Kollegi Nr. 10 vom März 2011 - Kantonale Mittelschule Uri
Kollegi Nr. 10 vom März 2011 - Kantonale Mittelschule Uri
Kollegi Nr. 10 vom März 2011 - Kantonale Mittelschule Uri
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kanton <strong>Uri</strong><br />
Säg‘s dytsch und dytlich!<br />
Vom Übersetzen von Mitteilungen aus<br />
der Amtsstube in Zeitungsartikel<br />
Wie und wieso unterscheiden sich behördliche Medientexte und von den Medien<br />
abgedruckte Artikel? Elias Bricker und Adrian Zurfluh suchen im untenstehenden<br />
Artikel nach Gründen. Die beiden sind im Vorstand des Vereins der Ehemaligen und<br />
Freunde des <strong>Kollegi</strong>s, lieben den Schwingsport, das geschriebene Wort und die Geselligkeit<br />
– und verstehen sich prächtig.<br />
Verschiedene Rollen<br />
Die Sprache in der Kommunikation von Behörden sei<br />
oft zu langfädig, zu wenig „knackig“ und zu ausschweifend.<br />
Diese Meinung ist weit verbreitet. Ein Körnchen<br />
Wahrheit mag darin enthalten sein. Als Informationsbeauftragter<br />
stören mich Texte, die voll<br />
sind von Passivsätzen und Substantivierungen. Auch<br />
sind die Sätze in Medientexten der Behörden (aber<br />
auch von privaten Unternehmen) oft zu lang. Von<br />
Fachbegriffen durchsetzte Texte sind unleserlich.<br />
Behördenkommunikation mag knochentrocken erscheinen.<br />
Es hat aber auch Vorteile, wenn die Behörde die<br />
Quellen nennt, auf deren Grundlage sie entschieden<br />
hat. Und schon manche Hintergrundinformation im ach<br />
so langfädigen Text hat weniger bewanderte Medienschaffende<br />
wieder auf die richtige Fährte gebracht.<br />
Seit einigen Jahren pflegt der Kanton <strong>Uri</strong> einen Newsletter-Service,<br />
der von allen Interessierten abonniert<br />
werden kann. In aller Regel erhalten die Abonnentinnen<br />
und Abonnenten die Mitteilungen gleichzeitig<br />
mit den Medienschaffenden. Interessant sind die<br />
Rückmeldungen aus dem Publikum. „Was die Zeitung<br />
draus gemacht hat“ (oder eben nicht) war schon<br />
häufig das Thema von interessanten Gesprächen.<br />
Für Absender von behördlichen Mitteilungen sind<br />
solche Rückmeldungen und eigene Vergleiche aufschlussreich.<br />
Oft schafft es eine Redaktion, Sachverhalte<br />
verständlicher an die Leserschaft zu bringen.<br />
Selbstverständlich mit der Gefahr, dass nicht alle<br />
oder mindergewichtige Inhalte dargestellt werden.<br />
Einen Mehrwert zu vermitteln, zu gewichten, einzuordnen<br />
und nachzufragen – das erachte ich als hehre<br />
Aufgabe der Medienschaffenden. Selbstverständlich,<br />
dass Journalistinnen und Journalisten „unabhängig“<br />
sind und Behördenmitteilungen kritikfreudig verarbeiten.<br />
Das gehört zum Rollenspiel im Staat.<br />
Adrian Zurfluh,<br />
Informationsbeauftragter des Kantons <strong>Uri</strong><br />
Knackig ist wichtig<br />
Seitenlange Ausführungen, hundert Quellenangaben<br />
und Auflistungen von x Paragraphen: Das kann man<br />
den durchschnittlichen Zeitungslesern einfach nicht<br />
zumuten. Die Leser wollen sich schnell über ein Thema<br />
informieren können. Denn fast niemand hat stundenlang<br />
Zeit, die Zeitung zu lesen. Als Journalisten<br />
ist es deshalb unsere Aufgabe, sich in die ellenlangen<br />
Ausführungen der Behörden einzulesen und ihre<br />
schriftlich verfassten Mitteilungen umzuschreiben<br />
– manchmal mehr, manchmal weniger. Der Text für die<br />
Zeitung muss kurz und prägnant sein. Auch unzählige<br />
Fremdwörter oder Fachbegriffe sind hier fehl am Platz.<br />
Schliesslich wollen die Leute verstehen, was sie lesen.<br />
Bei einer Zeitung versucht man – einige politisch<br />
ausgerichtete Blätter wie die „Weltwoche“ ausgenommen<br />
– möglichst neutral zu schreiben. Der Leser<br />
soll sich selbst eine Meinung zu einem Thema bilden<br />
können. Und folglich übernehmen wir als Zeitungsmacher<br />
auch nicht einfach die Haltung der Behörde,<br />
die uns eine Mitteilung zukommen liess.<br />
Um den Text aufzulockern und spannender zu machen,<br />
wenden Journalisten verschiedene Tricks<br />
an. So versuchen wir, wenn möglich eine Stimme,<br />
einen so genannten O-Ton zum Thema einzuholen.<br />
Vielleicht sagt der zuständige Regierungsrat<br />
etwas dazu oder seine Gegner.<br />
Etwas <strong>vom</strong> Wichtigsten ist jedoch, dass der Titel<br />
knackig tönt. Denn bereits hier entscheidet<br />
sich, ob das Publikum weiterliest oder weiterblättert.<br />
Ein Beispiel: Bei welchem Titel würden Sie<br />
eher weiterlesen? Beim Titel „Gesundheits-, Sozial-<br />
und Umweltdirektion: Zusätzliche vorübergehende<br />
Schliessung der Schule“ oder beim Titel:<br />
„Schweinegrippe legt Schulbetrieb lahm“? Entscheiden<br />
Sie selber. Meine Antwort kennen Sie ja wohl.<br />
Elias Bricker,<br />
Redaktor der Neuen Urner Zeitung<br />
13