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2/2009 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle

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G y n ä k o l o g i e<br />

paravulvär. Nach einer <strong>der</strong>zeitigen Langzeitnachbeobachtung<br />

von bis zu elf Jahren erscheint<br />

es möglich, 89 Prozent aller Frauen<br />

mit Stressinkontinenz mit Hilfe spannungsfreier<br />

Schlingen erfolgreich zu behandeln. Bei<br />

Therapieversagern stehen uns Harnröhrenunterspritzungen<br />

beispielsweise mit Polyacryl-amid-Hydrogel<br />

zur Verfügung. Diese<br />

Methode kann auch bei älteren Patientinnen<br />

mit hohem Operationsrisiko und auch bei<br />

Frauen mit Kin<strong>der</strong>wunsch angewendet werden.<br />

Damit steht für jede Patientin eine individuelle<br />

und ihren Wünschen sowie <strong>der</strong><br />

Lebenssitua tion angepasste Behandlungsmethode<br />

zur Verfügung.<br />

Deszensus<br />

Auch <strong>der</strong> uterovaginale Prolaps verschiedenen<br />

Grades ist bei Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Alterstruktur<br />

unserer Gesellschaft ein zunehmendes Problem.<br />

Mittlerweile unterziehen sich etwa elf<br />

Prozent aller Frauen in Westeuropa einem<br />

operativen Eingriff zur Korrektur von Senkungen<br />

im Beckenbodenbereich. Dabei ist<br />

es in den vergangenen Jahren zur revolutionären<br />

Wandlung <strong>der</strong> operativen Vorgehensweise<br />

gekommen. Während bis Ende <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre die klassischen vaginalen Plastiken mit<br />

Raffungen <strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong> gewichenen Bindegewebsstrukturen<br />

zur Behandlung von Zysto-<br />

und Rektozele den Standard bildeten, hat<br />

sich nun die Erkenntnis durchgesetzt, dass<br />

die Ursache <strong>der</strong> Senkung in einer allgemeinen<br />

Bindegewebeschwäche zu sehen ist und<br />

somit durch eine alleinige „Reparatur“ <strong>der</strong><br />

Anatomie unter Zuhilfenahme körpereigener<br />

Faszienstrukturen die Integrität des Beckenbodens<br />

nicht suffizient wie<strong>der</strong>hergestellt werden<br />

kann. Darausfolgend wird zunehmend<br />

alloplastisches Material intraoperativ implantiert,<br />

welches die anatomischen Strukturen<br />

stärken soll. Diese so genannten Netzimplantationen<br />

werden seit etwa sechs Jahren zur<br />

Korrektur von Beckenbodendefekten im vor<strong>der</strong>en,<br />

mittleren und hinteren Kompartiment<br />

eingesetzt. Damit stehen uns im Bereich <strong>der</strong><br />

Deszensuschirurgie effiziente Operations-Alternativen<br />

zur Verfügung. Das Einbringen <strong>der</strong><br />

Netze („mesh“) transobturatorisch und ischiorektal<br />

stellte für die Operateure zunächst<br />

eine erhebliche Herausfor<strong>der</strong>ung an die anatomische<br />

Vorstellungskraft dar, wird aber inzwischen<br />

von speziellen urogynäkologischen<br />

Zentren zunehmend beherrscht. Auch an unserer<br />

Klinik wurden bereits mehr als 1600<br />

Netzimplantationen durchgeführt.<br />

Die großzügige Anwendung alloplastischer<br />

Materialien in <strong>der</strong> Deszensuschirurgie hat naturgemäß<br />

zu kontroversen Diskussionen geführt.<br />

Auch wenn große randomisierte Studien<br />

zu dieser Frage noch fehlen aber zu<br />

for<strong>der</strong>n sind, so zeigen doch unsere Erfahrungen,<br />

dass die mo<strong>der</strong>ne Deszensuschirurgie<br />

ohne Netzimplantationen nicht mehr vorstellbar<br />

ist.<br />

Angesichts einer Rezidivquote bei den herkömmlichen<br />

Operationsmethoden von über<br />

30 Prozent ist die Frage für die Zukunft wohl<br />

nicht so sehr, ob Netzimplantate überhaupt einen<br />

Stellenwert haben, son<strong>der</strong>n vielmehr die<br />

Frage, ob die Netzmaterialien und die Form <strong>der</strong><br />

Netze weiter zu optimieren sind. Die hohe Erfolgsquote,<br />

die Patientenzufriedenheit und die<br />

niedrige Komplikationsrate geben den Verfechtern<br />

<strong>der</strong> Netzimplantation Recht. In Zukunft<br />

werden die anspruchsvollen Techniken durch<br />

zahlreiche Innovationen auch an unserer Klinik<br />

weiter verfeinert und verbessert werden.<br />

k o n t a k t<br />

<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />

Gynäkologie<br />

Urogynäkologische Sprechstunde<br />

Oberarzt Dr. Christian Göpel<br />

Sandra Störer, Fachärztin<br />

Ernst Grube Str. 40<br />

06120 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Tel.: (0345) 557-1585<br />

Fax: (0345) 557-1501<br />

christian.goepel@medizin.uni-halle.de<br />

sandra.stoerer@medizin.uni-halle.de<br />

Sprechstunden:<br />

Montag, Dienstag und Donnerstag<br />

von 9.00 bis 14.00 Uhr<br />

Ausgabe 2/09<br />

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