Zur Geschichte der Fischbestimmungsstelle des VDA - Sach + Fach
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<strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
Von Gerhard Ott, Flensburg<br />
Einleitung<br />
Der Medienreferent <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Dr. Dieter HOHL, regte im November 1997 in seiner ”Konzeption<br />
zur Erstellung einer Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong> anlässlich <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Bun<strong>des</strong>kongresses 2001 in Stuttgart”<br />
u.a. zu einem Beitrag über ”herausragende <strong>VDA</strong>-Serviceleistungen in ihrer historischen Entwicklung”<br />
an. Im Januar 1998 erklärte ich mich bereit dieses Teilthema für die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong> zu bearbeiten. Ich machte damals die Voraussetzung, dass nicht historische und<br />
faktische Vollständigkeit angestrebt sei. Das könnte ich nicht leisten, da mir dazu gar nicht ausreichend<br />
Material vorläge. Deshalb schlug ich damals den auch heute gewählten Titel vor: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>. Durch die Formulierung ”<strong>Zur</strong>... ” wird - im Gegensatz zu beispielsweise<br />
”Die <strong>Geschichte</strong> ...” dem aufmerksamen Leser schon deutlich: Es handelt sich zwar um<br />
eine geschichtliche Arbeit, aber nicht mit dem Anspruch auf Vollständigkeit. Damals hatte ich allerdings<br />
nicht damit gerechnet, letztlich doch über eine Fülle von Material zu verfügen, um diesen<br />
Beitrag abzufassen.<br />
Zwar verfüge ich über eine umfangreiche aquaristische und ichthyologische Bibliothek; diese ist aber<br />
weniger an <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> orientiert, son<strong>der</strong>n vielmehr an den privaten aquaristischen<br />
und fischkundlichen Interessensschwerpunkten. Ich machte mich also auf die Suche nach<br />
Material. Es wurden befreundete Aquarianer angesprochen. Weiterhin erfolgten Aufrufe in Publikationsorganen<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong> 1 ). Es war außerordentlich überraschend, wie schnell, umfangreich und unkompliziert<br />
sich die freiwillige Zuarbeit einer großen Zahl von Aquarianern und Verbandsfreunden<br />
gestaltete. Damit hatte ich nicht gerechnet. Gleichwohl möchte ich darum bitten, die Bemühungen<br />
die <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> zu dokumentieren, nicht erlahmen zu lassen. Möge je<strong>der</strong> sich berufen fühlen,<br />
diesen Beitrag zu korrigieren, zu ergänzen und mir mögliche Fortschreibungen mitzuteilen.<br />
Danksagungen<br />
Es dürfte damit deutlich sein, dass dieser Beitrag niemals hätte entstehen können ohne die Unterstützung<br />
zahlreiche Verbandsfreunde und Aquarianer, Wissenschaftler und Angehöriger. Deshalb müssen<br />
sie alle hier genannt werden. Es handelt sich dabei - in alphabetischer Reihenfolge - um folgende<br />
Personen: Eberhard ALBRECHT (Staßfurt), Heinz O. BERKENKAMP (Wilhelmshaven), Detlev BORK<br />
(Zeuthen), Prof. Dr. H. CORDES (Bremen), Hans-Jürgen ENDE (Halle), Heidjer HILLEBRECHT (Hipstedt),<br />
Hans-Georg KLEINER (Halle) , Kryno MEINKEN (Stuhr), Dr. PAEPKE (Berlin), Jörg ROGAT,<br />
Alberto SCHUMACHER (Hamburg), Helmut STALLKNECHT (Rosenwinkel) und Wolfgang VOIGT<br />
(Hamburg). Ein nicht genannt sein wollen<strong>der</strong> Sponsor hat zwei Reisen zu Recherchen nach Wilhelmshaven<br />
und nach Hamburg finanziert. Allen Helfern wird ein Exemplar <strong>der</strong> ”Festschrift 90<br />
Jahre <strong>VDA</strong>” als kleiner Dank mit einer Widmung zur Verfügung gestellt.<br />
Material und Methoden<br />
Durch die fleißige Mitarbeit so vieler Verbandsfreunde war es möglich, die offiziellen Verbandsorgane<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong> fast lückenlos zu erschließen: Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde,<br />
Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde, Die Aquarien- und Terrarien-Zeitschrift (DATZ) und<br />
<strong>VDA</strong>-aktuell. Natürlich wurden auch an<strong>der</strong>e bekannte vivaristische Zeitschriften durchgesehen.<br />
Einige kleine, z.T. privat herausgegebenen Zeitschriften, Bezirks- o<strong>der</strong> Vereinszeitschriften konnten<br />
das Material ergänzen. Außerdem wurden die Taschenkalen<strong>der</strong> für Aquarien- und Terrarienfreunde<br />
gesichtet, die im Gustav Wenzel Verlag über viele Jahre hinweg herausgegeben wurden. Ebenfalls<br />
1 ) <strong>VDA</strong>-aktuell, DATZ, BSSW-Report<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 1
konnte unveröffentlichtes Material aus Privatbesitz, Briefe, sowie mündliche Überlieferungen und<br />
Anekdoten aufgespürt und ausgewertet werden. Das sog. <strong>VDA</strong>-Archiv konnte mit Material über die<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> nicht dienen; es besteht nach Angaben <strong>der</strong> Archivarin nur aus Büchern und<br />
alten Wochenschriften 2 .<br />
In einem ersten Arbeitsschritt wurde eine ungeordnete Stoffsammlung <strong>des</strong> Materials vorgenommen.<br />
Im zweiten Arbeitsschritt wurde das vorhandene Material in einer sogenannten Chronikliste in zeitlicher<br />
Reihenfolge erfasst. Eine reine Auflistung chronologischer Fakten erscheint jedoch wenig<br />
lesenswert. Deshalb wurde nach Lektüre und Analyse <strong>des</strong> Materials <strong>der</strong> hier vorgelegte Beitrag erstellt.<br />
Er kann und soll gar nicht als oberstes Ziel unerreichbare Objektivität anstreben. Geschichtsschreibung<br />
ist immer subjektiv, so wie Wissenschaft immer subjektiv geprägt ist von Menschen und<br />
ihre Art die Welt wahrzunehmen. Die Quellenangaben erfolgen nach üblicher Zitierweise mit Autorennamen<br />
in KAPITÄLCHEN mit <strong>der</strong> Jahreszahl in Klammern und fortlaufen<strong>der</strong> alphabetischer Nummerierung;<br />
bei direkten Zitaten in Anführungszeichen mit Angabe <strong>der</strong> Seitenzahl. Dort wo Mitteilungen<br />
und Ankündigungen in einer Veröffentlichung keinem Autorennamen zugeordnet werden<br />
können, erfolgt die Quellenangabe mittels einer Fußnote direkt auf <strong>der</strong> Seite.<br />
2 ) Briefl. Mitt. v. Elisabeth MÜLLER aus Frechen bei Köln v. 25.3.1994 an G. OTT in Flensburg<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 2
Die Anfänge <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Die Wurzeln <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> liegen im Jahre 1912, also im Jahr nach <strong>der</strong> Gründung<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong>. Im Entwurf <strong>der</strong> Verbandssatzungen 3 zum II. Kongress <strong>des</strong> Westdeutschen<br />
Verban<strong>des</strong> für Aquarien- und Terrarienvereine (Allgemeiner deutscher Verband <strong>der</strong> Aquarienund<br />
Terrarienvereine, ADV) wurde als Zweck <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> unter an<strong>der</strong>em aufgeführt:<br />
”Schaffung von wissenschaftlichen Kommissionen zur Bestimmung von Tieren und Pflanzen<br />
<strong>der</strong> Wasserfauna und - flora...”<br />
Das Interesse an wissenschaftlicher Fischbestimmung war bei den damaligen Liebhabern vorhanden.<br />
ROST (1913) befasste sich mit dem Thema ”Die Namen unserer Zierfische”; er behandelt<br />
die Problematik <strong>der</strong> Fischbestimmung und Namensän<strong>der</strong>ungen. Verbandsfreund<br />
STÖPKE hielt bei <strong>der</strong> 5. Vereinsversammlung am 25. März 1914 <strong>des</strong> Vereins ”Vivarium”<br />
(Halle/Saale) 4 einen Vortrag über ”Nomenklatur und Synonyma”. Zum Thema ”Ueber Fischbenennung”<br />
wird in <strong>der</strong> T agungsordnung einer Verbandstagung in Berlin als Referent H. G.<br />
NETTE aufgeführt 5 .<br />
Die Bemühung zur korrekten Fischbestimmung ging von den <strong>VDA</strong>-Vereinen aus. So machte<br />
die ”Unterelbische Vereinigung” - ein Zusammenschluss von Vereinen für Aquarien- und Terrarienkunde<br />
mit Sitz Hamburg (und damit <strong>der</strong> offensichtliche Vorläufer <strong>des</strong> heutigen <strong>VDA</strong>-<br />
Bezirks 02 Hamburg-Unterelbe) - 1914 eine Bekanntmachung, dass sie beabsichtige, ”zur<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Liebhaberei Bestimmungen von Neuheiten (Fische usw.) durch maßgebende<br />
Wissenschaftler vornehmen zu lassen.” 6 Diese Absicht wurde bei mehreren Vereinsversammlungen<br />
kundgetan, unter an<strong>der</strong>em beim ”Wasserstern” (Hamburg) 7 . Auch <strong>der</strong> Verein ”Valli s-<br />
neria” (Hamburg) war in dieser <strong>Sach</strong>e aktiv und <strong>der</strong> Ver ein ”Neptun” (Brau nschweig) for<strong>der</strong>te<br />
1913 eine <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> 8 .<br />
Diese Aktivität wurde nicht unkritisch hingenommen. Ein Vereinsbericht <strong>der</strong> ”Valli sneria”<br />
(Hamburg) wurde vom ”Argus” (Berlin -Schöneberg) auf <strong>der</strong> Sitzung vom 19. Februar 1914<br />
verlesen und <strong>der</strong> Vorschlag als ”an sich lobenswert” bezeichnet, j edoch die Frage aufgeworfen<br />
”(ohne <strong>der</strong> ‘U.V.’ zu nahe treten zu wollen), ob es nicht ratsamer wäre, diese Angel egenheit<br />
dem Kongress <strong>des</strong> ‘V.D.A.’ 1914 zu unterbreiten.” 9 Bei <strong>der</strong> Versammlung am 7. März 1914<br />
vom ”Bezirksverband <strong>der</strong> Aquarien- und Terrarienverein Groß-Berlins” trug M. C. FINCK<br />
vom ”Argus” das Th ema vor und machte es zu einer <strong>VDA</strong>-Angelegenheit 10 , die immer wie<strong>der</strong><br />
besprochen wurde 11 . Beson<strong>der</strong>er Wert wurde dabei darauf gelegt, nur dem A.D.V. das Recht<br />
zukommen zu lassen Fischbezeichnungen anzuerkennen 12 , soweit es dabei um Bezeichnungen<br />
für Zuchtformen usw. ging.<br />
Zum <strong>VDA</strong>-Kongreß 1914 wurden mehrere Anträge 13 , 14 vorgelegt, die sich mit <strong>der</strong> Einrichtung<br />
einer <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> befassten. Der ”Argus” (Berlin-Schöneberg) reichte einen<br />
Antrag ein mit dem Wunsch, <strong>der</strong> ”Verband wolle b eschließen,<br />
• dass diejenigen Fische, welche von <strong>der</strong> Wissenschaft als ein und dieselben bezeichnet werden,<br />
aber doch von einan<strong>der</strong> in Bezug auf Farbe und Gestalt deutlich unterscheidbar sind,<br />
3 ) Wochenschrift S. 483, 1912<br />
4 ) Wochenschrift S. 391, 1914<br />
5 ) Wochenschrift S. 542, 1914<br />
6 ) Wochenschrift S. 54, 1914<br />
7 ) Wochenschrift S. 17, 1914<br />
8 ) Wochenschrift S. 13, 1913<br />
9 ) Wochenschrift S. 243, 1914<br />
10 ) Wochenschrift S. 365, 1914<br />
11 ) Wochenschrift S. 407, 1914<br />
12 ) Wochenschrift S. 446, 1914<br />
13 ) Wochenschrift S. 560, 1914<br />
14 ) die Anträge <strong>der</strong> ”Vallisneria” und <strong>des</strong> ”Argus” sind auch veröffentlicht in: Blätter 4. Umschlagseite von 8, 1914<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 3
sind, mit einer ergänzenden Bezeichnung versehen werden, die für die deutschen Liebhaber,<br />
Züchter und Händler maßgeblich sein soll” und<br />
• ”dass die <strong>Fach</strong>zeitschriften einen Raum zur Verfügung stellen, in welchem diese neuen<br />
Bezeichnungen, sowie alle Namensän<strong>der</strong>ungen unter Hinzufügung <strong>des</strong> alten Namens,...,<br />
veröffentlicht werden, damit alle Interessenten mit den richtigen Namen auch wirklich<br />
vertraut werden.”<br />
• Suche nach ”Verbindung mit einem deutschen Ichthyologen, um innerhalb Deutschlands<br />
eine Stelle zu schaffen für die zuverlässige wissenschaftliche Bestimmung von Fischen,<br />
hauptsächlich Neueinführungen.”<br />
Weiterhin gibt es vom Verein ”Vallisneria” (Potsdam) einen Antrag auf ”Veröffentl ichung<br />
einer Liste <strong>der</strong> Namen aller bisher in den Handel gekommenen Zier- bezw. Aquarienfische”<br />
mitsamt Zuchtprodukten aus Kreuzungen. Der Verein ”Hottonia” (Darmstadt) beantragte die<br />
”Schaffung einer Geschäftsstelle für Fischbestimmungen in Deutschland bei Anlage <strong>des</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Vergleichsmaterials.”<br />
Ausbruch <strong>des</strong> 1. Weltkriegs verhin<strong>der</strong>t Gründung zunächst<br />
Der für Freitag, den 31. Juli und Sonnabend, den 1. August geplante 2. <strong>VDA</strong>-Kongreß im<br />
Jahre 1914 15 in Berlin fand wegen Ausbruch <strong>des</strong> 1. Weltkriegs nicht statt. Bereits angereiste<br />
Delegierte mussten unverrichteter Dinge wie<strong>der</strong> nach Hause fahren.<br />
Dennoch blieb das Interesse an <strong>der</strong> Aquarienkunde und auch dem speziellen Gebiet <strong>der</strong> Fischbestimmung<br />
zu aquaristischen Zwecken auch nach Kriegsende 1918 lebhaft. Bei <strong>der</strong> Versammlung<br />
am 7. Dezember 1918 <strong>der</strong> Gruppe für Aquarien- und Terrarienkunde vom ”Verein<br />
für volkstümliche Naturkunde” in Lübeck wurde ”die Hoffnung ausgesprochen, dass die B e-<br />
stimmung neueingeführter Fische ... vorgenommen wird.” 16 Es erscheint ein Aufsatz mit dem<br />
Titel ”Wie wird ein Fisch b estimmt?” von SCHERMER (1919) aus Lübeck. In <strong>der</strong> Sitzung am<br />
2. September 1919 <strong>der</strong> ”Wasserrose” (Gera) klagten die Aquarianer ”über den großen N a-<br />
menswirrwarr in <strong>der</strong> Bezeichnung unserer Pfleglinge” 17 . Man war in <strong>der</strong> ”Wasserrose” einig,<br />
sich mit entsprechenden Bitten an den <strong>VDA</strong> mit damaligen Geschäftssitz in Nürnberg zu wenden.<br />
Christian BRÜNING war ein eifriger Einiger in dieser <strong>Sach</strong>e innerhalb <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, mit dem<br />
Ziel möglichst viele Vereine und Interessen im <strong>VDA</strong> zu bündeln. Der bekannte Hamburger<br />
Aquarianer Christian BRÜNING war beruflich unter an<strong>der</strong>em als Lehrer an einer Seemannsschule<br />
für angehende Maschinisten tätig, um diese auf ihre Abschlussprüfung vorzubereiten.<br />
Aus Dankbarkeit brachten diese ihm später Fische z.B. aus Afrika mit; so kam schon 1911,<br />
im Gründungsjahr <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Pelvicachromis taeniatus in deutsche Aquarien 18 .<br />
August GRUBER, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, stellte 1919 bei <strong>der</strong> Bildung etlicher Gauverbände<br />
klar: ”Die Durchführung all <strong>der</strong> großen Aufgaben: <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>n, Juristische Ber a-<br />
tungsstellen ... sollen dem V.D.A. vorbehalten bleiben” 19 . Kurz darauf teilte er in einer Mitteilung<br />
an die Verbandsvereine mit: ”Der Verband hat die ersten Schritte zur Schaffung einer<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> getan” und hofft , ”dass die Verbandsvereine das Unterne hmen unterstützen<br />
werden, wenn <strong>der</strong> Ruf an sie ergehen wird.” 20<br />
Einigkeitsbestrebungen und Regionalisierungen<br />
15 ) Blätter 4. Umschschlagseite von 8, 1914<br />
16 ) Wochenschrift S. 258, 1918<br />
17 ) Wochenschrift S. 303-304, 1919<br />
18 ) Briefl. Mitt. v. Wolfgang VOIGT aus Hamburg v. 4. 8. 1998<br />
19 ) Wochenschrift S. 315, 1919<br />
20 ) Wochenschrift S. 370, 1919<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 4
Trotz <strong>der</strong> Bemühungen, die Aufgaben einer <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> im <strong>VDA</strong> zu bündeln, gab<br />
es offensichtlich regionale Bestrebungen, Institutionen mit gleichem o<strong>der</strong> ähnlichem Zweck zu<br />
schaffen. So findet sich im Gau Groß-Berlin 21 eine ”Bestimmungsstelle für Fischformen und<br />
Fischbastarde” 22 zusammen. Diese Arbeitsgemeinschaft setzte sich zusammen ”aus den Herren<br />
FINCK (”Argus”), HIPLER (”Nymphaea”), STOLZENHAIN (”Trianea”) und WOLLENHAUPT<br />
(”Argus”). Ihr Ziel war, ”alle in Frage kommenden Spielarten und Bastarde” zu benennen ”in<br />
einer Weise, dass man dem von <strong>der</strong> Wissenschaft festgesetzten Gattungs- und Artnamen eine<br />
auf die Spielart zutreffende Bezeichnung in deutscher Sprache” 23 anglie<strong>der</strong>t. Diese Bezeichnung<br />
sollte dann dem <strong>VDA</strong> vorgelegt werden, da er als oberste Instanz für die angestrebte<br />
Einheitlichkeit fungieren sollte. Bei <strong>der</strong> 35. Arbeitsversammlung <strong>der</strong> ”Unterelbischen Vereinigung”<br />
am 19. Juli 1920 hat sich Herr RACHOW ”angeboten, die Vermittlung bei Fischbesti m-<br />
mungen durch die <strong>Fach</strong>gelehrten in Deutschland und auswärts zu übernehmen.” 24 Auch die<br />
vivaristische Zeitschrift ”Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde” schien kurzzeitig einen<br />
eigenen Weg zu beschreiten. Sie nennt noch 1921 unter <strong>der</strong> Rubrik ”Unsere Auskunftsstellen”<br />
Dr. Georg DUNCKER 25 , Hamburg 1, Naturhistorisches Museum am Steintorwall mit dem Angebot<br />
<strong>der</strong> Bestimmung von Süßwasserfischen Südasiens, beson<strong>der</strong>s Hinterindiens und <strong>der</strong><br />
Malaiischen Archipels 26 .<br />
Organisation <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Am 1. und 2. August 1920 findet in Berlin <strong>der</strong> 4. Verbandstag <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> statt. Es ist <strong>der</strong> erste<br />
nach dem Kriegsende 1918. Auf Antrag 27 <strong>des</strong> Gaues Marks Brandenburg 28 soll eine ”ei nheitliche<br />
Benennung <strong>der</strong> verschiedenen vorkommenden Spielarten von Zierfischen und Bastarden<br />
erfolgen”. Antragsteller und Wortführer dieser <strong>Sach</strong>e ist M. C. FINCK vom Verein ”Argus”<br />
(Berlin). Der Antrag wird einstimmig angenommen. Der ”Verbandstag beschließt, dass eine<br />
Kommission vom Gau Mark Brandenburg als ‘<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>’ gebildet<br />
wird, die<br />
• erstens Farben- und Formenvarietäten von Fischen mit deutschen Namen benennt, solange<br />
sie von <strong>der</strong> Wissenschaft nicht anerkannt werden und sich<br />
• zweitens zur Bestimmung neuer Fischarten mit deutschen <strong>Fach</strong>-<br />
Ichthyologen in Verbindung setzt.” 29<br />
Über die Zusammensetzung wird <strong>der</strong> Kommission freie Hand gelassen.<br />
Christian BRÜNING begrüßte später auf <strong>der</strong> Versammlung die örtliche Wahl Berlins für den<br />
Sitz <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>. Dort seien Museen und Wissenschaftler je<strong>der</strong>zeit zur Hilfe.<br />
Hamburg sei für die meisten Importe nur Durchgangsstation. Er hoffte, dass - jetzt nach<br />
Kriegsende - wie<strong>der</strong> vermehrt Importe hereinkämen. Bei <strong>der</strong> 35. Arbeitsversammlung am 19.<br />
Juli 1920 <strong>der</strong> ”Unterelbischen Versammlung zu sammengeschlossener Vereine für Aquarienund<br />
Terrarienkunde, Sitz Hamburg” wurde allerdings ein Delegierter beauftragt, ”dem Ve r-<br />
bande mitzuteilen, dass Herr RACHOW, hier, sich angeboten hat, die Vermittlung bei Fischbe-<br />
21 ) <strong>der</strong> spätere Gau Mark Brandenburg<br />
22 ) Wochenschrift S. 7, 1920 und Blätter S. 27, 1920<br />
23 ) Wochenschrift S. 8, 1920<br />
24 ) Blätter S. 238, 1920<br />
25 ) Der spätere Prof. DUNCKER verstarb am 28. Juli 1953 in Ahrensburg bei Hamburg<br />
im Alter von 83 Jahren (Nachruf von Dr. LADIGES in DATZ 6:300, 1953<br />
26 ) Blätter 6. Umschlagseite, 1921<br />
27 ) öffentlich auf die Tagesordnung gesetzt in: Wochenschrift S. 216, 1920<br />
28 ) <strong>der</strong> frühere Gau Groß-Berlin<br />
29 ) Blätter S. 346. 1920, ebenso in: Wochenschrift S. 387, 418, 1920 (Sperrungen im Original)<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 5
stimmungen durch die <strong>Fach</strong>gelehrten in Deutschland, sowie auch auswärts zu übernehmen.” 30<br />
Man sollte wissen, dass damals auch eine konsolidierende Phase in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
stattfand. Längst war die Bildung von Gauen (im Sinne unserer heutigen <strong>VDA</strong>-Bezirke) nicht<br />
abgeschlossen, längst war nicht jede Vereinigung oberhalb <strong>der</strong> Vereinsebene Mitglied im <strong>VDA</strong><br />
und - wie auch heute - gab es Vereine, die keiner Vereinigung oberhalb ihrer Ebene angehörten.<br />
Es gab teilweise einen regelrechten ”Konkurrenzkampf” 31 .<br />
Folgerichtig aus dem <strong>VDA</strong>-Beschluss hob <strong>der</strong> Gau ”Mark Brandenburg” die Fischbesti m-<br />
mungs- und Fischbewertungsstelle <strong>des</strong> Gaues auf. An ihre Stelle traten drei <strong>VDA</strong>-Institute:<br />
• <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> V.D.A.<br />
• Fischbewertungsstelle <strong>des</strong> V.D.A.<br />
• Kontrollstelle für Fischnamen<br />
Während sich die Fischbewertungsstelle mit dem befasste, was man heute als Standards für<br />
Zuchtformen bezeichnen würde, sollte die Kontrollstelle für Fischnamen ”auf die Bericht igung<br />
<strong>der</strong> häufig vorkommenden falschen Benennungen von Fischarten beim Angebot hinwirken.” 32<br />
Der erste Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>: M. C. FINCK<br />
Als erster Leiter dieser teilweise ineinan<strong>der</strong> greifenden Aufgaben wurde vom Gauvorstand M.<br />
C. FINCK 33 vom ”Argus” benannt. Als Mitarbeiter stehen ihm ein cand. zool. namens Ernst<br />
AHL (Berlin-Lichtenberg), von dem noch zu berichten sein wird, und Ulrich WOLLENHAUPT 34<br />
(Berlin-Steglitz) zur Seite; etwas später wird in dieser Gruppe noch Berthold PENNIGKE (Berlin)<br />
erwähnt 35 .<br />
M. C. FINCK war Mitglied im Berlin-Schöneberger Verein ”Argus”. Am 20. Februar 1919<br />
wurde er dort zum 1. Vorsitzenden gewählt. Schon am 6. November <strong>des</strong>selben Jahres trat er<br />
aus geschäftlichen Gründen zurück. Bereits am 7. September 1919 war aus geschäftlichen<br />
Gründen von seiner Tätigkeit als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Gau 01 Groß-Berlin zurückgetreten 36 . Von<br />
Beruf war er Zoohändler. 1920 wurde er von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>des</strong> ”Argus” zum Ehre nmitglied<br />
ernannt 37 . Schon bevor er die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>, die Fischbewertungsstelle und die Kontrollstelle<br />
für Fischnamen <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> übernahm, war er als Leiter einer Auskunftsstelle für<br />
allgemeine Fragen <strong>der</strong> Liebhaberei und <strong>der</strong> Beratungsstelle <strong>des</strong> Gaues Groß-Berlin tätig 38 .<br />
Desweiteren war er Mitgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> am 16. Januar 1924 ins Leben gerufenen Vereinigung<br />
”Berliner Vivarienfreunde” 39 . Später war er tätig als Grün<strong>der</strong> und <strong>Fach</strong>schaftsleiter für Aquarien<br />
und Terrarien <strong>des</strong> ”Reichsverban<strong>des</strong> zoologischer Spezialgeschäfte e.V.” und vertrat b e-<br />
rufsständische Interessen 40 .<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> nimmt Arbeit auf<br />
30 ) Wochenschrift S. 269, 1920<br />
31 ) vgl. dazu Wochenschrift S. 387-388, 1920<br />
32 ) Wochenschrift S. 371, 1920<br />
33 ) in <strong>der</strong> entsprechenden Bekanntmachung <strong>der</strong> Wochenschrift S. 372, 1920<br />
wird <strong>der</strong> Name FINK ohne ”ck” geschrieben, später jedoch stets mit ”ck”, also: FINCK<br />
34 ) in <strong>der</strong> entsprechenden Mitteilung von FINCK in <strong>der</strong> Wochenschrift S. 8, 1921<br />
ist <strong>der</strong> Name mit ” WELLENHAUPT” falsch wi<strong>der</strong>gegeben.<br />
35 ) Blätter S. 13, 1921<br />
36 ) Wochenschrift S. 408, 1921<br />
37 ) Wochenschrift S. 201, 1920<br />
38 ) Wochenschrift S. 7, 1920<br />
39 ) Wochenschrift S. 46, 1924<br />
40 ) Wochenschrift S. 304, 1934<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 6
