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JURA - veRgAngene MeeReswelt - Naturhistorisches Museum Bern

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Arbeitsblätter für Schulen<br />

<strong>JURA</strong> - vergangene Meereswelt<br />

Sonderausstellung im Naturhistorischen <strong>Museum</strong><br />

der Burgergemeinde <strong>Bern</strong> vom 7. Mai 2010 bis 27. Februar 2011<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Ichthyosaurier - «...warum hast du so grosse Augen?» 2<br />

Ammoniten 4<br />

Korallen 7<br />

Seelilien 10<br />

Seeigel - Weidetiere am Meeresgrund 13<br />

Merk-würdiges zu weiteren Tieren 14<br />

Fragen zu den Ausstellungstexten 16<br />

Zeitlinie - Immer schön de Wände na 20<br />

Auf Zeitachse 22<br />

Grossfauna zur Jurazeit 25<br />

Flora zur Jurazeit 26<br />

Mein Jura-Diorama - durch das Auge eines Temnodontosaurus 28<br />

Juraweiden 30<br />

3D im Jurassic Park - Stereobilder 32<br />

Kontinente auf Wanderschaft 37<br />

Europa - fast wie in der Karibik 39<br />

Lebensräume unter Wasser 41<br />

Der Jura unter <strong>Bern</strong> 43<br />

Meeresgrund auf Bergeshöh´ - Entstehung des Jura 45<br />

Verkalkter Jura 48<br />

Weitere Infos und Objekte zum Thema Jura im NMBE 51<br />

Finessen der geologischen Altersangaben 52<br />

Verschiedene Arbeitsaufträge beziehen sich auf Fossilien, die als Hands-on zur Verfügung stehen.<br />

Bitte bei der <strong>Museum</strong>spädagogik vorreservieren:<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik, <strong>Naturhistorisches</strong> <strong>Museum</strong> der Burgergemeinde <strong>Bern</strong>,<br />

<strong>Bern</strong>astr. 15, 3005 <strong>Bern</strong>, z.H. Martin Ryser, Email: martin.ryser@nmbe.ch, Tel. 031 350 72 87


pica2<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

info- und aufgabenblatt<br />

Ichthyosaurier - «...warum hast du so grosse Augen?»<br />

Von den Ichthyosaurieren (= Fischsaurier), an das Leben im Meer angepasste Reptilien, gab es<br />

mindestens 80 Arten. Die meisten lebten in der Zeit des Jura. Sie starben in der Kreide bereits<br />

vor 93 MJ, lange vor den Dinosauriern, aus unbekannten Gründen aus. Ihre Vorfahren waren<br />

wie später bei den Walen, vierbeinige Landtiere. Der Vortrieb erfolgte durch die Schwanzflosse,<br />

die Vordergliedmassen dienten nur zum Steuern. Sie ernährten sich von Belemniten,<br />

Ammoniten, Muscheln und Fischen. Sie waren lebendgebärend, wobei das Junge mit dem<br />

Schwanz voran geboren wurde.<br />

Ichthyosaurier hatten von den grössten Augen aller je existierenden Lebewesen. Der grösste<br />

Augendurchmesser bei den wenigen gefundenen Fossilien des Temnodontosaurus platyodon<br />

erreichte 26,4 cm. (Nur gerade ein 2007 in der antarktischen Tiefsee gefangener Riesenkalmar<br />

verfügt mit 27 cm Durchmesser über etwas grössere Augen.)<br />

Je grösser die Pupille, desto mehr Licht erreicht die Netzhaut und desto grösser ist die Sehleistung<br />

bei schwachen Lichtverhältnissen nachts oder der Tiefsee. Wie bei einem Fotoobjektiv<br />

lässt sich die Lichtstärke eines Auges mit dem Verhältnis von Brennweite zum Linsendurchmesser<br />

ausdrücken: Lichtstärke = Linsendurchmesser / Brennweite. Das Auge des Ophthalmosaurus<br />

erreichte eine Lichtstärke von 1 : 0,8. Bei einer Katze liegt der Wert bei 1 : 0,9 bei den<br />

Eulen um 1 : 1,1 und beim Menschen liegt der Wert gerade mal bei 1 : 2,1.<br />

Die Augen der Ichthyosaurier waren von einer ringförmigen, knöchernen Verstärkung umgeben,<br />

dem Skleralring. Der Skleralring diente wahrscheinlich dazu, die flachen, nicht runden<br />

Augäpfel der Ichthyosaurier in Form zu halten gegen den unterschiedlichen Wasserdruck in<br />

verschiedenen Tauchtiefen und gegen den Strömungsdruck beim Schwimmen.<br />

Fragen<br />

1. a) Ordne den Skeletten die Namen<br />

von Ichthyosaurier, Delfin<br />

und Hai zu.<br />

b) Wie unterscheiden sich die drei<br />

Meerestiere nach dem Skelett?<br />

c) Weshalb haben Hai, Fischsaurier<br />

und Delfin eine so ähnliche<br />

Körperform?<br />

2. Zeichne den Augenumfang 1:1 eines<br />

Temnodontosaurus (Ø 26 cm,<br />

auf A4 nur teilweise abbildbar),<br />

eines Pferdes (Ø 5,5 cm) und<br />

eines Menschen (Ø 2,4 cm).<br />

3. Was ist neben der Grösse des<br />

Augenlinsendurchmessers für eine<br />

gute Nachtsichtigkeit ebenso<br />

wichtig?<br />

Abbildungen nicht im gleichen Massstab<br />

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pica3<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Ichthyosaurier - «...warum hast du so grosse Augen?»<br />

1.<br />

a) Delfin oben<br />

Hai in der Mitte<br />

Ichthyosaurus unten<br />

b) Die Wirbelsäule endet beim Delfin in der Mitte der Schwanzflosse, beim Ichthyosaurier<br />

knickt sie nach unten und beim Hai führt sie durch den oberen Teil der Flosse. (Der Hai hat<br />

übrigens ein Knorpelskelett.)<br />

c) alle 3 sind Fischjäger, deren Erfolg von der Wendigkeit und Schnelligkeit abhängt. So<br />

hat sich durch natürliche Selektion bei allen drei Arten eine stromlinienförmige Körperform<br />

entwickelt. Wenn sich ohne nähere Verwandtschaft allein aufgrund der gleichen Funktion<br />

Körpermerkmale ähnlich entwickeln, nennt man dies Konvergenz.<br />

3. Ebenso wichtig ist die Anzahl und die Empfindlichkeit der Sinneszellen auf der Netzhaut.<br />

(Daneben spielen auch die Qualität der Linse, des Glaskörpers und die Verarbeitung im<br />

Wahrnehmungszentrum des Gehirns eine Rolle.)<br />

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pica4<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt<br />

Ammoniten<br />

Ammoniten gehören trotz ihres spiralförmigen Gehäuses wie die Tintenfische zu den Kopffüssern<br />

und nicht etwa zu den Schnecken. Der Name Ammonit entstammt der altägyptischen<br />

Mythologie, wo das spiralförmige Gehörn des Widders als Attribut des Gottes Ammon galt.<br />

Ammoniten lebten während einer enormen Zeitspanne von 350 Millionen Jahren seit dem<br />

Devon (vor ca. 410 Millionen Jahren), bis sie mit den Sauriern am Ende der Kreidezeit vor 65<br />

Millionen Jahren ausstarben.<br />

Mit einer Fülle von 40‘000 Arten hatten sie einen sehr erfolgreichen Bauplan. Viele der einzelnen<br />

Arten existierten jedoch nur wenig mehr als 1 Million Jahre, waren aber weltweit verbreitet.<br />

Dies macht sie als sogenannte Leitfossilien für Geologen für die relative Altersbestimmung interessant:<br />

Findet man Fossilien einer kurzlebigen Art an unterschiedlichen Stellen - auch wenn<br />

diese weit voneinander entfernt sind - so kann man davon ausgehen, dass die Fundschichten<br />

zur gleichen Zeit entstanden sind.<br />

Rekonstruktion eines lebendenden Ammoniten<br />

Siphon<br />

Ammonit Bauplan<br />

Septen (Wände ehemaliger<br />

Wohnkammern)<br />

gasgefüllte Tentakel<br />

Kammer<br />

Flüssigkeit<br />

Mantelepithel<br />

Magen<br />

Oberkiefer<br />

Herz<br />

Kiemen<br />

Trichter<br />

Unterkiefer<br />

Ammonit als Fossil<br />

Lobenlinien<br />

Steinkern<br />

Ammonit Gehäusequerschnitt<br />

Wohnkammer<br />

Siphon<br />

Nabel<br />

Durchmesser<br />

Nabel<br />

Nabelweite<br />

Mundrand<br />

Windungshöhe<br />

Zuwachslinien<br />

Windungsweite<br />

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pica5<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Ammoniten<br />

1. Schau dir den Bauplan der Ammoniten an:<br />

a) Wozu dient der sogenannte Trichter?<br />

b) Über den Siphon können die Kammern mehr oder weniger mit Gas gefüllt werden.<br />

Welchem Zweck dient dies wohl?<br />

c) Was geschieht, wenn durch Bisseinwirkung eines Räubers Kammern verletzt werden?<br />

2. Miss mit der Schublehre an den Ammoniten Nr. A 525 (Leioceras obtusiformis) und<br />

Nr. B5944 jeweils Durchmesser, Nabelweite, Windungshöhe und Windungsweite.<br />

3. Entfernt man die äusserste Schale, kommen die je nach Art unterschiedlich, oft kompliziert<br />

gefältelten Nähte der Kammerwände, die sogenannten Lobenlinien zum Vorschein. Diese<br />

Wände geben dem Gehäuse Stabilität gegen Wasserdruck und Feinde. Den Paläontologen<br />

dienen sie neben anderen Kriterien der Artbestimmung.<br />

a) Zeichne den Verlauf einer Lobenlinie des Ammoniten Nr. A 525 (Leioceras obtusiformis)<br />

in der Kiste sowie von 2 weiteren Arten aus der Ausstellung mit Namensangabe.<br />

b) Was stimmt am «lebenden» Ammoniten auf dem Ausstellungsplakat nicht?<br />

4. Schau dir folgende Ammonitenfossilien in der Ausstellung an:<br />

a) Wie lassen sich die Ammoniten Datylioceras semiannulatum und Datylioceras commune<br />

unterscheiden?<br />

b) Wie lassen sich die Ammoniten Phymatoceras sp. und Lytoceras siemensi unterscheiden?<br />

5. Wo in der Natur kommen ausser bei den Ammoniten noch Spiralen vor?<br />

6. Wieviele Ammoniten entdeckst du auf dem Handstück Nr. 674<br />

7. Bestimme die folgenden Ammoniten auf den Fotos mit Hilfe der Fossilien in der Ausstellung<br />

(Die Fotos sind nicht masstäblich und zeigen andere Individuen als die ausgestellten):<br />

a) b)<br />

c)<br />

8. Giesse (unter Anleitung) von einem Ammoniten oder einem Seeigel einen Gipsabguss und<br />

koloriere ihn nach dem Trocknen.<br />

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pica6<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Ammoniten<br />

1. a) Öffnung zur Versorgung der Kiemen mit Frischwasser, Ausscheidung (After)<br />

b) Mit der Gasfüllung wird der Auftrieb reguliert (meist für das Schweben)<br />

c) Entweicht das Gas nimmt der Auftrieb ab und der Ammonit sinkt, bis er in intakten<br />

