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Kollegi Nr. 10 vom März 2011 - Kantonale Mittelschule Uri

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Schülerinnen und Schüler<br />

Do you speak<br />

European?<br />

Nach Amerika und zurück<br />

von Staschia Brand und Aline Schärer<br />

Damals im Herbst 2008 haben wir,<br />

Aline Schärer und Staschia Brand,<br />

fast gleichzeitig beschlossen ein Austauschjahr<br />

zu absolvieren. Mit viel<br />

Vorfreude füllten wir unsere Anmeldeformulare<br />

„A high school year in the<br />

USA“ aus und genau in diesem Augenblick<br />

fing unser Abenteuer an. Die<br />

Zeit bis im August 09 verging wie im<br />

Fluge und es war an der Zeit, der Familie,<br />

Freunden und der Schweiz auf<br />

Wiedersehen zu sagen. Neugierig und<br />

mit viel Energie flogen wir gemeinsam<br />

nach Chicago, wo sich unsere Wege<br />

trennten und wir auf uns allein gestellt<br />

waren. Alines Gastfamilie erwartete<br />

sie schon in Peoria, Illinois und<br />

Staschia flog weiter nach Flint, Michigan.<br />

Unwissend, was alles auf uns zukommt,<br />

waren wir fürs Erste glücklich.<br />

Während unseres Austauschjahres<br />

lernten wir so einiges über uns selbst<br />

und Amerika. Zunächst mussten wir<br />

uns vor allem auf die englische (bzw.<br />

amerikanische) Sprache konzentrieren.<br />

So mussten wir zum Beispiel um<br />

dem Schulunterricht folgen zu können,<br />

einen ganz neuen Wortschatz erlernen:<br />

mathematische Begriffe oder<br />

Fachausdrücke im Geschichts- und<br />

Biologieunterricht. Aber auch in normalen<br />

Alltagsgesprächen stiessen wir<br />

anfangs an Grenzen, denn im amerikanischen<br />

Englisch wird viel Slang<br />

benutzt. Ausdrücke wie: „dushbag“<br />

(Blödmann), „jk“ (Just kidding), „G“<br />

(Gangster), „swag“ (Outfit) … bereiteten<br />

uns Schwierigkeiten. Mit einem<br />

Wörterbuch hatten wir keine Chance,<br />

die richtige Übersetzung herauszufinden,<br />

deshalb fragten wir besser Leute<br />

nach der Bedeutung. Aber durch die<br />

ständige Konfrontation mit der Fremdsprache<br />

verstanden und lernten wir<br />

schnell, bis uns schliesslich das Englisch<br />

bis in unsere Träume begleitete.<br />

Auch haben wir schnell gemerkt, dass<br />

es so einige ungeschriebene Regeln in<br />

einer Kultur gibt. In der Schweiz haben<br />

wir solche ungeschriebene Regeln<br />

logischerweise nie richtig wahrgenom-<br />

men. In Amerika jedoch haben wir<br />

diese „Gesetze“ durch unser Fehlverhalten<br />

oder Unwissen gelernt, denn<br />

sie waren überhaupt nicht zu erahnen.<br />

Nach amerikanischer Art ist es<br />

üblich, die Kleidung nach einem Tag<br />

zu wechseln, andererseits spielte es<br />

keine grosse Rolle, ob man mit dem<br />

Pyjama, den Trainerhosen oder mit<br />

High Heels zur Schule ging. Weitere<br />

kulturelle Unterschiede sind, dass man<br />

sonntags die Kirche besucht oder dass<br />

der Fernseher einen 24-Stunden-Job<br />

hat. Lernen, essen, lesen, schlafen<br />

und surfen sind typische Aktivitäten,<br />

die im Wohnzimmer vor dem Fernseher<br />

stattfinden. Von zu Hause sind<br />

wir beide gewohnt, dass die Familie<br />

gemeinsam an einem Tisch isst. Deshalb<br />

befremdete es uns sehr Mahlzeiten,<br />

häufig Fast Food, alleine auf<br />

dem Sofa einnehmen zu müssen.<br />

Andererseits stiessen wir permanent<br />

auf viel Sympathie, dank unserem<br />

Schweizer Akzent und haben auch viel<br />

Aufmerksamkeit bekommen. Amerikaner<br />

sind sehr direkt und hatten<br />

überhaupt keine Hemmungen Fragen<br />

zu stellen, wenn auch etwas spezielle.<br />

Wir mussten viele Male ein Lachen<br />

unterdrücken, wenn man an uns mit<br />

Fragen wie den folgenden herantrat:<br />

„Do you speak European?“, „Is Switzerland<br />

a state down in Florida?“, „Are<br />

you a <strong>10</strong>0% white, because you got<br />

an accent?“, „Is Colombia in Africa,<br />

and do you have cars?”, „Can you buy<br />

strawberries in Switzerland?” Eine<br />

Frage, die uns immer wieder gestellt<br />

wurde, war: „Can you say something<br />

in Swedish?“. Anscheinend ist Schweden<br />

und die Schweiz aus der Sicht der<br />

Amerikaner ein und dasselbe Land.<br />

Ja, das Übersetzen der Sprache sowie<br />

der Kultur im Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten bereitete uns so einige<br />

Schwierigkeiten. Doch insgesamt<br />

hat sich dieses Jahr für beide gelohnt<br />

und es hat uns gezeigt, wozu<br />

wir in der Lage sind, wenn wir auf<br />

uns allein gestellt sind. Man sollte auf<br />

keinen Fall damit rechnen, dass ein<br />

Austauschjahr mit Ferien gleichzusetzen<br />

ist. Falls man auf Neues und<br />

Unbekanntes stösst, sollte man Offenheit<br />

und Neugierde zeigen, damit<br />

liegt man nämlich nie falsch.<br />

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