2/2009 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
2/2009 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
2/2009 - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
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Ausgabe 2/09<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum<br />
<strong>Halle</strong> (Saale)<br />
medialog<br />
z e i t s c h r i f t d e s u n i v e r s i t ä t s k l i n i k u m s h a l l e ( s a a l e )<br />
Rund um die<br />
„Familienmedizin“:<br />
von Andrologie bis Perinatalzentrum<br />
Gynäkologie<br />
Schlinge gegen Inkontinenz<br />
Strahlentherapie<br />
Mit Präzision gegen Lungentumore<br />
Ausgabe 2/09<br />
1 |
e d i t o r i a l<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
mit <strong>der</strong> dritten Ausgabe <strong>der</strong> Zeitschrift medialog des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />
<strong>Halle</strong> (Saale) möchten wir Sie schwerpunktmäßig über das<br />
Thema „Familie“ informieren. Wir bieten sowohl in <strong>der</strong> stationären,<br />
als auch ambulanten Versorgung ein breites Spektrum an medizinischen<br />
Spezialleistungen rund um die Familie an – von <strong>der</strong> Geburtshilfe,<br />
über die Gynäkologie sowie Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin bis zur<br />
„Männermedizin“. Zur Familien orientierten Medizin gehört unter an<strong>der</strong>em<br />
ein Perinatalzentrum, das die Ansprüche nach Level 1 erfüllt,<br />
aber auch das Zentrum für Repoduktionsmedizin und Andrologie. Mit<br />
dieser Fächerkombination zählt das <strong>Universität</strong>sklinikum zu den Vorreitern<br />
auf diesem Gebiet. Nicht nur Frauen und Kin<strong>der</strong> finden unter<br />
dem Gesichtspunkt „Familie“ Ansprechpartner bei uns, son<strong>der</strong>n auch<br />
Männer beispielsweise bei dem Thema Fortpflanzungsstörungen.<br />
Wie in den ersten Ausgaben von medialog finden Sie im Mittelteil <strong>der</strong><br />
Zeitschrift eine Übersicht über die Sprechstunden und Ansprechpartner<br />
zum Herausnehmen.<br />
Doch nicht nur bei <strong>der</strong> Versorgung von Patienten spielt für uns das<br />
Thema „Familie“ eine Rolle. Auch im Sinne <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter versuchen wir, die Arbeitsbedingungen im <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
immer familienfreundlicher zu gestalten. Seit drei Jahren verfügen<br />
wir über einen Betriebskin<strong>der</strong>garten, <strong>der</strong> sich eines regen Zuspruchs<br />
erfreut. Außerdem werden wir die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf weiter verbessern, beispielsweise durch verlässliche Arbeitszeiten,<br />
Gewährleistung des Weiterbildungsabschlusses bei Mutterschutz-<br />
und Erziehungszeiten sowie den Einsatz von Weiterbildungskoordinatoren.<br />
Wir hoffen, Ihr Interesse geweckt und für Sie interessante und wichtige<br />
Informationen zusammengetragen zu haben. Wir würden uns<br />
freuen, wenn Sie uns weiterhin mit Anregungen und Hinweisen aus<br />
Ihrer täglichen Praxis dabei helfen würden, unsere Leistungen und unseren<br />
Service weiter zu verbessern.<br />
Sehen Sie medialog auch als Forum des kollegialen Austausches. Fragen<br />
und Hinweise können Sie beispielsweise auch per E-Mail an<br />
medialog@medizin.uni-halle.de richten. Sie bekommen eine Antwort.<br />
Bis dahin verbleibe ich<br />
mit freundlichen Grüßen<br />
PD Dr. Thomas Klöss<br />
Ärztlicher Direktor<br />
| 2
i n h a l t<br />
04 |<br />
P e r i n a t a l z e n t r u m<br />
Gemeinsam für den Nachwuchs<br />
Dr. Cerrie Scheler, Dr. Ulla Lieser, Dr. Volker Thäle<br />
07 |<br />
10 |<br />
Z e n t r u m f ü r R e p r o d u k t i o n s -<br />
m e d i z i n u n d A n d r o l o g i e<br />
Kin<strong>der</strong>wunschbehandlung „aus einer Hand“<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre, Dr. Petra Kaltwaßer,<br />
Dr. Solveig Köller, Dr. rer. nat. Ewald Seliger<br />
Kryokonservierung – Chance auf eine eigene Familie<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre, Dr. rer. nat. Ewald Seliger<br />
11 |<br />
H a l s - , N a s e n - u n d O h r e n h e i l k u n d e<br />
Hörstörungen bei Neugeborenen früh erkennen<br />
PD Dr. Kerstin Neumann, Dr. Christine Rasinski, Dr. rer. nat. Torsten Rahne<br />
13 |<br />
M u n d - , K i e f e r - u n d p l a s t i s c h e<br />
G e s i c h t s c h i r u r g i e<br />
Hauptsache gesund: Die Prävention von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten<br />
Prof. Dr. Dr. Johannes Schubert, Dr. Birgit Scheffler<br />
15 |<br />
S p r e c h s t u n d e n<br />
rund um die „Familienmedizin“<br />
19 |<br />
R e c h t s m e d i z i n<br />
Die Vaterschaft sicher klären<br />
Prof. Dr. Manfred Kleiber, Dr. rer. nat. Uta-Dorothee Immel<br />
20 |<br />
21 |<br />
22 |<br />
24 |<br />
P f l e g e d i e n s t<br />
Die Entwicklung von Neugeborenen för<strong>der</strong>n<br />
Sandra Pannwitz, Michael Beau, Patrick Jahn<br />
M e l d u n g e n<br />
G y n ä k o l o g i e<br />
Individuelle Therapie von Blutungsstörungen<br />
Prof. Dr. Christoph Thomssen, Dr. Ina Karbe, Ursula Bauerfeind<br />
Mit einer Schlinge gegen Inkontinenz<br />
Prof. Dr. Christoph Thomssen, Dr. Christian Göpel, Sandra Störer<br />
26 |<br />
K i n d e r - u n d J u g e n d m e d i z i n<br />
Endoskopie bei Kin<strong>der</strong>n: Der genaue „Blick nach Innen“<br />
Dr. Nick Merkel, Dr. Frank Schmidt<br />
28 |<br />
I n n e r e M e d i z i n<br />
Gemeinsam die Versorgung Rheumakranker verbessern<br />
Prof. Dr. Gernot Keyßer<br />
30 |<br />
S t r a h l e n t h e r a p i e<br />
Body-Stereotaxie: Mit Präzision gegen Lungentumore<br />
Prof. Dr. Dirk Vor<strong>der</strong>mark<br />
Ausgabe 2/09<br />
3 |
P e r i n a t a l z e n t r u m<br />
Gemeinsam für<br />
den Nachwuchs<br />
Die familienorientierte Geburtshilfe mit <strong>der</strong> Sicherheit eines<br />
Perinatalzentrums ist oberstes Gebot im <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong><br />
(Saale) und Bestandteil des Konzeptes <strong>der</strong> Betreuung von Anfang an –<br />
von <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Schwangerschaft und <strong>der</strong>en Überwachung,<br />
über die Geburtsvorbereitung bis zur Geburt und das Wochenbett.<br />
Dr. Cerrie Scheler<br />
Dr. Ulla Lieser<br />
Dr. Volker Thäle<br />
D<br />
ie <strong>Universität</strong>skliniken und Polikliniken<br />
für Geburtshilfe, Kin<strong>der</strong>und<br />
Jugendmedizin, Kin<strong>der</strong>chirurgie<br />
sowie Kin<strong>der</strong>kardiologie sind wesentliche<br />
Bestandteile des im Krankenhausplan des<br />
Landes Sachsen-Anhalt für das <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
<strong>Halle</strong> (Saale) ausgewiesenen Perinatalzentrums<br />
mit einem im südlichen Sachsen-Anhalt<br />
einmaligen Standard, <strong>der</strong> alle<br />
Bedingungen eines Perinatalzentrums Level 1<br />
gemäß Vereinbarung des Gemeinsamen Bundesausschusses<br />
erfüllt.<br />
Entgegen deutschlandweit stagnierenden Geburtenzahlen<br />
konnte durch die Umsetzung<br />
einer konsequent-individuellen, familienorientierten<br />
Geburtshilfe mit <strong>der</strong> Sicherheit<br />
eines Perinatalzentrums im <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
die Geburtenrate mit etwa 1000 Geburten<br />
im Jahr stabilisiert und tendenziell<br />
leicht ausgebaut werden. Die Konzeption<br />
<strong>der</strong> „Betreuung von Anfang an“ (Sterilitätsbehandlung,<br />
Betreuung von Risikoschwangerschaften,<br />
Pränataldiagnostik, Geburtsvorbereitung,<br />
Geburtsbegleitung sowie die<br />
Betreuung im Wochenbett und <strong>der</strong> Neugeborenen)<br />
wird zunehmend akzeptiert.<br />
| 4
P e r i n a t a l z e n t r u m<br />
Das ärztliche Kollegium <strong>der</strong> Geburtshilfe arbeitet<br />
eng mit den Mitarbeitern des Zentrums<br />
für Reproduktionsmedizin und Andrologie<br />
zusammen. Maßgeblich wird die<br />
ganzheitliche Geburtshilfe durch das pflegerische<br />
Team bestehend aus Hebammen und<br />
Wöchnerinnen- und Neugeborenenschwestern<br />
getragen. Außerdem gibt es eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit mit Beleghebammen.<br />
In neu gestalteten Sprechzimmern <strong>der</strong><br />
Schwangerenambulanz und Pränataldiagnostik<br />
stehen zwei High-end-Sonographiegeräte<br />
zur Verfügung, so dass alle mo<strong>der</strong>nen Methoden<br />
<strong>der</strong> vorgeburtlichen Diagnostik angewendet<br />
werden können. Für das First-Trimester-Screening<br />
ist Dr. Cerrie Scheler<br />
(komm. Direktorin <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>sklinik für<br />
Geburtshilfe) nach FMF-Deutschland zertifiziert<br />
beziehungsweise für die DEGUM-Stufe-II-Diagnostik<br />
zugelassen. Dr. Volker Thäle<br />
hat sich zusätzlich für die fetale Echokardiographie<br />
qualifiziert, in einer gemeinsamen<br />
Sprechstunde mit Prof. Ralph Grabitz (<strong>Universität</strong>sklinik<br />
und Poliklinik für Pädiatrische<br />
Kardiologie) findet das interdisziplinäre Vorgehen<br />
im Perinatalzentrum seinen Ausdruck.<br />
Bei Feststellung fetaler Fehlbildungen sind<br />
durch die Konzentration aller Fachgebiete am<br />
Standort des <strong>Universität</strong>sklinikums sofortige<br />
fachübergreifende Konsile möglich. Weiterhin<br />
finden neben den täglichen gemeinsamen<br />
Visiten auf <strong>der</strong> neonatologischen Intensivstation<br />
monatliche perinatologische Fallkonferenzen<br />
zur Planung <strong>der</strong> Betreuung von Risikoschwangerschaften<br />
beziehungsweise von<br />
zu erwartenden Risikogeburten statt, die einen<br />
entscheidenden Anteil an <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />
im Perinatalzentrum besitzen.<br />
Unter dem Motto „Donnerstag ist Kröllwitztag“<br />
werden unterschiedliche Kurse und Veranstaltungen<br />
für Schwangere, werdende Eltern,<br />
Großeltern und Geschwister angeboten.<br />
Die Vorstellung zur Geburtsplanung erfolgt<br />
nach individueller Absprache ab <strong>der</strong> 34.<br />
Schwangerschaftswoche. Neben <strong>der</strong> Anlage<br />
des Patientenakte und <strong>der</strong> Aufklärung zur<br />
Geburt sowie einer gegebenenfalls notwendigen<br />
Ultraschalluntersuchung werden aufgetretene<br />
Fragen gemeinsam erörtert und eventuell<br />
zusätzliche Untersuchungen vereinbart<br />
und organisiert. Weiterhin werden die Modalitäten<br />
zur elektronischen Geburtsanzeige sowie<br />
des kostenlosen Parkens am Tag <strong>der</strong> Geburt<br />
erläutert.<br />
Mit Geburtsbeginn erfolgt die Aufnahme in<br />
einen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kreißsäle. Unter <strong>der</strong> Geburt<br />
wird <strong>der</strong> Zustand von Mutter und Fetus<br />
engmaschig überwacht, hier kommen<br />
mo<strong>der</strong>nste CTG-Geräte mit Analysefunktion<br />
inklusive Auswertung <strong>der</strong> Herzfrequenzvariabilität<br />
zum Einsatz. Bei pathologischen<br />
CTG-Verän<strong>der</strong>ungen wird die Indikation zur<br />
eventuell notwendigen abdominal- o<strong>der</strong> vaginal-operativen<br />
Beendigung <strong>der</strong> Geburt durch<br />
Mikroblutanalyse gestellt. Der Vorteil kompletter<br />
Teams vor Ort bedeutet einen unschätzbaren<br />
Sicherheitsfaktor bei einem hohen<br />
Anteil an Risikoschwangerschaften und<br />
-Geburten. So liegt beispielsweise die durchschnittliche<br />
Entschluss-Entwicklungszeit bei<br />
<strong>der</strong> Notsectio bei unter zehn Minuten.<br />
Bei je<strong>der</strong> Geburt ist ein Geburtshelfer anwesend<br />
und ein Kin<strong>der</strong>arzt rund um die Uhr<br />
„Wand an Wand“ präsent. Bei zu erwartenden<br />
Problemen ist ein Kin<strong>der</strong>arzt (in beson<strong>der</strong>en<br />
Fällen auch mehrere) schon während <strong>der</strong><br />
Ausgabe 2/09<br />
5 |
P e r i n a t a l z e n t r u m<br />
Die Unterbringung von Schwangeren und<br />
Wöchnerinnen erfolgt in Einzel- und Zwei-<br />
Bett-Zimmern. Unsere Geburtshilfe gilt als<br />
Mitinitiator <strong>der</strong> Umsetzung des Rooming-in-<br />
Systems, somit ist eine dementsprechende<br />
Unterbringung von Mutter und Kind Programm.<br />
Ein separates Stillzimmer, ein großzügig<br />
gestalteter Aufenthaltsraum sowie ein<br />
Speiseraum mit Buffet ergänzen die mo<strong>der</strong>ne<br />
Ausstattung <strong>der</strong> Station. Dem zunehmenden<br />
Wunsch nach Mitaufnahme des Partners wurde<br />
durch die Einrichtung eines Familienzimmers<br />
Rechnung getragen. Die Teilnahme von<br />
allen Neugeborenen am Stoffwechselscreening<br />
und das Hörscreening sind obligat. Ultraschalluntersuchungen<br />
von Schädel und<br />
Hüfte, Screening auf angeborene Herzfehler<br />
(O 2<br />
-Messung) und die Vitamin-K-Prophylaxe<br />
sowie eine ausführliche individuelle Beratung<br />
<strong>der</strong> Eltern vervollständigen das Programm.<br />
k o n t a k t E :<br />
<strong>Universität</strong>sklinik für Geburtshilfe<br />
komm. Direktorin Dr. Cerrie Scheler<br />
Ernst-Grube-Str. 40<br />
Tel.: (0345) 557-2324<br />
Fax: (0345) 557-2448<br />
cerrie.scheler@medizin.uni-halle.de<br />