Kammern genügend Flüssigkeit durch neues Gas verdrängt hat.<br />

2. in mm Durchmesser Nabelweite Windungshöhe Windungsweite<br />

Nr. A 525 78 30 24 41<br />

Nr. B5944 94 23 45 18<br />

3. b) Die Lobenlinien sind aussen am Gehäuse nicht zu sehen.<br />

4. a) Datylioceras semiannulatum hat feinere Rippen<br />

b) Lytoceras siemensi hat die feineren Rippen und die Spiralwindungen nehmen deutlich<br />

schneller an Grösse zu.<br />

5. - Schneckengehäuse<br />

- aufgerollte Schlange<br />

- Schmetterlingsrüssel in Ruheposition<br />

- Gehörschnecke im Innenohr<br />

- Anordnung der Samen bei Sonnenblume oder auf Kieferzapfen<br />

- Ranke von Rebe oder Winde<br />

- Flugbahn eines Nachtfalters um eine Strassenlaterne<br />

- keimendes Farnblatt<br />

- Tiefdruckwirbel<br />

- Bahn eines z.B. durch Atmosphäre abgebremsten Trabanten, der einen<br />

Himmelskörper umkreist<br />

- Spiralgalaxien<br />

6. Vorderseite 15, seitlich 1, Rückseite 4, total mindestens 20 Ammoniten<br />

7. a) Paraspidoceras b) Macrocephalites c) Cardioceras<br />

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pica7<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt<br />

Korallen<br />

Korallen sind koloniebildende, festsitzende (sessile) Nesseltiere. Sie kommen ausschliesslich<br />

in tropischen Meeren vor. Die Steinkorallen bilden durch Einlagerung von Kalk Stützskelette.<br />

Da totes Skelettmaterial fortwährend von lebendigem Gewebe überwuchert wird, können sich<br />

über Generationen grosse Korallenbänke und -riffe bilden. Die Korallenpolypen ernähren sich<br />

sowohl mit Hilfe ihrer Tentakel durch Filtrieren von Mikroplankton, wie auch von den Kohlenhydraten<br />

der eingelagerten, Photosynthese betreibenden, einzelligen Algen, die übrigens auch für<br />

die leuchtenden Farben der Korallen verantwortlich sind.<br />

Die Korallen vermehren sich einerseits asexuell durch Knospung. So entstehen Korallenstöcke<br />

und ganze Riffe. Bei der sexuellen Fortpflanzung stossen männliche Polypen grosse Mengen<br />

von Samenzellen aus, die in weibliche Polypen eingestrudelt, dort die Eier befruchten. Spült<br />

die Strömung von den entstehenden, freischwimmenden Larven einzelne zu einer geeigneten<br />

Unterlage, können sie sich dort festsetzen, durch Kalkabsonderung eine schützenden Panzer<br />

aufbauen und so den Ursprung einer neuen Kolonie bilden.<br />

Schlundrohr<br />

Tentakel<br />

symbiontische<br />

Algen<br />

(Zooxanthellen)<br />

von lebender<br />

Epidermis<br />

überwachsene<br />

Scheidewand<br />

aus Kalk<br />

Gastralraum<br />

(Verdauung)<br />

Mesenterialfilamente<br />

Kalskelett abgestorbener<br />

Polypen<br />

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pica8<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Korallen<br />

1. Überlege welches die Vor- und Nachteile der sexuellen und asexuellen Vermehrung<br />

bei den Korallen sein könnten?<br />

2. Weshalb wachsen Korallen meist nur im oberflächennahen Meeresbereich?<br />

3. Welche Rückschlüsse auf das Klima und übrigen Umweltbedingungen lassen Funde<br />

fossiler Korallen zu? Welche wichtige Annahme wird dabei gemacht?<br />

4. Schau dir den Bauplan der Korallen an und versuche ihre Verdauung zu erklären.<br />

5. a) Wie nennt man das kooperative Zusammenleben zweier Arten zu beiderseitigem<br />

Vorteil?<br />

b) Welchen Vorteil haben wohl die Algen vom Zusammenleben mit den Korallen?<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0


pica9<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Korallen<br />

1. Sexuell: Mehr genetische Varianten bei den Nachkommen, von denen einzelne damit eine<br />

grössere Chance haben, sich bei veränderten Umweltbedingungen (besser) zu behaupten.<br />

Asexuell: Schnellere und sicherere Reproduktion<br />

2. Die mit den Korallen symbiotisch lebenden Grünalgen benötigen Licht zur Photosynthese.<br />

3. Unter der Annahme, dass die klimatischen Voraussetzungen für die Korallen seit jeher<br />

ähnlich waren wie heute, deuten fossile Korallen auf tropische Verhältnisse und geringe<br />

Wassertiefe.<br />

4. Die Nahrungspartikel gelangen von den Tentakeln durch das Schlundrohr in den Gastralraum.<br />

Hier werden sie chemisch aufgeschlossen und die Nährstoffe von den Mesenterialfilamenten<br />

aufgenommen. Abfallstoffe gelangen durch das Schlundrohr nach draussen.<br />

5. a) Symbiose<br />

b) Sichere Unterlage mit viel Licht; Grundversorgung mit CO 2<br />

und Mineralstoffen<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

Krone<br />

Fangarme<br />

Stielglieder<br />

Fangarm<br />

Mund<br />

After<br />

Pinnulae („Fiederchen“)<br />

Wurzeln<br />

Darm<br />

Kelch<br />

infoblatt<br />

Seelilien<br />

Seelilien, lateinisch Crinoiden, sind nicht etwa Pflanzen, wie der<br />

Name und der erste Anschein vermuten lässt, sondern Tiere, die<br />

zu den Stachelhäutern (Echinodermen) gehören, wie auch Seeigel,<br />

Seesterne oder Seegurken. Mit den Fangarmen am Ende der<br />

Krone, die auf einem oft meterlangen Stil sitzt, filtern sie winzige<br />

Lebewesen aus dem Wasser.<br />

Die Tiere besitzen ein schützendes und stabilisierendes Kalkske-<br />

Ambulakralfüßchen<br />

Kelch<br />

Pinnulae („Fiederchen“)<br />

Papillen<br />

lett aus vielen Einzelteilen. Der Stiel setzt sich aus<br />

zahlreichen scheibenförmigen oft fünfeckigen oder<br />

runden Gliedern zusammen. Die versteinerten Stilelemente<br />

nennt man Trochiten. Sie wurden bereits in<br />

der Steinzeit zu Halsketten verarbeitet, indem man<br />

den zentralen Nervenkanal freibohrte. Den Germanen<br />

galten sie als Zeichen der Tapferkeit und noch im 18.<br />

Jh. schrieb man ihnen Wirkung gegen Melancholie,<br />

Gifttiere oder Nierenleiden sowie für Tapferkeit und<br />

ein langes Leben zu.<br />

Trochiten (Stereofotos, Massstab 5 mm)<br />

Während aus der Urzeit ca. 6000 Seelilienarten<br />

bekannt sind, existieren heute nur<br />

noch 70 am Untergrund festsitzende Arten.<br />

Im Jura waren sie so zahlreich, dass die<br />

abgestorbenen Tiere mit der Zeit oft ganze<br />

Gesteinsschichten bildeten.<br />

Seelilien an einem Stück Treibholz<br />

Aus dem Lias sind vor allem Arten fossil erhalten,<br />

die als blinde Passagiere „kopfunter“<br />

an Treibholz siedelten.<br />

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pica10


11pica<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Seelilien<br />

1. Warum sind Seelilien keine Pflanzen?<br />

2. Wie viele Seelilienarten sind ausgestellt?<br />

a) Benenne die Unterschiede der ausgestellten Seelilienarten mit Stichworten.<br />

b) Skizziere 3 davon, so dass die Unterschiede deutlich sichtbar werden.<br />

3. Weshalb gibt es so viele Funde versteinerter Seelilien?<br />

4. Inwiefern könnte die Aussage, dass die neue Einkaufsmeile Westside in <strong>Bern</strong> aus Seelilien<br />

gebaut ist, einen wahren Kern haben?<br />

5. mit dem Praktikumsmaterial:<br />

a) Um welche Teile von Seelilien handelt es sich bei den folgenden Handstücken?<br />

b) Welches Fossil gehört nicht dazu?<br />

Nr. 6610<br />

Nr. 6612<br />

Nr. 6614<br />

Nr. 6616<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungen<br />

Seelilien<br />

1. Sie oder ihre Vorfahren waren nie zur Photosynthese befähigt, sie ernähren sich von organischem<br />

Material und gehören zu den Stachelhäutern<br />

2. Es werden 7 Arten als Fossilien ausgestellt:<br />

Sie unterscheiden sich in der Länge und Dicke des Stils sowie Form und Grösse der Krone,<br />

(Die Farben sind nicht bekannt und in den Zeichnungen der Künstlerfantasie entsprungen.)<br />

3. Sie besitzen ein Kalkskelett, das nach dem Tod des Tieres nicht sogleich zerfällt. Sie kamen<br />

im Juraflachmeer sehr häufig vor mit vielen hundert Arten in unterschiedlichen Biotopen.<br />

4. Bei der Zementherstellung wird unter anderem Kalk aus den reichen Seelilienablagerungen<br />

verwendet (Juracement Wildegg AG). (Zement ist das Bindemittel bei der Betonherstellung.)<br />

5. Die Fossilien ausser Nr. 6614 gehören zur Seelilienart Millecrinus munsterianus aus der<br />

Liesberggrube. Zeit: Oxfordien, (vor 161,2–155,6 Millionen Jahren)<br />

Nr. 6610 Kelch<br />

Nr. 6612 Teile des Stiels<br />

Nr. 6614 Ammonit<br />

Nr. 6616 Wurzel<br />

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pica12


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Seeigel - Weidetiere am Meeresgrund<br />

Seeigel gehören wie die Seelilien und Seesterne zu den Stachelhäutern (Echinodermen).<br />

Sie haben ein kugelförmiges Kalkskelett, das von einer lebenden äusseren Haut (Epidermis)<br />

überwachsen ist. Die gegen Fressfeinde wie Seesterne, Fische und grosse Schnecken schützenden<br />

Stacheln sitzen auf Gelenkhöckern und sind durch Muskeln beweglich, so dass sie bei<br />

manchen Arten auch zur Fortbewegung auf dem Meeresboden genutzt werden können.<br />

Zwischen den Stacheln haben Seeigel schlauchförmige Ambulakralfüsschen, die sie durch<br />

Einpumpen von Flüssigkeit hydraulisch bewegen lassen. Mit ihnen können die Tiere auch senkrechte<br />

Felswänden entlang klettern.<br />

Sie ernähren sich von Algen, die sie mit ihren 5 ringförmig um den Mund angeordneten Zähnen<br />

abraspeln. Bei manchen Arten können einzelne Individuen über 100 Jahre alt werden.<br />

Auf der Kalkschale toter Seeigel kann man verschiedene Bänder unterscheiden:<br />

- Ambulakralplatten mit Löchern, aus denen die Ambulakralfüsschen hervorkamen.<br />

- Interambulakralplatten mit den kugeligen Erhebungen, auf denen die Stacheln sassen.<br />

