Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt
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heit mit Männern und Frauen, Menschen verschiedener Hautfarben, Große und Kleine, ein jeder mit unterschiedlichen Fähigkeiten.“ 105 Es ist interessant zu wissen woher der Begriff „Rasse“ ursprünglich kommt, denn erst durch den Rassismus ist der Rassebegriff in dem Sinne entstanden, wie wir ihn heute verwenden. „Rasse“ ist also ein Produkt des Rassismus und nicht dessen Voraussetzung. „Der Begriff der Rasse, etymologisch aus dem arabischen ‚raz‘ (Kopf, Anführer, auch Ursprung) und dem lateinischen ‚radix‘ (Wurzel) abgeleitet fand zur Zeit seines ersten vermehrten Auftretens im 15. Jahrhundert vor allem in zwei Kontexten Anwendung: in der Beschreibung machtvoller Adelsfamilien oder herrschaftlicher Dynastien und in der Pferdezucht. In beiden Fällen war ‚Rasse‘ Sammelbegriff für jene Eigenschaften, welche die Nobilität, Größe und edle Abkunft des jeweiligen Hauses oder aber des jeweiligen Gestüts ausmachten. (…) Eine naturwissenschaftliche Kategorie im engeren Sinne aber wurde der Rassenbegriff erst im späten 18. Jahrhundert und verband sich seitdem vor allem mit dem Versuch, eine physiologische Dimension in den Ungleichheiten der Menschen herauszustellen. (…) Vom 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in der Tat kaum jemanden, der an der Existenz verschiedener Menschenrassen gezweifelt hätte. Heute streiten sich die Naturwissenschaftler nach wie vor darüber, ob die Unterscheidung zwischen Rassen beim Menschen sinnvoll ist. Entschieden ist der Streit nicht. Genetisch haben sich Menschenrassen zwar nicht nachweisen lassen, doch wird 106 107 häufig auf zukünftige Forschungen verwiesen.“ 3.1. Alltag und Rassismus Um den Schüler/innen deutlich zu machen, wie alltäglich Rassismus wirklich ist, haben wir einige Beispiele aus dem Buch „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow gewählt. Diese zeigen auch, dass der alltägliche Rassismus gerne in andere Länder verlagert und nicht auf Deutschland bezogen wahrgenommen wird. „Rassismus gibt es, wenn man deutschen Medien Glauben schenken mag, immer nur anderswo: in Südafrika, in den USA, in Frankreich. In Deutschland gibt es keinen Rassismus, unter anderem, weil Deutsche ja alle weiß sind. Schön praktisch. Aber gelogen.“ 108 . Auch in Deutschland sind rassistische Themen allgegenwärtig. Wenn man sich bspw. bei einem Supermarktbesuch einige Augenblicke Zeit nimmt und einmal die Sortimentenvielfalt betrachtet, findet man schnell eindeutige Bilder auf diversen Produkten. Ob es sich um den Sarotti- Mann, den Tequila- Mann oder Ähnliches handelt, sie werden als Stereotypen und Klischees dargestellt. Diese sind voller positiver und negativer Zuschreibungen. Daraus ist unsere Idee von den Bildern in den Köpfen entstanden. Wir gehen davon aus, dass die Verbreitung in den Medien dieser Stereotypen und Klischees dazu beiträgt diese in den Köpfen zu festigen und als normativ anzusehen. Um aufzuzeigen, dass in verschiedenen Medien und vor allem in der bildlichen Darstellung viele Stereotype und Rassismen enthalten sind, greifen wir erneut auf Beispiele von Sow zurück, die unsere Sicht der Dinge zu bestätigen scheint. Am Beispiel der Schwarzen beschreibt sie Zuschreibungen und Rassismen, die im alltäglichen Leben stetig vorgenommen werden. „Es gibt nur wenig deutsche Film- und Fernsehproduktionen, in denen Schwarze Menschen ganz gewöhnliche Rollen spielen. Dies sollte eigentlich die Normalität sein. Ist es aber nicht […] Schwarze werden im deutschen Film grundsätzlich instrumentalisiert und funkti- 105 ebenda: S.32 106 Geulen, 2007: S.13f 107 Schmitt, Michael 2009 108 Sow, 2009: S.17 98
