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Thomas Bernhards pathologische Groteske Ist es eine Komoedie

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Universität Karlsruhe (TH)<br />

Institut für Literaturwissenschaft<br />

OS Ästhetik der Devianz<br />

SS 2004<br />

Seminarleiter: Prof. Andreas Böhn<br />

„Ich habe nichts zu verlieren!“<br />

<strong>Thomas</strong> <strong>Bernhards</strong> <strong>pathologische</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie?<br />

Peter Schallmayer<br />

Marxzeller Str. 38<br />

76359 Marxzell<br />

07248 6560<br />

HF Germanistik<br />

8. Sem<strong>es</strong>ter<br />

Matrikelnr.: 1058926


1<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

I<br />

(Einleitung) .................................................................................................................................. (S. 1)<br />

II<br />

(Das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>) ............................................................................................................................. (S. 2)<br />

III<br />

(Das Pathologische) ................................................................................................................... (S. 10)<br />

IV<br />

(Literaturverzeichnis) ................................................................................................................ (S. 15)<br />

Man redet mit Menschen, man ist allein.<br />

<strong>Thomas</strong> Bernhard, Drei Tage<br />

I<br />

„Die fürchterliche Wirklichkeit letzten End<strong>es</strong> niemals als Tragödie, sondern als Komödie. Das war<br />

mir die einzige Möglichkeit – und ist <strong>es</strong> heute auch noch“ (Dreissinger 62). Das betonte <strong>Thomas</strong><br />

Bernhard in <strong>eine</strong>m Interview 1978, scheinbar an <strong>eine</strong>n Zeitpunkt in der Vergangenheit denkend.<br />

Vielleicht an die Verleihung d<strong>es</strong> Kl<strong>eine</strong>n Österreichischen Staatspreis<strong>es</strong> genau ein Jahrzehnt zuvor,<br />

als er postulierte: „[E]s ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber <strong>es</strong> ist<br />

viel<strong>es</strong> lächerlich; <strong>es</strong> ist all<strong>es</strong> lächerlich, wenn man an den Tod denkt“ (Bernhard Rede 7). Oder aber<br />

Bernhard dachte an s<strong>eine</strong> Erzählung <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie? 1 aus dem Jahre<br />

1967, deren Titel die – vordergründig – w<strong>es</strong>entliche, philosophische 2 Frage aufgreift, was denn an<br />

<strong>eine</strong>m Abend im Theater g<strong>es</strong>pielt werde. Die Entscheidung fällt am Ende – scheinbar blindlings und<br />

willkürlich – zugunsten der Komödie aus.<br />

1 <strong>Thomas</strong> Bernhard: <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie? In: Ders.: Erzählungen. Kurzprosa. Hrsg. v. Hans<br />

Höller, Martin Huber und Manfred Mittermeyer. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2003, S. 35-42. (= Werke 14) Seitenzahlen<br />

in Klammern verweisen im Folgenden auf di<strong>es</strong>en Text.<br />

2 So jedenfalls nennt <strong>es</strong> der Schauspieler Bernhard Minetti, dem Bernhard bekanntlich ein eigen<strong>es</strong> Theaterstück<br />

(Minetti) auf den Leib g<strong>es</strong>chrieben hat: „Wie oft treffe ich Zuschauer aus m<strong>eine</strong>m Bernhard-Aufführungen, die mir<br />

jeweils di<strong>es</strong>elbe Stelle zitieren: Die <strong>eine</strong>n finden sie komisch, die anderen tragisch, aber ich denke weder an Komik<br />

noch an Erschütterung, wenn ich spiele. Ich spüre da immer wieder den philosophischen Punkt, an dem ich zu fragen<br />

beginne: Wie definieren wir Existenz? Aus der komischen Perspektive, aus der erhabenen, aus der tragischen? [...] Aber<br />

wir wechseln auch zwischen all di<strong>es</strong>en Definitionen hin und her, als wären sie nur Empfindungen“ (Minetti 219).


2<br />

Doch ist <strong>es</strong> zunächst nicht so sehr di<strong>es</strong>e willkürlich-dezisionistische Antwort – „die Findung der<br />

Entscheidung bleibt im Dunkeln“ (Schmidt-Dengler 78) –, die hier inter<strong>es</strong>sieren soll; von<br />

w<strong>es</strong>entlich größerer Bedeutung erscheint der (buchstäbliche) Weg dorthin, der aus <strong>eine</strong>m<br />

equilibristisch-artistischen Seiltanz 3 zwischen Komödie und Tragödie 4 , ja aus <strong>eine</strong>r Fusionierung<br />

beider Pole zu b<strong>es</strong>tehen scheint: „Wir haben <strong>es</strong> hier nicht mit Tragikomödie zu tun – in der <strong>es</strong> <strong>eine</strong><br />

klare Grenze bzw. <strong>eine</strong>n regelmäßigen Wechsel zwischen dem Komischen und dem Tragischen gibt<br />

[...] –, sondern mit der grot<strong>es</strong>ken Fusion beider Elemente“ (Thomson 108). Komische und tragische<br />

Gebärde verschmelzen also – und ergeben <strong>eine</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>. Genau das wird zu sehen sein, dass<br />

nämlich <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie? als Paradebeispiel für das Lächerlich-<strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong><br />

bei Bernhard stehen kann. 5 So liegt das Hauptaugenmerk di<strong>es</strong><strong>es</strong> Aufsatz<strong>es</strong> im Nachweis grot<strong>es</strong>ker<br />

Strukturen in Form und Inhalt. 6 In <strong>eine</strong>r Erweiterung der Perspektive soll anschließend die<br />

Verbindung zum Absurden herg<strong>es</strong>tellt werden. Am Ende unternimmt <strong>es</strong> di<strong>es</strong>er Aufsatz, die<br />

Erzählung unter <strong>eine</strong>m medizinischen G<strong>es</strong>ichtspunkt zu interpretieren, um den Text darüber mit<br />

dem Terminus der <strong>pathologische</strong>n <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> näher zu kategorisieren. Zunächst aber, wie g<strong>es</strong>agt,<br />

einige formale Betrachtungen, denn, so Bernhard selbst: „Den Stoff im eigentlichen Sinn halte ich<br />

für ganz und gar sekundär“ (Dreissinger 109).<br />

II<br />

„Nachdem ich wochenlang nicht mehr in das Theater gegangen bin, habe ich g<strong>es</strong>tern in das Theater<br />

gehen wollen, aber schon zwei Stunden vor Beginn der Vorstellung habe ich, noch während m<strong>eine</strong>r<br />

wissenschaftlichen Arbeit und also in m<strong>eine</strong>m Zimmer, mir ist nicht ganz klargeworden, im Vorderoder<br />

Hintergrund d<strong>es</strong> Medizinischen, das ich endlich zum Abschluß bringen muß, weniger m<strong>eine</strong>r<br />

Eltern als m<strong>eine</strong>m überanstrengten Kopf zuliebe, gedacht, ob ich nicht doch auf den Theaterb<strong>es</strong>uch<br />

verzichten soll“ (35). Schon di<strong>es</strong>er erste Satz enthält im Kern, worum <strong>es</strong> der g<strong>es</strong>amten Erzählung<br />

geht: Er produziert <strong>eine</strong> Art Konfusion, in der sich der (erste) Erzähler zu befinden scheint, und der<br />

3 Hier fügt sich gut <strong>eine</strong> autopoetologische Bemerkung ein, die Bernhard in <strong>eine</strong>m s<strong>eine</strong>r Theaterstücke platzierte: „Die<br />

Equilibristik hat mich / zeitlebens inter<strong>es</strong>siert / Mein Talent ist einmal ein ganz ander<strong>es</strong> Talent gew<strong>es</strong>en / Ich hatte das<br />

größte Talent zum Equilibristen / [...] / Die Wahrheit ist im Equilibrismus / [...] / Mich hat zeitlebens die Methode d<strong>es</strong><br />

Equilibrismus inter<strong>es</strong>siert“ (Bernhard Immanuel Kant 333). Und in <strong>eine</strong>m Interview heißt <strong>es</strong>: „Es ist all<strong>es</strong> komisch.<br />

Genau wie bei m<strong>eine</strong>r Prosa darf man nie genau wissen: Soll man jetzt hellauf lachen oder doch nicht. Di<strong>es</strong>e<br />

Seiltanzerei ist erst das Vergnügen“ (Dreissinger 41).<br />

4<br />

Bernhard selbst formulierte in s<strong>eine</strong>r Dankrede bei der Verleihung d<strong>es</strong> Büchner-Preis<strong>es</strong> zum Leben als<br />

„Theatervorstellung“, was auch hier zutrifft: „Wir wissen nicht, handelt <strong>es</strong> sich um die Tragödie um der Komödie, oder<br />

um die Komödie um der Tragödie willen. Aber all<strong>es</strong> handelt von Fürchterlichkeit, von Erbärmlichkeit, von<br />

Unzurechnungsfähigkeit“ (Bernhard Büchner-Preis).<br />

5 Oder wie <strong>es</strong> andernorts heißt: „Am eh<strong>es</strong>ten reichte vielleicht noch der Terminus <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> heran“ (Sorg 89).<br />

6 Innerhalb der ästhetischen Theorie b<strong>es</strong>teht allerdings „<strong>eine</strong> Vielfalt von Positionen“ (Rosen 877) hinsichtlich d<strong>es</strong><br />

<strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n; um dem „unabg<strong>es</strong>chlossenen Prozeß“ (Rosen 877) der Definition daher wenigstens einigermaßen Rechnung<br />

zu tragen, sollen zumind<strong>es</strong>t einige unterschiedliche Auffassungen hier Beachtung finden.


