Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt

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06.11.2013 Aufrufe

Vorwort Von Marco Dörsam Die Idee Im Bundesdurchschnitt verließen 2007 in Deutschland 16 % der Schüler/innen ohne deutschen Pass die Schule ohne einen Schulabschluss und über 40 Prozent mit dem Hauptschulabschluss. Nur etwa 10 Prozent legen das Abitur ab und erwerben damit die Studienberechtigung. Bei Schüler/innen mit deutschem Pass beenden nur 6,4 % die Schule ohne Hauptschulabschluss und 28,4 % legen das Abitur ab. 1 Worauf ist dies zurückzuführen? In der Debatte hierüber werden sowohl die enge Verknüpfung zwischen Herkunftsmilieu der Schüler/innen und deren Schulerfolg/Schulmisserfolg betont als auch die institutionelle Diskriminierung im deutschen Schulsystem. Ein Teilaspekt hiervon ist, dass die Lehrkräfte nach wie vor überwiegend der deutschen Mehrheitsgesellschaft entstammen. Sie werden an den Universitäten für monokulturelle Schulen mit monolingualen Schüler/innen ausgebildet, die in der Realität nicht existieren. Letztlich muss konstatiert werden, dass sich die deutsche Schule in den letzten vier Jahrzehnten nicht von ihrem "monokulturellen Habitus" gelöst hat. Trotz dieser Erkenntnisse wird, sowohl von vielen Schüler/innen und Lehrer/innen als auch in der Gesellschaft insgesamt, Rassismus als ein Randphänomen und für überwunden erachtet. Die Bertolt Brecht Schule Diesen Gegebenheiten gingen wir im Rahmen des Projektes nach. Die Bertolt Brecht Schule bot sich für eine derartige Untersuchung an. Wie alle 22 hessischen gymnasialen Oberstufenschulen (GOS) wurde die Bertolt Brecht Schule gegründet, um Schüler/innen, die an einer integrierten Gesamtschule (IGS) ihren Realschulabschluss erlangen, den Weg zum Abitur zu ermöglichen. Da die IGS in Konkurrenz zur Sekundarstufe I der "normalen" Gymnasien stehen, ist für viele Schüler/innen, die nach der 4. Klasse keine Gymnasialempfehlung erhielten, eine GOS, wie die Bertolt Brecht Schule, die Chance zum Abitur. So kommen auch heute noch die meisten Schüler/innen in der Einführungsphase aus Schulen eines Schulverbundes, meist IGS aus dem Stadtgebiet Darmstadt, an die Bertolt Brecht Schule. Einige Plätze (ca. 30 bis 60 der ca. 230 Schüler/innen pro Jahrgang) bleiben durch dieses Verfahren unbesetzt. Darauf können sich Schüler/innen aller Schulformen bewerben. Die Bewerber/innenzahl übersteigt die Kapazitäten deutlich. Der Anteil Jugendlicher mit Migrationshintergrund ist an der Bertolt Brecht Schule wesentlich höher als an den anderen Darmstädter Gymnasien. Laut Inspektionsbericht des Instituts für Qualitätsentwicklung, Wiesbaden, von 2008 hatten 26% der Schüler/innen keinen deutschen Pass. Die Verschiedenheit bezüglich der Staatsangehörigkeit wird jedoch sowohl durch die Heterogenität, die die Schüler/innen bezüglich Ihres Wissens und Ihrer Arbeitsmethoden aus den einzelnen Herkunftsschulen mitbringen, überdeckt, als auch durch die Heterogenität bezüglich ihrer sprachlichen Fähigkeiten 2. Die Bertolt Brecht Schule versucht daraus resultierende Defizite im sprachlichen und im mathematischen Bereich durch spezielle Förderkurse zu kompensieren. 1 Quelle:Statistisches Bundesamt, 2 http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/BildungForschungKultur/Schulen/Tabelle n/Content100/AllgemeinbildendeSchulenAbschlussart,templateId=renderPrint.psml, S., Zugriff 8.9.09 sprachliche Fähigkeiten sind hier auf die Unterrichtssprache Deutsch, sowie die unterrichteten Fremdsprachen Englisch, Französisch und Spanisch bezogen, nicht auf die jeweilige Muttersprache. 6

