2/2009 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
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P f l e g e d i e n s t<br />
Die Entwicklung von<br />
Neugeborenen för<strong>der</strong>n<br />
Sandra Pannwitz, Michael Beau, Patrick Jahn<br />
D<br />
ie intensivmedizinische Versorgung<br />
von Früh- und kranken Neugeborenen<br />
hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht.<br />
Die Entwicklungen <strong>der</strong> Medizin stellen dabei<br />
auch hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die pflegerische<br />
Betreuung. Nach <strong>der</strong> Sicherung des<br />
Lebens steht hierbei vor allem die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Lebensqualität und Vermeidung<br />
von Folgerisiken im Vor<strong>der</strong>grund. In diesem<br />
Zusammenhang trägt die Gesundheits- und<br />
Kin<strong>der</strong>krankenpflege dazu bei, Gesundheitsressourcen<br />
<strong>der</strong> kleinen Patienten zu erkennen<br />
und nachhaltig zu stärken.<br />
Die intensivmedizinische Behandlung kann<br />
bei Früh- und kranken Neugeborenen erheblichen<br />
Stress erzeugen - beispielsweise durch<br />
Lärm und starke Lichtreize - und damit die<br />
weitere Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.<br />
Das Prinzip <strong>der</strong> Entwicklungsför<strong>der</strong>nden<br />
Pflege von Früh- und kranken Neugeborenen<br />
stellt dahingehend auf die Reduktion von Folgerisiken<br />
ab. Dessen Wirksamkeit wurde bereits<br />
in mehreren systematischen Übersichtsarbeiten<br />
dargestellt. Es wurde von Heidelinde<br />
Als in den 1990igern in den USA entwickelt<br />
und patentiert. Die Entwicklungsför<strong>der</strong>nde<br />
Pflege bei Frühgeborenen verbessert die frühkindliche<br />
Gehirnentwicklung, den Aufbau <strong>der</strong><br />
Eltern-Kind-Beziehung, erhöht die Gewichtszunahme<br />
und reduziert die Verweildauer.<br />
K o n t a k t :<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin<br />
Kin<strong>der</strong>station 5/Neonatologie<br />
Schwester Sandra Pannwitz<br />
Ernst-Grube-Straße. 40<br />
06120 <strong>Halle</strong><br />
Tel: (0345) 557-5876<br />
Fax: (0345) 557- 2495<br />
sandra.pannwitz@medizin.uni-halle.de<br />
Die Mitarbeiter <strong>der</strong> Neonatologischen Station<br />
des <strong>Universität</strong>sklinikums <strong>Halle</strong> (Saale),<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für Kin<strong>der</strong>-<br />
und Jugendmedizin, berücksichtigen<br />
die Grundsätze dieses Konzeptes bereits seit<br />
mehreren Jahren in ihrer Pflege. Für die Umsetzung<br />
besteht seit mehreren Jahren ein<br />
Austausch mit Laura D. Robison vom Aurora<br />
Sinai Medical Center in Milwaukee (USA) sowie<br />
dem Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>Medizinische</strong>n <strong>Fakultät</strong><br />
an <strong>der</strong> <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg.<br />
Die Entwicklung des Gehirns positiv<br />
beeinflussen<br />
Die Versorgung des Kindes erfolgt angepasst<br />
an den jeweilig individuellen Entwicklungsstand.<br />
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf<br />
<strong>der</strong> Reduktion von Stressreizen. Darüber hinaus<br />
werden gezielt Reize wie Wärme, Licht,<br />
Musik und Hautkontakt stimulierend eingesetzt,<br />
um die Entwicklung des Gehirns des<br />
Neugeborenen positiv zu beeinflussen. Die<br />
Pflegenden wurden geschult, verschiedene<br />
Verhaltensstadien zu erkennen: Schlaf-/<br />
Wachrhythmus, Tiefschlaf, Einschlaf- und<br />
Aufwachmuster, Aufmerksamkeitsgrade sowie<br />
die Fähigkeit <strong>der</strong> Selbsttröstung.<br />
Wenn Zeichen von Belastungen und Stressreaktionen<br />
sichtbar werden, wird konsequent<br />
darauf geachtet, die Pflege am Patienten erst<br />
fortzusetzen, wenn sich <strong>der</strong> Zustand des Kindes<br />
stabilisiert hat.<br />
Positive Auswirkungen auf das Befinden,<br />
Entwicklung und Eltern-Kind-Beziehung haben<br />
neben <strong>der</strong> oben beschriebenen Krankenbeobachtung<br />
folgende Interventionen:<br />
Individuelle Pflege & Zusammenarbeit<br />
• Reduktion <strong>der</strong> Behandlungszeiten durch<br />
Minimal Handling und Lagerung<br />
• exakte Koordination pflegerischer und medizinisch-diagnostischer<br />
Interventionen<br />
• behutsame Kontaktaufnahme zum Kind<br />
durch sanfte Ansprache und Ankündigung<br />
von Tätigkeiten<br />
Entwicklungsför<strong>der</strong>nde Umgebung<br />
• Punktbeleuchtung bei medizinisch<br />
notwendigen Eingriffen am Patientenplatz<br />
• Abdunkelnde, rote Tücher, die auf die<br />
Inkubatoren gelegt werden. Dadurch soll<br />
<strong>der</strong> rötliche Schimmer in <strong>der</strong> Gebärmutter<br />
simuliert werden.<br />
• Lagerung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> durch verschiedene<br />
Materialien (z.B. „Nestchen“) – dadurch<br />
wird die Umhüllung im Bauch <strong>der</strong> Mutter<br />
simuliert<br />
• Vermeidung von Lärm und Licht in den<br />
Fluren sowie den Patientenzimmern<br />
• gleich bleibende Temperatur in den<br />
Patientenzimmern von 27 Grad<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eltern-Kind-Beziehung<br />
• basal stimulierende elterliche<br />
Kontaktpflege<br />
• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stillbeziehung bzw. <strong>der</strong> Gabe<br />
von Muttermilch<br />
• Stillberatung<br />
• Entwicklung des Verständnisses für das<br />
Kind und seine momentane Situation<br />
• Familienorientierung<br />
• Entlassungsmanagement – Überleitung<br />
in den poststationären Aufenthalt durch<br />
Anleitung und Beratung <strong>der</strong> Eltern<br />
Die Integration <strong>der</strong> Eltern durch Beratung<br />
und Anleitung ist ebenso ein wesentlicher<br />
Aspekt <strong>der</strong> Entwicklungsför<strong>der</strong>nden Pflege.<br />
Auch aus diesem Grund nehmen sich die Mitarbeiter<br />
<strong>der</strong> Neonatologischen Station viel<br />
Zeit für Anleitung und Gespräche. Darüber<br />
hinaus besteht auf Anfrage die Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Mitaufnahme eines Elternteils im stationären<br />
Bereich o<strong>der</strong> im Angehörigenhaus des<br />
<strong>Universität</strong>sklinikums <strong>Halle</strong> (Saale), um dem<br />
Kind in <strong>der</strong> Zeit des stationären Aufenthaltes<br />
nahe zu sein.<br />
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