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Anlage 4 Spitzensport Grundlagen 2011 - RIS

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Landeshauptstadt<br />

München<br />

Referat für Bildung<br />

und Sport<br />

Sportamt<br />

ANLAGE 4<br />

<strong>Spitzensport</strong> in<br />

München<br />

<strong>Grundlagen</strong> zur Erstellung eines Konzepts<br />

„Förderung des <strong>Spitzensport</strong>s in München“<br />

Landeshauptstadt München<br />

Schulreferat-Sportamt<br />

Verfasser:<br />

Michael Asbeck, Karl Käufler, Daniel Platzer<br />

Erstfassung November 2007, aktualisiert Juni <strong>2011</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Kapitel<br />

Seite<br />

Einleitung 4<br />

1. Definitionen 5 - 8<br />

1.1 Breitensport 6<br />

1.2 Nachwuchssport 6 - 7<br />

1.3 Leistungssport 7<br />

1.4 <strong>Spitzensport</strong> (Hochleistungssport) 8<br />

1.5 Fazit 8<br />

2. Wirkungen des <strong>Spitzensport</strong>s 9 - 14<br />

2.1 Marketing für den Standort München 10 - 11<br />

2.2 Impulse für den Breitensport und die Gesundheit 11 - 12<br />

2.3 Soziale Wirkung / Vorbildwirkung 12 - 13<br />

2.4 Fazit 14<br />

3. Sport in Deutschland 15 - 28<br />

3.1 Organisation im Grundsatz 15<br />

3.2 Verbände und Vereine (Selbstverwaltung des Sports) 15 - 18<br />

3.2.1 Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) 16<br />

3.2.2 Organe des DOSB 16<br />

3.2.3 Der organische Aufbau der Sportselbstverwaltung 17 - 18<br />

3.3 Öffentliche Hand (öffentliche Sportverwaltung) 19 - 22<br />

3.3.1 Grundsätze der Förderung 19<br />

3.3.2 Bund 19 - 20<br />

3.3.3 Länder 20<br />

3.3.4 Kommunen 20 - 21<br />

3.3.5 Zusammenfassung 21 - 22<br />

3.4 Sportförderung in Deutschland 23 - 26<br />

3.4.1 <strong>Spitzensport</strong>förderung 23 - 24<br />

3.4.2 Nachwuchsförderung : Früh übt sich 25<br />

3.4.3 Breitensportförderung 26<br />

3.5 Fazit 27 - 28<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 2


4. <strong>Spitzensport</strong> in München / Bestandsaufnahme 29 - 34<br />

4.1 Stützpunkte / Zentren / Sportstätten 29 - 30<br />

4.2 Kooperation Schule – Leistungssport 30 - 31<br />

4.3 Haus des Athleten 31<br />

4.4 Partnerhochschulen des <strong>Spitzensport</strong>s 31<br />

4.5 Fachverbände / Sportvereine / Interessengemeinschaften 32 - 33<br />

4.6 Bundeswehr / Bundespolizei 33<br />

4.7 Veranstaltungen 1970 – 2010 33 - 34<br />

4.8 Aktuelle Erfolge 34<br />

5. Leistungen der Landeshauptstadt München 35 - 37<br />

5.1 Beiträge zum Sportstättenbau 35<br />

5.2 Unterhalt von Sportstätten 35 - 36<br />

5.3 Bereitstellung von Sportstätten 36<br />

5.4 Zuschüsse für die Teilnahme an Bundesliga/Meisterschaften 36<br />

5.5 Partnerschule des Leistungssports 37<br />

5.6 Veranstaltungen 37<br />

5.7 Ehrungen und Empfänge 37<br />

5.8 Fazit – „was München leistet“ 37<br />

6. Was kann eine Großstadt wie München tun ? 38 - 47<br />

6.1 Nachwuchs-/Talentförderung 38 - 42<br />

6.1.1 Altersgruppe 3 – 6 Jahre – Modellkindergärten 39 - 40<br />

6.1.2 Kindersportschulen 40<br />

6.1.3 Partnerschulen des Leistungssports 41<br />

6.1.4 Auswahlinstrument – Talentsichtung 42<br />

6.2 Bereitstellung von Infrastruktur 43 - 45<br />

6.2.1 Investitionen (Bau, Sanierung, Instandsetzung) 43 - 44<br />

6.2.2 Unterhalt/Betrieb von Sportanlagen 44<br />

6.2.3 Überlassung/Anmietung/Unterkünfte 44 - 45<br />

6.3 Veranstaltungen – Akquise, Zuschüsse 45 - 46<br />

7. Städtevergleich<br />

8. Stellungnahmen Dritter (Verbände, Vereine...)<br />

9. Schlussfolgerungen<br />

Zukünftige Leistungen / Ausrichtung der Stadt München<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 3


Einleitung<br />

Der Sport ist ein Kulturphänomen unserer Zeit. Er prägt unser Leben durch eine Vielfalt<br />

an Erscheinungsformen. Ein herausragender Stellenwert ist zweifelsohne dem<br />

Leistungssport beizumessen, der viele Menschen weltweit in seinen Bann zieht. Die<br />

Begeisterungsfähigkeit einer ganzen Nation für leistungssportliche Wettkämpfe wurde<br />

an der Fußballweltmeisterschaft 2006 deutlich und spricht für sich.<br />

Der Anspruch einer Großstadt, zugleich „Sportstadt“ zu sein, muss sich an den<br />

Chancen für sportliche Talente, an der Realität der Talentförderung und am Profil des<br />

Leistungs- und <strong>Spitzensport</strong>s messen lassen. Als Olympiastadt ist München mit hohen<br />

Erwartungen auf nationaler und internationaler Ebene konfrontiert. Unbestreitbar ist<br />

das Prädikat „Fußballstadt“ angesichts der Bedeutung des Fußballsports im Amateurund<br />

Profibereich (höchste Mitglieder- und Zuschauerzahlen, höchstes Medieninteresse<br />

im Sportartenvergleich, höchste Wirtschaftsdaten in der Sportlandschaft).<br />

Ist München außer für den Fußball auch eine Hauptstadt des <strong>Spitzensport</strong>s für andere<br />

Sportarten? Haben sportliche Talente hier eine angemessene Entwicklungschance?<br />

Für die Erarbeitung eines <strong>Grundlagen</strong>konzeptes zur aktuellen Situation des<br />

<strong>Spitzensport</strong>s in München sollen folgende Fragen beantwortet werden:<br />

Fragen<br />

Antworten<br />

Was ist <strong>Spitzensport</strong> ? Definitionen: Ziffer 1<br />

Was leistet der <strong>Spitzensport</strong> für München ? Wirkungen: Ziffer 2<br />

Was muss München für den <strong>Spitzensport</strong> leisten ? Strukturen/kommunale Aufgaben: Ziffer 3<br />

Wo steht der Münchner <strong>Spitzensport</strong> ? Bestandsaufnahme: Ziffer 4<br />

Was leistet München für den <strong>Spitzensport</strong> ? Leistungen der Stadt: Ziffer 5<br />

Was kann München für den <strong>Spitzensport</strong> leisten ? Optionen der Förderung: Ziffer 6<br />

Was soll München für den <strong>Spitzensport</strong> leisten ? Wunsch des Sports u. politischer Auftrag<br />

Die letzte Frage markiert das Ziel der weiteren Diskussion mit den Partnern des Sports,<br />

der Politik, den städtischen Beteiligungsgesellschaften und Referaten. Ergebnis könnte<br />

eine Art Zielvereinbarung zwischen Sport und Politik sein.<br />

Dieses Konzept soll hierfür Diskussionsstoff liefern.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 4


1. Definitionen<br />

Die Leistung im Sport ist ein zentrales Motiv für das Sporttreiben, ein Erziehungsmittel<br />

und Erziehungsziel zugleich, von öffentlichem Interesse und in ihrer Ausprägung von<br />

unterschiedlicher Qualität. Das Streben nach persönlicher Höchstleistung als<br />

Einzelkämpfer oder im Team führt aus dem Breitensport durch planmäßigen und<br />

zielgerichteten Trainingsaufbau und Wettkämpfe über den Nachwuchssport<br />

(<strong>Grundlagen</strong>-, Aufbau- und Anschlusstraining) hinein in den Leistungssport und endet<br />

bei den begabtesten und motiviertesten Sportlern im Hochleistungs- und <strong>Spitzensport</strong><br />

mit nationalen und internationalen Spitzenleistungen. Diese sportliche Laufbahn eines<br />

<strong>Spitzensport</strong>lers – vom Kind bis zum Erwachsenen – wird in der Sportwissenschaft als<br />

„Langfristiger Trainings- und Leistungsaufbau“ bezeichnet. Ziel des langfristigen<br />

Trainings- und Leistungsaufbaus ist die Vorbereitung sportlicher Spitzenleistungen im<br />

Höchstleistungsalter.<br />

Dabei kann der Breiten- und Nachwuchssport in der Praxis nicht völlig losgelöst vom<br />

<strong>Spitzensport</strong> betrachtet werden. Die Übergänge zwischen den Trainingsetappen sind<br />

fließend und der <strong>Spitzensport</strong> ist ohne den Sport an der Basis nicht denkbar – wie<br />

umgekehrt auch der Breitensport vom <strong>Spitzensport</strong> profitiert.<br />

Auch in der sportwissenschaftlichen Theorie gibt es keine klare Trennung und<br />

allgemein anerkannte Definition von Breiten-, Leistungs- oder <strong>Spitzensport</strong>. Grund<br />

dafür ist das heutige differenzierte Sportverständnis und die vielfältige und<br />

unterschiedliche Sportlandschaft, welche den Sportbegriff nicht mehr in eine einfache<br />

Definition fassen lässt. Die traditionelle Einheit des Sports, symbolisiert durch die<br />

Pyramide mit der Basis Breitensport und der Spitze <strong>Spitzensport</strong>, ist in den letzten<br />

Jahrzehnten in verschiedene Sportmodule zerfallen. Diese unterscheiden sich<br />

bezüglich Ausprägungsform, Sportverständnis, Wertestruktur und Organisationsform.<br />

(Vgl „Der Sport“ existiert heute nicht mehr: vom Pyramidenmodell zum differenzierten<br />

Sportverständnis. Lamprecht, 2002)<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 5


Um jedoch eine Grundlage für weitere Diskussionen zu haben und um<br />

Lösungsvorschläge für den <strong>Spitzensport</strong> in München erarbeiten zu können, wird im<br />

Folgenden der Versuch unternommen, ein gemeinsames Verständnis von den<br />

Bereichen <strong>Spitzensport</strong>, Leistungssport, Nachwuchssport und Breitensport zu<br />

erarbeiten.<br />

1.1. Breitensport<br />

Der Begriff des Breiten- und Freizeitsports kann unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />

betrachtet werden. Eine einheitliche Definition fehlt. Die Schwierigkeit einer<br />

realitätsnahen Abbildung des Sports macht ein kurzer Blick auf die publizierten Modelle<br />

(Pyramidenmodell, Duales Modell, Plurale Modelle) und Begrifflichkeiten deutlich<br />

(Quelle: Übersicht Dieckert et al. 2005).<br />

Wopp und Dieckert (2005) definieren den Breiten- und Freizeitsport als Sport für<br />

möglichst viele Menschen, der durch vielfältige Bewegungsantworten gekennzeichnet<br />

ist und ihn zum Sport für alle macht. In einem differenzierten Modell geht Wopp von<br />

einem weiten Sportverständnis aus, das Wettkämpfe auf unterem und mittlerem Niveau<br />

mit einschließt.<br />

Breiten- und Freizeitsport orientiert sich nicht nur an einem durch Leistung und<br />

Erfolgsstreben gekennzeichneten Sportverständnis, sondern an einer Vielfalt von<br />

Sportmotiven wie Spaß, Freude, Geselligkeit, Bewegungserfahrung, Offenheit etc..<br />

Merkmale:<br />

Vielfalt der Sportmotive (Gesundheit, Freude, Spaß am Sport, Ausgleich zur Arbeit<br />

etc.)<br />

Begegnung und Gesundheit<br />

Integration (Einschluss aller Bevölkerungsgruppen)<br />

Vielfalt der Bewegungsformen, Abwechslung<br />

Lerngelegenheiten<br />

Offenheit und Flexibilität<br />

Lokale Ausrichtung<br />

Wettkampf ist sekundär<br />

(Quellen: Lamprecht und Stamm 2002)<br />

1.2. Nachwuchssport<br />

Viele talentierte heranwachsende Sportlerinnen und Sportler betreiben ihre Sportart<br />

zielgerichtet, kontinuierlich, systematisch und wettkampforientiert. Dieser langjährige<br />

Trainingsprozess wird als Nachwuchstraining bezeichnet, hat perspektivischen<br />

Charakter und ist nicht vordergründig auf das Erreichen sportlicher Höchstleistungen in<br />

jüngeren Altersklassen gerichtet.<br />

Im Vordergrund steht die Erfüllung der inhaltlichen Ziele und Aufgaben der<br />

Trainingsetappen allgemeines <strong>Grundlagen</strong>training, <strong>Grundlagen</strong>training, Aufbautraining<br />

und Anschlusstraining. Das Nachwuchstraining ist vielseitig, entwicklungsspezifisch<br />

und hat Voraussetzungsfunktion für darauf aufbauende Trainingsziele im <strong>Spitzensport</strong>.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 6


Das idealtypische Strukturmodell des langfristigen Trainings- und Leistungsaufbaus ist<br />

prinzipiell offen, um unterschiedlichen individuellen Entwicklungsverläufen gerecht zu<br />

werden (Quelle: Röthig 2003).<br />

Merkmale:<br />

Langjähriger Trainingsprozess<br />

Vielseitigkeit<br />

Perspektivischer Charakter<br />

Voraussetzungsfunktion für spätere Spitzenleistungen<br />

Orientierung an individuellen Entwicklungsverläufen<br />

Zunahme der Spezialisierung, des Trainingspensums und der Wettkampfanzahl<br />

Übergänge sind fließend<br />

Strukturmodell ist je nach Sportart variabel<br />

1.3. Leistungssport<br />

Unter Leistungssport versteht man den mit dem Ziel der Erreichung einer<br />

persönlichen Höchstleistung betriebenen Sport.<br />

(Quelle: Röthig - Sportwissenschaftliches Lexikon)<br />

Der Leistungssportler hat ein festes Trainingsprogramm zur systematischen Steigerung<br />

der Leistungsfähigkeit mit regelmäßiger Wettkampfteilnahme. Die erreichte Leistung<br />

entspricht aber noch nicht nationalen oder internationalen Maßstäben."<br />

(Quelle: Wildor Hollmann)<br />

Der Leistungssport steht im klassischen Pyramidenmodell des Sports genau zwischen<br />

den beiden Bereichen Breitensport und <strong>Spitzensport</strong>. Das Leistungsniveau im<br />

Leistungssport steht einerseits über dem des Breitensports, wo die Leistungsziele frei<br />

gewählt werden können, andererseits ist dieses Niveau mit dem des <strong>Spitzensport</strong>s<br />

kaum zu vergleichen, denn dort werden die Leistungsziele nicht vom Sportler bestimmt,<br />

sondern von außen diktiert.<br />

Ein Leistungssportler strebt nicht nach absoluten (nationalen oder internationalen)<br />

Höchstleistungen. Entscheidendes Kriterium für ihn ist „ein relativer Leistungsstandard,<br />

der sich an soziodemographischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Beruf,<br />

Ausbildung etc. orientiert“.<br />

Merkmale:<br />

Wettkampf<br />

Selektion nach Leistung<br />

Spezialisierung auf bestimmte Sportarten<br />

Systematisches und kontinuierliches Training zur Verbesserung<br />

Tradition und Stabilität (festgelegte Spielregeln usw.)<br />

Nationale und internationale Ausrichtung<br />

Persönliche Leistungswerte<br />

(Quellen: Lamprecht und Stamm 2002)<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 7


1.4. <strong>Spitzensport</strong> (Hochleistungssport)<br />

<strong>Spitzensport</strong> ist national und international betriebener Wettkampfsport, der unter<br />

professionellen Bedingungen geplant und durchgeführt wird, mit dem Ziel der<br />

absoluten Höchstleistung.<br />

(Quelle: Röthig – Sportwissenschaftliches Lexikon)<br />

Im <strong>Spitzensport</strong> orientieren sich die Athleten in der Regel an den Fähigkeiten und<br />

Verhaltensweisen der Weltbesten.<br />

(Quelle: Röthig – Sportwissenschaftliches Lexikon)<br />

Merkmale:<br />

Nationale und internationale Spitzenleistungen<br />

Von der Umwelt festgelegte absolute Leistungen<br />

Erfolgsorientiert (WM-/EM-Titel, Olympiasieger)<br />

Professionelle Rahmenbedingungen<br />

Tägliches, zielgerichtetes und geplantes Höchstleistungstraining<br />

Nationaler und internationaler Wettkampfvergleich<br />

Umgangssprachlich wird der Begriff Leistungssport oft mit <strong>Spitzensport</strong> (auch<br />

