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Die Fluoritvorkommen in der Umgebung von Axalp ... - SGHB

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<strong>Die</strong> <strong>Fluoritvorkommen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Umgebung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Axalp</strong>, Geme<strong>in</strong>de Brienz (BE).<br />

Fundorte<br />

Oltschiburg, Oltscherenalp<br />

Fluorit “Höhle <strong>von</strong> e<strong>in</strong>igen Metern Tiefe”<br />

Lokalität “1830”:<br />

648.975/173.725 Höhe: 2100 m<br />

Lokalität “1887/88”:<br />

649.000/173.690 Höhe: 1940 m<br />

Ruun<br />

Fluorit-Vorkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Balm (keltisch für „Höhle, Grotte, Felswand,<br />

Halbhöhle“), bei Ruun (Raum, Raun). E<strong>in</strong>e alte Fundortbeschreibung lautet auf<br />

die Ruun-Güter westlich des Punktes 1141. Das ehemalige Vorkommen liegt ca.<br />

150 m vom westlichsten Haus dieses Gutes. Hier ist e<strong>in</strong>e 20 m lange, und 5-7 m<br />

tiefe Balm zu f<strong>in</strong>den. Mit viel Geduld ist es noch möglich, kle<strong>in</strong>ere Fluorit-<br />

Splitter zu f<strong>in</strong>den.<br />

Engi (Enge)<br />

Fluorit-Vorkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong> Höhle am „Chatzenpfad“. <strong>Die</strong> Höhle bef<strong>in</strong>det<br />

sich 20 m entfernt vom e<strong>in</strong>zigen Haus, oberhalb <strong>der</strong> Strasse nach Giessbach. Bei<br />

e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Felsstufe und dicht mit Büschen bewachsen liegt die kle<strong>in</strong>e Höhle.<br />

Das Vorkommen ist komplett abgebaut, Fluorit kann man hier ke<strong>in</strong>en mehr<br />

f<strong>in</strong>den.<br />

Geologische Verhältnisse<br />

Gemäss Fellenberg (1889) und Schmalz (1985) treten die Klüfte <strong>in</strong> steil<br />

südfallenden Schichten (65-70°) <strong>von</strong> hellgrauem Kalk, sogenanntem<br />

Hochgebirgskalk vor. Gemäss <strong>der</strong> tektonischen Karte <strong>der</strong> Schweiz (1980)<br />

handelt es sich dabei um die helvetische Wildhorndecke.


Nach e<strong>in</strong>er mündlichen Mitteilung <strong>von</strong> Dr. Benno Schwyzer. Liegen alle Fluorit-<br />

Vorkommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Brienz im Qu<strong>in</strong>ten-Kalk (Malm)<br />

Fundorte Oltschiburg<br />

Laut Schmalz (1985) s<strong>in</strong>d die beiden Fundort auf <strong>der</strong> Landeskarte 1209 genau<br />

angegeben und Fotografien geben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> Aufschlussverhältnisse.<br />

<strong>Die</strong> Ausbeutungsstelle vom Jahre 1830 liegt höher als diejenige <strong>von</strong> 1887/88.<br />

Beschreibung <strong>der</strong> <strong>Fluoritvorkommen</strong><br />

1889 beschreibt Fellenberg die Höhlen so: ”Nach <strong>der</strong> Aussage <strong>von</strong> Herrn Kahlen<br />

(Berg<strong>in</strong>genieur) misst die obere Höhle 5-6 m Höhe, unten e<strong>in</strong>e Weite <strong>von</strong> 1.5 bis<br />

2 m und hat die Form e<strong>in</strong>es grossen, glattwandigen Kam<strong>in</strong>s“.<br />

Untere Höhle: „Wie alle übrigen, <strong>in</strong> diesem Kalkgebirge auftretenden<br />