onalisiert. Das heißt, anders als alle Weißen im Film sind sie nicht einfach da, sondern immer Träger der Thematisierung ihres anderen Aussehens. Asylant, Dealer, Tänzer, Prostituierte, Zuarbeiter, exotischer Freund, brasilianische Frohnatur…“ 109 Neben den Print- und Unterhaltungsmedien findet sich der alltägliche Rassismus auch im Theater, Show, Zirkus, Spendenprojekten usw. wieder. Hierbei wird gerade bei der Plakatwerbung zu eindeutigen Bildern gegriffen um dem potenziellen Publikum bzw. Spender/in ein Bild vorzuführen das angeblich mit der Vorstellung über verschiedene Dinge übereinstimmt. Hierzu einige Bilder zur Veranschaulichung. Abb. 57: Werbung Selbst in der Schule, die die Aufgabe hat mündige Subjekte hervorzubringen reproduziert Rassismen. Zwar lernen wir in der Schule, „dass alle Menschen gleich sind. Präziser: Wir lernen, dass wir dies behaupten und nachplappern sollen, dass wir aber keinesfalls wirklich aktiv verinnerlichen müssen, was das wirklich bedeutet. Viele sind immer noch erstaunt, wenn die Anwältin, die vor Gericht erscheint, Schwarz ist. Viele denken, dass der Schwarze Typ der Kellner sei, ohne dass es einen Grund dafür gibt (weil er nämlich der Gast ist, der von der Toilette kommt).“ 110 Wir gehen hier sogar noch weiter und weisen darauf hin, dass es Untersuchungen gibt, die das deutsche Schulsystem als Zentrifuge der Gesellschaft entlarven. 111 3.2. Schule und Rassismus Wir wachsen mit den vielfältigen Rassismen auf. Beim Anblick eines schwarzen Dieners aus Porzellan im Schaufenster denken wir uns nichts und laufen einfach weiter. Rassismus beginnt nicht erst mit gewalttätigen Übergriffen sondern schon im Kindes- und Jugendalter in Form von Aussagen, wie zum Beispiel „du Spasti“ oder „ich bin doch nicht dein Neger“. Durch solche Aussagen und Denkstrukturen erhält Rassismus einen Nährboden um sich zu entfalten. Heutzutage sind vor allem die Minderheiten der Muslime in Deutschland aufgrund ihres „freiwillig“ gewählten nicht- europäischen Lebensstils in zunehmendem Maße rassistischer Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt. Vor allem die Mädchen und jungen Frauen werden aufgrund des Kopftuchs ausgegrenzt und diskriminiert. Ein Beispiel wo die Ausgrenzung bzw. Diskriminierung besonders gravierend ist, ist der Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitssektor. Munsch und andere beschreiben in ihrem Buch „Eva ist emanzipiert, Mehmet ist ein Macho“ die Interaktionsprozesse in der Einwanderungsgesellschaft, in denen Zuschreibungs- und Ausgrenzungsprozesse sowie Lebensbewältigung stattfinden. Wir wollen dies an einem Textausschnitt von Martina Weber „Das sind Welten“, Intrageschlechtliche Differenzierung im Schulalltag darstellen. In diesem Textabschnitt wurden Lehrer/innen Interviews an gymnasialen Oberstufen durchgeführt, bei denen es um die Sichtweise von Lehrer/innen auf Mädchen mit Kopftuch ging. Bei diesen Interviews ging es hauptsächlich um Zuschreibungen zu sozialen Positionierungen von Schülerinnen als Bedin- 109 Ebd.: S.158 110 Ebd.: S.41 111 Pongratz, 2008/9, S. 45 99
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heit mit Männern und Frauen, Menschen verschiedener Hautfarben, Große und Kleine, ein jeder mit<br />
unterschiedlichen Fähigkeiten.“ 105<br />
Es ist interessant zu wissen woher der Begriff „Rasse“ ursprünglich kommt, denn erst durch den Rassismus<br />
ist der Rassebegriff in dem Sinne entstanden, wie wir ihn heute verwenden. „Rasse“ ist also ein<br />
