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Abschlussbericht - Praxislabor - Technische Universität Darmstadt

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tergeben. Nicht zuletzt stellten wir die Frage danach, an welchen Stellen das Thema überhaupt vorkommt<br />

und in welcher Form es nach Ansicht der Lehrkräfte vorkommen sollte. Ein zweiter wichtiger<br />

Aspekt ist die Sicht auf die Schule als Institution, die völlig unpersönlich bestimmte diskriminierende<br />

Strukturen tradiert, ohne dass die Akteure sich dessen bewusst sein müssen, ja wahrscheinlich sogar<br />

oft gegen die Intention der darin arbeitenden Akteure. 41<br />

An vielen Stellen ist der Bericht eher ein Essay über das Thema als eine direkte Übersetzung dessen,<br />

was wir in den Gesprächen erfahren haben. Dennoch sind die Überlegungen, die wir am Ende dazu<br />

anstellen, was an konkreten Maßnahmen nützlich wäre, nicht nur geprägt von theoretischen Einsichten<br />

und der Literatur zum Thema, sondern ebenso von den Erfahrungen die wir in den Interviews und<br />

während der Präsentation unserer Ergebnisse an der Schule gewonnen haben.<br />

Zur Situation von Migranten und Migrantinnen an deutschen Schulen<br />

Als Hinführung an die Problematik der Schule und der offenen oder latent vorhandenen Diskriminierung<br />

werden zunächst einige Ergebnisse aus dem aktuellen Buch „Herkunftsbedingte Disparitäten im<br />

Bildungswesen“ zusammengestellt, die eindrucksvoll belegen, dass deutsche Schulen mit dem Thema<br />

Rassismus handfest verbunden sind. 42 Ergebnisse wie diese wurden auch in den Interviews verwendet,<br />

um den Lehrkräften die Motivation des Projekts zu illustrieren.<br />

Die PISA – Studien haben als ein auffälliges Ergebnis gezeigt, dass die Kompetenzen der Schüler/innen<br />

in Deutschland besonders stark von ihrer sozialen Herkunft abhängen. Es wäre schon auffällig genug,<br />

dass 15jährige Schüler/innen in Finnland im Mittel deutlich besser lesen können als vergleichbare<br />

deutsche Schüler/innen. Hinzu kommt aber, dass es dabei in Deutschland extrem viel ausmacht, welchen<br />

familiären Hintergrund ein Kind hat, wie gut es diese Fähigkeit erwerben wird oder nicht. Der<br />

sozioökonomische Hintergrund umfasst zunächst vor allem jene Dimension, die im ersten Kapitel unter<br />

dem Stichwort Klassenrassismus auftaucht. An diese Art Rassismus mag man zunächst nicht denken,<br />

wenn man das Wort Rassismus hört. Im Zusammenhang mit Schule ist es aber unvermeidlich, darauf<br />

hinzuweisen, dass auch hier eine prinzipielle Abwertung vorliegt. Indem Kinder aus Arbeiterfamilien in<br />

großem Umfang von der Möglichkeit höherer Bildung fernbleiben, werden sie von einem großen Teil<br />

ökonomischer Möglichkeiten ausgeschlossen. Die Studie fasst dies in Zahlen. Es gibt in Deutschland<br />

eine positive Korrelation zwischen dem sozioökonomischen Status einer Familie 43 und der Leistungsbeurteilung<br />

des/der Schülers/Schülerin. Dieser Zusammenhang ist in erster Näherung linear. In<br />

Deutschland ist die Steigung dieser Korrelation größer als in allen anderen untersuchten Ländern. Ändert<br />

sich der Status um eine Standardabweichung nach oben, dann steigt die Lesekompetenz (wie<br />

auch andere Kompetenzen) um fast 10 %. In Finnland sind es unter 4 %. Das liegt nicht (nur) daran,<br />

dass die Standardabweichungen und damit die Unterschiede in Deutschland besonders groß sind. Die<br />

neuen Bundesländer haben zwar kleinere Steigungen als die alten, sie bewegen sich aber nicht im Bereich<br />

von Finnland oder Schweden, sondern eher im Bereich von den USA und Großbritannien, die<br />

sich durch große Zuwanderungszahlen und sich daraus ergebender großer Heterogenität auszeichnen.<br />

44<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

vgl. Gomolla und Radtke, Institutionelle Diskriminierung, 2.Aufl. 2007<br />

Baumert, Stanat und Watermann, Wiesbaden, 2006<br />

Ausgedrückt durch den internationaler Index ISEI<br />

Watermann und Baumert, 2006<br />

20

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