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Airwaymanagement bei Kindern in Notfallsituationen

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Monatschr K<strong>in</strong>derheilkd<br />

2001 · 149:466–469 © Spr<strong>in</strong>ger-Verlag 2001<br />

Pädiatrische Notfälle<br />

T. Nicolai • Dr.von Haunersches K<strong>in</strong>derspital, Kl<strong>in</strong>ikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität, München<br />

<strong>Airwaymanagement</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Notfallsituationen</strong><br />

466<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Notfallsituationen</strong> <strong>bei</strong> Säugl<strong>in</strong>gen und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern,<br />

die zur Reanimation führen, s<strong>in</strong>d<br />

meist respiratorischer Ursache. Bei Erwachsenen<br />

liegt dagegen häufig e<strong>in</strong> Kreislaufversagen<br />

mit „low output“ wie z.B. <strong>bei</strong> der<br />

Rhythmusstörung nach Herz<strong>in</strong>farkt vor und<br />

die Behandlung unterscheidet sich grundsätzlich<br />

vom <strong>K<strong>in</strong>dern</strong>otfall. Bei <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> reicht<br />

oftmals die Beseitigung der respiratorischen<br />

Störung aus, um die akute Gefahrensituation<br />

zu überw<strong>in</strong>den. Generell ist der Sicherung<br />

der Atemwege besondere Aufmerksamkeit<br />

zu widmen. Sie s<strong>in</strong>d <strong>bei</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> kle<strong>in</strong>er als<br />

<strong>bei</strong>m Erwachsenen, <strong>bei</strong> den häufig auftretenden<br />

respiratorischen Infekten angeschwollen<br />

und können somit nicht nur <strong>bei</strong> Fremdkörperaspiration,<br />

sondern auch <strong>bei</strong> Epiglottitis<br />

und Pseudokrupp die eigentliche Ursache<br />

der lebensbedrohlichen Situation darstellen.<br />

Da der Herz-Kreislauf-Stillstand <strong>bei</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong><br />

häufig <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er respiratorischen Hypoxie<br />

auftritt, ergibt sich daraus e<strong>in</strong>e ernste Prognose.<br />

Bei Erwachsenen ist <strong>bei</strong>m Auftreten e<strong>in</strong>er<br />

Rhythmusstörung oder <strong>bei</strong> anderen kardiozirkulatorischen<br />

Erkrankungen die Oxygenierung<br />

der Organe anfänglich noch ausreichend.<br />

Bei <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> kommt es zum Herzstillstand<br />

<strong>in</strong>folge bereits vorausgegangener<br />

Hypoxie aller Gewebe, so daß besonders rasches<br />

Handeln erforderlich ist.<br />

Ziel jedes <strong>Airwaymanagement</strong>s ist die Sicherstellung<br />

e<strong>in</strong>er ausreichenden Sauerstoffversorgung,<br />

Aspirationsschutz, aber<br />

auch die <strong>in</strong>tratracheale Verabreichung von<br />

Notfallmedikamenten.<br />

Schlüsselwörter<br />

<strong>Airwaymanagement</strong> · Notfalltherapie<br />

| Monatsschrift K<strong>in</strong>derheilkunde 5·2001<br />

Anatomische und pathophysiologische<br />

Besonderheiten<br />

Bei Neugeborenen und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern<br />

steht der Larynx höher als im Erwachsenenalter.<br />

Die Epiglottis ist schmal und<br />

weich. Generell s<strong>in</strong>d die Atemwege weniger<br />

stabil als <strong>bei</strong> älteren Patienten; <strong>bei</strong><br />

Frühgeborenen ist das Exoskelett der<br />

oberen Atemwege, d.h. das muskuläre<br />

und subkutane Stützgewebe verm<strong>in</strong>dert.<br />

Die Stabilität der oberen Luftwege ist also<br />

deutlich herabgesetzt, zusätzlich haben<br />

Säugl<strong>in</strong>ge und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der viel prävertebrales<br />