k u r s e :<br />
für Schwangere und Angehörige<br />
1. Donnerstag: Geschwisterkurs<br />
2. Donnerstag: Informationsabend mit<br />
Stationsrundgang<br />
3. Donnerstag: Großelterngespräch<br />
je<strong>der</strong> Donnerstag: Baby-Bad und<br />
Wickelkurs<br />
Anmeldung und Information unter<br />
(0345) 557-2515.<br />
Informationen unter<br />
www.medizin.uni-halle.de/kgr<br />
Geburt im Kreißsaalbereich anwesend und<br />
versorgt das Neugeborene unmittelbar nach<br />
<strong>der</strong> Geburt. Sollten bei <strong>der</strong> Adaptation des<br />
Kindes Probleme auftreten o<strong>der</strong> mit Problemen<br />
zu rechnen sein, erfolgt die weitere Betreuung<br />
in <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik<br />
für Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin. Dabei<br />
können die Vertreter <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Fachbereiche<br />
je<strong>der</strong>zeit hinzugezogen werden. Die<br />
Anwesenheit des Partners o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Bezugspersonen<br />
im Kreißsaal o<strong>der</strong> bei in Regionalanästhesie<br />
durchgeführter Sectio caesarea<br />
im Operationssaal ist inzwischen zur Selbstverständlichkeit<br />
geworden.<br />
Auf den neonatologischen Stationen <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>sklinik<br />
für Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin<br />
werden jährlich etwa 300 Neugeborene behandelt,<br />
davon ungefähr 60 Kin<strong>der</strong> mit einem<br />
Geburtsgewicht unter 1500 Gramm. Dazu<br />
stehen dem Team <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>intensivstation<br />
sieben Inkubatorplätze mit Beatmungsgeräten<br />
speziell für Früh- und Neugeborene zur<br />
Verfügung. Nach <strong>der</strong> ersten, intensiven Behandlungsphase<br />
werden die Kin<strong>der</strong> bis zur<br />
Entlassung o<strong>der</strong> Rückverlegung in die Geburtseinrichtung<br />
auf <strong>der</strong> Frühgeborenenstation<br />
betreut. Zusätzlich zu den aus dem eigenen<br />
Kreißsaal übernommenen Kin<strong>der</strong>n<br />
besteht im Rahmen des Perinatalzentrums<br />
ein neonatologischer Holdienst für die Kin<strong>der</strong><br />
aus Frauen- und Kin<strong>der</strong>kliniken des südlichen<br />
Sachsen-Anhalt. In diesem Rahmen<br />
führen die Oberärzte <strong>der</strong> Neonatologie unseres<br />
Hauses pro Jahr 70 bis 80 Transporte<br />
von kranken Früh- und Reifgeborenen per<br />
Hubschrauber o<strong>der</strong> Babynotarztwagen durch.<br />
Die Eltern können auch nach Verlegung ihrer<br />
kranken Kin<strong>der</strong> in die Kin<strong>der</strong>klinik je<strong>der</strong>zeit<br />
zum Kind und nach dem Ende <strong>der</strong> regulären<br />
Behandlung weiterhin als Begleitperson<br />
auf <strong>der</strong> Wochenstation verweilen und so einen<br />
engen Kontakt zum Kind pflegen. Dabei<br />
spielt das Kuscheln mit dem Kind (Känguruhing)<br />
eine bedeutende Rolle.<br />
| 6
Z e n t r u m f ü r R e p r o d u k t i o n s m e d i z i n u n d A n d r o l o g i e<br />
Kin<strong>der</strong>wunschbehandlung<br />
„aus einer Hand“<br />
Am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong> (Saale) besteht mit dem Zentrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie<br />
(ZRA) eine Einrichtung, in <strong>der</strong> die „Paarbehandlung“ wörtlich genommen wird. Kin<strong>der</strong>wunschbehandlung<br />
ist Paarbehandlung - diesem Grundsatz folgend wurde im Jahr 2007 mit <strong>der</strong> Gründung des „Zentrums für<br />
Reproduktionsmedizin und Andrologie (ZRA)“ am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong> (Saale) die erste selbständige<br />
universitäre Einrichtung in Deutschland gegründet, in <strong>der</strong> alle mo<strong>der</strong>nen diagnostischen und therapeutischen<br />
Verfahren <strong>der</strong> Reproduktionsmedizin in einem Team von Frauenärzten, Männerärzten, Reproduktionsbiologen,<br />
Schwestern und Arzthelferinnen für Rat suchende Paare kompetent angeboten werden.<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre, Dr. Petra Kaltwaßer, Dr. Solveig Köller, Dr. rer. nat. Ewald Seliger<br />
Ausgabe 2/09<br />
7 |
Z e n t r u m f ü r R e p r o d u k t i o n s m e d i z i n u n d A n d r o l o g i e<br />
F<br />
rauen und Männer mit unerfülltem<br />
Kin<strong>der</strong>wunsch o<strong>der</strong> allgemeinen<br />
Fragen zu Fruchtbarkeit und Sexualität<br />
können unabhängig vom Alter und Familienstatus<br />
auch ohne Vordiagnostik Rat und<br />
Hilfe erhalten.<br />
Oberstes Prinzip ist eine individualisierte,<br />
ganzheitliche Betreuung. Die Säulen <strong>der</strong> Diagnostik<br />
des unerfüllten Kin<strong>der</strong>wunsches sind:<br />
• umfassende Anamnese und körperliche Untersuchung<br />
• mo<strong>der</strong>ne Ultraschalldiagnostik inkl. farbkodierter<br />
Duplexsonographie<br />
• spezialisierte Hormonanalytik<br />
• differenzierte Ejakulatanalyse nach den neusten<br />
Empfehlungen <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />
von <strong>2009</strong><br />
• minimal invasive, ambulante Abklärung <strong>der</strong><br />
inneren Reproduktionsorgane<br />
Da zunehmendes Alter <strong>der</strong> Frau einer <strong>der</strong><br />
häufigsten Gründe für Einschränkungen<br />
<strong>der</strong> Fruchtbarkeit ist, kann auf Wunsch für<br />
Frauen und Männer die individuelle Fertilitätsreserve<br />
auch ohne aktuellen Kin<strong>der</strong>wunsch<br />
eingeschätzt werden. Dazu werden<br />
Hormonmessungen im Blut in Kombination<br />
mit Ultraschalldiagnostik <strong>der</strong> Eierstöcke beziehungsweise<br />
einer differenzierten Ejakulatanalyse<br />
durchgeführt.<br />
Die Therapie des unerfüllten Kin<strong>der</strong>wunsches<br />
umfasst das volle Spektrum mo<strong>der</strong>ner reproduktionsmedizinischer<br />
Methoden:<br />
• hormonelle Stimulation <strong>der</strong> Frau zur Zyklusregulation,<br />
um einen regelmäßigen Eisprung<br />
und eine gute Vorbereitung <strong>der</strong> Gebärmutter<br />
auf eine Schwangerschaft zu erreichen, sowie<br />
hormonelle Stimulation <strong>der</strong> Spermatogenese<br />
bei Männern<br />
• intrauterine Insemination (IUI) mit und ohne<br />
hormonelle Stimulation <strong>der</strong> Eizellreifung<br />
• in-vitro-Fertilisation (IVF)<br />
• intrazytoplasmatische Spermieninjektion<br />
(ICSI)<br />
• assistierte Reproduktion mit zur Befruchtung<br />
geeigneten Samenzellen aus dem Hoden<br />
(testikuläre Spermienextraktion: TESE) o<strong>der</strong><br />
Nebenhoden (mikroepididymale Spermienaspiration:<br />
MESA) bei Männern mit Azoospermie,<br />
d. h. wenn keine Spermien in <strong>der</strong> Samenflüssigkeit<br />
vorhanden sind<br />
• organerhaltende Fertilitätschirurgie<br />
Neben Paaren mit Fertilitätsstörungen werden<br />
im Zentrum für Reproduktionsmedizin<br />
und Andrologie auch Patientinnen und<br />
Patienten mit Störungen <strong>der</strong> reproduktiven<br />
Hormone, Libidostörungen, Störungen <strong>der</strong><br />
Erektion und Ejakulation sowie weiteren Störungen<br />
<strong>der</strong> Sexualität, mit Altershypogonadismus<br />
und Problemen in den Wechseljahren<br />
und mit Fragen zur Kontrazeption betreut.<br />
Aktuelle Schwerpunkte unserer klinischen<br />
Betreuung sind<br />
• alle Formen des weiblichen und männlichen<br />
Hypogonadismus, auch bei speziellen Erkrankungen<br />
wie dem Klinefelter-Syndrom,<br />
dem Kallmann-Syndrom, dem Isolierten<br />
Hypogonadotropen Hypogonadismus (IHH),<br />
<strong>der</strong> Hyperprolaktinämie, <strong>der</strong> Pubertas tarda,<br />
dem Altershypogonadismus, <strong>der</strong> Hormonresistenz<br />
u. v. a.<br />
• hormonelle Störungen bei Unter- und Übergewicht,<br />
wie z. B. das PCO-Syndrom mit<br />
und ohne Insulin-Resistenz und das Metabolische<br />
Syndrom beim Mann<br />
• Abklärung und Therapie von Hirsutismus,<br />
Zyklusanomalien und Androgenisierung bei<br />
Frauen<br />
| 8
Z e n t r u m f ü r R e p r o d u k t i o n s m e d i z i n u n d A n d r o l o g i e<br />
Einige praktische Hinweise für die ambulante<br />
Patientenbetreuung<br />
• differenzierte Diagnostik bei Libido-, Erektions-<br />
und Ejakulationsproblemen sowie bei<br />
Sexualstörungen mit allen mo<strong>der</strong>nen Therapieverfahren<br />
• Beratung zur Fertilitätsprotektion und zur<br />
Fertilitätsreserve bei Erkrankungen, die die<br />
Eierstockfunktion o<strong>der</strong> Hodenfunktion beeinträchtigen<br />
können, sowie alle mo<strong>der</strong>nen<br />
Verfahren <strong>der</strong> Kryokonservierung (siehe spezieller<br />
Betrag hierzu in diesem Heft)<br />
Für unsere Arbeit steht als Kernstück des Zentrums<br />
für Reproduktionsmedizin und Andrologie<br />
ein spezialisierter Laborbereich mit sehr<br />
erfahrenen Reproduktionsbiologen und MT-<br />
LAs zur Verfügung. Dieser glie<strong>der</strong>t sich organisatorisch<br />
in das reproduktionsbiologische Labor,<br />
das Hormonlabor, das Andrologielabor<br />
und das Labor für Kryokonservierung. Um betroffenen<br />
Patientinnen und Patienten auch zukünftig<br />
immer die bestmöglichen Therapien<br />
anbieten zu könnten, hat das Zentrum für Reproduktionsmedizin<br />
und Andrologie ein sehr<br />
aktives Forschungslabor mit engagierten Biologen,<br />
Biochemikern und MTLAs, und das<br />
Zentrum ist an vielen nationalen und internationalen<br />
klinischen Studien führend beteiligt.<br />
Um Doppeluntersuchungen zu vermeiden, sollten zum Erstgespräch<br />
möglichst Kopien aller relevanten Vorbefunde mitgebracht werden.<br />
Sinnvoll ist es, wenn Frauen vor einer Schwangerschaft einen<br />
sicheren Immunschutz gegen Röteln besitzen. Über alle diagnostischen<br />
und therapeutischen Schritte wird im Zentrum im Vorfeld<br />
ausführlich beraten. Für ambulante operative Eingriffe werden im<br />
Zentrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie Betten bereitgehalten.<br />
Die Diagnostik bei Störungen des Hormonhaushalts, <strong>der</strong> Fruchtbarkeit<br />
und <strong>der</strong> Sexualität inklusive Erektionsproblemen ist grundsätzlich<br />
Leistung <strong>der</strong> Krankenkassen. In dringenden Fällen wird<br />
kurzfristig ein Arztkontakt per Telefon o<strong>der</strong> E-Mail vermittelt. Wir<br />
bieten allen ärztlichen Kollegen bei speziellen Fragen je<strong>der</strong>zeit fachlichen<br />
Rat.<br />
Der Mittelteil dieser Zeitschrift gibt Ihnen ausführlich Auskunft<br />
über unsere Spezialsprechstunden, Sprechzeiten und Kontaktdaten.<br />
K o n t a k t<br />
Zentrum für Reproduktionsmedizin<br />
und Andrologie<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre<br />
Ernst-Grube-Str. 40<br />
Tel.: (0345) 557-4782<br />
Fax: (0345) 557-4788<br />
zra@medizin.uni-halle.de<br />
Ausgabe 2/09<br />
9 |
Z e n t r u m f ü r R e p r o d u k t i o n s m e d i z i n u n d A n d r o l o g i e<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre, Dr. rer.nat. Ewald Seliger<br />
Kryokonservierung<br />
–<br />
Chance für eine<br />
eigene Familie<br />
B<br />
eson<strong>der</strong>s aufgrund <strong>der</strong> verbesserten<br />
Krebstherapien rückt heute<br />
für Jugendliche sowie erwachsene<br />
Patientinnen und Patienten im fortpflanzungsfähigen<br />
Alter mit Krebserkrankungen<br />
die Frage einer Erhaltung <strong>der</strong> Fruchtbarkeit<br />
in den Vor<strong>der</strong>grund. Durch eine Strahlen-<br />
o<strong>der</strong> Chemotherapie kann die Fruchtbarkeit<br />
dauerhaft geschädigt werden. Die<br />
Kryokonservierung bietet hierfür eine seit<br />
vielen Jahrzehnten etablierte Möglichkeit <strong>der</strong><br />
Fertilitätsreserve. In diesem Sinne wird heute<br />
eine entsprechende Aufklärung betroffener<br />
Patientinnen und Patienten vor einer Chemoo<strong>der</strong><br />
Strahlentherapie mit dem Hinweis auf<br />
die konkreten Möglichkeiten <strong>der</strong> Kryokonservierung<br />
im Vorfeld als notwendiger ärztlicher<br />
Standard angesehen.<br />
Im Zentrum für Reproduktionsmedizin und<br />
Andrologie des <strong>Universität</strong>sklinikums <strong>Halle</strong><br />
(Saale) stehen für Patientinnen und Patienten<br />
die mo<strong>der</strong>nsten und besten Verfahren<br />
zur Kryokonservierung von Keimzellen und<br />
Keimdrüsen-Gewebe sowohl bei <strong>der</strong> Frau als<br />
k o n t a k t E :<br />
Zentrum für Reproduktionsmedizin<br />
und Andrologie<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre<br />
Tel.: (0345) 557-4782<br />
Fax: (0345) 557-4788<br />
zra@medizin.uni-halle.de<br />
auch beim Mann zur Verfügung. Unter Kryokonservierung<br />
wird ein kontrolliertes Einfrieren<br />
und Aufbewahren von Zellen (Eizellen <strong>der</strong><br />
Frau o<strong>der</strong> Samenzellen des Mannes) o<strong>der</strong> Gewebe<br />
(Eierstockgewebe <strong>der</strong> Frau o<strong>der</strong> Hodengewebe<br />
des Mannes) in flüssigem Stickstoff<br />
bei minus 196 Grad Celsius verstanden.<br />
Durch ein kompetentes und eingespieltes<br />
Team von Frauen- und Männerärzten als auch<br />
