DGH 4-2011 - Der Gebrauchshund
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FCI-Weltmeister <strong>2011</strong>:<br />
Theo Sporrer mit<br />
Dunja vom Hornbachtal<br />
Fotos: Jürgen Rixen<br />
6 FCI-Weltmeisterschaft <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> • 4/<strong>2011</strong>
Viele Hundeführer machten aus<br />
den Wendungen in der Freifolge<br />
kleine Bögen, was sich auf die<br />
Noten negativ auswirkte. Nur –<br />
wenn Leistungsrichter dies nicht<br />
erklären dürfen, können Ausbilder<br />
und Hundeführer auf solche<br />
Details auch nicht achten.<br />
Theo Sporrer<br />
ist FCI-Weltmeister <strong>2011</strong>!<br />
Mit Dunja vom Hornbachtal gewann der Münchener<br />
bei der vierten Teilnahme an einer FCI-Weltmeisterschaft<br />
mit 291 Punkten.<br />
Von Jürgen Rixen<br />
ie 22. FCI-Weltmeisterschaft<br />
DIPO fand vom 8. bis 11.<br />
September im Jahnstadion in<br />
Rheine statt. Die Gesamtleiter<br />
Siegfried Sandmann, Wilfried<br />
Schäpermeier, Eberhard Uekötter<br />
und Ferdinand Tammen haben mithilfe<br />
von rund 130 Mitarbeitern<br />
eine wirklich schöne Weltmeisterschaft<br />
auf die Beine gestellt.<br />
Es gab (fast) nichts zu kritisieren:<br />
Niedrige Eintritts- und moderate<br />
Verpflegungspreise, freundliche<br />
und kompetente Ansprechpartner,<br />
zweisprachige Stadionsprecher,<br />
permanent gereinigte Toiletten<br />
und vieles mehr sorgten für einen<br />
angenehmen Aufenthalt für<br />
Sportler und Besucher.<br />
Unbefriedigend war die Parkplatzsituation.<br />
Es ist nicht ganz<br />
nachzuvollziehen, dass sich<br />
Rheine ein schönes Stadion<br />
mitten in der Stadt leistet, welches<br />
über keine ausreichenden<br />
Parkmöglichkeiten verfügt. Den<br />
Organisatoren war dies natürlich<br />
bekannt und sie hatten Busse gebucht,<br />
die einen Shuttleservice<br />
zu etwas entfernten Parkplätzen<br />
boten.<br />
Manchmal geht es eben nicht anders.<br />
Inzwischen dürfte bekannt<br />
sein, dass für Hundesportveranstaltungen<br />
Stadien teilweise<br />
schwer zu bekommen sind. Darüber<br />
sollten einmal all die Hundesportler<br />
nachdenken, die immer<br />
direkt am Stadion parken möchten<br />
und in Rheine private Parkplätze<br />
oder Feuerwehrzufahrten<br />
blockiert haben. Eine ganze Reihe<br />
Durchsagen hätten dem Stadionsprecher<br />
(und den Zuschauern)<br />
erspart bleiben können.<br />
Natürlich läuft keine Veranstaltung<br />
perfekt ab. Auch diese nicht.<br />
Kritisieren kann man die Siegerehrung,<br />
die übermäßig lang geriet<br />
und die ohne die inzwischen<br />
traditionelle Übergabe der FCI-<br />
Fahne an das Austragungsland<br />
der nächsten FCI-Weltmeisterschaft<br />
ablief, dafür aber ungewöhnlich<br />
viele Zuschauer hatte.<br />
Dass der Zeitplan der Herr des<br />
Geschehens ist, mag Bürokraten<br />
und Pünktlichkeitsfanatiker<br />
freuen. In Rheine fielen die Besprechungen<br />
der Leistungsrichter<br />
dem Bemühen, den Zeitplan einzuhalten,<br />
erneut zum Opfer. Beide<br />
Richter im Stadion konnten<br />
nur die Wertnoten für die Einzelübungen<br />
nennen. Wie sie diese<br />
ermittelt haben, blieb leider nebulös.<br />
Das ist nicht akzeptabel,<br />
weil eine Weltmeisterschaft immer<br />
auch Ausbildungsstrategien<br />
und Vorführweisen prägt. Beispiel:<br />
Die etwa 4500 Zuschauer, die am<br />
Wochenende täglich im Stadion<br />
waren, sorgten für eine gute<br />
Stimmung und spendeten bei<br />
gelungenen Einzelübungen regen<br />
Applaus. Dieses Flair macht eine<br />
Weltmeisterschaft aus. Martin<br />
Meier aus dem deutschen Team<br />
brachte es kurz vor der Siegerehrung<br />
auf den Punkt: „Hier auf<br />
der WM zu führen war der totale<br />
Wahnsinn. Ich habe jetzt noch<br />
eine Gänsehaut. Die Stimmung<br />
hier war absolut super!“<br />
35 Länder (das ukrainische Team<br />
war nicht angereist) hatten 126<br />
Hundeführer in den Wettbewerb<br />
geschickt. Geführt wurden 68<br />
Deutsche Schäferhunde, 55 Malinois,<br />
zwei Riesenschnauzer und<br />
ein Rottweiler.<br />
Die Fährte bewertete der Niederländer<br />
Simon Kwak. <strong>Der</strong> 62-Jährige<br />
vergab 54 „vorzüglich“. Die<br />
Höchstpunktzahl 100 konnte der<br />
Österreicher Andreas Hauk mit<br />
Egoist vom Satansberg erreichen.<br />
Jos Mondot aus Luxemburg richtete<br />
die Unterordnung. Seit 1985<br />
ist er FCI- und seit 1992 SV-<br />
Leistungsrichter. Er konnte drei<br />
„vorzüglich“ vergeben – alle an<br />
deutsche Hundeführer.<br />
Wie schon beschrieben, durfte<br />
Mondot die Vorführungen nicht<br />
ausführlich besprechen. Bei den<br />
Topleistungen von Robert Parak<br />
und Theo Sporrer ignorierte er<br />
Statistisches<br />
Geführt wurden 26 Hündinnen und 100 Rüden.<br />
Jüngster Hund: Hasco van de Duvetorre (Belgien), Wt.: 19.09.2008<br />
Ältesteter Hund: Charlie vom Repelener Meer (Dk), Wt.: 28.08.2002<br />
Grüße aus Fernost.<br />
4/<strong>2011</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> FCI-Weltmeisterschaft 7
Ein Blick auf die Fährtenarbeit<br />
Von Carsten Schellberg, Fährtenleger<br />
Die Organisation der Fährte lag bei Eberhardt Uekötter und<br />
