Aufgabenbeispiele Geografie
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und<br />
Korrektur- und Bewertungshinweise<br />
für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
Stand: 30.06.2003
Impressum<br />
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche<br />
Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
(Juni 2003, Pädagogisches Landesinstitut Brandenburg, 14974 Ludwigsfelde-Struveshof)<br />
Herausgeber:<br />
Pädagogisches Landesinstitut Brandenburg (PLIB), 14974 Ludwigsfelde-Struveshof<br />
Tel.: 03378 209-105<br />
E-Mail: poststelle@plib.brandenburg.de<br />
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte einschließlich Übersetzung sind dem Herausgeber vorbehalten. Die Vervielfältigung<br />
für schulische Zwecke ist gestattet.<br />
Das Pädagogische Landesinstitut Brandenburg (PLIB) ist eine Einrichtung im Geschäftsbereich<br />
des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (MBJS).<br />
Die <strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
werden vom Pädagogischen Landesinstitut Brandenburg im Auftrag des MBJS<br />
herausgegeben.<br />
© Ludwigsfelde, Juni 2003<br />
Die <strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise werden vom PLIB im Internet<br />
auf der PLIB-homepage unter: www.plib.brandenburg.de veröffentlicht. Sie werden nicht<br />
als Druckfassung herausgegeben. Schulen, die keinen Internetzugang haben, wenden sich<br />
bitte an das PLIB, Tel. 03378 209-173. Sie erhalten eine CD-ROM oder bei Bedarf eine Kopierfassung.
Inhalt<br />
0 Funktion des Materials 4<br />
1 <strong>Aufgabenbeispiele</strong> für das schriftliche Zentralabitur 5<br />
1.1 Allgemeine Hinweise 5<br />
1.2 Aufgabenbeispiel für den Grundkurs 6<br />
1.3 Aufgabenbeispiel für den Leistungskurs 14<br />
2 Korrektur- und Bewertungshinweise 23
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
0 Funktion des Materials<br />
Die <strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
ergänzen die verbindlichen curricularen Vorgaben für den Unterricht in der<br />
Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe.<br />
Die hier enthaltenen <strong>Aufgabenbeispiele</strong> beziehen sich auf Inhalte, die in den verbindlichen<br />
curricularen Vorgaben festgelegt sind. Sie entsprechen in den Aufgabenformaten den Vorgaben<br />
der gegenwärtig für das Fach gültigen Einheitlichen Prüfungsanforderungen (EPA).<br />
Neben der Aufgabenstellung und dem ggf. dazugehörigen Material enthalten sie einen Erwartungshorizont<br />
und Hinweise zur Gewichtung der Aufgaben bei der Gesamtbewertung.<br />
Die <strong>Aufgabenbeispiele</strong> verdeutlichen die Struktur und das Anspruchsniveau der zentralen<br />
Abituraufgaben und geben so auch eine Orientierung für die unterrichtliche Arbeit in der<br />
Qualifikationsphase. Vergleichbare Aufgabenstellungen können ebenso an anderen Inhalten<br />
bearbeitet werden.<br />
Die Korrektur- und Bewertungshinweise enthalten detaillierte Angaben für die Beurteilung<br />
von Teilleistungen und die Ermittlung der Gesamtnote. Sie orientieren sich an den Vorgaben<br />
der EPA, der GOSTV und der VV-GOSTV. Ausführungen zu einer guten und/oder einer ausreichenden<br />
Leistung sind fachbezogen unterschiedlich zugeordnet.<br />
4
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
1 <strong>Aufgabenbeispiele</strong> für das schriftliche Zentralabitur<br />
1.1 Allgemeine Hinweise<br />
Jede Prüfungsaufgabe ist in der Regel mehrgliedrig und bildet insgesamt eine thematische<br />
Einheit (vgl. EPA).<br />
Sie ist so beschaffen, dass in allen drei Anforderungsbereichen Fähigkeiten und Kenntnisse<br />
nachgewiesen werden können. Der Schwerpunkt der Aufgabenstellung liegt im Anforderungsbereich<br />
II.<br />
Die Aufgabenstellungen im Grund- und Leistungskurs unterscheiden sich hinsichtlich ihres<br />
Umfangs und der Strukturierung. So ist bei der Aufgabenstellung im Grundkurs der Komplexitätsgrad<br />
der Texte, Materialien oder Probleme geringer gehalten.<br />
Die <strong>Aufgabenbeispiele</strong> entsprechen der Aufgabenart „Problemerörterung mit Material“.<br />
Umgang mit den Hilfsmitteln:<br />