Hochleistungssport) gleichgesetzt. Sportwissenschaftlich versteht man unter<br />

Hochleistungssport jedoch Leistungssport, der mit dem ausdrücklichen Ziel betrieben<br />

wird, Spitzenleistungen im nationalen und internationalen Maßstab zu erzielen. Die<br />

Ausübung des Hochleistungssports erfolgt i. d. R. in einem von nationalen und<br />

internationalen Sportverbänden organisierten und strukturierten Wettkampfsystem. An<br />

der Spitze dieses Wettkampfsystems stehen Weltmeisterschaften und Weltcup-Serien<br />

sowie in vielen Sportarten die Olympischen Spiele.<br />

<strong>Spitzensport</strong> ragt bundes- und weltweit aus der Sportlandschaft heraus und genießt<br />

höchste öffentliche Aufmerksamkeit.<br />

Um Berufssport handelt es sich dann, wenn Athletinnen und Athleten ausschließlich<br />

von ihrer Sportausübung und deren materiellen Rahmenbedingungen leben können.<br />

Berufssport ist immer Hochleistungssport, hingegen Hochleistungssport keinesfalls<br />

immer Berufssport (vgl. Hortleder 1978)<br />

Den einzelnen Trainingsetappen, dem Nachwuchs- und <strong>Spitzensport</strong> werden jeweils<br />

organisatorische Lösungen und Förderbedingungen zugeordnet (vgl. Ziffer 3 „Sport in<br />

Deutschland“).<br />

1.5. Fazit<br />

Um das Wesen und den Nutzen von <strong>Spitzensport</strong> komplett zu erfassen, muss in einer<br />

erweiterten Diskussion der Nachwuchssport und der Leistungssport mit einbezogen<br />

werden.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 8


Die These lautet : Nichts, weder die Innen- oder Außenpolitik, noch die Kultur und ihr<br />

plakativstes Spielfeld, das Showbusiness, wird in den Medien mehr konsumiert als der<br />

<strong>Spitzensport</strong>. Ob Fußball-WM, Champions League oder Bundesliga, Olympische<br />

Spiele oder Tour de France, Wimbledon oder Leichtathletik-WM : Mit dem <strong>Spitzensport</strong><br />

lassen sich Botschaften wirkungsvoll vermitteln und das Image einer dynamischen,<br />

jugendlichen und wirtschaftlich starken Weltstadt wird gefördert.<br />

Allerdings : Es kommt auch hier auf das „Wie“ an. Nicht jeder <strong>Spitzensport</strong>(ler) ist<br />

förderlich. ..und so manche Wirkung entsteht vielleicht auch ohne die Idole.<br />

Mit diesen Fragen setzt sich das nachfolgende Kapitel auseinander.<br />

2.1. Marketing bundesweit und für den Standort München<br />

Auf 30 Mrd. € wird der bundesweite Umsatz der Sportbranche (Sportartikelhersteller,<br />

Sportstätten) in Deutschland geschätzt. Er liegt damit z.B. über dem Wert der<br />

Textilbranche.<br />

Weitere ca. 8-9 Mrd. € fließen von Seiten der gesamten Wirtschaft in das<br />

Sportsponsoring, also in die Unterstützung von Aktiven, Veranstaltungen und Projekten<br />

des Sports. Der Sport, und hier fast ausschließlich der <strong>Spitzensport</strong>, erhält damit den<br />

Löwenanteil der Sponsoringbudgets (ca. 70 %) und rangiert klar vor der Kultur, der<br />

Umwelt, der Gesundheit und dem Sozialbereich als weitere Sponsoringadressaten.<br />

Alleine dies belegt, dass sich die Unternehmen aus der Verbindung mit dem<br />

<strong>Spitzensport</strong> und seinen populären Personen eine erhebliche Wirkung für ihre Produkte<br />

und Marken erhoffen.<br />

Ein ähnlicher Mechanismus greift in Bezug auf das Image einer Stadt.<br />

Zum weltweiten Bild von München und seiner hohen Lebensqualität hat neben dem<br />

schönen Stadtbild, dem kulturellen Erbe (Tradition !) und der günstigen geografischen<br />

Lage auch die jahrzehntelange Sporthistorie beigetragen.<br />

Unter den Assoziationen zu München dürften bei einer Umfrage im Ausland die<br />

Stichworte Olympia und FC Bayern ähnlich häufig fallen wie die zum Oktoberfest und<br />

den benachbarten Alpen.<br />

Kurz-, mittel- und langfristig profitiert der Standort München in vielerlei Hinsicht :<br />

Von den Wahrzeichen der Infrastruktur im Olympiapark oder nun rund um die neue<br />

Arena über zahlreiche Aufträge auch an Münchner Unternehmen bis hin zum<br />

Tourismusgewerbe, insbesondere der Hotellerie, den Gaststätten und dem<br />

Einzelhandel.<br />

Im bekannten Kreislauf fließen die Erträge teilweise wieder dorthin zurück, wo die<br />

Impulse gesetzt werden, z.B. durch die Steuern wieder in die öffentlichen Haushalte,<br />

über das Sponsoring direkt in den Sport oder gar durch die Idole selbst in soziale<br />

Projekte (siehe Ziffer 4.3).<br />

Prägnante Beispiele für die wirtschaftliche Wirkung :<br />

Insbesondere die Sportindustrie hat durch den Boom mancher Sportarten massive<br />

Impulse erhalten, nachdem <strong>Spitzensport</strong>ler außergewöhnlich erfolgreich waren. Am<br />

extremsten waren die Verkaufszahlen zum Tenniszubehör ab Mitte der 80er Jahre<br />

(Becker, Graf, Stich) und zu Radsportartikeln ab 1996 (Zabel, Ullrich).<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 10


Die Fußball-WM 2006 hat deutlich stärkere volkswirtschaftliche Wachstumseffekte<br />

ausgelöst, als zunächst erwartet worden war. Dem Bericht des Bundesinnenministeriums<br />

und Daten des Statistischen Bundesamts zufolge ist die positive<br />

gesamtwirtschaftliche Entwicklung insbesondere im II. Quartal 2006 u.a. auf die<br />

WM zurückzuführen, und zwar sowohl was das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />

als auch die Situation am Arbeitsmarkt betrifft. Alleine der Einzelhandel<br />

verbuchte vor, während und nach der WM ein Plus von zwei Milliarden Euro.<br />

Anlässlich der Leichtathletik-EM 2002 wurden geschätzte 30 Mio. € in München<br />

umgesetzt. Auch hier kommt der Imagegewinn für die Stadt durch die weltweite<br />

Berichterstattung hinzu.<br />

Anläßlich des Medien-Marathons in München haben zuletzt im Jahr 2010 ca.<br />

13.000 Teilnehmer/-innen ca. 13 Mio. € in München „verkonsumiert“.<br />

Analysen anderer Großereignisse bestätigen, dass zumindest kurzfristige<br />

ökonomische Wirkungen sportlicher Großereignisse entstehen (z.B. Special<br />

Olympics in Karlsruhe und Bremen und Leichtathletik-WM 2009 in Berlin).<br />

2.2. Impulse für die Förderung des Breitensports und der Gesundheit<br />

Für die Aufgabenstellung der Kommune ist der <strong>Spitzensport</strong> auch dann ein wirksames<br />

Handlungsfeld, wenn er zum Nachahmen anregt und das Bewegungsverhalten der<br />

eigenen Bevölkerung steigert. Oft gelingt dies durch medienwirksame Impulse des<br />

<strong>Spitzensport</strong>s schneller und wirkungsvoller als durch die begrenzten Möglichkeiten des<br />

Breitensports zur Mitgliederwerbung.<br />

Beispiele :<br />

<br />

<br />

Fußballgroßereignisse kurbeln seit Jahren die Mitgliedergewinnung der Vereine im<br />

Nachwuchsbereich an. Obwohl mit Blick auf die demografische Entwicklung schon<br />

vor 10 Jahren ein Mitgliederrückgang im Jugendbereich vorhergesagt wurde, ist der<br />

Jugendanteil vieler Breitensportfußballvereine weiter gestiegen und erreicht in<br />

Einzelfällen 80 % der Gesamtmitgliederanzahl. Im Mädchen- und Frauenfußball<br />

sind die Steigerungsraten noch deutlicher : Binnen 13 Jahren ist die Zahl der<br />

Mannschaften in Bayern von ca. 200 auf über 800 angewachsen.<br />

Dabei kann es dahingestellt bleiben, ob die Sogwirkung auf einen Michael Ballack<br />

oder eine Birgit Prinz zurückzuführen ist, weil hier überregionale Erfolge wirksam<br />

sind. Allerdings kann eine Entwicklung noch weiter forciert werden, wenn das<br />

Signal von „local heroes“ ausgeht. Gerade in München ist dies durch Philip Lahm<br />

(FT Gern) und Bastian Schweinsteiger der Fall.<br />

Im Radsport ist ein Boom beim Kauf von Fahrrädern aller Art, gerade aber im<br />

Rennradbereich, nicht zufällig deckungsgleich mit den Leistungshöhepunkten von<br />

Ullrich, Zabel, Klöden und Co seit 1995. Auf den Spuren der Stars heißt auch hier<br />

das Motto. Erstaunlich sind die Teilnehmerzahlen größerer „Jedermann-Rennen“,<br />

die seither bundesweit entstanden sind. Bei den Vattenfall Cyclassics in Hamburg<br />

bestreiten knapp 20.000 Menschen Rennen über verschiedene Strecken (60 km bis<br />

170 km). Die Verkaufs- und Teilnehmerzahlen sind trotz der Dopingskandale kaum<br />

zurückgegangen.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 11


Der Tennis-Boom der 80er Jahre wurde von den Erfolgen der Stars Boris Becker,<br />

Steffi Graf und Michael Stich ausgelöst und ist mit deren Abgang von der<br />

internationalen Szene zusammengebrochen. Das Auf und Ab von<br />

Sportartikelverkaufszahlen, Aktivenzahlen und die Entstehung von Tennisanlagen<br />

waren auch hier Indikatoren dafür, dass der <strong>Spitzensport</strong> nicht nur die<br />

Einschaltquoten, sondern auch die Aktivität des Einzelnen erhöht.<br />

Damit ist nicht gesagt, dass jede spitzensportliche Leistung Impulse für den<br />

Breitensport setzt oder dass eine breitensportliche Entwicklung Vorbilder aus dem<br />

<strong>Spitzensport</strong> braucht.<br />

Gegenbeispiele :<br />

<br />

<br />

Erfolgreiche deutsche Sportler/-innen gibt es in großer Zahl. Alleine die<br />

Medaillenausbeute bei Olympischen Spielen belegt, dass trotz Globalisierung und<br />

höherer Leistungsdichte eine Vielfalt von Erfolgen möglich ist. Aber weder in den<br />

Wintersportarten (insb. Eisschnelllauf, Langlauf, Biathlon, Ski Alpin) noch in den<br />

Sommersportarten (Hockey, Kanu, Rudern, Leichtathletik, Judo...) haben Erfolge zu<br />

eindeutigen Impulsen für den Breitensport in München geführt, am ehesten<br />

zeichnet sich dies noch im Langlauf (Tobias Angerer, Axel Teichmann, Evi<br />

Sachenbacher-Stehle), im Eishockey (Nationalmannschaft, WM 2010 und <strong>2011</strong>)<br />

und im Basketball (Nowitzki) ab.<br />

Dagegen gibt es erfreuliche Steigerungen in der Aktivenzahl in Sportarten, denen<br />

kein spitzensportlicher Impuls durch Superstars vorausging : Laufen, Nordic<br />

Walking, Klettern, verschiedene Kampfsportarten, Skaten und Fitness- bzw.<br />

Gymnastikvarianten, oft in Verbindung mit Tanz, sind die beliebtesten<br />

Bewegungsformen/Trends der letzten 10 - 20 Jahre.<br />

2.3. Soziale Wirkung / Vorbildwirkung<br />

Sport wird vielfach als sozialer Kitt unserer Gesellschaft beschrieben. Gerade durch<br />

das gemeinsame Sporttreiben kann Sport ungezwungen zu einer gelebten Integration<br />

beitragen, die sonst nicht ohne Weiteres oder nur mit größerem Aufwand gelingt. Sport<br />

ist aber auch nicht per se „heilsam“. Vielmehr kommt es auf das „Wie“ an : Die<br />

Einbindung von Jugendlichen in sozial schwierigen Lebenslagen, von Menschen mit<br />

Migrationshintergrund, von Menschen mit Behinderung oder von älteren Personen<br />

setzt voraus, dass die Ausübung der gewünschten Bewegungsform nach den sehr<br />

differenzierten Ansprüchen der Menschen gestaltet wird.<br />

Was kann der <strong>Spitzensport</strong> hier beitragen ?<br />

Wirkungen durch den Sport und seine Regeln<br />

Der Nutzen des <strong>Spitzensport</strong>s kann auch hier aus seiner Medienwirksamkeit<br />

entstehen. Wenn der <strong>Spitzensport</strong> Werte vorlebt, kann er zweierlei erzeugen : Den<br />

Anreiz, Sport auszuprobieren und das Bewusstsein für die Werte selbst.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 12


Beispiele :<br />

Das selbstverständliche Miteinander verschiedener Kulturen/Nationalitäten im<br />

Mannschaftssport erzeugt Toleranz auch im eigenen Umfeld. Fußball-, Handball<br />

oder Basketballmannschaften der großen Vereine sind längst multikulturell besetzt.<br />

<br />

<br />

<br />

Vorbildliches Verhalten im Sport kann Werte vermitteln : Durch einfache Gesten wie<br />

das Shake-Hands vor und nach dem Spiel oder die Entschuldigung nach dem Foul<br />

wird Fairness dokumentiert, aber auch die Akzeptanz von Niederlagen.<br />

Der Einsatz für den Mitspieler dokumentiert Teamgeist.<br />

Manche Sportarten wie z.B. Judo haben ganz feste Regeln in Bezug auf das<br />

Benehmen im und rund um den Kampf, die den Respekt vor dem Gegner in den<br />

Vordergrund stellen.<br />

Die Gefahr einer negativen Wirkung ist jedoch nicht geringer als die Chance zur<br />

positiven Wertevermittlung. Dies ist meist dem hohen Leistungsdruck aufgrund<br />

extremer Geldsummen und enormer medialer Aufmerksamkeit zuzuschreiben.<br />

Gegenbeispiele :<br />

Leistungsmanipulation durch Doping, zuletzt speziell in populären Sportarten (Rad,<br />

Leichtathletik, Ski-Langlauf).<br />

<br />

<br />

Betrugsfälle im Fußball (Wettskandale, Schiedsrichterbestechung).<br />

Tätlichkeiten, Beleidigungen, Provokationen, versteckte Fouls, Schauspielerei,<br />

Gemecker zur Beeinflussung der Schiedsrichter und der Zuschauer.<br />

Wirkungen durch die Sportler/-innen<br />

<strong>Spitzensport</strong>ler/-innen können durch ihre Karriere enorm profitieren. In vielen Fällen<br />

erkennen sie ihre Verantwortung als Vorbild und geben während und außerhalb der<br />

eigenen Laufbahn etwas an die Gesellschaft zurück. Sie tragen bisweilen durch ihr<br />

soziales Engagement zur konkreten Unterstützung von Menschen und gleichzeitig<br />

wieder zur Wertevermittlung bei (Hilfsbereitschaft, Verantwortlichkeit).<br />

Beispiele :<br />

Unicef-Botschafter aus dem Sport (Boris Becker, Steffi Graf)<br />

Franz-Beckenbauer : Stiftung für Menschen in Notlagen, Beteiligung an Aktionen<br />

der Welthungerhilfe<br />

FC Bayern München : Gründung eines Vereins für diverse Sozialprojekte<br />

Christian Tröger und Caroline Casaretto : Patenschaften für die<br />

Bewegungsentwicklung der Münchner Kinder<br />

Rosi Mittermaier und Christian Neureuther : Als engagierte Gallionsfiguren für<br />

sozialverträglichen und gesunden Sport<br />

Boris Becker als Pate von „fit4future“ : Sportgeräte für 50 Münchner Schulen<br />

Oliver Kahn als Pate von „buntkicktgut“ (interkulturelle Straßenfußballliga)<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 13


2.4. Fazit<br />

Der <strong>Spitzensport</strong> kann erheblich zur ökonomischen und sozialen Entwicklung einer<br />