Jedenfalls konnte <strong>der</strong> Gau ”Mark Brandenburg” <strong>des</strong> V.D.A. unter dem Vorsit z von K. VAN<br />
DEN BULCK (Buch, Regierungsbezirk Potsdam) über seine Sitzungen vom 27. November und<br />
11. Dezember 1920 berichten: ”Die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> V.D.A. beim Gau M.B. hat<br />
ihre Arbeiten aufgenommen. Sie wird zunächst mit einer Entwicklung <strong>des</strong> Arbeitsprogramms<br />
durch den Leiter, Herrn FINCK ‘Argus’, an die Oeffentlichkeit treten. Diesem we rden sich<br />
bereits fertige Arbeiten von <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> <strong>des</strong> Herrn Ernst AHL (über Corydoras u.a.) anschließen.<br />
Der Beginn <strong>des</strong> neuen Jahres wird eine Bestimmung von Platypoecilius-Formen und eine<br />
Bewertung von Trichogaster lalius und T. fasciatus bringen.” Darüber wurde dann auch beim<br />
Gau ”Mark Brandenburg” von FINCK ein Referat gehalten, welches dann wegen eines überzogenen<br />
geschäftlichen Teils gekürzt werden musste. 41<br />
Bereits im Januar <strong>des</strong> folgenden Jahres 1921 berichtet dann FINCK über das ”Arbeitsgebiet <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> V.D.A.” 42 Alle drei o.g. Aufgabengebiete werden dabei erwähnt<br />
und unter dem Titel ”<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> V.D.A.” subsumiert. FINCK erkennt den<br />
Umfang und die Verantwortung <strong>der</strong> Aufgabe, die übernommen worden ist. Determinationen<br />
sollen unter Kontrolle von Prof. PAPPENHEIM <strong>des</strong> Naturkunde Museums Berlin durchgeführt<br />
werden. Dieser stellte <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> im Museum sogar einen Raum für<br />
ihre Arbeit zur Verfügung. Dort waren Präparate und Literatursammlung zugänglich. Es trafen<br />
sich ”jeden Montag Vormittag die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fischbest. -Stelle zu mehrstündiger Arbeit<br />
zusammen.” Weiterhin wurden die Vereinsvorstände geb eten, sich nach Mitglie<strong>der</strong>n umzusehen,<br />
die die englische o<strong>der</strong> französische Sprache beherrschen, um entsprechende Literatur<br />
erschließen zu können. 43 Die Varietätenbezeichnungen sollen in deutscher Sprache dem Gattungs-<br />
und Artnamen hinzugefügt werden, so ähnlich wie das ja heute auch noch üblich ist:<br />
Puntius titteya ”ROTE MORPHE”, Melanotaenia fluviatilis ”GOYDER RIVER”, Pseudotropheus<br />
zebra ”BLUE”. Die Standards bei Aqu arienfischen wolle man so definieren, dass<br />
die Fische ”in <strong>der</strong> Körperkonstitution und in Fä rbung das beste ihrer Art aufweisen” 44 .<br />
41 ) Wochenschrift S. 420, 1920, Wochenschrift S. 96, 1921, Wochenschrift S. 179, 1921, Wochenschrift S. 234, 1921<br />
42 ) Blätter S. 13, 1921, sowie Wochenschrift S. 8, 1921 und Wochenschrift S. 96, 1921<br />
43 ) Wochenschrift S. 96, 1921<br />
44 ) Blätter S. 13, 1921<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 7
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> unter neuer Leitung: Ernst AHL<br />
Nach einem Beschluss <strong>des</strong> Gaues Mark Brandenburg vom 10. September 1921 ging die Leitung<br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in die Hände von cand. Zool. Ernst AHL vom Zoologischen<br />
Museum Berlin über 45 . Die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> setzte sich nach einer Mitteilung in den<br />
”Blättern” 46 nunmehr zusammen aus:<br />
− E. AHL (Berlin O 34), <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
− M. GÜNTHER (Berlin-Baumschulenweg),<br />
Geschäftsstelle und Kontrollstelle für Fischnamen<br />
− H. RANDOW (Berlin-Steglitz), Fischbewertung<br />
− H. WEISE (Berlin N 37), Auskunftsstelle über Lebensweise und Pflege heimischer<br />
und exotischer Fische<br />
Die Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> wurde vom Gau im Auftrag <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> betrieben.<br />
Durch einstimmigen Beschluß <strong>des</strong> Verbandstages vom 5. bis 8. August 1922 in Breslau wurde<br />
die ”dem Gau Mark Brandenburg zur Durchführung übertr agene und halb aus seinen Mitteln<br />
unterhaltene <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ... in die Regie <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong>” übernommen 47 .<br />
Kritik an <strong>der</strong> Fischbewertungsstelle<br />
Erwartungsgemäß wurde an dem Vorhaben <strong>der</strong> Fischbewertungsstelle Kritik geübt. So<br />
schreibt Walter Bernhard SACHS (1921). ”Der Wi<strong>der</strong>sinn dieses Gedankens ist dabei den Herren<br />
noch nicht aufgegangen! Weil man für die Zucht von Schleierfischen, Teleskopfischen und<br />
an<strong>der</strong>en von Menschenhand künstlich erzeugten Produkten beson<strong>der</strong>e Normen aufgestellt<br />
hat,..., glaubt die verantwortliche neue Stelle nunmehr unsere ganzen Pfleglinge nach<br />
ähnlichen Gesichtspunkten ‘bewerten’ zu können.” Er hofft im Gegensatz zum damaligen<br />
Schriftleiter <strong>der</strong> ”Blätter”, Dr. W. WOLTERSTORFF, dass diese ganze <strong>Sach</strong>e niemals in die<br />
Praxis umgesetzt wird.<br />
RANDOW (1921) erläuterte eine Reihe von Problemen, die beim Vorhaben <strong>der</strong> Fischbewertungsstelle<br />
auftreten, die man sich vorher gar nicht überlegt hatte. Er schließt seine Überlegungen<br />
mit den Worten: ”Die Fischbewertungsstelle als solche bleibt also vorläufig laut Par a-<br />
graphen <strong>der</strong> V.D.A. bestehen bis zum nächsten Verbandstage, wo begründet werden wird,<br />
dass diese Stelle nach den gemachten Erfahrungen eine unmögliche, in dem bisher gedachten<br />
Sinne, ist.” Heinz RANDOW war Mitglied <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>. Er verstarb am 5. Juni<br />
1961. Seinem Nachruf (SACHS 1961) entnehmen wir u.a., dass er von Beruf Seemann war.<br />
Über die Bedeutung <strong>der</strong> Seefahrer für die Aquaristik berichtet Wolfgang VOIGT an an<strong>der</strong>er<br />
Stelle in dieser Festschrift.<br />
Auf dem Breslauer Verbandstag wurde dann offensichtlich das Ende <strong>der</strong> Fischbewertungsstelle<br />
beschlossen: ”Eine Fischbewertungsstelle wird künftig von uns nicht mehr unterhalten werden”<br />
48 berichtete <strong>der</strong> Geschäftsführer M. GÜNTHER (Berlin-Baumschulenweg). Die Kontrolle<br />
<strong>der</strong> Fischnamen sollte allerdings seitens <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> noch genauer gehandhabt werden.<br />
Erste ichthyologische Mitteilung<br />
45 ) dieser Wechsel in <strong>der</strong> Leitung wurde angekündigt in Wochenschrift S. 309, 1921<br />
46 ) Blätter S. 288, 1921, auch in Wochenschrift S. 369, 1921<br />
47 ) Wochenschrift S. 415, 1922, Blätter S. 284, 1922<br />
48 ) Wochenschrift S. 415 f., 1922<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 8
Die nach bisherigen Recherchen erste inhaltlich fischkundliche Mitteilung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong> erschien in <strong>der</strong> Wochenschrift unter dem Titel ”Bericht über die erfolgte<br />
Nachbestimmung von Betta splendens blau und rot (letzterer bisher vielfach fälschlich als<br />
Betta rubra PERUGIA bezeichnet)” 49 unterzeichnet von FINCK. Das Ergebnis dieser Untersuchung<br />
war, dass die bisherige rote Form <strong>der</strong> Kampffische irrtümlich als B. rubra bezeichnet<br />
wurde. Desweiteren wird in einem Nachsatz <strong>der</strong> Mitteilung berichtet, dass man mit <strong>der</strong> Nachbestimmung<br />
indischer Haplochilen beschäftigt sei. Es wird um Einsendung von Material <strong>des</strong><br />
sog. Zwergpanchax (var. blocki und Madraskärpfling) gebeten.<br />
Hugo WEISE bestätigte kurze Zeit darauf den Eingang von Fischmaterial in einzelnen Stücken,<br />
und zwar Ctenobrycon spilurus, Haplochilus von Kap Lopez, sog. ”Berliner Kreuzung” und<br />
Phallopt. jan. var. 50 Desweiteren wurden lebende Fische eingesandt von BAUMGÄRTEL,<br />
RAUHUTH, STOLZENHAIN und konserviertes von KURZHALS; ebenso wurde die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
von <strong>der</strong> Firma REICHELT (Buch), dem Berliner Aquarium und Mitglie<strong>der</strong>n <strong>des</strong><br />
”Triton” (Berlin) 51 unterstützt.<br />
Praktische Hinweise <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Wissenschaftliche Determinationen von Fischen werden in <strong>der</strong> Regel an konservierten Exemplaren<br />
vorgenommen. Schon 1921 erläuterte die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in einem Aufruf, wie auch Aquarianer<br />
solches Material herstellen können: ”Die Versendung <strong>des</strong> Materials geschieht am besten in<br />
60-70% Alkohol o<strong>der</strong>, in Ermangelung <strong>des</strong>sen, in Brennspiritus. Bei Verwendung von Formol (auch<br />
Formalin o<strong>der</strong> Formaldehyd genannt) nehme man eine 40 %-ige Lösung, das heißt 1 Teil Formol<br />
(in je<strong>der</strong> Apotheke erhältlich) auf 10 Teile Wasser.” 52 Auf <strong>der</strong> Vereinssitzung <strong>des</strong> ”Argus” (Berlin)<br />
wurde am 19. Januar 1921 sogar darauf hingewiesen, dass auf <strong>der</strong> nächsten Sitzung am 16. Februar<br />
”Spiritus für Konservierungszwecke gratis verteilt werden” 53 wird. Flaschen waren mitzubringen.<br />
Ein an<strong>der</strong>es Mal hieß es: ”Da das im Handel erhältlich Formalin hinsichtlich seiner Stärke Ve r-<br />
schiedenheiten aufweist, soll den Mitglie<strong>der</strong>n” <strong>des</strong> ”Argus” (Berlin -Schöneberg) durch den Verein<br />
geeignet Konservierungsmittel zugänglich gemacht werden. 54 An <strong>der</strong> Technik, Fischpräparate für<br />
systematische Zwecke herzustellen, hat sich bis heute wenig geän<strong>der</strong>t. Da allerdings immer mehr<br />
genetische und molekulargenetische Untersuchungsmethoden in die Forschung einbezogen werden,<br />
sollte heute ein Teil o<strong>der</strong> das gesamte Material in reinem Alkohol (Methanol, Ethanol o<strong>der</strong> Propanol)<br />
konserviert werden. In Methanal-Lösungen (Formaldehyd) werden die Zellstrukturen <strong>des</strong> Erbmaterials<br />
lei<strong>der</strong> so verän<strong>der</strong>t, dass sie einer solchen Analyse nicht mehr zugänglich sind.<br />
49 ) Wochenschrift S. 251, 1921<br />
50 ) Blätter 2. Umschlagseite von Heft 19, 1921<br />
51 ) Wochenschrift S. 387 f., 1921<br />
52 ) Blätter S. 288, 1921<br />
53 ) Wochenschrift S. 64, 1921<br />
54 ) Wochenschrift S. 450, 1921<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 9
Frühe Veröffentlichungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Es erschien eine Publikation von AHL (1922) über ”Die Gattung Mylossoma EIGENMANN”,<br />
die wohl die erste aus seiner Fe<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Funktion als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ist.<br />
Zwischenzeitlich war die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> komplett in die Führung <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> ü-<br />
bergegangen. Der 1. Vorsitzende <strong>des</strong> V.D.A., H. STRIDDE (Frankfurt am Main), wies 1922<br />
nach dem Breslauer Verbandstag darauf hin, dass die Arbeit aufgenommen sei und erwähnte<br />
auch die AHLsche Publikation 55 . Es erfolgten auch kürzere Mitteilungen in wenigen Zeilen,<br />
wie die über Boleosoma nigrum olmstedti (STORER). 56 AHL (1924) beschrieb in seiner Eigenschaft<br />
als Mitarbeiter <strong>des</strong> Zoologischen Museums Berlin und <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>VDA</strong> den Rotmaulsalmler Hemigrammus rhodostomus als neue Art. Insgesamt waren die<br />
Veröffentlichungen aber eher spärlich. Das hing einerseits damit zusammen, dass wenig Material<br />
seitens <strong>der</strong> Aquarianer und Importeure einging. An<strong>der</strong>erseits wurden manche Arbeiten von<br />
AHL als für die Aquarianer zu wissenschaftlich eingestuft, so dass sie nicht in den ”Blättern”<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ”Wochenschrift”, son <strong>der</strong>n in an<strong>der</strong>en Publikationen veröffentlicht wurden; z.B. ”Sitzungsberichte<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft <strong>der</strong> naturforschenden Freunde zu Berlin”.<br />
Resonanz bei Vereinen und organisierten Aquarianern<br />
Die Mitteilung über den neuen Leiter Ernst AHL war garniert mit den pathetischen Worten:<br />
”Liebhaber, unterstützt die deutsche Wissenschaft,<br />
zum Nutzen eurer Liebhaberei!”<br />
Dabei ist anzumerken, dass die Mitteilung in <strong>der</strong> ”Wochenschrift” wesentlich b escheidener in<br />
Größe und Gestaltung veröffentlicht wurde, als in den ”Bl ättern” 57 , in denen dieser Mitteilung<br />
eine komplette Druckseite gewidmet war.<br />
Die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> mit Fischmaterial schien in dieser<br />
Anfangszeit nicht son<strong>der</strong>lich umfangreich gewesen zu sein. Meist handelt es sich nur um einzelne<br />
Exemplare. Jedenfalls erschienen immer wie<strong>der</strong> Aufrufe in den einschlägigen vivaristischen<br />
Publikationen 58 . Dabei wird bedauert, dass die Einsendungen insgesamt zu wünschen<br />
übrig lassen o<strong>der</strong> zurückgegangen sind o<strong>der</strong> sich gar ganz an<strong>der</strong>e Anfragen zu Themen wie<br />
Fischkrankheiten bei <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> anfinden. 59 Bei <strong>der</strong> Vereinssitzung <strong>des</strong> ”Argus”<br />
am 19. Januar 1921 wird darauf hingewiesen, dass eingegangene Fische gerade auch <strong>der</strong><br />
”gewöhnlichen” Arten nicht fortgeworfen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fischbestimmung sstelle überlassen<br />
werden sollen. 60 Gerhard NETTE, stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, <strong>der</strong> nach dem Tode<br />
GRUBERs die Geschäfte weiter führte, appellierte an die Vereine: Die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
”braucht unbedingt die Mitarbeit aller Verbandsvereine, wenn sie etwas leisten soll. ... Wir<br />
müssen ... weiter unterstützen, vor allem braucht sie Fischmaterial! Sorgen Sie dafür, dass<br />
alle eingegangenen Fische, ..., zugeführt werden. Es wird sich wohl leicht in jedem Verein ein<br />
Herr finden, <strong>der</strong> es übernimmt, das Material in seinem Verein zu sammeln und nach Berlin zu<br />
schicken.” 61 Die immer wie<strong>der</strong>holten Aufrufe, die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> mit Material zu<br />
versorgen, wurden im Laufe <strong>der</strong> Zeit immer deutlicher und dringen<strong>der</strong>. Auch durch das Angebot,<br />
dass ”Herr Dr. Ahl bereit” sei, ”in <strong>der</strong> Berliner Vere inen Vorträge über ‘Anpassung und<br />
55 ) Wochenschrift S. 483, 1922<br />
56 ) Wochenschrift S. 264, 1923<br />
57 ) Wochenschrift S. 348, 1921; Blätter S. 288, 1921<br />
58 ) Blätter S. 336, 1921; Wochenschrift S. 215, 1923; Wochenschrift S. 314, 1923<br />
59 ) Blätter S. 376, 1921 und Wochenschrift S. 469, 1921<br />
60 ) Wochenschrift S. 64, 1921<br />
61 ) Blätter S. 317, 1921; vgl. Wochenschrift S. 409, 1921<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 10
Verän<strong>der</strong>lichkeit <strong>der</strong> Färbung und Zeichnung bei Fischen’ zu halten” gehörte dazu. Für den<br />
Vortrag sollten die Fahr- und Zehrkosten übernommen und 30 Mark an die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
gezahlt werden. 62 Um die Zahl <strong>der</strong> Einsendungen zu erhöhen, wurde unter an<strong>der</strong>em<br />
ein Rundschreiben an alle im Taschenkalen<strong>der</strong> 1921 verzeichneten Vereine versandt. 63<br />
Diese anfänglich verhältnismäßig geringe Resonanz hielt Mitglie<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
nicht ab, mit weiteren Ideen an die aquaristische Öffentlichkeit zu gehen: ”Die Fischb estimmungsstelle<br />
beabsichtigt, eine Naturaliensammlung für den V.D.A. anzulegen.” Natu rkundliche<br />
Präparate aller Art sollten gesammelt werden und zu Zwecken von Ausstellungen, Belehrungen<br />
und Jugendarbeit ausgeliehen werden. 64 Geworden ist aus diesen Vorhaben nichts.<br />
Beim Hamburger Aquarienverein ” Pterophyllum scalare” unter <strong>der</strong> Leitung von P. WÖHLERT<br />
wurde diskutiert, weshalb die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> wohl so wenig Resonanz finde. Man<br />
meinte, es läge daran, dass wohl zu wenig über die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
berichtet würde, obwohl die ”Wochenschrift” solche Berichte gerne abdr ucke. 65 Dem wi<strong>der</strong>sprach<br />
<strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> GÜNTHER prompt. Er wies, darauf<br />
hin, dass sehr wohl in den ”Blättern” und in <strong>der</strong> ”Wochenschrift” sowie im Monatsanzeiger<br />
<strong>des</strong> Gau Brandenburgs Arbeiten <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> veröffentlicht seien. Er lobt die<br />
”unermüdliche Schaffenskraft” <strong>des</strong> Leiters Dr. AHL und kontert: ”Wer nicht mitgearbeitet hat,<br />
kann die Unsumme von Arbeit, die zur Bestimmung nur eines Fisches zu leisten ist, gar nicht<br />
ermessen und - würdigen!” ”Wir wollen die deutschen Aqu arienvereine nicht blamieren,”<br />
schreibt er , ”wenn wir öffentlich zugaben, dass es auch nicht ein einziger bisher für nötig<br />
gehalten hat, auch nur einen einzigen Fisch <strong>der</strong> Verbandsstelle zu überweisen” 66 . Nur eine<br />
Arabeske ist dabei, dass er das Ansinnen <strong>der</strong> Hamburger sich auch mit ”Abnormitäten” zu<br />
befassen, lächerlich macht und als unwissenschaftlich ablehnt. Der <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
ermangelte es hauptsächlich an neuem Material stellte schon <strong>der</strong> Geschäftsführer in seiner<br />
Antwort auf die Kritik aus Hamburg fest. AHL wandte sich in einem Brief an den Herausgeber<br />
<strong>der</strong> Wochenschrift, in dem er sehr deutlich wurde: ”Man kann jetzt in je<strong>der</strong> Nummer <strong>der</strong> ‘W’<br />
und ‘Bl.” von Neu -Importen lesen, aber zur Bestimmung habe ich noch nichts erhalten,<br />
trotzdem immer davon die Rede ist, dass nur ein kleiner Teil lebend ankommt. Ist es denn ein<br />
so großes Opfer, wenn man die Tiere statt in den Mülleimer in einen Formoltopf tut und einschickt?<br />
... Ich bringe doch schließlich auch Opfer...” 67 Auch innerhalb <strong>der</strong> Vereine zeigt <strong>der</strong><br />
Erfahrungsaustausch, dass von dem Angebot <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> kaum Gebrauch<br />
gemacht wird; so z.B. die Erkenntnis <strong>der</strong> Vereinssitzung <strong>der</strong> ”Hottonia” (Darmstadt) am 2.<br />
September 1922. Dabei stand den Mitglie<strong>der</strong>n sogar Konservierungsmittel unentgeltlich zur<br />
Verfügung 68 .<br />
Die Aufrufe waren aber offensichtlich nicht völlig erfolglos. Immerhin heißt es im Bericht <strong>der</strong><br />
8. Verbandstagung vom 18. und 19. Juli 1925 in Stuttgart, die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> erfreue<br />
sich ”regen Zuspruchs” 69 , was immer das heißen mag. Im selben Jahr schrieb <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> Dr. Ernst AHL einen Brief an den Verbandsvorsitzenden, in dem es<br />
u.a. heißt, dass aufgrund <strong>des</strong> Auflebens <strong>der</strong> Importe von Aquarienfischen von <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
”im weitesten Maße Neueinführungen” zur Verfügung gestellt wu rden. Aus<br />
Zeitmangel sei jedoch darüber we<strong>der</strong> in den ”Blättern”, noch in <strong>der</strong> ”Woche nschrift” berichtet<br />
worden: ”Die weitaus größte Menge <strong>des</strong> Materials harrt noch <strong>der</strong> Bekanntmachung.” ”Alles in<br />
allem” sei die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ”rege benutzt worden”.<br />
62 ) Wochenschrift S. 123, 1922<br />
63 ) Blätter S. 336, 1922<br />
64 ) Blätter S. 376, 1921 und Wochenschrift S. 469, 1921<br />
65 ) Wochenschrift S. 151, 1922<br />
66 ) Wochenschrift S. 165, 1922<br />
67 ) Wochenschrift S. 287, 1922<br />
68 ) Wochenschrift S. 379, 1922<br />
69 ) Blätter S. 357, 1925<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 11
Im ”Jahrbuch <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> Deutscher Aquarien- und Terrarienvereine e.V. (V.D.A.) Sitz<br />
Frankfurt a. M.”, <strong>der</strong> ein ”Bericht über das Geschäftsjahr 1925/1926” 70 ist, schreibt AHL<br />
unter <strong>der</strong> Überschrift: ”Berichte <strong>der</strong> Arbeitszweigstellen <strong>des</strong> V.D.A.”: ”Das abgelaufene G e-<br />
schäftsjahr <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> stand unter dem Zeichen <strong>des</strong> neu erblühenden Importes. Es wurden von<br />
den verschiedensten Seiten 60 bisher noch nicht importierte Fischarten zwecks Bestimmung<br />
eingeschickt. Trotz großen Zeitmangels wurden fast alle Arten sofort bestimmt ... Der Liebhaberwelt<br />
werden diese Fische durch eine im Erscheinen begriffene Artikelreihe ‘Neue o<strong>der</strong> selten<br />
importierte Fische’ in den ‘Bl.’ bekannt gemacht werden...” (S. 16 <strong>des</strong> zitierten B erichts).<br />
Das Material hat er von Dr. HEINROTH (Direktor Berliner Aquarium), BRÜNING und<br />
RACHOW (Hamburg), MEINKEN (Bremen), RAMSPERGER (Bremen) und Berta KUHNT<br />
(Rahnsdorfer Mühle bei Berlin) erhalten 71 , 72 . Den Recherchen von Dr. Hans-Joachim PAEPKE<br />
zufolge gehörten zu den wichtigsten Gebern an die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ARNOLD, KUHNT,<br />
MEINKEN, ROLOFF und SCHREITMÜLLER. Eine Liste aller jener Arten, die AHL seinerzeit<br />
erhalten hat, gibt es nicht 73 . AHL schließt seinen Bericht mit den Worten: ”Ein vivat, crescat,<br />
floreat dem V.D.A.”<br />
AHL wertet dies als ein Zeichen dafür, ”wie notwendig diese Verbandsei nrichtung” sei und<br />
sich ”auch in Liebhaberkreisen mehr und mehr die Überzeugung Bahn” breche, ”Beobac htungen<br />
an nicht o<strong>der</strong> nicht richtig bestimmten” Fischen seien ”völlig wertlos” 74 . Damit hat AHL<br />
natürlich völlig recht. Lei<strong>der</strong> hat sich diese Erkenntnis bis heute nicht wirklich durchgesetzt.<br />
Selbst in wissenschaftlichen Kreisen wird heute noch die Verbindung von Taxonomie und<br />
Systematik mit Ethologie (Verhaltensforschung) skeptisch betrachtet. Manche Verhaltensbeobachtungen,<br />
die angestellt und publiziert worden sind, sind wertlos geworden, weil keine Belegexemplare<br />
vorhanden sind, die die genaue Bestimmung <strong>der</strong> Artzugehörigkeit ermöglichen.<br />
Beim 10. Verbandstag in Halle an <strong>der</strong> Saale vom 27. Juli 1928 bis 29. Juli 1928 wurden Berichte<br />
verlesen, die die Bestimmungs- und Untersuchungsstellen eingesandt hatten. ”Bemerkenswert<br />
ist, dass die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> unter Leitung von Herrn Dr.<br />
Ahl, Berlin, bis jetzt etwa 1200 Fische bestimmt hat. Es waren darunter eine ganze Reihe<br />
neuer, <strong>der</strong> Wissenschaft bisher noch nicht bekannter Arten.” 75 Entwe<strong>der</strong> hat AHL sich geirrt,<br />
gelogen, konnte nicht zählen o<strong>der</strong> er übertrieb maßlos. Nach einem Bericht <strong>des</strong> Gaues 24 sollen<br />
es sogar 1400 Arten gewesen sein 76 . Diese Zahl kann gar nicht stimmen. Zumin<strong>des</strong>t kann<br />
das Material nicht von Aquarianern und Importeuren zugeführt worden sein. Im nächsten Satz<br />
<strong>des</strong> Berichtes beim 10. Verbandstag in Halle heißt es nämlich: ”Die Verbandseinrichtungen<br />
werden - mit Ausnahme <strong>der</strong> Versicherung - verhältnismäßig wenig benutzt. Es wäre wünschenswert,<br />
wenn die Vereine aus ihrer Reserve” kämen. Beim Verlesen dieses Berichtes war<br />
