SEK-Bulletin 2/2010 - Evangelisch-Reformierte Kirche des Kantons ...
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chen aktiv um Mitglieder<br />
ren offen zu halten?<br />
Vielleicht existiert die Illusion von volkskirchlicher<br />
Selbstverständlichkeit noch in<br />
den Köpfen mancher <strong>Kirche</strong>nleute, die<br />
davon ausgehen, dass sich die Menschen<br />
zur <strong>Kirche</strong> verhalten, wie die Patienten zum Arzt − sie<br />
werden schon kommen, wenn sie etwas brauchen.<br />
Die Saalsorgerinnen und Saalsorger, die leicht resigniert<br />
oder gar betupft fragen, warum die sorgfältig<br />
formulierte Sonntagspredigt nicht mehr Leute interessiere,<br />
haben noch nicht verstanden, dass <strong>Kirche</strong> heute<br />
offensiver, kreativer, dialogischer auf Menschen zugehen<br />
muss, um überhaupt wahrgenommen zu werden.<br />
Es reicht nicht mehr, die Türe offen zu halten. Wir<br />
müssen neu übersetzen, was es in der urbanen Schweiz<br />
<strong>des</strong> 21. Jahrhunderts bedeutet, Menschen an Hecken<br />
und Zäunen oder eben am Strassenrand einzuladen.<br />
Wenn es gelingt, sie auf verschiedenen Kommunikationskanälen<br />
mit der Botschaft <strong>des</strong> immer noch gleichen<br />
Evangeliums anzusprechen, werden neue Menschen<br />
kommen. Vielleicht nicht jene, die wir gerufen<br />
haben. Vielleicht werden sie nach einer anderen Sprache<br />
und neuen Formen <strong>des</strong> <strong>Kirche</strong>seins verlangen. Es<br />
fragt sich, ob die <strong>Kirche</strong>n und Gemeinden bereit sind,<br />
sich entsprechend zu entwickeln.<br />
Missionarische Kampagne<br />
von Greenpeace<br />
Ein gutes Beispiel ist die<br />
Kampagne «Credo» der <strong>Evangelisch</strong>-reformierten<br />
<strong>Kirche</strong> Basel-<br />
Stadt. In einem sinnvollen Dreischritt<br />
fragte sie zunächst<br />
innerkirchlich nach den verbindenden<br />
biblischen Glaubenswurzeln,<br />
dann legte sie der Öffentlichkeit<br />
ein Gebetsbuch vor (es war im Nu ausverkauft)<br />
und liess schliesslich ein buntes <strong>Kirche</strong>ntram durch<br />
die Stadt kurven, das zum Wiedereintritt ermunterte.<br />
Ist das aufdringlich? Mag sein. Aber es ist nicht aufdringlicher,<br />
als das Glockengeläute und nicht missionarischer<br />
als eine Kampagne von Greenpeace.<br />
Wir müssen neu übersetzen,<br />
was es heute bedeutet,<br />
Menschen an Hecken und<br />
Zäunen oder eben am<br />
Strassenrand einzuladen.<br />
Heinz Fäh *<br />
Vielerorts ist es in der reformierten <strong>Kirche</strong> jedoch<br />
immer noch bequemer, den schleichenden Mitgliederschwund<br />
zu beklagen, als<br />
kohärente und glaubwürdige Angebote<br />
zu schaffen und diese<br />
überzeugend zu kommunizieren.<br />
Genau darin aber würde die<br />
Schlüsselkompetenz heutiger <strong>Kirche</strong>nleute<br />
liegen. <<br />
* HEINZ FÄH ist Pfarrer in Rapperswil-Jona<br />
und <strong>Kirche</strong>nrat St. Gallen.