seinem eingespielten Fährten- und Versorgungsteam. Dieses kam<br />
schon bei einigen großen nationalen Fährtenveranstaltungen<br />
zum Einsatz. Als einweisender Leistungsrichter fungierte Eberhard<br />
Uekötter, internationale Aufsicht hatte Ruedi Krauer aus<br />
der Schweiz. Vorgabe war, dass einheitliche Fährten gelegt werden<br />
sollen. Dieses betraf unter anderem die Länge der Fährten, das<br />
Legen der Gegenstände sowie die Form der Winkel. Es sollte<br />
„für die Hundeführer“ gelegt werden, d. h. wenn erkannt wurde,<br />
dass das Fährtengelände schwerer ist, sollte dieses beim Legen<br />
der Fährte entsprechend berücksichtigt werden.<br />
Aira, Wt. 27.04.2004<br />
Rottchere’s my Teddy Bear x Ayla<br />
Eigentümer: Trond Otter Johansen<br />
diese Vorgabe und bewies, dass<br />
er aufmerksam und korrekt bewertete.<br />
Die Vergabe der Prädikate<br />
war nachvollziehbar.<br />
Jos Mondot war so freundlich,<br />
dieser Zeitschrift seine „Besprechung“<br />
in schriftlicher Form zur<br />
Verfügung zu stellen. Sie können<br />
sie im internen Bereich unserer<br />
Website (Benutzername: Leser,<br />
Passwort: Rambo) finden.<br />
Den Schutzdienst richtete der<br />
WUSV-Weltmeister 2007, Pierre<br />
Wahlström aus Schweden. <strong>Der</strong><br />
41-Jährige ist bei den schwedischen<br />
Streitkräften für die<br />
Beschaffung und Prüfung von<br />
Hunden zuständig und richtete<br />
in Rheine mit viel Gefühl für die<br />
Triebmotivation der vorgeführten<br />
Hunde. Wahlström fasste die gezeigten<br />
Leistungen zunächst in<br />
wenigen Sätzen zusammen und<br />
nannte dann die Wertnoten für<br />
die einzelnen Teilübungen. Er<br />
konnte fünf Schutzdienste mit<br />
„vorzüglich“ bewerten.<br />
Bei der Helfersichtung hatte<br />
Pierre Wahlström sich für Jan<br />
Adämmer (21 Jahre, 1,88 m, 81 kg)<br />
und Björn Reckmann (26 Jahre,<br />
1,86 m, 105 kg) entschieden. Nicht<br />
wenige Besucher waren von dieser<br />
Entscheidung überrascht. Aber<br />
die beiden zeigten eine hervorragende<br />
Arbeit, die Belastung<br />
war einer FCI-Weltmeisterschaft<br />
angemessen. Besonders Björn<br />
Reckmann konnte im zweiten Teil<br />
überzeugen. Auch schwierige<br />
Hunde fing er sauber und unfallfrei<br />
ab.<br />
Jan Adämmer bekam am Samstagabend<br />
Probleme mit einer<br />
Leistenzerrung und so kam am<br />
Sonntag Altmeister Björn Giesen<br />
zum Einsatz. Über Björn muss<br />
nicht mehr viel geschrieben werden;<br />
routiniert und mit großer<br />
Erfahrung hetzte er am letzten<br />
Wettkampftag noch 21 Hunde.<br />
Leistungsrichter Pierre Wahlström<br />
hatte sich für den Schutzdienst<br />
noch eine besondere (kleine) Herausforderung<br />
ausgedacht: Die<br />
Hundeführer mussten ihre Hunde<br />
am Ende des Schutzdienstes fünf<br />
Schritte frei wegführen und durften<br />
erst dann anleinen.<br />
Aira, der einzige Rottweiler im<br />
Starterfeld, wurde von dem Norweger<br />
Trond Otter Johansen ge-<br />
Die Fährtengruppen konnten die Fährtenarbeit stets auf zusammenhängendem<br />
Gelände durchführen, was auch für die<br />
Zuschauer positiv war. Das Gelände bestand aus Sandboden,<br />
teilweise mit Bewuchs.<br />
Es wurde gelegentlich geäußert, dass das Gelände zu leicht für<br />
eine Weltmeisterschaft sei, und dass die Fährten „sichtbar“ seien.<br />
Eine hohe Anzahl hochbewerteter Fährten und eine geringe<br />
Zahl durchgefallener Teams schien das zu bestätigen.<br />
Wenn man sich jedoch vor Augen hält, welche Voraussetzungen<br />
in den teilnehmenden Ländern in puncto Gelände jeweils vorliegen,<br />
so relativiert sich diese Ansicht.<br />
Als Beispiel sei hier ein Teilnehmer aus Venezuela genannt,<br />
welcher nur den Golfplatz einer großen Stadt als Fährtengelände<br />
zur Verfügung hat. Er führte einen Malinois vor, der vor lauter<br />
Arbeitseifer erst 20 Meter nach dem Ansatz ruhig zu suchen<br />
anfing, dann aber zeigte, dass er es kann. Dieses wiederholte<br />
sich nach den Gegenständen. Resultat waren 87 Punkte.<br />
Zu beobachten war, dass der Ausbildungstand im Fährtenbereich<br />
auch bei den sogenannten „Exoten“ besser geworden<br />
ist. Dies lag sicherlich auch daran, dass einige Teilnehmer schon<br />
Wochen vor der WM im Raum Meppen ins Trainingslager gegangen<br />
sind, um die Hunde auf die Veranstaltung vorzubereiten.<br />
Aber auch in Rheine haben die Hunde mit der besten Ausbildung<br />
die besten Resultate erzielt.<br />
<strong>Der</strong> zuständige Leistungsrichter der Abteilung A, Siem Kwak,<br />
richtete mit dem nötigen Feingefühl für eine internationale Veranstaltung.<br />
Er vermochte trotz des relativ leichten Geländes<br />
durchaus die Fehler der Hunde aufzuzeigen und dies in Punktabzügen<br />
auszudrücken. Er war aber auch bei Hundeführern aus<br />
Nationen, welchen diese Art von Fährtengelände fremd war, in<br />
der Lage, die Gesamtleistung zu beurteilen. Die Bewertung „befriedigend“<br />
wurde von solchen Teams voller Begeisterung, teilweise<br />
mit Tränen in den Augen, entgegengenommen.<br />
8 FCI-Weltmeisterschaft <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> • 4/<strong>2011</strong>
