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Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt

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hintergrund meist eher zu denjenigen, die ‚aussortiert' werden, die nicht einen der Plätze zugewiesen<br />

bekommen, die ein einfaches und gut gesichertes Leben ermöglichen. Wie geschieht dies und was lässt<br />

sich dagegen tun? Wird das Problem von Seiten der Lehrkräfte überhaupt wahrgenommen und wo<br />

wird aktiv dagegen vorgegangen? Oder gibt es Argumente und Verhaltensweisen, die dieses Ergebnis<br />

rechtfertigen sollen oder können?<br />

Wir haben unter anderem auch deshalb die Lehrkräfte befragt, weil diese ihre Institution Schule am<br />

besten kennen sollten. Sie wissen gut, was darin täglich abläuft. Dennoch: Eine neutrale Sicht auf sich<br />

selbst als Lehrkraft ist verständlicherweise psychologisch schwierig. Man verkörpert selbst die Institution,<br />

welche im Endeffekt offenbar dazu führt, dass es zu der beschriebenen ungleichen Verteilung von<br />

Abschlüssen kommt. Man hat doch aber nichts getan, was dies bewirkt hätte. Wer aber dann?<br />

3.2.1 Sprachprobleme<br />

Insgesamt bekamen wir nur von wenigen Lehrkräften konkrete Mechanismen der Diskriminierung genannt,<br />

an denen ihre eigene Berufsgruppe ursächlich beteiligt sein könnte.<br />

Wenn, dann kam hier der Verweis auf Sprachprobleme. Und auf die Notwendigkeit von Sprachförderunterricht,<br />

wie es ihn auch an der Brechtschule gibt. Meist allerdings wurde sogleich darauf hingewiesen,<br />

dass die Oberstufe nicht mehr dafür sorgen könne, diese Mängel aufzuarbeiten.<br />

„Dadurch, dass es ein Zentralabitur gibt ist das ein ganz ganz enger Rahmen, in dem die Kollegien lehrplanmäßig<br />

drinstecken. Natürlich trete ich jetzt nach unten weiter.“<br />

Zur Lösung dieses Problems müsse man also viel früher anfangen. Diese Aufgabe hätten vorwiegend<br />

Kindergarten und Grundschule, also der Staat. Vielleicht auch die Eltern. Also sei es auch kein Problem<br />

dieser Schule.<br />

Eine Lehrkraft wusste sehr wohl aus eigener Erfahrung in einer Mittelstufe um die deutliche Abnahme<br />

der Anzahl an Kindern mit Migrationshintergrund von der Förderstufe bis zur 10. Klasse Gymnasium.<br />

Sie selbst sah sich aber weder daran beteiligt, noch offensichtlich zuständig, dagegen anzugehen. Weder<br />

damals noch jetzt.<br />

Ein klarer Fall von Benachteiligung, wenn nicht Rassismus, liege nach Auskunft einer Lehrkraft in der<br />

aktuellen Legasthenie – Regel begründet. Wenn Schüler oder Schülerinnen, die starke Rechtschreibschwächen<br />

haben, jahrelang Notenschutz erhalten, dann wäre das gut für sie und solle Diskriminierung<br />

verhindern. Wer stelle aber diese Lese-Rechtschreibschwäche auf welcher Basis fest? Praktisch<br />

geschehe dies heutzutage eher über die Fehlerhäufigkeit als über besondere typische LRS - Fehler. Wer<br />

in den Genuss einer besonderen LRS - Förderung kommen wolle, müsse also besonders viele Fehler<br />

machen, müsse in einem Fach wie Mathematik gut sein und dürfe keinen Migrationshintergrund haben.<br />

Obgleich dies überspitzt formuliert ist, zeigt sich hier die praktische Schwierigkeit, das Fremdsprachproblem,<br />

so wie verlangt, von einem spezifischen Problem des allgemeinen Schriftspracherwerbs zu<br />

trennen. Die Regelung im Legasthenie – Erlass Hessen vom 18. Mai 2008 fordert ausdrücklich:<br />

„Bei Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Erstsprache und Schülerinnen und Schülern deutscher<br />

Herkunftssprache, deren Sprachentwicklung nicht altersgemäß ist, ist zu prüfen, ob ihre Schwierigkeiten<br />

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