3<br />

die Satzstruktur – durch Einschübe und der daraus r<strong>es</strong>ultierenden Überdehnung d<strong>es</strong> Hauptsatz<strong>es</strong> –<br />

Vorschub leistet. Was – in der Umständlichkeit und Formulierung „im Vorder- oder Hintergrund<br />

d<strong>es</strong> Medizinischen“ 7 (35) – zunächst <strong>eine</strong>n durchaus komischen Zug trägt, gewinnt unter der<br />

Annahme, hier handle <strong>es</strong> sich „um Sinnlichkeit <strong>eine</strong>r an der mündlichen Rede orientierten Sprache<br />

und rhetorischen Struktur“ (Eyckeler 253) und damit um den sprachlichen Ausdruck ein<strong>es</strong><br />

Intellekts, <strong>eine</strong> etwas beängstigende, auf sich anbahnenden Wahnsinn verweisende Komponente<br />

hinzu. Darin aber ist schon ein w<strong>es</strong>entlich<strong>es</strong> Indiz d<strong>es</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> aufg<strong>es</strong>pürt: „Als modern<strong>es</strong><br />

Verständnis d<strong>es</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n [...] gilt die Kombination von anziehenden und abstoßenden, komischen<br />

und grauenerregenden, lächerlichen und tragischen Momenten in der Totalität der Welterfahrung“<br />

(B<strong>es</strong>t 14). Der (ambivalente) Satz wirkt in s<strong>eine</strong>r verschachtelten Form durchaus lächerlich,<br />

formuliert aber auf inhaltlicher Ebene ein existentiell<strong>es</strong>, fast tragisch<strong>es</strong> Problem: Werde die<br />

wissenschaftliche Arbeit nicht bald abg<strong>es</strong>chlossen, habe di<strong>es</strong> für den ohnehin überanstrengten Kopf<br />

d<strong>es</strong> Erzählers Konsequenzen, heißt <strong>es</strong>, und, wie g<strong>es</strong>agt, zeigt s<strong>eine</strong> ersten Auswirkungen schon im<br />

Aufbau d<strong>es</strong> Satz<strong>es</strong>. „Jedoch erst in der Text-L<strong>es</strong>er-Interaktion wird di<strong>es</strong>e Ambivalenz glaubhaft<br />

realisiert, insofern die inhaltsseitige Botschaft der Tragik und die formseitige Botschaft der Komik<br />

einander auszuschließen sch<strong>eine</strong>n“ (Huntemann 218).<br />

Wie der Erzähler ins Theater will, aber nicht gehen sollte, sollte er s<strong>eine</strong> <strong>pathologische</strong> Studie<br />

abschließen, will oder kann <strong>es</strong> aber offenbar nicht. 8 Mit di<strong>es</strong>em Chiasmus wird aber sofort ein<br />

weiterer Grundstein gelegt, worum <strong>es</strong> gehen soll: um ein Schwanken zwischen und Überschneiden<br />

oder Verschmelzen von je zwei entgegeng<strong>es</strong>etzten Möglichkeiten, allgem<strong>eine</strong>r um ein Problem d<strong>es</strong><br />

Entscheidens – oder genauer: Entscheiden-Könnens –, ja um das Ambige als Charakteristikum d<strong>es</strong><br />

<strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n schlechthin.<br />

Auch schon im ersten Satz entdeckt sich – mittels Wortkette Theater-Theater-Theaterb<strong>es</strong>uch – ein<br />

b<strong>es</strong>onder<strong>es</strong> rhetorisch<strong>es</strong> Prinzip: jen<strong>es</strong> der Rotation oder „Wiederholung von Reiz- und<br />

Empfindlichkeitswörtern in Situationen der Betroffenheit, der Verzweiflung, der Ratlosigkeit, aber<br />

auch als Zeichen ein<strong>es</strong> Zustand<strong>es</strong> der Irritation bzw. der Überreiztheit“ (Rossbacher 278). Im<br />

Verlauf der Erzählung entwickelt sich daraus rasch <strong>eine</strong> grot<strong>es</strong>ke Verzerrung; aus Wiederholung –<br />

per se schon <strong>eine</strong> Art Übertreibung – wird das Verfahren d<strong>es</strong> Übertreibens selbst. Welch zentrale<br />

Rolle <strong>es</strong> in der Poetik <strong>Bernhards</strong> spielt, beweist die noch Jahrzehnte später formulierte,<br />

autopoetologische Passage im Roman Auslöschung: „Um etwas begreiflich zu machen, müssen wir<br />

übertreiben [...], nur Übertreibung macht anschaulich“ (Bernhard Auslöschung 128). Und später<br />

7 Wobei di<strong>es</strong>er Satzteil an exponierter Stelle schon auf <strong>eine</strong> Schwierigkeit hinweist, die <strong>es</strong> später ausführlich zu<br />

untersuchen gilt: Jene d<strong>es</strong> Erzählers nämlich, verschiedene Ebenen auseinanderzuhalten, b<strong>es</strong>onders verschiedene<br />

Identitäten bzw. Realität und Wahn voneinander zu trennen.<br />

8 Nicht umsonst wirft er sich sein Versagen vor: „G<strong>es</strong>cheitert! G<strong>es</strong>cheitert!“ (35).


4<br />

heißt <strong>es</strong> auch dort: „Das Geheimnis d<strong>es</strong> großen Kunstwerks ist die Übertreibung, habe ich zu<br />

Gambetti g<strong>es</strong>agt, das Geheimnis d<strong>es</strong> großen Philosophierens ist <strong>es</strong> auch, die Übertreibungskunst ist<br />

überhaupt das Geist<strong>es</strong>geheimnis“ (Bernhard Auslöschung 612). Di<strong>es</strong>e Technik wird nicht umsonst<br />

immer wieder als <strong>eine</strong> der für <strong>Bernhards</strong> g<strong>es</strong>amt<strong>es</strong> Werk W<strong>es</strong>entlichen betont, 9 erscheint zugleich<br />

auch – als „lächerliche Übertreibung d<strong>es</strong> Wirklichen“ (Petsch 38) – als Merkmal d<strong>es</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n.<br />

Di<strong>es</strong>e Übertreibung findet sich also in di<strong>es</strong>em Text; da ist gleich zu Anfang die übertreibende<br />

Climax „ich weiß, warum ich nicht mehr ins Theater gegangen bin, ich verachte das Theater, ich<br />

hasse die Schauspieler, das Theater ist <strong>eine</strong> einzige perfide Ungezogenheit, <strong>eine</strong> ungezogene<br />

Perfidie“ (35), die in <strong>eine</strong>m komischen, chiastischen Wortspiel endet; da ist die – durch<br />

(kapitalisierte) Redundanz – lächerlich wirkende Einteilung der Theaterstudie in „Erster Abschnitt<br />

DIE SCHAUSPIELER, zweiter Abschnitt DIE SCHAUPSPIELER IN DEN SCHAUSPIELERN,<br />

dritter Abschnitt DIE SCHAUSPIELER IN DEN SCHAUSPIELERN DER SCHAUSPIELER,<br />

usf.“ (36); da ist die ebenso lächerliche Erklärung, wie viele Schritte mit welchen Schuhen einzelne<br />

Wege erfordern: „‚Hier gehe ich jeden Tag die gleiche Anzahl von Schritten, das heißt’, sagte er,<br />

,‚‚mit di<strong>es</strong>en Schuhen gehe ich von der Meierei bis zum Parlament, bis zum Gartenzaun genau<br />

dreihundertachtundzwanzig Schritte. In den Spangenschuhen gehe ich dreihundertzehn. Und zum<br />

Schweizertrakt [...] gehe ich genau vierhundertvierzehn Schritte mit di<strong>es</strong>en Schuhen,<br />

dreihundertneunundzwanzig mit den Spangenschuhen’“ (39); <strong>eine</strong> letzte Steigerung bildet den<br />

