialsierung<br />

kommt die Facharztprüfung. Erst jetzt, nach<br />

elf langen Ausbildungsjahren, darf man<br />

schließlich den Titel „Facharzt für Radiologie“<br />

tragen: Wer sich dann noch auf die<br />

Kinderradiologie oder die Neuroradiologie<br />

spezialisieren möchte, muss mindestens zwei<br />

weitere Jahre in diesen Spezialbereichen arbeiten,<br />

um auch diese Facharztbezeichnung<br />

zu erlangen.<br />

Doch auch das ist noch nicht das Ende:<br />

Wie jeder Arzt müssen sich auch Radiologen<br />

kontinuierlich fortbilden, da<strong>mit</strong> sie nicht<br />

ihre Arztzulassung verlieren. Sie müssen Seminare<br />

und Kongresse besuchen und so genannte<br />

CME-Punkte sammeln. CME steht<br />

für Continuing Medical Education (ständige<br />

medizinische Ausbildung). Zusätzlich können<br />

Zertifikate für ganz spezielle Schwerpunkte<br />

erworben werden.<br />

Die strengen Fortbildungsregeln sind unvermeidbar,<br />

denn der technische und medizinische<br />

Fortschritt ist rasant – gerade in<br />

der Radiologie. Professor Stefan Schönberg<br />

erklärt dies anhand einer Weiterentwicklung<br />

aus Heidelberg und Mannheim, wo<br />

er als Direktor die Radiologie und Nuklearmedizin<br />

leitet: „Gemeinsam im Team <strong>mit</strong><br />

Physikern und Informatikern konnten wir<br />

bei der Herzdiagnostik <strong>mit</strong> dem Computertomographen<br />

die Strahlenbelastung auf ein<br />

Zehntel der Dosis reduzieren.“ Dies schützt<br />

nicht nur die Patienten – Ärzte können auch<br />

deutlich präziser untersuchen und müssen<br />

weniger Patienten <strong>mit</strong> unklaren Verdachtsdiagnosen<br />

stationär einweisen. Das ist eine<br />

Erleichterung für die Betroffenen, spart aber<br />

auch dem Gesundheitssystem deutlich Kosten.<br />

<br />

Frank Miltner<br />

FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.DE, PRIVAT<br />

13


1<br />

ENTDECKER-LUST<br />

1 + 4: Anfang des<br />

20. Jahrhunderts experimentierten<br />

Forscher <strong>mit</strong><br />

den ersten Röntgenapparaturen<br />

2: Die erste Aufnahme<br />

eines Gehirns gelang<br />

im Jahr 1969<br />

3: Fit for Röntgen: Das<br />

„Omniskop“ positionierte<br />

Patienten in den<br />

1930er Jahren zur zielgerichteten<br />

Bestrahlung<br />

2 3<br />

4<br />

14


PIONIERE DER MEDIZIN<br />

Geschichte der Radiologie<br />

Licht ins<br />

DUNKEL<br />

In einem Würzburger Labor fing alles an:<br />

Röntgens Entdeckung ermöglichte es erstmals,<br />

ins Innere des Menschen zu blicken. Bis heute<br />

verfeinern Forscher weltweit die Methode<br />

WISSEN-<br />

SCHAFTLER<br />

<strong>mit</strong> Weitblick:<br />

Wilhelm<br />

Conrad Röntgen<br />

Es ist spät geworden am Abend<br />

des 8. November 1895. In einem<br />

Raum des Physikalischen Instituts<br />

der Julius-Maximilians-<br />

Universität in Würzburg brennt<br />

noch Licht. Wilhelm Conrad Röntgen,<br />

Professor für Physik und Rektor der Universität,<br />

sitzt in seinem Laboratorium und<br />

experimentiert <strong>mit</strong> einer gläsernen Apparatur,<br />

von der ein obskures blaues Licht<br />

ausgeht. Der Wissenschaftler interessiert<br />

sich für die Eigenschaften von Elektrizität,<br />

die bis dato kaum erforscht ist. Als er das<br />

Vakuumgefäß – eine Kathodenstrahlröhre,<br />

in der sich elektrische Spannung in Form<br />

von Strahlung entlädt – <strong>mit</strong> schwarzem<br />

Karton umhüllt und den Raum verdunkelt,<br />

passiert etwas Merkwürdiges: Obwohl eigentlich<br />

kein Licht austreten kann, leuchtet<br />

ein zufällig auf einem Labortisch liegender<br />

Kristall.<br />

Magie des Lichts: Ein<br />

neues Zeitalter beginnt<br />

Röntgen glaubt zunächst an eine Täuschung.<br />

Doch die rätselhafte Entdeckung<br />

lässt ihn nicht los. In den folgenden sechs<br />

Wochen schickt er die Strahlen durch Papier,<br />

durch Holz, durch alle denkbaren<br />

Stoffe – und erkennt, dass Kathodenstrahlen<br />

Materie je nach Festigkeit unterschiedlich<br />

stark durchdringen. Der begeisterte<br />

Hobbyfotograf stellt schnell fest, dass das<br />

Licht, zunächst von ihm als „X-Licht“<br />

bezeichnet, Fotoplatten schwärzt. „Die<br />

besondere Leistung Röntgens war, dass er<br />

die Bedeutung der Entdeckung erkannte“,<br />

sagt Dr. Uwe Busch, stellvertretender Leiter<br />

des Deutschen Röntgenmuseums, das den<br />

Nachlass des Physikers aufbewahrt. „Es<br />

gab sicher vor ihm Forscher, die Röntgenstrahlung<br />

beobachtet, aber nicht die richtigen<br />

Schlüsse daraus gezogen hatten.“<br />

Wie und wann Röntgen schließlich auf die<br />

Idee kommt, jenes „X-Licht“ durch einen<br />

menschlichen Körper zu schicken, ist nicht<br />

überliefert. Sicher ist nur, dass er am 22.<br />

Dezember 1895 ein Durchleuchtungsbild<br />

der linken Hand seiner Frau Anna<br />

Bertha anfertigt. Das Ergebnis ist grotesk<br />

und faszinierend zugleich: Die Abbildung<br />

zeigt schemenhaft die Umrisse der Hand,<br />

deutlich hervorgehoben Skelettstruktur der<br />

Finger und goldener Ehering.<br />

Innerhalb kürzester Zeit gehen Bild und<br />

Nachricht von dem mysteriösen Licht,<br />

das durch Körper dringt, um die Welt.<br />

GESPENSTISCH KLAR<br />

Kurz vor Weihnachten im<br />

Jahr 1895 durchleuchtete<br />

Röntgen die linke<br />

Hand seiner Frau Anna<br />

Bertha, deutlich sichtbar<br />

Skelettstrukturen und<br />

Ehering<br />

➞<br />

15


PIONIERE DER MEDIZIN<br />

HISTORISCHE<br />

STUNDE<br />

Dem Briten<br />

Sir Godfrey<br />

Hounsfield<br />

(sitzend, 2. von<br />

r.) gelang 1969<br />

erstmals die<br />

Darstellung<br />

eines Gehirns<br />

per CT. Damals<br />

dauerte die<br />

Untersuchung<br />

bis zu einer<br />

Stunde – heute<br />

weniger als<br />

zwei Minuten<br />

KLARER FALL Mit der CT-Angiographie<br />

können Ärzte Gefäße heute<br />

dreidimensional (l.) sichtbar machen,<br />

ohne dafür einen Katheter zu<br />

benutzen. Dieser Patient hat eine<br />

hochgradige Engstelle an der Halsschlagader<br />

– und ist da<strong>mit</strong><br />

extrem schlaganfallgefährdet<br />

Röntgens Apparat als Attraktion auf Volksfesten<br />

➞<br />

„Die Reaktionen waren euphorisch“,<br />

weiß Busch, „der erste Zeitungsbericht<br />

erschien am 5. Januar 1896 in Wien. Von<br />

dort wurde die Nachricht nach London<br />

telegraphiert, dann per Unterwasserkabel<br />

nach New York.“<br />

Anfänglich weiß niemand um die Risiken<br />

der Strahlung. Schutzmaßnahmen werden<br />

nicht getroffen, und „Röntgenautomaten“<br />

dienen auf Jahrmärkten als Attraktion.<br />

„Jeder wollte ein Röntgenbild von sich“,<br />

beschreibt Busch die Unbedarftheit der<br />

damaligen Gesellschaft im Umgang <strong>mit</strong><br />

Röntgenstrahlung. Erst um 1904 häufen<br />

sich Berichte über Strahlenschäden, erste<br />

Anweisungen zum Strahlenschutz werden<br />

erlassen. Doch der medizinische Nutzen<br />

der neuen Methode bleibt unbestritten.<br />

Weltweit diagnostizieren Ärzte nun, in<br />

zunächst langwierigen Durchleuchtungsuntersuchungen,<br />

Knochenbrüche, Fremdkörper<br />

und Veränderungen des Skeletts.<br />

Der nächste große Durchbruch in der<br />

Radiologie wird erst etwa 70 Jahre nach<br />

Röntgens Entdeckung gelingen. Mit Hilfe<br />

von Kontrast<strong>mit</strong>teln wird die Untersuchung<br />

von Organen möglich. Nach und<br />

nach können etwa Blutgefäße, Nieren,<br />

Darm und Lunge dargestellt werden. Forscher<br />

entwickeln invasive Verfahren, bei<br />

denen <strong>mit</strong>tels Kathedern verstopfte Gefäße<br />

punktiert werden, ohne eine größere Operation<br />

notwendig zu machen.<br />

16<br />

Von den Beatles<br />

zum Nobelpreis<br />

PAUL C. LAUTERBUR<br />

US-Chemiker und Radiologe,<br />

Wegbereiter der<br />

Kernspintomographie<br />

GODFREY HOUNSFIELD<br />

Der Ingenieur erhielt<br />

für die Erfindung der<br />

CT den Nobelpreis<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts wird der Ultraschall<br />