Produkt des Rassismus und nicht dessen Voraussetzung.<br />
„Der Begriff der Rasse, etymologisch aus dem arabischen ‚raz‘ (Kopf, Anführer, auch Ursprung) und<br />
dem lateinischen ‚radix‘ (Wurzel) abgeleitet fand zur Zeit seines ersten vermehrten Auftretens im 15.<br />
Jahrhundert vor allem in zwei Kontexten Anwendung: in der Beschreibung machtvoller Adelsfamilien<br />
oder herrschaftlicher Dynastien und in der Pferdezucht. In beiden Fällen war ‚Rasse‘ Sammelbegriff für<br />
jene Eigenschaften, welche die Nobilität, Größe und edle Abkunft des jeweiligen Hauses oder aber des<br />
jeweiligen Gestüts ausmachten. (…) Eine naturwissenschaftliche Kategorie im engeren Sinne aber<br />
wurde der Rassenbegriff erst im späten 18. Jahrhundert und verband sich seitdem vor allem mit dem<br />
Versuch, eine physiologische Dimension in den Ungleichheiten der Menschen herauszustellen. (…)<br />
Vom 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in der Tat kaum jemanden, der an der<br />
Existenz verschiedener Menschenrassen gezweifelt hätte. Heute streiten sich die Naturwissenschaftler<br />
nach wie vor darüber, ob die Unterscheidung zwischen Rassen beim Menschen sinnvoll ist. Entschieden<br />
ist der Streit nicht. Genetisch haben sich Menschenrassen zwar nicht nachweisen lassen, doch wird<br />
106 107<br />
häufig auf zukünftige Forschungen verwiesen.“<br />
3.1. Alltag und Rassismus<br />
Um den Schüler/innen deutlich zu machen, wie alltäglich Rassismus wirklich ist, haben wir einige Beispiele<br />
aus dem Buch „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow gewählt. Diese zeigen auch, dass der<br />
alltägliche Rassismus gerne in andere Länder verlagert und nicht auf Deutschland bezogen wahrgenommen<br />
wird.<br />
„Rassismus gibt es, wenn man deutschen Medien Glauben schenken mag, immer nur anderswo: in<br />
Südafrika, in den USA, in Frankreich. In Deutschland gibt es keinen Rassismus, unter anderem, weil<br />
Deutsche ja alle weiß sind. Schön praktisch. Aber gelogen.“ 108 .<br />
Auch in Deutschland sind rassistische Themen allgegenwärtig. Wenn man sich bspw. bei einem Supermarktbesuch<br />
einige Augenblicke Zeit nimmt und einmal die Sortimentenvielfalt betrachtet, findet<br />
man schnell eindeutige Bilder auf diversen Produkten. Ob es sich um den Sarotti- Mann, den Tequila-<br />
Mann oder Ähnliches handelt, sie werden als Stereotypen und Klischees dargestellt. Diese sind voller<br />
positiver und negativer Zuschreibungen. Daraus ist unsere Idee von den Bildern in den Köpfen entstanden.<br />
Wir gehen davon aus, dass die Verbreitung in den Medien dieser Stereotypen und Klischees dazu beiträgt<br />
diese in den Köpfen zu festigen und als normativ anzusehen. Um aufzuzeigen, dass in verschiedenen<br />
Medien und vor allem in der bildlichen Darstellung viele Stereotype und Rassismen enthalten<br />
sind, greifen wir erneut auf Beispiele von Sow zurück, die unsere Sicht der Dinge zu bestätigen<br />
scheint. Am Beispiel der Schwarzen beschreibt sie Zuschreibungen und Rassismen, die im alltäglichen<br />
Leben stetig vorgenommen werden. „Es gibt nur wenig deutsche Film- und Fernsehproduktionen, in<br />
denen Schwarze Menschen ganz gewöhnliche Rollen spielen. Dies sollte eigentlich die Normalität sein.<br />
Ist es aber nicht […] Schwarze werden im deutschen Film grundsätzlich instrumentalisiert und funkti-<br />
105 ebenda: S.32<br />
106 Geulen, 2007: S.13f<br />
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Schmitt, Michael 2009<br />
108 Sow, 2009: S.17<br />
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