Fortpflanzungsbiologen des Zentrums für Reproduktionsmedizin<br />
und Andrologie kann<br />
sich jede betroffene Patientin und je<strong>der</strong> betroffene<br />
Patient umfassend über die Möglichkeiten<br />
einer Fruchtbarkeitsreserve durch<br />
Kryokonservierung im Vorfeld einer medizinischen<br />
Behandlung informieren, die möglicherweise<br />
die Fruchtbarkeit beeinträchtigt.<br />
Zudem sollten heute bei einer Kin<strong>der</strong>wunschbehandlung<br />
mittels <strong>der</strong> so genannten assistierten<br />
Reproduktion die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
Kryokonservierung erläutert und angeboten<br />
werden. Wird bei einem Mann mit Kin<strong>der</strong>wunsch<br />
aus diagnostischen Gründen eine Hodenbiopsie<br />
durchgeführt, sollte heute immer<br />
auch eine Kryokonservierung von Hodengewebe<br />
erfolgen, so dass später nicht ein erneuter<br />
operativer Eingriff zur Erfüllung des<br />
Kin<strong>der</strong>wunsches nötig wird. Bei einer so genannten<br />
künstlichen Befruchtung (IVF: in-vitro-Fertilisation;<br />
ICSI: intrazytoplasmatische<br />
Spermieninjektion) können Eizellen im Vorkernstadium<br />
kryokonserviert und später zur<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Chancen auf Erfüllung des Kin<strong>der</strong>wunsches<br />
eingesetzt werden.<br />
Das Zentrum für Reproduktionsmedizin und<br />
Andrologie erfüllt selbstverständlich alle strengen<br />
Qualitätsstandards, die unter an<strong>der</strong>em<br />
durch das europäische und deutsche Recht inklusive<br />
dem aktuellen Gewebegesetz als auch<br />
durch die Richtlinien <strong>der</strong> Landesärztekammer<br />
Sachsen-Anhalt vorgegeben sind und blickt auf<br />
eine lange erfolgreiche Tradition <strong>der</strong> Kryokonservierung<br />
zurück. Nicht zuletzt ist es für betroffene<br />
Patientinnen und Patienten in unserem<br />
Zentrum von großem Vorteil, dass die<br />
an die Kryokonservierung anschließende spätere<br />
Kin<strong>der</strong>wunschbehandlung „vor Ort“ stattfinden<br />
kann, und somit die per Gesetz vorgeschriebenen,<br />
sehr aufwändigen Verfahren bei<br />
einem an<strong>der</strong>nfalls notwendigen Transport von<br />
Keimzellen entfallen können.<br />
Auf <strong>der</strong> Homepage des Zentrums für Reproduktionsmedizin<br />
und Andrologie unter www.medizin.uni-halle.de/zra<br />
sind weitergehende aktuelle<br />
Informationen zur Kryokonservierung<br />
zu finden, inklusive unserer Mitgliedschaft im<br />
„Deutschen Netzwerk für fertilitätsprotektive<br />
Maßnahmen bei Chemo- & Strahlentherapie -<br />
FertiPROTEKT“. Wir sind durch unsere eigene<br />
Forschung und Kooperation mit an<strong>der</strong>en Einrichtungen<br />
im In- und Ausland immer darum<br />
bemüht, unseren Patienten die bestmöglichen<br />
Verfahren <strong>der</strong> Fertilitätsreserve anzubieten.<br />
Die umfassende und schnelle Hilfe für die betroffenen<br />
Patientinnen und Patienten und die<br />
nahtlose und unkomplizierte Kooperation mit<br />
den behandelnden Ärztinnen und Ärzten in <strong>der</strong><br />
Klinik und Nie<strong>der</strong>lassung steht für uns an oberster<br />
Stelle.<br />
| 10
H a l s - , N a s e n - u n d O h r e n h e i l k u n d e<br />
Hörstörungen<br />
bei Neugeborenen<br />
früh erkennen<br />
Kaum eine Sinnesschädigung wird in ihrer Bedeutung so unterschätzt<br />
wie die Hörstörung. So ist beim Kind das normale Hörvermögen die<br />
Voraussetzung nicht nur für den Spracherwerb, son<strong>der</strong>n beeinflusst<br />
auch die emotionale, intellektuelle und soziale Entwicklung.<br />
PD Dr. Kerstin Neumann, Dr. Christine Rasinski, Dr. rer. nat. Torsten Rahne<br />
K<br />
aum eine Sinnesschädigung wird<br />
in ihrer Bedeutung so unterschätzt<br />
wie die Hörstörung. So ist beim<br />
Kind das normale Hörvermögen die Voraussetzung<br />
nicht nur für den Spracherwerb, son<strong>der</strong>n<br />
beeinflusst auch die emotionale, intellektuelle<br />
und soziale Entwicklung. Auch erfor<strong>der</strong>t die<br />
Hörbahnreifung nach <strong>der</strong> Geburt akustische<br />
Stimulation. Diese Faktoren verdeutlichen die<br />
Notwendigkeit <strong>der</strong> Früherkennung und frühzeitigen<br />
Behandlung kindlicher Hörstörungen.<br />
Ausgabe 2/09<br />
11 |
H a l s - , N a s e n - u n d O h r e n h e i l k u n d e<br />
Um dieser Anfor<strong>der</strong>ung Rechnung zu tragen,<br />
wurde zum 1. Januar <strong>2009</strong> ein generelles<br />
Neugeborenen-Hörscreening in Deutschland<br />
eingeführt, laut eines Beschlusses des<br />
Gemeinsamen Bundesausschusses über eine<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>richtlinien: „Einführung<br />
eines Neugeborenen-Hörscreenings“.<br />
Zielstellung ist die Erkennung beidseitiger<br />
Hörstörungen ab 35 dB, die Diagnose soll<br />
bis spätestens zum dritten Lebensmonat gestellt<br />
werden, die Therapieeinleitung bis spätestens<br />
zum sechsten Lebensmonat erfolgen.<br />
Die Neugeborenen haben einen Anspruch auf<br />
die Teilnahme an <strong>der</strong> Untersuchung, und die<br />
Eltern sind über die Vor- und Nachteile aufzuklären.<br />
Die Ablehnung <strong>der</strong> Eltern ist zu dokumentieren.<br />
k o n t a k t E :<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik<br />
für Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde,<br />
Kopf- und Halschirurgie<br />
Dr. Christine Rasinski<br />
Magdeburger Str.12<br />
06112 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Tel.: (0345) 557-1827<br />
Fax: (0345) 557-1859<br />
christine.rasinski@medizin.uni-halle.de<br />
T e r m i n v e r e i n b a r u n g<br />
u n d A n s p r e c h p a r t n e r<br />
Die Terminvereinbarung für die<br />
Untersuchung ist über (0345) 557-1716<br />
o<strong>der</strong> (0345) 557-1819 möglich.<br />
Sprechstunden:<br />
Dienstag und Donnerstag<br />
8.00 bis 13.00 Uhr und 14.00 bis 15.00 Uhr<br />
sowie nach Vereinbarung.<br />
Die Methode erfolgt mittels TEOAE (Transitorisch<br />
evozierte otoakustische Emissionen)<br />
und/o<strong>der</strong> AABR (automatisierte BERA). Es<br />
muss die Messung <strong>der</strong> TEOAE o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
AABR auf jedem Ohr erfolgen, bei Risikokin<strong>der</strong>n<br />
für konnatale Hörstörungen sind<br />
die AABR obligat. Die Messung soll bis zum<br />
dritten Lebenstag erfolgen, bei Frühgeborenen<br />
spätestens zum Zeitpunkt des errechneten<br />
Geburtstermins. Bei kranken o<strong>der</strong> mehrfach<br />
behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n sollte spätestens<br />
bis zum Ende des dritten Lebensmonates<br />
die Untersuchung erfolgen.<br />
Die Verantwortung für die Untersuchung<br />
liegt bei Geburt im Krankenhaus bei dem<br />
Arzt, <strong>der</strong> für die geburtsmedizinische Einrichtung<br />
verantwortlich ist. Bei Geburt außerhalb<br />
des Krankenhauses liegt die Verantwortung<br />
bei dem Arzt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hebamme,<br />
die/<strong>der</strong> die Geburt verantwortlich geleitet<br />
hat.<br />
Weiteres Vorgehen bei auffälligen Befunden:<br />
Bei auffälligem Ergebnis (TEOAE o<strong>der</strong><br />
AABR) soll möglichst am selben Tag, aber<br />
spätestens bis zur U2, eine Kontroll-AABR<br />
erfolgen, als Untersuchung auf beiden Ohren.<br />
Wenn diese wie<strong>der</strong>um auffällig ist,<br />
muss die pädaudiologische Konfirmationsdiagnostik<br />
bis zur zwölften Lebenswoche erfolgen.<br />
Wenn ausnahmsweise keine Kontrolle<br />
bei auffälligen Befunden bis zur U2<br />
erfolgt, so ist diese bis zur U3 durch Fachärzte<br />
für Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin, Fachärzte<br />
für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde o<strong>der</strong><br />
Fachärzte für Sprach-, Stimm- und kindliche<br />
Hörstörungen durchzuführen. Die Konfirmationsdiagnostik<br />
(umfassende Diagnostik<br />
zur Sicherung <strong>der</strong> Diagnose und Einleitung<br />
<strong>der</strong> Therapie) soll nur durch Fachärzte<br />
für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen<br />
o<strong>der</strong> pädaudiologisch qualifizierte<br />
Fachärzte für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde<br />
erfolgen. Die Dokumentation erfolgt im gelben<br />
Untersuchungsheft.<br />
Realisierung in Sachsen-Anhalt<br />
Unsere HNO-Klinik widmet sich bereits seit<br />
Jahren intensiv <strong>der</strong> Einführung des Neugeborenen-Hörscreenings:<br />
Durch Analyse <strong>der</strong> apparativen<br />
Ausstattung, durch die Suche nach<br />
Finanzierungsmöglichkeiten und durch Informationsveranstaltungen<br />
für die am Screening<br />
beteiligten HNO-Kollegen. Die Befunde<br />
des Screenings werden zentral im Fehlbildungsmonitoring<br />
gespeichert, um die Kin<strong>der</strong><br />
mit auffälligen Befunden o<strong>der</strong> die nicht untersuchten<br />
Kin<strong>der</strong> zu erfassen und nachzuverfolgen.<br />
Der Erfolg des Screenings hängt entscheidend<br />
von <strong>der</strong> schnellen und kompletten Durchführung<br />
<strong>der</strong> Nachfolgediagnostik bei auffälligen<br />
Befunden ab. Hier ist es wichtig, dass die Ärzte<br />
in <strong>der</strong> U3/U4/U5 sich über den Befund des<br />
Screening informieren und gegebenenfalls die<br />
Kontrolle einleiten.<br />
Therapieeinleitung<br />
Für die spezialisierte Diagnostik im südlichen<br />
Teil von Sachsen-Anhalt stehen wir in <strong>Halle</strong> zur<br />
Verfügung, um den im Screening geäußerten<br />
Verdacht auf Hörstörung weiter abzuklären.<br />
Beim Screening wird eine „Ja-Nein-Aussage“<br />
erzielt („pass“ o<strong>der</strong> „fail“). Uns stehen für die<br />
detaillierte Diagnostik weitere objektive Methoden<br />
zur Verfügung, die Aussagen über Ausmaß,<br />
Art und Sitz <strong>der</strong> Hörstörung ermöglichen.<br />
Als therapeutische Möglichkeiten kommen<br />
ggf. eine Hörgeräteversorgung, bei hochgradigen<br />
Störungen die Cochlear Implantation<br />
beziehungsweise operative Eingriffe im Mittelohr<br />
in Frage. Zusätzlich leiten wir die pädagogische<br />
Frühför<strong>der</strong>ung ein, um die Kommunikationsdefizite<br />
durch Hörtraining und gezielte<br />
Beratung <strong>der</strong> Eltern zu minimieren. Weitere<br />
diagnostische Maßnahmen werden gegebenenfalls<br />
eingeleitet (beispielsweise ophthalmologische,<br />
neurologische o<strong>der</strong> bildgebende<br />
Diagnostik).<br />
| 12
M u n d - , K i e f e r - u n d p l a s t i s c h e G e s i c h t s c h i r u r g i e<br />
Angeborene durchgehende LKG links präoperativ<br />
Gleicher Patient: 1 Jahr nach Lippenplastik nach Pfeiffer<br />
Hauptsache gesund:<br />
Die Prävention von Lippen-<br />
Kiefer-Gaumenspalten<br />
„Hauptsache gesund“ denken Eltern, wenn sie sich auf ihr Kind freuen.<br />
Die Freude kann jedoch von Sorgen und Ängsten getrübt sein, wenn<br />
vererbbare Erkrankungen in <strong>der</strong> Familie bekannt sind. In unserer<br />
Spezialsprechstunde für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten werden wir mit<br />
diesen Sorgen konfrontiert.<br />
Prof. Dr. Dr. Johannes Schubert, Dr. Birgit Scheffler<br />
L<br />
ippen-Kiefer-Gaumenspalten<br />
(LKG) gehören zu den häufigsten<br />
angeborenen Fehlbildungen und<br />
treten mit einer Inzidenz von ca. 1:500 Lebendgeburten<br />
auf. Das Auftreten ist familiär<br />
gehäuft, aber auch äußere Einflüsse können<br />
eine solche Fehlbildung zur Folge haben.<br />
Ist nun eine solche Spaltbildung in <strong>der</strong> Familie<br />
bekannt, bewegt Eltern die Frage,<br />
welches Wie<strong>der</strong>holungsrisiko für das geplante<br />
Wunschkind besteht.<br />
Ausgabe 2/09<br />
13 |
M u n d - , K i e f e r - u n d p l a s t i s c h e G e s i c h t s c h i r u r g i e<br />
Die folgende Tabelle gibt darüber Auskunft:<br />
Wie<strong>der</strong>holungsrisiko für LKG-Spalten in Abhängigkeit<br />
vom Verwandtschaftsgrad und<br />
<strong>der</strong> bisherigen hereditären Belastung<br />
Verwandschaftsgrad<br />
LKG<br />
Ein Elternteil betroffen 3,5%<br />
Zwei Elternteile betroffen 35 %<br />
Ein Geschwisterkind betroffen 4%<br />
Zwei Geschwister betroffen 10%<br />
Ein Elternteil und ein Geschwisterkind betroffen 16%<br />
Verwandter zweiten Grades betroffen 0,6%<br />
Ein Forschungsschwerpunkt unserer Klinik<br />
ist seit mehreren Jahrzehnten die Prävention<br />
von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Grundlage<br />
aller Maßnahmen zur Prävention sind dabei<br />
die Überlegungen zur Ätiologie <strong>der</strong> LKG.<br />
Das multifaktorielle Schwellenmodell zählt<br />
zu den anerkanntesten ätiologischen Modellen<br />
für die Entstehung <strong>der</strong> LK(G) und an<strong>der</strong>er<br />
Fehlbildungen. Grundidee dieses Modells ist<br />
die additive Wirkung von Erbmasse und Umwelt,<br />
die durch den Begriff „multifaktoriell“<br />
ausgedrückt wird. Dabei kann die sich summierende<br />
Wirkung einiger mutierter Gene<br />
und vielfältig Einfluss nehmen<strong>der</strong> exogener<br />
Faktoren nur bis zu einer bestimmten Schwelle<br />