Gonaden<br />

Genital-Öffnung<br />

After<br />

Ambulacral-Gefäss<br />

Nerven-Ring<br />

Kalkskelett<br />

Epidermis<br />

Darm<br />

Fragen<br />

Kaumuskulatur<br />

Zahn<br />

Mund<br />

Ambulacral-Füsschen<br />

1. Warum spricht man bei der Kalkschale von Seeigeln von einem Innenskelett?<br />

2. Wie kann man sich erklären, dass sich Seeigel auch an senkrechten Wänden halten können?<br />

Schau dir nun den versteinerten Seeigel an (Nr. B6005):<br />

3. Wo hat sich der Mund befunden?<br />

4. Wieviele Stacheln hatte er?<br />

5. Wieviele Bänder mit Ambulakralplatten haben Seeigel?<br />

Lösungen<br />

1. Die Schale ist aussen von einer Epidermis überwachsen.<br />

2. Die Ambulacral-Füsschen wirken wie Saugnäpfe.<br />

3. Die Unterseite mit dem Mund befindet sich auf der flacheren Seite mit der Nummer.<br />

4. Es sind ca. 41 Stachelhöcker zu sehen.<br />

5. Sie haben 5 Ambulakralplatten.<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

pica13


Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt 1<br />

Merk-würdiges zu weiteren Tieren<br />

Belemniten<br />

Belemniten lebten von 358 MJ bis 65 MJ vor heute, als sie zusammen mit den Dinosauriern<br />

ausstarben. Sie gehören zu den Tintenfischen und konnten bei Gefahr eine Tintenwolke<br />

ausstossen, um Feinde ins Leere stossen zu lassen. Sie besassen 10 mit Haken versehene<br />

Fangarme. Das mehrteilige Innenskelett diente im vorderen Teil mit gasgefüllten Kammern als<br />

Auftriebskörper. Im hinteren Teil war das Rostrum, eine kegelförmige massive Kalkspitze, das<br />

Gegengewicht, um das Tier in waagrechter Position zu halten. Während die Weichteile nur<br />

sehr selten geologische Spuren hinterlassen, werden die stabilen Rostren häufig als Fossilien<br />

gefunden, und führten im Volksglauben zu verschiedenen Fehlinterpretationen wie die Namen<br />

Donnerkeil und Teufelsfinger zeigen. Der Name Belemnit kommt den auch vom griechischen<br />

Wort «belemnon» für Blitz oder Geschoss. Eine gemächliche Vorwärtsbewegung ermöglichten<br />

die beiden seitlichen Flossen, wogegen eine schnelle Flucht rückwärts durch den Rückstoss<br />

von Wasser aus dem Siphon erfolgte.<br />

Anatomie eines Belemniten<br />

Schnabel und Mund<br />

gasgefüllter Auftriebskörper<br />

Rostrum<br />

Siphon<br />

Magen<br />

Flossensaum<br />

Armfüsser<br />

Obschon sie ähnlich<br />

aussehen sind Armfüsser<br />

(Brachiopoda) mit einer<br />

ungleichen unteren und<br />

oberern Schale keine Muscheln.<br />

In der Körpermitte<br />

befindet sich der ausrollbare<br />

Armapparat mit kleinen<br />

Tentakeln, der zum<br />

Atmen und zum Sammeln<br />

von Plankton aus dem<br />

Wasser dient. Armfüsser<br />

sind oft mit einem kleinen<br />

Stil am Untergrund angewachsen.<br />

Anatomie der Brachiopoda<br />

Armapparat (Lophophor)<br />

Brachiopoden sind seit 530 Millionen Jahren mit über<br />

30´000 Arten bekannt, wobei heute noch 375 Arten existieren.<br />

Gonaden<br />

Mund<br />

Schliessmuskel<br />

Magen<br />

Stiel<br />

Öffnungsmuskel<br />

Kalkröhrenwürmer<br />

Kalkröhrenwürmer leben festgewachsen in Röhren aus<br />

ausgeschiedenem Kalk und können so ganze Riffe bilden.<br />

Auch sie leben wie Korallen, Muscheln oder Brachiopoden<br />

durch Filtrieren des Wassers mittels Tentakeln um schwebende<br />

Kleinstlebewesen einzufangen.<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

pica14


Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt 2<br />

Merk-würdiges zu Weiteren Tieren<br />

Austern<br />

Austern sind Muscheln, die seit 250 Millionen Jahren existieren. Sie besitzen eine dicke<br />

Schale, die sie gegen viele Fressfeinde schützt (Seesterne können allerdings jede<br />

Auster knacken).<br />

In der unteren, stärker gewölbten Schale, die am Untergrund festgewachsen ist,<br />

liegt der Weichkörper. Mit der oberen flacheren Schalenhälfte kann sich die Auster<br />

völlig wasserdicht verschliessen und 2 Wochen auf dem Trockenen überleben. Der<br />

Schliessmuskel kann bis zu 40% der Körpermasse ausmachen. Weibchen stossen pro<br />

Laich bis zu 100 Millionen Eier aus, die im offenen Meer vom Sperma der Männchen<br />

befruchtet werden. Austern können ihr Geschlecht wechseln. Sie pumpen pro Tag<br />

bis 240 l Wasser durch ihren Körper, das sie nach feinsten Nahrungspartikeln filtern.<br />

Austern erreichen ein Alter bis zu 30 Jahren.<br />

Bohrmuscheln<br />

Bohrmuscheln bohren mit Bewegen ihrer Schalen Löcher in den weichen Untergrund<br />

(Kalk, Ton, Holz), in denen sie leben. Auch sie ernähren sich von Plankton, das sie aus<br />

dem Wasser filtern. Dazu strecken sich lange Siphonen aus den Wohnröhren ins freie<br />

Wasser.<br />

Seesterne<br />

Seesterne gibt es seit mindestens 300 Millionen Jahren. Heute sind 1600 lebende<br />

Arten bekannt. Sie besiedeln fast alle Arten von Meeresgrund bis in eine Tiefe von<br />

9000 m. Sie fressen hauptsächlich Muscheln, die sie der Kraft ihrer Füsschen auseinanderspreizen,<br />

um ihren ausstülpbaren Magen einzuführen und das Muschelfleisch zu<br />

verdauen.<br />

Haarsterne<br />

Haarsterne gehören zu den Stachelhäutern und sind den ausgestorbenen Seelilien<br />

nahe verwandt, können sich jedoch im Gegensatz zu diesen fortbewegen. Anders<br />

als Seesterne oder Seeigel ist ihr Mund auf der Oberseite. Am blumenkelchförmigen<br />

Körper sitzen 5 oder 10 befiederte Arme, mit denen sie Kleinstlebewesen aus dem<br />

Wasser fangen.<br />

Schwämme<br />

Schwämme sind sessil (festgewachsene) lebende Tiere, die sich durch Filtern von<br />

Plankton aus dem Wasser ernähren. Sie haben keine Organe, keine Sinneswahrnehmung,<br />

keine Muskeln oder Nerven. Sie bilden ein Stützskelett mit Nadeln aus Kalk,<br />

Silikat oder Horn, das durch zahlreichen Hohlräume die Kontaktfläche mit dem Wasser<br />

vergrössert. In den Poren und Kanälchen sitzen begeisselte Zellen mit denen sie<br />

Wasser heranstrudeln und Kleinstlebewesen einfangen. Ein fussballgrosser Schwamm<br />

filtert so bis 3000 l Wasser pro Tag.<br />

Die Vermehrung geschieht durch ungeschlechtliche Abtrennung (Knospung) eines<br />

Teils des Schwammes aber auch durch sexuelle Fortpflanzung. Die meisten Schwämme<br />

sind Zwitter.<br />

Plesioaurus<br />

Plesiosaurier (Paddelechsen) entstanden Anfangs der Jurazeit und starben mit den<br />

Dinos Ende der Kreidezeit aus (ausser im Loch Ness natürlich ;-). Ihr verlängerter Hals<br />

hatte bei einigen Arten bis 72 Wirbel (bei Mensch und Giraffe sind es 7). Während Pinguine<br />

oder Schildkröten nur die Vorderextremitäten für den Antrieb nutzen, setzten die<br />

Plesiosaurier alle vier Beine ein. Sie jagten Fische und lasen wohl auch Ammoniten<br />

und Muscheln vom Meeresgrund auf.<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt 1<br />

Fragen zu den Ausstellungstexten<br />

Die Fragen lassen sich mit den entsprechenden Texten in der Ausstellung oder durch eigene<br />

überlegungen lösen.<br />

Eingangstext<br />

Erkläre den Namen Jura.<br />

Text Nr. 1<br />

Welchen positiven Einfluss auf die Fossilienvielfalt hat die giftige Bodenschicht in diesem Bereich<br />

des Jurameeres?<br />

Text Nr. 2<br />

Wie lange braucht es ungefähr um einen fossilen Fisch freizupräparieren? Angabe in Wochen<br />

(nimm 40 Arbeitsstunden pro Woche an).<br />

Text Nr. 3<br />

Wie viele mal kürzer sind die in den Kulissen dargestellten Seelilien im Vergleich zu den längsten<br />

dieser Epoche?<br />

Text Nr. 4<br />

Zeichne den Umriss des Riesenauges des Temnodontosaurus in realer Grösse.<br />

Text Nr. 5<br />

Weshalb haben Delfine, Fischsaurier und Haie eine ähnliche Körperform ohne nähere Verwandschaft?<br />

Wie nennt man diese Entsprechung?<br />

Wodurch unterscheiden sich die Skelette von Fischsaurier und Delfin? (Vergleiche das Delfinskelett<br />

in der Skelettausstellung unter dem Walskelett.)<br />

Text Nr. 6<br />

Denke dir eine Geschichte aus, wie es beim Krokodil zum Bruch des Unterkiefers kam.<br />

Text Nr. 7<br />

Welche Bedingungen sollten sogenannte Leitfossilien für die relative Altersbestimmung von<br />

geologischen Schichten erfüllen?<br />

Text Nr. 8<br />

Wie erklärt man sich die Entstehung des Rogensteins? Rogenstein hat seinen Namen von<br />

Rogen = Fischlaich wegen der fischeierähnlichen Kügelchen (Ooide) aus denen er sich zusammensetzt.<br />

Text Nr. 9<br />

Von was ernähren sich Seeigel, Seelilien und Muscheln?<br />

Text Nr. 10<br />

Weshalb finden wir in dieser Schicht (Eisenoolith) besonders viele Ammoniten?<br />

Text Nr. 11<br />

Wozu diente der extrem lange Hals des Plesiosaurus?<br />

Text Nr. 12<br />

Weshalb ist man sich trotz der teilweise enormer Grössendifferenzen bei manchen (ausgewachsenen)<br />

Ammoniten heute sicher, dass dies auf den Geschlechterunterschied zurückzuführen<br />

ist?<br />

Wie konnte man beweisen, dass bei den Ammoniten die grösseren der Tiere die Weibchen<br />

sind?<br />

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pica16


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt 2<br />

Fragen zu Den AusstellungsTexten<br />

Text Nr. 13<br />

Welchen Lebensraum bevorzugten die Schwämme im Jurameer?<br />

Text Nr. 14<br />

Weshalb eignet sich die Form und Grösse eines Schwammes nicht für die Artbestimmung?<br />

Text Nr. 15<br />

Weshalb finden sich in Korallenriffen die artenreichsten Oekosystemen (Lebensräume) des<br />

Meeres?<br />

Text Nr. 16<br />

Was sind Korallen?<br />

Wie heisst das grösste heutige Riff der Erde und wo befindet es sich?<br />

Text Nr. 17<br />

Welche Feinde haben Seeigel?<br />

Wo hat der Seeigel seine Schwachstelle?<br />

Text Nr. 18<br />

Weshalb ist die Artenvielfalt in abgeschlossenen Lagunen vergleichsweise gering?<br />