Schluss der Erzählung: „‚Und wenn Sie glauben, daß <strong>es</strong> in den Strafanstalten ein Vergnügen ist, so<br />

irren Sie sich! Die ganze Welt ist <strong>eine</strong> einzige Jurisprudenz. Die ganze Welt ist ein Zuchthaus. Und<br />

heute abend [...] wird in dem Theater da drüben, ob sie <strong>es</strong> glauben oder nicht, <strong>eine</strong> Komödie<br />

g<strong>es</strong>pielt’“ (42). Nicht nur entwickelt sich aus der Strafanstalt die Welt, die von der Jurisprudenz<br />

zum Zuchthaus wird; vielmehr scheint der Gipfel erst zu sein, dass im Theater dennoch – also trotz<br />

Frauenmord und der Welt als Gefängnis – <strong>eine</strong> Komödie g<strong>es</strong>pielt wird.<br />

In den Kreis der Übertreibung gehört ein ander<strong>es</strong> Phänomen, dass insb<strong>es</strong>ondere in <strong>Bernhards</strong><br />

Romanen stark ausgeprägt ist, 10 aber auch hier – wenn auch nur andeutungsweise – zu finden ist:<br />

jen<strong>es</strong> der Invektive, der Schmährede. An <strong>eine</strong>r Stelle behauptet der Erzähler, „hinter allen di<strong>es</strong>en<br />

9 So schreibt z.B. Franz Eyckeler: „Um nun das Widersinnige deutlich hervortreten, den absurden Hintergrund d<strong>es</strong><br />

Daseins durchsch<strong>eine</strong>n zu lassen, wählt Bernhard in fast jeder Hinsicht das Verfahren der Übertreibung. Die Redundanz<br />

d<strong>es</strong> jeweils Ausg<strong>es</strong>agten, die Wiederholung und Variation der rhetorischen Figuren, der Motive und Themen innerhalb<br />

von Romanen und Erzählungen und in intertextueller Hinsicht, die Verlagerung menschlicher Existenzprobleme und<br />

ihrer Reflexion in künstliche, da nur bedingt an der sogenannten äußeren Realität orientierte Welten verfolgen alle das<br />

Ziel, die Dinge möglichst klar, scharf umrissen und augenfällig hervortreten zu lassen, indem einzelne Aspekte<br />

überdeutlich herausgemeißelt werden“ (Eyckeler 237).<br />

10 So schimpft der Kunstkritiker Reger in „Alte Meister“ etwa: „Heidegger war ein philosophischer Marktschreier, der<br />

nur G<strong>es</strong>tohlen<strong>es</strong> auf den Markt getragen hat, all<strong>es</strong> von Heidegger ist aus zweiter Hand, er war und ist der Prototyp d<strong>es</strong><br />

Nachdenkers, dem zum Selbstdenken all<strong>es</strong>, aber auch wirklich all<strong>es</strong> gefehlt hat“ (Bernhard Alte Meister 89f.). Ähnliche<br />

(seitenlange) Invektiven finden sich in <strong>Bernhards</strong> Werk u.a. auch zu Stifter und Goethe.


6<br />

<strong>eine</strong>r „Erschütterung“, die „jetzt schon zweiundzwanzig Jahre“ (beide 39) zurückliege und auf der<br />

das ruhelose, allabendliche Umherlaufen d<strong>es</strong> Frauenmörders beruhe. So fragt sich der Erzähler<br />

zwischenzeitlich: „Ein Verrückter?“ (39). Kurz darauf ist von „ein[em] Zwischenfall, der lange<br />

zurückliegt“ (40) die Rede; der Erzähler stellt f<strong>es</strong>t: „Er hat [neben den Schuhen und mit Hut und<br />

Mantel] tatsächlich lauter Frauenkleider an“ (41). Die Auflösung erfolgt am Ende zuerst mit dem<br />

Schauplatz: „Hinter der Rossauerkaserne, hundert Meter vor der Brücke, die in den Zwanzigsten<br />

Bezirk hinüberführt, sagte der Mann plötzlich, stehengeblieben, in das Kanalwasser<br />

hineinschauend: ‚Da, an di<strong>es</strong>er Stelle’“ (42). Dann g<strong>es</strong>teht der Frauenmörder: „‚Ich stieß sie<br />

blitzschnell hinein. Die Kleider, die ich anhabe, sind ihre Kleider’“ (42). Es muss sich also um <strong>eine</strong><br />

Frau gehandelt haben, zu deren Kleidung er zumind<strong>es</strong>t Zugang hatte, will man den Gedanken<br />

vermeiden, er habe die Frau gar vor oder nach der Ermordung entkleidet. – Endlich b<strong>es</strong>timmt der<br />

Frauenmörder den Tatzeitpunkt noch einmal und genauer als eingangs: „‚Vor zweiundzwanzig<br />

Jahren und acht Monaten’“ (42). Die schon zitierte Bemerkung, Einsitzen sei kein Vergnügen,<br />

deutet schließlich darauf hin, dass der Frauenmörder gefasst wurde, s<strong>eine</strong> Strafe (physisch)<br />

verbüßte, allerdings innerlich (oder psychisch) nie von di<strong>es</strong>em Ereignis loskam, wie sein endlos<strong>es</strong><br />

verbal<strong>es</strong> Rotieren um di<strong>es</strong><strong>es</strong> Thema herum zu bezeugen scheint. Er wirkt dadurch hochgradig<br />

traumatisiert und – trotz indirekter Fixierung auf die Tat und direkter Orientierung an<br />

Schrittabständen und Spazierorten – dauerhaft orientierungslos. Der Tod der Eltern sechs Wochen<br />

zuvor ind<strong>es</strong> – „‚Selbstmord, junger Mann, Selbstmord!’“ (42) – erscheint als letzter Baustein zu<br />

di<strong>es</strong>er G<strong>es</strong>chichte; sofern man dem Berichtenden Glauben schenken darf, scheint der Gram um<br />

ihren Sohn oder d<strong>es</strong>sen Haftentlassung – weniger wohl das (jüngere?) G<strong>es</strong>chehen im Stadtpark –<br />

die Eltern zum Suizid gedrängt zu haben.<br />

Damit ist die Untersuchung ganz beim Inhaltlichen angelangt. Wie die äußere Darstellung d<strong>es</strong><br />

Frauenmörders schon nahelegt, handelt <strong>es</strong> sich hier um <strong>eine</strong> grot<strong>es</strong>ke Figur als „Begegnung mit dem<br />

Wahnsinn [als] <strong>eine</strong> der Urerfahrungen d<strong>es</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n“ (Kayser 198); <strong>eine</strong>r Figur auch, der in<br />

grot<strong>es</strong>ker Manier k<strong>eine</strong> eindeutige Identität zugeordnet wird oder werden kann: Das ist (zunächst)<br />

augenfällig im Kommentar d<strong>es</strong> Erzählers: „ich hatte aber s<strong>eine</strong>n Namen sofort verg<strong>es</strong>sen“ (38).<br />

Inter<strong>es</strong>sant ist auch, wie die einzelnen Merkmale erst im (buchstäblichen) Laufe der Erzählung<br />

wahrgenommen werden.<br />

„Die grot<strong>es</strong>ke Verzerrung führt vor Augen, daß ein und di<strong>es</strong>elbe Person [...] die verschiedensten<br />

und gegensätzlichsten Eigenschaften in sich birgt und nur die Perspektive darüber entscheidet,<br />

welche davon zu <strong>eine</strong>m gegebenen Zeitpunkt markant hervortreten und welche im Schatten<br />

verborgen bleiben. Unter den Begriff der ‚Perspektive’ ist hier vor allem auch das R<strong>es</strong>ultat <strong>eine</strong>r frei


7<br />

schaltenden ars combinatoria d<strong>es</strong> Betrachters zu subsumieren, die sich im Medium Sprache erst<br />

niederschlägt.“ (Eyckeler 245)<br />

Danach b<strong>es</strong>itzt der Frauenmörder – offenbar nach Otto Weiningers G<strong>es</strong>chlechtertheorie<br />

konstruiert 13 – doch <strong>eine</strong> männliche Stimme (er wird sofort als „Mann“ (37) bezeichnet) und<br />

darüber auch kurz darauf als Mann g<strong>es</strong>ehen. Dann treten allmählich die weiblichen Anteile über die<br />

Kleidung in den Vordergrund; erst die „Frauenhalbschuhe“ (37), dann der „Frauenhut“ (41),<br />

schließlich der „Frauenmantel“ (41). Dadurch offenbart sich das Spiel mit der Perspektive (zunächst<br />

auf die männlichen, dann die weiblichen Elemente) und – erneut – der Verlust von eindeutiger<br />

Identität (eindeutig als Mann oder Frau): „Im Grunde gibt <strong>es</strong>, in <strong>eine</strong>m extremen Verständnis d<strong>es</strong><br />

grot<strong>es</strong>ken Motivs, k<strong>eine</strong> individuellen Körper. Der grot<strong>es</strong>ke Körper b<strong>es</strong>teht aus Einbrüchen und<br />