Mach Urlaub mit Deinem Hund am Greslhof<br />
Bergbauernhof im Landschaftsschutzgebiet<br />
„Hochtal Lassing“<br />
in der Steiermark<br />
Jos Patrissi (Luxemburg) und Negundor Exel erzielten in der<br />
Fährte 91 Punkte.<br />
führt. In der Fährte erzielten die<br />
beiden 81 Punkte, in der Unterordnung<br />
kamen sie auf 83 Punkte.<br />
Den Schutzdienst begann Aira<br />
mit einer flotten Revierarbeit und<br />
druckvollem Verbellen. Dann<br />
zeigte die Hündin jedoch deutliche<br />
Schwächen, ging bei der Abwehr<br />
und dem Rückentransport-<br />
Überfall aus dem Ärmel, bremste<br />
beim Einholen deutlich ab und<br />
brauchte dann zum Ausgleich<br />
jeweils drei Hörzeichen fürs<br />
Trennen. 61 Punkte.<br />
<strong>Der</strong> FCI-Weltmeister der Jahre<br />
2003 und 2005, Mario Verslijpe<br />
(Belgien), führte seinen erst dreijährigen<br />
Nachwuchshund Hasco<br />
van de Duvetorre zum ersten<br />
Mal auf einer internationalen<br />
Prüfung. Die Unterordnung begannen<br />
sie mit einer schönen Freifolge.<br />
<strong>Der</strong> Malinois ging gerade<br />
an korrekter Position und in guter<br />
Stimmung. Die drei Positionen<br />
nahm er unterschiedlich schnell<br />
ein: langsam das Sitz, schnell Platz<br />
und Steh. Die Zuläufe hätte Hasco<br />
Einzelhof in ruhiger, waldreicher Lage,<br />
neue, isolierte Zwingeranlage (9 Zwinger),<br />
Fährtengelände vorhanden.<br />
Komfortzimmer mit Frühstück pro Pers. 18,– Euro<br />
Ferienwohnung für 2 Personen 35,– Euro<br />
Erich u. Edeltraud Huber<br />
Greslhof Sonnberg 10<br />
A-8903 Lassing b. Liezen Steiermark<br />
Österreich<br />
Tel. 0(0 43) 36 12 8 22 34<br />
Email-Adr.:greslhof@netway.at<br />
Homepage: www.urlaubmithund.biz<br />
Mario Verslijpe und Hasco van de Duvetorre.<br />
noch etwas druckvoller zeigen<br />
müssen. Dazu gesellte sich ein<br />
schräges Vorsitzen. Die Bringübungen<br />
führte der Rüde zwar<br />
mit festem Halten des Holzes aus,<br />
hätte dabei aber wesentlich druckvoller<br />
agieren können. Dazu kamen<br />
ein deutlich schräger Vorsitz beim<br />
ersten Bringen und etwas zähe<br />
Abschlüsse. Hasco lief dann noch<br />
zielstrebig voraus, legte sich jedoch<br />
auf Hörzeichen nicht ganz<br />
ab und drückte sich während der<br />
Wartezeit komplett ins Sitz hoch.<br />
90 Punkte. Verslijpe meldete seinen<br />
Hund anschließend krank und<br />
verließ die Veranstaltung.<br />
<strong>Der</strong> Dritte der FCI-Weltmeisterschaft<br />
2010, Massimo Floris (Italien),<br />
platzierte sich mit seinem<br />
Malinois E. T. der Sonne entgegen<br />
diesmal auf den 29. Rang. 97<br />
Punkte hatte dieses Team ersucht.<br />
In der Unterordnung lief es nicht<br />
so gut. <strong>Der</strong> Rüde ließ in dieser<br />
Abteilung jegliche Arbeitsfreude<br />
vermissen und war mit 87 Punkten<br />
noch gut bedient.<br />
Wesentlich mehr Spaß hatte E. T.<br />
im Schutzdienst. Dort zeigte er<br />
eine hohe Motivation, sehr guten<br />
Gehorsam und ein vorzügliches<br />
Stellen und Verbellen. Nicht ganz<br />
volle Griffe, Belästigen nach dem<br />
4/<strong>2011</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> FCI-Weltmeisterschaft 9
Trauriger Minusrekord!<br />
Nur 14 Teams bei der Deutschen Meisterschaft<br />
des Dobermann-Vereins am Start!<br />
Von Jürgen Rixen<br />
ie Deutsche Meisterschaft<br />
Ddes Dobermann-Vereins<br />
fand am 17. und 18. September in<br />
Geseke statt. Diese größte Leistungsveranstaltung<br />
des DV ist<br />
leider keine Großveranstaltung<br />
mehr – was man auch an der geringen<br />
Zuschauerzahl bemerken<br />
konnte. Starteten bis vor wenigen<br />
Jahren um die 30 Hundeführer auf<br />
der DM, war schon in 2010 mit<br />
19 Teams ein Abwärtstrend zu erkennen.<br />
In diesem Jahr kam ein<br />
Startverbot für kupierte Hunde<br />
hinzu und so trafen sich letztlich<br />
14 Teams im Stadion „Kreuzbreite“.<br />
Die Gesamtleitung der Veranstaltung<br />
lag beim ersten Vorsitzenden<br />
der Landesgruppe Westfalen,<br />
Manfred Kurze. Gemeinsam mit der<br />
Projektgruppe der LG schaffte er<br />
eine sportlich-familiäre Stimmung<br />
und sorgte für einen reibungslosen<br />
Ablauf.<br />
Als Qualifikation zur Deutschen<br />
Meisterschaft sind eine Auswärtsprüfung<br />
bei einem DV-Richter und<br />
dann die DV-Landesausscheidung<br />
mit mindestens 85 Punkten in<br />
jeder Abteilung zu bestehen.<br />
Statistisches<br />
Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl<br />
wurde am Samstag<br />
gefährtet und Sonntag im Stadion<br />
Unterordnung und Schutzdienst<br />
absolviert. Auch im Hinblick auf<br />
das Wetter – Sonntag regnete es<br />
am Vormittag zeitweise stark –<br />
eine richtige Entscheidung.<br />
Als Fährtenrichter agierte Armin<br />
Baumeister. Er konnte in seiner<br />
Abteilung drei „vorzüglich“ vergeben<br />
und lobte die Hundeführer:<br />
„Das Gelände war sicher anspruchsvoll<br />
und die Leistungen<br />
der Hunde waren im Vergleich<br />
zum Vorjahr wesentlich besser<br />
geworden.“<br />
Armin Baumeister<br />
Sicher nicht optimal in dieser<br />
Abteilung war die etwas unterschiedliche<br />