Der Atlas ist Hilfsmittel im Zentralabitur (siehe GOST V). Es ist der Atlas zu verwenden, mit<br />
dem die Schülerinnen und Schüler im Unterricht der Qualifikationsphase überwiegend gearbeitet<br />
haben.<br />
5
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
1.2 Aufgabenbeispiel für den Grundkurs<br />
Thema: Ägypten – Bevölkerungs- und Ernährungspotenzial<br />
Teilaufgaben<br />
1. Beschreiben und begründen Sie die Bevölkerungsverteilung in Ägypten.<br />
2. Erläutern Sie die agrarwirtschaftliche Situation unter Berücksichtigung der<br />
demografischen Entwicklung des Landes.<br />
3. Bewerten Sie das „New Valley Project" als eine Möglichkeit zur Lösung des<br />
Ernährungsproblems.<br />
Anteile der Teilaufgaben an der Bewertung:<br />
Teilaufgabe 1: 30%<br />
Teilaufgabe 2: 45%<br />
Teilaufgabe 3: 25%.<br />
Hilfsmittel:<br />
im Land Brandenburg genehmigter Atlas für die Sekundarstufe II, GOST.<br />
Materialien:<br />
M1 – Klimadaten von Alexandria<br />
M2 – Altersaufbau der Bevölkerung Ägyptens<br />
M3 – Bevölkerungsentwicklung und Agrarpotenzial<br />
M4 – Ägypten: Entwicklung von Bevölkerung und Bewässerungsfläche 1897-1999<br />
M5 – Außenhandel Ägyptens<br />
M6 – Schwerpunkte der Neulandgewinnung in Ägypten<br />
M7 – „New Valley Project“<br />
M8 – „New Valley Project“ – ursprüngliche Planung und Realität.<br />
6
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
M1<br />
Klimadaten von Alexandria (1m ü.NN)<br />
J F M A M J J A S O N D J.-Mittel<br />
T: Monatsmittel (in °C) 14 14 16 18 21 24 25 26 25 23 20 16 20<br />
T: mittl. tägl. Max. (in °C) 18 19 21 24 27 28 30 31 29 28 24 20 25<br />
T: mittl. tägl. Min. (in °C) 9 9 11 13 16 20 23 23 21 18 15 11 16<br />
N: mittl. Monatssumme 1 49 31 12 3 2 0 0 1 1 9 29 56 191 2<br />
1 Niederschlag in mm<br />
2 Jahressumme<br />
M2<br />
Altersaufbau der Bevölkerung Ägyptens<br />
M3<br />
Bevölkerungsentwicklung und Agrarpotenzial<br />
7
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
M4 Ägypten: Entwicklung von Bevölkerung und Bewässerungsfläche 1897 - 1999<br />
Anmerkung:<br />
Bewässerungsflächen umfassen neben Agrarflächen auch infrastrukturelle Flächen.<br />
M5<br />
Außenhandel Ägyptens<br />
• Einfuhr nach Waren und Warengruppen 1990 und 1997 in Prozent<br />
1990 1997<br />
Warenwert Insgesamt: 9,79 Mrd. US $ 13,17 Mrd. US $<br />
Maschinen: 22% 20,8%<br />
Nahrungsmittel: 19% 21,7%<br />
• Ausfuhr nach Waren und Warengruppen 1990 und 1997 in Prozent<br />
1990 1997<br />
Warenwert Insgesamt: 3,26 Mrd. US $ 3,91 Mrd. US $<br />
Erdöl und Erdölprodukte: 40% 52,3%<br />
Baumwolle und Garne: 13% 12,3%<br />
M6 Schwerpunkte der Neulandgewinnung in Ägypten (1995)<br />
östl. Deltabereich<br />
0 100 200 300 400 500 x 1000 ha<br />
mittl. Deltabereich<br />
westl. Deltabereich<br />
Mittel-Ägypten<br />
Ober-Ägypten<br />
Neues Tal (New Valley)<br />
8
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
M7<br />
„New Valley Project“<br />
In der Aufbauphase (1958-1968) begann man mit dem Bau von Tiefbrunnen, die fossile<br />
Grundwasservorkommen in Tiefen bis zu 800 m erschlossen. Allein für den Raum Kharga<br />
war im ersten Fünfjahresplan die Kultivierung von 2520 ha Land vorgesehen. Die Einzelmaßnahmen<br />
umfassten Brunnenbohrungen, Flächenplanierungen und den Bau von Bewässerungs-<br />
und Entwässerungskanälen sowie den Aufbau neuer Siedlungen. Bis 1977 wurden<br />
150 Tiefbrunnen erbohrt, die mehr als 500 000 m³ Wasser pro Tag lieferten und das Wasserangebot<br />
im „Neuen Tal“ fast vervierfachten.<br />
Mit dem Wasser eines angelegten Tiefbrunnens konnten jeweils nur 40 - 120 ha Fläche bewässert<br />
werden, prognostiziert waren 200 ha.<br />
Der Zeitraum 1978 bis 2000 ist durch die Zielvorgaben der „Grünen Revolution“ gekennzeichnet.<br />
Lageskizze<br />
┬┬┬ Tushka-Kanal *<br />
* Wasserableitung aus dem Nassersee<br />
M8<br />
„New Valley Project“ - ursprüngliche Planung und Realität<br />
1958 geplant 1995 erreicht<br />
Bevölkerung<br />
Bewässerte LNF 1 (in ha)<br />
Errichtung von Dörfern<br />
1 000 000<br />
3 200 000<br />
60<br />
130 000<br />
131 000<br />
20<br />
1 LNF = landwirtschaftliche Nutzfläche<br />
9
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
