Brisante Studie: Mehrheit gegen Jagd, TT 15.04.2012 - Tiroler ...
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<strong>Brisante</strong> <strong>Studie</strong>: <strong>Mehrheit</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Jagd</strong> <strong>Tiroler</strong> Tageszeitung Online - aktuelle News, Nachrichten aus Tirol<br />
15.04.12 17:34<br />
Tirol<br />
<strong>Brisante</strong> <strong>Studie</strong>: <strong>Mehrheit</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Jagd</strong><br />
Das Jägerimage gerät in Schief- lage, sagt eine hochbrisante <strong>Studie</strong>. Der <strong>Tiroler</strong><br />
Jägerverband sieht sich nun „gefordert“.<br />
Jäger schießen nicht nur. Dass sie auch Anwälte der Tiere sind und Hege betreiben, müsse den Menschen wieder<br />
kommuniziert werden, sagt Universitätsprofessor Klaus Hackländer von der Wiener Boku.Fotos: Begsteiger/EPA<br />
Foto: <strong>TT</strong> / Thomas Boehm<br />
Von Brigitte Warenski<br />
Innsbruck, Wien – Die Jägerschaft wird um ihr Image kämpfen müssen. Während derzeit nur ein Fünftel<br />
der Bevölkerung die <strong>Jagd</strong> ablehnt, wird bis 2030 die <strong>Mehrheit</strong> da<strong>gegen</strong> sein. Das ist das Kernergebnis<br />
einer <strong>Studie</strong> des market-Instituts, die vom Österreichischen Zentralverband der Jägerschaft in Auftrag<br />
gegeben wurde. „In dieser <strong>Studie</strong> ist sehr viel Wahrheit drinnen und wir müssen sie sehr ernst nehmen.<br />
Wir sind nun sicher gefordert“, sagt Tirols Landesjägermeister Karl Berktold. Er glaubt, dass die <strong>Jagd</strong><br />
zwar einen hohen Stellenwert genießt, „nicht aber die Jäger selbst“. Man müsse nun den Entwicklungen<br />
<strong>gegen</strong>steuern, die die <strong>Studie</strong> prognostiziert, ist Berktold überzeugt. Handlungsbedarf sieht er unter<br />
anderem beim Ungang mit Mountainbikern und Tourengehern. „Die Sensibilität im Dialog sehe ich da<br />
noch nicht im erforderlichen Umfang.“ Kein einfaches Unterfangen, wie Berktold meint: „Die Menschen<br />
sind in der Freizeit in der Natur unterwegs und viele sind der Meinung, die Natur gehöre ihnen. Dass das<br />
Wild durch ihre Freizeitaktivitäten zurückgedrängt wird, wollen sie nicht wahrhaben. Und wenn dann<br />
auch noch wir Jäger den Abschussplan erfüllen müssen, ist die Kollision geradezu vorprogrammiert.“<br />
http://www.tt.com/resources/includes/print.csp?storyid=10436414&cmsstoryid=4627607&layout=default<br />
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<strong>Brisante</strong> <strong>Studie</strong>: <strong>Mehrheit</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Jagd</strong> <strong>Tiroler</strong> Tageszeitung Online - aktuelle News, Nachrichten aus Tirol<br />
15.04.12 17:34<br />
Berktold ist es ein Anliegen, „der Öffentlichkeit verstärkt unseren Auftrag näherzubringen. Wir müssen<br />
kommunizieren, dass wir Jäger im Sinne der Natur handeln, dass wir für einen ausgeglichenen und<br />
artenreichen Wildbestand sorgen.“<br />
Das sieht auch Klaus Hackländer vom Institut für <strong>Jagd</strong>wirtschaft an der Universität für Bodenkultur in<br />
Wien so: „Die Jäger werden immer mehr als Abschießer gesehen. Man muss den Menschen daher<br />
vermitteln, dass Jäger auch Anwälte der Tiere sind und Hege betreiben.“ Innerhalb der Jägerschaft<br />
müsse man sich auf ein hartes Durchgreifen einigen, wenn es um die Nutzung illegaler <strong>Jagd</strong>mittel geht<br />
(21 Prozent kennen einen Jäger, der illegale Nachtsichtgeräte verwendet). Damit die „Sonntagsjäger“<br />
nicht überhandnehmen, müsse man zudem verstärkt auf Wissen und Weiterbildung pochen. „Jäger<br />
haben wie andere Menschen auch eine knapp bemessene Zeit. Aber Jägern, die sich weniger in der Natur<br />
aufhalten, geht die wertvolle Erfahrung ab.“<br />
<strong>Studie</strong>nautor Werner Beutelmeyer – selbst ein passionierter Jäger – rechnet es den <strong>Tiroler</strong>n hoch an,<br />
„dass sie die <strong>Studie</strong> 1:1 in der Zeitschrift des Jägerverbandes veröffentlicht haben. So viel Mut wie Tirol<br />
hatte nur die Steiermark.“ Beutelmeyer appelliert auch an die über 14.000 <strong>Tiroler</strong> <strong>Jagd</strong>kartenbesitzer,<br />
„sich zum Handwerk zu verpflichten. Die <strong>Jagd</strong> darf nicht zur Freizeitbeschäftigung verkommen und so<br />
etwas wie Golfen werden. Wenn es um Hirsch, Gams und Co. geht, ist Professionalität unabdingbar.“<br />
Schon jetzt höre man immer öfter in der nichtjagenden Bevölkerung: „Die Jäger wissen ja nichts,<br />
sondern sind nur trophäengeil.“ Dunkle Wolken werden sich laut Beutelmeyer besonders dann am<br />
Horizont zeigen, wenn diejenigen das Sagen behalten, „die den Geist der Vergangenheit beschwören und<br />
die Entwicklungen in der Gesellschaft nicht sehen wollen“. Akzeptanz werde es auch nur dann geben,<br />
wenn die <strong>Jagd</strong> das Elitäre aufgibt: „Es ist ja klar, dass die Menschen Dinge ablehnen, an denen sie nicht<br />
teilhaben können. Die Jägerschaft muss sich öffnen und irgendwann wird man sich wohl auch über die<br />
<strong>Jagd</strong>lizenzen Gedanken machen müssen.“ Doch Beutelmeyer sieht nicht alles dunkel: „Die<br />
Auseinandersetzung mit der <strong>Studie</strong> zeigt, dass es im Jägerverband sehr wohl Leute gibt, die sich mit der<br />
Zukunft beschäftigen.“ Und das muss auch heißen: Vereinheitlichung der neun Landesjagdgesetze,<br />
fordert Beutelmeyer ein.<br />
<strong>Tiroler</strong> Tageszeitung, Printausgabe vom So, <strong>15.04.2012</strong><br />
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