Arbeitsweise der beiden<br />
eingesetzten Fährtenleger.<br />
Armin Baumeisters Bewertungen<br />
Geführt wurden 3 Hündinnen und 11 Rüden.<br />
Jüngster Hund: Nando von der Zonser Heide, Wt.: 06.07.2007<br />
Ältesteter Hund: Enrico von Ferrenberg, Wt.: 04.05.2003<br />
waren einer Deutschen Meisterschaft<br />
angemessen. Oft ist es ja so,<br />
dass bei den kleineren Rassezuchtverbänden<br />
etwas großzügiger<br />
bewertet wird. Dies war hier nicht<br />
der Fall.<br />
Wolfgang Hecker<br />
Anders sah das bei Leistungsrichter<br />
Wolfgang Hecker aus. <strong>Der</strong><br />
Unterordnungsrichter sah alle<br />
positiven und auch negativen<br />
Aspekte einer Vorführung und<br />
kommentierte auch entsprechend.<br />
Seine Wertnoten fielen fast immer<br />
eine Stufe höher aus, als man das<br />
von größeren Wettbewerben so<br />
kennt. <strong>Der</strong> Reihung tat dies aber<br />
natürlich keinen Abbruch.<br />
Auffallend in seiner Abteilung<br />
war die hohe Fehlerquote beim<br />
Steh und bei der Aufnahme der<br />
Bringhölzer.<br />
Wolfgang Hecker zeigte sich aber<br />
insgesamt zufrieden: „Ich bin der<br />
Meinung, dass wir durch unseren<br />
neuen Qualifikationsweg, der leider<br />
nächstes Jahr schon wieder<br />
aufgeweicht wird, eine bessere<br />
Qualität hier hatten. Vor zwei<br />
Jahren habe ich schon einmal<br />
die Unterordnung gerichtet und<br />
musste viel mehr schreiben. Das<br />
Blatt hat oft gar nicht ausgereicht.<br />
Das war diesmal nicht so. Und es<br />
ist in der Unterordnung niemand<br />
durchgefallen. Das gab es früher<br />
auch nie.“<br />
Den Schutzdienst richtete der<br />
Obmann für Ausbildung und<br />
Leistung, Willi Cohnen. Ihm zur<br />
Seite standen als Schutzdiensthelfer<br />
Lars Beerhorst (33 Jahre,<br />
1,78 m, 100 kg, seit 23 Jahren Hundesportler)<br />
und René Mittmann<br />
(43 Jahre, 1,80 m, 74 kg, Hundesportler<br />
seit 1985).<br />
Willi Cohnen zog nach der Veranstaltung<br />
ein positives Resümee:<br />
„Die Hunde waren gut auf diesen<br />
Wettkampf vorbereitet. Man<br />
konnte deutlich Einsatz und Griffqualität<br />
erkennen. Wir können<br />
mit diesen Leistungen zufrieden<br />
sein und hoffen, dass wir diese in<br />
Zukunft noch steigern können.<br />
Beide Schutzdiensthelfer haben<br />
sportlich fair und für unsere Rasse<br />
gearbeitet.“<br />
Willi Cohnen<br />
Ein Hund konnte der Belastung<br />
in der Abt. C nicht standhalten.<br />
Folglich wurde der Schutzdienst<br />
mit Bandit vom Havelland, geführt<br />
von Daniela Wendt, abgebrochen.<br />
Elke Albrecht nahm ihren Hund<br />
Heartbreaker vom Ferrenberg<br />
während des Revierens in die<br />
Grundstellung, was ebenfalls<br />
zum Abbruch führte.<br />
Platz 9 belegte Gregor Prümm mit<br />
Nando von der Zonser Heide. 87<br />
Punkte hatten die beiden in der<br />
Fährte erzielt. In der Unterordnung<br />
lief es bis zum Apportieren<br />
recht ordentlich, dann wollte<br />
Nando von der Zonser Heide<br />
4/<strong>2011</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> DV-Deutsche Meisterschaft 31
SV-Bundessiegerin <strong>2011</strong>:<br />
Jeannette Seefeld mit<br />
Ginoginelli von Karthago<br />
Fotos: Jürgen Rixen<br />
38 SV-Bundessiegerprüfung <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> • 4/<strong>2011</strong>
Die Unterordnung richtete Wolfgang<br />
Rook, der Ausbildungswart<br />
der Landesgruppe Niedersachsen.<br />
Er bewertete die Vorführungen in<br />
technischer Hinsicht korrekt, berücksichtigte<br />
jedoch nur selten<br />
Stimmung des Hundes und Ausbildungsmethodik.<br />
Vier „vorzüglich“<br />
gab es in seiner Abteilung.<br />
Sieg und Vizesieg<br />
für die OG Köln-Poll<br />
Jeannette Seefeld wird<br />
mit Ginoginelli von Karthago SV-Bundessieger <strong>2011</strong>!<br />
Von Jürgen Rixen<br />
ie Bundessiegerprüfung fand<br />
Dvom 23. bis 25. September<br />
<strong>2011</strong> in Meppen statt. Das jetzt<br />
in „MEP-Arena“ umbenannte<br />
Stadion im Emsland war damit<br />
zum vierten Mal Austragungsort<br />
der bedeutendsten Hundesportveranstaltung<br />
der Welt.<br />
Die Gesamtleitung übernahmen in<br />
bewährter Weise Vater und Sohn<br />
Heinz und Michael Gerdes, unterstützt<br />
von vielen Mitarbeitern der<br />
Landesgruppe Waterkant.<br />
Organisatorisch lief die Veranstaltung<br />
glatt. Es war nur ein<br />
wenig schade, dass die Wände<br />
des großen Festzeltes, welches<br />
diesmal auf der Stirnseite des<br />
Unterordnungsplatzes aufgestellt<br />
war, nicht geöffnet wurden. Dort<br />
hätten Zuschauer gemütlich sitzend<br />
die Vorführungen beobachten<br />
können und sicherlich auch für<br />
erhöhten Umsatz der Gastronomie<br />
gesorgt. So waren die Verhältnisse<br />
am Nebenplatz doch recht eng.<br />
Trotzdem zog Teilnehmerin Heike<br />
Lindner eine positive Bilanz: „Die<br />
BSP war geprägt durch super<br />
Wetter und war eine angenehme,<br />
sehr gut organisierte Veranstaltung.<br />
Als entlastend empfand ich<br />
die gute Einweisung der Hundeführer<br />
durch das Personal unmittelbar<br />
vor der Vorführung. Man<br />
konnte sich so voll und ganz<br />
seinem Hund widmen. Durch das<br />