Weichteilgewebe. Zusammen<br />

mit dem hoch stehenden Larynx kann<br />

dies <strong>bei</strong> zu starker Kopfüberstreckung<br />

zur Obstruktion der oberen Luftwege<br />

führen. Praktische Konsequenz dieser<br />

anatomischen Besonderheiten ist die<br />

Position der sog. „Schnüffelstellung“,<br />

d.h. daß e<strong>in</strong>e mäßige Rekl<strong>in</strong>ation und<br />

nicht wie <strong>bei</strong>m Erwachsenen e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Rekl<strong>in</strong>ation zu Atemwegssicherung<br />

erforderlich ist. Zur Intubation <strong>bei</strong>m<br />

Säugl<strong>in</strong>g und Neugeborenen ist e<strong>in</strong> gerader<br />

Spatel geigneter als e<strong>in</strong> gebogener<br />

Spatel. Wie auch im Erwachsenenalter<br />

muß e<strong>in</strong> ausreichend großer Spatel gewählt<br />

werden.<br />

Bei <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> trifft man auf andere<br />

Störungen wie <strong>bei</strong> Erwachsenen. Bezüglich<br />

der Atemwege s<strong>in</strong>d dies <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Fremdkörperaspiration, der Pseudokrupp,<br />

die Epiglottitis sowie Fehlbildung<br />

von Larynx und Trachea.<br />

Techniken zur Beatmung von<br />

<strong>K<strong>in</strong>dern</strong> (Tabelle 1)<br />

Ohne tracheale Intubation<br />

Zunächst bietet sich die Mund-zu-Mund<br />

bzw. <strong>bei</strong> Säugl<strong>in</strong>gen die komb<strong>in</strong>ierte<br />

Mund-zu-Mund-Nase-Beatmung an.<br />

Vorher sollten die Atemwege möglichst<br />

abgesaugt werden.Wenn <strong>bei</strong> der Mundzu-Mund-Nase-Beatmung<br />

teilweise Luft<br />

Tabelle 1<br />

Beatmungstechniken<br />

Ohne Intubation<br />

Mund-zu-Mund, Mund-zu-Mund-Nase<br />

Maske, Güdel, Rachenbeatmung<br />

Larynxmaske<br />

Mit Intubation<br />

Spatel<br />

fiberoptisch<br />

beleuchteter Stab<br />

Trachealpunktion<br />

Kanüle<br />

median, nach kaudal<br />

zwischen Schild/R<strong>in</strong>gknorpel<br />

Tubusadapter 3,5 mm<br />

schwierig, meist nur Oxygenierung möglich<br />

Tracheotomie<br />

Skalpell, median, längs<br />

von der Inzisur des Schildkorpels nach unten<br />

Tubus <strong>in</strong>s Lumen<br />

Priv.-Doz. Dr.T. Nicolai<br />

Dr. von Haunersches K<strong>in</strong>derspital,<br />

Kl<strong>in</strong>ikum Innenstadt,LMU München<br />

L<strong>in</strong>dwurmstraße 4, D-80337 München


Monatschr K<strong>in</strong>derheilkd<br />

2001 · 149:466–469 © Spr<strong>in</strong>ger-Verlag 2001<br />

T. Nicolai<br />

Airway management <strong>in</strong> paediatric<br />

emergency situations<br />

Abstract<br />

In babies and toddlers, most emergencies<br />

that necessitate resuscitation attempts are<br />

respiratory <strong>in</strong> orig<strong>in</strong>.This is <strong>in</strong> contrast to<br />

emergencies <strong>in</strong> adults, <strong>in</strong> which circulatory<br />

failure with low output is often present, as it<br />

is for example<strong>in</strong> dysrhthmia follow<strong>in</strong>g<br />

cardiac <strong>in</strong>farct, and the treatment is<br />

fundamentally different from that <strong>in</strong> a<br />

paediatric emergency. In paediatric<br />

emergencies correction of the respiratory<br />

disturbance is often enough to deal with the<br />

acute risk situation. In general, particular<br />

attention should be paid to mak<strong>in</strong>g certa<strong>in</strong><br />

the airway stays open.The airway is smaller<br />

<strong>in</strong> children than <strong>in</strong> adults. In view of the<br />