Text Nr. 19<br />

Weshalb findet man Versteinerungen von Landlebewesen der Jurazeit vor allem in den Ablagerungen<br />

der Lagunen?<br />

Text Nr. 20<br />

Weshalb jagte der Machimosaurus Schildkröten wohl gern in den Lagunen?<br />

Text Nr. 21<br />

Was kann man generell aus Gesteinen herauslesen?<br />

Text Nr. 22<br />

Inwiefern kann man behaupten, dass Seelilien eine Autobahnbrücke wie das Felsenauviadukt<br />

tragen?<br />

Text Nr. 23<br />

Wie konnte ein weiches, fragiles Gebilde wie ein Kieselschwamm über 150 Millionen Jahre<br />

unter dem Druck von kilometerdicken Gesteinsschichten ab und zu bis heute überdauern?<br />

Text Nr. 24<br />

Welche Lebewesen hinterliessen ihre Spuren an diesem Brocken?<br />

Text neben dem Eingang zum Präparationsraum<br />

Was heisst FPJ auf deutsch?<br />

Was geschieht natürlicherweise mit Fossilien an den Fundstellen, die nicht gesammelt werden?<br />

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pica17


Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt 1<br />

Fragen zu Den AusstellungsTexten<br />

Zusatzinformationen zu den Texten in Klammern.<br />

Eingangstext<br />

Die Bezeichnung Jura kommt vom keltischen Jor für Waldgebirge.<br />

Text Nr. 1<br />

Die toten Tiere zersetzten sich kaum, da die abbauenden Mikroorganismen (und die Aasfresser)<br />

am Boden fehlen. So wurden sie weitgehend intakt von Schlamm überdeckt und mit der Zeit zu<br />

Fossilien versteinert.<br />

Text Nr. 2<br />

200 Stunden : 40 Wochenstunden = 5 Arbeitswochen<br />

Text Nr. 3<br />

Länge der gezeicheten Seelilien: bis ca. 1.5 m, d.h. sie sind ca. 13-mal kürzer als die längsten<br />

im Jurameer.<br />

Text Nr. 4 s. Kreis mit 20 cm Durchmesser<br />

Text Nr. 5<br />

Alle drei Arten sind schnelle, wendige Fischjäger, die deshalb von einen stromlinieförmigen<br />

Körper profitieren. Die Ähnlichkeit eines Körpermerkmals, das sich nicht durch Verwandschaft<br />

sondern durch eine ähnliche Funktion ergibt, nennt man Konvergenz.<br />

Vgl. auch den Auftrag Ichtyosaurier - „...warum hast du so grosse Augen?“<br />

Text Nr. 6<br />

a) Das kleine Krokodil verfolgte einen Belemniten, der eine Tintenwolke ausstiess, worauf das<br />

Krokodil ohne Sicht mit einiger Geschwindigkeit mit dem Untergrund kollidierte.<br />

b) Es kam zur Verletzung in einem Kampf mit einem grösseren Artgenossen oder einem Temnodontosaurus.<br />

Text Nr. 7<br />

Um eine Alterangaben möglichst präzise zu machen, sollte die betreffende Art nur kurz gelebt<br />

haben, zudem häufig und weit verbreitet gewesen sein.<br />

Text Nr. 8<br />

Der Rogenstein entstand durch schalenartige Kalkablagerungen an Muschelbruchstücken (im<br />

kalkübersättigten Wasser) und Hin- und Herrollen in den Wellenbewegungen was sie mit der<br />

Zeit zu Kügelchen abschliff.<br />

Text Nr. 9<br />

Seeigel weiden Algen ab, Seelilien und Muscheln filtrieren das Meerwasser nach schwebenden<br />

Kleinstlebewesen (Plankton)<br />

Text Nr. 10<br />

Stürme spülten die (spärlichen) Sand- und Kalkablagerungen sowie andere kleinere Muscheln<br />

immer wieder weg, so dass es zu einer Konzentration der schwereren Ammonitengehäuse kam.<br />

Text Nr. 11<br />

Vermutlich um Muscheln (und andere Nahrung) vom Meeresgrund aufzulesen.<br />

Text Nr. 12<br />

Man hat herausgefunden, dass der Gehäuseaufbau charakteristisch ist für eine Art und nicht die<br />

Grösse.<br />

In einigen der grösseren, versteinerten Tiere wurden Eier gefunden (wie man die gefundenen<br />

Strukturen heute interpretiert).<br />

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pica18


Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt 2<br />

Fragen zu Den AusstellungsTexten<br />

Zusatzinformationen zu den Texten in Klammern.<br />

Text Nr. 13<br />

Sie waren in etwas grösseren Wassertiefen mit wenig (oder ohne) Licht und bei einem spärlicher<br />

Nahrungsangebot konkurrenzfähig.<br />

Text Nr. 14<br />

Die Gestalt und Grösse der Schwämme ist abhängig vom Nahrungsangebot, der Strömung und<br />

der Wassertiefe.<br />

Text Nr. 15<br />

Das Riff bietet zahlreichen Arten festen Grund und Unterschlupf in licht- und nährstoffreichem,<br />

oberflächennahem Wasser.<br />

Text Nr. 16<br />

Es sind Polypen mit Fangarmen. Sie gehören zu den Nesseltieren.<br />

Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens ist 2000 km lang.<br />

Text Nr. 17<br />

Krebse, Haie (und Vögel)<br />

Auf der weniger geschützten Unterseite (wo es nur kleine Stacheln hat und die dickere Epidermis<br />

um den Mund durch eine dünnere Membran ersetzt ist).<br />

Text Nr. 18<br />

In den vom Meer abgetrennten Lagunen schwankten Temperatur, Salzgehalt und Wasserspiegel<br />

stark, womit nur wenige Arten zu Rande kamen.<br />

Text Nr. 19<br />

Tote Lebewesen verwesen und zerfallen an Land sehr schnell. Die Chance von Sand und<br />

Schlamm überdeckt und vor dem Zerfall geschützt zu werden ist, auf dem Meeresboden deutlich<br />

grösser. Zudem sind in Küstennähe (Lagunen) Spuren von Landlebewesen natürlicherweise<br />

häufiger als auf hoher See.<br />

Text Nr. 20<br />

Bei der Eiablage konzentrierten sich die Schildkröten in einem kleinen, seichten Gebiet und<br />

waren nach dem Legen auch ermattet, wodurch sie leichter zu erbeuten waren.<br />

Text Nr. 21<br />

Aus dem Gestein lassen sich sein Alter, seine Entstehungsgeschichte und das Klima zur Entstehungszeit<br />

erforschen. Fossilien geben zusätzlich Auskunft über Fauna und Flora und deren<br />

Lebensbedingungen.<br />

Text Nr. 22<br />

Die Brücke besteht aus Beton, dessen Bindemittel - der Zement - unter anderem aus Kalk hergestellt<br />

wird. Dieser ist im Jura oft aus den Kalkskeletten der Seelilien (und Resten von Hartteilen<br />

anderer Organismen wie Seeigel, Seesterne, Korallen etc.) gebildet worden.<br />

Text Nr. 23<br />

Die weicheren Kieselsäurefasern wurden in langen Zeiträumen durch den beständigeren Kalk<br />

ersetzt.<br />

Text Nr. 24<br />

Korallen, Austern, Kalkröhrenwürmer und Bohrmuscheln<br />

Text neben dem Eingang zum Präparationsraum<br />

Fondation Paléontologique Jurassienne heisst Paläontologische Stiftung des Jura (Paläontologie<br />

= die Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdzeitalter).<br />

An der Oberfläche sind Fossilien der Erosion ausgesetzt und zerfallen in kurzer Zeit.<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Zeitlinie - Immer schön de Wände na<br />

An einer Wand in der Ausstellung siehst du eine einfache Zeitachse, von der Entstehung der<br />

Erde bis zur Gegenwart. Ergänze sie mit einigen weiteren markanten Punkten der biologischen<br />

und geologischen Geschichte: Schneide die Kärtchen aus, klebe sie auf Post-it-Zettelchen und<br />

befestige sie mit Hilfe des Metermasses an der richtigen Position. Vergiss bitte nicht die Zettelchen<br />

am Ende wieder zu entfernen.<br />

Massstab an der Wand: 1 Million Jahre = ca. 3 mm<br />

(genaugenommen sind es 2,89 mm, d.h. 13 m für 4,5 Milliarden Jahre)<br />

Material (bei der <strong>Museum</strong>spädagogik zu beziehen): Metermass, Post-It-Block, Schere, Leimstift<br />

MJ = vor Millionen Jahren<br />

erste mehrzellige Lebewesen vor 800 MJ<br />

erste Wirbeltiere (Fische) vor 470 MJ<br />

erste Pflanzen an Land vor 500 MJ<br />

erste Insekten vor 420 MJ<br />

Cooksonia und<br />

Bärlapp vor 400 MJ<br />

erste vierbeinige Tiere an Land vor 400 MJ<br />

erste Säugetiere vor 200 MJ<br />

Ende der Dinosaurier (ausser den Vögeln),<br />

Ammoniten und vielen anderen vor 65 MJ<br />

Beginn der Juraauffaltung vor 10 MJ<br />

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pica20


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Zeitlinie - Immer schön de Wände na<br />

erste Dinosaurier vor 235 MJ<br />

Erste Ammoniten<br />

vor 410 MJ<br />

erste Reptilien vor 315 MJ<br />

bisher letztes Mal Meer über <strong>Bern</strong> vor 16 MJ<br />

(Ende der Oberen Meeresmolasse)<br />

erste Vögel vor 150 MJ<br />

Entstehung des Granits von Aare- und Gotthardtmassiv<br />

vor 290 MJ<br />

heute<br />

Ende der letzten Eiszeit<br />

vor 11000 J<br />

Beginn der Eiszeiten<br />

vor 2.7 MJ<br />

Beginn der Alpenauffaltung vor 90 MJ<br />

Erste Trilobiten vor 542 MJ<br />

Aussterben der Trilobiten vor 251 MJ<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Auf Zeitachse<br />

a) Trage mit Namen, Farbstreifen und/oder Pfeilen in die Zeitskala ein:<br />

(Zeitangaben in Millionen Jahre vor heute)<br />

• Jurazeit mit den Epochen Lias (200-175), Dogger (175-161) und Malm (161-145)<br />

• Aussterben der Saurier am Ende der Kreidezeit (65)<br />

• Auffaltung des Juragebirges<br />

b) Schneide die Zeichnungen aus, klebe sie in der Zeitskala ungefähr in der Nähe des Vorkommens<br />

dieser Lebewesen auf und gebe mit Pfeilen die Lebensspanne an.<br />

Eohippus 60 - 45<br />

Homo rudolfensis 2.5 - 1.8<br />

Anurognathus 150<br />

Homo sapiens seit 0.2<br />

Triceratops 68 - 65<br />

Caudipterix 130 -112<br />

Morganucodon 195-175<br />

Archäopterix 150<br />

Entelodont 37-16<br />

Dimorphodon 200- 180<br />

Tyrannosaurus 68 - 65<br />

Malawisaurus 121 - 112<br />

Psephoderma 210<br />

Nyctosaurus 88 - 66<br />

Chialingosaurus 160 - 150<br />

Plesiosaurus 199 - 175<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Auf Zeitachse<br />

in Millionen Jahren vor heute<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