Quellenangabe:<br />
1. Klausurvorschläge für die Sekundarstufe II, Volk und Wissen Verlag GmbH & Co., Berlin<br />
2001, Band Bevölkerung, S.90, (M1)<br />
2. Oberstufengeographie, Dritte Welt - Eine Welt, Bayerischer Schulbuch Verlag, München<br />
1999, S.87, (M3)<br />
3. Terra Geographie 2, Die Welt, Klett Schulbuch Verlag, Stuttgart 1991, S. 151, (M2)<br />
4. Müller-Mahn, D.: Ägyptens ländlicher Raum im Umbruch. In: Geographische Rundschau,<br />
Heft 6/2001, S.4, Westermann Verlag, Braunschweig 2001, (M4)<br />
5. Der Fischer Weltalmanach 1993, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1992,<br />
S. 190, (M 5)<br />
6. Der Fischer Weltalmanach 2000, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1999,<br />
S. 55, (M 5)<br />
7. Fundamente, Landschaftszonen, Klett Schulbuch Verlag, Stuttgart 1992, S. 68, ( M7)<br />
8. Huntemann, V.: Aufbruch in die Wüste – Ist das „New Valley Projekt“ ein gescheitertes<br />
Projekt? In: ZfE 7–8/1996, Pädagogischer Zeitschriften Verlag, Berlin 1996, S. 318,<br />
S. 322, (M6, M7,M8)<br />
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
Unterrichtliche Voraussetzungen<br />
Das Prüfungsthema bezieht sich schwerpunktmäßig auf das 2. Halbjahr der Qualifikationsphase<br />
mit dem Thema „Geografische Probleme tropischer Entwicklungsländer“. Die Bearbeitung<br />
der Prüfungsaufgabe setzt voraus, dass den Schülerinnen und Schülern folgende Unterrichtsinhalte<br />
vermittelt wurden (vgl. verbindliche Vorgaben, S. 12):<br />
- Merkmale der Unterentwicklung, Bevölkerungsexplosion, Modell des demografischen<br />
Übergangs,<br />
- Möglichkeiten und Grenzen der Landnutzung in den Tropen,<br />
- landnutzungsrelevante Grundlagen des Naturpotenzials,<br />
- Formen der Landnutzung,<br />
- ökonomische, soziale und ökologische Folgen der Landnutzung.<br />
Weitere Voraussetzungen zur Bearbeitung der Prüfungsaufgabe erlangen die Schülerinnen<br />
und Schüler durch die Behandlung folgender kurshalbjahresübergreifender Unterrichtsthemen:<br />
aus dem 1. Halbjahr der Qualifikationsphase<br />
- Analyse und Beurteilung von Naturräumen,<br />
- Erfassen von Bevölkerungs-, Infra-, Wirtschafts- und Sozialstrukturen,<br />
- Maßnahmen zum Abbau von Disparitäten und aus dem 4. Halbjahr der Qualifikationsphase,<br />
- Raumplanung zum Abbau der Disparitäten und Förderung der Wirtschaftsstrukturen,<br />
- Analyse und Bewertung raumplanerischer Entscheidungen.<br />
Für das Prüfungsthema sind in der jährlichen Schwerpunktsetzung folgende konkretisierende<br />
Hinweise erforderlich:<br />
- Landnutzung in ariden Gebieten,<br />
- Landnutzung in Indien, Grüne Revolution.<br />
Erwartungshorizont<br />
zu Teilaufgabe 1:<br />
Beschreiben und begründen Sie die Bevölkerungsverteilung in Ägypten.<br />
Beschreibung:<br />
- Es zeigt sich eine hohe Bevölkerungsdichte entlang des Nils. Die größten<br />
Konzentrationen treten am unteren Nil und im Nildelta auf, wo sich auch bedeutende<br />
Städte wie Kairo, Alexandria und Gise befinden.<br />
- Eine mittlere Konzentration ist an der Mittelmeerküste zu erkennen.<br />
- Der größte Teil des Landes hat eine Bevölkerungsdichte von weniger als<br />
1 Einw./km², d. h. von Oasengebieten abgesehen keine Besiedlung. Atlas<br />
Begründung:<br />
- Die geringe Bevölkerungsdichte im Großteil Ägyptens ist auf die ungünstigen<br />
klimatischen Bedingungen zurückzuführen.<br />
- Ganzjährige Aridität bei minimalsten Niederschlägen und hohen Temperaturen<br />
verursacht die Bildung von Wüsten (Libysche Wüste, Arabische Wüste), die<br />
flächenmäßig den größten Teil des Landes einnehmen.<br />
- Am Nil entstand eine ausgedehnte Flussoase, die heute das Hauptbesiedlungsgebiet<br />
Ägyptens darstellt.<br />
- Der Nil ist die Wasserstraße zum Mittelmeer.<br />
- Vereinzelt findet man Oasengebiete mit geringer Besiedlung z. B. Dachla,<br />
Baris oder Bahariya (verfügbare natürliche Wasserreserven).<br />
- Im Norden des Landes (Mittelmeerküste) fallen im Winterhalbjahr höhere Niederschläge,<br />
es treten bessere Wachstumsbedingungen für landwirtschaftliche<br />
Kulturen auf.<br />
Atlas / M1<br />
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
zu Teilaufgabe 2:<br />