als bildgebende Methode eingeführt.<br />

Das ursprünglich im <strong>1.</strong> Weltkrieg für die<br />

Navigation von U-Booten entwickelte Verfahren<br />

erzeugt Bilder des Körperinneren<br />

durch die Berechnung der Reflexion von<br />

Schallwellen. Ebenfalls in den 1950er Jahren<br />

lokalisieren US-Forscher einen Hirntumor<br />

<strong>mit</strong> Hilfe von positronenbasierter Bildgebungstechnik,<br />

ein nuklearmedizinisches<br />

Verfahren, das in den 1970er Jahren zur<br />

Positronen-Emissions-Tomographie (PET)<br />

weiterentwickelt werden wird. „Die Radiologie<br />

war eine empirische Pionierwissenschaft“,<br />

erklärt Busch, „ständig gab es neue<br />

Entwicklungen, und die Ärzte mussten erst<br />

lernen, die Bilder richtig zu deuten.“<br />

Ein Organ jedoch ließ sich auch nach<br />

jahrelanger Forschung immer noch nicht<br />

abbilden: das Gehirn. Ein englischer Elektroingenieur<br />

namens Godfrey Hounsfield<br />

ist es schließlich, der 1969 die Welt der Radiologie<br />

ein weiteres Mal revolutioniert.<br />

Hounsfield arbeitet bei der Firma EMI, deren<br />

Plattenlabel die Beatles unter Vertrag<br />

hat. Als Computerspezialist beschäftigt er<br />

sich <strong>mit</strong> Mustererkennung, als ihm eine<br />

Idee kommt: Könnte man Patienten nicht<br />

viel präziser untersuchen, indem man das<br />

Radar-Wirkprinzip umkehrt und <strong>mit</strong> Röntgenstrahlen<br />

arbeitet?<br />

PETER MANSFIELD<br />

Der britische Physiker<br />

erfand gemeinsam<br />

<strong>mit</strong> Lauterbur die MRT


Erste CT-Versuche:<br />

Neun Stunden Messzeit<br />

Statt von einer zentralen Quelle Strahlen<br />

in die Umgebung auszusenden, sollen sie<br />

aus verschiedenen Richtungen punktgenau<br />

geschickt werden. Da die Röntgenstrahlen<br />

beim Durchleuchten des Körpers je nach<br />

Gewebe unterschiedlich gedämpft werden,<br />

könnte aus der Austrittsintensität auf<br />

die Art des Gewebes geschlossen werden.<br />

Hounsfield besorgt sich Schweineköpfe<br />

für Tests. Nach einer Messzeit von neun<br />

Stunden ist das Präparat abgetastet. Der<br />

Computer braucht zweieinhalb Stunden,<br />

um aus den Daten dreidimensionale Bilder<br />

zu berechnen. Und die Sensation ist perfekt:<br />

Graue und weiße Hirnmasse lässt sich klar<br />

voneinander unterscheiden.<br />

Etwa zur gleichen Zeit sitzt der Chemiker<br />

Paul C. Lauterbur in einem Burger-Lokal in<br />

Pittsburgh und kritzelt etwas auf eine Papierserviette.<br />

Der Beginn einer Technologie, die<br />

für die Radiologie nicht weniger bedeutend<br />

sein wird wie die Erfindung Hounsfields: die<br />

Magnetresonanztomographie (MRT).<br />

Bereits seit 1946 wird in der Chemie die<br />

so genannte Kernspinresonanzspektroskopie<br />

angewandt. Ein Verfahren, bei dem<br />

durch die Reaktion der Atomkerne innerhalb<br />

eines Magnetfelds auf die Art der Substanzstruktur<br />

geschlossen wird. Lauterbur<br />

erfand nun die Möglichkeit, zweidimensionale<br />

Bilder zu erzeugen, indem er so genannte<br />

Gradienten einführte, die die Stärke<br />

des Magnetfeldes verändern. Der britische<br />

Physiker Peter Mansfield entwickelte den<br />

Prozess <strong>mit</strong>tels Computeranalyse zu einer<br />

medizinischen Abbildungstechnik weiter.<br />

Jeder Einzelne jener vier Pioniere stand<br />

auf dem Podium im Stockholmer Konzerthaus<br />

und bekam feierlich den Nobelpreis<br />

überreicht: Röntgen 1901, Hounsfield 1979,<br />

Lauterbur und Mansfield 2003. Heute greifen<br />

ihre Verfahren teilweise ineinander. Was<br />

würde Röntgen wohl sagen, könnte er die<br />

Bilder sehen, die durch moderne Hybridgeräte<br />

möglich sind? Sicher hätte er es faszinierend<br />

gefunden, wie aus Röntgenstrahlen<br />

die CT-Technik entstand. Wie die Nuklearmedizin<br />

sich erst <strong>mit</strong> der Computertomographie<br />

zum PET-CT vermählte und später<br />

<strong>mit</strong> der Magnetresonanztomographie zum<br />

PET-MRT. Vielleicht hätte sich der ehrgei-<br />

FATALES SCHÖNHEITSELIXIER<br />

In den 1920er Jahren warben<br />

Firmen <strong>mit</strong> radioaktiven Cremes<br />

zige Forscher in sein Labor eingeschlossen<br />

und wäre erst dann wieder herausgekommen,<br />

wenn er die letzten Rätsel der medizinischen<br />

Bildgebung gelöst hätte. Vielleicht<br />

wäre er aber auch einfach zufrieden<br />

nach Hause gegangen, in der Gewissheit,<br />

welch großen Dienst er der Menschheit<br />

erwiesen hat. Vanessa Plodeck<br />

„ES GIBT PERMANENT NEUERUNGEN“<br />

Prof. Michael Forsting erklärt, wie Patienten heute von der Bildgebung profitieren<br />

Wie hat sich die Radiologie<br />

bis heute verändert?<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

war die Radiologie<br />

eher eine Nischendisziplin,<br />

in der sich Pioniere ausprobierten.<br />

Heute gibt es kaum<br />

einen Patienten, der ernsthaft<br />

krank ist, und nicht wenigstens<br />

einmal im Rahmen<br />

der Diagnose radiologisch<br />

untersucht wird.<br />

Ist das Innovationstempo in<br />

der Radiologie höher als in<br />

anderen Fachbereichen?<br />

Die Radiologie ist ein enorm<br />

technologiegetriebenes<br />

Fach. Alle diagnostischen<br />

Möglichkeiten hängen <strong>mit</strong> IT<br />

zusammen und entwickeln<br />

sich laufend weiter. Man<br />

kann sich also als Radiologe<br />

nicht <strong>mit</strong> dem in der Facharztausbildung<br />

erworbenen<br />

Wissen aufs Sofa legen und<br />

nichts mehr tun. Fortbildung<br />

ist extrem wichtig. Die Deutsche<br />

Röntgengesellschaft<br />

hat sogar eine eigene Akademie<br />

gegründet, da<strong>mit</strong> die<br />

permanenten Neuerungen in<br />

die Fläche gebracht werden.<br />

Was wurde in den letzten<br />

Jahren an den bestehenden<br />

Untersuchungsmethoden<br />

verbessert?<br />

Sowohl im CT-Bereich als<br />

auch bei MRT hat sich die<br />

Untersuchungsdauer drastisch<br />

reduziert. Wenn ein<br />

Patient vor zehn Jahren ein<br />

CT seiner Herzkranzgefäße<br />

bekam, dauerte das 30 Minuten,<br />

heute gelingt das in<br />

weniger als fünf Minuten.<br />

Außerdem ist die Strahlenbelastung<br />

bei der CT deutlich<br />

gesunken, etwa um<br />

den Faktor zehn. Und nicht<br />

zuletzt ist durch verbesserte<br />

Bildgebung die Genauigkeit<br />

der Diagnose noch sicherer<br />

geworden.<br />

Welche neuen Verfahren<br />

haben sich in den letzten<br />

Jahren etabliert?<br />

Die invasive Radiologie hat<br />

in den Jahren einen großen<br />

Entwicklungssprung gemacht.<br />

Man kann heute <strong>mit</strong><br />

kleinen Kathedern Gefäßerkrankungen<br />

im Kopf behandeln,<br />

ohne dass der Schädel<br />

geöffnet werden muss.<br />

Außerdem gibt es seit 2001<br />

erste PET-CT-Hybridgeräte. Die<br />

PET-Technologie liefert die<br />

funktionale Bildgebung, zeigt<br />

also Stoffwechselvorgänge,<br />

CT liefert die anatomischen<br />

Bilder. Seit einem Jahr gibt es<br />

auch PET-MR-Geräte.<br />

Welche Entwicklungen werden<br />

auf uns zukommen?<br />

In der MRT werden die Magnetfeldstärken<br />

weiter ansteigen,<br />

um Untersuchungsgeschwindigkeit<br />

und Bildauflösung<br />

weiter zu optimieren.<br />

Die hybride Bildgebung<br />

wird weiter verfeinert werden.<br />

So gibt es heute etwa auch<br />

Angiographieanlagen, die<br />

CTs erstellen können. Vielleicht<br />

gibt es eines Tages ja<br />

sogar ein CT-MR, wer weiß.<br />

Ich bin gespannt, was noch<br />

kommt.<br />

FOTOS: DEUTSCHES RÖNTGEN-MUSEUM,<br />

17


ZUM MITREDEN<br />

Die Lehre von den<br />

STRAHLEN<br />

Alleskönner und Spezialisten: Bei der<br />

Diagnose und Therapie vieler<br />

Erkrankungen ist die Expertise von<br />

Radiologen heute unerlässlich<br />

Als die honorigen Arztkollegen<br />

1905 auf einem Kongress in<br />

Berlin erstmals die Entdeckung<br />

des Würzburger Physikers<br />

Conrad Röntgen diskutierten,<br />

war die „Lehre von den Strahlen“<br />

noch Terra incognita – ein weißer Fleck<br />

in der medizinischen Landschaft. Heute<br />

arbeiten fast 6000 Radiologen in Deutschland<br />

in Kliniken und Spezialpraxen.<br />

Aber was genau machen diese Fachärzte<br />

eigentlich? Sie sitzen in einem dunklen<br />

Zimmer und gucken sich Röntgenbilder<br />

an? Fahnden wie Detektive nach Indizien<br />

und Beweisen? Ja klar, das auch. Aber Radiologen<br />

leisten heute noch viel mehr: Sie<br />

nehmen eine Schlüsselstellung ein in der<br />

Versorgung von Patienten. Denn ob verstauchter<br />

Knöchel oder Hirnblutung: Oh-<br />

ne die Bilder vom Inneren<br />

des Menschen läuft heute<br />

fast nichts mehr in der <strong>Medizin</strong>.<br />

Radiologen müssen<br />

sich <strong>mit</strong> allen Körperregionen<br />

und Krankheitsbildern<br />

auskennen. Sie entscheiden,<br />

welche Untersuchungsmethode<br />

am schonendsten ist und<br />

Patienten den meisten Nutzen<br />

bringt. Sie interpretieren Testergebnisse<br />

und stellen die Weichen<br />

für die richtige Therapie. Sie sind<br />

aber auch nah am Menschen und<br />

behandeln <strong>mit</strong> Hilfe von Strahlen oder<br />

nehmen minimalinvasive Eingriffe vor. In<br />

den letzten Jahren hat sich das Fach zu<br />

einer der wichtigsten und vielfältigsten<br />

Disziplinen in der <strong>Medizin</strong> entwickelt.<br />

Neuroradiologie<br />

Dem Gehirn beim Denken zusehen: Neuroradiologen arbeiten<br />

an der Schnittstelle von Neurologie, Neurochirurgie<br />

und Psychiatrie. Sie sind unverzichtbare Spezialisten bei<br />

Diagnose und Therapie der Volkskrankheit Schlaganfall.<br />

Auch bei Multiple Sklerose, Epilepsie und Hirntumoren<br />

beeinflussen Sie die Behandlung wesentlich. In den letzten<br />

Jahren haben sich auch neuroradiologische Interventionen<br />

immer mehr etabliert. Die minimalinvasiven Eingriffe sind Operationen<br />

ebenbürtig oder sogar überlegen. Per Katheter, über<br />

die Leistenarterie eingeführt, weiten Neuroradiologen Gefäßverengungen<br />

<strong>mit</strong> einem Ballon oder öffnen sie <strong>mit</strong> Stents dauerhaft.<br />