Erhebungen, die schon den Keim ein<strong>es</strong> anderen Körpers darstellen“ (Bachtin 359). Und <strong>es</strong> zeigt<br />

sich, dass die Rede d<strong>es</strong> Frauenmörders – der ja sofort s<strong>eine</strong> Schuhe thematisiert, als der Erzähler sie<br />

bemerkt: „‚Ja, [...] jetzt mögen Sie sich Gedanken machen“ (38) – erst die ars combinatoria im<br />

Erzähler weckt und ihn über die scheinbar verrückte Sprache erst für das Äußerliche empfindlich<br />

macht. Vielleicht kann man gar sagen, dass die Sprache hier erst das Äußere erzeugt: „Der grot<strong>es</strong>ke<br />

Körper ist [...] ein werdender. Er ist nie fertig und abg<strong>es</strong>chlossen, er ist immer im Entstehen<br />

begriffen und erzeugt selbst stets <strong>eine</strong>n weiteren Körper“ (Bachtin 358). Charakteristisch für die<br />

grot<strong>es</strong>ke Figur jedenfalls ist die B<strong>es</strong>chäftigung „mit s<strong>eine</strong>m Aufbau in sich selbst“ (Petsch 31), wie<br />

<strong>es</strong> hier durchexerziert wird. Zudem stellt das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> „die vertrauten Normen und G<strong>es</strong>etze in<br />

Frage“ (B<strong>es</strong>t 15), hier allein schon durch die Tatsache ein<strong>es</strong> in Frauenkleidern steckenden Mann<strong>es</strong>.<br />

Ebenso enttäuscht das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> aber auch <strong>eine</strong>n b<strong>es</strong>timmten Erwartungshorizont. Es verlangt, „daß<br />

erstens <strong>eine</strong> b<strong>es</strong>timmte Weise, wie die Welt oder der Mensch ist, erwartet wird, und daß zweitens<br />

di<strong>es</strong>e Erwartung scheitert, so daß die Weltorientierung versagt und die Welt unheimlich wird“<br />

(Pietzcker 87). Der Erzähler erwartet – g<strong>es</strong>ellschaftlich und durch Erfahrung konditioniert – auf die<br />

tiefe Stimme hin, die fragt, „wie spät <strong>es</strong> sei“ (37), <strong>eine</strong>n Mann, der sich äußerlich aber immer mehr<br />

zur Frau entwickelt und unheimlicherweise letzlich gar ein Frauenmörder ist, der sich scheinbar –<br />

aus <strong>eine</strong>m Jagdritual oder Schuldkomplex heraus? – mit Trophäen sein<strong>es</strong> Opfers behängt hat; oder<br />

„als hätte nun ihn selbst jene Weiblichkeit überwältigt, deren personale Repräsentantin er damals<br />

aus s<strong>eine</strong>m Leben eliminieren wollte“ (Mittermayer 36); oder als wolle er di<strong>es</strong>e Frau jetzt gar sein.<br />

13 „Also Mann und Weib sind wie zwei Substanzen, die in verschiedenem Mischungsverhältnis, ohne daß je der<br />

Koeffizient <strong>eine</strong>r Substanz Null wird, auf die lebenden Individuen verteilt sind“ (Weininger 19).


8<br />

Und die (Welt-)Orientierung steht nun zusätzlich mit der artikulierten Frage auf dem Spiel: „<strong>Ist</strong> <strong>es</strong><br />

<strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie?“ (38). 14<br />

Damit „gehört das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> unzweifelhaft zu jenen ästhetischen Erscheinungen, die wir zunächst<br />

mit <strong>eine</strong>m ‚negativen Vorzeichen’ versehen, d.h. die uns auf den ersten Blick abstoßen, auf die<br />

Dauer aber f<strong>es</strong>seln“ (Petsch 26); so ist der Frauenmörder über sein Verbrechen stark negativ<br />

konnotiert, was den Erzähler allerdings – mit dem etwas seltsamen, da zusammenhanglos<br />

wirkenden Kommentar „Ich habe nichts zu verlieren!“ (37) – nicht davon abschreckt, den<br />

mysteriösen Mann nach <strong>eine</strong>m langen Spaziergang zwischen Volksgarten, Meierei, Parlament und<br />

Schweizer Trakt bis zum Donaukanal zu begleiten. Er scheint – durch Äußer<strong>es</strong> wie Kriminell<strong>es</strong> –<br />

völlig gef<strong>es</strong>selt zu sein von der „anarchische[n] Komponente d<strong>es</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n [...], daß die grot<strong>es</strong>ken<br />

Werke in unserer patriarchalisch strukturierten G<strong>es</strong>ellschaft häufig von Sexualität und Verbrechen<br />

b<strong>es</strong>timmt sind“ (Kayser 96), reagiert er doch auf den Befehl: „‚Gehen Sie!’“ (42) „nicht sofort“<br />

(42). Der Weg ind<strong>es</strong> geht zunächst buchstäblich im Kreise, wie die Rede d<strong>es</strong> Frauenmörders immer<br />

wieder das Thema Theater an der Oberfläche umkreist. Als sich allerdings die unterschwelligen<br />

Andeutungen zunehmend zum Mordg<strong>es</strong>chehen verdichten, führt der Gang die beiden einsamen<br />

Außenseiter – die im Übrigen wie isoliert nebeneinander einherschreiten, redet der Mann doch nur<br />

und lauscht der Student fast ausschließlich – vom Zentrum (dem Burgtheater) in Richtung d<strong>es</strong> 20.<br />

Bezirk<strong>es</strong>, also an die Peripherie, gerade ebenso, wie das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> s<strong>eine</strong>n Ursprung als Ornament am<br />

Rande ein<strong>es</strong> Bild<strong>es</strong> hat.<br />

Wie oben schon anklang, beinhaltet das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> ein anarchisch<strong>es</strong> Element. Das kommt – neben<br />

G<strong>es</strong>chlechterambivalenz und Zerstörungs- und also Tötungslust beim Frauenmörder – auch am<br />

Erzähler zum Vorschein. Er will in s<strong>eine</strong>r Verachtung und in s<strong>eine</strong>m Hass ja <strong>eine</strong> Studie verfassen,<br />

„die dem Theater ein für allemal ins G<strong>es</strong>icht schlägt“ (35). So fühlt er „den größten Genuß“ (36),<br />

als er die Theaterkarte – als sei <strong>es</strong> Metapher für die Zerstörung d<strong>es</strong> Theaters selbst oder „<strong>eine</strong><br />

Tötung in effigie“ (Schmidt-Dengler 77) – zwischen den Fingern zerreibt. Damit sucht ein Ich sich<br />

„von <strong>eine</strong>r Autorität [zu befreien], die <strong>es</strong> bisher zumind<strong>es</strong>t teilweise noch anerkannte“ (Pietzcker<br />

96). Und wieder ist der Kern d<strong>es</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n erreicht, von dem die Betrachtung ihren Ausgang<br />

nahm: die Verbindung von Lachen 15 und Grauen, wie sie in all den bislang genannten Aspekten<br />

zum Ausdruck kommt: in der lächerlichen Verschachtelung d<strong>es</strong> ersten Satz<strong>es</strong> und sein<strong>es</strong> etwas<br />

14 Doch geht <strong>es</strong> bei Bernhard nicht so sehr um ein Entweder-oder, sondern mehr um ein Sowohl-als auch; das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong><br />

ist ja kein heterogen<strong>es</strong> Nebeneinander, sondern <strong>eine</strong> Fusion aus Heterogenem. Daher ist die Entscheidung d<strong>es</strong><br />

Frauenmörders am Ende eher als Vervollkommnung zu sehen: Das Theater spielt <strong>eine</strong> Komödie im Gleichgewicht zur<br />

sich draußen simultan vollziehenden Darstellung <strong>eine</strong>r Tragödie.<br />

15 Vom Lachen ist ausdrücklich die Rede, als der Frauenmörder berichtet: „Ich bin sehr oft in di<strong>es</strong>em Theater gew<strong>es</strong>en,<br />

[...] ein<strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> zum letzten Mal, wie jeder Mensch ein<strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> zum letzten Mal in ein Theater geht, lachen Sie nicht!“<br />

(38).