Erläutern Sie die agrarwirtschaftliche Situation unter Berücksichtigung der<br />
demografischen Entwicklung des Landes.<br />
Demografische Entwicklung:<br />
- Die Verdoppelung der Bevölkerung im Zeitraum 1970 bis 2000 von 33 Mio. auf<br />
66 Mio. Einwohner verdeutlicht das besonders rasante Wachstum der ägyptischen<br />
Bevölkerung.<br />
- Die hohe Geburtenrate wird weiterhin zu einem absoluten Wachstum der Bevölkerung<br />
führen.<br />
- Aus der Bevölkerungspyramide mit breiter Basis lässt sich ein hoher Anteil<br />
von Kindern und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung ableiten, der auch<br />
einen hohen Anteil von Frauen im fruchtbaren Alter nach sich zieht.<br />
Atlas<br />
M2/M3/M4<br />
Agrarwirtschaftliche Situation:<br />
- Die Ernährungssituation spitzt sich zu.<br />
- Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl von 3 Mio. 1821 auf 66 Mio. im<br />
Jahr 2000 verringert sich die Pro-Kopf-Erntefläche.<br />
- Entfielen 1821 noch 0,5 ha Erntefläche auf jeden Einwohner, so sind es heute<br />
weniger als 0,1 ha Erntefläche pro Kopf, obwohl Ägypten seine Bewässerungsflächen<br />
im 20. Jh. um 12180 km² vergrößerte.<br />
- Hauptanbaugebiete für landwirtschaftliche Kulturen sind das Niltal und das<br />
Nildelta, wo nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Export angebaut<br />
wird, z. B. Baumwolle.<br />
- Der Anbau ist bei Bewässerung ganzjährig möglich. Die stärkere Zunahme der<br />
Erntefläche (um 3,7 Mio. ha) im Vergleich zur Vergrößerung der Agrarfläche<br />
(etwa 1 Mio. ha) ist auch auf den Assuanstaudamm zurückzuführen (mehrere<br />
Ernten im Jahr möglich).<br />
- Die Steigerung der Nahrungsmittelimporte spiegelt die Entwicklung der Agrarsituation<br />
wider.<br />
- Die negative Entwicklung der Handelsbilanz von ~ 6,5 Mrd. US $ 1990 auf<br />
~ 10,5 Mrd. US $ 1997 lässt vermuten, dass zukünftige Nahrungsmittelimporte<br />
zu einem sich zuspitzenden finanziellen Problem für Ägypten werden können.<br />
zu Teilaufgabe 3:<br />
Bewerten Sie das „New Valley Project“ als eine Möglichkeit zur Lösung des<br />
Ernährungsproblems.<br />
Bewertung:<br />
- Das „New Valley Project“ (NVP) ist eine Maßnahme, die Neulandgewinnung<br />
voranzubringen. Die Möglichkeit der Steigerung der Agrarproduktion zur Sicherung<br />
der wachsenden Bevölkerung mit Nahrungsmitteln ist zunächst positiv<br />
zu sehen, da eine Zunahme der bewässerten LNF von 131000 ha erfolgte.<br />
- Die geringen Erfolge, die z. T. durch ungünstige Bedingungen hervorgerufen<br />
wurden, sind kritisch einzuschätzen, z. B. die Größe des Projekts und das Anlegen<br />
von 150 Tiefbrunnen. Aufgrund der Entfernung kommt es außerdem zu<br />
hoher Verdunstung.<br />
- Trotz des großen Aufwands zur Erschließung eines wenig genutzten marginalen<br />
Raums wurde das Projekt erst zu einem Teil umgesetzt.<br />
- Wegen der geringen Attraktivität des Erschließungsraums erfolgte kaum eine<br />
Zuwanderung von Neusiedlern, statt der geplanten 1 Mio. Einwohner lebten<br />
1995 nur 130000 Menschen in diesem Gebiet.<br />
- Da seit Beginn der Umsetzung des NVPs die Bevölkerungszahl von 27 Mio.<br />
1960 auf 65 Mio. 1999 stieg, mussten sogar mehr Nahrungsmittel importiert<br />
werden, um das Ernährungsproblem zu mindern.<br />
- Das zeigt, dass das Projekt nur einen geringen Beitrag zur Entschärfung des<br />
Atlas /<br />
M3/M4/M5<br />
12
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
Ernährungsproblems leisten kann, verdeutlicht aber auch die Notwendigkeit<br />
und Anstrengung zum Handeln.<br />
- Allerdings ist das Projekt nur ein Bestandteil der gesamtägyptischen Neulandgewinnungsmaßnahmen,<br />
denn der Schwerpunkt der Neulandgewinnung liegt<br />
im Deltabereich des Nils.<br />
M4/M5<br />
M6/M7/M8<br />
Bewertungskriterien:<br />
Anforderungsbereiche, die in den Teilaufgaben enthalten sind:<br />
Teilaufgaben<br />
Anforderungsbereich<br />
I<br />
Anforderungsbereich<br />
II<br />
Anforderungsbereich<br />
III<br />
1. 15% 15%<br />
2. 15% 30%<br />
3. 5% 20%<br />
13
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
1.3 Aufgabenbeispiel für den Leistungskurs<br />
Thema: Ägypten – Bevölkerungs- und Ernährungspozential<br />