vom wachsenden Individuum toleriert werden.<br />
Beim Überschreiten <strong>der</strong> Schwelle kommt<br />
es zur Manifestation einer Fehlbildung.<br />
K o n t a k t :<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Mund-, Kiefer- und Plastische<br />
Gesichtschirurgie<br />
Dr. Birgit Scheffler<br />
Ernst-Grube-Str. 40<br />
06120 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
und Große Steinstr. 19<br />
06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Tel.: (0345) 557-3731<br />
Fax: (0345) 557-3778<br />
mkg.sekretariat@medizin.uni-halle.de<br />
birgit.scheffler@medizin.uni-halle.de<br />
www.medizin.uni-halle.de/zzmk/mkpgch<br />
Da es bislang noch nicht möglich ist, endogene<br />
genetische Faktoren zur Senkung des<br />
Wie<strong>der</strong>holungsrisikos zu beeinflussen, können<br />
sich die Maßnahmen zur Prophylaxe<br />
<strong>der</strong>zeit nur auf die Abschwächung exogener<br />
Faktoren konzentrieren. Dazu zählt beispielsweise,<br />
dass Schwangeren keine Medikamente<br />
mit bekanntem teratogenen Potential verordnet<br />
werden (u.a. Phenytoin, Phenobarbital,<br />
Diazepam). Aber auch <strong>der</strong> Ausgleich von<br />
bestimmten Vitaminmangelzuständen, unter<br />
denen ein Großteil <strong>der</strong> mitteleuropäischen<br />
Bevölkerung leidet und die ebenfalls gehäuft<br />
mit Fehlbildungen assoziiert sind, durch Vitaminsubstitution<br />
kann als präventive Maßnahme<br />
angesehen werden.<br />
Unsere durchgeführten experimentellen Studien<br />
zeigten folgende Ergebnisse:<br />
• Nachweis eines teratogenen Effekts von Vitamin-B-Mangel,<br />
• präventiver Effekt von Vitamin-B-Komplex-<br />
Substitution auf Cyclophosphamid- und<br />
Cortison-induzierte Spalten<br />
• Überlegenheit von Vitamin-B-Komplex-Gabe<br />
gegenüber einer Vitamin-Monotherapie<br />
• Beeinflussbarkeit <strong>der</strong> Spaltfrequenz durch<br />
Gabe von Vitamin-B-Komplex nicht nur vor<br />
(prophylaktisch) und während, son<strong>der</strong>n sogar<br />
nach (therapeutisch) <strong>der</strong> kritischen Entwicklungsphase<br />
• beste Wirksamkeit bei Anwendung über die<br />
gesamt Phase <strong>der</strong> Embryogenese<br />
Unser Prophylaxe-Regime ist<br />
folgen<strong>der</strong>maßen aufgebaut:<br />
Vor Beginn <strong>der</strong> Prophylaxe steht ein intensives<br />
Beratungs- und Aufklärungsgespräch<br />
bei<strong>der</strong> Eltern. Idealerweise beginnen wir die<br />
Prophylaxe bereits vor Eintritt <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
(präkonzeptionell) spätestens aber<br />
ab dem 35. Embryonaltag (nicht zu verwechseln<br />
mit Schwangerschaftstagen, die ab <strong>der</strong><br />
letzten Regel gezählt werden, also meist 14<br />
Tage Unterschied).<br />
Es werden hohe Dosen von Vitamin-B-Komplex<br />
und zusätzlich zwei Mal pro Woche 10 ml<br />
eines eiweißfreien Hämolysats aus Kälberblut<br />
i. m. über das gesamte erste Trimenon appliziert.<br />
Für letzteres Mittel, das die Sauerstoffund<br />
Substratversorgung im Organismus auch<br />
unter Mangelbedingungen verbessert, ist vom<br />
Hersteller allerdings ab diesem Jahr nicht<br />
mehr die Zulassung für die Bundesrepublik<br />
beantragt worden.<br />
In einer prospektiven Studie führten wir 88<br />
Mal bei Frauen mit nicht-syndromalen LKG in<br />
<strong>der</strong> Familien- o<strong>der</strong> Eigenanamnese und Kin<strong>der</strong>wunsch<br />
eine Spaltprävention durch. Das<br />
empirisch bestimmte durchschnittliche Risiko<br />
ohne Prophylaxemaßnahmen lag für LK (G)<br />
bei 4,9 Prozent und für G bei 2,4 Prozent. Das<br />
tatsächlich beobachtete Risiko mit Prophylaxe<br />
betrug bei LK(G) null Prozent für die eigentliche<br />
Spaltbildung bzw. 2,9 Prozent bei Berücksichtigung<br />
auch <strong>der</strong> Mikrosymptome und<br />
für die isolierte Gaumenspalten null Prozent.<br />
Die an unserer Klinik durchgeführte Spaltprävention<br />
hat sich somit als effektives Prophylaxeregime<br />
bewährt und wird fortgeführt.<br />
Abschließend ist anzumerken, dass es sich<br />
bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten um eine<br />
sehr gut behandelbare Fehlbildung handelt,<br />
die den Betroffenen nach Therapie in einem<br />
„Spaltzentrum“ ein weitestgehend normales<br />
Leben ermöglicht. Im Übrigen hat sich bei<br />
uns auch die Beratung vor <strong>der</strong> Geburt eines<br />
Kindes bewährt, wenn die Fehlbildung im<br />
Rahmen <strong>der</strong> pränatalen Ultraschalldiagnostik<br />
festgestellt wurde und die zukünftigen Eltern<br />
darüber beunruhigt sind o<strong>der</strong> betroffen<br />
reagieren.<br />
| 14
„Rund um Die Familie“ –<br />
Sprechstunden und Kontaktdaten<br />
Ausgabe 2/09<br />
15 |
„Rund um Die Familie“ –<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik<br />
für Gynäkologie<br />
Direktor: Prof. Dr. Christoph Thomssen<br />
Chefsekretariat: Manuela Theiler/Gerda Bertram<br />
( (0345) 557-1847<br />
Fax: (0345) 557-1501<br />
E-Mail: unifrauenklinik@medizin.uni-halle.de<br />
Internet: www.unifrauenklinik-halle.de<br />
1<br />
Terminvergabe für spezielle Fragestellungen<br />
( (0345) 557-1866 (Rezeption Ambulanz)<br />
Myomsprechstunde, Kin<strong>der</strong>gynäkologie, Osteoporose,<br />
Wechseljahresbeschwerden, Familiäre Krebserkrankungen,<br />
Genetische Fehlbildungen<br />
Gynäkologisch-Onkologische Tagesklinik (TGO)<br />
Oberarzt Dr. Hans-Georg Strauß<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
( (0345) 557-1865 (Sr. Kathrin, Sr. Monika)<br />
E-Mail: hans.strauss@medizin.uni-halle.de<br />
Sprechstundenübersicht<br />
Privatsprechstunde<br />
Professor Dr. Christoph Thomssen<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Schwerpunkt: Gynäkologische Onkologie, Spezielle Geburtshilfe<br />
und Perinatalmedizin<br />
( (0345) 557-1847<br />
E-Mail: unifrauenklinik@medizin.uni-halle.de<br />
Brustsprechstunde<br />
Oberärztin Dr. Regina Große<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Schwerpunkt: Gynäkologische Onkologie<br />
( (0345) 557-1888 (Sr. Karla)<br />
E-Mail: regina.grosse@medizin.uni-halle.de<br />
Gynäkologische Onkologie<br />
Oberarzt Dr. Hans-Georg Strauß<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Schwerpunkt: Medikamentöse Tumortherapie<br />
( (0345) 557-1888 (Sr. Karla)<br />
E-Mail: hans.strauss@medizin.uni-halle.de<br />
Urogynäkologie<br />
Oberarzt Dr. Christian Göpel<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
( (0345) 557-1585 (Sr. Stefanie)<br />
E-Mail: christian.goepel@medizin.uni-halle.de<br />
Allgemeine Gynäkologie/Dysplasie-Sprechstunde<br />
Oberärztin Dr. Ina Karbe<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Schwerpunkt: Gynäkologische Onkologie<br />
( (0345) 557-1585 (Sr. Stefanie)<br />
E-Mail: ina.karbe@medizin.uni-halle.de<br />
Anmeldung stationäre und ambulante Operationen<br />
über das Chefsekretariat (Manuela Theiler/Gerada Bertram)<br />
( (0345) 557-1847 o<strong>der</strong> (0345) 557-1513<br />
E-Mail: unifrauenklinik@medizin.uni-halle.de<br />
Gynäkologische Station<br />
Dr. Katja Mohr<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
( (0345) 557-1519 (Rezeption)<br />
Fax: (0345) 557-4720<br />
E-Mail: katja.mohr@medizin.uni-halle.de<br />
Klinische Studien<br />
Dr. Eva Kantelhardt<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
E-Mail: studiensekretariat.gyn@medizin.uni-halle.de<br />
( (0345) 557-1323 (Tina Rui<strong>der</strong>)<br />
( (0345) 557-4016 (Nancy Thielicke)<br />
E-Mail: eva.kantelhardt@medizin.uni-halle.de<br />
Psychoonkologische Sprechstunde/Maltherapie<br />
Dipl.-Psych. Ute Berndt<br />
Diplomkünstlerin Astrid Bre<strong>der</strong>eck<br />
( (0345) 557-1539<br />
E-Mail: ute.berndt@medizin.uni-halle.de<br />
Forschungslabor<br />
Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Dittmer<br />
Diplombiologe<br />
( (0345) 557-1338<br />
E-Mail: juergen.dittmer@medizin.uni-halle.de<br />
Dr. rer. nat. <strong>Martin</strong>a Vetter<br />
Diplombiologin<br />
( (0345) 557-1336<br />
E-Mail: martina.vetter@medizin.uni-halle.de<br />
| 16
Sprechstunden und Kontaktdaten<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik<br />
für Geburtshilfe<br />
2 3<br />
Zentrum für Reproduktionsmedizin<br />
und Andrologie<br />
Komm. Direktorin: Dr. Cerrie Scheler<br />
( (0345) 557-2324, -2371<br />
Fax: (0345) 557-2448<br />
E-Mail: sekretariat.obstet@medizin.uni-halle.de<br />
Internet: www.medizin.uni-halle.de/kgr<br />
Anmeldung für alle Sprechstunden<br />
( (0345) 557-2126 (Schwester Kathrin)<br />
Fax: (0345) 557-2448<br />
E-Mail: sekretariat.obstet@medizin.uni-halle.de<br />
Oberärztin Dr. Cerrie Scheler<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
E-Mail: cerrie.scheler@medizin.uni-halle.de<br />
Oberarzt Dr. Volker Thäle<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Email: volker.thaele@medizin.uni-halle.de<br />
Dr. Constanze Schumann<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
E-Mail: constanze.schumann@medizin.uni-halle.de<br />
Schwangerenspezialambulanz<br />
Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen<br />
Hämostaseologische Erkrankungen<br />
Angeborene Herzfehler<br />
Diabetes mellitus und Gestationsdiabetes<br />
Infektionskrankheiten<br />
Ultraschall<br />
Erst-Trimester-Screening<br />
Feindiagnostik DEGUM II<br />
Invasive Diagnostik<br />
Dopplersonographie<br />
Oberärztin Dr. Angelika Herrmann<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Ellen Galen<strong>der</strong><br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Schwangeren-Wöchnerinnen- und Neugeborenen-Station<br />
( (0345) 557-2521<br />
Fax: (0345) 557-2838<br />
Direktor: Prof. Dr. Hermann M. Behre<br />
Sekretariat: Ina Nelles / Susann Walter<br />
( (0345) 557-4782<br />
Fax: (0345) 557-4788<br />
E-Mail: zra@medizin.uni-halle.de<br />
Internet: www.medizin.uni-halle.de/zra<br />
Anmeldung für alle Sprechstunden<br />
( (0345) 557-3332<br />
Fax: (0345) 557-4788<br />
Kin<strong>der</strong>wunschsprechstunde<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre<br />
Facharzt für Urologie, Andrologie<br />
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,<br />
Gynäkologische Endokrinologie und<br />
Reproduktionsmedizin<br />
E-Mail: Hermann.Behre@medizin.uni-halle.de<br />
Oberärztin Dr. Petra Kaltwaßer<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,<br />
Gynäkologische Endokrinologie<br />
und Reproduktionsmedizin<br />
E-Mail: Petra.Kaltwasser@medizin.uni-halle.de<br />
Dr. Solveig Köller<br />
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
E-Mail: Solveig.Koeller@medizin.uni-halle.de<br />
Schwerpunkte:<br />
komplette Diagnostik und Therapie des unerfüllten<br />
Kin<strong>der</strong>wunsches, inklusive hormoneller Stimulation <strong>der</strong><br />
Follikelreifung und Spermatogenese, Spermienaufbereitung,<br />
homologer Insemination mit und ohne hormonelle Stimulation,<br />
IVF (In-vitro-Fertilisation), ICSI (intracytoplasmatische<br />
Spermieninjektion), assistierter Reproduktion mit<br />
befruchtungsfähigen Spermien aus TESE (testikuläre<br />
Spermienextraktion) und MESA (mikroepididymale<br />
Spermienaspiration), Kryokonservierung von Spermien vor<br />
assistierter Reproduktion, Kryokonservierung von Oozyten im<br />
Pronucleusstadium<br />
Entbindungsstation<br />
( (0345) 557-2454<br />
Fax: (0345) 557-2450<br />
Ausgabe 2/09<br />
17 |
„Rund um Die Familie“ –<br />
Sprechstunden und Kontaktdaten<br />
Spezielle Diagnostikangebote:<br />
Farbkodierte Duplex-Sonographie <strong>der</strong> äußeren und inneren<br />
Genitalorgane bei Frau und Mann, minimal-invasive ambulante<br />
Abklärung <strong>der</strong> inneren Reproduktionsorgane, spezielle Analytik<br />
<strong>der</strong> Reproduktionshormone, differenzierte Ejakulatanalyse<br />
nach WHO (<strong>2009</strong>), biochemische Bestimmung von Markern <strong>der</strong><br />
akzessorischen Geschlechtsdrüsen im Ejakulat<br />
Hormonsprechstunde<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre<br />
E-Mail: Hermann.Behre@medizin.uni-halle.de<br />
Oberärztin Dr. Petra Kaltwaßer<br />
E-Mail: Petra.Kaltwasser@medizin.uni-halle.de<br />
Dr. Solveig Köller<br />
E-Mail: Solveig.Koeller@medizin.uni-halle.de<br />
Schwerpunkte:<br />
alle Formen des weiblichen und männlichen Hypogonadismus<br />
(primärer, sekundärer und gemischter Hypogonadismus,<br />
Altershypogonadismus), Pubertas tarda, Postmenopause,<br />
Seneszenz, hormonelle Kontrazeption<br />
Spezielle Diagnostikangebote: Farbdoppler-Duplex-<br />
Sonographie, spezialisierte Hormonanalytik (<strong>der</strong>zeit 40<br />
labordiagnostische Parameter)<br />
Kryokonservierung/Fertilitätsprotektion<br />
Hotline des Labors für Kryokonservierung<br />
( (0345) 557-3377<br />
Dr. rer. nat. Ewald Seliger<br />
Leiter des Labors für Kryokonservierung<br />
E-Mail: Ewald.Seliger@medizin.uni-halle.de<br />
Oberärztin Dr. Petra Kaltwaßer<br />
E-Mail: Petra.Kaltwasser@medizin.uni-halle.de<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre<br />
E-Mail: Hermann.Behre@medizin.uni-halle.de<br />
Schwerpunkte:<br />
Kryokonservierung von Ovargewebe und Eizellen im Pronukleus-<br />