Flussspatvorkommnisse ist auch dieses hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schlot entstanden, d.h. <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er sich senkrecht, kam<strong>in</strong>artig zwischen den Schichten des Kalkste<strong>in</strong>s<br />

h<strong>in</strong>unterziehenden alten Erosionsspalte. <strong>Die</strong> nun <strong>in</strong> Betrieb stehende Höhle<br />

wurde ca. 15–18 m weiter oben im Jahre 1887 <strong>von</strong> M. Ott und C. Streich<br />

entdeckt und später auch <strong>von</strong> C. Blatter und Sohn ausgebeutet. Sie hat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

oberen Partie, teilweise lose, und nach allen Seiten ausgebildet, im gelben, zähen<br />

Lehm und Schlamm liegend, teils, aber seltener, an den Wänden ansitzend, die<br />

herrlichsten grünen und wasserhellen Flussspathe geliefert. Auch fanden sich <strong>in</strong><br />

dem Schlote, Trümmer des Nebengeste<strong>in</strong>s, durch Kalkspath verkittet, und außer<br />

dem Flussspat kamen hier Centner weise schöne, graue, aber auch weiße o<strong>der</strong><br />

farblose rhomboidale Kalkspath Kristalle vor. Ja es s<strong>in</strong>d plattenförmige Partien<br />

wasserhellen, durchaus klaren Kalkspats vorgekommen, die dem isländischen<br />

Doppelspat an Durchsichtigkeit wenig nachstehen. Gegenwärtig wird <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

unteren Partie <strong>der</strong> Schlotte gesprengt und e<strong>in</strong> zähes Gemenge <strong>von</strong> Kalkblöcken,<br />

sowie Lehm mit e<strong>in</strong>igen Brocken missfarbigen Flussspates zu Tage geför<strong>der</strong>t“.<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Fluoritkristalle<br />

”In den zartesten Farbentönen <strong>von</strong> lichteisbläulichen und zartapfelgrünen bis zu<br />

tiefdunkelgrünen waren alle Nuancen des Grünen <strong>in</strong> teilweise prachtvoll<br />

ausgebildeten Individuen <strong>von</strong> 1 Centimeter Durchmesser, bis zu e<strong>in</strong>em Riesen<br />

Kristall <strong>von</strong> über 20 Centimeter Kantenlänge vertreten. <strong>Die</strong> Flussspat Kristalle<br />

dieses neuen Vorkommens zeigten alle e<strong>in</strong>e raue Oberfläche, e<strong>in</strong>zelne wie<br />

marmoriert, o<strong>der</strong> wie Chagr<strong>in</strong> und Moirè aussehend; die meisten zeigen<br />

E<strong>in</strong>drücke auf den Flächen, an<strong>der</strong>e s<strong>in</strong>d mit unregelmäßigen Löchern bedeckt, die<br />

stellenweise so zunehmen, dass aus den Kristallen völlig zerfressene, löcherige,<br />

wie gehackt aussehende Kristall- maßen werden.”<br />

(Fellenberg 1889/1891)


Oltschiburg Abbau<br />

Anno 1830 wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steilwand <strong>der</strong> Burgweng, etwas oberhalb <strong>der</strong> Alp<br />

Oltscheren e<strong>in</strong>e Höhle zugänglich gemacht, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Lehm sich glänzende und<br />

durchsichtige M<strong>in</strong>eralstücke fanden. Wie die Leute aus Brienzwiler ihre Funde<br />

verwerteten, erfährt man <strong>von</strong> Fellenberg (1889): ”<strong>Die</strong> Strahler H. Fischer und<br />

Mithaften sche<strong>in</strong>en damals mit ihrem Fund größeren Reisen gemacht zu haben.<br />

So er<strong>in</strong>nere ich mich ganz gut an den Kollegen des Herrn Professor B. Stu<strong>der</strong><br />

selig, dass er uns bei <strong>der</strong> Behandlung des Flussspates die schönen, wasserhellen<br />