frequent respiratory <strong>in</strong>fections children are<br />

exposed to they are often swollen and can<br />

therefore themselves be the actual cause of<br />

a life-threaten<strong>in</strong>g situation not only when<br />

foreign bodies have been aspirated, but also<br />

<strong>in</strong> cases of epiglottitis and pseudocroup.<br />

S<strong>in</strong>ce a cardiovascular arrest often occurs as<br />

the result of respiratory hypoxia <strong>in</strong> children,<br />

its prognosis is serious. In adults the organs<br />

are <strong>in</strong>itially still adequately oxygenated<br />

when a dysrhythmia occurs or <strong>in</strong> the<br />

presence of other cardiovascular diseases. In<br />

children the cardiac arrest comes about as<br />

the result of preced<strong>in</strong>g hypoxia of all tissues,<br />

so that particularly rapid action is essential.<br />

It is the object of any airway management to<br />

ensure an adequate oxygen supply and<br />

prevention of aspiration, but preparations<br />

must also be made for <strong>in</strong>tratracheal<br />

adm<strong>in</strong>istration of emergency medications.<br />

Keywords<br />

Airway management · Emergency treatment<br />

Abb. 1 Beatmung mit Maske und Beatmungsbeutel<br />

aus den Mundw<strong>in</strong>keln entweicht, kann<br />

dies alternativ mit e<strong>in</strong>er Hand abgedichtet<br />

werden und die re<strong>in</strong>e Mund-zu-Nase-Beatmung<br />

erfolgen. Stehen Hilfsmittel<br />

zur Verfügung, ist die Beatmung mit<br />

der Maske und Beatmungsbeutel s<strong>in</strong>nvoll<br />

(Abb. 1). Hier<strong>bei</strong> soll e<strong>in</strong>e nicht zu<br />

große Maske gewählt werden; stehen<br />

nur größere Masken zur Verfügung,<br />

können diese versuchsweise <strong>in</strong> umgekehrter<br />

Position angepaßt werden. Der<br />

Esmarchsche Handgriff (ohne Kompression<br />

des Unterkieferbodens und damit<br />

Nachh<strong>in</strong>tenschieben der Zunge) ist<br />

hier unbed<strong>in</strong>gt erforderlich.<br />

Bei Schwierigkeiten sollte e<strong>in</strong> Güdeltubus<br />

e<strong>in</strong>gelegt werden. Die Größe<br />

(anterioposteriore Länge) des Güdeltubus<br />

wird durch die Länge Zahnreihe :<br />

Kieferw<strong>in</strong>kel bestimmt.<br />

Bei Säugl<strong>in</strong>gen und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern<br />

kann die Beatmung mit e<strong>in</strong>em nasopharyngealen<br />

Tubus (während gegenseitiges<br />

Nasenloch und Mund verschlossen<br />

werden) e<strong>in</strong>e praktische Alternative zur<br />

Maskenbeatmung se<strong>in</strong> (Abb. 2). Die Tubusspitze<br />

soll hier<strong>bei</strong> h<strong>in</strong>ter dem weichen<br />

Gaumen plaziert se<strong>in</strong>.<br />

Die Verwendung e<strong>in</strong>er Larynxmaske<br />

ist <strong>bei</strong>m K<strong>in</strong>d für den Geübten e<strong>in</strong>e<br />

alternative Technik. Für den Ungeübten<br />

ist sie jedoch nur schwer zu plazieren<br />

und bietet ke<strong>in</strong>e Vorteile gegenüber der<br />

normalen Maskenbeatmung, zum<strong>in</strong>dest<br />

wenn sie mit e<strong>in</strong>em Güdeltubus komb<strong>in</strong>iert<br />

wird. Die Larynxmaske stellt ke<strong>in</strong>en<br />

sicheren Aspirationsschutz dar.Wie<br />

<strong>bei</strong> allen anderen mechanischen Hilfsmitteln<br />

zur Sicherung der Atemwege ist<br />

auch hier von e<strong>in</strong>er Verzögerung der Beatmung<br />

durch technische Probleme abzuraten;<br />

<strong>in</strong> diesem Fall wird der künstliche<br />

Atemweg entfernt und wieder e<strong>in</strong>e<br />

Mund-zu-Mund- oder Maskenbeatmung<br />

begonnen.<br />

Tracheale Intubation<br />

„Häufiger Fehler <strong>bei</strong> der K<strong>in</strong>derreanimation<br />