Stadium, Kryokonservierung von Hodengewebe und Spermien,<br />
Beratung über Methoden zur Fertilitätsprotektion z. B. bei Chemound<br />
Strahlentherapie<br />
Sexualmedizin,<br />
inkl. Störungen <strong>der</strong> Erektion und Ejakulation<br />
Prof. Dr. Hermann M. Behre<br />
E-Mail: Hermann.Behre@medizin.uni-halle.de<br />
Oberärztin Dr. Petra Kaltwaßer<br />
E-Mail: Petra.Kaltwasser@medizin.uni-halle.de<br />
Schwerpunkte:<br />
Störungen <strong>der</strong> Libido, <strong>der</strong> Erektion, <strong>der</strong> Kohabitation und<br />
Ejakulation, Induratio penis plastica<br />
Spezielle Diagnostikangebote:<br />
Farbdoppler-Duplex-Sonographie, spezialisierte Hormonanalytik<br />
| 18
R e c h t s m e d i z i n<br />
Die Vaterschaft<br />
sicher klären<br />
Abstammungsgutachten sind notwendig, um die biologische<br />
Vaterschaft bei Unterhaltsfragen o<strong>der</strong> Verwandtschaftsverhältnisse in<br />
Erbauseinan<strong>der</strong>setzungen sicher abzuklären.<br />
Prof. Dr. Manfred Kleiber, Dr. rer. nat. Uta-Dorothee Immel<br />
D<br />
ie Konsequenzen, die sich daraus<br />
für die beteiligten Personen ergeben<br />
können, sind erheblich. Es<br />
wird ein beson<strong>der</strong>s hohes Maß an Zuverlässigkeit<br />
und Genauigkeit vorausgesetzt. Der<br />
wissenschaftliche Beirat <strong>der</strong> Bundesärztekammer<br />
und die Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong><br />
Sachverständigen für Abstammungsgutachten<br />
haben zusammen mit dem Robert-Koch-<br />
Institut Richtlinien für die Erstattung von<br />
Abstammungsgutachten erstellt. Darin sind<br />
die Voraussetzungen festgelegt, die ein Untersuchungslabor<br />
erfüllen muss, um den Qualitätsansprüchen<br />
eines solchen Gutachtens zu<br />
genügen. Bis in Einzelheiten sind die Modalitäten<br />
<strong>der</strong> Identitätssicherung, <strong>der</strong> Probenentnahme,<br />
<strong>der</strong> Analytik und <strong>der</strong> Dokumentation<br />
beschrieben. Gutachten, die gemäß diesen<br />
Richtlinien erstellt werden, sind in Deutschland<br />
gerichtlich anerkannt.<br />
Vaterschafts-/Abstammungsgutachten werden<br />
im Institut für Rechtsmedizin grundsätzlich<br />
nach diesen Bestimmungen durchgeführt.<br />
Prof. Dr. Manfred Kleiber, Direktor<br />
des Instituts für Rechtsmedizin, und Dr. Uta-<br />
Dorothee Immel (Leiterin des Labors für Forensische<br />
Genetik) sind Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Sachverständigen für<br />
Abstammungsgutachten. Das Laborpersonal<br />
verfügt über langjährige Erfahrungen in<br />
den einschlägigen Analysemethoden. Die Zuverlässigkeit<br />
und Qualität <strong>der</strong> Expertisen ist<br />
durch regelmäßige Teilnahme an nationalen<br />
und internationalen Ringversuchen gewährleistet.<br />
Neben Gerichten o<strong>der</strong> Behörden können<br />
auch Privatpersonen Gutachten erstellen lassen.<br />
Mittels <strong>der</strong> STR-Analyse (short tandem<br />
repeat) werden nicht kodierende genetische<br />
Merkmale bestimmt, die sich nicht innerhalb<br />
funktioneller Gene befinden. An jedem <strong>der</strong><br />
untersuchten DNA-Abschnitte ist ein Muster<br />
zu erkennen, das im direkten Vergleich<br />
von Kind, Mutter und fraglichem Vater Übereinstimmungen<br />
o<strong>der</strong> Unterschiede erkennen<br />
lässt.<br />
Die in das Gutachten einzubeziehenden Personen<br />
werden in das <strong>Universität</strong>sinstitut gebeten,<br />
wo die Entnahme <strong>der</strong> Blut- und Speichelproben<br />
sowie die Identitätssicherung<br />
durchgeführt werden. Dazu werden die Proben<br />
mit dem Namen, Vornamen und Geburtsdatum<br />
beschriftet und die Person muss<br />
diese Angaben selbst nochmals schriftlich bestätigen.<br />
Zudem muss <strong>der</strong> Personalausweis<br />
beziehungsweise bei Kin<strong>der</strong>n die Geburtsurkunde<br />
vorgelegt werden. Als forensisch sicherer<br />
Identitätsnachweis dient die Digitalfotografie<br />
und ein Fingerabdruck.<br />
Die Laboruntersuchungen dauern etwa eine<br />
Woche. Nach <strong>der</strong>en Abschluss wird mit wissenschaftlich<br />
fundierten statistischen Methoden<br />
die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> Vaterschaft<br />
berechnet. Der sog. „W-Wert“ (in<br />
Prozent) gibt die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong><br />
Vaterschaft wie<strong>der</strong>. Liegt er bei 99,9 Prozent<br />
o<strong>der</strong> darüber, so gilt die Vaterschaft als<br />
„praktisch erwiesen“. Das Gutachten wird in<br />
schriftlicher Form erstellt und beinhaltet die<br />
K o n t a k t<br />
Institut für Rechtsmedizin<br />
Dr. Uta-Dorothee Immel<br />
Franzosenweg 1<br />
Tel.: (0345) 557-1591<br />
Tel.: (0345) 557-1595<br />
uta.immel@medizin.uni-halle.de<br />
Beschreibung <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse<br />
sowie die Angabe des W-Wertes mit <strong>der</strong> abschließenden<br />
Beurteilung (Vaterschaft praktisch<br />
erwiesen o<strong>der</strong> ausgeschlossen).<br />
Auch komplizierte Abstammungsfragen wie<br />
Geschwisterschaft, Großelternschaft und so<br />
genannte „Defizienzfälle“ (ein Elternteil ist<br />
verstorben o<strong>der</strong> nicht erreichbar) werden wissenschaftlich<br />
bearbeitet. Auch Hautschüppchen,<br />
Haarwurzeln, Gewebsproben (z. B. Biopsiematerial<br />
aus dem Pathologiearchiv) sind<br />
geeignet, strittige Abstammungsverhältnisse<br />
aufzuklären. Der Umgang mit diesem „eher<br />
ungewöhnlichen“ Untersuchungsmaterial ist<br />
natürlich in einem rechtsmedizinischen Institut<br />
mit seinen mannigfaltigen Aufgaben für<br />
kriminalistische Spurenuntersuchungen alltägliche<br />
Routine.<br />
Ausgabe 2/09<br />
19 |
P f l e g e d i e n s t<br />
Die Entwicklung von<br />
Neugeborenen för<strong>der</strong>n<br />
Sandra Pannwitz, Michael Beau, Patrick Jahn<br />
D<br />
ie intensivmedizinische Versorgung<br />
von Früh- und kranken Neugeborenen<br />
hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht.<br />
Die Entwicklungen <strong>der</strong> Medizin stellen dabei<br />
auch hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die pflegerische<br />
Betreuung. Nach <strong>der</strong> Sicherung des<br />
Lebens steht hierbei vor allem die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Lebensqualität und Vermeidung<br />
von Folgerisiken im Vor<strong>der</strong>grund. In diesem<br />
Zusammenhang trägt die Gesundheits- und<br />
Kin<strong>der</strong>krankenpflege dazu bei, Gesundheitsressourcen<br />
<strong>der</strong> kleinen Patienten zu erkennen<br />
und nachhaltig zu stärken.<br />
Die intensivmedizinische Behandlung kann<br />
bei Früh- und kranken Neugeborenen erheblichen<br />
Stress erzeugen - beispielsweise durch<br />
Lärm und starke Lichtreize - und damit die<br />
weitere Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.<br />
Das Prinzip <strong>der</strong> Entwicklungsför<strong>der</strong>nden<br />
Pflege von Früh- und kranken Neugeborenen<br />
stellt dahingehend auf die Reduktion von Folgerisiken<br />
ab. Dessen Wirksamkeit wurde bereits<br />
in mehreren systematischen Übersichtsarbeiten<br />
dargestellt. Es wurde von Heidelinde<br />
Als in den 1990igern in den USA entwickelt<br />
und patentiert. Die Entwicklungsför<strong>der</strong>nde<br />
Pflege bei Frühgeborenen verbessert die frühkindliche<br />
Gehirnentwicklung, den Aufbau <strong>der</strong><br />
Eltern-Kind-Beziehung, erhöht die Gewichtszunahme<br />
und reduziert die Verweildauer.<br />
K o n t a k t :<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin<br />
Kin<strong>der</strong>station 5/Neonatologie<br />
Schwester Sandra Pannwitz<br />
Ernst-Grube-Straße. 40<br />
06120 <strong>Halle</strong><br />
Tel: (0345) 557-5876<br />
Fax: (0345) 557- 2495<br />
sandra.pannwitz@medizin.uni-halle.de<br />
Die Mitarbeiter <strong>der</strong> Neonatologischen Station<br />
des <strong>Universität</strong>sklinikums <strong>Halle</strong> (Saale),<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für Kin<strong>der</strong>-<br />
und Jugendmedizin, berücksichtigen<br />
die Grundsätze dieses Konzeptes bereits seit<br />
mehreren Jahren in ihrer Pflege. Für die Umsetzung<br />
besteht seit mehreren Jahren ein<br />
Austausch mit Laura D. Robison vom Aurora<br />
Sinai Medical Center in Milwaukee (USA) sowie<br />
dem Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>Medizinische</strong>n <strong>Fakultät</strong><br />
an <strong>der</strong> <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg.<br />
Die Entwicklung des Gehirns positiv<br />
beeinflussen<br />
Die Versorgung des Kindes erfolgt angepasst<br />
an den jeweilig individuellen Entwicklungsstand.<br />
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf<br />
<strong>der</strong> Reduktion von Stressreizen. Darüber hinaus<br />
werden gezielt Reize wie Wärme, Licht,<br />
Musik und Hautkontakt stimulierend eingesetzt,<br />
um die Entwicklung des Gehirns des<br />
Neugeborenen positiv zu beeinflussen. Die<br />
Pflegenden wurden geschult, verschiedene<br />
Verhaltensstadien zu erkennen: Schlaf-/<br />
Wachrhythmus, Tiefschlaf, Einschlaf- und<br />
Aufwachmuster, Aufmerksamkeitsgrade sowie<br />
die Fähigkeit <strong>der</strong> Selbsttröstung.<br />
Wenn Zeichen von Belastungen und Stressreaktionen<br />
sichtbar werden, wird konsequent<br />
darauf geachtet, die Pflege am Patienten erst<br />
fortzusetzen, wenn sich <strong>der</strong> Zustand des Kindes<br />
stabilisiert hat.<br />
Positive Auswirkungen auf das Befinden,<br />
Entwicklung und Eltern-Kind-Beziehung haben<br />
neben <strong>der</strong> oben beschriebenen Krankenbeobachtung<br />
folgende Interventionen:<br />
Individuelle Pflege & Zusammenarbeit<br />
• Reduktion <strong>der</strong> Behandlungszeiten durch<br />
Minimal Handling und Lagerung<br />
• exakte Koordination pflegerischer und medizinisch-diagnostischer<br />
Interventionen<br />
• behutsame Kontaktaufnahme zum Kind<br />
durch sanfte Ansprache und Ankündigung<br />
von Tätigkeiten<br />
Entwicklungsför<strong>der</strong>nde Umgebung<br />
• Punktbeleuchtung bei medizinisch<br />
notwendigen Eingriffen am Patientenplatz<br />
• Abdunkelnde, rote Tücher, die auf die<br />
Inkubatoren gelegt werden. Dadurch soll<br />
<strong>der</strong> rötliche Schimmer in <strong>der</strong> Gebärmutter<br />
simuliert werden.<br />
• Lagerung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> durch verschiedene<br />
Materialien (z.B. „Nestchen“) – dadurch<br />
wird die Umhüllung im Bauch <strong>der</strong> Mutter<br />
simuliert<br />
• Vermeidung von Lärm und Licht in den<br />
Fluren sowie den Patientenzimmern<br />
• gleich bleibende Temperatur in den<br />
Patientenzimmern von 27 Grad<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eltern-Kind-Beziehung<br />
• basal stimulierende elterliche<br />
Kontaktpflege<br />
• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stillbeziehung bzw. <strong>der</strong> Gabe<br />
von Muttermilch<br />
• Stillberatung<br />
• Entwicklung des Verständnisses für das<br />
Kind und seine momentane Situation<br />
• Familienorientierung<br />
• Entlassungsmanagement – Überleitung<br />
in den poststationären Aufenthalt durch<br />
Anleitung und Beratung <strong>der</strong> Eltern<br />
Die Integration <strong>der</strong> Eltern durch Beratung<br />
und Anleitung ist ebenso ein wesentlicher<br />
Aspekt <strong>der</strong> Entwicklungsför<strong>der</strong>nden Pflege.<br />
Auch aus diesem Grund nehmen sich die Mitarbeiter<br />
<strong>der</strong> Neonatologischen Station viel<br />
Zeit für Anleitung und Gespräche. Darüber<br />
hinaus besteht auf Anfrage die Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Mitaufnahme eines Elternteils im stationären<br />
Bereich o<strong>der</strong> im Angehörigenhaus des<br />
<strong>Universität</strong>sklinikums <strong>Halle</strong> (Saale), um dem<br />
Kind in <strong>der</strong> Zeit des stationären Aufenthaltes<br />
nahe zu sein.<br />
| 20
M e l d u n g e n<br />
Meldungen<br />
Familienhilfe durch qualifizierte Hebammen<br />
»<br />
Die Etablierung von Familienhebammen<br />
erfolgte als Reaktion auf die immer wie<strong>der</strong><br />
auftretenden Fälle von verwahrlosten Kin<strong>der</strong>n,<br />
Kindesmisshandlungen bis hin zu tragischen<br />
Todesfällen im Kleinstkindalter. Das<br />
Land Sachsen-Anhalt qualifizierte daher, in<br />
Zusammenarbeit mit dem Landeshebammenverband<br />
Sachsen-Anhalt e. V., Familienhebammen,<br />
die präventiv Risikofamilien begleitend<br />
betreuen und beraten. Anette Morche<br />
und Katja Schumann engagieren sich – neben<br />
ihrer Anstellung am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
<strong>Halle</strong> (Saale) - in ihrer freiberuflichen Tätigkeit<br />
als Familienhebammen für die Städte<br />
<strong>Halle</strong> (Saale) und Merseburg/Querfurt (Saalekreis).<br />
Im Fokus stehen Risikofamilien, das heißt<br />
min<strong>der</strong>jährige Mütter, Eltern mit Suchtproblemen,<br />
Eltern mit gesundheitlichen Problemen,<br />
Familien mit Migrationshintergrund,<br />
Eltern mit Problemen bei <strong>der</strong> Alltagsbewältigung<br />