70<br />

80<br />

90<br />

100<br />

110<br />

120<br />

130<br />

140<br />

150<br />

160<br />

170<br />

180<br />

190<br />

200<br />

210<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Auf Zeitachse<br />

in Millionen Jahren vor heute<br />

0<br />

Beginn Auffaltung Jura<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

Aussterben der Saurier<br />

70<br />

80<br />

90<br />

100<br />

110<br />

120<br />

130<br />

140<br />

150<br />

160<br />

Malm<br />

170<br />

180<br />

Dogger<br />

Jura<br />

190<br />

Lias<br />

200<br />

210<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Grossfauna zur Jurazeit<br />

Welche dieser Tiere lebten zur Jurazeit, welche davor und welche danach? Für einige Arten<br />

findest du Angaben in der Jura-Ausstellung, für die anderen stelle eine Vermutung an, oder<br />

schlage in der Fachliteratur (Bücherecke) nach.<br />

Sinornithosaurus<br />

Moeritherium<br />

Diametrodon<br />

Ophtalmosaurus<br />

Anchisaurus<br />

Diatryma<br />

Morganucodon<br />

Alectrosaurus<br />

Microraptor<br />

Plesiosaurus<br />

Hummer<br />

Stegosaurus<br />

Diplodocus<br />

Archäopterix<br />

Talarurus<br />

Sinosauropteryx<br />

Corythosaurus<br />

Quezalcoatlus<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Flora zur Jurazeit<br />

Welche dieser Pflanzengruppen lebten wohl zur Jurazeit?<br />

Schachtelhalm<br />

Gras<br />

Farn<br />

Bärlapp<br />

Blütenpflanze<br />

Baumfarn<br />

Seelilie<br />

Palme<br />

Araucaria<br />

Nadelbaum<br />

Ginko<br />

Glossopteris<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

FAuna und FLora zur Jurazeit<br />

Tiere, die während der Jurazeit lebten (Zeitangaben in Millionen Jahren vor heute):<br />

Hummer seit 245, Morganucodon 205 bis 190, Anchisaurus 199,6 bis 189,6, Plesiosaurus<br />

199,6 bis 65,5, Stegosaurus 155 bis 145, Archäopterix 150, Diplodocus 155 bis 145,<br />

vor der Jurazeit:<br />

Diametrodon 290 bis 272,5,<br />

nach der Jurazeit:<br />

Sinornithosaurus 130 bis 112 ,Sinosauropteryx 130 bis 121, Microraptor 120, Talarurus 100 bis<br />

80, Alectrosaurus 99,6 bis 83,5, Corythosaurus 80 bis 65, Quezalcoatlus 70,6 bis 65,5, Diatryma<br />

61.7 bis 40,4, Moeritherium 37<br />

Pflanzen, die während der Jurazeit lebten:<br />

Alle ausser Gras (erst seit der Kreidezeit), sowie die bereits in der Trias ausgestorbene Glossopteris.<br />

Das erste Auftreten von Blütenpflanzen ist umstritten: Die Altersangaben reichen von<br />

140 Millionen Jahre (Kreide) bis 190 Millionen Jahre (Jura) oder älter.<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt 1<br />

Mein Jura-Diorama - durch das Auge eines Temnodontosaurus<br />

Baue mit den ausgeschnittenen und kolorierten Tieren ein kleines Jura-Diorama in eine Schuhschachtel.<br />

Die gestrichelten Rechtecke dienen umgeklappt als Füsschen. Freischwimmende<br />

Tiere kannst du mit Streifen aus festem Papier an der Rückwand befestigen.<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt 2<br />

Mein Jura-Diorama - Durch das Auge eines TemnodontoSaurus<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

info- und aufgabenblatt<br />

Juraweiden<br />

Das Eingangsbild der Ausstellung zeigt eine typische Juralandschaft mit Trockenmauern auf<br />

einer Wytweide in der oberirdisch abflusslosen Senke «Combe des Amburnex» im Kanton<br />

Wadt. Als Wytweide bezeichnet man das charakterische Mosaik von Wald- und Weideflächen.<br />

Während auf fruchtbarerem Land der Wald für Weideland und Äcker gerodet wurde, blieb er<br />

auf den kargeren Böden erhalten. Die freistehenden Einzelbäume - meist Fichten, da diese<br />

dem Viehfrass am besten wiederstehen - haben Äste bis weit unten am Stamm und bieten so<br />

als «Wettertannen» den Weidetieren willkommenen Schutz gegen Regen, Schnee und Sonne.<br />

Heute sehen die Bauern die enge Verzahnung von Weide und Baumbestand allerdings als<br />

Behinderung für eine rationelle Bewirtschaftung und verlangen Subventionen zur Erhaltung des<br />

touristisch schönen Landschaftsbildes.<br />

Die typischen Trockenmauern trennen Wies- und Weideland. Heute sind 20% bewaldet, 36%<br />

mit Wytweiden belegt und 40% Wiesen und Äcker.<br />

Fragen:<br />

1. Wie würde die Landschaft ohne menschliche Eingriff hier aussehen?<br />

2. Welche ökonomischen und ökologischen Vor- und Nachteile haben Wytweiden gegenüber<br />

grossflächiger Trennung von Weide und Wald? Nenne möglichst konkrete Argumente.<br />

3. Woher kommt wohl der Name Wytweide?<br />

4. Weshalb hat es im Jura traditionell Trockenmauern als Abgrenzungen für das Vieh? Welches<br />

sind die Vor- und Nachteile gegenüber Elektro- und Stacheldrahtzäunen?<br />

5. Welche Pflanzen ausser den Rottannnen erkennst du auf dem Bild?<br />

6. Wo könnte sich der Kamerastandort des Eingangsbildes befinden? Zeichne auch den Blickwinkel<br />

ein. Es handelt sich um eine Morgen aufnahme.<br />

7.<br />

156<br />

508<br />

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pica30


Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Juraweiden<br />

Lösungen<br />

1. Vorherrschend wäre Buchenwald, in höheren Lagen auch Fichtenwald, in abgedichteten<br />

Senken gibt es Moore mit etwas Birken und Kiefern.<br />

2. - Wytweiden sind abwechslungsreiche Wandergebiete,<br />

- Längere Waldränder durch kleinräumige Verzahnung von Wald und Weideland fördern die<br />

Biodiversität.<br />

- Der Schattenwurf durch Bäume behindert vor allem im Frühjahr das Graswachstum.<br />

3. Wytweide beschreibt die Weite der Freiberge.<br />

4. Für Trockenmauern bietet sich das vorhandene Steinmaterial an. Gleichzeitig wird die Grasnarbe<br />

von herumliegenden Steinen befreit. Sie trennten traditionell die gemeinschaftliche<br />

Weide (Allmend) von den privaten Äckern.<br />

Vorteile: dauerhaft, touristische Bereicherung der Landschaft, Lebensraum für Kleinlebewesen<br />

(Eidechsen, Schlangen, Insekten)<br />

Nachteile: unflexibel bei Veränderung der Landnutzung, aufwendig in der Erstellung, z.T.<br />

auch im Unterhalt<br />

5. - Der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) blüht erst mit 10 Jahren und wird bis 60-jährig. Er<br />

überdauert den Winter in einer 3 cm dicken und bis 1 m langen Wurzel (Rhizom), deren<br />

Bitterstoffe für die Herstellung eines appetitanregenden Schnapses verwendet werden. Der<br />

Schnaps soll in der Volksmedizin auch bei Verdauungsproblemen, Aufstossen, Koliken,<br />

Fieber und Würmern helfen. Für 6 l des Branntweins werden 100 kg Wurzeln benötigt.<br />

6.<br />

-Die Wollkopf-Kratzdistel (Cirsium eriophorum) wird über 1 m hoch, ist aber einjährig.<br />

156<br />

508<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt<br />

3D im Jurassic Park - Stereobilder<br />

Das erste Stereogerät (Stereoskop) um gezeichnete Stereobilder zu betrachten, wurde 1838<br />

von Sir Charles Wheatstone vorgestellt. Stereofotos folgten unmittelbar danach als 1839 das<br />

Herstellungsverfahren des Fotografierens nach Louis Daguerre, die Daguerreotypie, bekannt<br />

wurde.<br />

Die beiden Stereokästen in der Juraausstellung sind über 20 Jahre alt und enthalten Paare von<br />

stereoskopisch aufgenommenen Diapositiven.<br />

Die stereoskopische Wahrnehmung beruht auf den Bildunterschieden vom linken und rechten<br />

Auge, da sie durch ihren Abstand von ca. 6,5 cm ein Motiv aus leicht unterschiedlichem Blickwinkel<br />

sehen. Die Wahrnehmungsprozesse im Gehirn verrechnen diese Differenzen in Echtzeit<br />

in eine räumliche Tiefenwahrnehmung mit Distanzen und Volumen um.<br />

Dieses natürliche stereoskopische Sehen funktioniert nur bis etwa 5 m, da für weiter Entferntes<br />

die Bildunterschiede zu gering sind. Vergrössern wir aber den Augenabstand virtuell, können<br />

wir für beliebigen Distanzen tolle Stereoeffekte erzeugen.<br />

Stereobilder fotografieren<br />

Der Abstand der beiden Bilder sollte etwa 1/10 der Distanz zum Objekt betragen. Zu beachten<br />

ist zudem, dass die Fotos die gleiche Blickrichtung haben, auf gleicher Höhe aufgenommen<br />

sind und keinen Vordergrund aufweisen, der nur bei einem von beiden Standorten zu sehen ist.<br />

Stereobilder zeichnen<br />

Am einfachsten geht es am Computer: Zeichne mindestens<br />

2 Figuren nebeneinander (oder übernimm z.B. in MS-Word<br />

einige Cliparts oder simple Grafikfiguren). Sie sollten zusammen<br />

nicht breiter sein als 3 cm. Verdopple nun die Figurengruppe<br />

und verschiebe die Kopie genau horizontal daneben.<br />

Die sich entsprechenden Bilder dürfen nicht mehr als 6 cm<br />

(Augenabstand) voneinander liegen. Verschiebe an einer<br />

der Figurengruppen nun einzelne Figuren wenige Millimeter<br />

nach links oder rechts: fertig. Die einzelnen Elemente<br />

erscheinen bei stereoskopischer Betrachtung nun in unterschiedlicher<br />

Höhe zu schweben.<br />

Um sie in eine schräge Raumposition zu bringen, kannst du<br />

ein Element horizontal stauchen oder dehnen.<br />

Es geht einfacher die Stereobilder rechts zu betrachten,<br />

wenn man den Text links abdeckt.<br />

Stereobilder betrachten<br />

Kleine Ausschnitte lassen sich am einfachsten durch zwei gleiche Lupen bestaunen, die wir<br />

direkt an die Augen halten. Um grössere Bilder plastisch zu betrachten eignet sich am besten<br />

ein Stereoskop mit Spiegeln.<br />

Stereoskopische Bilder lassen sich aber auch ohne Hilfsmittel anschauen: Dazu müssen wir<br />

lernen die Augen parallel auf unendlich auszurichten und doch auf das nahe Bild scharf zu<br />

stellen. Dies gelingt, wenn wir das Blatt mit den beiden Stereobildern erst direkt an die Nasenspitze<br />

führen und dabei durch das Bild hindurch in die Ferne schauen. Langsam vergrössern<br />

wir den Abstand bis wir das Bild scharf sehen. Anfänglich werden die Augen immer wieder auf<br />

einen Punkt in einem der beiden Bilder schielen, mit der Zeit gelingt es aber den meisten sich<br />

zu «überlisten».<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

pica32


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

3D im Jurassic Park - StereoBilder<br />

1. - 3. sind mit dem „Stereoblick“ zu lösen<br />

1. Blick in den Jurahimmel: Welcher<br />

dieser Flugsaurier ist ganz eindeutig<br />

der grösste?<br />

2. In Mägen fossiler Haie finden sich<br />

häufig Rostren, die Kalkspitzen von<br />

Belemniten. Welcher Belemnit sollte<br />

dringend fliehen, da er direkt auf<br />

dem Weg des Hais liegt?<br />

3. Welche Linie ist keine Höhenkurve?<br />

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pica33


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

3D im Jurassic Park - StereoBilder<br />

4. Betrachte die beiden Stereobildpaare vom Balmberg zur Röti/Weissenstein (farbig und mit<br />

besserer Auflösung im Stereobildkasten der Ausstellung) und vergleiche sie mit der tektonischen<br />