Und neuroradiologische Forscher sind der Volkskrankheit<br />

Demenz auf der Spur: Moderne Bildgebung kann teilweise die<br />

Erkrankung sichtbar machen, bevor sie Symptome zeigt.<br />

Interventionelle Radiologie<br />

Alles im Fluss: Interventionelle Radiologen sind ganz nah<br />

am Patienten, ihr Fachgebiet wird weltweit als Zukunftsfach<br />

betrachtet. So können heute viele Erkrankungen<br />

minimalinvasiv behandelt werden, Patienten bleibt eine<br />

Operation erspart. Mit Hilfe von hauchzarten Kathetern sind<br />

sie in der Lage, Gefäße zu öffnen oder zu verschließen, etwa<br />

in Lunge, Leber, Nieren, Uterus oder im Gehirn. So lassen sich<br />

Tumorgefäße <strong>mit</strong> winzigen Kügelchen füllen, die hochdosierte<br />

Chemotherapeutika enthalten. Thermoablative Verfahren zerstören<br />

Tumorgewebe so präzise, dass kein umliegendes Gewebe<br />

geschädigt wird. Interventionelle Radiologen begleiten Tumorpatienten<br />

oft über viele Jahre.<br />

18


Mammadiagnostik<br />

Dem Tumor auf der Spur: Die Diagnose von Brustkrebs stellt Ärzte vor große Herausforderungen: Die<br />

Erkrankung ist hochkomplex, und nicht jede Bildgebungsmethode ist bei jeder Frau gleich gut.<br />

Spezialisten der Mammadiagnostik können einen Tumor schon im Frühstadium entdecken und<br />

dadurch die Heilungschancen drastisch erhöhen. In Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Fachkollegen (Pathologen,<br />

Frauenärzte, Chirurgen) entscheiden sie über individuell passende Therapien. Mit Hilfe<br />

schonender Verfahren wie der Stanz-Biopsie zur Gewebeprobe klären sie Verdachtbefunde ab.<br />

Nuklearmedizin<br />

Mit Strahlen gegen Krebs: Bei diesem Fachgebiet setzen Ärzte radioaktive Substanzen<br />

zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen ein. Dazu zählen vor allem Krebs,<br />

aber auch Schilddrüsenüberfunktion oder die Behandlung von Rheumapatienten.<br />

Experimentelle Radiologie<br />

Grundlagenforschung im Team: Hier arbeiten Forscher verschiedener Fachrichtungen<br />

zusammen, meist <strong>Medizin</strong>er, Physiker, Chemiker oder Biologen. Das<br />

gemeinsame Ziel: die Bildgebung der Zukunft noch besser zu machen. Die<br />

Wissenschaftler fahnden zum Beispiel nach neuen Methoden der Bildgebung<br />

oder sind auf der Suche nach noch leistungsfähigeren Kontrast<strong>mit</strong>teln.<br />

Muskuloskelettale Radiologie<br />

Was den Menschen zusammenhält: Spezialisten dieser Disziplin arbeiten meist <strong>mit</strong><br />

Orthopäden und Unfallchirurgen zusammen. Ihre Einsatzorte sind Skelettsystem und<br />

Wirbelsäule, ihre Patienten leiden an Rheuma, Osteoporose, Sarkomen oder Krebs<br />

(Knochen- und Weichteilsarkome). Und: Fast alle Leistungssportler wie Fußballer sind<br />

im Laufe ihrer Karriere häufig auf die Expertise dieser Fachleute angewiesen.<br />

Kinderradiologie<br />

Fachleute <strong>mit</strong> Fingerspitzengefühl: Kinderradiologen müssen alle Facetten radiologischer Bildgebung<br />

beherrschen und ein profundes Fachwissen über pädiatrische Erkrankungen besitzen, die sich fundamental<br />

von denen des Erwachsenenalters unterscheiden. Einfühlungsvermögen, Sensibilität und Geduld<br />

sind wichtige Eigenschaften, über die Kinderradiologen verfügen müssen. Viele begleiten Familien <strong>mit</strong> chronisch<br />

kranken Kindern über mehrere Jahre. In Deutschland praktizieren etwa 80 Kinderradiologen.<br />

Notfallradiologie<br />

FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.DE, DRG<br />

Jede Sekunde zählt: Die Notfallradiologie leitet sich ab<br />

von der amerikanischen „Emergency Radiology”. In den<br />

USA ein eigener Schwerpunkt, ist das Fach in Deutschland<br />

eine stark wachsende Disziplin. Dank immer besserer und<br />

schnellerer Bildgebungsmethoden können Ärzte heute im<br />

Kardiologische Radiologie<br />

Notfall gezielter und schneller behandeln. Wer in dem<br />

Bereich arbeitet, muss exzellentes Hintergrundwissen über<br />

Erkrankungen und Symptome und gute Nerven haben:<br />

Entscheidungen über das weitere Vorgehen fallen oft innerhalb<br />

von Sekunden.<br />

Dem Herzen so nah: Neben Kardiologie und Herzchirurgie ist<br />

die kardiologische Radiologie eine wichtige Säule im Bereich<br />

moderner Herzmedizin. Mittels MRT erstellen Ärzte exakte,<br />

nicht-invasive Analysen des Herzens, liefern detaillierte Gewebecharakterisierungen<br />