Gesellschaft beitragen.<br />

Es gibt aber auch bedeutende andere Einflussgrößen (z.B. Förderung einer Sportart<br />

durch die Industrie aus kommerziellen Gründen) und Motive, die das<br />

Bewegungsverhalten der Bevölkerung beeinflussen : Gesundheitsbewusstsein,<br />

Abenteuer, soziale Bedürfnisse z.B. nach Gemeinschaft, Durchsetzen/Behaupten,<br />

Ungebundenheit, zeitliche Flexibilität.<br />

...und nicht jeder <strong>Spitzensport</strong> ist per se nützlich und wirkungsvoll für die<br />

Stadtgesellschaft.<br />

Stars erzeugen und steigern die Popularität von Sportarten. Eine verlässliche<br />

Impulswirkung für den Breitensport ist jedoch nicht immer festzustellen. Wenn diese<br />

Wirkung eintritt, kann eine Identifikation mit lokalen Größen nützlich sein, ist aber keine<br />

zwingende Voraussetzung. Oft wirkt die „Strahlkraft“ bundesweit (s. Nowitzki im<br />

Basketball, Kaymer im Golfsport, Angerer & Co. Im Langlauf).<br />

Wenn der <strong>Spitzensport</strong> genutzt werden soll, um den Breitensport zu fördern, braucht es<br />

den differenzierten und sportartenbezogenen Blick auf die Person und ihr Verhalten,<br />

die Leistung, ihre Medienwirksamkeit, die tatsächliche Perspektive (Zielgruppe ?), die<br />

Finanzierbarkeit des Sports, das Vorhandensein von Infrastruktur und auf die<br />

Notwendigkeit eines Vorbilds.<br />

Eine Unterstützung des <strong>Spitzensport</strong>s ist nur sinnvoll, wenn Nachahmen möglich ist.<br />

Es gilt also laufend darauf zu achten, welche konkreten lokalen Potenziale in den<br />

jeweiligen Sportarten liegen und ob diese mit der Signalwirkung des <strong>Spitzensport</strong>s<br />

wirkungsvoll ausgeschöpft werden können.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 14


3. Sport in Deutschland<br />

3.1. Organisation im Grundsatz<br />

Den organisatorischen Rahmen des Sports in Deutschland setzen die öffentliche<br />

Sportverwaltung (Bund, Länder und Kommunen) und die Selbstverwaltung des<br />

Sports (DOSB, Verbände und Vereine). Die traditionellen Sportvereine sind schon<br />

lange nicht mehr die einzigen Sportanbieter, denn immer mehr kommerzielle Anbieter<br />

im Bereich Sport, Gesundheit, Fitness und Wellness treten auf den Markt und<br />

erreichen eine große Zielgruppe sportbegeisterter Menschen. Das größte Wachstum<br />

hat jedoch in den letzten Jahren das selbstorganisierte Sporttreiben zu verzeichnen.<br />

Angenommen wird beispielsweise, dass es in Deutschland ca. 10 Mio. Personen gibt,<br />

die regelmäßig joggen. Die Zahl der Inline-Skater wird auf 8 Mio. geschätzt. Damit<br />

übersteigt die Zahl der Jogger und Inline-Skater die Zahl der aktiven<br />

Fußballspielerinnen und –spieler.<br />

Für den DOSB, die Verbände und Vereine gilt der Grundsatz der Autonomie des<br />

Sports, also der eigenverantwortlichen Zuständigkeit für ihre Strukturen und ihr<br />

Handeln.<br />

Für die öffentliche Sportverwaltung gilt der Grundsatz der Subsidiarität der<br />

Sportförderung, d.h. die öffentlichen Träger sollen fördernd in den Sport nur<br />

eingreifen, wenn die Sportorganisationen und/oder andere Träger ein erforderliches<br />

Angebot nicht schaffen.<br />

Es soll im Folgenden Aufschluss gegeben werden über die Strukturen, die Aufgaben<br />

und über das Zusammenwirken der beiden Bereiche in Bezug auf den (Spitzen)Sport.<br />

3.2 Verbände und Vereine (Selbstverwaltung des Sports)<br />

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantiert die freie Entfaltung der<br />

Bürger dieses Landes. Auch im Sport bestimmen die Bürger selbst darüber, in welcher<br />

Weise sie sich sportlich betätigen und in welcher Form und Gruppe sie sich zu diesem<br />

Zweck zusammenschließen wollen. So entstand die unabhängige Turn- und<br />

Sportbewegung, die unter dem Begriff der sportlichen Selbstverwaltung in das<br />

Bewusstsein des Volkes eingegangen ist.<br />

Die organisatorische Zusammenfassung der Vereine und Spitzenverbände unter einem<br />

Dach führte im Jahr 1950 zur Gründung des Deutschen Sportbundes: Zum ersten Mal<br />

gab es damit eine freie Organisation, in der alle Turn- und Sportvereine vereinigt<br />

waren. Nach der politischen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erfolgte<br />

auch die Vereinigung der deutschen Sportorganisationen.<br />

Heute gehören dieser unabhängigen Sportbewegung über 30% der gesamten<br />

Bevölkerung an.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 15


3.2.1 Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)<br />

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist als neue Dachorganisation seit Mai<br />

2006 die Verschmelzung von Deutschem Sportbund (DSB) und Nationalem<br />

Olympischen Komitee (NOK). Er ist damit national und international die einzige<br />

Vertretung des deutschen Sports und übt gegenüber dem Internationalen Olympischen<br />

Komitee (IOC) die Funktion eines NOK aus. Motto: „Aus einer Hand - mit einer<br />

Stimme“.<br />

Der DOSB – ebenso wie der frühere DSB - ist geschaffen worden, um alle<br />

erforderlichen gemeinsamen Maßnahmen zur Förderung des Sports zu koordinieren,<br />

die gemeinschaftlichen Interessen seiner Mitgliedsorganisationen gegenüber dem<br />

Staat und der Öffentlichkeit zu vertreten und alle überfachlichen Fragen im In- und<br />

Ausland zum Wohle des deutschen Sports regeln zu können. Dabei geht es ihm zum<br />

Beispiel um die wachsende Bedeutung des Sports in der Gesellschaft, die<br />

Interessenvertretung der Sportvereine gegenüber Bund, Ländern und Gemeinden, die<br />

Verbesserung des Sports in den Schulen und Hochschulen etc.<br />

3.2.2 Die Organe des Deutschen Olympischen Sportbundes<br />

Mitgliederversammlung (Bundestag)<br />

Das entscheidende Wahlgremium und das oberste Organ des DOSB ist die<br />

Mitgliederversammlung. Sie hat 473 Stimmen. Die Mehrheit davon (225) stellen die 33<br />

olympischen Spitzenverbände, 159 die 16 Landessportbünde, 44 die 23<br />

nichtolympischen Spitzenverbände, 19 die Sportverbände mit besonderen Aufgaben,<br />

15 die Persönlichen Mitglieder und 11 das Präsidium. Gemäß den Satzungen des IOC<br />

muss der olympische Sport über die Mehrheit in der Mitgliederversammlung verfügen.<br />

Das Präsidium<br />

Das Präsidium ist die Exekutive und das Führungsgremium des DOSB. Es ist u.a.<br />

verantwortlich für eine wirksame Vertretung der deutschen Sportbewegung nach innen<br />

und außen. Präsident ist seit dem 20. Mai 2006 Dr. Thomas Bach. Es gibt<br />

Vizepräsidenten für den Leistungssport, für den Breitensport/Sportentwicklung, für die<br />

Wirtschaft und die Finanzen, für die Bildung und die Olympische Erziehung sowie für<br />

Frauen und Gleichstellung.<br />

Bereiche / Bundesausschüsse<br />

Für die fachlichen Aufgaben werden im DOSB die beiden Bereiche Leistungssport und<br />

Breitensport sowie Bundesausschüsse (Bildung, Frauen im Sport, Recht, Steuern und<br />

Versicherungen, Finanzen sowie Umwelt und Sportstättenentwicklung) tätig. Der<br />

Aufgabenbereich Jugendarbeit im Sport wird von der Deutschen Sportjugend, als<br />

Jugendorganisation des DOSB, wahrgenommen.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 16


Der DOSB zählt heute rund 27 Millionen Mitglieder in mehr als 90.000 Sportvereinen.<br />

Er ist die größte Personenvereinigung und gleichzeitig die größte Sportorganisation der<br />

Welt. Zu den Mitgliedsorganisationen im DOSB gehören:<br />

16 Landesverbände<br />

60 Spitzenverbände (33 olympische und 27 nichtolympische)<br />

19 Verbände mit besonderen Aufgaben (z.B. Dt. Behindertensportbund).<br />

Der DOSB ist Beratungs- und Servicestelle seiner organisatorisch, finanziell und<br />

fachlich selbstständigen Mitgliedsorganisationen und hat folgende<br />

Schwerpunktaufgaben:<br />

Breitensport: „Sport für alle“ – möglichst vielen Menschen unabhängig von Alter,<br />

Geschlecht, sozialer Herkunft und Religion den Zugang zum Sport ermöglichen.<br />

Leistungssport: Förderung des modernen, humanen <strong>Spitzensport</strong>s und Kampf<br />

gegen Doping. Entsendung und Betreuung der Olympiamannschaften.<br />

Interessenvertretung der Mitgliedsorganisationen gegenüber Europäischer<br />

Union, Ländern und Gemeinden etc.<br />

Der DOSB finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Projektmitteln für den <strong>Spitzensport</strong><br />

aus dem Bundeshaushalt, Lotterieeinnahmen sowie Vermarktungslizenzen.<br />

3.2.3 Der organische Aufbau der Sportselbstverwaltung<br />

Spitzenverbände (Bundesfachverbände)<br />

Die Landesfachverbände sind in den Spitzenverbänden zusammengeschlossen. Sie<br />

sind gegenüber dem DOSB autonom, regeln alle grundsätzlichen, übergeordneten und<br />

nationalen Angelegenheiten in ihrer Sportart und vertreten sie im internationalen<br />

Bereich. Sie veranstalten die deutschen - ggf. auch die internationalen -<br />

Meisterschaften, wählen die Vertretungen für internationale Wettkämpfe, fördern die<br />

Spitzenathleten, unterstützen ihre sportliche Laufbahn umfassend und erstellen<br />

sportartspezifische Konzepte. Die Spitzenverbände verfügen teils über eigene<br />

Sportstätten und beschäftigen die Bundestrainer/-innen.<br />

Landessportverbände<br />

Parallel zur fachlichen Gliederung des deutschen Sports in den Spitzenverbänden gibt<br />

es noch eine regionale überfachliche Organisation. Alle Sportvereine eines<br />

Bundeslandes bilden – unabhängig von ihren Sportarten – wiederum<br />

Landessportverbände. Angesichts der föderalistischen Struktur der Bundesrepublik<br />

Deutschland mit der bei den Ländern liegenden Kulturhoheit haben die<br />

Landessportverbände eine Reihe überfachlicher Aufgaben: Vertretung der Interessen<br />

der Sportvereine auf Landesebene gegenüber den politischen Institutionen, Förderung<br />

der Ausbildung und Bezahlung von Übungsleitern, Förderung des Sportstättenbaus,<br />

Regelung des Versicherungsschutzes, Entwicklung von sozialen Projekten etc.<br />

In der Regel heißen diese überfachlichen Organisationen Landessportbund (z.B. LSB<br />

Nordrhein-Westfalen, Bremen...), in Bayern ist dies der Bayerische Landes-<br />

Sportverband (BLSV).<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 17


Landesfachverbände<br />

Mitglieder in den deutschen Spitzenverbänden und i.d.R. auch im Landessportverband<br />

sind die (sportartenbezogenen) Landesfachverbände.<br />

Die Vereine wiederum sind Mitglieder der Kreis-, Bezirks- und Landesfachverbände,<br />

deren Sportarten sie betreiben. Die Landesfachverbände haben hauptsächlich die<br />

Aufgabe, den Sportbetrieb innerhalb ihrer Bereiche zu organisieren. Neben der<br />

Durchführung der Wettkämpfe obliegen ihnen noch andere wichtige Aufgaben wie<br />

Talentsuche und –förderung, die Abhaltung von Lehrgängen, die Einrichtung und der<br />

Unterhalt von Landesleistungszentren mit Landestrainern, die Intensivierung der<br />

Breitensport-Programme in den Vereinen sowie die Führung und Verwaltung des<br />

Verbandes und seiner Organe.<br />

Vereine<br />

Das Rückgrat und die aktive Basis des deutschen Sportsystems sind die rund 90.000<br />

Sportvereine mit mehr als 27 Millionen Mitgliedern. Damit sind die Sportvereine mit<br />

Abstand die größten Sportanbieter in Deutschland.<br />

In Deutschland übernehmen 2,2 Millionen Menschen freiwillige, ehrenamtliche Arbeiten<br />

und Aufgaben im Sportverein. Ihr Einsatz schafft einen enormen Gewinn an<br />

Lebensqualität in unserer Gesellschaft und sichert die Zukunft der Sportvereine. Den<br />

Ehrenamtlichen verdankt der organisierte Sport seinen hohen gesellschaftlichen Rang<br />

und seine Unabhängigkeit. Es ist die Aufgabe des Staates, dieses Engagement gezielt<br />

zu stärken und zu fördern. Denn noch immer ist es der absolute Regelfall, dass große<br />

Karrieren im <strong>Spitzensport</strong> ihren Anfang im Verein und der dortigen frühen individuellen<br />

Förderung genommen haben.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 18


3.3 Öffentliche Hand - Bund, Länder, Kommunen (öff. Sportverwaltung)<br />

Der Leistungs- und <strong>Spitzensport</strong> als kleiner, aber wichtiger Teil des Sportsystems ist oft<br />

das Aushängeschild von Kommunen, Ländern und der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Die <strong>Spitzensport</strong>lerinnen und -sportler übernehmen in unserer Gesellschaft durch ihr<br />

Bekenntnis zu Leistungsbereitschaft, Engagement, Ausdauer, Disziplin, Teamgeist und<br />

Verlässlichkeit eine wichtige Vorbildfunktion. Diese sozialen Fähigkeiten und Werte<br />

bereichern unser gesellschaftliches Miteinander und stärken unsere im Wettbewerb<br />

stehende Gesellschaft. Der <strong>Spitzensport</strong> bietet zudem die Chance zur nationalen und<br />

internationalen Repräsentation des Bundes, der Länder und der Kommunen und ist<br />

heute unbestritten mit all seinen Bezugspunkten (Eintrittsgelder, Tourismuszahlen,<br />

Merchandising, Werbung, Sportartikel etc.) ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges. Im<br />

Einzelnen s. Ziffer 2.<br />

3.3.1 Grundsätze der Förderung<br />

Die Förderung des Sports gehört zu den Ordnungsaufgaben des Staates. Die ideelle<br />

und materielle Förderung des Sports wird durch die öffentlichen Hände koordiniert und<br />

basiert auf folgenden Grundsätzen:<br />

Autonomie des Sports: Es ist die Stärke des deutschen Sports, dass er sich<br />

selbst organisiert und seine Angelegenheiten in eigener Verantwortung regelt.<br />

Subsidiarität der Sportförderung: Eine Förderung durch die öffentlichen Hände<br />

setzt dort ein, wo die eigenen Kräfte und notwendigen Mittel des Sports nicht<br />

ausreichen, ihm zugefallene gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen.<br />

Die enge Zusammenarbeit auf partnerschaftlicher Grundlage zwischen den<br />

staatlichen Organen und den Organisationen des Sports ist Voraussetzung für eine<br />

wirksame Förderung des Sports.<br />

Die Zuständigkeit des Bundes für die Sportförderung ist im Grundgesetz nicht<br />

ausdrücklich geregelt. Sie gehört zur gesetzesfreien Verwaltung. Nach Art. 30 GG liegt<br />

die Zuständigkeit für die Förderung des Sports grundsätzlich bei den Ländern.<br />

Aufgrund des föderalistischen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland passen sich<br />

jedoch Fördermaßnahmen den jeweiligen Kompetenzen der verschiedenen Träger der<br />

öffentlichen Sportförderung (Bund, Länder und Kommune) an. Im Rahmen von<br />

Verwaltungsvereinbarungen von Bund und Länder über die Finanzierung öffentlicher<br />

Aufgaben haben sich sogenannte „ungeschriebene Bundeskompetenzen“ und<br />

Finanzierungszuständigkeiten entwickelt.<br />

3.3.2 Bund<br />

Obwohl das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland keine ausdrückliche<br />

Kompetenz des Bundes für die Sportförderung enthält und dies grundsätzlich in die<br />

Zuständigkeiten der Länder fällt (Art. 30 GG), ergeben sich dennoch Zuständigkeiten<br />

für Teilbereiche des Sports auf Grund der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 19