Teilaufgaben:<br />
1. Untersuchen Sie ausgehend von entsprechenden Naturraumfaktoren landwirtschaftliche<br />
Nutzungsmöglichkeiten in Ägypten.<br />
2. Erläutern Sie die agrarwirtschaftliche Situation unter Berücksichtigung der demografischen<br />
Entwicklung des Landes.<br />
3. Charakterisieren Sie das „New Valley Project" in der Sahara unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Dachla-Oase und bewerten Sie die Erfolgsaussichten des Projekts.<br />
Anteile der Teilaufgaben an der Bewertung:<br />
Teilaufgabe 1: 30%<br />
Teilaufgabe 2: 35%<br />
Teilaufgabe 3: 35%.<br />
Hilfsmittel:<br />
im Land Brandenburg genehmigter Atlas für die Sekundarstufe II, GOST.<br />
Materialien:<br />
M1 – Klimadaten von Alexandria<br />
M2 – Bevölkerungsentwicklung Ägyptens<br />
M3 – Bevölkerungsentwicklung und Agrarpotenzial<br />
M4 – Ägypten: Entwicklung von Bevölkerung und Bewässerungsfläche 1897-1999<br />
M5 – Außenhandel Ägyptens<br />
M6 – Schwerpunkte der Neulandgewinnung in Ägypten<br />
M7 – „New Valley Project“<br />
M8 – „New Valley Project“ – ursprüngliche Planung und Realität<br />
M9 – Kulturflächen in der Dachla-Oase.<br />
14
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
M1<br />
Klimadaten von Alexandria (1m ü. NN)<br />
J F M A M J J A S O N D J.-Mittel<br />
T: Monatsmittel (in °C) 14 14 16 18 21 24 25 26 25 23 20 16 20<br />
T: mittl. tägl. Max. (in °C) 18 19 21 24 27 28 30 31 29 28 24 20 25<br />
T: mittl. tägl. Min. (in °C) 9 9 11 13 16 20 23 23 21 18 15 11 16<br />
N: mittl. Monatssumme 1<br />
1 Niederschlag in mm<br />
49 31 12 3 2 0 0 1 1 9 29 56 191 2<br />
2<br />
Jahressumme<br />
M2<br />
Bevölkerungsentwicklung Ägyptens<br />
M3<br />
Bevölkerungsentwicklung und Agrarpotenzial<br />
15
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
M4 Ägypten: Entwicklung von Bevölkerung und Bewässerungsfläche 1897 - 1999<br />
Anmerkung:<br />
Bewässerungsflächen umfassen neben Agrarflächen auch infrastrukturelle Flächen.<br />
M5<br />
Außenhandel Ägyptens<br />
• Einfuhr nach Waren und Warengruppen 1990 und 1997 in Prozent<br />
1990 1997<br />
Warenwert Insgesamt: 9,79 Mrd. US $ 13,17 Mrd. US $<br />
Maschinen: 22% 20,8%<br />
Nahrungsmittel: 19% 21,7%<br />
• Ausfuhr nach Waren und Warengruppen 1990 und 1997 in Prozent<br />
1990 1997<br />
Warenwert Insgesamt: 3,26 Mrd. US $ 3,91 Mrd. US $<br />
Erdöl und Erdölprodukte: 40% 52,3%<br />
Baumwolle und Garne: 13% 12,3%<br />
M6 Schwerpunkte der Neulandgewinnung in Ägypten (1995)<br />
östl. Deltabereich<br />
0 100 200 300 400 500 x 1000 ha<br />
mittl. Deltabereich<br />
westl. Deltabereich<br />
Mittel-Ägypten<br />
Ober-Ägypten<br />
Neues Tal (New Valley)<br />
16
<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
M7<br />
„New Valley Project“<br />
In der Aufbauphase (1958-1968) begann man mit dem Bau von Tiefbrunnen, die fossile<br />
Grundwasservorkommen in Tiefen bis zu 800 m erschlossen. Allein für den Raum Kharga<br />
war im ersten Fünfjahresplan die Kultivierung von 2520 ha Land vorgesehen. Die Einzelmaßnahmen<br />
umfassten Brunnenbohrungen, Flächenplanierungen und den Bau von Bewässerungs-<br />
und Entwässerungskanälen sowie den Aufbau neuer Siedlungen. Bis 1977 wurden<br />
150 Tiefbrunnen erbohrt, die mehr als 500 000 m³ Wasser pro Tag lieferten und das Wasserangebot<br />
im „Neuen Tal“ fast vervierfachten.<br />
Mit dem Wasser eines angelegten Tiefbrunnens konnten jeweils nur 40 - 120 ha Fläche bewässert<br />
werden, prognostiziert waren 200 ha.<br />
Der Zeitraum 1978 bis 2000 ist durch die Zielvorgaben der „Grünen Revolution“ gekennzeichnet.<br />
Lageskizze<br />
┬┬┬ Tushka-Kanal *<br />
* Wasserableitung aus dem Nassersee<br />
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
M8<br />
„New Valley Project“ – ursprüngliche Planung und Realität<br />
1958 geplant 1995<br />
Bevölkerung 1 000 000 130 000<br />
Bewässerte LNF 1 (in ha) 3 200 000 131 000<br />
Errichtung von Dörfern 60 20<br />
1 LNF = landwirtschaftliche Nutzfläche<br />
M9<br />
Kulturflächen in der Dachla-Oase<br />
Anmerkung: Die Dachla-Oase ist Schwerpunkt des „New Valley Projects“.<br />
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