und von Armut betroffene Familien.<br />
Zusätzlich zur Betreuung im Krankenhaus<br />
und nach <strong>der</strong> Geburt zu Hause haben die Familienhebammen<br />
die Aufgabe vor Ort Kontakt<br />
mit den Schwangerenberatungsstellen,<br />
Gesundheitsämtern, nie<strong>der</strong>gelassenen Gynäkologen<br />
und Kin<strong>der</strong>ärzten, Hilfsverbänden,<br />
Jugendämtern, dem Allgemeinen Sozialen<br />
Dienst und an<strong>der</strong>en Institutionen aufzunehmen,<br />
um bei Bedarf vermitteln zu können.<br />
Die Qualifizierung zur Familienhebamme ermöglicht,<br />
die Familien bis zur Vollendung<br />
des ersten Lebensjahres des Kindes umfänglich<br />
zu begleiten und zu betreuen. Die Beratungs-<br />
und Unterstützungsarbeit beginnt bereits<br />
während <strong>der</strong> Schwangerschaft und setzt<br />
sich über die Geburt bis zur Zeit des Wochenbettes<br />
– zu Hause o<strong>der</strong> in betreuten Mutter-<br />
Kind-Einrichtungen – fort. Dabei versuchen<br />
sie, innerhalb ihrer Tätigkeit den Lebenspartner,<br />
die Geschwisterkin<strong>der</strong> und Familienangehörige<br />
mit einzubeziehen. Damit gelingt<br />
es <strong>der</strong> Familienhebamme, die sonst für Hilfestellung<br />
eher schwer erreichbaren Familien,<br />
Mütter und Kin<strong>der</strong> Unterstützung, Beratung<br />
und gesundheitsorientierten Betreuung zu<br />
geben.<br />
Die Hebammen werden vom ersten Kontakt<br />
in <strong>der</strong> Schwangerschaft bis zur achten Woche<br />
nach <strong>der</strong> Geburt durch die Krankenkasse<br />
bezahlt. Die Finanzierung <strong>der</strong> Betreuung bis<br />
zur Vollendung des ersten Lebensjahres des<br />
Kindes übernimmt das Ministerium für Gesundheit<br />
und Soziales des Landes Sachsen-<br />
Anhalt.<br />
Kontakt zu den Familienhebammen kann<br />
über die Ambulanz <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>sklinik<br />
und Poliklinik für Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin<br />
des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />
<strong>Halle</strong> (Saale) unter <strong>der</strong> Telefonnummer<br />
(0345) 557-2126 hergestellt werden.<br />
Menschen zur Sprache bringen<br />
»<br />
Logopädische Therapie hilft Menschen<br />
mit Störungen <strong>der</strong> Sprache, des Sprechens,<br />
<strong>der</strong> Stimme und des Schluckens. Einschränkungen<br />
in <strong>der</strong> Kommunikation und bei <strong>der</strong><br />
Nahrungsaufnahme können behoben bzw.<br />
gemin<strong>der</strong>t werden. Die Fachrichtung Logopädie<br />
des Ausbildungszentrums für Gesundheitsfachberufe<br />
des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />
<strong>Halle</strong> (Saale) bietet betroffenen Patienten die<br />
Möglichkeit ambulanter logopädischer Therapie.<br />
Die Behandlungen werden von Schülerinnen<br />
und Schülern unter Anleitung erfahrener<br />
Lehrlogopädinnen vorbereitet und durchgeführt.<br />
Die Erstellung eines strukturierten Behandlungsplanes<br />
und die Überprüfung <strong>der</strong><br />
Behandlungsergebnisse in Form von Therapieberichten<br />
sind fester Bestandteil <strong>der</strong> Ausbildung.<br />
Die Therapien zeichnen sich aus<br />
durch individuell auf den Patienten zentrierte<br />
Methoden- und Übungsauswahl.<br />
Im kommenden Ausbildungsjahr <strong>2009</strong>/2010<br />
besteht die Möglichkeit ambulanter logopädischer<br />
Therapie montags, dienstags und<br />
donnerstags zwischen 8.00 und 17.00 Uhr.<br />
Betroffene Patienten können einen Termin<br />
unter folgen<strong>der</strong> Telefonnummer vereinbaren:<br />
(0345) 557-1384.<br />
Ausgabe 2/09 2/08<br />
21 |
G y n ä k o l o g i e<br />
Individuelle Therapie von<br />
Blutungsstörungen<br />
Blutungsstörungen wie ein unregelmäßiger Zyklus, Hypermenorrhoen,<br />
Menometrorrhagien und Dauerblutungen stellen häufige Symptome in<br />
Prof. Dr. Christoph Thomssen<br />
Dr. Ina Karbe<br />
Ursula Bauerfeind<br />
<strong>der</strong> gynäkologischen Sprechstunde dar.<br />
D<br />
ie Ursachen von Blutungsstörungen<br />
sind vielfältig und zeigen<br />
eine Altersabhängigkeit. So<br />
sind Blutungsstörungen bei Frauen in <strong>der</strong><br />
Prä- und Perimenopause in mehr als drei<br />
Viertel <strong>der</strong> Fälle durch hormonelle Funktionsstörungen<br />
o<strong>der</strong> benigne organische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
begründet. Zu diesen zählen <strong>der</strong><br />
Uterus myomatosus und die Ovarialzyste.<br />
Aber auch Blutgerinnungsstörungen können<br />
eine Ursache für verlängerte, verstärkte und<br />
unregelmäßige Blutungen sein. Ursachen von<br />
Blutungsstörungen <strong>der</strong> postmenopausalen<br />
Frau sind vor allem Polypen des Endometriums<br />
und maligne Erkrankungen.<br />
Pathologische gynäkologische Blutungen<br />
sollten immer abgeklärt werden. Nach Anamnese,<br />
gynäkologischer Untersuchung, trans-<br />
vaginaler und abdominaler Sonographie<br />
kann selten auch eine weiterführende bildgebende<br />
Diagnostik (z. B. MRT o<strong>der</strong> CT)<br />
sinnvoll sein. Unter Umständen kann vor<br />
<strong>der</strong> entsprechenden konservativen o<strong>der</strong> operativen<br />
Therapie eine histologische Klärung<br />
zur Diagnosestellung notwendig werden.<br />
Solche „kleineren“ Eingriffe, wie Probebiopsie,<br />
Elektro-Loop-Konisation, fraktionierte<br />
Abrasio, diagnostische (und operative) Hysteroskopie<br />
und Pelviskopie, können in <strong>der</strong><br />
Regel ambulant durchgeführt werden. Wenn<br />
die Diagnose einer malignen Erkrankung (z.<br />
B. Zervix-, Endometrium-, Ovarialkarzinom)<br />
gestellt wird, legt ein interdisziplinäres Gremium<br />
bestehend aus Gynäkologen, Pathologen,<br />
onkologischen Internisten, Radiologen<br />
und Strahlentherapeuten das weitere Vorgehen<br />
fest.<br />
Alle aktuellen konservativen und operativen<br />
Methoden können <strong>der</strong> Patientin angeboten werden.<br />
Neben den klassischen radikalen Verfahren<br />
halten auch die minimal-invasiven Verfahren<br />
Einzug in die Therapie gynäkologisch-onkologischer<br />
Erkrankungen. Die Therapie <strong>der</strong> Blutungsstörung<br />
leitet sich aus ihrer Ursache ab.<br />
Alter, Kin<strong>der</strong>wunsch und Komorbidität (Herz-<br />
Kreislauferkrankungen, Adipositas) sind bei <strong>der</strong><br />
Wahl des Therapieverfahrens von Bedeutung.<br />
Uterus myomatosus<br />
Uterusmyome wachsen unter dem Einfluss von<br />
Östrogenen. Betroffen sind ungefähr 25 Prozent<br />
<strong>der</strong> Frauen nach dem 30. Lebensjahr, von diesen<br />
Frauen kommt etwa ein Viertel aufgrund von<br />
Beschwerden in die allgemeine gynäkologische<br />
Sprechstunde. Häufig genannte Symptome sind<br />
| 22
G y n ä k o l o g i e<br />
Ursachen für für postmenopausale genitale genitale Blutungen Blutungen<br />
vaginale Blutungen<br />
uterine Blutungen<br />
uterine Blutungen<br />
Ursachen für genitale Blutungen in <strong>der</strong> Prä- und Perimenopause<br />
dysfunktionelle<br />
uterine Blutungen<br />
Hypermenorrhoe<br />
Meno-/Metrorrhagie<br />
vaginale Blutungen<br />
Kohabitationsverletzung<br />
Kolpitis<br />
Druck-Ulkus<br />
Vulva-Karzinom<br />
Vaginal-Karzinom<br />
(Zervix)<br />
Erosio vera<br />
Zervix-Karzinom<br />
Zervixpolyp<br />
(Corpus)<br />
Polyposis uteri<br />
Ovarialtumor<br />
Endometritis<br />
Pyo-/Serometra<br />
Endometrium-<br />
Karzinom<br />
Uterussarkom<br />
Ovarial-Karzinom<br />
Tuben-Karzinom<br />
Mittelblutung<br />
Durchbruchblutung<br />
Corpus-luteum-<br />
Insuffizienz<br />
Anovulationsblutung<br />
Endometritis<br />
Adnexitis<br />
Uterus myomatosus<br />
Polyposis uteri<br />
Portio-Ektopie<br />
Endometriose<br />
Ovarialtumor<br />
Zervix-Karzinom<br />
Endometrium-<br />
Karzinom<br />
Abort im ersten<br />
Trimenon<br />
Extrauterine<br />
Gravidität<br />
Kohabitations-<br />
Verletzung<br />
Traumata<br />
Fremdkörper<br />
Meno-/Metrorrhagien, Dysmenorrhoe, Rückenschmerzen,<br />
Druck- und Fremdkörpergefühl,<br />
Miktionsprobleme, Obstipation und<br />
Dyspareunie. Eine sekundäre Anämie läßt<br />
sich klinisch und laborchemisch oft nachweisen.<br />
Sonographisch finden sich am ehesten<br />
intramurale und subseröse Myome. Eine Patientin<br />
mit einem Uterus myomatosus muss<br />
meistens nicht sofort operiert werden. Bei einer<br />
beschwerdefreien Patientin sollte <strong>der</strong> Uterus<br />
myomatosus im Intervall beobachtet werden<br />
(transvaginale Sonographie aller drei bis<br />
sechs Monate).<br />
Als nicht-operative Therapieverfahren stehen<br />
uns folgende Optionen zur Verfügung:<br />
• Ovulationshemmer (evt. im Langzyklus)<br />
• Kontinuierliche Gestagentherapie<br />
• sechs monatige Therapie mit GnRh<br />
-Agonisten<br />
• mit Levonorgestrel beladene Intrauterin-<br />
Spirale<br />
Durch die medikamentöse hormonelle Therapie<br />
kann eine Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Blutungsstörung<br />
und in manchen Fällen auch eine Größenreduktion<br />
<strong>der</strong> Myome erreicht werden,<br />
allerdings kommt es nach Absetzen <strong>der</strong> Therapie<br />
häufig zum Wie<strong>der</strong>einsetzen des Myom-Wachstums.<br />
Eine Behandlungs- und/o<strong>der</strong><br />
Operationsindikation besteht immer dann,<br />
wenn die Blutungen therapieresistent, hämodynamisch<br />
wirksam sind, bei Verdrängungserscheinung,<br />
raschem Wachstum (Sarkomrisiko<br />
G y n ä k o l o g i e<br />
Mit einer Schlinge<br />
gegen Inkontinenz<br />
Prof. Dr. Christoph Thomssen<br />
Dr. Christian Göpel<br />
Sandra Störer<br />
Ab dem 50. Lebensjahr zeigt durchschnittlich jede dritte Frau Symptome einer Harninkontinenz.<br />
Die zunehmende Aufklärung über dieses Krankheitsbild, zum Teil auch in den Medien, und dessen<br />
Behandelbarkeit haben dazu geführt, dass dieses Thema enttabuisiert wurde.<br />
I<br />
n unserer urogynäkologischen<br />
Sprechstunde stellen sich vor allem<br />
Frauen mit Stress- und Dranginkontinenz<br />
vor. An<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Inkontinenz<br />
sind selten. Bereits mit <strong>der</strong> Erhebung <strong>der</strong><br />
Anamnese kann man in 80 Prozent <strong>der</strong> Fälle<br />
Drang- und Stressinkontinenz voneinan<strong>der</strong><br />
unterscheiden. Die letztere Inkontinenzform<br />
wird auch als Belastungsinkontinenz<br />
bezeichnet. Die Dranginkontinenz kann meistens<br />
konservativ behandelt werden. Nach<br />
Ausschluss eines Harnwegsinfektes und eines<br />
Estrogenmangels werden physiotherapeutische<br />
Maßnahmen wie Beckenbodengymnastik,<br />
Elektrotherapie und medikamentöse Therapien<br />
wie die Einnahme von verschiedenen<br />
Anticholinergika eingesetzt. Außerdem kann<br />
die zystoskopisch gesteuerte Injektion von Botulinum<br />
A-Toxin in die Submukosa <strong>der</strong> Blasenschleimhaut<br />
durchgeführt werden.<br />
Die Mehrheit <strong>der</strong> Frauen mit Inkontinenzlei-<br />
den bilden jedoch Frauen mit Symptomen einer<br />
Stressinkontinenz. Zunächst stehen hier<br />
ebenfalls die konservativen Therapiemöglichkeiten<br />
mit Beckenbodengymnastik, lokaler<br />
Östrogenisierung und die medikamentöse<br />
Therapie mit dem Wirkstoff Duloxetin im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Sollten die konservativen Therapieverfahren<br />
nicht greifen, stehen uns eine Reihe<br />
operativer Maßnahmen zur Verfügung.<br />
Vor operativen Eingriffen muss jedoch die Diagnostik<br />
vervollständigt werden, die neben<br />
<strong>der</strong> gynäkologischen Untersuchung zum Ausschluss<br />
eines Deszensus, die Ultraschalluntersuchung<br />
zum Ausschluss von pathologischen<br />
Prozessen im kleinen Becken und<br />
die urodynamische Messung beinhaltet, um<br />
die Differenzierung zwischen Stress- und<br />
Dranginkontinenz zu dokumentieren. Bei<br />
Dranginkontinenz wird eine Zystoskopie zum<br />
Ausschluss von pathologischen Prozessen <strong>der</strong><br />
Blase angeschlossen.<br />
Operativer Einsatz einer Schlinge<br />
In den vergangenen zehn Jahren hat das operative<br />
Spektrum zur Behandlung <strong>der</strong> weiblichen<br />
Belastungsinkontinenz erheblich zugenommen.<br />
Während bis Ende <strong>der</strong> 90er Jahre<br />
die Kolposuspension über einen suprasymphysären<br />
Querschnitt als Goldstandard <strong>der</strong> Therapie<br />
<strong>der</strong> weiblichen Belastungsinkontinenz<br />
angesehen wurde – mit einer Operationsdauer<br />
von knapp einer Stunde und einem einwöchigen<br />
Krankenhausaufenthalt –, ist die 1996<br />
erstmals beschriebene Implantation von spannungsfreien<br />
Schlingen als minimal invasiver<br />
Eingriff inzwischen die Therapie <strong>der</strong> Wahl.<br />
Viele prospektiv randomisierte Studien bestätigen<br />
dies. Dieser operative Eingriff mit einer<br />
Operationszeit von knapp 20 Minuten ist gekennzeichnet<br />
durch einen suburethralen kleinen<br />
Schnitt und zwei Hautinzisionen zum<br />
Ausführen des Bandes suprasymphysär o<strong>der</strong><br />
| 24
G y n ä k o l o g i e<br />