ist die Fehl<strong>in</strong>tubation,<br />

die nicht erkannt und beseitigt<br />

wird.“<br />

Standardtechnik im Notfall ist die orotracheale<br />

Intubation. Der Spatel sollte<br />

nicht auf der Zunge nach h<strong>in</strong>ten/unten<br />

geführt werden,da sonst der Larynx verlegt<br />

wird. Die Führung entlang des Gaumendaches<br />

tief nach unten und das danach<br />

allmähliche Hoch- und Zurückziehen<br />

des Spatels bis zum E<strong>in</strong>sehen der<br />

Aryknorpel und Stimmlippen erleichtert<br />

die Intubation. Die Größe des Intubationstubus<br />

entspricht im Außendurchmesser<br />

dem Kle<strong>in</strong>f<strong>in</strong>ger des zu <strong>in</strong>tubierenden<br />

K<strong>in</strong>des. Tuben mit Cuffmanschette<br />

werden ab Größe 6 verwendet.<br />

E<strong>in</strong>e naso-tracheale Intubation<br />

kann für den Geübten <strong>bei</strong>m Neugeborenen<br />

e<strong>in</strong>facher als die oro-tracheale Intubation<br />

se<strong>in</strong>. Bei Mittelgesichtstraumen<br />

Monatsschrift K<strong>in</strong>derheilkunde 5·2001 | 467


Pädiatrische Notfälle<br />

468<br />

ist die nasotracheale Intubation kontra<strong>in</strong>diziert.<br />

Beim tief bewußtlosen Patienten ist<br />

e<strong>in</strong>e Sedierung/Narkose zur Intubation<br />

nicht erforderlich, <strong>bei</strong> der Intubation e<strong>in</strong>es<br />

noch teilweise wachen Patienten (<strong>bei</strong><br />

der Notfallversorgung sehr selten erforderlich)<br />

eignet sich Thiopental (2,5–7,5<br />

mg/kg) ggf. komb<strong>in</strong>iert mit e<strong>in</strong>em kurzwirksamen<br />

Muselrelaxans. Besoders<br />

<strong>bei</strong>m Säugl<strong>in</strong>g und Neugeborenen ist<br />

der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Opiats und/oder Diazepam<br />

geeignet.<br />

Die Effektivität der Intubation wird<br />

wie <strong>bei</strong> allen anderen Verfahren mittels<br />

der Thoraxexkursion und gegebenenfalls<br />

am Rosigwerden des K<strong>in</strong>des, respektive<br />

an der pulsoxymetrisch zu<br />

messenden Sättigung bzw. der Kapnometrie<br />

bestimmt. Erfolgt ke<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Thoraxexkursion, wird wieder<br />

auf die Maskenbeatmung übergegangen.<br />

In der Kl<strong>in</strong>ik ist e<strong>in</strong>e fiberoptische<br />

Intubation <strong>bei</strong>m Säugl<strong>in</strong>g und Neugeborenen<br />

transnasal oder oral wie <strong>bei</strong>m Erwachsenen<br />

möglich. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>bei</strong> Fehlbildungen der oberen Luftwege<br />

und des Kiefers oder auch <strong>bei</strong> Verletzungen<br />

zu berücksichtigen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit zur Intubation<br />

ist die Verwendung von beleuchteten<br />

Stäben, <strong>bei</strong> der die korrekte Lage<br />

am durchsche<strong>in</strong>enden Licht im subglottischen<br />

Bereich des Halses erkennbar ist.<br />

Diese Technik ist von der Übung des Behandelnden<br />

abhängig und bietet ke<strong>in</strong>e<br />

| Monatsschrift K<strong>in</strong>derheilkunde 5·2001<br />

sicheren Vorteile gegenüber der normalen<br />

Intubation.<br />

Trachealpunktion<br />

Gel<strong>in</strong>gt die Intubation nicht und ist ke<strong>in</strong>e<br />