Quellenangabe:<br />
1 Klausurvorschläge für die Sekundarstufe II, Volk und Wissen Verlag GmbH & Co., Berlin<br />
2001, Band Bevölkerung, Seite 90, (M 1)<br />
2 Oberstufengeographie, Dritte Welt – Eine Welt, Bayerischer Schulbuch Verlag, München<br />
1999, Seite 87ff., Nach F.N. Ibrahim Ägypten – Eine geographische Landeskunde. Darmstadt:<br />
Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1996 (Wissenschaftliche Länderkunden, Bd.<br />
42) (M3)<br />
3 Stricker, B., Bevölkerungswachstum und Nahrungsspielraum, Das Beispiel Ägypten, In:<br />
Praxis Geographie, Westermann Verlag, Braunschweig 1993, Heft 10, Seite 27, (M 2)<br />
4 Müller–Mahn, D., Ägyptens ländlicher Raum im Umbruch, In: Geographische Rundschau,<br />
Heft 6/2001, S. 4, Westermann Verlag, Braunschweig 2001, (M4)<br />
5 Der Fischer Weltalmanach 1993,Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1992,<br />
Seite 190, (M 5)<br />
6 Der Fischer Weltalmanach 2000, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1999,<br />
Seite 55, (M 5)<br />
7 Huntemann, V.:, Aufbruch in die Wüste, - Ist das „New Valley Projekt“ ein gescheitertes<br />
Projekt?, ZfE 7-8/1996, Pädagogischer Zeitschriften Verlag, Berlin 1996, Seite 318 ff.,<br />
(M 6 - 9)<br />
8 Fundamente, Landschaftszonen, Klett Verlag, Stuttgart 1992, Seite 68, (M 7)<br />
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
Unterrichtliche Voraussetzungen:<br />
Das Prüfungsthema bezieht sich schwerpunktmäßig auf das 2. Halbjahr der Qualifikationsphase<br />
mit dem Thema „Geografische Probleme tropischer Entwicklungsländer“. Die Bearbeitung<br />
der Prüfungsaufgabe setzt voraus, dass den Schülerinnen und Schülern folgende Unterrichtsinhalte<br />
vermittelt wurden (vgl. verbindliche Vorgaben, S. 12):<br />
- Merkmale der Unterentwicklung, Bevölkerungsexplosion, Modell des demografischen<br />
Übergangs,<br />
- Möglichkeiten und Grenzen der Landnutzung in den Tropen,<br />
- landnutzungsrelevante Grundlagen des Naturpotenzials,<br />
- Formen der Landnutzung in den immerfeuchten und wechselfeuchten Tropen sowie in<br />
den Trockengebieten der Randtropen,<br />
- ökonomische, soziale und ökologische Folgen der Landnutzung.<br />
Weitere Voraussetzungen zur Bearbeitung der Prüfungsaufgabe erlangen die Schülerinnen<br />
und Schüler durch die Behandlung folgender kurshalbjahresübergreifender Unterrichtsthemen:<br />
aus dem 1. Halbjahr der Qualifikationsphase<br />
- Analyse und Beurteilung von Naturräumen,<br />
- Erfassen von Bevölkerungs-, Infra-, Wirtschafts- und Sozialstrukturen,<br />
- Maßnahmen zum Abbau von Disparitäten und aus dem 4. Halbjahr der Qualifikationsphase<br />
- Raumplanung zum Abbau der Disparitäten und Förderung der Wirtschaftsstrukturen,<br />
- Analyse und Bewertung raumplanerischer Entscheidungen.<br />
Für das Prüfungsthema sind in der jährlichen Schwerpunktsetzung folgende konkretisierende<br />
Hinweise erforderlich:<br />
- Landnutzung in Indien, Grüne Revolution.<br />
Erwartungshorizont<br />
zu Teilaufgabe 1:<br />
Untersuchen Sie ausgehend von entsprechenden Naturraumfaktoren<br />
landwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten in Ägypten.<br />
Untersuchung der Naturraumfaktoren:<br />
- Klima: An der Mittelmeerküste treten kurze Winterregenzeiten und lange trockene<br />
Sommer, im übrigen Ägypten milde Winter und heiße Sommer auf. Es<br />
herrscht ganzjährige Aridität. Das Monatsmittel der Temperaturen ist in allen<br />
Monaten ausreichend hoch für das Pflanzenwachstum. Einordnung des<br />
Raums in Klimazonen entsprechend einer gültigen Klimaklassifikation.<br />
- Wasser: Ein ausreichendes Wasserangebot gibt es in der Flussoase des Nils,<br />
der als Fremdlingsfluss Ägypten ganzjährig von Süd nach Nord durchfließt.<br />
Auf der Basis von Grundwasser finden sich vereinzelt Oasen wie Siwa oder<br />
Dachla.<br />
- Vegetation: Weite Teile des Landes werden von Wüsten und Halbwüsten<br />
eingenommen (Libysche Wüste, Arabische Wüste). Der schmale Küstensaum<br />
weist Steppenvegetation auf.<br />
- Boden: In den Wüsten sind bodenfreie Sedimente (Rohböden), im Bereich<br />
der Niloase mineralische und hydromorphe Böden vorzufinden.<br />