9<br />

grauenerregenden Inhalts; in der Übertreibung, die zugleich komisch wie hilfos, da selbstlaufendausweglos<br />

erscheint; die Invektive als Lustigmachen und gleichzeitig<strong>es</strong> Schockieren (d<strong>es</strong><br />

Betroffenen); in der lächerlichen G<strong>es</strong>talt d<strong>es</strong> grausamen Frauenmörders; im lächerlichen<br />

Umherlaufen, das aber auch tragisch-hilfos und wie jen<strong>es</strong> Eing<strong>es</strong>perrter wirkt; schließlich im<br />

munteren Zerreiben <strong>eine</strong>r Theaterkarte, ohne wirklich vom Theater loszukommen: die Studie will<br />

g<strong>es</strong>chrieben werden, der Frauenmörder ind<strong>es</strong> lässt sich über kaum ein ander<strong>es</strong> Thema aus. So<br />

g<strong>es</strong>ehen kann die g<strong>es</strong>amte Erzählung zurecht als Muster für das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> gelten.<br />

„Die G<strong>es</strong>taltungen d<strong>es</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n sind [aber auch] ein Spiel mit dem Absurden“ (Kayser 202), das<br />

sich „im Zwi<strong>es</strong>palt zwischen menschlicher Erwartung und dem, was sich ihr widersetzt“ (Pietzcker<br />

89) manif<strong>es</strong>tiert. Dabei ist das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> <strong>eine</strong> Technik, dem Absurden zum Ausdruck zu verhelfen –<br />

auch über Ausdruck von Ekel, ist das Absurde doch das „oft von Ekel begleitete Gefühl der<br />

Bezugslosigkeit, der Entfremdung und der Isolation in <strong>eine</strong>m Raum der absoluten Sinnleere“<br />

(Norbert Lennartz). Auch der Erzähler in <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie? ekelt sich: „Er<br />

ging sehr rasch, <strong>es</strong> war mir fast unerträglich, ihm dabei zuzuschauen, der Gedanke, daß der Mann<br />

Frauenhalbschuhe anhat, verursachte mir Übelkeit“ (38f.). Doch während das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> – wie in der<br />

anarchischen Gebärde schon zu sehen war – <strong>eine</strong>n b<strong>es</strong>timmten (konventionalisierten) Sinn angreift,<br />

behauptet das Absurde Sinnlosigkeit. Die kommt insb<strong>es</strong>ondere in drei Momenten der Erzählung zur<br />

Geltung: Zum Umgang mit s<strong>eine</strong>r vollendeten Studie bemerkt der Erzähler erstens – hier schon ein<br />

wenig verrückt wirkend –: „<strong>Ist</strong> sie fertig, verbrennst du sie, weil <strong>es</strong> sinnlos ist, sie zu<br />

veröffentlichen, du li<strong>es</strong>t sie durch und verbrennst sie. Veröffentlichung ist lächerlich, verfehlter<br />

Zweck!“ (36). 16 Wobei hier mit den Adjektiven „sinnlos“ und „lächerlich“ für di<strong>es</strong>e Untersuchung<br />

w<strong>es</strong>entliche autopoetologische Äußerungen gefallen sind; aus der Abfolge von sinnlos zu lächerlich<br />

ergibt sich auch der Weg d<strong>es</strong> Absurden hin zum <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n, wie – zweitens – auch bei der Frage d<strong>es</strong><br />

Frauenmörders nach der Uhrzeit zu sehen ist. Di<strong>es</strong>e Frage entpuppt sich als „Trick“ (40), heißt <strong>es</strong><br />

später: „‚Übrigens’, sagte der Mann, ‚habe ich, das ist die Wahrheit, m<strong>eine</strong> Uhr nicht verloren, ich<br />

verliere m<strong>eine</strong> Uhr nicht. Hier, sehen Sie, ist m<strong>eine</strong> Uhr’, sagte er und hielt mir sein Handgelenk<br />

vors G<strong>es</strong>icht, so daß ich s<strong>eine</strong> Uhr sehen konnte“ (40). Damit erweist sich die Zeitfrage zunächst als<br />

absurd, das ist völlig sinnlos 17 ; auf <strong>eine</strong>r anderen Ebene allerdings erscheint sie grot<strong>es</strong>k und damit<br />

mit <strong>eine</strong>m anderen Sinn versehen als erwartet: Die Frage erst ermöglicht den Spaziergang und<br />

16 Doch ist di<strong>es</strong> ein bei Bernhard oft artikulierter Gedanke und zugleich Ausdruck <strong>eine</strong>r Sprachskepis: „Schriften sind<br />

zu vernichtende Schriften“ (Bernhard Ortler 172), denn „nicht der Verstand ist <strong>es</strong> [...], den man zu Papier bringt, die<br />

Lächerlichkeit [!] ist <strong>es</strong>, die Unfähigkeit, die Niedertracht“ (Bernhard Watten 66). Und so schlägt der Arzt in Watten<br />

denselben Weg ein: „Di<strong>es</strong>er Gedanke, was mit all di<strong>es</strong>en Papieren zu g<strong>es</strong>chehen hat, denke ich, während ich aufwache.<br />

[...].Verbrennen“ (Bernhard Watten 66).<br />

17 Oder auch als nichtig; nimmt man hier Jean Pauls F<strong>es</strong>tstellung hinzu, „das Lächerliche b<strong>es</strong>teht in der plötzlichen<br />

Auflösung der Erwartung von etwas Ernsten in ein lächerlich<strong>es</strong> Nichts“ (Paul 102), so läßt sich im Übrigen noch einmal<br />

– anhand der Enttäuschung <strong>eine</strong>r Erwartung! – die Brücke schlagen vom Absurden hin zum Lächerlich-<strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n.


10<br />

überwindet so die Einsamkeit der beiden Figuren in <strong>eine</strong>m Rede-Akt als „Existenzüberbrückung“<br />

(Bernhard Auslöschung 611): „Am Ende hilft eben nur ein anderer Mensch“ (Eyckeler 257). Eine<br />

dritte Absurdität ist die Titel-Frage „<strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie?“ (38). Im<br />

andauernden Hin-und-her d<strong>es</strong> Monologs – der wiederum scheinbar <strong>eine</strong>r poetologischen Äußerung<br />

<strong>Bernhards</strong> folgt: „Ich glaub’, ich bin von Anfang an in m<strong>eine</strong>m Rhythmus drinnen, der sich<br />

intensiviert“ (Dreissinger 53)“ –, im Oszillieren zwischen Komischem und Tragischem entwickelt<br />

sich die Frage hin zu <strong>eine</strong>r Absurdidät, zu <strong>eine</strong>r Sinnlosigkeit, da offensichtlich beid<strong>es</strong> zugleich in<br />

Frage kommt, ja „letzten End<strong>es</strong> all<strong>es</strong> egal“ (Bernhard Keller 142) ist, was <strong>eine</strong> Entscheidung<br />

überflüssig werden lässt. Dass am Ende dennoch die Komödie postuliert wird, ist wiederum<br />

grot<strong>es</strong>k: Gerade, als sich der Kriminalfall geklärt und damit dem (im Reden) verlorenen<br />

Frauenmörder wie der Welt <strong>eine</strong>n düster-tragischen Anstrich verpasst hat, wird die Erwartung<br />

wiederum enttäuscht und die Tod<strong>es</strong>tragödie in <strong>eine</strong> Lebenskomödie umgekehrt. Daran zeigt sich:<br />

„Die Absurdität d<strong>es</strong> Daseins ist nur dadurch zu mildern, daß s<strong>eine</strong> grot<strong>es</strong>ken Seiten hervorgehoben<br />

werden. Die strukturelle Unauflöslichkeit der Widersprüche [...] ist nur durch <strong>eine</strong> Haltung ‚echten<br />

Humors’ (Novalis) zur Welt auszuhalten“ (Eyckeler 236f.).<br />

III<br />

„Das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> enthält in sich den Einspruch gegen <strong>eine</strong> b<strong>es</strong>timmte Wirklichkeit“ (Pietzcker 95) und<br />

ist <strong>eine</strong> „entfremdete Welt“ (Kayser 199), die sich „in der Dämmerungsschau d<strong>es</strong> Übergangs“<br />

(Kayser 200) erhebt. Es verweist auf „die Nachtseite menschlicher Existenz“ (B<strong>es</strong>t 16) und ist<br />

„Ausdruck der Diskrepanz zwischen [...] Realität und Phantasie“ (B<strong>es</strong>t 16). Genau di<strong>es</strong>e Züge <strong>eine</strong>r<br />

Vision trägt auch <strong>Bernhards</strong> Erzählung, ist doch nicht ganz eindeutig, ob <strong>es</strong> sich beim Frauenmörder<br />

um <strong>eine</strong> reale Figur innerhalb der Erzählung handelt. Vielmehr scheint er <strong>eine</strong> grot<strong>es</strong>k verzerrte<br />

Wiederholung d<strong>es</strong> Erzählers, <strong>eine</strong> Manif<strong>es</strong>tation sein<strong>es</strong> Wahns zu sein. Dafür sprechen mehrere<br />