Maskenbeatmung möglich, kann median<br />

<strong>in</strong> Richtung nach kaudal zwischen<br />

R<strong>in</strong>g- und Schildknorpel mit e<strong>in</strong>er Infusionskanüle<br />

punktiert werden.Auf diese<br />

Kanüle paßt e<strong>in</strong> Tubusadapter, der von<br />

e<strong>in</strong>em 3,0 oder 3,5 mm ID Trachealtubus<br />

abgenommen werden kann. E<strong>in</strong>e Oxygenierung<br />

über die Kanüle ist möglich, die<br />

CO 2 -Abatmung nahezu unmöglich. Es<br />

ist zu bedenken, daß das Anlegen e<strong>in</strong>er<br />

solchen Kanüle <strong>bei</strong>m K<strong>in</strong>d erschwert ist,<br />

da die Membran zwischen R<strong>in</strong>g- und<br />

Schildknorpel kle<strong>in</strong>er ist als <strong>bei</strong>m Erwachsenen<br />

(kurzer Abstand).Weiterh<strong>in</strong><br />

birgt die Punktion durch die weichen<br />

Knorpel die Gefahr e<strong>in</strong>er Fehllage <strong>in</strong> das<br />

retrotracheale Gewebe.<br />

Tracheotomie<br />

Abb. 2 Beatmung mittels<br />

e<strong>in</strong>es durch die Nase <strong>in</strong> den<br />

Rachen vorgeschobenen Tubus.<br />

Die Position der Tubusspitze<br />

am Gaumenregel kann<br />

palpatorisch geprüft werden<br />

Im äußersten Notfall sollte die Tracheotomie<br />

als Längs<strong>in</strong>zision vom Schildknorpel<br />

nach kaudal durchgeführt werden.<br />

Dieser ist meist gut identifizierbar.<br />

Distal davon f<strong>in</strong>det sich die Membrana<br />

cricothyreoidea, nach deren Durchtrennung<br />

sich e<strong>in</strong> Lumen eröffnet, <strong>in</strong> das e<strong>in</strong><br />

Tubus e<strong>in</strong>gelegt werden kann. Tiefere<br />

Tracheotomien sollten möglichst wegen<br />

der Traumatisierung der Weichteile und<br />

der Perfusion im prätrachealen Gewebe<br />

vermieden werden. E<strong>in</strong>e Quer<strong>in</strong>zision<br />

ist abzuraten, da die Gefahr <strong>in</strong> laterale<br />

Halsweichteile abzurutschen und größere<br />

Gefäße zu verletzen erheblich ist.<br />

Entscheidung zur Intubation<br />

Die Reanimation ist stets mit Intubation<br />

leichter durchzuführen. Beim Ungeübten<br />

besteht jedoch die Gefahr e<strong>in</strong>er Verzögerung<br />

von Reanimationsmaßnahmen,<br />

wenn mehrfache Intubationsversuche<br />

unternommen werden oder e<strong>in</strong> fehlplazierter<br />

Tubus als solcher nicht erkannt<br />

und belassen wird. Deshalb ist e<strong>in</strong>e<br />

präkl<strong>in</strong>ische Intubation <strong>bei</strong> <strong>Notfallsituationen</strong><br />

nicht immer s<strong>in</strong>nvoll (s. unten).<br />

Beim schweren Trauma, vor allem<br />

<strong>bei</strong>m SHT, wird man die Indikation<br />

großzügig stellen, um e<strong>in</strong>e Hypoxie sicher<br />

zu vermeiden.<br />

Aspiration und Erstickung<br />

Typisches Alter: Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>desalter.<br />

Symptomatik: Plötzlich, oft schwerer <strong>in</strong>und<br />

exspiratorischer Stridor, Zyanose,<br />

Husten.<br />

Therapie: Falls anamnestisch der Verdacht<br />

e<strong>in</strong>es Fremdkörpers im supralaryngealen<br />

Raum besteht, sollte e<strong>in</strong>e vorsichtige<br />

Inspektion der Mundhöhle erfolgen.<br />

Zudem sollte man beruhigend<br />

auf das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>wirken und zusätzlich<br />

Sauerstoff anbieten; <strong>in</strong> der Regel gel<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong> Transport <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik, wo die endoskopische<br />