bei einem Herzinfarkt, weisen Entzündungen<br />

nach und analysieren die Vitalität des Gewebes. Mit<br />

Hilfe der CT können die Spezialisten sich rasch einen Einblick<br />

in Form und Struktur von Koronararterien verschaffen.<br />

Die Herzkatheter-Untersuchung, heute ein Routine-Eingriff,<br />

haben Radiologen gemeinsam <strong>mit</strong> Kardiologen entwickelt.<br />

19


MENSCHEN & GESCHICHTEN<br />

JEDE SEKUNDE ZÄHLT Mit Blaulicht bringen Ärzte<br />

Heike Standop auf schnellstem Weg in die Klinik<br />

Wie aus dem Nichts bricht<br />

Heike Standop, 31, zusammen.<br />

Diagnose: Hirnblutung.<br />

Neuroradiologe Dr. Sascha<br />

Prothmann leitet die Notfall-<br />

Behandlung – und begleitet<br />

die Patientin bei ihrer<br />

Genesung. Ein Protokoll<br />

Zurück ins<br />

LEBEN<br />

ERLEICHTERT<br />

Heike Standop<br />

hatte Glück im<br />

Unglück. Das<br />

Aneurysma in<br />

ihrem Kopf<br />

konnte<br />

behandelt<br />

werden<br />

Freitag, 25. <strong>Mai</strong> 2012<br />

5.30 Uhr, Gröbenzell, nahe München<br />

Neben Heike Standops Bett klingelt der<br />

Wecker. Die Frühaufsteherin schwingt sich<br />

aus ihrem Bett. Sie ist gut gelaunt. Heute<br />

muss die Bürokauffrau bei BMW nur<br />

einen halben Tag arbeiten, dann beginnt<br />

schon das Wochenende. Sie freut sich auf<br />

die Zumba-Party am Samstagabend.<br />

14.30 Uhr, München-Milbertshofen<br />

Endlich Feierabend, endlich Wochenende.<br />

Im Büro packt Standop ihre Sachen – aber<br />

irgendetwas stimmt nicht. Ihr ist schwindelig.<br />

Sie geht zum WC, als plötzlich ein<br />

höllischer Schmerz in ihren Kopf fährt.<br />

14.45 Uhr Schwankend kehrt Standop von<br />

der Toilette wieder. Ihre Kollegen setzen<br />

sie auf einen Stuhl. Standop wiegelt ab:<br />

„Alles halb so wild!“ Sie geht noch einmal<br />

zur Toilette. Wenige Sekunden, bevor sie<br />

das Bewusstsein verliert, schließt sie die<br />

Kabinentür ab. Sofort rufen die Kollegen<br />

den Notarzt, die Tür müssen sie aushebeln.<br />

15.00 Uhr Immer noch bewusstlos, liegt<br />

Standop im Krankenwagen. Der Notarzt<br />

weiß noch nicht genau, was Standop fehlt,<br />

aber es ist klar: Er darf keine Zeit verlieren.<br />

Mit Blaulicht rast der Krankenwagen durch<br />

München zum Klinikum Rechts der Isar.<br />

15.45 Uhr, Klinikum Rechts der Isar,<br />

Notaufnahme Mittlerweile liegt Standop im<br />

Koma. Von ihren Kollegen wissen die Ärzte<br />

von den stechenden Kopfschmerzen. Um<br />

deren Ursache zu klären, untersuchen sie<br />

Standops Kopf <strong>mit</strong> einem modernen Röntgenverfahren,<br />

der so genannten Compu-<br />

20


RISIKO ERKANNT<br />

Das Aneurysma<br />

liegt an einer der<br />

wichtigsten Arterien:<br />

Sie versorgt eine<br />

gesamte Hirnhälfte<br />

<strong>mit</strong> Blut<br />

ALLES IM BLICK<br />

Per Katheter verschließt<br />

der Neuroradiologe das<br />

Aneurysma <strong>mit</strong><br />

hauchfeinen Spiralen<br />

tertomographie. Ergebnis: In einen Areal<br />

direkt auf der Hirnoberfläche ist Blut ausgetreten<br />

– ein typisches Anzeichen für eine<br />

geplatzte Blutgefäßaussackung, genannt:<br />

Aneurysma. Sobald ein Aneurysma platzt,<br />

besteht Lebensgefahr. Jetzt kommt es darauf<br />

an, dass ein Neuroradiologe das Aneurysma<br />

in Standops Kopf so schnell wie<br />

möglich verschließt – <strong>mit</strong> dem so genannten<br />

Coiling-Verfahren (s. Kasten S. 22).<br />

16.00 Uhr, Angiographieraum<br />

Immer wieder schaut Oberarzt Dr. Sascha<br />

Prothmann, Abteilung für diagnostische<br />

und interventionelle Neuroradiologie, auf<br />

den Bildschirm. Dank spezieller Röntgenaufnahmen<br />

sieht er dort in Echtzeit das<br />

geplatzte Blutgefäß in Standops Gehirn.<br />

Was der Radiologe dort noch sieht, ist<br />

das Ende eines dünnen Schlauchs. Durch<br />

diesen schiebt er nun vorsichtig eine Platinspirale<br />

in das Gefäß. Die Millimeterarbeit<br />

gelingt: Nach einigen Minuten verschließt<br />

die Spirale das Aneurysma. Eine Nachblutung<br />

kann nun nicht mehr auftreten, das<br />

Neuro-Interventions-Team atmet auf.<br />

Samstag, 26. <strong>Mai</strong> 2012<br />

9.00 Uhr, Intensivstation<br />

„Komme heute nicht zur Zumba-Party“,<br />

sind Standops erste Worte, als sie aufwacht.<br />

Sie tippt sie in ihr Handy und schickt sie an<br />

ihre Freundinnen. Seit dem Kopfschmerz<br />

im Büro kann sie sich an nichts mehr erinnern.<br />

Neben ihrem Bett stehen ihre Eltern<br />

und ihr Bruder. Sie sind über Nacht aus<br />

ihrem Heimatort nahe Dresden angereist.<br />

Standop ist noch etwas schwindelig, aber<br />

ansonsten geht es ihr gut. Jetzt braucht sie<br />

Schlaf. Viel Schlaf.<br />

Montag, 28. <strong>Mai</strong> 2012<br />

1<strong>1.</strong>30 Uhr Neuroradiologie<br />

Mit dem Kopf zuerst schieben technische<br />

Assistenten Standop in die Öffnung eines<br />

großen Geräts, des so genannten Kernspintomographen.<br />

Magnetwellen erstellen in<br />

dessen Inneren 3D-Bilder von Standops<br />

Gehirn. Neuroradiologe Prothmann will<br />

prüfen, ob die Heilung gut verläuft.<br />

12.30 Uhr, Intensivstation<br />

Standop liegt bereits wieder in ihrem Bett,<br />

als Dr. Prothmann <strong>mit</strong> den Aufnahmen<br />

hereinkommt. Anhand der Bilder erklärt<br />

er ihr seine Auswertung: Die Blutung ist<br />

kaum noch zu sehen. Allerdings hat er<br />

Gefäßverengungen entdeckt, so genannte<br />

Vasospasmen. Im schlimmsten Fall führen<br />

diese Verkrampfungen der Gefäße zu<br />

einem Schlaganfall. Doch dank der Routineuntersuchungen<br />

haben die Neuroradiologen<br />

die Verengungen in Standops<br />

Hirngefäßen früh genug erkannt. Standop<br />

erhält ein Medikament, da<strong>mit</strong> sich die Gefäße<br />

wieder weiten. Dr. Prothmann beobachtet<br />

die Entwicklung in den nächsten<br />

Tagen <strong>mit</strong> Hilfe regelmäßiger Aufnahmen.<br />

Freitag, 8. Juni 2012<br />

9.00 Uhr, Neurokopfzentrum<br />

Umzug! Die Ärzte verlegen Heike Standop<br />

auf ein normales Zimmer. Ihr Zustand hat<br />

sich stabilisiert. Zur Sicherheit wollen die<br />

Ärzte sie noch eine Woche da behalten.<br />

Mit Hilfe weiterer Kernspintomographien<br />

beobachten Dr. Prothmann und sein Team<br />

die Heilung – und halten Standop jeden<br />

Tag auf dem Laufenden.<br />

Montag, 18. Juni 2012<br />

1<strong>1.</strong>00 Uhr, Bad Aibling, Reha-Klinik<br />

Jetzt ist Training angesagt! 60 Kilometer<br />

von München entfernt bereitet sich Heike<br />

Standop auf die Rückkehr in ihr altes Leben<br />

vor. In der Reha-Klinik helfen ihr Physio-<br />

und Ergotherapeuthen, nach einem<br />

Monat des Liegens die rückentwickelte<br />

Muskulatur wieder zu stärken. Standop<br />

freut sich: Endlich wieder Bewegung!<br />

Montag, <strong>1.</strong> Oktober 2012<br />

7.00 Uhr, München-Milbertshofen<br />

Zurück im Büro. Gut vier Monate nach<br />

ihrem Zusammenbruch startet Heike Standop<br />

in ihren ersten Arbeitstag. Nach<br />

AUFKLÄRUNG<br />

Vor der Nachuntersuchung<br />

erklärt<br />

Neuroradiologe<br />

Prothmann das<br />

Verfahren<br />

➞<br />

21


MENSCHEN & GESCHICHTEN<br />

Gute Nachrichten<br />

beim<br />

Check-up<br />

➞<br />

der Reha ist sie wieder fit für den<br />

Alltag. Neue Beschwerden gab es nicht.<br />

Montag, 5. November 2012<br />

10.00 Uhr, Rechts d. Isar, Nachuntersuchung<br />

Wie verabredet sehen sich Heike Standop<br />

und Dr. Sascha Prothmann ein halbes<br />

Jahr nach der Not-Operation wieder. Mit<br />

Hilfe einer Katheter-Untersuchung will<br />

der Neuroradiologe überprüfen, ob das<br />

Aneurysma weiterhin verschlossen ist. In<br />

einem Vorgespräch erklärt er Standop die<br />

Untersuchung Schritt für Schritt.<br />

Kopf fließen lässt. Dort schaut der Neuroradiologe,<br />

ob die Spiralen das Aneurysma<br />

weiterhin gut verschlossen halten. Mit der<br />

Kontrastflüssigkeit könnte er auf den Röntgenbildern<br />

zum Beispiel einen erneuten<br />

Einstrom von Blut in das Aneurysma sehen.<br />

Bei ihrer letzten Katheter-Untersuchung<br />

war Standop noch bewusstlos. Es war der<br />

Tag ihres Zusammenbruchs. Jetzt ist sie<br />

voll da und gespannt auf die Ergebnisse.<br />

MILLIMETERARBEIT<br />

Per Katheter überprüft<br />

der Fachmann<br />

das OP-Ergebnis<br />

der. Heike Standop strahlt. Zum Abschied<br />

geben sich beide die Hand. Wenn vorher<br />

nichts passiert, werden sie sich erst in einem<br />

Jahr wieder sehen. Zur letzten Nachuntersuchung.<br />

Protokoll: David Mayer<br />

1<strong>1.</strong>15 Uhr Jetzt wird es warm im Kopf. 13.30 Uhr Durchatmen! Im Besprechungszimmer<br />

Heike Standop liegt auf dem Angiographietisch<br />

und merkt, wie Dr. Prothmann<br />

eine Flüssigkeit, das sogenannte Kontrast<strong>mit</strong>tel,<br />

durch den Schlauch in ihrer Hauptschlagader<br />

von der Leiste bis hoch in ihren<br />

erklärt Sascha Prothmann seiner<br />

Patientin die Ergebnisse. Es sind gute<br />

Nachrichten: Die Heilung des Aneurysmas<br />

verläuft nach Plan. Auf seinem Computer<br />

zeigt der Neuroradiologe die aktuellen Bil-<br />

ES SIEHT GUT AUS<br />

Der Arzt erklärt Heike<br />

Standop die Angio-Bilder<br />

FOTOS: DANIEL HINTERSTEINER (6), WWW.ISTOCKPHOTO.DE<br />

22<br />

HINTERGRUND: ANEURYSMA UND …<br />

Unbemerkte Aussackungen<br />

Etwa eine Million Deutsche leben<br />

<strong>mit</strong> einem intrakraniellen Aneurysma.<br />

So nennen <strong>Medizin</strong>er Gefäßfehlbildungen<br />

im Kopf. Diese Aussackungen<br />

entstehen etwa durch<br />

die Strömungskräfte des Blutes oder<br />

hohen Blutdruck. Platzt ein Aneurysma,<br />

muss schnell interveniert, manchmal<br />

auch operiert werden, um eine<br />

DAS ANEURYSMA<br />

vor der Behandlung<br />

GEFAHR<br />

GEBANNT<br />

nach dem<br />

„Coiling” ist das<br />

Aneurysma<br />

nicht mehr<br />

sichtbar<br />

lebensgefährliche Nachblutung zu<br />

verhindern. Oft bleiben Aneurysmen<br />

über einen langen Zeitraum stabil,<br />

und die Betroffenen leben problemlos<br />

da<strong>mit</strong>, ohne überhaupt davon zu<br />

wissen. Werden die Fehlbildungen<br />

doch entdeckt, dann meist zufällig<br />

bei einer Computertomographie (CT)<br />

oder einer Kernspinuntersuchung<br />

(MRT) aus einem anderen<br />

Anlass. Eine<br />

Behandlung ist indes<br />

nicht immer nötig. Der<br />

behandelnde Neuroradiologe<br />

entscheidet<br />

zusammen <strong>mit</strong> einem<br />

Neurochirurgen von<br />

Fall zu Fall, gemeinsam<br />

<strong>mit</strong> dem Patienten, ob<br />

überhaupt eine Therapie<br />

notwendig ist.<br />

… COILING<br />

Die rettende<br />

Spirale<br />

Neuroradiologen verschließen ein<br />

geplatztes Aneurysma <strong>mit</strong> Hilfe<br />

von Platinspiralen (Coiling). Von<br />

der Leiste aus führt der Arzt einen<br />

dünnen Schlauch (Katheter) bis<br />

zur Halsschlagader. Von dort aus<br />

wird ein noch dünnerer Schlauch<br />

(Mikrokatheter) direkt<br />

zum betroffenen Gefäß<br />

ins Gehirn geschoben.<br />

Durch diesen wiederum<br />

bringt er extrem dünne,<br />

weiche Spiralen in das<br />

Aneurysma ein – so viele, bis dieses<br />

verschlossen ist und die Blutung<br />

stoppt bzw. die Nachblutungsgefahr<br />

gebannt ist. In manchen Fällen<br />

entscheiden sich die Ärzte an Stelle<br />

des Coilings auch für eine offene<br />

OP durch einen Neurochirurgen.