Kristalle <strong>von</strong> <strong>der</strong> Oltschen-Alp vorwies, und uns erzählte, es seien im Jahr 1830<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> paar Oberlän<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em Karren bei ihm vorgefahren, und hätten<br />

ihm Flussspat zum Verkauf angeboten, und zwar e<strong>in</strong>en ganzen grossen Karren<br />

voll, <strong>in</strong> welchem neben e<strong>in</strong>zelnen, apart e<strong>in</strong>gepackten, besseren kristallisierten<br />

Exemplaren. Größere und kle<strong>in</strong>ere Blöcke. Der größte 21 kg brauchbarer,<br />

wasserheller Fluorit. Alles wurde an <strong>der</strong> Oltschiburg gewonnen. Wie Schmalz<br />

1985 berichtete. Waren nun diese Hellen Farblosen Fluorite für Zeiss <strong>von</strong><br />

Interesse. <strong>Die</strong> 1846 <strong>von</strong> Carl Zeiss <strong>in</strong> Jena eröffnete Werkstätte für<br />

Fe<strong>in</strong>mechanik und Optik erlebte schon <strong>in</strong> den Grün<strong>der</strong>jahren den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

lang anhaltenden Blütezeit. Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> wissenschaftlichen Leitungen<br />

Ernst Abbes entwickelte sich e<strong>in</strong> weltweit agierendes Optik unternehmen. Vor<br />

allem <strong>in</strong> den Jahren nach 1846 und 1886 bis 1889 lieferte diese Fundstelle<br />

bedeutende Mengen an Fluorit, <strong>in</strong> die Werkstätten <strong>von</strong> Carl Zeiss <strong>in</strong> Jena. Wo<br />

<strong>der</strong> qualitativ hervorragende Fluorit bei Mikroskop-Objektiven <strong>der</strong> fe<strong>in</strong>eren Art<br />

zum E<strong>in</strong>satz kam.“<br />

Ausbeute<br />

In den Jahren um 1830 wurden ca. 100 kg Fluorit abgebaut. Bis 1889 wurden<br />

ca. 10 t, teils optisch re<strong>in</strong>er Fluorit aus dem Malmkalk gebrochen. Darunter<br />

befanden sich grosse Kristalle, meistens sehr stark korrodiert, farblos, hell bis<br />

dunkelgrün, o<strong>der</strong> leicht eisblau. Würfel bis 15 cm, Stufen bis 30 cm und mehr<br />

Durchmesser.<br />

1886-1889: Abbau enormer Mengen, farbiger als die ersten Funde und daher für<br />

die <strong>in</strong>dustrielle Weiterverarbeitung nicht mehr so geeignet. Für M<strong>in</strong>eralien-<br />

Sammler waren jedoch hervorragende Stufen zu f<strong>in</strong>den,mit wasserblauen und<br />

weiteren schönen Farbtönen. In dieser Zeit wurden auch mehrere Zentner<br />

grünliche Fluorite abgebaut.<br />

Über die Mengen <strong>von</strong> Ruun und Katzenpfad s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Angaben zu f<strong>in</strong>den, man<br />

darf jedoch annehmen, dass die meisten Funde dieser Orte, durch Strahler an<br />

Sammler verkauft wurden.


Fluorite aus aller Welt<br />

<strong>Die</strong> „Fluorit Löcher“ (Höhlen) waren mir schon seit 1974 bekannt. Weitere<br />

Nachforschungen hatte ich jedoch bis Dato nicht mehr angestellt. Für das Jahr<br />

2013 ist e<strong>in</strong>e weitere Begehung <strong>der</strong> Örtlichkeiten geplant. Es würde mich sehr<br />

freuen, wenn mich dabei jemand begleiten würde <strong>der</strong> e<strong>in</strong>iges mehr <strong>von</strong><br />

M<strong>in</strong>eralogie versteht als ich damals.<br />

Ueli Wenger Hirzwangen März 2013

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