fachkundige Publikum wurden<br />
gute Leistungen mit viel Applaus<br />
quittiert. Ich kann nur sagen, es<br />
ist ein absolutes Highlight, einmal<br />
auf der BSP geführt zu haben.<br />
Ein Erlebnis, das ich nicht missen<br />
möchte und an das ich mich bestimmt<br />
gerne erinnern werde.“<br />
Ein „Ärgernis“ betrifft die Siegerehrung.<br />
Dazu darf der Berichterstatter<br />
einmal aus dem Nähkästchen<br />
plaudern: Meine sechsjährige<br />
Tochter fragte mich beim<br />
Anschauen der Siegerehrungsfotos,<br />
wer denn gewonnen habe<br />
und warum der Zweitplatzierte in<br />
der Mitte stehe. Es ist eine alte<br />
Unsitte des SVs, alle Platzierten<br />
auf ein stufenloses Podest zu<br />
stellen und dabei noch SchHund<br />
Agilitysieger nebeneinander<br />
zu stellen. Wobei die Fans des<br />
jeweiligen Sports sicherlich nur<br />
ihre Sieger fotografieren und es<br />
zu der oben beschriebenen Konstellation<br />
auf den Fotos kommt.<br />
Vielleicht gibt es ja in der großen<br />
SV-Welt irgendeinen Schreiner,<br />
der dem SV drei schöne Siegerpodeste<br />
zimmern kann? So, wie<br />
sie auf allen Sportveranstaltungen<br />
auf der ganzen Welt üblich<br />
sind – mit dem Sieger erhöht in<br />
der Mitte …<br />
Das Fährtengelände befand sich<br />
in der Nähe des Stadions und<br />
war in die Kategorie „leicht“ einzuordnen.<br />
Trotzdem musste Leistungsrichter<br />
Kurt Falkenstern (LG<br />
Württemberg) acht Hunde beobachten,<br />
die diese Abteilung nicht<br />
erfolgreich beenden konnten.<br />
Das beste Fährtenergebnis (100<br />
Punkte) erzielte Hans-Joachim<br />
Kopp mit Zico von der Adelegg.<br />
Günther Diegel (LG Berlin-Brandenburg)<br />
richtete in bewährter<br />
Weise den Schutzdienst, schien<br />
aber an diesem Wochenende etwas<br />
milder gestimmt und kam so<br />
auf neun „vorzüglich“.<br />
Als Schutzdiensthelfer agierte im<br />
ersten Teil Ralf Dirks (33 Jahre,<br />
1,86 m, 72 kg) und im zweiten<br />
Teil Christian Mieck (26 Jahre,<br />
1,80 m, 110 kg). Beide Helfer<br />
agierten sportlich fair und<br />
gleichmäßig, Mieck belastete<br />
die Hunde im zweiten Teil durch<br />
sehr kräftige Stockschläge.<br />
Auffallend in dieser Abteilung<br />
war die ungeheuer große Zahl<br />
an Hunden (54), die den Helfer<br />
im Verbellversteck mehr oder<br />
weniger stark belästigten. Nur<br />
56 Hunde verhielten sich in<br />
dieser Hinsicht fehlerfrei.<br />
Günther Diegel: „Ich glaube, dass<br />
man die Methodiken für diese<br />
Phase überdenken muss. Wir<br />
haben jetzt ein bisschen die<br />
Schwierigkeit, auf der einen<br />
Seite einen sauberen Hund zu<br />
bekommen, aber auf der anderen<br />
Seite wünschen wir uns ja auch<br />
den energisch bellenden Hund.<br />
Da werden ja alle möglichen Versuche<br />
unternommen, das hinzubekommen.<br />
Meine persönliche<br />
Meinung ist, dass man mit der<br />
Beutebestätigung im Versteck<br />
ein wenig vorsichtig sein muss.“<br />
Statistisches<br />
Geführt wurden 20 Hündinnen und 96 Rüden.<br />
Jüngster Hund: Bruno von Tajö, Wt.: 12.03.2009<br />
Ältesteter Hund: Dean von der Kraftsdorfer Flur, Wt.: 12.10.2002<br />
Michael Zimmer-Quint (Saarland) erzielte mit Elvis vom Teufelsgrund<br />
93 Punkte in der Fährte.<br />
4/<strong>2011</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> SV-Bundessiegerprüfung 39
Sieger DMC-Championat <strong>2011</strong>:<br />
Edgar Scherkl mit<br />
Cayman vom Adlerauge<br />
Fotos: Jürgen Rixen<br />
70 DMC-Championat <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> • 4/<strong>2011</strong>
Hattrick!<br />
Edgar Scherkl gewann mit Cayman vom Adlerauge zum<br />
dritten Mal in Folge das DMC-Championat!<br />
Von Jürgen Rixen<br />
D<br />
as Championat hatte seinen<br />
traditionellen Pfingsttermin<br />
verlassen und fand nun wieder im<br />
Herbst statt. Alte Hasen werden<br />
sich erinnern: Die ersten drei<br />
Championate des DMC von 1990<br />
bis 1992 wurden im Oktober<br />
ausgerichtet. Nach zwei Tagen<br />
im Schneeregen wechselte man<br />
damals auf den Termin im Frühling.<br />
Nun also wieder im Herbst! Damit<br />
wollte man den vielen Veranstaltungen,<br />
die neuerdings im<br />
Frühjahr durchgeführt werden<br />
(FMBB-WM, dhv-DM usw.)<br />
ausweichen und vermeiden, dass<br />
die DMC-Mannschaft für die<br />
FMBB-Weltmeisterschaft ein<br />
Jahr im Voraus ermittelt wird.<br />
Dies war ja oft dann der Fall,<br />
wenn die Weltmeisterschaft vor<br />
dem Championat stattfand.<br />
Ob der neue Termin von den Zuschauern<br />
angenommen wird, muss<br />
die Zukunft zeigen. In diesem<br />
Jahr war das nicht der Fall, die<br />
Zuschauerzahl war erschreckend<br />
niedrig. Verständlich, hatten doch<br />
kurz zuvor mit FCI-WM und<br />
SV-BSP zwei hochkarätige Veranstaltungen<br />
in der Region stattgefunden.<br />
Das geringe Interesse war schade,<br />
denn der Ausrichter, der GHV-<br />
Hörstel e. V., hatte ein wunderschönes<br />
Gelände für die Veranstaltung<br />
finden können. <strong>Der</strong><br />
Reitverein Riesenbeck stellte die<br />
Reitsportanlage Surenburg zur<br />
Verfügung. Auf einer Gesamtfläche<br />