paravulvär. Nach einer <strong>der</strong>zeitigen Langzeitnachbeobachtung<br />
von bis zu elf Jahren erscheint<br />
es möglich, 89 Prozent aller Frauen<br />
mit Stressinkontinenz mit Hilfe spannungsfreier<br />
Schlingen erfolgreich zu behandeln. Bei<br />
Therapieversagern stehen uns Harnröhrenunterspritzungen<br />
beispielsweise mit Polyacryl-amid-Hydrogel<br />
zur Verfügung. Diese<br />
Methode kann auch bei älteren Patientinnen<br />
mit hohem Operationsrisiko und auch bei<br />
Frauen mit Kin<strong>der</strong>wunsch angewendet werden.<br />
Damit steht für jede Patientin eine individuelle<br />
und ihren Wünschen sowie <strong>der</strong><br />
Lebenssitua tion angepasste Behandlungsmethode<br />
zur Verfügung.<br />
Deszensus<br />
Auch <strong>der</strong> uterovaginale Prolaps verschiedenen<br />
Grades ist bei Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Alterstruktur<br />
unserer Gesellschaft ein zunehmendes Problem.<br />
Mittlerweile unterziehen sich etwa elf<br />
Prozent aller Frauen in Westeuropa einem<br />
operativen Eingriff zur Korrektur von Senkungen<br />
im Beckenbodenbereich. Dabei ist<br />
es in den vergangenen Jahren zur revolutionären<br />
Wandlung <strong>der</strong> operativen Vorgehensweise<br />
gekommen. Während bis Ende <strong>der</strong> 90er<br />
Jahre die klassischen vaginalen Plastiken mit<br />
Raffungen <strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong> gewichenen Bindegewebsstrukturen<br />
zur Behandlung von Zysto-<br />
und Rektozele den Standard bildeten, hat<br />
sich nun die Erkenntnis durchgesetzt, dass<br />
die Ursache <strong>der</strong> Senkung in einer allgemeinen<br />
Bindegewebeschwäche zu sehen ist und<br />
somit durch eine alleinige „Reparatur“ <strong>der</strong><br />
Anatomie unter Zuhilfenahme körpereigener<br />
Faszienstrukturen die Integrität des Beckenbodens<br />
nicht suffizient wie<strong>der</strong>hergestellt werden<br />
kann. Darausfolgend wird zunehmend<br />
alloplastisches Material intraoperativ implantiert,<br />
welches die anatomischen Strukturen<br />
stärken soll. Diese so genannten Netzimplantationen<br />
werden seit etwa sechs Jahren zur<br />
Korrektur von Beckenbodendefekten im vor<strong>der</strong>en,<br />
mittleren und hinteren Kompartiment<br />
eingesetzt. Damit stehen uns im Bereich <strong>der</strong><br />
Deszensuschirurgie effiziente Operations-Alternativen<br />
zur Verfügung. Das Einbringen <strong>der</strong><br />
Netze („mesh“) transobturatorisch und ischiorektal<br />
stellte für die Operateure zunächst<br />
eine erhebliche Herausfor<strong>der</strong>ung an die anatomische<br />
Vorstellungskraft dar, wird aber inzwischen<br />
von speziellen urogynäkologischen<br />
Zentren zunehmend beherrscht. Auch an unserer<br />
Klinik wurden bereits mehr als 1600<br />
Netzimplantationen durchgeführt.<br />
Die großzügige Anwendung alloplastischer<br />
Materialien in <strong>der</strong> Deszensuschirurgie hat naturgemäß<br />
zu kontroversen Diskussionen geführt.<br />
Auch wenn große randomisierte Studien<br />
zu dieser Frage noch fehlen aber zu<br />
for<strong>der</strong>n sind, so zeigen doch unsere Erfahrungen,<br />
dass die mo<strong>der</strong>ne Deszensuschirurgie<br />
ohne Netzimplantationen nicht mehr vorstellbar<br />
ist.<br />
Angesichts einer Rezidivquote bei den herkömmlichen<br />
Operationsmethoden von über<br />
30 Prozent ist die Frage für die Zukunft wohl<br />
nicht so sehr, ob Netzimplantate überhaupt einen<br />
Stellenwert haben, son<strong>der</strong>n vielmehr die<br />
Frage, ob die Netzmaterialien und die Form <strong>der</strong><br />
Netze weiter zu optimieren sind. Die hohe Erfolgsquote,<br />
die Patientenzufriedenheit und die<br />
niedrige Komplikationsrate geben den Verfechtern<br />
<strong>der</strong> Netzimplantation Recht. In Zukunft<br />
werden die anspruchsvollen Techniken durch<br />
zahlreiche Innovationen auch an unserer Klinik<br />
weiter verfeinert und verbessert werden.<br />
k o n t a k t<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Gynäkologie<br />
Urogynäkologische Sprechstunde<br />
Oberarzt Dr. Christian Göpel<br />
Sandra Störer, Fachärztin<br />
Ernst Grube Str. 40<br />
06120 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Tel.: (0345) 557-1585<br />
Fax: (0345) 557-1501<br />
christian.goepel@medizin.uni-halle.de<br />
sandra.stoerer@medizin.uni-halle.de<br />
Sprechstunden:<br />
Montag, Dienstag und Donnerstag<br />
von 9.00 bis 14.00 Uhr<br />
Ausgabe 2/09<br />
25 |
K i n d e r - u n d J u g e n d m e d i z i n<br />
Endoskopie bei Kin<strong>der</strong>n: Der<br />
Endoskopische Untersuchungen des oberen und unteren<br />
Gastrointestinaltraktes sowie <strong>der</strong> oberen und unteren<br />
Atemwege besitzen als etabliertes Verfahren <strong>der</strong><br />
Gastroenterologie und Pneumologie eine hohe, nicht mehr<br />
wegzudenkende, diagnostische Aussagekraft.<br />
Dr. Nick Merkel, Dr. Frank Schmidt<br />
A<br />
uch im Kindesalter hat die Endoskopie,<br />
vor allem durch die zunehmende<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Gerätetechnik<br />
im vergangenen Jahrzehnt, einen<br />
hohen Stellenwert erlangt. Durch die Entwicklung<br />
kleinerer Endoskope mit hohem Auflösungsvermögen<br />
wurden Vorrausetzungen<br />
geschaffen, die selbst Säuglingen und Kleinkin<strong>der</strong>n<br />
einen Zugang zu umfangreichen diagnostischen<br />
und therapeutischen Maßnahmen<br />
ermöglichen. Viele Operationen und an<strong>der</strong>e<br />
belastende Untersuchungen können somit<br />
vermieden werden. Wie bei jedem invasiven<br />
Untersuchungsverfahren muss auch hier <strong>der</strong><br />
mögliche diagnostische Nutzen den Risiken<br />
und <strong>der</strong> Belastung für den Patienten gegenübergestellt<br />
werden. Nur nach sorgfältiger Abwägung<br />
<strong>der</strong> genannten Kriterien erfolgt eine<br />
Indikationsstellung zu einer Endoskopie.<br />
| 26
K i n d e r - u n d J u g e n d m e d i z i n<br />
Leistungsspektrum<br />
Diagnostische Endoskopie<br />
Interventionelle Endoskopie<br />
• Magenspiegelung (Gastroskopie)<br />
• Dickdarmspiegelung (Koloskopie)<br />
• Spiegelung <strong>der</strong> Atemwege (Bronchoskopie)<br />
• Fremdkörperentfernung<br />
• Blutstillung<br />
• Veröden von Speiseröhrenkrampfa<strong>der</strong>n<br />
• Polypenentfernung<br />
• Anlage von Ernährungssonden<br />
genaue „Blick nach Innen“<br />
Vorraussetzungen für endoskopische Untersuchungen<br />
im Kindesalter sind ein für die jeweilige<br />
Alterstufe abgestimmtes Instrumentarium<br />
und ein erfahrener Untersucher, dem die Beson<strong>der</strong>heiten<br />
<strong>der</strong> kindlichen Anatomie und Pathophysiologie<br />
vertraut sind. Im Weiteren bedarf<br />
es einer eingespielten Kooperation mit<br />
einem Team erfahrener Kin<strong>der</strong>anästhesisten<br />
und pädiatrischer Intensivmediziner, da die<br />
Untersuchungen im wesentlichen Unterschied<br />
zum Erwachsenen in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle<br />
in Narkose durchgeführt werden. Eine kurzzeitige<br />
stationäre Aufnahme in unsere Kin<strong>der</strong>klinik<br />
ist hierfür notwendig. In beson<strong>der</strong>en<br />
Fällen arbeiten wir eng mit den Kollegen <strong>der</strong><br />
Inneren Medizin zusammen.<br />
Unsere Abteilung verfügt über einen eigenen<br />
„Rund-um-die-Uhr-Dienst“ von Fachärzten für<br />
Kin<strong>der</strong>gastroenterologie und Kin<strong>der</strong>pneumologie<br />
für Notfälle wie Blutungen sowie aspirierter<br />
o<strong>der</strong> „verschluckter“ Fremdkörper.<br />
Insgesamt konnten wir in den vergangenen<br />
Jahren die Zahl <strong>der</strong> Bronchoskopien, Ösophagogastroduodenoskopien<br />
und Ileokoloskopien<br />
durch ständigen Erfahrungszuwachs<br />
sowie durch Investitionen in eine<br />
hochmo<strong>der</strong>ne Kin<strong>der</strong>endoskopieeinheit erhöhen.<br />
Unser Leistungsspektrum wird von vielen<br />
Kin<strong>der</strong>arztpraxen und Kliniken aus Sachsen-<br />
Anhalt und den angrenzenden Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
genutzt – nicht zuletzt deshalb, weil es<br />
in dieser Region in dem beschriebenen Umfang<br />
eine Entität darstellt.<br />
k o n t a k t<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin<br />
Ernst-Grube-Str. 40<br />
Kin<strong>der</strong>pneumologie:<br />
Oberarzt Dr. Nick Merkel<br />
nick.merkel@medizin.uni-halle.de<br />
Kin<strong>der</strong>gastroenterologie:<br />
Oberarzt Dr. Frank Schmidt<br />
frank.schmidt@medizin.uni-halle.de<br />
Für die Kontaktaufnahme bitten wir um<br />
eine kurzfristige Terminvereinbarung<br />
unter <strong>der</strong> Telefonnummer: (0345) 557-2053<br />
(Kin<strong>der</strong>ambulanz). Für Notfälle erreichen<br />
Sie den Diensthabenden Kollegen über die<br />
Kin<strong>der</strong>-Intensivstation (0345) 557-2484.<br />
Ausgabe 2/09<br />
27 |
I n n e r e M e d i z i n<br />
Gemeinsam die Versorgung<br />
Rheumakranker verbessern<br />
Rheuma hat viele Gesichter. Menschen aller Lebensalter können von rheumatischen<br />
Erkrankungen betroffen werden, und in den meisten Fällen ist eine Vorbeugung o<strong>der</strong> eine<br />
Heilung dieser Leiden nicht möglich.<br />
Prof. Dr. Gernot Keyßer<br />
D<br />
ie Komplexität rheumatischer<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong> ist eine Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
die am besten im Verbund<br />
vieler Kräfte bewältigt werden kann. Daher<br />
ist in Deutschland ein Netzwerk von so<br />
genannten Kooperierenden Rheumazentren<br />
entstanden, <strong>der</strong>en Dachverband als Arbeitsgemeinschaft<br />
in <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />
Rheumatologie angesiedelt ist.<br />
Das „Rheumazentrum am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
<strong>Halle</strong> (Saale)“ stellt einen Interessenverbund<br />
von Kliniken und Instituten, nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
Ärzten und Patientenorganisationen<br />
dar, zu dem mittlerweile über 50 Mitglie<strong>der</strong><br />
aus dem gesamten Süden von Sachsen-Anhalt<br />
zählen. Die Tätigkeit des Rheumazentrums<br />
wird von einer Koordinationsgruppe betreut.<br />
Diesem von seinen Mitglie<strong>der</strong>n gewählten Gremium<br />
gehören neben Vertretern des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />
<strong>Halle</strong> (Saale) nie<strong>der</strong>gelassene<br />
Kollegen an. Der Koordinationsgruppe, <strong>der</strong>en<br />
Sprecher Prof. Dr. Gernot Keyßer ist, steht ein<br />
Beirat zur Seite, <strong>der</strong> beispielsweise die Interessen<br />
und Positionen von Patienten, Reha-Kliniken<br />
sowie <strong>der</strong> Krankenkassen vertritt.<br />
Früharthritis-Sprechstunde<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> verfolgen ein gemeinsames<br />
Ziel: Für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen,<br />
aber auch für <strong>der</strong>en Angehörige, die<br />
bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Zu<br />
den Aufgaben des Rheumazentrums <strong>Halle</strong> gehört<br />
daher vor allem die Gestaltung <strong>der</strong> Kooperation<br />
zwischen einzelnen Kliniken und<br />
Fachdisziplinen – vor allem zwischen operativ-orthopädischen<br />
und internistisch-rheumatologischen<br />
Kollegen, ebenso wie zwischen<br />
Hausärzten und nie<strong>der</strong>gelassenen Rheumatologen.<br />
Am Rheumazentrum <strong>Halle</strong> haben eine<br />
Reihe effizienter Kooperationen bereits Früchte<br />
tragen können. So existiert die Früharthritis-Sprechstunde,<br />
maßgeblich mitgetragen von<br />
nie<strong>der</strong>gelassenen Kollegen, und koordiniert<br />
durch die <strong>Universität</strong>sklinik für Innere Medizin<br />
II (Nephrologie und Rheumatologie). Eine<br />
Erfolgsgeschichte: Seit Beginn dieser Sprech-<br />
| 28
I n n e r e M e d i z i n<br />
stunde vor drei Jahren wurden über 300 Patienten<br />
mit neu aufgetretenen entzündlichen<br />
Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen einer<br />
raschen rheumatologischen Behandlung<br />
zugeführt, unter Verkürzung <strong>der</strong> Wartezeiten<br />
von etwa sechs Monaten auf zwei<br />
Wochen. Alle ermächtigten und nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
Rheumatologen von <strong>Halle</strong> arbeiten in<br />
dieser Früharthritis-Sprechstunde gleichberechtigt<br />
und unbürokratisch zusammen.<br />
Das Rheumazentrum <strong>Halle</strong> hat auch fachgebietsübergreifende<br />
Kooperationen ins Leben<br />
gerufen. So existiert eine gemeinsame<br />
Sprechstunde <strong>der</strong> internistischen und orthopädischen<br />
Rheumatologen am <strong>Universität</strong>sklinikum.<br />
Dies ist insbeson<strong>der</strong>e für Patienten<br />
mit fortgeschrittenen, zerstörenden<br />
Verän<strong>der</strong>ungen an Gelenken und Wirbelsäule<br />
vorteilhaft, weil operative und konservative<br />
Maßnahmen direkt koordiniert werden<br />
können. Eine sinnvolle und mittlerweile gut<br />
eingeführte Einrichtung ist auch die „Überleitungssprechstunde“,<br />