Extraktion durchgeführt werden<br />

kann.<br />

Bei akuter Atem<strong>in</strong>suffizienz wird<br />

der Patient <strong>in</strong>tubiert. Durch Manipulation<br />

mit dem Tubus oder durch Überdruckbeatmung<br />

kann es gel<strong>in</strong>gen, den<br />

im trachealen Raum bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Fremdkörper bis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hauptbronchus<br />

zu schieben. Die Weiterbeatmung<br />

erfolgt dann über die andere Lunge.<br />

Wird während der Intubation e<strong>in</strong> laryngealer<br />

oder pharyngealer Fremdkörper<br />

erkannt, kann er mit der Magillzange<br />

entfernt werden.<br />

Die Durchführung e<strong>in</strong>es künstlichen<br />

Hustenstoßes (Heimlich-Manöver)<br />

ist <strong>in</strong> der Regel nur <strong>in</strong>diziert, wenn <strong>in</strong>effektive<br />

Hustenstöße und unmittelbar


drohende Erstickung <strong>bei</strong> e<strong>in</strong>em Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d<br />

auftreten.<br />

Epiglottitis<br />

Symptomatik: Schwer krankes K<strong>in</strong>d, hohes<br />

Fieber, rasche progrediente Verschlechterung<br />

mit teilweise nur leisem,<br />

teilweise sehr ausgeprägtem <strong>in</strong>spiratorischen<br />

Stridor. Meist sitzen die K<strong>in</strong>der<br />

mit vorgestrecktem Hals.Anamnestisch<br />

s<strong>in</strong>d Schlucken und Nahrungsaufnahme<br />

nicht mehr möglich.<br />

Weitere Symptome s<strong>in</strong>d Speichelfluß<br />

aus dem Mund wegen der Unfähigkeit<br />

des Schluckens, ke<strong>in</strong> Husten, höchstens<br />

Räuspern und e<strong>in</strong> Kloßgefühl im<br />

Hals.<br />

Therapie: E<strong>in</strong>e schonende und möglichst<br />

nicht-<strong>in</strong>vasive Therapie steht präkl<strong>in</strong>isch<br />

im Vordergrund (Tabelle 2). Das<br />

K<strong>in</strong>d sollte sitzend auf dem Schoß der<br />

Mutter <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik transportiert werden,<br />

Sauerstoff sollte durch die Mutter<br />

über e<strong>in</strong>en Sauerstoffschlauch dem K<strong>in</strong>d<br />

vorgelegt werden. Injektionen oder Spatel<strong>in</strong>spektion<br />

des Rachens sollte wegen<br />

akuter Erstickungsgefahr vermieden<br />

werden. Bei manifester Atem<strong>in</strong>suffizienz,<br />

Bewußtlosigkeit, Apnoe ist e<strong>in</strong>e<br />

Masken-/Rachenbeatmung zu bevorzugen.<br />

Die Intubation kann sehr schwierig<br />

se<strong>in</strong>. Sie sollte vom Ungeübten präkl<strong>in</strong>isch<br />

nicht durchgeführt werden. Mehrfachversuche<br />

s<strong>in</strong>d kontra<strong>in</strong>diziert. Unter<br />

der Masken-/Rachenbeatmung gel<strong>in</strong>gt<br />

<strong>in</strong> der Regel der Transport <strong>in</strong> die<br />

Kl<strong>in</strong>ik. Im äußersten Notfall kann die<br />

Tracheotomie lebensrettend se<strong>in</strong>!<br />

Tabelle 2<br />

Epiglottitis: Therapie (präkl<strong>in</strong>isch)<br />

Beruhigung<br />

Vermeidung <strong>in</strong>vasiver Maßnahmen<br />

Ständige ärztliche Überwachung, Kl<strong>in</strong>ik!<br />

Transport sitzend, z. B. auf dem Schoß<br />

der Mutter<br />

● O 2 !<br />

● Bei Atem<strong>in</strong>suffizienz Maskenbeatmung<br />

möglich<br />

● Intubation möglichst erst <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik<br />