Dr. AHL nicht anwesend; sonst hätte <strong>der</strong> Bericht ja auch nicht verlesen zu werden brauchen.<br />
Am zweiten Tag dieses Treffen war <strong>der</strong> Besuch noch zahlreicher als Tags zuvor. An diesem<br />
Tag sah man auch Dr. AHL in Halle an <strong>der</strong> Saale. Wahrscheinlich hatte sein Verleger in dazu<br />
überredet. AHL war nämlich zwischenzeitlich auch Schriftleiter einer neuen Zeitschrift mit<br />
dem Titel ”Das Aquarium”, herausgegeben in Berlin. Die Ve rlagsvertreter verteilten das dem<br />
10. <strong>VDA</strong>-Verbandstag gewidmete, prachtvoll ausgestattete Heft an die Anwesenden. 77 In <strong>der</strong><br />
Aprilnummer dieser ”Zeitschrift mit Bil<strong>der</strong>n für Liebhaber, Schulen und Naturfreude”, wie sie<br />
sich im Untertitel nannte, berichtete AHL als ”Vorsitzen<strong>der</strong>” über die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
70 ) gedruckt von Gustav Wenzel & Sohn, Braunschweig<br />
71 ) die zum Zeitpunkt dieses Berichtes bereits verstorben war<br />
72 ) Wochenschrift S. 314, 1923<br />
73 ) Briefl. Mitt. v. Dr. PAEPKE aus Berlin v. 16. 4. 1998<br />
74 ) Blätter S. 469, 1925; Wochenschrift S. 703, 1925<br />
75 ) Wochenschrift S. 597, 1928; zur Eröffnung <strong>des</strong> Verbandstages muß -<br />
nach dem Protokoll in <strong>der</strong> Wochenschrift S. 640, 1928 - Dr. AHL selbst anwesend gewesen sein.<br />
76 ) Wochenschrift S. 524, 1928<br />
77 ) Wochenschrift S. 640, 1928<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 12
und stellte folgende Fische vor: Rhynchobdella aculeata (BLOCH), Physailia pellucia<br />
BOULENGER, Petersius hilgendorfi BOULENGER und Eleotris pleurops BOULENGER.<br />
Kritik an <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Die Ärgernisse, die zu AHLs Zeiten als Leiter vorhanden waren, lagen teils in <strong>der</strong> Person, teils<br />
in <strong>der</strong> Bearbeitungsdauer begründet. AHL machte eine steile Karriere und gehörte zweifelsohne<br />
zu den prominenten Persönlichkeiten <strong>der</strong> damaligen vivaristischen Szene. Er konnte jedoch<br />
”die Erwartungen, die man in ihn als Pr ivatmensch, Wissenschaftler und Parteigenossen setzte,<br />
selten erfüllen,” schreibt PAEPKE (1993, S. 380). Er enttäuschte und verlor Freunde. Trotz<br />
seiner Mitgliedschaft in <strong>der</strong> SA und in <strong>der</strong> NSDAP zog er sich den Zorn <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />
Machthaber und Regierung zu. Seine Entlassung aus dem Zoologischen Museum Berlin<br />
am 31. März 1941 war die Folge. AHL fiel als Soldat im Jahre 1945 in Jugoslawien. Erst<br />
durch die biographischen Aufarbeitungen von PAEPKE 1993 und 1995 konnte etwas Licht in<br />
das Dunkel seines weiteren Schicksal gebracht werden.<br />
Die zahlreichen Aufrufe in den vivaristischen Zeitschriften und den <strong>VDA</strong>-Vereinen erbrachten<br />
letztlich eine solche Fülle an Fischmaterial, so dass AHL völlig überfor<strong>der</strong>t war. ”Am 22. September<br />
1925 schlug <strong>der</strong> <strong>VDA</strong>” - nach PAEPKE (1995, S.81) - vor, den Vorsitz <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
an A. RACHOW abzutreten.” AHL sollte die wissenschaftliche Leitung behalten.<br />
Hermann MEINKEN bemerkte dazu, ebenfalls nach PAEPKE (1995, S. 81): ”Ihr Rausschmiss<br />
als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ... ist ein Witz ... Vorgearbeitet (um) diese Stelle<br />
zu bekommen hat (RACHOW) ja lange genug.” MEINKEN hatte die angebotene Leitung <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> damals dankend abgelehnt.<br />
Die oft langen Bearbeitungszeiten für eine wissenschaftliche Determination war die Hauptkritik,<br />
die von den Aquarianern und Liebhabern geäußert wurde. PAEPKE (1995, S. 82) weist<br />
darauf hin, dass sich an dem Anspruchsdenken und den Erwartungen <strong>der</strong> Aquarianer bis heute<br />
nichts geän<strong>der</strong>t habe. Wir fanden einen Beleg dafür aus <strong>der</strong> Zeit noch nach dem 2. Weltkrieg.<br />
Der Verbandspräsident Hans KELLER (Castrop-Rauxel) und sein Geschäftsführer Hermann<br />
SCHÖPPS (Unna) wiesen 1954 darauf hin: ”<strong>Zur</strong> Durchführung beantragt er (besser gesagt:<br />
erbetener!) Untersuchungen ist naturgemäß stets ein längerer Zeitraum zuzubilligen ... Es ist<br />
außerordentlich zu bedauern, dass, wie lei<strong>der</strong> geschehen!, den Leitern beigeordneter Stellen<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong> mit Beschwerden (!) beim Vorstand <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> gedroht worden ist, weil das Untersuchungsergebnis<br />
nicht in einer ‘gestellten’ Frist in die Hä nde <strong>des</strong> die Untersuchung beantragenden<br />
<strong>VDA</strong>-Mitglieds gelangt war.” 78<br />
Aber auch an <strong>der</strong> zur Zeit arbeitenden <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> erfolgt Kritik, die ich nicht<br />
verschweigen will. So schrieb mir u.a. Prof. Dr. jur. H. J. FRIEDRICH 79 , u.a. dass ”die wenigsten<br />
Vereinsfreunde wissenschaftlich ausgebildet sind und/o<strong>der</strong> über Lateinkenntnisse verfügen”.<br />
Ich habe mir erlaubt ihm u.a. folgen<strong>des</strong> zu antworten:<br />
”Einige differen zierende Anmerkungen zu <strong>der</strong> Thematik gestatten Sie mir sicherlich. Bei <strong>der</strong> Kürze<br />
<strong>des</strong> verfügbaren Platzes in einer Zeitschrift wie <strong>VDA</strong>-aktuell fehlt mir selbst auch die Möglichkeit<br />
ausführliche Erläuterungen zur verwendeten <strong>Fach</strong>begriffen zu geben, was ich manchmal gerne täte.<br />
Nun ist die Systematik, Taxonomie und Nomenklatur <strong>der</strong> Fische sowieso ein Gebiet, welches nur<br />
relativ wenige ernsthafte Aquarianer und Amateurbiologen interessiert. Diejenigen schreiben mir<br />
regelmäßig o<strong>der</strong> rufen mich an, dass sie als erstes genau diese Rubrik studieren. Das <strong>VDA</strong>-Referat<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ist eine Leistung im breiten Spektrum <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>: Von juristischen Fragen,<br />
die unser Hobby betreffen, bis hin zur Ästhetik von Heimbecken. Das Ihnen sicherlich bekannte<br />
78 ) DATZ 7: S. 33 Verbandsseiten, 1954<br />
79 )Briefl. Mitt. aus Netphen v. 29.12.97<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 13
<strong>VDA</strong>-Leistungsverzeichnis gibt das gesamte Spektrum wie<strong>der</strong>. E i n e Leistung <strong>des</strong> Referats Fischbestimmung<br />
ist es, eine Schnittstelle zwischen Hobbyaquarianern, Amateurbiologen und professionell<br />
arbeitenden Ichthyologen zu sein. Ich halte die ernsthafte Beschäftigung mit dieser Thematik auch<br />
nicht für schwieriger, als sich mit aquaristischer Wasserkunde o<strong>der</strong> Lichttechnik beispielsweise auseinan<strong>der</strong><br />
zu setzen. Es sind in <strong>der</strong> Aquaristik immer naturwissenschaftliche Grundlagen, die sich<br />
je<strong>der</strong> erarbeiten kann und sollte. Je<strong>der</strong> bis zu dem Grade, <strong>der</strong> ihn interessiert. Ich lese z.B. Beiträge<br />
in ”sogenannten” <strong>Fach</strong>zeitschriften unter dem Motto ”Wie mir meine Mutter einen Goldfisch<br />
schenkte” ohne Erkenn tnisgewinn; im Gegensatz zu Ihnen finde ich, dass die meisten Aquarienzeitschriften<br />
im Niveau in den letzten Jahren und Jahrzehnten teilweise deutlich abgesunken sind, wenn<br />
ich beispielsweise frühere Jahrgänge <strong>der</strong> DATZ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> AT betrachte. ...Glauben Sie mir: Ich s e -<br />
h e die Schwierigkeit, es allen Recht zu machen und insbeson<strong>der</strong>e auch ein bestimmtes Anspruchsniveau<br />
zu halten, um <strong>der</strong> Aquarienkunde als praktischem Zweig <strong>der</strong> Fischkunde die Stellung zu<br />
erarbeiten, den sie verdient. Da ich ja auch vor Ort in unserem lokalen Verein AQUA TROPIC 1990<br />
e.V., sowie im <strong>VDA</strong>-Arbeitskreis BSSW als Spartenleiter Schmerlen aktiv bin und nicht nur amateurichthyologisch<br />
arbeite, erlebe ich sehr häufig die Diskrepanz bei vielen Aquarianern alles haben und<br />
beherrschen zu wollen, aber nichts für den eigenen Erkenntnisgewinn investieren zu wollen. Zuguterletzt<br />
sollte das Wohl <strong>der</strong> Fische, die wir in menschlicher Obhut pflegen und vermehren im Mittelpunkt<br />
stehen. Und dazu reicht in <strong>der</strong> praktischen Aquarienkunde die einfache Erkenntnis, Fische<br />
lebten in Wasser (Stichwort: Wasserchemie und physiologische Konsequenzen) ebenso wenig aus,<br />
wie bei <strong>der</strong> Identifikation von Fischarten die Aussage, die Fische, die jemand gekauft habe, seien<br />
gelb. Gleichwohl werde ich mich zukünftig bemühen wissenschaftliche <strong>Sach</strong>verhalte einfacher auszudrücken.<br />
Vielleicht treffen wir uns ja gelegentlich bei einer <strong>der</strong> zahlreichen <strong>VDA</strong>-Veranstaltungen<br />
um über die Thematik trefflich diskutieren zu können; in diesem Sinne verbleibe ich mit freundlichen<br />
Grüßen,...”<br />
Arthur Rachow wird 3. Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Nach <strong>der</strong> teilweise unzuverlässigen Arbeitsweise von AHL war es nicht überraschend, dass<br />
1932 die Leitung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in neue Hände und Verantwortung überging 80 .<br />
Auch gab es Streit wegen <strong>der</strong> von AHL herausgegebenen Zeitschrift ”Das Aquarium”. Diese<br />
war natürlich eine Konkurrenz gegenüber den etablierten Periodika ”Wochenschrift” und<br />
”Blätter”. Noch 1938 erteilte <strong>der</strong> Präsident Dr. KRAMER die Anweisung, alle Untersuchungsund<br />
Bestimmungsstellen <strong>des</strong> RDA hätten von allen Veröffentlichungen Durchschläge an alle<br />
drei Zeitschriften gleichmäßig herauszugeben 81 . Die Uneinigkeit endete in einem Rücktritt<br />
AHLs 82 . ”Allen Verbandsvereinen” wird die ”erfreuliche Nachricht” g emacht, ”dass vom 1.<br />
Januar 1932 ab Herr Arthur RACHOW, Hamburg, ..., einer <strong>der</strong> besten auf dem Gebiete <strong>der</strong><br />
Ichthyologie, die Leitung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> übernommen hat.” 83 Etwas<br />
später wird dann die Anschrift veröffentlicht: Fruchtallee 129, Hamburg 19 84 und zwei Jahre<br />
später geän<strong>der</strong>t: Eimsbütteler Chaussee 127, Hamburg 19 85 . Von 1935 bis 1937 wird<br />
RACHOW als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> damaligen RDA in den Taschenkalen<strong>der</strong>n<br />
genannt. RACHOW war früher schon unterstützend für die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> aufgetreten<br />
86 . Schon bevor er Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> war, berichtete RACHOW u.a. über<br />
einige neu importierte Fischarten aus Brasilien 87 o<strong>der</strong> über Fundulus hispanicus und Cyprinodon<br />
ibericus 88 . 1938 wir im Taschenkalen<strong>der</strong> die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> nicht aufgeführt.<br />
80 ) bei VOIGT (1994), S. 9 ist irrtümlich das Jahr 1934 angegeben<br />
81 ) Wochenschrift S. 28, 1938<br />
82 ) Wochenschrift S. 43, 1932<br />
83 ) Blätter S. 13, 1932 und Wochenschrift S. 26, 1932, auch in Wochenschrift S. 43, 1932 im Bericht <strong>des</strong> Gaues 1<br />
84 ) Blätter S. 80, 1932<br />
85 ) Wochenschrift S. 670, 1934,<br />
so auch in Taschenkalen<strong>der</strong> 1935, S. 191-194, 1936, S. 228-231, Taschenkalen<strong>der</strong> 1937, S. 258-269<br />
86 ) Wochenschrift S. 314, 1923<br />
87 ) Wochenschrift S. 41 ff., 1923<br />
88 ) Wochenschrift S. 293 f., 1923<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 14
Im Jahre 1934 hielt RACHOW bei den ”Altonaer Aquarienfreunden” (Verein für natu rwissenschaftliche<br />
Unterhaltungen) einen Vortrag. Er berichtete über die geographischen und geologischen<br />
Verhältnisse <strong>der</strong> Insel Sumatra und von <strong>der</strong> dortigen Fisch- und Pflanzenwelt. Weiter<br />
heißt es: ”Eine rege Aussprache über Rasbora heteromorpha erweiterte das Thema. Man liest<br />
jetzt öfter über angeblich geglückte Zuchten dieses Fisches. Herr RACHOW betont, dass dieser<br />
Fisch niemals im Aquarium zur Zucht schreiten wird.” 89 Wie sehr man doch irren kann. Es<br />
erfolgte auch prompt eine ausführliche Stellungnahme zu dieser Äußerung RACHOWs durch<br />
einen Züchter <strong>des</strong> Keilfleckbärblings: Herbert ERLER aus Döbeln, <strong>der</strong> eine Reihe weitere<br />
Zuchtberichte erwähnt. 90<br />
1934 erhielt RACHOW die Goldene Ehrennadel <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> 91 . Beim <strong>VDA</strong>-Kongreß 1957 in<br />
Frankfurt am Main wurde Arthur RACHOW mit dem Gruber-Preis ausgezeichnet 92 . Ebenso<br />
war er Träger <strong>des</strong> Gerhard-Schrö<strong>der</strong>-Wan<strong>der</strong>preises <strong>des</strong> Vereins ”Roßmäßler” (Hamburg). 93<br />
Mehrere Fischtaxa sind nach ihm benannt: Xiphophorus rachovi REGAN, 1911, Iguanodectes<br />
rachovi REGAN, 1912, Characidiium rachovi REGAN, 1913, Plecostomus rachovi REGAN,<br />
1913, Heterophallus rachovi REGAN, 1914, Rivulus rachovi AHL, 1925, Nothobranchius<br />
rachovi AHL, 1926, Pyrrhulina rachoviana MYERS, 1926, Rachoviscus crassiceps MYERS,<br />
1926, Rachovia brevis MYERS, 1927 und Rachovia hummelincki BEAUFORT, 1940.<br />
Wolfgang VOIGT würdigt in dieser Festschrift das Leben und Werk Arthur RACHOWs in einem<br />
eigenen Beitrag. Nach dem Nachruf von MEINKEN (1960) verstarb er am 2. Februar<br />
1960 im Alter von 76 Jahren. Arthur RACHOW starb Anfang Februar 1960 in Hamburg im<br />
73. Lebensjahr heißt es in dem Nachruf von LADIGES (1960); er bezeichnete ihn zusammen<br />
mit seinen Zeitgenossen BRÜNING, ARNOLD und SCHREITMÜLLER als ein ”faustisches Or iginal”.<br />
Dr. M. HOLLY als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Einem Vereinsbericht <strong>der</strong> ”Ambulia” (Berlin-Weißensee) vom Anfang <strong>des</strong> Jahres 1939 zufolge<br />
hat es erneut Differenzen und Ärgernisse mit <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> gegeben. Den Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
zwischen E. ROLOFF und Hans-Joachim MITSCH ist zu entnehmen, dass es<br />
u.a. um die Bearbeitungsdauer <strong>der</strong> Bestimmungsfälle durch das Zoologische Museum Berlin<br />
ging. Man halte jedoch die Besetzung <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> RDA mit<br />
Dr. Maximilian HOLLY für eine geeignete Lösung 94 .<br />
Die Hinweise in den Dokumenten auf Dr. M. HOLLY als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong> sind außerordentlich spärlich. Im Taschenkalen<strong>der</strong> für Aquarien- und Terrarienfreunde<br />
<strong>des</strong> Jahres 1939 ist er auf <strong>der</strong> S. 210 unter <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>, einer Reichsbundeinrichtung<br />
<strong>des</strong> Reichsbun<strong>des</strong> Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e.V.<br />
(RDA.) aufgeführt; ebenso im Taschenkalen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Jahres 1940, S. 177-180. HOLLY arbeitete<br />
damals am Naturhistorischen Museum zu Wien in Österreich.<br />
Weitere Bestimmungsstellen <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
89 ) Wochenschrift S. 763, 1934<br />
90 ) Wochenschrift S. 803f., 1934<br />
91 ) Wochenschrift S. 762, 1934<br />
92 ) DATZ 10: S. 101 Verbandsseiten, 1957<br />
93 ) DATZ 13:157, 1960<br />
94 ) Wochenschrift S. 29, 1939<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 15
Bei <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> durch den Gau Mark Brandenburg<br />
in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte 1920 wurde auch eine Pflanzenbestimmungsstelle <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> unter<br />
Leitung von Arthur CONRAD vom Verein ”Nymphaea alba” (Berlin -Neukölln) eingerichtet 95 .<br />
Auf Wunsch <strong>der</strong> Verbandsleitung hat die Münchner Vereinigung ”Isis” eine B estimmungsstelle<br />
für Reptilien und Amphibien eingerichtet. Als Leiter fungierte <strong>der</strong> 2. Vorsitzende <strong>des</strong> Verein,<br />
Prof. L. MÜLLER-MAINZ, <strong>der</strong> Kustos <strong>der</strong> herpetologischen Abteilung <strong>der</strong> Münchner Zoologischen<br />
Staatssammlung 96 . Der Saalegau (Gau 4) hat 1924 eine Bestimmungsstelle für<br />
nie<strong>der</strong>e Tiere eingerichtet. Als Leiter war Walter ROSENBAUM (Halle an <strong>der</strong> Saale) benannt.<br />
Diese Bestimmungsstelle sollte Insekten, Krebstiere, Schnecken und Muscheln, Spinnen und<br />
Würmer, die im o<strong>der</strong> am Wasser leben, bearbeiten. Eine interessante Anekdote ist, dass die<br />
Anschrift von ROSENBAUM in Halle an <strong>der</strong> Saale mit Zwingerstraße 13 bekannt gemacht<br />
worden ist 97 . Dies ist die heutige Anschrift eines <strong>der</strong> Aquarianer, Hans-Jürgen ENDE nämlich,<br />
<strong>der</strong> die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> intensiv bei <strong>der</strong> Erstellung dieser historischen Arbeit unterstützt<br />
hat, wie in dem Abschnitt Danksagungen mitgeteilt wurde. Folgende weitere Bestimmungsstellen<br />
lassen sich in den historischen Unterlagen identifizieren: Reptilienbestimmungsstelle,<br />
Dr. Robert MERTENS, Frankfurt am Main, Senckenbergisches Museum 98 , Molluskenbestimmungsstelle,<br />
Dr. HAAS, ebenda und eine Insektenbestimmungstelle, Prof. SACK, ebenda.<br />
Importstelle und Importnachrichtenstelle<br />
1934 erschien in <strong>der</strong> Vereinsnachrichten 99 eine Mitteilung, dass eine ”Importnachrichtenstelle”<br />
umbesetzt worden sei. Diese ist offensichtlich von Johann P. ARNOLD, Hamburg, betrieben<br />
worden. Dieser habe nicht mehr die nötige Zeit, wurde mitgeteilt und <strong>des</strong>halb wird diese Stelle<br />
vom Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> Arthur RACHOW, Hamburg, geleitet. 1936 nimmt die<br />
Importstelle mit dem Leiter J. P. ARNOLD die Arbeit wie<strong>der</strong> auf 100 . Auch im Taschenkalen<strong>der</strong><br />
für Aquarien- und Terrarienfreunde <strong>des</strong> Jahres 1939 ist er auf <strong>der</strong> S. 210 unter ”Importstelle”,<br />
einer Reichsbundeinrichtung <strong>des</strong> Reichsbun<strong>des</strong> Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde<br />
e.V. (RDA.) aufgeführt. Die Hinweise auf eine ”Importnac hrichtenstelle” o<strong>der</strong> ”I m-<br />
portstelle” sind spärlic h und lassen bisher keine genaue historische Rekonstruktion zu. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
ist noch nicht klar, welche Aufgabe diese Stelle überhaupt haben sollte.<br />
Nach dem Kriege gab es zwei Importstellen: I. bei Dr. Heinrich LANG in Mannheim und II.<br />
bei Dr. H. HEMKER in Burgsteinfurt 101 . 1952 teilt Dr. Heinrich LANG in einer ”Mitteilung <strong>der</strong><br />
Importstelle” mit, <strong>der</strong> Importstelle wurden von Mitglie<strong>der</strong>n (<strong>des</strong> <strong>VDA</strong>) und aus Österreich<br />
Reptilien angeboten 102 . Bei dieser Importstelle handelte es sich aber um eine herpetologische<br />
Angelegenheit, da dort regelmäßig von Reptilien und Amphibien die Rede ist 103 (FREYTAG<br />
1959). Die <strong>Geschichte</strong> dieser Stelle wurde im Rahmen <strong>der</strong> Recherchen nicht weiter behandelt.<br />
Was wurde aus <strong>der</strong> Kontrollstelle für Fischnamen?<br />
Mit Gründung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> war auch eine Kontrollstelle für Fischnamen eingerichtet<br />
worden. Sie sollte u.a. einheitliche und verständliche deutsche, umgangssprachliche<br />
95 ) Wochenschrift S. 348, 372, 1920, ebenfalls erwähnt in Blätter S. 288, 1921<br />
96 ) Blätter S. 376, 1921<br />
97 ) Blätter S. 309, 1924; Wochenschrift S. 635 f., 1924<br />
98 ) Wochenschrift S. 289, 1925<br />
99 ) Wochenschrift S. 714, 1934<br />
100 ) Wochenschrift S. 299, 1936<br />
101 ) DATZ 2: S. 45 Verbandsseiten, 1949<br />
102 ) DATZ 5: S. 125 Verbandsseiten, 1952<br />
103 ) DATZ 10: S. 16, S. 36 Verbandsseiten, 1957<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 16
Fischbezeichnungen bestimmen. In <strong>der</strong> ”Wochenschrift” und den ”Blättern” ist über die Arbeit<br />
dieser Stelle nicht viel bekannt geworden. Im Jahre 1924 keimte ein solcher Gedanke wie<strong>der</strong><br />
auf. Was NEUHAUS (1924) damals schrieb, soll hier auszugsweise wörtlich wie<strong>der</strong> gegeben<br />
werden. Es zeugt von Ignoranz auch nur <strong>der</strong> einfachsten Grundlagen wissenschaftlichen Verständnisses.<br />
Lei<strong>der</strong> ist auch heute immer wie<strong>der</strong> solcherlei zu hören: Die Aquarianer ”legen<br />
keinen großen Wert darauf, die wissenschaftlichen Bezeichnungen <strong>der</strong> einzelnen Fischchen zu<br />
kennen” über die ”sich in manchen Fällen die ‘Gelehrten’ ja selbst nicht einm al einig sind.”<br />
”Der Verband” brauche doch nur ”eine Kommission zu b enennen, die den einzelnen Fischchen<br />
deutsche Namen nach ihrer Gattung und Eigenart beilegte ...” ”Diese festgelegten Bezeic h-<br />
nungen würden sich ohne Zweifel bei den deutsch sprechenden Liebhabern” durchsetzen, setzt<br />
NEUHAUS (1924) voraus. Der Unsinn dieses Vorschlags war, ist und bleibt offensichtlich.<br />
Gerade die zoologische Nomenklatur ist ja ein solches Regelwerk <strong>der</strong> Namensgebung. Zugegeben:<br />
Es ist nicht immer einfach zu handhaben. Dafür hat es den Vorteil international gültig<br />
und verständlich zu sein. Es ist ja lei<strong>der</strong> nicht so wie NEUHAUS (1924) meinte, dass ”sofort<br />
alle” Aquarianer verstehen, ”wenn von Schwerttr ägern, Prachtbarben, Makropoden usw. die<br />
Rede ist”. Schon damals verbargen si ch hinter dem aquaristischen Begriff Schwertträger mehrere<br />
Vertreter <strong>der</strong> Gattung Xiphophorus; gerade damals wurde unter dem Namen Prachtbarbe<br />
häufig Puntius conchonius und P. ticto verwechselt; und ”Makropode” ist eine Sammelb e-<br />
zeichnung für die unterschiedlichsten Vertreter von Labyrinthfischen. Eigentlich hätte dieser<br />
Beitrag dem Rotstift <strong>des</strong> damaligen Redakteurs <strong>der</strong> Wochenschrift zum Opfer fallen sollen.<br />
Es gab auch sozusagen die umgekehrte Tendenz. Die ”Ichthyologische Gesel lschaft” zu Dresden<br />
beklagte 1924, ”in den letzten Jahren kam es vor, dass Fische von Laien ohne wi ssenschaftliche<br />
Untersuchung bestimmt wurden. Dadurch wurde in den Liebhaberkreisen ... Verwirrung<br />
gestiftet, so dass viele Fische unter vier bis fünf verschiedenen Namen segelten. Wir<br />
verwahren uns gegen diese unsinnige Methode, und bitten auch an<strong>der</strong>e, sich diesem Protest<br />
anzuschließen.” 104<br />
Die Thematik deutsche, umgangssprachliche Fischnamen wurde damals wie heute immer wie<strong>der</strong><br />
diskutiert (FRENTZEN 1925, E. SCHMIDT 1924, UNGLAUBE 1924, URSIN 1925). Es liegt<br />
damit ein Thema vor, welches es wert ist, außerhalb dieser geschichtlichen Betrachtung intensiver<br />
bearbeitet zu werden. Es heißt zwar immer, die <strong>Geschichte</strong> wie<strong>der</strong>hole sich nicht. Sie tut<br />
es doch!<br />
Mit Machtübernahme <strong>der</strong> Nationalsozialisten war sicherlich alles ”gut”, was ”deutsch” war.<br />
So ist es auch nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass die Festlegung deutscher Fischnamen durch die<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> erneut gefor<strong>der</strong>t wurde, so beispielsweise vom Verein ” Ambulia”<br />
(Berlin-Weißensee) 105 . Im Vereinsbericht ”Tausendblatt” (Plauen im Vogtland) wird zu dem<br />