Indizien.<br />

Schon auf formaler Ebene deutet – rechtzeitig zum deus ex machina-Auftritt d<strong>es</strong> Frauenmörders –<br />

ein Bruch im Tempus-Gefüge auf die Sonderstellung d<strong>es</strong> Folgenden hin. Hatte der Erzähler bislang<br />

all<strong>es</strong> im Präsens verhandelt, springt er plötzlich ins Präteritum: „[I]ch spreche den Satz nicht aus,<br />

obwohl ich große Lust habe, den Satz auszusprechen. / Er habe s<strong>eine</strong> Uhr verloren, sagte [!] der<br />

Mann“ (37).<br />

Dass <strong>es</strong> sich um <strong>eine</strong> psychische Krankheit handeln muss, verrät inhaltlich wiederum gleich der<br />

ersten Satz: Der Erzähler verweist hier – aufgrund <strong>eine</strong>r zum Abschluss zu bringenden<br />

wissenschaftlichen Arbeit – auf s<strong>eine</strong>n „überanstrengten Kopf“ (35); in der Einschätzung der


11<br />

Gefahr kommt ihm dabei einige Kompetenz zu, ist er doch ein Student und somit angehender<br />

Kenner „d<strong>es</strong> Medizinischen“ (35), wenig später differenzierter der „Pathologie“ 18 (35). Und in der<br />

Tat: Wie der Verlauf der Erzählung verdeutlicht, leidet der Erzähler wirklich unter <strong>eine</strong>r<br />

psychischen Krankheit, jener der dissoziativen Identitätsstörung (DIS). Di<strong>es</strong>e „ist charakterisiert<br />

durch die Existenz ‚<strong>eine</strong>r oder mehrerer Persönlichkeiten in <strong>eine</strong>r Person’, die über jeweils<br />

verschiedene Wertmaßstäbe und Verhaltenseigenarten verfügen können und die sich von <strong>eine</strong>r<br />

‚Primärpersönlichkeit’ unterscheiden“ (Fiedler 179). Die genannte Primärpersönlichkeit ist im<br />

Erzähler zu sehen; er ist scheinbar gänzlich definitionsgemäß konstruiert, denn „[d]i<strong>es</strong>e primäre<br />

Identität oder Persönlichkeitskonfiguration ist [...] in der Regel passiv, abhängig, hat Schuldgefühle<br />

und ist depr<strong>es</strong>siv g<strong>es</strong>timmt“ (Fiedler 187). Die Passivität d<strong>es</strong> Erzählers ergibt sich aus dem fast<br />

sprachlosen (realen oder imginären) Mitlaufen, hat der Frauenmörder doch die größten Redeanteile<br />

und wirkt w<strong>es</strong>entlich aktiver, indem er neben den G<strong>es</strong>prächsthemen auch den Weg vorgibt: „‚Gehen<br />

wir bis vor das Parlament’“ (38) sagt er, oder: „‚Gehen wir jetzt [...] zum Schweizertrakt’“ (39). Die<br />

Abhängigkeit offenbart sich in der Schwierigkeit d<strong>es</strong> Erzählers, sich am Ende vom Frauenmörder zu<br />

trennen. Dem Befehl: „‚Gehen Sie!’“ (42) leistet er „nicht sofort“ (42) Folge. Die Schuldgefühle<br />

zeigen sich schon gleich zu Beginn, als sich der Erzähler andauernd selbst unter Druck setzt:<br />

„[E]ndlich“ (35) müsse er di<strong>es</strong>e Arbeit beenden, und er suche „die Pathologie zu forcieren“ (35).<br />

Auch an anderen Stellen offenbaren sich di<strong>es</strong>e wiederum DIS-typischen, „kontinuierlich stark<br />

überhöhte[n] Anforderungen“ (Fiedler 196), hier d<strong>es</strong> Erzählers an sich selbst: So redet er sich zu:<br />

„[d]u wirst d<strong>eine</strong> Studie [...] schreiben“ (35); so hält er sich vor: „G<strong>es</strong>cheitert! G<strong>es</strong>cheitert!“ (35); so<br />

verbietet er sich – in <strong>eine</strong>m sich zugleich strafenden wie Belohnung versprechenden Akt der Selbst-<br />

Erpr<strong>es</strong>sung – den Theaterb<strong>es</strong>uch: „Wenn du d<strong>eine</strong> Theaterstudie g<strong>es</strong>chrieben hast [...], dann ist <strong>es</strong><br />

dir wieder erlaubt, ins Theater zu gehen“ (35); und schließlich wiederholt er gebetsmühlenartig:<br />

„Die Theaterstudie, ein<strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> die Theaterstudie!“ (36). Dass sich der Erzähler „für das Theater<br />

umgezogen“ (36) hat, verstärkt nur noch den Eindruck, hier gehe <strong>es</strong> um <strong>eine</strong> Art Verdrängung 19 :<br />

Doch der sofort unterdrückte Wunsch, auch tatsächlich ins Theater hineingehen zu wollen, erzeugt<br />

emotional<strong>es</strong> Chaos: Plötzlich ist ihm „peinlich“ (35), überhaupt die Kleidung gewechselt zu haben,<br />

und in der Folge schlägt die Theatersehnsucht um in Theaterhass: „Es befriedigt mich, nicht<br />

hineinzugehen“ (36), konstatiert er masochistisch, und in <strong>eine</strong>r Art sinnlicher Ersatzhandlung<br />

zerreibt er schließlich mit „Genuß“ (36) die Karte zwischen den Fingern. Aber auch Depr<strong>es</strong>sion<br />

18 Auch verstehbar als <strong>pathologische</strong> Anatomie und damit mit dem Tod assoziiert, bereitet die Erwähnung d<strong>es</strong> Wort<strong>es</strong><br />

Pathologie übrigens schon auf die Mordg<strong>es</strong>chichte vor, die sich ja im späteren Verlauf der Erzählung allmählich<br />

konstituiert.<br />

19 Wie die „Erzeugung“ d<strong>es</strong> hybriden Frauenmörders – neben dem thrill d<strong>es</strong> Unkonventionellen, Anarchistisch-<br />

Kriminellen – insb<strong>es</strong>ondere das R<strong>es</strong>ultat <strong>eine</strong>r sexuell motivierten, Freudschen Verdrängung sein dürfte – jener der<br />

Homo- oder aber Transsexualität.


12<br />

lässt sich an di<strong>es</strong>er fortwährenden Konditionierung und explizit am Selbstvorwurf „G<strong>es</strong>cheitert!<br />

G<strong>es</strong>cheitert!“ (35) abl<strong>es</strong>en; schließlich ist dem Erzähler gar der Tod gleichgültig: „Ich setze mich<br />

auf die Bank neben der Meierei, obwohl sich in di<strong>es</strong>er Jahr<strong>es</strong>zeit auf <strong>eine</strong> Volksgartenbank zu<br />

setzen tödlich sein kann“ (36). Auch der lange rätselhafte Satz, „daß [er] nichts zu verlieren habe“<br />

(37), gewinnt hier an Schärfe: Der Erzähler könnte sich an <strong>eine</strong>m emotionalen Tiefpunkt angelangt<br />

fühlen und daher jede Veränderung der Lage als Verb<strong>es</strong>serung betrachten.<br />

Die (oben erwähnten) DIS-spezifischen, unterschiedlichen Wertmaßstäbe kommen im behaupteten<br />

Theaterhass d<strong>es</strong> Erzählers gegenüber der Theaterliebe d<strong>es</strong> Frauenmörders zur Geltung: „Obwohl<br />

Sie, wie Sie sagen, das Theater hassen. Das Theater hassen? Ich liebe <strong>es</strong>“ (41), betont letzterer (aber<br />

beiden ist ein ausgeprägt<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se am Theater gemein); dabei gerät der Einschub „wie Sie sagen“<br />

doppeldeutig: Einerseits kann <strong>es</strong> bedeuten, der Frauenmörder vermute hinter der Behauptung die<br />

gegenteilige Meinung („wie Sie zumind<strong>es</strong>t behaupten“); 20 andererseits wird an k<strong>eine</strong>r Stelle der<br />

Erzählung explizit mitgeteilt, wie er denn di<strong>es</strong>e Auffassung d<strong>es</strong> Erzählers erfahren haben könnte.<br />

Di<strong>es</strong>e Lücke wiederum lässt sich durch Hinzuziehen der DIS schließen: „Das Auftreten der anderen<br />

Identitäten kann ‚ko-bewusst’ erfolgen, daß heißt, die Primäridentität und die weiteren<br />

abgrenzbaren Identitäten wissen um Gefühle und Gedanken d<strong>es</strong> jeweils anderen“ (Fiedler 179). So<br />

g<strong>es</strong>ehen „können [die Betroffenen] innere Dialoge der dissoziierten Identitäten erleben oder di<strong>es</strong>e<br />

bewusst führen, und die Bewusstseinszustände können sich ziel- und zweckgerichtet ‚miteinander’<br />

auseinandersetzen“ (Fiedler 208). Dabei ersch<strong>eine</strong>n die wechselnden Identitäten als „zeitweilig<br />

dissoziativ veränderte Eigenarten ein und derselben Person“ (Fiedler 184); di<strong>es</strong> erklärt die – trotz<br />

aller Unterschiede schon allein im Alter – auffälligen Übereinstimmungen. Schon die mysteriöse<br />

