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JURA - veRgAngene MeeReswelt - Naturhistorisches Museum Bern

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt<br />

Verkalkter Jura<br />

Im Jura ist Kalkstein vorherrschend. Er ist hauptsächlich tierischen Ursprungs aus der Jurazeit:<br />

Korallenpolypen, Schwämme, Muscheln, Schnecken und - mengenmässig besonders wichtig<br />

- die einzelligen Kalkalgen schieden das Calciumcarbonat zum Bau von Innen- und Aussenskeletten<br />

ab.<br />

Dabei nehmen sie aus dem Meerwasser Calcium- und Hydrogencarbonat-Ionen auf und verbinden<br />

sie zu Calciumcarbonat, wobei zusätzlich Wasser- und Kohlendioxidmoleküle entstehen:<br />

Ca 2+ + 2 HCO 3<br />

-<br />

↔ CaCO 3<br />

↓ + H 2<br />

O + CO 2<br />

↑<br />

Da die Hydrogenkarbonat-Ionen HCO 3<br />

-<br />

durch Lösung von atmosphärischem<br />

CO 2<br />

im Meerwasser entstehen, enthält Kalk 44% kristallin gebundenes CO 2<br />

und entzieht dieses somit langfristig der Atmosphäre. Gelangen Kalkschichten<br />

später in grosse Tiefen mit Temperaturen über 1000 °C, zerfällt der Kalk wieder.<br />

Das frei werdende CO 2<br />

löst sich im Magma und kann bei vulkanischer Aktivität<br />

wieder in die Atmosphäre gelangen.<br />

Calciumcarbonat kann bei der biogenen Produktion in zwei Strukturen kristallisieren:<br />

1. als Calcit mit ditrigonal-skalenoedrischen Kristallen wobei über 800 Kristallformen<br />

bekannt sind. Die Calcitkristalle sind übrigens sehr klein und nur<br />

im Mikroskop sichtbar 1 .<br />

Calcit wird z.B. ausgeschieden von Belemniten, Rotalgen, Seeigeln, Seelilien,<br />

manchen Krebsen oder Austern.<br />

2. Das Karbonatmineral Aragonit mit rhombischer Kristallform bildet die<br />

Kalkskelette von Korallen, Ammoniten, vielen Muscheln (inkl. Perlen), Grünalgen, Schnecken<br />

aber auch den Kesselstein beim Wasserkochen. Aragonit ist nicht besonders stabil und löst<br />

sich wieder auf oder wandelt sich besonders unter (späterem) Einfluss von Süsswasser in<br />

Calcit um.<br />

Sterben die Kalkbildner sinken ihre Kalkschalen auf den Meeresboden, wo sie sich über<br />

Jahrmillionen zu kilometermächtigen Schichten ansammeln. Bei dieser Sedimentation wird<br />

grossflächig mit einer Geschwindigkeitsrate von etwa 3,5 cm pro 1000 Jahren gerechnet.<br />

Unterhalb ca. 3500 m Wassertiefe löst sich der Kalk im Meerwasser auf, so dass es auf den<br />

Tiefseeböden weder Muschelschalen noch andere Kalkablagerungen gibt.<br />

Die abgelagerten Kalkskelette verfestigen sich unter dem Druck der überlagernden Schichten<br />

in langen Zeiträumen zu festem Gestein (Diagenese). Ab ca. 300 m Überdeckung löst sich das<br />

Karbonat in den Schalen teilweise chemisch auf und fällt andernorts wieder als bindender Zement<br />

aus. So sind Karbonatablagerungen in einer Tiefe von 1000 m schon sehr gut verfestigt.<br />

Calciumcarbonat lässt sich mit 10%iger Salzsäure nachweisen: Das in der Reaktion gebildete<br />

Kohlendioxid wird als Aufschäumen sichtbar.<br />

CaCO 3<br />

+ 2HCl > CaCl 2<br />

+ CO 2<br />

↑ + H 2<br />

O<br />

Übrigens: Die in der Korallenhaut<br />

lebenden Algen<br />

verbrauchen bei der Photosynthese<br />

das CO 2<br />

zur Assimilation<br />

von Zucker, so dass<br />

der kalkbildende Prozess<br />

vorwiegend von links nach<br />

rechts abläuft. Dank der<br />

Symbiose mit den Algen können<br />

Steinkorallen Kalkskelette<br />

10mal schneller aufbauen<br />

als ohne sie.<br />

1) Einmalig grosse Calcitkristalle, die durch anorganische Ausfällung im Berginnern des Gonzen entstanden sind,<br />

lassen sich in diesem <strong>Museum</strong> übrigens im Eingangsbereich zur Ausstellung Steine der Erde im Untergeschoss<br />

bewundern.<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

pica48

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