Thema deutsche Fischnamen auch Stellung genommen; man bejaht diese, wenn die Kontrolle<br />
von <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> vorgenommen wird 106 . Auch als 1939 <strong>der</strong> <strong>VDA</strong> längst<br />
Reichsbund Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e.V. (RDA) hieß und unter<br />
<strong>der</strong> Leitung von Reichsbundleiter Dr. KRAMER aus Mühlheim an <strong>der</strong> Ruhr stand, kam das<br />
Thema wie<strong>der</strong> hoch: ”Ich habe ... beim RDA eine Kommission errichtet, <strong>der</strong>en Aufgabe es ist,<br />
für alle eingeführten Zierfische deutsche Namen zu schaffen. Die Kommission setzt sich zusammen<br />
aus Herrn Joh. Paul ARNOLD, Hamburg, als Vorsitzenden sowie den Herren<br />
Dr. HEINROTH, Berlin, BÖHMER, Frankfurt und WEISE, Braunschweig,” gab <strong>der</strong> Reichsbundleiter<br />
bekannt 107 . Nicht nur manche Nationalsozialisten scheinen unbelehrbar gewesen zu sein,<br />
offensichtlich auch Aquarianer und Wissenschaftler.<br />
104 ) Wochenschrift S. 457, 1924<br />
105 ) Wochenschrift S. 110, 1931<br />
106 ) Wochenschrift S. 798, 1935<br />
107 ) Wochenschrift S. 315, 1939<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 17
Die mühevolle Durchsicht <strong>der</strong> Jahrgänge 1931, 1933, 1935, 1937, 1940, 1941 und 1942 <strong>der</strong><br />
”Wochenschrift” durch Eberhard ALBRECHT (Staßfurt) erbrachte keine Fundstellen über die<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> 108 . Durch den Ausbruch <strong>des</strong> 2. Weltkriegs 1939 erfuhr die Aquarienund<br />
Terrarienkunde in Deutschland einen Nie<strong>der</strong>gang. Dem Referenten <strong>der</strong> heutigen <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
standen aus <strong>der</strong> Zeit <strong>des</strong> 2. Weltkrieges bis 1949 keine Unterlagen zur Verfügung.<br />
Nach dem Kriege erstand <strong>der</strong> Gedanke an deutsche Fischnamen aber wie<strong>der</strong> auf. 1951<br />
wurde eine ”Kommission zur Schaffung deutscher Fischnamen” während <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> -<br />
Verbandstages in Hannover aus <strong>der</strong> Taufe gehoben. Die Kommission setzte sich zusammen<br />
aus folgenden Personen: Dr. LADIGES, Hermann MEINKEN und H. WEISE 109 . Der Vorsitzende<br />
<strong>der</strong> ”Iris” (Frankfurt), Verbandsfreund BÖHMER, konnte alle Unterlagen, die bereits in den<br />
Jahren 1928 bis 1932 auf gleicher Basis und in gleicher Richtung erarbeitet worden waren zur<br />
Verfügung stellen. Son<strong>der</strong>lich erfolgreich war die Kommission nicht, wenn man einmal von<br />
späteren Wortschöpfungen absieht. So bezeichnet MEINKEN (1971) beispielsweise die Plattschmerle<br />
Homaloptera orthogoniata als ”Borneo-Sattelfleck-Schmerle”.<br />
Übrigens gab es auch in <strong>der</strong> DDR solche Bestrebungen. Bei einer Sitzung <strong>des</strong> Zentralen <strong>Fach</strong>ausschusses<br />
”Aquarien Terrarien” <strong>des</strong> Kulturbun<strong>des</strong> am 18. März 1954 in Leipzig wu rde<br />
beschlossen ”um die Arbeit auf einigen wichtigen G ebieten verbessern zu können” u.a. ein<br />
<strong>Fach</strong>referat ”Deutsche Fischnamen” zu bilden 110 .<br />
Dokumentarische Arbeit in <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
1922 teilte <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> mit, es lägen aufgrund <strong>der</strong> ”unermüdlichen<br />
Schaffenskraft” von Dr. Ernst AHL umfangreiche Arbeiten über Metynnis- und<br />
Haplochilus-Arten fertig vor. ”Nur die Zeichnungen fehlen zum Teil noch, ...” 111 Dokumentation<br />
war damals eine <strong>Sach</strong>e von Handschriften und mit viel Mühe und Zeit hergestellter Zeichnungen<br />
und Aquarelle. Die zahlreichen Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> waren in den<br />
Anfangsjahren meist mit hervorragenden Zeichnungen <strong>der</strong> beschriebenen o<strong>der</strong> vorgestellten<br />
Fische versehen. Langsam setzte natürlich auch die Nutzung fotografischer Techniken ein. Zu<br />
dem Aufsatz von AHL (1922) wird eine ”Originalaufnahme” von O. RAHM nach einem 11,6<br />
cm langen Exemplar <strong>des</strong> Berliner Zoologischen Museums von Mylossoma duriventris (CUV.)<br />
gebracht, ebenso wie eine ”Zeichnung nach dem Leben” von M. STRICKER <strong>der</strong>selben Fischart.<br />
Im Verbandsbericht 1923 wurden von WEISE ”photogr aphische Aufnahmen” 112 vorgelegt,<br />
angefertigt von <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>. Hugo WEISE trugt damals einen Bericht <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> vor, da AHL verhin<strong>der</strong>t war 113 . Die Mitteilungen Nr. XXIII. über<br />
Rasbora hengeli und Nr. XXXI. über Bedotia geayi PELLEGRIN, 1907, den Rotgeschwänzten<br />
Ährenfisch von MEINKEN (1958) sind die ersten Mitteilungen <strong>der</strong> Nachkriegszeit mit einem<br />
Foto leben<strong>der</strong> Fische. Die Schwarz-Weiß-Bil<strong>der</strong> stammten von J. van HENGEL, dem zu Ehren<br />
MEINKEN den Bärbling benannt hatte. Die früheren Mitteilungen Nr. XVIII und Nr. XIX über<br />
Nandopsis sheljuzhkoi, bzw. Afronandus sheljuzkoi waren lediglich mit einem Schwarz-<br />
Weiß-Foto eines konservierten Exemplars illustriert. Über die Frage ”Aquaristik und Wissenschaft”<br />
im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Dokumentation durch Zeichnungen und Fotografien hat<br />
ROLOFF (1978) einige interessante Überlegungen angestellt. Es würde im Rahmen dieses Beitrags<br />
zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> zu weit führen, dieses Thema ausführlich zu<br />
behandeln. Jedenfalls stehen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> heute aus den privaten Besitz <strong>des</strong><br />
jetzigen Leiters <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> vier Spiegelreflexkameras mit makro- und mikrofotografischer<br />
Ausrüstung, ein Stereomikroskop, sowie ein Durchsichts-Studienmikroskop für<br />
108 ) Briefl. Mitt. von E. ALBRECHT vom 9. November 1998 und 3. August 1999 aus Staßfurt<br />
109 ) DATZ 4: S. 109-110 <strong>der</strong> Verbandsseiten, 1951<br />
110 )Aquarien Terrarien 1:93, 1954<br />
111 ) Wochenschrift S. 165, 1922<br />
112 ) Wochenschrift S. 330, 1923<br />
113 ) Wochenschrift S. 314, 1923<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 18
die dokumentarische Arbeit zur Verfügung. Die Datenbestände, Manuskripte und Korrespondenzen<br />
werden auf einem privaten PC mit Flachbett- und Diascanner, sowie mit <strong>VDA</strong>finanzierter<br />
Zusatzausstattung in Form einer Festplatte, verwaltet. <strong>Zur</strong> Kommunikation steht<br />
ein <strong>VDA</strong>-finanziertes Faxgerät, sowie die E-Mail <strong>des</strong> Leiters <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> zur<br />
Verfügung.<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 19
Nach dem zweiten Weltkrieg: Die Ära MEINKEN<br />
”Die erste Tagung und Generalversammlung <strong>des</strong> wie<strong>der</strong>erstandenen Verban<strong>des</strong> Deutscher<br />
Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde fand am 2. und 3. Juli 1949 in Bielefeld statt.” 114<br />
Das war in <strong>der</strong> damaligen ”Britischen Zone”. Der Wie<strong>der</strong>erst ehungsakt <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> fand am 6.<br />
Juni 1948 statt. Hans KELLER, Castrop-Rauxel, war <strong>der</strong> erste Vorsitzende nach dem 2. Weltkrieg.<br />
Diese Hauptversammlung wurde von etwa 300 Verbandsmitglie<strong>der</strong>n besucht. Beson<strong>der</strong>s<br />
vermerkt war unter an<strong>der</strong>em die Anwesenheit von Hermann MEINKEN, Bremen. ”Auf Anr e-<br />
gung von Dr. KRAMER wurden <strong>der</strong> GRUBER-Preis und die STRIDDE-Stiftung erneut ins Leben<br />
gerufen und <strong>der</strong> erste GRUBER-Preis an Frd. Hermann MEINKEN, Bremen, einstimmig verliehen.”<br />
115 Das geschah während <strong>des</strong> Verbandstages 1949 in Bielefeld. Nach privaten Aufzeichnungen<br />
MEINKENs war er seit 1925 stellvertreten<strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> 116 . Die<br />
ersten Erwähnung von Meinken als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> dürften in einer Beilage<br />
zur ”Wochenschrift” über die Ve rbandseinrichtungen <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> 1949, S. 2 erfolgt sein, ebenso<br />
wie in <strong>der</strong> DATZ 2(1): S. 17 <strong>der</strong> Verbandsseiten <strong>des</strong> Jahres 1949. Ebenfalls aufgeführt ist<br />
er im Taschenkalen<strong>der</strong> für Aquarien- und Terrarienfreunde <strong>des</strong> Jahres 1950 auf <strong>der</strong> S. 147.<br />
Die dort genannte Anschrift Hornerstraße 100, Bremen sollte bis zum Tode Hermann Meinken<br />
im Jahre 1976 auch die Adresse <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> sein.<br />
Absichtlich ist für diese Abschnittsüberschrift <strong>der</strong> Begriff ”Ära” MEINKEN gewählt worden.<br />
Denn die Zeit von 1949 bis zum Tode <strong>des</strong> späteren Dr. Hermann MEINKEN ist von seiner<br />
Person als alleiniger Leiter und Durchführen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> geprägt worden.<br />
Wolfgang VOIGT würdigt in dieser Festschrift das Leben und Werk Hermann MEINKENs in<br />
einem eigenen Beitrag. Das ist gut so und vor allem notwendig. Denn die Tätigkeit von<br />
MEINKEN ist so umfangreich, dass sie den Rahmen dieses Beitrags zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
gesprengt hätte. Beruflich war er fast 40 Jahre lang als Lehrer für Volks-,<br />
Mittel- und Oberschüler für Biologie, Chemie, Physik und Mathematik tätig (nach STERBA<br />
1962). Er war Ehrenmitglied mehrere aquaristischer Vereinigungen und Gesellschaften, u.a. in<br />
<strong>der</strong> ”American Society of Aquarists and Herpetologists” und <strong>des</strong> ”Natu rwissenschaftlichen<br />
Vereins Bremen”. Für seine Tätigkeit als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> erhielt er nicht<br />
nur den schon erwähnten Gruber-Preis <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>. 1958 wurde ihm die ”Goldene Plakette <strong>des</strong><br />
<strong>VDA</strong>” für ”Verdienste um die Aqu aristik” 117 verliehen und er war Träger <strong>des</strong> ”Bremer S e-<br />
natspreises” 118<br />
MEINKEN war sicherlich nicht immer ein einfacher Zeitgenosse und hat sich mit seiner auch<br />
im Schriftlichen - nach STALLKNECHT (1966) ”launigen” - manchmal schnod<strong>der</strong>igen Art nicht<br />
nur Freunde gemacht. Erhard ROLOFF wandte sich am 26. April 1952 in einem Brief aus<br />
Karlsruhe an den Geschäftsführer <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, K. AHRENS, in Oberhausen gegen seinen Ausschluss<br />
aus dem <strong>VDA</strong>; <strong>der</strong> <strong>Sach</strong>e ging eine unschöne Querele zwischen ihm und Dr. MEDER<br />
und an<strong>der</strong>en bekannten Aquarianern voraus. In diesem Brief zitiert er aus einem Brief von<br />
Hermann MEINKEN v. 4. März 1949: ”Ja, ja, die guten alten Fehler in einem Teil unserer<br />
ichthyolog. Werke! Einer schreibts vom an<strong>der</strong>en kritiklos ab. Auch Arnold-Ahl! Hauptfehlerquelle<br />
war und wird noch lange sein Wilhelm Schreitmüller ... Was <strong>der</strong> sich ohne jede Kenntnis<br />
aus den Fingern saugen konnte, kann man auch nicht in einer Kuhhaut davon tragen ... Das<br />
waren so die gleichen Typen, Krischan Brüning aus Hamburg u. Wilhelm Abschreibmüller<br />
aus Frankfurt, die kaum je ein richtiges Aquarium ihr eigen nannten, aber jeden Fisch nicht<br />
nur gehalten, nein sogar gezüchtet hatten!...” In einem weiteren Brief an ROLOFF soll<br />
MEINKEN geschrieben haben: ”Dr. LADIGES schrieb in seinen Importberichten nun schon<br />
114 ) Wochenschrift S. 109, 1949<br />
115 ) Wochenschrift S. 95, S. 111, 1949;<br />
Dtsch. Aq.-u. Terr. Ztschr. 2: S. 33, 44 Verbandsseiten, 1949<br />
116 ) Briefl. Mitt. seines Sohnes Kryno MEINKEN v. 14. Dezember 1998 aus Stuhr bei Bremen<br />
117 ) Briefl. Mitt. seines Sohnes Kryno MEINKEN v. 14. Dezember 1998 aus Stuhr bei Bremen<br />
118 ) Kreis um uns: Hermann Meinken 75 Jahre. Präsidium u. Mitglie<strong>der</strong> <strong>VDA</strong>, A. Kernen Verlag in DATZ 12/1971<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 20
mehrfach, dass die und die Spezies bei uns nicht zu bestimmen wäre, weil die Literatur nicht<br />
in Deutschland wäre. Das ist doch blühen<strong>der</strong> Unsinn. Ich will ihn nur nicht öffentlich anpöbeln.”<br />
ROLOFF dagegen sei enttäuscht gewesen, als er MEINKEN 1937 in Bremen aufgesucht<br />
habe: ”Ich war tief enttäuscht, als ich bei M. ein mittleres Becken mit einfachen Fischarten,<br />
aber keine Anlage sah, die auf Zuchtversuche schließen ließ. Da sich M. als Aphyosemion-<br />
Züchter bezeichnet, soll einmal untersucht werden, was M. in seinem Anfang 1950 erschienenen<br />
Heft ‘Prächtige Neue Zierfische’ auf S. 17 über Aphyosemion-Arten sagt...” An<strong>der</strong>e wi e-<br />
<strong>der</strong> berichten, MEINKEN sei sehr wohl ein guter Züchter gewesen - nicht für Aphyosemion-<br />
Arten. Heinz O. Berkenkamp berichtet, dass ihm Meinken einmal erzählt habe, er habe sich<br />
einmal eine Sofa- und Sesselgarnitur mit dem Geld von Danio-Nachzuchten gekauft 119 .<br />
Da in diesen Briefen schmutzige Wäsche gewaschen wurde, sind sie sicherlich nicht im historisch-wissenschaftlichen<br />
Sinne als objektive Quelle nutzbar. Dennoch ist es interessant zu<br />
sehen, dass es im <strong>VDA</strong> schon immer so zugegangen ist, wie auch heute manchmal noch. Wie<br />
alle richtigen Persönlichkeiten hatte MEINKEN eben seine Kanten und Ecken. Dafür waren<br />
”menschliche Wärme, Humor und oft liebenswerte Ironie” - wie es VIERKE (1976) nannte -<br />
sicherlich <strong>der</strong> Ausgleich. MEINKEN unterstützte den späteren Professor für Biologische Wissenschaften<br />
an <strong>der</strong> California State University in Sacramento/U.S.A. Martin Ralph BRITTAN<br />
als Studenten bei seiner Doktorarbeit über die Gattung Rasbora. Martin bedanke sich damals<br />
mit Hilfe seines Professors George Sprague MYERS mit ”Care” -Paketen an die Familie<br />
MEINKEN. BRITTAN (1976) erinnert sich gerne an das Zwinkern in MEINKENs Augen, seine<br />
Wärme und Enthusiasmus, obwohl er ihn nur einmal im Leben traf (Im Original: ”The twinkle<br />
in his eye, his warmth and ethusiasm, are still fresh in my mind today.”<br />
MEINKENs Sprache ließ an Deutlichkeit oft nicht zu wünschen übrig: Der Verein ”Sagitt aria”<br />
(Hamburg) lud MEINKEN im Jahre 1972 zu einem Vortrag bei sich ein. In seinem Antwortschreiben<br />
vom 4. November 1972 schreibt er: ”Ich hoffe, dass ich bei Ihnen nicht in eine so<br />
üble Szene <strong>der</strong> gegenseitigen Beschimpfungen und Beschuldigungen hineingerate, wie in Northeim.<br />
Hätte ich das vorher gewusst, was mich in Northeim an übler Paragraphenreiterei erwartete,<br />
ich wäre mein Lebtag nicht hingefahren. Ich hasse diese Paragraphenreiterei mehr, als<br />
wenn ich Katzendreck fressen sollte! Mit Paragraphen bekommt man keinen einzigen Wasserfloh<br />
ins Netz und mit Paragraphen ist noch nicht einmal ein Guppy zu züchten.” Wir wissen<br />
zwar nicht genau, was in Northeim vorgefallen war, aber man ist spontan geneigt, MEINKEN<br />
Recht zu geben. Sein allererstes Referat hielt MEINKEN übrigens bereits im Jahre 1928 vor<br />
dem damaligen „Vereinigung <strong>der</strong> Aquarienliebhaber gegr. 1924“ in Bremen 120 . Die Munterkeit<br />
seiner „unvergleichlichen Vortragskunst“ wusste ROSCH (1969) zu würdigen.<br />
119 ) Briefl. Mitt. v. Heinz O. BERKENKAMP aus Wilhelmshaven v. 23.9.99 an G. OTT in Flensburg<br />
120 ) nach: Wilhelmshavener Zeitung v. 24.12.1974, S. 4<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 21
Nummerierte Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Kennzeichnend für MEINKENs Arbeit als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> sind die von ihm<br />
verfassten Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>. Sie wurden nummeriert. Die ersten beiden<br />
erschienen 1951 im 4. Jahrgang <strong>der</strong> DATZ (Die Aquarien- und Terrarien-Zeitschrift) im<br />
Alfred Kernen Verlag, einer Abteilung <strong>des</strong> D. Gun<strong>der</strong>t Verlags in Stuttgart. Herausgeber <strong>der</strong><br />
DATZ war damals Dr. Walter Bernhard SACHS und Schriftleiter war Hugo WEISE. Die erste<br />
ausdrücklich als solche gekennzeichnete Mitteilung befasste sich mit <strong>der</strong> ”Saigon-Rasbora”<br />
Rasbora urophthalma AHL, 1922, die zweite mit Phenacogrammus interruptus<br />
(BOULENGER, 1899), dem Kongosalmler (MEINKEN 1951a, 1951b). Bereits die dritte Mitteilung<br />
(MEINKEN 1951c) enthielt die Neubeschreibung einer ”Varietät”, nämlich Rasbora dorsiocellata<br />
macrophthalma MEINKEN, 1951. Schon vorher hatte MEINKEN (1949) mit dem<br />
Zusatz ”Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>” bei <strong>der</strong> Au torenangabe veröffentlicht.<br />
Dies geschah anlässlich <strong>des</strong> 80. Geburtstags von J. P. ARNOLD über Arnolds Prachtkärpfling<br />
Aphyosemion arnoldi (BOULENGER) in <strong>der</strong> DATZ, die von 1948 bis 1950 noch ”Deutsche<br />
Aquarien- und Terrarien-Zeitschrift” hieß. MEINKEN (1949b) berichtet ”Einiges zur Systematik<br />
<strong>der</strong> Danio-Arten”.<br />
Lei<strong>der</strong> sind in den Veröffentlichungen die Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
manchmal die römischen Ziffern vermutlich den redaktionellen Bearbeitungen zum Opfer gefallen.<br />
So war die 4. Mitteilung (MEINKEN 1951d) über den Gold-”Anomalus” Nannostomus<br />
anomalus STEINDACHNER, 1876, die erste, die ohne eine Nummer veröffentlicht wurde. Das<br />
setzt sich später fort, z.B. MEINKEN (1956). Das wäre nicht weiter schlimm, wenn alle Mitteilungen<br />
in <strong>der</strong> DATZ veröffentlicht worden wären. Dann bräuchte man ja nur die Jahrgänge<br />
durchsehen und könnte die fehlenden Nummern ersetzen. Außerdem sind zwischen den ”Mi t-<br />
teilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>” auch Beiträge von MEINKEN erschienen, die keine Mitteilungen<br />
in diesem Sinne waren, sehr wohl aber den Zusatz ”Leiter <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>” tragen. Das ist sowohl bei Aufsätzen mit<br />
nomenklatorischen als auch an<strong>der</strong>en, wie beispielsweise ethologischen Inhalten geschehen.<br />
MEINKEN hat dann später auch Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in an<strong>der</strong>en<br />
Publikationen veröffentlicht. So erscheint die Erstbeschreibung von Apistogrammoi<strong>des</strong> pucallpaensis<br />
MEINKEN, 1965 in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Zeitschrift ”Senckenbergiana Biologica”<br />
in Frankfurt am Main ( MEINKEN 1965). Weitere folgten in dieser Zeitschrift. 1966<br />
erschien in einer DDR-Publikation, nämlich <strong>der</strong> dortigen Liebhaberzeitschrift AT = ”Aqu a-<br />
rien Terrarien” <strong>des</strong> Urania -Verlags Leipzig eine Mitteilung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> über<br />
Batanga lebretonis microphthalmus MEINKEN, 1966. Im ersten Jahrgang <strong>der</strong> Zeitschrift ”Das<br />
Aquarium” aus dem Philler Verlag erschien die Ers tbeschreibung von Rasbora heteromorpha<br />
espei MEINKEN, 1967. Auch das ”Aquarien-Magazin” <strong>des</strong> Franckh-Kosmos-Verlags in<br />
Stuttgart wurde gleich im zweiten Jahrgang mit einer Mitteilung bedacht (MEINKEN 1968),<br />
nämlich über Gymnochanda filamentosa FRASER-BRUNNER, 1955. Weitere Arbeiten<br />
erschienen in den ”Zoologischen Beiträgen” <strong>des</strong> Bonner Mus eums, ”Beiträgen zu<br />
Neotropischen Fauna” und später auch in heute nur noch schwierig zu erhaltenden<br />
Zeitschriften, wie ”Der Aquarienfreund” aus Wilhelmsh aven.<br />
Heinz O. BERKENKAMP aus Wilhelmshaven ist es aufgrund seiner mühevollen Recherche zu<br />
verdanken, dass wir heute eine (fast) vollständige Liste aller Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Hermann MEINKEN vorliegen haben. Die Liste reichte von<br />
<strong>der</strong> Nr. I bis zu Nr. LXXXI über zwei Schlammspringer-Arten (Periophthalminae) in <strong>der</strong><br />
DATZ 1974. Manche Zuordnungen zu <strong>der</strong> Nummerierung Meinkens waren nur möglich, weil<br />
Heinz O. Hermann MEINKEN über viele Jahre persönlich kennen lernen durfte, mit ihm zusammen<br />
arbeitete und durch die persönlichen Aufzeichnungen Informationen zugänglich waren,<br />
die heute wahrscheinlich verloren gegangen sind. Noch nicht wie<strong>der</strong> zugeordnet werden<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 22
konnten die Nummern LXXV und LXXIX 121 . Insgesamt sind also aus MEINKENs Fe<strong>der</strong> nach<br />
heutigem Kenntnisstand 84 Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> erschienen.<br />
MEINKEN erhielt sein Material weniger von Liebhabern aus dem Kreise <strong>der</strong> <strong>VDA</strong>-Vereine,<br />
son<strong>der</strong>n zu einem großen Teil aus Importsendungen von Großhändlern 122 . Hier ist beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> Händler Heinrich ESPE zu nennen. Ihm zu Ehren benannte MEINKEN (1956) einen<br />
Bleistiftsalmler Poecilobrycon espei.<br />
An<strong>der</strong>e öffentlichkeitswirksame Äußerungen MEINKENs<br />
Die mit römischen Ziffern nummerierten Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> waren und<br />
sind die wesentlichen öffentlichkeitswirksamen Äußerungen <strong>des</strong> Leiters <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>.<br />
MEINKEN hat auch Auskünfte <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in <strong>der</strong> Rubrik<br />
”FRAGEKASTEN” <strong>der</strong> DATZ gegeben. So z.B. über die Frage <strong>der</strong> Identität von Synodontis<br />
nigroventris und Synodontis batesii 123 . In diesem Beispiel ist die Frage von ”J.P.A.” gestellt<br />
worden; es liegt die Vermutung nahe, dass Johann Paul ARNOLD 124 und Hermann MEINKEN<br />
hier auf geschickten Wege eine Mitteilung ins Blatt gebracht haben. Später in einer vollständigen<br />
Mitteilung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> löst MEINKEN (1951e) das Namenskürzel auch<br />
auf.<br />
MEINKEN nahm rege am Vereinsleben <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> teil und war auch sonst in <strong>der</strong> Szene kein<br />
Unbekannter. Er war von 1922 bis 1960 Schriftführer <strong>der</strong> ”Gesellschaft für Vivarienkunde<br />
e.V. von 1909 - Roßmäßler-Bremen” 125 . 1951 würdigte er die Verdienste <strong>des</strong> ”Aquarium<br />
Hamburg” zum 25. Jubiläum und <strong>der</strong> Männer Hugo SCHNELLE, Walter GRIEM und Dr. Werner<br />
LADIGES 126 . Er war auch im Beirat <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> 127 . Am 26. August 1951 von 12.00 bis 13.25<br />
Uhr hielt Hermann Meinken als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> einen Vortrag im Beethovensaal<br />
<strong>der</strong> Stadthalle Hannover mit dem Titel ”An den Fangplätzen unserer Aquarienfische”.<br />
Es war ein Lichtbil<strong>der</strong>vortrag über eine Reise in das Amazonasgebiet. Am 6. September 1952<br />
während <strong>des</strong> Verbandstages im Saalbau ”Weissenburger Hof” in Aug sburg sprach Hermann<br />
MEINKEN im Rahmen einer Son<strong>der</strong>veranstaltung vor Lehrern und Erziehern <strong>des</strong> Kreises<br />
Augsburg über ”Ketzerisches zur Frage <strong>der</strong> Schulvivarien.” 128 1954 am 5. September beim<br />
<strong>VDA</strong>-Kongreß in Kassel trug er vor zum Thema ”Liebhaber, Züchter, Händler”. 129 Beim<br />
<strong>VDA</strong>-Kongreß 1958 in Düsseldorf war er am 14. September ebenfalls dabei und durfte vortragen<br />