Maßnahmen und Aufgaben, die für das Bundesgebiet als Ganzes von Bedeutung<br />

sind, besonders repräsentativen Charakter haben und nicht nur durch die Länder<br />

allein wirksam gefördert werden können, fallen in die Verantwortung des Bundes.<br />

Durch diese Kompetenzzuordnung konzentriert sich der Bund in erster Linie auf die<br />

Förderung des Hochleistungssports (<strong>Spitzensport</strong>s), die internationalen Beziehungen<br />

und auf herausragende breitensportliche Aktivitäten von gesamtstaatlichem Interesse.<br />

Der erste Platz in der Nationenwertung bei den Winterspielen 2006 in Turin und 2010<br />

in Vancouver und viele weitere internationalen Erfolge deutscher Athletinnen und<br />

Athleten unterstreichen die Effektivität und Effizienz des deutschen<br />

<strong>Spitzensport</strong>systems. Der Bund ist dabei seit Jahren mit Abstand der größte Förderer<br />

des <strong>Spitzensport</strong>s in Deutschland. In den Jahren von 2007 bis <strong>2011</strong> sind dafür rund<br />

900 Millionen Euro vorgesehen bzw. schon ausgegeben worden.<br />

Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) wurde 1970 als nicht rechtsfähige<br />

Bundesanstalt im Geschäftsbericht des Bundesinnenministeriums (BMI) errichtet.<br />

Seine Kernaufgabe ist die Förderung der wissenschaftlichen Zweckforschung auf dem<br />

Gebiet des Sports, mit Schwerpunktsetzung im <strong>Spitzensport</strong>.<br />

Neben dem BMI nehmen zahlreiche weitere Bundesministerien weitere Aufgaben der<br />

Sportförderung wahr (z.B. Auswärtiges Amt, Bundesministerium für Finanzen,<br />

Bundesministerium für Arbeit, Bundesministerium für Verteidigung etc.).<br />

Beim BMI liegt die Koordination innerhalb der Bundesregierung wie auch die<br />

Zusammenarbeit mit dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages, den Ländern<br />

und der Sportministerkonferenz der Länder (SMK), den Kommunalen<br />

Spitzenverbänden (Sportausschuss, Arbeitsgemeinschaft deutscher Sportämter) sowie<br />

der Selbstverwaltung des Sports.<br />

3.3.3 Länder<br />

Die eigentliche Zuständigkeit für den Sport liegt im Rahmen der Kulturhoheit bei den<br />

Ländern. Während sich der Bund nur auf bundeszentrale Maßnahmen beschränkt,<br />

wirkt sich die Sportförderung in den Ländern bis auf den einzelnen Verein aus: u.a.<br />

durch Übungsstättenbau und -unterhalt, Sportgerätebeschaffung, Zuschüsse zur<br />

Sportunfallversicherung, Ausbildung und Bezahlung von Übungsleitern, Vereinsservice,<br />

Förderung des Nachwuchs- und Leistungssports, wichtige Entwicklungen des Sports in<br />

Schule und Hochschule.<br />

3.3.4 Kommunen<br />

Die Sportförderung durch die Kommunen hat in den letzten Jahren eine überaus große<br />

Ausweitung erfahren. Der Grund für dieses kommunale Engagement ist in der<br />

Erkenntnis zu suchen, dass sportliche Betätigung in ganz hervorragender Weise der<br />

Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Bügerinnen und Bürger dienen<br />

kann.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 20


Dies hat seinen Ausdruck bereits in den „Leitsätzen für die kommunale Sportpflege“<br />

vom 9. Oktober 1958 gefunden. Diese Leitlinie kommunaler Sportpolitik hat durch die<br />

Empfehlung des Präsidiums des Deutschen Städtetages vom 11. Dezember 1969 zur<br />

Förderung des Leistungssports eine Ergänzung erfahren. Diese Empfehlung geht zwar<br />

davon aus, dass nach wie vor der Breitensport unter dem Gesichtspunkt der<br />

Gesundheit der Bevölkerung an erster Stelle der kommunalen Sportförderung<br />

steht, dass aber auch der <strong>Spitzensport</strong> ein Mittel sein kann, noch mehr<br />

Menschen dem Freizeitsport zuzuführen. Darüber hinaus soll jedoch die kommunale<br />

Sportförderung des <strong>Spitzensport</strong>s im örtlichen Bereich die Talentsuche und –<br />

förderung der Sportvereine und –verbände ergänzen.<br />

Zuletzt hat der Sportausschuss des Deutschen Städtetages 2004 ein Positionspapier<br />

„Sport in der Stadt“ verabschiedet, das im Rahmen der Diskussion „Zukunft der Stadt“<br />

als Leitfaden für die kommunale Sportpolitik dienen soll: „Unbeschadet der primären<br />

Verantwortung des Bundes und der Länder unterstützen die Städte neben dem<br />

Breitensport – in erster Linie wegen seiner Vorbild- und Anreizfunktion für die Jugend –<br />

den Leistungs- und <strong>Spitzensport</strong>. Der Bau und der Unterhalt von Sportanlagen, die<br />

Bereitstellung von Sportinfrastruktur zu angemessenen Bedingungen, die<br />

Unterstützung des Schulsports und die Förderung (breiten-) sportlicher Aktivitäten,<br />

insbesondere in den gemeinnützigen Vereinen, stellen die Schwerpunkte der<br />

kommunalen Sportpolitik dar“.<br />

Auf der Ebene der Kommune kommt es auf eine wirkungsvolle Koordination aller mit<br />

den Fragen der Gesundheit, Jugend, Sport und Soziales befassten Stellen der<br />

öffentlichen Verwaltung an. Vereine und Verbände können durch weitsichtige<br />

Zusammenarbeit z.B. bei Planung, Bau und Nutzung der Sportstätten dazu beitragen<br />

ihre Situation zu verbessern und den Verein langfristig zukunftsfähig zu machen. Denn<br />

schließlich ist es eine der Hauptaufgaben der Kommunen, Sportplätze, Turnhallen und<br />

Bäder gegen geringe Gebühren oder teilweise kostenlos zur Verfügung zu stellen oder<br />

in Vereinsverantwortung zu übergeben. Darüber hinaus sind vielfältige finanzielle<br />

Zuschüsse für die Vereinsmitglieder und die Übungsleiter überlebensnotwendig für die<br />

Vereine.<br />

3.3.5 Zusammenfassung<br />

Bund, Länder und Kommunen teilen sich die Aufgaben der öffentlichen<br />

Sportverwaltung im Sinne der verfassungsrechtlichen Kompetenzen:<br />

Bund : Länderübergreifende Aufgaben mit besonders repräsentativem Charakter,<br />

insbesondere die Förderung des <strong>Spitzensport</strong>s.<br />

Länder : Nach Art. 30 des Grundgesetzes im Grundsatz mit der Sportförderung<br />

betraut. Hierzu gehören die Förderung des Schulsports, des Breiten- und<br />

Freizeitsports, der Sportstättenbau, aber auch eine unterstützende Zuständigkeit für<br />

den <strong>Spitzensport</strong>.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 21


Kommunen: Förderung des Freizeit- und des Breitensports; Unterstützung des<br />

Leistungssports; Bau, Unterhalt, Verpachtung kommunaler Sportstätten; Jugendarbeit;<br />

Unterstützung der Vereinsarbeit; Talentsichtung und –förderung;<br />

In kooperativer Trägerschaft zwischen der Sportselbstverwaltung und der öffentlichen<br />

Hand entstehen Olympiastützpunkte und Leistungssportzentren.<br />

Weitere am Sport aktiv Beteiligte :<br />

Krankenkassen, speziell auf dem Sektor der Gesundheitsförderung durch Sport<br />

Hochschulen als wissenschaftliches Fundament der Sportentwicklung<br />

Schulen/Kindertageseinrichtungen als vermittelnde Institutionen und Basis für das<br />

Sportleben<br />

Unternehmen durch ihr finanzielles Engagement und eigenen Betriebssport<br />

Medien (klassische und neu) als Vermittler der Anreize und Angebote<br />

Zahlreiche private Sportanbieter (Olympiapark München GmbH, Stadtwerke<br />

München GmbH, Fitnessstudios, Trendsportanlagen u.v.m.)<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 22


3.4 Vernetzung von Verbänden/Vereinen und öffentlicher Hand<br />

3.4.1 <strong>Spitzensport</strong>förderung<br />

Förderung der Bundessportfachverbände<br />

In der Bundesrepublik Deutschland ist die Organisation des <strong>Spitzensport</strong>s in erster<br />

Linie eine Aufgabe der Bundessportfachverbände (Spitzenverbände). Bei den<br />

Maßnahmen zur Organisation und Gestaltung des Trainingssystems sowie bei der<br />

Teilnahme an und Ausrichtung von nationalen und internationalen Wettkämpfen,<br />

Meisterschaften und Sichtungslehrgängen etc. werden die Fachverbände vom Bund<br />

unterstützt, damit sie im internationalen Wettbewerb bestehen können. Die<br />

Bundessportfachverbände arbeiten ihrerseits wieder eng mit den Vereinen,<br />

Landesverbänden, der Stiftung der Deutschen Sporthilfe sowie dem Bereich<br />

Leistungssport des DOSB zusammen.<br />

Das BMI fördert zurzeit :<br />

30 olympische Sportfachverbände<br />

16 nichtolympische Sportfachverbände<br />

6 Bundesfachverbände mit spezieller Aufgabenstellung<br />

240 fest angestellte und 443 auf Honorarbasis beschäftigte Bundestrainerinnen und<br />

–trainer der Bundessportfachverbände<br />

qualifiziertes Personal bei den Bundessportfachverbänden (z.B. Sportdirektor,<br />

Sportreferent)<br />

die 52 Bundesportfachverbände mit einem Fördervolumen von 38 Millionen Euro<br />

Förderung des Stützpunktsystems<br />

Die zweite Säule des <strong>Spitzensport</strong>s in Deutschland ist das Stützpunktsystem, welches<br />

aus Olympiastützpunkten, Bundesstützpunkten, Bundesleistungszentren und<br />

Landesstützpunkten bzw. Landesleistungszentren besteht.<br />

Olympiastützpunkte<br />

Olympiastützpunkte sind Service- und Dienstleistungseinrichtungen für Bundeskaderathletinnen<br />

und -athleten sowie deren Trainerinnen und Trainer. Ihre Hauptaufgabe<br />

liegt darin, die sportartübergreifende medizinische, psychologische, physiotherapeutische,<br />

trainingswissenschaftliche und soziale Betreuung und Beratung der an den<br />

Leistungszentren und Stützpunkten trainierenden Kaderathletinnen und -athleten<br />

sicherzustellen.<br />

Die derzeit 19 Olympiastützpunkte wurden <strong>2011</strong> vom BMI mit mehr als 26 Millionen<br />

Euro gefördert. Über die Olympiastützpunkte werden derzeit über 100 zusätzliche<br />

Trainer und über 100 Trainingsstätten in Schwerpunktsportarten gefördert (z.B. Bau,<br />

Sanierung, Unterhaltung, Ausrüstung von Sprungschanzen, Rodelbahn,<br />

Schwimmhallen). Sie sollen die Koordination an der Nahtstelle zwischen Spitzen- und<br />

Nachwuchsleistungs-sport verbessern, um die Förderung der Sportlerinnen und<br />

Sportlern zu optimieren, die auf dem Weg vom Landeskader zum Bundeskader sind.<br />

Die Mittel dafür kommen vom Bund, dem Land und von Dritten.<br />

Schließlich bestehen an den meisten Olympiastützpunkten „Häuser der Athleten“, in<br />

denn Nachwuchsleistungssportler untergebracht sind, damit sie am täglichen Training<br />

oder an zentralen Lehrgängen teilnehmen können.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 23


Bundesstützpunkte<br />

Die Bundesstützpunkte und Bundesstützpunkte-Nachwuchs sind regionale<br />

Einrichtungen der Bundessportverbände, in denen die Bundeskaderathletinnen und –<br />

athleten A bis D/C zusätzlich zum Vereinstraining ein qualitativ hochwertiges,<br />

sportartspezifisches Training unter fachkundiger Anleitung wohnortnah erhalten. Das<br />

Stützpunktsystem eröffnet den Spitzenverbänden die Möglichkeit der Einflussnahme<br />

auf den Trainingsprozess im Sinne von Steuerung und Regelung. Zur Zeit bestehen 92<br />

Bundesstützpunkte in den Sommersportarten, davon 48 Bundesstützpunkte für den<br />

Nachwuchs, und 34 Bundesstützpunkte für den Wintersport.<br />

Bundesleistungszentren<br />

Bundesleistungszentren sind vom BMI in Einvernehmen mit dem DOSB und den<br />

Bundesportfachverbänden anerkannte Sportstätten. In diesen Zentren werden<br />

schwerpunktmäßig zentrale Trainingslager und Lehrgänge sowie Trainerfortbildungen<br />

der Spitzenverbände durchgeführt. Freie Kapazitäten ermöglichen eine zusätzliche<br />

Nutzung für Trainingseinheiten der Leistungssportlerinnen und –sportler auf<br />

Landesebene und des Vereins- und Schulsports. Die Sportanlagen, Einrichtungen,<br />

Geräte, Unterbringungsmöglichkeiten und die Verpflegung in diesen<br />

Bundesleistungszentren sind so ausgelegt, dass die Betreuung und das Training von<br />

Bundeskaderathletinnen und -athleten in mindestens einer Disziplin möglich sind.<br />

Zu Landesleistungszentren siehe Ziffer 4.1.<br />

Förderung der Sportstätten – Einrichtungen für Training und Wettkampf<br />

Die deutschen <strong>Spitzensport</strong>athletinnen und –athleten können international nur<br />

bestehen, wenn ihnen Einrichtungen für Training und Wettkampf zur Verfügung stehen,<br />

die höchsten Ansprüchen genügen. Das BMI fördert deshalb auch Bauten für den<br />

<strong>Spitzensport</strong> und arbeitet dabei mit den Organisationen des Sports, den Ländern und<br />

den Kommunen zusammen. Die Unterstützung bei der Errichtung, Sanierung,<br />

Modernisierung von Sportstätten wird insbesondere den Einrichtungen der<br />

Olympiastützpunkte, der Bundesstützpunkte sowie auf Sportanlagen der<br />

Bundesleistungszentren zuteil. Im Vordergrund steht die Deckung des<br />

Sportstättenbedarfs für die olympischen Verbände.<br />

Herausragende Beispiele:<br />

Von 1998 bis 2005 : 217 Mio. € Bundesmittel für Sportstätten des <strong>Spitzensport</strong>s<br />

Von 1999 bis 2005 rund 63 Mio. € für den „Goldenen Plan Ost“, wobei die<br />

Förderung des Breitensports vorrangige Aufgabe der Länder und Kommunen ist.<br />

Ausbau der Stadien in Berlin und Leipzig mit weiteren 247 Mio. €<br />

Multifunktionssporthalle Leipzig : Rund 8,9 Mio. € Bundesfördermittel<br />

Eisschnelllaufbahn in Erfurt : Über 6,2 Mio. € Bundesfördermittel<br />

<strong>Spitzensport</strong>förderung durch die Bundespolizei und die Bundeswehr<br />

Ein Erfolgsgarant für den deutschen Sport ist die Förderung des <strong>Spitzensport</strong>s durch<br />

die Bundespolizei und die Bundeswehr. Hoch talentierte Athletinnen und Athleten<br />

werden bei der Ausübung des Leistungssports unterstützt und gleichzeitig haben sie<br />

die Möglichkeit, eine berufliche Ausbildung zu machen. Das ermöglicht es ihnen, sich<br />

ohne Sorgen um ihre Zukunft und ihre berufliche Perspektive nach der sportlichen<br />

Karriere auf das Training und die Wettkämpfe zu konzentrieren.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 24


3.4.2 Nachwuchsförderung : „Früh übt sich“<br />

<strong>Spitzensport</strong>förderung beginnt im Kindes- und Jugendalter mit gezielter Talentsuche<br />

und –förderung. Schulen und Sportvereine haben hier eine Schlüsselfunktion und<br />

müssen hier eng zusammenarbeiten, um die sportliche Begabungen früh erkennen und<br />

fördern zu können. Die Sportförderung durch die Länder, die für den Schulsport<br />

verantwortlich sind, und durch die Kommunen, die auf die Vereinsebene und den<br />

Breitensport zielt, müssen somit eng vernetzt sein und bestmöglich kooperieren, um<br />

eine qualifizierte Talentförderung und –suche zu ermöglichen. Dies erzeugt die<br />

Grundlage für die weitere Nachwuchsförderung durch die Länder und Kommunen.<br />

Der Bund besitzt für die Förderung des Nachwuchsbereichs keine originäre<br />

Zuständigkeit, hilft aber an den Nahtstellen zum <strong>Spitzensport</strong> auf folgenden Gebieten:<br />

