Kollegi Nr. 10 vom März 2011 - Kantonale Mittelschule Uri

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Simplifizierung auszusetzen? Oder bei der Rechtschreibung: Ein Blick in die Regelsammlung des Dudens lässt wahrscheinlich auch geübte Lektoren bisweilen grübeln. Wie detailliert müssen die Schülerinnen und Schülern mit diesen Regeln konfrontiert werden? Die Reduktion auf zentrale Grundsätze der Rechtschreibung ist wohl sinnvoller als alle möglichen Ausnahmen lückenlos vermitteln zu wollen. Zumindest gilt dies für untere Klassenstufen. Die Problematik der verfälschenden Vereinfachung zeigt sich im Fach Geschichte etwa bei der Verwendung des Begriffs „Absolutismus“ als Bezeichnung für eine historische Epoche der frühen Neuzeit. Auf einen einzigen Aspekt reduziert bergen solche Begriffe stets die Gefahr in sich, die bezeichneten Phänomene bzw. Epochen einseitig festzulegen. Neuere wissenschaftliche Forschungen weisen darauf hin, dass in dieser Zeit etwa die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit beträchtlich war. Die Figur des „absolut“ regierenden Herrschers mithin gab es so nirgends, auch nicht im Frankreich Ludwigs XIV. Der Begriff „Absolutismus“ suggeriert jedoch gerade die effektive absolute Gewaltausübung und die Behandlung der Thematik in den gängigen Geschichtslehrmitteln unterstreicht diese Wahrnehmung. Das heisst: Die didaktische Reduktion erfordert stetes Weiterbilden in jenen Fachgebieten, die unterrichtet werden. Die erfolgte Reduktion muss also regelmässig hinterfragt und eventuell angepasst werden. Und dies gilt wohl für jedes Unterrichtsfach. Auch Louis XIV. herrschte nicht absolut. Historische Gemeinplätze sollten überdacht werden. Übersetzungen im Radsport: Über Kults, Maniacs und ganz normales Fahren Mit Sportlehrer Roger Dittli sprach Sarah Weber Tour de France, 2010: Die beiden Favoriten Andy Schleck aus Luxemburg und der Spanier Alberto Contador liefern sich ein spannendes Rennduell, das dann abrupt für Contador entschieden wird: Ein Schaltfehler bei Schleck in den Alpen macht ihn angreifbar, Contador überholt und gewinnt schlussendlich die dreiwöchige Rundfahrt! Ohne Übersetzung läuft im Radsport nichts. Die Kraft, die wir beim Treten auf das Pedal geben, wird über das Grössenverhältnis zwischen dem Kettenblatt vorne und dem Kettenblatt hinten, dem „Ritzel“, übersetzt in Anzahl Meter Vortrieb. Wenn also Andy Schleck die Übersetzung ausfällt, zum Beispiel die Kette aus dem Kettenblatt springt, ist kein Vortrieb mehr möglich. Wie wir auch als Durchschnittsvelofahrende wissen, geschieht das immer nur dann, wenn wir sowieso schon zeitlich knapp dran sind und al- les geben wollen, um es noch zu schaffen... Von den schmutzigen Fingern, die das zusätzlich noch mit sich bringt, ganz zu schweigen! Ohne Übersetzung läuft im Radsport also nichts. Halt!, werden da die einen oder anderen sogleich ausgerufen haben. Stimmt, es gibt eine Ausnahme, nämlich das Einrad. Die Pedale sind gleich am Rad angemacht, es gibt also keine Kraftübersetzung zwischen zwei Kettenblättern und schon gar keine durch eine Gangschaltung. Der Fachhandel preist uns immer mehr Gänge und immer leichtere Fahrräder an. So kann heute auch ein Anstieg von Altdorf zum Kollegi hinauf im leichtesten Gang und dank hoher Trittfrequenz relativ mühelos bewältigt werden. Der berühmte Rennfahrer Lance Armstrong mag die hohe Trittfrequenz in einem leichten Gang besonders gerne, während die meisten seiner Konkurrenten eher den Krafteinsatz bei einem strengeren Gang bevorzugen. Über die optimale Ausrüstung beim Radrennsport werden heftige Diskussionen geführt. Tatsache ist, dass Schaltvorgänge anfällig sind für Probleme wie zum Beispiel der Kettenführung. So wird gerade etwa bei Downhill-Rennen für Mountainbikes mit Kettenführungen experimentiert, welche das Herausfallen der Kette trotz grossen Gerüttels verhindern sollen. Sportlehrer Roger Dittli weist darauf hin, dass beim Einüben von technischen Aspekten des Radrennsports heute neben dem Fahren auf jeden Fall auch das Herumtüfteln mit der Materialtechnik im Vordergrund stehe. So gibt es zum Beispiel schwere, aber robuste Stahlkettenblätter oder leichte, aber sehr teure Titankettenblätter oder Aluminiumkettenblätter, welche leicht und zahlbar, dafür aber nicht so stabil sind. 10
Sportlehrer Roger Dittli übersetzt. Ein Kult, welcher aus New York her zu uns gekommen ist und sich vor allem in der Velokurierszene etabliert hat, sind die sogenannten Fixies. Diejenigen unter uns, welche schon einmal Radball gespielt haben, kennen das Prinzip: Es gibt keine Gangschaltung, sondern eine fixe Einstellung des Verhältnisses von vorderem Kettenblatt und hinterem Ritzel, bei uns meistens eingestellt auf das Verhältnis 42 (Zähnezahl vorne) zu 16 (Zähnezahl hinten). Fixies sind die ultracoolen Stahlrösser der Velokuriere, welche in New York die Autofahrer mit ihren kühnen Manövern oft in Angst und Schrecken versetzen. Bremsen haben diese Räder keine, auch keine Schutzbleche oder sonstige Accessoires: Ein Gang zum Fahren genügt, gebremst wird durch einfaches Rückwärtstreten, was diese Räder so besonders wendig macht. Und wendig bedeutet natürlich auch beliebt für kühne Stunts. Hierzu übrigens absolut nicht zu verpassen: Das neue Video von Danny Askill. An Kühnheit und Geschicklichkeit wohl kaum zu übertreffen! „Einfach krass“ (Roger Dittli): Das neue Video „Way back Home“ von Danny Askill. Kühne Radstunts, welche den Atem stocken lassen! http://www.youtube.com/watch?v=Cj6ho1- G6tw&feature=player_embedded Oben: Roger Rinderknecht an der Olympiade in Peking, 2008. Unten: Fixie 11
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