Erscheinung d<strong>es</strong> Frauenmörders – in <strong>eine</strong>m Akt der Plötzlichkeit und Überraschung, kurz<br />

Emergenz, wie sie dem <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n, aber auch der DIS eigen ist 21 – entspricht ganz den Bedürfnissen<br />

d<strong>es</strong> Erzählers. Di<strong>es</strong>er befindet sich vor dem Theater und registriert: „Die Vorstellung [!] hat<br />

angefangen, denke ich, und ich stehe auf und gehe in Richtung Innere Stadt, mich friert, ich habe<br />

nichts geg<strong>es</strong>sen und, fällt mir ein, über <strong>eine</strong> Woche lang mit k<strong>eine</strong>m Menschen mehr g<strong>es</strong>prochen,<br />

als ich plötzlich ang<strong>es</strong>prochen bin“ (37). Das Ersch<strong>eine</strong>n d<strong>es</strong> Frauenmörders folgt also genau der<br />

gedanklichen Blaupause d<strong>es</strong> Erzählers oder wie bei der DIS als „stilisierende Verkörperungen<br />

20 Wie später zu sehen sein wird, ist die Teilidentität oft <strong>eine</strong> Auslagerung von b<strong>es</strong>timmten, konfligierenden Gefühlen<br />

der Primäridentität, in die er zudem Einsicht haben kann. So betrachtet erscheint die Theaterliebe d<strong>es</strong> Frauenmörders als<br />

jene d<strong>es</strong> Erzählers, in d<strong>es</strong>sen Innern der Theaterhass sich breitgemacht hat.<br />

21 „Es dauert gewöhnlich nur Sekunden, um von <strong>eine</strong>r Identität in <strong>eine</strong> andere zu wechseln“, wobei „[d]ie Übergänge<br />

[...] häufig durch psychosoziale Belastungen oder b<strong>es</strong>onders intensive emotionale Erfahrungen (Tanz Musik,<br />

Betroffenheit) ausgelöst werden“ (beide Fiedler 186). So kann die wissenschaftliche Arbeit d<strong>es</strong> Erzählers als psychische<br />

Belastung aufgefasst werden, wie die plötzlich realisierte Isolation Betroffenheit auslöst. Auch der Hunger fügt sich in<br />

das Krankheitsbild, kommt <strong>es</strong> bei der DIS doch häufig zu Essstörungen, und auch der Spaziergang als Ausdruck von<br />

Schlafstörung klingt in di<strong>es</strong>em Kontext plausibel.


13<br />

konfligierender Erinnerungen, Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse“ (Fiedler 284), und zwar – und<br />

das ist auffällig – zunächst akustisch oder als akustische Halluzination, die „wie eigene<br />

Erinnerungen [ersch<strong>eine</strong>n] oder gleichzeitig ablaufende Mitdenk-Proz<strong>es</strong>se eigener alternativer<br />

Persönlichkeiten, die häufig versuchen, auf das aktuelle Handeln zielgerichtet Einfluss zu nehmen“<br />

(Fiedler 206): Plötzlich wird er ang<strong>es</strong>prochen – oder wird sein Mitdenk-Proz<strong>es</strong>s laut – und in dem<br />

Augenblick, als ihm bewusst wird, lange nicht mehr mit jemandem kommuniziert zu haben. Die<br />

Worte d<strong>es</strong> Frauenmörders sind dabei nichts ander<strong>es</strong> als „Wörter, mit denen wir [und auch der<br />

Erzähler] aus Verlassenheit im Gehirn hantieren“ wie auch „Wörter, an die wir uns anklammern,<br />

weil wir aus Ohnmacht verrückt, und aus Verrücktheit verzweifelt sind“ (beide Bernhard Büchner-<br />

Preis). Gegen sein Frieren hilft nun am b<strong>es</strong>ten Bewegung (der Spaziergang), gegen den Hunger<br />

ind<strong>es</strong> Ablenkung (das G<strong>es</strong>präch). Insg<strong>es</strong>amt ergibt sich mit Beginn der Theatervorstellung auch die<br />

– doppelsinnige – Vorstellung d<strong>es</strong> Frauenmörders. Kurioserweise folgt di<strong>es</strong>e noch dem Drehbuch<br />

der Theaterstudie, die der Erzähler in s<strong>eine</strong>m Kopf herumträgt: Erst treffen sich die Schauspieler;<br />

im nächsten Schritt entpuppt sich <strong>eine</strong> Schauspielerin im Schauspieler; dann der Mörder in der<br />

Schauspielerin im Schauspieler. Zu Bühnenexz<strong>es</strong>sen, zur Übertreibung also gerät – wie oben zu<br />

sehen war – neben der Sprache insb<strong>es</strong>ondere der Spazierweg; und am Ende schließlich erfolgt auf<br />

die Frage „ALSO, WAS IST DAS THEATER?“ (36) die lapidare Antwort „‚Tatsächlich <strong>eine</strong><br />

Komödie’“ (42). 22 Nimmt man die erst allmähliche Konturierung d<strong>es</strong> Frauenmörders, die mit der<br />

Entpuppung einhergeht, sowie die schon ang<strong>es</strong>prochene G<strong>es</strong>taltwerdung im Nachvollzug der<br />

Sprache hinzu, so erscheint der Frauenmörder tatsächlich als Ausdruck ein<strong>es</strong> wahnhaften Geist<strong>es</strong>,<br />

jen<strong>es</strong> d<strong>es</strong> Erzählers nämlich; der Satz „Ich habe nichts zu verlieren!“ (37) gewinnt dadurch weiter<br />

an Klarheit: Es ist die all<strong>es</strong> auslösende Aufforderung d<strong>es</strong> Erzählers an sich selbst, die unterdrückte<br />

Teilidentität zuzulassen. Und das zu <strong>eine</strong>m Zeitpunkt, an dem „niemand mehr in das Theater<br />

hinein[geht]“ (37) und also k<strong>eine</strong> eventuellen Beobachter mehr vorhanden sind (und auf dem<br />

ganzen Weg dann nie von anderen Menschen oder Begegnungen die Rede ist, als sei der Erzähler<br />

vollauf b<strong>es</strong>chäftigt oder als bewege sich all<strong>es</strong> nurmehr noch im Kopfe d<strong>es</strong>selben).<br />

Ebenfalls zur Diagnose der DIS zählt – auch wenn sich beide Identitäten teilweise gegenseitig<br />

wahrnehmen – die Amn<strong>es</strong>ie, „[e]ine Unfähigkeit, sich an wichtige persönliche Informationen zu<br />

erinnern, die zu umfassend ist, um durch gewöhnliche Verg<strong>es</strong>slichkeit erklärt zu werden“ (Fiedler<br />

186). Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Verg<strong>es</strong>sen – hier innerhalb d<strong>es</strong> Wahns und genauer definiert als „Erinnerungslücken<br />

[...] bezüglich d<strong>es</strong> Fühlens und Denkens der anderen Persönlichkeiten“ (Fiedler 179) – nimmt in der<br />

22 Nimmt man wiederum an, die Teilidentität habe Einsicht in die Gedanken der Primäridentität, lässt sich das Wissen,<br />

was denn g<strong>es</strong>pielt werde, leicht klären: Immerhin b<strong>es</strong>aß der theaterversierte Erzähler <strong>eine</strong> Eintrittskarte, auf der <strong>eine</strong><br />

Titelnennung d<strong>es</strong> Stück<strong>es</strong> angenommen werden darf. Doch darüber hinaus kommt der Entscheidung für die Komödie<br />

<strong>eine</strong> weitere Bedeutung zu, wie eingangs schon angedeutet wurde und noch zu sehen sein wird.