Förderung von „Häusern der Athleten“ mit Sportinternat<br />

Förderung von Stützpunkten, insbesondere Olympiastützpunkten mit<br />

Nachwuchsathleten<br />

Förderung des Bundeswettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“<br />

Förderung von Sichtungslehrgängen etc.<br />

Förderung der Kooperationsschulen des Leistungssports<br />

Ziel dieser Schulen ist es, die Erfordernisse einer leistungssportlichen Ausbildung und<br />

die der Schule optimal aufeinander abzustimmen, damit die Jugendlichen nicht an der<br />

Mehrbelastung scheitern. Die Kulturhoheit im Bereich Bildung und Schule und damit<br />

auch die Zuständigkeit für die Talent- und Nachwuchsförderung liegt bei den Ländern.<br />

Häufige Formen der Kooperation, insbesondere in Bezug auf Strukturierung und<br />

Finanzierung, bestehen in den Partnerschulen des Leistungssports und den<br />

sportbetonten Schulen.<br />

Förderung der Häuser der Athleten<br />

Die „Häuser der Athleten“, die primär vom Bundesinnenministerium und von den<br />

Ländern anteilig gefördert werden, sollen die Verbindung von Alltag und Leistungssport<br />

erleichtern. In den Internaten bzw. in den reinen Wohnheimen können die Athleten die<br />

individuellen Förderstrukturen nutzen und die an den Olympiastützpunkten<br />

eingesetzten Laufbahnberaterinnen und -berater in beruflichen, sportlichen und<br />

schulischen Bereichen zu Rate ziehen.<br />

Förderung des Bundeswettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“<br />

Heike Henkel, Boris Becker oder Frank Busemann sind Sportler, deren Laufbahn mit<br />

der Teilnahme bei „Jugend trainiert für Olympia“ begann. Jährlich nehmen 900.000<br />

Schülerinnen und Schüler an den Schulwettkämpfen teil. Ziel der Sportwettkämpfe ist<br />

eine vielseitige Grundausbildung, positive Einstellung und langfristige Motivation zum<br />

Sport und ein abwechslungsreicher Trainingsbetrieb. Die Wettkämpfe auf Stadt-,<br />

Kreis-, Landes- und Bundesebene können jedoch auch optimal als Talentsichtung und<br />

-förderung genutzt werden. Gefördert wird dieser Wettbewerb durch den Bund, die<br />

Länder und die Kommunen je nach Verantwortungsbereich (Stadt-, Landes- oder<br />

Bundesebene).<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 25


3.4.3 Breitensportförderung<br />

Für viele ist Sport die wichtigste Form der Freizeitgestaltung. Sport ist in aller Regel<br />

zuerst Freizeit- und Breitensport, mit dem Kinder und Jugendliche ebenso wie<br />

Senioren, Frauen und Männer verschiedene Motive verbinden. Gesundheit, Erholung,<br />

Stressabbau, soziale Kontakte, Wettkampf und Körpererfahrung sind nur ein paar<br />

Aspekte aus der Motivvielfalt des heutigen Sporttreibens.<br />

Nach der Verfassung liegt die Verantwortung für die Förderung des Bereitensports in<br />

den Händen der Länder und Kommunen. Die Sportförderung in den Bundesländern<br />

erstreckt sich – wenn auch in unterschiedlicher Form und mit unterschiedlichen<br />

Förderprogrammen – auf nahezu alle sportlichen Gebiete: Vom Schulsport über den<br />

Breiten- und Freizeitsport bis hin zum Übergang vom Nachwuchssport zum<br />

<strong>Spitzensport</strong>.<br />

Der Schwerpunkt der kommunalen Sportpolitik liegt in der Förderung des<br />

Breitensports. Die ca. 90.000 Sportvereine in Deutschland, die Basis der deutschen<br />

Sportbewegung, stellen dabei die wichtigsten Partner der Kommunen dar.<br />

An zwei Beispielen kann das bundesweite Engagement der Bundesregierung im<br />

Breitensport dargestellt werden:<br />

<br />

<br />

Integration durch Sport<br />

Bis zum Jahr 2050 wird der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund auf ca.<br />

34 % anwachsen (ca. 24 Mio. Menschen).<br />

Die Eingliederung von Zuwanderern ist eine der wichtigsten innenpolitischen<br />

Aufgaben. Sport ist hierfür ein geradezu ideales Mittel. Denn Sport kennt keine<br />

Grenzen und spricht alle Sprachen. Die Einbeziehung in den Sportverein erhöht die<br />

Kontakte der Migranten zur einheimischen Bevölkerung und die sportlichen Erfolge<br />

erhöhen ihr Selbstwertgefühl und unterstützen die Annerkennung als<br />

gleichberechtigter Partner.<br />

Das Ehrenamt im Sport<br />

Rund 34 Prozent der Bundesbürgerinnen und –bürger sind ehrenamtlich engagiert.<br />

Das sind rund 22 Millionen Menschen, die in Vereinen, Projekten, Initiativen und<br />

Einrichtungen unentgeltlich gemeinwohlorientierte Aufgaben erfüllen. Ein Großteil<br />

dieser ehrenamtlichen Tätigkeit konzentriert sich auf den Sport. In den ca. 90.000<br />

Sportvereinen in Deutschland sind es etwa 2,2 Millionen Menschen, die freiwillig<br />

und (weitgehend) unbezahlt Tätigkeiten leisten (z.B. Trainer, Platzwart, Betreuung,<br />

etc.) Ihr Einsatz schafft einen enormen Gewinn für die Lebensqualität in unserer<br />

Gesellschaft und sichert die Zukunft der Vereine. Aufgabe des Staates ist es,<br />

dieses Engagement, beispielsweise durch den Steuerfreibetrag (1.848 Euro/Jahr),<br />

die Streichung der Sozialversicherungspflicht bei geringfügiger selbständiger<br />

Tätigkeit und die Erweiterung des Unfallschutzes, zu stärken und zu fördern.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 26


3.5 Fazit: Was muss München für den <strong>Spitzensport</strong> leisten ?<br />

Die Bundes- und Landesregierungen sowie die Kommunen bekennen sich zur<br />

Förderung des Breiten-, Nachwuchs-, Spitzen- und Behindertensports. Dies wird aus<br />

den im DOSB-Jahresbericht veröffentlichten Zahlen deutlich: Im Jahr 2002 haben<br />

Bund, Länder und Kommunen 3,9 Milliarden Euro für die Sportförderung ausgegeben –<br />

und damit 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Den bei weitem größten Anteil an diesem<br />

Förderbetrag haben mit 3,1 Milliarden Euro die Städte und Gemeinden getragen. 668<br />

Millionen Euro entfielen auf die Länder und 127 Millionen Euro auf den Bund.<br />

Das Verhältnis und der Umfang der Förderung hat sich seither kaum verändert.<br />

Breiten-, Nachwuchs- und <strong>Spitzensport</strong> stehen in engem Verhältnis zueinander und<br />

können auch im Bereich der Sportförderung nicht klar getrennt werden, denn der<br />

<strong>Spitzensport</strong> rekrutiert seine Sportler aus dem Nachwuchs- und Breitensport. Dadurch<br />

ergibt sich in der Praxis teilweise eine Überschneidung der Bund-, Länder und<br />

Kommunen-Zuständigkeiten und der Fördermaßnahmen.<br />

Um die öffentliche Sportförderung für den Breiten-, Nachwuchs- und <strong>Spitzensport</strong><br />

dauerhaft und verlässlich zu sichern und zu strukturieren, haben sich im Rahmen der<br />

Bund-Länder-Kommunen-Vereinbarungen folgende grundlegende Verantwortungen<br />

und „ungeschriebene Bundeskompetenzen“ entwickelt:<br />

<br />

<br />

<br />

Die Förderung des Breiten- und Nachwuchssports liegt in den Händen der Länder<br />

und Kommunen.<br />

Die Nachwuchsförderung mit höherem Leistungsniveau ist Aufgabe der Länder.<br />

Die Sportförderung des Bundes konzentriert sich auf den nationalen und<br />

internationalen <strong>Spitzensport</strong> sowie auf solche herausragende breitensportliche<br />

Aktivitäten, an denen ein gesamtstaatliches Interesse besteht.<br />

Ein gesetzliches oder vertragliches Muss zur Förderung des <strong>Spitzensport</strong>s<br />

besteht auf Grundlage der Verfassungen, des materiellen Rechts und der Bund-<br />

Länder-Kommunen-Vereinbarungen und der vagen Kompetenzzuordnungen für<br />

die Kommune nicht.<br />

Mit Blick auf die historisch gewachsene Aufgabenverteilung innerhalb der Ebenen der<br />

öffentlichen Hand und zwischen Sportverwaltung (öffentliche Hand) und<br />

Sportselbstverwaltung (Verbände, Vereine) hat die Kommune jedoch die wichtige<br />

Aufgabe, zu den <strong>Grundlagen</strong> und Voraussetzungen für eine <strong>Spitzensport</strong>karriere<br />

beizutragen und Talentauswahlmaßnahmen zu unterstützen.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 27


Die „Leitlinie für kommunale Sportpolitik“ von 1969 und das Positionspapier „Sport in<br />

der Stadt“ des Sportausschusses des Deutschen Städtetages deuten zudem an, dass<br />

die Förderung des Leistungssports auch für eine Kommune erstrebenswert sein kann.<br />

Der Leistungssport kann zum Beispiel dazu beitragen, mehr Menschen zum Sport zu<br />

bringen, das Image der Stadt zu verbessern, die lokale Wirtschaft zu stärken oder die<br />

Bereitschaft der Gesellschaft zu Leistung, Ausdauer und Disziplin im alltäglichen Leben<br />

zu erhöhen (siehe Ziffer 2).<br />

Die Städte beschließen über die von ihnen konkret zu leistende Förderung und über<br />

eine Schwerpunktsetzung (Breiten-, Nachwuchs- und /oder Breitensport) in eigener<br />

Verantwortung. Dadurch entsteht für Deutschland ein differentes Bild im Bereich der<br />

kommunalen Sportförderung (Sportförderrichtlinien). Die örtlichen politischen<br />

Vertretungen treffen die erforderlichen Grundsatz- und Einzelentscheidungen im<br />

Bewusstsein ihrer hohen Verantwortung für eine angemessene kommunale<br />

Sportförderung im Rahmen ihrer Selbstverwaltung und ihrer finanziellen Möglichkeiten.<br />

Um Fehlentscheidungen zu vermeiden, die notwendigen Chancen zu erkennen und die<br />

richtigen (Förder-)Impulse zu geben, ist eine präzise Bestimmung des heutigen und<br />

zukünftigen Bedarfs unter anderem auch für den Bereich des <strong>Spitzensport</strong>s notwendig.<br />

Hierzu haben sich verschiedene Methoden der Sportentwicklungsplanung bereits in<br />

zahlreichen Anwendungen bewährt.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 28


4. <strong>Spitzensport</strong> in München/ Bestandsaufnahme<br />

4.1. Stützpunkte / Zentren / Sportstätten<br />

Olympiastützpunkt<br />

Der Olympiastützpunkt Bayern (im Münchner Olympiastadion) ist einer von 19<br />

Stützpunkten in Deutschland und der einzige im Freistaat Bayern.<br />

Die Betreuungsleistungen für Bundeskaderathleten/-innen erstrecken sich auf die<br />

Bereiche Sportmedizin, Sportorthopädie, Physiotherapie, Ernährungsberatung,<br />

Laufbahnberatung, Sportpsychologie und Trainingswissenschaften.<br />

Die 25 beteiligten Fachverbände decken konzeptgemäß alle Schwerpunktsportarten ab<br />

(Leichtathletik, Schwimmen, Basketball, Radsport, Skisport, Turnen, Volleyball ...).<br />

Zur Aufgabenstellung s. Ziff. 3.4, zu den Leistungen der Stadt München s. Ziff. 5.<br />

Bundesstützpunkte in München<br />

Die bundesweit derzeit 126 Bundesstützpunkte gewährleisten ein tägliches bzw.<br />

regelmäßiges regionales und/oder zentrales Training der Kaderbereiche A/B bis D/C in<br />

Abstimmung mit dem Olympiastützpunkt, der sie betreut. Sie stellen insbesondere<br />

Trainingsstätten für ein Hochleistungstraining zur Verfügung. Über die<br />

Bundesstützpunkte haben die stützpunkttragenden Vereine erweiterten Zugang zu<br />

Hilfeleistungen und Fördergeldern der öffentlichen Hände, vor allem im regionalen oder<br />

kommunalen Bereich.<br />

Die Anerkennung durch das Bundesministerium des Innern setzt ein Konzept des<br />

Spitzenverbandes und eine Prüfung durch den Deutschen Olympischen Sportbund<br />

voraus. Die Mindestkaderanzahl liegt bei 5 Bundeskadern.<br />

Es wird in Bundesstützpunkte (Schwerpunkt Spitzenkader A/B) und Bundesstützpunkte<br />

Nachwuchs (vorrangig C-Kader) unterschieden.<br />

In München sind aktuell (Stand Juni <strong>2011</strong>) sieben Bundesstützpunkte anerkannt, und<br />

zwar in den Sommersportarten Hockey, Judo, Leichtathletik, Schießsport, Taekwondo<br />

und Tennis sowie in der Wintersportart Short-Track.<br />

In den Sportarten Judo und Tennis handelt es sich um Bundesstützpunkte Nachwuchs.<br />

Im Eiskunstlauf ist die Anerkennung mangels entsprechender Kaderzugehörigkeiten<br />

und Erfolge verlorengegangen.<br />

Bundesleistungszentren bestehen nur an den Standorten, an denen keine Integration<br />

in einen Olympiastützpunkt sportfachlich sinnvoll ist. In München gibt es kein<br />

Bundesleistungszentrum. In Deutschland existieren nur deren fünf.<br />

Landesleistungszentren in München<br />

Landesleistungszentren werden von den jeweiligen Landesfachverbänden der<br />

Sportarten betrieben, um die regionale bzw. landesweite Talentförderung (vorrangig D-<br />

Kader) zu gewährleisten. Insbesondere werden hier die Trainingsstätten zur Verfügung<br />

gestellt und Athleten aus dem Bundesland zusammengefasst.<br />

Die prägnantesten Beispiele werden nachfolgend kurz dargestellt.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 29


Landesleistungszentrum Rudern<br />

Das Landesleistungszentrum Rudern ist auf der Ruderregattaanlage in<br />

Oberschleißheim eingerichtet. Neben Rudern sind auch Kanu und Kajak möglich.<br />

Das LLZ verfügt neben den Sportflächen und –geräten über Sportlerunterkünfte.<br />

Aufgrund der günstigen Infrastruktur und der guten Erfahrungen werden regelmäßig<br />

hochrangige Veranstaltungen (Weltcups, Ruder-WM 2007) an diesen Standort<br />

vergeben.<br />

Landesleistungszentrum Turnen<br />

Das Landesleistungszentrum Turnen (an der Höglwörther Straße) betreut derzeit 17<br />

Kaderathleten/-innen (1xB, 3xC, 13xD) und weitere Talente in den Sportarten<br />

Gerätturnen, Trampolinspringen und Rhythmische Sportgymnastik.<br />

Die Sporteinrichtungen dienen zur besseren Auslastung neben dem Leistungs- auch<br />

dem Breitensport in Sportvereinen und (Hoch-)Schulen, darunter auch dem Isar-<br />

Sportgymnasium (Partnerschule des Leistungssports), der Universität der Bundeswehr<br />

Neubiberg und dem Bayerischen Skiverband (Freestyle-Weltcupteam).<br />

Zu den Leistungen der Stadt München s. Ziff. 5.<br />

Trainingshalle für Leichtathletik / Bundesstützpunkt Leichtathletik<br />

Im Olympiapark wurde eine neue Trainingshalle vorwiegend für den<br />

Hochleistungssport in den Leichtathletik-Disziplinen errichtet (Werner-von-Linde-Halle).<br />

Insbesondere aus dem Wurf- und Sprintbereich sollen noch mehr Sportler/-innen auf<br />

den Bereich München (Bundesstützpunkt) konzentriert werden. Dazu trägt speziell die<br />

günstige Anbindung zum Olympiastützpunkt und zum Haus des Athleten bei.<br />

Zu den Leistungen der Stadt siehe Ziff. 5.<br />

Olympia-Eissportzentrum<br />

Das Eissportzentrum im Olympiapark stellt die einzige überdachte Eissportmöglichkeit<br />

in München dar und bietet konsequenterweise durch die Anbindung an den OSP alle<br />

leistungssportlichen Betreuungsleistungen in den Eissportarten Short-Track,<br />