zum Thema: ”Ichthyologisches und Seenkundliches aus den Sü dtiroler Dolomiten und<br />
<strong>der</strong> Schweiz” 130 Sein Vortrag setzte sich mit <strong>der</strong> Frage Fisch und Umwelt auseinan<strong>der</strong>. 131<br />
MEINKEN war nicht nur als Aquarianer aktiv. Er befasste sich mit wissenschaftlichen Fragen<br />
zu einheimischen Orchideen, von Protozoen und marinen Leuchtbakterien (nach STERBA<br />
1962). In den sechziger Jahren war er unter an<strong>der</strong>em im Naturwissenschaftlichen Verein zu<br />
Bremen tätig und publizierte dort auch (MEINKEN 1974) Dort lernte er auch Prof. Dr.<br />
CORDES vom Institut für Ökologie und Evolutionsbiologie, Abteilung Geobotanik und Natur-<br />
121 ) für Nichtlateiner: 72, 75, 76, 79, 80, 82 und 83<br />
122 ) DATZ 10:27, 1957; 7:235-237, 1954; 10:292-294, 1957; 11:37-40, 1958<br />
123 ) DATZ 4:138-139, 1951 o<strong>der</strong> über Ambassis/Chanda und lala/ranga in DATZ 6:137 f., 1953<br />
124 ) J. P. ARNOLD, Ehrenmitglied <strong>des</strong> ”Roßmäßler” (Hamburg), verstarb am 1.7.1952<br />
im Alter von 83 Jahren (DATZ 5: S. 91 d. Verbandsseiten, 1952)<br />
125 ) DATZ 4: S. 18 f. Verbandsnachrichten. 1951, DATZ 5: S. 6 Verbandsnachrichten, 1952 und viele spätere Stellen;<br />
DATZ 13: S. 11 Verbandsnachrichten, 1960<br />
126 ) DATZ 4:279-280, 1951<br />
127 ) DATZ 7: S. 117 Verbandsseiten, 1954<br />
128 ) DATZ 5: S. 98, 121 Verbandsseiten, 1952<br />
129 ) DATZ 7: S. 81 Verbandsseiten, 1954<br />
130 ) DATZ 11: S. 38 Verbandsseiten, 1958<br />
131 ) DATZ 11: S. 51 Verbandsseiten, 1958<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 23
schutz <strong>der</strong> Universität Bremen kennen; und zwar in seiner Eigenschaft als Orchideenkenner 132 .<br />
MEINKEN war damals im Bremer Raum als zuständiger Regionalstellenleiter für die Kartierung<br />
von Gefäßpflanzen tätig. Deshalb ist er im HAEUPLER & SCHÖNFELDER (1989) ”Atlas<br />
<strong>der</strong> Farn- und Blütenpflanzen <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik Deutschland” auch als Informant angegeben.<br />
Er hat auch in <strong>der</strong> Zeitschrift ”Die Orchidee” publiziert.<br />
Der Wissenschaftliche Beirat (W.B.) <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
Bei <strong>der</strong> Vorstandssitzung am 21. Januar 1951 wurde durch einstimmigen Beschluss festgelegt:<br />
”Der Vorstand beruft auf Grund mehrerer Vorschläge einen wi ssenschaftlichen Beirat und<br />
wird diese Mitglie<strong>der</strong> nach Zustimmung <strong>der</strong>selben bestätigen.” 133 Erster Leiter dieses Wissenschaftlichen<br />
Beirats ist Ehrenpräsident Dr. Kurt KRAMER; die Zustimmung zu dieser erfolgten<br />
Berufung schloss die Ehrenmitgliedschaft ein. Fast müßig zu erwähnen, dass natürlich auch<br />
Hermann MEINKEN Mitglied <strong>des</strong> Wissenschaftlichen Beirats war 134 . Erstmalig trat dieser Beirat<br />
am 25. August 1951 auf dem Verbandstag in Hannover zusammen 135 . Er setzte sich zusammen<br />
aus folgenden Personen: Dr. BREIDER, Dr. FINCK, Dr. LADIGES, Dr. MANN, Hermann<br />
MEINKEN, Dr. REICHENBACH-KLINKE, Dr. SACHS und Hugo WEISE. Ein Ziel dieses<br />
Beirats war, ”Kenntnisse zu sammeln und daraus die Grundlagen zu schaffen für eine ei n-<br />
wandfreie Erhaltung und Vermehrung <strong>der</strong> ... Aquarienfische ... und Aquarienpflanzen.” 136<br />
Bei <strong>der</strong> Erstbeschreibung von Pyrrhulina nigrofasciata MEINKEN, 1952 benutzte MEINKEN<br />
erstmalig den zusätzlichen Titel ”Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> im WB. <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>”.<br />
Hin und wie<strong>der</strong> gaben Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> ”W.B.” kurze Hinweise zu spezie llen aquaristischen<br />
Fragestellungen, wie z.B. WEISE (1952) zum Thema Unverträglichkeit von Cryptocoryne und<br />
Vallisneria. Die damalige Zeit war durchaus geprägt vom Willen und <strong>der</strong> tatsächlichen Zusammenarbeit<br />
zwischen Liebhaberei und Wissenschaft. So wurde auf <strong>der</strong> Jahrestagung <strong>des</strong><br />
<strong>VDA</strong> in Hannover am 16. August 1951 ein Vortrag mit dem Titel ”Weitere Erfolge <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit<br />
von Forschung und Aquarienkunde” gehalten, <strong>der</strong> später auch veröffentlicht<br />
wurde (BREIDER 1952). Das waren noch Zeiten, als Dr. KLAUSEWITZ von Senckenberg-<br />
Museum in Frankfurt am Main beim <strong>VDA</strong>-Kongreß 1957 daselbst vor einer geneigten Zuhörerschar<br />
vortragen durfte zum Thema ”Die Systematik <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Ichthyologie”! 137 1953<br />
fand sogar eine Bezirksversammlung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> in Herford unter dem Motto ”Aquaristik im<br />
Dienste <strong>der</strong> Wissenschaft” statt. Dort hielt <strong>der</strong> ”Bremer Forscher Hermann MEINKEN” einen<br />
”ausgezeichneten und beson<strong>der</strong>s int eressanten Vortrag” 138 . Am 18. Dezember 1956 fand auf<br />
Einladung von Dr. Otto SCHINDLER (München) und Dr. W. KLAUSEWITZ (Frankfurt am<br />
Main) am Senckenberg-Museum ein ”Treffen deutscher Museumsichthyologen” 139 statt. Ob<br />
MEINKEN an diesem ersten Treffen teilgenommen hat, konnte (noch) nicht festgestellt werden.<br />
Im Jahre 1958 vom 8. bis 11. September in Marburg an <strong>der</strong> Lahn, war er jedenfalls dabei.<br />
Damals war als erstmaliger Teilnehmer auch Dr. Jacques GÉRY dabei, <strong>der</strong> über mitgebrachte<br />
und neue Fische seiner Forschungsreise nach Französisch-Guyana berichtete 140 . Jacques ist<br />
heute einer <strong>der</strong> zahlreichen korrespondierenden und die <strong>VDA</strong>-<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> unterstützenden<br />
Ichthyologen. Das Thema Aquaristik und Wissenschaft ist bis in die heutige Zeit<br />
aktuell geblieben (ROLOFF 1978, OTT 1991)<br />
132 ) Briefl. Mitt. von Prof. Dr. H. CORDES v. 31. 8. 1998 aus Bremen<br />
133 ) DATZ 4: S. 25 Verbandsseiten, 1951<br />
134 ) DATZ 4: S. 110 Verbandseiten, 1951<br />
135 ) DATZ 4: S. 73 <strong>der</strong> Verbandsseiten, 1951<br />
136 ) DATZ 5: S. 14f. Verbandsseiten, 1952<br />
137 ) DATZ 10: S. 101 Verbandsseiten, 1957<br />
138 ) DATZ 6: S. 38 <strong>der</strong> Verbandsnachrichten, 1953<br />
139 ) DATZ 10:82, 1957<br />
140 ) DATZ 11:349, 1958<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 24
Der Höhepunkt im Leben Hermann MEINKENs: Die Promotion<br />
Die Verleihung einer Doktorwürde war sicherlich <strong>der</strong> Höhepunkt im Leben Hermann MEIN-<br />
KENs. Nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Universität Bremen hat Prof. CORDES zusammen mit an<strong>der</strong>en<br />
Biologen den Studiengang Biologie aufgebaut. Schon vor <strong>der</strong> offiziellen Eröffnung <strong>des</strong> Studiengangs<br />
wurde an ihn, beson<strong>der</strong>s von Herrn Adolf SUTTROP, die Bitte herangetragen, Hermann<br />
MEINKEN die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Adolf SUTTROP war damals erster Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Vereins „Roßmäßler“ (Bremen). Aus einer Aktennotiz von Kryno<br />
MEINKEN, einem Sohn Hermann MEINKENs, vom 8. November 1973 (Nr. 510694) geht hervor,<br />
dass die Bitte nach Ehrung mit einem Dr. h.c. von namhaften Wissenschaftlern unterstützt<br />
wurde. Es seien hier nur die aquaristisch-fischkundlich bekanntesten Namen aufgeführt:<br />
Prof. BRITTAN, Dr. FRANKE, Dr.. GÉRY, Prof. GEISLER, Prof. KLAUSEWITZ, Prof. KUENZER,<br />
Prof. LADIGES, Dr. LÜHLING, Prof. MYERS, Dr. NIJSSEN, Prof. OLIVA, Prof. STERBA und<br />
Dr. WHITLEY.<br />
An <strong>der</strong> damals neuen Bremer Universität gab es jedoch die Möglichkeit einen Ehrendoktor zu<br />
verleihen nicht. Es gab nur die Möglichkeit einer normalen Promotion. Das erwies sich als<br />
verhältnismäßig schwierig. MEINKEN war damals im 77. Lebensjahr und auch nicht mehr<br />
ganz gesund. Man entschied, es sei nicht sinnvoll, ihn eine Doktorarbeit schreiben zu lassen.<br />
Deshalb wurden seine mehr als 800 Publikationen als Äquivalent angesehen. Das Verfahren<br />
nennt sich kumulativ promovieren. Das geht übrigens auch heute noch und ist nicht unüblich.<br />
Schwieriger gestaltete sich allerdings die obligatorische mündliche Prüfung. Sie hatte öffentlich<br />
stattzufinden. Prof. CORDES und sein Kollege Prof. Werner SCHLIWA, <strong>der</strong> als zweiter<br />
Gutachter tätig war, einigten sich darauf, MEINKEN aus seinem Leben erzählen zu lassen. Es<br />
sollte von seinen wissenschaftlichen Arbeiten erzählen, aber auch ”Döntjes”, die er so erlebt<br />
hatte. Nach einer kurzen Beratung wurde verkündet, dass er promoviert werden könnte. Die<br />
Bewertung lautete: ”Magna cum laude” 141 .<br />
Das erfüllte MEINKEN mit großem Stolz. Er soll sofort Visitenkarten mit <strong>der</strong> Aufschrift ”Dr.<br />
Hermann Meinken” verteilt haben. Daraufhin gab es einen Bericht in <strong>der</strong> Bremer Zeitung<br />
über die Promotion von MEINKEN und eine Pressemitteilung <strong>des</strong> Universitätssprechers, dass<br />
MEINKEN erst, nachdem alle Formalien erfüllt seien, in einigen Wochen <strong>der</strong> Doktortitel führen<br />
dürfe. Und zwar einen regulären Dr.-Titel, keinen Dr. h.c. Die ”Bremen Special Pressemitteilung<br />
45/74 vom 5. November 1974 titelte: ”Bremens jüngster Doktor ist 77 Jahre alt.” Über<br />
das Ereignis wurde auch in <strong>der</strong> überregionalen Presse berichtet und zwar auch noch falsch:<br />
„Wie viele verschiedene Arten er selbst im Verlaufe seiner fünfzigjährigen Hobbyforschung<br />
entdeckt hat, weiß <strong>der</strong> Biologe kaum noch.“ So weit, so gut. „Sie alle tr agen den latinisierten<br />
Nachnahmen ‘ ...meinkeni’“ und das ist fals ch 142 . Aus einem Gratulationsschreiben von<br />
Hans-Werner PELZ aus Merseburg (damals DDR-42) v. 1. Juni 1975 wissen wir, dass über<br />
die Promotion sogar im Fernsehen berichtet wurde. Das Ereignis wurde gebührend und würdig<br />
im Bremer Ratskeller gefeiert.<br />
Übrigens hatten schon vorher zwei Universitäten den Plan, MEINKEN einen Ehrendoktor zu<br />
verleihen. Das wurde von <strong>der</strong> Bremer Bildungsbehörde verhin<strong>der</strong>t, da er in einer Personalakte<br />
einen Vermerk hatte, er habe in <strong>der</strong> Kriegs- und Nachkriegszeit in einem Schullandheim von<br />
Essensresten ein Schwein fett gefüttert und es dann ”schwarz geschlachtet”, wie das damals<br />
hieß. Deshalb wurde er als nicht würdig erachtet, die Ehrendoktorwürde verliehen zu bekom-<br />
141 ) Briefl. Mitt. seines Sohnes Kryno MEINKEN v. 14. Dezember 1998 aus Stuhr bei Bremen und LADIGES (1975).<br />
Bei <strong>der</strong> Angabe bei BERKENKAMP (1975) mit ”summa cum laude” scheint es sich um einen Irrtum zu handeln.<br />
142 ) CARO, C. W. (1974): Ein Akademiker ohne Hochschulstudium. DIE WELT November 1974<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 25
men. 143 Wenn heutzutage je<strong>der</strong> Politiker eine so reine Weste für sein Amt haben müsste, wäre<br />
<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tag wohl leergefegt.<br />
MEINKENs Bibliothek<br />
MEINKEN hatte eine umfangreiche wissenschaftliche Bibliothek. Obwohl Sie teilweise mit<br />
Mitteln <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> finanziert worden ist, ging sie nach seinem Tode in Privatbesitz über. In<br />
einem Brief <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> aus dem Jahre 1980 schreibt <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />
Ewald SOMANN: ”Auch ist mir es unverständlich, dass die Unterlagen von Hermann<br />
MEINKEN nicht sofort nach <strong>des</strong>sen Tod von uns abgeholt wurden. ... Mein Drängen, dass wir<br />
schon zu seinen Lebzeiten festlegen, dass im Falle seines To<strong>des</strong> diese Unterlagen den <strong>VDA</strong><br />
zufließen, wurden von ihm mit starker Unterstützung seitens Frd. Dr. MEYBURG immer wie<strong>der</strong><br />
abgeblockt. Als nach dem Tode auf mein Drängen Frd. FLEGGE versuchte, diese Akten zu<br />
bekommen, musste lei<strong>der</strong> festgestellt werden, dass Frau MEINKEN dies alles verkauft habe.<br />
Soviel ich weiß, sind die Unterlagen in Händen einer Firma, die sie sogar wie<strong>der</strong> abgeben<br />
möchte. Hier müsste man sich nochmals genau informieren. Angeblich sollen die Arbeiten<br />
nicht dem entsprechen, was man erwartet habe.” 144 SOMANN wollte das Ganze auf die Tagesordnung<br />
<strong>des</strong> nächsten Kongresses setzen. Die Unterlagen Meinkens sind von <strong>der</strong> Firma ”Tetra”<br />
aufgekauft worden, obwohl MEINKEN selbst sie wohl wahrscheinlich an die Universität<br />
Bremen geben wollte 145 . Dass das wirklich die ursprüngliche Absicht von MEINKEN war, nach<br />
einer Äußerung gegenüber Heinz O. BERKENKAMP anzunehmen. Die Universität wollte aber<br />
nur komplette Zeitschriftenjahrgänge für eine breite, generelle Nutzung. Mit Son<strong>der</strong>drucken<br />
o<strong>der</strong> Kopien noch so seltener Werke konnte die Bibliothek erst rechts nichts anfangen. Seit<br />
1974 soll dann für MEINKEN <strong>der</strong> Verkauf an BAENSCH von <strong>der</strong> Firma Tetra festgestanden<br />
haben 146 . Die wahre <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Hinterlassenschaften von MEINKEN dürfte schwer zu rekonstruieren<br />
sein, da sich hier persönliche Erinnerungen und Fakten, sowie persönliche Animositäten<br />
und Ränkeschmiedearbeiten von <strong>VDA</strong>-„Größen“ vermischen.<br />
Über diese legendäre Bibliothek gibt es eine interessante Anekdote 147 : Kriegsbedingt waren die<br />
Bücher und Unterlagen nach Haaren an <strong>der</strong> Ems ausgelagert worden. Dort, sozusagen am<br />
Ende <strong>der</strong> Welt, wähnte man den Schatz in Sicherheit vor Brand- und Bombenschäden. Ausgerechnet<br />
an diesem vermeintlich sicheren Ort fiel sie nach <strong>der</strong> Kapitulation Plün<strong>der</strong>ern und<br />
alliierten Soldaten in die Hände. Als man erkannte, dass man dafür wohl keinen Schwarzmarktpreis<br />
abkassieren konnte, wurden die in Kisten verpackten Bücher teilweise als Gehwegbefestigung<br />
umfunktioniert. Einen Teil konnte MEINKEN retten. Er erzählte später Heinz O.<br />
BERKENKAMP, er habe sie mit Hilfe von Englän<strong>der</strong>n mit einem Panzerspähwagen abgeholt.<br />
Ein an<strong>der</strong>er Teil kam auf dunklen Wegen als Beutegut nach England. Dieser kehrte später fast<br />
komplett über das ”British Museum London” an den dort aus <strong>der</strong> Vorkriegszeit wohlbekannten<br />
”Mr. Meinken” in ”West -Germany” wie<strong>der</strong> zurück. Das hatte er Frau Dr. Ethelwynn<br />
TREWAVAS zu verdanken, mit MEINKEN lange Zeit einen Tausch von Son<strong>der</strong>drucken pflegte<br />
148 .<br />
Finanzen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
143 ) Vorstehen<strong>des</strong> nach Briefl. Mitt. von Prof. CORDES v. 31. August 1998 aus Bremen<br />
144 ) Brief v. 16. Januar 1980 v. Geschäftsstelle <strong>VDA</strong> E. SOMANN and Heinz O. BERKENKAMP im Wilhelmshaven<br />
145 ) Brief. v. 29. Dezember 1976 von H. O. BERKENKAMP aus Wilhelmshaven an Dr. KLAUSEWITZ in Frankfurt/M.<br />
146 ) Brief. v. 23.09.99 von H. O. BERKENKAMP aus Wilhelmshaven an G. OTT in Flensburg<br />
147 ) Briefl. Mitt. von Kryno MEINKEN, einem Sohn, v. 14. Dezember 1998 aus Stuhr bei Bremen<br />
148 ) Brief. v. 23.09.99 von H. O. BERKENKAMP aus Wilhelmshaven an G. OTT in Flensburg<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 26
In den Entstehungsjahren wurden teilweise die Kosten <strong>der</strong> Aquarianer von <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
übernommen, damit überhaupt Material herankam. In <strong>der</strong> Ankündigung <strong>der</strong> ”Unterelbischen<br />
Vereinigung” im Jahr 1914, Fischbestimmungen durchführen zu lassen 149 , wurde<br />
vermerkt, den ”U.V. -Vereinen entstehen durch <strong>der</strong>artige Namensfeststellungen keinerlei<br />
Unkosten, während nicht angeschlossene Vereine und Einzelliebhaber, die Unkosten zu tragen<br />
haben.” In <strong>der</strong> ersten fischkundlichen Mitteilung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> wird<br />
im Nachsatz Material gesucht: ”Für Einsendung solcher sowie auch aller an<strong>der</strong>en Arten” ...<br />
”sind wir von Herzen dankbar. Portospesen u.a. werden gerne ersetzt.” 150 WEISE teilte 1921<br />
mit: ”Unkosten werden auf Wunsch gerne erstattet, ebenso erfolgt Rücksendung <strong>der</strong> Gefäße,<br />
wenn nichts an<strong>der</strong>es verfügt wird.” 151<br />
Grundsätzlich ist das Problem <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong>, genügend Geld für seine Arbeit zu haben, so alt<br />
wie <strong>der</strong> Verband selbst: 1922 teilte <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> mit, es<br />
lägen aufgrund <strong>der</strong> ”unermüdlichen Schaffenskraft” von Dr. Ernst AHL umfangreiche Arbeiten<br />
über Metynnis- und Haplochilus-Arten fertig vor. ”Nur die Zeichnungen fehlen zum Teil<br />
noch, weil das Geld dazu fehlt.” 152 Auf dem Verbandstag in Breslau vom 5. bis 8. August<br />
1922 wurden <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> zusammen mit <strong>der</strong> Fischkrankheiten-<br />
Untersuchungsstelle und die Auskunftsstelle für Pflanzen ”zur Deckung ihrer Unkosten z u-<br />
sammen von <strong>der</strong> Hauptkasse jährlich bis zu 1 M per Mitglied <strong>der</strong> angeschlossenen Vereine zur<br />
Verfügung gestellt.” 153<br />
Hin und wie<strong>der</strong> erhielt die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in ihrer <strong>Geschichte</strong> auch Spenden. So hat<br />
BAERWALDT (Berlin-Steglitz) im Jahre 1922 200 Mark und <strong>der</strong> Verein ”Vallisneria” (Pot s-<br />
dam) für eine Museumsführung 30 Mark gestiftet 154 . Die vivaristische ”Arbeitsgemeinschaft<br />
Rhein-Ruhrgau (West)” mit Vorsitz von W. MÜNCH in Duisburg beschloss auf ihrer Sitzung<br />
am 7. Oktober 1923, ”dass je<strong>der</strong> Verein pro 20 Mitglie<strong>der</strong>n und für jede angefangenen 20<br />
Mitglie<strong>der</strong> im Monat ein paar Guppyi stellt”, <strong>der</strong>en Erlös auf einer Börse u.a. <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
zur Verfügung gestellt werden solle, um ”ihre hohen Aufgaben zu erfü llen.” 155<br />
Auch Material wie Alkohol, Reagenzgläser Behälter usw. wurden gestiftet 156 . 1926 for<strong>der</strong>te<br />
<strong>der</strong> Verein ”Roßmäßler” (Hamburg) sogar die Einrich tung eines Fonds für Veröffentlichungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> 157 .<br />
Am 14. und 15. März 1953 fand in Frankfurt am Main eine Sitzung <strong>des</strong> erweiterten Vorstands<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong> statt. Daran hat u.a. Hermann RABE, <strong>der</strong> damalige Geschäftsführer <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-<br />
Bezirks 22 teilgenommen. Er berichtete seinem Bezirksvorsitzenden Wilhelm KNACKSTEDT in<br />
Goslar in einem Brief u.a.: ”Die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> ist die einzigste auf dem<br />
Gebiete <strong>des</strong> europäischen Festlan<strong>des</strong>, sie leidet aber sehr unter Geldmangel und könne daher<br />
nur geringe, wenn auch wichtige Arbeiten nur langsam erledigen, es müsste Aufgabe <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
sein, hier zu helfen” (Blatt V <strong>des</strong> erwähnten Briefes). Der Verbandspräsident Hans KELLER<br />
(Castrop-Rauxel) und sein Geschäftsführer Hermann SCHÖPPS (Unna) wiesen 1954 darauf<br />
hin, ”dass alle <strong>VDA</strong>-Referenten ehrenamtlich für die <strong>VDA</strong>-Mitglie<strong>der</strong> tätig sind, d.h. also,<br />
ihre an sich kurz bemessene persönliche Freizeit dem Verband zur Verfügung stellen, ohne für<br />
diesen erheblichen Aufwand ein Entgelt, in den meisten Fällen nicht einmal ein ‘Dankeschön!’<br />
zu erhalten.” 158<br />
149 ) Wochenschrift S. 54, 1914<br />
150 ) Wochenschrift S. 251, 1921<br />
151 ) Blätter 2. Umschlagseite v. Heft 19, 1921<br />
152 ) Wochenschrift S. 165, 1922<br />
153 ) Blätter S. 284, 1922<br />
154 ) Wochenschrift S. 123, 1922<br />
155 ) Wochenschrift S. 347, 1923<br />
156 ) Wochenschrift S. 330, 1923<br />
157 ) Wochenschrift S. 798, 1926<br />
158 ) DATZ 7: S. 33 Verbandsseiten, 1954<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 27
Aus einem Brief <strong>des</strong> Jahres 1976 von Heinz O. BERKENKAMP 159 an Dr. KLAUSEWITZ erfahren<br />
wir: ”Mein damaliger, för<strong>der</strong>nden Freund Herr Dr. MEINKEN ist m. W. für seine Arbeiten für<br />
den Verband in <strong>Sach</strong>en Fischbestimmung stets - wie er mir sagte - ausreichend abgefunden<br />
worden. Wie im Detail weiß ich allerdings nicht.” Aus einem Brief <strong>des</strong> Jahres 1980 <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong> bei Ewald SOMANN (Berlin) ist zu erfahren: ”Frd. MEINKEN erhielt<br />
während seiner Tätigkeit jährlich DM 400,- für seine Unkosten und zur Beschaffung neuester<br />
Literatur.” 160<br />
Die heutige <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ist eine Serviceleistung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, die vom Leistungsnehmer<br />
finanziert werden muss. Eine Fischbestimmung kostet die Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> DM 25,-;<br />
Auftrageber die keiner <strong>VDA</strong>-Organisation angehören, müssen DM 50,- bezahlen. Der Referent<br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> beabsichtigt allerdings die Führung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> zu überzeugen,<br />
für die Mitglie<strong>der</strong> die Fischbestimmung zukünftig kostenlos durchführen zu lassen und wird<br />
dazu einen Antrag einbringen. Im Jahre 1997 schenkte das Nor<strong>der</strong>stedter Aquarianer-Ehepaar<br />
Gretel und Bruno LIEDTKE dem Verfasser dieses Beitrags eine komplette Ausgabe <strong>des</strong> berühmten<br />
Loseblatt-Sammelwerks ”HOLLY - MEINKEN - RACHOW: Die Aquarienfische in Wort<br />
und Bild”. Auch gab es hin und wie<strong>der</strong> kleiner Geldspenden. Manche Wi ssenschaftler spendierten<br />
Son<strong>der</strong>drucke ihrer Arbeiten, Sie wurden teilweise an zuständige Spartenleiter an<strong>der</strong>er<br />
<strong>VDA</strong>-Organisation, wie z.B. den <strong>VDA</strong>-Arbeitskreise BSSW (Barben - Salmler - Schmerlen -<br />
Welse) weiter gegeben. Da <strong>der</strong> jetzige Referent <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> keine menschlichen<br />
Nachkommen hat, hat er den <strong>VDA</strong> testamentarisch als Erben für seine mehrräumige Bibliothek<br />
und sonstigen ichthyologischen und aquaristischen Materialien eingesetzt.<br />
Ein erfülltes Leben - im Dienste <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
Es ist sicherlich nicht vermessen zu sagen, Hermann MEINKEN hatte persönlich und wissenschaftlich<br />
ein erfülltes Leben. Die letzten Lebensjahre war er allerdings sehr krank. In einem<br />
Brief an Hans-Werner PELZ in DDR-42 Merseburg vom 4. März 1976 schrieb MEINKEN:<br />
”Seit mehr als 8 Monaten bin ich schwer krank. Bin schon im Juli 1975 als schwer Nervenleiden<strong>der</strong><br />
in die Nervenklinik eingeliefert worden. Und das war gut so! Sonst wäre ich heute bestimmt nicht<br />
mehr unter den Lebenden. Wäre ich nicht rechtzeitig in die Nervenklinik (hier genannt ‘Klapsmühle’)<br />
g egangen, wäre ich zu Hause bei klarem Verstand erstickt. Ursache: Eine zwar ziemlich seltene,<br />
aber ausgesprochen unangenehme Nervenerkrankung - Mysthenia gravis - die sich darin äußert, dass<br />
an den Übergängen <strong>der</strong> Nerven-Dendriten zu den N.-Neuriten als Übergangsstoff das Acetyl-Cholin<br />
