2/2009 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
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G y n ä k o l o g i e<br />
Mit einer Schlinge<br />
gegen Inkontinenz<br />
Prof. Dr. Christoph Thomssen<br />
Dr. Christian Göpel<br />
Sandra Störer<br />
Ab dem 50. Lebensjahr zeigt durchschnittlich jede dritte Frau Symptome einer Harninkontinenz.<br />
Die zunehmende Aufklärung über dieses Krankheitsbild, zum Teil auch in den Medien, und dessen<br />
Behandelbarkeit haben dazu geführt, dass dieses Thema enttabuisiert wurde.<br />
I<br />
n unserer urogynäkologischen<br />
Sprechstunde stellen sich vor allem<br />
Frauen mit Stress- und Dranginkontinenz<br />
vor. An<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Inkontinenz<br />
sind selten. Bereits mit <strong>der</strong> Erhebung <strong>der</strong><br />
Anamnese kann man in 80 Prozent <strong>der</strong> Fälle<br />
Drang- und Stressinkontinenz voneinan<strong>der</strong><br />
unterscheiden. Die letztere Inkontinenzform<br />
wird auch als Belastungsinkontinenz<br />
bezeichnet. Die Dranginkontinenz kann meistens<br />
konservativ behandelt werden. Nach<br />
Ausschluss eines Harnwegsinfektes und eines<br />
Estrogenmangels werden physiotherapeutische<br />
Maßnahmen wie Beckenbodengymnastik,<br />
Elektrotherapie und medikamentöse Therapien<br />
wie die Einnahme von verschiedenen<br />
Anticholinergika eingesetzt. Außerdem kann<br />
die zystoskopisch gesteuerte Injektion von Botulinum<br />
A-Toxin in die Submukosa <strong>der</strong> Blasenschleimhaut<br />
durchgeführt werden.<br />
Die Mehrheit <strong>der</strong> Frauen mit Inkontinenzlei-<br />
den bilden jedoch Frauen mit Symptomen einer<br />
Stressinkontinenz. Zunächst stehen hier<br />
ebenfalls die konservativen Therapiemöglichkeiten<br />
mit Beckenbodengymnastik, lokaler<br />
Östrogenisierung und die medikamentöse<br />
Therapie mit dem Wirkstoff Duloxetin im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Sollten die konservativen Therapieverfahren<br />
nicht greifen, stehen uns eine Reihe<br />
operativer Maßnahmen zur Verfügung.<br />
Vor operativen Eingriffen muss jedoch die Diagnostik<br />
vervollständigt werden, die neben<br />
<strong>der</strong> gynäkologischen Untersuchung zum Ausschluss<br />
eines Deszensus, die Ultraschalluntersuchung<br />
zum Ausschluss von pathologischen<br />
Prozessen im kleinen Becken und<br />
die urodynamische Messung beinhaltet, um<br />
die Differenzierung zwischen Stress- und<br />
Dranginkontinenz zu dokumentieren. Bei<br />
Dranginkontinenz wird eine Zystoskopie zum<br />
Ausschluss von pathologischen Prozessen <strong>der</strong><br />
Blase angeschlossen.<br />
Operativer Einsatz einer Schlinge<br />
In den vergangenen zehn Jahren hat das operative<br />
Spektrum zur Behandlung <strong>der</strong> weiblichen<br />
Belastungsinkontinenz erheblich zugenommen.<br />
Während bis Ende <strong>der</strong> 90er Jahre<br />
die Kolposuspension über einen suprasymphysären<br />
Querschnitt als Goldstandard <strong>der</strong> Therapie<br />
<strong>der</strong> weiblichen Belastungsinkontinenz<br />
angesehen wurde – mit einer Operationsdauer<br />
von knapp einer Stunde und einem einwöchigen<br />
Krankenhausaufenthalt –, ist die 1996<br />
erstmals beschriebene Implantation von spannungsfreien<br />
Schlingen als minimal invasiver<br />
Eingriff inzwischen die Therapie <strong>der</strong> Wahl.<br />
Viele prospektiv randomisierte Studien bestätigen<br />
dies. Dieser operative Eingriff mit einer<br />
Operationszeit von knapp 20 Minuten ist gekennzeichnet<br />
durch einen suburethralen kleinen<br />
Schnitt und zwei Hautinzisionen zum<br />
Ausführen des Bandes suprasymphysär o<strong>der</strong><br />
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