Eishockey, Eisschnelllauf, Curling und Eiskunstlauf). Eine entsprechende<br />

Kaderzugehörigkeit von Athleten/-innen besteht derzeit nur für den Bereich Short-Track<br />

(Bundesstützpunkt). Für den Eiskunstlauf wurde diese Funktion aktuell nicht mehr<br />

zuerkannt.<br />

Zu den Leistungen der Stadt siehe Ziff. 5.<br />

4.2. Kooperation Schule-Leistungssport<br />

Isar-Sportgymnasium<br />

Das Isar-Sportgymnasium gehört zum Schulverbund der Privatschulen am Isartor. Der<br />

private Schulträger unterstützt gemeinsam mit dem Freistaat Bayern und den<br />

Spitzenverbänden des OSP die gleichzeitige schulische und sportliche Entwicklung von<br />

Talenten. Das Isar-Sportgymnasium ist derzeit vom DOSB und dem Arbeitskreis<br />

Eliteschulen des Sports als „Eliteschule des Sports“ anerkannt (gilt für 4 Jahre).<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 30


Es erfüllt damit die höchsten Qualitätskriterien des DOSB (z.B. Trainingsstätten,<br />

Qualifikation der TrainerInnen, überregionale Wirksamkeit, sportliche und<br />

bildungsbezogene Erfolge der Absolventen). Die Unterbringung im Internat nehmen<br />

derzeit 96 SchülerInnen in Anspruch.<br />

Schwerpunktsportarten sind Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Fechten, Kunstturnen, Judo,<br />

Leichtathletik, Rhythmische Sportgymnastik, Short Track und Schwimmen.<br />

Theodolinden-Gymnasium<br />

Das städtische Theodolinden-Gymnasium ist eine sportbetonte Schule ohne<br />

Sportinternat. Hier werden in einem „Sportzug“ LeistungssportlerInnen in<br />

Spezialklassen zusammengefasst, die alle Jahrgangsstufen gemeinsam durchlaufen.<br />

Hauptsportart ist Fußball, Partner des TLG sind der Bayerische Fußballverband und<br />

die drei größten Fußballvereine der Region (FC Bayern, TSV 1860, U’haching).<br />

Angeboten wird außerdem Basketball.<br />

Ein ähnlicher Zuschnitt gilt für die beiden weiteren regionalen Partnerschulen des<br />

Sports in Taufkirchen (Walter-Klingenbeck-Realschule, Hauptschule Taufkirchen;<br />

Schwerpunkt Fußball).<br />

4.3. „Haus des Athleten“<br />

Das „Haus des Athleten“ in München wurde im Jahr 2005 eröffnet und ist<br />

organisatorisch an den OSP angebunden. Junge bayerische Talente können hier unter<br />

pädagogischer Betreuung und in sportiver Atmosphäre leben, haben kurze Wege zur<br />

Schule (Partnerschulen des Leistungssports) oder zum Studienort<br />

(Partnerhochschulen), aber auch zu den Sportstätten und den TrainerInnen. Die<br />

Kompatibilität von Sport- und Berufskarriere ist damit in München gestiegen und<br />

ermöglicht u.a. den Übergang von der Schule zum Studium.<br />

Das Haus des Athleten ist für 30 SportlerInnen, vorwiegend in den vom DOSB<br />

vorgegebenen Schwerpunktsportarten, gedacht.<br />

4.4. Partnerhochschulen des <strong>Spitzensport</strong>s<br />

Die drei Münchner Hochschulen (Technische Universität, Ludwig-Maximilians-<br />

Universität, Fachhochschule) gehören zu den derzeit 16 Partnerhochschulen des<br />

<strong>Spitzensport</strong>s in Bayern.<br />

Ein Kooperationsabkommen mit dem Olympiastützpunkt, der seinerseits eine sog.<br />

Laufbahnberatung anbietet, verschafft Bundeskaderathleten und –innen Vorteile bei<br />

der Vereinbarung von Studium und Sportkarriere in Abstimmung der beiden<br />

Laufbahnen mit Trainern/Trainerinnen und dem Lehrpersonal an den Hochschulen.<br />

Darüberhinaus leisten die Hochschulen ihren wissenschaftlichen und praktischen<br />

Beitrag zur Förderung des <strong>Spitzensport</strong>s, von der <strong>Grundlagen</strong>arbeit der<br />

Sportwissenschaftlichen Fakultät an der TU (z.B. Sportmedizin, angewandte<br />

Trainingswissenschften, Sportmarketing) bis zur Unterstützung durch die<br />

medizinischen Fakultäten der LMU.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 31


4.5. Fachverbände / Sportvereine / Interessensgemeinschaften<br />

Die Olympiastützpunkte setzen nicht den Anfang einer sportlichen Karriere, sondern<br />

sie steigern und setzen vielversprechende Ansätze fort. Dabei greifen sie auf die<br />

leistungssportlichen Strukturen in den Spitzenverbänden, den Landessportbünden, den<br />

Landesfachverbänden und den Sportvereinen zurück.<br />

Von den 53 Landesfachverbänden hat die Mehrheit ihren Sitz in München, fast<br />

durchgehend gemeinsam mit dem Bayerischen Landes-Sportverband.<br />

Von den 60 deutschen Spitzenverbänden haben immerhin vier ihren Sitz in München :<br />

Deutsche Eislauf-Union, Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft und Deutscher<br />

Eishockey-Bund in olympischen Sportarten sowie Deutscher Alpenverein.<br />

Den „Nährboden“ bilden auch in München Sportvereine mit leistungssportlichem<br />

Ansatz.<br />

Die Existenz und Tiefenschärfe von Konzepten zum <strong>Spitzensport</strong> und zur<br />

Talentförderung sind je nach Sportart sehr unterschiedlich.<br />

Die leistungssportliche Entwicklung, insbesondere strategische Ziele und<br />

Orientierungen sowie konkrete Maßnahmen und Verantwortlichkeiten, wird in<br />

Regionalkonzepten (bayernweit) verankert. Federführend ist der Spitzenverband in<br />

Abstimmung mit den regionalen Partnern (BLSV, Landesverband).<br />

Auf örtlicher/kommunaler Ebene setzt die Konzeption ein Engagement der örtlichen<br />

Vereine gemeinsam mit dem Fachverband voraus.<br />

Letztlich sind es vor allem die unter Ziffer 4.1.1 genannten Sportarten, die auf der Basis<br />

entsprechender Konzepte entsprechende Fortschritte erreicht haben (z.B.<br />

Anerkennung als Bundesstützpunkt, Betreuung durch den OSP, sportliche Erfolge).<br />

Dies ist vielfach auch auf die engagierte Talentförderung von Münchner Sportvereinen<br />

zurückzuführen :<br />

Aktuelle Beispiele<br />

Sportart<br />

Vereine<br />

Judo<br />

TSV Großhadern<br />

Leichtathletik LG Stadtwerke, TSV München von 1860<br />

Schwimmen<br />

SG Stadtwerke<br />

Schießen Kgl. Priv. Hauptschützengesellschaft 1406<br />

Taekwondo<br />

Post SV München<br />

Tennis<br />

MTTC Iphitos<br />

Short Track<br />

SLIC München<br />

Hockey<br />

Münchner Sportclub, HC Rot-Weiß<br />

Kanu/Kajak MTV München von 1879<br />

Segeln<br />

Bay. Yacht-Club München, Deutscher<br />

Touring Yacht-Club München<br />

Eishockey<br />

EHC München<br />

Fußball FC Bayern, TSV von 1860<br />

Sportarten im Behindertensport (Rad, Behinderten-Sportverein München, Post SV<br />

Schwimmen, Tischtennis..) München<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 32


In Ansätzen wurde erkannt, dass die <strong>Grundlagen</strong>arbeit durch die Bündelung der<br />

Ressourcen mehrerer Vereine besser zu leisten ist. Interessengemeinschaften (z.B. im<br />

Schwimmen) versuchen, mit gemeinsamer Anstrengung neue Impulse zu setzen. Dies<br />

erweist sich wegen der unterschiedlichen Vorstellungen der verantwortlichen Personen<br />

als anspruchsvolle Aufgabe, deren Bewältigung von der Stadt München nur vermittelnd<br />

begleitet werden kann.<br />

Es fällt auf, dass in zahlreichen (olympischen) Kernsportarten (z.B. Schwimmen,<br />

Handball, Basketball, Volleyball) in München keine ausreichende Basis und Struktur<br />

der Talentförderung existiert oder die Ansätze nicht zum Erfolg führen. Dies wird auf<br />

verschiedene Faktoren zurückgeführt, u.a. auf die zurückhaltende Beteiligung der<br />

Wirtschaft (mangels Stars) und den begrenzten Beitrag der Kommune (s. Ziffer 5).<br />

4.6. Bundeswehr / Bundespolizei<br />

Seit 1968 hat die Bundeswehr 25 Sportfördergruppen eingerichtet, davon 6 Standorte<br />

in Bayern (München-Cosimastraße, Neubiberg, Bischofswiesen, Mittenwald, Sonthofen<br />

und Altenstadt). Immerhin drei der Gruppen sind dem Standort München zugeordnet,<br />

darunter die Bw-Universität in Neubiberg. Alleine dadurch ist gewährleistet, dass je<br />

nach Trainingsplan zahlreiche sehr erfolgreiche Athleten/-innen in München Betreuung<br />

finden. Mit zuletzt ca. 27 Mio. € unterstützt die Bundeswehr die Förderung des<br />

<strong>Spitzensport</strong>s. Ca. 740 Planstellen sind derzeit mit namhaften Sportlern besetzt, die bei<br />

den letzten Olympischen Spielen einen hohen Anteil der Medaillengewinne beigetragen<br />

haben (Athen 2004 ca. 43 %, Turin 2006 ca. 71 %, Vancouver 2010 68 %).<br />

Die Bundeswehr fungiert hier einerseits als Arbeitgeber mit festen Dienstbezügen,<br />

andererseits als Bereitsteller von Sportinfrastruktur und Unterkünften und als Begleiter<br />

weiterer berufsvorbereitender Maßnahmen (Studium).<br />

Zuletzt wurden 51 Sportspitzenverbände in 84 Sportarten gefördert.<br />

Die Zielrichtung und Aufgabenstellung der Bundespolizei (früher Bundesgrenzschutz)<br />

ist ähnlich (Anstellung, Ausbildung, Infrastruktur). In München besteht kein<br />

Leistungssportstandort der Polizei, allerdings gibt es bundesweit nur deren zwei : In<br />

Bad Endorf (Bayern) und in Cottbus. An der Polizeisportschule Bayern sind alle<br />

polizeizugehörigen Wintersportler/-innen stationiert, darunter zahlreiche<br />

Medaillengewinner (z.B. Magdalena Neuner, Amelie Kober).<br />

4.7. Veranstaltungen 1970 - 2010<br />

Veranstaltungen des <strong>Spitzensport</strong>s haben in München Tradition.<br />

Ihre Regelmäßigkeit hat über Jahrzehnte den Ruf der Bayerischen Landeshauptstadt<br />

als Sportstadt der höchsten Kategorie geprägt.<br />

Alleine in den letzten 35 Jahren - seit den Olympischen Spielen 1972 - haben in<br />

München ca. 50 Welt- und Europameisterschaften, vor allem in den populärsten und<br />

den olympischen Kernsportarten, stattgefunden.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 33


Schon die Höhepunkte des neuen Jahrhunderts dokumentieren die Stellung Münchens<br />

in der Sportwelt :<br />

Karate-WM 2000<br />

Judo-WM 2001<br />

Leichtathletik-EM 2002<br />

Kletter-WM 2005<br />

Fußball-WM 2006<br />

Ruder-WM 2007<br />

Schützen-WM 2010<br />

Special Olympics 2012<br />

Champions League Finale 2012<br />

Hinzu kommen weitere Großereignisse von nationalem/internationalem Rang, z.B.<br />

Ruder-Weltcups, Deutsche Marathon-Meisterschaften 2006, Deutsche Triathlon-<br />

Meisterschaften 2007-2009, Leichtathletik-Europacupfinale 2007, Skiweltcup-Slalom<br />

<strong>2011</strong>), Boulder-Weltcups 2010-2012.<br />

Wenn diese Veranstaltungen in München die Gipfel eines Gebirges darstellen, so sind<br />

die Erfolge des FC Bayern in zwei außergewöhnlichen Stadien der Gebirgskamm, der<br />

die Gipfel verbindet und das weltweite Image Münchens als vielleicht profilierteste<br />

Sportstadt Deutschlands immer wieder bestätigt.<br />

4.8. Aktuelle Erfolge<br />

Das Erfolgsbarometer des Münchner Sports lässt sich anschaulich an den<br />

Sportlerehrungen der Landeshauptstadt ablesen : Hier werden die in München<br />

wohnhaften bzw. einem Münchner Verein angehörigen Sportler/-innen geehrt, die<br />

hochrangige Erfolge erzielt haben : Medaillen bei Olympia, Paralympics, Welt- und<br />

Europameisterschaften oder nationale Titel.<br />

Dabei fällt auf, dass über die Jahre hinweg einerseits die Zahl der Titel und der<br />

erfolgreichen Athleten/-innen bei gelegentlichen Schwankungen stabil ist. So wurden<br />

zuletzt im Jahr 2010 6 Medaillen bei Olympischen Spielen/Paralympics (5x Gold), 31<br />

internationale Titel (WM oder EM) und 66 nationale Titel eingefahren.<br />

Andererseits beziehen sich die Erfolge nur zu einem sehr geringen Teil auf die<br />

populärsten Sportarten. Die Titel des FC Bayern im Fußball finden seit Jahren kaum<br />

„Nachahmer“ in anderen Mannschaftssportarten (Basketball, Handball, Eishockey,<br />

Volleyball). Ausnahmen wie der Münchner SC im Hockey oder die Munich Cowboys<br />

Ladies im American Football finden nur geringe überregionale Aufmerksamkeit.<br />

Auch bei den sog. Individualsportarten sind aufsehenerregende Erfolge Mangelware,<br />

insbesondere in den olympischen Kernsportarten Schwimmen und Leichtathletik oder<br />

im Radsport. Immerhin waren mit Malte Mohr und Tim Lobinger (Stabhochsprung),<br />

Tobias Unger (Sprint) und Marius Broening (Sprint) Münchner Sportler zuletzt auch<br />

national und international erfolgreich (EM 2010). Im Übrigen ergeben sich Erfolge eher<br />

im Schießen, im Kanusport, im Kampfsport (Judo, Taekwondo) und im Short Track<br />

oder gar in exotischen Sportarten wie Frisbee, Lacrosse und Unterwasser-Rugby.<br />

Kurzum : Die medienwirksamen Erfolge der Münchner Sportler/-innen und Vereine sind<br />

dünn gesät, die Vielfalt in den Randsportarten aber ist beachtlich.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 34


Besondere Erwähnung verdienen jedoch die sportlichen Spitzenleistungen von<br />

Menschen mit Behinderung : (Gold)Medaillen bei Paralympics im Biathlon und Langlauf<br />

(Verena Bentele), im Schwimmen (Claudia Hengst), im Radsport (Michael Teuber), im<br />

Tischtennis (Daniel Arnold) und weitere Erfolge/Titel zeigen, dass der Münchner<br />

Behindertensport im weltweiten Vergleich ein außergewöhnliches Niveau erreicht hat.<br />

5. Leistungen der Landeshauptstadt München<br />

Der Beitrag der Stadt München bezieht sich aktuell auf 7 Bereiche<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sportstättenbau/-sanierung<br />

Unterhalt von Sportstätten<br />

Bereitstellung von Sportanlagen für Training und Wettkämpfe<br />

Zuschüsse für Leistungssportler/-innen<br />

Kooperationen des Leistungssport mit Schulen<br />

Sportveranstaltungen<br />

Ehrung von Sportlern/-innen für herausragende Leistungen<br />

5.1. Beiträge zum Sportstättenbau<br />

Für den <strong>Spitzensport</strong>:<br />

Im Grundsatz verläuft gerade im Bereich der Bauinvestitionen eine deutliche<br />

Abgrenzung in der Zuständigkeit öffentlicher Träger. Bund und Land leisten Zuschüsse<br />

für Sportanlagen des <strong>Spitzensport</strong>s, während die Kommunen vorrangig in die<br />

Sportinfrastruktur für den Breitensport investieren, also in Baumaßnahmen örtlicher<br />

Vereine oder eigene Sportstätten.<br />

Mit dem Beitrag zur Errichtung der olympischen Sportanlagen hat die Stadt diesen<br />

Grundsatz durchbrochen und <strong>Grundlagen</strong> geschaffen, die bis heute auch dem<br />

<strong>Spitzensport</strong> zugute kommen. Über die Olympiapark München GmbH besteht in<br />

