SEK-Bulletin 2/2010 - Evangelisch-Reformierte Kirche des Kantons ...
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12 bulletin Nr. 2 / <strong>2010</strong><br />
– Eine Frage, zwei Antworten<br />
Sollen sich die reformierten Kir<br />
bemühen oder genügt es, die Tü<br />
Frank Worbs *<br />
Wenn die reformierten <strong>Kirche</strong>n doch<br />
nur schon die Türen ihrer <strong>Kirche</strong>n offen<br />
halten würden!<br />
Abgeschlossene<br />
<strong>Kirche</strong>ntüren sind nur ein<br />
Beispiel dafür, wie die reformierten<br />
<strong>Kirche</strong>n mitunter an den Wünschen<br />
und Bedürfnissen ihrer Mitglieder<br />
vorbei denken und handeln.<br />
Wenn sie weiterhin Volkskirche<br />
und nicht nur Bekenntniskirche<br />
sein wollen, das heisst, auch Tradition,<br />
Offenheit, Solidarität oder andere Werthaltungen<br />
als Beweggründe zur Mitgliedschaft akzeptieren, müssen<br />
sie von den Erkenntnissen <strong>des</strong> Marketings noch einiges<br />
lernen. Vieles haben die reformierten <strong>Kirche</strong>n<br />
und Gemeinden in den letzten zehn Jahren zwar bereits<br />
gelernt: Sorgfältige Medienarbeit, Einsatz verschiedener<br />
Kommunikationsmittel, Ausrichtung auf klar definierte<br />
Zielgruppen oder öffentlichkeitswirksame Kampagnen.<br />
Das einzelne Mitglied,<br />
speziell das wenig verbundene,<br />
verdient mehr Aufmerksamkeit.<br />
Aber die Entwicklung muss weiter gehen. Es genügt<br />
nicht, das mediale Bild von <strong>Kirche</strong> positiv zu beeinflussen<br />
oder ein neues Glaubensbekenntnis als «Referenztext»<br />
auszuarbeiten, um wahrgenommen zu werden.<br />
<strong>Kirche</strong>naustritte können so nicht verhindert werden.<br />
Lernen vom Autohändler<br />
Das einzelne Mitglied, speziell das wenig verbundene,<br />
das keine Leistungen bezieht und nicht am kirchlichen<br />
Leben teilnimmt, verdient mehr Aufmerksamkeit.<br />
So könnten zum Beispiel seine Geschichte mit der<br />
<strong>Kirche</strong>, seine persönlichen Eindrücke und Erinnerungen<br />
an die <strong>Kirche</strong> viel bewusster und sorgfältiger im<br />
Mitgliedermarketing aufgenommen werden. Eigentlich<br />
liegt da unsere Stärke: Wir kommen den Menschen in<br />
einer von virtuellen Netzwerken zunehmend durchdrungenen<br />
Welt noch ganz persönlich nah: Bei Besuchen,<br />
Taufen, Konfirmationen, Trauungen zum Beispiel.<br />
Aber aus den Augen aus dem Sinn.<br />
Da können die <strong>Kirche</strong>n viel von der Kundenpflege<br />
eines guten Autohauses lernen. Während das Autohaus<br />
sich nach einem Jahr beim Kunden meldet oder ihn zum<br />
Service einlädt, nach fünf Jahren ein neues Auto anbietet<br />
und dies alles genau abgestimmt auf<br />
das Leben <strong>des</strong> Kunden, melden sich<br />
die Kirchgemeinden selten persönlich<br />
bei den Mitgliedern, um an positiven,<br />
gemeinsamen Erlebnissen<br />
anzuknüpfen. Gute Gelegenheiten<br />
wären zwanzig Jahre nach der Konfirmation<br />
oder zehn Jahre nach der<br />
Hochzeit. Die Beziehung mit unseren<br />
Mitgliedern pflegen, persönlich<br />
abgestimmt auf ihren Lebenslauf, das ist eine von vielen<br />
Möglichkeiten, welche die <strong>Kirche</strong> noch nicht im Blick<br />
hat. Semper reformanda – das gilt auch für die reformierte<br />
Beziehungspflege. <<br />
* PFARRER FRANK WORBS ist Leiter Kommunikation<br />
der <strong>Reformierte</strong>n Lan<strong>des</strong>kirche Aargau.