Kartenskizze unten. Koloriere deren Schichten zuerst transparent mit Farbstiften.<br />

a) Zeichne die geologischen<br />

Schichten<br />

mit Farbstiften auf den<br />

linken Teilbildern oben<br />

und unten ins Gelände<br />

ein.<br />

b) Zeichne auf der<br />

Karte die Hütte im Vordergrund<br />

des oberen<br />

Stereobildes ein.<br />

c) Welches sind die<br />

härtesten Schichten?<br />

d) Skizziere ein<br />

einfaches geologisches<br />

Nordwest-<br />

Südost- Profil über<br />

die Röti und ergänze<br />

gestrichelt die heute<br />

wegerrodierten Teile<br />

des Malm.<br />

erstellt mit Google Earth<br />

N<br />

Malm<br />

Trias<br />

Tertiär<br />

Eozän<br />

Dogger<br />

Lias<br />

Jura<br />

Malm<br />

Dogger<br />

Lias<br />

Malm<br />

Eozän<br />

Trias<br />

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pica34


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

3D im Jurassic Park - StereoBilder<br />

5. Im Stereobildkasten siehst du das Bild unten farbig: vom Chasseral nach St. Immer durch<br />

die Halbklus Combe Grède, wo erodierendes Wasser die harten, obersten Kalkschichten aufgebrochen<br />

hat.<br />

a) Wo auf der Karte hat es weitere Halbklusen?<br />

b) Zeichne auch die richtigen Klusen ein. Welcher Fluss hat hier während der Auffaltung das<br />

Gesteinsgewölbe (Antiklinale) kontinuierlich durchschnitten?<br />

St.-Imier<br />

Combe Grède<br />

Chasseral<br />

6. Fertige mit einer Kamera (Handy reicht) ein Stereobildpaar der Unterwasserkulissen in der<br />

Ausstellung an:<br />

Merke dir den 1. Bildmittelpunkt, verschiebe dich um 20 cm und fotografiere das Sujet erneut<br />

mit dem gleichen Mittelpunkt. Knipse es noch ein drittes Mal, wiederum um 20 cm verschoben.<br />

Drucke die Bilder aus, nicht breiter als 6 cm oder betrachte sie in dieser Grösse am Computer.<br />

Ordne die ersten beiden Bilder in richtiger Reihenfolge nebeneinander an, so dass die entsprechen<br />

gleichen Bildpunkte höchstens einen Augenabstand (ca. 6 cm) nebeneinander liegen. Die<br />

stereoskopische Betrachtung erfolgt mit dem „Parallelblick“, mit einem Stereoskop oder mit 2<br />

Lupen. Vergleiche auch den Stereoeffekt, der sich mit dem Bildpaar der 1. und 3. Aufnahme<br />

ergibt.<br />

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pica35


Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

3D im Jurassic Park - StereoBilder<br />

1. Der Pterosaurier oben rechts fliegt am höchsten und erscheint deshalb am grössten.<br />

2. Der Belemnit Nr. 2 liegt auf der gleichen (schiefen) Ebene wie der Hai.<br />

3. Die zweitäusserste Höhenlinie wurde nicht nur verschoben sondern auch gestaucht, so dass<br />

sie auf einer schräggeneigten Ebene erscheint.<br />

4. a<br />

4. b<br />

Dogger<br />

Malm<br />

Röti<br />

Dogger<br />

Malm<br />

Lias<br />

Trias<br />

Lias<br />

Trias<br />

4. c Die härtesten Schichten bildet der Malmkalk.<br />

4. d<br />

Südost<br />

Nordwest<br />

1400 m<br />

Balmfluechöpfli<br />

Malm<br />

Dogger<br />

Röti<br />

Egg<br />

500 m Eozän<br />

Malm<br />

Lias<br />

Trias<br />

Dogger<br />

Malm<br />

Eozän<br />

5. die Schüss (La Suze)<br />

Halbklusen<br />

Klusen<br />

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pica36


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Kontinente auf Wanderschaft<br />

Kontinente sind im Schnitt 35 km dicke, einzelne Gesteinsplatten, die auf dem zähflüssigen Erdmantel<br />

schwimmen und durch magmatische Strömungen mit Geschwindigkeiten um 1 cm pro Jahr<br />

bewegt werden, sich trennen und wieder vereinigen. Von 300 bis 150 Millionen Jahren vor heute<br />

hingen die Kontinente mehr oder weniger zusammen und bildeten den Superkontinent Pangäa.<br />

1. Zeichne jeweils mit einem roten Punkt die Position von <strong>Bern</strong> ein (7.5°e, 47°n).<br />

2. Ordne die Weltkarten in der richtigen Reihenfolge und füge die entsprechenden Zeitangaben<br />

dazu: 240, 220, 200, 170, 150, 120, 105, 65 Millionen Jahre vor heute. Bezeichne die Karten,<br />

die in die Jurazeit fallen.<br />

3. Markiere die Position auf der Erde, die in der abgebildeten Zeitspanne am längsten an Land<br />

gelegen ist.<br />

1. 2.<br />

60°n<br />

30°n<br />

150°w 60°w 0° 60°e 150°e<br />

0°<br />

Festland<br />

30°s<br />

Schelf, Flachmeer<br />

60°s<br />

3.<br />

4.<br />

5. 6.<br />

7. 8.<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

pica37


Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Kontinente auf Wanderschaft<br />

2.) Zeitliche Reihenfolge der Weltkarten: Nr. 8, 5, 6, 4, 1, 3, 2, 7<br />

zur Jurazeit gehören die Karten Nr. 6, 4, 1<br />

1. <strong>Bern</strong><br />

3. stets Land<br />

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pica38


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Europa - fast wie in der Karibik<br />

In der Jurazeit lag Mitteleuropa weiträumig<br />

unter flachen Schelfmeeren. Die Ton-, Mergel-<br />

und Kalkablagerungen aus dieser Zeit<br />

werden nach der vorherrschenden Farbe<br />

Schelf, Flachmeer<br />

als Schwarzer, Brauner und Weisser Jura<br />

bezeichnet. Dort wo heute die Alpen sind,<br />

Festland<br />

gab es im Tethysmeer auch Schwellen und<br />

tiefe Becken mit vulkanischer Tätigkeit, in<br />

denen fortwährend neue ozeanische Kruste<br />

<strong>Bern</strong><br />

entstand. Diese Gesteine werden heute als<br />

Grüngesteine oder Ophiolithe bezeichnet. Das<br />

Klima war global mindestens 3° C wärmer als<br />

heute, Europa hatte tropische Temperaturen<br />

und der CO 2<br />

-Anteil der Atmosphäre erreichte<br />

Land-Meer-Verteilung in Europa vor 180 Millonen Jahren<br />

das siebenfache der heutigen Konzentration.<br />

Im lichtdurchfluteten, warmen Wasser war die Produktion von Biomasse hoch und damit auch<br />

die von kalkabscheidenden Organismen wie Korallen, Schwämmen und Muscheln, deren<br />

Überreste die heute gebirgsbildenden Jurakalke ausmachen.<br />

Aufgaben und Fragen:<br />

1. Was könnten die Gründe für die hohe CO 2<br />

-Konzentration und die während über 100 Millionen<br />

Jahren hohen Temperaturen im Mesozoikum gewesen sein?<br />

2. Welchen Einfluss hatte das Klima auf die Ablagerungen in der Jurazeit?<br />

3. Welche Auswirkungen auf die Artenvielfalt hatten die vielen Inseln im Gebiet des heutigen<br />

Europas?<br />

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pica39


Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Europa - fast wie in der Karibik<br />

1. Die hohe CO 2<br />

-Konzentration ist primär eine Folge höherer Temperaturen, wobei sie sekundär<br />

mit verstärktem Treibhauseffekt zu einer weiteren Erwärmung beitragen konnte. Vermehrte<br />

CO 2<br />

-Emissionen durch Vulkane sind denkbar.<br />

Die Temperaturen sind vermutlich auf stärkere Sonnenaktivität zurückzuführen. Zudem<br />

fehlten grössere Landmassen in Polnähe, die heute durch hohe Rückstrahlung (Albedo) die<br />

Atmosphäre kühlen.<br />

2. Das tropische Klima in Europa ermöglichte das Wachstum von Korallen und erhöhte generell<br />

die Produktion von Biomasse und damit auch von kalkbildenden Organismen.<br />

3. Grössere Inseln fördern die Artenvielfalt, da sich isolierte Populationen bald zu eigenständigen<br />

Arten weiterentwickeln.<br />

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pica40


41pica<br />

Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Lebensräume unter Wasser<br />

1. Weshalb gehören Korallenriffe damals wie heute zu den artenreichsten Ökosystemen der<br />

Erde?<br />

2. Interpretiere im folgenden Schema die ökologischen Bedingungen<br />

Lagune Riff Vorriff<br />

3. Weshalb sind im Posidonienschiefer besonders viele Fossilien erhalten geblieben?<br />

4. Die Posidonienschiefer weisen örtlich eine Mächtigkeit von über 1100 m auf. Das Flachmeer<br />

in das sie abgelagert worden sind, hatte aber nur eine Wassertiefe von weniger als<br />

200 m. Wie geht das zusammen?<br />

5. Notiere dir die vorgestellten Tiere und Meerestiefen zu den einzelnen Lebensräumen.<br />

Lebensraum Meerestiefe vorgestellte Tiere<br />

Szene-Nummern<br />

Festland<br />

20<br />

Lagune<br />

19, 18, 17<br />

18<br />

Riff<br />

12, 13, 14, 15, 16<br />

13<br />

Kalksandflächen<br />

Eisenoolith<br />

10, 11<br />

8<br />

10<br />

Posidonienschiefer<br />

5, 6, 7<br />

1<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Lebensräume unter Wasser<br />

1. Die Riffe bieten mit zahlreichen Höhlen und Nischen vielen Tieren Schutzmöglichkeiten,<br />

die sie im offenen Meer nicht haben. Das Riff bildet einen festen Untergrund für viele sesshafte<br />

Arten, die auf Licht angewiesen sind. Als selbstverstärkender Effekt zieht Artenreichtum<br />

weitere Arten, vor allem Räuber an.<br />

2. Lagune: ruhiges Wasser, feiner Kalkschlamm mit reichem Bodenleben (Muscheln, Schnecken).<br />

Riff: überspülende Wellen, intensives Riffwachstum, höchste Biodiversität, dazwischen<br />