von zehn Hektar gab es<br />
nicht nur ausreichend Park- und<br />
Campingflächen sowie tadellose<br />
sanitäre Anlagen, sondern auch<br />
einen wunderschön gelegenen<br />
Rasenplatz von 150 x 70 Meter<br />
Größe.<br />
Zum idealen Ambiente kamen<br />
eine wirklich perfekte Organisation<br />
unter der Gesamtleitung von<br />
Ulrike Schauließ sowie traumhaftes<br />
Wetter.<br />
Ulrike Schauließ<br />
Die Fährtenarbeit richtet Wolfgang<br />
Thome. Er konnte 20 „vorzüglich“<br />
vergeben. Die Traumpunktzahl<br />
100 erarbeiteten sich<br />
Petra Sporrer, Rüdiger Friederich,<br />
Theo Sporrer und Thomas Groß.<br />
Ein Team konnte die Fährte nicht<br />
erfolgreich beenden.<br />
Erwin Patzen aus der Schweiz<br />
richtete die Unterordnung. Patzen<br />
ist der amtierende FCI-FH-Weltmeister.<br />
Mit seinem DSH Aly vom<br />
Hause Patzen hatte er im April<br />
in Kroatien 96 und 100 Punkte<br />
erzielt und so deutlich gewonnen.<br />
Als Leistungsrichter in der Unterordnung<br />
überzeugte er nicht<br />
so ganz. Er legte großen Wert auf<br />
eine Vorführweise ohne Führerhilfen<br />
und konzentrierte sich (zu?)<br />
sehr auf diesen Aspekt. Bei Knut<br />
Fuchs z. B. erwähnte er eine<br />
Führerhilfe mit dem Fuß beim<br />
Anhalten. Knut blieb zwar ziemlich<br />
ruckartig stehen, aber ist das<br />
schon eine Führerhilfe?<br />
Ein absolutes No-Go leistete sich<br />
Erwin Patzen bei der Bewertung<br />
von Bernd Mazzurana. Dessen<br />
Anthrax vom Zabelstein war anscheinend<br />
von der tiefstehenden<br />
Morgensonne geblendet und lief<br />
beim Apportieren auf ebener<br />
Erde zunächst mit dem Holz am<br />
Hundeführer vorbei und auf den<br />
Richter zu. Kurz darauf bemerkte<br />
er seinen Irrtum, umrundete seinen<br />
Hundeführer und saß sogar<br />
gerade vor. Das war toll! Nicht<br />
so toll die Einstellung des Leistungsrichters:<br />
„Ich nehme das<br />
nicht in die Bewertung. Das sind<br />
äußere Bedingungen, die wir<br />
nicht beeinflussen können. Ich<br />
will da dem Hund keinen Abzug<br />
geben.“<br />
Das geht gar nicht! Wo beginnt<br />
man denn dann mit der Berücksichtigung<br />
„äußerer Faktoren“?<br />
Und wo endet man? Wie entscheidet<br />
man, wenn ein Hund bei der<br />
Dauerablage im Regen aufsteht?<br />
Oder der im Steh wartende Hund<br />
sich schüttelt? Oder ein Hund von<br />
der nassen Schrägwand rutscht?<br />
<strong>Der</strong> DMC hatte jetzt zum zweiten<br />
Mal hintereinander einen international<br />
recht unerfahrenen Leistungsrichter<br />
eingeladen. Da auch<br />
das Richten auf höchstem Niveau<br />
trainiert sein will, täte der Verein<br />
gut daran, diese Experimente<br />
wieder zu beenden und wie früher<br />
erfahrene Leistungsrichter zu<br />
verpflichten.<br />
In Abteilung C hatte man solch<br />
einen Richter eingeladen. <strong>Der</strong><br />
Belgier Alfons van den Bosch<br />
richtete äußerst streng und vergab<br />
nur drei „vorzüglich“ in<br />
seiner Abteilung. Seine Art der<br />
Kommentierung in flämischdeutschem<br />
Mix machte manch<br />
hartes Urteil für die Hundeführer<br />
Statistisches<br />
Geführt wurden 16 Hündinnen und 32 Rüden.<br />
Jüngster Hund: Santanasangel`s Arek, Wt.: 30.10.2008<br />
Ältesteter Hund: Anthrax vom Zabelstein, Wt.: 13.05.2002<br />
Ein wunderschönes Gelände stand dem DMC zur Verfügung.<br />
4/<strong>2011</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> DMC-Championat 71
WUSV-Weltmeister <strong>2011</strong>:<br />
Teemu Parviainen mit<br />
Maise’s Bonifatius<br />
Fotos: Jürgen Rixen<br />
86 WUSV-Weltmeisterschaft <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> • 4/<strong>2011</strong>
Ein Albtraum!<br />
20 kranke Hunde bei bzw. nach der WUSV-WM <strong>2011</strong>!<br />
Ein Hund verstorben!<br />
Von Jürgen Rixen<br />
ährend bzw. kurz nach<br />
Wder WUSV-WM in Kiew erkrankten<br />
rund 20 Hunde an<br />
Babesiose, einer durch Zecken<br />
übertragenen ernsten Krankheit<br />
(siehe Kasten auf Seite 88). Die<br />
schwedische Hündin Turbaz Mikki<br />
verstarb kurz nach der WM. Es<br />
wurde kolportiert, dass auch<br />
zwei Hunde von asiatischen Teilnehmern<br />
verstorben sind, eine<br />
zuverlässige Bestätigung erreichte<br />
uns jedoch nicht.<br />
Auf der Website der WUSV-WM<br />
war zwar im Vorfeld ein entsprechender<br />
Warnhinweis (relativ<br />
versteckt) veröffentlicht worden:<br />
„Wir bitten Ihre Hunde unbedingt<br />
gegen Zecken zu schützen. Das<br />
ist sehr wichtig, denn die Gesundheit<br />
der Hunde ist bei Zeckenbefall<br />
erheblich gefährdet!!!“,<br />
persönlich über das hohe Risiko<br />
informiert wurden die Teilnehmer<br />
jedoch nicht. Auch nicht, als am<br />
Sonntag Ginoginelli von Karthago<br />
als erster Hund erkrankte und<br />
über das Organisationsbüro eine<br />
Klinik, die den Hund optimal versorgte,<br />
vermittelt wurde. Spätestens<br />
zu diesem Zeitpunkt hätte<br />
man mit Stadiondurchsagen die<br />
Hundeführer auf die Gefahr hinweisen<br />
können.<br />
Vor der Weltmeisterschaft war in<br />
Internetforen vor den Zecken in<br />
der Ukraine gewarnt worden, und<br />
so hatte das deutsche Team die<br />