AUS KLINIK & PRAXIS<br />

Kinderradiologen wie<br />

Friederike Körber brauchen<br />

neben medizinischem<br />

Know-How Feingefühl und<br />

Menschenkenntnis. So<br />

auch beim kleinen Thomas<br />

Ans HERZ gewachsen<br />

Frau Doktor Körber, Frau Doktor<br />

Körber!“, schallt eine Kinderstimme<br />

durch den Korridor.<br />

Thomas’ Augen leuchten stolz,<br />

als er seine Ärztin gefunden<br />

hat, noch bevor seine Eltern um die Ecke<br />

kommen. Er sieht aus wie ein Vierjähriger,<br />

obwohl er im Sommer schon sechs<br />

geworden ist. Insgesamt wirkt er mehr wie<br />

ein Kindergarten- als ein Schulkind, denn<br />

seine Entwicklung war langsamer als die<br />

von Gleichaltrigen – für Außenstehende<br />

ist das inzwischen der einzige Hinweis darauf,<br />

dass Thomas Leben alles andere als<br />

selbstverständlich verläuft.<br />

Als die Kinderradiologin Friederike Körber<br />

Thomas das erste Mal sah, sollte er<br />

eigentlich noch gar nicht geboren sein.<br />

➞<br />

FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.DE<br />

23


AUS KLINIK & PRAXIS<br />

Mit viel Gefühl: Zwischen<br />

Arzt und kleinem Patienten<br />

ist gegenseitiges Vertrauen<br />

Basis der Behandlung<br />

➞ Seine Mutter war in der 33. Schwangerschaftswoche,<br />

und bis dahin war alles<br />

normal verlaufen. Auch bei der letzten Routineuntersuchung<br />

war noch alles in Ordnung<br />

gewesen. Doch drei Tage später löste<br />

sich die Plazenta vorzeitig ab, und Thomas<br />

kam sieben Wochen zu früh auf die Welt.<br />

„Bereits in einer der ersten Ultraschalluntersuchungen<br />

war eine ausgedehnte Blutung<br />

in den Hirnkammern zu sehen – eine<br />

typische Komplikation bei extremen Frühchen,<br />

aber auch bei Frühchen, die wie Thomas<br />

bei einer komplizierten Geburt einen<br />

Sauerstoffmangel erleiden“, erklärt Friederike<br />

Körber. Denn die Hirngefäße dieser<br />

Kinder sind noch unreif und zart, was sie<br />

sehr anfällig für Verletzungen macht. Blutungen<br />

können die Zirkulation des Hirnwassers<br />

beeinträchtigen, so dass es nicht<br />

normal abfließen kann und sich ein sogenannter<br />

Wasserkopf bildet. Im schlimmsten<br />

Fall können diese Blutungen das Hirngewebe<br />

zerstören, zu Behinderungen führen und<br />

sogar tödlich enden.<br />

Ein winziger Schlauch<br />

rettet Thomas‘ Leben<br />

Um zu verhindern, dass die nicht abfließende<br />

Flüssigkeit im Kopf das Hirngewebe<br />

von Thomas schädigt, operierten Neurochirurgen<br />

ihm einen kleinen Schlauch in<br />

die Hirnkammern. In den ersten Wochen<br />

punktierten Ärzte dann die überschüssige<br />

Flüssigkeit hierüber ab. Danach legten sie<br />

Thomas einen Shunt: einen Schlauch, der<br />

unter der Haut verläuft und das Gehirnwasser<br />

in den Bauchraum ableitet, wo der<br />

Körper es absorbiert. Ein Magnetventil<br />

am oberen Ende des Schlauchs reguliert<br />

den Druck, unter dem der Liquor abfließt.<br />

24<br />

„Um die richtige Einstellung zu finden,<br />

sind anfangs sehr häufige Untersuchungen<br />

nötig. Später reichen dann Kontrolluntersuchungen,<br />

etwa alle drei Monate“, erklärt<br />

die Kinderradiologin.<br />

Seit sechs Jahren kontrolliert Friederike<br />

Körber regelmäßig per Ultraschall die Weite<br />

von Thomas’ Hirnkammern und kann so<br />

erkennen, ob der Shunt funktioniert und<br />

das überschüssige Nervenwasser richtig abfließt.<br />

„Natürlich gefällt es keinem Kind<br />

sonderlich, wenn es am Kopf untersucht<br />

wird. Mit Thomas haben wir das spielerisch<br />

geschafft: Während ich <strong>mit</strong> der Ultraschallsonde<br />

die eine Seite seines Kopfes schalle,<br />

SO FUNKTIONIERT<br />

EIN SHUNT<br />

Erweiterte<br />

Hirnkammer<br />

Ableitender<br />

Schlauch<br />

auf Höhe<br />

des Bauchnabels<br />

Einführung des<br />

Katheters<br />

durch die<br />

Schädeldecke<br />

Ventil<br />

hinter dem<br />

Ohr<br />

Schlauch<br />

unter der<br />

Haut<br />

Ein dünner Plastikschlauch<br />

transportiert überflüssige Gehirnflüssigkeit<br />

aus den Hirnkammern<br />

in den Bauchraum. Ein Ventil<br />

reguliert den Hirndruck und verhindert<br />

einen Rückfluss.<br />

hält er eine zweite Sonde auf die andere. So<br />

hat er das Gefühl, wir würden den Ultraschall<br />

gemeinsam machen“, erzählt Körber.<br />

Thomas findet die technischen Dinge unheimlich<br />

spannend. Er interessiert sich weniger<br />

für die Spielecke auf der Kinderstation<br />

und bringt im Gegensatz zu anderen kleinen<br />

Patienten auch keine Kuscheltiere <strong>mit</strong><br />

in die Klinik: Thomas will Bilder machen,<br />

den Schallkopf führen und hinterher auf<br />

den Knopf drücken, da<strong>mit</strong> die Aufnahmen<br />

aus dem Drucker kommen.<br />

Vertraute Beziehung:<br />

Die Ärztin als Freundin<br />

Nur einmal wollte Thomas nicht bei der<br />

Untersuchung helfen. Da war er drei Jahre<br />

alt, und sein Vater brachte ihn in die Klinik,<br />

weil er seit Tagen ungewöhnlich still<br />

und abwesend war. „Hätten ich den Jungen<br />

nicht schon so lange gekannt, wäre seine<br />

leichte Apathie gar nicht aufgefallen. Im Ultraschall<br />

waren seine Hirnkammern nicht<br />

wie sonst ganz eng, sondern ein kleines<br />

bisschen weiter. Ohne die Kenntnis der<br />

Voruntersuchung hätten wir dem keine<br />

Bedeutung beigemessen“, berichtet die<br />

Kinderradiologin. So aber war schnell klar,<br />

dass etwas <strong>mit</strong> dem Shunt nicht in Ordnung<br />

war, sich womöglich das Magnetventil im<br />

Kopf verstellt haben musste. Also sollte


Thomas erneut operiert werden? Um ganz<br />

sicher zu sein, mussten die Experten per<br />

Computertomographie ins Innere von Thomas‘<br />

Kopf blicken.<br />

Weil eine Computertomographie eine<br />

recht hohe Strahlenbelastung <strong>mit</strong> sich<br />

bringt, versuchen Ärzte dieses Verfahren<br />

bei Kindern so selten wie nötig einzusetzen.<br />

In der Regel bekommen die kleinen Patienten<br />

für die Untersuchung eine Narkose,<br />

um auszuschließen, dass sie sich während<br />

der Untersuchung bewegen und die Bilder<br />

undeutlich werden. Zwar ist die Betäubung<br />

niedrig dosiert, Nebenwirkungen kann man<br />

aber nicht ausschließen. „In der Regel ist<br />

dieses minimale Risiko gerechtfertigt. Allerdings<br />

war ich mir auf Grund der langjährigen<br />

Erfahrung und Begleitung bei<br />

Thomas sicher, dass es auch ohne Narkose<br />

funktionieren wird“, erzählt Körber und<br />

griff zu einer eher unüblichen Maßnahme:<br />

„Ich habe ihm ganz in Ruhe erklärt, dass<br />

wir diesmal andere Bilder machen als <strong>mit</strong><br />

dem Schallkopf, und dass er dafür ganz<br />

still liegen muss.“ Der Dreijährige schaffte,<br />

wo<strong>mit</strong> selbst viele Erwachsene Probleme<br />

haben: Er verharrte unbeweglich in der<br />

Röhre, bis die Untersuchung vorüber war,<br />

während die Kinderradiologin bei der Untersuchung<br />

am Kopfende des Tisches stand,<br />

der Vater des Jungen am Fußende. „Es war<br />

nicht ganz ohne Risiko, denn wenn Thomas<br />

sich bewegt hätte, hätten wir ihn erneut<br />

der Strahlendosis aussetzen müssen“,<br />

erzählt Körber, „aber wir haben die CT-<br />

Aufnahmen ohne Narkose geschafft.“ Die<br />

anschließende Operation verlief ebenfalls<br />

ohne Komplikationen.<br />

Das Ventil in Thomas‘ Kopf hatte sich<br />

wohl beim Besuch seines Onkels verstellt.<br />

Das Magnetfeld von dessen Induktionsherd<br />

war stark genug, um das Ventil des Shunts<br />

VITA<br />

zu beeinflussen. Stärkere Magnetfelder, wie<br />

Metalldetektoren an Flughäfen, muss der<br />

Junge sowieso meiden. Ohne eine ärztliche<br />

Bescheinigung, dass er nicht durch diese Sicherung<br />

darf, wird die Familie – inzwischen<br />

hat Thomas eine kleine Schwester – nie in<br />

den Urlaub fliegen können.<br />

Ein fröhliches Kind<br />

<strong>mit</strong> allen Chancen<br />

Noch ein zweites Mal machte der Shunt<br />

Probleme: Da war Thomas fünf und klagte<br />

über Bauschmerzen. „Im Ultraschall konnte<br />

man erkennen, dass sich das abgeleitete Gehirnwasser<br />

im Unterbauch abgekapselt und<br />

eine Zyste gebildet hatte, die herausoperiert<br />

werden musste“, schildert die Kinderradiologin.<br />

Dass Thomas jetzt genau erklären<br />

kann, wenn und wo er Schmerzen hat, ist<br />

ein riesiger Vorteil. Vor allem, weil seine<br />

Schädelknochen inzwischen so ausgeprägt<br />

sind, dass die Ultraschallbilder immer undeutlicher<br />

werden und bald nur noch CT<br />

oder MRT eindeutige Abbildungen der Gefäße<br />

liefern können. Noch kommt Thomas<br />

alle drei Monate zur Kontrolle. „Sofern sich<br />

<strong>mit</strong> dem Ultraschall im Kopf nichts mehr erkennen<br />

lässt, wird die Spanne zwischen den<br />

Untersuchungen auf sechs Monate erweitert“,<br />

erklärt die Kinderradiologin. Dann<br />

wird sie nicht mehr den Kopf untersuchen,<br />

sondern die Flüssigkeitsmenge in Thomas’<br />

Bauch kontrollieren.<br />

Friederike Körber ist froh, dass Thomas<br />

gesund ist und sich trotz seines schweren<br />

Starts ins Leben so toll entwickelt. Seine<br />

ganze Familie ist ihr <strong>mit</strong> den Jahren ans<br />

Herz gewachsen. Und wenn Thomas ihren<br />

Namen rufend um die Ecke gerannt<br />

kommt, freut sie sich genau wie er auf ihre<br />

gemeinsame Untersuchung.<br />

<br />

Nicole Lauscher<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Friederike Körber (48) absolvierte ihr <strong>Medizin</strong>studium<br />