Das Kollegium der Bertolt Brecht Schule ist es gewohnt mit dieser uneinheitlichen Schülerschaft umzugehen und durch eine intensive Zusammenarbeit der Lehrer/innen mit den Schüler/innen gelingt es vielen Schüler/innen mit anfangs schwachen Leistungen, ihr Abitur zu erlangen. Ein weiterer Ausschlaggebender Faktor zur Kooperation mit der Bertolt Brecht Schule war auch die sofortige Bereitschaft des Kollegiums und der Schulleitung zur Zusammenarbeit. Dies erleichterte die Forschungsarbeit an der Schule immens. Das Projektseminar Das Projektseminar verlief über das Sommersemester 2008 und das Wintersemester 2008/09. Im ersten Semester beschäftigten wir uns mit theoretischen Konzepten zum Thema Rassismus und Bildung in der Einwanderungsgesellschaft. Dabei wurden einerseits historische Zusammenhänge und aktuelle Entwicklungen von Rassismus und Diskriminierung (siehe KAPITEL 1) behandelt und andererseits über die Struktur des deutschen Schulwesens und den darin innewohnenden diskriminierenden und rassistischen Tendenzen informiert. Im Laufe des Semesters besuchte eine 11. Klasse Gemeinschaftskunde der Bertolt Brecht Schule mit ihrem Kursleiter David Ederberg die Studierenden. Weiterhin waren die Studierenden auch Gast in der Bertolt Brecht Schule, um einen ersten Eindruck von der Schule gewinnen zu können. Während dieses Besuchs stellten zwei durch die Hertie Stiftung geförderte Schüler/innen ihren persönlichen Werdegang vor und ließen danach Platz für regen Austausch zwischen den Studierenden und den anwesenden Schüler/innen und Lehrkräften. Gegen Ende des Semesters wurden schließlich von allen Teilnehmer/innen des Projekts Forschungsideen entwickelt und die Studierenden einigten sich schlussendlich auf 3 Schwerpunkte, die sie im Verlauf des zweiten Semesters in Kleingruppen bearbeiten wollten. Die Berichte dieser Gruppen sind in KAPITEL 2-4 zu lesen. Im zweiten Semester wurden die Studierenden hauptsächlich bei Ihrer Forschung begleitet. Dies geschah zum einen durch theoretische Unterstützung mit Literatur, zum anderen durch regelmäßiges Vorstellen der Zwischenergebnisse der Kleingruppen und dem sich daraus ergebenden Austausch innerhalb der gesamten Projektgruppe. Nach dem Abschluss des Projektes wurden die Ergebnisse sowohl an der Bertolt Brecht Schule als auch am Institut für Pädagogik der TU Darmstadt vorgestellt. Viel Spaß und hoffentlich anregende Erkenntnisse beim Lesen! 7

Das Kollegium der Bertolt Brecht Schule ist es gewohnt mit dieser uneinheitlichen Schülerschaft umzugehen<br />

und durch eine intensive Zusammenarbeit der Lehrer/innen mit den Schüler/innen gelingt es<br />

vielen Schüler/innen mit anfangs schwachen Leistungen, ihr Abitur zu erlangen.<br />

Ein weiterer Ausschlaggebender Faktor zur Kooperation mit der Bertolt Brecht Schule war auch die<br />

sofortige Bereitschaft des Kollegiums und der Schulleitung zur Zusammenarbeit. Dies erleichterte die<br />

Forschungsarbeit an der Schule immens.<br />

Das Projektseminar<br />

Das Projektseminar verlief über das Sommersemester 2008 und das Wintersemester 2008/09.<br />

Im ersten Semester beschäftigten wir uns mit theoretischen Konzepten zum Thema Rassismus und Bildung<br />

in der Einwanderungsgesellschaft. Dabei wurden einerseits historische Zusammenhänge und aktuelle<br />

Entwicklungen von Rassismus und Diskriminierung (siehe KAPITEL 1) behandelt und andererseits<br />

über die Struktur des deutschen Schulwesens und den darin innewohnenden diskriminierenden<br />

und rassistischen Tendenzen informiert.<br />

Im Laufe des Semesters besuchte eine 11. Klasse Gemeinschaftskunde der Bertolt Brecht Schule mit<br />

ihrem Kursleiter David Ederberg die Studierenden. Weiterhin waren die Studierenden auch Gast in der<br />

Bertolt Brecht Schule, um einen ersten Eindruck von der Schule gewinnen zu können. Während dieses<br />

Besuchs stellten zwei durch die Hertie Stiftung geförderte Schüler/innen ihren persönlichen Werdegang<br />

vor und ließen danach Platz für regen Austausch zwischen den Studierenden und den anwesenden<br />

Schüler/innen und Lehrkräften.<br />

Gegen Ende des Semesters wurden schließlich von allen Teilnehmer/innen des Projekts Forschungsideen<br />

entwickelt und die Studierenden einigten sich schlussendlich auf 3 Schwerpunkte, die sie im Verlauf<br />

des zweiten Semesters in Kleingruppen bearbeiten wollten. Die Berichte dieser Gruppen sind in<br />

KAPITEL 2-4 zu lesen.<br />

Im zweiten Semester wurden die Studierenden hauptsächlich bei Ihrer Forschung begleitet. Dies geschah<br />

zum einen durch theoretische Unterstützung mit Literatur, zum anderen durch regelmäßiges<br />

Vorstellen der Zwischenergebnisse der Kleingruppen und dem sich daraus ergebenden Austausch innerhalb<br />

der gesamten Projektgruppe.<br />

Nach dem Abschluss des Projektes wurden die Ergebnisse sowohl an der Bertolt Brecht Schule als auch<br />

am Institut für Pädagogik der TU <strong>Darmstadt</strong> vorgestellt.<br />

Viel Spaß und hoffentlich anregende Erkenntnisse beim Lesen!<br />

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