fehlt. Dadurch wird <strong>der</strong> Nervenreiz nicht weiter geleitet und trotz <strong>der</strong> Impulse reagiert <strong>der</strong> Muskel<br />
nicht. In den Armen und Beinen fing’s an. Kroch von den Beinen höher und höher (so dass ein Nervenarzt<br />
bereits von ‘aufsteigen<strong>der</strong> Paralyse’ sprach) und ergriff schließlich sogar die Bauchmuskeln,<br />
die die Atmung regulieren. Ergebnis: Mir blieb bei klarem Verstand die Luft weg! Musste mehrfach<br />
schleunigst unter das O 2 -Gerät. Erst seit Jahresbeginn geht’s so ganz langsam aufwärts. Aber an die<br />
Schreibmaschine und an die Erledigung <strong>der</strong> aufgesummten Korrespondenz kann ich trotz pünktlicher<br />
Einnahme meiner Mestinon-Tabletten erst (- und das brauche ich keinem Arzt zu erzählen - <strong>der</strong><br />
grinst übers ganze Gesicht) richtig, seit ich jeden Morgen und jeden Abend 20 Tropfen eines alkoholischen<br />
Auszugs von Knoblauch, Weißdornknospen und Mistelfrüchten nehme, die mir mein Bru<strong>der</strong><br />
bereitete. Glauben Sie nun bitte nicht, dass ich Coué-Anhänger - ”mir geht’s besser und besser!” -<br />
bin! Aber - weiß <strong>der</strong> Teufel - dies Mittel hilft zur Besserung, während Mestinon nur ein Hinhalte-<br />
Ersatzmittel ist. Auch jetzt geht’s an <strong>der</strong> Schreibmaschine nur mit längeren Pausen. Je<strong>des</strong> Schreiben<br />
wird also regelrecht ‘zusammenle<strong>der</strong>t’. Aber es geht wenigstens wie<strong>der</strong> so ‘peu à peu’! Habe sogar<br />
schon wie<strong>der</strong> eine neue Arbeit <strong>der</strong> Reihe ‘Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>’ lo slassen<br />
können. Da hatte jemand zu dem Namen Chela dadyborje einigen Unsinn geschrieben, <strong>der</strong> korrigiert<br />
werden musste.”<br />
159 ) Brief v. H. O. BERKENKAMP v. 29.12.1976 an Dr. KLAUSEWITZ in Frankfurt/M.<br />
160 ) Brief v. 16.1.1980 v. <strong>VDA</strong>-Geschäftsstelle E. SOMANN aus Berlin an H. O. BERKENKAMP in Wilhelmshaven<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 28
Es sollte seine letzte Mitteilung als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> gewesen sein (MEINKEN<br />
1976). Hermann MEINKEN ist am 22. Juni 1976 im 80. Lebensjahr gestorben. Es gibt eine<br />
Reihe von Nachrufen (BRITTAN 1976, FLEGGE 1976, LADIGES 1976, VIERKE 1976).<br />
LADIGES (1976) schrieb in seinem Nekrolog: ”Es gibt keinen Nachfolger für ihn, <strong>der</strong> auch nur<br />
einen Bruchteil seines wahrhaft umfassenden <strong>Fach</strong>wissens mitbrächte. So hinterlässt Hermann<br />
Meinken eine Lücke, die im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes nicht zu schließen ist.”<br />
Fischbestimmung in <strong>der</strong> organisierten DDR-Aquaristik<br />
Im Staatswesen <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war die organisierte Aquaristik<br />
im Kulturbund mit dem Zentralen <strong>Fach</strong>ausschuss Aquaristik (ZFA) aufgehängt. Beson<strong>der</strong>es<br />
umfangreich ist das Material nicht, welches zur Rekonstruktion über die Verhältnisse<br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in <strong>der</strong> organisierten DDR-Aquaristik ausfindig gemacht werden<br />
konnte. Es gab Kontakte von MEINKEN in die DDR und zurück. Dabei verweben sich allerdings<br />
private Kontakte und die Funktion <strong>des</strong> Leiters <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> bis zur Unkenntlichkeit<br />
ineinan<strong>der</strong>.<br />
1970 wird Hanns-Joachim FRANKE aus Gera als ”<strong>Fach</strong>referent Ichthyologie und <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>”<br />
unter den Nachrichten <strong>des</strong> ZFA (Zentraler <strong>Fach</strong>ausschuss) aufgeführt 161 . Er<br />
hat diese Aufgabe auf Bitte von Hans-Albert PEDERZANI, dem ZFA-Vorsitzenden, übernommen.<br />
In einem ”Tätigkeitsbericht <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> ZFA” 162 nennt er 1971 als<br />
Hauptaufgaben ”für den Perspektivzei traum bis etwa 1975” folgende:<br />
• Verbreiterung <strong>der</strong> Artenkartei<br />
• Erstellung einer Fotothek <strong>der</strong> wichtigsten Bestimmungswerke <strong>der</strong> älteren Autoren<br />
• Erweiterung <strong>der</strong> Separate-Sammlung, ...<br />
• Sichtung und Vergrößerung Sammlung konservierten Vergleichsmaterials<br />
FRANKE konnte auch mitteilen, dass ihm Unterstützung zugesagt worden ist von Prof.<br />
STERBA, Prof. DECKERT, Dr. OLIVA, Dr. FRANK und ganz beson<strong>der</strong>s Hermann MEINKEN.<br />
Noch im selben Jahr stellte er Axel ZARSKE als neuen Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
<strong>des</strong> ZFA vor: ”In Aufteilung <strong>des</strong> riesigen Gesamtkompl exes <strong>der</strong> aquaristischen Systematik<br />
wird Bfrd. ZARSKE künftig die Cypriniden, Cichliden (nur südamerikanische Species) und<br />
Cobitiden betreuen. während ich selber wie bisher speziell Salmler und Welse bearbeite,” teilt<br />
FRANKE mit 163 . Einer <strong>der</strong> ersten fischkundlichen ”Tätigkeitsbericht(e) <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
<strong>des</strong> ZFA” war von ZARSKE (1971) und befasste sich mit Micralestes stormsi, einem<br />
afrikanischen Salmler.<br />
Ab dem Jahre 1978 hat auch Helmut STALLKNECHT mitgearbeitet, bzw. die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
<strong>des</strong> ZFA für Aquarien- und Terrarienkunde geführt 164 . Das jedenfalls ist <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>liste<br />
<strong>des</strong> <strong>Fach</strong>ausschusses in ”Aquarien Terrarien” zu en tnehmen. Ab Juli 1970 war<br />
STALLKNECHT Redakteur <strong>der</strong> ”AT”. FRANKE & STALLKNECHT (1974) haben einen ”T ätigkeitsbericht<br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> ZFA” über Acanthopsis choirorhynchos<br />
(BLEEKER, 1854), die Rüsselschmerle veröffentlicht.<br />
Ab 1980 soll es eine ”AT -<strong>Fischbestimmungsstelle</strong>” gegeben haben, die von <strong>der</strong> renommierten<br />
Zeitschrift ”Aquarien Terrarien” und ihren Leuten betrieben wurde 165 .<br />
161 ) Aquarien Terrarien 17:30, 1970<br />
162 ) Aquarien Terrarien 18:17, 1971<br />
163 ) Aquarien Terrarien 18:388, 1971<br />
164 ) Aquarien Terrarien 21:34, 1974 und in den Jahrgängen 1975 und 1976<br />
165 ) Informationen u.a. nach Briefl. Mitt. v. H.-G. KLEINER v. 25. 7. 1998 aus Halle an <strong>der</strong> Saale<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 29
HOHL (1986) teilte mit, dass die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> ZFA Aquaristik von Axel<br />
ZARSKE in Thale betrieben werde: ”Natürlich kann eine auf ehrena mtlicher Basis arbeitende<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> keine wissenschaftliche Einrichtung ersetzen” und ”man dürfte keine<br />
Wun<strong>der</strong> erwarten” erläutert er zu Recht. ZARSKE könne hauptsächlich Salmler, Karpfenfische,<br />
Schmerlen, Welse und mit Einschränkungen auch Cichliden bearbeiten. Unterstützung<br />
von weiteren Wissenschaftlern wie Prof. STERBA von <strong>der</strong> Karl-Marx-Universität Leipzig und<br />
Dr. PAEPKE vom Museum für Naturkunde <strong>der</strong> Humboldt-Universität Berlin sei zugesagt worden.<br />
Bis in die 60er Jahre hinein wurden auch in <strong>der</strong> AT (Aquarien Terrarien) Mitteilungen <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> von Hermann MEINKEN veröffentlicht 166 . Ebenso erfolgte noch eine<br />
Würdigung zum 70. Geburtstag von MEINKEN 167 . Eine Würdigung zu seinem 75. Geburtstag<br />
wurde in <strong>der</strong> DDR-Zeitschrift ”AT” angekü ndigt. Diese ist aber dann nach mündlicher Auskunft<br />
von Helmut STALLKNECHT an den Verfasser dieser Zeilen aus politischen Gründen nie<br />
erschienen 168 . Mit <strong>der</strong> Machtübernahme durch Erich HONECKER im Jahre 1971 verschärfte<br />
sich die politische Lage. Weitere Veröffentlichungen westdeutscher Autoren wurden teilweise<br />
unterdrückt. Die offiziellen Kontakte zu MEINKEN und damit zur <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
brechen damit ab. ”Das gipfelte darin, dass nach dem Tod von H. MEINKEN ein Nachruf in<br />
<strong>der</strong> ‘AT’ verboten wurde, ich habe diesen dann wenigstens im Arbeitsmaterial <strong>der</strong> ZAG ‘Eierlegende<br />
Zahnkarpfen’ 169 bringen können ” teilte Dr. Dieter HOHL mit 170 .<br />
Kurz nach <strong>der</strong> Wende hatte Dr. Axel ZARSKE von <strong>der</strong> Ichthyologischen Sammlung <strong>des</strong> Staatlichen<br />
Museums für Tierkunde in Dresden Kontakt mit einem <strong>VDA</strong>-Verantwortlichen. Dabei<br />
ging es um den Aufbau einer <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, eventuell am Dresdener Museum.<br />
”Lei<strong>der</strong> übte man sich in vornehmer <strong>Zur</strong>ückhaltung” und habe den Brief nicht beantwortet,<br />
schreibt ZARSKE 171 .<br />
Ich habe mich bemüht, bei einigen Aquarianern aus <strong>Sach</strong>sen, Brandenburg usw. Informationen<br />
über diese Zeit zu bekommen. Teilweise war das erfolgreich, teilweise aber auch nicht,<br />
d.h. ich bekam auf meine Schreiben einfach keine Antwort. Bei manchen Antworten, die ich<br />
erhalten habe, habe ich darauf verzichtet, einige Informationen auszuwerten und vor allem zu<br />
verwerten. Es werden teilweise deutliche Ressentiments <strong>der</strong> ehemaligen ”DDR -Aquarianer”<br />
untereinan<strong>der</strong> deutlich. Es kann nicht Sinn und Zweck dieses Beitrags sein, Zwietracht zu säen<br />
und ehemalige Differenzen aufrecht zu erhalten. Ich denke Waffen sind zur Verhin<strong>der</strong>ung von<br />
Kriegen genau so ungeeignet wie Schnaps zur Bekämpfung von Alkoholismus. Und auch<br />
Worte können Waffen sein!<br />
Nationale Tendenzen in <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
Schon in <strong>der</strong> Gründungszeit <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> meinte <strong>der</strong> Verein ”Neptun” (Braunschweig), es ”täte<br />
je<strong>des</strong> Mal weh, wenn wir lesen müssen, dass Fische ... nach London zum Bestimmen gesandt<br />
worden sind. Es heißt immer ‚Deutschland in <strong>der</strong> Welt voran‘ und wir fragen uns, warum<br />
findet sich kein Deutscher Gelehrter, <strong>der</strong> uns vom Ausland unabhängig macht?” 172 Der Verein<br />
”Vallisneria” beabsichtigte 1914 zu bea ntragen, nach einem ” deutschen Ichthyologen” zu<br />
suchen, um ”innerhalb Deutschlands eine Stelle zu schaffen...” 173 (Sperrungen in den Zita-<br />
166 ) z.B. AT 12:300,1965, 13:76,1966, 16:165, 1969<br />
167 ) Aquarien Terrarien 13:409, 1966<br />
168 ) Aquarien Terrarien 19:34, 1972<br />
169 ) Arbeitsmaterial <strong>der</strong> ZAG ”Eierlegende Zahnkarpfen” 1/1977, S. 5<br />
170 ) Briefl. Mitt. v. Dr. Dieter HOHL v. 5. Juli 1998 aus Halle an <strong>der</strong> Saale<br />
171 ) Briefl. Mitt. v. Dr. A. ZARSKE v. 17.2.1994 aus Dresden an Gerhard OTT in Flensburg<br />
172 ) Wochenschrift S. 12, 1913<br />
173 ) Wochenschrift S. 560, 1914<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 30
ten von G.O.) 1915 for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Verein ”Neptun” (Braunschweig) erneut eine Fischbesti m-<br />
mungsstelle in Deutschland 174 . Ebenso ist in einer Anmerkung von Christian BRÜNING zu<br />
einem Artikel von Hermann HÄRTEL über den ”Neuen bunten Platypoecilius” <strong>der</strong> Hinweis<br />
enthalten, Deutschland müsse in <strong>der</strong> Lage sein, nach dem Krieg auf Fischbestimmungen aus<br />
England (REGAN, BOULENGER) verzichten zu können. ”Haben wir in Deutschland keine G e-<br />
lehrten, die Fische bestimmen können? Ich meine, die Deutschen werden doch das Volk <strong>der</strong><br />
Denker genannt!” 175 Diese Bestrebungen sind natürlich aus den Situation <strong>des</strong> 1. Weltkrieges<br />
heraus zu verstehen. Bei <strong>der</strong> Versammlung am 7. Dezember 1918 <strong>der</strong> Gruppe für Aquarienund<br />
Terrarienkunde vom ”Verein für volkstümliche Naturku nde” In Lübeck wurde ”die Hof f-<br />
nung ausgesprochen, dass die Bestimmung neueingeführter Fische möglichst in Deutschland<br />
vorgenommen wird.” 176 In Verbandsnachrichten <strong>des</strong> Jahres 1925 teilt <strong>der</strong> <strong>VDA</strong>-Vorsitzende H.<br />
STRIDDE den ”werten Verbandsvereinen” mit: ”<strong>Zur</strong> B estimmung von unbekannten Fischen<br />
wende man sich nicht in erster Linie an das Ausland, son<strong>der</strong>n zunächst an die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
<strong>des</strong> V.D.A. an Herrn Dr. Ernst Ahl ...” 177 . Das <strong>VDA</strong>-Vorstandsmitglied O.<br />
REIFSCHNEIDER berichtet 1924 von einem Brief von Dr. Ernst AHL 178 . Er zitiert es sei eine<br />
verbreitete Sage, ”dass die Bestimmung bisher noch unbekannter Fische in London erfolgen<br />
müsste”. Es sei ”eine Eigentümlichkeit <strong>des</strong> Deu tschen, das das, was vom Auslande kommt,<br />
und alles, was ein ausländischer Gelehrter sagt, für besser und richtiger zu halten, als das<br />
was ein Deutscher sagt.” Vor dem ersten Weltkriege ”pochten” die Herren <strong>der</strong> Fischbesti m-<br />
mungsstelle ”sehr auf die dadurch erreichte Bekanntschaft mit BOULENGER und REGAN” und<br />
trugen dazu bei ”die deutsche Wi ssenschaft in den Liebhaberkreisen herabzusetzen.” Es<br />
wird von AHL beklagt, dass Fische zur ”richtigen” Bestimmung nach London zu REGAN o<strong>der</strong><br />
nach Amerika zu EIGENMANN geschickt wurden: ”Es ist ein Armutszeugnis, das die Deu t-<br />
schen sich und ihren Gelehrten ausstellen, denn <strong>der</strong> deutsche Gelehrte ist denen <strong>des</strong> Auslan<strong>des</strong><br />
min<strong>des</strong>tens gleichwertig, meistens jedoch auf Grund seiner besseren Ausbildung noch<br />
stark überlegen. Die im Berliner Museum befindliche Literatur und die Sammlungen sind<br />
denen <strong>des</strong> Britischen Museums gleichwertig,...” Der Kommentar <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-<br />
Vorstandsmitglieds dazu ist, es sei ”mit dem Ansehen <strong>der</strong> deutschen Wissenschaft unvereinbar,<br />
Auslän<strong>der</strong>n noch nicht bestimmte Fische zuzuweisen.” 179 Damals wurde einiges Material<br />
nach London u.a. zu BOULENGER und REGAN gesandt. Literatur und Sammlungsmaterial war<br />
dort in großen Umfang verfügbar. Erhard ROLOFF beschwerte sich um diese Praktiken bei <strong>der</strong><br />
Museumsleitung in Berlin und informierte sogar den ”Reichs - und Preußischen Minister für<br />
Wissenschaft und Erziehung und Volksbildung” über mangelnde nationale Einstellung (vgl.<br />
PAEPKE 1995, S. 83). Im Zusammenhang mit angeblichen Nachzuchten von Rasbora heteromorpha<br />
behauptete <strong>der</strong> 3. Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>, Arthur RACHOW, <strong>der</strong> Keilfleckbärbling<br />
werde im Aquarium niemals zur Fortpflanzung schreiten. ”Es ist also Vorsicht geb o-<br />
ten” ”Alarmme ldungen” über gelungene Nachzuchten ”in die Welt zu senden. Die ”W” werden<br />
auch vom Ausland gelesen, und wir Deutschen wollen doch keinen Grund zu ironischen Bemerkungen<br />
im Ausland geben. Wir wollen doch ernste, pflichtbewusste Aquarianer sein und<br />
als solche auch überall ernst genommen werden” berichteten die ”Altonaer Aquarie nfreunde”<br />
über ihre Vereinssitzung vom 8. November 1924 180 . Nun, wer sich da mehr in aller Öffentlichkeit<br />
blamiert hat, braucht <strong>der</strong> Chronist an dieser Stelle wohl nicht zu bewerten. Als nach<br />
dem Tode von Dr. MEINKEN unter Leitung von Dr. KLAUSEWITZ im Jahre 1978 eine ”Tax o-<br />
nomische Arbeitsgruppe <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>” als Nachfolgeorganisation <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
eingerichtet werden sollte, lehnte <strong>der</strong> damalige Präsident WASNER die Teilnahme ausländischer<br />
Ichthyologen ab 181 . Frühe national motivierte Bestrebungen innerhalb <strong>der</strong> Fischbestim-<br />
174 ) Wochenschrift S. 45, 1915<br />
175 ) Wochenschrift S. 164, 1915<br />
176 ) Wochenschrift S. 258, 1918<br />
177 ) Blätter S. 196, 1925<br />
178 ) Wochenschrift S. 665, 1924<br />
179 ) ähnlicher, aber viel kürzerer Aufruf in Wochenschrift S. 360, S. 1925<br />
180 ) Wochenschrift S. 763, 1934<br />
181 ) Eilbrief von Dr. KLAUSEWITZ v. 4.4.1978 aus Frankfurt/M. an H. O. BERKENKAMP in Wilhelmshaven<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 31
mungsstelle <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> sind sicherlich aus <strong>der</strong> historischen Situation Deutschlands nach dem<br />
ersten Weltkrieg (Stichwort: Versailler Verträge) zu verstehen. Der Höhepunkt nationaler und<br />
nationalsozialistisch verordneter Tendenzen war sicherlich die Anweisung <strong>des</strong> Reichsbundführers<br />
<strong>des</strong> Reichsbunds Deutscher Aquarien- und Terrarienvereine Dr. KRAMER, <strong>der</strong> die Aquarianer<br />
1939 anweisen musste, sich als ”Reichsbundfreunde” zu bezeichnen und die Verein s-<br />
veranstaltungen mit dem Gruß ”Heil Hitler!” zu beenden 182 . Vergleichbare Äußerungen Jahrzehnte<br />
nach Ende <strong>des</strong> zweiten Weltkriegs sind einfach nicht mehr als zeitgemäß zu werten.<br />
Glücklicherweise gab es auch an<strong>der</strong>e Bestrebungen und geistige Auffassungen.<br />
Nach dem Kriege traten am 23. und 24. August 1952 Freunde bei einem ”Inaugural -Meeting”<br />
in Amsterdam zur Gründung eines Weltverban<strong>des</strong> <strong>der</strong> Aquarianer zusammen. Dr. KRAMER<br />
und Dr. RICHARZ waren die offiziellen Delegierten <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> 183 . Man sah die ”Möglichkeit<br />
einer völkerverbindenden freundschaftlichen Zusammenarbeit auf vollkommen unpolitischer<br />
Basis” selbst auf Bezirksversammlu ngen 184 . Vom 11. bis 14. Juli 1957 fand dann in Leiden<br />
(Holland) <strong>der</strong> erste Kongress <strong>der</strong> Welt-Union <strong>der</strong> Aquarianer statt 185 . Lei<strong>der</strong> war dieser Organisation<br />
kein beson<strong>der</strong>er Erfolg beschieden und die ganze <strong>Sach</strong>e schlief mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
ein 186 . Für die meisten Wissenschaftler - und damit für die Fischbestimmung - waren und sind<br />
nationale Grenzen ganz beson<strong>der</strong>s aus zoogeographischer Sicht künstliche Grenzen. Hoffnungsvoll<br />
begann nach dem zweiten Weltkrieg, was sich heute in Form <strong>der</strong> EATA = ”Europ e-<br />
an Association of Terrarist and Aquarists” Bahn schafft und setzte den Trend <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
und in <strong>der</strong> Liebhaberei in Richtung grenzüberschreiten<strong>der</strong> und völkerverständigen<strong>der</strong><br />
Internationalisierung und Globalisierung.<br />
<strong>VDA</strong> fast 20 Jahre ohne <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
FLEGGE (1976) schrieb in seinem Nachruf auf Dr. Hermann MEINKEN, es werde ”schwer<br />
fallen, einen Nachfolger” als Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> für die große L ücke<br />
zu finden, die sein Tod gerissen hat.” Für das verwaiste Ref erat suchte die <strong>VDA</strong>-Führung<br />
Ersatz. Bereits im To<strong>des</strong>jahr teilte die Verbandsleitung - damals Rolf WASNER als Präsident<br />
und Ewald SOMANN als Geschäftsführer - mit, man habe Dr. Wolfgang KLAUSEWITZ vom<br />
Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt am Main für diese Aufgabe<br />
gewinnen können: ”Die Fischbestimmun gsstelle wird zukünftig von weiteren Spezialisten unterstützt<br />
werden. Dr. KLAUSEWITZ selbst übernimmt neben <strong>der</strong> Leitung die Bestimmung <strong>der</strong><br />
sogenannten Korallenfische. <strong>Zur</strong> Bestimmung an<strong>der</strong>er Fischgruppen werden wir an dieser<br />
Stelle weitere Experten benennen.” 187 Schon in <strong>der</strong> DATZ-Ausgabe, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Nachruf auf<br />
MEINKEN erschien (LADIGES 1976), hatte sich KLAUSEWITZ in einem Brief an die Redaktion<br />
188 mit einer ichthyotaxonomischen Richtigstellung wegen einer Melichthys-Art gewandt.<br />
Aus einem Brief von Dr. Wolfgang KLAUSEWITZ <strong>des</strong> Forschungsinstituts Senckenberg in<br />
Frankfurt am Main ist zu entnehmen: ”Wahrscheinlich haben Sie ... in <strong>der</strong> DATZ gelesen,<br />
dass mich <strong>der</strong> <strong>VDA</strong> gebeten hat, die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>, ..., zu übernehmen. Ich habe<br />
unter <strong>der</strong> Bedingungen zugesagt, dass ich zusammen mit einer Reihe von Kollegen ein Arbeitsteam<br />
bilden kann. So hat mir u.a. Herr Dr. TEROFAL seine Mitarbeit zugesagt.” 189 Er bittet<br />
den Aquarianer und Amateurichthyologen Heinz O. BERKENKAMP aus Wilhelmshaven in<br />
einer solchen zootaxonomischen Arbeitsgruppe als Spezialist für die Cyprinodontidae (Eierlegende<br />
Zahnkarpfen) mitzuarbeiten. Dieser hatte sich gerade informiert, ob die neugegründete<br />
182 ) Wochenschrift S. 28, 1939<br />
183 ) DATZ 5(10): S. 109 <strong>der</strong> Verbandsseiten, 1952<br />
184 ) Bericht über die Bezirksversammlung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Bezirks 24 in Herford; DATZ 6: S. 38 <strong>der</strong> Verbandsseiten, 1953<br />
185 ) DATZ 10:57, 1957<br />
186 ) DATZ 13: S. 21, Verbandsseiten, 1960<br />
187 ) DATZ 29(12): S. 47 Verbandsseiten, 1976<br />
188 ) DATZ 29(8):287, 1976<br />
189 ) Brief v. Dr. KLAUSEWITZ v. 2.12.1976 aus Frankfurt/M. an H. O. BERKENKAMP in Wilhelmshaven<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 32
Europäische Ichthyologen-Union 190 nur Berufsichthyologen aufnehme, was glücklicherweise<br />
nicht <strong>der</strong> Fall war, da grundsätzlich auch an<strong>der</strong>e Kenner und Spezialisten Mitglied werden<br />
konnten. BERKENKAMP schloss sich ”aus momentanen Zeitmangel” - <strong>der</strong> für Fischbestimmer<br />
symptomatisch zu sein scheint - in einem sehr kurzen Brief dieser Arbeitsgruppe an 191 . Auch<br />
Dr. Lothar SEEGERS gehörte zu dem Kreis dieser vorgesehenen taxonomischen Arbeitsgruppe<br />
192 .<br />
Dr. KLAUSEWITZ hat für den Präsidenten <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> WASNER einen Vorschlag über die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
mit <strong>der</strong> Bezeichnung ”Taxonomische Arbeitsgruppe <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>” unter se iner<br />
Leitung erarbeitet. Dieser Vorschlag zur Organisation einer neuen <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
wurde von ihm als ”Wunschliste” verstanden 193 . Die jahrzehntelang von MEINKEN geleitete<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> sollte also durch eine taxonomische Arbeitsgruppe ersetzt werden.<br />
Dazu lud Dr. KLAUSEWITZ für den 8. und 9. April 1978 einige potentielle Mitarbeiter zu einer<br />
”1. Arbeitssitzung <strong>der</strong> Taxonomischen Arbeitsgruppe <strong>des</strong> V.D.A.” ein. Zugesagt hatten u.a.<br />
Dr. Jacques GÉRY aus Frankreich, sowie <strong>der</strong> Amateurichthyologe BERKENKAMP aus Wilhelmshaven.<br />
Die Kosten dafür wollte <strong>der</strong> <strong>VDA</strong> übernehmen 194 . Diese erste Zusammenkunft<br />
fand nie statt. Per Eilboten teilte Dr. KLAUSEWITZ mit: ”lei<strong>der</strong> muss ich ... mitteilen, dass<br />
wegen Uneinigkeit innerhalb <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Vorstan<strong>des</strong> die ... Zusammenkunft <strong>der</strong> Taxonomischen<br />
Arbeitsgruppe nicht stattfinden kann.” 195 Des weiteren beklagt Dr. KLAUSEWITZ die ”weitg e-<br />
hend überholten Vorstellungen von <strong>der</strong> Aufgabe und Funktion einer <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>”,<br />