sowie die Facharztausbildung zur Radiologin<br />

am Klinikum der RWTH Aachen. Anschließend wechselte<br />

sie als Oberärztin zum Universitätsklinikum Gießen, wo sie<br />

ihre Zusatzweiterbildung zur Kinderradiologin abschloss.<br />

Seit dem Jahr 2000 arbeitet Friederike Körber am Institut<br />

für radiologische Diagnostik der Uniklinik Köln und leitet<br />

dort seit 2007 die Kinderradiologie.<br />

KINDER-<br />

RADIOLOGIE<br />

INTENSIVER<br />

KONTAKT<br />

Kleine Patienten<br />

brauchen<br />

besonders viel<br />

Aufmerksamkeit<br />

Die Kinderradiologie umfasst von<br />

Ultraschall über MRT und CT die gesamte<br />

bildgebende Diagnostik bei<br />

Kindern und Jugendlichen. Neben<br />

Einfühlungsvermögen, Sensibilität<br />

und viel Geduld müssen die Fachärzte<br />

auch über ein breites fachliches<br />

Wissen verfügen. Da sich die<br />

Krankheitsbilder und -verlauf von<br />

Heranwachsenden und erwachsenen<br />

Patienten häufig unterscheiden,<br />

benötigen Kinderradiologen<br />

sogar eine doppelte Spezialisierung<br />

– sie müssen nicht nur Experten für<br />

Radiologie sein, sondern sich auch<br />

in der Kinderheilkunde gut auskennen.<br />

Entsprechend lange dauert ihre<br />

Ausbildung: An das <strong>Medizin</strong>studium<br />

<strong>mit</strong> einer Regelstudienzeit sechs<br />

Jahren und drei Monaten schließt<br />

sich die Facharztausbildung zum<br />

Radiologen <strong>mit</strong> fünf Jahren an.<br />

Die Weiterbildung zum Kinderradiologen<br />

beträgt noch einmal drei<br />

Jahre, von denen man indes eines<br />

schon während der Facharztausbildung<br />

ableisten kann. Am Ende<br />

dieser mindestens 13 Jahre langen<br />

Ausbildung steht ein spannendes<br />

und abwechslungsreiches Arbeitsfeld<br />

<strong>mit</strong> engem Patientenkontakt.<br />

Chronisch kranke Kinder und deren<br />

Familien begleiten die Ärzte meist<br />

über eine lange Zeit, in der oft persönliche<br />

Beziehungen entstehen.<br />

FOTOS: PRIVAT, WWW.ISTOCKPHOTO.DE (2)<br />

25


EIN HANDWERKSZEUG<br />

Magnetresonanztomographie<br />

Die Königsklasse in der Bildgebung<br />

Kernspin gilt als die modernste Bildgebungsmethode in<br />

der medizinischen Diagnostik. Was kann das Verfahren,<br />

wo liegen die Chancen, wo die Grenzen?<br />

✓<br />

Was kann die Methode?<br />

Die Magnetresonanztomographie (von<br />

altgriechich: „tome“ = Schnitt und „graphein“<br />

= schreiben) ist heute ein unverzichtbares<br />

Instrument zur Diagnose von<br />

Krankheiten des zentralen Nervensystems,<br />

also Gehirn und Rückenmark. Mit ihr lassen<br />

sich vor allem weiche Gewebearten<br />

und Organe <strong>mit</strong> viel Flüssigkeit präzise<br />

darstellen, etwa Blutgefäße, Bänder, Bindegewebe,<br />

Geschwulste, Muskeln oder Entzündungen.<br />

Modernste Geräte sind sogar<br />

in der Lage, den Bewegungsablauf eines<br />

schlagenden Herzens abzubilden.<br />

Organe <strong>mit</strong> niedrigem Wassergehalt wie<br />

Knochen oder die Lunge eignen sich dagegen<br />

nicht für die MRT.<br />

✓<br />

Wer hat’s erfunden?<br />

Die bildgebende Methode wurde 1973<br />

von dem US-amerikanischen Chemiker<br />

und Radiologen Paul C. Lauterbur und<br />

dem britischen Physiker Sir Peter Mansfield<br />

entwickelt. Sie erhielten dafür 2003<br />

gemeinsam den Nobelpreis für Physiologie<br />

in der <strong>Medizin</strong>.<br />

Inzwischen existieren viele Weiterentwicklungen<br />

der Methode: Die Echtzeit-MRT<br />

erlaubt etwa die filmische Darstellung<br />

bewegter Gelenke und Organe; <strong>mit</strong> der<br />

funktionellen MRT (fMRT) lassen sich<br />

Stoffwechselvorgänge im Gehirn darstellen;<br />

bei der Perfusions-MRT können<br />

Durchblutungsstörungen im Gehirn, etwa<br />

durch Gefäßverschlüsse beim Schlaganfall<br />

verursacht, entdeckt werden.<br />

✓<br />

Wie funktioniert’s?<br />

Ein MRT erzeugt Schnittbilder des Körperinneren.<br />

Scheibe für Scheibe kann der<br />

befundende Arzt daraufhin Form, Lage,<br />

Größe und Beschaffenheit der Organe<br />

untersuchen und eventuell krankhafte<br />

Veränderungen entdecken.<br />

Grundlage dafür ist ein<br />

starkes Magnetfeld im<br />

Inneren des Gerätes,<br />

das etwa 20.000 mal<br />

stärker ist als das<br />

Erdmagnetfeld. Es<br />

ermöglicht, dass die<br />

Atomkerne (meist<br />

die Wasserstoffkerne)<br />

des Körperinneren<br />

sich wie<br />

unzählige kleine<br />

Kompassnadeln um<br />

eine Achse ausrichten.<br />

Indem verschiedene<br />

Magnetfelder zuund<br />

wieder abgeschaltet<br />

werden, bringt man die<br />

Atomkerne dazu, ihre Ausrichtung<br />

entlang der Achse zu<br />

verändern. Die Energie, die dabei<br />

umgewandelt wird, misst der Tomograph<br />

und zeichnet sie auf. Da jedes Gewebe<br />

unterschiedlich starke Signale aussendet,<br />

können die Kontraste des Körperinneren<br />

voneinander unterschieden werden.<br />

✓<br />

Was erwartet einen<br />

bei der Untersuchung?<br />

Bevor es los geht: Vor dem Test führen<br />

Ärzte ein Aufklärungsgespräch, in dem die<br />

Vor- und Nachteile der Methode, Risiken<br />

und Alternativen besprochen werden. Un<strong>mit</strong>telbar<br />

vor der Untersuchung müssen<br />

Kleider und Taschen abgelegt werden, da<br />

sie Bildstörungen verursachen können.<br />

Auch metallhaltige Gegenstände dürfen<br />

nicht in den MRT-Raum, sie könnten sich<br />

erwärmen oder vom starken Magneten<br />

angezogen werden. Patienten, die etwas<br />

Metallhaltiges im Körper haben (z.B.<br />

Herzschrittmacher, Insulinpumpen, Gefäßstützen,<br />

etc.) müssen dies vorher <strong>mit</strong><br />

ihrem Arzt besprechen.<br />

Besserer Kontrast: Manchmal erfordert<br />

die Untersuchung die Gabe eines<br />

Kontrast<strong>mit</strong>tels. Die Flüssigkeit wird<br />

während des Tests über eine hauchfeine<br />

Nadel in eine Vene gespritzt. Sie hilft dabei,<br />

dass sich Gewebestrukturen besser<br />

voneinander unterscheiden lassen. Zudem<br />

kann <strong>mit</strong> Hilfe eines Kontrast<strong>mit</strong>tels die<br />

Durchblutung eines Gewebes untersucht<br />

werden: Strukturen, die stärker durchblutet<br />

sind, sammeln mehr Kontrast<strong>mit</strong>tel.<br />

Mittendrin: Da der Tomograph oft laute<br />

Klopfgeräusche von sich gibt, können sich<br />

Patienten <strong>mit</strong> einem Kopfhörer schützen.<br />

Röntgenassistenten (MTRA) platzieren<br />

den Patienten auf einer Liege, die ins In-<br />

26


RÖNTGEN-MUSEUM<br />

nere der Röhre hineingefahren wird. Derjenige<br />

Körperteil, der untersucht werden<br />

soll, liegt genau in der Mitte der Röhre.<br />

Anschließend werden die Patienten im<br />

Untersuchungsraum alleine gelassen. Per<br />

Videokamera und Mikrophon können<br />

MTRA und Patient <strong>mit</strong>einander kommunizieren.<br />

✓<br />

Wie lange dauert<br />

die Untersuchung?<br />

Je nachdem, welche Organe und Gewebeteile<br />

angesehen werden sollen und je nach<br />

Gerätetyp dauert eine Untersuchung zwischen<br />

20 und 30 Minuten.<br />

✓<br />

Was kostet das alles?<br />

Eine Untersuchung per MRT ist<br />

nicht billig. Eine Kernspin-Aufnahme<br />

kann, abhängig vom Aufwand<br />

der jeweiligen Untersuchung, zwischen<br />

140 und 1200 Euro kosten.<br />

✓<br />

Möglichkeiten<br />

und Grenzen:<br />

Anders als Röntgen-Gerät oder<br />

Computertomographie arbeitet die<br />

Magnetresonanztomographie nicht<br />

<strong>mit</strong> ionisierender Strahlung, sondern<br />

<strong>mit</strong> Radiowellen. Sie gilt deshalb als<br />

risikoarme Untersuchungsmethode. Zudem<br />

ist sie die modernste und genaueste<br />

Bildgebungsmethode – quasi das Luxusteil<br />

im Geräterepertoire radiologischer Fachärzte.<br />

Die MRT liefert Bilder, die viel genauer<br />

sein können als beispielsweise eine<br />