Ansätzen auch heute noch eine Beteiligung der Stadt München an Baumaßnahmen,<br />

z.B. beim Neubau der Werner-von-Linde-Halle als Trainingsort des Bundesstützpunkts<br />

Leichtathletik.<br />

Mittelbar profitiert der <strong>Spitzensport</strong> auch in München durch die Infrastruktur, die der<br />

Breitensport als Basis der Talentförderung zur Verfügung gestellt bekommt.<br />

Für den Breitensport :<br />

Im Mehrjahresinvestitionsprogramm 2009-2013 der LH München sind Baumaßnahmen<br />

mit einem Finanzvolumen von ca. 40 Mio. € vorgesehen.<br />

Das Kostenvolumen für erforderliche Baumaßnahmen beträgt jedoch<br />

bei stadteigenen Sportanlagen ca. 34 Mio. €<br />

bei vereinseigenen Sportstätten ca. 52 Mio. € (Zuschussbetrag ca. 15 Mio. €).<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 35


5.2. Unterhalt von Sportstätten<br />

Für den <strong>Spitzensport</strong>:<br />

Mit unmittelbarer Wirkung auf den <strong>Spitzensport</strong> trägt die Stadt zum Betrieb/Unterhalt<br />

des Olympiastützpunkts Bayern, zum Haus des Athleten und zu den Landesleistungszentren<br />

Rudern (Oberschleißheim) und Turnen (Höglwörther Straße) bei.<br />

Gesamtbetrag im Haushalt <strong>2011</strong> : Ca. 500.000 €<br />

Für den Breitensport:<br />

Alle Betriebskosten für stadteigene Sportanlagen (ohne Schulsportanlagen) im Jahr<br />

<strong>2011</strong> : Ca. 13,5 Mio. €<br />

Unterhaltszuschüsse für vereinseigene Sportanlagen <strong>2011</strong> : Ca. 2,5 Mio.€<br />

5.3. Bereitstellung von Sportstätten<br />

Für den <strong>Spitzensport</strong>:<br />

Für das Training und die Wettkämpfe von Vereinen mit leistungssportlicher Ausrichtung<br />

im Eissport, Schwimmen, Radsport und in der Leichtathletik werden im Olympiapark<br />

und bei den Stadtwerken Sportflächen/-stätten angemietet. Tatsächlich ist die<br />

Trennlinie zwischen <strong>Spitzensport</strong>, Leistungssport, Talentförderung und Breitensport<br />

hier unscharf, aber deutlicher zu überblicken als bei der reinen Vermietung von<br />

Sportstätten für den Breitensport.<br />

Bezuschusste Trainingsstunden : 8.277<br />

Zahl der Athleten/-innen : 1.343<br />

Budget <strong>2011</strong>: Ca. 530.000 €<br />

Für den Breitensport :<br />

Der Umfang der Unterstützung des Breitensports ist deutlich höher. Sie umfasst alle<br />

indirekten Förderungen durch kostengünsige Überlassung von Grundstücken für<br />

vereinseigene <strong>Anlage</strong>n und von städtischen Sportanlagen für die Nutzung durch<br />

Vereine (Förderung = Betriebskosten minus Benutzungsentgelte).<br />

Gesamtbetrag (ohne Schulsportanlagen) : Ca. 32 Mio. €<br />

5.4. Zuschüsse für Bundesliga/Meisterschaften<br />

Für den <strong>Spitzensport</strong> :<br />

Im Rahmen der neuen Sportbetriebspauschale setzt die Stadt auch einen<br />

Bemessungsfaktor für die Teilnahme an Bundesligen, Meisterschaften und<br />

Pokalwettbewerben an, der als Beitrag zu Reise- und Unterbringungskosten gelten<br />

kann.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 36


Teilnehmer/-innen an Bundesligen : 582<br />

Teilnehmer/-innen an Meisterschaften : 332<br />

Gesamtbetrag im Jahr <strong>2011</strong> : Ca. 80.000 €<br />

Für den Breitensport :<br />

Die Sportbetriebspauschale umfasst die Unterstützung aller alltäglichen Aufgaben der<br />

Sportvereine (Personal, Räume, Geräte...).<br />

Gesamtbetrag im Jahr <strong>2011</strong> : 2 Mio. €<br />

5.5. Kooperationsschulen des Leistungssports<br />

Für den <strong>Spitzensport</strong> :<br />

Die Ressourcenbereitstellung verteilt sich auf Bund, Land, Kommune,<br />

Sportfachverbände, BLSV, Stiftung Deutsche Sporthilfe, Sportvereine, Sponsoren,<br />

Eltern und den Förderverein.<br />

Die aktuellen Leistungen der Stadt umfassen die organisatorischen Maßnahmen am<br />

städtischen Theodolinden-Gymnasium (Freistellung vom Unterricht für Wettkämpfe,<br />

zeitliche Abstimmung von Klassenarbeiten, Stundenplanabstimmung der<br />

Schulleitung/des Sportkoordinators mit Lehrkräften und Trainern, Organisation von<br />

Stütz- und Nachführunterricht, Hausaufgabenbetreuung, gezielte Prüfungsvorbereitung<br />

u.v.m.)<br />

Nachdem ein Internatsbetrieb hier nicht vorliegt, beschränken sich die Mehrkosten der<br />

Stadt vorwiegend auf den Stützunterricht für Landeskaderathleten/-innen und werden<br />

gemeinsam mit dem Freistaat Bayern und den Eltern getragen.<br />

.<br />

5.6. Veranstaltungen<br />

Für Veranstaltungen stellt die LHM jährlich in einer Pauschale 600.000 € bereit. Es wird<br />

versucht, dies je nach Bedarf gleichmäßig aufzuteilen.<br />

Für den <strong>Spitzensport</strong>: ca. 300.000 € jährlich<br />

Für den Breitensport: ca. 300.000 € jährlich<br />

Je nach Bedarf kommen Beiträge zu außergewöhnlichen Veranstaltungen hinzu, die<br />

diesen Rahmen sprengen.<br />

z.B. 2012 für Special Olympics Deutschland ca. 1,5 Mio. €<br />

Hinzu kommen kostensparende Dienstleistungen aller Referate, von der<br />

organisatorischen Beteiligung mit Personal, Geräten und Programmen der Stadt über<br />

die Bewerbung der Veranstaltung (Internet, Schulen, Vereine, Presse...) und die<br />

Vergünstigung von Leistungen Dritter bis hin zur Erteilung von Genehmigungen und<br />

der Überlassung von Flächen.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 37


5.7. Ehrungen und Empfänge<br />

Für den <strong>Spitzensport</strong> :<br />

Jährlich würdigt die Stadt die Erfolge von Münchner Sportlern/-innen in zwei<br />

herausragenden Festakten (Sportlerehrung, Ehrung der Jugendbesten) und richtet<br />

Empfänge im Umfeld von sportlichen Großereignissen aus (z.B. Kletter-WM, Marathon,<br />

Rock’n’Roll-WM).<br />

Budget <strong>2011</strong> : 55.000 €<br />

6. Was kann eine Großkommune wie München tun?<br />

In den bisherigen Kapiteln wurde festgestellt, dass <strong>Spitzensport</strong><br />

...beachtliche gesellschaftspolitische Wirkungen erzielen kann,<br />

...keinen zwingenden (gesetzlich/vertraglich) Einsatz der Kommune erfordert,<br />

...in München einen historisch guten Ruf hat, aber deutliche Lücken aufweist,<br />

...von der Stadt München facettenreich gefördert wird.<br />

Nun muss sich die Frage anschließen, ob weitere nennenswerte Optionen ausgelassen<br />

werden und ob in anderen Städten mit anderen Methoden andere Ergebnisse erzielt<br />

werden (Kapitel 6).<br />

Erst dann kann diskutiert und entschieden werden, ob eine veränderte<br />

Prioritätensetzung im Engagement der Landeshauptstadt München angezeigt ist<br />

(Kapitel 7).<br />

Der Vergleich mit anderen deutschen Städten zeigt, dass es Ausbaumöglichkeiten in<br />

einzelnen Bereichen sowie in der Höhe von Förder- und Finanzierungsoptionen gibt.<br />

Nur 50% aller Städte haben Sportförderrichtlinien aufgestellt und damit verbunden<br />

Ziele auch auf dem Gebiet des <strong>Spitzensport</strong>s formuliert. Die Förderpraxis wiederum ist<br />

teils unabhängig von Förderrichtlinien sehr unterschiedlich. Seitenblicke finden sich in<br />

den nachfolgenden Unterpunkten.<br />

Die Bestandsaufnahme in München und in anderen deutschen Großstädten entspricht<br />

freilich der in Ziffer 3 beschriebenen Aufgabenverteilung und lässt grob drei<br />

Förderbereiche erkennen :<br />

Nachwuchs-/Talentförderung<br />

Förderung der Infrastruktur<br />

Förderung von Veranstaltungen<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 38


6.1. Nachwuchs-/Talentförderung<br />

Abgesehen von der direkten <strong>Spitzensport</strong>förderung kann eine Kommune ihren Einsatz<br />

ihrem originären Zuständigkeitsbereich der Nachwuchsförderung, Talentsuche und -<br />

herausbildung verstärken. Hier ergibt sich das Feld der <strong>Spitzensport</strong>förderung, das<br />

dem kommunalen Ziel einer <strong>Grundlagen</strong>förderung am Nächsten ist.<br />

Die Konzepte der Modellkindergärten, KiSS, Ballschulen, Einrichtung von<br />

Bewegungsinseln im Stadtgebiet (z.B. 4F-Circle) und zum Teil der Partnerschulen des<br />

Leistungssports beruhen auf dem Gedanken, den Bewegungsmangel vieler Kinder und<br />

Jugendlicher entgegenzuwirken und wieder ein gesundes Maß an Bewegungs- und<br />

Sportangeboten bereitzustellen. Relevant für eine kommunale <strong>Spitzensport</strong>förderung<br />

wird dieser Ansatz bei der Talentförderung und -auswahl. Man kann sagen, je breiter<br />

die Basis, desto größer ist das Potential, geeignete Sportler für den Leistungs- und<br />

<strong>Spitzensport</strong> heranzubilden. Dabei sprechen wir noch nicht von den eigentlichen<br />

Zielsetzungen und positiven Auswirkungen dieser Konzepte.<br />

Die Talentsichtung ist wichtigstes Element in einer Leistungssportkonzeption (in den<br />

Vereinen und Verbänden nach den Richtlinien der Verbände).<br />

Die Kommune kann bei der Talentsuche in Bereichen unterstützen, die durch die<br />

Verbände nur unzureichend erfüllt sind (Bsp: Zusammenarbeit in Schulen). Bei der<br />

weiterführenden Förderung kann die Stadt Rahmenbedingungen erstellen. Dies kann<br />

durch die Einrichtung von Partnerschulen bis hin zu Sportinternaten oder auch in einer<br />

Berufsbegleitung geschehen.<br />

6.1.1. Altersgruppe 3 – 6 Jahre – Modellkindergärten<br />

Konzept:<br />

Teilprojekt des DOG-Programms „Paten schaffen Bewegung – die DOG-<br />

Patenschaften”<br />

Ein Modellkindergarten richtet sein pädagogisches Konzept an den Grundideen der<br />

Psychomotorik aus. Wahrnehmung und Bewegung sind die Eckpfeiler einer<br />

ganzheitlichen Entwicklung der Kinder. Die Kinder sollen animiert werden,<br />

Bewegungsmöglichkeiten in ihrer Umwelt zu erkennen und sie kreativ zu nutzen.<br />

Inhalte:<br />

Bewegungsförderung<br />

Bewegungsfreude<br />

Olympische Begeisterung<br />

Olympische Erziehung<br />

Ernährungs- und Gesundheitsberatung<br />

Bisher existieren 2 Modellkindergärten in München.<br />

München<br />

Modellprojekt München I<br />

DOG München mit<br />

der Städt. Kindertagesstätte „Schwanthalerstraße“<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 39


Modellprojekt München II<br />

DOG München mit<br />

der Städt. Kindertagesstätte „Torquato-Tasso-Straße“<br />

Vorhaben der Modellkindergärten:<br />

Neben der Einrichtung eines Bewegungsraumes könnten folgende Maßnahmen<br />

angedacht werden:<br />

Neue Angebote für Bewegung (Bsp. Rollerführerschein, Floorball-Hockey),<br />

Gesundheitsprophylaxe und Ernährung<br />

Anschaffung verschiedener Sport- und Spielgeräte für den Garten<br />

Elternarbeit (u.a. Elternabende, Schlittenfahrt, Radtour, Fortbildungen, Kurse)<br />

Fortbildungen für die Erzieherinnen (u.a. Psychomotorik, Rettungsschwimmer)<br />

Die Kosten für die Einrichtung eines speziellen Raumes in der jeweiligen<br />

Kindertagesstätte betragen 10.000 Euro. Weitere Kosten entstehen durch eine<br />

eintägige Schulung der Erzieherinnen.<br />

Ideal wäre die Anstellung von speziell geschultem Personal (Sportwissenschaftlern)<br />

oder die Integration von Ausbildungsinhalten in die Erzieherinnenausbildung<br />

(zusätzliche Kosten, Lehrplanänderung).<br />

Ausblick für München: Durch Sponsorengelder konnte die Einrichtung weiterer 19<br />

Kindertagesstätten zu „Modell-KiTa’s“ gesichert werden.<br />

Das bedeutet auch, dass Finanzierungsbedarf für weitere 380 Kindertagesstätten<br />

besteht, wollte man dieses Konzept flächendeckend in München umsetzen.<br />

Die aktuelle Planung versucht, dies im Rahmen anstehender Neubauten und<br />

Sanierungen zu berücksichtigen.<br />

Realistisch wäre außerdem, eine Auswahl von KiTa’s zu treffen, in denen ein<br />

entsprechender Raum gestaltet wird. Diese Tagesstätten können dann ebenso von<br />

Gruppen anderer Kindergärten in räumlicher Nähe genutzt werden. Damit ermöglicht<br />

man jedem Kindergartenkind den Zugang zu einem dieser Bewegungsräume.<br />

6.1.2. Kindersportschulen<br />

Konzept:<br />

Sportvereine errichten innerhalb der Vereinsstruktur ein Sportangebot für Kinder. Es<br />

werden Kinder zwischen 5 und 10 Jahren nach einem gemeinsamen Lehrplan mit<br />

pädagogisch, ganzheitlichem Konzept unterrichtet.<br />

Ziel ist eine breite motorische <strong>Grundlagen</strong>ausbildung, keine frühzeitige einseitige<br />

Spezialisierung auf eine Sportart. Man möchte auch Bewegungsmangelerscheinungen<br />

entgegenwirken und ein hohes Maß an Kontinuität erreichen. Berücksichtigt werden<br />

dabei die sensiblen Phasen der motorischen Entwicklung.<br />

Die Kindersportschulen stellen die „professionelle“ Variante des Kinderturnen dar<br />

(hauptamtliche Sportfachkräfte mit abgeschlossenem Sportstudium oder ähnlicher<br />

Qualifikation).<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 40


Kosten:<br />

Für eine Kindersportschule fallen Kosten für Personal, Sportgeräte, Veranstaltungen,<br />

Werbung/Öffentlichkeitsarbeit und Freizeit/Lehrgangsmaßnahmen an. Den größten Teil<br />

machen jedoch Personalkosten aus. Diese belaufen sich durchschnittlich auf 30.000 €<br />

pro Jahr. Allerdings bestehen gravierende Unterschiede. Diese liegen zwischen 14.000<br />

€ und 55.000 €. Man kann davon ausgehen, dass ein hauptamtlich angestellter Trainer<br />

bis zu 200 Kinder betreut.<br />

Finanziert wird die KiSS in erster Linie über Mitgliedsbeiträge von 15 – 25 Euro<br />

monatlich (2 mal 60 Minuten pro Woche zu kindgerechten Übungszeiten zwischen 14<br />

und 18 Uhr) zzgl. eines Mitgliedsbeitrags. Für den Verein wird eine<br />

Anschubfinanzierung erforderlich.<br />

6.1.3. Kooperationsschulen des Leistungssports<br />

Beispielhafte Form:<br />

An „sportbetonten Schulen“ werden leistungssportlich talentierte und von den<br />

Sportfachverbänden gesichtete Schüler in Leistungssportklassen zusammengeführt.<br />

Besonderheit der Schulen sind die eingeplanten Stundenplanfenster für vormittägliche<br />

Trainingseinheiten und pädagogische Sondermaßnahmen wie<br />

Hausaufgabenbetreuung. Der Zusammenschluss der drei weiterführenden Schularten<br />

in einem Verbundsystem ermöglicht dabei einen Wechsel zwischen den Schularten<br />

ohne Einschränkung der leistungssportlichen Förderung.<br />

Im Schuljahr 2010/11 wurden an den beiden sportbetonten Schulen in München im<br />