es passe wohl auch die Bezeichnung ”Taxonomische Arbeitsgruppe” nicht und die Gruppe<br />
solle sich ”in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis vom Vorstand befinden.” Auch lehne<br />
WASNER die Teilnahme ausländischer Kollegen ab. Dr. KLAUSEWITZ stornierte die Angelegenheit<br />
und wollte es von einem Gespräch mit Präsident Wasner abhängig machen, ob er weiterhin<br />
an diesem ”Dienstleistungsbetrieb” für den <strong>VDA</strong> interessiert sei. Ob das Gespräch j e-<br />
mals stattgefunden hat, konnte noch nicht herausgefunden werden. Jedenfalls kam es zunächst<br />
nicht zu einer Neueinrichtung einer <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>.<br />
Heinz O. BERKENKAMP (1979), Aquarianer und Amateurichthyologe aus Wilhelmshaven,<br />
verfasste eine Studie für den <strong>VDA</strong>, in <strong>der</strong> erneut über eine Fortführung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
nachgedacht wurde. Kern dieser Gedanken war unter an<strong>der</strong>em folgen<strong>der</strong>: Die<br />
fortschreitende Spezialisierung innerhalb aller naturwissenschaftlichen Disziplinen und damit<br />
auch <strong>der</strong> Ichthyologie lassen einen Betrieb <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> durch eine<br />
Person gar nicht mehr zu. ”Ein Leiter mit <strong>VDA</strong>-Referenten-Status muss notwendigerweise<br />
eine Instituts-Organisation hinter sich haben. Gleichzeitig wäre <strong>der</strong> Sitz <strong>des</strong> Leiters die zentrale<br />
‘<strong>Fischbestimmungsstelle</strong>’, an die sämtliche zu bestimmenden Fische eing esandt werden<br />
können. Bei Bedarf soll <strong>der</strong> Leiter an ein Team von in- und ausländischen Spezialisten durchzuführende<br />
Bestimmungen im <strong>VDA</strong>-Auftrag vergeben können.” Diese Studie lag dem <strong>VDA</strong> -<br />
Vorstand, zumin<strong>des</strong>t dem Geschäftsführer Ewald SOMANN (Berlin) im Januar 1980 und Verbandsfreund<br />
Jürgen GROBE vor, wie aus einem Brief hervorgeht 196 . Sechs weitere Exemplare<br />
dieser Studie wurden an die Geschäftsführung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> übersandt 197 . <strong>Zur</strong> Einrichtung einer<br />
<strong>VDA</strong>-<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> kam es jedoch nicht. BERKENKAMP bot dann eine Zeitlang als<br />
”<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Bezirks 25 (Weser-Ems)” reisenden und an<strong>der</strong>en interessierten<br />
Aquarianern Beratung und Unterstützung in <strong>Sach</strong>en Fischbestimmung an. Aus dieser<br />
Zeit resultieren auch einige privat initiierte und finanzierte Veröffentlichungen (BERKENKAMP<br />
1993, VOß 1994). Solche Bezirksreferate sollten die Bezirksarbeit beleben. Heinz O.<br />
190 ) DATZ 30(1): 36, 1977<br />
191 ) Brief. H. O. BERKENKAMP v. 16.12.76 aus Wilhelmshaven an Dr. KLAUSEWITZ in Frankfurt/M.<br />
192 ) Brief. v. Dr. Lothar SEEGERS aus Dinslaken v. 12.1.1995 an Gerhard OTT in Flensburg<br />
193 ) Brief v. Dr. KLAUSEWITZ v. 22.12.1976 aus Frankfurt/M. an H. O. BERKENKAMP in Wilhelmshaven<br />
194 ) Brief v. Dr. KLAUSEWITZ v. 6.3.1978 aus Frankfurt/M. an H. O. BERKENKAMP in Wilhelmshaven<br />
195 ) Eilbrief v. Dr. KLAUSEWITZ v. 4.4.1976 aus Frankfurt/M. an H. O. BERKENKAMP in Wilhelmshaven<br />
196 ) Brief <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Geschäftsführers E. SOMANN v. 16.1.80 aus Berlin an H. O. BERKENKAMP in Wilhelmshaven<br />
197 ) Aktennotiz v. H. O. BERKENKAMP auf dem Brief <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Geschäftsführers E. SOMANN v. 16.1.80 aus Berlin<br />
an H. O. BERKENKAMP in Wilhelmshaven<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 33
BERKENKAMP betreut seit dem 10. Mai 1997 die DKG-Fischbestimmung und kooperiert mit<br />
<strong>der</strong> <strong>VDA</strong>-<strong>Fischbestimmungsstelle</strong>, wie aus <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Ichthyologen im <strong>VDA</strong>-<br />
Leistungsverzeichnis zu entnehmen ist.<br />
Die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> seit 1995<br />
1993 beim <strong>VDA</strong>-Kongreß in Lahnstein kam ich mit dem <strong>VDA</strong>-Präsidenten Joachim D.<br />
MATTHIES (Hamburg) ins Gespräch und äußerte durchaus Interesse daran, das Referat <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
wie<strong>der</strong> zu beleben. Ich entwarf ein Konzept, wie die <strong>Sach</strong>e aufgezogen<br />
werden könnte. Dies wurde im Sommer 1994 bei einem Besuch in Hamburg im Briefmarkengeschäft<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Präsidenten in den Colonnaden zwischen dem Verkauf von Sammlerobjekten<br />
und geschäftlichen Telefonaten erläutert und führte im Herbst 1994 aufgrund <strong>des</strong> einstimmigen<br />
Beschlusses <strong>des</strong> erweiterten Vorstands <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> v. Mai 1994 198 zur Ernennung zum<br />
Referatsleiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> 199 .<br />
Grundsätzlich wurde das sich bereits historisch abzeichnende Konzept einer Vermittlungsstelle<br />
für Fischbestimmung realisiert. Aufgrund <strong>der</strong> aktuellen Situation <strong>der</strong> Ichthyologie und <strong>der</strong><br />
Aquaristik hatten sich die Rahmenbedingungen immer mehr in diese Richtung entwickelt. Die<br />
wesentlichen Rahmenbedingungen für eine <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>: Die Zahl <strong>der</strong><br />
”neuen” Arten ist in den letzten Jah rzehnten stark angestiegen. Da sind zum einen viele Arten,<br />
die wissenschaftlich neu beschrieben worden sind. Zum an<strong>der</strong>en gibt es eine große Zahl von<br />
Arten, die erstmalig für die Aquaristik eingeführt worden und damit ”neu" sind. Aufgrund<br />
nomenklatorischer und systematischer Än<strong>der</strong>ungen ist eine große Zahl von Arten erst nachträglich<br />
korrekt identifiziert worden. Wichtige nomenklatorische Än<strong>der</strong>ungen werden von A-<br />
quarianern nicht immer beachtet. Insgesamt sind das aquaristische und amateurbiologische<br />
Niveau wie auch das Aufkommen an aquaristischer und wissenschaftlicher Literatur in den<br />
letzten Jahrzehnten kontinuierlich (qualitativ und quantitativ) gestiegen. Ein Bearbeiter allein<br />
kann also heute die große Zahl <strong>der</strong> Arten nicht mehr bearbeiten. Diese Situation zeichnete sich<br />
schon früh in <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ab. Bei <strong>der</strong> Versammlung am 7.<br />
Dezember 1918 <strong>der</strong> Gruppe für Aquarien- und Terrarienkunde vom ”Verein für volkstümliche<br />
Naturkunde” In Lübeck wurde deutlich, dass Fischbestimmung nur verwirklicht werden kann,<br />
wenn eine Arbeitsteilung angestrebt wird: ”In unserem Verein wird die Bearbeitung <strong>der</strong> Ga t-<br />
tungen Haplochilus und Fundulus erfolgen. Von ersterer Gattung wird in <strong>der</strong> ‘Bibliothek für<br />
Aquarien- und Terrarienkunde’ nächstens eine Bea rbeitung herausgegeben...” 200 Aus <strong>der</strong> bisherigen<br />
Darstellung geht einerseits hervor, dass immer wie<strong>der</strong> versucht wurde, Arbeitsgruppen<br />
zu schaffen und arbeitsteilig vorzugehen. Letztlich hing die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> aber doch<br />
sehr stark von <strong>der</strong> führenden Figur und <strong>des</strong>sen Öffentlichkeitsarbeit ab. Das mag auch ein<br />
Grund dafür gewesen sein, dass sich solange kein neuer Leiter dieses <strong>VDA</strong>-Referates gefunden<br />
hatte.<br />
Der jetzige Referent <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> ist seit seinem 12. Lebensjahr A-<br />
quarianer und hat seinen ersten aquaristischen Aufsatz 1971 über - damals Bryconalestes<br />
longipinnis - veröffentlicht. Sein eigener Interessensschwerpunkt sind die Schmerlen im weiteren<br />
Sinne (Cobitoidea), sowie die Karpfenförmigen Fische (Cypriniformes) <strong>des</strong> östlichen A-<br />
siens. Er ist seit 1971 bisher mit mehr als 500 Veröffentlichungen an die Öffentlichkeit getreten.<br />
Seine Bücher über Schmerlen erschienen 1988 und 1999. Er hat an mehreren Büchern,<br />
Sammelwerken und Symposion-Bänden mitgearbeitet. Seit 10 Jahren ist er Schriftführer <strong>des</strong><br />
<strong>VDA</strong>-Vereins ”AQUA TROPIC 1990 e.V.” (Flensburg); er war als Geschäftsfü hrer und ist<br />
als Spartenleiter Schmerlen <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Arbeitskreises ”Barben Salmler Schmerlen Welse” tätig.<br />
198 ) Protokoll Sitzung erweiterter Vorstand <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> am 6.5.1994 in Kulmbach, S. 6<br />
199 ) Protokoll Sitzung erweiterter Vorstand <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> am 15.10.1994 in Wolfsburg, S. 1<br />
200 ) Wochenschrift S. 258, 1918<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 34
Seit 1998 mo<strong>der</strong>iert er zusätzlich das <strong>VDA</strong>-Referat Biotopdatenbank. Er studierte Mitte <strong>der</strong><br />
70er Jahre in Hamburg Andragogik, Theologie und Biologie und diplomierte mit einer Arbeit<br />
zum Thema ”Pädagogik und Ethologie. Zu Problemen mensc hlicher Sozialität und Soziabilität”.<br />
Der Referent konnte sich aufgrund seiner vielfältigen internationalen Kontakte <strong>der</strong> Mitarbeit<br />
einer Reihe von international bekannten Ichthyologen, speziell natürlich Taxonomen, vergewissern.<br />
Es sind dies:<br />
Dr. Gerald ALLEN, Perth, Australien<br />
(Apogonidae, Melanotaeniidae, Pomacentridae)<br />
Heinz O. BERKENKAMP, Wilhelmshaven, Deutschland<br />
(Cyprinodontiformes und die Gattung Oryzias)<br />
Paulo BUCKUP, Sao Paulo, Brasilien<br />
(Characiformes, speziell Characidium und verwandte Formen)<br />
Dr. K. Rema DEVI, Madras, Indien<br />
(Süßwasserfische Indien, Sri Lanka, Nepal, Pakistan und Bangla<strong>des</strong>h mit Schwerpunkt<br />
Cyprinidae, Cobitoidea, Siluriformes, spezialisiert auf Gobioformes)<br />
Dr. Jacques GÉRY, Sarlat, Frankreich<br />
(Characiformes)<br />
Dr. Germain GOURÉNE, Abidjan, République de Côte d'Ivoire<br />
(Fische Westafrikas)<br />
Dr. Isaäc J.H. ISBRÜCKER, Amsterdam, Nie<strong>der</strong>lande<br />
(Callichthyidae, Loricariidae, Süßwasserfische Südamerikas, Ostariophysi allgemein und Fische <strong>des</strong><br />
Indo-Australischen Archipels)<br />
Dr. Walter IVANTSOFF, Macquarie, Australien<br />
(Atherinidae, Melanotaenidae, Pseudomugilidae)<br />
Dr. K. C. JAYARAM, Madras, Indien<br />
(Siluriformes Indien, Burma, Nepal, Pakistan und Bangla<strong>des</strong>h, speziell Bagridae)<br />
Dr. Maurice KOTTELAT, Cornol, Schweiz<br />
(Ichthyofauna Asiens und Europa mit Schwerpunkt Cypriniformes)<br />
Dr. Sven O. KULLANDER, Stockholm, Schweden<br />
(Südamerikanische Cichlidae)<br />
Dr. A.G.K. MENON, Madras, Indien<br />
(Süßwasserfische Indien, Sri Lanka, Nepal, Pakistan und Bangla<strong>des</strong>h mit Schwerpunkt Cyprinidae,<br />
Cobitoidea, Siluriformes)<br />
Dr. Sonia MULLER, Genf, Schweiz (Ancistrinae)<br />
Dr. Teodor T. NALBANT, Bukarest, Rumänien<br />
(Cobitinae, Botiinae, Vaillantellinae, [Chaetodontidae])<br />
Dr. Peter K. L. NG, Singapur, Malaysia<br />
(Anbantoidei, Channoidei, Siluriformes)<br />
Dr. Hans-Joachim PAEPKE, Berlin, Deutschland<br />
(Gasterosteiformes, europäische Süß-[und Meer]wasserfische)<br />
Dr. Lynne R. PARENTI, Washington, U.S.A.<br />
(Cyprinodontiformes, Brack-und Süßwasserfische Südost-Asiens und <strong>des</strong> Indo-Pazifischen Raumes,<br />
z.Zt. speziell Oryzias und Gobiiden <strong>der</strong> Unterfamilie Sicydiinae)<br />
Dr. Rohan PETHIYAGODA, Colombo, Sri Lanka<br />
(Süßwasserfische Sri Lankas und Süd-Indien, hauptsächlich Kerala, Tamil Nadu, Karnataka)<br />
Dr. William G. SAUL, Philadelphia, U.S.A.<br />
(Systematik und Ökologie neotropischer Fische)<br />
Dr. Scott A. Schaefer, New York, U.S.A.<br />
(Loridariidae, Hypoptopomatinae, neotropische Ostariophysi)<br />
Dr. Lothar SEEGERS, Dinslaken, Deutschland<br />
(Fische Afrikas, beson<strong>der</strong>s Ostafrika; Cyprinodontiformes)<br />
Dr. Jos SNOEKS, Tervuren, Belgien<br />
(Cichlidae <strong>der</strong> großen Seen Afrikas)<br />
Dr. Guy TEUGELS, Tervuren, Belgien<br />
(Süß- und Brackwasserfische West-und Zentral-Afrikas, ohne die großen Seen)<br />
Dr. M. de L.L. VILANO, Nuevo Leon, Mexiko<br />
(Süß- und Seewasserfische Mexikos)<br />
Prof. Dr. W. VILLWOCK, Hamburg, Deutschland<br />
(Cyprinodontidae mit Schwerpunkt: altweltliche Aphaniini, südamerikanische Gattung Orestias,<br />
sowie <strong>der</strong> Formenkreis Cyprinodon und tilapine Cichliden wie Tilapia, Oreochromis, Sarotherodon)<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 35
Dr. Claude WEBER, Genf, Schweiz (Hypostominae)<br />
Dr. Stanley H. WEITZMAN, Washington D.C., U.S.A.<br />
(spezielle Gruppen von Characiformes, wie z.B. Glandulocaudinae, Gasteropelecidae, Lebiasinidae,<br />
Gattungen: Hyphessobrycon, Megalamphodus, Pristella, Spintherobolus, Rachoviscus,<br />
Nematocharax, Pseudochalceus; die Welsgattung Scoloplax<br />
Kai-Erik WITTE, stud. biol., Tübingen, Deutschland<br />
(Süßwasserfische Südostasiens, Cyprinidae [weltweit])<br />
Dr. Axel ZARSKE, Dresden, Deutschland (südamerikanische Ostariophysi)<br />
Die Zusammenarbeit mit den kooperierenden Ichthyologen ist gut, aber lei<strong>der</strong> manchmal sehr<br />
langwierig. Dieses Problem ist aus <strong>der</strong> bisher dargestellten <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
hinlänglich bekannt. Jedenfalls hat die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> heute den Grad an Internationalisierung<br />
und Globalisierung erreicht, <strong>der</strong> einer solchen Institution an <strong>der</strong> Schwelle in<br />
ein neues Jahrtausend ansteht.<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> als Serviceleistung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
Schon immer war die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> auch als eine Serviceleistung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> gedacht.<br />
Im ”Jahrbuch <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> Deutscher Aquarien- und Terrarienvereine e.V. (V.D.A.) Sitz<br />
Frankfurt a. M.”, <strong>der</strong> ein ”Bericht über das Geschäftsjahr 1925/1926” 201 ist schreibt AHL<br />
unter <strong>der</strong> Überschrift: ”Berichte <strong>der</strong> Arbeits-Zweigstellen <strong>des</strong> V.D.A.”: ”Ob die Fischbesti m-<br />
mungsstelle ausschließlich von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>des</strong> V.D.A. benutzt worden ist, entzieht sich meiner<br />
Kenntnis, da ich infolge meiner Stellung am Zoolog. Museum Berlin außerstande bin, jede<br />
Einsendung erst daraufhin zu prüfen; als Angehöriger eines <strong>der</strong> größten Museen bin ich nun<br />
einmal nicht in <strong>der</strong> Lage, einen Unterschied zwischen Verbandsmitglie<strong>der</strong>n und an<strong>der</strong>en, nicht<br />
dem Verbande angeschlossenen Herren, zu machen” (S. 16 f. <strong>des</strong> zitierten Berichts). 1925<br />
versuchte man den Zugang zur Bestimmungsstelle zu regeln, indem die Vereine bei <strong>der</strong> zuständigen<br />
Gauleitung Mitglieds- und Ausweiskarten anfor<strong>der</strong>ten. ”Ohne Vorlage dieser Ka r-<br />
ten” sollten künftig ”alle Anfragen an die Bestimmungs - , Untersuchungs- und Auskunftsstellen<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong>” unberücksic htigt bleiben 202 .<br />
Aus <strong>der</strong> ersten Bekanntmachung <strong>der</strong> neuen <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> im Jahre 1995 geht ebenfalls<br />
hervor, dass es sich bei <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> hauptsächlich um eine Serviceleistung<br />
im Sinne <strong>des</strong> Konzepts ”Leistungsverzeichnis”, welches <strong>der</strong> <strong>VDA</strong> in seinem s ogenannten<br />
”Pegnitzer Programm” 203 <strong>des</strong> Jahres 1993 sich auf die Fahne geschrieben hatte, handelt. Ziel<br />
ist es nicht unbedingt Neubeschreibungen zu produzieren, auch wenn heutzutage in immer<br />
weiter entfernte Gebiete vorgedrungen wird und aufgrund <strong>der</strong> fortgeschrittenen Untersuchungsmethoden<br />
und Kenntnisse immer noch eine Vielzahl neuer Arten entdeckt werden.<br />
Wenn neue Arten auftauchen, so sollte die Neubeschreibung <strong>Sach</strong>e <strong>der</strong> kooperierenden Ichthyologen<br />
sein. Dies ist eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit zwischen professioneller Ichthyologie<br />
und ernsthafter Aquarienkunde. Die grundsätzlichen Leistungen <strong>des</strong> Referats <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
sind also:<br />
1. Vermittlung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Bestimmung von Fischen (vorwiegend Süßwasser).<br />
2. Nach Möglichkeit und Bedarf werden mit dem Bestimmungsergebnis aquaristisch verwertbare<br />
ökologische Angaben über die identifizierten Arten an den Leistungsnehmer<br />
geliefert.<br />
3. Informationen und Mitteilungen in den Verbandsnachrichten von Zeitschriften, wie z.B.<br />
”<strong>VDA</strong> aktuell” , in <strong>der</strong> ”DATZ” (”Die Aquarien - und Terrarien-Zeitschrift”) o<strong>der</strong> ande-<br />
201 ) gedruckt von Gustav Wenzel & Sohn, Braunschweig<br />
202 ) Wochenschrift S. 830, 1925<br />
203 ) Rundschreiben an alle Mitgliedsvereine <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> und alle Institutionen<br />
mit ”Pegnitzer Prog ramm” v. 23.10.99 von <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> aus Bochum und<br />
Brief v. Joachim D. MATTHIES v. 18.10.1993 aus Hamburg an Gerhard OTT in Flensburg<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 36
en <strong>VDA</strong>-Organen, wie z.B. ”BSSW-Report” über aktuelle Angelegenheiten und Bestimmungsfälle<br />
aus dem Referat.<br />
4. Informationsmaterial zum Thema Fischbestimmung.<br />
5. Vorträge zum Thema Fischbestimmung<br />
Den gesamten Leistungsumfang kann man dem Ordner ”Leistungsverzeichnis <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>” entnehmen.<br />
In <strong>der</strong> Januar-Nummer <strong>des</strong> DATZ-Jahrgangs 1995 204 erschien dann die Mitteilung:<br />
”Referat <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> nimmt Arbeit wie<strong>der</strong> auf.” SEUß (1995), <strong>der</strong> Redakteur,<br />
<strong>des</strong> neu gestalteten <strong>VDA</strong>-Mitteilungsblattes ”<strong>VDA</strong> aktu ell”, wies 1995 auf die wie<strong>der</strong><br />
ins Leben gerufene <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> hin. In <strong>der</strong> Ausgabe 2/95 von ”<strong>VDA</strong>-aktuell”<br />
erschien dann die Mitteilung über die Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
in gekürzter Fassung.<br />
Die neuen Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
Zunächst erschienen in <strong>der</strong> DATZ 205 kleine und kurze, unbebil<strong>der</strong>te Mitteilungen über die<br />
gerade aktuellen Arbeiten und Erweiterung <strong>der</strong> Liste kooperieren<strong>der</strong> Ichthyologen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>;<br />
später dann auch in <strong>VDA</strong>-aktuell 206 . Eine Broschüre zum Thema ”Wie b e-<br />
stimmt man Fische?” wurde angekündigt 207 und veröffentlicht. Die Broschüre umfasst 36 Seiten<br />
und wird gegen den Herstellungspreis an interessierte Aquarianer <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> abgegeben.<br />
Das Interesse war eher verhalten. Ein Informationsblatt zum Thema ”Konservi eren von Fischen<br />
zur systematischen Bearbeitung” wurde ebenfalls angeboten. Eine Brosch üre mit dem<br />
Arbeitstitel ”Zootaxonomische, systematische und nomenklatorische <strong>Fach</strong>begri ffe für Aquarianer”<br />
ist aktuell noch in Arbeit. Die aktuellen Planungen sehen vor, das Informationsmaterial<br />
zusammenzufassen in einer Veröffentlichung: ”Systematik, Nomenklatur und Taxonomie für<br />
Aquarianer. Handbuch <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>”.<br />
Seit <strong>der</strong> Ausgabe <strong>VDA</strong>-aktuell 2/96 erscheinen illustrierte Mitteilungen <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
in diesem <strong>VDA</strong>-Mitteilungsblatt regelmäßig viermal jährlich. Auf eine Nummerierung<br />
<strong>der</strong> Mitteilungen wurde aus redaktionellen Gründen verzichtet, so dass die Mitteilungen<br />
jeweils mit dem behandelnden Taxon übertitelt und damit eindeutig identifizierbar sind. Bisher<br />
sind in ”<strong>VDA</strong>-aktuell” Mitteilungen über folgende Fische erschienen: Copella cf. nigrofasciata<br />
(MEINKEN, 1952), Brachygobius doriae (GÜNTHER, 1868), Gobiopterus brachypterus<br />
(BLEEKER, 1855), Satanoperca jurupari (HECKEL, 1840), Puntius sahyadriensis (SILAS,<br />
1953), Microschemobrycon cf. casiquiare BÖHLKE, 1953, Tetraodon (Monotretus) travancorius<br />
(HORA & NAIR, 1941), Sabanejewia romanica (BACESCU, 1943), Rasbora bankanensis<br />
BLEEKER, 1853, Rivulus obscurus GARMAN, 1895, Botia nigrolineata (KOTTELAT &<br />
CHU, 1987), Rasbora paucisqualis AHL, 1935, Noemacheilus cf. corica (HAMILTON-<br />
BUCHANAN, 1822), Acanthocobitis zonalterans BLYTH, 1860, Vaillantella maassi WEBER &<br />
DE BEAUFORT, 1912, Gastromyzon ctenocephalus ROBERTS, 1982, Danionella translucida<br />
ROBERTS, 1986, Iguanodectes gracilis GÉRY, 1993, Rohtee olgilbii SYKES, 1841, Chela<br />
caeruleostigmata (SMITH, 1931), Acanthopsoi<strong>des</strong> cf. molobrion SIEBERT, 1991, Botia longidorsalis<br />
TAKI & DOI, 1995, Dormitator latifrons RICHARDSON, 1844, Hemigrammus<br />
stictus (DURBIN, 1909), Barilius cf. bakeri Day, 1865, Rineloricaria fallax (STEINDACHNER,<br />
1915), Pimephales promelas RAFINESQUE, 1820, Evorthodus lyricus (GIRARD, 1858),<br />
Pyrrhulina filamentosa VALENCIENNES, 1846, Microphis brachyurus (BLEEKER, 1853) und<br />
Hemichromis bimaculatus (GILL, 1862). Es war nicht beabsichtigt, son<strong>der</strong>n wurde erst bei<br />
Aufstellung <strong>der</strong> vorstehenden Liste erkannt: Der erste Bestimmungsfall <strong>der</strong> <strong>VDA</strong>-<br />
204 ) DATZ 48:Verbandsseite 1, 1995<br />
205 ) DATZ 48: Verbandsseite 1, 1995 und DATZ 48: Verbandsseite 2, 1995<br />
206 ) <strong>VDA</strong> aktuell 1:70, 1995; <strong>VDA</strong> aktuell 2:59, 1996<br />
207 ) <strong>VDA</strong> aktuell 1:70, 1995<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 37
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in <strong>der</strong> Zeit nach <strong>der</strong> MEINKEN-Ära war ein Taxon, welches von dem<br />
langjährigen Leiter <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> erstmalig beschrieben wurde: Copella nigrofasciata<br />
(MEINKEN, 1952). Da schließt sich sozusagen <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> wie<strong>der</strong>.<br />
Außer Mitteilungen über einzelne Bestimmungsfälle, also Fischarten, sind auch Beiträge erschienen<br />
über allgemeine im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Fischbestimmung bedeutende Themen:<br />
Die Bedeutung <strong>des</strong> Fundortes von Fischen, eine Zusammenfassung <strong>der</strong> Arbeitsweise <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> mit einem Porträt <strong>des</strong> Referenten, sowie die Konservierungsmethoden<br />
von Fischen und die Tatsache, dass <strong>der</strong> Celebes-Sonnenstrahlfisch in eine neue Gattung gestellt<br />
wurde: Er heißt jetzt Marosatherina ladigesi (AHL, 1936). Es erschienen auch Mitteilungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> in an<strong>der</strong>en Publikationsorganen, wie z.B. über den korrekten<br />