Schuttflächen von Kalksand aus zerbrochenen Korallen und Muscheln.<br />

Vorriff: Schuttfächer zerbrochener Korallen, Ablagerung tonreicher Kalksande,<br />

Schwammrasen in tieferen Schichten<br />

3. Jahreszeitlich starke Schwankungen des Sauerstoffgehaltes verhinderten das Gedeihen<br />

von abbauenden Mikroorganismen, so dass die toten auf den Meeresgrund gesunkenen<br />

Tiere von Tonmineralien überdeckt wurden, bevor sie sich zersetzten konnten.<br />

4. Der Meeresboden hat sich kontinuierlich mit den Ablagerungen gesenkt, sonst wäre das<br />

Flachmeer bald aufgefüllt worden.<br />

5.<br />

Lebensraum Meerestiefe vorgestellte Tiere<br />

Szene-Nummer<br />

Festland über 0 m ü.M. Libelle, Megalosaurus, Flugsaurier<br />

20<br />

18<br />

Lagune bis 20 m Seeigel, Muscheln, Wirtelalgen, Krokodil, Perlboot,<br />

19, 18, 17 Fische, Fischechse, Seelilien, Meerschildkröte,<br />

Schlangenstern, Korallen<br />

Riff 80 - 100 m Korallen, Muscheln, Kieselschwämme, Ammoniten,<br />

12, 13, 14, 15, 16 Seeigel, Fische, Belemniten, Seesterne, Armfüsser,<br />

Schnecken, Hornkieselschwämme, Kalkröhrenwürmer<br />

13<br />

Kalksandflächen 10 m Fische, Schlangensterne, Ammoniten<br />

8, 9<br />

8<br />

Eisenoolith 80 m Ammoniten, Muscheln, Belemniten, Seeigel, Seesterne,<br />

10, 11 10<br />

Plesiosaurier, Seelilien<br />

Posidonienschiefer 150 m Krokodil, Ichthyosaurier, Belemniten, Seelilien,<br />

5, 6, 7 Dickschupper, Glanzschupper<br />

1<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Der Jura unter <strong>Bern</strong><br />

Unter der Stadt <strong>Bern</strong> sind die Gesteinsschichten aus der Jurazeit von Moränen, nacheiszeitlichen<br />

Schottern (0 bis 300 m) und von den tertiären Molasseablagerungen (2000 m) überdeckt.<br />

1. Zeichne massstäblich unter das Nord-Süd-Profil <strong>Bern</strong>s den Meeresspiegel, die Juraschichten<br />

und über diesen das ca. 100 m tiefe Jurameer ein:<br />

- Malm 500 m<br />

- Dogger 200 m<br />

- Lias 70 m<br />

2. Weshalb fehlen im Jura die quartären Schotter- und Moränenablagerungen sowie (bis auf<br />

wenige Reste) auch die Molasseüberdeckung über den Juraschichten?<br />

Kursaal<br />

Altstadt <strong>Bern</strong><br />

<strong>Naturhistorisches</strong><br />

<strong>Museum</strong><br />

Tierpark<br />

0 m<br />

Quartär (Moränen, Schotter)<br />

502 m ü.M<br />

schottergefüllte Rinne<br />

unter dem Marzilibad<br />

1000 m<br />

2000 m<br />

3000 m<br />

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pica43


Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Der Jura unter <strong>Bern</strong><br />

1.<br />

502 m ü.M<br />

heutiger Meeresspiegel<br />

(Meerestiefe im Juraflachmeer zum Vergleich; Meerespiegel ca. auf heutigem Niveau)<br />

2. Im späteren Teil der Molassezeit war der Jura bereits Festland und zudem weit entfernt von<br />

den schuttliefernden Alpen. Zudem wurden die Molasseablagerungen durch die Auffaltung des<br />

Juras der Erosion ausgesetzt und abgetragen.<br />

Nur in der grosse Risseiszeit überfuhr der Rhonegletscher den Jura und lagerte Moränenmaterial<br />

ab. Auch hier wurde durch das starke Relief bedingt der meiste Schutt wieder weggeschwemmt.<br />

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pica44


Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt<br />

Meeresgrund auf Bergeshöh´ - Entstehung des Jura<br />

Als der Superkontinent Pangäa<br />

Ende der Trias auseinanderzubrechen<br />

begann, flutete das Urmittelmeer<br />

Tethys das heutige Mitteleuropa.<br />

In dieses Meeresbecken<br />

lagerten sich während der Jurazeit<br />

Kalkschalen abgestorbener Meeresbewohner<br />

(Korallen, Muscheln,<br />

Ammoniten, Einzeller) sowie Erosionsmaterial<br />

vom Festland ab. Mit<br />

der Belastung durch diese Sedimente<br />

senkte sich der Meerestrog<br />

kontinuierlich, so dass er mit der<br />

Zeit mehrere Kilometer mächtige<br />

Ablagerungen aufnahm. Gleichzeitig<br />

hob sich das durch Abtragung leichter<br />

werdende Festland, womit die<br />

Erosion weiter fortschreiten konnte.<br />

Unter dem grossen Druck der überlagernden<br />

Schichten verfestigte sich<br />

das lose Material im Laufe vieler<br />

Jahrmillionen zu Stein.<br />

vor 200<br />

Millionen Jahren<br />

Hebung durch<br />

Entlastung<br />

vor 140 Millionen Jahren<br />

Hebung durch<br />

Entlastung<br />

vor 80 Millionen Jahren<br />

Hebung durch<br />

Entlastung<br />

1. Sedimentation, Gesteinsbildung<br />

Erosion<br />

Senkung durch<br />

Belastung<br />

Korallenriffe<br />

Senkung durch<br />

Belastung<br />

Sedimentation<br />

Sedimentation<br />

Nach der Kreidezeit, vor 60 Millionen<br />

Jahre begann sich die Kontinentalplatte<br />

Afrikas wieder Europa<br />

zu nähern. Die inzwischen versteinerten<br />

Sedimente falteten die Alpen<br />

auf und die Tethys wurde durch den<br />

Erosionsschutt des werdenden Gebirges<br />

schliesslich aufgefüllt.<br />

Das Auffalten der Gesteinsschichten<br />

zum Juragebirge begann erst vor<br />

10 Millionen Jahren, indem sich der<br />

Grundgebirgssockel einige Kilometer<br />

gegen Südwesten schob. Dabei<br />

wurden nur die Ablagerungen aus<br />

der Jura- und Kreidezeit aufgefaltet,<br />

da sie auf den älteren, weichen<br />

Salzschichten der Trias gleiten<br />

konnten. Das tieferliegende, kristalline<br />

Grundgebirge blieb unverformt.<br />

Die obersten Sedimentschichten<br />

sind inzwischen wieder von der Erosion<br />

abgetragen worden, so dass<br />

wir an der Oberfläche auch ältere<br />

Jurasedimente wie Dogger und Lias<br />

antreffen können.<br />

vor 10 Millionen<br />

Jahren<br />

Jura- und<br />

Kreideschichten<br />

vor 5 Millionen<br />

Jahren<br />

heute<br />

Salz und Anhydrid<br />

a<br />

b<br />

2. Gebirgsbildung<br />

kristallines<br />

Grundgebirge<br />

kristallines<br />

Grundgebirge<br />

c<br />

d<br />

Schub<br />

von der<br />

afrikanischen<br />

Platte<br />

Schub<br />

von der<br />

afrikanischen<br />

Platte<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

pica45


Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Meeresgrund auf Bergeshöh´ - Entstehung des Jura<br />

Fragen<br />

1. Wieviele mal älter als das Juragebirge sind dessen Gesteine?<br />

2. Wo im Gelände würdest du die ältesten und wo die jüngsten Gesteine erwarten? Markiere<br />

diese Stellen im untersten Blockbild mit einem Pfeil oder einer Nummer.<br />

3. Wie könnte man sich erklären, dass der Jura - obschon jünger als die Alpen - nur selten<br />

Höhen über 2000 m erreicht und die Landschaftsformen im allgemeinen weniger schroff<br />

sind als in den Alpen?<br />

4. Das meiste Speise- und Streusalz der Schweiz wird in der Nordostschweiz z.B. bei Muttenz<br />

aus Tiefen bis 400 m gewonnen. Wie alt sind diese Salzlagerstätten mindestens, d.h.<br />

wann wurden sie abgelagert?<br />

5. Benenne die mit Buchstaben bezeichneten typischen Erosionsformen im Jura auf der<br />

untersten Abbildung.<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Meeresgrund auf Bergeshöh´ - Entstehung des Jura<br />

1. Die Gesteine (Kalk) aus dem Jura sind 145 bis 200 Millionen Jahre alt, das Faltengebirge<br />

10 Millionen Jahre, d.h. die Gesteine sind ca. 15 bis 20 mal älter (150 : 10 = 15) als das<br />

Gebirge.<br />

2. Die ältesten Schichten sind in den Klusen angeschnitten.<br />

3. Das Ausmass des Zusammenschubs der Sedimentschichten erreichte im Jura wesentlich<br />

kleinere Distanzen als in den Alpen (je nach Örtlichkeit in der Grössenordnung ca. 10 km<br />

gegenüber über 100 km in den Alpen).<br />

4. Da in der Jurazeit der mit den Weltmeeren verbundene Meeresarm der Tethys unsere<br />

Gegend bedeckt hat, muss sich das Salz früher abgelagert haben. Es stammt wie im Text<br />

erwähnt aus der Trias.<br />

5. a) Schlucht b) Klus c) Antiklinaltal d) Halbklus<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt<br />

Verkalkter Jura<br />

Im Jura ist Kalkstein vorherrschend. Er ist hauptsächlich tierischen Ursprungs aus der Jurazeit:<br />

Korallenpolypen, Schwämme, Muscheln, Schnecken und - mengenmässig besonders wichtig<br />

- die einzelligen Kalkalgen schieden das Calciumcarbonat zum Bau von Innen- und Aussenskeletten<br />

ab.<br />

Dabei nehmen sie aus dem Meerwasser Calcium- und Hydrogencarbonat-Ionen auf und verbinden<br />

sie zu Calciumcarbonat, wobei zusätzlich Wasser- und Kohlendioxidmoleküle entstehen:<br />

Ca 2+ + 2 HCO 3<br />

-<br />

↔ CaCO 3<br />

↓ + H 2<br />

O + CO 2<br />

↑<br />

Da die Hydrogenkarbonat-Ionen HCO 3<br />

-<br />

durch Lösung von atmosphärischem<br />

CO 2<br />

im Meerwasser entstehen, enthält Kalk 44% kristallin gebundenes CO 2<br />

und entzieht dieses somit langfristig der Atmosphäre. Gelangen Kalkschichten<br />

später in grosse Tiefen mit Temperaturen über 1000 °C, zerfällt der Kalk wieder.<br />

Das frei werdende CO 2<br />

löst sich im Magma und kann bei vulkanischer Aktivität<br />

wieder in die Atmosphäre gelangen.<br />

Calciumcarbonat kann bei der biogenen Produktion in zwei Strukturen kristallisieren:<br />