CT- oder Röntgenaufnahme. Mit ihrer<br />

Hilfe können zum Beispiel krankhafte<br />

Veränderungen entdeckt werden, die<br />

andere Methoden womöglich übersehen<br />

hätten. Therapien können deshalb auch<br />

zielgenau festgelegt und eingeleitet werden<br />

– was die Heilungschancen erhöhen kann.<br />

Die Genauigkeit der Methode kann indes<br />

auch <strong>mit</strong> einem gewissen Risiko einher gehen,<br />

das Patienten kennen müssen. Denn<br />

wo viel gesehen wird, kann auch viel gefunden<br />

werden. So kann eine Kernspin-<br />

Aufnahme einen Befund, beispielsweise<br />

einen Tumor, zeigen, der womöglich nie<br />

zu Beschwerden geführt hätte. Die betroffenen<br />

Patienten könnten daraufhin unnötig<br />

behandelt werden – und leiden unter<br />

den <strong>mit</strong> Diagnose und Therapie verbundenen<br />

Ängsten und Schmerzen.<br />

Auf den Spuren Röntgens<br />

Schwelmer Str. 41<br />

42897 Remscheid<br />

Tel. 02191-163384<br />

www.roentgenmuseum.de<br />

Ein Feldlazarett aus dem <strong>1.</strong> Weltkrieg, ein<br />

echter Handdurchleuchtungsautomat,<br />

ein nachgebauter Reihenuntersuchungsbus,<br />

ein „Röntgenflipper“, der spielerisch die<br />

Entstehung von Röntgenstrahlen simuliert:<br />

Das Deutsche Röntgenmuseum ist anders<br />

als klassische museale Huldigungsstätten.<br />

Seit 2002 werden die Ausstellungsräume<br />

in Wilhem Conrad Röntgens Geburtstadt<br />

Lennep Stück für Stück von einem wissenschaftlichen<br />

Spezialmuseum zu einem<br />

lebendigen Themenmuseum für kreatives<br />

Forschen und Entdecken umgestaltet. Das<br />

Besondere: Die Besucher dürfen alles anfassen<br />

und ausprobieren. Dabei geht es in der<br />

Ausstellung nicht nur um die medizinische<br />

Anwendung von Röntgenstrahlen, sondern<br />

auch um ganz moderne physikalische Fragestellungen:<br />

von Genomforschung über<br />

Gesichtsrekonstruktion bis zu Röntgenstrahlung<br />

im All. Vor allem Kinder lernen<br />

durch die Erkundung der 16 Erlebnisräume<br />

vom nachgebauten Nobelpreissaal bis zu<br />

Röntgens Labor spielerisch, wie spannend<br />

Wissenschaft sein kann. Ein besonderes<br />

Highlight: Kindergeburtstag im Museum.<br />

Was sich im verpackten Geburtstagsgeschenk<br />

versteckt, können die Kleinen schon<br />

vor dem Auspacken durch das museumseigene<br />

Röntgengerät entdecken.<br />

<br />

Vanessa Plodeck<br />

<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Di - Fr 10:00-18:00<br />

Sa, So, Feiertag 11:00-18:00<br />

Mogeschlossen<br />

FOTOS: DEUTSCHES RÖNTGEN-MUSEUM, WWW.ISTOCKPHOTO.DE<br />

27


NACHGEFRAGT<br />

Ab nach Übersee?<br />

Die Strahlenbelastung ist<br />

genauso hoch wie beim<br />

Röntgen des Brustkorbs<br />

FOTO: WWW.ISTOCKPHOTO.DE<br />

Wie riskant ist RÖNTGEN?<br />

Strahlen können Leben retten. Doch Experten warnen vor unnötigen Check-ups<br />

Rund 140 Millionen Röntgenuntersuchungen<br />

werden jedes Jahr in<br />

Deutschland durchgeführt. Da<strong>mit</strong><br />

belegen die Deutschen im europäischen<br />

Vergleich eine Spitzenposition. „Knapp<br />

die Hälfte unserer Strahlenbelastung<br />

stammt aus Arztpraxen und Kliniken“,<br />

erklärt Radiologe Prof. Reinhard Loose,<br />

stellvertretender Vorsitzender der Strahlenschutzkommision.<br />

Verursacht wird dies<br />

durch Tests per Röntgen, Mammographie<br />

oder Computertomographie (CT). Die andere<br />

Hälfte kommt aus der Natur, etwa<br />

aus der Erde oder aus dem Weltall.<br />

In welcher Dosis sind Röntgenstrahlen<br />

gefährlich?<br />

Genauso gut könnten Sie fragen, wieviele<br />

Zigaretten man rauchen muss, bis es<br />

gefährlich wird. Es gibt keinen Schwellenwert.<br />

Auch eine geringe Dosis kann eine<br />

einzelne Zelle entarten lassen, aus der<br />

schließlich Krebs entsteht.<br />

Nach einer gewissen rauchfreien Zeit kann<br />

sich aber die Lunge wieder erholen …<br />

Aber nur partiell. Und wir wissen nicht,<br />

wie es sich <strong>mit</strong> dem Krebsrisiko verhält.<br />

So ist es auch <strong>mit</strong> Strahlung. Der Körper<br />

kann geschädigte Zellen reparieren. Röntgenstrahlen<br />

sind aber auch in der Lage,<br />

die Erbsubstanz zu verändern, und das<br />

ist vermutlich nicht reparabel.<br />

Dann sollte man eine Röntgenuntersuchung<br />

möglichst vermeiden?<br />

Eine Röntgen-Panik wäre übertrieben.<br />

Besteht ein Krankheitsverdacht, sollte<br />

man natürlich die notwendige Untersuchung<br />

durchführen. Ich rate aber dringend<br />

davon ab, nur aus Vorsorgegründen mal<br />

dies und jenes röntgen zu lassen. Auch unter<br />

Ärzten gibt es schwarze Schafe, die bieten<br />

etwa Manager-Checks <strong>mit</strong> Röntgentests<br />

zur Vorsorge an. Um solche Checks<br />

sollte man einen großen Bogen machen.<br />

Auch beim Zahnarzt wird ständig geröntgt<br />

…<br />

Das stimmt. Aber für die medizinische<br />

Strahlenbelastung spielen sie kaum eine<br />

Rolle, weil nur eine winzige Fläche belichtet<br />

wird. Um den Körperstamm zu<br />

durchstrahlen ist eine viel höhere Strahlendosis<br />

nötig. Sie liegt beim CT 100- bis<br />

500-mal höher als etwa beim konventionellen<br />

Röntgen der Lunge.<br />

Sollte man also aufs CT verzichten?<br />

Auf keinen Fall. Diese Untersuchung<br />

Strahlenbelastung<br />

in Zahlen<br />

Natürliche<br />

Strahlung: 2mSv (Millisievert) pro Jahr<br />

Langstreckenflug<br />

Frankfurt – New York: 0,02-0,05 mSv*<br />

Röntgendiagnostik gesamt: 1,7 mSv<br />

Röntgenaufnahme<br />

der Zähne: unter 0,01 mSv*<br />

Röntgenaufnahme<br />

der Wirbelsäule: 0,1-1 mSv*<br />

Mammographie: 0,2-0,4 mSv*<br />

CT des Brustkorbs: 4-7 mSv*<br />

CT des Bauchraums: 9-16 mSv*<br />

kann Leben retten. Sie wird vor allem<br />

bei gravierenden Problemen eingesetzt,<br />

beim Schlaganfall, in der Bauchchirurgie,<br />

Onkologie, bei Unfallopfern <strong>mit</strong> vielen<br />

Verletzungen und beim Verdacht auf<br />

innere Blutungen. Früher musste jedes<br />

Körperteil einzeln untersucht werden,<br />

wertvolle Zeit ging dabei verloren. Heute<br />

schiebt man die Patienten einmal 20<br />

Sekunden durch die Röhre. So können<br />

Ärzte schnell reagieren, die Sterblichkeit<br />

hat sich durch das Verfahren um bis zu<br />

15 Prozent reduziert.<br />

Was kann ich als Patient tun?<br />

Strahlung im Alltag vermeiden. Viele<br />

wissen nicht, dass ein Transatlantikflug etwa<br />

die gleiche Belastung wie die Röntgenaufnahme<br />

des Brustkorbs hat. Grund ist<br />

die kosmische Strahlung, die <strong>mit</strong> der Höhe<br />

zunimmt. Und wer 20 bis 40 Zigaretten<br />

pro Tag raucht, verpasst seinen Bronchien<br />

in einem Jahr das gleiche Krebsrisiko wie<br />

2500 Lungen-Röntgenaufnahmen.<br />

Kann ich meinem Arzt vertrauen, wenn er<br />

eine Röntgenaufnahme verordnet?<br />

Ein Arzt ist verpflichtet, das Risiko der<br />

Strahlenbelastung gegen den Nutzen abzuwägen.<br />

Aber auch als Patient sollte man<br />

kritisch nachfragen und sich nicht sorglos<br />

durchleuchten lassen. Ein Röntgenpass<br />

(über www.bfs.de) verhindert etwa, dass<br />

Röntgenaufnahmen mehrfach angefertigt<br />

werden, nur, weil ein Arzt nichts von den<br />

Aufnahmen des anderen weiß. Patienten<br />

sollten den Pass vor jedem Röntgen vorlegen.<br />

Interview: Aline Götz<br />

*Parlamentsbericht 2010 des Bundesamts für Strahlenschutz<br />

28


COACHING<br />

KEINE ANGST vor der RÖHRE<br />

Vielen Patienten graut es vor der Untersuchung im MRT. Diese 6 Strategien<br />

helfen Ihnen, gelassen und souverän zu bleiben<br />

Knapp sechs Millionen Deutsche werden<br />

jährlich per MRT (Magnetresonanztomographie)<br />

untersucht. „Das<br />

Verfahren ermöglicht eine exakte Diagnostik,<br />

ist völlig schmerzlos und ohne jedes<br />

Strahlenrisiko,“ erklärt Anton Quinsten,<br />