- Relief: Neben dem Niltal und Nildelta sind die Kattarasenke und die Gebirgszüge<br />
der Arabischen Wüste hervorzuheben.<br />
Atlas / M1<br />
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
Landwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten:<br />
- Wegen des trockenen Klimas ist intensive Landwirtschaft nur auf Bewässerungsflächen<br />
wie im Niltal, im Nildelta und in Oasen möglich.<br />
- Die Temperaturverhältnisse ermöglichen auf bewässerten Flächen Dauerfeldbau.<br />
- Günstige Anbaubedingungen gibt es aber auch für Baumwolle (Niltal, Nildelta)<br />
und Dattelpalmen (Oasen).<br />
- Ansonsten ist nur eine extensive Landwirtschaft möglich wie Trockenfeldbau<br />
an der Mittelmeerküste oder Wanderweidewirtschaft in Steppengebieten.<br />
Atlas<br />
Zu Teilaufgabe 2:<br />
Erläutern Sie die agrarwirtschaftliche Situation unter Berücksichtigung der<br />
demografischen Entwicklung des Landes.<br />
- Durch die ständige Verkürzung der Verdoppelungszeiträume der dynamisch<br />
wachsenden Bevölkerung zeigt sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts exponentielles<br />
Wachstum der Bevölkerung.<br />
- Die Bevölkerungszunahme resultiert vor allem aus einer - infolge verbesserter<br />
medizinischer Betreuung - nahezu stetig hohen Abnahme der Sterberate bei<br />
wesentlich geringerer und stark schwankender Abnahme der Geburtenrate.<br />
- Es ergibt sich eine Bevölkerungspyramide mit breiter Basis.<br />
- Die Ernährungssituation spitzt sich zu.<br />
- Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl verringert sich die Pro-Kopf-<br />
Erntefläche. Entfielen 1821 noch 0,5 ha Erntefläche auf jeden Einwohner,<br />
so sind es heute weniger als 0,1 ha Erntefläche pro Kopf, obwohl Ägypten<br />
seine Bewässerungsflächen im 20. Jh. um 12180 km² vergrößerte.<br />
- Die Hauptanbaugebiete für landwirtschaftliche Kulturen sind das Niltal und<br />
das Nildelta, wo nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Export<br />
angebaut wird, z. B. Baumwolle.<br />
- Der Anbau ist bei Bewässerung ganzjährig möglich. Die stärkere Zunahme<br />
der Erntefläche (um 3,7 Mio. ha) im Vergleich zur Vergrößerung der Agrarfläche<br />
(etwa 1 Mio. ha) ist auch auf den Assuanstaudamm zurückzuführen<br />
(mehrere Ernten im Jahr möglich).<br />
- Die Steigerung der Nahrungsmittelimporte spiegelt die Entwicklung der Agrarsituation<br />
wider.<br />
- Die negative Entwicklung der Handelsbilanz von ~ 6,5 Mrd. US $ 1990 auf<br />
~ 10,5 Mrd. US $ 1997 lässt vermuten, dass die zukünftigen Nahrungsmittelim-porte<br />
zu einem sich zuspitzenden finanziellen Problem für Ägypten werden<br />
können.<br />
Zu Teilaufgabe 3:<br />
Charakterisieren Sie das „New Valley Project“ in der Sahara unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Dachla-Oase und bewerten Sie die Erfolgsaussichten<br />
des Projekts.<br />
Charakterisierung des „New Valley Projects“ (NVP):<br />
- Das NVP gehört zu den bedeutenden Schwerpunkten der Neulandgewinnung<br />
Ägyptens.<br />
- Es sollte - mit 3,2 Mio. ha bewässerter LNF auf der Grundlage von fossilen<br />
Grundwasser-Vorkommen - zum größten ägyptischen Neulandgebiet entwickelt<br />
werden und in 60 Dörfern eine Million Menschen aufnehmen.<br />
- Die Fördermengen der Tiefbrunnen blieben jedoch unter den Erwartungen,<br />
sodass hinsichtlich der bewässerten LNF nur 4%, bezüglich der Bevölkerung<br />
nur 13% des geplanten Umfangs erreicht wurden.<br />
M2/M3/<br />
M4/M5<br />
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
- Um das Wasserdefizit der Tiefbrunnen auszugleichen, soll durch den ca. 600<br />
km langen Tushka-Kanal Wasser vom Nassersee herangeführt werden.<br />
- Schwerpunkt des NVP ist die Dachla-Oase. Dort wurden zwar große Flächen<br />
neuen Kulturlandes geschaffen, jedoch auch große, meist weit von Brunnen<br />
entfernte Flächen wieder aufgegeben.<br />
- Während in El Rashda bescheidene Erfolge erzielt wurden, ging in Mut ein<br />
großer Teil des bewässerten Landes durch Versalzung verloren.<br />
- Eine weitere Gefahr stellen Sandverwehungen aus den umgebenden Wüstengebieten<br />
dar.<br />
M6/M7/<br />
M8/M9<br />
Bewertung der Erfolgsaussichten des Projekts:<br />
