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Der Harry-auf-Deutsch Adventskalender 2010

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<strong>Der</strong> <strong>Harry</strong>-<strong>auf</strong>-<strong>Deutsch</strong> <strong>Adventskalender</strong> <strong>2010</strong><br />

Bevölkerung Hongkongs nur so wenig Englisch, dass es in einer mittleren Katastrophe geendet<br />

hätte, wenn eines der Kinder plötzlich verschwunden wäre. Seit knapp einer Woche waren sie<br />

hier. Silkes Mann und Vater der vier, hatte beruflich in Hongkong zu tun und da gerade<br />

Osterferien waren, hatten sie die Gelegenheit ergriffen, ihn zu begleiten.<br />

„Mama, ich will selber piepsen!“ Lukas streckte seine Hand nach der scheckkartengroßen<br />

Fahrkarte aus, mit denen nicht nur Hongkongs öffentliches Transportsystem MTR, sondern<br />

auch viele Fähren zu benutzen waren.<br />

Um sie herum herrschte hektische Betriebsamkeit, als hunderte Menschen der<br />

unterschiedlichsten ethnischen Gruppen <strong>auf</strong> das Schiff strömten und sich irgendwo einen Platz<br />

suchten. Eine Ansage ertönte in drei Sprachen. Endlich fuhren sie los.<br />

„Guck mal, Mama, da drüben wohnen wir!“ Marvin ließ sich <strong>auf</strong> einen Sitz fallen und zeigte<br />

aus dem Fenster <strong>auf</strong> die imposante Skyline Hongkongs.<br />

„Quatsch, unser Hotel liegt doch in einer ganz anderen Richtung. North Point ist da hinten!“<br />

Anna wies mit dem Daumen rückwärts über ihre Schulter. „Und wir fahren jetzt nach Westen.“<br />

„Ich dachte, wir wohnen im Westen“, meinte Lena. „Ganz weit im Westen, das hat Papa doch<br />

gesagt.“<br />

„Ja, schon, aber Marvin meinte unser Hotel“, klärte Anna ihre kleine Schwester geduldig <strong>auf</strong>.<br />

„Wie weit im Westen wohnen wir eigentlich?“, fragte Marvin.<br />

Lukas hatte es sich <strong>auf</strong> Silkes Schoß bequem gemacht. „Ich wohne in Köln. Nicht im Westen!“,<br />

sagte er bestimmt.<br />

„Von hier aus gesehen liegt Köln im Westen“, antwortete Silke. „Ungefähr zehntausend<br />

Kilometer entfernt.“<br />

„Boh!“, machte Lukas. „Und dahin fahren wir jetzt?“<br />

Silke lachte und drückte ihm einen Kuss <strong>auf</strong> die Stirn. „Nein, jetzt fahren wir nach Lantau. Da<br />

gibt es einen riesengroßen Buddha und den schauen wir uns an.“<br />

„Was ist ein Buddha?“, wollte Lena wissen.<br />

„So was wie der liebe Gott der Chinesen“, erklärte Anna. Sie drehte den Reiseführer herum.<br />

„Guck mal, hier ist ein Bild von der Statue. Die steht <strong>auf</strong> einem Berg und ist 34 Meter hoch.“<br />

Die Kinder steckten die Köpfe zusammen.<br />

Die Fahrt nach Lantau dauerte fast eine dreiviertel Stunde. Als sie schließlich in Mui Wo<br />

ankamen und in den Bus stiegen, der sie nach Ngong Ping zu der großen Buddhastatue<br />

bringen sollte, waren die Sitzplätze schon zum großen Teil belegt. Anna und Marvin<br />

quetschten sich zusammen mit Lena <strong>auf</strong> einen Zweiersitz. Silkes Versuch auch Lukas noch<br />

unterzubringen scheiterte, denn die Sitze waren nicht nur schmaler als von zu Hause gewohnt,<br />

sondern auch der Abstand zum Vordersitz viel enger.<br />

„Ich glaube, die Chinesen sind alle kleiner als wir“, nörgelte Anna, die trotz ihrer zwölf Jahre<br />

schon Schwierigkeiten hatte, ihre Beine unterzubringen.<br />

„Ich will aber auch sitzen!“ Lukas zog einen Flunsch.<br />

„Wir wechseln uns einfach ab“, versuchte Silke ihn zu beschwichtigen.<br />

<strong>Der</strong> Bus fuhr ruckartig an und schon ein paar Kurven später hatte sie Mühe, Lukas am<br />

Umfallen zu hindern und selbst das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Jemand zupfte sie am<br />

Ärmel. Es war eine alte Chinesin, in deren Mund beim Lächeln mehr Lücken als Zähne zu<br />

sehen waren. Sie saß schräg hinter Silke und war gerade im Begriff <strong>auf</strong>zustehen. Ehe Silke<br />

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