1998-2009 Perry Rhodan Online Club e.V. - Terracom - PROC

Das war preiswert, eigentlich schon zu
preiswert.
Andererseits lag der Spiegel ja seit dem
frühen Morgen auf dem verkaufstisch und
niemand hatte sich für ihn interessiert.
Da war der Händler nun wohl froh, ihn doch
noch los zu bekommen. "Einverstanden."
Claudia öffnete ihr Portmonee und holte
einen Schein heraus.
Der Spiegel wechselte seinen Besitzer.
Einen Moment länger als nötig hielt der
Händler ihn noch fest und sah Claudia dabei
in die Augen.
"Ich hoffe, dass er Ihnen kein Unglück
bringen wird."
"Ich passe schon auf, dass ich ihn nicht
zerbreche", versprach Claudia.
Seltsamer Kauz, dachte sie bei sich.
War wohl ziemlich abergläubisch, was auf
sie selbst so gar nicht zutraf.
Den Spiegel unter den Arm geklemmt lief
sie zur Bushaltestelle.
Kaum war sie angekommen, bog der Bus
bereits um die Ecke.
Als sie sich einen freien Platz im hinteren
Teil gesucht hatte, betrachtete Claudia
ihren Neuerwerb genauer.
Das Glas war nicht zu erkennen, da es
komplett schwarz war, auch auf den
Verzierungen war der Schmutz erstarrt.
Sie kratzte mit einem Fingernagel auf der
Spiegelfläche herum, doch erreichte sie
damit nichts.
Bis Claudia an dem alten Haus ankam, das
sie vor einem Monat angemietet hatte, war
es bereits dunkel.
Die kahlen Bäume, die es zu drei Seiten
umsäumten, verschmolzen mit dem
schwarzen Himmel.
Selbst der gespaltene, den ein Blitz so
entstellt hatte, ließ kaum Einzelheiten
seines sonderbaren Wuchses erkennen.
Claudia beeilte sich, die Haustür
aufzuschließen und zuckte zusammen, als
sie sich mit einem Quietschen öffnete.
Da musste sie morgen unbedingt mit
Schmieröl drangehen.
Das Licht im Flur flackerte, als Claudia den
Schalter betätigte.
"Verdammt, geh schon an", murmelte sie.
Im Dunkeln und noch dazu mit dem Spiegel
unter dem Arm wollte sie sich nicht die
steile Holztreppe hinauftasten müssen.
Die Birne flackerte weiterhin, blieb nun aber
an. Claudia warf ihr einen drohenden Blick
zu und lief schnell nach oben.
Im unteren Bereich war die Renovierung
zwar bereits fertig, doch fehlten noch große
Teile der Einrichtung.
Die beiden oberen Zimmer jedoch boten ein
gemütliches Zuhause.
Claudia schaltete überall das Licht ein, legte
den Spiegel auf einen Sessel und kochte
sich einen Tee.
Während der frische Duft von Pfefferminze
sich im Raum verteilte, suchte Claudia sich
die Putzutensilien zusammen und nahm
sich den Spiegel vor.
Der schwarze Belag saß fester als gedacht.
Nach einer halben Stunde schmerzte ihr der
rechte Arm und sie hatte lediglich einen
kleinen Teil der Spiegelfläche freigelegt.
Doch Claudia war entschlossen, den Spiegel
unbedingt heute noch fertig zu bekommen.
Bald verdrängte der Geruch des
Reinigungsmittels den angenehmeren vom
Tee, aber der Spiegel enthüllte sich mehr
und mehr.
"Na bitte, geht doch."
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