- Da zwar das Wasserangebot im NVP durch Tiefbrunnen beträchtlich erweitert<br />
werden konnte, sich hinsichtlich der Fördermenge die Erwartungen jedoch<br />
nicht erfüllten, sodass die Pläne weder bei der Bewässerungsfläche noch bei<br />
zu errichtenden Dörfern zu realisieren waren, können dem Projekt insgesamt<br />
nur beschränkte Erfolgsaussichten zugebilligt werden.<br />
- Außerdem erhebt das Projekt wegen der Einbeziehung fossilen, also nicht<br />
regenerierbaren Grundwassers keinen Anspruch auf Nachhaltigkeit.<br />
- Der geplante Tushka-Kanal hat insgesamt nur geringe Erfolgsaussichten, weil<br />
das zu den Oasen abgeleitete Wasser dem Niltal und Nildelta und ein großer<br />
Teil des Tushka-Kanal-Wassers unter den extrem trockenen Bedingungen<br />
den Oasen durch Verdunstung verloren geht.<br />
- Wie die auffallend große Ausdehnung von versalzten Flächen im Bereich der<br />
Oase Mut zeigt, konnte der erwartete Kultivierungserfolg nicht erzielt werden.<br />
- Kritisch einzuschätzen sind die hohen Kosten für den Bau und Unterhalt der<br />
Bewässerungseinrichtungen, der große Aufwand für die Errichtung der Verkehrs-<br />
und Siedlungsstruktur sowie die Transportprobleme wegen der großen<br />
Entfernung zum Zentralraum.<br />
- Das NVP vermag somit weder die agrarwirtschaftliche Situation Ägyptens<br />
wesentlich zu verbessern noch den Siedlungsdruck auf das Niltal und Nildelta<br />
zu entlasten.<br />
Atlas /<br />
M6/M7/<br />
M8/M9<br />
Bewertungskriterien:<br />
Anforderungsbereiche, die in den Teilaufgaben enthalten sind:<br />
Teilaufgabe<br />
Anforderungsbereich<br />
I<br />
Anforderungsbereich<br />
II<br />
Anforderungsbereich<br />
III<br />
1. 10% 20%<br />
2. 15% 20%<br />
3. 5% 10% 20%<br />
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<strong>Aufgabenbeispiele</strong> und Korrektur- und Bewertungshinweise für zentrale schriftliche Abiturprüfungen<br />
<strong>Geografie</strong><br />
2 Korrektur- und Bewertungshinweise<br />
Die Bewertungskriterien gelten für Grund- und Leistungskurse. Eine Differenzierung von<br />
Grund- und Leistungskursen erfolgt über das Anforderungsniveau der Aufgabenstellung.<br />
Für die Bewertung von schriftlichen Prüfungsleistungen gelten die Hinweise der EPA, Seite<br />
16/17 und der GOSTV, §27. Die Beurteilung der schriftlichen Prüfungsarbeit umfasst das<br />
Gutachten sowie die Bewertung mit einer Note, der gegebenenfalls eine Tendenz hinzuzufügen<br />
ist.<br />
Ein mit „sehr gut“ beurteiltes Prüfungsergebnis setzt Leistungen im Anforderungsbereich III<br />
voraus. Auch ein mit „gut“ beurteiltes Prüfungsergebnis verlangt mindestens ansatzweise<br />
Leistungen im Anforderungsbereich III. Allgemeine Hinweise und die fachspezifische Beschreibung<br />
der Anforderungsbereiche sind der EPA unter II. 2; S. 10 - 15, zu entnehmen.<br />
Die Note „gut“ kann erteilt werden, wenn<br />
- wesentliche inhaltliche Aspekte richtig und geordnet erfasst werden,<br />
- gute Fachkenntnisse/ Fachsprache aufgabenbezogen angewendet werden,<br />
- Sachzusammenhänge differenziert dargestellt werden,<br />
- zu Problemen/ Hypothesen wenigstens teilweise begründet Stellung bezogen wird,<br />
- die Ausführungen sachgerecht strukturiert werden und ein gutes Ausdrucksvermögen<br />
nachgewiesen wird.<br />
Die Note „ausreichend“ kann erteilt werden, wenn<br />
- zentrale Aussagen und bestimmende Merkmale eines Textes (Materials) in Grundzügen<br />
erfasst sind,<br />
- die Aussagen auf die Aufgabe bezogen sind,<br />
- dabei grundlegende fachspezifische Verfahren und Begriffe angewendet werden,<br />
- die Darstellung im Wesentlichen verständlich ausgeführt wird und erkennbar geordnet ist.<br />
Im Erwartungshorizont nicht vorgesehene, aber gleichwertige Leistungen sind bei der Bewertung<br />
angemessen zu berücksichtigen.<br />
Es ist zu beachten, dass ab 01.08.2005 die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung<br />
gilt. In der Übergangszeit werden bei der Korrektur jene fehlerhaften Schreibweisen, die<br />
nach der alten Rechtschreibung korrekt waren, angestrichen, aber nicht als Fehler gezählt.<br />
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