Hunde mit entsprechender Zeckenabwehr<br />
(Spot-on-Präparate<br />
und Halsbänder) vermeintlich geschützt.<br />
Bis auf Kuba vom Fluchtweg erkrankten<br />
nach der Weltmeisterschaft<br />
alle deutschen Hunde,<br />
konnten aber gerettet werden.<br />
Ob bleibende Schäden zurückbleiben,<br />
werden die Nachuntersuchungen,<br />
an denen sich der SV<br />
finanziell beteiligen will (wie<br />
auch an den Tierarztkosten) noch<br />
zeigen.<br />
Die Erkrankungen werfen natürlich<br />
ein schlechtes Licht auf<br />
die Veranstaltung, die ansonsten<br />
engagiert organisiert wurde. Die<br />
Ukrainer gaben sich sichtlich<br />
Mühe, waren stets freundlich und<br />
hilfsbereit. Andererseits konnte<br />
der Einsatz von Soldaten für den<br />
Umbau zwischen Unterordnung<br />
und Schutzdienst, die Polizeieskorte<br />
für die Fährtengruppe<br />
und die rustikale Versorgungsund<br />
Toilettensituation nicht verhehlen,<br />
dass man sich in keinem<br />
westlichen Land befand.<br />
Die Situation auf den ukrainischen<br />
Straßen hatte das deutsche Team<br />
richtig eingeschätzt und Autos<br />
mit Fahrer gemietet. So gab es in<br />
dieser Hinsicht keine Probleme.<br />
Und auch das Hotel, welches absolut<br />
westlichen Standard hatte,<br />
hatte man gut gewählt.<br />
Jenny Seefeld: „Ich bin vielleicht<br />
eine der wenigen, die hinsichtlich<br />
der Organisation sehr beeindruckt<br />
ist. Das haben die Ukrainer wirklich<br />
gut hinbekommen! Ich habe<br />
dreieinhalb Jahre in Ungarn gelebt<br />
und weiß, dass es in solchen<br />
Ländern schwierig ist. Die haben<br />
ganz andere Probleme. Die Veranstaltung<br />
war sehr gut organisiert!<br />
Ich habe sehr großen Respekt!“<br />
Walter Lenk war der gleichen<br />
Meinung: „Im Gesamten kann<br />
man den Gastgebern sowie den<br />
Verantwortlichen der WUSV<br />
ein großes Lob für die sehr gute<br />
Organisation und Durchführung<br />
der WUSV-WM aussprechen.“<br />
Seit 2009 hatte der „Zentralclub<br />
für Deutsche Schäferhunde der<br />
Ukraine“ unter der Gesamtleiterin<br />
Elena Shchyra die Veranstaltung<br />
vorbereitet und keine<br />
Mühen gescheut. So waren sie<br />
2010 mit dem Auto über 4000 km<br />
zur Weltmeisterschaft in Sevilla<br />
gefahren, um dort in einem Stand<br />
mit Unterlagen und kleinen Präsenten<br />
für ihre WM zu werben.<br />
Sie wurden international unterstützt.<br />
Sportfreunde und Firmen<br />
aus den Niederlanden, Israel,<br />
Spanien und natürlich Deutschland<br />
halfen, die Veranstaltung vorzubereiten<br />
und durchzuführen.<br />
Elena Shchyra: „Es ist daher mein<br />
Wunsch, auch im Namen des<br />
Zentralclubs für Deutsche Schäferhunde<br />
der Ukraine, allen Sportfreunden,<br />
die mitgeholfen haben,<br />
diese Veranstaltung zu organisieren<br />
und durchzuführen herzlichen<br />
Dank zu sagen!!!“<br />
Aber auch die ukrainische Regierung<br />
unterstützte die Weltmeisterschaft.<br />
Elena Shchyra: „Es<br />
wurde ganz speziell für die<br />
WUSV-WM ein Organisationskomitee<br />
zusammengestellt. Alle<br />
Einreise-Formalitäten der WM-<br />
Teilnehmer mit den Hunden,<br />
Visum etc. wurden vorbereitet,<br />
damit es beim Zoll keine Schwierigkeiten<br />
gibt.“<br />
Die große Anzahl der erkrankten<br />
Hunde betrübte auch die Ukrainer.<br />
Elena Shchyra: „Es ist immer<br />
sehr schade, wenn Hundeführer<br />
oder Hunde erkranken, aber auch<br />
mit solchen Vorfällen muss gerechnet<br />
werden. Wir haben im<br />
Vorfeld der Veranstaltung auf<br />
mögliche Gefahren bezüglich<br />
der Infektion durch Zeckenbisse<br />
usw. hingewiesen. Es ist immer<br />
schade, wenn etwas passiert!<br />
Statistisches<br />
Geführt wurden 23 Hündinnen und 85 Rüden.<br />
Jüngster Hund: Dolli van `t Enclavehof (Ägypten), Wt.: 15.10.2009<br />
Ältesteter Hund: Eblub van de Spoorlanden (Ukraine), Wt.: 31.03.2003<br />
Auch das ukrainische Militär unterstützte die Weltmeisterschaft.<br />
4/<strong>2011</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> WUSV-Weltmeisterschaft 87
Wir waren über die Vorkommnisse<br />
sehr traurig. Wir haben uns große<br />
Sorgen gemacht und auch versucht,<br />
den Betroffenen zu helfen.<br />
Dies hat uns nach der WM zwei<br />
Wochen Zeit gekostet, um die<br />
Mannschaften und Länder anzuschreiben<br />
und Hilfe anzubieten.“<br />
Die Weltmeisterschaft war leider<br />
schlecht besucht. Zuschauer, die<br />
nicht als direkte Betreuer oder<br />
Begleiter eines Hundeführers<br />
fungierten, waren kaum nach<br />
Kiew gereist. Da nützte auch der<br />
niedrige Eintrittspreis (150,–<br />
UAH für vier Tage = etwa 14,–<br />
Euro) nichts.<br />
Zwei Stars fehlten. Weltmeister<br />
Ronny van den Berghe aus Belgien<br />
startete nicht, weil sein Como<br />
vom Bonauer Wald eine Schulterverletzung<br />
auskurieren muss.<br />
Sharon Ronen (Israel) hatte auf der<br />
FCI-WM in Rheine entschieden,<br />
nicht nach Kiew zu reisen.<br />
Als Fährtenrichter war Doug<br />
Deacon (Kanada) vorgesehen. Er<br />
richtete auch am ersten Wettkampftag,<br />
konnte dann jedoch<br />
aufgrund einer Fußverletzung<br />
nicht weitermachen und wurde<br />
auf Weisung des Oberrichters<br />
