Der Harry-auf-Deutsch Adventskalender 2010
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<strong>Der</strong> <strong>Harry</strong>-<strong>auf</strong>-<strong>Deutsch</strong> <strong>Adventskalender</strong> <strong>2010</strong><br />
verstand, hatte die Frau Lukas schon <strong>auf</strong> ihren Platz bugsiert.<br />
„Aber das geht doch nicht!“ Silke lächelte unsicher. „No. Thank you. It's not necessary! You<br />
mustn't … ich meine … nein, er kann doch stehen ...“ Sie tippte <strong>auf</strong> Marvins Schulter. „Komm,<br />
dann steh du <strong>auf</strong>, damit die Frau sich wieder setzen kann.“<br />
Marvin hob zum Protest an. Die Chinesin winkte entschieden ab, tätschelte Lukas, der sie<br />
schüchtern anlächelte und ging dann schwankend weiter nach hinten. Silke war es peinlich,<br />
aber um sie herum hatte niemand Notiz davon genommen, dass eine alte Frau Platz für ein<br />
Kind gemacht hatte. Insgeheim war sie jedoch froh, denn die Fahrt dauerte eine ganze Stunde<br />
und führte <strong>auf</strong> einer schmalen, gewundenen Straße durch subtropischen Dschungel, kleine<br />
Dörfer und an der Küste entlang, bis sie endlich den Fuß des Hügels erreichten, <strong>auf</strong> dem der<br />
bronzene Buddha thronte.<br />
„287!“, verkündete Marvin.<br />
„Ich hab aber 1643 gezählt“, behauptete Lena.<br />
„Und ich zehntausend!“, meinte Lukas, der wie ein Äffchen <strong>auf</strong> Silkes Rücken hing.<br />
„Das weißt du gar nicht. Du bist doch nicht mal die Hälfte allein gegangen!“, konterte Anna mit<br />
dem Reiseführer in der Hand. „Ich brauchte gar nicht zählen. Hier steht es: 268 Stufen!“<br />
„Stufen oder Meter?“ Silke lief der Schweiß von der Stirn, als sie Lukas absetzte. „Runter musst<br />
du selbst gehen, Lukas, sonst muss mich gleich jemand tragen.“ Sie drückte das Kreuz durch.<br />
„Komisch, dass die hier noch keine Rolltreppe eingebaut haben“, stellte Marvin fest. „Sonst<br />
haben die doch überall welche.“<br />
„<strong>Der</strong> Buddha hat aber große Ohrläppchen!“, kicherte Lena. „Und eine lustige Frisur.“<br />
Die Kinder wuselten herum und nahmen auch die kleineren Statuen unter die Lupe, die rund<br />
um die Plattform standen. Schließlich gingen sie gemeinsam in die Halle unter der großen<br />
Buddhastatue.<br />
Lukas hielt sich die Nase zu, als sie einen Schrein passierten, in dem dutzende<br />
Räucherstäbchen brannten. „Das kitzelt!“<br />
„Wie bei uns in der Kirche der Weihrauch“, stellte Anna fest. „<strong>Der</strong> kitzelt auch immer in<br />
meiner Nase.“<br />
„Bei uns sieht die Kirche aber anders aus.“ Lena sah sich neugierig um.<br />
„Im Buddhismus gibt es keine Kirchen, sondern Tempel“, erklärte Silke. „Aber hier ist auch<br />
kein Tempel. <strong>Der</strong> ist irgendwo unten, glaube ich.“<br />
„Guck mal, der Mann mit dem orangen Kleid. Was macht der denn da?“<br />
„Das ist ein Mönch“, erklärte Anna. „Und er dreht an einer Gebehtsmühle.“<br />
„Und was mahlt so eine Mühle?“, fragte Lukas dazwischen. „Gebete?“<br />
„Quatsch. Gebete kann man doch nicht mahlen“, sagte Marvin. „Ich glaube, der schickt damit<br />
die Gebete die <strong>auf</strong> dem Holz stehen in die Welt, damit das passiert, was die Gebete wollen.<br />
Oder so ähnlich.“<br />
„Woher weißt du das denn?“, fragte Anna.<br />
„Von der Maus“, erwiderte Marvin.<br />
„Was machen wir jetzt?“, fragte Lena. „Mir ist langweilig.“<br />
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