Tabelle 3<br />

Krupp: Therapie<br />

Beruhigung<br />

Vermeidung <strong>in</strong>vasiver Maßnahmen<br />

Feuchte, kühle Luft<br />

● Prednisolon rektal, 100 mg oder<br />

Dexamethason 0,6 mg/Kg p.o.<br />

● Adrenal<strong>in</strong> - Inhalation<br />

0,5 ml Micronephr<strong>in</strong> + 3 ml NaCl 0,9 %<br />

oder<br />

2–5 ml Supraren<strong>in</strong><br />

Krupp<br />

Symptomatik: Das erkrankte K<strong>in</strong>d hat e<strong>in</strong>en<br />

lauten <strong>in</strong>spiratorischen, teilweise <strong>in</strong>und<br />

exspiratorischen Stridor. Oft war<br />

e<strong>in</strong> Infekt der oberen Luftwege vorausgegangen.<br />

Typisch ist: erhebliche Atemnot,<br />

bellender Husten und Heiserkeit.<br />

Therapie (Tabelle 3): Initial sollte man beruhigend<br />

auf das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>wirken und es<br />

nicht von den Eltern trennen. Öffnen der<br />

Fenster oder mit dem K<strong>in</strong>d <strong>bei</strong> laufender<br />

kalten Dusche <strong>in</strong> das Badezimmer<br />

gehen, bewirkt Milderung. Die kalte und<br />

feuchte Luft br<strong>in</strong>gt die Schleimhäute<br />

zum Abschwellen und bessert den Stridor.<br />

Inhalation von Sauerstoff über die<br />

Inhalationsmaske oder e<strong>in</strong>en Düsenvernebler<br />

mit unverdünntem Adrenal<strong>in</strong><br />

(Supraren<strong>in</strong>® 2–5 ml, Infectokrupp®)<br />

br<strong>in</strong>gt meist e<strong>in</strong>e rasche Besserung.<br />

Auch <strong>bei</strong> deutlicher Besserung nach den<br />

Erstmaßnahmen unterstützt die Gabe<br />

e<strong>in</strong>es Kortisonzäpfchens (Prednison 100<br />

mg) den weiteren Verlauf. Unter O2-Gabe<br />

sollte das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik transportiert<br />

werden, da rezidivierende Verläufe<br />

(zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der ersten Nacht) häufig<br />

s<strong>in</strong>d. Akute Erstickungsanfälle s<strong>in</strong>d<br />

ebenso möglich. Falls e<strong>in</strong>e Intubation<br />

dr<strong>in</strong>glich wird, sollte wie <strong>bei</strong> der Epiglottitis<br />

e<strong>in</strong> Tubus mit kle<strong>in</strong>erem Durchmesser<br />

gewählt werden. Hier wäre e<strong>in</strong>e halbe<br />

Nummer unter der errechneten Tubusgröße<br />

für die Intubation adäquat.<br />

Auch <strong>bei</strong>m Pseudokrupp sollten <strong>in</strong>vasive<br />

Maßnahmen <strong>in</strong> der präkl<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung vermieden werden (ke<strong>in</strong>e<br />

Spatel<strong>in</strong>spektion, ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tramuskulären<br />

Injektionen, ke<strong>in</strong>e Infusion).<br />

Fazit für die Praxis<br />

Die Reanimation des K<strong>in</strong>des unterscheidet<br />

sich grundsätzlich von der Reanimation<br />

<strong>bei</strong>m Erwachsenen. Die Intubation erleichtert<br />

nicht nur die Reanimation, sondern sichert<br />

und schützt zugleich die Atemwege.<br />

Das Medikament der ersten Wahl im Notfall<br />

heißt Sauerstoff. Kostbare Zeit sollte<br />

<strong>bei</strong> der Reanimation nicht für erfolglose,<br />

wiederholte Intubationsversuche vertan<br />

werden. Besonders die Maskenbeatmung<br />

kann hier über kritische Situationen h<strong>in</strong>weghelfen<br />

und e<strong>in</strong>e ausreichende Oxygenierung<br />

sichern.<br />

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● O 2<br />

Monatsschrift K<strong>in</strong>derheilkunde 5·2001 | 469

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