1. als Calcit mit ditrigonal-skalenoedrischen Kristallen wobei über 800 Kristallformen<br />

bekannt sind. Die Calcitkristalle sind übrigens sehr klein und nur<br />

im Mikroskop sichtbar 1 .<br />

Calcit wird z.B. ausgeschieden von Belemniten, Rotalgen, Seeigeln, Seelilien,<br />

manchen Krebsen oder Austern.<br />

2. Das Karbonatmineral Aragonit mit rhombischer Kristallform bildet die<br />

Kalkskelette von Korallen, Ammoniten, vielen Muscheln (inkl. Perlen), Grünalgen, Schnecken<br />

aber auch den Kesselstein beim Wasserkochen. Aragonit ist nicht besonders stabil und löst<br />

sich wieder auf oder wandelt sich besonders unter (späterem) Einfluss von Süsswasser in<br />

Calcit um.<br />

Sterben die Kalkbildner sinken ihre Kalkschalen auf den Meeresboden, wo sie sich über<br />

Jahrmillionen zu kilometermächtigen Schichten ansammeln. Bei dieser Sedimentation wird<br />

grossflächig mit einer Geschwindigkeitsrate von etwa 3,5 cm pro 1000 Jahren gerechnet.<br />

Unterhalb ca. 3500 m Wassertiefe löst sich der Kalk im Meerwasser auf, so dass es auf den<br />

Tiefseeböden weder Muschelschalen noch andere Kalkablagerungen gibt.<br />

Die abgelagerten Kalkskelette verfestigen sich unter dem Druck der überlagernden Schichten<br />

in langen Zeiträumen zu festem Gestein (Diagenese). Ab ca. 300 m Überdeckung löst sich das<br />

Karbonat in den Schalen teilweise chemisch auf und fällt andernorts wieder als bindender Zement<br />

aus. So sind Karbonatablagerungen in einer Tiefe von 1000 m schon sehr gut verfestigt.<br />

Calciumcarbonat lässt sich mit 10%iger Salzsäure nachweisen: Das in der Reaktion gebildete<br />

Kohlendioxid wird als Aufschäumen sichtbar.<br />

CaCO 3<br />

+ 2HCl > CaCl 2<br />

+ CO 2<br />

↑ + H 2<br />

O<br />

Übrigens: Die in der Korallenhaut<br />

lebenden Algen<br />

verbrauchen bei der Photosynthese<br />

das CO 2<br />

zur Assimilation<br />

von Zucker, so dass<br />

der kalkbildende Prozess<br />

vorwiegend von links nach<br />

rechts abläuft. Dank der<br />

Symbiose mit den Algen können<br />

Steinkorallen Kalkskelette<br />

10mal schneller aufbauen<br />

als ohne sie.<br />

1) Einmalig grosse Calcitkristalle, die durch anorganische Ausfällung im Berginnern des Gonzen entstanden sind,<br />

lassen sich in diesem <strong>Museum</strong> übrigens im Eingangsbereich zur Ausstellung Steine der Erde im Untergeschoss<br />

bewundern.<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

aufgabenblatt<br />

Verkalkter Jura<br />

Fragen<br />

1. Welche Bedeutung haben die symbiontischen Algen in den Korallen bei der Kalkbildung?<br />

2. Zeichne einen globalen Kohlenstoffkreislauf auf, in dem auch der Kalkstein integriert ist.<br />

3. a) Bestimme bei welchen der 5 Handstücke es sich um Kalk handelt. Zuerst durch blossen<br />

Augenschein, danach mit verdünnter Salzsäure.<br />

b) Weshalb kommt es beim Kontakt von Kalk und Salzsäure zum Schäumen?<br />

4. a) In welcher Zeit kann sich bei einer durchschnittlichen Sedimentationsrate eine Kalkschicht<br />

von 1 km Mächtigkeit bilden?<br />

b) Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein?<br />

5. Kalk löst sich in saurem Wasser (z.B. kohlensäurehaltiges Wasser). Wo lässt sich dieses<br />

Phänomen im heutigen Jura beobachten? Wie heissen die dabei entstehenden Erosionsformen?<br />

6. Nenne mindestens 5 Verwendungszwecke von Kalkstein durch den Menschen.<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

lösungsblatt<br />

Verkalkter Jura<br />

1. Sie beschleunigen die Kalkausscheidung der Korallenpolypen um das 10-fache, da sie<br />

CO 2<br />

zur Photosythese verbrauchen und verhindern, dass sich ausgeschiedener Kalk wieder<br />

auflöst. <br />

2. CO 2<br />

aus der Luft wird im Regen- und Meerwasser gelöst. Kalkauscheidende Meereslebewesen<br />

binden CO 2<br />

zu Kalk. Kalk löst sich in grosser Meerestiefe oder in säurehaltigem Wasser<br />

wieder auf. Pflanzen assimilieren CO 2<br />

zu Zucker und anderen organischen Stoffen. Tiere nehmen<br />

die pflanzlichen Stoffe auf und bauen sie bei sich ein. Beim Veratmen der Zucker gelangt<br />

das CO 2<br />

wieder in die Atmosphäre. Auch beim Absterben von Tieren und Pflanzen werden die<br />

Verbindungen von Bakterien und Pilzen wieder in Grundbausteine zerlegt.<br />

Kohlenstoffkreislauf<br />

CO 2<br />

CO 2<br />

Vulkane<br />

Verwesung<br />

Photosynthese<br />

Atmung<br />

Verbrennung<br />

Lösung von CO 2<br />

in Regenwasser (H 2<br />

CO 3<br />

CO<br />

CO 2 CO 2<br />

2<br />

CO 2<br />

Kalkausscheidung durch Korallen,<br />

Muscheln, Algen etc<br />

Kalk-Sedimente<br />

CaCO 3<br />

CO 2<br />

C in Form von Zucker,<br />

Stärke und anderen<br />

organischen Stoffen<br />

Tiere und Menschen<br />

Erdöl, Erdgas, Kohle<br />

C in Form von Kohlenwasserstoffen<br />

und<br />

Graphit<br />

Umwandlung unter Hitze<br />

3. a) Kalk: Nr. x, y, z<br />

b) Es bildet sich gasförmiges CO 2<br />

, das in Blasen aufsteigt.<br />

4. a) 1000 m : 0,035 m x 1000 Jahre = 28 571 428 Jahre oder ca. 30 Mio Jahre<br />

b) Das Ablagerungsbecken muss sich kontinuierlich senken, um nicht aufgefüllt zu<br />

werden und den kalkabscheidenden Organismen immer ähnliche Meerestiefen bieten.<br />

5. Höhlen, Dolinen, Karren, Schwundloch, Stromquelle<br />

6.<br />

• Baustein<br />

• Zementindustrie (60% Kalk bzw. CaO neben Mergel u.a.)<br />

• als Füllstoff in Papier (bis 33% in hochwertigem Papier), Kunststoffen, Farben<br />

• Rauchgasentschwefelung (sog. Kalkwäsche)<br />

• Bildhauermaterial (Marmor = metamorpher Kalk)<br />

• Kunstdünger (Calcium)<br />

• Verhüttung von Metallerz<br />

• Mörtel (gebrannter Kalk, seit der Römerzeit)<br />

• Terrariensand (für Tiere ungefährlicher als „unverdaulicher“ Quarzsand)<br />

• Zahnpasta (als leichtes Schleifmittel)<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

Weitere Infos und Objekte zum Thema Jura im NMBE<br />

Viele ergänzende Darstellungen und Objekte zum Thema Jurazeit finden sich im Naturhistorischen<br />

<strong>Museum</strong> <strong>Bern</strong> in den folgenden permanenten Ausstellungen:<br />

Ausstellung Flossen - Füsse - Flügel (1. Obergeschoss)<br />

• Entwicklung der Fische (Fossilien aus der Jurazeit: Dickschupper 183 MJ, Faltenschupper<br />

183 MJ, Schnellfisch 148 MJ<br />

• Entwicklung der Amphibien (Quastenflosser, Fossil aus Jurazeit 148 MJ und rekonstruiertes<br />

Modell)<br />

• Entwicklung der Reptilien (Fossilien von Fischsaurier 183 MJ und Schmalschnauzenkrokodil<br />

183 MJ)<br />

• Entwicklung der Vögel (Archäopterix 148 MJ mit 3 Fossilien-Abgüssen, Fossil Microraptor<br />

122 MJ, Fossil Confuciusornis sanctus 122 MJ)<br />

in der Ausstellung Steine der Erde (1. Untergeschoss)<br />

Vitrine 4<br />

Vitrine 8<br />

Vitrine 9<br />

Plattentektonik (Weltkarte, Modell, Magnetisierungsausrichtung des Ozeanbodens)<br />

Gesteinskreislauf (Grafik)<br />

Tiefsee - Flachmeer (Schelf, Riff, Lagune, Grafiken und Fossilien)<br />

Vitrine 18 Plateosaurus Rekonstruktion des Skelettes, Fundsituation, Grafik (Fund aus der<br />

Trias, die Art lebte aber von 216 bis 199 MJ, d.h. bis in den Unterjura)<br />

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Jura - vergangene Meereswelt<br />

infoblatt<br />

Finessen der geologischen Altersangaben<br />

Bei den Beschriftungen der Fossilien in der Ausstellung findet sich bei der Altersangabe auch<br />

ein Schichtname für diesen geologischen Zeitabschnitt, der sogenannten Stufe. Die geologischen<br />

Stufen im Jura sind durch das erste Auftreten bestimmter Ammoniten definiert. So<br />

beginnt das Kimmeridgien beispielsweise mit den Schichten, in denen erstmals die Ammoniten<br />

Pictonia baylei auftreten und endet mit dem Erscheinen des Hybonoticeras hybonotum.<br />

Die Stufennamen bezeichnen in latinisierter Form Orte, wo die betreffende Schicht erstmals<br />

beschrieben worden ist: Kimmeridg, Oxford, Kallaways und Bath liegen in Südengland,<br />

Bayeux, Thouars, Semur und Hettange in Frankreich, Aalen und Pliensbach in Deutschland.<br />

Tithonos war der Gatte der griechischen Göttin der Morgenröte.<br />

Zahlenangaben in Millionen Jahre vor heute<br />

Ära: Mesozoikum<br />

System: Jura 199,6–145,5<br />

Serie: Oberjura (Malm, Weisser Jura) 161,2–145,5<br />

Stufe: Tithonien 150,8–145,5<br />

Stufe: Kimmeridgien 161,2–155,6<br />

Stufe: Oxfordium 161,2–155,6<br />

Serie: Mitteljura (Dogger, Brauner Jura) 175,6–161,2<br />

Stufe: Callovien 164,7–161,2<br />

Stufe: Bathonien 167,7–164,7<br />

Stufe: Bajociuen 171,6–167,7<br />

Stufe: Aalenien 175,6–171,6<br />

Serie: Unterjura (Lias, Schwarzer Jura) 199,6–175,6<br />

Stufe: Toarcien 183,0–175,6<br />

Stufe: Pliensbachien 189,6–183,0<br />

Stufe: Sinemurien 196,5–189,6<br />

Stufe: Hettangien 199,6–196,5<br />

Die Stufen werden stratigraphisch noch weiter in die Grundeinheiten der Biozonen unterteilt,<br />

die ebenfalls mit dem Auffinden von kurzlebigen aber weitverbreiteten Ammoniten definiert<br />

werden. So gibt es im Bathonien etwa die Ammoniten-Biozone Zigzagiceras zigzag.<br />

Zigzagiceras zigzag<br />

N a t u r h i s t o r i s c h e s M u s e u m d e r B u r g e r g e m e i n d e B e r n , M u s e u m s p ä d a g o g i k m r M a i 2 0 1 0<br />

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