14<br />

früheren Begegnung d<strong>es</strong> Frauenmörders mit <strong>eine</strong>m jungen Manne G<strong>es</strong>talt an: „‚Es ist genau<br />

achtundvierzig Tage her, daß ich hier im Volksgarten um di<strong>es</strong>e Zeit zum letzten Mal <strong>eine</strong>n<br />

Menschen angetroffen habe’“ (39). Di<strong>es</strong>e Begegnung trägt – mit Frage nach der Uhrzeit und<br />

Spaziergang zu Parlament und Schweizertrakt – di<strong>es</strong>elben Merkmale wie jene zwischen<br />

Frauenmörder und Erzähler; darüber hinaus sei <strong>es</strong> ein Mensch im Alter d<strong>es</strong> Erzählers gew<strong>es</strong>en,<br />

„‚[w]ie Sie, schweigsam, wie Sie, zuerst unschlüssig, dann entschlossen, mit mir zu gehn. Ein<br />

Naturwissenschaftsstudent’“ (40) und mit „Reaktionsgleichheit“ (40) hinsichtlich der<br />

Frauenschuhe. Nur führt der jetzige Gang w<strong>es</strong>entlich weiter (hinein in die DIS): „‚Aber kein<br />

Mensch ist bis jetzt mit mir [...] zweimal bis vor das Parlament gegangen und zweimal bis zum<br />

Schweizertrakt und also viermal zur Meierei zurück. [...] Noch nie hat mich auch nur ein einziger<br />

Mensch von hier ein Stück nach Hause begleitet’“ (41). Ind<strong>es</strong> die Vermutung zugrundelegend, ein<br />

(imaginiert<strong>es</strong>) Treffen der beiden habe schon einmal stattgefunden, enthält der zauberspruchartige,<br />

da erweckende Satz vom Nichts-zu-verlieren <strong>eine</strong> weitere Verständnisvariante: Er artikuliert nun<br />

auch die unbewusste Bekanntschaft, der sich der Erzähler getrost anvertrauen dürfe. – „Statt von<br />

‚Amn<strong>es</strong>ie’ ist in vielen Fällen [allerdings] b<strong>es</strong>ser und zutreffender von D<strong>es</strong>inter<strong>es</strong>se der<br />

Personzustände füreinander zu sprechen“ (Fiedler 187). So nimmt der Frauenmörder den Erzähler<br />

zwar wahr, wie oben zu sehen war, hat aber – über die Rolle d<strong>es</strong>selben als Reizwortgeber (die<br />

Antwort auf die Uhrenfrage, die die Kommunikation erst startet) und willenlosen Zuhörer hinaus –<br />

kein Inter<strong>es</strong>se an ihm.<br />

Aus der übergeordneten Perspektive d<strong>es</strong> Rahmens, der sich um das g<strong>es</strong>childerte Ereignis legt –<br />

„habe ich g<strong>es</strong>tern [!] ins Theater gehen wollen“ (35) –, ergibt sich endlich ein letzter markanter<br />

Hinweis auf <strong>eine</strong> Erkrankung an DIS: Die Erzählung entpuppt sich als mündlich<strong>es</strong> oder gar<br />

schriftlich<strong>es</strong> Protokoll, als Narrative Chart. Und genau di<strong>es</strong>e „Erzählung von G<strong>es</strong>chichten und<br />

Erlebnisepisoden“ (Fiedler 250) ist <strong>eine</strong> mögliche Therapieform der DIS. Sie zielt darauf ab, „<strong>eine</strong><br />

neue und grundlegende metakognitive Entwicklung anzuregen oder anzureichern. Das Nachdenken<br />

der Betroffenen über ihre eigenen Denkproz<strong>es</strong>se, über die Eigenarten der internalen Separation<br />

elementarer Gefühls- und Bewusstseinszustände ist ein w<strong>es</strong>entlich<strong>es</strong> Moment der<br />

Integrationsarbeit“ (Fiedler 249). Am Ende steht die <strong>eine</strong>, vereinigte Identität. Die Erzählung als<br />

Therapieversuch: Der Satz „Ich habe nichts zu verlieren!“ (37) wird damit – nach dem <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n,<br />

da Befremdlichen, ja nahezu Absurden; dem die Lage Realisierenden; dem all<strong>es</strong> Gebärenden;<br />

schließlich dem Anvertrauenden – letztlich zur poetologischen Formel, dass nämlich versucht<strong>es</strong><br />

(mündlich<strong>es</strong> oder schriftlich<strong>es</strong>) Erzählen, sollte <strong>es</strong> auch scheitern, immer ein Gewinn ist: „Es gibt ja<br />

nur G<strong>es</strong>cheitert<strong>es</strong>. Indem wir wenigstens den Willen zum Scheitern haben, kommen wir vorwärts“<br />

(Bernhard Ja 44). Di<strong>es</strong>er Wille zum Scheitern steckt im Satz d<strong>es</strong> Erzählers und ist genau dazu


15<br />

geeignet, <strong>eine</strong> positive Umkehrung zu erreichen: das Verlassen der Verzweiflung, die<br />

dezisionistische Umwertung der Tragödie in <strong>eine</strong> Komödie, wobei <strong>es</strong> sich realiter um die Fusion,<br />

also <strong>eine</strong> „Komödientragödie“ (Bernhard Frost 189) handelt.<br />

So lässt sich zusammenfassen: <strong>Bernhards</strong> Erzählung <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie? ist<br />

<strong>eine</strong> G<strong>es</strong>taltung d<strong>es</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>n, als deren mögliche Spezifikationen im Laufe der Untersuchung zum<br />

Teil erschienen: „das Proteische, Anarchische, Abenteuerliche (Schweifende), Vitale, Zügellose,<br />

Offene, Willkürliche, Launige [...], Zufällige [...], Chaotische, Kranke, das ‚Es’, das<br />

Janusg<strong>es</strong>ichtige, Ambige“ (B<strong>es</strong>t 16). Als Therapieversuch <strong>eine</strong>r dissoziativen Identitätsstörung ist<br />

sie zudem <strong>eine</strong> ästhetische G<strong>es</strong>taltung d<strong>es</strong> Medizinisch-Pathologischen. Fusioniert man die beiden<br />

Elemente, ergibt sich <strong>eine</strong> <strong>pathologische</strong> <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong>, die fast „in Freiheit begonnen“ (Kayser 202)<br />

wird, dann aber „dem Spielenden die Freiheit raub[t] und ihn mit allem Grauen vor den Geistern<br />

erfüll[t], die er leichtfertig gerufen hat“ (Kayser 202). Der Erzähler lässt sich darauf ein; und da<br />

erscheint <strong>es</strong> – trotz der eigentlichen Verschmelzung von Komischem und Tragischem (auch in der<br />

Metakognition d<strong>es</strong> Erzählers als Amalgamierung zweier Identitäten!) – nur allzu einleuchtend, dass<br />

Bernhard – und mit ihm scheinbar auch der Erzähler im Frauenmörder, der nichts zu verlieren hat –<br />

an der einzig erleichternden, Verzweiflung lösenden, Heilung versprechenden und Leben erst<br />

ermöglichenden Losung f<strong>es</strong>thält: „Die fürchterliche Wirklichkeit letzten End<strong>es</strong> niemals als<br />

Tragödie, sondern als Komödie. Das war mir die einzige Möglichkeit – und ist <strong>es</strong> heute auch noch“<br />

(Dreissinger 62).<br />

IV<br />

Bernhard, <strong>Thomas</strong>: <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Komödie? <strong>Ist</strong> <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Tragödie? In: Ders.: Erzählungen. Kurzprosa.<br />

Hrsg. v. Hans Höller, Martin Huber und Manfred Mittermeyer. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2003, S.<br />

35-42.<br />

Bachtin, Michail: Rabelais und s<strong>eine</strong> Welt. Volkskultur als Gegenkultur. Aus dem Russischen von<br />

Gabriele Leupold. Hrsg. und mit <strong>eine</strong>m Vorwort versehen von Renate Lachmann. Frankfurt a. M.:<br />

Suhrkamp, 1987.<br />

Bernhard, <strong>Thomas</strong>: Alte Meister. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1988.<br />

Ders: Am Ortler. Nachricht aus Gomagoi. In: Ders.: Erzählungen. Kurzprosa. Hrsg. v. Hans Höller,<br />

Martin Huber und Manfred Mittermeyer. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2003, S. 166-189.<br />

Ders.: Auslöschung. Ein Zerfall. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1988.<br />

Ders.: Der Keller. Eine Entziehung. München: dtv, 2002.


16<br />

Ders.: Die Ursache. Salzburg: R<strong>es</strong>idenz, 1975.<br />

Ders.: Drei Tage. In: Ders.: Der Italiener. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1985, S. 78-90.<br />

Ders.: Frost. Frankfur a. M.: Suhrkamp, 1972.<br />

Ders.: Immanuel Kant. In: Ders.: Stücke 2. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1988, S. 251-340.<br />

Ders.: Ja. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1978.<br />

Ders.: Rede. In: Botond, Anneli<strong>es</strong>e (Hg.): Über <strong>Thomas</strong> Bernhard. Frankfurt a. M.: Suhrkamp,<br />

1970, S. 7f.<br />

Ders.: Rede zur Verleihung d<strong>es</strong> Büchner-Preis<strong>es</strong>. Auf: Ereignisse und andere Prosa. München:<br />

Hörbuchverlag, 2003, CD 2, Track 22. [Audio-CD]<br />

Ders.: Watten. Ein Nachlaß. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1998.<br />

B<strong>es</strong>t, Otto F.: Einleitung. In: Ders.: Das <strong>Grot<strong>es</strong>ke</strong> in der Dichtung. Darmstadt: Wissenschaftliche<br />

Buchg<strong>es</strong>ellschaft, 1980, S. 1-22.<br />

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