Namen <strong>des</strong> Feuerschwanzes (Epalzeorhynchos bicolor) o<strong>der</strong> über die mehrfach erfolgte<br />
Erstbeschreibung <strong>der</strong> Schmerle Schistura notostigma von <strong>der</strong> Insel Sri Lanka durch Pieter<br />
BLEEKER im letzten Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Der Vortrag über die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> ist unter dem Titel ”Die Arbeitsweise <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong>" vollkommen neu bearbeitet worden. Der Vortrag dauert ca. 60<br />
min. Er steht gemäß Referentenverzeichnis <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> im Leistungsverzeichnis für den Vortrag<br />
durch den Referenten zur Verfügung. Die Textfassung für eine ausleihbare <strong>VDA</strong>-Dia-Serie<br />
wird nach Fertigstellung dieses Festschriftbeitrags erarbeitet.<br />
Das Material <strong>der</strong> jetzigen <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> stammt teilweise aus Einsendungen von<br />
<strong>VDA</strong>-Aquarianern, teilweise aus Funden im Handel, teilweise aus eigenen Aufsammlungen<br />
von Reisen <strong>des</strong> Referenten. Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben sind die Einsendungen von Werner<br />
RÖMER (”Percula” Gunzenhausen), Bernd BUSSLER (”Aquarienfreunde Stellingen” Ha m-<br />
burg) und Peter HOFFMANN (”Scalare” Salzgitter). Nicht alle Bestimmungen sind echte Au f-<br />
träge, son<strong>der</strong>n Anfragen, die natürlich auch bearbeitet werden. Auch Zoohandlungen wenden<br />
sich an die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>. Meist konnte geholfen, aber aufgrund mangelhaften Materials<br />
nicht immer ein gutes Bestimmungsergebnis erreicht werden. Hin und wie<strong>der</strong> konnte<br />
Wissenschaftlern bei <strong>der</strong> Recherche nach seltener ichthyologischer Literatur geholfen werden.<br />
Einigen Doktoranden konnte bei ihrer Promotion geholfen werden (ALANIS & RODRIGUEZ<br />
1993, MIEKELEY 1995).<br />
Durch die Zusammenarbeit mit <strong>VDA</strong>-Arbeitskreisen und weiteren engagierten Aquarianern<br />
und Amateurichthyologen wurde eine Fülle von Material angesammelt, welches bearbeitet<br />
wird und in loser Folge publiziert wird. Insgesamt konnte die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> seit <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Tätigkeit im Jahre 33 Bestimmungsaufträge bearbeiten. Die Zusammenarbeit<br />
mit Wissenschaftlern funktioniert auf sachlicher Ebene. Sie vermeidet unnötig vorschlaue<br />
und teilweise überhebliche-freche Äußerungen, wie sie von manchen Aquarianern aus<br />
Unkenntnis über die wissenschaftliche Arbeitsweise gegenüber Berufswissenschaftlern in den<br />
letzten Jahren teilweise üblich waren. Durch Dra. Ma. De Lour<strong>des</strong> LOZANO-VILANO wurde<br />
<strong>der</strong> <strong>VDA</strong>-Referent Mitglied im Herausgeber-Kommitee <strong>der</strong> ichthyologischen Zeitschrift<br />
”SIMAC 208 Journal”. Der Referent arbeitet als registrierter ”collab orator” (No. 185) mit am<br />
Datenbase Project ” Fishbase” von Dr. FROESE und Dr. PAULY (Manila, Philippinen) <strong>der</strong><br />
ICLARM, <strong>der</strong> EC und <strong>der</strong> UNO-Organisation FAO 209 .<br />
Die Arbeit und die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> finden auch Resonanz in den Veröffentlichungen<br />
<strong>der</strong> Aquarianer, die die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> als Leistungsnehmer beansprucht<br />
haben. So verweist beispielsweise PROCHNOW (1996) auf das Bestimmungsergebnis<br />
Satanoperca jurupari. HOFFMANN & HOFFMANN 1996, 1999) haben in ihren Veröffentli-<br />
208 ) SIMAC = Sociedad Ictiologica Mexicana, A.C.<br />
209 ) ICLARM = International Center for Living Aquatic Resources Management<br />
EC = European Commission, FAO = Food and Agriculture Organization of the United Nations<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 38
chungen über Copella nigrofasciata und Cheirodon troemneri Ergebnisse <strong>der</strong> Recherchen<br />
<strong>des</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> verwerten können.<br />
Schon lange bevor ich das Referat übernahm, schrieb ich einmal: ”Aquarianer la ssen nun mal<br />
nicht locker, wenn es um den exakten Namen ihrer Pfleglinge geht.” (OTT 1979). Das ist sicherlich<br />
sehr optimistisch, weil das Interesse <strong>der</strong> meisten Aquarianer an ichthyotaxonomischen<br />
Fragestellungen eher als verhalten zu bezeichnen ist. Im Sinne aquaristischer <strong>Sach</strong>kunde und<br />
eines Bildungsauftrages, den ein Verein und <strong>der</strong> <strong>VDA</strong> ja auch hat, kann die aufklärende Arbeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> dank Unterstützung <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> und engagierter Aquarianer<br />
unbeirrt weiter geführt werden.<br />
Die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> und an<strong>der</strong>e Referate <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
In <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> kam es immer wie<strong>der</strong> zu Verwechslungen mit<br />
<strong>der</strong> U.F.K. = Untersuchungsstelle für Fischkrankheiten 210 . Das waren einfach menschliche<br />
Irrtümer aufgrund unklarer Informationen o<strong>der</strong> mangelnden Verständnisses. Interessanter ist<br />
die Verbindung <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> mit Anfragen zum Thema Lebensweise <strong>der</strong> Fische<br />
und die For<strong>der</strong>ung an die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> solche für die Züchter und Pfleger von A-<br />
quarienfischen ausfindig zu machen: ”So muss” die <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> ”geb e-<br />
ten werden... einige Anhaltspunkte zu geben, wonach sich <strong>der</strong> Pfleger ... richten kann”. So<br />
wurde es auf <strong>der</strong> Gausitzung vom 26. Oktober 1924 <strong>des</strong> Gau 3, Schleswig-Holstein im<br />
V.D.A., in Lübeck gefor<strong>der</strong>t 211 . In mo<strong>der</strong>ner Sprache ist das die For<strong>der</strong>ung nach einer Biotopdatenbank.<br />
Prompt erschient von AHL (1925) ein Aufsatz mit dem Titel ”Wie leben uns ere<br />
Aquarienfische in <strong>der</strong> Heimat?”. Übrigens ist als Autor angegeben ”Von Dr. Curt Ahl, Vors.<br />
<strong>der</strong> Fisch-Bestimmungsstelle <strong>des</strong> V.D.A.”. Dabei handelte es sich um einen Irrtum, denn <strong>der</strong><br />
Vorname war eindeutig Ernst. Im sogenannten ”Pegnitzer Programm” <strong>des</strong> Jahres 1993 ist<br />
<strong>der</strong> <strong>VDA</strong> dieser For<strong>der</strong>ung nach einer Biotopdatenbank nachgekommen 212 . 1998 gelangte das<br />
Projekt Biotopdatenbank nach Bearbeitung durch Bernd SCHMITT, Hamburg, und Lars<br />
SEBRALLA, Bruchköbel, beim Verfasser dieser Zeilen, Gerhard OTT, Flensburg (OTT 1998).<br />
Die Erfüllung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Informationen über die Lebensweise <strong>der</strong> Fische zur besseren,<br />
artgerechten Pflege und erfolgreichen Vermehrung und Zucht ist wie<strong>der</strong> nach Schleswig-<br />
Holstein zurück gekehrt, wo sie hergekommen ist. Ironie <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>? Zukünftig wäre sicherlich<br />
die Zusammenlegung <strong>der</strong> Referate Fischbestimmung und Biotopdatenbank zu einem<br />
Referat ”Aquaristische Ichthyologie” angebracht.<br />
210 ) Blätter S. 376, 1921; Wochenschrift S. 720, 1924 und S. 469, 1921<br />
211 ) Wochenschrift S. 745, 1924<br />
212 ) Rundschreiben an alle Mitgliedsvereine <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> und alle Institutionen<br />
mit ”Pegnitzer Programm” v. 23.10.99 von <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>des</strong> <strong>VDA</strong> aus Bochum<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 39
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Dabei handelte es sich um einen Irrtum, denn <strong>der</strong> Vorname ist eindeutig E r n s t<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 40
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1939 - 1940 Maximilian Holly, Wien<br />
1949 - 1976 Hermann Meinken, Bremen<br />
1995 - Gerhard Ott, Flensburg<br />
Beitrag ”Festschrift 90 Jahre <strong>VDA</strong>”: <strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>, Seite 41
<strong>VDA</strong>-Referate<br />
292 Aufträge bei <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong><br />
Aquaristischer Beitrag zur Wissenschaft<br />
Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe von<br />
<strong>VDA</strong>-aktuell sind bei <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong><br />
292 Fälle seit 1995 bearbeitet<br />
worden. Das sind jährlich rund 23 Aufträge,<br />
also rechnerisch etwa alle vierzehn Tage<br />
ein Bestimmungsauftrag (siehe Tabelle 1).<br />
Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer<br />
(ermittelt mit GANTT-ProjectAHKScript<br />
<strong>der</strong> Open Workbench) für einen Fall liegt<br />
bei 4,2 Zeitstunden, was 1226 Arbeitsstunden,<br />
also fast 155 Arbeitstage unentgeltliche<br />
ehrenamtliche Tätigkeit ergibt. Die<br />
Betriebskosten <strong>der</strong> FBS liegen bei nicht<br />
einmal 50,- € im Jahr.<br />
Das <strong>VDA</strong>-Referat Fischbestimmungsservice,<br />
Ichthyologie und Ökologie <strong>der</strong> Süßwasseraquarienfische,<br />
kurz <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>,<br />
ist eine kostenlose Leistung für Aquarianer,<br />
die Mitglied in einem <strong>VDA</strong>-Verein<br />
sind.<br />
Service für Mitglie<strong>der</strong><br />
Es vermittelt o<strong>der</strong> bearbeitet die wissenschaftliche<br />
Bestimmung von Fischen, vorwiegend<br />
Süßwasser und arbeitet dazu mit<br />
mehr als 100 Ichthyologen (Fischkundlern)<br />
weltweit zusammen. Für eine ichthyologisch<br />
einwandfreie Identifikation sind in<br />
<strong>der</strong> Regel konservierte Exemplare erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Aquarienexemplare sollten erst<br />
und nur dann abgetötet werden, wenn<br />
eine Vermehrungs-o<strong>der</strong> Zuchtmöglichkeit<br />
nicht mehr besteht. Eine Ausnahme bilden<br />
Exemplare, die im Feld speziell zu wissenschaftlichen<br />
Zwecken gesammelt wurden.<br />
Jahr Fälle<br />
1995 17<br />
1996 11<br />
1997 13<br />
1998 12<br />
1999 9<br />
2000 4<br />
2001 7<br />
2002 55<br />
2003 54<br />
2005 53<br />
2006 14<br />
2007 29<br />
2008 14<br />
38<br />
Das konservierte Material<br />
ist an den Referenten<br />
<strong>der</strong> Fischbestimmungsservice<br />
zu senden. Ausnahmsweise<br />
ist auch<br />
eine Bestimmung nach<br />
guten, also scharfen, Diapositiven<br />
o<strong>der</strong> hochauflösenden<br />
Digitalbil<strong>der</strong>n<br />
möglich. Der Einsen<strong>der</strong><br />
erhält als Antwort auf<br />
seine Bestimmungsanfrage<br />
den wissenschaftlichen<br />
Namen und<br />
eventuell weitere verfügbare<br />
Literatur-Angaben<br />
Tabelle 1: Bestimmungsfälle pro Jahr<br />
(Stand 2008: Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
über die in Frage stehenden Fische. Im Leistungsverzeichnis<br />
(auch in <strong>VDA</strong>-online)<br />
gibt es weitere ausführliche Informationen.<br />
Verbandsziele, Leitbild, Wissenschaft<br />
Da sich <strong>der</strong> <strong>VDA</strong> als Verband satzungsgemäß<br />
(<strong>VDA</strong>-Satzung § 2,2) und in seinem<br />
angestrebten Leitbild auch die Aufgabe<br />
gestellt hat, „die […] wissenschaftliche<br />
Erforschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Aquarien-<br />
und Terrarienkunde zu för<strong>der</strong>n“ ist die<br />
Zusammenarbeit mit naturwissenschaftlichen<br />
Forschungsinstitutionen integraler<br />
Bestandteil <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong>.<br />
Zu 78 Bestimmungsfällen,<br />
also etwa 6 pro Jahr, lag wissenschaftlich<br />
verwertbares Material in Form von Konservaten<br />
und dokumentierten Fundorten vor.<br />
Dieses Material wurde in Kooperation, die<br />
unter Wissenschaftlern wie Ichthyologen<br />
üblich ist, in 12 ichthyologische Sammlungen<br />
eingereiht.<br />
Tabelle 2 zeigt die Bestimmungsfälle (FBS-<br />
Nummern), Taxa (Arten) und dazu gehörigen<br />
Museumsnummern. Tabelle 3 erläutert<br />
die international üblichen Kürzel <strong>der</strong><br />
betreffenden zoologischen beziehungsweise<br />
ichthyologischen Museen o<strong>der</strong> Sammlungen.<br />
Dabei ist beson<strong>der</strong>s die Zusammenarbeit<br />
mit dem Museum für Tierkunde in Dresden<br />
und <strong>des</strong>sen ichthyologischen Kurator<br />
Dr. Axel Zarske zu erwähnen. Die Aquarianer<br />
<strong>der</strong> ehemaligen DDR kennen ihn noch<br />
aus früher Zeit, in <strong>der</strong> er für die Fischbestimmung<br />
<strong>der</strong> Aquarianer im Kulturbund<br />
immer eine wichtige Anlaufstelle war.<br />
Zusätzlich sind aus <strong>der</strong> ichthyologischen<br />
Labor- und Feldarbeit <strong>des</strong> Referenten <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> etliche Präparate<br />
in die wissenschaftliche Fischsammlung<br />
<strong>des</strong> Museums für Tierkunde (MTD) eingegangen.<br />
Tabelle 4 listet diese Materialien<br />
auf; einige Sammlungsnummern davon<br />
sind noch in Arbeit.<br />
Nicht nur (tote) Fische<br />
Ergänzend zu den Tabellen werden hier die<br />
Fische einige Bestimmungsfälle (teilweise<br />
konserviert, teilweise lebend im Bild vorgestellt.<br />
Vereinzelt sind auch Reptilien, Amphibien<br />
und Wirbellose über die Kontakte<br />
<strong>der</strong> <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> berabeitet worden.<br />
Über die wissenschaftliche Determination<br />
von Fischen hinaus hat sich mit <strong>der</strong><br />
„Worldwide Dragonfly Association“ und<br />
dem Herausgeber <strong>des</strong> International Journal<br />
of Odonatology Dr. R. Jödicke eine fruchtbare<br />
Zusammenarbeit hinsichtlich <strong>der</strong> Determination<br />
tropischer Libellen ergeben,<br />
über die demnächst berichtet werden soll.<br />
Danksagungen<br />
Der Referent <strong>Fischbestimmungsstelle</strong> bedankt<br />
sich (im Namen aller <strong>VDA</strong>-Aquarianer<br />
hinsichtlich dieses Teils <strong>der</strong> Arbeit in<br />
alfabetischer Reihenfolge ganz beson<strong>der</strong>s<br />
bei: Prof. Petru M. Banarescu, Bukarest; Dr.<br />
Paulo A. Buckup, Rio de Janeiro/Braislien;<br />
Dr. Fernandez, Philadelphia, Pa./U.S.A.; Dr.<br />
Jacques Géry (posthum), Hans Horsthemke,<br />
Witten; Isaac J.H. Isbrücker, Amsterdam;<br />
Dr. Maurice Kottelat, Dr. Sven Kullan<strong>der</strong>,<br />
Stockholm; Dr. Helen Larson, Darwin/Australien;<br />
J.P. Michels, Amsterdam; Dr. Naercio<br />
Aquino Menezes, Sao Paulo/Brasilien,<br />
Dr. Teo T. Nalbant, Bukarest, Rumänien;<br />
Dr. R.CT. Ramos, Paraiba/Brasilien; Dr.<br />
Saul, Philadelphia, Pa./U.S.A., Dr. Stanley<br />
H. Weitzman, Washington D.C.; Dipl.-Biol.<br />
Kai Erik Witte, Tübingen und Dr. Axel Zarske,<br />
Dresden.<br />
Lange Tradition<br />
Von <strong>der</strong> langen Tradition <strong>der</strong> <strong>VDA</strong>-Institution<br />
Fischbestimmung seit 1920 berichtet<br />
<strong>der</strong> 30seitige Beitrag „<strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong> <strong>des</strong> <strong>VDA</strong>“ in <strong>der</strong><br />
Festschrift zum 90jährigen Jubiläum <strong>des</strong><br />
<strong>VDA</strong> 2001. Eine Langfassung davon mit allen<br />
Quellenangaben ist im Internet verfügbar<br />
(www.aquaristik.sach-fach.de).<br />
Die <strong>der</strong> Internetpräsenz <strong>des</strong> Fischbestimmungsservice<br />
wird zur Zeit überarbeitet.<br />
Die Projektierung weiterer wissenschaftlicher<br />
Publikationen ist in Arbeit.<br />
Dem Verbandstag 2008 lagen Anträge <strong>des</strong><br />
<strong>VDA</strong>-Arbeitskreises Labyrinthfische und<br />
<strong>des</strong> <strong>VDA</strong>-Bezirks 01 (Berlin-Brandenburg)<br />
vor, das Referat Fischbestimmungsservice,<br />
Ichthyologie und Ökologie <strong>der</strong> Süßwasserfische<br />
per Beschluss fristlos aufzulösen.<br />
Zwischenzeitlich ist <strong>der</strong> <strong>VDA</strong>-Referatsleiter<br />
<strong>Fischbestimmungsstelle</strong>, zugleich Redakteur<br />
<strong>VDA</strong>-aktuell, <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung, alle<br />
<strong>VDA</strong>-Unterlagen an den stellvertretenden<br />
Geschäftsführer zu übersenden (was offensichtlich<br />
als Absetzung <strong>des</strong> Referenten zu<br />
interpretieren ist) nachgekommen.<br />
(go)<br />
<strong>VDA</strong>-aktuell 14(3): 2008
<strong>VDA</strong>-Referate<br />
NTM S.16113-001<br />
NTM S.16559-001<br />
NTM S.16560-001<br />
a b c<br />
a – Mugilogobius tigrinus FBS 2002-002<br />
b – Awaous flavus FBS 2004-006<br />
c – Mugilogobius chulae FBS 2007-026<br />
d – Dermogenys collettei FBS 2008-001<br />
e – Guananistrus brevispinis FBS 2004-005<br />
MTD F 31181-31196<br />
d<br />
ZMA 123.712<br />
e<br />
ANSP Academy of Natural Sciences, Philadelphia, Pa. /U.S.A.<br />
G. Sammlung Dr. Jacques Géry<br />
KEW Sammlung Kai Erik Witte<br />
MK Sammlung Dr. Maurice Kottelat, Cornol, Schweiz<br />
NMW Naturhistorisches Museum Wien, Österreich<br />
MNRJ Museu Nacional de Rio de Janeiro, Brasilien<br />
MTD Museum für Tierkunde Dresden (F Sammlung Fische)<br />
MZUSP Museu de Zoologia da Universidade de São Paulo<br />
NRM Naturhistorisches Reichsmuseum Stockolm, Schweden<br />
NTM Northern Territories Museum, Darwin/Australien<br />
UFPB Universidade Fe<strong>der</strong>al da Paraíba, Brasilien<br />
ZMA Zoologisches Museum Amsterdam, Nie<strong>der</strong>lande<br />
Tabelle 3: Erklärung <strong>des</strong> Sammlungsabkürzungen<br />
NRM 50172<br />
Apistogramma gossei<br />
FBS 2004-004<br />
UFPB 5454<br />
oben: Apionichthys menezesi, dorsal<br />
FBS 2001-002,<br />
unten: Apionichthys menezesi, ventral<br />
UFPB 5454<br />
FBS Nr Taxon Museums-Nr.<br />
2008-001 Dermogenys collettei Meisner, 2001 MTD F 31181-31196<br />
2007-029 Danio albolineatus s.l. (Blyth, 1860) MTD F 30860-30871<br />
2007/026 Mugilogobius chulae (SMITH, 1932) NTM S.16560-001<br />
2004/050 Barbus fritschii (Günther, 1864) MTD F 30889-30890<br />
2004/007 Lithoxus boujardi Muller & Isbrücker, 1993 ZMA 123.713<br />
2004/006 Awaous flavus (Valenciennes, 1837) NTM S.16559-001<br />
2004/005 Guyanancistrus brevispinis Heitmans, Nijssen & Isbrücker, 1983 ZMA 123.712<br />
2004/004 Apistogramma gossei Kullan<strong>der</strong>, 1982 NRM 50172<br />
2003/044 Schistura beavani Günther, 1868 MTD F 30883-30888<br />
2003/043 Hemigrammus cf. schmardae (Steindachner, 1882) G.190.1-4.2003<br />
2003/041 Rasbora/Parluciosoma daniconius s.l. o<strong>der</strong> Rasbora cauveri MTD F 26661-26662<br />
2003/039 Nemacheilus fasciatus (Valenciennes, 1846 MTD F 30872-30877<br />
2003/015 Lepidocephalichthys jonklaasi (Deraniyagala, 1956) NMW 95127<br />
2003/013 Rhinogobius giurinus (Rutter, 1897) MTD F 30881-30882<br />
2003/013 Rhinogobius giurinus (Rutter, 1897) MTD F 27527-27547<br />
2003/013 Rhinogobius giurinus (Rutter, 1897) NTM S.15656-001<br />
2003/005 Rasbora spilotaenia Hubbs & Brittan, 1954 MTD F 30839-30840<br />
2002/036 Lepidocephalichthys berdmorei (Blyth, 1860) MTD F 30824<br />
2002/016 Lepidocephalichthys furcatus (de Beaufort, 1933) MTD F 30837-30838<br />
2002/003 Pseudogobius melanostictus (Day, 1876) NTM S.15571-002<br />
2002/002 Mugilogobius tigrinus Larson, 2001 NTM S.16113-001<br />
2001/002 Apionichthys menezesi Ramos, 2003 UFPB 5354<br />
2001/001 Gobiesox nudus (Linné, 1758) MTD F 30916<br />
1999/002 Characidium cf. rachovii Regan, 1913 MNRJ 28713<br />
1999/001 Characidium sp. MNRJ 28712<br />
1998/006 Microphis brachyurus (Bleeker, 1853) MZUSP 54334<br />
1998/004 Pyrrhulina filamentosa Valenciennes 1846 Slg Dr. Géry : G.385.98<br />
1997/007 Mystus armatus Day, 1865)? KEW 3378<br />
1997/005 Vandellia cirrhosa Valenciennes, 1846 ANSP 176293<br />
1997/002 Iguanodectes gracilis Géry 1993 G.952b-3<br />
Tabelle 2: FBS-Bestimmungsfälle, die in Museumssammlungen eingereiht wurden<br />
<strong>VDA</strong>-aktuell 14(3): 2008 39
<strong>VDA</strong>-Referate<br />
MTD F 30916<br />
Gobiesox nudus, FBS 2001-001<br />
Taxon<br />
Museums-Nr.<br />
Ambassis sp. (commersoni Cuvier, 1828 ?) MTD F 26884-26905<br />
Ambassis sp. (commersoni Cuvier, 1828 ?) MTD F 26656-26657<br />
Amblypharyngodon sp. MTD F 26642<br />
Aplocheilus panchax (Hamilton, 1822) MTD F 30914-30915<br />
Aplocheilus parvus (Raj, 1916) MTD F 26913-26927<br />
Aplocheilus werneri Meinken, 1966 MTD F 26872-26876<br />
Awaous sp. MTD F 26928-26935<br />
Belontia jonklaasi Benl & Terofal, 1974 MTD F 30892-30902<br />
Channa gachua ( Hamilton, 1822) MTD F 30917<br />
Danio feegradei Hora, 1937 MTD F 26802-26804<br />
Devario pathirana (Kottelat & Pethiyagoda, 1990) MTD F 30908<br />
Esomus thermoicos (Valenciennes, 1842) MTD F 26906-26911<br />
Esomus thermoicos (Valenciennes, 1842) MTD F 26758<br />
Garra ceylonensis Bleeker, 1863 MTD F 26788-26791<br />
Glossogobius giuris Hamilton, 1822 MTD F 26773-26777<br />
Gobiopterus brachypterus (Bleeker, 1855) MTD F 26759-26764<br />
Gyrinocheilus pennocki (Fowler, 1937) MTD F 30891<br />
Horadandia atukorali Deraniyagala, 1943 MTD F 26792<br />
Horadandia atukorali Deraniyagala, 1943 MTD F 26937<br />
Lepidocephalichthys jonklaasii (Deraniyagala, 1956) MTD F 26846-26848<br />
Lepidocephalichthys thermalis (Valenciennes, 1846) MTD F 26766-26772, 26793-26801<br />
Macropodus opercularis (Linné, 1758) MTD F 30903-30907<br />
Microphis sp. (brachyurus Bleeker, 1853 ?) MTD F 26938-26944<br />
Oryzias sp. MTD F 26727-26755<br />
Oryzias sp. MTD F 26684-26701<br />
Oryzias sp. MTD F 26702-26726<br />
Oryzias sp. MTD F 26671-26683<br />
Osteocheilus hasselti (Valenciennes, 1842) MTD F 26859-26864<br />
Puntius bimaculatus (Bleeker, 1863) MTD F 26650-26654<br />
Puntius bimaculatus (Bleeker, 1863) MTD F 26765, 26805-26845, 26936<br />
Puntius binotatus s.l. (Valenciennes, 1842) MTD F 30820-30823<br />
Puntius binotatus s.l. (Valenciennes, 1842) MTD F 30852-30853<br />
Puntius binotatus s.l. (Valenciennes, 1842) MTD F 30854-30857<br />
Puntius binotatus s.l. (Valenciennes, 1842) MTD F 30909-30913<br />
Puntius binotatus s.l. (Valenciennes, 1846) MTD F 26865-26871<br />
Puntius binotatus s.l. (Valenciennes, 1846) MTD F 26877-26883<br />
Puntius nigrofasciatus Günther, 1868 MTD F 26649<br />
Puntius sp. aff. sarana Hamilton, 1822 MTD F 26643-26648<br />
Puntius vittatus Day, 1865 (=? sophore Kner, 1867) MTD F 26778-26787<br />
Rasbora lateristriata (Bleeker, 1854) MTD F 26655<br />
Rasbora paviana (Tirant, 1885) MTD F 30825-30836<br />
Rasbora /Parluciosoma daniconius s.l. (Hamilton, 1822) MTD F 26663-26670<br />
Rasbora /Parluciosoma daniconius s.l. (Hamilton, 1822) MTD F 26658-26660<br />
Rasbora /Parluciosoma daniconius s.l. o<strong>der</strong> Rasbora cauveri MTD F 26661-26662<br />
Rhinogobius giurinus (Rutter, 1897) MTD F 30881-30882<br />
Schistura balteata (Rendahl, 1948) MTD F 30858-30859<br />
Schistura corica (Hamilton, 1822) MTD F 31179-31180<br />
Schistura magnifluvis Kottelat, 1990 MTD F 30811-30819<br />
Schistura notostigma (Bleeker, 1863) MTD F 26912<br />
Schistura notostigma (Bleeker, 1863) MTD F 26756-26757<br />
G.952b-3<br />
Foto: Werner Römer<br />
Iguanodectes gracilis, FBS 1997-002<br />
MTD F 30872-30882<br />
Nemacheilus fasciatus, FBS 2003-039<br />
NTM S.15571<br />
Pseudogobius melanostictus, FBS 2002-003<br />
ZMA 123.713<br />
Tabelle 4: Sammlungsstücke aus aquaristisch-ichthyologischer Arbeit im Museum für Tierkunde Dresden Lithoxus boujardi, FBS 2004-005<br />
40<br />
<strong>VDA</strong>-aktuell 14(3): 2008