Verbundsystem über 700 talentierte Nachwuchsleistungssportlerinnen und -sportler<br />

gefördert.<br />

Seit einigen Jahren wird die Anbindung eines Hauses der Athleten an den<br />

Olympiastützpunkt Bayern und folglich der Quereinstieg bundesdeutscher Talente in<br />

die sportbetonten Schulen ermöglicht. Damit verfügt der Nachwuchs- und<br />

Hochleistungssport in Bayern über ein neues, wesentliches Strukturelement.<br />

Kosten für ca. 30 Athleten<br />

Aufwand - jährlich Betrag Kostenstelle Aufteilung<br />

Internatsleitung und<br />

Sozialpädagogen<br />

€ 150.000 Stadt<br />

Land<br />

Bund<br />

15%<br />

15%<br />

70%<br />

Stützunterricht – Bundeskader Lehrerstunden Sporthilfe 100%<br />

Stützunterricht – Landeskader<br />

Stützunterricht – Landeskader<br />

Lehrerstunden<br />

Lehrerstunden<br />

Land/Stadt<br />

Eltern/Sponsoren<br />

75%<br />

25%<br />

Stützunterricht – kein Kader Lehrerstunden Eltern/Sponsoren 100%<br />

KoordinatorIn<br />

1 Lehrerdeputat Stadt<br />

Land<br />

50%<br />

50%<br />

Internatskosten – (ohne)<br />

Landeskader<br />

Internatskosten - Bundeskader<br />

€ 4000,--<br />

- € 1000,--<br />

Eltern/Sponsoren<br />

Sporthilfe<br />

100%<br />

Zusc<br />

huss<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 41


Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, können die Zuschüsse der Kommune in den<br />

Bereichen des Stützunterrichts und der für die Eltern zu leistenden Internatskosten<br />

erhöht oder ganz übernommen werden.<br />

Zudem kann bei Bedarf ein Ausbau der Partnerschaften zwischen Sportverein und<br />

Schule erfolgen.<br />

6.1.4. Auswahlinstrument<br />

Bsp. Düsseldorf<br />

Düsseldorf hat ein Modell konzipiert, das darauf ausgerichtet ist, Kinder und<br />

Jugendliche individuell nach ihren sportmotorischen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu<br />

stärken und zu fördern. Das Modell richtet sich nicht nur an sportbegabte Talente,<br />

sondern auch an Kinder mit ausgeprägten motorischen Defiziten und sportlich<br />

durchschnittlich begabte Kinder.<br />

Das Sportamt Düsseldorf führt mit dem Institut für Sportwissenschaft der Heinrich-<br />

Heine-Universität gemeinsam seit 2003 an Schülern der 2. Klasse den „Check!“ als<br />

Bestandteil des Düsseldorfer Modells der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung<br />

durch. Ab 2006 findet zusätzlich ein Test der Schüler der 5. Klasse statt.<br />

Alle 91 Düsseldorfer Grundschulen sowie 16 Sonderschulen haben teilgenommen. Es<br />

wurden insgesamt 4.101 Zweitklässler erfasst, wovon 3.863 beim Check dabei waren,<br />

was einer Quote von 94,2 Prozent entspricht.<br />

Die Förder-Maßnahmen sehen wie folgt aus: Die Schüler wurden anhand der<br />

Testergebnisse in drei Kategorien eingestuft: Kindern unterhalb der bundesweiten<br />

Norm wurden bewegungsfördernde Maßnahmen angeboten. Außerdem wurden<br />

schulübergreifend im Stadtgebiet 15 Fördergruppen eingerichtet, deren Besuch<br />

freiwillig ist.<br />

Für den breiten Durchschnitt wiederum werden sportfördernde Maßnahmen wie die<br />

Informationsveranstaltung "Kids in Action" konzipiert, bei der sich Kinder über die<br />

Angebote der Sportvereine informieren können.<br />

Die sportbegabtesten Kinder werden zu einer Talentsichtungsmaßnahme („Talentiade“)<br />

eingeladen. Dabei können die Kinder Sportarten kennenlernen und ausprobieren und<br />

erhalten eine Rückmeldung darüber, für welche Sportart(en) sie besonderes Talent<br />

besitzen. Außerdem können sie sich gemeinsam mit ihren Eltern über diese<br />

Sportarten, die Vereine und die Trainingsmöglichkeiten informieren.<br />

Zusätzlich wurde in Düsseldorf 2005 erstmals für die breite Masse der normalbegabten<br />

Kinder ein Sport- und Spielfest („Kids in action“) organisiert, bei der die Kinder alle<br />

möglichen Sportarten ausprobieren konnten. (24 der 300 Sportvereine stellten sich<br />

dabei vor)<br />

Kosten:<br />

Für das Gesamtprogramm sind im Sportamt Düsseldorf zwei Sportlehrer<br />

festangestellt worden (Kosten ca. 150.000 Euro pro Jahr für Gehalt,<br />

Lohnnebenkosten, Büroeinrichtung etc.).<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 42


Die Tests an den 92 Grundschulen und 8 Sonderschulen werden durch insgesamt<br />

52 Honorarkräfte (überwiegend Studenten) durchgeführt. Die Auswertung der Tests<br />

erfolgt durch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter am Sportinstitut der Universität<br />

Düsseldorf. Für die Durchführung und Auswertung der Tests und die<br />

wissenschaftliche Begleitung des Programms zahlt die Stadt Düsseldorf bislang<br />

25.000 Euro pro Jahr an die Universität. Hinzu kommen weitere 25.000 Euro für<br />

Sachkosten (z. B. Herstellung von Informationsbroschüren und Versendung an die<br />

Eltern der Schüler, Organisation der Fördergruppen, der Talentiade, des Spiel- und<br />

Sportfestes „Kids in action“).<br />

Insgesamt liegen die Kosten für die Stadt Düsseldorf somit bei etwa 200.000 Euro<br />

pro Jahr.<br />

6.2. Bereitstellung von Infrastruktur (Bau, Sanierung, Anmietung, Unterhalt)<br />

Eine Kommune wie München kann den <strong>Spitzensport</strong> auch direkt und indirekt über den<br />

Bereich Sportstätten (Bau, Sanierung, Anmietung, Unterhalt) fördern. Die<br />

Verantwortlichkeit der Kommunen beschränkt sich beim Sportstättenbau und ihrer<br />

Unterhaltung auf Sportstätten des Breiten- und Freizeitsports. Trotzdem ist eine<br />

Förderung möglich, indem bei der Bezuschussung von vereinseigenen <strong>Anlage</strong>n oder<br />

Baumaßnahmen an kommunalen <strong>Anlage</strong>n auf ihre Nutzungsmöglichkeit im<br />

<strong>Spitzensport</strong> geachtet wird.<br />

6.2.1 Investitionen (Bau, Sanierung, Instandsetzung)<br />

Investitionen in Baumaßnahmen an Sportanlagen können kostspielig sein und bergen<br />

folglich ein besonders hohes Risiko der Fehlanlage.<br />

Im Bereich Sportstättenbau und –sanierung ist deshalb (nicht nur im Hinblick auf eine<br />

spitzensportliche Nutzung) in besonderem Maße eine Evaluierung der Bedürfnisse<br />

notwendig, in welchen Sportarten eine Förderung sinnvoll und Erfolg versprechend ist.<br />

(Bsp: Ist der Bedarf an Eisflächen für den Eissport in München gedeckt? Braucht<br />

München eine Skisprungschanze?).<br />

Ohne eine Bedarfsanalyse (im Rahmen einer Sportentwicklungsstudie für den Raum<br />

München) ist nicht objektiv abschätzbar, wo effektiv gefördert werden kann und soll.<br />

Einige Kostenbeispiele zum Bau von Sportstätten, die für Leistungs- und <strong>Spitzensport</strong><br />

in populären Sportarten geeignet sind, belegen die Höhe, aber auch die<br />

Unterschiedlichkeit von Maßnahmen :<br />

Investitionsmaßnahme Volumen in €<br />

Sanierung des Berliner Olympiastadions 242.000.000<br />

Umbau Leipziger Zentralstadion in ein Fußballstadion 91.000.000<br />

Neubau einer Eisschnelllaufhalle in Erfurt 6.000.000<br />

Umbaukosten Werner-von-Linde-Halle (Leichtathletik):<br />

11.250.000<br />

(die Hälfte der Mittel LHM; ¼ Bund und ¼ Land (BY)<br />

Baukosten Landesleistungszentrum Turnen 3.650.000<br />

Baukosten Ruderregatta Oberschleißheim 23.000.000<br />

Sportanlage des ESV München (Nymphenburg)<br />

20.000.000<br />

(Schwerpunkt Breitensport, leistungssportlich nutzbar)<br />

Baukosten Judohalle TSV Großhadern 3.400.000<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 43


Gerade in diesem kostenintensiven Bereich wird klar, dass eine Prioritätensetzung für<br />

bestimmte Sportarten erfolgen und langfristig tragfähig sein muss. Gleichzeitig sind<br />

praktische Umsetzungsfragen (z.B. Zentralisierung wie in Berlin) zu erörtern und<br />

Finanzierungsmodelle zu prüfen, die neben der Erstellung die Folgekosten des<br />

Betriebs beinhalten (gesamtes facility management).<br />

6.2.2. Unterhalt/Betrieb von Sportanlagen<br />

Gleichartige Aussagen gelten für den Betrieb von Sportanlagen. Finanzierungsmodelle<br />

auf der Basis versch. Beteiligungen (Bund, Land, Kommune, Träger, Sponsoren) sind<br />

rechtzeitig aufzustellen.<br />

Die Kostenfaktoren sind hoch, eine Beteiligung der Kommune i.d.R. zwingend<br />

erforderlich, um die Existenz der <strong>Anlage</strong> zu ermöglichen.<br />

Beispiele für Unterhaltszuschüsse der Stadt München :<br />

<strong>Anlage</strong> Zuschussvolumen in € pro J.<br />

Landesleistungszentrum Turnen 51.000<br />

Landesleistungszentrum Rudern 420.000<br />

Olympiastützpunkt Bayern u. Haus des Athleten 120.000<br />

6.2.3. Bereitstellung von Infrastruktur<br />

Ähnlich punktgenau kann <strong>Spitzensport</strong>/Leistungssport durch die Überlassung<br />

städtischer Sportanlagen (selten geeignet) oder durch die Anmietung von Flächen in<br />

geeigneten Sportanlagen Dritter erfolgen (z.B. Sportanlagen im Olympiapark).<br />

Leistungs- und <strong>Spitzensport</strong>ler müssen sehr große Trainingsumfänge bewältigen, um<br />

ihre Leistung auf höchstem Niveau zu erhalten bzw. weiter zu verbessern. Das heißt je<br />

nach Sportart werden pro Woche 8-20 Trainingseinheiten mit einer Gesamtstundenzahl<br />

von 20, zum Teil 30 Stunden trainiert. Sportartenspezifisch erfolgt hier eine<br />

unterschiedliche Verteilung der Trainingseinheiten.<br />

Beispiele:<br />

Radfahren, Training auf ein Etappenrennen: 20 Wochenstunden Radtraining, 4<br />

Stunden Athletik (Kraftraum), Kosten 4 x 6 € (Anteil Kraftraummiete), Monatskosten:<br />

Minimum 120 €<br />

Schwimmer: min 16 Wochenstunden Wassertraining, 4 Stunden Kraft, Kosten: 16 x 15<br />

€ (Anteil Beckenkosten) + 4 x 6 € Anteil (Kraftraummiete), Monatskosten: 1000 €<br />

Kunstturnen, 30 Wochenstunden, Kosten: 30 x ?? (Anteil Hallenmiete)<br />

Der aktuelle Input in einigen Sportarten belegt, dass sich dies, bezogen auf<br />

Nachwuchskader mit mehreren Personen bzw. Mannschaften, in beachtlichen Höhen<br />

bewegt.<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 44


Stundensätze z.B. :<br />

Eisfläche Olympiaeissporthalle 220 €<br />

Schwimmen Olympiaschwimmhalle/ Becken 190- 240 € (je nach Beckenart)<br />

Kraftraum 30-50 €<br />

Aufwand für bestimmte Sportarten pro Jahr<br />

Sportart Zuschuss für Anmietung in €<br />

Schwimmen 265.000<br />

Eissport gesamt, davon<br />

215.000<br />

Short Track<br />

Eishockey<br />

Eiskunstlauf<br />

Leichtathletik 50.000<br />

Unterkünfte für <strong>Spitzensport</strong>ler<br />

Neben der sportlichen Tätigkeit erfordert die Biografie eines <strong>Spitzensport</strong>lers<br />

(schulische oder berufliche) Ausbildungsmöglichkeiten und Wohngelegenheiten.<br />

Gerade die Unterbringung wiederum kann sehr unterschiedliche Formen mit<br />

entsprechender Kostenrelevanz aufweisen.<br />

Beispiele :<br />

Haus des Athleten (sportartenübergreifendes Internat):<br />

Gesamtkosten jährlich xxx, Zuschuss der Stadt 10.000 €<br />

Derzeit 12 Athleten, langfristig geplant 40 Plätze. Es werden lediglich Plätze im<br />

Jugendwohn- und Gästehaus München Nord durch den OSP angemietet (Träger<br />

Caritas)<br />

Internate (Partnerschulen des Leistungssports) siehe Ziffer 6.1.3.<br />

6.3. Veranstaltungen – Akquise, Zuschüsse<br />

Die Etats für Sportveranstaltungen in verschiedenen Städten deuten einerseits große<br />

Unterschiede in der Investition, andererseits eine beachtliche Entwicklung an, weil die<br />

Beiträge in der Vergangenheit überall deutlich geringer waren.<br />

Stadt<br />

Fördermittel in € pro Jahr<br />

Berlin<br />

xxx<br />

Düsseldorf 784.000<br />

Frankfurt 909.000<br />

Hamburg 658.000<br />

Köln<br />

k.A. zur Gesamtzahl<br />

mehrere höhere Einzelzuschüsse, z.B. Radrennen 35.000<br />

Leipzig<br />

k.A.<br />

München 600.000<br />

Stuttgart 1.219.000<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 45


Die Gesamtkosten, mit denen bei Sportveranstaltungen kalkuliert werden muss,<br />

belegen, dass ein Input in der oben dargestellten Höhe erforderlich ist, um regelmäßige<br />

Impulse zu gewährleisten. Eine komplette Fremdfinanzierung (Eintritte, Sponsoren) ist<br />

den Veranstaltern i.d.R. aus einer Vielzahl von Gründen nicht möglich (Zurückhaltung<br />

der Wirtschaft, Auflagen internationaler Verbände, hohes Kostenniveau in München,<br />

zunehmender Aufwand für Stars und Rahmenprogramme wegen der<br />

Zielgruppenansprüche).<br />

Veranstaltungen im <strong>Spitzensport</strong>/Leistungssport Kosten in €<br />

Leichtathletik-EM 2002 6.000.000<br />

Judo-WM 2001 650.000<br />

Karate-WM 2000 800.000<br />

Kletter-WM 2005 140.000<br />

Ruder-WM 2007 1.226.000<br />

Special Olympics 2012 2.600.000<br />

Ehrung der <strong>Spitzensport</strong>ler 40.000<br />

München-Marathon 1.000.000<br />

Berlin gab allein für die Leichtathletik-WM 2009 19,8 Mio. Euro als Zuschuss aus.<br />

Zuschüsse fallen je nach Anforderungen der Veranstaltungen in unterschiedlichen<br />

Bereichen und Höhen an. Über Zuschüsse können Lizenzgebühren, Antrittsgelder für<br />

Topsportler, Rahmenprogramme, Agenturkosten, Mietkosten Stadien,<br />

Ausfallbürgschaften etc. finanziert werden. Oft ist die Durchführung einer Veranstaltung<br />

auf dem Gebiet der Kommune ohne deren finanzielle Beteiligung nicht denkbar und<br />

Veranstalter sind gezwungen, ihre Veranstaltung in Städte mit deutlich besseren<br />

Unterstützungsleistungen zu verlagern.<br />

Strategisches Ziel der Stadt ist es dabei, durch Prioritätensetzung eine Mischung von<br />

Veranstaltungen mit maximaler Wirkung zu „akquirieren“, insbes. in sehr populären<br />

Sportarten (z.B. Leichtathletik/Marathon, Radsport), mit hohem Rang (WM, EM...),<br />

regionaler Verankerung und evtl. mit sozialem Hintergrund (z.B. Behindertensport).<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 46


7. Schlussfolgerungen<br />

Zukünftige Leistungen / Ausrichtung der Stadt München<br />

s. Beschluss<br />

Diskussionspapier <strong>Spitzensport</strong> in München 47

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