Leitender medizinisch-technischer Radiologieassistent<br />

(MTRA) vom Universitätsklinikum<br />

Essen. Doch der Ruf von Enge<br />

und Lärm eilt der Untersuchung voraus.<br />

Wie kann man sich als Patient Mut machen,<br />

wenn man in die Röhre muss? „Zunächst<br />

ist es wichtig, nicht von einer ‘Röhre’ zu<br />

sprechen! Der Bergriff klingt beklemmend<br />

und düster,“ so Quinsten, „dabei sind die<br />

Geräte hinten und vorne offen und im Vergleich<br />

zu früher weiter.“ Quinsten bereitet<br />

Patienten auf die Untersuchung vor und<br />

weiß genau, wie man diese entspannt hinter<br />

sich bringt. Seine Tipps:<br />

Nachfragen<br />

„Ausführliche Gespräche<br />

helfen am besten, Ängste zu überwinden,“<br />

weiß Quinsten aus jahrelanger Erfahrung.<br />

Lassen Sie sich vom zuständigen Radiologieassistenten<br />

genau erklären, wie Ihre<br />

Untersuchung ablaufen wird: Müssen Sie<br />

komplett ins Gerät oder nur teilweise? Wie<br />

lange wird die Untersuchung dauern? Die<br />

Zeitspanne variiert zwischen zehn und vierzig<br />

Minuten. „Vielen Patienten hilft es auch,<br />

wenn sie Probe liegen dürfen,“ so Quinsten,<br />

„häufig sind sie sogar überrascht, wie offen<br />

das Gerät ist.“<br />

Beruhigen<br />

Das Gerät steht auf Grund<br />

seines starken Magneten in einem separaten<br />

Untersuchungsraum. Trotzdem ist immer<br />

jemand an Ihrer Seite: Durch eine große<br />

Glasscheibe und zusätzliche Videoüberwachung<br />

haben Arzt und Assistenzpersonal Sie<br />

bestens im Blick. „Während der Untersuchung<br />

können wir dem Patienten über eine<br />

Gegensprechanlage Mut zusprechen,“ so<br />

Quinsten. „Vielen hilft es auch, zwischendurch<br />

Bescheid zu wissen, wie lange die<br />

Untersuchung noch dauert.“ Über einen<br />

Klingelknopf kann man sich jederzeit bemerkbar<br />

machen und – wenn nötig – die<br />

Untersuchung abbrechen.<br />

Ablenken<br />

Im ersten Moment kann es<br />

sich merkwürdig anfühlen, in das Gerät<br />

gefahren zu werden. Versuchen Sie, sich<br />

zu entspannen. Schließen Sie die Augen<br />

und denken Sie an einen schönen Ort oder<br />

Moment. So können Sie leichter still liegen.<br />

Wer keine Lust auf Sinnesreisen hat, kann<br />

auch in Gedanken von 100 an rückwärts<br />

zählen oder ein Lieblingsgedicht aufsagen.<br />

Übertönen<br />

Geräte wie MRT arbeiten<br />

<strong>mit</strong> starken Magnetfeldern.<br />

Diese erzeugen während der einzelnen<br />

Messsequenzen laute Geräusche – das<br />

kann ein leichtes Brummen sein oder<br />

ein starkes Hämmern, ähnlich wie bei<br />

Bauarbeiten. Um diesen Lärm auszublenden,<br />

hat man als Patient die<br />

Wahl zwischen Ohrstöpseln und musikalischer<br />

Begleitung per Kopfhörer.<br />

Tipp vom Experten: „Patienten dürfen<br />

auch gerne ihre Lieblings-Musik <strong>mit</strong>bringen,<br />

dabei entspannt man besonders gut.“<br />

Richtig atmen<br />

Was tun, wenn das<br />

Herz plötzlich schneller schlägt und Panik<br />

droht? Das beste Gegen<strong>mit</strong>tel ist so banal<br />

wie effektiv: richtige Atmung. Konzentriert<br />

tiefes, langsames Ein- und Ausatmen beruhigt<br />

den Herzschlag wieder. Übung: Stellen<br />

Sie sich beim Einatmen vor, dass Sie Kraft<br />

und Energie aufsaugen und beim Ausatmen<br />

Ängste loswerden.<br />

Positiv denken<br />

Oft ängstigt nicht die<br />

Untersuchung, sondern die bevorstehende<br />

Diagnose. Die Sorge vor diesem Wissen<br />

kann Ihnen niemand abnehmen. Doch es<br />

hilft, sich klar zu machen: „Eine konkrete<br />

und frühzeitige Diagnose bietet die beste<br />

Chance, gesund zu werden,“ so Quinsten,<br />

– und befreit von Unsicherheit und gedanklichen<br />

Horrorszenarien. Genaue Kenntnisse<br />

über das Ausmaß einer Krankheit ermöglichen<br />

eine gezielte Therapie und sind grundlegende<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Behandlung. <br />

Aline Götz<br />

ILLUSTRATION: HUBERT WARTER<br />

29


PROMI-UMFRAGE<br />

Kernspin: Welche TIPPS haben SIE?<br />

Berühmte Menschen sind in allen Lebenslagen cool und souverän?<br />

Wir können Sie beruhigen: Beim Arzt sind wir (fast) alle gleich<br />

„Eva Habermann, Schauspielerin<br />

Bei einem Bandscheibenvorfall 2011 habe ich mich<br />

intensiv <strong>mit</strong> dem Thema auseinander gesetzt. Um<br />

mich abzulenken, las ich kurz zuvor in meinem<br />

Lieblingsbuch. Während der Untersuchung konzentrierte<br />

ich mich auf die letzten Szenen und<br />

versuchte, alles kritisch zu hinterfragen. Ich nahm<br />

mir fest vor, keinesfalls die Augen zu öffnen. Nach<br />

15 Minuten schaffte ich es, in eine Art<br />

„Normalzustand“ zu gelangen. Der<br />

Arzt hatte mir vorher gesagt, die Klopftöne würden<br />

an eine Baustelle erinnern. Ich versuchte, daraus eine<br />

Art Musik herauszufiltern. Klingt ein bisschen merkwürdig,<br />

hat mir aber geholfen! Übrigens: auf dem<br />

„Fragebogen“ stand: Wer zu Panikattacken neige,<br />

könne gegebenenfalls hypnotisiert werden. Das fand<br />

ich klasse. Demnach haben scheinbar mehrere Leute<br />

dieses Problem! Wir Angsthasen befinden uns also<br />

in guter Gesellschaft.<br />

„Michaela May, Schauspielerin Wegen eines Schulterbruchs<br />

vor zehn Jahren musste ich zum ersten Mal in die Radiologie.<br />

Ich wurde sehr gut aufgeklärt: Wie lange es dauern, wie laut<br />

es sein würde. Trotzdem habe ich mich Angst erfüllt in die Röhre<br />

schieben lassen, <strong>mit</strong> der Klingel in der Hand. Es war viel enger<br />

als erwartet. Mein Rat an Ärzte: Menschen, die unter Klaustrophobie<br />

leiden, bitte vorher einmal zur Probe hineinschieben. Dann weiß<br />

man Bescheid, und die Untersuchung ist überhaupt kein Problem mehr.<br />

„Jacques Breuer, Schauspieler Vor vier Jahren hatte<br />

ich einen Meniskus-Riss. Der Arzt konnte auf dem Röntgenbild<br />

nichts sehen. Also weiter zur Radiologie. Ich kam<br />

mir vor wie ein Hahn im Backofen. Und dann die lauten<br />

Knaller! Aber das Erstaunlichste: Als ich wieder heraus<br />

war, hat der Facharzt in Sekundenschnelle die Diagnose<br />

gestellt und mir genau gezeigt, wo der Meniskus gerissen<br />

war. Ich kann von mir behaupten: Ich bin MR-Fan.<br />

„Janina Hartwig, Schauspielerin Eigentlich leide ich nicht<br />

unter Platzangst. Aber der Gedanke, in eine enge Röhre geschoben<br />

zu werden und sich nicht regen zu dürfen, hat auch meinen<br />

Puls beschleunigt. Deshalb ist Aufklärung das Wichtigste. Ich habe<br />

bisher nur beste Erfahrungen <strong>mit</strong> Radiologen gemacht. Bei mir war es<br />

die Achillessehne, also dann <strong>mit</strong> den Füßen voraus, den Notknopf in meiner<br />

Hand und rein in die Röhre. Augen zu und durch! Da taten die beruhigenden<br />

Worte des Arztes vorher schon sehr gut.<br />

INTERVIEWS: CELIA TREMPER<br />

FOTOS: TERENCE TREMPER<br />

„John Jürgens, DJ Ich war einmal wegen Schmerzen in der Schulter<br />

in einer radiologischen Praxis. Ich habe versucht, buchstäblich in mich<br />

zu gehen. Natürlich nahm ich mir meine schönsten Soul-Nummern<br />

<strong>mit</strong> aufs Ohr, und plötzlich lag ich gedanklich am Strand und habe<br />

mir die Sonne ins Gesicht brennen lassen. Eine ordentliche Portion<br />

Phantasie ist da schon nötig! Angenehm ist dieses Gerät nicht, aber es<br />

tut Dir ja nichts. Also ganz ruhig, Augen zu, Musik an – und Abflug!<br />

30


Blicken sie durch?<br />

Blicken sie weiter!<br />

Entdecken Sie die faszinierende Welt der Radiologie <strong>mit</strong> dem<br />

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je mehr Sie über Untersuchungen und Erkrankungen wissen,<br />

desto selbstbestimmter können Sie Ihren Gesundungsprozess<br />

<strong>mit</strong>gestalten.<br />

Jeder Mensch ist einzigartig. Ihre Gesundheit ist es auch.<br />

Answers for life.

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