Diegel durch den Fährtenbeauftragten<br />
Peter Mayerl (Österreich,<br />
Bundesausbildungswart<br />
des SVÖ) ersetzt.<br />
Die Abteilung Fährte sorgte schon<br />
während der Veranstaltung für<br />
große Diskussionen. Schwieriges<br />
Fährtengelände und extreme<br />
Wetterbedingungen (starker Wind,<br />
Trockenheit und Sonnenschein<br />
bis Samstagnachmittag, dann teilweise<br />
starker bzw. Dauerregen)<br />
sowie das Legen im Normalschritt<br />
ließen die Fährten sehr anspruchsvoll<br />
werden. So konnte<br />
Babesiose<br />
Babesien gehören zu den einzelligen Sporentierchen (Unterklasse „Piroplasmia“). Verschiedene<br />
Zeckenarten infizieren sich mit Babesien, während sie an Wirbeltieren Blut saugen, und werden<br />
zu deren Überträgern. Nachdem sich die Babesien in den Darmzellen der befallenen Zecken massiv<br />
vermehrt haben, verbreiten sie sich in weitere innere Organe. Unter anderem werden auch die<br />
Eierstöcke der weiblichen Zecken befallen. Daher tragen bereits Zecken-Eier und -Larven unter<br />
Umständen Babesien in sich und verbreiten sie weiter. Die Babesien werden auch bei der weiteren<br />
Entwicklung der Zecken an das jeweils nächste Stadium weitergegeben.<br />
Während ihres Saugaktes übertragen Zecken die Babesien direkt in den Blutkreislauf verschiedener<br />
Wirbeltiere. Dort lagern sich diese an die roten Blutzellen an, teilen sich wieder und wieder und<br />
zerstören hierdurch die Blutzellen. Nach einer Inkubationszeit von zwei Tagen bis fünf Wochen<br />
entwickeln sich in der Regel die typischen Krankheitssymptome: Fieber, Apathie, Appetitlosigkeit,<br />
Blutarmut, Gelbsucht, Gerinnungsstörungen, dunkel gefärbter Harn. <strong>Der</strong> Krankheitsverlauf<br />
reicht je nach Eigenschaft der Babesien-Art und der Immunlage des Wirbeltieres von perakut bis<br />
chronisch.<br />
Bei der Babesiose des Hundes handelt es sich häufig um eine importierte Infektion. Die für uns<br />
relevanten Arten sind B. canis canis (v. a. Europa) und B. canis vogeli (Südeuropa). B. canis canis<br />
ist an das Verbreitungsgebiet der Auwaldzecke (<strong>Der</strong>macentor reticulatus) gebunden, welches sich<br />
unter anderem über weite Regionen in Baden-Württemberg und Bayern, außerdem über Frankreich<br />
und Ungarn erstreckt. Da Larven und Nymphen dieser Zecken in der Regel an Kleinsäugern<br />
und nicht an Hunden saugen, sind als Überträger nur die ausgewachsenen Zecken relevant. Die<br />
größte Ansteckungsgefahr besteht deshalb nur während ihrer Aktivitätsperiode im Frühjahr und<br />
Herbst.<br />
B. canis vogeli wird überwiegend aus warmen Klimazonen eingeschleppt. Ihr Übertrager, die<br />
Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), überlebt und vermehrt sich in Deutschland<br />
allerdings innerhalb von Gebäuden und stellt somit für mehrere Monate einen möglichen Infektionsherd<br />
dar.<br />
Treten die ersten Symptome der Erkrankung auf, sollte weitere Diagnostik schnell erfolgen. Eine<br />
Infektion kann über einen direkten oder indirekten Erregernachweis verifiziert werden: Ein bis zwei<br />
Tage nach der Infektion beginnt die erste Verbreitungswelle der Babesien im Blutsystem. Sie dauert<br />
etwa vier Tage an. Dies ist der erste mögliche Zeitpunkt, die Erreger im Blut direkt nachzuweisen.<br />
Eine weitere intensivere Verbreitung erfolgt nach zehn bis 14 Tagen. <strong>Der</strong> direkte Erregernachweis<br />
ist nur während dieser Verbreitungswellen möglich! Erst zwei Wochen nach der Infektion ist der<br />
Nachweis spezifischer Antikörper möglich. Dieser Nachweis ist daher eher für die Diagnose<br />
chronischer, nicht akuter Babesiosen geeignet!<br />
<strong>Der</strong>zeit sind in Deutschland keine Tierarzneimittel für die kausale Therapie von Babesiosen verfügbar.<br />
Jedoch können über die internationale Apotheke wirksame Medikamente bezogen werden:<br />
Imidocarb (Carbesia oder Imizol) sollte zweimal im Abstand von 14 Tagen injiziert werden.<br />
Phenamidin (Oxypirvedine) sollte zweimal im Abstand von 24 Stunden verabreicht werden.<br />
Eine wirksame Prophylaxe beginnt beim effektiven Zeckenschutz durch medizinische Halsbänder<br />
oder Spot-on-Präparate. Zusätzlich kann die einmalige Injektion von Imidocarb (Carbesia oder<br />
Imizol) den Hund zwei bis sechs Wochen lang vor einer Babesien-Infektion schützen. Die in<br />
anderen Ländern verwendete Vakzine Pirodog ist in Deutschland nicht zugelassen.<br />
Dr. Anja Burger<br />
Quellen: Foglia Manzillo V, Cappiello S, Oliva G (2006); Tick-transmitted diseases in dogs: clinicopathological findings; Parassitologia<br />
48(1-2):135-6. Frey H-H, Löscher W (2002), Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin; Enke<br />
Hamel D, Silaghi C, Lescai D, Pfister K (<strong>2011</strong>); Epidemiological aspects on vector-borne infections in stray and pet dogs from<br />
Romania and Hungary with focus on Babesia spp; Parasitol Res.<br />
Laboklin (2009); Leistungsverzeichnis; Laboklin DEUTSCHLAND<br />
Elina Levin (Israel) und Monty Beit Haboxer Mehgiva.<br />
88 WUSV-Weltmeisterschaft <strong>Der</strong> <strong>Gebrauchshund</strong> • 4/<strong>2011</strong>