die zwischen Kin<strong>der</strong>rheumatologie<br />
und internistischer Rheumatologie<br />
vereinbart wird. Erreichen Jugendliche<br />
mit einer entzündlichen Gelenkerkrankung<br />
das Erwachsenenalter, so werden sie während<br />
mehrer Sprechstundentermine, an denen<br />
pädiatrische und internistische Rheumatologen<br />
teilnehmen, in die Behandlung <strong>der</strong><br />
„Erwachsenenrheumatologen“ überführt.<br />
Praxiskurs für Allgemeinmediziner<br />
Der dramatische Fortschritt, <strong>der</strong> in den vergangenen<br />
Jahren die Rheumatherapie buchstäblich<br />
umgewälzt hat, erfor<strong>der</strong>t eine kontinuierliche<br />
Fortbildung. Auch hier hat das<br />
Rheumazentrum eine wichtige Funktion. Die<br />
Rheumatologen und Rheumatologinnen <strong>der</strong><br />
Region treffen sich in <strong>der</strong> Regel einmal monatlich<br />
im <strong>Universität</strong>sklinikum, um interessante<br />
Fälle zu diskutieren, neueste Entwicklungen<br />
zu besprechen o<strong>der</strong> sich gegenseitig<br />
über wissenschaftliche Studien zu informieren,<br />
an denen sie teilnehmen.<br />
Eine außerordentlich beliebte Fortbildungsveranstaltung<br />
stellt <strong>der</strong> Praxiskurs für Hausärzte<br />
und Allgemeinmediziner dar, <strong>der</strong> alljährlich<br />
im Januar durchgeführt wird. Die alte<br />
Erfahrung, dass nichts so lehrreich ist wie<br />
<strong>der</strong> ganz konkrete Fall, hat dazu geführt, dass<br />
sich die <strong>Halle</strong>nser Rheumatologen hier mit ihren<br />
Patienten zu einem Seminar versammeln,<br />
bei dem Hausärzte wirklich hautnah repräsentative<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rheumatologie<br />
präsentiert bekommen.<br />
Zu aktuellen Entwicklungen in <strong>der</strong> Rheumatologie<br />
informieren auch die Frühjahrstagung<br />
des Rheumazentrums und die ab <strong>2009</strong> gemeinsam<br />
mit dem Rheumazentrum Vogelsang<br />
durchgeführte Herbsttagung Sachsen-Anhalt.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> des Rheumazentrums <strong>Halle</strong><br />
arbeiten in Projektgruppen zusammen. Neben<br />
den Projektgruppen „Früharthritis-<br />
Sprechstunde“ (Leiter: Dr. Thomas Linde),<br />
„Fort- und Weiterbildung“ (Leiter: Prof. Dr.<br />
Gernot Keyßer) existieren die Projektgruppen<br />
„Rehabilitation“ (Leiter: Prof. Dr. Wilfried<br />
Mau) und „Forschung“ (Leiter: Oberarzt Dr.<br />
Jörg Brandt).<br />
Interessenten können sich über die Tätigkeit<br />
des Rheumazentrums auf den Mitglie<strong>der</strong>versammlungen<br />
<strong>der</strong> Frühjahrs- und Herbsttagung<br />
informieren. Eine informative Website<br />
gibt dazu unter www.medizin.uni-halle.de/<br />
rheumazentrum Auskunft.<br />
k o n t a k t<br />
Rheumatologische Sprechstunden am<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong> (Saale):<br />
Internistisch-Rheumatologische<br />
Sprechstunde:<br />
Fachambulanzen für Innere Medizin<br />
Prof. Dr. Gernot Keyßer<br />
Komplement, 0. Ebene<br />
Ernst-Grube-Str. 40<br />
Tel.: (0345) 557-2703<br />
Fax: (0345) 557-3359<br />
Gernot.keyszer@medizin.uni-halle.de<br />
Dienstag 8.00 bis 13.00 Uhr<br />
Donnerstag 12.00 bis 16.00 Uhr<br />
Mittwoch und Freitag nach Vereinbarung<br />
Kin<strong>der</strong>rheumatologische Sprechstunde<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin<br />
OA Dr. Thomas Müller<br />
Funktionsgebäude 2, Ebene 2,<br />
Kin<strong>der</strong>ambulanz<br />
Ernst-Grube-Str. 40<br />
Tel.: (0345) 557-5765<br />
Montag 8.00 bis 15.00 Uhr<br />
Dienstag 8.00 bis 15.00 Uhr<br />
bzw. nach Vereinbarung<br />
Interdisziplinäre orthopädisch/internistischrheumatologische<br />
Sprechstunde:<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Orthopädie und physikalische Medizin<br />
OA Dr. Jörg Brandt/Dr. Christoph Schäfer<br />
Magdeburger Str. 22<br />
Tel.: (0345) 557-4870<br />
Dienstag 8.00 bis 15.00 Uhr<br />
Ausgabe 2/09<br />
29 |
S t r a h l e n t h e r a p i e<br />
Abb. 1:<br />
Dosisverteilung für ein Bronchialkarzinom im<br />
Stadium cT1N0M0 im rechten Oberlappen, die<br />
farbigen Isodosen-Linien zeigen den Hochdosisbereich<br />
an.<br />
Abb. 2:<br />
Fallbeispiel – klinischer Verlauf nach Strahlentherapie:<br />
a) prätherapeutisches CT im Lungenfenster,<br />
b) CT einen Monat nach stereotaktischer<br />
Strahlentherapie mit 3 x 12,5 Gy,<br />
c) CT zwei Monate nach Strahlentherapie.<br />
Prof. Dr. Dirk Vor<strong>der</strong>mark<br />
Body-Stereotaxie:<br />
Mit Präzision gegen<br />
Lungentumore<br />
Seit wenigen Monaten wird an <strong>der</strong> halleschen<br />
<strong>Universität</strong>sklinik für Strahlentherapie ein neues Verfahren <strong>der</strong><br />
Hochpräzisionsstrahlentherapie von kleinen Bronchialkarzinomen<br />
o<strong>der</strong> Lungenmetastasen angeboten: Mit <strong>der</strong> stereotaktischen<br />
Strahlentherapie („Body-Stereotaxie“) kann in wenigen<br />
Bestrahlungssitzungen eine hohe Tumorkontrollrate von etwa 90<br />
Prozent erreicht werden.<br />
Prof. Dr. Dirk Vor<strong>der</strong>mark<br />
D<br />
as Bronchialkarzinom ist nach neuesten<br />
Zahlen weiterhin die häufigste<br />
Krebstodesursache in Deutschland.<br />
Die Strahlentherapie, häufig in Kombination<br />
mit einer begleitenden Chemotherapie, wird<br />
als Standardverfahren bei lokal fortgeschrittenen<br />
Bronchialkarzinomen o<strong>der</strong> bei bereits<br />
vorliegen<strong>der</strong> Fernmetastasierung eingesetzt.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> typischerweise sehr großen Volumina<br />
von Primärtumor und befallenen Lymphknoten<br />
kann die Strahlentherapie in diesen<br />
fortgeschrittenen Fällen auch mit mo<strong>der</strong>ner<br />
Technik nur eine lokale Tumorkontrolle von<br />
etwa 40 bis 50 Prozent erreichen.<br />
Ein neues Verfahren, die so genannte „extrakranielle<br />
stereotaktische Strahlentherapie“ (ESRT)<br />
o<strong>der</strong> „Body-Stereotaxie“ ermöglicht bei ausgewählten<br />
Patienten eine wesentlich verbesserte<br />
Tumorkontrolle. Sie beinhaltet den Einsatz weniger<br />
hoch dosierter Bestrahlungsfraktionen<br />
und einen hohen technischen Aufwand bei <strong>der</strong><br />
Bestrahlungsvorbereitung und -durchführung.<br />
| 30
S t r a h l e n t h e r a p i e<br />
Abb. 2a Abb. 2b Abb. 2c<br />
Abb. 1<br />
Davon profitieren insbeson<strong>der</strong>e Patienten mit<br />
Bronchialkarzinom, die aufgrund Ihrer Tumorausdehnung<br />
auch mit dem Ziel <strong>der</strong> Heilung<br />
operiert werden könnten, bei denen aufgrund<br />
von internistischen Vorerkrankungen<br />
o<strong>der</strong> einer sehr eingeschränkten Lungenfunktion<br />
die OP aber nicht möglich ist. Die „Body-<br />
Stereotaxie“ kann auch bei stark reduzierter<br />
Lungenfunktion (FEV1 < 1 l) eingesetzt werden.<br />
In gleicher Weise kann, wenn onkologisch<br />
sinnvoll, auch bei Patienten mit einzelnen<br />
o<strong>der</strong> wenigen Lungenmetastasen eine<br />
lokale Tumorkontrolle erreicht werden. Indikationsstellung<br />
und Durchführung des Verfahrens<br />
sind in einer Leitlinie <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) beschrieben.<br />
Indikation: Beim nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom<br />
(NSCLC) wird die „Body-Stereotaxie“<br />
im Stadium cT1-2 N0 M0 eingesetzt. Das<br />
Vorliegen von Lymphknotenmetastasen o<strong>der</strong><br />
Organmetastasen sollte durch ein komplettes<br />
Staging - möglichst einschließlich eines FDG-<br />
PET - ausgeschlossen worden sein. Die Indikation<br />
zur stereotaktischen Bestrahlung von<br />
Lungenmetastasen ist individuell im Rahmen<br />
<strong>der</strong> onkologischen Gesamtsituation zu stellen.<br />
Bestrahlungsplanung: Der Patient wird zunächst<br />
unter Einsatz verschiedener Lagerungshilfen<br />
(Vakuummatte, Kopfmaske, Armhalterung)<br />
auf einer Carbon-Platte gelagert.<br />
Ähnlich wie bei <strong>der</strong> stereotaktischen Strahlentherapie<br />
von Hirntumoren, wird ein externes<br />
Koordinatensystem durch einen an die<br />
Carbon-Platte gekoppelten Plexiglasrahmen<br />
(„stereotaktischer Localizer“) definiert. In<br />
dieser Position werden CT-Studien in Atemmittellage,<br />
in In- und Expiration sowie spezielle<br />
CTs mit langsamer Röhrenrotation („slow<br />
CTs“) durchgeführt, um die atemabhängige<br />
Beweglichkeit des Tumors für die Bestrahlungsplanung<br />
zu erfassen. Das Zielgebiet ergibt<br />
sich üblicherweise aus <strong>der</strong> im CT im Lungenfenster<br />
sichtbaren Tumorausdehnung<br />
unter Berücksichtigung <strong>der</strong> möglichen Tumorpositionen<br />
im Atemzyklus und eines Sicherheitsabstands<br />
von 5 mm. Anschließend<br />
wird von einem spezialisierten Medizinphysiker<br />
ein Plan mit Festlegung <strong>der</strong> Einstrahlwinkel<br />
und <strong>der</strong> Dosisberechnung ermittelt<br />
(Abb. 1).<br />
Durchführung <strong>der</strong> Strahlentherapie: Die<br />
stereotaktische Strahlentherapie von Lungentumoren<br />
erfolgt je nach Größe und Lage<br />
des Tumors sowie <strong>der</strong> onkologischen Gesamtsituation<br />
mit ein bis acht Bestrahlungssitzungen.<br />
Ein typisches Therapiekonzept ist die<br />
Behandlung mit drei Fraktionen mit je 12,5<br />
Gy bezogen auf den Rand des Zielgebietes<br />
bzw. 19,2 Gy im Zentrum des Tumors. Diese<br />
Behandlung wird üblicherweise innerhalb<br />
einer Woche unter stationären Bedingungen<br />
durchgeführt. Unmittelbar vor je<strong>der</strong> Bestrahlungssitzung<br />
erfolgt in Therapieposition eine<br />
CT-Kontrolle <strong>der</strong> Patientenlagerung und <strong>der</strong><br />
Tumorposition. Der Patient wird dann in dieser<br />
Position (Carbon-Platte, Vakuummatratze)<br />
zum Linearbeschleuniger transportiert.<br />
Eventuelle Abweichungen <strong>der</strong> Patientenposition<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tumorposition bezogen auf den<br />
stereotaktischen Localizer werden dabei korrigiert.<br />
Nachuntersuchung: Die Patienten werden<br />
zur frühzeitigen Erkennung eventueller Nebenwirkungen<br />
engmaschig nachbetreut. Spezifische<br />
akute Nebenwirkungen treten während<br />
<strong>der</strong> Therapie üblicherweise nicht auf.<br />
Abhängig von <strong>der</strong> Lage des Tumors können<br />
Haut- und Schleimhautreaktionen (Speiseröhre)<br />
sowie eine strahlenbedingte Pneumonitis<br />
o<strong>der</strong> umschriebene Fibrose <strong>der</strong> Lunge auftreten.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> relativ kleinen Zielgebiete<br />
ist die Verträglichkeit <strong>der</strong> stereotaktischen<br />
Strahlentherapie aber sehr gut.<br />
Therapieergebnisse: Typischerweise wird<br />
ein schnelles Ansprechen kleiner Bronchialkarzinome<br />
auf die hohen Einzeldosen <strong>der</strong><br />
Strahlentherapie beobachtet. Als Fallbeispiel<br />
sei <strong>der</strong> CT-Verlauf des ersten in <strong>Halle</strong> behandelten<br />
Patienten mit einem nichtkleinzelligen<br />
Bronchialkarzinom im Stadium cT1 N0 M0<br />
dargestellt (Abb. 2). Die Effektivität <strong>der</strong> Methode<br />
ist durch größere Fallserien national<br />
und international belegt: In einer aktuellen<br />
schwedischen Phase-II-Studie bei Patienten<br />
mit nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen<br />
im Stadium cT1-2 N0 M0 wurde eine lokale<br />
Tumorkontrolle von 92% nach drei Jahren<br />
berichtet (Baumann, J Clin Oncol <strong>2009</strong>). Aus<br />
<strong>der</strong> Würzburger <strong>Universität</strong>sklinik wurden<br />
kürzlich Langzeitdaten für 159 pulmonale Tumore<br />
(118 Metastasen und 41 nichtkleinzellige<br />
Bronchialkarzinome) vorgestellt: Hier waren<br />
nach drei Jahren 83% <strong>der</strong> Tumore lokal<br />
kontrolliert (Guckenberger, Int J Radiat Oncol<br />
Biol Phys <strong>2009</strong>).<br />
Ansprechpartner: Die Indikationsstellung<br />
für die stereoktische Strahlentherapie kann<br />
über die regionalen interdisziplinären Tumorkonferenzen<br />
erfolgen. Alternativ stehen zur<br />
Falldiskussion Prof. Dr. Dirk Vor<strong>der</strong>mark und<br />
Oberarzt Thomas Reese als direkte Ansprechpartner<br />
zur Verfügung.<br />
k o n t a k t<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Strahlentherapie<br />
Prof. Dr. Dirk Vor<strong>der</strong>mark<br />
Dryan<strong>der</strong>str. 4<br />
06110 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Tel.: (0345) 557-4310<br />
Fax: (0345) 557-4333<br />
dirk.vor<strong>der</strong>mark@medizin.uni-halle.de<br />
Ausgabe 2/09<br />
31 |
I m p r e s s u m<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Ernst-Grube-Str. 40<br />
06097 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
www.medizin.uni-halle.de<br />
medialog@medizin.uni-halle.de<br />
Redakteur:<br />
Pressesprecher Jens Müller<br />
Fotos:<br />
Daniel Gandyra, Norbert Kaltwaßer (Seite 7/8), Gerald Bothe (S. 19)<br />
Layout:<br />
konzeptundform, <strong>Halle</strong><br />
Alle Rechte liegen beim <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong> (Saale) bzw.<br />
den Autoren. Nachdruck nur mit Genehmigung.